OSLO PHILHARMONIC - NOVEMBER 2022 ELBPHILHARMONIE GROSSER SA AL
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Montag, 14. November 2022 | 20 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal Elbphilharmonie Abo 1 | 2. Konzert OSLO PHILHARMONIC SOL GABETTA VIOLONCELLO DIRIGENT KLAUS MÄKELÄ Dmitri Schostakowitsch (1906–1975) Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 Es-Dur op. 107 (1959) Allegretto Moderato Cadenza Allegro con moto ca. 30 Min. Pause Sinfonie Nr. 10 e-Moll op. 93 (1953) Moderato Allegro Allegretto Andante – Allegro ca. 50 Min. Mit Unterstützung der
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WILLKOMMEN Z ur Musik von Dmitri Schostakowitsch hat die Cellistin Sol Gabetta eine beson- dere Beziehung. Sein Erstes Cellokonzert spielt sie seit ihrem 15. Lebensjahr; es begleitete sie in vielen »wichtigen Momen- ten meiner Karriere«. Auch heute bringt sie das vor Energie sprühende Stück gemeinsam mit dem Oslo Philharmonic und dessen jungem Chefdirigenten Klaus Mäkelä auf die Bühne. Nach der Pause erklingt die aufwühlende Zehnte Sinfonie, die Schostakowitsch im Todesjahr des sowjetischen Diktators Josef Stalin schrieb. Gänsehaut-Musik, gespielt von einem der versiertesten Klangkörper für die Werke des russischen Komponisten.
DIE MUSIK M it welchem Gesichtsausdruck und welcher inneren Verfassung Dmi- tri Schostakowitsch wohl am 6. März 1953 die Zeitung Prawda auf- schlug? Das offizielle Organ der Kommunistischen Partei meldete den Tod Josef Stalins. Am Vortag habe das »Herz des Kampfgefährten und genialen Fortsetzers der Sache Lenins« zu schlagen aufgehört. Er werde »immer in den Herzen des sowjetischen Volkes und der gesamten progres- siven Menschheit« fortleben. Nun ja, vielleicht, aber sicher anders als hier gemeint. Für Schostako- witsch bedeutete das Ableben des Diktators eine Erlösung, eine Befreiung, einen Anflug von Morgenröte am bisher tiefschwarzen Horizont. Eigentlich war es ein Wunder, dass der Komponist überhaupt noch lebte. Zweimal war er heftig mit dem Sowjetregime aneinandergeraten. Zum ersten Mal 1936, als S talin höchstpersönlich eine Aufführung seiner Oper Lady Macbeth von Mzensk besucht und noch während der Vorstellung wutentbrannt verlassen hatte. Als »Chaos statt Musik« hatte die Prawda seine Partitur in der Folge gegeißelt. Die »Große Säuberung« fegte mit einer Welle von Verhaftungen und Exekutionen durchs Land, und er rechnete jede Sekunde damit, ins Ar- beitslager deportiert zu werden. Erst fünf Jahre später konnte er sich mit seiner heroischen »Leningrader« Sinfonie sein Ansehen zurückerkämpfen. Doch nach dem gewonnenen Krieg zog die Kommunistische Partei die Schrauben für Künstler noch einmal enger an. Literatur, Theater, Film und auch die Musik sollten ausschließlich den Staatszielen dienen. Gefragt wa- ren positiver Realismus und volksnahe Verständlichkeit. Schostakowitschs Neunte Sinfonie aus dem Jahr 1945, die eine große Siegesfeier konsequent verweigerte, kam dabei gar nicht gut weg. In einer Parteir esolution vom 10. Februar 1948 hieß es: »Es steht schlecht um die Sinfonie und die Oper. Besonders die Werke der Genossen Schostakowitsch, Prokofjew und anderer verraten formalistische und antidemokratische Tendenzen, die dem sowje tischen Volk und seinem künstlerischen Geschmack fremd sind. Zu den cha- Dmitri Schosta rakteristischen Eigenschaften einer solchen Musik gehören Atonalität, Dis- kowitsch sonanz und Disharmonie und eine Vorliebe für chaotische und neurotische (1963) Klangverbindungen, die die Musik in Kakophonie verwandeln.«
In der Folge verlor Schostakowitsch nicht nur Kompositionsaufträge und Auf- trittsmöglichkeiten, sondern auch seine beiden Professuren an den Konser- vatorien in Moskau und Leningrad. Moralisch, künstlerisch und auch finan- ziell stand er am Rande des Abgrunds. Selbst sein gerade zehnjähriger Sohn Maxim musste die Musik seines Vaters bei einer Prüfung an der Musikschule verdammen. Wie nun reagieren? 20 Jahre später gab Schostakowitsch einem jungen Kollegen einen zynischen Tipp fürs Leben: »Wenn man dich auf Befehl des ›Großen Führers und Lehrers‹ von oben bis unten mit Schmutz übergießt, wage ja nicht, dich zu säubern. Verbeuge dich und bedanke dich! Es wird so- wieso niemand deinen feindlichen Ansichten Beachtung schenken. Du kannst dich nicht einmal bei deinen Freunden aussprechen, denn unter diesen trau- rigen Umständen hast du gar keine Freunde mehr.« Im Rahmen des Ersten Kongresses Sowjetischer Komponisten 1948 kroch Schostakowitsch also demonstrativ zu Kreuze: »Auch wenn es mir schwer fiel, die Verurteilung meiner Musik anzuhören, so weiß ich, dass die Partei recht hat und dass es Dmitri Schostakowitsch liest die Prawda meine Aufgabe ist, Wege zu suchen und zu fin- den, die mich zum sozialistischen, realistischen und volksnahen Schaffen führen. Ich soll und will einen Weg zum Herzen des Volkes finden.« Was für ein Lippenbekenntnis! In Wahrheit geriet der Komponist in eine tiefe Sinnkrise. Aus Angst vor dem Gulag ließ er sich fortan als Aushängeschild sowjetischer Kultur benutzen, trug vorgeschrie- bene Reden mechanisch vor und schmeichelte der Regierung mit Stücken wie dem Oratorium Das Lied von den Wäldern, einer platten Lobhude- lei über Stalins Aufforstungspläne. Was ihm wirk- lich am Herzen lag, verschwand in der Schublade. Schostakowitsch ging in die innere Emigration. Erst mit Stalins Tod 1953 schien ein Ende der Repressalien und die Rückkehr ins Musikleben möglich.
DIE MUSIK Dmitri Schostakowitsch (links) und der Cellist Mstislaw Rostropowitsch VIRTUOSER WITZ: KONZERT FÜR VIOLONCELLO UND ORCHESTER NR. 1 Sprung ins Jahr 1959: ein schicksalhaftes für Dmitri Schostakowitsch. Nach- dem seine erste Frau 1955 gestorben war, ließ er sich rasch auf eine neue Ehe ein, die aber scheiterte. Zudem wurde er mit der Diagnose einer letztlich tod- bringenden Krankheit konfrontiert. In dieser Situation, auf den Auszug seiner Frau aus der gemeinsamen Wohnung wartend, schrieb er sein Erstes Cello- konzert. Wie fast immer in Schostakowitschs Leben standen privates Schick- sal und Katastrophen scheinbar diametral zur Kompositionskraft. Sein Le- benselixier war sein Werk. Die Anregung zu dem Konzert stammte aus zwei Quellen. Schostako- witschs Kollege Sergej Prokofjew hatte ein Cellokonzert geschrieben und es dem größten Cellisten seiner Zeit gewidmet, Mstislaw Rostropowitsch. Für diesen Künstler komponierte nun auch Schostakowitsch sein Konzert und bil- dete darin die theatrale Gestik, den Witz und die spielerische Überredungs- kraft dieses Menschen ab: ein Werk für einen speziellen Musiker und zugleich für alle folgenden Generationen von Cellistinnen und Cellisten. Dass Rostro-
powitsch in der 1940er Jahren Kompositionsschüler von Schostakowitsch gewesen war, knüpfte das Band zwischen Komponist und Widmungsträger noch enger. »1996. Jedes Mal, wenn ich die Partitur des Cellokonzerts hervor- Das Konzert ist, wie das Gesamtwerk von Schosta- hole, sehe ich diese Jahreszahl. kowitsch, ein permanenter Widerstreit zwischen Gro- Damals, mit 15 Jahren, habe ich teske, Komik und böser Satire, tiefem Ernst und Tra- das Stück zum ersten Mal für einen gik. Schostakowitschs Erfolg beruht darauf, dass es Wettbewerb einstudiert. Seitdem ihm wie keinem Zweiten im 20. Jahrhundert gelang, habe ich es zu allen möglichen Gelegenheiten aufgeführt. Man kann den Schrecken der Realität, die Fratzenhaftigkeit des viel gewinnen damit: Es ist positiv, menschlichen Charakters mit der Lebensfreude und auch wenn manches Dunkle darin dem intellektuellen Witz derselben Kreatur zu kon- vorkommt. Die Kunst dabei ist, die frontieren. Seine Musik spiegelt die Natur des Men- Balance zwischen Aggressivität und schen in ihrer Komplexität und Unerklärlichkeit. Zerbrechlichkeit zu finden. Jedes Mal versuche ich etwas Neues – manch- Im Cellokonzert überwiegen die virtuos-witzigen mal verändere ich nur zwei Takte. Seiten. Der erste Satz ist eine einzige Burleske, ein Aber zu tun bleibt immer etwas.« Virtuosenstück voller Spielfreude. Das folgende Mo- Sol Gabetta derato im Schreittanzstil ist ernsthafter. Ein russi- scher Volksliedton und Trauerweisen beherrschen den Charakter, bis ein Paukenschlag die Stimmung abrupt auflöst. Schlagartig ändert sich der Charak- ter: Flageolett-Töne des Solocellos, der geister- hafte Klang der Celesta – alles rückt fort von der Realität. Die Kadenz stellte Schostakowitsch bewusst als einzelnen Satz dar: In der Cello-Partie ballt sich der gesamte Ausdrucksgehalt des Werkes. Von Trauertönen und Ernst bis zu karnevalesker Ausgelassenheit und überdrehter Spielfreude. Im letz- ten Satz gelingt Schostakowitsch die Synthese dieser vielgestaltigen Cha- raktere, als Dialog repräsentiert von Solocello und Horn bis zur Apotheose. Im Zentrum des gesamten Werkes steht eine Viertonfolge, die das Cello präsentiert und die im Verlauf des ersten Satzes mehrfach virtuos vom Solo- Horn beantwortet wird. Es sind die Noten C-H-Es-D, alle gehören zu Schos- takowitschs Initialen, nur im Gegensatz zur achten und zehnten Sinfonie in vertauschter Reihenfolge – ein Witz, der sich nur bei genauem Hinhören (und vor allem -sehen in die Partitur) erschließt. Kurz: Dieses Cellokonzert gehört zu den einprägsamsten und größten Solokonzerten des 20. Jahrhunderts.
DIE MUSIK ENDLICH: SINFONIE NR. 10 Zurück ins Jahr 1953, als mit dem Tod des sowjetischen Dik- tators Josef Stalin eine Phase des »Tauwetters« für Dmi- tri Schostakowitsch einsetzte, eine Zeit der internationalen Würdigungen und Auslandsreisen. So erhielt er den Interna- tionalen Friedenspreis und wurde Ehrenmitglied der Schwe- dischen Königlichen Musikakademie. Innerhalb weniger Mo- nate stellte er außerdem seine Zehnte Sinfonie fertig; Ende des Jahres erfolgte die Uraufführung. Hier keinen Zusam- menhang herzustellen und in der Musik zu suchen fällt schwer – auch wenn der Komponist wie immer jedweden außermusikalischen Bezug sicherheitshalber weit von sich wies. Immerhin blieben die Leitlinien des sozialistischen Re- alismus vorerst in Kraft und Stalins Kulturkommissars-Blut- hund Andrej Schdanow in Amt und Würden. Der erste Satz ließe sich jedenfalls als eine Art Psycho- gramm eines getriebenen Künstlers verstehen. Mit etwa 20 Minuten Spielzeit nimmt er fast die Hälfte der gesamten Sinfonie ein. Düstere, vergrübelte Klänge dominieren, die Irgendwie fehl am Platz: Dmitri Schostakowitsch (mit Brille) auf der Friedenskonferenz 1949 in New York
FAST LANEJUNGE SPITZENMUSIKER:INNEN AUF DER ÜBERHOLSPUR 14.12.2022 EMA NIKOLOVSKA, MEZZOSOPRAN 19.02.2023 SIMPLY QUARTET 20.03.2023 ALEXANDRE KANTOROW, KLAVIER 19.04.2023 MARIA IOUDENITCH / SEBASTIAN FRITSCH / AARON PILSAN ELBPHILHARMONIE © giraffentoast KLEINER SAAL ELPHI.ME / FASTLANE
DIE MUSIK sich auf verschlungenen Wegen entwickeln und zu schmerz- haften Höhepunkten steigern. Keine leichte Kost. 1979 ver- öffentlichte der Musikwissenschaftler Salomon Wolkow die posthumen Memoiren des Dmitri Schostakowitsch, deren Echtheit umstritten ist, durch die Kritik von sowjet ischer Seite aber eher bestärkt wird. Ihnen zufolge ist der zweite Satz ein »grob umrissenes musikalisches Porträt von Josef Stalin«. Angesichts der brutalen Tonsprache, vorangetrie- ben durch die kriegerische Marschtrommel, erscheint dies durchaus plausibel. Im dritten Satz greift Schostakowitsch einmal mehr auf eine Technik zurück, die er zur Übermittlung notgedrungen subversiver Botschaften oft nutzte: Ton-Chiffren. Seine Ini Am 5. März 1953 starb auch Dmitri tialen codierte er etwa mit der Tonfolge D-Es-C-H – wobei Schostakowitschs geschätzter es hier einige Zeit dauert, bevor sie in der richtigen Reihen- Kollege Sergej Prokofjew, der folge erklingen. Außerdem verewigte er seine damalige An- ebenfalls oft mit dem Regime gebetete, seine aserbaidschanischen Kompositionsschüle- im Clinch lag. Wegen Stalins Omnipräsenz ging seine Todes- rin Elmira Nezirova, mit Hornrufen der deutsch-italienischen anzeige allerdings völlig unter; Kombination E-La-Mi-Re-A. Ohne Partitur ist sie kaum her- es dauerte noch Wochen, bis sich auszuhören, doch gegen Ende des Satzes kommen sich die die Nachricht in der Musikwelt beiden Motive tatsächlich näher ... herumsprach. Das Finale beginnt noch einmal mit dem bedächtigen Ges- tus des Kopfs atzes, bricht dann aber in die hysterische Rase- rei des Stalin-Satzes aus. Erst ein mächtiges D-Es-C-H kann dem Toben Einhalt gebieten und auch in der folgenden Phase der Unsicherheit trotzen. Dann wagen sich Klarinette und Fa- gott mit fröhlicher Tanzmusik aus der Deckung, und in einer Art Kraftakt wenden Schostakowitschs Initialen die Sinfo- nie endlich nach Dur und ihrem fulminanten Schlussspurt entgegen. Die Zehnte sei »durchdrungen vom festen Glauben an den Sieg der lichten, lebensbejahenden Kräfte«, berichtete die li- nientreue Zeitschrift Die sowjetische Musik nach der Urauf- führung. Schostakowitsch hätte wohl nicht widersprochen. Und es doch ganz anders gemeint. CLEMENS MATUSCHEK / ULRICH SCHARDT
BIOGR AFIEN KLAUS MÄKELÄ DIRIGENT »Erfrischend klar, unsentimental, elastisch, flexibel, voll Freude an der sti- listischen Vielfalt der Musik und unbedingt seinen Musikern zugewandt« – so lobte jüngst die Süddeutsche Zeitung den Finnen Klaus Mäkelä. Mit 26 Jahren ist er bereits Chefdirigent zweier bedeutender Orchester, des Oslo Philhar- monic und des Orchestre de Paris. Seit August ist er zudem künstlerischer Partner des Concertgebouworkest. Das Amsterdamer Orchester hat ihn als neuen Chefdirgenten auserwählt – ein Amt, das er mit Beginn der Saison 2027/28 antreten wird. Für Klaus Mäkelä ist es bereits die dritte Saison als Musikdirektor des Oslo Philharmonic. Mit dem Orchester stellte er ein kontrastreiches Pro- gramm zusammen, das von Barockkomponisten wie Jean-Baptiste Lully und Pietro Locatelli über das 19. und 20. Jahrhundert mit Werken von Gustav Mahler und Alban Berg bis hin zu Zeitgenossinnen wie Anna Thorvaldsdot- tir reicht. Mit dem heutigen Konzert beginnt die zweite gemeinsame Europa- Tournee von Dirigent und Orchester, die sie unter anderem in den Koningin Elisabethzaal in Antwerpen und ans Wiener Konzerthaus führt. Als Gastdirigent leitete Klaus Mäkelä weitere bedeutende Or- chester wie das Cleveland Orchestra und das Chicago Symphony Orchestra. In der aktuellen Spielzeit gibt er zudem sein Debüt Übrigens: Am 18. und 19. beim New York Philharmonic, bei den Berliner Philharmonikern März 2023 kehrt Klaus und beim Gewandhausorchester Leipzig. Gemeinsam mit dem Mäkelä zurück in die Oslo Philharmonic verwirklichte er eine Gesamtaufnahme aller Elbphilharmonie – dies- sieben Sinfonien des finnischen Komponisten Jean Sibelius, die mal mit seinem anderen Spitzenklangkörper, dem in der Fachpresse hoch gelobt wurde. Orchestre de Paris, und 1996 in eine Musikerfamilie geboren, studierte Klaus Mäkelä Werken von Jean Sibelius, Dirigieren und Violoncello an der Sibelius Akademie in seiner Gustav Mahler, Hector Heimatstadt Helsinki. Auch als Solist feierte er Erfolge und mu- Berlioz und Mark Andre. sizierte mit zahlreichen Orchestern seines Heimatlandes sowie als Kammermusiker beim Verbier Festival.
BIOGR A FIEN SOL GABETTA VIOLONCELLO »Das Cello fühlte sich sofort vertraut an«, erinnerte sich Sol Gabetta im In- terview mit dem Guardian an ihre erste Begegnung mit dem Instrument als Vierjährige. Die argentinische Cellistin spielt auf den großen Bühnen der Welt wie der Wigmore Hall in London, dem New Yorker Lincoln Center und der Or- chard Hall in Tokio. »Artist in Residence« war sie zuletzt bei Radio France, bei der Sächsischen Staatskapelle Dresden und den Bamberger Symphonikern. Zu den jüngsten Höhepunkten gehörten unter anderem die Eröffnung der BBC Proms Japan 2022 mit dem BBC Symphony Orchestra unter Dalia Sta- sevska sowie Sol Gabettas Auftritt als »Artist étoile« beim Lucerne Festival mit den Wiener Philharmonikern unter der Leitung von Franz Welser-Möst. Als Kammermusikerin tritt sie regelmäßig mit dem Pianisten Bertrand Cha- mayou sowie im Trio mit der Geigerin Isabelle Faust und dem Pianisten Ale- xander Melnikov auf. Ihre umfangreiche Diskografie erweiterte Sol Gabetta zuletzt mit dem Album Sol & Pat (2021), das die seit mehr als zwei Jahrzehnten währende Freundschaft und Zusammenarbeit mit der Violinistin Patricia Kopatchins- kaja feiert – mit zeitgenössischer und Barockmusik gleichermaßen. Für ihre Einspielung von Robert Schumanns Cellokonzert mit dem Kammerorches- ter Basel unter der Leitung von Bertrand Chamayou erhielt Sol Gabetta den Opus Klassik 2019 als »Instrumentalistin des Jahres«. Zu Beginn der laufen- den Spielzeit wurde sie zudem mit dem European Culture Prize ausgezeich- net sowie 2018 mit dem Herbert-von-Karajan-Preis der Salzburger Oster- festspiele, wo sie gemeinsam mit der Staatskapelle Dresden und Christian Thielemann auftrat. Sol Gabetta spielt verschiedene Instrumente italienischer Meister aus dem frühen 18. Jahrhundert. Darunter ein Cello von Matteo Goffriller von 1730, be- reitgestellt vom Atelier Cels Paris, sowie seit 2020 das berühmte »Bonamy Dobrée-Suggia« von Antonio Stradivari von 1717 als großzügige Leihgabe der Stradivari-Stiftung Habisreutinger.
OSLO PHILHARMONIC 1919 wurde das Oslo Philharmonic gegründet, damals noch unter dem Na- men »Orchester der Philharmonischen Gesellschaft«. Zu seinem Eröffnungs- konzert erschienen König Haakon VII. und Queen Maud. Schnell entwickelte sich das Ensemble zum Kraftzentrum der norwegischen Musikszene: Be- reits 1921 dirigierte der Komponist Jean Sibelius hier einige seiner Werke. Im selben Jahr leitete der ungarische Dirigent Arthur Nikisch eine Konzert- reihe mit sämtlichen Sinfonien Ludwig van Beethovens. In den darauffolgen- den Jahrzehnten etablierte sich der Klangkörper als eines der bedeutenden internationalen Orchester. Zu seinen Chefdirigenten gehörten Legenden wie Herbert Blomstedt, Mariss Jansons und André Previn. Im August 2020 eröffnete das Oslo Philharmonic seine 101. Spielzeit mit seinem neuen Chefdirigenten Klaus Mäkelä. Schon bei dessen Orchester debüt zwei Jahre zuvor war die gegenseitige Sympathie offensichtlich gewe- sen. 2022 gaben Mäkelä und das Oslo Philharmonic die ersten gemeinsamen internationalen Konzerte, etwa in Paris und London. Begleitet von begeis- terten Kritiken, wurde das Orchester für den Gramophone Classical Music
BIOGR A FIEN Award als »Orchester des Jahres« nominiert. Die aktuelle Saison begann – gemeinsam mit Mäkelä und der Pianistin Yuja Wang – mit einem Gastspiel bei den BBC Proms in der Londoner Royal Albert Hall. Die Einspielung aller Sinfonien Sibelius’ war das erste ge- meinsame Projekt des Oslo Philharmonic und seines neuen Chefdirigenten. »Ein elektrisierender Triumph«, nannte das BBC Music Magazine die Gesamtaufnahme und erklärte die Einspielung zum »Album des Monats«. Während der Pandemie organisierte das Orchester mit der Konzertreihe Mellomspill seinen digitalen Auftritt neu – mit großem Erfolg sowohl auf Youtube als auch in den sozia- len Medien. Das so entstandene Aufführungsarchiv von Auf- tritten mit Klaus Mäkelä und Gastkünstlern wurde mit dem Norwegian Audience Development Innovation Award 2021 ausgezeichnet.
VIOLINE I VIOLA Elise Båtnes Catherine Bullock-Bukkøy Pauls Ezergailis Eivind Ringstad André Orvik Anders Rensvik Eileen Siegel Birgitta J. Halbakken Jørn Halbakken Elisabeth Lund Tomter Øyvind Fossheim Stig Ove Ose Alyson Read Cecilia Wilder Per Sæmund Bjørkum Arthur Bedouelle Arve Moen Bergset Pål Solbakk Guro Asheim Nanna Ikutomi Sørli Brage Sæbø Arvid Resare Silje Haugan Øystein Torp Amanda Håøy Horn Emilie Norum Gudim VIOLONCELLO Emilie Benedicte Haagenrud Louisa Tuck Mons Michael Tommessen Frida Fredrikke Waaler Wærvågen Katharina Hager-Saltnes VIOLINE II Bjørn Solum Edvard Erdal Hans Josef Groh Dagny Bakken Cecilia Götestam Vegard Johnsen Kari Ravnan Svein Skretting Johannes Martens Arne Jørgen Øian Inga Byrkjeland Niels Aschehoug Erlend Habbestad Marit Egenes Ragnar Heyerdahl KONTRABASS Hans Morten Stensland Kenneth Ryland Baard Winther Andersen Glenn Lewis Gordon Ingeborg Fimreite Cécile-Laure Kouassi Aleksandre Khatiskatsi Kjetil Sandum Aslak Juva Steinar Børmer Emil Huckle-Kleve Danijel Petrovic Erlend Skei Mathias Valseth
BESE TZUNG FLÖTE POSAUNE Ting-Wei Chen Audun Breen Tom Ottar Andreassen Terje Midtgård Trond Magne Brekka Thorbjørn Lønmo Linn Cecilie Aasvik BASSPOSAUNE OBOE Calre Farr David F. Strunck Takuya Takashima TUBA Min Hua Chiu Frode Amundsen Sigurd Greve PAUKEN KLARINETTE Tom Vissgren Leif Arne Tangen Pedersen Manuel Hofstätter Fredrik Fors Pierre Xhonneux SCHLAGWERK Ingvill Hafskjold Christian Michael Berg Terje Viken FAGOTT Heming Valebjørg David Seidel Kari Foss CELESTA Frode Cato Carlsen Gonzalo Moreno Linn Cecilie Ringstad HORN Inger Besserudhagen Hongpark Kim Jan Olav Martinsen Kjell Adel Lundstrøm Abel Perez Armas James Patterson TROMPETE Brynjar Kolbergsrud Axel Sjöstedt Jonas Haltia
TIPP UNTER GEWALTHERRSCHAFT Mehr noch als in den Sinfonien, die der offiziellen Sowjet- Linie zu folgen hatten, spiegelt sich Dmitri Schostakowitschs vielschichtige Persönlichkeit in seinen Streichquartetten: ein überwältigender Kosmos, für den man sich keine berufene- ren Interpreten vorstellen könnte als die Musiker vom Jeru- salem Quartet (Foto): Drei von ihnen wuchsen selbst in der Sowjetunion auf; ihre Schostakowitsch-Alben sind preisge- krönt. Im Januar spielen sie – neben Schostakowitschs zehn- tem Quartett – Werke von Béla Bartók und Sergej Prokofjew. 21.1.2023 | 19:30 Uhr | Elbphilharmonie Kleiner Saal Es ist nicht gestattet, während des Konzerts zu filmen oder zu fotografieren. IMPRESSUM Herausgeber: HamburgMusik gGmbH Geschäftsführung: Christoph Lieben-Seutter (Generalintendant), Jochen Margedant Redaktion: Clemens Matuschek, Simon Chlosta, Laura Etspüler, François Kremer, Julika von Werder, Dominik Bach, Juliane Weigel-Krämer, Janna Heider, Nina van Ryn Lektorat: Reinhard Helling Gestaltung: breeder design Druck: Flyer-Druck.de Gedruckt auf FSC-zertifiziertem Papier Anzeigen: Antje Sievert, +49 40 450 698 03, antje.sievert@kultur-anzeigen.com BILDNACHWEIS Dmitri Schostakowitsch, 1963 (Ariola); Dmitri Schostakowitsch liest Prawda, 1965 (Ull- stein); Dmitri Schostakowitsch und der Cellist Mstislaw Rostropowitsch (unbezeichnet); Dmitri Schostakowitsch auf der Friedenskonferenz 1949 in New York (Süddeutsche Zeitung); Klaus Mäkelä (Jérôme Bonnet); Sol Gabetta (Julia Wesely); Oslo Philharmonic (Marco Borggreve); Jerusalem Quartet (Felix Broede)
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