OZG Spezial - ITEBO OpenR@thaus
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Ausgabe 3 | 2020 OZG Spezial SONDERAUSGABE – OZG SPEZIAL ROUNDTABLE KOMMUNALE IT-KOOPERATIONEN LEBEN UND WEITERENTWICKELN AUS KUNDENSICHT ZWISCHEN PORTALVERBUND UND PROZESSOPTIMIERUNG VON HAUS AUS VERWALTUNGSDIGITALISIERUNG IN DEUTSCHLAND
© stock.adobe.com/Suppachok N Impressum Konzeption, Layout b2 Werbeagentur, Braunschweig ITEBO ganz nah Das Magazin der ITEBO-Unternehmensgruppe Texte Dr. Horst Baier, Julian Einhaus, Dr. Ariane Berger, Herausgeber Stephan Hauber, ITEBO ITEBO GmbH Dielingerstraße 39/40 Umschlagfoto 49074 Osnabrück © stock.adobe.com/Golden Sikorka, Suppachok N Tel.: 0541 9631-0 info@itebo.de · www.itebo.de Druck Individual.Druck, Osnabrück Verantwortlich für den Inhalt gemäß § 5 Telemediengesetz (TMG): Bernd Landgraf Erscheinungsweise/Auflage dreimal jährlich, 2500 Exemplare Redaktion ITEBO-Unternehmensgruppe 2
INHALTSVERZEICHNIS 4–5 AUF EIN WORT OZG-UMSETZUNG GEHT IN DIE ZWEITE HALBZEIT 6 – 11 ROUNDTABLE VOM PAPIER IN DIE DIGITALE UMSETZUNG KOMMUNALE IT-KOOPERATIONEN LEBEN UND WEITERENTWICKELN 1 2 – 13 PARTNER OZG-UMSETZUNG UND KONJUNKTURPROGRAMM JETZT ABER KOOPERATIV! 1 4 – 15 PARTNER DAS ONLINEZUGANGSGESETZ WIE WEITER IN DER ZWEITEN HÄLFTE? 16 – 19 AUS KUNDENSICHT ZWISCHEN PORTALVERBUND UND PROZESSOPTIMIERUNG STIMMEN AUS DER VERWALTUNG 20 – 23 VON HAUS AUS VERWALTUNGSDIGITALISIERUNG IN DEUTSCHLAND 3
OZG-UMSETZUNG GEHT IN DIE ZWEITE HALBZEIT Der thematische Schwerpunkt des Kundenmaga- Das Land hat zur OZG-Umsetzung das Programm zins ist mit dem Onlinezugangsgesetz (OZG) gut Digitale Verwaltung Niedersachsen (DVN) aufgelegt gewählt. Seit dem Inkrafttreten am 18.08.2017 sind und mit 159 Mio. € ausgestattet. Die ersten Ergeb- Behörden von Bund, Ländern und 11.000 Kommu- nisse liegen vor und können von den Kommunen nen verpflichtet, ca. 600 Verwaltungsleistungen bis genutzt werden, wie beispielsweise die eRechnung, Ende 2022 online anzubieten. Ebenso ist die EU-Ver- ein Online-Paymentsystem, ein Behördeninformati- ordnung vom 02.10.2018 über die Einrichtung eines onsverzeichnis, ein ePostfach und ein Servicekonto einheitlichen digitalen Zugangstors zu Informatio- zur Authentifizierung. In Zusammenarbeit mit der nen, Verfahren, Hilfs- und Problemlösungsdiensten GovConnect GmbH stellt das Land ab November umzusetzen. dieses Jahres 5 Mio. € zur Entwicklung von Standards und lauffähigen Onlinediensten zur Verfügung. Der- Wir befinden uns daher am Beginn der zweiten zeit gibt es auch erste Überlegungen, wie die Mittel Halbzeit und müssen in einer gemeinsamen Kraftan- aus dem Konjunkturpaket zur Unterstützung der strengung aller Ebenen daran arbeiten, den Korb mit Kommunen eingesetzt werden können. Zur Vermei- Onlinediensten in den nächsten zwei Jahren zu füllen. dung von unwirtschaftlichen Mehrfachentwicklungen Die damit verbundenen Herausforderungen und setzen der Bund und auch das Land auf möglichst Schwierigkeiten sind mittlerweile deutlich erkenn- einheitliche Standards, koordinierte Entwicklungsge- bar. Gleichzeitig ist durch das OZG und leider auch meinschaften und auf das „Einer für Alle“-Prinzip. Corona ein deutlicher Schub hin zur Digitalisierung Eine entscheidende Rolle spielen dabei Portallösun- entstanden, der die öffentliche Verwaltung massiv gen, die jeder Kommune zu empfehlen sind. verändern und über 2022 hinaus reichen wird. Das Programm DVN wird nach der ersten Halbzeit Nach zwei Jahren werden die Konturen und die tech- neu ausgerichtet mit dem Ziel, möglichst flächen- nische Architektur von Portalverbünden, Basisdiens- deckend einen vergleichbaren Umfang an Online- ten, Fachverfahrensanbindungen und Schnittstellen diensten bis Ende 2022 umsetzen und an anderer klarer. Diverse Gesetzesänderungen, wie z.B. das Stelle entwickelte Onlinedienste in Niedersachsen Registermodernisierungsgesetz, bereiten den Weg nachnutzen zu können. Insbesondere kleine Städte für digitale Verwaltungsprozesse, die von Bürgern und Gemeinden sind dabei auf die Unterstützung und Unternehmen dringend eingefordert werden. des Landes, leistungsfähige kommunale IT-Dienst- leister und Fachverfahrensanbieter angewiesen. Das In Niedersachsen ist die Rollenverteilung bei der Um- Konjunkturpaket des Bundes kann hier Unterstützung setzung des OZG durch ein Landesgesetz geregelt. leisten. Nach dem Niedersächsischen Gesetz über digitale Verwaltung und Informationssicherheit (NDIG) vom Die Digitalisierung ist zwingend notwendig und kann 24.10.2019 stellt das Land bestimmte Basisdienstleis- nur im Schulterschluss zwischen Land, Kommunen tungen zur Verfügung und verpflichtet alle Behörden und IT-Dienstleistern gelingen. Als neuer CIO des zur Bereitstellung von Online-Verfahren für ihre Landes kann ich Ihnen versichern, dass sich das Land Dienstleistungen. Niedersachsen im Rahmen seiner Möglichkeiten für eine erfolgreiche OZG-Umsetzung engagieren wird. Ein enger Dialog, ein abgestimmtes gemeinsames Vorgehen und der offene Umgang mit den Heraus- forderungen sind mir dabei ein wichtiges Anliegen. Dr. Horst Baier IT-Bevollmächtigter der Landesregierung (CIO) © stock.adobe.com/Suppachok N 5
ROUNDTABLE „DER OZG-ANSATZ BLEIBT „AN- TRAGSORIENTIERT“. EIN EREIGNIS- BZW. DATENGETRIEBENES GOVERN- MENT WÄRE EINEN SCHRITT WEITER- GEDACHT UND MÜSSTE IM GRUNDE SCHON JETZT ANGELEGT WERDEN – LEIDER FEHLT ES DARAN NOCH.“ VOM PAPIER IN DIE DIGITALE UMSETZUNG KOMMUNALE IT-KOOPERATIONEN LEBEN UND WEITERENTWICKELN Mit der ITEBO aus Niedersachsen, der regio iT Herr Landgraf, seit dem Start der Bürgerservice- aus Nordrhein-Westfalen und dem Unternehmens- Plattform „OpenR@thaus“ 2016 haben sich mehr als verbund SIS und KSM Mecklenburg-Vorpommern 100 niedersächsische Kommunen für dieses Portal setzen drei kommunale IT-Dienstleister auf eine entschieden. Worin liegt der Erfolg dieser Lösung, Bürger-Plattform – OpenR@thaus. Im Rahmen eines bei Ihnen in Niedersachsen und darüber hinaus? Roundtable-Gesprächs sprachen die drei Geschäfts- führer Bernd Landgraf (ITEBO), Dieter Rehfeld (regio Landgraf: Ein wesentlicher Faktor liegt sicherlich iT) und Matthias Effenberger (SIS/KSM) über ihre darin, dass OpenR@thaus zentrale Basisdienste liefert Erfahrungen und die Erfolgsfaktoren für eine kon- und dabei schon jetzt viele bestehende Verwaltungs- struktive Zusammenarbeit. Denn es gilt, das Online- prozesse in Kommunen über standardisierte Schnitt- zugangsgesetz (OZG) nun so auszugestalten, dass stellen einbinden und über ein Baukastensystem die kommunalen Fachverfahren mit den künftigen vollumfänglich ergänzen kann. Ganz hohe Bedeutung Online-Services verknüpft werden können. Immer auf dem Weg zu dieser nun ausgereiften Lösung stärker drängt zudem die Entwicklung hin zu einem hatte aber vor allem die Zusammenarbeit mit den Data Driven Government. Die Fragen stellte Kolleginnen und Kollegen aus Aachen. VITAKO-Pressesprecher Julian Einhaus. Seit etwa vier Jahren kooperieren wir mit der regio iT, indem wir uns immer wieder abstimmen, das Portal arbeitsteilig entwickeln und uns wechselseitig Erwei- 6
„ES IST GANZ WICHTIG, DASS SICH DIE BETEILIGTEN VON DER ARBEITS- BIS ZUR FÜHRUNGSEBENE AUF AUGENHÖHE BEGEGNEN.“ „WETTBEWERB HÄLT UNS FIT UND TREIBT DIE BRANCHE AN!“ terungen zur Verfügung stellen. Wenn also die eine Effenberger: In Mecklenburg profitieren wir seit Seite eine Schnittstelle für Fachverfahren A schafft, Anfang 2019 sozusagen in dritter Generation von bindet die andere Seite Fachverfahren B ein – dann der Fortentwicklung. OpenR@thaus ist mittlerweile wird der Code ausgetauscht, so dass beide profi- in der Landeshauptstadt Schwerin und im Landkreis tieren. Dieses Zusammenspiel funktioniert von der Ludwigslust-Parchim etabliert. Als weitere Nutzer Leitungs- bis zur Arbeitsebene. Grundlage war und ist kommen demnächst sämtliche Trägerkommunen eine Open Source-Software. des KSM Kommunalservice Mecklenburg dazu – das sind rund ein Dutzend Ämter und Gemeinden aus Herr Rehfeld, Sie haben damals sozusagen Westmecklenburg. Kürzlich hat auch die Hansestadt „das Baby auf die Welt gebracht“… Stralsund zugesagt, das Portal bald einzusetzen. Rehfeld: Genau, auf Basis des Liferay-Portals haben Mecklenburg-Vorpommern stellt als OZG-Basiskom- wir vor etwa sieben Jahren begonnen, zunächst ponente zur Benutzerauthentifizierung das sogenann- eine Grundlage für ein Frontend zu bauen. Damals te „MV-Nutzerkonto“ zur Verfügung. Im Sommer waren auch schon verschiedene Dienste vorhanden dieses Jahres waren hier insgesamt 3.000 Nutzer- wie Bezahl- und Authentifizierungsfunktionen. Wir konten registriert, davon kam allein die Hälfte aus haben das Open Source-System dann sukzessive und der Landeshauptstadt Schwerin und dem Landkreis offensichtlich sehr erfolgreich weiterentwickelt: In Ludwigslust-Parchim. Das zeigt die Attraktivität unse- Nordrhein-Westfalen hat der Lenkungsausschuss der rer Portale für die Nutzerinnen und Nutzer. Über die kommunalen Spitzenverbände nun im August 2020 bereits vorhandenen Online-Dienste auf kommunaler entschieden, das Portal als architektonische Grund- Ebene ist der Weg zum „MV-Nutzerkonto“ nicht lage für das „Kommunalportal.NRW“ sozusagen als mehr weit. offenen Standard bereitzustellen. Ein toller Erfolg! Worauf kommt es bei überörtlichen bzw. Das konnte nur gelingen, weil wir auch in NRW stark überregionalen Kooperationen an? kooperieren: Gemeinsam mit der Südwestfalen-IT (SIT) aus Hemer haben wir die Weiterentwicklung Effenberger: Unsere Kooperation mit der ITEBO hat nicht nur auf dem Papier aufgeteilt, sondern „leben“ bisher vor allem ausgezeichnet, dass wir das Portal das Zusammenspiel wirklich. Umso mehr freuen wir über ein sehr arbeitsteiliges Vorgehen in den Kommu- uns, dass dieser Trend seinen Lauf nun selbst über nen nach allen Seiten zügig anbinden konnten. Das mehrere Landesgrenzen hinausnimmt. kooperative Vorgehen bewerben wir nun innerhalb Mecklenburg-Vorpommerns, um auch hier unter den 7
ROUNDTABLE kommunalen Aufgabenträgern und Dienstleistern un- IT-Dienstleister, mittlerweile das ganze Bundesland ter Einbeziehung des Landes-Dienstleisters die Kräfte abzudecken und den KDN als anerkannten Ansprech- zu bündeln. Nicht zuletzt ist ganz wichtig, dass sich partner für die Landesregierung zu etablieren. Es gibt die Beteiligten von der Arbeits- bis zur Führungsebe- dazu formale Vereinbarungen zur Zusammenarbeit. ne dabei auf Augenhöhe begegnen. Und mittlerweile fließen bedeutende Finanzmittel an den KDN und die kommunalen IT-Dienstleister. Landgraf: Kooperationen entstehen vor allem, wenn man miteinander spricht, in einem „gelebten Netz- Einen weiteren Punkt machen in NRW die Fusionen werk“ und auf Augenhöhe – wie in der VITAKO. Es innerhalb der kommunalen IT-Dienstleister aus. Die ist wichtig, dass VITAKO als Verband den Weg berei- regio iT ist dafür sicherlich selbst ein gutes Beispiel – tet, sich in der Community kommunaler IT-Dienstleis- wir sind zuerst mit der Infokom aus Gütersloh zusam- ter intensiver kennenzulernen und zu vertrauen. mengegangen, danach mit der civitec aus Siegburg. So können gemeinsame Projekte nicht nur erdacht, Dadurch entstehen größere Einheiten – diese Ent- sondern auch umgesetzt werden. In vielen Gesprä- wicklung wird sich in Zukunft sicherlich fortsetzen. chen gilt es, immer wieder Mitstreiter zu finden, die zum gleichen Zeitpunkt an den gleichen Themen Landgraf: Als dünner besiedeltes Flächenland hat arbeiten. Niedersachsen seit jeher weitaus weniger IT-Dienst- leister als NRW. Es gibt nur vier kommunale IT-Dienst- Rehfeld: Warum genau das manchmal so schwerfällt, leister und „in der Fläche“ auch noch einen höheren liegt natürlich auch daran, dass man sein eigenes Ge- Grad an Autonomie – gerade in größeren Landkreisen schäft und die eigenen Ziele in Kooperationen nicht organisieren weiterhin viele Gebietskörperschaften so treiben kann, wie man das allein täte. Eine ehrliche ihre IT autonom. Strategisch betrachtet, mit Blick Kooperation funktioniert nur, wenn ein Konzept zum auf künftige Kooperationen, ist diese Ausgangslage gegenseitigen Leistungsaustausch auch tatsächlich schwieriger. umgesetzt wird. Das bedeutet manchmal auch, auf Dinge zu verzichten. Wir kennen das bei der regio iT Die GovConnect GmbH in Niedersachsen fungiert wie aus eigener Erfahrung aus dem Fusionsprozess mit der KDN in NRW. In den vergangenen fünf Jahren der civitec. Da fällt es nicht immer leicht, eigene haben wir über diese Plattform versucht, Projekte mit Standorte, Arbeitsfelder oder Projekte aus der Hand dem Land Niedersachsen zu organisieren. Ein Thema zu geben. war der Aufbau eines gemeinsamen Rechenzentrums. Weil das bislang noch nicht so funktionierte, hat sich Wie sind denn die Voraussetzungen bei Ihnen in das Land in diesem Jahr rückwirkend zum 1. Januar Ihrem jeweiligen Bundesland, um Kooperation an der GovConnect beteiligt – aus unserer Sicht wirklich „zum Fliegen zu bringen“? ein Meilenstein, um nun auch Leistungsaustausch vergaberechtskonform umzusetzen. Intensiv begleitet Rehfeld: Uns ist es in NRW gelungen, mithilfe haben diesen Prozess die drei kommunalen Spitzen des KDN, das ist der Dachverband Kommunaler verbände im Land, auch um den vielen weniger organisierten Kommunen eine Plattform zu bieten. Die strukturellen Faktoren sind in Niedersachsen also ähnlich. Mit Blick auf den Umsetzungsgrad und die Geschwindigkeit hin zu standardisierten Lösungen muss ich derzeit noch neidisch auf die Kooperation in NRW schauen. Herr Effenberger, Mecklenburg-Vorpommern ist nun noch weitaus dünner besiedelt als Niedersachsen – wo stehen Sie? Effenberger: Ich glaube, bei uns ist die Aufteilung „Als kommunale IT-Dienstleister sollten etwas anders: In West-Mecklenburg gibt es zwei Ge- sellschaften: Die SIS GmbH betreut alle öffentlichen wir uns neben der Kernverwaltung den betrieblichen Einrichtungen von den Stadtwerken wichtigen Strang der kommunalen über kommunale Wohnungsbaugesellschaften bis zu Unternehmen stärker bewusstmachen.“ Theatern. Die KSM Kommunalservice Mecklenburg Dieter Rehfeld, regio iT bündelt als AöR parallel dazu alle Gebietskörperschaf- ten. Mit diesen beiden Unternehmungen sind wir an 8
neben der Kernverwaltung künftig stärker befassen. Hier geht es um bedeutende Fragen wie die Steu- erung von Verkehr und Klimaeffizienz – verbunden mit den neuen Möglichkeiten des Internet of Things (IoT). Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie für den eingeschlagenen Digitalisierungspfad – und wie geht es nun weiter bis zum Ende der OZG-Frist 2022? „Wir profitieren in Mecklenburg seit Rehfeld: Ich denke, wir haben eine gute Basis, um Anfang 2019 sozusagen in dritter in die nächste Runde der Digitalisierung zu gehen. Generation von der Fortentwicklung.“ Aufgrund der Corona-Pandemie kommt jetzt noch Matthias Effenberger, SIS/KSM einmal richtig Geld ins System. Gleichzeitig stellt sich bei vielen die Einsicht ein: Hätten wir vorher stärker nahezu allen Digitalisierungsprojekten auf kommu- digitalisiert, würden wir nun noch besser durch die naler Ebene bei uns beteiligt, allerdings nur in der Krise gelangen. Und weil die nächste Krise bestimmt Region und nicht im ganzen Bundesland. Hier sind kommt, haben wir nun einen weiteren Anreiz, um neben uns insbesondere der Zweckverband eGo-MV voranzukommen. sowie im östlichen Teil Mecklenburg-Vorpommerns die seit Anfang 2019 IKT-Ost AöR aktiv, mit denen Landgraf: Es existieren schon ganz viele gute Ansätze wir verschiedene landesweite Lösungen anstreben. für erfolgreiche Digitalisierung vor allem bei Kommu- nen. Statt nach zentralen Lösungen zu rufen, sollten Worin liegen für Sie der Nutzen dieses Modells für wir Vorhandenes weiterentwickeln. Die Erfahrung Bürgerinnen und Bürger und für die Verwaltung? hat uns gelehrt: Monopole führen zu keiner Innova- tion. Auch eine alleinige Verantwortung des Bundes, Effenberger: Bemerkenswert ist sicherlich, dass wir wie sich manch einer das vorstellt, ergibt in der die Digitalisierung auf diese Weise branchenübergrei- Fläche kaum befriedigende Ergebnisse. Wettbewerb fend angehen können. Zum Beispiel haben wir die dagegen hält uns fit und treibt die Branche an. Wir Verrechnung der Grundsteuer zwischen Städten und haben aber auch gelernt, dass es weder etwas nützt, städtischen Wohnungsgesellschaften automatisiert: „gallische Dörfer“ mit hohen Mauern zu errichten, Wir verfügen hier seit Jahren über eine gemeinsame noch, jeden gegen jeden antreten zu lassen. Notwen- Plattform und nutzen Infrastrukturen sektorenüber- dig ist deshalb eine Infrastruktur für Zusammenarbeit greifend. So können bei uns etwa Kassenautomaten und Kooperation! sowohl in den Verwaltungen genutzt werden, als auch von Stadtwerken und kommunalen Gesellschaf- ten – das erspart Bürgerinnen und Bürgern zusätz- liche Wege. Der Bürger hat damit eine Anlaufstelle, kann ins Stadt- oder Rathaus gehen und dort auch die Strom- oder Gasrechnung der Stadtwerke, die Miete für die örtliche Wohnungsgesellschaft oder die Gebühren für die Müllentsorgung bezahlen. Rehfeld: Gerade diese Zusammenarbeit zwischen Kommunalverwaltung und kommunalen Unterneh- men finde ich äußerst interessant. Denn zumeist nehmen Bürgerinnen und Bürger ja weitaus mehr Leistungen z. B. durch ihre Stadtwerke in Anspruch als durch die Ämter – z. B. bei täglichen Leistungen „Wir brauchen dafür ganz gewiss einen der Daseinsvorsorge wie Strom, Gas und Wasser. Auch sind viele kommunale Gesellschaften mittlerwei- Paradigmenwechsel in der öffentlichen le in der Entwicklung von Kommunikationsinfrastruk- IT: Monopole führen zu keinen Inno- tur engagiert und bauen etwa Glasfaserleitungen. Als vationen.“ kommunale IT-Dienstleister sollten wir uns mit diesem Bernd Landgraf, ITEBO wichtigen Strang auf dem Weg hin zur Smart City 9
VON HAUS AUS ROUNDTABLE der Verknüpfung mit den Beteiligten. Es gibt keine analoge Akte mehr. Bringt jemand seinen Bauantrag auf Papier mit, wird das Dokument sofort gescannt und digital weiterverarbeitet. Um diesen Schritt zu begleiten, haben wir sehr viel Aufklärungsarbeit geleistet, sind zur Architekten- und Ingenieurkammer gegangen und haben Veranstaltungen und Schulun- gen angeboten. Das Beispiel soll veranschaulichen, dass all diese Entwicklungen nicht an der Rathaustür „In NRW hat der Lenkungsausschuss aufhören: Es geht darum, sämtliche Beteiligte mitzu- der kommunalen Spitzenverbände nehmen. im August entschieden, das Portal als architektonische Grundlage für das Was macht also die erfolgreiche OZG-Umsetzung aus? „Kommunalportal.NRW“ sozusagen als offenen Standard bereitzustellen.“ Landgraf: Das Beispiel der digitalen Bauakte in Mecklenburg-Vorpommern zeigt zudem, dass es vor Rehfeld: Genau, die Voraussetzungen sind jetzt vor Ort nicht mit Standardlösungen getan ist. Es kommt allem finanziell, technisch und immer stärker auch darauf an, Lösungen an die Bedingungen vor Ort – organisatorisch vorhanden. Wir haben heute die insbesondere an die Fachverfahren – anzupassen Möglichkeit, viel schneller zu integrieren und Daten- und die Dinge gemeinsam weiterzuentwickeln. Und austausch zu betreiben. Um längerfristig Fortschritte genau diese mitunter mühsamen Prozesse können die zu machen, brauchen wir aber eine „Verwaltungs- kommunalen IT-Dienstleister am besten umsetzen. cloud“. Das wird die Geschäftsmodelle der Dienst- Wir sind unternehmerisch ausgerichtet, innovativ und leister sicherlich weiter verändern – nicht mehr jeder treiben die Digitalisierung zusammen mit unseren muss ein Rechenzentrum betreiben – und ist für mich Kunden nach vorne. Im Vergleich zu Behörden sind eine weitere wichtige Voraussetzung, damit sich die wir oft flexibler, bringen aber genauso viel Erfahrung öffentliche Hand nicht mehr abhängig machen muss und „Ortskenntnisse“ mit, um die verschiedenen von privaten Monopolen. Akteure abzuholen. Kurz gesagt: Uns vertraut man! Landgraf: Um es zeitlich nochmal konkreter zu fassen: Um bei der Integration von Fachverfahren schneller Bis Ende 2022, bin ich der Überzeugung, schaffen voranzukommen, sollten wir offen sein, auch gegen- wir es, vor allem durch unsere Kooperationen die über privaten Anbietern. Wir müssen den Dialog mit überwiegende Zahl der OZG-Verwaltungsleistungen den zahlreichern Anbietern kommunaler Software digital anzubieten. Die Konsolidierung der Infra- suchen, um die wirklich anspruchsvollen Ziele zu struktur und der gemeinsame Ausbau brauchen aber erreichen. definitiv länger. Wird die OZG-Umsetzung allseits wirklich als kom- plette „Durchdigitalisierung“ der Ämter verstanden? Rehfeld: Es ist wichtig zu betonen, dass es nicht nur um das OZG als viel diskutiertes Frontend-Thema geht. Wir haben die Riesenchance, die Verwaltung durchgängig zu digitalisieren und gleichzeitig auch zu automatisieren. Ich glaube, dass der IT-Planungsrat und das BMI dabei auch der unabdingbaren Integra- tion der vor allem kommunal betriebenen Fachver- fahren Rechnung tragen. Es geht zudem darum, den Bürger mit „in den Produktionsprozess“ zu integrie- ren… Effenberger: …und auch andere Stakeholder wie „Das Zusammenspiel funktioniert Kammern und Verbände daran zu beteiligen. In von der Leitungs- bis zur Arbeitsebene. Schwerin haben wir den Bauprozess komplett digita- Grundlage war und ist eine Open lisiert, sowohl innerhalb der Verwaltung als auch in Source-Software.“ 10
Sind die 2017 beschlossenen Maßgaben des OZG denn tatsächlich so anspruchsvoll? Sprechen wir über state of the art? Rehfeld: Das OZG soll Nutzerinnen und Nutzern ermöglichen, Anträge nicht mehr mit „Papier und Bleistift“ ausfüllen zu müssen, sondern diesen Prozess digital zu absolvieren. Dieser Ansatz bleibt aber „an- tragsorientiert“. Ein ereignis- bzw. datengetriebenes Government würde einen Schritt weitergehen und müsste im Grunde schon jetzt angelegt werden – lei- der fehlen hier noch gute Lösungen oder es gibt noch keinen geeigneten rechtlichen Rahmen. „Unsere Kooperation mit der ITEBO hat Haben Sie ein Beispiel? vor allem ausgezeichnet, dass wir über ein sehr arbeitsteiliges Vorgehen zügige Effenberger: Wenn etwa ein Umzug bzw. Wohnorts- Schritte machen konnten, das Portal wechsel vorgenommen wird, weiß die Verwaltung mit der Anmeldung eigentlich bereits, dass vor Ort in den Kommunen nach allen Seiten weitere Änderungen anstehen etwa bei Abfalltonnen, anzubinden.“ in der Strom- und Wasserversorgung… verschiedenen Systemen und Anbietern, die auf einer Rehfeld: … und ähnlich verhält es sich mit dem Plattform konkurrieren. Das ist nutzerfreundlich und Bewohnerparkausweis, der ggf. bei einer Neuan- uns allen als Nutzer in Fleisch und Blut übergegangen. meldung in betroffenen Wohnbezirken automatisch mitangeboten werden könnte. Dieser Ansatz lässt sich Rehfeld: Eine Debatte ist hier unbedingt notwendig. noch viel weiter denken, so dass Behörden mitein- Das europäische Recht verpflichtet uns zu Daten- ander nach Lebens- und Sachlage kommunizieren sparsamkeit und Datensicherheit. Wir müssen endlich könnten, ohne dass der Bürger überhaupt die Initiati- anfangen, das „Once only“-Prinzip und damit auch ve ergreifen muss. Das Bremer Projekt „ELFE – Ein- die Datensouveränität der Bürgerinnen und Bürger fach Leistungen für Eltern“ ist so ein Beispiel. Dafür mit Leben zu füllen. müssen die Stellen natürlich autorisiert sein, und die Bürgerinnen und Bürger ihre Daten für bestimmte Das Roundtable-Gespräch führte der Referent der Zwecke freigeben können. Das ist heute keine techni- Vitako für Öffentlichkeitsarbeit Herr Julian Einhaus. sche, sondern vielmehr eine politische und rechtliche Frage. Landgraf: Um Fortschritte zu erzielen, müssen aller- dings weiterhin konsequent gesetzliche Hürden wie das Schriftformerfordernis und das oft hohe Authen- tifizierungsniveau abgebaut werden – ohne elektroni- sche Identität läuft da allerdings nichts. In puncto eID wünsche ich mir mehr Möglichkeiten. Vorbild könnte der Umgang mit E-Payment im Online-Shopping sein. Beim elektronischen Bezahlen gibt es mittler- weile einen funktionierenden Wettbewerb zwischen Bernd Landgraf ist Geschäftsführer der Matthias Effenberger ist Geschäftsführer ITEBO-Unternehmensgruppe bestehend aus der SIS – Schweriner IT- und Servicegesellschaft der ITEBO GmbH und der ITEBS GmbH mit mbH sowie Vorstand der KSM Kommunal- Standorten in Osnabrück und Braunschweig. service Mecklenburg AöR. Dieter Rehfeld ist Geschäftsführer der regio iT GmbH aus Aachen. 11
PARTNER © stock.adobe.com/liuzishan, nasori OZG-UMSETZUNG UND KONJUNKTURPROGRAMM JETZT ABER KOOPERATIV! Das im Juni dieses Jahres vom Koalitionsausschuss Sowohl Verwaltungsportale (1.) als auch digitale beschlossene Konjunkturprogramm sieht allein für Antragsverfahren und die dahinter liegenden in- den Bereich der Verwaltungsdigitalisierung und ternen Datenverarbeitungsprozesse müssen offene Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes ein Finanz- Schnittstellen besitzen und sich in unterschiedliche volumen von 3 Mrd. € vor; andere Aufgabenbereiche IT-Umgebungen einfügen lassen (2.). Diese Standar- wie z.B. die Registermodernisierung, die Digitalisie- disierungsaufgabe gelingt umso einfacher, wenn die rung des öffentlichen Gesundheitsdienstes oder die anstehenden Digitalisierungsprojekte im Rahmen von digitale Ausstattung der Schulen werden ebenfalls Entwicklungsgemeinschaften verwirklicht werden (3.). mit nicht unerheblichen Finanzmitteln unterlegt. Der Staat nimmt also eine Menge Geld in die Hand, um die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung 1. VERWALTUNGSPORTALE ÖFFNEN in Bund, Ländern und insbesondere Kommunen voranzutreiben. Um den Standardisierungsprozess in der deutschen Portallandschaft zu fördern, hat der Deutsche Land- Der bisherige Befund ist ernüchternd: Trotz bereits kreistag im August dieses Jahres zusammen mit sei- vorhandener Finanzmittel für Bund und Länder im nen kommunalen IT-Dienstleistern ein „Positions- Rahmen des sog. Digitalisierungsbudgets des IT- papier zur Konzeption und Umsetzung einer föde- Planungsrats und des durchaus vorhandenen allge- ralen Digitalisierungsarchitektur“ veröffentlicht. Ziel meinen politischen Willens, das Onlinezugangsgesetz dieses Papieres ist es, konkrete Wege hin zu einer bis Ende 2022 umzusetzen, ist Deutschland von einer sehr viel stärkeren Interoperabilität der Verwaltungs- flächendeckenden Digitalisierung seiner Verwaltungs- portale aufzuzeigen. Das Konzeptionspapier benennt verfahren noch weit entfernt. Die Kommunen, welche die hierfür erforderlichen IT-Komponenten, Standard- die Mehrzahl aller Verwaltungsverfahren vollziehen, schnittstellen und Kommunikationsintermediäre. Ziel verfügen zwar über einzelne digitale Antragsverfah- ist es, den Grad der Nachnutzung bereits vorhande- ren, von einer echten Flächendeckung kann allerdings ner Lösungen deutlich zu erhöhen. Der im Online- nicht die Rede sein. Dies wirft die Frage auf, was in zugangsgesetz vorgesehene Portalverbund lässt sich Zukunft anders gemacht werden muss, damit die um- aus Sicht der Kommunen und ihrer IT-Dienstleister zu fangreichen Mittel des Konjunkturpakets Wirkung einem interoperablen, dezentralen Plattformsystem zeigen. ausbauen, in welchem Bürger und Unternehmen über das jeweilige Verwaltungsportal ihrer Kommune oder Der Deutsche Landkreistag setzt sich seit langem ihres Landes auf alle digitalen Verwaltungsleistungen für eine sehr viel stärkere Standardisierung der IT- zugreifen können. Ein solches Plattformsystem ist Produktlandschaft in Deutschland ein. eine zentrale Voraussetzung für eine arbeitsteilige 12
OZG-Umsetzung und Nachnutzung bestehender gen entwickeln. Nur so ist sichergestellt, dass das Verwaltungsleistungen. Voraussetzung für die Um- entstehende Softwareprodukt nicht nur die Erfor- setzung eines solchen Plattformsystems sind offene, dernisse der jeweiligen IT-Landschaft erfüllt, sondern nicht proprietäre Schnittstellen, eine Forderung, die hochgradig interoperabel ist. Entwicklungsgemein- sich sowohl an die Länder und Kommunen als auch schaften fördern Standardisierung und Interoperabili- an ihre jeweiligen IT-Dienstleister richtet. Offenheit tät. Die dann hoffentlich in großer Anzahl entstehen- und Kooperationsbereitschaft sind hier zwingende den Softwarelösungen müssen allen zur Verfügung Voraussetzungen, die politisch eingefordert werden gestellt werden. Hierzu bedarf es neben rechtlicher müssen. Rahmenbedingungen einer oder mehrerer technischer Austauschplattformen, über die auf die digitalen Lösungen zugegriffen werden kann. Der Deutsche 2. SOFTWARE MODULAR GESTALTEN Landkreistag als Co-Federführer im OZG-Themenfeld Engagement und Hobby arbeitet zusammen mit dem Neben den architektonischen Fragen kommt aus Sicht Bund und interessierten Ländern an einer entspre- des Deutschen Landkreistages auch einer entspre- chend kooperativen, länderübergreifenden Umset- chend modularen Softwaregestaltung eine besondere zung der digitalen Waffenerlaubnis. Das Projekt Bedeutung zu. Ziel muss es sein, die Lauffähigkeit der „eWaffe“wird in Form einer fachlichen Konzeptions- verschiedenen OZG-Leistungen in unterschiedlichen und Betriebsgemeinschaft umgesetzt, die sowohl die IT-Umgebungen auf kommunaler Ebene zu gewähr- verschiedenen fachlich-technischen Anforderungen leisten. Der Deutsche Landkreistag hat dementspre- länderübergreifend erhebt als auch eine gemeinsame chend bereits letztes Jahr ein erstes Konzept für eine Betriebsstruktur anstrebt. föderierte Microservices-Architektur vorgelegt. Der Begriff der Microservices beschreibt modulare, ge- kapselte und damit hochgradig lauffähige Software. 4. FAZIT Vereinfachend lassen sich Microservices als „Soft- wareschnipsel“ beschreiben, die sich in die jeweilige Die Kommunen haben ein großes Interesse daran, IT-Landschaft einfügen lassen. Sie sind damit ein dass IT-Landschaften durchlässiger werden. Gute Instrument, um Software-Silos aufzubrechen und IT-Lösungen dürfen nicht auf Landes-Silos beschränkt Nachnutzung zu ermöglichen und ergänzen in ihrer sein, sondern müssen bundesweit zur Verfügung Funktion die klassischen XÖV-Standards des IT- stehen, die Kommunen wünschen sich einen Markt- Planungsrats. platz guter Lösungen. Konkurrenz belebt das Ge- schäft, sichert Qualität und Preiskontrolle. Deshalb Microservices sind nur ein Beispiel dafür, Standar- fordert der Deutsche Landkreistag Microservices als disierung sehr viel radikaler als bislang anzugehen. Standard für neue Software, deswegen unterstützt Neben der Kapselung von Software lässt sich auch an der Deutsche Landkreistag alle Bemühungen um eine eine Erprobung von Robotik und künstlicher Intelli- stärkere Konvergenz der Verwaltungsportale und genz denken. So erprobt der Deutsche Landkreistag deswegen plädiert der Deutsche Landkreistag für Bau zusammen mit dem Niedersächsischen Landkreistag und Betrieb von Softwarelösungen im Rahmen von und dem Hessischen Städtetag sogenannte Robotic Entwicklungsgemeinschaften. Process Automation (RPA) bei der Verknüpfung des SGB II-Grundantrages mit den zugrundeliegenden PD Dr. Ariane Berger, Leiterin Digitalisierung, verwaltungsinternen Prozessen. Ein „Software- Deutscher Landkreistag roboter“ soll hier anstelle des Verwaltungsmitarbeiters die Datenübertragung aus dem digitalen Antrag des Bürgers in die Fachverfahren übernehmen. 3. ENTWICKLUNGS- GEMEINSCHAFTEN FÖRDERN Neben den geschilderten architektonischen und technischen Aspekten darf ein weiteres, kooperatives Element bei der Umsetzung des OZG nicht fehlen: © Privat Ziel muss es sein, dass Bund, Länder und Kommunen gemeinsam und länderübergreifend Softwarelösun- 13
PARTNER DAS ONLINEZUGANGSGESETZ WIE WEITER IN DER ZWEITEN HÄLFTE? Dass es um die Digitalisierung der deutschen Ver- So sollen über einen Portalverbund und über Ser- waltung nicht zum Besten bestellt ist, gilt mittler- vicekonten unsere Digitalisierungsprobleme gelöst weile als unbestritten. Doch lässt sich diese Behaup- werden. Damit ist aber von Anfang an der Wettstreit tung plausibel verifizieren? Ganz so einfach sollten um die optimale Lösung im Keim erstickt. Auch das wir es uns nicht machen. „Digitalisierung“ – das mittlerweile zur Verfügung gestellte viele Geld wird sind nicht nur die Online-Prozesse, die tatsächlich die Probleme nicht lösen, es zieht nur noch mehr nicht ausreichend zur Verfügung stehen. Digitali- „Player“ an und die Situation wird noch unübersicht- siert werden müssen die Verwaltungsprozesse als licher. Bereits jetzt entwickelt jedes Bundesland seine Ganzes! Leider werden aber die Backoffice-Prozesse eigene Strategie, bietet die vorgeschriebenen Bau- in der allgemeinen OZG-Diskussion nicht hinrei- steine in jeweils anderen Ausprägungen an. Wie soll chend betrachtet… sonst wäre die Beurteilung der unter diesen Umständen der ausgerufene „Einer für Gesamtsituation nicht so negativ. Weiter noch ist Alle“-Lösungssatz funktionieren? Davon abgesehen, die einseitige – nur auf Online-Vorgänge fokussier- dass der „Einer für Alle“-Ansatz wettbewerbsrechtlich te – Betrachtungsweise eine der Ursachen, warum ohnehin fragwürdig ist, so ist er unter den gegebenen es nicht im gewünschten Tempo „nach vorn“ geht. Umständen mit ca. 15 verschiedenen Infrastrukturen Online-Vorgänge, ohne intensive Interaktion mit den gar nicht machbar. Hintergrundprozessen der Verwaltung, können nicht zum gewünschten Ergebnis führen. Aber sicher ist dies nicht der einzige Grund, warum wir nicht zur WAS ABER BRAUCHT DIE PRAXIS? europäischen Spitze zählen. Ohne Standards wird es nicht gehen! Sie sind die Nach wie vor versuchen wir, die für die „Papierwelt“ Voraussetzung dafür, dass verschiedene Lösungen designten Prozesse zu automatisieren, ohne die wirk- unterschiedlicher Ausprägungen miteinander kommu- lich notwendigen rechtlichen Voraussetzungen für nizieren und eine Gesamtlösung etablieren können. eine umfassende Digitalisierung zu schaffen. Es geht Mit XÖV und OSCI sind z.B. etablierte Positivbei- nicht darum, wie derzeit in den Digitalisierungslabo- spiele verfügbar. Doch anstelle diese auszubauen ren praktiziert, einzelne Paragraphen zu verändern – und fortzuschreiben, werden sie in Frage gestellt. es gilt grundsätzlich, „Verwaltung“ neu zu denken. Warum z.B. sind Bürgerdienste auf verschiedene Ebenso wird es nicht ohne hinreichend beschriebe- Verwaltungsebenen verteilt? Warum gibt es für die ne Sicherheitsstandards gehen. Auch das Thema verwaltungsinterne Bearbeitung von Sachverhalten Datenschutz muss auf die neue digitale Welt justiert noch so viele Schranken? Die generelle Ausrichtung werden, denn nur dann wird das „Once only“-Prinzip der Verwaltung auf das existierende digitale Umfeld tatsächlich praxistauglich umsetzbar sein. Sicherheit ist längst überfällig! und Datenschutz sind die elementaren Voraussetzun- gen für synchrone Online-Prozesse, die die Nutzung der internen Verwaltungsdaten einschließen. Bis auf IST DIESE NEUAUSRICHTUNG MIT wenige Ausnahmen ist der wichtigste Punkt in der DEM OZG EINGELEITET? Interaktion zwischen Bürger und Verwaltung für die Verwaltung, genau und mit höchster Sicherheit zu Hier ist es immer üblich, zu unterstreichen, wie gut wissen, wer ihr digital gegenübersteht. und wichtig das Gesetz ist, um dann mit einem „ABER“ fortzusetzen. Es wurden in den letzten 2½ Wir befinden uns aber praktisch in der Identitäts- Jahren unzählige Arbeitsgruppen und Strukturen ge- falle! Die Servicekonten in der derzeitigen Ausprä- gründet, externe Berater engagiert, aber die Ergebnis- gung können diese Funktion nicht ausfüllen! Der se sind überschaubar. neue Personalausweis ist technisch gesehen das Beste vom Besten, ist aber durch das bürokratisch organisa- Das liegt primär an den Geburtsfehlern des OZG. torische Umfeld kurzfristig nicht in der Lage, Massen- Es definiert nicht nur die Teilaufgabe, Online-Vor- wirksamkeit zu erreichen. Deshalb muss das Thema gänge anzubieten, es gibt auch die Lösungswege vor. einer Identitätslösung mit höchstem Sicherheitsniveau 14
intensiv belebt werden. Was wir somit zusammenfas- Als deutschlandweit agierendes Unternehmen send für die nächsten Jahre brauchen, ist ein neues haben wir feststellen können, dass das Projekt Verwaltungsdenken mit grundsätzlich innovativer „OpenR@thaus“ bei den praxisrelevanten Online- rechtlicher Ausrichtung, Standards, Datensicherheit, Lösungen ganz vorn liegt und Praxis und OZG best- Datenschutz und eine wirkliche staatlich verbürgte möglich verbindet. Deshalb haben wir uns schon vor Identität sowie einem freien Wettbewerb, der in die- längerer Zeit zu einer Zusammenarbeit entschlossen. sem Rahmen Ideen entwickelt und umsetzt. Wir als HSH versuchen, unsere ins OpenR@thaus integrierten neuentwickelten VOIS-Online-Dienste schnellstmöglich zu etablieren. Mit einem Lösungsan- DOCH HABEN WIR SO VIEL ZEIT? satz sollen verfahrensübergreifende Online-Lösungen mit direktem Anschluss an die Backend-Systeme Die Bürger warten bereits heute auf die digitale entwickelt werden und über „OpenR@thaus“ zur Verwaltung! Mittlerweile ist dies für die im öffentli- Verfügung stehen. chen Segment tätigen Unternehmen zu einem echten Problem geworden. Bereits seit mehreren Jahren Besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf Usability „zerreißt“ es die Fachverfahrenshersteller, denn einer- und Barrierefreiheit. Wir sind überzeugt, dass uns die seits können wir uns nicht außerhalb der OZG-Ent- Praxis den Weg zu einer gelungenen Verwaltungs- wicklungen stellen, weil viele unserer Kunden auf die digitalisierung aufzeigen wird. Schritt für Schritt wer- OZG-Lösungen hoffen … andererseits möchten wir den wir uns gemeinsam erfolgreich auf das große Ziel praxisrelevante Lösungen mit Nutzen für Bürger und zubewegen. Verwaltung bauen. Stephan Hauber, Geschäftsführer HSH Soft- und Hardware Vertriebs GmbH © HSH Jonas Beck 15
AUS KUNDENSICHT Portalverbund Prozessanalyse & -optimierung ePayment Integration Mitarbeiter Verwaltungs- OZG digitalisierung ? Servicekonto 010101 101010 010101 Technische Hürden Formularserver Rechtliche Rahmenbedingungen § §§ © stock.adobe.com/pixel, Jiw Ingka Automatisierung Fachverfahrens- anbindung 16
ZWISCHEN PORTALVERBUND UND PROZESSOPTIMIERUNG STIMMEN AUS DER VERWALTUNG Mit dem Onlinezugangsgesetz müssen Ver- Wir haben unsere Kunden gefragt: waltungsleistungen auch elektronisch über Verwaltungsportale im Verbund angeboten Was verstehen Sie unter der OZG-Umsetzung werden – bis Ende 2022. Diese grundlegende und welchen Stellenwert nimmt diese Aufgabe Verpflichtung aus dem OZG ist jedoch nur der in Ihrer Verwaltung ein? erste Schritt zur digitalen Kommune. ITK HARBURG DENNIS FREY, IT-PROJEKTLEITER Unter der OZG-Umsetzung verstehe ich den schnel- len und einfachen Zugang zu digitalen Prozessen der Verwaltung. Hier stehen die Bürgerinnen und Bürger STADT OSNABRÜCK mit ihren Interessen im Mittelpunkt. Einfache Dienst- TOBIAS FÄNGER, IT-LEITER leistungen mit hohen Fallzahlen werden für eine Umsetzung, auch unabhängig vom OZG, priorisiert. Die OZG-Umsetzung bedeutet für uns, dass wir alle Doch auch die Mitarbeiter sollen durch eine digitale unsere Dienstleistungen für Bürgerinnen und Bürger, Abarbeitung der Anträge entsprechend entlastet für Unternehmen und Institutionen digital verfügbar werden. Hierbei reicht es meiner Meinung nach nicht machen. Dabei haben wir den Anspruch, die relevan- aus, Papieranträge oder PDF-Dokumente durch On- ten Prozesse insgesamt zu betrachten und damit auch line-Antragsassistenten zu ersetzen, wenn die Daten die Digitalisierung innerhalb der Verwaltung voranzu- manuell weiterbearbeitet werden müssen. treiben. Da wir bereits vor Jahren die Aktenführung weitestgehend digitalisiert haben, soll der Antragspro- Der gesamte Prozess inklusive der digitalen Akte muss zess hier lückenlos anknüpfen. Ebenso geht es bei der bei einer Umsetzung betrachtet werden. Mit Hilfe OZG-Umsetzung darum, geeignete Formate für die eines übergreifenden Portalverbundes zwischen den Bereitstellung von Informationen oder die Durchfüh- kommunalen Städten, Gemeinden und Samtgemein- rung von Veranstaltungen, wie z.B. unseren Bürger- den im Landkreis Harburg wollen wir einen einfachen foren, zu finden und zu etablieren. Zugang zu sämtlichen Dienstleistungen schaffen. Die Umsetzung des OZG nimmt seit über 2 Jahren einen Insbesondere unter dem Eindruck der Corona-Pande- hohen Stellenwert im Landkreis Harburg ein. Gerade mie hat die geplante Einführung unseres ServicePor- in dieser Zeit merken wir, wie wichtig auch die Digita- tals deutlich an Fahrt aufgenommen. Die Anforde- lisierung im behördlichen Umfeld ist und wie sehr sie rung, auf einem einfachen und sicheren digitalen uns auch unterstützen kann. Weg mit Bürgern in Kontakt zu treten, ist dadurch für die Verwaltung stärker in den Fokus gerückt als zuvor. Gleichzeitig müssen wir feststellen, dass es bei der Umsetzung an vielen Stellen noch aufgrund fehlender Schnittstellen oder rechtlicher Unsicherheiten hakt. Hier setzen wir darauf, dass die auf verschiedenen Ebenen erarbeiteten Konzepte und Ideen zügig zur Umsetzung kommen, damit wir von den Möglich- keiten der Digitalisierung noch viel stärker profitieren können. 17
AUS KUNDENSICHT HEIDEKREIS CORNELIA REITHMEIER OZG-Umsetzung heißt für mich, die Interessen und Bedürfnisse unserer Bürgerinnen und Bürger in den Fokus zu rücken. Die Digitalisierung kundenorientiert umzusetzen ist unser Ziel und eben diese Kunden- SAMTGEMEINDE DÖRPEN orientierung macht den zentralen Stellenwert aus. HERMANN WOCKEN, SAMTGEMEINDEBÜRGERMEISTER MICHAEL SORING, IT-ADMINISTRATOR Die Digitalisierung nimmt im Alltag der Bürgerinnen und Bürger einen immer größeren Stellenwert ein. Auch wir wollen die Möglichkeiten dieser Technolo- gien nutzen und unsere Dienstleistungen online so einfach wie möglich und gleichzeitig sicher anbieten. Dies beinhaltet das Bereitstellen von Informationen, die Bearbeitung von Anfragen und Anträgen und auch die Möglichkeit, nicht OZG-relevante Dienst- STADT EMDEN leistungen wie z. B. ein Ferienprogramm online an- DIETMAR GRABOWSKY zubieten. FACHDIENST INFORMATIONS- Oftmals verändert dies auch die internen Prozesse UND KOMMUNIKATIONSTECHNIK wie die Abwicklung von Zahlverfahren. Deshalb ist es FACHDIENSTLEITER uns wichtig, auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbei- ter auf diesem Weg mitzunehmen und gemeinsam Die Umsetzung des OZG ist für uns zentrale Heraus- Prozesse und Dienstleistungen zu definieren, welche forderung der nächsten Jahre und essenzieller Bau- wir schrittweise mit der ITEBO in unser OpenR@thaus stein einer zukunftsfähigen Kommune. Neben der aufnehmen können. technischen Implementierung gehört vor allem die digitale Transformation durch Prozesssteuerung und -optimierung in diesen Aufgabenbereich. SAMTGEMEINDE BERSENBRÜCK gen, die eine Überprüfung der zu jeder einzelnen Dienstleistung gehörigen Formularabfragen, Bear- HENDRIK GARMANN, IT- beitungsprozesse, Fachverfahren, Schnittstellen usw. KOORDINATOR EGOVERNMENT erfordert. Dabei ergeben sich in nahezu allen Fällen besondere Abstimmungs-, Optimierungs- und Trans- Die Umsetzung des OZG (sowie die des niedersächsi- formationsaufwände. Die Veränderungsprozesse schen Gegenparts – des NDIG) stellt derzeit – neben bieten gleichwohl das Potenzial, die Service- und der Bewältigung anderer Themengebiete aus dem Prozessqualität von Verwaltungsdienstleistungen IT-Bereich, wie bspw. der flächendeckenden Trans- nachhaltig zu erhöhen. formation hin zur elektronischen Aktenführung sowie des Digitalpakts Schule – eine besondere Herausfor- Rechtliche und faktische Voraussetzungen müssen derung für Kommunen dar. noch geschaffen werden und die Transformationspha- sen decken wechselseitige Abhängigkeiten auf: Die Anspruchsvollste Aufgabe des OZG ist die Schaffung Zukunft wird zeigen, ob die zeitliche Zielsetzung des digitaler Zugänge zu sämtlichen Verwaltungsleistun- OZG tatsächlich vollumfänglich erreicht werden kann. 18
gen Datenbeständen und nicht zuletzt die Anpassung STADT GEORGSMARIENHÜTTE von Prozessen, eingebettet in ein Changemanage- STEPHAN WITTE, IT-LEITER ment, das die Beschäftigten bei den strukturellen Veränderungen adäquat begleitet. Ihre einfach erscheinende Frage beinhaltet eine ge- wisse Komplexität. Damit eine Online-Vorhaltung der Nicht nur, weil es sich beim OZG um ein Gesetz 575 OZG-Dienstleistungen gelingt, die nicht nur den handelt, sondern weil die Notwendigkeit (Stichwort: Qualitätsansprüchen und der Erwartungshaltung der Personalentwicklung und demographischer Faktor) Bürgerinnen und Bürger gerecht wird, sondern auch und die Potenziale der Verwaltungsdigitalisierung er- Mehrwerte für die Verwaltung selbst generiert, ist ein kannt wurden, besitzen die gen. Maßnahmen für uns Bündel organisatorischer und technischer Maßnah- einen hohen Stellenwert. Dokumentiert wird dieses men umzusetzen. durch eine eigens geschaffene Stelle und zahlreiche Digitalisierungsprojekte. Auch die Corona-Pandemie In diesem Kontext stellt das OZG eine Triebfeder für zeigt den Handlungsbedarf deutlich auf. weitere Prozess- und Digitalisierungsmaßnahmen in der Verwaltung dar, die künftig aus unserer Sicht weit über das reine Anbieten von Online-Dienstleistungen mit Formularassistenten hinausgehen. Dies beinhaltet onlinefähige Fachapplikationen, die medienbruchfrei mit den Portallösungen interagieren, die hausweite Einführung von DMS, die Digitalisierung von analo- STADT GOSLAR NIELS-CHRISTIAN NIELSEN, FACHBEREICH 4, FACHDIENST ORGANISATION Das OZG bietet uns die Chance zur zukunftsorien- tierten Aufstellung, um Bürgerschaft und Wirtschaft effizient und zeitnah bedienen zu können. LANDKREIS WOLFENBÜTTEL SAFET TRZASKA, ABTEILUNG ORGANISATION UND INNERE SAMTGEMEINDE NEUENHAUS DIENSTE MICHAEL WÜBBEN, KASSENVERWALTER Wir verstehen die OZG-Umsetzung als Chance. Dem Landkreis Wolfenbüttel sind Bürgerfreundlich- Durch das OZG sollen Dienstleistungen der Verwal- keit und Bürgerorientierung ein wichtiges Anliegen. tung digital und unabhängig vom Besuch im Rathaus Einen Antrag zukünftig online stellen zu können ist angeboten werden. Dies stellt insbesondere für kleine nicht nur gesetzliche Voraussetzung, sondern ent- Verwaltungen eine große Herausforderung dar. Oft spricht auch unserer Vorstellung von bürgernahem muss die dafür erforderliche Arbeit neben den alltäg- Verwaltungshandeln. lichen Aufgaben erledigt werden. Es kann aber auch für alle Beteiligten große Chancen bedeuten, denn Nur Verwaltungsleistungen zu digitalisieren, ist jedoch die Akzeptanz steigt und die Verwaltungsverfahren zu kurz gedacht. Ziel ist vielmehr eine vollständig werden überprüft und angepasst. barriere- und medienbruchfreie Bearbeitung zu rea- lisieren. Denn: Für die öffentliche Verwaltung ist die Umsetzung des OZGs die notwendige Konsequenz, um in der digitalen Alltagswelt Fuß zu fassen – und zugleich eine Chance, zukunftsorientierte und moder- ne Verwaltungsleistungen anzubieten. 19
VON HAUS AUS VERWALTUNGSDIGITALISIERUNG IN DEUTSCHLAND AUGUST 2017: VERABSCHIEDUNG APRIL 2018: AUGUST 2013: DES ONLINEZUGANGS- OZG-UMSETZUNGSKATALOG E-GOVERNMENT-GESETZ GESETZES (OZG) DES IT-PLANUNGSRATES Mit dem Gesetz zur Förderung Bund und Länder werden Der IT-Planungsrat veröffentlicht der elektronischen Verwaltung verpflichtet, ihre Verwaltungs- mit dem OZG-Umsetzungskata- sowie zur Änderung weiterer leistungen bis spätestens 2022 log ein erstes praxisorientiertes Vorschriften werden Verwal- auch elektronisch über Verwal- Dokument, das die Verwaltungs- tungen u. a. verpflichtet, einen tungsportale anzubieten. Ziel ist leistungen anhand des Leis- elektronischen Kanal zu Verwal- der Aufbau eines Bundespor- tungskatalogs der öffentlichen tungsdienstleistungen zu öffnen tales, inklusive Nutzerkonto als Verwaltung (LeiKa) clustert und und elektronische Nachweise Identifizierungskomponente. Die in Themenfelder untergliedert. und die elektronische Bezahlung Verknüpfung der Bürgerportale in Verwaltungsverfahren zu von Bund und Ländern zu einem © stock.adobe.com/eyetronic ermöglichen. Portalverbund und die Bereit- stellung von Basisdiensten und IT-Komponenten sind weitere Schwerpunkte des Gesetzes. RECHTLICHER RAHMEN SEPTEMBER 2017: ERSTES OPENR@THAUS FEBRUAR 2018: APRIL 2019: ONLINE OR-FINANZ OR-CONNECT Die Samtgemeinde Sögel startet OR-Finanz geht als erstes Die ITEBO-Unternehmensgrup- als erste Verwaltung in Nieder- Ergänzungsmodul von pe stellt das Ergänzungsmodul sachsen mit OpenR@thaus in den OpenR@thaus in den Echtbe- OR-Connect produktiv bereit. Mit Echtbetrieb. Den Umfang des trieb. Mit diesem Modul erhalten OR-Connect werden Verbünde Portals bildet das Basispaket von Bürger Zugriff auf ihre Steuerbe- von einzelnen OpenR@thaus- OpenR@thaus: Hierzu gehören scheide sowie weitere Finanzda- Installation unterstützt, um so eigens entwickelte Formulare ten wie Zahlungsverpflichtungen, landkreisweite Dienstleistungsan- zur Beantragung von Meldeaus- SEPA-Mandate oder die ihnen gebote zu schaffen. OR-Connect künften und Urkunden. Integriert zugeordneten Steuerobjekte. Da- bietet neben einem einheitlichen ist auch der Formularserver der mit geht OpenR@thaus über die Benutzerkonto für mehrere FormSolutions, über den bei der Erfüllung der Anforderungen des OpenR@thaus-Installationen auch Samtgemeinde Sögel z.B. die OZG hinaus und bietet Mehrwer- den Austausch von Dienstleistun- Meldung von Hunden zur te für Bürger und Verwaltung auf gen zwischen mehreren Portalen. Hundesteuer abgebildet wird. dem Weg zu mehr Self-Service So können nun auch die Leistun- im öffentlichen Bereich. gen eines Landkreises in den Porta- len der Gemeinden und umgekehrt dargestellt und genutzt werden. 20
AUGUST 2018: OKTOBER 2019: MASTERPLAN VERABSCHIEDUNG JUNI 2020: DIGITALISIERUNG NDIG OZG-STANDARD DES BMI Mit dem Masterplan Digitalisie- Das Land Niedersachsen Das BMI definiert 19 Service- rung formuliert die Landes- verabschiedet das Niedersäch- standards für die Umsetzung des regierung Niedersachsens Rah- sische Gesetze über digitale OZGs. Neben Nutzerzentrie- menbedingungen im laufenden Verwaltung und Informations- rung, Maßgaben zum weiteren digitalen Transformations- sicherheit (NDIG). Vorgehen und der Zusammenar- prozess. beit gehören auch der techni- sche Betrieb und das Wirkungs- § controlling zu den beleuchteten § Schwerpunkten. § AUSBLICK Notwendige Veränderungen rechtlicher Rahmenbedingungen wie das Registermodernisie- rungsgesetz ermöglichen die zielgenauere Umsetzung der Verwaltungsdigitalisierung. TECHNISCHE ENTWICKLUNG DES BÜRGERPORTALS OPENR@THAUS APRIL 2020: NOVEMBER 2019: SERVICEKONTO MAI 2020 OR-DMS MV UND NRW HSH-ONLINESERVICES In einem Pilotprojekt mit dem Bei den Kunden aus Mecklen- Mit der Integration der Online- Landkreis Osnabrück wird die burg-Vorpommern und Nord- Services der Firma HSH in Anbindung von OpenR@thaus rhein-Westfalen können nun OpenR@thaus können Bürger und an verwaltungsinterne Doku- die Servicekonten der beiden Unternehmen nun eine Vielzahl mentenmanagementsysteme Bundesländer in OpenR@thaus von Dienstleistungen zusätzlich (DMS) evaluiert und entwickelt. genutzt werden. Dabei stehen über das Portal nutzen und unter Diese Anbindung stellt die den Nutzern erweiterte Authenti- ihrem Benutzerkonto in Anspruch Grundlage für die Verknüpfung fizierungsmechanismen (elekt- nehmen. Die Grundlage der In- von Online-Anträgen mit der ronischer Personalausweis) und tegration bietet die OpenID- digitalen, verwaltungsinternen die Verwendung des landesweit Technologie, die bundesweit als Bearbeitung des Vorgangs dar. nutzbaren Kontos zur Verfügung. Standard für Authentifizierungs- Auch dies ist keine Anforderung vorgänge genutzt wird. Darüber aus dem OZG, sondern eine hinaus integriert HSH seine sinnvolle und notwendige Funk- Online-Services in den Postkorb tionalität auf dem Weg zu einer von OpenR@thaus, in dem die digitalen Verwaltung. gestellten Anträge der Bürger dauerhaft abgelegt werden. 21
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