OZG Spezial - ITEBO OpenR@thaus

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OZG Spezial - ITEBO OpenR@thaus
Ausgabe 3 | 2020

                                                        OZG Spezial

SONDERAUSGABE – OZG SPEZIAL

ROUNDTABLE
KOMMUNALE IT-KOOPERATIONEN LEBEN UND WEITERENTWICKELN

AUS KUNDENSICHT
ZWISCHEN PORTALVERBUND UND PROZESSOPTIMIERUNG

VON HAUS AUS
VERWALTUNGSDIGITALISIERUNG IN DEUTSCHLAND
OZG Spezial - ITEBO OpenR@thaus
© stock.adobe.com/Suppachok N

                                    Impressum                                                         Konzeption, Layout
                                                                                                      b2 Werbeagentur, Braunschweig
                                    ITEBO ganz nah
                                    Das Magazin der ITEBO-Unternehmensgruppe                          Texte
                                                                                                      Dr. Horst Baier, Julian Einhaus, Dr. Ariane Berger,
                                    Herausgeber		                                                     Stephan Hauber, ITEBO
                                    ITEBO GmbH
                                    Dielingerstraße 39/40                                             Umschlagfoto
                                    49074 Osnabrück                                                   © stock.adobe.com/Golden Sikorka, Suppachok N
                                    Tel.: 0541 9631-0
                                    info@itebo.de · www.itebo.de                                      Druck
                                                                                                      Individual.Druck, Osnabrück
                                    Verantwortlich für den Inhalt gemäß § 5 Telemediengesetz (TMG):
                                    Bernd Landgraf                                                    Erscheinungsweise/Auflage
                                                                                                      dreimal jährlich, 2500 Exemplare
                                    Redaktion
                                    ITEBO-Unternehmensgruppe

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OZG Spezial - ITEBO OpenR@thaus
INHALTSVERZEICHNIS

   4–5     AUF EIN WORT
           OZG-UMSETZUNG
           GEHT IN DIE ZWEITE HALBZEIT

 6 – 11    ROUNDTABLE
           VOM PAPIER IN DIE DIGITALE UMSETZUNG
           KOMMUNALE IT-KOOPERATIONEN LEBEN UND WEITERENTWICKELN

1 2 – 13   PARTNER
           OZG-UMSETZUNG UND KONJUNKTURPROGRAMM
           JETZT ABER KOOPERATIV!

1 4 – 15   PARTNER
           DAS ONLINEZUGANGSGESETZ
           WIE WEITER IN DER ZWEITEN HÄLFTE?

16 – 19    AUS KUNDENSICHT
           ZWISCHEN PORTALVERBUND UND PROZESSOPTIMIERUNG
           STIMMEN AUS DER VERWALTUNG

20 – 23    VON HAUS AUS
           VERWALTUNGSDIGITALISIERUNG IN DEUTSCHLAND

                                                                   3
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AUF EIN WORT
© stock.adobe.com/pickup, Leinemeister

                                                               Dr. Baier, CIO des
                                         4
                                                            Landes Niedersachsen
OZG Spezial - ITEBO OpenR@thaus
OZG-UMSETZUNG
                                GEHT IN DIE ZWEITE HALBZEIT

                                Der thematische Schwerpunkt des Kundenmaga-             Das Land hat zur OZG-Umsetzung das Programm
                                zins ist mit dem Onlinezugangsgesetz (OZG) gut          Digitale Verwaltung Niedersachsen (DVN) aufgelegt
                                gewählt. Seit dem Inkrafttreten am 18.08.2017 sind      und mit 159 Mio. € ausgestattet. Die ersten Ergeb-
                                Behörden von Bund, Ländern und 11.000 Kommu-            nisse liegen vor und können von den Kommunen
                                nen verpflichtet, ca. 600 Verwaltungsleistungen bis     genutzt werden, wie beispielsweise die eRechnung,
                                Ende 2022 online anzubieten. Ebenso ist die EU-Ver-     ein Online-Paymentsystem, ein Behördeninformati-
                                ordnung vom 02.10.2018 über die Einrichtung eines       onsverzeichnis, ein ePostfach und ein Servicekonto
                                einheitlichen digitalen Zugangstors zu Informatio-      zur Authentifizierung. In Zusammenarbeit mit der
                                nen, Verfahren, Hilfs- und Problemlösungsdiensten       GovConnect GmbH stellt das Land ab November
                                umzusetzen.                                             dieses Jahres 5 Mio. € zur Entwicklung von Standards
                                                                                        und lauffähigen Onlinediensten zur Verfügung. Der-
                                Wir befinden uns daher am Beginn der zweiten            zeit gibt es auch erste Überlegungen, wie die Mittel
                                Halbzeit und müssen in einer gemeinsamen Kraftan-       aus dem Konjunkturpaket zur Unterstützung der
                                strengung aller Ebenen daran arbeiten, den Korb mit     Kommunen eingesetzt werden können. Zur Vermei-
                                Onlinediensten in den nächsten zwei Jahren zu füllen.   dung von unwirtschaftlichen Mehrfachentwicklungen
                                Die damit verbundenen Herausforderungen und             setzen der Bund und auch das Land auf möglichst
                                Schwierigkeiten sind mittlerweile deutlich erkenn-      einheitliche Standards, koordinierte Entwicklungsge-
                                bar. Gleichzeitig ist durch das OZG und leider auch     meinschaften und auf das „Einer für Alle“-Prinzip.
                                Corona ein deutlicher Schub hin zur Digitalisierung     Eine entscheidende Rolle spielen dabei Portallösun-
                                entstanden, der die öffentliche Verwaltung massiv       gen, die jeder Kommune zu empfehlen sind.
                                verändern und über 2022 hinaus reichen wird.
                                                                                        Das Programm DVN wird nach der ersten Halbzeit
                                Nach zwei Jahren werden die Konturen und die tech-      neu ausgerichtet mit dem Ziel, möglichst flächen-
                                nische Architektur von Portalverbünden, Basisdiens-     deckend einen vergleichbaren Umfang an Online-
                                ten, Fachverfahrensanbindungen und Schnittstellen       diensten bis Ende 2022 umsetzen und an anderer
                                klarer. Diverse Gesetzesänderungen, wie z.B. das        Stelle entwickelte Onlinedienste in Niedersachsen
                                Registermodernisierungsgesetz, bereiten den Weg         nachnutzen zu können. Insbesondere kleine Städte
                                für digitale Verwaltungsprozesse, die von Bürgern       und Gemeinden sind dabei auf die Unterstützung
                                und Unternehmen dringend eingefordert werden.           des Landes, leistungsfähige kommunale IT-Dienst-
                                                                                        leister und Fachverfahrensanbieter angewiesen. Das
                                In Niedersachsen ist die Rollenverteilung bei der Um-   Konjunkturpaket des Bundes kann hier Unterstützung
                                setzung des OZG durch ein Landesgesetz geregelt.        leisten.
                                Nach dem Niedersächsischen Gesetz über digitale
                                Verwaltung und Informationssicherheit (NDIG) vom        Die Digitalisierung ist zwingend notwendig und kann
                                24.10.2019 stellt das Land bestimmte Basisdienstleis-   nur im Schulterschluss zwischen Land, Kommunen
                                tungen zur Verfügung und verpflichtet alle Behörden     und IT-Dienstleistern gelingen. Als neuer CIO des
                                zur Bereitstellung von Online-Verfahren für ihre        Landes kann ich Ihnen versichern, dass sich das Land
                                Dienstleistungen.                                       Niedersachsen im Rahmen seiner Möglichkeiten für
                                                                                        eine erfolgreiche OZG-Umsetzung engagieren wird.
                                                                                        Ein enger Dialog, ein abgestimmtes gemeinsames
                                                                                        Vorgehen und der offene Umgang mit den Heraus-
                                                                                        forderungen sind mir dabei ein wichtiges Anliegen.

                                                                                        Dr. Horst Baier
                                                                                        IT-Bevollmächtigter der Landesregierung (CIO)
© stock.adobe.com/Suppachok N

                                                                                                                                               5
OZG Spezial - ITEBO OpenR@thaus
ROUNDTABLE                           „DER OZG-ANSATZ BLEIBT „AN-
                                         TRAGSORIENTIERT“. EIN EREIGNIS-
                                         BZW. DATENGETRIEBENES GOVERN-
                                         MENT WÄRE EINEN SCHRITT WEITER-
                                         GEDACHT UND MÜSSTE IM GRUNDE
                                         SCHON JETZT ANGELEGT WERDEN –
                                         LEIDER FEHLT ES DARAN NOCH.“

    VOM PAPIER IN DIE DIGITALE UMSETZUNG
    KOMMUNALE IT-KOOPERATIONEN
    LEBEN UND WEITERENTWICKELN

    Mit der ITEBO aus Niedersachsen, der regio iT          Herr Landgraf, seit dem Start der Bürgerservice-
    aus Nordrhein-Westfalen und dem Unternehmens-          Plattform „OpenR@thaus“ 2016 haben sich mehr als
    verbund SIS und KSM Mecklenburg-Vorpommern             100 niedersächsische Kommunen für dieses Portal
    setzen drei kommunale IT-Dienstleister auf eine        entschieden. Worin liegt der Erfolg dieser Lösung,
    Bürger-Plattform – OpenR@thaus. Im Rahmen eines        bei Ihnen in Niedersachsen und darüber hinaus?
    Roundtable-Gesprächs sprachen die drei Geschäfts-
    führer Bernd Landgraf (ITEBO), Dieter Rehfeld (regio   Landgraf: Ein wesentlicher Faktor liegt sicherlich
    iT) und Matthias Effenberger (SIS/KSM) über ihre       darin, dass OpenR@thaus zentrale Basisdienste liefert
    Erfahrungen und die Erfolgsfaktoren für eine kon-      und dabei schon jetzt viele bestehende Verwaltungs-
    struktive Zusammenarbeit. Denn es gilt, das Online-    prozesse in Kommunen über standardisierte Schnitt-
    zugangsgesetz (OZG) nun so auszugestalten, dass        stellen einbinden und über ein Baukastensystem
    die kommunalen Fachverfahren mit den künftigen         vollumfänglich ergänzen kann. Ganz hohe Bedeutung
    Online-Services verknüpft werden können. Immer         auf dem Weg zu dieser nun ausgereiften Lösung
    stärker drängt zudem die Entwicklung hin zu einem      hatte aber vor allem die Zusammenarbeit mit den
    Data Driven Government. Die Fragen stellte             Kolleginnen und Kollegen aus Aachen.
    VITAKO-Pressesprecher Julian Einhaus.
                                                           Seit etwa vier Jahren kooperieren wir mit der regio iT,
                                                           indem wir uns immer wieder abstimmen, das Portal
                                                           arbeitsteilig entwickeln und uns wechselseitig Erwei-

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OZG Spezial - ITEBO OpenR@thaus
„ES IST GANZ WICHTIG, DASS SICH
                 DIE BETEILIGTEN VON DER ARBEITS-
                     BIS ZUR FÜHRUNGSEBENE AUF
                        AUGENHÖHE BEGEGNEN.“

                                            „WETTBEWERB HÄLT
                                            UNS FIT UND TREIBT
                                             DIE BRANCHE AN!“

terungen zur Verfügung stellen. Wenn also die eine      Effenberger: In Mecklenburg profitieren wir seit
Seite eine Schnittstelle für Fachverfahren A schafft,   Anfang 2019 sozusagen in dritter Generation von
bindet die andere Seite Fachverfahren B ein – dann      der Fortentwicklung. OpenR@thaus ist mittlerweile
wird der Code ausgetauscht, so dass beide profi-        in der Landeshauptstadt Schwerin und im Landkreis
tieren. Dieses Zusammenspiel funktioniert von der       Ludwigslust-Parchim etabliert. Als weitere Nutzer
Leitungs- bis zur Arbeitsebene. Grundlage war und ist   kommen demnächst sämtliche Trägerkommunen
eine Open Source-Software.                              des KSM Kommunalservice Mecklenburg dazu – das
                                                        sind rund ein Dutzend Ämter und Gemeinden aus
Herr Rehfeld, Sie haben damals sozusagen                Westmecklenburg. Kürzlich hat auch die Hansestadt
„das Baby auf die Welt gebracht“…                       Stralsund zugesagt, das Portal bald einzusetzen.

Rehfeld: Genau, auf Basis des Liferay-Portals haben     Mecklenburg-Vorpommern stellt als OZG-Basiskom-
wir vor etwa sieben Jahren begonnen, zunächst           ponente zur Benutzerauthentifizierung das sogenann-
eine Grundlage für ein Frontend zu bauen. Damals        te „MV-Nutzerkonto“ zur Verfügung. Im Sommer
waren auch schon verschiedene Dienste vorhanden         dieses Jahres waren hier insgesamt 3.000 Nutzer-
wie Bezahl- und Authentifizierungsfunktionen. Wir       konten registriert, davon kam allein die Hälfte aus
haben das Open Source-System dann sukzessive und        der Landeshauptstadt Schwerin und dem Landkreis
offensichtlich sehr erfolgreich weiterentwickelt: In    Ludwigslust-Parchim. Das zeigt die Attraktivität unse-
Nordrhein-Westfalen hat der Lenkungsausschuss der       rer Portale für die Nutzerinnen und Nutzer. Über die
kommunalen Spitzenverbände nun im August 2020           bereits vorhandenen Online-Dienste auf kommunaler
entschieden, das Portal als architektonische Grund-     Ebene ist der Weg zum „MV-Nutzerkonto“ nicht
lage für das „Kommunalportal.NRW“ sozusagen als         mehr weit.
offenen Standard bereitzustellen. Ein toller Erfolg!
                                                        Worauf kommt es bei überörtlichen bzw.
Das konnte nur gelingen, weil wir auch in NRW stark     überregionalen Kooperationen an?
kooperieren: Gemeinsam mit der Südwestfalen-IT
(SIT) aus Hemer haben wir die Weiterentwicklung         Effenberger: Unsere Kooperation mit der ITEBO hat
nicht nur auf dem Papier aufgeteilt, sondern „leben“    bisher vor allem ausgezeichnet, dass wir das Portal
das Zusammenspiel wirklich. Umso mehr freuen wir        über ein sehr arbeitsteiliges Vorgehen in den Kommu-
uns, dass dieser Trend seinen Lauf nun selbst über      nen nach allen Seiten zügig anbinden konnten. Das
mehrere Landesgrenzen hinausnimmt.                      kooperative Vorgehen bewerben wir nun innerhalb
                                                        Mecklenburg-Vorpommerns, um auch hier unter den

                                                                                                                 7
OZG Spezial - ITEBO OpenR@thaus
ROUNDTABLE

    kommunalen Aufgabenträgern und Dienstleistern un-         IT-Dienstleister, mittlerweile das ganze Bundesland
    ter Einbeziehung des Landes-Dienstleisters die Kräfte     abzudecken und den KDN als anerkannten Ansprech-
    zu bündeln. Nicht zuletzt ist ganz wichtig, dass sich     partner für die Landesregierung zu etablieren. Es gibt
    die Beteiligten von der Arbeits- bis zur Führungsebe-     dazu formale Vereinbarungen zur Zusammenarbeit.
    ne dabei auf Augenhöhe begegnen.                          Und mittlerweile fließen bedeutende Finanzmittel an
                                                              den KDN und die kommunalen IT-Dienstleister.
    Landgraf: Kooperationen entstehen vor allem, wenn
    man miteinander spricht, in einem „gelebten Netz-         Einen weiteren Punkt machen in NRW die Fusionen
    werk“ und auf Augenhöhe – wie in der VITAKO. Es           innerhalb der kommunalen IT-Dienstleister aus. Die
    ist wichtig, dass VITAKO als Verband den Weg berei-       regio iT ist dafür sicherlich selbst ein gutes Beispiel –
    tet, sich in der Community kommunaler IT-Dienstleis-      wir sind zuerst mit der Infokom aus Gütersloh zusam-
    ter intensiver kennenzulernen und zu vertrauen.           mengegangen, danach mit der civitec aus Siegburg.
    So können gemeinsame Projekte nicht nur erdacht,          Dadurch entstehen größere Einheiten – diese Ent-
    sondern auch umgesetzt werden. In vielen Gesprä-          wicklung wird sich in Zukunft sicherlich fortsetzen.
    chen gilt es, immer wieder Mitstreiter zu finden, die
    zum gleichen Zeitpunkt an den gleichen Themen             Landgraf: Als dünner besiedeltes Flächenland hat
    arbeiten.                                                 Niedersachsen seit jeher weitaus weniger IT-Dienst-
                                                              leister als NRW. Es gibt nur vier kommunale IT-Dienst-
    Rehfeld: Warum genau das manchmal so schwerfällt,         leister und „in der Fläche“ auch noch einen höheren
    liegt natürlich auch daran, dass man sein eigenes Ge-     Grad an Autonomie – gerade in größeren Landkreisen
    schäft und die eigenen Ziele in Kooperationen nicht       organisieren weiterhin viele Gebietskörperschaften
    so treiben kann, wie man das allein täte. Eine ehrliche   ihre IT autonom. Strategisch betrachtet, mit Blick
    Kooperation funktioniert nur, wenn ein Konzept zum        auf künftige Kooperationen, ist diese Ausgangslage
    gegenseitigen Leistungsaustausch auch tatsächlich         schwieriger.
    umgesetzt wird. Das bedeutet manchmal auch, auf
    Dinge zu verzichten. Wir kennen das bei der regio iT      Die GovConnect GmbH in Niedersachsen fungiert wie
    aus eigener Erfahrung aus dem Fusionsprozess mit          der KDN in NRW. In den vergangenen fünf Jahren
    der civitec. Da fällt es nicht immer leicht, eigene       haben wir über diese Plattform versucht, Projekte mit
    Standorte, Arbeitsfelder oder Projekte aus der Hand       dem Land Niedersachsen zu organisieren. Ein Thema
    zu geben.                                                 war der Aufbau eines gemeinsamen Rechenzentrums.
                                                              Weil das bislang noch nicht so funktionierte, hat sich
    Wie sind denn die Voraussetzungen bei Ihnen in            das Land in diesem Jahr rückwirkend zum 1. Januar
    Ihrem jeweiligen Bundesland, um Kooperation               an der GovConnect beteiligt – aus unserer Sicht
    wirklich „zum Fliegen zu bringen“?                        ein Meilenstein, um nun auch Leistungsaustausch
                                                              vergaberechtskonform umzusetzen. Intensiv begleitet
    Rehfeld: Uns ist es in NRW gelungen, mithilfe             haben diesen Prozess die drei kommunalen Spitzen
    des KDN, das ist der Dachverband Kommunaler               verbände im Land, auch um den vielen weniger
                                                              organisierten Kommunen eine Plattform zu bieten.
                                                              Die strukturellen Faktoren sind in Niedersachsen also
                                                              ähnlich. Mit Blick auf den Umsetzungsgrad und die
                                                              Geschwindigkeit hin zu standardisierten Lösungen
                                                              muss ich derzeit noch neidisch auf die Kooperation
                                                              in NRW schauen.

                                                              Herr Effenberger, Mecklenburg-Vorpommern
                                                              ist nun noch weitaus dünner besiedelt als
                                                              Niedersachsen – wo stehen Sie?

                                                              Effenberger: Ich glaube, bei uns ist die Aufteilung
      „Als kommunale IT-Dienstleister sollten                 etwas anders: In West-Mecklenburg gibt es zwei Ge-
                                                              sellschaften: Die SIS GmbH betreut alle öffentlichen
      wir uns neben der Kernverwaltung den
                                                              betrieblichen Einrichtungen von den Stadtwerken
      wichtigen Strang der kommunalen                         über kommunale Wohnungsbaugesellschaften bis zu
      Unternehmen stärker bewusstmachen.“                     Theatern. Die KSM Kommunalservice Mecklenburg
      Dieter Rehfeld, regio iT                                bündelt als AöR parallel dazu alle Gebietskörperschaf-
                                                              ten. Mit diesen beiden Unternehmungen sind wir an

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neben der Kernverwaltung künftig stärker befassen.
                                                        Hier geht es um bedeutende Fragen wie die Steu-
                                                        erung von Verkehr und Klimaeffizienz – verbunden
                                                        mit den neuen Möglichkeiten des Internet of Things
                                                        (IoT).

                                                        Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie
                                                        für den eingeschlagenen Digitalisierungspfad – und
                                                        wie geht es nun weiter bis zum Ende der OZG-Frist
                                                        2022?
  „Wir profitieren in Mecklenburg seit
                                                        Rehfeld: Ich denke, wir haben eine gute Basis, um
  Anfang 2019 sozusagen in dritter
                                                        in die nächste Runde der Digitalisierung zu gehen.
  Generation von der Fortentwicklung.“                  Aufgrund der Corona-Pandemie kommt jetzt noch
  Matthias Effenberger, SIS/KSM                         einmal richtig Geld ins System. Gleichzeitig stellt sich
                                                        bei vielen die Einsicht ein: Hätten wir vorher stärker
nahezu allen Digitalisierungsprojekten auf kommu-       digitalisiert, würden wir nun noch besser durch die
naler Ebene bei uns beteiligt, allerdings nur in der    Krise gelangen. Und weil die nächste Krise bestimmt
Region und nicht im ganzen Bundesland. Hier sind        kommt, haben wir nun einen weiteren Anreiz, um
neben uns insbesondere der Zweckverband eGo-MV          voranzukommen.
sowie im östlichen Teil Mecklenburg-Vorpommerns
die seit Anfang 2019 IKT-Ost AöR aktiv, mit denen       Landgraf: Es existieren schon ganz viele gute Ansätze
wir verschiedene landesweite Lösungen anstreben.        für erfolgreiche Digitalisierung vor allem bei Kommu-
                                                        nen. Statt nach zentralen Lösungen zu rufen, sollten
Worin liegen für Sie der Nutzen dieses Modells für      wir Vorhandenes weiterentwickeln. Die Erfahrung
Bürgerinnen und Bürger und für die Verwaltung?          hat uns gelehrt: Monopole führen zu keiner Innova-
                                                        tion. Auch eine alleinige Verantwortung des Bundes,
Effenberger: Bemerkenswert ist sicherlich, dass wir     wie sich manch einer das vorstellt, ergibt in der
die Digitalisierung auf diese Weise branchenübergrei-   Fläche kaum befriedigende Ergebnisse. Wettbewerb
fend angehen können. Zum Beispiel haben wir die         dagegen hält uns fit und treibt die Branche an. Wir
Verrechnung der Grundsteuer zwischen Städten und        haben aber auch gelernt, dass es weder etwas nützt,
städtischen Wohnungsgesellschaften automatisiert:       „gallische Dörfer“ mit hohen Mauern zu errichten,
Wir verfügen hier seit Jahren über eine gemeinsame      noch, jeden gegen jeden antreten zu lassen. Notwen-
Plattform und nutzen Infrastrukturen sektorenüber-      dig ist deshalb eine Infrastruktur für Zusammenarbeit
greifend. So können bei uns etwa Kassenautomaten        und Kooperation!
sowohl in den Verwaltungen genutzt werden, als
auch von Stadtwerken und kommunalen Gesellschaf-
ten – das erspart Bürgerinnen und Bürgern zusätz-
liche Wege. Der Bürger hat damit eine Anlaufstelle,
kann ins Stadt- oder Rathaus gehen und dort auch
die Strom- oder Gasrechnung der Stadtwerke, die
Miete für die örtliche Wohnungsgesellschaft oder die
Gebühren für die Müllentsorgung bezahlen.

Rehfeld: Gerade diese Zusammenarbeit zwischen
Kommunalverwaltung und kommunalen Unterneh-
men finde ich äußerst interessant. Denn zumeist
nehmen Bürgerinnen und Bürger ja weitaus mehr
Leistungen z. B. durch ihre Stadtwerke in Anspruch
als durch die Ämter – z. B. bei täglichen Leistungen
                                                          „Wir brauchen dafür ganz gewiss einen
der Daseinsvorsorge wie Strom, Gas und Wasser.
Auch sind viele kommunale Gesellschaften mittlerwei-      Paradigmenwechsel in der öffentlichen
le in der Entwicklung von Kommunikationsinfrastruk-       IT: Monopole führen zu keinen Inno-
tur engagiert und bauen etwa Glasfaserleitungen. Als      vationen.“
kommunale IT-Dienstleister sollten wir uns mit diesem
                                                          Bernd Landgraf, ITEBO
wichtigen Strang auf dem Weg hin zur Smart City

                                                                                                                   9
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VON HAUS AUS
     ROUNDTABLE

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                                                              analoge Akte mehr. Bringt jemand seinen Bauantrag
                                                              auf Papier mit, wird das Dokument sofort gescannt
                                                              und digital weiterverarbeitet. Um diesen Schritt zu
                                                              begleiten, haben wir sehr viel Aufklärungsarbeit
                                                              geleistet, sind zur Architekten- und Ingenieurkammer
                                                              gegangen und haben Veranstaltungen und Schulun-
                                                              gen angeboten. Das Beispiel soll veranschaulichen,
                                                              dass all diese Entwicklungen nicht an der Rathaustür
       „In NRW hat der Lenkungsausschuss                      aufhören: Es geht darum, sämtliche Beteiligte mitzu-
       der kommunalen Spitzenverbände                         nehmen.
       im August entschieden, das Portal als
       architektonische Grundlage für das                     Was macht also die erfolgreiche
                                                              OZG-Umsetzung aus?
       „Kommunalportal.NRW“ sozusagen als
       offenen Standard bereitzustellen.“                     Landgraf: Das Beispiel der digitalen Bauakte in
                                                              Mecklenburg-Vorpommern zeigt zudem, dass es vor
     Rehfeld: Genau, die Voraussetzungen sind jetzt vor       Ort nicht mit Standardlösungen getan ist. Es kommt
     allem finanziell, technisch und immer stärker auch       darauf an, Lösungen an die Bedingungen vor Ort –
     organisatorisch vorhanden. Wir haben heute die           insbesondere an die Fachverfahren – anzupassen
     Möglichkeit, viel schneller zu integrieren und Daten-    und die Dinge gemeinsam weiterzuentwickeln. Und
     austausch zu betreiben. Um längerfristig Fortschritte    genau diese mitunter mühsamen Prozesse können die
     zu machen, brauchen wir aber eine „Verwaltungs-          kommunalen IT-Dienstleister am besten umsetzen.
     cloud“. Das wird die Geschäftsmodelle der Dienst-        Wir sind unternehmerisch ausgerichtet, innovativ und
     leister sicherlich weiter verändern – nicht mehr jeder   treiben die Digitalisierung zusammen mit unseren
     muss ein Rechenzentrum betreiben – und ist für mich      Kunden nach vorne. Im Vergleich zu Behörden sind
     eine weitere wichtige Voraussetzung, damit sich die      wir oft flexibler, bringen aber genauso viel Erfahrung
     öffentliche Hand nicht mehr abhängig machen muss         und „Ortskenntnisse“ mit, um die verschiedenen
     von privaten Monopolen.                                  Akteure abzuholen. Kurz gesagt: Uns vertraut man!

     Landgraf: Um es zeitlich nochmal konkreter zu fassen:    Um bei der Integration von Fachverfahren schneller
     Bis Ende 2022, bin ich der Überzeugung, schaffen         voranzukommen, sollten wir offen sein, auch gegen-
     wir es, vor allem durch unsere Kooperationen die         über privaten Anbietern. Wir müssen den Dialog mit
     überwiegende Zahl der OZG-Verwaltungsleistungen          den zahlreichern Anbietern kommunaler Software
     digital anzubieten. Die Konsolidierung der Infra-        suchen, um die wirklich anspruchsvollen Ziele zu
     struktur und der gemeinsame Ausbau brauchen aber         erreichen.
     definitiv länger.

     Wird die OZG-Umsetzung allseits wirklich als kom-
     plette „Durchdigitalisierung“ der Ämter verstanden?

     Rehfeld: Es ist wichtig zu betonen, dass es nicht nur
     um das OZG als viel diskutiertes Frontend-Thema
     geht. Wir haben die Riesenchance, die Verwaltung
     durchgängig zu digitalisieren und gleichzeitig auch zu
     automatisieren. Ich glaube, dass der IT-Planungsrat
     und das BMI dabei auch der unabdingbaren Integra-
     tion der vor allem kommunal betriebenen Fachver-
     fahren Rechnung tragen. Es geht zudem darum, den
     Bürger mit „in den Produktionsprozess“ zu integrie-
     ren…

     Effenberger: …und auch andere Stakeholder wie              „Das Zusammenspiel funktioniert
     Kammern und Verbände daran zu beteiligen. In               von der Leitungs- bis zur Arbeitsebene.
     Schwerin haben wir den Bauprozess komplett digita-         Grundlage war und ist eine Open
     lisiert, sowohl innerhalb der Verwaltung als auch in
                                                                Source-Software.“

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Sind die 2017 beschlossenen Maßgaben des OZG
denn tatsächlich so anspruchsvoll? Sprechen wir
über state of the art?

Rehfeld: Das OZG soll Nutzerinnen und Nutzern
ermöglichen, Anträge nicht mehr mit „Papier und
Bleistift“ ausfüllen zu müssen, sondern diesen Prozess
digital zu absolvieren. Dieser Ansatz bleibt aber „an-
tragsorientiert“. Ein ereignis- bzw. datengetriebenes
Government würde einen Schritt weitergehen und
müsste im Grunde schon jetzt angelegt werden – lei-
der fehlen hier noch gute Lösungen oder es gibt noch
keinen geeigneten rechtlichen Rahmen.
                                                             „Unsere Kooperation mit der ITEBO hat
Haben Sie ein Beispiel?                                      vor allem ausgezeichnet, dass wir über
                                                             ein sehr arbeitsteiliges Vorgehen zügige
Effenberger: Wenn etwa ein Umzug bzw. Wohnorts-
                                                             Schritte machen konnten, das Portal
wechsel vorgenommen wird, weiß die Verwaltung
mit der Anmeldung eigentlich bereits, dass vor Ort           in den Kommunen nach allen Seiten
weitere Änderungen anstehen etwa bei Abfalltonnen,           anzubinden.“
in der Strom- und Wasserversorgung…
                                                           verschiedenen Systemen und Anbietern, die auf einer
Rehfeld: … und ähnlich verhält es sich mit dem             Plattform konkurrieren. Das ist nutzerfreundlich und
Bewohnerparkausweis, der ggf. bei einer Neuan-             uns allen als Nutzer in Fleisch und Blut übergegangen.
meldung in betroffenen Wohnbezirken automatisch
mitangeboten werden könnte. Dieser Ansatz lässt sich       Rehfeld: Eine Debatte ist hier unbedingt notwendig.
noch viel weiter denken, so dass Behörden mitein-          Das europäische Recht verpflichtet uns zu Daten-
ander nach Lebens- und Sachlage kommunizieren              sparsamkeit und Datensicherheit. Wir müssen endlich
könnten, ohne dass der Bürger überhaupt die Initiati-      anfangen, das „Once only“-Prinzip und damit auch
ve ergreifen muss. Das Bremer Projekt „ELFE – Ein-         die Datensouveränität der Bürgerinnen und Bürger
fach Leistungen für Eltern“ ist so ein Beispiel. Dafür     mit Leben zu füllen.
müssen die Stellen natürlich autorisiert sein, und die
Bürgerinnen und Bürger ihre Daten für bestimmte            Das Roundtable-Gespräch führte der Referent der
Zwecke freigeben können. Das ist heute keine techni-       Vitako für Öffentlichkeitsarbeit Herr Julian Einhaus.
sche, sondern vielmehr eine politische und rechtliche
Frage.

Landgraf: Um Fortschritte zu erzielen, müssen aller-
dings weiterhin konsequent gesetzliche Hürden wie
das Schriftformerfordernis und das oft hohe Authen-
tifizierungsniveau abgebaut werden – ohne elektroni-
sche Identität läuft da allerdings nichts. In puncto eID
wünsche ich mir mehr Möglichkeiten. Vorbild könnte
der Umgang mit E-Payment im Online-Shopping
sein. Beim elektronischen Bezahlen gibt es mittler-
weile einen funktionierenden Wettbewerb zwischen

   Bernd Landgraf ist Geschäftsführer der                  Matthias Effenberger ist Geschäftsführer
   ITEBO-Unternehmensgruppe bestehend aus                  der SIS – Schweriner IT- und Servicegesellschaft
   der ITEBO GmbH und der ITEBS GmbH mit                   mbH sowie Vorstand der KSM Kommunal-
   Standorten in Osnabrück und Braunschweig.               service Mecklenburg AöR.

   Dieter Rehfeld ist Geschäftsführer
   der regio iT GmbH aus Aachen.

                                                                                                                    11
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                                                                                                                       © stock.adobe.com/liuzishan, nasori
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     KONJUNKTURPROGRAMM
     JETZT ABER KOOPERATIV!

     Das im Juni dieses Jahres vom Koalitionsausschuss       Sowohl Verwaltungsportale (1.) als auch digitale
     beschlossene Konjunkturprogramm sieht allein für        Antragsverfahren und die dahinter liegenden in-
     den Bereich der Verwaltungsdigitalisierung und          ternen Datenverarbeitungsprozesse müssen offene
     Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes ein Finanz-         Schnittstellen besitzen und sich in unterschiedliche
     volumen von 3 Mrd. € vor; andere Aufgabenbereiche       IT-Umgebungen einfügen lassen (2.). Diese Standar-
     wie z.B. die Registermodernisierung, die Digitalisie-   disierungsaufgabe gelingt umso einfacher, wenn die
     rung des öffentlichen Gesundheitsdienstes oder die      anstehenden Digitalisierungsprojekte im Rahmen von
     digitale Ausstattung der Schulen werden ebenfalls       Entwicklungsgemeinschaften verwirklicht werden (3.).
     mit nicht unerheblichen Finanzmitteln unterlegt.
     Der Staat nimmt also eine Menge Geld in die Hand,
     um die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung      1. VERWALTUNGSPORTALE ÖFFNEN
     in Bund, Ländern und insbesondere Kommunen
     voranzutreiben.                                         Um den Standardisierungsprozess in der deutschen
                                                             Portallandschaft zu fördern, hat der Deutsche Land-
     Der bisherige Befund ist ernüchternd: Trotz bereits     kreistag im August dieses Jahres zusammen mit sei-
     vorhandener Finanzmittel für Bund und Länder im         nen kommunalen IT-Dienstleistern ein „Positions-
     Rahmen des sog. Digitalisierungsbudgets des IT-         papier zur Konzeption und Umsetzung einer föde-
     Planungsrats und des durchaus vorhandenen allge-        ralen Digitalisierungsarchitektur“ veröffentlicht. Ziel
     meinen politischen Willens, das Onlinezugangsgesetz     dieses Papieres ist es, konkrete Wege hin zu einer
     bis Ende 2022 umzusetzen, ist Deutschland von einer     sehr viel stärkeren Interoperabilität der Verwaltungs-
     flächendeckenden Digitalisierung seiner Verwaltungs-    portale aufzuzeigen. Das Konzeptionspapier benennt
     verfahren noch weit entfernt. Die Kommunen, welche      die hierfür erforderlichen IT-Komponenten, Standard-
     die Mehrzahl aller Verwaltungsverfahren vollziehen,     schnittstellen und Kommunikationsintermediäre. Ziel
     verfügen zwar über einzelne digitale Antragsverfah-     ist es, den Grad der Nachnutzung bereits vorhande-
     ren, von einer echten Flächendeckung kann allerdings    ner Lösungen deutlich zu erhöhen. Der im Online-
     nicht die Rede sein. Dies wirft die Frage auf, was in   zugangsgesetz vorgesehene Portalverbund lässt sich
     Zukunft anders gemacht werden muss, damit die um-       aus Sicht der Kommunen und ihrer IT-Dienstleister zu
     fangreichen Mittel des Konjunkturpakets Wirkung         einem interoperablen, dezentralen Plattformsystem
     zeigen.                                                 ausbauen, in welchem Bürger und Unternehmen über
                                                             das jeweilige Verwaltungsportal ihrer Kommune oder
     Der Deutsche Landkreistag setzt sich seit langem        ihres Landes auf alle digitalen Verwaltungsleistungen
     für eine sehr viel stärkere Standardisierung der IT-    zugreifen können. Ein solches Plattformsystem ist
     Produktlandschaft in Deutschland ein.                   eine zentrale Voraussetzung für eine arbeitsteilige

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OZG-Umsetzung und Nachnutzung bestehender                 gen entwickeln. Nur so ist sichergestellt, dass das
Verwaltungsleistungen. Voraussetzung für die Um-          entstehende Softwareprodukt nicht nur die Erfor-
setzung eines solchen Plattformsystems sind offene,       dernisse der jeweiligen IT-Landschaft erfüllt, sondern
nicht proprietäre Schnittstellen, eine Forderung, die     hochgradig interoperabel ist. Entwicklungsgemein-
sich sowohl an die Länder und Kommunen als auch           schaften fördern Standardisierung und Interoperabili-
an ihre jeweiligen IT-Dienstleister richtet. Offenheit    tät. Die dann hoffentlich in großer Anzahl entstehen-
und Kooperationsbereitschaft sind hier zwingende          den Softwarelösungen müssen allen zur Verfügung
Voraussetzungen, die politisch eingefordert werden        gestellt werden. Hierzu bedarf es neben rechtlicher
müssen.                                                   Rahmenbedingungen einer oder mehrerer technischer
                                                          Austauschplattformen, über die auf die digitalen
                                                          Lösungen zugegriffen werden kann. Der Deutsche
2. SOFTWARE MODULAR GESTALTEN                             Landkreistag als Co-Federführer im OZG-Themenfeld
                                                          Engagement und Hobby arbeitet zusammen mit dem
Neben den architektonischen Fragen kommt aus Sicht        Bund und interessierten Ländern an einer entspre-
des Deutschen Landkreistages auch einer entspre-          chend kooperativen, länderübergreifenden Umset-
chend modularen Softwaregestaltung eine besondere         zung der digitalen Waffenerlaubnis. Das Projekt
Bedeutung zu. Ziel muss es sein, die Lauffähigkeit der    „eWaffe“wird in Form einer fachlichen Konzeptions-
verschiedenen OZG-Leistungen in unterschiedlichen         und Betriebsgemeinschaft umgesetzt, die sowohl die
IT-Umgebungen auf kommunaler Ebene zu gewähr-             verschiedenen fachlich-technischen Anforderungen
leisten. Der Deutsche Landkreistag hat dementspre-        länderübergreifend erhebt als auch eine gemeinsame
chend bereits letztes Jahr ein erstes Konzept für eine    Betriebsstruktur anstrebt.
föderierte Microservices-Architektur vorgelegt. Der
Begriff der Microservices beschreibt modulare, ge-
kapselte und damit hochgradig lauffähige Software.        4. FAZIT
Vereinfachend lassen sich Microservices als „Soft-
wareschnipsel“ beschreiben, die sich in die jeweilige     Die Kommunen haben ein großes Interesse daran,
IT-Landschaft einfügen lassen. Sie sind damit ein         dass IT-Landschaften durchlässiger werden. Gute
Instrument, um Software-Silos aufzubrechen und            IT-Lösungen dürfen nicht auf Landes-Silos beschränkt
Nachnutzung zu ermöglichen und ergänzen in ihrer          sein, sondern müssen bundesweit zur Verfügung
Funktion die klassischen XÖV-Standards des IT-            stehen, die Kommunen wünschen sich einen Markt-
Planungsrats.                                             platz guter Lösungen. Konkurrenz belebt das Ge-
                                                          schäft, sichert Qualität und Preiskontrolle. Deshalb
Microservices sind nur ein Beispiel dafür, Standar-       fordert der Deutsche Landkreistag Microservices als
disierung sehr viel radikaler als bislang anzugehen.      Standard für neue Software, deswegen unterstützt
Neben der Kapselung von Software lässt sich auch an       der Deutsche Landkreistag alle Bemühungen um eine
eine Erprobung von Robotik und künstlicher Intelli-       stärkere Konvergenz der Verwaltungsportale und
genz denken. So erprobt der Deutsche Landkreistag         deswegen plädiert der Deutsche Landkreistag für Bau
zusammen mit dem Niedersächsischen Landkreistag           und Betrieb von Softwarelösungen im Rahmen von
und dem Hessischen Städtetag sogenannte Robotic           Entwicklungsgemeinschaften.
Process Automation (RPA) bei der Verknüpfung des
SGB II-Grundantrages mit den zugrundeliegenden            PD Dr. Ariane Berger, Leiterin Digitalisierung,
verwaltungsinternen Prozessen. Ein „Software-             Deutscher Landkreistag
roboter“ soll hier anstelle des Verwaltungsmitarbeiters
die Datenübertragung aus dem digitalen Antrag des
Bürgers in die Fachverfahren übernehmen.

3. ENTWICKLUNGS-
GEMEINSCHAFTEN FÖRDERN
Neben den geschilderten architektonischen und
technischen Aspekten darf ein weiteres, kooperatives
Element bei der Umsetzung des OZG nicht fehlen:
                                                           © Privat

Ziel muss es sein, dass Bund, Länder und Kommunen
gemeinsam und länderübergreifend Softwarelösun-

                                                                                                                   13
PARTNER

     DAS ONLINEZUGANGSGESETZ
     WIE WEITER IN DER ZWEITEN HÄLFTE?
     Dass es um die Digitalisierung der deutschen Ver-        So sollen über einen Portalverbund und über Ser-
     waltung nicht zum Besten bestellt ist, gilt mittler-     vicekonten unsere Digitalisierungsprobleme gelöst
     weile als unbestritten. Doch lässt sich diese Behaup-    werden. Damit ist aber von Anfang an der Wettstreit
     tung plausibel verifizieren? Ganz so einfach sollten     um die optimale Lösung im Keim erstickt. Auch das
     wir es uns nicht machen. „Digitalisierung“ – das         mittlerweile zur Verfügung gestellte viele Geld wird
     sind nicht nur die Online-Prozesse, die tatsächlich      die Probleme nicht lösen, es zieht nur noch mehr
     nicht ausreichend zur Verfügung stehen. Digitali-        „Player“ an und die Situation wird noch unübersicht-
     siert werden müssen die Verwaltungsprozesse als          licher. Bereits jetzt entwickelt jedes Bundesland seine
     Ganzes! Leider werden aber die Backoffice-Prozesse       eigene Strategie, bietet die vorgeschriebenen Bau-
     in der allgemeinen OZG-Diskussion nicht hinrei-          steine in jeweils anderen Ausprägungen an. Wie soll
     chend betrachtet… sonst wäre die Beurteilung der         unter diesen Umständen der ausgerufene „Einer für
     Gesamtsituation nicht so negativ. Weiter noch ist        Alle“-Lösungssatz funktionieren? Davon abgesehen,
     die einseitige – nur auf Online-Vorgänge fokussier-      dass der „Einer für Alle“-Ansatz wettbewerbsrechtlich
     te – Betrachtungsweise eine der Ursachen, warum          ohnehin fragwürdig ist, so ist er unter den gegebenen
     es nicht im gewünschten Tempo „nach vorn“ geht.          Umständen mit ca. 15 verschiedenen Infrastrukturen
     Online-Vorgänge, ohne intensive Interaktion mit den      gar nicht machbar.
     Hintergrundprozessen der Verwaltung, können nicht
     zum gewünschten Ergebnis führen. Aber sicher ist
     dies nicht der einzige Grund, warum wir nicht zur        WAS ABER BRAUCHT DIE PRAXIS?
     europäischen Spitze zählen.
                                                              Ohne Standards wird es nicht gehen! Sie sind die
     Nach wie vor versuchen wir, die für die „Papierwelt“     Voraussetzung dafür, dass verschiedene Lösungen
     designten Prozesse zu automatisieren, ohne die wirk-     unterschiedlicher Ausprägungen miteinander kommu-
     lich notwendigen rechtlichen Voraussetzungen für         nizieren und eine Gesamtlösung etablieren können.
     eine umfassende Digitalisierung zu schaffen. Es geht     Mit XÖV und OSCI sind z.B. etablierte Positivbei-
     nicht darum, wie derzeit in den Digitalisierungslabo-    spiele verfügbar. Doch anstelle diese auszubauen
     ren praktiziert, einzelne Paragraphen zu verändern –     und fortzuschreiben, werden sie in Frage gestellt.
     es gilt grundsätzlich, „Verwaltung“ neu zu denken.
     Warum z.B. sind Bürgerdienste auf verschiedene           Ebenso wird es nicht ohne hinreichend beschriebe-
     Verwaltungsebenen verteilt? Warum gibt es für die        ne Sicherheitsstandards gehen. Auch das Thema
     verwaltungsinterne Bearbeitung von Sachverhalten         Datenschutz muss auf die neue digitale Welt justiert
     noch so viele Schranken? Die generelle Ausrichtung       werden, denn nur dann wird das „Once only“-Prinzip
     der Verwaltung auf das existierende digitale Umfeld      tatsächlich praxistauglich umsetzbar sein. Sicherheit
     ist längst überfällig!                                   und Datenschutz sind die elementaren Voraussetzun-
                                                              gen für synchrone Online-Prozesse, die die Nutzung
                                                              der internen Verwaltungsdaten einschließen. Bis auf
     IST DIESE NEUAUSRICHTUNG MIT                             wenige Ausnahmen ist der wichtigste Punkt in der
     DEM OZG EINGELEITET?                                     Interaktion zwischen Bürger und Verwaltung für die
                                                              Verwaltung, genau und mit höchster Sicherheit zu
     Hier ist es immer üblich, zu unterstreichen, wie gut     wissen, wer ihr digital gegenübersteht.
     und wichtig das Gesetz ist, um dann mit einem
     „ABER“ fortzusetzen. Es wurden in den letzten 2½         Wir befinden uns aber praktisch in der Identitäts-
     Jahren unzählige Arbeitsgruppen und Strukturen ge-       falle! Die Servicekonten in der derzeitigen Ausprä-
     gründet, externe Berater engagiert, aber die Ergebnis-   gung können diese Funktion nicht ausfüllen! Der
     se sind überschaubar.                                    neue Personalausweis ist technisch gesehen das Beste
                                                              vom Besten, ist aber durch das bürokratisch organisa-
     Das liegt primär an den Geburtsfehlern des OZG.          torische Umfeld kurzfristig nicht in der Lage, Massen-
     Es definiert nicht nur die Teilaufgabe, Online-Vor-      wirksamkeit zu erreichen. Deshalb muss das Thema
     gänge anzubieten, es gibt auch die Lösungswege vor.      einer Identitätslösung mit höchstem Sicherheitsniveau

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intensiv belebt werden. Was wir somit zusammenfas-        Als deutschlandweit agierendes Unternehmen
send für die nächsten Jahre brauchen, ist ein neues       haben wir feststellen können, dass das Projekt
Verwaltungsdenken mit grundsätzlich innovativer           „OpenR@thaus“ bei den praxisrelevanten Online-
rechtlicher Ausrichtung, Standards, Datensicherheit,      Lösungen ganz vorn liegt und Praxis und OZG best-
Datenschutz und eine wirkliche staatlich verbürgte        möglich verbindet. Deshalb haben wir uns schon vor
Identität sowie einem freien Wettbewerb, der in die-      längerer Zeit zu einer Zusammenarbeit entschlossen.
sem Rahmen Ideen entwickelt und umsetzt.                  Wir als HSH versuchen, unsere ins OpenR@thaus
                                                          integrierten neuentwickelten VOIS-Online-Dienste
                                                          schnellstmöglich zu etablieren. Mit einem Lösungsan-
DOCH HABEN WIR SO VIEL ZEIT?                              satz sollen verfahrensübergreifende Online-Lösungen
                                                          mit direktem Anschluss an die Backend-Systeme
Die Bürger warten bereits heute auf die digitale          entwickelt werden und über „OpenR@thaus“ zur
Verwaltung! Mittlerweile ist dies für die im öffentli-    Verfügung stehen.
chen Segment tätigen Unternehmen zu einem echten
Problem geworden. Bereits seit mehreren Jahren            Besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf Usability
„zerreißt“ es die Fachverfahrenshersteller, denn einer-   und Barrierefreiheit. Wir sind überzeugt, dass uns die
seits können wir uns nicht außerhalb der OZG-Ent-         Praxis den Weg zu einer gelungenen Verwaltungs-
wicklungen stellen, weil viele unserer Kunden auf die     digitalisierung aufzeigen wird. Schritt für Schritt wer-
OZG-Lösungen hoffen … andererseits möchten wir            den wir uns gemeinsam erfolgreich auf das große Ziel
praxisrelevante Lösungen mit Nutzen für Bürger und        zubewegen.
Verwaltung bauen.
                                                          Stephan Hauber, Geschäftsführer HSH Soft- und
                                                          Hardware Vertriebs GmbH

                                                                                                                          © HSH Jonas Beck

                                                                                                                     15
AUS KUNDENSICHT

         Portalverbund

                                                       Prozessanalyse &
                                                         -optimierung

          ePayment

                                                     Integration Mitarbeiter
                                   Verwaltungs-
                           OZG     digitalisierung

                                                       ?
         Servicekonto
                                                           010101
                                                           101010
                                                           010101

                                                      Technische Hürden

         Formularserver

                                     Rechtliche
                                 Rahmenbedingungen

                                 § §§
                                                                               © stock.adobe.com/pixel, Jiw Ingka

                                                       Automatisierung

         Fachverfahrens-
           anbindung

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ZWISCHEN PORTALVERBUND
UND PROZESSOPTIMIERUNG

STIMMEN AUS DER VERWALTUNG

Mit dem Onlinezugangsgesetz müssen Ver-                   Wir haben unsere Kunden gefragt:
waltungsleistungen auch elektronisch über
Verwaltungsportale im Verbund angeboten                   Was verstehen Sie unter der OZG-Umsetzung
werden – bis Ende 2022. Diese grundlegende                und welchen Stellenwert nimmt diese Aufgabe
Verpflichtung aus dem OZG ist jedoch nur der              in Ihrer Verwaltung ein?
erste Schritt zur digitalen Kommune.

ITK HARBURG
DENNIS FREY, IT-PROJEKTLEITER
Unter der OZG-Umsetzung verstehe ich den schnel-
len und einfachen Zugang zu digitalen Prozessen der
Verwaltung. Hier stehen die Bürgerinnen und Bürger        STADT OSNABRÜCK
mit ihren Interessen im Mittelpunkt. Einfache Dienst-
                                                          TOBIAS FÄNGER, IT-LEITER
leistungen mit hohen Fallzahlen werden für eine
Umsetzung, auch unabhängig vom OZG, priorisiert.          Die OZG-Umsetzung bedeutet für uns, dass wir alle
Doch auch die Mitarbeiter sollen durch eine digitale      unsere Dienstleistungen für Bürgerinnen und Bürger,
Abarbeitung der Anträge entsprechend entlastet            für Unternehmen und Institutionen digital verfügbar
werden. Hierbei reicht es meiner Meinung nach nicht       machen. Dabei haben wir den Anspruch, die relevan-
aus, Papieranträge oder PDF-Dokumente durch On-           ten Prozesse insgesamt zu betrachten und damit auch
line-Antragsassistenten zu ersetzen, wenn die Daten       die Digitalisierung innerhalb der Verwaltung voranzu-
manuell weiterbearbeitet werden müssen.                   treiben. Da wir bereits vor Jahren die Aktenführung
                                                          weitestgehend digitalisiert haben, soll der Antragspro-
Der gesamte Prozess inklusive der digitalen Akte muss     zess hier lückenlos anknüpfen. Ebenso geht es bei der
bei einer Umsetzung betrachtet werden. Mit Hilfe          OZG-Umsetzung darum, geeignete Formate für die
eines übergreifenden Portalverbundes zwischen den         Bereitstellung von Informationen oder die Durchfüh-
kommunalen Städten, Gemeinden und Samtgemein-             rung von Veranstaltungen, wie z.B. unseren Bürger-
den im Landkreis Harburg wollen wir einen einfachen       foren, zu finden und zu etablieren.
Zugang zu sämtlichen Dienstleistungen schaffen. Die
Umsetzung des OZG nimmt seit über 2 Jahren einen          Insbesondere unter dem Eindruck der Corona-Pande-
hohen Stellenwert im Landkreis Harburg ein. Gerade        mie hat die geplante Einführung unseres ServicePor-
in dieser Zeit merken wir, wie wichtig auch die Digita-   tals deutlich an Fahrt aufgenommen. Die Anforde-
lisierung im behördlichen Umfeld ist und wie sehr sie     rung, auf einem einfachen und sicheren digitalen
uns auch unterstützen kann.                               Weg mit Bürgern in Kontakt zu treten, ist dadurch für
                                                          die Verwaltung stärker in den Fokus gerückt als zuvor.
                                                          Gleichzeitig müssen wir feststellen, dass es bei der
                                                          Umsetzung an vielen Stellen noch aufgrund fehlender
                                                          Schnittstellen oder rechtlicher Unsicherheiten hakt.
                                                          Hier setzen wir darauf, dass die auf verschiedenen
                                                          Ebenen erarbeiteten Konzepte und Ideen zügig zur
                                                          Umsetzung kommen, damit wir von den Möglich-
                                                          keiten der Digitalisierung noch viel stärker profitieren
                                                          können.

                                                                                                                     17
AUS KUNDENSICHT

                                                             HEIDEKREIS
                                                             CORNELIA REITHMEIER

                                                             OZG-Umsetzung heißt für mich, die Interessen und
                                                             Bedürfnisse unserer Bürgerinnen und Bürger in den
                                                             Fokus zu rücken. Die Digitalisierung kundenorientiert
                                                             umzusetzen ist unser Ziel und eben diese Kunden-
     SAMTGEMEINDE DÖRPEN                                     orientierung macht den zentralen Stellenwert aus.
     HERMANN WOCKEN,
     SAMTGEMEINDEBÜRGERMEISTER
     MICHAEL SORING,
     IT-ADMINISTRATOR

     Die Digitalisierung nimmt im Alltag der Bürgerinnen
     und Bürger einen immer größeren Stellenwert ein.
     Auch wir wollen die Möglichkeiten dieser Technolo-
     gien nutzen und unsere Dienstleistungen online so
     einfach wie möglich und gleichzeitig sicher anbieten.
     Dies beinhaltet das Bereitstellen von Informationen,
     die Bearbeitung von Anfragen und Anträgen und
     auch die Möglichkeit, nicht OZG-relevante Dienst-       STADT EMDEN
     leistungen wie z. B. ein Ferienprogramm online an-
                                                             DIETMAR GRABOWSKY
     zubieten.
                                                             FACHDIENST INFORMATIONS-
     Oftmals verändert dies auch die internen Prozesse       UND KOMMUNIKATIONSTECHNIK
     wie die Abwicklung von Zahlverfahren. Deshalb ist es    FACHDIENSTLEITER
     uns wichtig, auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbei-
     ter auf diesem Weg mitzunehmen und gemeinsam            Die Umsetzung des OZG ist für uns zentrale Heraus-
     Prozesse und Dienstleistungen zu definieren, welche     forderung der nächsten Jahre und essenzieller Bau-
     wir schrittweise mit der ITEBO in unser OpenR@thaus     stein einer zukunftsfähigen Kommune. Neben der
     aufnehmen können.                                       technischen Implementierung gehört vor allem die
                                                             digitale Transformation durch Prozesssteuerung und
                                                             -optimierung in diesen Aufgabenbereich.

     SAMTGEMEINDE BERSENBRÜCK                                gen, die eine Überprüfung der zu jeder einzelnen
                                                             Dienstleistung gehörigen Formularabfragen, Bear-
     HENDRIK GARMANN, IT-                                    beitungsprozesse, Fachverfahren, Schnittstellen usw.
     KOORDINATOR EGOVERNMENT                                 erfordert. Dabei ergeben sich in nahezu allen Fällen
                                                             besondere Abstimmungs-, Optimierungs- und Trans-
     Die Umsetzung des OZG (sowie die des niedersächsi-      formationsaufwände. Die Veränderungsprozesse
     schen Gegenparts – des NDIG) stellt derzeit – neben     bieten gleichwohl das Potenzial, die Service- und
     der Bewältigung anderer Themengebiete aus dem           Prozessqualität von Verwaltungsdienstleistungen
     IT-Bereich, wie bspw. der flächendeckenden Trans-       nachhaltig zu erhöhen.
     formation hin zur elektronischen Aktenführung sowie
     des Digitalpakts Schule – eine besondere Herausfor-     Rechtliche und faktische Voraussetzungen müssen
     derung für Kommunen dar.                                noch geschaffen werden und die Transformationspha-
                                                             sen decken wechselseitige Abhängigkeiten auf: Die
     Anspruchsvollste Aufgabe des OZG ist die Schaffung      Zukunft wird zeigen, ob die zeitliche Zielsetzung des
     digitaler Zugänge zu sämtlichen Verwaltungsleistun-     OZG tatsächlich vollumfänglich erreicht werden kann.

18
gen Datenbeständen und nicht zuletzt die Anpassung
STADT GEORGSMARIENHÜTTE
                                                          von Prozessen, eingebettet in ein Changemanage-
STEPHAN WITTE, IT-LEITER                                  ment, das die Beschäftigten bei den strukturellen
                                                          Veränderungen adäquat begleitet.
Ihre einfach erscheinende Frage beinhaltet eine ge-
wisse Komplexität. Damit eine Online-Vorhaltung der       Nicht nur, weil es sich beim OZG um ein Gesetz
575 OZG-Dienstleistungen gelingt, die nicht nur den       handelt, sondern weil die Notwendigkeit (Stichwort:
Qualitätsansprüchen und der Erwartungshaltung der         Personalentwicklung und demographischer Faktor)
Bürgerinnen und Bürger gerecht wird, sondern auch         und die Potenziale der Verwaltungsdigitalisierung er-
Mehrwerte für die Verwaltung selbst generiert, ist ein    kannt wurden, besitzen die gen. Maßnahmen für uns
Bündel organisatorischer und technischer Maßnah-          einen hohen Stellenwert. Dokumentiert wird dieses
men umzusetzen.                                           durch eine eigens geschaffene Stelle und zahlreiche
                                                          Digitalisierungsprojekte. Auch die Corona-Pandemie
In diesem Kontext stellt das OZG eine Triebfeder für      zeigt den Handlungsbedarf deutlich auf.
weitere Prozess- und Digitalisierungsmaßnahmen in
der Verwaltung dar, die künftig aus unserer Sicht weit
über das reine Anbieten von Online-Dienstleistungen
mit Formularassistenten hinausgehen. Dies beinhaltet
onlinefähige Fachapplikationen, die medienbruchfrei
mit den Portallösungen interagieren, die hausweite
Einführung von DMS, die Digitalisierung von analo-
                                                          STADT GOSLAR
                                                          NIELS-CHRISTIAN NIELSEN,
                                                          FACHBEREICH 4, FACHDIENST
                                                          ORGANISATION
                                                          Das OZG bietet uns die Chance zur zukunftsorien-
                                                          tierten Aufstellung, um Bürgerschaft und Wirtschaft
                                                          effizient und zeitnah bedienen zu können.

LANDKREIS WOLFENBÜTTEL
SAFET TRZASKA, ABTEILUNG
ORGANISATION UND INNERE                                   SAMTGEMEINDE NEUENHAUS
DIENSTE                                                   MICHAEL WÜBBEN,
                                                          KASSENVERWALTER
Wir verstehen die OZG-Umsetzung als Chance.
Dem Landkreis Wolfenbüttel sind Bürgerfreundlich-         Durch das OZG sollen Dienstleistungen der Verwal-
keit und Bürgerorientierung ein wichtiges Anliegen.       tung digital und unabhängig vom Besuch im Rathaus
Einen Antrag zukünftig online stellen zu können ist       angeboten werden. Dies stellt insbesondere für kleine
nicht nur gesetzliche Voraussetzung, sondern ent-         Verwaltungen eine große Herausforderung dar. Oft
spricht auch unserer Vorstellung von bürgernahem          muss die dafür erforderliche Arbeit neben den alltäg-
Verwaltungshandeln.                                       lichen Aufgaben erledigt werden. Es kann aber auch
                                                          für alle Beteiligten große Chancen bedeuten, denn
Nur Verwaltungsleistungen zu digitalisieren, ist jedoch   die Akzeptanz steigt und die Verwaltungsverfahren
zu kurz gedacht. Ziel ist vielmehr eine vollständig       werden überprüft und angepasst.
barriere- und medienbruchfreie Bearbeitung zu rea-
lisieren. Denn: Für die öffentliche Verwaltung ist die
Umsetzung des OZGs die notwendige Konsequenz,
um in der digitalen Alltagswelt Fuß zu fassen – und
zugleich eine Chance, zukunftsorientierte und moder-
ne Verwaltungsleistungen anzubieten.

                                                                                                                  19
VON HAUS AUS

                                   VERWALTUNGSDIGITALISIERUNG
                                   IN DEUTSCHLAND

                                                                       AUGUST 2017:
                                                                       VERABSCHIEDUNG                      APRIL 2018:
                                   AUGUST 2013:                        DES ONLINEZUGANGS-                  OZG-UMSETZUNGSKATALOG
                                   E-GOVERNMENT-GESETZ                 GESETZES (OZG)                      DES IT-PLANUNGSRATES
                                   Mit dem Gesetz zur Förderung        Bund und Länder werden              Der IT-Planungsrat veröffentlicht
                                   der elektronischen Verwaltung       verpflichtet, ihre Verwaltungs-     mit dem OZG-Umsetzungskata-
                                   sowie zur Änderung weiterer         leistungen bis spätestens 2022      log ein erstes praxisorientiertes
                                   Vorschriften werden Verwal-         auch elektronisch über Verwal-      Dokument, das die Verwaltungs-
                                   tungen u. a. verpflichtet, einen    tungsportale anzubieten. Ziel ist   leistungen anhand des Leis-
                                   elektronischen Kanal zu Verwal-     der Aufbau eines Bundespor-         tungskatalogs der öffentlichen
                                   tungsdienstleistungen zu öffnen     tales, inklusive Nutzerkonto als    Verwaltung (LeiKa) clustert und
                                   und elektronische Nachweise         Identifizierungskomponente. Die     in Themenfelder untergliedert.
                                   und die elektronische Bezahlung     Verknüpfung der Bürgerportale
                                   in Verwaltungsverfahren zu          von Bund und Ländern zu einem
© stock.adobe.com/eyetronic

                                   ermöglichen.                        Portalverbund und die Bereit-
                                                                       stellung von Basisdiensten und
                                                                       IT-Komponenten sind weitere
                                                                       Schwerpunkte des Gesetzes.

                                   RECHTLICHER RAHMEN

                                   SEPTEMBER 2017:
                                   ERSTES OPENR@THAUS                  FEBRUAR 2018:                       APRIL 2019:
                                   ONLINE                              OR-FINANZ                           OR-CONNECT

                                   Die Samtgemeinde Sögel startet      OR-Finanz geht als erstes           Die ITEBO-Unternehmensgrup-
                                   als erste Verwaltung in Nieder-     Ergänzungsmodul von                 pe stellt das Ergänzungsmodul
                                   sachsen mit OpenR@thaus in den      OpenR@thaus in den Echtbe-          OR-Connect produktiv bereit. Mit
                                   Echtbetrieb. Den Umfang des         trieb. Mit diesem Modul erhalten    OR-Connect werden Verbünde
                                   Portals bildet das Basispaket von   Bürger Zugriff auf ihre Steuerbe-   von einzelnen OpenR@thaus-
                                   OpenR@thaus: Hierzu gehören         scheide sowie weitere Finanzda-     Installation unterstützt, um so
                                   eigens entwickelte Formulare        ten wie Zahlungsverpflichtungen,    landkreisweite Dienstleistungsan-
                                   zur Beantragung von Meldeaus-       SEPA-Mandate oder die ihnen         gebote zu schaffen. OR-Connect
                                   künften und Urkunden. Integriert    zugeordneten Steuerobjekte. Da-     bietet neben einem einheitlichen
                                   ist auch der Formularserver der     mit geht OpenR@thaus über die       Benutzerkonto für mehrere
                                   FormSolutions, über den bei der     Erfüllung der Anforderungen des     OpenR@thaus-Installationen auch
                                   Samtgemeinde Sögel z.B. die         OZG hinaus und bietet Mehrwer-      den Austausch von Dienstleistun-
                                   Meldung von Hunden zur              te für Bürger und Verwaltung auf    gen zwischen mehreren Portalen.
                                   Hundesteuer abgebildet wird.        dem Weg zu mehr Self-Service        So können nun auch die Leistun-
                                                                       im öffentlichen Bereich.            gen eines Landkreises in den Porta-
                                                                                                           len der Gemeinden und umgekehrt
                                                                                                           dargestellt und genutzt werden.

                              20
AUGUST 2018:                      OKTOBER 2019:
MASTERPLAN                        VERABSCHIEDUNG                     JUNI 2020:
DIGITALISIERUNG                   NDIG                               OZG-STANDARD DES BMI

Mit dem Masterplan Digitalisie-   Das Land Niedersachsen             Das BMI definiert 19 Service-
rung formuliert die Landes-       verabschiedet das Niedersäch-      standards für die Umsetzung des
regierung Niedersachsens Rah-     sische Gesetze über digitale       OZGs. Neben Nutzerzentrie-
menbedingungen im laufenden       Verwaltung und Informations-       rung, Maßgaben zum weiteren
digitalen Transformations-        sicherheit (NDIG).                 Vorgehen und der Zusammenar-
prozess.                                                             beit gehören auch der techni-
                                                                     sche Betrieb und das Wirkungs-

  §
                                                                     controlling zu den beleuchteten

    §
                                                                     Schwerpunkten.

§                                                                    AUSBLICK
                                                                     Notwendige Veränderungen
                                                                     rechtlicher Rahmenbedingungen
                                                                     wie das Registermodernisie-
                                                                     rungsgesetz ermöglichen die
                                                                     zielgenauere Umsetzung der
                                                                     Verwaltungsdigitalisierung.

                                           TECHNISCHE ENTWICKLUNG DES
                                           BÜRGERPORTALS OPENR@THAUS

                                  APRIL 2020:
NOVEMBER 2019:                    SERVICEKONTO                       MAI 2020
OR-DMS                            MV UND NRW                         HSH-ONLINESERVICES

In einem Pilotprojekt mit dem     Bei den Kunden aus Mecklen-        Mit der Integration der Online-
Landkreis Osnabrück wird die      burg-Vorpommern und Nord-          Services der Firma HSH in
Anbindung von OpenR@thaus         rhein-Westfalen können nun         OpenR@thaus können Bürger und
an verwaltungsinterne Doku-       die Servicekonten der beiden       Unternehmen nun eine Vielzahl
mentenmanagementsysteme           Bundesländer in OpenR@thaus        von Dienstleistungen zusätzlich
(DMS) evaluiert und entwickelt.   genutzt werden. Dabei stehen       über das Portal nutzen und unter
Diese Anbindung stellt die        den Nutzern erweiterte Authenti-   ihrem Benutzerkonto in Anspruch
Grundlage für die Verknüpfung     fizierungsmechanismen (elekt-      nehmen. Die Grundlage der In-
von Online-Anträgen mit der       ronischer Personalausweis) und     tegration bietet die OpenID-
digitalen, verwaltungsinternen    die Verwendung des landesweit      Technologie, die bundesweit als
Bearbeitung des Vorgangs dar.     nutzbaren Kontos zur Verfügung.    Standard für Authentifizierungs-
Auch dies ist keine Anforderung                                      vorgänge genutzt wird. Darüber
aus dem OZG, sondern eine                                            hinaus integriert HSH seine
sinnvolle und notwendige Funk-                                       Online-Services in den Postkorb
tionalität auf dem Weg zu einer                                      von OpenR@thaus, in dem die
digitalen Verwaltung.                                                gestellten Anträge der Bürger
                                                                     dauerhaft abgelegt werden.

                                                                                                        21
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