OTC-Daten 2022 - Bundesverband der Pharmazeutischen ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
OTC-Daten 2022 Selbstmedikation – die zweite tragende Säule der Arzneimittelversorgung des deutschen Gesundheitssystems – Zahlen, Daten, Fakten.
OTC-Daten 2022 Inhalt 04 Vorwort Der OTC-Markt in Deutschland Selbstmedikation – 23 Fakten zum die zweite tragende OTC-Gesamtmarkt Säule der 31 Die Auswirkungen Arzneimittelversorgung der Corona-Pandemie 06 Begriffserklärung und 35 Phytopharmaka und Abgrenzung Homöopathika – 11 Der Gesamtpharmamarkt bedeutend in der 2021 auf einen Blick Selbstmedikation 14 Die Bedeutung der 41 Neueinführungen und Selbstmedikation für das Switches – das Elixier Gesundheitssystem des Marktes 45 Apotheken-vor-Ort OTC-Hersteller – starke versus Versandhandel – Partner in Deutschland wo läuft der Markt hin? 15 Die pharmazeutische 49 Das Grüne Rezept – Industrie am Standort Verordnungen im Deutschland Selbstmedikations- 16 Branchenstruktur segment 18 Die Bedeutung des OTC-Marktes für die 54 Weiterführende pharmazeutische Informationen Industrie in Deutschland 55 Abkürzungsverzeichnis 19 Beschäftigte 56 Stichwortverzeichnis 20 Produktion von Pharmazeutika 21 Außenhandel mit Pharmazeutika 22 Arzneimittelentwicklung 03
OTC-Daten 2022 Vorwort Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI) vertritt mit über 270 Mitgliedern als einziger Verband in Deutschland das gesamte Spektrum der pharmazeuti- schen Industrie – national und international. Standort- orientierte Unternehmen wie auch international agierende Konzerne haben sich im BPI zusammengeschlossen. Zu den Mitgliedern zählen forschende Pharma-Unternehmen und Generikafirmen, Unternehmen aus dem Bereich der Biotechnologie, der pflanzlichen Arzneimittel, der homöo- pathischen und anthroposophischen Arzneimittel, der Tierarzneimittel, Hersteller mit gemischtem Portfolio sowie Pharma-Dienstleister. Ein wichtiger Bestandteil des BPI ist die große Gruppe an Unternehmen, die sich der Her- stellung und dem Vertrieb von Produkten für die Selbst- medikation/OTC widmen. Um Informationen rund um dieses bedeutende Markt- segment für interessierte Leser besser zugänglich zu machen, einen breiten Überblick zu ermöglichen und die Bedeutung innerhalb der Pharmabranche aber auch für die deutsche Gesundheitsversorgung einordnen zu kön- nen, hat der BPI im letzten Jahr die Publikationsreihe OTC-Daten ins Leben gerufen. Diese neue Publikation enthält eine Vielzahl von Daten und Fakten, die insbeson- dere auch mit Blick auf die spürbaren Auswirkungen der seit gut zwei Jahren andauernden Pandemie, eine ausge- wogene Datenbasis darstellen. 04
OTC-Daten 2022 Seit 2020 ist die COVID-19-Pandemie nicht nur für tiefe Einschnitte in das Leben der Bevölkerung, sondern auch für teilweise massive Probleme für die deutsche Wirtschaft verantwortlich. Die in Deutschland angesiedel- ten OTC-Hersteller sind davon leider nicht ausgenom- men. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich die erneut zuge- spitzte Pandemiesituation nach der aktuellen Omikron- welle wieder entspannen und die wirtschaftliche Gesamt- situation sich rasch erholen wird. Eine hoffentlich weitaus optimistischere Rückschau und ein noch umfangreicherer Vergleich zu den aktuell vorliegenden Daten wird im kom- menden Jahr durch die dritte Auflage dieser Datenreihe möglich sein und auch in den folgenden Jahren einen Überblick über den Markt mit OTC-Arzneimitteln ermög- lichen. 05
Selbstmedikation – die zweite tragende Säule der Arzneimittelversorgung Begriffserklärung und Abgrenzung Meist wird die eigenständige Therapie eines Patienten bei einer Erkrankung ohne die Einbindung eines Arztes als Selbstmedikation bezeichnet. Allerdings gibt es keine ein- heitliche Definition, sondern verschiedene Quellen legen den Begriff unterschiedlich weit aus. Im engeren Sinne bedeutet Selbstmedikation die Vorbeugung oder Behand- lung von leichten Erkrankungen mit nicht verschreibungs- pflichtigen Arzneimitteln, den sogenannten „Over the counter“-Arzneimitteln (OTC). Darüber hinaus werden aber teilweise auch gesundheitserhaltende Maßnahmen für Gesunde mit Nahrungsergänzungsmitteln und anderen Produkten mit einbezogen. Die nachfolgende Abbildung zeigt eine Grobeinteilung der einzelnen Produktkategorien: Produkteinordnung Gesundheit Krankheit Nahrungs- Bilanzierte Arzneimittel ergänzungsmittel Diäten OTC Rx Kosmetika Medizinprodukte Eigene Darstellung des BPI 2022. Apothekenpflichtige und freiverkäufliche Arzneimittel Arzneimittel zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine medizi- nische Wirkung im Körper haben. Sie dienen somit der Heilung, Linderung oder Verhütung von Krankheiten. 06
Selbstmedikation – die zweite tragende Säule der Arzneimittelversorgung Grundsätzlich lassen sich verschreibungspflichtige und nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel unterscheiden. Die nicht verschreibungspflichtigen zählen zum Bereich der Selbst- medikation. Diese Arzneimittel unterteilt man noch einmal in apothekenpflichtige und freiverkäufliche, letztere können beispielsweise auch in Drogerien, Reformhäusern oder im Lebensmitteleinzelhandel verkauft werden. Bevor ein Arzneimittel überhaupt verkauft werden darf, durchläuft es ein aufwendiges Zulassungsverfahren, in dem Wirksamkeit, Qualität und Unbedenklichkeit belegt und geprüft werden. Für die in der Selbstmedikation genutzten Arzneimittel stehen nur solche Wirkstoffe zur Verfügung, die über ein ausgezeichnetes Nutzen- und ein geringes Risiko-Profil verfügen und dies jahrelang gezeigt haben. In der Regel kann ein Hersteller frühestens nach drei Jahren einen Antrag auf Entlassung eines Arznei- mittels aus der Verschreibungspflicht stellen. Nach einer positiven Einstufung durch Sachverständige und einer Verordnung des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) kann das Arzneimittel dann ohne eine ärztliche Verordnung durch den Patienten direkt in der Apotheke erworben werden. Nahrungsergänzungsmittel Ziel der Nahrungsergänzungsmittel ist es, bei gesunden Verbrauchern die „normale“ bzw. allgemeine Ernährung zu ergänzen, d. h. sie dienen im Gegensatz zu Arznei- mitteln nicht der Behandlung von Krankheiten, sondern nur der Gesunderhaltung. Die in dosierter Form (als Kapseln, Tabletten, Pulver oder Ampullen) angebotenen Nährstoffe können auch Menschen mit erhöhtem Nähr- stoffbedarf – aufgrund von Medikamenteneinnahme, in der Schwangerschaft oder bei zu geringer Nahrungs- zufuhr bei z. B. Reduktionsdiäten – mit Vitaminen, Mine- ralstoffen und sonstigen Stoffen ergänzend versorgen. 07
Selbstmedikation – die zweite tragende Säule der Arzneimittelversorgung Für Nahrungsergänzungsmittel gibt es kein Zulassungs- verfahren, sie müssen jedoch für die Verbraucher sicher sein und dürfen keine Nebenwirkungen haben. Für Verbraucher sind diese Produkte erkennbar anhand der Kennzeichnung mit dem Wort „Nahrungsergänzungs- mittel“. Der europäische Gesetzgeber beabsichtigt für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln die jeweiligen Höchst- und Mindestmengen für die Tages- dosis festzulegen. Bis heute liegt hierzu allerdings noch keine gesetzliche Regelung vor. Für sonstige Stoffe (z. B. pflanzliche Inhaltsstoffe) sind solche gesetzlichen Regelungen nicht vorgesehen, was die Abgrenzung zu pflanzlichen Arzneimitteln schwierig macht. Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke (bilanzierte Diäten) Die Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke sind anders als die Nahrungsergänzungsmittel für das Diätmanagement von Patienten vorgesehen. Für diese Personengruppe reicht eine Modifizierung der normalen Ernährung, die Einnahme eines Nahrungsergänzungs- mittels oder anderer Lebensmittel für eine besondere Ernährung nicht aus. Die Patienten haben eine einge- schränkte, behinderte oder gestörte Fähigkeit zur Aufnahme, Verdauung, Resorption, Verstoffwechselung oder Ausscheidung gewöhnlicher Lebensmittel oder bestimmter darin enthaltener Nährstoffe. Ein solches Speziallebensmittel enthält Mineralstoffe, Vitamine und weitere Nährstoffe in hochdosierter Form. Wird es als ein- ziges Nahrungsmittel aufgenommen, spricht man von einem vollständigen Speziallebensmittel, ansonsten von einem ergänzenden Speziallebensmittel. 08
Selbstmedikation – die zweite tragende Säule der Arzneimittelversorgung Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke werden für eine Vielzahl von Erkrankungen angeboten, z. B. bei fort- geschrittener altersabhängiger Makuladegeneration oder ernährungsbedingter Immunschwäche. Sie wirken durch ihre Darreichungsform (Kapseln, Tabletten, Pulver oder Ampullen) auf den ersten Blick ähnlich wie ein Arzneimittel oder ein Nahrungsergänzungsmittel. Verbraucher erkennen ein solches Speziallebensmittel an der Kennzeichnung auf der Verpackung mit „Zum Diätmanagement von…“, gefolgt von der jeweiligen Krankheit, Störung oder den Beschwer- den, für die das Lebensmittel bestimmt ist. Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke dienen nicht zur Prävention von Erkrankungen. Medizinprodukte Wie Arzneimittel werden Medizinprodukte zur Erkennung, Behandlung oder Linderung von Krankheiten eingesetzt, haben aber grundsätzlich keine pharmakologische Wir- kung wie Arzneimittel. Des Weiteren gibt es Medizinpro- dukte, die der Kompensierung von Verletzungen oder Behinderungen dienen. Im klassischen Sinne verstehen viele unter Medizinpro- dukten Hilfsmittel wie Bandagen, Katheter oder Geräte wie Herzschrittmacher oder Röntgenapparate. Allerdings gibt es auch Medizinprodukte (sogenannte stoffliche Medizinprodukte), die für den Laien leicht mit Arznei- mitteln verwechselbar sind. Sie unterscheiden sich von Arzneimitteln, die ihre Wirkung durch pharmakologische, immunologische bzw. metabolische Weise erzielen, inso- weit, als dass Medizinprodukte zumeist eine physikali- sche Wirkweise haben. Beispiele für stoffliche Medizinprodukte, die keine phar- makologische Wirkung haben, sind Tränenersatzflüssig- keit oder auch Ultraschallgel. 09
Selbstmedikation – die zweite tragende Säule der Arzneimittelversorgung Kosmetika Bei Kosmetika steht im Gegensatz zu allen anderen Produktkategorien der pflegende Ansatz im Vordergrund. Sie sind definiert als Stoffe oder Gemische, die dazu bestimmt sind, äußerlich mit den Teilen des menschlichen Körpers (Haut, Haare, Nägel, Lippen und äußere intime Regionen) oder mit den Zähnen und den Schleimhäuten der Mundhöhle in Berührung zu kommen. Der ausschließ- liche oder überwiegende Zweck ist, diese zu reinigen, zu parfümieren, ihr Aussehen zu verändern, sie zu schützen, sie in gutem Zustand zu halten oder den Körpergeruch zu beeinflussen. Stoffe oder Gemische, die dazu bestimmt sind, eingenommen, eingeatmet, in den menschlichen Körper gespritzt oder implantiert zu werden, sind nicht den kosmetischen Mitteln zuzurechnen. Typische Beispiele für Kosmetika sind Cremes und Lotionen für die Hautpflege, Deodorants und Parfüms, Bade- und Duschzusätze, Zahn- und Mundpflegemittel oder Sonnenschutzmittel. Wie bei den anderen Kategorien auch ist die Abgrenzung zwischen einem Kosmetikum und anderen Produkten, insbesondere zu Arzneimitteln, nicht immer ganz einfach. Ein Kosmetikum scheidet grundsätzlich aus, wenn ein Präparat innerlich angewendet wird. Bei der äußerlichen Anwendung stellt sich die Abgrenzungsfrage zu einem Arzneimittel je nachdem, welchen überwiegenden Zweck ein Produkt erfüllen soll. Wirkt es pharmakologisch wie z. B. eine Schmerzsalbe, ist ein Arzneimittel anzunehmen und kein Kosmetikum. 10
Selbstmedikation – die zweite tragende Säule der Arzneimittelversorgung Für die schnelle Übersicht: Arzneimittel • • • Heilen, lindern oder verhüten Krankheiten durch einen pharmakologischen Effekt Nahrungsergänzungsmittel • • • Ergänzen die normale Ernährung von Gesunden und dienen so der Gesunderhaltung Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke (bilanzierte Diäten) • • • Spezielles Diätmanagement von Patienten mit bestimmten Krankheiten Medizinprodukte • • • Erkennung, Behandlung und Linderung von Krankheiten durch eine physikalische Wirkweise Kosmetika • • • Pflegen den Körper und sind nur zur äußerlichen Anwendung bestimmt Eigene Darstellung des BPI 2022. Der Gesamtpharmamarkt 2021 auf einen Blick In Deutschland wurden im letzten Jahr fast 100 Mrd. Zähleinheiten (Kapseln, Hübe, Portionsbeutel etc.) mit einem Wert von fast 54 Mrd. Euro an Patienten und Patientinnen abgegeben. Der Umsatz mit Arzneimitteln ist in 2021 insge- samt um rund 7,3 % gewachsen. Wie im Jahr 2020 (-0,6 %) war der Absatz im Gesamtmarkt im letzten Jahr (-1,0 %) erneut leicht rückläufig. Wenn man die Entwicklung im Gesamtmarkt etwas aufglie- dert, so wird deutlich, dass sich die Umsatzentwicklung im Klinik- und Apothekenmarkt für 2021 ähnelt. Es gab 11
Selbstmedikation – die zweite tragende Säule der Arzneimittelversorgung jeweils Zuwächse von rund 7 %. Ein schlechteres Bild zeigt die Absatzentwicklung in 2021: In den Apotheken ging der Umsatz um 0,8 % und im Klinikmarkt um 2,5 % zurück. Die Pandemie hat sich somit auch in 2021 auf den Absatz nieder- geschlagen. Entwicklung des Pharmamarktes in 2021 (Umsatz in Euro, Absatz in Zähleinheiten, Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in %) Umsatz Absatz +7,3% -1,0% Klinik 14% +7,2% Klinik 7% -2,5% 53,6 Mrd. 99,8 Mrd. Euro Zähleinheiten 86% 93% Apotheke Apotheke +7,3% -0,8% Eigene Darstellung des BPI basierend auf IQVIA ® : IMS Dataview ® AMV Datenbank GPI Krankenhausindex ® DKM ® , IMS PharmaScope ® National 2022. Im letzten Jahr hat die Pandemie erneut für starke Schwan- kungen im Apothekenmarkt, hauptsächlich für die nicht verschreibungspflichtigen Arzneimittel, gesorgt. Eine Betrach- tung des Marktes auf Monatsebene verdeutlicht den Zusammenhang zwischen den Veränderungen am Markt und dem Verlauf der Pandemie in mehreren Wellen und den damit verbundenen Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Die Marktentwicklung im ersten Pandemiejahr war durch kurz- fristige erhebliche Absatzzuwächse durch Bevorratungskäufe zum Beispiel im März 2020 und von massiven Rückgängen durch den bundesweiten Lockdown und das veränderte Konsumentenverhalten in den Folgemonaten geprägt. 12
Selbstmedikation – die zweite tragende Säule der Arzneimittelversorgung Entwicklung des Apothekenmarktes 2021 (Veränderungen gegenüber dem Vorjahresmonat in %) Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez 21 21 21 21 21 21 21 21 21 21 21 21 14,7 12,4 13,2 10,1 9,8 8,9 8,2 6,1 6,9 4,0 Umsatz (ApU) in +/-% -2,5 -1,9 6,9 8,6 5,6 6,0 4,7 3,5 1,4 Absatz (ZE) in +/-% -0,1 -1,9 -10,3 -9,6 -17,4 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez 21 21 21 21 21 21 21 21 21 21 21 21 Eigene Darstellung des BPI basierend auf IQVIA ® ; IMS Pharmascope ® Real 2022. Im Vergleich zu dem besonderem Marktgeschehen in 2020 war das letzte Jahr von einem starken Rückgang im ersten Quartal und einer leichten Erholung ab dem zwei- ten Quartal geprägt. Die turbulente Marktentwicklung des ersten Coronajahres setzte sich somit, wenn auch in abgemilderter Form, mit ihren negativen Auswirkungen auch im Jahr 2021 fort. Der im Dezember 2020 festgelegte zweite Lockdown hat das erste Quartal des vergangenen Jahres maßgeblich geprägt. Die Folgemonate brachten zwar erste Locke- rungen aber auch weitere Pandemiewellen, hervorgerufen durch neue Virusmutationen, hervor. Die ausreichende und schnelle Verfügbarkeit sowie die Verteilung der Impfstoffe in der Bevölkerung waren die alles überlagern- den Themen in der politischen und öffentlichen Diskussion im Arzneimittelbereich in 2021. 13
Selbstmedikation – die zweite tragende Säule der Arzneimittelversorgung Die Bedeutung der Selbstmedikation für das Gesundheitssystem Medikamente in der Selbstmedikation sind fester Bestandteil der Gesundheitsversorgung. Bei vielen leichteren Erkrankun- gen wie Husten und Schnupfen, bei Magen-Darm-Problemen oder Schmerzen kann der Patient diese Leiden durch nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel und Medizinprodukte aus der Apotheke heutzutage erfolgreich selbst behandeln. Primär leisten die OTC-Arzneimittel einen maßgeblichen Beitrag zu einer qualitativ hochwertigen Versorgung von einer Vielzahl von Patienten. Anteil der nicht verschreibungspflichtigen Arzneimittel am Gesamt- markt in Deutschland 2021 (Absatz in Mio. Packungen, Anteil in %) 46,8 % 1.631 53,2 % nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel verschreibungspflichtige Arzneimittel Eigene Darstellung des BPI basierend auf IQVIA ® 2022. 14
Selbstmedikation – die zweite tragende Säule der Arzneimittelversorgung Ein Blick auf die Anzahl der im Jahr 2021 abgegebenen Arzneimittelpackungen zeigt, dass mehr als jede zweite Packung auf die nicht verschreibungspflichtigen Arzneimittel entfiel. Sie leisten einen Beitrag zur Stabilisierung des Gesundheitssystems in Deutschland, denn die Patienten tra- gen die Ausgaben für OTC-Arzneimittel fast ausschließlich selbst. Somit wird die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) erheblich entlastet. OTC-Hersteller – starke Partner in Deutschland Die pharmazeutische Industrie am Standort Deutschland Das Label „Made in Germany / Europe“ ist auch für Arzneimittel nicht nur Ursprungsbezeichnung, sondern gleich- falls ein Qualitätsbegriff. Produkte aus Deutschland und Europa stehen für höchste Qualität; Forschung und Entwicklung bringen auch im Segment der Selbstmedikation hierzulande Spitzenprodukte hervor und Wachstum ist oft- mals eigenfinanziert, d. h. unabhängig von Fremdinvestoren. Durch den überdurchschnittlich hohen Anteil wirtschaftlicher Aktivitäten am Unternehmensstandort Deutschland können OTC-Arzneimittelhersteller für ihre Produkte insbesondere das Label „Made in Germany“ beanspruchen und sichern somit die Arzneimittelversorgung und verhindern Engpässe. Diese Unternehmen sind gekennzeichnet durch: -> hohe Fertigungstiefe bei der Produktion, -> Sicherung überdurchschnittlich vieler Arbeitsplätze am Standort Deutschland, -> starke Vernetzung im Inland, -> überdurchschnittlich hoher Anteil der Wertschöpfung bei den Unternehmen selbst und somit auch am Wirtschaftsstandort Deutschland. 15
OTC-Hersteller – starke Partner in Deutschland Die Herstellung von OTC-Arzneimitteln zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass es sich: -> um sehr komplexe Tätigkeiten handelt, die -> als hochspezialisierte Arbeitsplätze einen hohen Anspruch an die Qualifikation der Mitarbeiter haben und die -> nicht ohne Weiteres ins Ausland verlagert werden können. OTC-Arzneimittelhersteller sind überproportional stark in den Regionen vertreten. Sie tragen regional zur Sicherung der Beschäftigung bei und sind wichtige Gewerbesteuer- zahler. Branchenstruktur Die Beschreibung der Branchenstruktur ist aufgrund der sehr großen Heterogenität der verfügbaren Daten schwie- rig. Die Daten aus den verschiedenen Quellen, wie dem Statistischen Bundesamt, dem Unternehmensregister, der IFA GmbH, IQVIA™ und der INSIGHT Health GmbH, verfü- gen über individuelle Definitionen und Abgrenzungen und sind somit nicht kombinierbar. Auch benötigt die amtliche Statistik systembedingt einen längeren Zeitraum zur Bereitstellung von amtlichen Daten als die Dienstleister für die Aufbereitung von Marktdaten. Um trotzdem einen Überblick zu gewinnen, bleibt nur die Möglichkeit einzelne Aspekte aus den verfügbaren Daten herauszustellen. In der Bundesrepublik Deutschland sind laut der Kostenstruk- turstatistik des Statistischen Bundesamtes 546 pharmazeuti- sche Unternehmen für das Jahr 2019 gemeldet. Bei den phar- mazeutischen Unternehmen handelt es sich sowohl um stan- dortorientierte und eigentümergeführte Unternehmen als auch um deutsche Niederlassungen multinationaler Konzerne. 16
OTC-Hersteller – starke Partner in Deutschland OTC-Produkte werden von Unternehmen aller Größen- klassen hergestellt. Nach wie vor gilt, dass fast 91 % der Arzneimittel herstellenden Unternehmen in Deutschland weniger als 500 Mitarbeiter beschäftigen. 268 von diesen Unternehmen hatten 2019 weniger als 20 Beschäftigte. Anteil der kleinen und mittleren pharmazeutischen Unternehmen Eigene Darstellung des BPI basierend auf Daten des Statistischen Bundesamtes 2021. Die Pharmabranche ist ein Spiegel der deutschen Wirtschaftsstruktur. Ihre besondere Bedeutung für die deutsche Wirtschaft resultiert nicht nur aus den direkten, sondern auch aus den indirekten und induzierten Wertschöpfungseffekten. Die Pharmaindustrie ist für Wachstums-, Beschäftigungs- und Innovationseffekte in Deutschland von großer Bedeutung. 17
OTC-Hersteller – starke Partner in Deutschland Die Bedeutung des OTC-Marktes für die pharmazeutische Industrie in Deutschland Die Bedeutung des OTC-Marktes für die in Deutschland aktiven pharmazeutischen Unternehmen zeigt auch der hohe Anteil der Unternehmen, die nicht verschreibungs- pflichtige Arzneimittel herstellen und vertreiben. Laut einer aktuellen Auswertung von IQVIA rund 80 % der dort erfassten pharmazeutischen Hersteller im OTC-Markt aktiv. Zu berücksichtigen ist hierbei, dass den Daten des Unternehmensregisters des Statischen Bundesamtes und denen von IQVIA unterschiedliche Marktabgrenzungen und Definitionen zugrunde liegen. Anteil der Hersteller für nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel in Deutschland 2021 20 % 80 % Hersteller, die nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel herstellen Hersteller, die nur verschreibungspflichtige Arzneimittel herstellen Eigene Darstellung des BPI basierend auf IQVIA ® AMV-Arzneimittelgesamtmarkt 2022. 18
OTC-Hersteller – starke Partner in Deutschland Beschäftigte Im Jahr 2019 waren 143.166 Personen in Unternehmen beschäftigt, die pharmazeutische Erzeugnisse herstellen. Der Arbeitsmarkt insgesamt zeigte in 2021 eine gute Erholung nach dem starken Einbruch im ersten Pande- miejahr 2020. Stand Dezember 2021 betrug die Zahl der Arbeitslosen insgesamt 2,33 Mio. Personen. Somit waren im Vergleich zum Vorjahresmonat 378.000 Personen weniger arbeitslos gemeldet. Zwar wurden die Folgen der Corona-Krise für den Arbeitsmarkt zunehmend kleiner, allerdings ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen gestiegen. Auch 2021 wurde der Arbeitsmarkt in erheblichem Umfang durch den Einsatz von Kurzarbeit gestützt, die Inanspruchnahme hat laut der Agentur für Arbeit aber im Vergleich zum ersten Corona-Jahr deutlich abgenommen. Die pharmazeutische Industrie steht für eine Branche, die gut durch wirtschaftlich wechselhafte Zeiten gekommen ist. Somit ist sie ein sicherer Arbeitgeber für viele hoch- qualifizierte Arbeitnehmer in Deutschland. Insbesondere die aktuelle Pandemie zeigt eindrücklich die hohe Leistungsfähigkeit der Belegschaft der Arzneimittelher- steller. Anzahl der Beschäftigten in der pharmazeutischen Industrie Eigene Darstellung des BPI basierend auf Daten des Statistischen Bundesamtes 2022. 19
OTC-Hersteller – starke Partner in Deutschland Produktion von Pharmazeutika Die pharmazeutische Industrie in Deutschland stellte 2020 phar- mazeutische Erzeugnisse im Wert von 32,35 Mrd. Euro her. Pharmaproduktion* von 2008 – 2020** (Produktionswert in Mrd. Euro, Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in %) Mrd. Euro / % Umstellung der Datenbasis 36,07 +18,1% 35 30,55 32,35 30,40 29,55 31,14 29,01 29,20 30 27,68 -13,7% +3,9% 27,10 26,46 26,89 26,93 +4,8% +4,7% +4,8% -2,8% -1,2% +2,8% 25 +3,4% -2,4%+1,6% +0,2% 20 15 10 5 0 08 09** 10** 11** 12** 13** 14** 15** 16** 17** 18** 19** 20** * Güterverzeichnis für Produktionsstatistiken (GP 21), Herstellung von pharmazeutischen und ähnlichen Erzeugnissen. ** Ab dem Jahr 2009 ersetzt die GP 21 (pharmazeutische und ähnlichen Erzeugnisse) die GP 244. Diese neue statistische Abgrenzung verhindert einen direkten Vergleich mit Werten aus den Vorjahren. Eigene Darstellung des BPI basierend auf Daten des VCI 2021 und des Statistischen Bundesamtes 2021. Die Produktion der Branche war in 2019 um 13,7 % gegen- über 2018 gesunken. Dieser starke Rückgang war auf einen Sondereffekt einer massiven kurzzeitigen Produktionsverlage- rung und deren Rückabwicklung in 2018 und 2019 zurückzu- führen. In 2020 wurden Erzeugnisse im Wert von 32,25 Mrd. Euro produziert. Dies entspricht einem Zuwachs um 3,9 %. Die inländische Produktion hängt maßgeblich von den Preisen, den Arzneimittelimporten sowie der Exportnachfrage ab. 20
OTC-Hersteller – starke Partner in Deutschland Außenhandel mit Pharmazeutika Aus der Bundesrepublik Deutschland wurden im Jahr 2020 Pharmazeutika im Wert von 87,8 Mrd. Euro ausge- führt. Dies entspricht einem Zuwachs um 6,0 % gegenü- ber dem Vorjahr. Zur gleichen Zeit wurden pharmazeuti- sche Erzeugnisse im Wert von 63,1 Mrd. Euro in die Bundesrepublik Deutschland eingeführt. In 2020 wuchsen die Importe um 8,8 % gegenüber 2019. Zu den wichtig- sten Absatzmärkten für die deutsche pharmazeutische Industrie zählen die USA, die Niederlande und die Schweiz. Hauptabnehmer Pharmazeutika* aus Deutschland (in Mio. Euro) 2016 2017 2018 2019 2020 USA 12.920,71 13.639,61 13.939,01 14.517,55 16.384,85 Niederlande 8.003,31 8.615,69 9.305,85 8.297,86 8.350,86 Schweiz 6.267,51 7.962,86 7.118,10 7.217,69 8.296,44 Italien 2.774,86 2.845,11 4.715,82 4.159,71 4.663,72 Frankreich 3.605,18 3.704,80 4.124,17 4.417,41 4.617,04 China 2.405,96 2.678,57 2.905,33 3.839,15 4.003,78 Belgien** 2.042,89 1.913,53 2.286,11 2.887,46 3.776,34 Großbritannien 6.270,91 4.935,98 4.014,22 3.726,89 3.409,82 Japan 2.346,67 2.630,51 2.675,64 3.205,96 2.729,52 Spanien 1.903,46 1.998,80 2.350,46 2.446,68 2.638,01 Übrige 22.074,49 24.520,57 29.756,28 28.013,80 28.893,05 Gesamt 70.615,96 75.446,02 83.190,98 82.730,17 87.763,43 * Wirtschaftszweig 21, Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen. ** Die außergewöhnliche Höhe der Exporte erklärt der VCI mit Sondereffekten. Eigene Darstellung des BPI basierend auf Daten des VCI 2021 und des Statistischen Bundesamtes 2021. 21
OTC-Hersteller – starke Partner in Deutschland Arzneimittelentwicklung Die aktuell verfügbaren Daten zeigen, dass die pharma- zeutische Industrie an der Spitze der forschungsintensi- ven Branchen steht: Kein Industriezweig investierte 2018 mehr in Forschung und Entwicklung (F&E). Nach Angaben des Berichtes der Expertenkommission für Forschung und Innovation (EFI) reinvestierte die Pharmaindustrie rund 13 % ihres Umsatzes aus eigenen Erzeugnissen für interne F&E-Projekte. Sie liegt, wie in den vergangenen Jahren, vor der Datenverarbeitungsbranche (DV), dem Automobilbau sowie dem Luft-/Raumfahrzeugbau und ist somit die forschungsintensivste Branche Deutschlands. Spitzenleistung – Forschungs- und Entwicklungsausgaben in Prozent vom Umsatz Eigene Darstellung des BPI basierend auf Daten des Statistischen Bundesamtes 2021. Die hohen F&E-Ausgaben der pharmazeutischen Industrie liegen in der zum Teil sehr komplexen, langen, höchst sensiblen und stark regulierten Arzneimittelentwicklung begründet. 22
OTC-Hersteller – starke Partner in Deutschland Von rund 10.000 Molekülen, die am Anfang der Medi- kamentenentwicklung als Wirkstoff in Frage kommen könnten, weil sie ein krankheitsrelevantes Ziel im Orga- nismus beeinflussen, schafft es, in der Regel nach etwa acht bis zwölf Jahren, gerade eine Substanz den behörd- lichen Zulassungsprozess erfolgreich zu absolvieren. Der lange Weg von der Forschung zur Therapie Wirkstoffsuche Präklinik Klinik I Eigene Darstellung des BPI basierend auf Daten des Statistischen Bundesamtes 2022. Der OTC-Markt in Deutschland Fakten zum OTC-Gesamtmarkt Der Umsatz im deutschen OTC-Markt (Offizin und Apo- thekenversandhandel) entwickelte sich in den vergange- nen Jahren bis zum Beginn der Coronapandemie positiv. Doch mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland, im ersten Quartal 2020, änderte sich die Marktentwicklung entscheidend. Am Ende des Jahres war ein Rückgang des Gesamtumsatzes von OTC- Arzneimitteln und Nichtarzneimitteln um ca. 1,3 % auf 9,34 Mrd. Euro für das Jahr 2020 zu verzeichnen. Von diesem Einschnitt konnte sich der OTC-Markt etwas erholen und am Ende des Marktjahres 2021 steht nun ein Umsatzplus von 2,5 % fest. 23
Der OTC-Markt in Deutschland Umsatzentwicklung von OTC-Arzneimitteln und Nichtarzneimitteln in 2019 – 2021 (Umsatz in Mio. Euro, Veränderungen ggü. dem Vorjahr in %) -1,3% +2,5% 9.455 9.336 9.573 1.691 (18%) 1.983 (21%) 2.172 (23%) 7.764 (82%) 7.353 (79%) 7.402 (77%) 2019 2020 2021 Offizin Versandhandel Eigene Darstellung des BPI basierend auf IQVIA ® Consumer Report Apotheke 2022. Auch die Absatzentwicklung im deutschen OTC-Markt (Offizin und Apothekenversandhandel) entwickelte sich in den vergangenen Jahren bis zum Beginn des Jahres 2020 positiv. Für das Jahr 2019 konnte ein Plus von 3,5 % ver- zeichnet werden, dagegen sank der Absatz im ersten Coronajahr 2020 um 5,3 %. Dieser Absatzrückgang konnte zwar abgebremst werden, doch am Ende des Jahres 2021 ist erneuter Rückgang um 0,1 % zu verzeichnen. 24
Der OTC-Markt in Deutschland Absatzentwicklung von OTC-Arzneimitteln und Nichtarzneimitteln 2019 – 2021 (Absatz in Mio. Packungen, Veränderungen ggü. dem Vorjahr in %) -5,3% -0,1% 945 894 893 155 (16%) 176 (20%) 190 (21%) 790 (84%) 718 (80%) 704 (79%) 2019 2020 2021 Offizin Versandhandel Eigene Darstellung des BPI basierend auf IQVIA ® Consumer Report Apotheke 2022. Für eine Übersicht über die führenden Indikationsgebiete im OTC-Markt bietet sich der Blick auf den erweiterten Apothekenmarkt an. Somit sind neben den bisher betrachte- ten Absätzen in der Offizin und über den Versandhandel auch die Verkäufe über den Mass Market (Verbraucher- und Supermärkte sowie Drogerien und Reformhäuser) erfasst. Bei der Analyse des erweiterten Apothekenmarktes sind alle drei Produktkategorien: apothekenpflichtige, nicht verschrei- bungspflichtige Arzneimittel; freiverkäufliche Arzneimittel und die Gruppe der Gesundheitsmittel, worunter Nahrungsergän- zungsmittel und Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke (bilanzierte Diäten) fallen, erfasst. Die drei wichtigsten Präparategruppen waren in 2021 die Husten- und Erkältungs- mittel, gefolgt von den Vitaminen/Mineralstoffen/Nahrungsergän- zungsmitteln und den Produkten der Kategorie Schmerz- mittel/Muskel/Gelenk. Auf diese drei Präparategruppen ent- fielen rund 58 % der abgesetzten Packungseinheiten. 25
Der OTC-Markt in Deutschland Führende Präparategruppen im deutschen OTC-Markt nach Absatz in 2021 (in Mio. Packungseinheiten (PE), Marktanteil in %) Erweiterter Apothekenmarkt: Apotheke (Offizin+Versandhandel) sowie Mass Market* Off+VH vs MM Off+VH+MM Absatzanteil in Mio. PE 59% Gesamtmarkt 1.509,8 54% Husten-/Erkältungsmittel/Atemwege 463,0 37% Vitamine/Mineralst./Nahrungsergänzung 221,1 89% Schmerzmittel/Muskel/Gelenk 192,1 56% Produkte für den Verdauungstrakt 176,2 79% Hautmittel 123,1 32% Verschiedenes 88,4 50% Beruhigungs-/Schlafmittel/Stimmungsaufheller 54,1 82% Herz- und Kreislaufmittel 52,6 90% Augenpräparate 38,4 63% Mittel für Blase und Fortpflanzungsorgane 37,3 32% Tonika/Geriatrie/Meliss/MM 26,1 100% Mund- und Zahnbehandlung 11,5 50% Alle anderen nicht klassischen Präparate 8,2 100% Mittel gegen Übelkeit 7,8 31% Produkte zur Gewichtsabnahme 4,3 100% Entwöhnungsmittel 3,1 100% Ohrenpräparate 2,6 Off = Offizin, VH = Versandhandel und MM = Mass Market * Mass Market (Massenmarkt = Verbraucher- und Supermärkte, Drogerien und Reformhäuser) Eigene Darstellung des BPI basierend auf IQVIA® Consumer Report Apotheke 2022. 26
Der OTC-Markt in Deutschland Off+VH+MM Änd. Off+VH Änderung MM Änderung zum zum Vorjahr in % zum Vorjahr in % Vorjahr in % -1,7 -0,1 -3,9 -5,0 -3,7 -6,5 1,7 0,8 2,3 2,9 2,7 5,4 2,8 4,8 0,3 -9,1 -4,4 -23,5 -1,6 -5,4 0,2 3,0 14,2 -6,1 -0,5 -0,3 -1,5 3,0 3,4 0,1 6,2 1,9 14,6 -4,9 -11,2 -1,6 -2,9 -2,1 -72,9 -41,9 5,2 -59,8 73,1 -41,9 14,8 14,8 0,2 -0,4 0,4 4,2 - 4,2 - 2,5 2,5 -100,0 27
Der OTC-Markt in Deutschland Rund 15 % aller Verordnungen in Deutschland sind in 2021 auf nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel entfallen. Dies bedeutet einen Rückgang um 5 % gegenüber dem Vorjahr. Die meisten Verordnungen fanden mit einem Anteil von fast 47 % zu Lasten der GKV statt. Knapp 30 % der Verordnungen wurden über das Grüne Rezept erteilt und 24 % entfielen auf PKV-Rezepte. Anteil der Rezeptarten bei Verordnungen für nicht verschreibungs- pflichtige (NRx) Arzneimittel in 2021 (Anteil und Veränderung in %) Verordnungen bei NRx-Arzneimitteln Verordnungen am Gesamtmarkt 29,5% 84,9% (-9,8%) (+1,2%) 24,1% 15,1% (-8,9%) (-5,4%) 46,5% (-0,4%) Rx NRx Grünes Rezept PKV GKV Eigene Darstellung des BPI basierend auf IQVIA, IMS ® Diagnosis Monitor 2022. Die nachfolgenden Tabellen zeigen die führenden Indi- kationen nach Verordnungen im OTC-Markt. Die Throm- bozytenaggregationshemmer, Expectorantien (ohne Anti- infektiva), Analgetika und Rhinologika zählen zu den am meisten verordneten Präparategruppen über alle drei Verordnungswege hinweg. 28
Der OTC-Markt in Deutschland Die TOP 10 führenden Indikationsgruppen nach Verordnungen im OTC-Markt je Rezeptart in 2021 (Verordnungen ins Tsd., Veränderung in %, Preisbasis ApU) Verordnungen in Tsd. +/-% GKV-Rezept 55.934 -0,4 B01C Thrombozytenagg. Hemmer 7.337 -4,6 N02B Sonstige Analgetika 7.086 5,7 R01A Rhinologika, topisch 4.995 6,5 T02D Diabetes-Tests 4.220 -8,0 R05C Expectorantien ohne Antiinfektiva 3.482 4,5 A10E Insulinzubehör 3.280 -4,5 A06A Mittel gegen Verstopfung 2.623 1,1 A11C Vitamine A+D, inkl. einf. Komb. 2.408 -3,8 B03A Hämatopoetika mit Eisen 2.041 0,8 D03A Wundheilmittel 1.958 51,8* * Ungewöhnlich hohe Veränderungsraten in Gruppe D03A bedingt durch die Neuaufnahme zahlreicher Produkte, hauptsächlich Reimporte (Basiseffekt). Keine rück- wirkenden Anpassungen für die Vorjahre im Diagnosis Monitor möglich. Verordnungen in Tsd. +/-% Privat-Rezept 28.958 -8,9 B01C Thrombozytenagg. Hemmer 2.361 -3,9 R05C Expectorantien ohne Antiinfektiva 1.590 -30,4 N02B Sonstige Analgetika 1.383 -4,8 A06A Mittel gegen Verstopfung 1.382 -0,8 R01A Rhinologika, topisch 1.349 -14,6 A11C Vitamine A+D, inkl. einf. Komb. 1.213 5,2 M02A Antirheumatika und Analgetika, top. 901 -2,4 D01A Dermatolog. Antimykotika 894 -1,5 S01K Produkte gegen trockene Augen 756 -5,3 D08A Antiseptika und Desinfizient 744 -7,9 Verordnungen in Tsd. +/-% Grünes Rezept 35.514 -9,8 R05C Expectorantien ohne Antiinfektiva 2.697 -32,0 B01C Thrombozytenagg. Hemmer 2.045 -3,2 R01A Rhinologika, topisch 1.982 -17,7 A06A Mittel gegen Verstopfung 1.701 2,8 N02B Sonstige Analgetika 1.624 -12,3 S01K Produkte gegen trockene Augen 1.409 4,5 A11C Vitamine A+D, inkl. einf. Komb. 1.266 9,8 D01A Dermatolog. Antimykotika 1.213 -5,5 R02A Halsschmerzmittel 1.172 -27,1 D08A Antiseptika und Desinfizient 1.049 -0,6 Eigene Darstellung des BPI basierend auf IQVIA, IMS ® Diagnosis Monitor 2022. 29
Der OTC-Markt in Deutschland Die TOP 10 führenden Indikationsgruppen nach Verordnungsumsatz im OTC-Markt je Rezeptart in 2021 (Umsatz in Tsd. Euro, Veränderung in %, Preisbasis ApU) Umsatz in Tsd. Euro +/-% GKV-Rezept 643.261 7,9 D03A Wundheilmittel 113.924 89,6* T02D Diabetes-Tests 86.678 -8,7 A10E Insulinzubehör 67.974 -3,7 V06D Sonstige Nährmittel 60.286 6,2 A09A Digestiva inklusive Enzyme 42.043 1,3 A06A Mittel gegen Verstopfung 39.024 3,0 B03A Hämatopoetika mit Eisen 19.667 2,5 T02X Alle sonstigen Testdiagnostika 19.118 -4,8 V03X Sonstige therapeut. Präparate 15.772 -14,0 A12A Calciumpräparate 12.742 -7,3 Umsatz in Tsd. Euro +/-% Privat-Rezept 264.321 -2,5 A06A Mittel gegen Verstopfung 15.013 1,9 C04A Cerebr. / Periph. Vasotherapeutika 11.649 -2,6 D03A Wundheilmittel 11.305 59,4* A07F Microorganism. bei Diarrhoe 8.874 -9,1 R05C Expectorantien ohne Antiinfektiva 8.786 -28,5 T02D Diabetes-Tests 8.462 -6,4 V03X Sonstige therapeutische Präparate 8.316 -25,8 S01K Produkte gegen trockene Augen 8.182 -1,6 D01A Dermatolog. Antimykotika 7.580 1,6 A09A Digestiva inklusive Enzyme 6.658 3,3 * Ungewöhnlich hohe Veränderungsraten in Gruppe D03A bedingt durch die Neuaufnahme zahlreicher Produkte, hauptsächlich Reimporte (Basiseffekt). Keine rück- wirkenden Anpassungen für die Vorjahre im Diagnosis Monitor möglich. Umsatz in Tsd. Euro +/-% Grünes Rezept 226.110 -3,1 A06A Mittel gegen Verstopfung 15.099 3,9 S01K Produkte gegen trockene Augen 14.439 11,0 R05C Expectorantien ohne Antiinfektiva 13.237 -28,0 A07F Microorganism. bei Diarrhoe 8.484 -2,3 D01A Dermatolog. Antimykotika 7.859 -3,4 R01A Rhinologika, topisch 7.229 -11,3 A11C Vitamine A+D, inkl. einf. Komb. 6.473 16,4 R02A Halsschmerzmittel 5.892 -24,6 A12C Sonstige Mineralverbindungen 5.763 -1,1 C04A Cerebr. / Periph. Vasotherapeutika 5.599 2,2 Eigene Darstellung des BPI basierend auf IQVIA, IMS ® Diagnosis Monitor 2022. 30
Der OTC-Markt in Deutschland Die Auswirkungen der Corona-Pandemie Die OTC-Arzneimittel sind die zweite tragende Säule der her- vorragenden Versorgung der Patienten und Patientinnen mit Arzneimitteln in Deutschland. Mehr als jede zweite (über 53 %) in 2021 in Deutschland abgegebene Packung war ein nicht verschreibungspflichtiges Arzneimittel. Die Marktentwicklung im deutschen (Gesamt-)Apothekenmarkt stellt sich im zwei- ten Pandemiejahr sehr differenziert dar. Während der Gesamtabsatz (+0,7 %) und der Absatz der verschreibungs- pflichtigen Arzneimittel (+1,9 %) einen leichten Zuwachs ver- zeichnen konnten, blieb der Absatz von nicht verschrei- bungspflichtigen Arzneimitteln hinter den Erwartungen zurück und musste erneut einen Rückgang (-0,4 %) hinneh- men. Bei dem Blick auf die Umsatzentwicklung für die ver- schreibungspflichtigen (+8,7 %) und nicht verschreibungs- pflichtigen Arzneimittel (+1,7 %) ist die Entwicklung positiver. Insgesamt gab es hier einen Zuwachs von rund 7,7 % . Absatzentwicklung der Arzneimittel im Apothekenmarkt 2021 (Absatz in Mio. Packungen, Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in %) +0,7% +1,9% -0,4% 763 1.630 867 Gesamt verschreibungs- nicht verschrei- pflichtig bungspflichtig Eigene Darstellung des BPI basierend auf IQVIA ® ; IMS Pharmascope ® Real 2022. 31
Der OTC-Markt in Deutschland Umsatzentwicklung der Arzneimittel im Apothekenmarkt 2021 (Umsatz in Mio. Euro, Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in %) +7,7% +8,7% +1,7% 38.836 44.510 5.673 Gesamt zu verschreibungs- nicht verschrei- ApU real pflichtig bungspflichtig Eigene Darstellung des BPI basierend auf IQVIA ® ; IMS Pharmascope ® Real 2022. Leider zeigt sich in der Gesamtschau, dass die leichten Erholungseffekte im Markt nur teilweise auf die nicht ver- schreibungspflichtigen Arzneimittel ausgestrahlt haben. Denn der Blick auf den OTC-Gesamtmarkt zeigt insbeson- dere beim Absatz, dass die Auswirkungen der Pandemie dafür gesorgt haben, dass der Absatz sogar noch hinter dem des äußerst negativen Jahres 2020 zurückbleibt. Dadurch wird erneut deutlich, dass insbesondere Hersteller von nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln im Zuge der Pandemie erheblich unter Druck geraten sind. 32
Der OTC-Markt in Deutschland Die Auswirkungen der Pandemie auf die OTC-Branche zeigen sich deutlich in der rückläufigen Entwicklung der verordneten Packungen mit nicht verschreibungspflichti- gen Arzneimitteln und Nichtarzneimitteln. Es ist für 2021 erneut ein Rückgang, nun in Höhe von 0,1 % gegenüber dem Vorjahr, zu verzeichnen. Am stärksten ist der Rückgang im Bereich des Grünen Rezeptes mit 8,1 % aus- gefallen. Auswirkungen der COVID-19 Pandemie auf die Absatzentwicklung von OTC-Arzneimitteln und Nichtarzneimitteln (Absatz in Mio. Packungen, Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in %) 893 52 45 Selbstmedikation +0,2 15 GKV +2,6 PKV -5,4 781 Grünes Rezept -8,1 OTC GMS Gesamt -0,1 2021 GKV PKV Grünes Rezept Selbstmedikation Eigene Darstellung des BPI basierend auf IQVIA ® Consumer Report Apotheke 2022. 33
Der OTC-Markt in Deutschland Etwas positiver sah die Entwicklung im letzten Jahr bezüg- lich der Umsatzentwicklung bei den verordneten nicht ver- schreibungspflichtigen Arzneimitteln und Nichtarzneimitteln aus. Der Gesamtumsatz in 2021 ist im letzten Jahr um 2,5 % gewachsen. Am stärksten fiel auch bei dieser Betrachtung der Rückgang im Bereich des Grünen Rezeptes mit 2,4 % aus. Auswirkungen der COVID-19 Pandemie auf die Umsatzentwicklung von OTC-Arzneimitteln und Nichtarzneimitteln (Umsatz in Mio. Euro, Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in %) 9.573 646 684 Selbstmedikation +2,9 175 GKV +4,5 PKV -1,9 8.068 Grünes Rezept -2,4 OTC GMS Gesamt +2,5 2021 GKV PKV Grünes Rezept Selbstmedikation Eigene Darstellung des BPI basierend auf IQVIA ® Consumer Report Apotheke 2022. Analysiert man die Umsatzentwicklung etwas genauer, so zeigt sich, dass der Versandhandel erneut von den besonderen Herausforderungen durch die Pandemie- situation profitiert hat. Die starken Umsatzrückgänge beruhen vor allem auf den überdurchschnittlich starken Bevorratungskäufen im ersten Quartal des Vorjahres. 34
Der OTC-Markt in Deutschland Auswirkungen der COVID-19 Pandemie auf die Umsatzentwicklung im OTC-Markt (Veränderungen gegenüber Vorjahr in %) 25,8 15,4 14,0 14,7 11,0 11,6 11,0 7,4 4,5 2,5 Total -15,2 -22,1 -25,5 24,5 20,0 19,2 16,1 15,6 19,2 15,6 9,5 Versand- 5,8 4,4 6,1 handel -0,4 27,8 -18,3 15,3 12,7 12,0 13,2 8,3 8,3 9,9 4,1 Offizin 0,7 -22,5 -26,8 -27,4 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jahr 21 21 21 21 21 21 21 21 21 21 21 21 2021 Eigene Darstellung des BPI basierend auf IQVIA ® Consumer Report Apotheke 2022. Phytopharmaka und Homöopathika – bedeutend in der Selbstmedikation Die Herstellung von Arzneimitteln der Besonderen Thera- pierichtungen zeichnet sich vor allem durch eine hohe Arbeitsproduktivität (Bruttowertschöpfung pro Erwerbs- tätigem) am Standort Deutschland aus. Die Hersteller dieser Arzneimittel sind in ihrer wirtschaftlichen Aktivität überdurchschnittlich stark am deutschen Markt aktiv. Sie beziehen den Großteil ihrer Vorleistungen aus dem 35
Der OTC-Markt in Deutschland Inland und vertreiben über 80 % ihrer Produkte in Deutschland. Somit sind die Unternehmen besonders von den Entwicklungen im regulatorischen Bereich in Deutschland abhängig. Markt für Phytopharmaka Bei pflanzlichen Arzneimitteln, auch Phytopharmaka genannt, handelt es sich um Arzneimittel, die aus Pflanzen(teilen) oder deren Zubereitungen wie Extrakten oder Tinkturen hergestellt werden. Sie werden als Säfte, Tabletten, Kapseln, Dragees etc. angeboten. In den letz- ten Jahren wurde in zahlreichen pharmakologischen und klinischen Studien die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Phytopharmaka untersucht und belegt. So fanden die Ergebnisse mit speziellen Pflanzenextrakten zunehmend Eingang in die Leitlinien von wissenschaftlichen Fach- gesellschaften. Phytopharmaka sind fester Bestandteil der Gesundheits- versorgung. Sie spielen insbesondere bei der Selbstmedi- kation eine große Rolle. In 2021 wurden rund 97 Mio. Packungen an Phytopharmaka abgesetzt. Das Absatz- volumen liegt erneut unter dem Wert des Vorjahres. Dieser, im zweiten Jahr in Folge, recht starke Rückgang, im Vergleich zu den leichten Schwankungen der Vorjahre, ist vor allem auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie zurückzuführen. 36
Der OTC-Markt in Deutschland Absatzentwicklung im Apothekenmarkt 2017 – 2021 (in Mio. Packungseinheiten – PE) Mio. PE Phytopharmaka 150 120,3 119,2 118,4 101,5 100 96,5 50 0 2017 2018 2019 2020 2021 Eigene Darstellung des BPI basierend auf Daten von IQVIA ® OTC-Report 2022. Der überwiegende Teil der pflanzlichen Arzneimittel wird zur Behandlung von Erkältungsbeschwerden eingesetzt. Weitere wichtige Präparategruppen sind die Mittel zur Behandlung anderer Atemwegserkrankungen, Magen- und Beruhigungsmittel. Insgesamt betrachtet werden die pflanzlichen Arzneimittel für eine große Bandbreite von Erkrankungen eingesetzt. 37
Der OTC-Markt in Deutschland Die führenden Präparategruppen bei pflanzlichen Arzneimitteln Weitere Gruppen 19 % Hustenmittel 18 % Abführmittel 3 % Absatz Produkte für Verschiedenes 3 % 96,5 Mio. sonstige Durchblutungs- Packungen Atemwegs- fördernde Mittel 3 % im Jahr erkrankungen 2021 14 % Muskel- und Gelenk- schmerzmittel 6 % Magenmittel und Produkte verdauungsfördernde Harnwegbeschwerden 7 % Mittel 12 % Erkältungsmittel Beruhigungs- und Mittel gegen Grippe und Schlafmittel 7% 8% Eigene Darstellung des BPI basierend auf Daten von IQVIA ® OTC-Report 2022. Markt für Homöopathika In Deutschland werden homöopathische Arzneimittel seit Jahrzehnten im Sinne einer Integrativen Medizin erfolg- reich eingesetzt. Die Behandlung mit homöopathischen Arzneimitteln ist damit, entsprechend dem Wunsch der Bevölkerung, ein wichtiger Bestandteil einer nachhaltigen, ganzheitlichen, natürlichen, gut verträglichen Gesund- heitsversorgung. Homöopathische Arzneimittel sollen die natürliche Fähigkeit des Menschen unterstützen, Krank- heiten selbst zu überwinden, indem sie die Selbsthei- lungskräfte des Patienten anregen. In 2021 wurden rund 45 Mio. Packungen an Homöo- pathika abgesetzt. Das Absatzvolumen liegt unter dem Wert des Vorjahres. Wie der gesamte OTC-Markt ver- zeichnet auch der Markt für Homöopathika, bedingt durch die Corona-Pandemie, in den letzten beiden Jahren einen Rückgang. 38
Der OTC-Markt in Deutschland Absatzentwicklung im Apothekenmarkt 2017 – 2021 (in Mio. Packungseinheiten – PE) Mio. PE Homöopathika 100 53,7 53,4 53,0 50 48,1 44,9 0 2017 2018 2019 2020 2021 Eigene Darstellung des BPI basierend auf Daten von IQVIA ® OTC-Report 2022. Ein großer Teil der Homöopathika wird zum Beispiel zur Stimulation des Immunsystems eingesetzt. Außerdem werden homöopathische Produkte oft zur Behandlung von Erkältungsbeschwerden oder als Schlaf- und Beruhigungsmittel angewendet. 39
Der OTC-Markt in Deutschland Die führenden Präparategruppen bei homöopathischen Arzneimitteln Alle übrigen (47) Mund- und 12 % Zahnschmerzmittel 1 % Halsschmerzmittel 2 % Verschiedenes Magenmittel / 44 % Verdauungsförd. Mittel 2 % Mittel gegen Übelkeit 3 % Absatz 44,9 Mio. Sonstige Mittel gegen speziellen Schmerz 3 % Packungen im Jahr Augenpräparate 7 % 2021 Muskel- / Gelenkschmerzmittel 8 % Erkältungsmittel Schlaf- / Mittel gegen Grippe Beruhigungsmittel 9% 9% Eigene Darstellung des BPI basierend auf Daten von IQVIA ® OTC-Report 2022. Im OTC-Markt wurden in 2021 mit Arzneimitteln in Apotheken und Versandhandel insgesamt rund 6,9 Mrd. Euro (effektive Apothekenverkaufspreise) umgesetzt. Mit Homöopathika wurden, über beide Vertriebswege hin- weg, 2021 in Deutschland rund 610 Mio. Euro umgesetzt. Der überwiegende Anteil dieses Umsatzes entfiel auf den Bereich der Selbstmedikation. Hier wurden in 2021 rund 535 Mio. Euro Umsatz erzielt. Hinzu kommen Umsätze in Höhe von knapp 75 Mio. Euro durch Verordnungen von Homöopathika. Ähnlich setzt sich die Umsatzverteilung der Phytopharmaka zusammen. In diesem Marktsegment des OTC-Marktes wur- den in 2021 insgesamt fast 1,4 Mrd. Euro Umsatz erzielt. Auf den Bereich der Selbstmedikation entfallen hiervon fast 1,2 Mrd. Euro und rund 178 Mio. Euro Umsatz durch Verordnungen von pflanzlichen Arzneimitteln. 40
Der OTC-Markt in Deutschland Umsatz im Apothekenmarkt mit nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln in Mio. Euro 2018 – 2021 2021 74,5 953,1 535,2 1.186,1 3.939,2 177,7 2020 82,7 937,4 550,4 1.187,6 3.833,4 189,7 2019 98,5 1.012,2 575,3 1.286,9 3.906,1 234,9 2018 100,7 1.005,2 554,7 1.248,2 3.739,2 238,9 0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000 6.000 7.000 verordnete Homöopathika verordnete Phytopharmaka verordnete sonstige AM Selbstmedikation mit Homöopathika Selbstmedikation mit Phytopharmaka Selbstmedikation mit sonstigen AM Eigene Darstellung des BPI basierend auf Daten von IQVIA ® OTC-Report 2022. Neueinführungen und Switches – das Elixier des Marktes Kurz gesagt, beschreibt der Begriff „OTC-Switch“ die Entlassung eines verschreibungspflichtigen Arzneimittels aus der Rezeptpflicht. Dieser Schritt ist möglich, wenn Arzneimittel in der Anwendung so sicher sind, dass keine ärztliche Begleitung erforderlich ist. Die Rechtsgrund- lagen für die Verschreibungspflicht sind im § 48 AMG zu finden. Im Mittelpunkt dieses Verfahrens steht die Änderung der Verordnung über die Verschreibungspflicht von Arzneimitteln (AMVV) gemäß § 48 Absatz 2 AMG. An diesem Verfahren sind verschiedene Akteure an unter- schiedlichen Verfahrensschritten beteiligt. 41
Der OTC-Markt in Deutschland Der OTC-Switch: Eine Änderung der Arzneimittelverschreibungs- verordnung (AMVV) Verfahrensschritt Beteiligter Antrag auf Entlassung pharmazeutisches Verschreibungspflicht Unternehmen / Behörde Stellungnahme Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Empfehlung Sachverständigenausschuss Bundesministerium Verordnungsentwurf für Gesundheit Beschluss Bundesrat Verkündung Bundesgesetzblatt Eigene Darstellung des BPI 2022. Das Switch-Verfahren beginnt mit dem Antrag eines phar- mazeutischen Unternehmers (Regelfall) oder einer Behörde auf Entlassung eines Arzneimittels aus der Verschreibungspflicht. Die hierzu eingereichten Unter- lagen werden durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) geprüft und im Anschluss wird eine wissenschaftliche Stellungnahme zu dem Antragsverfahren erstellt. Diese Stellungnahme wird dem zuständigen Sachverständigenausschuss für Verschrei- bungspflicht vorgelegt. Der Antragsteller erhält die Stellungnahme vertraulich zur Kenntnis. In Einzelfällen werden pharmazeutische Unternehmer, wenn sie selbst nicht Antragsteller, aber vom Antrag betroffen sind, vom 42
Der OTC-Markt in Deutschland BfArM über den Antrag informiert und um Stellungnahme gebeten. Der Antragsteller kann seinen Antrag im Aus- schuss vorstellen. Der beim BfArM ansässige Ausschuss trifft sich zweimal im Jahr, führt eine Abstimmung zu jedem Antrag durch und gibt im Anschluss eine Empfehlung über die beantragte Entlassung aus der Verschreibungspflicht ab. Diese Empfehlung wird an das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) übermittelt. Stimmt das Ministerium der Empfehlung zu, so kann es einen Entwurf für eine Verordnung zur Änderung der Arzneimittelverschreibungsverordnung (AMVV) erstellen, welche dem Bundesrat zur Zustimmung vorgelegt wird. Wenn der Bundesrat einen Beschluss gefasst hat, muss als letzter Schritt die Änderung der AMVV im Bundes- gesetzblatt verkündet werden. Die Änderungen treten in der Regel am Tag nach der Veröffentlichung in Kraft. Übergangsfristen für einzelne Positionen sind möglich. OTC-Switches sind in Deutschland seit 1978 möglich. Durch die Entlassung vieler Arzneimittel aus der Ver- schreibungspflicht hat sich das Spektrum der für die Apotheker zur Auswahl stehenden Arzneimitteln für eine Abgabe ohne ärztliche Verordnung an die Patienten erweitert. 43
Der OTC-Markt in Deutschland Die OTC-Switches der letzten zehn Jahre 2012 Nicotin • • • Nikotinersatztherapie 2013 Racecadotril • • • Durchfall Benzydamin • • • Entzündungen im Mund- und Rachenraum Ibuprofen-Pseudoephedrin-Kombination • • • Erkältungssymptome 2015 Levonorgestrel • • • Notfallkontrazeption Ulipristal • • • Notfallkontrazeption Esomeprazol • • • Sodbrennen und saures Aufstoßen Flurbiprofen • • • Entzündungen der Rachenschleimhaut Ketotifen • • • Heuschnupfen 2016 Fluticason • • • Heuschnupfen Mometason • • • Heuschnupfen Racecadotril • • • Durchfall 2017 Aciclovir-Hydrocortison-Kombination • • • Lippenherpes Ibuprofen • • • Schmerzen 2018 Ibuprofen plus Coffein • • • Schmerzen 2019 Diclofenac • • • Schmerzen Hydrocortisonacetat-Natriumbitumosulfat-Kombination • • • Hauterkankungen Levocetiricin • • • Heuschnupfen 2020 Sumatriptan • • • Migräne Desloratadin • • • Heuschnupfen 2021 Bilastin • • • Heuschnupfen Dexiprufen • • • Schmerzen und Entzündungen Levodropropizin • • • Reizhusten Zubereitungen aus Ibuprofen und Paracetamol • • • Schmerzen Eigene Darstellung des BPI 2022. 44
Sie können auch lesen