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OTC-Daten 2021 Selbstmedikation – die zweite tragende Säule der Arzneimittelversorgung des deutschen Gesundheitssystems – Zahlen, Daten, Fakten.
OTC-Daten 2021 Inhalt 04 Vorwort Der OTC-Markt in Deutschland Selbstmedikation – 23 Fakten zum die zweite tragende OTC-Gesamtmarkt Säule der 31 Die Auswirkungen Arzneimittelversorgung der Corona-Pandemie 06 Begriffserklärung und 35 Phytopharmaka und Abgrenzung Homöopathika – 11 Der Gesamtpharmamarkt bedeutend in der 2020 auf einen Blick Selbstmedikation 14 Die Bedeutung der 41 Neueinführungen und Selbstmedikation für das Switches – das Elixier Gesundheitssystem des Marktes 45 Apotheken-vor-Ort OTC-Hersteller – starke versus Versandhandel – Partner in Deutschland wo läuft der Markt hin? 15 Die pharmazeutische 49 Das Grüne Rezept – Industrie am Standort Verordnungen im Deutschland Selbstmedikations- 16 Branchenstruktur segment 18 Die Bedeutung des OTC-Marktes für die 54 Weiterführende pharmazeutische Informationen Industrie in Deutschland 55 Abkürzungsverzeichnis 19 Beschäftigte 56 Stichwortverzeichnis 20 Produktion von Pharmazeutika 21 Außenhandel mit Pharmazeutika 22 Arzneimittelentwicklung 03
OTC-Daten 2021 Vorwort Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI) vertritt mit über 270 Mitgliedern als einziger Verband in Deutschland das gesamte Spektrum der pharmazeuti- schen Industrie – national und international. Standort- orientierte Unternehmen wie auch international agierende Konzerne haben sich im BPI zusammengeschlossen. Zu den Mitgliedern zählen forschende Pharma-Unternehmen und Generikafirmen, Unternehmen aus dem Bereich der Biotechnologie, der pflanzlichen Arzneimittel, der homöo- pathischen und athroposophischen Arzneimittel, der Tierarzneimittel, Hersteller mit gemischtem Portfolio sowie Pharma-Dienstleister. Ein wichtiger Bestandteil des BPI ist die große Gruppe an Unternehmen, die sich der Her- stellung und dem Vertrieb von Produkten für die Selbst- medikation/OTC widmen. Um Informationen rund um dieses bedeutende Markt- segment für interessierte Leser besser zugänglich zu machen, einen breiten Überblick zu ermöglichen und die Bedeutung innerhalb der Pharmabranche aber auch für die deutsche Gesundheitsversorgung einordnen zu kön- nen, hat der BPI die Publikationsreihe OTC-Daten ins Leben gerufen. Diese neue Publikation enthält eine Vielzahl von Daten und Fakten, die insbesondere auch mit Blick auf die spürbaren Auswirklungen der seit gut einem Jahr andauernden Pandemie, eine ausgewogene Daten- basis darstellen. 04
OTC-Daten 2021 Die COVID-19-Pandemie ist nicht nur für tiefe Einschnitte in das Leben der Bevölkerung, sondern auch für teilweise massive Probleme für die deutsche Wirtschaft verant- wortlich. Die in Deutschland angesiedelten OTC-Her- steller sind davon leider nicht ausgenommen. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich die Pandemiesituation in den nächsten Monaten entspannen und die wirtschaftliche Gesamtsituation sich rasch erholen wird. Eine hoffentlich optimistischere Rückschau und ein Vergleich zu den aktuell vorliegenden Daten wird im kommenden Jahr durch die zweite Auflage dieser Datenreihe möglich sein und auch in den folgenden Jahren einen Überblick über den Markt mit OTC-Arzneimitteln ermöglichen. 05
Selbstmedikation – die zweite tragende Säule der Arzneimittelversorgung Begriffserklärung und Abgrenzung Meist wird die eigenständige Therapie eines Patienten bei einer Erkrankung ohne die Einbindung eines Arztes als Selbstmedikation bezeichnet. Allerdings gibt es keine ein- heitliche Definition, sondern verschiedene Quellen legen den Begriff unterschiedlich weit aus. Im engeren Sinne bedeutet Selbstmedikation die Vorbeugung oder Behand- lung von leichten Erkrankungen mit nicht verschreibungs- pflichtigen Arzneimitteln, den sogenannten „Over the counter“-Arzneimitteln (OTC). Darüber hinaus werden aber auch teilweise gesundheitserhaltende Maßnahmen für Gesunde mit Nahrungsergänzungsmitteln und anderen Produkten mit einbezogen. Die nachfolgende Abbildung zeigt eine Grobeinteilung der einzelnen Produktkategorien: Produkteinordnung Gesundheit Krankheit Nahrungs- Bilanzierte Arzneimittel ergänzungsmittel Diäten OTC Rx Kosmetika Medizinprodukte Eigene Darstellung des BPI 2021. Apothekenpflichtige und freiverkäufliche Arzneimittel Arzneimittel zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine medizi- nische Wirkung im Körper haben. Sie dienen somit der Heilung, Linderung oder Verhütung von Krankheiten. 06
Selbstmedikation – die zweite tragende Säule der Arzneimittelversorgung Grundsätzlich lassen sich verschreibungspflichtige und nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel unterscheiden. Die nicht verschreibungspflichtigen zählen zum Bereich der Selbst- medikation. Diese Arzneimittel unterteilt man noch einmal in apothekenpflichtige und freiverkäufliche, letztere können beispielsweise auch in Drogerien, Reformhäusern oder im Lebensmitteleinzelhandel verkauft werden. Bevor ein Arzneimittel überhaupt verkauft werden darf, durchläuft es ein aufwendiges Zulassungsverfahren, in dem die Wirksamkeit, Qualität und Unbedenklichkeit belegt und geprüft werden. Für die in der Selbstmedika- tion genutzten Arzneimittel stehen nur solche Wirkstoffe zur Verfügung, die über ein ausgezeichnetes Nutzen- und ein geringes Risiko-Profil verfügen und dies jahrelang gezeigt haben. In der Regel kann ein Hersteller frühestens nach drei Jahren einen Antrag auf Entlassung eines Arzneimittels aus der Verschreibungspflicht stellen. Nach einer positiven Einstufung durch Sachverständige und einer Verordnung des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) kann das Arzneimittel dann ohne eine ärztliche Verordnung durch den Patienten direkt in der Apotheke erworben werden. Nahrungsergänzungsmittel Ziel der Nahrungsergänzungsmittel ist es, bei gesunden Verbrauchern die „normale“ bzw. allgemeine Ernährung zu ergänzen, d. h. sie dienen im Gegensatz zu Arznei- mitteln nicht der Behandlung von Krankheiten, sondern nur der Gesunderhaltung. Die in dosierter Form (als Kapseln, Tabletten, Pulver oder Ampullen) angebotenen Nährstoffe können auch Menschen mit erhöhtem Nähr- stoffbedarf – aufgrund von Medikamenteneinnahme, in der Schwangerschaft oder bei zu geringer Nahrungs- zufuhr bei z. B. Reduktionsdiäten – mit Vitaminen, Mine- ralstoffen und sonstigen Stoffen ergänzend versorgen. 07
Selbstmedikation – die zweite tragende Säule der Arzneimittelversorgung Für Nahrungsergänzungsmittel gibt es kein Zulassungs- verfahren, sie müssen jedoch für die Verbraucher sicher sein und dürfen keine Nebenwirkungen haben. Für Verbraucher sind diese Produkte erkennbar anhand der Kennzeichnung mit dem Wort „Nahrungsergänzungs- mittel“. Der europäische Gesetzgeber beabsichtigt für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln die jeweiligen Höchst- und Mindestmengen für die Tages- dosis festzulegen. Bis heute liegt hierzu allerdings noch keine gesetzliche Regelung vor. Für sonstige Stoffe (z. B. pflanzliche Inhaltsstoffe) sind solche gesetzlichen Regelungen nicht vorgesehen, was die Abgrenzung zu pflanzlichen Arzneimitteln schwierig macht. Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke (bilanzierte Diäten) Die Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke sind anders als die Nahrungsergänzungsmittel für das Diätmanagement von Patienten vorgesehen. Für diese Personengruppe reicht eine Modifizierung der normalen Ernährung, die Einnahme eines Nahrungsergänzungs- mittels oder anderer Lebensmittel für eine besondere Ernährung nicht aus. Die Patienten haben eine einge- schränkte, behinderte oder gestörte Fähigkeit zur Aufnahme, Verdauung, Resorption, Verstoffwechselung oder Ausscheidung gewöhnlicher Lebensmittel oder bestimmter darin enthaltener Nährstoffe. Ein solches Speziallebensmittel enthält Mineralstoffe, Vitamine und weitere Nährstoffe in hochdosierter Form. Wird es als ein- ziges Nahrungsmittel aufgenommen, spricht man von einem vollständigen Speziallebensmittel, ansonsten von einem ergänzenden Speziallebensmittel. 08
Selbstmedikation – die zweite tragende Säule der Arzneimittelversorgung Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke werden für eine Vielzahl von Erkrankungen angeboten, z. B. bei fort- geschrittener altersabhängiger Makuladegeneration oder ernährungsbedingter Immunschwäche. Sie wirken durch ihre Darreichungsform (Kapseln, Tabletten, Pulver oder Ampullen) auf den ersten Blick ähnlich wie ein Arzneimittel oder ein Nahrungsergänzungsmittel. Verbraucher erkennen ein solches Speziallebensmittel an der Kennzeichnung auf der Verpackung mit „Zum Diätmanagement von…“, gefolgt von der jeweiligen Krankheit, Störung oder den Beschwer- den, für die das Lebensmittel bestimmt ist. Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke dienen nicht zur Prävention von Erkrankungen. Medizinprodukte Wie Arzneimittel werden Medizinprodukte zur Erkennung, Behandlung oder Linderung von Krankheiten eingesetzt, haben aber grundsätzlich keine pharmakologische Wir- kung wie Arzneimittel. Des Weiteren gibt es Medizinpro- dukte, die der Kompensierung von Verletzungen oder Behinderungen dienen. Im klassischen Sinne verstehen viele unter Medizinpro- dukten Hilfsmittel wie Bandagen, Katheter oder Geräte wie Herzschrittmacher oder Röntgenapparate. Allerdings gibt es auch Medizinprodukte (sogenannte stoffliche Medizinprodukte), die für den Laien leicht mit Arznei- mitteln verwechselbar sind. Sie unterscheiden sich von Arzneimitteln, die ihre Wirkung durch pharmakologische, immunologische bzw. metabolische Weise erzielen, inso- weit, als dass Medizinprodukte zumeist eine physikali- sche Wirkweise haben. Beispiele für stoffliche Medizinprodukte sind Tränen- ersatzflüssigkeit oder auch Ultraschallgel, die keine phar- makologische Wirkung haben. 09
Selbstmedikation – die zweite tragende Säule der Arzneimittelversorgung Kosmetika Bei Kosmetika steht im Gegensatz zu allen anderen Produktkategorien der pflegende Ansatz im Vordergrund. Sie sind definiert als Stoffe oder Gemische, die dazu bestimmt sind, äußerlich mit den Teilen des menschlichen Körpers (Haut, Haare, Nägel, Lippen und äußere intime Regionen) oder mit den Zähnen und den Schleimhäuten der Mundhöhle in Berührung zu kommen. Der ausschließ- liche oder überwiegende Zweck ist, diese zu reinigen, zu parfümieren, ihr Aussehen zu verändern, sie zu schützen, sie in gutem Zustand zu halten oder den Körpergeruch zu beeinflussen. Stoffe oder Gemische, die dazu bestimmt sind, eingenommen, eingeatmet, in den menschlichen Körper gespritzt oder implantiert zu werden, sind nicht den kosmetischen Mitteln zuzurechnen. Typische Beispiele für Kosmetika sind Cremes und Lotionen für die Hautpflege, Deodorants und Parfüms, Bade- und Duschzusätze, Zahn- und Mundpflegemittel oder Sonnenschutzmittel. Wie bei den anderen Kategorien auch ist die Abgrenzung zwischen einem Kosmetikum und anderen Produkten, insbesondere zu Arzneimitteln, nicht immer ganz einfach. Ein Kosmetikum scheidet grundsätzlich aus, wenn ein Präparat innerlich angewendet wird. Bei der äußerlichen Anwendung stellt sich die Abgrenzungsfrage zu einem Arzneimittel je nachdem, welchen überwiegenden Zweck ein Produkt erfüllen soll. Wirkt es pharmakologisch wie z. B. eine Schmerzsalbe, ist ein Arzneimittel anzunehmen und kein Kosmetikum. 10
Selbstmedikation – die zweite tragende Säule der Arzneimittelversorgung Für die schnelle Übersicht: Arzneimittel • • • Heilen, lindern oder verhüten Krankheiten durch einen pharmakologischen Effekt Nahrungsergänzungsmittel • • • Ergänzen die normale Ernährung von Gesunden und dienen so der Gesunderhaltung Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke (bilanzierte Diäten) • • • Spezielles Diätmanagement von Patienten mit bestimmten Krankheiten Medizinprodukte • • • Erkennung, Behandlung und Linderung von Krankheiten durch eine physikalische Wirkweise Kosmetika • • • Pflegen den Körper und sind nur zur äußerlichen Anwendung bestimmt Eigene Darstellung des BPI 2021. Der Gesamtpharmamarkt 2020 auf einen Blick In Deutschland wurden im letzten Jahr rund 98 Mrd. Zähleinheiten (Kapseln, Hübe, Portionsbeutel etc.) mit einem Wert von fast 50 Mrd. Euro an Patienten und Patientinnen abgegeben. Der Umsatz mit Arzneimitteln ist in 2020 insge- samt um rund 6,7 % gewachsen. Der Absatz im Gesamt- markt stagnierte im letzten Jahr. Wenn man die Entwicklung im Gesamtmarkt etwas aufglie- dert, so wird deutlich, dass sich die Umsatzentwicklung im Klinik- und Apothekenmarkt für 2020 ähnelt. Es gab 11
Selbstmedikation – die zweite tragende Säule der Arzneimittelversorgung Zuwächse zwischen 6 % und 7 %. Ein bedeutend schlechte- res Bild zeigt die Absatzentwicklung in 2020: In den Apotheken stagnierte der Absatz und im Klinikmarkt war ein Rückgang von rund 10 % zu verzeichnen. Die Pandemie hat sich somit deutlich auf den Absatz niedergeschlagen. Entwicklung des Pharmamarktes in 2020 (Umsatz in Euro, Absatz in Zähleinheiten, Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in %) Umsatz Absatz +6,7% -0,6% Klinik 14% +6,4% Klinik 8% -9,9% 49,5 Mrd. 97,5 Mrd. Euro Zähleinheiten 86% 92% Apotheke Apotheke +6,7% +0,2% Eigene Darstellung des BPI basierend auf IQVIA ® : IMS Dataview ® AMV Datenbank GPI Krankenhausindex ® DKM ® , IMS PharmaScope ® National 2021. Die Pandemie hat in 2020 für starke Schwankungen im Apothekenmarkt, hauptsächlich für die nicht verschreibungs- pflichtigen Arzneimittel, gesorgt. Eine Betrachtung des Marktes auf Monatsebene verdeutlicht den Zusammenhang zwischen den Veränderungen am Markt und dem Verlauf der ersten und zweiten „Pandemiewelle“ in Deutschland. Kurzfristige erhebliche Absatzzuwächse durch Bevorratungs- käufe zum Beispiel im März 2020 wurden von massiven Rückgängen durch den bundesweiten Lockdown und das veränderte Konsumentenverhalten in den Folgemonaten abgelöst. 12
Selbstmedikation – die zweite tragende Säule der Arzneimittelversorgung Entwicklung des Apothekenmarktes 2020 (Veränderungen gegenüber dem Vorjahresmonat in %) Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 26,7 14,6 11,5 10,1 6,6 7,1 7,2 4,9 2,5 0,2 Umsatz (ApU) in +/-% 28,1 -3,4 -5,5 2,8 1,5 2,7 3,5 Absatz (ZE) 0,6 0,4 in +/-% -2,8 -5,1 -5,6 -10,1 -12,7 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 Eigene Darstellung des BPI basierend auf IQVIA ® ; IMS Pharmascope ® Real 2021. Nach einer kurzen Erholung des Marktes im Juni, zeigen sich im Juli und August Mengenrückgänge gegenüber dem Vorjahr. Erst im September kehrt sich dieser negative Trend, wenn auch nur vorrübergehend, wieder um. Die turbulente Marktentwicklung der ersten neun Monate hat sich im letzten Quartal 2020 fortgesetzt. Im Monat Dezember wurde der zweite Lockdown für Deutschland festgelegt. Dieser besteht seitdem fort und wird sich somit auch auf das Jahr 2021 erheblich auswirken, vor allem, da eine kurzfristige spürbare Verbesserung der Pandemiesituation im ersten Quartal 2021 durch die dritte „Pandemiewelle“ wieder aufge- löst wird. 13
Selbstmedikation – die zweite tragende Säule der Arzneimittelversorgung Die Bedeutung der Selbstmedikation für das Gesundheitssystem Medikamente in der Selbstmedikation sind fester Bestandteil der Gesundheitsversorgung. Bei vielen leichteren Erkrankun- gen wie Husten und Schnupfen, bei Magen-Darm-Problemen oder Schmerzen kann der Patient diese Leiden durch nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel und Medizinprodukte aus der Apotheke heutzutage erfolgreich selbst behandeln. Primär leisten die OTC-Arzneimittel einen maßgeblichen Beitrag zu einer qualitativ hochwertigen Versorgung von einer Vielzahl von Patienten. Anteil der nicht verschreibungspflichtigen Arzneimittel am Gesamt- markt in Deutschland 2020 (Absatz in Mio. Packungen, Anteil in %) 48,4 % 1.548 51,6 % nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel verschreibungspflichtige Arzneimittel Eigene Darstellung des BPI basierend auf IQVIA ® 2021. 14
Selbstmedikation – die zweite tragende Säule der Arzneimittelversorgung Ein Blick auf die Anzahl der im Jahr 2020 abgegebenen Arzneimittelpackungen zeigt, dass mehr als jede zweite Packung auf die nicht verschreibungspflichtigen Arzneimittel entfiel. Außerdem leisten sie einen Beitrag zur Stabilisierung des Gesundheitssystems in Deutschland, denn die Patienten tragen die Ausgaben für OTC-Arzneimittel fast ausschließlich selbst. Somit wird die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) erheblich entlastet. OTC-Hersteller – starke Partner in Deutschland Die pharmazeutische Industrie am Standort Deutschland Das Label „Made in Germany / Europe“ ist auch für Arzneimittel nicht nur Ursprungsbezeichnung, sondern gleich- falls ein Qualitätsbegriff. Produkte aus Deutschland und Europa stehen für höchste Qualität; Forschung und Entwicklung bringen auch im Segment der Selbstmedikation hierzulande Spitzenprodukte hervor und Wachstum ist oft- mals eigenfinanziert, d. h. unabhängig von Fremdinvestoren. Durch den überdurchschnittlich hohen Anteil wirtschaftlicher Aktivitäten am Unternehmensstandort Deutschland können OTC-Arzneimittelhersteller für ihre Produkte insbesondere das Label „Made in Germany“ beanspruchen und sichern somit die Arzneimittelversorgung und verhindern Engpässe. Diese Unternehmen sind gekennzeichnet durch: -> hohe Fertigungstiefe bei der Produktion, -> Sicherung überdurchschnittlich vieler Arbeitsplätze am Standort Deutschland, -> starke Vernetzung im Inland, -> überdurchschnittlich hoher Anteil der Wertschöpfung bei den Unternehmen selbst und somit auch am Wirtschaftsstandort Deutschland. 15
OTC-Hersteller – starke Partner in Deutschland Die Herstellung von OTC-Arzneimitteln zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass es sich: -> um sehr komplexe Tätigkeiten handelt, die -> als hochspezialisierte Arbeitsplätze einen hohen Anspruch an die Qualifikation der Mitarbeiter haben und die -> nicht ohne Weiteres ins Ausland verlagert werden können. OTC-Arzneimittelhersteller sind überproportional stark in den Regionen vertreten. Sie tragen regional zur Sicherung der Beschäftigung bei und sind wichtige Gewerbesteuer- zahler. Branchenstruktur Die Beschreibung der Branchenstruktur ist aufgrund der sehr großen Heterogenität der verfügbaren Daten schwie- rig. Die Daten aus den verschiedenen Quellen wie dem Statistische Bundesamt, dem Unternehmensregister, der IFA GmbH, IQVIA™ und der INSIGHT Health GmbH verfü- gen über individuelle Definitionen und Abgrenzungen und sind somit nicht kombinierbar. Auch benötigt die Amtliche Statistik systembedingt einen längeren Zeit raum zur Bereitstellung von amtlichen Daten als die Dienstleister für die Aufbereitung von Marktdaten. Um trotzdem einen Über- blick zu gewinnen, bleibt nur die Möglichkeit einzelne Aspekte aus den verfügbaren Daten herauszustellen. In der Bundesrepublik Deutschland sind laut der Kostenstruk- turstatistik des Statistischen Bundesamtes 510 pharmazeuti- sche Unternehmen für das Jahr 2018 gemeldet. Bei den phar- mazeutischen Unternehmen handelt es sich sowohl um stan- dortorientierte und eigentümergeführte Unternehmen als auch um deutsche Niederlassungen multinationaler Konzerne. 16
OTC-Hersteller – starke Partner in Deutschland OTC-Produkte werden von Unternehmen aller Größen- klassen hergestellt. Nach wie vor gilt, dass rund 90 % der Arzneimittel herstellenden Unternehmen in Deutschland weniger als 500 Mitarbeiter beschäftigen. 223 von diesen Unternehmen hatten 2018 weniger als 20 Beschäftigte. Anteil der kleinen und mittleren pharmazeutischen Unternehmen Eigene Darstellung des BPI basierend auf Daten des Statistischen Bundesamtes 2021. Die Pharmabranche ist ein Spiegel der deutschen Wirtschaftsstruktur. Ihre besondere Bedeutung für die deutsche Wirtschaft resultiert nicht nur aus den direkten, sondern auch aus den indirekten und induzierten Wertschöpfungseffekten. Die Pharmaindustrie ist für Wachstums-, Beschäftigungs- und Innovationseffekte in Deutschland von großer Bedeutung. 17
OTC-Hersteller – starke Partner in Deutschland Die Bedeutung des OTC-Marktes für die pharmazeutische Industrie in Deutschland Die Bedeutung des OTC-Marktes für die in Deutschland aktiven pharmazeutischen Unternehmen zeigt auch der hohe Anteil der Unternehmen, die nicht verschreibungs- pflichtige Arzneimittel herstellen und vertreiben. Beispiels- weise sind laut einer aktuellen Auswertung von IQVIA rund 84 % der dort erfassten pharmazeutischen Hersteller im OTC-Markt aktiv. Zu berücksichtigen ist hierbei, dass den Daten des Unternehmensregisters des Statischen Bundes- amtes und denen von IQVIA unterschiedliche Marktabgren- zungen und Definitionen zugrunde liegen. Anteil der Hersteller für nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel in Deutschland 2020 16 % 84 % Unternehmen, die nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel herstellen Unternehmen, die nur verschreibungspflichtige Arzneimittel herstellen Eigene Darstellung des BPI basierend auf IQVIA ® 2021. 18
OTC-Hersteller – starke Partner in Deutschland Beschäftigte Laut der amtlichen Statistik waren im Jahr 2018 insge- samt 140.129 Personen in Unternehmen beschäftigt, die pharmazeutische Erzeugnisse herstellen. Die Beschäftig- tenzahl war gegenüber dem Vorjahr angestiegen. Dies lag teilweise an Veränderungen in den Meldewegen des Statistischen Bundesamtes und an der zu dem Zeitpunkt noch relativ guten Konjunkturlage in 2018 und 2019 in Deutschland. Nachdem in den letzten 14 Jahren die Beschäftigung in Deutschland immer leicht zugenommen hat, hat sich im Pandemiejahr 2020 die Situation grundle- gend geändert. Am Arbeitsmarkt sind deutliche Auswir- kungen der Corona-Krise sichtbar. Die pharmazeutische Industrie steht für eine Branche die gut durch wirtschaft- lich wechselhafte Zeiten gekommen ist. Somit ist sie ein sicherer Arbeitgeber für viele hochqualifizierte Arbeitneh- mer in Deutschland. Insbesondere die aktuelle Pandemie zeigt eindrücklich die hohe Leistungsfähigkeit der Beleg- schaft der Arzneimittelhersteller. Anzahl der Beschäftigten in der pharmazeutischen Industrie Eigene Darstellung des BPI basierend auf Daten des Statistischen Bundesamtes 2021. 19
OTC-Hersteller – starke Partner in Deutschland Produktion von Pharmazeutika Die pharmazeutische Industrie in Deutschland stellte 2019 phar- mazeutische Erzeugnisse im Wert von 31,14 Mrd. Euro her. Pharmaproduktion* von 2007 – 2019** (Produktionswert in Mrd. Euro, Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in %) Mrd. Euro / % Umstellung der Datenbasis 36,07 +18,1% 35 30,40 29,55 30,55 31,14 29,01 29,20 30 27,68 -13,7% 27,10 26,46 26,89 26,93 +4,8% +4,7% 26,22 +4,8% -2,8% -1,2% +2,8% 25 +3,4% -2,4%+1,6% +10,6% +0,2% 20 15 10 5 0 07 08 09** 10** 11** 12** 13** 14** 15** 16** 17** 18** 19** * Güterverzeichnis für Produktionsstatistiken (GP 21), Herstellung von pharmazeutischen und ähnlichen Erzeugnissen. ** Ab dem Jahr 2009 ersetzt die GP 21 (pharmazeutische und ähnlichen Erzeugnisse) die GP 244. Diese neue statistische Abgrenzung verhindert einen direkten Vergleich mit Werten aus den Vorjahren. Eigene Darstellung des BPI basierend auf Daten des VCI 2020 und des Statistischen Bundesamtes 2020. Die Produktion der Pharma-Branche ist zwar um 13,7 % gegenüber dem Wert des Jahres 2018 gesunken – aller- dings ist dieser starke Rückgang auf einen Sondereffekt einer massiven kurzzeitigen Produktionsverlagerung und deren Rückabwicklung in 2018 und 2019 zurückzuführen. Die inländische Produktion der deutschen pharmazeuti- schen Industrie hängt dabei maßgeblich von den Preisen, den Arzneimittelimporten sowie der Exportnachfrage ab. 20
OTC-Hersteller – starke Partner in Deutschland Außenhandel mit Pharmazeutika Aus der Bundesrepublik Deutschland wurden im Jahr 2019 Pharmazeutika im Wert von 82,8 Mrd. Euro ausge- führt. Dies entspricht einem Rückgang um 0,5 % gegen- über dem Vorjahr. Zur gleichen Zeit wurden pharmazeuti- sche Erzeugnisse im Wert von 58,0 Mrd. Euro in die Bundesrepublik Deutschland eingeführt. Dies stellt zum sechsten Mal in Folge einen Zuwachs dar. In 2019 wuch- sen die Importe aber nur noch um 1,9 % gegenüber 2018. Zu den wichtigsten Absatzmärkten für die deutsche pharmazeutische Industrie zählen die USA, die Niederlande und die Schweiz. Hauptabnehmer Pharmazeutika* aus Deutschland (in Mio. Euro) 2015 2016 2017 2018 2019 USA 13.488,87 12.920,71 13.639,61 13.939,01 14.517,55 Niederlande 8.215,95 8.003,31 8.615,69 9.305,85 8.297,86 Schweiz 4.646,64 6.267,51 7.962,86 7.118,10 7.217,69 Frankreich 3.663,20 3.605,18 3.704,80 4.124,17 4.417,41 Italien 2.621,16 2.774,86 2.845,11 4.715,82 4.159,71 China 2.264,23 2.405,96 2.678,57 2.905,33 3.839,15 Großbritannien 7.099,58 6.270,91 4.935,98 4.014,22 3.726,89 Japan 2.214,57 2.346,67 2.630,51 2.675,64 3.205,96 Belgien** 2.371,43 2.042,89 1.913,53 2.286,11 2.887,46 Russland 1.547,98 1.570,29 1.875,48 1.920,21 2.509,07 Übrige 21.324,47 22.074,49 24.520,57 30.186,53 28.013,80 Gesamt 69.458,06 70.282,79 75.322,69 83.190,98 82.792,56 * Wirtschaftszweig 21, Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen. ** Die außergewöhnliche Höhe der Exporte erklärt der VCI mit Sondereffekten. Eigene Darstellung des BPI basierend auf Daten des VCI 2020 und des Statistischen Bundesamtes 2020. 21
OTC-Hersteller – starke Partner in Deutschland Arzneimittelentwicklung Die aktuell verfügbaren Daten zeigen, dass die pharma- zeutische Industrie an der Spitze der forschungsintensi- ven Branchen steht: Kein Industriezweig investierte 2018 mehr in Forschung und Entwicklung (F&E). Nach Angaben des jüngsten Berichtes der Expertenkommission für Forschung und Innovation (EFI) reinvestierte die Pharma- industrie rund 13 % ihres Umsatzes aus eigenen Erzeug- nissen für interne F&E-Projekte. Sie liegt, wie in den ver- gangenen Jahren, vor der DV-Branche, dem Automobil- bau sowie dem Luft-/Raumfahrzeugbau und ist somit die forschungsintensivste Branche Deutschlands. Spitzenleistung – Forschungs- und Entwicklungsausgaben in Prozent vom Umsatz Eigene Darstellung des BPI basierend auf Daten des Statistischen Bundesamtes 2021. Die hohen F&E-Ausgaben der pharmazeutischen Industrie liegen in der zum Teil sehr komplexen, langen, höchst sensiblen und stark regulierten Arzneimittelentwicklung begründet. 22
OTC-Hersteller – starke Partner in Deutschland Von rund 10.000 Molekülen, die am Anfang der Medi- kamentenentwicklung als Wirkstoff in Frage kommen könnten, weil sie ein krankheitsrelevantes Ziel im Orga- nismus beeinflussen, schafft es, in der Regel nach etwa acht bis zwölf Jahren, gerade eine Substanz den behörd- lichen Zulassungsprozess erfolgreich zu absolvieren. Der lange Weg von der Forschung zur Therapie Wirkstoffsuche Präklinik Klinik I Eigene Darstellung des BPI basierend auf Daten des Statistischen Bundesamtes 2021. Der OTC-Markt in Deutschland Fakten zum OTC-Gesamtmarkt Der Umsatz im deutschen OTC-Markt (Offizin und Apo- thekenversandhandel) entwickelte sich in den vergange- nen Jahren bis zum Beginn des Jahres 2020 positiv. Er lag im Jahr 2019 für Arzneimittel und Gesundheitsmittel insgesamt bei 9,48 Mrd. Euro zu Apothekenverkaufsprei- sen (AVP) und damit 5,6 % über dem Wert für 2018. Doch mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland, im ersten Quartal 2020, änderte sich die Marktentwick- lung entscheidend. Als Ergebnis steht ein Rückgang des Gesamtumsatzes von OTC-Arzneimitteln und Nichtarznei- mitteln um ca. 1,1 % auf 9,37 Mrd. Euro für das Jahr 2020 fest. 23
Der OTC-Markt in Deutschland Umsatzentwicklung von OTC-Arzneimitteln und Nichtarzneimitteln in 2018 – 2020 (Umsatz in Mio. Euro, Veränderungen ggü. dem Vorjahr in %) +5,6% -1,1% 9.475 9.370 8.974 1.707 (18%) 2.012 (21%) 1.446 (16%) 7.528 (84%) 7.768 (82%) 7.358 (79%) 2018 2019 2020 Offizin Versandhandel Eigene Darstellung des BPI basierend auf IQVIA ® Consumer Report Apotheke 2021. Auch die Absatzentwicklung im deutschen OTC-Markt (Offizin und Apothekenversandhandel) entwickelte sich in den vergangenen Jahren bis zum Beginn des Jahres 2020 positiv. Für das Jahr 2019 konnte ein Plus von 3,5 % verzeichnet werden, dagegen sank der Absatz im letzten Jahr um 4,3 %. 24
Der OTC-Markt in Deutschland Absatzentwicklung von OTC-Arzneimitteln und Nichtarzneimitteln 2018 – 2020 (Absatz in Mio. Packungen, Veränderungen ggü. dem Vorjahr in %) +3,5% -4,3% 953 921 913 163 (17%) 135 (15%) 194 (21%) 786 (85%) 790 (83%) 719 (79%) 2018 2019 2020 Offizin Versandhandel Eigene Darstellung des BPI basierend auf IQVIA ® Consumer Report Apotheke 2021. Für eine Übersicht über die führenden Indikationsgebiete im OTC-Markt bietet sich der Blick auf den erweiterten Apothekenmarkt an. Somit sind neben den bisher betrach- teten Absätzen in der Offizin und über den Versandhandel auch die Verkäufe über den Mass Market (Verbraucher- und Supermärkte sowie Drogerien und Reformhäuser) erfasst. Bei der Analyse des erweiterten Apothekenmark- tes sind alle drei Produktkategorien: apothekenpflichtige, nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel; freiverkäufliche Arzneimittel und die Gruppe der Gesundheitsmittel, worun- ter Nahrungsergänzungsmittel und Lebensmittel für besonde- re medizinische Zwecke (bilanzierte Diäten) fallen, erfasst. Die drei wichtigsten Präparategruppen waren in 2020 die Husten- und Erkältungsmittel, gefolgt von den Schmerzmitteln und den Vitaminen/Mineralstoffen/Nahrungsergänzungsmitteln. Auf diese drei Präparategruppen entfielen über 58 % der abgesetzten Packungseinheiten. 25
Der OTC-Markt in Deutschland Führende Präparategruppen im deutschen OTC-Markt nach Absatz in 2020 (in Mio. Packungseinheiten (PE), Marktanteil in %) Erweiterter Apothekenmarkt: Apotheke (Offizin+Versandhandel) sowie Mass Market* Off+VH vs MM Off+VH+MM Absatzanteil in Mio. PE 59% Gesamtmarkt 1.548,4 54% Husten-/Erkältungsmittel/Atemwege 491,6 90% Schmerzmittel/Muskel/Gelenk 193,7 38% Vitamine/Mineralst./Nahrungsergänzung 216,0 56% Produkte für den Verdauungstrakt 172,2 76% Hautmittel 136,7 82% Herz- und Kreislaufmittel 53,8 90% Augenpräparate 37,7 67% Mittel für Blase und Fortpflanzungsorgane 35,6 33% Verschiedenes 89,3 46% Beruhigungs-/Schlafmittel/Stimmungsaufheller 51,8 34% Tonika/Geriatrie/Meliss/MM 26,9 99% Mund- und Zahnbehandlung 12,1 28% Alle anderen nicht klassischen Präparate 14,1 100% Entwöhnungsmittel 2,8 100% Mittel gegen Übelkeit 7,0 28% Produkte zur Gewichtsabnahme 4,6 100% Ohrenpräparate 2,6 Off = Offizin, VH = Versandhandel und MM = Mass Market * Mass Market (Massenmarkt = Verbraucher- und Supermärkte, Drogerien und Reformhäuser) Eigene Darstellung des BPI basierend auf IQVIA® Consumer Report Apotheke 2021. 26
Der OTC-Markt in Deutschland Off+VH+MM Änd. Off+VH Änderung MM Änderung zum zum Vorjahr in % zum Vorjahr in % Vorjahr in % -1,7 -4,3 2,3 -13,4 -16,6 -9,5 1,2 1,0 2,8 11,2 7,9 13,3 -0,8 -4,8 4,7 18,8 10,3 57,1 0,6 0,1 -1,6 -0,1 0,9 -8,1 -0,9 0,3 -3,4 0,1 -6,2 3,4 0,7 3,7 -1,8 13,0 7,8 15,9 4,0 6,0 -57,2 63,0 41,6 73,1 -5,5 -5,5 -26,2 -26,2 -10,4 -18,1 - -7,0 -11,8 -11,8 -97,8 27
Der OTC-Markt in Deutschland Rund 16 % aller Verordnungen in Deutschland sind in 2020 auf verschreibungsfreie Arzneimittel entfallen. Dies bedeutet einen Rückgang um fast 14 % gegenüber dem Vorjahr. Die meisten Verordnungen fanden mit einem Anteil von rund 44 % zu Lasten der GKV statt. 31 % der Verordnungen wurden über das Grüne Rezept erteilt und 25 % entfielen auf PKV-Rezepte. Anteil der Rezeptarten bei Verordnungen für nicht verschreibungs- pflichtige (NRx) Arzneimittel in 2020 (Anteil und Veränderung in %) Verordnungen bei NRx-Arzneimitteln Verordnungen am Gesamtmarkt 31,0% 84,0% (-17,4%) (-1,8%) 25,0% 16,0% (-14,2%) (-13,7%) 44,1% (-10,6%) Rx NRx Grünes Rezept PKV GKV Eigene Darstellung des BPI basierend auf IQVIA, IMS ® Diagnosis Monitor 2021. Die nachfolgenden Tabellen zeigen die führenden Indi- kationen nach Verordnungen im OTC-Markt. Die Throm- bozytenaggregationshemmer, Expectorantien (ohne Anti- infektiva), Analgetika und Rhinologika zählen zu den am meisten verordneten Präparategruppen über alle drei Verordnungswege hinweg. 28
Der OTC-Markt in Deutschland Die TOP 10 führenden Indikationsgruppen nach Verordnungen im OTC-Markt je Rezeptart in 2020 (Verordnungen ins Tsd., Veränderung in %, Preisbasis ApU) Verordnungen in Tsd. +/-% GKV-Rezept 56.098 -10,6 B01C Thrombozytenagg. Hemmer 7.694 1,3 N02B Sonstige Analgetika 6.703 -20,9 R01A Rhinologika, topisch 4.692 -24,9 T02D Diabetes-Tests 4.585 -2,7 A10E Insulinzubehör 3.436 4,7 R05C Expectorantien ohne Antiinfektiva 3.332 -26,0 A06A Mittel gegen Verstopfung 2.595 1,0 A11C Vitamine A+D, inkl. einf. Komb. 2.504 0 B03A Hämatopoetika mit Eisen 2.025 -0,6 V03X Sonstige therapeutische Präparate 1.887 -10,6 Verordnungen in Tsd. +/-% Privat-Rezept 31.747 -14,2 B01C Thrombozytenagg. Hemmer 2.456 -0,9 R05C Expectorantien ohne Antiinfektiva 2.286 -42,6 R01A Rhinologika, topisch 1.579 -31,8 N02B Sonstige Analgetika 1.454 -25,3 A06A Mittel gegen Verstopfung 1.393 -0,9 A11C Vitamine A+D, inkl. einf. Komb. 1.153 5,9 V03X Sonstige therapeutische Präparate 977 -5,9 M02A Antirheumatika und Analgetika, top. 923 -1,0 D01A Dermatolog. Antimykotika 908 -5,3 R02A Halsschmerzmittel 905 -31,9 Verordnungen in Tsd. +/-% Grünes Rezept 39.384 -17,4 R05C Expectorantien ohne Antiinfektiva 3.968 -38,5 R01A Rhinologika, topisch 2.409 -30,0 B01C Thrombozytenagg. Hemmer 2.111 -0,1 N02B Sonstige Analgetika 1.852 -26,3 A06A Mittel gegen Verstopfung 1.655 2,4 R02A Halsschmerzmittel 1.605 -29,5 S01K Produkte gegen trockene Augen 1.349 7,5 D01A Dermatolog. Antimykotika 1.284 -6,8 A11C Vitamine A+D, inkl. einf. Komb. 1.153 5,4 R06A Antihistamine, systemisch 1.146 -5,7 Eigene Darstellung des BPI basierend auf IQVIA, IMS ® Diagnosis Monitor 2021. 29
Der OTC-Markt in Deutschland Die TOP 10 führenden Indikationsgruppen nach Verordnungsumsatz im OTC-Markt je Rezeptart in 2020 (Umsatz in Tsd. Euro, Veränderung in %, Preisbasis ApU) Umsatz in Tsd. Euro +/-% GKV-Rezept 593.119 1,2 T02D Diabetes-Tests 94.893 -3,2 A10E Insulinzubehör 70.563 8,1 V06D Sonstige Nährmittel 56.743 20,1 A09A Digestiva inklusive Enzyme 41.510 1,2 A06A Mittel gegen Verstopfung 37.885 4,0 D03A Wundheilmittel 36.072 -26,0 Y08A Nichtarzneimittel 27.734 36,8 B03A Hämatopoetika mit Eisen 19.187 12,3 V03X Sonstige therapeut. Präparate 18.329 -8,2 T02X Alle sonstigen Testdiagnostika 17.131 -6,2 Umsatz in Tsd. Euro +/-% Privat-Rezept 269.812 -4,5 A06A Mittel gegen Verstopfung 14.728 2,0 R05C Expectorantien ohne Antiinfektiva 12.289 -39,2 C04A Cerebr. / Periph. Vasotherapeutika 11.956 -2,4 V03X Sonstige therapeutische Präparate 11.206 11,7 A07F Microorganism. bei Diarrhoe 9.757 -16,4 T02D Diabetes-Tests 9.040 4,7 S01K Produkte gegen trockene Augen 8.314 17,8 D01A Dermatolog. Antimykotika 7.461 -5,2 A12C Sonstige Mineralverbindungen 6.506 3,6 A09A Digestiva inklusive Enzyme 6.444 2,4 Umsatz in Tsd. Euro +/-% Grünes Rezept 233.275 -10,3 R05C Expectorantien ohne Antiinfektiva 18.388 -36,8 A06A Mittel gegen Verstopfung 14.527 4,2 S01K Produkte gegen trockene Augen 13.007 11,1 A07F Microorganism. bei Diarrhoe 8.676 -18,3 R01A Rhinologika, topisch 8.148 -21,8 D01A Dermatolog. Antimykotika 8.135 -8,0 R02A Halsschmerzmittel 7.809 -27,1 A12C Sonstige Mineralverbindungen 5.826 3,4 A11C Vitamine A+D, inkl. einf. Komb. 5.563 9,1 C04A Cerebr. / Periph. Vasotherapeutika 5.479 1,6 Eigene Darstellung des BPI basierend auf IQVIA, IMS ® Diagnosis Monitor 2021. 30
Der OTC-Markt in Deutschland Die Auswirkungen der Corona-Pandemie Die OTC-Arzneimittel sind die zweite tragende Säule der hervorragenden Versorgung der Patienten mit Arznei- mitteln in Deutschland. Mehr als jede zweite (fast 52 %) in 2020 in Deutschland abgegebene Packung war ein nicht verschreibungspflichtiges Arzneimittel. Die Marktentwick- lung im deutschen (Gesamt-)Apothekenmarkt stellt sich im Pandemiejahr 2020 sehr differenziert dar. Während die Absatzentwicklung mit einem Rückgang von rund 4,5 % insgesamt negativ ausgefallen ist, konnte bei der Umsatz- entwicklung für die verschreibungspflichtigen und nicht verschreibungspflichtigen Arzneimittel zusammen ein Zuwachs von rund 6,8 % verzeichnet werden. Absatzentwicklung der Arzneimittel im Apothekenmarkt 2020 (Absatz in Mio. Packungen, Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in %) -4,5% -0,4% -7,9% 749 1.548 799 Gesamt verschreibungs- nicht verschrei- pflichtig bungspflichtig Eigene Darstellung des BPI basierend auf IQVIA ® ; IMS Pharmascope ® Real 2021. 31
Der OTC-Markt in Deutschland Allerdings beschränkt sich die positive Umsatzentwicklung im letzten Jahr auf die verschreibungspflichtigen Arznei- mittel, denn ein Blick auf den OTC-Gesamtmarkt zeigt eine negative Absatz- und Umsatzentwicklung für 2020 im Vergleich zum Vorjahr. Dadurch wird deutlich, dass insbe- sondere Hersteller von nicht verschreibungspflichtigen Arz- neimitteln im letzten Jahr erheblich unter Druck geraten sind. Umsatzentwicklung der Arzneimittel im Apothekenmarkt 2020 (Umsatz in Mio. Euro, Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in %) +6,8% +8,5% -3,8% 35.778 40.816 5.038 Gesamt zu verschreibungs- nicht verschrei- ApU real pflichtig bungspflichtig Eigene Darstellung des BPI basierend auf IQVIA ® ; IMS Pharmascope ® Real 2021. 32
Der OTC-Markt in Deutschland Die Auswirkungen der Pandemie auf die OTC-Branche zeigen sich deutlich in der rückläufigen Entwicklung der verordneten Packungen mit nicht verschreibungspflichti- gen Arzneimitteln und Nichtarzneimitteln. Es ist für 2020 ein Rückgang von rund 4,3 % gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Am stärksten ist der Rückgang im Bereich des Grünen Rezeptes mit minus 15,9 % ausgefallen. Auswirkungen der COVID-19 Pandemie auf die Absatzentwicklung von OTC-Arzneimitteln und Nichtarzneimitteln (Absatz in Mio. Packungen, Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in %) 913 51 48 16 Selbstmedikation -2,7 GKV -13,9 798 PKV -13,4 Grünes Rezept -15,9 OTC GMS Gesamt -4,3 2020 GKV PKV Grünes Rezept Selbstmedikation Eigene Darstellung des BPI basierend auf IQVIA ® Consumer Report Apotheke 2021. 33
Der OTC-Markt in Deutschland Ähnlich sah die Entwicklung im letzten Jahr bezüglich der Umsatzentwicklung bei den verordneten nicht verschrei- bungspflichtigen Arzneimitteln und Nichtarzneimitteln aus. Der Gesamtumsatz in 2020 ist wie der Absatz im letzten Jahr rückläufig gewesen. Sein Rückgang betrug rund 1,1 %. Am stärksten fiel auch bei dieser Betrachtung der Rück- gang im Bereich des Grünen Rezeptes mit 11,8 % aus. Auswirkungen der COVID-19 Pandemie auf die Umsatzentwicklung von OTC-Arzneimitteln und Nichtarzneimitteln (Umsatz in Mio. Euro, Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in %) 9.370 618 699 Selbstmedikation +0,3 179 GKV -6,8 PKV -8,1 7.874 Grünes Rezept -11,8 OTC GMS Gesamt -1,1 2020 GKV PKV Grünes Rezept Selbstmedikation Eigene Darstellung des BPI basierend auf IQVIA ® Consumer Report Apotheke 2021. Analysiert man die negative Umsatzentwicklung etwas genauer so zeigt sich, dass der Versandhandel klar von den besonderen Herausforderungen durch die Pandemie- situation profitiert hat und die Umsatzrückgänge vollstän- dig auf die Offizin entfallen. 34
Der OTC-Markt in Deutschland Auswirkungen der COVID-19 Pandemie auf die Umsatzentwicklung im OTC-Markt (Veränderungen gegenüber Vorjahr in %) 30,1 4,8 Total 0,9 0,2 -2,3 -3,8 -3,1 -3,1 -5,4 -10,1 -8,6 -1,1 58,0 -14,9 23,0 18,8 18,0 18,6 20,5 16,3 17,9 12,4 10,4 12,6 Versand- 4,1 handel 1,9 24,2 3,3 Offizin 0,6 -7,1 -7,2 -6,8 -4,1 -5,3 -8,9 -9,6 -16,2 -15,1 -19,3 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jahr 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 2020 Eigene Darstellung des BPI basierend auf IQVIA ® Consumer Report Apotheke 2021. Phytopharmaka und Homöopathika – bedeutend in der Selbstmedikation Die Herstellung von Arzneimitteln der Besonderen Thera- pierichtungen zeichnet sich vor allem durch eine hohe Arbeitsproduktivität (Bruttowertschöpfung pro Erwerbs- tätigem) am Standort Deutschland aus. Die Hersteller dieser Arzneimittel sind in ihrer wirtschaftlichen Aktivität überdurchschnittlich stark am deutschen Markt aktiv. Sie beziehen den Großteil ihrer Vorleistungen aus dem 35
Der OTC-Markt in Deutschland Inland und vertreiben über 80 % ihrer Produkte in Deutschland. Somit sind die Unternehmen besonders von den Entwicklungen im regulatorischen Bereich in Deutschland abhängig. Markt für Phytopharmaka Bei pflanzlichen Arzneimitteln, auch Phytopharmaka genannt, handelt es sich um Arzneimittel, die aus Pflanzen(teilen) oder deren Zubereitungen wie Extrakten oder Tinkturen hergestellt werden. Sie werden als Säfte, Tabletten, Kapseln, Dragees etc. angeboten. In den letz- ten Jahren wurde in zahlreichen pharmakologischen und klinischen Studien die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Phytopharmaka untersucht und belegt. So fanden die Ergebnisse mit speziellen Pflanzenextrakten zunehmend Eingang in die Leitlinien von wissenschaftlichen Fach- gesellschaften. Phytopharmaka sind fester Bestandteil der Gesundheits- versorgung. Sie spielen insbesondere bei der Selbstmedi- kation eine große Rolle. In 2020 wurden rund 103 Mio. Packungen an Phytopharmaka abgesetzt. Das Absatzvo- lumen liegt unter dem Wert des Vorjahres. Dieser, im Vergleich zu den leichten Schwankungen der letzten Jahre, recht starke Rückgang ist vor allem auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie zurückzuführen. 36
Der OTC-Markt in Deutschland Absatzentwicklung im Apothekenmarkt 2016 – 2020 (in Mio. Packungseinheiten – PE) Mio. PE Phytopharmaka 150 120,3 120,4 117,3 118,0 102,7 100 50 0 2016 2017 2018 2019 2020 Eigene Darstellung des BPI basierend auf Daten von IQVIA™ – IMS ® OTC-GMS sowie IMS ® Pharmascope National 2021. Der überwiegende Teil der pflanzlichen Arzneimittel wird zur Behandlung von Erkältungsbeschwerden eingesetzt. Weitere wichtige Präparategruppen sind die Mittel zur Behandlung anderer Atemwegserkrankungen, Magen- und Beruhigungsmittel. Insgesamt betrachtet werden die pflanzlichen Arzneimittel für eine große Bandbreite von Erkrankungen eingesetzt. 37
Der OTC-Markt in Deutschland Die führenden Präparategruppen bei pflanzlichen Arzneimitteln Weitere Gruppen 17 % Hustenmittel 18 % Abführmittel 3 % Durchblutungs- Absatz Produkte für fördernde Mittel 3 % 102,7 Mio. sonstige Verschiedenes 4 % Packungen Atemwegs- im Jahr erkrankungen Muskel- und Gelenk- 16 % schmerzmittel 5 % 2020 Beruhigungs- Magenmittel und und Schlafmittel 7 % verdauungsfördernde Mittel 11 % Produkte Harnsystem Urologika, Männer 8 % Erkältungsmittel und Mittel gegen Grippe 8% Eigene Darstellung des BPI basierend auf Daten von IQVIA™ – IMS ® OTC-GMS sowie IMS ® Pharmascope National 2021. Markt für Homöopathika In Deutschland werden homöopathische Arzneimittel seit Jahrzehnten im Sinne einer Integrativen Medizin erfolg- reich eingesetzt. Die Behandlung mit homöopathischen Arzneimitteln ist damit entsprechend dem Wunsch der Bevölkerung ein wichtiger Bestandteil einer nachhaltigen, ganzheitlichen, natürlichen, gut verträglichen Gesund- heitsversorgung. Homöopathische Arzneimittel sollen die natürliche Fähigkeit des Menschen unterstützen, Krank- heiten selbst zu überwinden, indem sie die Selbsthei- lungskräfte des Patienten anregen. In 2020 wurden rund 48 Mio. Packungen an Homöo- pathika abgesetzt. Das Absatzvolumen liegt unter dem Wert des Vorjahres. Wie der gesamte OTC-Markt ver- zeichnet auch der Markt für Homöopathika, bedingt durch die Corona-Pandemie, im letzten Jahr einen Rückgang. 38
Der OTC-Markt in Deutschland Absatzentwicklung im Apothekenmarkt 2016 – 2020 (in Mio. Packungseinheiten – PE) Mio. PE Homöopathika 150 100 54,2 52,3 54,1 53,2 47,7 50 0 2016 2017 2018 2019 2020 Eigene Darstellung des BPI basierend auf Daten von IQVIA™ – IMS ® OTC-GMS sowie IMS ® Pharmascope National 2021. Ein großer Teil der Homöopathika wird zum Beispiel zur Stimulation des Immunsystems eingesetzt. Außerdem werden homöopathische Produkte oft zur Behandlung von Erkältungsbeschwerden oder als Schlaf- und Beruhigungsmittel angewendet. 39
Der OTC-Markt in Deutschland Die führenden Präparategruppen bei homöopathischen Arzneimitteln Alle übrigen (45) 12 % Hustenmittel 2 % Halsschmerzmittel 2 % Verschiedenes Magenmittel / 42 % Verdauungsförd. Mittel 2 % Absatz Sonstige Mittel gegen speziellen Schmerz 3 % 47,7 Mio. Packungen Mittel gegen Übelkeit 3 % im Jahr Augenpräparate 7 % 2020 Muskel- / Gelenkschmerzmittel 7 % Schlaf- / Beruhigungsmittel 9% Erkältungsmittel Mittel gegen Grippe 11 % Eigene Darstellung des BPI basierend auf Daten von IQVIA™ – IMS ® OTC-GMS sowie IMS ® Pharmascope National 2021. Im OTC-Markt wurden in 2020 mit Arzneimitteln in Apotheken und Versandhandel insgesamt rund 6,9 Mrd. Euro (effektive Apothekenverkaufspreise) umgesetzt. Mit Homöopathika wurden, über beide Vertriebswege hin- weg, 2020 in Deutschland rund 629 Mio. Euro umgesetzt. Der überwiegende Anteil dieses Umsatzes entfiel auf den Bereich der Selbstmedikation. Hier wurden in 2020 rund 546 Mio. Euro Umsatz in erzielt. Hinzu kommen Umsätze in Höhe von knapp 83 Mio. Euro durch Verordnungen von Homöopathika. Ähnlich setzt sich die Umsatzverteilung der Phytopharmaka zusammen. In diesem Marktsegment des OTC-Marktes wur- den in 2020 insgesamt fast 1,4 Mrd. Euro Umsatz erzielt. Auf den Bereich der Selbstmedikation entfallen hiervon fast 1,2 Mrd. Euro und rund 190 Mio. Euro Umsatz durch Verordnungen von pflanzlichen Arzneimitteln auf Rezept. 40
Der OTC-Markt in Deutschland Umsatz im Apothekenmarkt mit nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln in Mio. Euro 2017 – 2020 2020 82,7 938,3 546,2 1.196,9 3.905,9 189,7 2019 98,7 966,1 578,2 1.281,7 3.898,8 224,7 2018 99,4 964,2 567,6 1.279,8 3.808,4 230,8 2017 96,4 951,7 533,2 1.252,0 3.665,8 227,9 0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000 6.000 7.000 verordnete Homöopathika verordnete Phytopharmaka verordnete sonstige AM Selbstmedikation mit Homöopathika Selbstmedikation mit Phytopharmaka Selbstmedikation mit sonstigen AM Eigene Darstellung des BPI basierend auf Daten von IQVIA™ – IMS ® OTC-GMS sowie IMS ® Pharmascope National 2021. Neueinführungen und Switches – das Elixier des Marktes Kurz gesagt, beschreibt der Begriff „OTC-Switch“ die Entlassung eines verschreibungspflichtigen Arzneimittels aus der Rezeptpflicht. Dieser Schritt ist möglich, wenn Arzneimittel in der Anwendung so sicher sind, dass keine ärztliche Begleitung erforderlich ist. Die Rechtsgrund- lagen für die Verschreibungspflicht sind im § 48 AMG zu finden. Im Mittelpunkt dieses Verfahrens steht die Ände- rung der Verordnung über die Verschreibungspflicht von Arzneimitteln (AMVV) gemäß § 48 Absatz 2 AMG. An die- sem Verfahren sind verschiedene Akteure an unterschied- lichen Verfahrensschritten beteiligt. 41
Der OTC-Markt in Deutschland Der OTC-Switch: Eine Änderung der Arzneimittelverschreibungs- verordnung (AMVV) Verfahrensschritt Beteiligter Antrag auf Entlassung pharmazeutisches Verschreibungspflicht Unternehmen / Behörde Bundesinstitut für Arzneimittel Stellungnahme und Medizinprodukte Empfehlung Sachverständigenausschuss Bundesministerium Verordnungsentwurf für Gesundheit Beschluss Bundesrat Verkündung Bundesgesetzblatt Eigene Darstellung des BPI 2021. Das Switch-Verfahren beginnt mit dem Antrag eines phar- mazeutischen Unternehmers (Regelfall) oder einer Behörde auf Entlassung eines Arzneimittels aus der Verschreibungspflicht. Die hierzu eingereichten Unter- lagen werden durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) geprüft und im Anschluss wird eine wissenschaftliche Stellungnahme zu dem Antragsverfahren erstellt. Diese Stellungnahme wird dem zuständigen Sachverständigenausschuss für Verschrei- bungspflicht vorgelegt. Der Antragsteller erhält die Stellungnahme vertraulich zur Kenntnis. In Einzelfällen werden pharmazeutische Unternehmer, wenn sie selbst nicht Antragsteller, aber vom Antrag betroffen sind, vom 42
Der OTC-Markt in Deutschland BfArM über den Antrag informiert und um Stellungnahme gebeten. Der Antragsteller kann seinen Antrag im Aus- schuss vorstellen. Der beim BfArM ansässige Ausschuss trifft sich zweimal im Jahr, führt eine Abstimmung zu jedem Antrag durch und gibt im Anschluss eine Empfehlung über die beantragte Entlassung aus der Verschreibungspflicht ab. Diese Empfehlung wird an das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) übermittelt. Stimmt das Ministerium der Empfehlung zu, so kann es einen Entwurf für eine Verordnung zur Änderung der Arzneimittelverschreibungsverordnung (AMVV) erstellen, welche dem Bundesrat zur Zustimmung vorgelegt wird. Wenn der Bundesrat einen Beschluss gefasst hat, muss als letzter Schritt die Änderung der AMVV im Bundes- gesetzblatt verkündet werden. Die Änderungen treten in der Regel am Tag nach der Veröffentlichung in Kraft. Übergangsfristen für einzelne Positionen sind möglich. OTC-Switches sind in Deutschland seit 1978 möglich. Durch die Entlassung vieler Arzneimittel aus der Ver- schreibungspflicht hat sich das Spektrum der für die Apotheker zur Auswahl stehenden Arzneimitteln für eine Abgabe ohne ärztliche Verordnung an die Patienten erweitert. 43
Der OTC-Markt in Deutschland Die OTC-Switches der letzten zehn Jahre 2011 Orlistat • • • Adipositas 2012 Nicotin • • • Nikotinersatztherapie 2013 Racecadotril • • • Durchfall Benzydamin • • • Entzündungen im Mund- und Rachenraum Ibuprofen-Pseudoephedrin-Kombination • • • Erkältungssymptome 2015 Levonorgestrel • • • Notfallkontrazeption Ulipristal • • • Notfallkontrazeption Esomeprazol • • • Sodbrennen und saures Aufstoßen Flurbiprofen • • • Entzündungen der Rachenschleimhaut Ketotifen • • • Heuschnupfen 2016 Fluticason • • • Heuschnupfen Mometason • • • Heuschnupfen Racecadotril • • • Durchfall 2017 Aciclovir-Hydrocortison-Kombination • • • Lippenherpes Ibuprofen • • • Schmerzen 2018 Ibuprofen plus Coffein • • • Schmerzen 2019 Diclofenac • • • Schmerzen Hydrocortisonacetat-Natriumbitumosulfat-Kombination • • • Hauterkankungen Levocetiricin • • • Heuschnupfen 2020 Sumatriptan • • • Migräne Desloratadin • • • Heuschnupfen Eigene Darstellung des BPI 2021. 44
Der OTC-Markt in Deutschland Der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht kann aber auch eine Empfehlung aussprechen, dass ein Arzneimittel in die Verschreibungspflicht überführt wird. Dieser Vorgang wird als Re-Switch bezeichnet. Hierfür könnten ein verstärkt vorkom- mender unsachgemäßer Gebrauch oder unerwünschte Arznei- mittelwirkungen als Auslöser in Betracht kommen. Ein Re-Switch kann ein ganzes Produkt oder nur bestimmte Indikationen, Do- sierungen oder Packungsgrößen oder Patientenkreise betreffen. Zum Beispiel sind ab dem 1. April 2009 Schmerz- und Fieber- mittel mit dem Wirkstoff Paracetamol verschreibungspflichtig, wenn in einer Packung mehr als 10 Gramm Paracetamol enthal- ten sind. Die OTC-Re-Switches der letzten zehn Jahre 2011 Pseudoephedrin • • • Packungen über 720 mg 2012 Ketoprofen • • • Verschreibungspflicht für alle Schmerzgele 2015 Chinin • • • Verschreibungspflicht für alle Indikationen 2019 Doxylamin • • • Schlafstörungen bei Kindern bis 18 Jahre Eigene Darstellung des BPI 2021. Apotheken-vor-Ort versus Versandhandel – wo läuft der Markt hin? Im Gegensatz zum Verschreibungsmarkt gewinnt der Apothe- kenversandhandel im OTC-Segment seit Jahren kontinuierlich an Bedeutung. Auch im letzten Jahr stieg er deutlich an. So betrug der Marktanteil des Versandhandels, gemessen am Umsatz mit OTC-Arzneimitteln und Nichtarzneimitteln, im Jahr 2020 rund 45
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