"Mixed Methods Research - Erkenntnistheorie, Methodologie und Methodik" - Prof. Dr. Stefan König - PH Weingarten
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Prof. Dr. Stefan König „Mixed Methods Research – Erkenntnistheorie, Methodologie und Methodik“ Impulsvortrag beim dvs-Nachwuchs- Workshop am 16.09.2019 in Berlin Berlin, den12.11.2007 Balingen, 16.09.2019 Folie 1 Prof. Dr. S. König
Prof. Dr. Stefan König „Mixed Methods Research – Erkenntnistheorie, Methodologie und Methodik“ Impulsvortrag beim dvs-Nachwuchs- Workshop am 16.09.2019 in Berlin Berlin, den12.11.2007 Balingen, 16.09.2019 Folie 2 Prof. Dr. S. König
Vorbemerkungen Das Thema „Mixed Methods Research“ (MMR) … – … ist alles andere als neu, wurde sie doch bereits 1959 von Campbell und Fiske mit einer ersten Idee (Triangulation) umgesetzt, – … durchläuft eine steigende Publikationsfrequenz in den Sozial- und Verhaltenswissenschaften und – … erfährt eine zunehmende Organisation (MMIRA), aber – … polarisiert in verschiedenen „scientific communities“. Ziel des heutigen Vortrags ist deshalb, … – … verschiedene Ordnungs- und Qualitätskriterien vorzustellen, – … anhand zweier Studien mögliche Potenziale aufzuzeigen und – … Möglichkeiten und Grenzen einer MMR zu beleuchten. Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 3
Agenda Was ist und was will MMR? Einige grundsätzliche Informationen zu MMR Zwei Beispiele einer MMR Qualitätskriterien einer MMR Zusammenfassung & Diskussion Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 4
Was ist und was will MMR? Einige grundsätzliche Informationen zu MMR Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 5
Wo steht MMR im Kontext der sozial- und verhaltenswissenschaftlicher Forschung? Beschreiben (ordnen), Theorie- Subsumptiv erklären und vorhersagen prüfend Experiment gesellschaftl. Wirklichkeit Daten = Zahlen Quantitativ Qualitativ Daten = Worte Nachvollziehen Theorie- gesellschaftlicher Rekonstruktiv Wirklichkeit entwickelnd Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 6
???? Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 7
Definition MMR Current definition of MMR: – “MMR is the type of research in which a researcher or a team of researchers combines elements of qualitative and quantitative research approaches (e. g., use of qualitative and quantitative viewpoints, data collection, analysis, inference technique) for the broad purpose of breadth and depth of understanding and corroboration”. Type of research: – “A mixed methods study would involve mixing within a single study; a mixed method program would involve mixing within a program of research and the mixing might occur across a closely related set of studies”. From: Johnson, Onwuegbuzie & Turner (2007) Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 8
Methods-Strands Matrix Design Type Monostrand Designs Multistrand Designs Monomethod Monomethod monostrand Monomethod multistrand designs designs designs Traditional QUAN designs Parallel designs Traditional QUAL designs Sequential designs Mixed Quasi-mixed monostrand Mixed methods multistrand methods designs designs designs Monostrand conversion Parallel mixed designs design Sequential mixed designs Conversion mixed designs From: Teddlie & Tashakkori (2009) Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 9
Was MMR nicht ist … … eine theoriefreie Aneinanderreihung verschiedener Teilstudien, … ein belangloses Neben- oder Hintereinander mehrerer Teilstudien, … Ergebnisse, die nicht „gemixt“ werden sowie … ein „anything goes“. Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 10
… sondern MMR … erhebt und analysiert zur Beantwortung einer Forschungsfrage qualitative und quantitative Daten, … verwendet überzeugende und schlüssige (qual und quan) Methoden, … integriert Daten (z. B. verschmelzen, verbinden, einbetten), … implementiert spezifische MM-Designs, die gleichzeitige oder sequentielle Integration der Methoden (mit gleichem oder ungleichem Gewicht) vorsieht, … begründet sich durch Triangulation, Erklärung, Vertiefung, Ergänzung, … der Daten (rationales) und … ist erkenntnistheoretische fundiert. From: Creswell (2010) Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 11
Grundverständnis (Quelle: Teddlie & Tashakkori, 2009) Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 12
QUAL-MM-QUAN Continuum QUAL MIXED QUAN Postpositivsim Constructivism A B C D E Pragmatism From: Teddlie & Tashakkori, (2009) Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 13
Drei unterschiedliche Strömungen einer MMR MMR mit quantitativem Schwerpunkt • Postpositivistisches Erkenntnisinteresse • Qualitative Ansätze als „benefit“ im Sinne einer Vertiefung o. ä. MMR mit qualitativem Schwerpunkt • Konstruktivistisches Erkenntnisinteresse • Quantitative Ansätze als „benefit“ im Sinne einer Ordnung oder Strukturierung MMR mit „equal status“ • „Dialectical pluralism“ als Erkenntnisinteresse (Johnson, 2017) • Qual + quan erhöhen die Einsicht in Forschungsfragen nur in Kombination Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 14
1. Zwischenfazit Der Mixed Methods Approach wird als drittes Paradigma für die Sozial- und Verhaltenswissenschaften bezeichnet (vgl. Denscombe, 2008; Johnson & Onwuegbuzie, 2004). Mit Bezug auf die beiden klassischen Paradigmen, die als konstruktivistisch bzw. postpositivistisch bezeichnet werden, spricht die einschlägige Literatur von Pragmatismus, neuerdings von „dialectical pluralism“. MMR zeichnet sich durch drei Strömungen aus: – Quantitative-dominated MMR – Qualitative-dominated MMR – Equal-status MMR Mixed Methods Research ist von Multimethod Research abzugrenzen. Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 15
Mixed Methods Research: Zwei Beispiele Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 16
Basic Designs „Basic designs (Creswell, 2015b, S. 63) sind dadurch charakterisiert, dass sie die zentralen Untersuchungs- prinzipien repräsentieren und aus diesem Grund mehr oder weniger jedem MMD inhärent sind. Typischerweise werden unter diesem Etikett parallele und sequentielle Designs unterschieden, wobei die letzteren zusätzlich in explorative und explanative Ansätze unterteilt werden. Je nach Ansatz werden auch conversion designs, also Studien, bei denen die eine Datensorte in die jeweils andere transformiert (vgl. hierzu Kuckartz, 2014), zur Gruppe der grundlegenden Designs dazugezählt“. Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 17
Advanced Designs „Advanced designs sind sensu Creswell (2015b, S. 63) Untersuchungspläne, bei denen zu den grundlegenden Strukturen weitere Elemente hinzukommen. Derzeit hoch im Kurs stehen experimentelle Designs, Mehrebenen- Designs und ‚social justice designs‘, wobei letztere darauf abzielen, übergreifende gesellschaftliche Gerechtigkeitsthemen in MMDs einzubauen. Prinzipiell sind diesen advanced designs keine Grenzen gesetzt, auch wenn sie sich selbstverständlich an den Standards der sozialwissenschaftlichen Forschung anlehnen müssen“. Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 18
Basic vs. Advanced Designs in MMR (Creswell, 2015) Basic designs are the “core designs Advanced designs are designs in underlying all mixed methods studies” which “something is added to the (Creswell, 2015, p. 35) basic design” (Creswell, 2015, p. 42). Convergent Intervention design: design QUAL + QUAN Explanatory sequential Multilevel design: design QUAN qual Gewichtung kann auch anders gelagert sein Exploratory (Creswell, 2009) sequential Multistage design: design QUAL quan Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 19
Crossover Mixed Analyses (1) „Seit wenigen Jahren werden sogenannte crossover mixed analyses als ein erfolgversprechender Bereich für die weitere Entwicklung der MMR gesehen. Sie sind dadurch charakterisiert, dass ein qualitativer oder quantitativer Datensatz durch die zusätzliche Anwendung von Auswertungsverfahren, die im Normalfall mit dem jeweils anderen Paradigma in Zusammenhang gebracht wird, analysiert werden, um dadurch einen höheren Grad der Datenintegration zu erreichen als dies gewöhnlich der Fall sein kann; zu diesem Zweck sind zusätzliche Daten notwendig, die durch Datentransformation (vgl. hierzu Kuckartz, 2014) oder aber durch weitere Erhebungen (u. a. Schoonenboom, 2016) bereitgestellt werden können“. Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 20
Crossover Mixed Analyses (2) Within-tradition Analysis Between-tradition Analysis Quantitative Analyse von Qualitative Analyse von quantitativen Daten quantitativen Daten +/ oder Qualitative Analyse von Quantitative Analyse von qualitativen Daten qualitativen Daten => => Datenintegration or Meta- Höheres Maß an inference Datenintegration Noncrossover Mixed Analysis Crossover Mixed Analysis Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 21
Beispiel 1: „Ehrenamt im Sport“ – Eine QUAL quan-Studie – Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 23
Forschungsprojekt Mit Blick auf aktuelle Studien, aber auch auf Jahresberichte von Verbänden und Vereinen, zeigen sich folgende Probleme: – Es fehlen Ehrenamtliche für „Dauertätigkeiten“. – Demgegenüber scheinen sich Menschen in zeitlich begrenzten Projekten durchaus zu engagieren. – Insbesondere aber fehlen junge Leute (< 35) im Ehrenamt. Hieraus ergeben sich folgende Fragestellungen für die Thematik der Engagement-Förderung: – Was sind die Motive für Menschen, sich ehrenamtlich zu engagieren? – Ist ehrenamtliche Tätigkeit noch mit Familie, Beruf oder Ausbildung zu vereinbaren? – Was sind die Gründe für junge Leute, sich nicht mehr zu engagieren? – Sind Unterschiede zwischen verschiedenen Gruppen zu beobachten? Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 24
Informationen zur Studie Design: Mixed Methods Conversion (Teddlie & Tashakkori, 2009) Stichprobe: Purposive Sampling (Johnson & Christensen, 2014) Datenerhebung: Halbstrukturierte Leitfadeninterviews (Mayring, 2016) Datenanalyse QUAL: Qualitative Inhaltsanalyse nach Kuckartz (2016) Datenanalyse quan: Homogenitätsanalyse/ Korrespondenzanalyse (Bühl, 2012) Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König 25
Studiendesign Qualitativer Teil Quantitativer Teil Datenerhebung Halbstrukturierte Interviews Datenanalyse Qualitative Inhaltsanalyse (Kuckartz, 2014) Datentransformation Kategorien => Variablen (1 = genannt, 2 = nicht genannt) Datenanalyse Nicht-parametrische Verfahren Ergebnisse Kategorien Crossover: Optische Muster & Strukturen ( GTM) Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 26
Kategoriensystem Konkreter Anstoß zum Ehrenamt Motivation zum Ehrenamt Notwendige Kompetenzen für das Ehrenamt Fehlende Jugendliche – Gründe Fehlende Jugendliche – Lösungen Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 27
Quantifizieren – was ist das? Definition: Quantifizieren bezeichnet einen Prozess, bei dem verbalen Kategorien oder visuellen Darstellungen numerische Werte (Zahlen) zugeordnet werden (Sandelowski et al., 2009). Ziel: Das Quantifizieren von qualitativen Daten kann dazu dienen, vorliegende Ergebnisse besser, vertiefter oder differenzierter zu verstehen (Vogl, 2017). Problem: Solche Vorgänge sind nicht grundsätzlich transparent bzw. unstrittig (Love et al., 2005, p. 87). Konsequenz: Klare Regeln und Standardisierung des Prozesses. Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 28
Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 29
2. Zwischenfazit Im Rahmen eines inhaltsanalytischen Vorgehens konnte verschiedene Themen zur Problematik „Ehrenamt“ herausgearbeitet werden. Aufgrund deren Differenziertheit lag eine relativ unübersichtliche Ergebnislage vor. Eine Strukturierung dieser Kategorienvielfalt war durch den Einsatz quantitativer, nicht-parametrischer Verfahren möglich. Der spezifische Crossover-Ansatz besteht also darin, qualitative Kategorien durch Hinzunahme quantitativer Berechnungen zu strukturieren und Muster bzw. Unterschiede herauszuarbeiten. Eine vertiefte und strukturierte Sichtweise des Problems wird auf diese Weise möglich. Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 30
Beispiel 2: „Training im Schulsport“ – Eine QUAN + qual-Studie – Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 31
Forschungsprojekt Forschungskontext: Analyse trainingswissenschaftlicher Prozesse im Rahmen sportdidaktischer Forschung Forschungsfrage: „Führen intentionale und implizite Krafttrainingsprogramme im Sportunterricht zu messbaren Effekten bei Schüler*innen?“ Methode: – Datenerhebung mit sportmotorischen Tests (6 Krafttests) zu 3 MZP – Aufbereitung der Daten und Berechnen eines Gesamtscores mittels z-Transformation – Deskriptive und inferenzstatistische Auswertung Berlin, den Berlin, 16.09.2019 den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 32
Informationen zur Studie Leitfrage: Können im Schulsport Trainingseffekte generiert und gruppenspezifisch modelliert bzw. beschrieben und erklärt werden? Methode – Sportmotorische Tests (Kraft) zu drei MZPs mit n = 149 SchülerInnen der Sekundarstufe – 1. Auswertung mit einer Varianzanalyse mit Messwiederholung zum Vergleich von Trainingsmethoden – 2. Auswertung mit einem linearen Regressionsmodell auf 3 Ebenen und der Software HLM 7.1 (Raudenbush, 2011) zur Vorhersage von Effekten – Ergebnis: Geschlecht und Methode (explizit vs. implizit) in einem reziproken Verhältnis Interpretation durch statistische Koeffizienten nicht möglich Crossover: „Varianzaufklärung“ durch Leitfadeninterviews Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 33
Drei-Ebenen-Modell: Modellierung Level 3 Groups Group characteristics Robust individual Level 2 Individuali characteristics Level 1 P0 P0 …. Pn Level 3: Groups (Snijders & Bosker, 2010, p. 247) Level 2: Robust individual characteristics (Singer & Willett, 2003, pp. 57–63) Level 1: Measurement points (Luke, 2004, pp. 62–64) Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 34
Drei-Ebenen-Modell: Ergebnisse Standard Approx. Fixed Effect Coefficient t-ratio p-value error d.f. For INTRCPT1, π0 (Wert von Individuum i zum Zeitpunkt 0 [baseline]) For INTRCPT2, β00 (Durchschnittliches Eingangsniveau für Level 2 = 0 [weiblich]) INTRCPT3, γ000 -1.423216 0.203483 -6.994 4 0.002 METHODE, γ001 0.495575 0.290333 1.707 4 0.163 For GESCHLEC, β01 ( Unterschied bzgl. Eingangsniveau zwischen Geschlecht ) INTRCPT3, γ010 1.076207 0.134735 7.988 137
Varianzkomponenten auf Ebene 2 und 3 0.81 GESCHLEC = 1,METHODE = 0 GESCHLEC = 1,METHODE = 1 GESCHLEC = 2,METHODE = 0 0.48 GESCHLEC = 2,METHODE = 1 K R A FT 0.15 -0.18 Geschlecht: 1 = weiblich 2 = männlich Methode -0.50 0 0.50 1.00 1.50 2.00 0 = intentional ZEIT 1 = implizit Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 36
Kategorienbaum 1. Ordnung 2. Ordnung Schulsport Relevante Ziele Außer- schulischer Sport positiv Trainings- Intensität methode negativ Spaß Attraktivität Langeweile Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 37
3. Zwischenfazit Im Rahmen eines Mehrebenen-Regressionsmodells konnten unterschiedliche Trainingseffekte bei Mädchen und Jungen vorhergesagt werden, was auf die jeweils eingesetzte Trainings- methode zurückzuführen war. Eine Erklärung dieser Varianzen war nur durch den Einsatz qualitativer Verfahren möglich. Der spezifische Mixed Methods Ansatz besteht also darin, dass quantitative Daten durch Hinzunahme qualitativer Kategorien, die durch einen zusätzlichen Untersuchungsstrang herausgearbeitet wurden, erklärt und damit verstanden werden können. Eine präzisere, vertiefte und detailliertere Sichtweise des Problems wird auf diese Weise möglich. Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 38
Qualitätskriterien in der MMR Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 39
Qualitätskriterien in der MMR Primäre Dimensionen (7) – Purpose – Theoretical drive – Timing – Point of interface – Typological vs. constructed design – Planned vs. emergent design – Complexity Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 40
Timing (Creswell & Plano Clark, 2011, p. 81) ‚Timing‘ (auch ‚implementation‘ oder ‚sequence‘ genannt) bezieht sich auf das zeitliche Verhältnis der qualitativen und quantitativen Komponenten in einer Studie. Zu beachten ist, dass der Begriff sich häufig zunächst auf die Zeitpunkte bezieht, zu denen Daten erhoben werden. Entscheidend ist aber vielmehr, in welcher Reihenfolge Forschende die Daten innerhalb ihrer Studie nutzen. Optionen bzw. Schreibweise: – Concurrent timing: qual + quan – Sequential timing: (a) qual quan (b) quan qual Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 41
Weighting (Creswell & Plano Clark, 2011, p. 81) ‚Weighting‘ bezieht sich auf das „Gewicht“ bzw. die relative Bedeutung einer qualitativen oder quantitativen Teilstudie bei der Beantwortung der Forschungsfrage. Morgan (1998) bezeichnet dies auch als ‚priority decision‘, da es um die Entscheidung geht, welche Methode die größere Bedeutung erhält. Optionen: MMD ACHTUNG: Das „Gewicht“ einer Teilstudie wird durch Equal Unequal eine entsprechende weight weight Schreibweise ausgedrückt, Quantitative Qualitative z. B. QUAL vs. qual emphasis emphasis Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 42
Mixing ‚Mixing‘ bezieht sich auf die dritte prozedurale Überlegung eines MMD, nämlich die Frage, wie die Datensets zusammengebracht werden: Creswell & Plano Clark (2011) nennen drei übergeordnete Strategien: – Merging (‚verschmelzen‘): Die Datensätze werden integriert, indem sie während der Auswertung oder Interpretation integriert werden. – Embedding (‚einbetten‘): Ein Datensatz wird in den anderen eingebettet, z. B. bei Experimentaldesigns. – Connecting from data analysis to data collection: Die Analyse eines Datensatzes führt zur Datenerhebung der anderen Datensorte. Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 43
Theorizing (Creswell, 2009, p. 208) Eine weitere Überlegung bei der Konstruktion eines MMDs bezieht sich auf die theoretische Perspektive, die eine Studie leitet. Egal, ob es sich um eine sozial- bzw. verhaltens- wissenschaftliche Theorie oder eine andere theoretische Perspektive handelt, ist diese auch in einer MMS explizit darzustellen. Insofern sollte die Theorie zu Beginn skizziert und dargestellt werden und bei der Dateninterpretation wieder Bezug auf sie genommen werden. MMR sieht allerdings auch eine Theorientriangulation vor! Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 44
Zentrale Gütekriterien Anspruch an einen methodischen Rigor (Bryman, 2014). Die in monomethodischen Studien geforderte Transparenz in den Bereichen der Stichprobenziehung sowie der Datenerhebung, der Datenaufbereitung und -analyse gilt in gleichem Maße für eine MMR (Wisdom, 2012). Auch in der MMR ist eine konsequente Theorie-Empirie- Vernetzung zu leisten und zu begründen (Teddlie & Tashakkori, 2009). Als ein sehr zentraler Anspruch in der MMR ist die Begründung (rationale) für die Notwendigkeit des jeweiligen Vorgehens zu sehen (u. a. Bryman, 2014; Greene, 2007). Ebenfalls von Bedeutung ist der Anspruch der Integration, welcher eine separate Darstellung einzelner Teilstudien, also ein belangloses Neben- oder Nacheinander, verbietet (O‘Cathain et al., 2007). Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 45
Zentrale Gütekriterien Anspruch an einen methodischen Rigor (Bryman, 2014). Die in monomethodischen Studien geforderte Transparenz in den Bereichen der Stichprobenziehung sowie der Datenerhebung, der Datenaufbereitung und -analyse gilt in gleichem Maße für eine MMR (Wisdom, 2012). Auch in der MMR ist eine konsequente Theorie-Empirie- Vernetzung zu leisten und zu begründen (Teddlie & Tashakkori, 2009). Als ein sehr zentraler Anspruch in der MMR ist die Begründung (rationale) für die Notwendigkeit des jeweiligen Vorgehens zu sehen (u. a. Bryman, 2014; Greene, 2007). Ebenfalls von Bedeutung ist der Anspruch der Integration, welcher eine separate Darstellung einzelner Teilstudien, also ein belangloses Neben- oder Nacheinander, verbietet (O‘Cathain et al., 2007). Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 46
Zusammenfassung und Bewertung Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 47
Zusammenfassung: Take away messages Die MMR gilt als drittes Paradigma in den Sozial-, Verhaltens- und Gesellschaftswissenschaften. Mit Bezug auf die beiden klassischen Paradigmen, die als konstruktivistisch bzw. postpositivistisch bezeichnet werden, spricht die einschlägige Literatur diesbezüglich und aktuell von „dialectical pluralism“. Die MMR hat sich zu einem sehr variablen Forschungsansatz (Designs, Datenerhebung & -auswertung) entwickelt. Die MMR verbreitet sich seit 10 Jahren auch zunehmend institutionell (MMIRA, JMMR, IJMRA, …) Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 48
SWOT-Analyse (1) Strengths Weaknesses Forschung in den Sozial- Großer Aufwand wissenschaften hat häufig Generalisten-Spezialisten- komplexe Fragestellungen Problem => kein Erkenntnistheoretische Methodenmonismus Grundlage noch nicht Schwächen und „blinde ausgereift Flecken“ eines Zugangs werden ausgeglichen Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 53
SWOT-Analyse (2) Opportunities Threats Phänomene können „Überinklusivität“ besser, vertiefter, … (Sandelowski, 2016) verstanden werden. „Theory for everything Verknüpfung von [anything goes]“, d. h. Perspektiven (Blick durch keine trennscharfe verschiedene Brillen) sind Abgrenzung von anderen möglich. Paradigmen. Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 54
„Mapping the field“ of MMR (Creswell, 2009) Berlin, den 16.09.2019 Prof. Dr. S. König Folie 55
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. www.ph-weingarten.de Weingarten, Berlin, den 16.09.2019 den 07. JUli 2009 Prof. Dr. S. König Folie 56
Sie können auch lesen