KYIV SYMPHONY 1.5.2022 - Elbphilharmonie

 
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KYIV SYMPHONY 1.5.2022 - Elbphilharmonie
K YIV SYMPHONY
                               ORCHESTR A
                                   1.5. 2022

W W W. M U S I K F E S T- H A M B U R G . D E
KYIV SYMPHONY 1.5.2022 - Elbphilharmonie
MODERNE KULTUR IN
          EINZIGARTIGER GESTALT.

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                   Julius Bär ist Principal Sponsor
                   der Elbphilharmonie Hamburg.

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KYIV SYMPHONY 1.5.2022 - Elbphilharmonie
Sonntag, 1. Mai 2022 | 19:30 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal

INTERNATIONALES MUSIKFEST HAMBURG
KYIV SYMPHONY ORCHESTRA
ALEKSEY SEMENENKO VIOLINE
DIRIGENT LUIGI GAGGERO

Maxim Beresowski (ca. 1745–1777)
Sinfonie Nr. 1 C-Dur (ca. 1771)
Allegro molto
Andante
Presto
ca. 10 Min.

Ernest Chausson (1855–1899)
Poème für Violine und Orchester op. 25 (1896)
ca. 20 Min.

Myroslaw Skoryk (1938–2020)
Melodie für Violine und Orchester a-Moll (1982)
ca. 5 Min.

Pause

Borys Ljatoschynskyj (1895–1968)
Sinfonie Nr. 3 op. 50 (1951)
Andante maestoso
Andante con moto
Allegro feroce
Allegro risoluto
ca. 45 Min.

In Zusammenarbeit mit der Stiftung Elbphilharmonie
Gefördert durch die Martha Pulvermacher Stiftung,
die Deutsche Giganetz GmbH und einen anonymen Stifter
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Es ist das Besondere,
das Wellen schlägt.

    Der offizielle Weinpartner
      der Elbphilharmonie

                                   Mehr Infos unter:
                                 hawesko.de/elphi
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WILLKOMMEN

D   ass das Kyiv Symphony Orchestra
    heute in der Elbphilharmonie spielen
kann, grenzt an ein Wunder. Denn wie
so viele Kulturinstitutionen in der Ukraine
ist es durch den Krieg massiv in seiner
Existenz bedroht. Das heutige Benefiz-
konzert zum Abschluss einer einwöchigen
Tournee trägt nicht nur zum Erhalt des
Orchesters bei. Es setzt vor allem ein
Zeichen für die Bedeutung ukrainischer
Musik im internationalen Kultur­leben.

Die Erlöse des Konzertes kommen der Ukrainehilfe Hamburg
sowie dem Kyiv Symphony Orchestra zugute.
Spenden können auch direkt getätigt werden:

Ukrainehilfe Hamburg
Empfänger: BürgerStiftung Hamburg
IBAN: DE93 2005 0550 1011 1213 14
BIC: HASPDEHHXXX
Kreditinstitut: Hamburger Sparkasse

Kyiv Symphony Orchestra
Empfänger: Stiftung Elbphilharmonie
Verwendungszweck: Kyiv Symphony Orchestra
IBAN: DE13 5142 0300 6104 5824 00
BIC: BAERDEF1XXX
Kreditinstitut: Bank Julius Bär Deutschland AG
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DIE MUSIK

(OHN)MACHT
DER KUNST?
Zu den Werken des heutigen Abends

Am 24. Februar 2022 geschah in Europa, was für Jahrzehnte undenkbar war:
Eine friedliche Nation wurde von einem Nachbarland überfallen, dessen Füh-
rungselite als Bedrohung empfindet, was die westliche Welt als Grundfeste
ihres Wertgefüges versteht: Freiheit. Seither sind Zehntausende getötet wor-
den und Millionen auf der Flucht. Und der Krieg dauert mit unverminderter
Heftigkeit an.
   Exakt vier Wochen nach dem Überfall veröffentlicht Die Zeit eine Bankrott­
erklärung, verfasst von dem Literaten Maxim Biller. »Alles war umsonst!«,
schreibt er. Kein einziger Text habe verhindern können, was nun passiert –
so wie bereits kein Roman Auschwitz, keine Novelle die sowjetischen Gulags
abwehren konnte. »Ich will kein Schriftsteller mehr sein, ich will nie wieder
einen Roman oder ein Buch mit Erzählungen veröffentlichen, weil ich keinen
Sinn darin sehe, aus Wirklichkeit Fiktion zu machen, die hinterher in die Wirk-
lichkeit zurückkehrt und die Menschen für ein paar Momente klüger und ab
und zu sogar besser macht.« Er habe gehofft, schreibt Biller, wer seine Er-
zählungen lese, werde sich »bei der nächsten Gelegenheit dreimal über­legen,
ob er ein Schwächling und Schwein sein will oder nicht.« Nun müsse er sich
eingestehen, dass seine Worte die Täter nie erreichen und den Opfern nicht
mehr helfen könnten.
   Eine erschütternde Analyse über das (Un-)Vermögen von Literatur. Wenn
aber schon das Wort seine Machtlosigkeit angesichts solch monströser, un-
vorstellbarer und völlig sinnloser Grausamkeiten erkennt, muss da nicht die
Musik noch weit stärker resignieren? Was kann sie bewirken in ihrer buch-
stäblichen Sprachlosigkeit?
   Der Dirigent Bruno Walter fand in seinem Artikel About War and Music, den
er 1941 im amerikanischen Exil in Klaus Manns Zeitschrift Decision – A Review
of Free Culture veröffentlichte, eine Antwort darauf: »Ich wollte mir darüber
klar werden, ob heute, da die Schlacht um Menschlichkeit geschlagen ist, die
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Szene aus dem Film »Donbass« des ukrainischen Regisseurs Sergei Loznitsa,
                           ausgezeichnet bei den den Filmfestspielen von Cannes 2018

Musik die Bedeutung von früher behalten darf. Und ich begann zu verstehen,
dass Musik keine Flucht vor weltlichen Dingen bedeutet; sie kann tatsächlich
eine aktive Rolle dabei spielen, zu kultivieren, was unserem Leben Sinn gibt,
was unsere Zukunft nach dem Krieg sicherstellt, was der höchste Dienst an
einer guten Sache ist. Die Stimme der Musik kann denen, die sie hören, eine
Botschaft der Hoffnung übermitteln.«
   Eine andere Antwort kann heißen: Musik ist Identität. Sie illustriert Ge-
schichte, belegt Geschichte. Auch wenn ihr die Worte fehlen, ist Musik Zeit-
zeugin. Sie bleibt als immaterielles Gut erhalten, auch wenn brutale Gewalt
alles andere ausgelöscht hat. »Irgendwann ist der Krieg vorbei«, zitiert Biller
in seinem restlos pessimistischen Beitrag den russischen Exilschriftsteller
und schonungslosen Russlandkritiker Michail Schischkin: »Und dann? Was
tut man mit diesem Hass, mit diesem Schmerz des Krieges? Wie kann man
das überwinden? Das kann nur die Kultur.«
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SINFONISCHER VORREITER:
MAXIM BERESOWSKI

Auch die Musik ist Teil jenes kulturellen Gedächtnisses, das
Geschichten aus der Gegenwart und Vergangenheit von Kul-
turnationen bewahrt. Etwa jene von Maxim Beresowski, der
Beispiel gibt, wie vernetzt das Kulturleben Europas bereits
im 18. Jahrhundert war. Über seine Herkunft weiß man we-
nig, selbst sein Geburtstag ist unbekannt. Irgendwann in den
frühen 1740er Jahren kommt er wohl in Hluchiw in der nord-
ukrainischen Oblast Sumy zur Welt. Ein Denkmal ehrt dort
den mutmaßlichen Sohn der Stadt. Vermutlich erhält Bere-
sowski seine erste musikalische Ausbildung in seiner Hei-
matstadt und setzt sie in Kiew fort, bevor er als Sänger in
den Dienst des Zarenhofs in Sankt Petersburg tritt. Vor al-
lem an den italienischen Opernaufführungen wirkt er dort
mit und zeigt sich wohl bald auch als versierter Komponist.
Seine Dienstherren scheuen jedenfalls die Kosten nicht, Be-
resowski auf Grand Tour mit Ziel Italien zu schicken, damit er
dort sein Handwerkszeug vervollkommnen kann.                        Maxim Beresowski
   1769 nimmt ihn in Bologna Padre Martini in seine Obhut,
bei dem nur wenige Monate zuvor ein Jugendlicher namens
Wolfgang Amadeus Mozart die gleichen Tonsatzaufgaben zu
lösen hatte wie nun Maxim Beresowski. Es ist offenkundig
eine künstlerisch fruchtbare Zeit, die er in Italien verlebt. Auf
das Libretto Demofoonte von Metastasio komponiert er sogar
eine Oper und bringt sie 1773 in Livorno zur Uraufführung. Im
gleichen Jahr wird er zurück nach Sankt Petersburg beor-
dert. Wenngleich er dort in hochrangige Positionen kommt,
kann er an den vormaligen Erfolg anscheinend nicht mehr
anknüpfen. Eine in romantischen Farben entworfene erste
Biografie aus dem frühen 19. Jahrhundert schildert Beresow-
skis letzte Lebensjahre düster und von Depressionen umwit-
tert. Am 2. April 1777 setzt er seinem Leben selbst ein Ende.
   Als Beresowski drei Jahre zuvor nach Russland zurück-
gekehrt war, hatte er offenbar eines nicht im Gepäck: seine
C-Dur-Sinfonie. Das Autograf, datiert auf die frühen 1770er
Jahre, fand man erst vor einigen Jahren in den Archiven des
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DIE MUSIK

Vatikan. Seither wird das Stück als erstes sinfonisches Werk
Ost­europas gerühmt. Ein überraschender Trugschluss bringt
jeweils den ersten und zweiten Satz nicht zu Ende, sondern
überführt direkt in den folgenden, was die Vermutung na-
helegt, dass das Werk ursprünglich als Ouvertüre zu Demo-
foonte fungierte. Tänzerische und bisweilen opernhafte Züge
unterstreichen diese Annahme und geben der Sinfonie, in der
besonders die Hörner den Ton angeben, gleichzeitig eine fri-
sche Originalität.

BOTSCHAFT DER HOFFNUNG:
ERNEST CHAUSSON

Nicht nur eine Botschaft der Hoffnung kann Musik übermit-
teln, darf man Bruno Walters oben zitierten Worten ergän-
zend hinzufügen: auch eine Botschaft der Freiheit. Denn Frei-
heit und Freiräume sind unerlässlich zur fortschrittlichen
Entwicklung von Kunst und Musik. Ernest Chausson fand
diese geistigen Freiräume in den Pariser Salons, wo sich die
künstlerische Elite traf, wo er Freigeistern wie Paul Dukas
und Claude Débussy begegnete. In Paris war der Komponist
auch geboren und hatte Jura studiert, bevor er sich voll und
ganz seinen vielfältigen künstlerischen Interessen widmete.
Bei Jules Massenet und César Franck nahm er Kompositi-
onsunterricht und ließ sich in der Ausprägung seiner eige-
nen Klangsprache nicht zuletzt von Richard Wagner inspi-
rieren. Als er mit nur 44 Jahren nach einem Fahrradunfall
den schweren Verletzungen erlag, hinterließ er ein schma-
les, aber exquisites Œuvre. Eines der heute meistgespielten     Ernest Chausson
Werke darin, das Poème für Violine und Orchester, schrieb
er für den Geiger Eugène Ysaÿe. Ein rhapsodisches, melan-
cholisches Werk, zu dem sich Chausson von Iwan Turgenjews
Erzählung Das Lied der triumphierenden Liebe habe anregen
lassen, heißt es. Turgenjew zitiert darin Friedrich Schiller
mit den Worten: »Wage du, zu irren und zu träumen.« Eine
Botschaft der Hoffnung und der Freiheit?
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LIED VOM HEIMATSCHMERZ:
                  MYROSLAW SKORYK

                  Eine Botschaft des Trostes vermochte zu anderen Zeiten
                  möglicherweise Myroslaw Skoryk mit seiner Melodie zu ver-
                  künden. 1938 in Lwiw geboren und 2020 in Kiew gestorben,
                  zählt er zu den wichtigsten ukrainischen Komponisten der
                  jüngsten Vergangenheit. Die Nationale Philharmonie Lwiw
                  trägt seit 2020 seinen Namen. »Muses Are Not Silent« nennt
                  sich eine digitale Konzertreihe, die die Skoryk Philharmo-
                  nie derzeit veranstaltet. Im Ankündigungstext heißt es: »Es
                  scheint, dass Gefühle wie Trauer und Kummer wichtige histo-
                  rische Bestandteile unseres Lebens sind, eine Art nationales
                  Symbol, alte ukrainische Tradition. Es ist nicht verwunder-
                  lich, dass die ukrainische Muse oft mit unsäglicher Bitterkeit
                  und Traurigkeit spricht, ihr ›Lied ohne Worte‹ mit stillem Be-
                  dauern singt, ängstlich und bitter vor emotionalem Schmerz
                  weint … Aber dieser Schmerz verwandelt sich in eine Inspira-
                  tion für das weitere Leben und verursacht Liebe für eine so
                  qualvoll veränderte Heimat Ukraine. Das ist unser ukraini-
Myroslaw Skoryk
                  scher Heimatschmerz! Dies ist unsere heimatliche Elegie!«
                     Nicht von Ungefähr, so scheint es, hat auch Myroslaw Sko-
                  ryk ein solches Lied ohne Worte und voller Heimatschmerz
                  komponiert. 1981 schreibt er seine Melodie ursprünglich für
                  Streichorchester, die sich im ukrainischen Musikleben derart
                  verselbständigt hat, dass viele gar nicht wissen, dass sie ein
                  Stück zeitgenössischer Musik ist und keine uralte Volksweise.

                  VATER DER UKRAINISCHEN MODERNE:
                  BORYS LJATOSCHYNSKYJ

                  Schytomyr. Es ist einer jener Städtenamen, die in Deutsch-
                  land wenig geläufig waren, bis sie nun mit aller Macht ins Be-
                  wusstsein gelangt sind – zerbombt, geschunden. 1895 kam
                  hier Borys Ljatoschynskyj zur Welt, verlebte seine Kindheit,
                  machte mit musikalischem Talent auf sich aufmerksam, ver-
                  fasste erste Kompositionen. Sein Studium absolvierte er in
                  Kiew bei Reinhold Glière und bekleidete am dortigen Konser-
                  vatorium bald selbst eine Professur. Er ist jung und mitten
                  im Prozess der Selbstfindung als Mensch wie als werdende
DIE MUSIK

                 Künstlerpersönlichkeit, als seine Heimat ab 1917 im ukrainischen Unabhän-
                 gigkeitskrieg ihre Eigenständigkeit erkämpft.
                     Ljatoschynskyj reift heran, als sein Land eine kurze, aber intensive kul-
                 turelle Renaissance erlebt, als Künstler sich ihre Nationalität bewusst ma-
                 chen und sich gleichzeitig in alle Richtungen offen zeigen – nach West ge-
                 nauso wie nach Ost. Ljatoschynskyj erlebt ein Zeitalter der künstlerischen
                 Freiheit, bis Josef Stalin an die Macht kommt und nicht nur der Entfaltung der
                 ukrainischen Nationalmusik ein brutales Ende bereitet, sondern der Freiheit
                 schlechthin. Wie so viele Komponisten der Sowjetunion bekommt auch Lja-
                 toschynskyj die Fesseln der Kulturpolitik zu spüren. Wie der gut zehn Jahre
                 jüngere Dmitri Schostakowitsch sieht auch er sich dem Vorwurf ausgesetzt,
                 westlich »formalistisch« zu komponieren. Es konnte das Todesurteil bedeu-
                 ten, geriet man unter diesen Vorzeichen in den Fokus des Regimes.
                     Es verwundert daher nicht, dass sich Ljatoschynskyj auch im Falle seiner
                 1950 komponierten Dritten Sinfonie von der Zensur gängeln lässt und die ge-
                 wünschten Überarbeitungen vornimmt. Leicht fällt es ihm aber nicht, sich
                 vor allem von seiner Idee für den Finalsatz zu trennen. Vier Jahre braucht er,
                 ehe er mit einer zweiten, überarbeiteten Fassung an die Öffentlichkeit geht.
                 »Der Friede wird den Krieg besiegen« hatte er dem letzten Satz ursprüng-
                 lich als Titel gegeben. Geschichte wiederholt sich: Das Wort Krieg durfte
                                                     nicht vorkommen. Ljatoschynskyj elimi-
                                                     nierte den Titel. Und er nahm dem Finale
Denkmal für Borys Ljatoschynskyj in Schytomyr        die Schärfen, die ihm den Vorwurf einge-
                                                     bracht hatten, aggressiv bis destruktiv zu
                                                     komponieren.
                                                         Heute darf und soll die Sinfonie wieder
                                                     in ihrer originalen Gestalt erklingen, soll
                                                     sie jede Emotion schonungslos offenle-
                                                     gen. Heute hat sie Willkür und Zwang ab-
                                                     geschüttelt. Sie darf sich als das bewegte
                                                     und bewegende sinfonische Drama zeigen,
                                                     als das Ljatoschynskyj sie konzipiert hat.
                                                     Ein Drama, das düster-beunruhigend be-
                                                     ginnt, das von kriegerischen Albtraum-
                                                     szenen durchsetzt ist, sich aber immer
                                                     wieder auch zu feierlichen Hymnen auf-
                                                     schwingt und in nachempfundenen ukrai-
                                                     nischen Volksliedthemen Beruhigung und
                                                     Trost findet.

                                                                              ILONA SCHNEIDER
BIOGR AFIEN

LUIGI GAGGERO
DIRIGENT

Aus dem tiefen Bedürfnis, einen fortwährenden Dialog zwischen klassischer,
zeitgenössischer und Alter Musik zu führen, leitet Luigi Gaggero seit 2018 als
Chefdirigent das Kyiv Symphony Orchestra, seit 2015 das auf zeitgenössische
Musik spezialisierte Ukho Ensemble und das Barock-Vokalensemble La Dolce
Maniera. Unter Luigi Gaggeros Leitung hat sich das Kyiv Symphony Orches-
tra rasch zu einem der angesehensten Ensembles der Ukraine entwickelt.
Sein kulturell umfassendes Interesse gilt darüber hinaus der mittelalter­
lichen Malerei, Dante und Guido Cavalcanti, dem Kino Andrei Tarkowskis und
Béla Tarrs, den Philosophen Heidegger und Nietzsche sowie Bach, Mozart
und Kurtág
      Bevor er Dirigent wurde, trat Luigi Gaggero 25 Jahre lang als Zimbel- und
Schlagzeugspieler auf und arbeitete mit den besten europäischen Orches-
tern wie den Berliner Philharmonikern, den Münchner Philharmonikern, der
­Filarmonica della Scala und der Camerata Salzburg und unter Dirigenten wie
 Claudio Abbado, Daniel Barenboim, Pierre Boulez, Nikolaus Harnoncourt,
 Kent Nagano und Sir Simon Rattle.
      Als Gastdirigent mehrerer europäischer Orchester und Instrumental­
musiker ist Luigi Gaggero in bedeutenden Konzertsälen und bei Festivals
in ganz Europa, den Vereinigten Staaten und China aufgetreten, darunter
die Philharmonie Berlin und die Carnegie Hall sowie die Salzburger Fest-
 spiele und die BBC Proms. Dabei hat er mit Künstlerinnen und Künstlern
 wie J­ uliane Banse, Marino Formenti und Barbara Hannigan zusammengear-
 beitet. Kürzlich wurde Luigi Gaggero vom Orchestrei de Cameră Timișoara
 ­eingeladen, dessen erstes Konzert im Januar 2022 zu dirigieren, und vom
  ­Ensemble Proton Bern, die nächste CD-Einspielung zu leiten.
      Luigi Gaggero studierte Schlagzeug, Dirigieren und Zimbel und erhielt als
   erster Schlagzeuger das Solistendiplom mit Auszeichnung der Hochschule
   für Musik Hanns Eisler in Berlin. Heute ist er selbst Professor für Cimbalom
   am Konservatorium und der Académie Supérieure de musique in Straßburg,
   an der er auch das Ensemble für zeitgenössische Musik der Akademie grün-
   dete und dirigierte. Der in Genua geborene Luigi Gaggero lebt an der franzö-
   sischen Riviera.
BIOGR A FIEN

ALEKSEY SEMENENKO
VIOLINE

Von der New York Times wurde er für seine »kraftvolle Technik, einen rei-
chen Ton und eine leidenschaftliche Herangehensweise« gepriesen, steht
der u­ krainische Geiger Aleksey Semenenko ganz in der Tradition der gro-
ßen Odessaer Violintradition. Seine Teilnahme sowohl im BBC New Genera-
tion Artists-Programm als auch bei den Young Concert Artists in New York
brachte ihm international die Aufmerksamkeit des Publikums ein.
    Er gab Rezitale in Snape Maltings (Suffolk), in der Wigmore Hall, dem Ken-
nedy Center und der Alice Tully Hall und spielte Konzerte mit Orchestern wie
dem BBC National Orchestra of Wales, dem BBC Philharmonic, dem Deut-
schen Symphonie-Orchester Berlin, dem Seattle Symphony und dem Con-
certgebouworkest. Zu seinen Festivalauftritten gehören Einladungen zu
den Festivals Hay, Cheltenham und Edinburgh. Auf seinem jüngsten Album
Crossroads widmet er sich zusammen mit dem Pianisten Artem Belogurov
den ­S onaten von Andre Previn, Tony Schemmer und Paul Gay. Die Veröffent­
lichung wurde durch ein Rezital in der Wigmore Hall flankiert, in dem das Duo
eine Auswahl amerikanischer Werke aufführte.
    Aleksey Semenenko begann sein Violinstudium im Alter von sechs Jah-
ren und gab nur ein Jahr später sein Solodebüt mit Orchester mit der Odes-
saer Philharmonie. Später studierte er an der Kölner Hochschule für Musik
und Tanz und war Preisträger des Queen Elizabeth Violin Competition 2015.
­Neben seiner Bühnenkarriere ist Semenenko Violinprofessor an der Folk-
 wang Universität der Künste. Er wird von der Deutschen Stiftung Musik­leben
 unterstützt.
BIOGR A FIEN

KYIV SYMPHONY
ORCHESTRA
Das Kyiv Symphony Orchestra ist ein staatliches O ­ rchester
mit einer 40-jährigen Geschichte. Schon vor Kriegsbeginn
befand es sich an einem künstlerischen Wendepunkt, als es
den italienischen Dirigenten Luigi Gaggero verpflichtete. Die
für ein ukrainisches Ensemble durchaus ungewöhnliche Ent-
scheidung, einen ausländischen Chefdirigenten zu berufen,
führte zu einer einzigartigen Mischung aus intuitiver ukrai­
nischer Musikalität und westlicher analytischer Haltung ge-
genüber den Partituren und entsprang dem Wunsch der
Orchestermitglieder nach Interpretationen, die frisch, his-
torisch genau und bewegend zugleich sind.
   Das Repertoire des Orchesters reicht von Werken des
16. Jahrhunderts bis hin zu jungen zeitgenössischen Kom-
ponisten. Besonders pflegt und fördert man dabei Schätze
der ukrainischen Musik. Nicht zuletzt auf Initiative des Or-
chesters erklang im September 2021 erstmals Richard Wag-
ners Musikdrama Tristan and Isolde in einer halbszenischen
Produktion des Kyiv Symphony Orchestra auf der Bühne der
Nationaloper. Mit demselben Werk gab das Orchester sein
Debüt bei den Musikfestspielen Königswinkel 2021 mit einer
internationalen Starbesetzung unter dem Dirigenten Lothar
Zagrozek. 2020 übernahm das Orchester die Uraufführung
der Oper Night des zeitgenössischen ukrainischen Kompo-
nisten Maksym Kolomiets, die auch als Video erschien.
   Das Kyiv Symphony Orchestra spielt regelmäßig an wich-
tigen Nationalfeiertagen. So gab es im Juni 2021 auf dem
Platz vor dem ukraninischen Parlament ein Konzert zum
25. Jahres­t ag der ukrainischen Verfassung. Im August ge-
staltete es im Olympiastadion, dem größten Veranstaltungs-
ort des Landes, ein Programm zum 30. Jahrestag der ukrai­
nischen Unabhängigkeit.
Das Orchester legt großen Wert auf musikalische Bildung        Das Kyiv Symphony Orchestra
und die Popularisierung klassischer Musik. So initiierte es    wird unterstüzt vom Kultur-
                                                               ministerium und Verteidigungs-
das »Kyiv Zoomphony-Projekt«, bei dem Orchestermusi-
                                                               ministerium der Ukraine,
ker zusammen mit Kollegen bekannter ausländischer En-          der Staatsagentur für Kultur
sembles (Wiener Staatsoper, Concertgebouw, Washington          und Kulturvermittlung, dem
National Opera) die sinfonische Kunst fördern. Ein weite-      Goethe-Institut Ukraine, der
rer B
    ­ ereich der Orchesterarbeit sind Kinder- und Jugend-      Künstleragentur KD Schmid,
                                                               dem Ministerium für Kultur
projekte wie interaktive Events, sinfonische Veranstaltungen
                                                               und Nationales Erbe Polens,
mit Sand-Animation und die Einbeziehung von Schülern ins       dem Nationalen Institut für
Orchesterspiel. Dank all dieser Komponenten gilt das Kyiv      Musik und Tanz Polen und dem
Symphony Orchestra als eine der berühmtesten und inter-        Sinfonieorchester der National-
essantesten Kultureinrichtungen der Ukraine.                   philharmonie Warschau.
OPER KONZERTANT
04.05.2022
WEBER: »DER FREISCHÜTZ« | RENÉ JACOBS
06./08.05.2022
DVOŘÁK: »RUSALK A« | WILLIS-SØRENSEN, GUBANOVA, DEYOUNG, GILBERT

                                                                   ©Peter Hundert

TICKETS 040 357 666 66
ELPHI.ME /OPERKONZERTANT
BESE TZUNG

VIOLINE                    KONTRABASS                  TROMPETE
Viktor Hlybochanu          Oleksandr Ivanchenko        Arsenii Shkred
Yelyzaveta Zaitseva        Yurii Pryriz                Andrii Savkiv
Tetiana Zaitseva           Oles Labur                  Mykyta Hirdiuk
Nataliia Pavlova           Andriy Mazur                Yevhenii Melnycnenko
Tetiana Andriievska        Mykola Shakhov
Khrystyna Zai              Rostyslav Hirnyk
                                                       POSAUNE
Anysiia Yuziuk
                                                       Oleksandr Samarin
Olga Kondratieva
                           FLÖTE                       Herman Rybak
Dmytro Bondarenko
                           Inna Vorobets               Vitalii Baklazhenko
Olena Deineka
                           Inna Mytrofanova
Pavlo Khmara
                           Severin Piotr Zaplatynski
Mariia Bilyk                                           TUBA
                                                       Roman Klochko
                           OBOE
VIOLINE II
                           Mykola Yakovliuk            HARFE
Viktor Ivanov
                           Volodymyr Romaniuk          Yaroslava Nekliaieva
Oleksii Pshenychnikov
                                                       Diana Spyliova
Artem Kutsan
                           ENGLISCHHORN
Olena Honcharova
                           Karyna Kusaia               CEMBALO
Tetiana Martyniuk-Bahrii
Heorhii Pavlov                                         Diana Aredo
                           KLARINETTE
Andriy Stavytskyy
                           Dmytro Pashynskyi           SCHLAGWERK
Anastasiia Dudchenko
                           Mykhailo Beznosyk           Liliia Skichko
Nadiia Klymiuk
Diana Rusanova                                         Anastasiia Sabadash
Oleksii Korba              BASSKLARINETTE              Illia Pashniuk
                           Maksym Mitrokhov            Denys Zelinskyi
                                                       Oleh Shkira
VIOLA
Bohdana Kozyrska           FAGOTT
Inna Stolietnia            Sergii Gurin
Svitlana Lurie             Alina Sapunkova
Nataliia Fedoruk
Yuliia Trynka
                           KONTRAFAGOTT
Olha Hutsul
                           Valentyn Dobrovolskyi
Vladyslav Riabokon
Iuliia Nieporozhnieva
                           HORN
Hanna Stalchenko
                           Aleksander Staryniec
                           Włodzimierz Galas
VIOLONCELLO                Stepan Kryvenchuk
Viktor Rekalo              Taras Dovgopol
Vasyl Yurchak              Yuliia Shevchenko
Tatuli Abuladze
Mariia Tymoshenko-Bilan
Yuliia Buhaienko
Anastasiia Kasianova
Arsenii Stavytskyi
Daria Dziadevych
TIPP

UKRAINIAN FREEDOM ORCHESTRA
Angesichts des verheerenden Kriegs haben sich ukrainische
Musikerinnen und Musiker weltweit zu einer einzigartigen In-
itiative zusammengeschlossen und das Ukrainian Freedom
Orchestra ins Leben gerufen, das sich aus Mitgliedern ukra-
inischer und europäischer Ensembles zusammensetzt, dar-
unter viele Geflüchtete aus den Konzert- und Opernorches-
tern von Kyiv, Lwiw, Charkiw und Odessa. Auf einer Tournee
durch Europa und die USA stehen sie mit künstlerischen Mit-
teln für die Freiheit ihres Heimatlandes ein. Neben Werken
von Beethoven, Brahms und Chopin erklingt auch die Siebte
Sinfonie des Ukrainers Valentin Silvestrov.

13. August 2022 | Elbphilharmonie Großer Saal

                  Es ist nicht gestattet, während des Konzerts zu filmen oder zu fotografieren.

                  IMPRESSUM
                  Herausgeber: HamburgMusik gGmbH
                  Geschäftsführung: Christoph Lieben-Seutter (Generalintendant), Jochen Margedant
                  Redaktion: Clemens Matuschek, Simon Chlosta, Laura Etspüler, François Kremer,
                  Julika von Werder, Juliane Weigel-Krämer, Janna Berit Heider, Nina van Ryn
                  Lektorat: Reinhard Helling
                  Gestaltung: breeder design
                  Druck: Flyer-Druck.de
                  Gedruckt auf FSC-zertifiziertem Papier

                  Anzeigen: Antje Sievert, +49 40 450 698 03, antje.sievert@kultur-anzeigen.com

                  BILDNACHWEIS
                  Soweit bezeichnet: Ernest Chausson: Fotografie von P. Frois (ca. 1885, Bibliothèque
                  nationale de France); Filmstill »Donbass« (La Repubblica); Luigi Gaggero (Elza Zhereb-
                  chuk); Aleksey Semenenko (Maryna Chorna); Kyiv Symphony Orchestra (Dmytro Larin)
FÖRDERKREIS INTERNATIONALES
MUSIKFEST HAMBURG

Jürgen Abraham
Corinna Arenhold-Lefebvre und Nadja Duken
Ingeborg Prinzessin zu Schleswig-Holstein und Nikolaus Broschek
Annegret und Claus-G. Budelmann
Christa und Albert Büll
Birgit Gerlach
Ulrieke Jürs
Ernst Peter Komrowski
Dr. Udo Kopka und Jeremy Zhijun Zeng
Helga und Michael Krämer
Sabine und Dr. Klaus Landry
Marion Meyenburg
K. & S. Müller
Zai und Edgar E. Nordmann
Christiane und Dr. Lutz Peters
Änne und Hartmut Pleitz
Engelke Schümann
Martha Pulvermacher Stiftung
Margaret und Jochen Spethmann
Birgit Steenholdt-Schütt und Hertigk Diefenbach
Farhad Vladi
Anja und Dr. Fred Wendt
Constanze und Christian Wriedt

sowie weitere Förderer, die nicht genannt werden möchten
WIR DANKEN UNSEREN PARTNERN

PRINCIPAL SPONSORS   PRODUCT SPONSORS          FÖRDERSTIFTUNGEN
Montblanc            Coca-Cola                 Claussen-Simon-Stiftung
SAP                  Hawesko                   Cyril & Jutta A. Palmer Stiftung
Kühne-Stiftung       Melitta                   Ernst von Siemens Musikstiftung
Julius Bär           Ricola                    G. u. L. Powalla Bunny’s Stiftung
Deutsche Telekom     Störtebeker               Hans-Otto und
Porsche                                           Engelke Schümann Stiftung
                                               Haspa Musik Stiftung
                     CLASSIC SPONSORS          Hubertus Wald Stiftung
                     Aurubis                   Körber-Stiftung
                     Bankhaus Berenberg        Mara & Holger Cassens Stiftung
                     Commerzbank AG            Programm Kreatives Europa
                     DZ HYP                       der Europäischen Union
                     Edekabank
                     GALENpharma
                     Hamburg Commercial Bank   STIFTUNG
                     Hamburger Feuerkasse      ELBPHILHARMONIE
                     Hamburger Sparkasse
                     HanseMerkur
                     Jyske Bank A/S            FREUNDESKREIS
                     KRAVAG-Versicherungen     ELBPHILHARMONIE +
                     Wall GmbH                 LAEISZHALLE E.V.
                     M.M.Warburg & CO

                     ELBPHILHARMONIE CIRCLE
N AT U R
                                    28.4. — 1.6.2022
                                                                 05.05.2022
                                         Florian Boesch | Malcolm Mar tineau
                                                                   10.05.2022
                                 hr-Sinfonieorchester | Pierre-Laurent Aimard
                                                                 11.05.2022
                                                   Symphonieorchester des
                               Bayerischen Rundfunks | Yannick Nézet-Séguin
                                                               15.05.2022
                                    Münchner Philharmoniker | Daniele Gat ti
                                                                 16.05.2022
                                                    Patricia Kopatchinskaja |
                                                  Mahler Chamber Orchestra
                                                      30./31.05./ 01.06.2022
                                            Oslo Philharmonic | Klaus Mäkelä
                                                                       u.v.m.

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