PACTA 2020 Kapitel zur Klimaverträglichkeit von Immobilien- und Hypothekenportfolien - Bundesamt für Umwelt
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Im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt BAFU Bern PACTA 2020 Kapitel zur Klimaverträglichkeit von Immobilien- und Hypothekenportfolien Auszug der Immobilienanalyse in Deutsch aus dem Bericht 2°Investing Initiative, Wüest Partner (2020): Bridging the gap: Measuring climate goal alignment and climate actions of Swiss financial institutions, im Auftrag des BAFU Zürich, November 2020
Projektnummer 110036 Auftraggeber UVEK Bundesamt für Umwelt BAFU Abteilung Klima, Sektion Klimapolitik Papiermühlestrasse 172 3063 Ittigen Kontaktperson Silvia Ruprecht-Martignoli, BAFU, Sektion Klimapolitik silvia.ruprecht@bafu.admin.ch Begleitgruppe Röthlisberger Regine, BAFU, Leitung Sektion Klimaberichterstattung und -anpassung Stefan Schwager, BAFU, Bereich internationale Umweltfinanzierung Ines Barnetta, SIF, Sektion Versicherungen und Risiken Claudio Menn, BFE, Sektion Gebäude Bearbeitung Wüest Partner AG Alte Börse Bleicherweg 5 8001 Zürich wuestpartner.com Projektleitung Dr. Reto Frey | reto.frey@wuestpartner.com Bearbeitung Ivan Anton Thomas Wider Zeitraum 2020 Wüest Partner ist ein unabhängiges und inhabergeführtes Beratungsunternehmen. Seit 1985 schaffen wir als neutrale Experten erstklassige Entscheidungsgrundlagen für professionelle Immobilienakteure. Mit einem breiten Leistungsangebot – bestehend aus Beratung, Bewertung, Daten, Applikationen und Publikationen – begleiten wir unsere Kunden im In- und Ausland. Unser Wissen schafft Transparenz und ebnet neue Wege für die Weiterentwicklung der Immobilienwirtschaft. Mit einem rund 200-köpfigen, interdisziplinären Beraterteam verfügt das Unter- nehmen über eine hohe Kompetenz und langjährige Erfahrung. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stammen aus den Disziplinen Ökonomie, Architektur, Informatik, Ingenieurwesen sowie Sozial- und Naturwissenschaften. Die in Zürich, Genf, Bern, Lugano, Frankfurt am Main, Berlin, Hamburg und München stationierten Beraterteams werden von einem internationalen Netzwerk von Partnerfirmen und regional gut verankerten Fachpersonen ergänzt. Für Kontinuität, Nachhaltigkeit und Unabhängigkeit der Unternehmensleistungen bürgen die achtzehn Partner, die zugleich Eigentümer der Wüest Partner AG sind: Andreas Ammann, Marcel Scherrer, Marco Feusi, Andreas Bleisch, Jan Bärthel, Patrick Schnorf, Mario Grubenmann, Patrik Schmid, Gino Fiorentin, Stefan Meier, Hervé Froidevaux, Ronny Haase, Pascal Marazzi-de Lima, Andreas Keller, Karsten Jungk, Ivan Anton, Fabio Guerra und Alain Chaney. Disclaimer: Diese Studie wurde im Auftrag des BAFU verfasst. Für den Inhalt ist allein der Auftragnehmer verantwortlich. 2 / 30
Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 4 1.1 Referenz für Klimaverträglichkeit 4 1.2 Zusammenfassung der Methodik 5 1.3 Einschränkungen 6 2 Robustheit der Daten 6 3 Der Schweizer Immobilienmarkt 9 3.1 CO2-Emissionen des Gebäudeparks Schweiz 9 3.2 Finanzmarktakteure und der Gebäudepark Schweiz 11 3.3 Teilnehmende im Immobilien-Modul von PACTA 2020 13 4 Resultate für direkt gehaltene Gebäude 15 4.1 Datenlage für direkt gehaltene Immobilien 15 4.2 CO2-Emissionen und Klimaverträglichkeit der direkt gehaltenen Gebäude 15 4.3 Heizträger und geplante Sanierungsmassnahmen 18 4.4 Nutzungen 21 5 Resultate Hypotheken 23 5.1 Datenlage für Hypotheken 23 5.2 CO2-Emissionen und Klimaverträglichkeit der Hypothekenportfolios 24 5.3 Auswertung nach Kantonen 26 6 Handlungsoptionen 27 6.1 Was sind grundsätzliche Handlungsoptionen? 27 6.2 Qualitative Aussagen der Teilnehmer 28 6.3 Hypothetische Sanierung 29 7 Schlussfolgerungen 30 Wüest Partner AG Alte Börse Bleicherweg 5 8001 Zürich Schweiz T +41 44 289 90 00 wuestpartner.com Regulated by RICS
1 Einleitung Dieser Bericht entspricht den Abschnitten zu direkt gehaltenen Immobilien sowie Hypotheken im Bericht 2°Investing Initiative, Wüest Partner (2020): Bridging the gap: Measuring climate goal alignment and climate actions of Swiss financial institutions (im Auftrag des BAFU) in Deutsch.1 Als Erweiterung zur Klimaverträglichkeits -Analyse 2017 für Finanzmarktakteure wurde für die aktuelle Durchführung von PACTA 2020 (Paris Agreement Capital Transition Assessment) zur bestehenden Analyse von Aktien- und Unternehmensanleihenportfolios ein zusätzliches Modul zur Analyse der Immobilien- und Hypothekarportfolios Schweiz eingeführt. Dieses Modul wurde im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt BAFU durch Wüest Partner 2018/19 entwickelt. In enger Zusammenarbeit mit dem BAFU hat Wüest Partner dieses neue Immobilien-Modul in der Durchführung von PACTA 2020 auf alle eingereichten Immobilien- und Hypothekarportfolios angewendet. Damit werden im Wesentlichen folgende Forschungsfragen gestellt: — Wie hoch sind die CO2-Emissionen der Immobilien- beziehungsweise Hypothekenportfolios aller Teilnehmenden im PACTA 2020 Test? — Wie hoch sind die CO2-Gebäudeemissionen der vier betrachteten Branchen (Banken, Versicherungen, Pensionskassen, Vermögensverwaltende)? — Wie schneiden die Branchen im Verhältnis zu den Schweizer Klimazielen für den Gebäudepark ab, das heisst, wie klimaverträglich sind die Immobilien- bzw. Hypothekarportfolios? 1.1 Referenz für Klimaverträglichkeit Um die Klimaverträglichkeit der Immobilien- bzw. Hypothekarportfolios der Testteilnehmenden zu ermitteln, werden die CO2-Emissionen der getesteten Immobilien mit verschiedenen Referenzwerten verglichen. Als Referenzwerte werden dazu folgende Szenarien beigezogen: — Der Absenkpfad des Bundesrates für den gesamten Gebäudepark Schweiz auf «Netto-Null» bis ins Jahr 2050.2 — Die entsprechenden CO2-Emissionsgrenzwerte für den Heizungsersatz bei bestehenden Gebäuden bzw. für Neubauten gemäss des totalrevidierten CO2- Gesetzes3 — Das Szenario «weiter-wie-bisher» gemäss dem Methodenbericht zum Immobilientool von Wüest Partner.4 Die Zielsetzung «Netto-Null» für das Jahr 2050 bedeutet, dass die Schweiz und damit auch der Schweizer Gebäudepark im Jahr 2050 kein CO2 mehr ausstossen soll. Dieser «Netto-Null» Zielpfad dient also als Referenz, an welchem die Klimaverträglichkeit einer Immobilie auch prospektiv gemessen werden kann. Diese Referenz gibt für jedes Jahr von 2020 bis 2050 vor, wie viel CO2 jeder Gebäudetyp durchschnittlich noch ausstossen sollte. Einen entsprechenden Anhaltspunkt bilden ebenfalls die Grenzwerte gemäss totalrevidiertem CO2-Gesetz (vgl. Kapitel 2.1). 1 Vgl. https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/klima/fachinformationen/klima-und- finanzmarkt.html 2 Vgl. https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-76206.html 3 Vgl. https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/klima/recht/totalrevision-co2-gesetz.html 4 Vgl. https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/klima/fachinformationen/klima-und- finanzmarkt.html 4 / 30
Beide Werte werden als Effizienz ausgewiesen, sprich als emittierte Menge an CO2 in Kilogramm pro Quadratmeter Energiebezugsfläche. Der erste Grenzwert des neuen CO2-Gesetzes liegt bei 20 kg/m2. Es ist vorgesehen, dass bei einem Heizungsersatz ein Gebäude ab 2023 nicht mehr als dieser Grenzwert emittieren darf. Der Grenzwert soll in Fünfjahresschritten jeweils um 5 kg/m2 gesenkt werden. Bei PACTA 2020 wurden dazu zwei Zeitscheiben gewählt. Die erste im Jahr 2020 stellt eine Analyse des Ist-Zustandes dar, während die zweite Zeitscheibe 2030 die Situation in 10 Jahren abbilden soll. Dazu können die Teilnehmenden ihre geplanten Sanierungsmassnahmen der in diesem Test relevanten Gebäudemerkmale Fassade, Fenster, Dach und Keller einreichen. Die Substitution des bestehenden Energieträgers für die Heizung bzw. Warmwasseraufbereitung mit einem anderen – beispielsweise durch den Ersatz von Öl mit Gas oder mit einem nicht fossilen Energieträger – kann ebenfalls berücksichtigt werden. 1.2 Zusammenfassung der Methodik Die Teilnehmenden an PACTA 2020 konnten den Standort des Gebäudes in Form der EGID (Eidgenössische Gebäudekennzeichnung), einer Adresse oder der geographischen Koordinaten angeben. Die zusätzlichen Faktoren (z.B. Heizungsträger, Energieverbrauchsfläche, Sanierungsdetails) zur Bestimmung der CO2-Emissionen für jede Schweizer Immobilie können bei der Anwendung des Immobilien-Moduls aus dem Schweizerischen Gebäude- und Wohnungsregister (GWR) des Bundesamtes für Statistik ergänzt werden. Optional kann der Portfolio- Eigentümer einige dieser Faktoren selbst ergänzen, wenn aktuellere oder präzisere Daten zur Verfügung stehen. Mit der SIA-Norm 380/1 (2016) «Heizwärmebedarf» als Basis wird für jedes eingereichte Gebäude ein vereinfachter, «virtueller, digitaler Zwilling» erstellt und dessen Heizwärmebedarf berechnet. Mittels der vom BAFU vorgegebenen CO2-Emissionsfaktoren für die drei Energieträger «Heizöl», «Erdgas» und «andere» werden die jährlichen CO2-Emissionen berechnet, die bei der Wärmeerzeugung für Heizung und Warmwasser dieses Gebäudes anfallen. Für eine korrekte Berechnung im Rahmen des Immobilien-Moduls sind für jedes Gebäude des Teilnehmenden folgende Angaben notwendig: Angabe Beispiel Obligatorisch/optional Tabelle 1 Energiebezugsfläche (EBF) in m2 500 Obligatorisch Benötigte Angaben der Anzahl Stockwerke (beheizt) 3 Obligatorisch Teilnehmenden für den CO2- Gebäude Baujahr 1995 Obligatorisch Rechner PACTA Hauptnutzungstyp Gebäude (Definition gemäss SIA 380/1:2009) 1: Wohnen EFH Obligatorisch Code der zugeordneten Klimamessstation ABO (Adelboden) Obligatorisch (Definition gemäss Auszug aus Merkblatt SIA 2028) Energieträger für Heizung und Warmwasser Öl/Gas/andere Obligatorisch Sanierungsjahr Fassade 2010 Optional Sanierungsjahr Dach 2010 Optional Sanierungsjahr Fenster 2000 Optional Sanierungsjahr Keller Keine Angabe Optional Falls die obligatorischen Angaben nicht direkt vom Teilnehmenden mitgeliefert wurden, konnten diese wie oben erwähnt aus dem GWR bezogen werden. Nach einer erfolgreichen Berechnung werden folgende Kenngrössen ausgegeben: Kenngrösse Einheit Tabelle 2 CO2-Emissionen pro Energiebezugsfläche und Jahr kg pro m2 und Jahr Kenngrössen des CO2- CO2-Emissionen pro Jahr, Total kg pro Jahr Rechners PACTA 5 / 30
Das für die Berechnungen im Immobilien-Modul mit Hilfe der Statistik-Umgebung «R»5 entwickelte R-Package kann als Open-Source-Software beim BAFU bezogen werden. Detaillierte Angaben sind im entsprechenden Methodenbericht verfügbar6. 1.3 Einschränkungen Die automatisch verwendeten Eingabedaten aus dem schweizerischen Gebäude- und Wohnungsregister (GWR) können je nach Kanton und Gebäudetyp hinsichtlich ihrer Datenqualität unterschiedlich genau sein. Sie werden sich im Laufe der Zeit durch die Datenpflege der jeweiligen Gemeinden verbessern und können – falls genauere Angaben vorhanden – selbstverständlich zusätzlich vom Eigentümer des Portfolios überschrieben werden. Der Stromverbrauch wird in der Methodik des Immobilien-Moduls als CO2-neutral angenommen, entsprechend dem in der Schweiz produzierten Strommix. Energetische Aspekte, die für den Bau einer Immobilie verwendeten Materialien (graue Energie) sowie Fragen des Recyclings werden im Immobilien-Modul nicht berücksichtigt. Finanzielle Indikatoren (z.B. Sanierungskosten, Betriebskosten, Veränderungen der Ertragssituation etc.) werden ebenfalls nicht berücksichtigt oder ausgewiesen. 2 Robustheit der Daten Wie im Methodenbericht dargelegt, waren 2018 bei 13 % der Gebäude aus dem Gebäude- und Wohnungsregister (GWR) die beiden Gebäudemerkmale Energieträger bzw. Baujahr nicht bekannt. Bei 78 % der im Test einbezogenen Gebäude sind diese Angaben zwar im GWR vorhanden, sie müssen aber als nicht zwingend ganz aktuell betrachtet werden. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn das Alter eines Gebäudes gemäss dem hinterlegten Baujahr mehr als 30 Jahre beträgt, gleichzeitig jedoch keinerlei Angaben zu irgendwelchen Sanierungen greifbar sind. Was die Kantone betrifft, so liefern lediglich die Gebäude aus dem Kanton Basel- Stadt 100 % der für die Analyse notwendigen Gebäudemerkmale. Bei allen anderen Kantonen fehlt ein Teil der notwendigen Gebäudemerkmale für die Berechnungen. Falls die Teilnehmenden diejenigen Gebäudemerkmale aus ihren eigenen Datenquellen einspeisen konnten, erhöht sich somit automatisch die Aussagekraft der Ergebnisse der CO2-Berechnung. Die Datenqualität der bei PACTA 2020 eingereichten Gebäude wird mit den drei Kategorien «gut», «mittel» und «mässig» beurteilt. Die folgende Tabelle gibt Auskunft über die Kriterien der jeweiligen Zuteilung in eine der drei Kategorien. Qualität Kriterien Tabelle 3 gut Gebäudealter ≤ 30 Jahre oder Gebäudealter > 30 Jahre mit Sanierungen Kriterien zur Kategorisierung mittel Gebäudealter > 30 Jahre und keine Sanierungen vorhanden der Daten bezüglich ihrer mässig Energieträger und Baujahr fehlt Qualität n/a obligatorische Angabe fehlt Über die Hälfte (55 %) der eingereichten, direkt von institutionellen Investoren gehaltenen Gebäude fallen in die beste Kategorie «gut» und 44 % sind «mittel». 5 https://www.r-project.org 6 https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/klima/fachinformationen/klima-und-finanzmarkt.html 6 / 30
Aufgrund fehlender Angaben von den für die Berechnung zwingend notwendigen Parametern konnten für 9 % der zum Test eingereichten Gebäude keine CO2- Emission berechnet werden. Von den 91 % der restlichen Gebäude musste lediglich bei 1 % die Datenqualität mit der Kategorie «mässig» beurteilt werden. Den höchsten Anteil an Gebäuden, die wegen einer fehlenden Angabe nicht berechnet werden konnten, gehören zum Segment der Banken. Die Pensionskassen kennen ihre direkt gehaltenen Gebäude sehr gut, so sind fast 80 % der getesteten Gebäude in der Kategorie der Datenqualität «gut». Von den beiden anderen Branchen Versicherungen und Vermögensverwaltende weisen über 60 % der Gebäude die Datenqualität «gut» auf. Abbildung 1 Qualität der eingereichten Daten bei den direkt gehaltenen Gebäuden (2020) Insgesamt war bei rund 30 % der Gebäude im Segment der Hypotheken keine Berechnung möglich, da ein zwingend notwendiger Parameter (Fläche, Baujahr, Geschosszahl etc.) nicht verfügbar war. Von den restlichen über 880'000 Gebäuden haben fast zwei Drittel (64 %) eine Datenqualität der Kategorie «mittel», 21 % der Kategorie «gut» und 15 % der Kategorie «mässig». Die Verfügbarkeit von Daten mit einer mittleren oder gar guten Qualität, wie dies bei den direkt gehaltenen Liegenschaften der institutionellen Eigentümer der Fall ist, ist bei den Hypotheken noch nicht gegeben. Häufig wurden lediglich Adressdaten eingereicht. Dies kann an technischen Hindernissen liegen wie z. B. nicht vernetzte Datenbanken oder noch nicht digitalisierten Beständen. Auch sind gewisse Angaben zur technischen Ausstattung eines Gebäudes wie die Art des Energieträgers für die Gewährung einer Hypothek bisher als nicht direkt relevant eingeschätzt worden und daher beim Kreditgeber nicht systematisch erfasst worden. 7 / 30
Abbildung 2 Datenqualität der Gebäude (Anzahl), die mit einer Hypothek belastetet sind (2020) Bei den Hypotheken zeigt sich bezüglich der Datenqualität zwischen dem Anteil der Gebäude und dem Anteil der Energiebezugsfläche ein leicht unterschiedliches Bild. So zeigten Gebäude mit einer grösseren Energiebezugsfläche eine bessere Datenqualität als dies bei der reinen Anzahl der Gebäude sichtbar ist. Die für die absoluten CO2-Emissionen entscheidende Energiebezugsfläche hat in allen Kategorien der Datenqualität einen höheren Anteil, was sich positiv auf die Belastbarkeit der berechneten Ergebnisse auswirkt. Qualität Anteil Gebäude Anteil EBF Tabelle 4 gut 15 % 21 % Anteil der Kategorien je Datenqualität nach Gebäuden mittel 45 % 56 % und Energiebezugsflächen mässig 10 % 11 % n/a 30 % 12 % 8 / 30
3 Der Schweizer Immobilienmarkt 3.1 CO2-Emissionen des Gebäudeparks Schweiz Die CO2-Emissionen des Gebäudeparks Schweiz betragen gemäss dem Treibhausgasinventar7 des BAFU zurzeit etwas mehr als ein Viertel der gesamten CO2-Emissionen der Schweiz. Der Anteil der mit nicht fossilen Energieträgern betriebenen Gebäude nimmt seit dem Jahr 2000 stark zu. Trotzdem ist die Veränderung im gesamten Bestand aller Gebäude in der Schweiz recht träge. So wurden im Jahr 2017 gemäss dem Bundesamt für Statistik8 immer noch rund 40 % aller Gebäude mit Heizöl und rund 20 % mit Gas als Hauptenergieträger betrieben. Gegenüber der Ausgangslage von 1990 hat sich der Anteil des Heizöls um rund einen Drittel reduziert, während sich der Anteil des Gases verdoppelt hat. Allerdings ist mittlerweile fast jedes fünfte Gebäude mit einer Wärmepumpe ausgestattet und produziert gemäss der hier verwendeten Konvention zum Strommix kein CO2 in der Schweiz (Territorialprinzip gemäss dem Übereinkommen von Paris). Bei den zum Test eingereichten direkt gehaltenen Gebäude wurden 29 % mit Öl und 41 % mit Gas als Energieträger betrieben. Bei den Hypotheken beträgt der Anteil mit Öl 59 % und jener mit Gas 20 %. Die CO2-Emissionen sind in der Vergangenheit kontinuierlich gesunken. Bis 2020 sollen die CO2-Emissionen aus Gebäuden um mindestens 40 % unter das Niveau von 1990 sinken. Das Zwischenziel von minus 22 % bis 2015 gegenüber 1990 (Art. 3 CO2-Verordnung) wurde übertroffen.9 Das indikative Ziel für das Jahr 2020 von minus 40 % im Vergleich zu 1990 wird hingegen voraussichtlich verfehlt.10 Abbildung 3 Entwicklung der CO2- Emissionen aus Gebäuden und Zielpfad des Bundesrates Der Einsatz von verschiedenen klimapolitischen Instrumenten wie dem Gebäudeprogramm und kantonalen Förderprogrammen unterstützten in den letzten Jahren die Emissionsreduktion. Seit 2008 wird die CO2-Abgabe auf 7 https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/klima/daten-indikatoren- karten/daten/treibhausgasinventar.html 8 https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/bau-wohnungswesen/gebaeude/energiebereich.html 9 https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/klima/fachinformationen/klimapolitik/gebaeude.html 10 https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/klima/mitteilungen.msg-id-78720.html 9 / 30
Brennstoffe erhoben. Sie setzt Anreize, weniger fossile Brennstoffe zu verbrauchen. Ein Drittel der Einnahmen aus der CO2-Abgabe wird für das Gebäudeprogramm von Bund und Kantonen eingesetzt. Es fördert Sanierungen an der Gebäudehülle, Investitionen in erneuerbare Energien, die Abwärmenutzung und die Gebäudetechnik sowie seit 2018 neu auch Geothermie-Projekte. Einen wichtigen Beitrag leisten auch die Kantone mit spezifischen Förderinstrumenten und gesetzlichen Vorschriften. Um das vom Bundesrat erklärte Ziel «Netto-Null» im Jahr 2050 zu erreichen, muss der gesamte Gebäudepark Schweiz seine CO2-Emmissionen zukünftig jedoch schneller reduzieren, als dies in der Vergangenheit der Fall war. Heute sind für das Ziel der weiteren Reduktion der CO2-Emissionen die Technologien im Gebäudesektor weitgehend vorhanden. Effiziente Wärmedämmungsmassnahmen für Fassaden, Fenster und Dächer werden von der Wirtschaft angeboten. Auch zur Substitution von fossilen Energieträgern steht eine breite Palette von Möglichkeiten zur Verfügung. So kamen im Jahr 2017 Wärmepumpen (17.9 % aller Gebäude mit Wohnnutzungen), Holz (10.1 %) und Fernwärme (4.2 %) zum Einsatz. Im Segment der Neubauten werden die neu erstellten Gebäude bereits heute weitgehend mit erneuerbaren Heizsystemen ausgestattet. Die folgende Abbildung zeigt die Entwicklung der unterschiedlichen Heizsysteme im Verlauf der letzten 10 Jahre. Abbildung 4 Marktanteile der Heizsysteme in Neubau Neubauten brauchen heute rund 4 bis 7 mal weniger Energie als Gebäude, die vor 1980 gebaut wurden11, und der Marktanteil an Investitionen in erneuerbare Heizsysteme beträgt bei Neubauten bereits heute rund 90 %. Beim Umbau bzw. dem Austausch von Heizsystemen hingegen lag der Marktanteil erneuerbarer Systeme 11 http://www.sia.ch/de/themen/energie/modernisierung-gebaeudepark/ 10 / 30
2014 noch unter 20 %.12 Zudem wird in Sanierungen von Bestandesbauten heute jährlich nur rund halb so viel investiert (ca. CHF 13 Mrd.) wie in die Errichtung von Neubauten (ca. CHF 27 Mrd.).13 Im Rahmen der Totalrevision des CO2-Gesetzes14 sollen Grenzwerte für den CO2-Ausstoss von Gebäuden eingeführt werden. Das Parlament hat beschlossen, dass ab 2023 im Fall einer Heizungserneuerung ein CO2-Grenzwert15 von 20 kg/m2 in einem Jahr gelten soll. Dieser Grenzwert wird alle 5 Jahre um 5 kg verschärft. Damit könnten Hausbesitzer nur noch dann eine neue Ölheizung einbauen, wenn das Haus sehr gut isoliert ist. Neubauten dürfen ab 2023 für Heizung und Warmwasser grundsätzlich keine CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoffen mehr verursachen. Zudem soll der maximale Satz der CO2-Abgabe aus Brennstoffen von heute CHF 120 auf bis zu CHF 210 pro Tonne CO2 steigen, wenn die Emissionen aus Brennstoffen nicht genügend zurückgehen. Ebenfalls weitergeführt werden das Gebäudeprogramm sowie die kantonalen Förderprogramme und Regelungen. Die im Klimaverträglichkeitstest eingereichten Immobilien- und Hypothekarportfolios werden daher dahingehend untersucht, inwieweit sie mit den Grenzwerten des totalrevidierten CO2-Gesetzes bei einem Heizungsersatz bei bestehenden Gebäuden übereinstimmen. Diese Grenzwerte dienen ebenfalls als Referenz zu dem «Netto-Null» Ziel des Bundesrates für das Jahr 2050 für den Gebäudepark 2050. 3.2 Finanzmarktakteure und der Gebäudepark Schweiz Je nach Nutzung sind zwischen 10 und 20 % aller vermieteten Liegenschaften im Besitze von institutionellen Investoren wie Pensionskassen, Versicherungen und Anlagestiftungen. Der Gesamtwert aller vermieteten Liegenschaften in der Schweiz beträgt rund CHF 1'800 Mrd. Davon entfallen CHF 950 Mrd. auf Wohnimmobilien und CHF 850 Mrd. auf Geschäftsimmobilien. Darin nicht enthalten sind Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser (mit geschätzten Marktwerten von CHF 800 und 900 Mrd.). Einer groben Abschätzung von Wüest Partner zufolge befinden sich Wohnimmobilien mit rund 67 % (wertmässiger Marktanteil) mehrheitlich im Privatbesitz. Institutionelle Investoren besitzen wertmässig rund ein Fünftel aller vermieteten Wohnliegenschaften in der Schweiz mit einem geschätzten Gesamtwert von CHF 100 Mrd. Der Rest wird von privaten und juristischen Eigentümern, Wohnbaugenossenschaften etc. gehalten. Der Anteil der institutionellen Eigentümer ist zu rund zwei Fünfteln im Besitz von Pensionskassen und zu einem Viertel von Versicherungen. Den Rest teilen sich anders strukturierte Gefässe unter sich auf. Bei den Geschäftsliegenschaften ist der Anteil der institutionellen Eigentümer mit nur rund 10 % bzw. 85 Mrd. kleiner, wobei auch hier die Pensionskassen mit fast einem Drittel die grösste Eigentümergruppe sind. Ein Viertel der Gebäude gehört den Immobilienfonds, womit sie in diesem Segment wesentlich höher investiert sind als im Wohnsegment. Institutionelle Investoren wie Pensionskassen, Versicherungen und Banken sind also relevante Besitzer von Gebäuden und können eine entsprechende Vorreiterrolle einnehmen. 12 Wüest & Partner (2015): Heizsysteme: Entwicklung der Marktanteile 2001-2014, Aktualisierung 2015 13 BFE (2017): Gebäudepark 2050, Factsheet 14 https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/klima/recht/totalrevision-co2-gesetz/faq-co2.html 15 https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20170071 Das totalrevidierte CO2-Gesetz für die Zeit nach 2020 wurde vom Parlament verabschiedet. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Berichts läuft die Referendumsfrist noch. 11 / 30
Die Hypothekarforderungen stellen kontinuierlich den grössten Anteil am Kreditvolumen von Schweizer Banken dar.16Das ausstehende inländische Kreditvolumen betrug im Jahr 2019 CHF 1'214 Mrd. – davon stammten CHF 171 Mrd. aus gedeckten und ungedeckten Forderungen gegenüber Kunden (Unternehmen, öffentliche Körperschaften und Konsumkredite) und CHF 1'043 Mrd. aus Hypothekarforderungen. Im Vergleich zum Vorjahr nahm das gesamte inländische Kreditvolumen im Jahr 2019 um 3.3 % zu. Sie haben seit 2009 um CHF 318 Mrd. (+43.9 %) zugelegt und der Anteil am inländischen Kreditvolumen ist von 80.3 % auf 85.9 % gewachsen. Drei Viertel davon sind Hypothekarforderungen, die an private Haushalte vergeben wurden.17 Rund ein Drittel der Hypothekarforderungen werden für Mietimmobilien verwendet.18 Der Marktanteil der Kantonalbanken am inländischen Hypothekarkreditvolumen betrug Ende 2017 etwas mehr als ein Drittel. Dahinter folgten die Grossbanken mit 26.7 %. Damit sind die in- und ausländischen Hypothekarforderungen mit einem Anteil von rund 30.6 % (2017) an der aggregierten Bilanzsumme auch der bedeutendste Aktivposten der Schweizer Banken.19 Abbildung 5 Entwicklung des inländischen Kreditvolumens der Banken 3.3 Teilnehmende im Immobilien-Modul von PACTA 2020 Die Auswertungen werden in der Regel nach den vier untersuchten Branchen — Banken, — Versicherungen, — Pensionskassen — und Vermögensverwaltende aufgeteilt. Weiter erfolgt eine getrennte Auswertung zwischen den beiden Segmenten «direkt gehaltene Immobilien» und «Hypotheken». Bei ersteren sind die 16 https://www.swissbanking.org/finanzplatz-in-zahlen/bankensektor/ 17 Swissbanking (2018): Bankenbarometer 2018 18 Schweizerische Nationalbank (2018): Bericht zur Finanzstabilität 2018 19 Die Gesamt-Bilanzsumme aller Banken entsprach 2017 3249 Mrd. CHF. Obwohl 253 Bankinstitute in der Schweiz existieren, entfällt knapp die Hälfte der Gesamt-Bilanzsumme auf die vier Institute der Grossbanken. 12 / 30
jeweiligen Gebäude in direktem Eigentum der entsprechenden juristischen Person, die somit auch einen unmittelbaren Einfluss auf etwaige Sanierungs- und Substitutionstätigkeiten hat. Immobilien, die beispielsweise von Pensionskassen über einen Anteil an einem Immobilienfonds indirekt gehalten werden, flossen nur in die aggregierte Auswertung ein, wenn die direkten Gebäudeeigentümer das entsprechende Fondsportfolio zum Testen eingereicht haben. Beim zweiten Segment handelt es sich um hypothekarisch gesicherte Kredite von Gebäuden, wobei sich die eigentlichen Gebäude nicht im Eigentum der jeweiligen Teilnehmenden an PACTA 2020 befinden. Es werden jeweils zwei Angaben zu den CO2-Emissionen gemacht. Einerseits erfolgt eine relative Angabe im Verhältnis zu den Energiebezugsflächen und andererseits eine absolute Angabe in Mio. Tonnen CO2. Wüest Partner geht davon aus, dass rund die Hälfte aller von institutionellen Anlegern direkt gehaltenen Gebäude zum Klimaverträglichkeitstest eingereicht wurden. Insgesamt wurden über 23'000 Gebäude bei PACTA 2020 zur Analyse eingereicht. Die Pensionskassen haben mit 43 % aller Portfolios den anzahlmässig grössten Teil eingereicht. Banken und Versicherungen sind gleichauf, während die Vermögensverwalter (inkl. Anlagestiftungen) leicht weniger Portfolios eingereicht haben. Abbildung 6 Verteilung der getesteten Portfolios mit direkt gehaltenen Gebäuden (2020) Im Segment der Hypotheken wurden rund 1.15 Mio. Wohngebäude bei PACTA 2020 eingereicht, was rund zwei Drittel aller Wohngebäude in der Schweiz entspricht.20 Damit kann davon ausgegangen werden, dass der Schweizer Immobilienpark in der diesjährigen PACTA-Analyse gut abgedeckt wird. Insgesamt wurden 28 Hypothekarportfolios (von 26 Finanzinstituten) eingereicht. Die Banken haben mit 12 Portfolios (43 %) den grössten Anteil und die beiden Branchen Pensionskassen und Versicherungen teilen sich mit je 8 (29 %) den Rest. 20 https://www.hev-schweiz.ch/vermieten/statistiken/immobilienwirtschaft/ 13 / 30
Banken haben im Mittel die flächenmässig grösseren Gebäude zum Test eingereicht, während die Versicherungen rund 30 % mehr Gebäude eingereicht haben, diese jedoch jeweils etwas kleiner sind. Insgesamt konnten im Segment der direkt gehaltenen Immobilien rund 7 % der Schweizer Energiebezugsflächen (EBF) analysiert werden. Die Grösse der Energiebezugsfläche ist für die Abschätzung der Klimaverträglichkeit der entscheidendere Faktor als die Anzahl der Gebäude. Drei der vier betrachteten Branchen haben mit jeweils rund 14 Mio. m2 Energiebezugsfläche jeweils ein in etwa gleich grosses Gewicht, währen die Vermögensverwalter mit rund 11 Mio. m2 Energiebezugsfläche etwas kleiner sind. Abbildung 7 Verteilung der EBF der direkt gehaltenen Immobilien auf die vier Branchen (2020) Wird die Anzahl der Gebäude in Betracht gezogen, so zeigt sich bezüglich der drei Branchen Banken, Pensionskassen und Versicherungen ein umgekehrtes Bild im Vergleich zu den Energiebezugsflächen. 14 / 30
Abbildung 8 Verteilung der direkt gehaltenen Immobilien auf die vier Branchen (2020) In den weiteren Abschnitten zu den Resultaten werden nun zuerst die direkt gehaltenen Gebäude der institutionellen Eigentümer beleuchtet, da hier der Einfluss der Eigentümer auf die Klimaverträglichkeit unmittelbar ist. Auch sind in diesem Segment die eingereichten Daten von einer besseren Qualität, da die direkten Eigentümer heute über ein grösseres Wissen über ihre Gebäude verfügen. Die vergleichbaren Analysen für die Hypothekarportfolios folgen danach in einem eigenen Abschnitt. 4 Resultate für direkt gehaltene Gebäude 4.1 Datenlage für direkt gehaltene Immobilien Die institutionellen Immobilieneigentümer kennen ihre Gebäude im Bereich der Energieträger gut. Bei 79 % aller Gebäude konnten die Daten auf Wertangaben der Eigentümer abgestützt werden. Lediglich bei 17 % der direkt gehaltenen Gebäude mussten die Angaben zum Heizträger, zur Energiebezugsfläche und zu Sanierungen aus dem GWR übernommen werden und nur bei 4 % der Gebäude war der Energieträger unbekannt und wurde daher wie im Methodikteil beschrieben mit Öl angenommen. In der gesamten Schweiz lag der Anteil an Gebäuden mit einem fossilen Energieträger bei Öl bei 40 % und bei Gas bei 20%. Falls von den Teilnehmenden Angaben zu Sanierungsmassnahmen eingereicht wurden, sind diese für die Berechnung berücksichtigt worden. Dies gilt auch für die in der nächsten Dekade geplanten Sanierungsmassnahmen und die Berechnungen für das Jahr 2030. Es wurden an keiner Stelle, also auch nicht bei sehr alten Gebäuden, Modellierungen bezüglich Sanierungen angewendet, sondern jeweils nur auf die eingereichten Daten bzw. die Angaben im GWR abgestützt. 4.2 CO2-Emissionen und Klimaverträglichkeit der direkt gehaltenen Gebäude In einer Gesamtbetrachtung kann festgestellt werden, dass die von institutionellen Eigentümern direkt gehaltenen Gebäude im Schnitt weniger CO2 in kg/m2 emittieren als der restliche, gesamte Gebäudepark. Der mittlere 15 / 30
Ausstoss von CO2-Emissionen des gesamten Gebäudeparks in der Schweiz beträgt gemäss der im Methodenbericht21 dargelegten Methodik 34.5 kg/m2. Der mittlere CO2-Ausstoss des Gebäudeparks wird dabei überschätzt, weil für diese Abschätzung die Daten aus dem Gebäude- und Wohnungsregister des Bundesamts für Statistik hinzugezogen wurden und bei unbekanntem Energieträger gemäss dem Vorsichtsprinzip nach Vorgabe des BAFU jeweils Öl angenommen wurde. Die Angaben verteilen sich mit einer Bandbreite der Mediane von 12.3 kg/m2 bis 15.5 kg/m2 22 recht ausgeglichen auf die vier betrachteten Branchen. Damit liegen im Mittel alle bei PACTA 2020 getesteten Gebäude unter dem Grenzwert von 20 kg/m2 des neuen CO2-Gesetzes. Im Segment der direkt gehaltenen Immobilien ist also bezüglich der Klimaverträglichkeit heute ein gutes Resultat festzustellen. Auf die Auswirkungen der geplanten Sanierungs- und Substitutionsmassnahmen wird später noch detaillierter eingegangen. Abbildung 9 Median der CO2-Emission pro m2 EBF nach Branche (2020) Die Verteilung der absoluten CO2-Emissionen auf die vier Branchen ist relativ ausgeglichen. Den geringsten Anteil haben Vermögensverwalter mit 20 % der Emissionen, den grössten Anteil haben Versicherungen mit 31 %. Die Banken und Pensionskassen liegen dabei mit Werten von 24 % und 25 % dazwischen. Tabelle 5 Anteil absolute Anteile der absoluten CO2- Branche CO2-Emissionen Emissionen nach Branche Bank 24 % Pensionskasse 25 % Versicherung 31 % Vermögensverwaltung 20 % 21 https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/klima/fachinformationen/klima-und-finanzmarkt.html 22 Die Angaben erfolgen jeweils in kg CO2 pro m2 Energiebezugsfläche und Jahr 16 / 30
Der Grenzwert von 20 kg/m2 kann von den allermeisten Teilnehmenden mit ihren jeweiligen Portfolios bereits heute eingehalten werden. Bei der nächsten Verschärfung auf 15 kg/m2 würden allerdings rund die Hälfte aller Teilnehmenden ohne zusätzliche Heizersatz- und Sanierungsmassnahmen über diesem zukünftigen Grenzwert liegen. Betrachtet man jedoch den Median der CO2-Emissionen aller direkt gehaltenen Gebäude aller Teilnehmenden von PACTA 2020, beträgt dieser für das Jahr 2020 15.2 kg/m2. Bei Berücksichtigung der von den Teilnehmenden in den nächsten 10 Jahren geplanten Sanierungen sinkt dieser Wert auf 11.5 kg/m2, was für die gesamten CO2-Emissionen pro Jahr eine Reduktion von 9 % ausmachen würde. Bei der Betrachtung der EBF-bezogenen CO2-Emissionen der Portfolios aller Teilnehmenden fällt eine recht grosse Heterogenität auf. Die Bandbreiten reichen von rund 45 kg/m2 bis hin zu knapp über 1 kg/m2. Abbildung 10 Verteilung der mittleren relativen CO2-Emissionen für jedes eingereichte Portfolio nach Branche (2020) Im aktuellen Test haben wesentlich mehr Pensionskassen teilgenommen als Organisationen aus den anderen drei Branchen. Deshalb werden diese hier gesondert dargestellt. Die Bandbreite der relativen CO2-Emissionen reicht von 35 kg/m2 bis 6 kg/m2. 17 / 30
Abbildung 11 Verteilung der mittleren relativen CO2-Emissionen für jedes eingereichte Portfolio der Pensionskassen (2020) 4.3 Heizträger und geplante Sanierungsmassnahmen 70 % aller Gebäude von institutionellen Eigentümern im Test werden mit den fossilen Energieträgern Öl und Gas betrieben. Für alle Gebäude in der Schweiz beträgt dieser Wert rund 60%. Die mit Öl als Energieträger betriebenen Gebäude zeigen durchwegs Werte von über 25 kg/m2, die somit über dem ersten gültigen Grenzwert von 20 kg/m2 des neuen CO2-Gesetzes liegen. Die im Vergleich zu den anderen Branchen höheren Werte bei den Banken für 2030 sind darauf zurück zu führen, dass häufiger keine geplanten Sanierungen in den eingereichten Unterlagen aufgeführt wurden, als dies bei den anderen Branchen der Fall war. Abbildung 12 Relative CO2-Emissionen beim Energieträger Öl unter Berücksichtigung der geplanten Sanierungen zwischen 2020 und 2030 nach Branche (2020) 18 / 30
Abbildung 13 Relative CO2-Emissionen beim Energieträger Gas unter Berücksichtigung der geplanten Sanierungen zwischen 2020 und 2030 (2020) Die drei Branchen Pensionskassen, Versicherungen und Vermögensverwaltungen können durch die in dieser Dekade geplanten Sanierungs- und Substitutionsmassnahmen vor allem beim Heizöl eine Reduktion der CO2-Emissionen erreichen und dadurch weiter zur Klimaverträglichkeit ihrer direkt gehaltenen Immobilien beitragen. Werden die von den Teilnehmenden eingereichten Sanierungsmassnahmen, die im Zeitraum von 2020 bis 2030 geplant werden, für die Berechnung der CO2-Emissionen berücksichtigt, so erfolgen selbstverständlich tiefere mittlere Emissionen je m2. Unter Sanierungsmassnahmen wird der Ersatz der Gebäudeteile «Fassade», «Fenster», «Dach» und «Kellerdecke» mit einem neuen, auf der aktuellen Technik beruhenden Gebäudeteil verstanden. Bei der Substitution wird der Ersatz eines fossilen mit einem erneuerbaren Energieträger zugrunde gelegt. Bei einer solchen Substitution werden die CO2-Emissionen wegen der Annahme eines CO2-neutralen Strommixes in der Schweiz auf null sinken. Beim Energieträger Gas erreichen die Vermögensverwaltenden die höchsten CO2-Reduktionen mit ihren geplanten Sanierungsmassnahmen. Mit einem Wert von neu 14.4 kg/m2 im Jahr 2030 gegenüber 17.2 kg/m2 im Jahr 2020 kann eine Reduktion von -16 % erreicht werden. Beim Energieträger Öl beträgt die Reduktion 14 %. Die gleich hohe Reduktion von 14% erreichen die Pensionskassen mit ihren geplanten Sanierungsmassnahmen beim Energieträger Gas und kommen auf eine neue mittlere relative CO2-Emission von 12.6 kg/m2. Die Versicherungen reduzieren durch geplante Sanierungsmassnahmen ihre mittleren CO2-Emissionen bei beiden fossilen Energieträgern jeweils um unter 3 %. Im Bereich der Substitution von fossilen Energieträgern sind es vor allem die Pensionskassen, die einen gewichtigen Beitrag in den nächsten 10 Jahren leisten werden. So sollen je über 300 Gebäude, die den Energieträger Öl oder Gas haben, mit einem erneuerbaren Energieträger ausgestattet werden. Dies entspricht 20 % der direkt gehaltenen Gebäude der Pensionskassen mit dem Energieträger Öl und 10 % mit dem Energieträger Gas. Die anderen Branchen sind hier viel zurückhaltender und kommen auf Substitutionsraten von 1 bis 2 % bis 2030. Dabei gilt es zu beachten: Es wurden lediglich die eingereichten Angaben zu den 19 / 30
Substitutionen berücksichtigt. Es darf davon ausgegangen werden, dass weitere Substitutionen geplant sind, diese jedoch nicht von den Teilnehmenden im Rahmen der PACTA-Analyse 2020 eingereicht wurden. Von den Banken wurden nur in einigen wenigen Portfolios Angaben zu den geplanten Sanierungs- und Substitutionsmassnahmen gemacht. Deshalb kann hier keine Reduktion der CO2-Emissionen bis ins Jahr 2030 festgestellt werden. Es dürfte jedoch auch hier klar sein, dass dieses Eigentümersegment in der nächsten Dekade ebenfalls solche Massnahmen eingeplant hat, diese jedoch in der aktuellen PACTA-Analyse nicht eingereicht hat. Wegen der weitgehend fehlenden Angaben zu Sanierungs- und Substitutionsmassnahmen bei den Banken, bleiben die CO2-Emissionen in dieser Branche gleich hoch. In der Realität dürfte sich aber auch hier eine Reduktion in den nächsten 10 Jahren ergeben. Ein Viertel aller getesteten Gebäude ist vor 1980 gebaut worden und hat rund 80 % höhere auf den m2 Energiebezugsfläche bezogene CO2-Emissionen als die Gebäude der jüngsten Generation. Die Anteile dieser alten Gebäude in den Portfolios aller vier Branchen sind mehr oder weniger gleich hoch, was auch für die anderen Bauperioden gilt. Wenig überraschend zeigen die ältesten Gebäude mit einem Baujahr vor 1980 die höchsten Werte der relativen CO2-Emissionen. Dieses Ergebnis hängt direkt mit der energetisch bescheidenen Bauqualität dieser vor dem Jahr 1980 erstellten Gebäude zusammen. Bei den jüngsten Gebäuden, die noch mit einem fossilen Energieträger betrieben werden, betragen die relativen CO2- Emissionen noch rund 5 kg/m2. Dieses gute Ergebnis ist der hervorragenden Wärmedämmeigenschaften dieser jüngsten Gebäude geschuldet. Diese Gebäude liegen somit genau auf dem Grenzwert von 5 kg/m2 des CO2-Gesetzes nach der dritten Verschärfung. Die Differenzen zwischen Gebäuden der ältesten und der jüngsten Bauperiode sind mit rund 80 % beträchtlich. Hier ist sicherlich der primäre Ansatz zur Verbesserung der Klimaverträglichkeit eine Substitution der fossilen Energieträger und erst in zweiter Linie die Sanierung der Gebäude. Hinsichtlich der Anzahl Gebäude bilden mit einem Anteil von rund zwei Fünftel die Gebäude der jüngsten Bauperiode die Mehrheit, während noch etwa ein Viertel aller Gebäude, die in direktem Besitz von institutionellen Eigentümern sind, zur ältesten Bauperiode mit den höchsten CO2-Emissionen gehören. Diese rund 40 % jüngsten Gebäude emittieren dank ihrer hohen Effizienz lediglich 8 % der gesamten absoluten CO2-Emissionen, während rund zwei Drittel der absoluten Emissionen von den ältesten Gebäuden ausgehen. Die Verteilung innerhalb der vier betrachteten Branchen ist dabei recht gleichmässig mit leicht höheren Anteilen bei den Versicherungen und Banken. In den anderen Bauperioden sind keine wesentlichen Unterschiede in der Verteilung innerhalb der Branchen zu bemerken. 20 / 30
Abbildung 14 Mittlere CO2-Emissionen der direkt gehaltenen Immobilien nach Bauperiode (2020) Abbildung 15 Verteilung der absoluten CO2- Emissionen nach Bauperiode (2020) Die Pensionskassen planen, bis ins Jahr 2030 durch Sanierungen ihrer ältesten Gebäude - unabhängig von dem jeweiligen eingesetzten Energieträger - die absoluten CO2-Emissionen um rund 20 % zu senken. Bei den Vermögensverwaltungen ergeben die eingereichten Sanierungspläne bei den ältesten Gebäuden eine Reduktion von 10 %, während die anderen beiden Branchen Verbesserungen durch Sanierungen bei den ältesten Gebäuden lediglich im tiefen einstelligen Bereich planen. 4.4 Nutzungen Die Renditeliegenschaften mit Wohnnutzung dominieren mit 90 % aller getesteten Gebäude in direktem Eigentum der institutionellen Eigentümer und zeigen gleichzeitig mit 16.8 kg/m2 die höchsten relativen CO2-Emissionen. Bei der Betrachtung der Energiebezugsfläche, die für die absoluten CO2-Emissionen entscheidend ist, macht das Wohnen mit einem Anteil von 71 % ebenfalls den 21 / 30
grössten Anteil aus. Hier sind die Nutzungen Verwaltung und Verkauf mit Anteilen von 16 % bzw. 10 % wesentlich grösser als bei der Betrachtung nach Gebäude. Abbildung 16 Relative CO2-Emissionen nach Nutzung und Branche (2020) Aufgrund der grossen fossil betriebenen Energiebezugsflächen im Eigentum von Versicherungen hat diese Branche den grössten Anteil an den absoluten CO2- Emissionen, obwohl der Wert der relativen CO2-Emissionen pro Quadratmeter Energiebezugsfläche bei der Nutzung Wohnen mit 17.7 kg/m2 leicht tiefer ist als bei den Banken. Abbildung 17 Absolute CO2-Emissionen nach Nutzung und Branche (2020) Insgesamt 99.4 % aller eingereichten Nutzungen können den drei Kategorien Wohnen, Verwaltung und Verkauf zugeordnet werden, weshalb diese hier als Hauptnutzungen dargestellt sind. Die höchsten CO2-Emissionen werden im Wohnsegment – welches einen Anteil von 90 % aller getesteten Gebäude bzw. 71 % der Energiebezugsflächen ausmacht – mit Werten von jeweils zwischen 14 und knapp 19 kg/m2 festgestellt. Die tiefsten Werte zeigt die Nutzung Verwaltung 22 / 30
(Bürogebäude etc.), wobei diese lediglich 7 % aller getesteten Gebäude, aber 16 % der Energiebezugsfläche ausmacht. Dadurch können einige wenige, aber grosse Gebäude mit einem guten Sanierungsstand den Mittelwert der gesamten Kategorie erheblich beeinflussen. 5 Resultate Hypotheken 5.1 Datenlage für Hypotheken Bei 95 % aller eingereichten Gebäude bei den Hypotheken wurde lediglich die Adresse angegeben. Somit wurden in diesen Fällen sämtliche für die Berechnung der CO2-Emissionen notwendigen Gebäudemerkmale aus dem eidgenössischen Gebäude- und Wohnungsregister (GWR) bezogen werden. Für die Interpretation der Resultate müssen die Vorbehalte zur Datenqualität im GWR berücksichtigt werden. Dies konnte bei 70 % aller eingereichten Gebäude erreicht werden, während bei den anderen kein eineindeutiger Zugriff auf das GWR möglich war. Somit verblieben über 880'000 Gebäude für die Analyse im Immobilien-Modul von PACTA 2020. Über 40 % der eingereichten Hypothekarportfolios wurden von Banken eingereicht, der Rest teilt sich gleichmässig auf Versicherungen und Pensionskassen auf. Über den Wert der getesteten Hypothekarportfolios in Schweizer Franken kann keine Aussage gemacht werden, da diese Angaben von den Teilnehmenden nicht zur Verfügung gestellt wurde und sie für die Analyse der Klimaverträglichkeit auch nicht direkt relevant sind. Tabelle 6 Nutzung Anteil Gebäude Anteil EBF Anteile der Gebäude nach Wohnen 98.2 % 88.5% Nutzung bei den Hypotheken (2020) Verwaltung 0.7 % 1.7% Verkauf 0.2 % 0.9% Industrie 0.8 % 8.3% Andere 0.1 % 0.6% Erwartungsgemäss spielt die Wohnnutzung auch bei den Hypotheken die wichtigste Rolle. Bei der Betrachtung der Energiebezugsflächen sind 89 % der Flächen in dieser Kategorie eingeteilt. Von den anderen Nutzungen ist die Industrie mit 8 % die grösste, während die Anteile der restlichen Nutzungen jeweils weniger als 2 % betragen. 23 / 30
Abbildung 18 Anteil der Nutzungen bezüglich der Energiebezugsflächen (2020) 5.2 CO2-Emissionen und Klimaverträglichkeit der Hypothekenportfolios Die mittlere CO2-Emission bei den Hypotheken beträgt 26.2 kg/m2. Damit liegen die relativen CO2-Emissionen über dem zukünftigen ersten Grenzwert von 20 kg/m2. Von den für eine Berechnung verwendbaren Gebäuden nutzen 59 % Öl und 20 % Gas als Energieträger, während die restlichen einen nicht fossilen Energieträger haben. Bei den mit Öl betriebenen Gebäuden betragen die relativen CO2-Emissionen 41.1 kg/m2 und beim Gas 23.9 kg/m2. Die Auswirkungen von Sanierungsmassnahmen der energetischen Gebäudehülle sind im Kapitel 6 Handlungsoptionen dargestellt. Bezüglich der absoluten CO2-Emissionen tragen die Gebäude aus der ältesten Bauperiode mit Baujahr vor 1980 rund 70 % bei und die jüngsten Gebäude lediglich 10 %. Die relativen CO2-Emissionen der Gebäude aus den beiden ältesten Bauperioden liegen jeweils über dem ersten Grenzwert des CO2-Gesetzes von 20 kg/m2. Die Gebäude mit einem Baujahr nach 2000 können diesen Grenzwert im Mittel bereits heute einhalten. Eine Auswertung der Resultate für jeden Teilnehmenden nach der jeweiligen Branchenzugehörigkeit zeigt ein recht heterogenes Bild. In der Tendenz sind die Werte bei den Banken höher als bei den Teilnehmenden aus den anderen beiden Branchen. Bei dieser Auswertung werden die Werte für alle eingereichten Portfolios je Teilnehmer dargestellt. Ein Hypothekenportfolio weist im Median keine Emissionen aus, weil die meisten Gebäude im Portfolio mit einem nicht fossilen Energieträger betrieben werden und ganz wenige mit Gas. 24 / 30
Wenn die Gebäude mit dem Energieträger Öl ausgewertet werden, so zeigen sich hohe mittlere CO2-Emissionen mit Werten in einer Bandbreite von über 50 kg/m2 bis knapp über 10 kg/m2. Bei den tiefen Werten ist davon auszugehen, dass es sich in der Mehrzahl um neue Gebäude mit einer entsprechend guten thermischen Gebäudehülle handelt. Vier Teilnehmende verfügen über ein Hypothekarportfolio, dass im Mittel unter dem Grenzwert von 20 kg/m2 des neuen CO2-Gesetzes liegt. Abbildung 19 Verteilung der mittleren relativen CO2-Emissionen für das jeweilige Portfolio jedes Teilnehmenden nach Branche (2020) der Hypotheken mit dem Energieträger Öl Die gleiche Betrachtung jedoch für den Energieträger Gas, das einen tieferen Emissionsfaktor als Öl besitzt, liefert tiefere relative CO2-Emissionen und die beobachtete Bandbreite ist wesentlich schmäler. Rund die Hälfte aller Portfolien mit Hypotheken liegen dabei über Grenzwert von 20 kg/m2 des neuen CO2-Gesetzes, während vier Portfolios schon unter dem zukünftigen zweiten Grenzwert von 15 kg/m2 liegen. 25 / 30
Abbildung 20 Verteilung der mittleren relativen CO2-Emissionen je Teilnehmenden nach Branche (2020) der Hypotheken mit dem Energieträger Gas Die Auswirkungen von Sanierungsmassnahmen der energetischen Gebäudehülle sind im Kapitel 6 Handlungsoptionen dargestellt. 5.3 Auswertung nach Kantonen Weil über die Hypothekarportfolios ein grosser Anteil der gesamten Schweizer Wohngebäude analysiert werden können, ist hier eine kantonale Auswertung interessant. Zu beachten ist dabei, das lediglich bei 70 % der zum Test eingereichten Gebäude die Voraussetzungen für eine Berechnung möglich war und es sich hier grossmehrheitlich um Wohngebäude handelt. Mit den aus dem GWR zur Verfügung stehenden Gebäudemerkmalen können die durchschnittlichen kantonalen CO2-Emissionen in kg pro m2 Energiebezugsfläche berechnet werden. Da für die allermeisten Gebäude bei den Hypotheken lediglich die Adressen zur Verfügung stand, sind die Ergebnisse stark von der Qualität der Daten im GWR geprägt. Für die Nachführung dieser Daten sind in erster Linie die Gemeinden in den jeweiligen Kantonen zuständig und die Hypothekargeber haben wenig Einfluss auf diesen Prozess. Die tiefen Werte im Kanton Basel-Stadt sind auf die hohe Verbreitung von Fernwärme in diesem Kanton zurückzuführen. Die Fernwärme ist in der PACTA- Analyse definitionsgemäss klimaneutral und senkt damit entsprechend die relativen CO2-Emissionen massgeblich. Das Resultat bildet entsprechend die unterschiedlichsten kantonalen Einflüsse wie die Qualität der GWR-Daten und klimatische Randbedingungen (vermehrte Höhenlagen, etc.) in den relativen CO2- Emissionen ab. 26 / 30
Abbildung 21 Mittlere relative CO2- Emissionen der Hypotheken nach Kanton (2020) 6 Handlungsoptionen Institutionelle Eigentümer haben bei direkt gehaltenen Gebäuden einen unmittelbaren Einfluss auf die Klimaverträglichkeit. Zur Unterstützung bieten Bund, Kantone und weitere Stellen Fördermittel bzw. Beratungen an: — Fördergelder für energetische Sanierungen23 24 — Beratung für den Ersatz fossiler Heizungen25 — Sanierungsratgeber für Vermieter26 — Sanierungsratgeber für Mieter27 6.1 Was sind grundsätzliche Handlungsoptionen? Die energetische Sanierung einer Renditeliegenschaft stellt im Idealfall einen Gewinn für alle drei involvierten Ebenen dar – für Umwelt, Eigentümer und Mieter. Die Umwelt profitiert, wenn dank einer effizienten Sanierung ein Gebäude umweltschonender betrieben werden kann. Die Eigentümer können den Marktwert ihrer Liegenschaften steigern, wenn sie die Investitionskosten durch höhere Mieterträge finanzieren können. Und die Mieter gewinnen, wenn die Nebenkosten dank der Sanierung so tief sinken, dass damit die Erhöhung der Nettomiete überkompensiert wird. Häufig erfolgt dieser Mechanismus über die Einsparung bzw. Rückerstattung der CO2-Abgaben auf den Brennstoffen. Im Rahmen eines Pilotprojekts von Wüest Partner im Auftrag des Bundesamtes für Energie wurden energetische Sanierungen von zwölf Mehrfamilienhäusern im Deutschschweizer Mittelland mit einer Marktwertsumme von CHF 230 Mio. bezüglich 23 https://www.dasgebaeudeprogramm.ch/de/ 24 https://www.energieheld.ch/renovation/foerderung 25 https://erneuerbarheizen.ch 26https://renovabene.ch 27 https://locabene.ch 27 / 30
der Kriterien Umwelt, Eigentümer und Mieter analysiert. In zehn Fällen ist der Wert der Liegenschaft durch die energetische Sanierung gestiegen. Die Bruttomiete – bestehend aus Nettomiete, Heizkosten und weiteren Nebenkosten – hat sich für die Mieter bei elf der zwölf untersuchten Gebäude reduziert, da dank der energetischen Sanierung die Heizkosten stärker gesunken sind, als dass sich die Nettomiete im Rahmen der mietrechtlich zulässigen Überwälzung erhöht hat.28 Im Gebäudebereich gibt es diverse Labels, die von unterschiedlichen Vereinen und Organisation getragen werden. Labels können Bedingung sein für den Erhalt von Fördergeldern und aufgrund eines akkreditierten Qualitätsniveaus Marktvorteile bieten. Vier dieser Labels streben nun eine engere Zusammenarbeit an. Sie bilden die Gebäudelabelfamilie der Vision für den Gebäudepark Schweiz 2050 des BFE. Es handelt sich dabei um: — Verein GEAK — Verein MINERGIE — Verein Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz NNBS — 2000-Watt-Areale Dazu haben die Trägerorganisationen eine gemeinsame Absichtserklärung unterschrieben und die Charta Gebäudelabels Schweiz29 publiziert. Ziel ist es, Synergien zu nutzen und die hohe Qualität aufrecht zu erhalten. Im gesamten Immobilien-Modul der diesjährigen PACTA-Analyse wird jedoch nicht auf finanzielle Aspekte von Sanierungs- und Substitutionsmassnahmen eingegangen. Obwohl die Hypothekargeber keinen direkten Einfluss auf die Gebäude der eigentlichen Eigentümer haben, sind doch auch in diesem Segment Massnahmen denkbar.30 Öko-Hypothek, Minergie-Hypothek, GEAK-A-Hypothek, Öko-Kredit, Umweltdarlehen oder Nachhaltigkeitshypothek sind nur einige der bankspezifischen Begrifflichkeiten, hinter denen sich stets dasselbe Prinzip verbirgt: Kunden, die ein energieeffizientes Eigenheim bauen oder renovieren, erhalten vorteilhafte Zins- Konditionen. Die offerierten Öko-Rabatte liegen meistens bei einigen Basispunkten Vergünstigung auf die üblichen Hypothekarzinsen. So könnten Vorfinanzierungen für den Wechsel eines fossilen Energieträgers auf einen erneuerbaren angeboten werden. Diese Kosten für einen solchen Kredit könnten je nach individueller Ausgestaltung für den Kunden tiefer sein als die zu leistenden CO2-Abgaben auf den fossilen Brennstoffverbrauch. Modelle des Energiespar-Contractings werden bereits im Markt angeboten und können allenfalls von Hypothekargebern unterstützt werden.31 6.2 Qualitative Aussagen der Teilnehmer In der PACTA-Analyse hatten die Teilnehmenden bei den Hypotheken die Möglichkeit die qualitative Frage zu beantworten, inwiefern sie klimarelevante Massnahmen der Hypothekarnehmenden unterstützen. Dieses Angebot haben von den über 200 Teilnehmer 139 Angaben gemacht und von diesen 13 eine Frage im Bereich der Immobilien beantwortet. Meistens wurde dabei die Gewährung von um einige Basispunkte tieferen Hypothekarzinssätzen bzw. die Berücksichtigung der 28 https://blog.wuestpartner.com/wp- content/uploads/2020/06/Sanierungen_mit_3_Gewinnern_Schlussbericht-1.pdf 29 https://pubdb.bfe.admin.ch/de/publication/download/10095 30 https://greenbanknetwork.org/?s=mortgage 31 https://www.swissesco.ch/de/ 28 / 30
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