Parteien auf dem Prüfstand

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Parteien auf dem Prüfstand
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                    Am 14. Mä
                         ist
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                    Landtagsw

Parteien auf dem Prüfstand
Der NABU Rheinland-Pfalz zur Landtagswahl 2021

Liebe Mitglieder, Freunde und Freundinnen         NABU-Wahlprüfsteinen finden Sie auch unter         den Naturschutz verstanden werden. Auch
des NABU Rheinland-Pfalz,                         www.NABU-RLP.de/Landtagswahlen.                    die Tierschutzpartei taucht im Folgenden
                                                  Ich will an dieser Stelle nicht unausgespro-       nicht auf. Sie hat sich, anders als FDP und
in diesem Jahr stehen mit der Landtagswahl        chen lassen, dass wir von den 13 Parteien          Freie Wähler, aufgrund fehlender Kapazitäten
in Rheinland-Pfalz und der Bundestagswahl         und Wählervereinigungen, die mit einer             für das Ausbleiben der Antworten entschul-
gleich zwei Wahlen an. Da der NABU, gemäß         Landesliste zur Wahl antreten, nur zwölf           digt.
seiner Satzung, überparteilich und überkon-       angeschrieben haben. Der NABU steht, laut          Für eine Wahlentscheidung sollten
fessionell ist, sprechen wir uns zwar nicht für   Satzung, in seiner Tätigkeit als verbindendes      Wähler*innen auch alle für sie wichtigen
die Wahl der einen oder anderen Partei aus,       Element zwischen Nationalitäten, Kulturen,         Politikbereiche heranziehen, daher sollten die
die Überparteilichkeit bedeutet aber nicht,       Religionen und sozialen Schichten. Er bietet       folgenden Seiten nicht als Wahlempfehlung
dass sich der NABU nicht umweltpolitisch          den Mitgliedern unabhängig von Geschlecht,         verstanden werden. Denn der Fokus unserer
äußert. Naturschutzthemen sind zuneh-             Abstammung, Hautfarbe, Herkunft, Glauben,          Fragen konzentriert sich ausschließlich auf
mend wichtiges Entscheidungskriterium             sozialer Stellung oder sexueller Identität eine    Fragen des Natur- und Umweltschutzes.
vieler Wahlberechtigter. Im Zuge der Wahl         Heimat. Aus diesem Grund ist es mit unserer        Wir würden es dennoch begrüßen, wenn
zum Europaparlament im Jahr 2019 zählten          satzungsgemäßen Haltung zurzeit nicht              möglichst viele Menschen, denen unsere Um-
Naturschutzthemen sogar zu den wichtigsten        vereinbar, mit der AfD in Kontakt zu treten.       welt am Herzen liegt, die umweltpolitischen
Entscheidungsgründen der Wähler*innen. Um         Einer Partei, die zumindest teilweise offen        Vorstellungen der Parteien zu einem ihrer
unseren Mitgliedern die Möglichkeit zu ge-        mit rassistischen und menschenverachtenden         Entscheidungskriterien machen würden. In
ben, die umweltpolitischen Ziele der Parteien     Parolen operiert, wollen wir hier keine Platt-     diesem Sinne ermuntere ich Sie alle, am 14.
in Rheinland-Pfalz mit den NABU-Positionen        form bieten, sich mit dem Fokus auf Fragen         März zur Wahl zu gehen oder schon vorab die
zu vergleichen, haben wir uns zu dieser           des Naturschutzes darzustellen.                    Möglichkeit zur Briefwahl zu nutzen und mit
Sonderausgabe unserer Mitgliederzeitung           Ebenfalls festzuhalten ist, dass sich die Freien   Ihrer Stimme den Natur- und Umweltschutz
entschlossen. Mit 10 Wahlprüfsteinen und          Wähler und die FDP überhaupt nicht zu              zu stärken.
insgesamt 36 Fragen haben wir den Partei-         unserer Anfrage geäußert haben. Wenn selbst        Bleiben Sie gesund!
en und Wählervereinigungen vorab einen            kleine Parteien mit sehr viel Engagement           Ihre
umfassenden Fragenkatalog zugesendet. Die         auf unsere Fragen antworten, muss man sich
Antworten und ein kurzes Fazit des NABU           schon wundern, dass eine Regierungspartei
möchten wir Ihnen auf den folgenden Seiten        zu Naturschutzthemen nichts zu sagen hat.          Cosima Lindemann
vorstellen. Ausführlichere Antworten zu den       Dies kann eigentlich nur als Affront gegen         Vorsitzende des NABU Rheinland-Pfalz
Parteien auf dem Prüfstand
NABU Landesverband
                                                                                                    NABU Rheinland-Pfalz
Landtagswahl 2021

Die zehn Wahlprüfsteine des NABU RLP
36 Fragen in 10 Kategorien an die Parteien zur Landtagswahl 2021

Wahlprüfstein I: Landwirtschaft
Rund 42 % der Landesfläche werden in Rheinland-Pfalz landwirtschaftlich genutzt. Nicht zuletzt deshalb hat die Landwirtschaft wie kaum ein
anderer Bereich großen Einfluss auf die Natur und unsere Umweltgüter Boden, Wasser und Luft. Die zunehmende Intensivierung der Landbewirt-
schaftung mit hohen Nährstoffüberschüssen und Pestizideinsatz hat leider auch zu großen Belastungen für Artenvielfalt und Umwelt geführt.
Die Folge: ein dramatisches Insekten- und Vogelsterben, zu hohe Nitratwerte im Grundwasser und klimaschädliche Emissionen.

Wie will Ihre Partei im Falle einer Regierungsbeteiligung …

1. … eine Erhöhung der Biodiversität und Strukturvielfalt in der Agrarlandschaft erreichen?

            Bündnis 90/Die Grünen: Für uns                     Die Linke: Eine Erhöhung der           übernehmen, wodurch die Bewirtschaftung
            ist klar: Öffentliche Gelder für                   Biodiversität bedarf aus unserer       großer Felder ihren Vorteil gegenüber kleinen
öffentliche Leistungen. Wir setzen uns dafür    Sicht der Anstrengung vieler unterschiedli-           Parzellen mit verschiedenen Feldfrüchten
ein, dass alle Möglichkeiten innerhalb der      cher Akteure. Hierzu gehören auch die Land-           verliert. Zudem können Dünger, Bewässerung
Europäischen Agrarpolitik (GAP) genutzt wer-    wirte. Deswegen wollen wir den Umstieg in             und Pestizideinsatz genau dem Bedarf ange-
den, um Biodiversität, Gewässerschutz und       ökologische Landwirtschaft finanziell so för-         passt werden.
klimaschonende Landwirtschaft zu unterstüt-     dern, dass er auch wirtschaftlich attraktiv ist.      Die Industrialisierung der Landwirtschaft
zen. Bis zum Jahr 2030 sollen 30 Prozent der    Wir brauchen mehr Freiflächen, Blühstreifen           schreitet voran, kleine Höfe sterben, große
Fläche ökologisch bewirtschaftet werden. Wir    und Gehölzflächen, der Flächenversiegelung            werden größer. Eine weitere Stellschraube
wollen unsere Artenschutzprogramme für          muss Einhalt geboten und die Wälder, die vor          wäre eine Grunderwerbssteuer, die sich
gefährdete Arten der Kulturlandschaften wie     einem epochalen Wandel stehen, müssen na-             danach richtet, wie viel Land die/der Land-
z. B. für den Kiebitz oder das Braunkelchen     turnäher und damit biodiverser werden. Und            wirtX bereits besitzt, sodass junge Agrarwis-
verstetigen und ausweiten. Darüber hinaus       schließlich: Pestizide sind Teil des Problems         senschaftlerX, die nach dem Studium auf der
werden wir den Schutz von Gewässerrändern       und keine Lösung.                                     Suche nach einem eigenen Hof sind, bevor-
und den Erhalt von wertvollen Streuobstwie-                                                           zugt werden.
sen durch eine Ausweitung der Agrarum-                                 Die Partei: 1 bis 4            Statt Plastik-Mulchfolien auf Äckern zu ver-
weltprogramme vorantreiben. Wir möchten                                Nach Machtergreifung           wenden, soll damit Julia Klöckner gefesselt
unsere zahlreichen Naturschutzgebiete           packen wir die Biodiversitätskrise mit höchs-         werden, um Lösegeld von Nestlé und Bayer zu
aufwerten, indem wir eine flächendeckende,      ter Priorität an. Eintönigkeit ist weder in der       erpressen.
ökologische Landbewirtschaftung in diesen       ökologischen noch der politischen Landschaft          Grundwasser s. VI.
Gebieten anstreben.                             gut. Der Anbau von Mono- muss durch
                                                Mischkulturen, Fruchtfolgen und regelmäßi-                                Klimaliste: Wir wollen
                   CDU: Wir fördern die         ges Brachliegen ersetzt werden, welche auch                               Formen der regenerativen
                   Diversifizierung der Kul-    ohne Pestizide weniger schädlingsanfällig             Landwirtschaft fördern, wenn sie die Boden-
turlandschaft durch produktionsintegrierte      sind. Durch Flurbereinigungen wurden wert-            und Wasserqualität langfristig verbessern
Ausgleichmaßnahmen und Förderprogramme          volle Gehölzbestände (Hecken, Baumgruppen)            und zur Biodiversität und dem Artenschutz
zur biologischen Vielfalt unserer Kulturland-   vernichtet. Nist- und Ruheplätze natürlicher          beitragen. Insbesondere wollen wir die
schaft. Außerdem werden wir die Landwirt-       Prädatoren wie Vögel fehlen, auch Kinder              ökologische Landwirtschaft bis 2030 auf 40 %
schaft, den Weinbau und den Umweltschutz        finden kaum noch Plätze zum Versteckspie-             erhöhen und Agroforstsysteme fördern.
wieder unter einem gemeinsamen Dach in          len in der Agrarwüste. Forschungsgelder               Zusätzlich wollen wir die mehrjährige Bewirt-
einem Ministerium vereinen. Damit schaffen      sollen in die Entwicklung der „Landwirtschaft         schaftung von Flächen, wie z. B. mit Perma-
wir Doppelstrukturen, unklare Zuständigkei-     4.0“ fließen: Drohnen und Roboter können              kultur und mehrjährigen Brachen, fördern,
ten und konkurrierende Förderlinien ab.         die Arbeit großer Landmaschinen effektiver            da sie Nahrung und Lebensraum für verschie-
                                                                        Foto: NABU/Jens G. Kube       dene Tierarten bieten.

                                                                                                            ÖDP: Die ÖDP setzt sich für eine Um-
                                                                                                            stellung auf biologische Wirtschafts-
                                                                                                      weisen ein. Unser Ziel ist eine Steigerung
                                                                                                      des ökologischen Landbaus auf 50 % der
                                                                                                      Bewirtschaftungsfläche bis 2030. Dies führt
                                                                                                      auch zu einer Steigerung der Biodiversität
                                                                                                      und Strukturvielfalt in der Agrarlandschaft.

                                                                                                                           Piratenpartei: 1 bis 4
                                                                                                                           Hier müssen Land-
                                                                                                      wirtschaft und Naturschutz an einen Tisch

2                                                                                                                               NAT U RS C H U TZ heute
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Landtagswahl 2021

gebracht werden, ein Gegeneinander wird          sen in Einklang gebracht werden. Wir setzen     setzen wir auf die Umstellung auf idealerwei-
keinem helfen. Sowohl in Bayern wie in           auf ein Miteinander von ökologischer und        se 100 % ökologischen Weinbau mit nachhal-
Niedersachsen sind Gesetzesinitiativen der       konventioneller Landwirtschaft. Unser Ziel:     tiger, ressourcenschonender Bewirtschaftung.
Landesregierungen in Folge von angekündig-       regionale Erzeugung vor Ort mit nachhalti-
ten und teils durchgeführten Bürgerbegehren      gem Anspruch, unterstützt durch gezielte
erfolgt. Eine Symbiose aus den in den dorti-     Förderprogramme.                                NABU-FAZIT: Öffentliches Geld für öffentliche
gen Ländern entstandenen Gesetzen kann die                                                       Leistung! Es ist wichtig, dass Landwirt*innen
Grundlage für eine entsprechende Gesetzesin-                  Volt: Wir setzen uns für eine      Förderungen für die Umsetzung von biodiver­
itiative in Rheinland-Pfalz sein.                             Abkehr von Monokulturen            sitätsfördernden Maßnahmen erhalten. Das
                                                 zugunsten von Diversität auf den Äckern ein     Zusammenführen unterschiedlicher Akteur*innen
           SPD: Unsere Betriebe in Landwirt-     sowie für die Förderung des Anlegens von        kann gute Lösungen hervorbringen, wie andere
           schaft und Weinbau sind prägend       Blühstreifen, Hecken und Renaturierungsvor-     Bundesländer (z. B. Niedersachsen) gezeigt haben.
für das Landschaftsbild und den guten Ruf        haben. Außerdem ist Volt für eine schärfere     Die Landesregierung sollte jetzt die Chance ergrei­
der Produkte aus Rheinland-Pfalz. Landwirt-      Düngevorschrift, um die Gewässer und die da-    fen, auch ohne den Druck eines Volksbegehrens,
schaft und der Erhalt der Biodiversität müs-     rin lebenden Tiere zu schützen. Im Weinbau      einen solchen Weg einzuschlagen.

2. … die Umsetzung von biodiversitätsfördernden Maßnahmen für Landwirte attraktiver machen?

           Bündnis 90/Die Grünen: Wir ver-                     Die Linke: Dies erfordert
           folgen einen doppelten Ansatz von                   auskömmliche Preise für die                                 Piratenpartei: siehe 1
direkten Anreizprogrammen wie beispielswei-      produzierten Nahrungsmittel und höhere
se unsere Agrarumwelt- und Artenschutzpro-       Ausgleichzahlungen, um Anreize zu schaffen.                SPD: Bereits jetzt tragen landwirt-
gramme als auch über verbesserte Ver-            Gleichzeitig brauchen wir einen entschiede-                schaftliche Förderprogramme wie
marktungsmöglichkeiten von ökologischen          nen Bürokratieabbau.                            unser Blühstreifenprogramm zum Erhalt der
Erzeugnissen durch den Ökoaktionsplan und                                                        Biodiversität bei. Diese Fördermaßnahme
das Programm „Rheinland-Pfalz isst besser“.                           Die Partei: siehe 1        wollen wir weiterentwickeln, um aktiv dem
Die Maßnahmen aus der zweiten Säule der                                                          Insektensterben entgegenzuwirken und einen
Agrarpolitik wollen wir konsequent auf                               Klimaliste: Klimaschutz-    Beitrag zur biologischen Schädlingsbekämp-
ökologische Ziele ausrichten. Darüber hinaus                         und biodiversitätsför-      fung zu leisten.
werden wir die Schaffung von sogenannten         dernde Maßnahmen müssen mehr wertge-
„Biologischen Stationen“ auf Kreisebene          schätzt und entsprechend finanziell gefördert               Volt: Wir wollen die Beantra-
prüfen, um gemeinsam mit allen regionalen        werden. Zusätzlich wollen wir die Nachfrage                 gung staatlicher Fördermittel für
Landwirtschafts-, Forst- und Umweltverbän-       nach ökologischen, regionalen und saisona-      ökologische Landwirtschaft vereinfachen, um
den Naturschutzprojekte vor Ort zu realisie-     len Produkten erhöhen, sowie kostenlose         zum Beispiel den Einsatz von Düngemitteln
ren.                                             Beratungsmöglichkeiten für die Umstellung       zu reduzieren.
                                                 auf eine nachhaltige Landwirtschaft und
                     CDU: Betriebe, die sich     ein entsprechendes Berufsschulfach für          NABU-FAZIT: Die Parteien stimmen mit
                     für die Erhaltung unserer   Landwirt*innen und Winzer*innen schaffen.       der Haltung des NABU darin überein, dass
Kulturlandschaft und die Förderung der bio-                                                      Landwirt*innen für biodiversitätsfördernde Maß­
logischen Vielfalt einsetzen, müssen für den           ÖDP: Tragen die Landwirte und Winzer      nahmen mehr finanzielle Anreize erhalten sollten.
damit verbundenen Mehraufwand bezahlt                  zur Erhaltung von Kulturlandschaft,       Es bleibt aber offen, ob sie auch bereit sind, hierfür
werden. Regional produzierte Lebensmittel        Biotopen und Arten bei, sollen sie stärker      tatsächlich mehr Mittel als bisher bereitzustellen.
helfen lange Transportwege und Verpa-            finanziell gefördert werden. Konkret will die   Weitere wichtige Aspekte sind Ausbildung und
ckungsmaterial zu vermeiden, sie stärken         ÖDP einen Existenzsicherungsvertrag auf         Beratung sowie die Betrachtung der Vermark­
die hiesige Landwirtschaft und tragen zum        Gegenseitigkeit, bei dem das Land den Bauern    tungswege, die zurzeit eine nachhaltige Produk­
Natur- und Klimaschutz bei.                      einen Vertrag für ökologische Produktion und    tion oftmals erschweren.
                                                 Erhalt der Kulturlandschaft anbietet.

3. … den Grundwasserschutz in der Agrarlandschaft verbessern?

          Bündnis 90/Die Grünen: In              wir die Akzeptanz beim Verbraucher stär-                        Die Linke: Grundwasserschutz
          besonders von Nitrat belasteten        ken, auch naturnahe Ware zu kaufen, die                         geht nur mit Verringerung des
Gegenden, möchten wir im Rahmen eines            mit geringerem Düngeaufwand produziert          Pestizid- und Gülleeintrages und der Be-
speziellen Agrarumweltprogramms die ge-          wurde. Aktuell kommt es zu oft vor, dass eine   schränkung von chemischen Düngemitteln.
wässerschonende Fruchtfolge einführen und        komplette Lieferung bei der Warenannahme        Deswegen wollen wir den ökologischen Um-
die Landwirtschaft durch eine umfassende         des LEH aus optischen Gründen reklamiert        bau der Landwirtschaft und gleichzeitig eine
Gewässerschutzberatung unterstützen.             und vernichtet wird. Ein wirksames Mittel       wirtschaftliche Perspektive für die, die unsere
                                                 Grundwasser zu schonen ist die Förderung        Nahrungsmittel produzieren.
                   CDU: Um Düngemittel           von Beregnungsverbänden.
                   zu reduzieren müssen                                                                                   Die Partei: siehe 1

Frühjahr 2021                                                                                                                                         3
Parteien auf dem Prüfstand
NABU Rheinland-Pfalz
Landtagswahl 2021

                     Klimaliste: Gegen Stick-    darf. Außerdem wird der Eintrag von Dünge-          Pestiziden und spricht sich für den Verzicht
                     stoffüberschüsse, sowie     mitteln und Pflanzenschutzrückständen in            beim Weinbau aus. Wasser aus Starkregener-
-auswaschungen hilft Humus im Boden, da          das Grundwasser verringert.                         eignissen soll zudem aufgefangen und dem
dieser den Stickstoff bindet und den Pflanzen                                                        Grundwasser zugeführt werden.
verfügbarer macht.                                                      Piratenpartei: siehe 1
Außerdem sollen die Nährstoffüberschüsse
auf Betriebsebene reduziert werden, indem                  SPD: Gewässer- und Bodenschutz                  NABU-FAZIT: Hier auf Verbote und verbindliche
düngerechtliche Regelungen engmaschiger                    hat für uns höchste Priorität. Zu               Regelungen zu setzen scheint aktuell der wirkungs­
und auf Basis der Brutto-Stoffstrombilanz        weniger Nitratbelastung des Grundwassers                  vollste Weg. Besonders belastet ist die Region des
und standortgerechter Düngung kontrolliert       muss auch die Landwirtschaft beitragen.                   intensiven Gemüseanbaus in der Vorderpfalz.
werden.                                          Wir wollen gemarkungsbezogen auf örtliche                 Agrarumweltprogramme, die auf Freiwilligkeit
                                                 Probleme reagieren und nach dem Verursa-                  beruhen, sind finanziell unattraktiv für die
      ÖDP: Die vorgesehene Steigerung            cherprinzip vorgehen, das Messstellennetz in              hochertragreichen Flächen des Gemüseanbaus.
      naturnaher Wirtschaftsweisen in der        besonders belasteten Gebieten weiterentwi-                Preissteigerungen im Einzelhandel erscheinen
Landwirtschaft trägt auch zum Grundwasser-       ckeln und wissenschaftlich überprüfen.                    zunächst reizvoll, würden aber nur zusammen mit
schutz bei. Ökologische Anbauformen helfen,                                                                verbindlichen Regelungen zur umweltschonenden
den Wasserverlust durch Verdunstung zu                        Volt: Volt richtet sich gegen                Produktion tatsächlich Besserungen bewirken.
mindern und reduzieren so den Wasserbe-                       den aggressiven Einsatz von

4. … eine deutliche Reduktion des Einsatzes von Pestiziden in der Landwirtschaft erreichen?

           Bündnis 90/Die Grünen: Wir                                 Klimaliste: Wir wol-                       SPD: Der Einsatz von Pflanzen-
           werden ein eigenes Pestizidreduk-                          len Winzer*innen und                       schutzmitteln in Landwirtschaft
tionsprogramm entwickeln und dadurch             Landwirt*innen dabei unterstützen, Pflanzen-        und Weinbau muss verringert werden. Poten-
schrittweise alle chemisch-synthetischen         schutzmittel zu reduzieren. Bis 2030 wollen         tiale liegen im Begrünungsmanagement und
Pflanzenschutzmittel durch wirksame biolo-       wir so eine Reduktion von 50 % erreichen.           angepassten Bewirtschaftungssystemen.
gische, naturverträgliche Verfahren ersetzen.    Außerdem soll in anonymisierten Statistiken
                                                 öffentlich einsehbar sein, welche Pflanzen-                      Volt: Beim Weinbau setzen
                    CDU: Der Einsatz von         schutzmittel eingesetzt wurden und wie viel                      wir zum Beispiel auf starke,
                    Pflanzenschutzmittel         davon.                                              pilzwiderstandsfähige Rebsorten. Sowie eine
erfolgt in der Landwirtschaft nach der guten     In Naturschutzgebieten sind wir für eine            Unterstützung von ökologischer Saatgutfor-
fachlichen Praxis und unter Beachtung der        schnelle und drastische Reduktion von Pesti-        schung, welche robuster gegen Schädlingsbe-
vorgegebenen Grenzwerte. Wir sehen in der        ziden. Langfristig sollen diese ganz verboten       fall sind und dadurch weniger/keinen Einsatz
Förderung neuer Methoden und von Neu-            werden.                                             von Pestiziden benötigen.
züchtungen großes Potenzial den Pestizidein-
satz in den kommenden Jahren weiter zu                  ÖDP: Wir setzen uns dafür ein, den
verringern.                                             Einsatz von Pflanzenschutzmitteln                  NABU-FAZIT: Ein flächig wirksames Pestizidre­
                                                 gezielter vorzunehmen und hinsichtlich                    duktionsprogramm ist erforderlich. Darin müssen
                Die Linke: Unser Ziel bleibt     Art, Menge und der Häufigkeit deutlich zu                 Ziele der Mengen- und Toxizitätsreduktion für
                eine naturnähere und ökologi-    reduzieren. Hierzu kann insbesondere der                  unterschiedliche Anbaukulturen formuliert sein.
schere Landwirtschaft, die Ressourcen schont     biologische Pflanzenschutz beitragen.                     Die Entwicklung neuer Methoden ist nötig, um
und die Fruchtbarkeit der Böden erhält.          Nachweislich giftige Mittel wie Glyphosat                 auch im Obst- und Gemüseanbau Fortschritte zu
Dafür müssen auch in der EU die Weichen ge-      oder Neonikotinoide sind zu verbieten.                    ermöglichen. Mehr Transparenz zu ausgebrachten
stellt werden, eine nationale Landwirtschafts-                                                             Pestizidmengen ist ein hilfreiches Instrument zur
politik ist allein nicht zielführend.                                   Piratenpartei: siehe 1             Überprüfung der Zielerreichung. Einer Verlage­
                                                                                                           rung der Lebensmittelproduktion ins Ausland, ist
                     Die Partei: siehe 1                                                                   mit geeigneten Instrumenten entgegenzuwirken.

Wahlprüfstein II: NATURA 2000 und Gebietsschutz
Mit Einführung der Fauna-Flora-Habitat-(FFH) und der Vogelschutzrichtlinie haben sich die EU-
Mitgliedsstaaten dazu verpflichtet, das dramatisch voranschreitende Artensterben zu stoppen und
damit zu beginnen, angeschlagene Ökosysteme wiederherzustellen. Die wichtigsten Arten und
Lebensraumtypen sollen wieder in einen guten Zustand gebracht werden. Das neben den Vorschrif-
                                                                                                   Foto: www.pixabay.com

ten zum Artenschutz und zur Jagd wichtigste Instrument der Naturschutzrichtlinien ist NATURA
2000, das inzwischen weltweit größte Netzwerk von Schutzgebieten. Zuständig für die Umsetzung
von NATURA 2000 in Deutschland sind die Bundesländer, mit Ausnahme der Meeresschutzgebiete
in der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ), die in der Kompetenz des Bundes liegen.

Wie will Ihre Partei im Falle einer Regierungsbeteiligung …

4                                                                                                                                      NAT U RS C H U TZ heute
Parteien auf dem Prüfstand
Landtagswahl 2021

5. … den konsequenten Schutz der NATURA 2000-Gebiete in Rheinland-Pfalz umsetzen?

           Bündnis 90/Die Grünen: Im Rah-        Kongo gewährleistet den Schutz sensibler                       SPD: Die Bewahrung und Herstel-
           men einer strategischen Planung       Lebensräume. Weiterhin fordert Die Partei                      lung des günstigen Erhaltungs-
zur Umsetzung der Bewirtschaftungspläne          den Stopp von Ausbauten (insb. der B10) und        zustands der Arten und Lebensraumtypen
werden Prioritäten für die unterschiedlichen     den Rückbau von Straßen zugunsten neuer            gemäß Natura 2000 wird in der Biodiversi-
Kreise und ihre Schutzgebiete erstellt. Wir      Habitate, in die bestimmt die ein oder andere      tätsstrategie der Landesregierung festgelegt.
werden anhand dieser strategischen Planung       schützenswerte Art einziehen möchte (s. III).      Schon jetzt hat Rheinland-Pfalz einen hohen
entsprechende Mittel für die Umsetzung von       Die meisten Tiere können oder wollen den           Flächenanteil an Natura 2000-Flächen ausge-
Maßnahmen in den unterschiedlichen Gebie-        Knopf an Fußgängerampeln nicht betätigen,          wiesen, daran wollen wir festhalten.
ten bereitstellen.                               daher werden zum Biotopverbund Grünbrü-
                                                 cken über Straßen und Autobahnen flächen-                        Volt: Volt setzt sich dafür ein,
                    CDU: Es gilt die ausge-      deckend eingeführt. Gerade die Umwandlung                        dass die EU-Vogelschutz- und der
                    wiesenen Schutzgebiete       von Straßen in Lebensräume für Bakterien,          FFH-Richtlinien nicht aufgeweicht werden.
konsequent weiterzuentwickeln, damit wir         Archaeen, Pflanzen, Tiere, Pilze und sonstige      Zudem forcieren wir die vollständige und
die Schutzziele erreichen können. Die Land-      eukaryontische Minderheiten bietet enormes         wirksame Implementierung der genannten
und Forstwirtschaft, sowie Jagd und Fischerei    Potential zur Habitatvernetzung.                   Richtlinien. Ausweisungen der Schutzgebiete
sind wichtige Partner in der erfolgreichen                                                          sollen so schnell wie möglich fertiggestellt
Entwicklung der Gebiete.                                              Klimaliste: Der Schutz        werden und ein effektives Management in
                                                                      muss auf regionaler           den bereits bestehenden Natura-2000-Gebie-
               Die Linke: Natura 2020 ist ein    Ebene erfolgen. Deshalb wollen wir die Kom-        ten errichtet werden. Etwaige Verstöße gegen
               wichtiger Ansatz, um das Arten-   munen bei ihrer Aufgabe personell wie auch         die Richtlinien sollten verhindert, rechtzeitig
sterben zu verlangsamen und den Trend hof-       finanziell unterstützen.                           erkannt und sanktioniert werden. Der Einsatz
fentlich umzukehren. Wir wollen attraktiven                                                         von autonomen Überwachungen durch Droh-
Lebensraum für Flora & Fauna gewährleisten             ÖDP: Die ÖDP wird sich im Falle              nen ist auf ihre Einsatzfähigkeit zu prüfen.
und werden die Einhaltung der Schutzrichtli-           einer Regierungsbeteiligung für den
nien stärker als bisher kontrollieren. Hinzu-    unbedingten Schutz dieser Gebiete einsetzen        NABU-FAZIT: Die Zielerreichung der Europäi­
kommen muss die Vernetzung der Habitate.         und hierbei auf die strikte Einhaltung der ge-     schen Naturschutzrichtlinien scheitert in erster
                                                 botenen Regularien und Instrumente achten.         Linie an einem Umsetzungsdefizit. Eine finanziell
                      Die Partei: 5 bis 9        Sämtliche Eingriffe, die zu Beeinträchtigun-       ausreichend bestückte Umsetzungsstrategie ist
                      Unsere Hochschulen bil-    gen führen, müssen vermieden werden.               hier dringend erforderlich. Darin enthalten muss
den zahlreiche BiologX u. ä. aus. Vögelbeob-                                                        auch die Schaffung von Personalstellen sein, damit
achtungs- und Pflanzenzählpraktika können                              Piratenpartei: 5 bis 9       die Umsetzung der Bewirtschaftungspläne mit
Online-Vorlesungen ergänzen, das Monito-                               Die unter Punkt I            Akteur*innen vor Ort besser kommunikativ und
ring-Personal wird so massiv aufgestockt.        benannten Gesetze enthalten auch Festlegun-        inhaltlich begleitet werden kann. Bauliche Eingrif­
Die Bildung einer bewaffneten Ranger-Staffel     gen in diesen Bereichen, sodass sie ebenfalls      fe müssen stärker reglementiert und dürfen nur in
(„Pfalz-Räinscha“) nach Vorbild des Virunga-     in einen entsprechenden Gesamtgesetzesent-         Ausnahmen zugelassen werden.
Parks in der Demokratischen(!) Republik          wurf einfließen würden.

6. … die Umsetzung der Bewirtschaftungspläne befördern?

          Bündnis 90/Die Grünen: Wir             zu sensibilisieren und Habitate gemeinschaft-                               Piratenpartei: siehe 5
          möchten nach ausführlicher             lich längerfristig zu erhalten und zu regenerie-
Konzeptprüfung die Maßnahmenumsetzung            ren. Das möchten wir so beibehalten.                         SPD: In Zusammenarbeit mit den
befördern, indem wir Biologische Stationen in                                                                 Naturschutzbehörden, den Eigen-
den einzelnen Kreisen etablieren.                                      Die Partei: siehe 5          tümern und Nutzern der betroffenen Flächen,
                                                                                                    durch Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen,
                   CDU: 6 und 7                                       Klimaliste: Vor allem         Agrarumweltmaßnahmen des ELER-Entwick-
                   Wirtschaftliche Ausfälle                           wollen wir mehr Personal      lungsprogramms (EULLE), Maßnahmen der
durch geänderte Bewirtschaftungsmethoden         einstellen, dass die Umsetzung vorantreibt         „Aktion Grün“, Naturschutzberatung- und
werden wir finanziell ausgleichen, um so         und, wenn noch nicht vorhanden, umfassen-          Management.
besonders unseren Landwirten eine Zukunft        de Managementpläne erstellt.
zu bieten. Im Dialog mit Experten*innen aus                                                                      Volt: Bewirtschaftungspläne soll-
dem Naturschutz, der Landwirtschaft und der             ÖDP: Das Verständnis für die Maß-                        ten in einfacher Sprache verfasst
Forstwirtschaft werden wir die Bewirtschaf-             nahmen ist bei den Betroffenen zu           werden, damit sie nicht nur für die Wis-
tungspläne weiter optimieren.                    verbessern, die Einhaltung der Maßnahmen           senschaft und Behörden, sondern auch für
                                                 ist konsequent zu überwachen. Tragen die           andere betroffene Parteien verständlich sind.
             Die Linke: Die Bewirtschaftungs-    Landwirte und Winzer zur Erhaltung von Kul-        Bei der Abstimmung der Maßnahmen mit In-
             pläne sind wichtige Elemente,       turlandschaft, Biotopen und Arten bei, sollen      teressensgruppen bietet sich ein Einsatz von
um einzelne Akteure für ihre Verantwortung       sie stärker finanziell gefördert werden.           partizipativen und kooperativen Planungsin-

Frühjahr 2021                                                                                                                                         5
Parteien auf dem Prüfstand
NABU Rheinland-Pfalz
Landtagswahl 2021

strumenten an, da diese die Akzeptanz der         NABU-FAZIT: Häufig kommt es bei der Umset­           Offenlandes, wichtiger Bestandteil der
Maßnahmen verbessern. Zudem sollen Ziele,         zung der Bewirtschaftungspläne zu Konflikten mit     Schutzgebiete. Um Konflikte zielgerichtet aufzulö­
Zuständigkeiten und Zeitpläne klar definiert      Nutzer*innen innerhalb der Gebiete. Die Nutzung      sen, ist ein intensiver Dialog mit allen Beteiligten
werden.                                           ist oftmals, insbesondere in den Gebieten des        zu stärken.

7. … das Monitoring der Europäischen Schutzgebiete verbessern?

           Bündnis 90/Die Grünen: Die             werden. Hierzu muss v. a. das Stichproben-                        Volt: Durch den Ausbau des Mo-
           Überwachung einheitlicher Mo-          Monitoring ausgebaut werden. Außerdem                             nitorings mit einer geeigneten
nitoringkriterien kann gemeinsam mit dem          sollen mehr Arten und Lebensraumtypen               Methodik zur Bewertung von Maßnahmen &
ehrenamtlichen Naturschutz unter dem Dach         im Totalzensus erfasst werden. Um dies zu           mit Gewährleistung personeller Ressourcen
der Biologischen Stationen erfolgen.              erreichen werden wir uns für den Ausbau der         wollen wir das Monitoring verbessern. Auch
                                                  notwendigen Ressourcen einsetzen.                   eine Auswahl von Monitoring-Indikatoren,
                    CDU: siehe 6                                                                      welche alle relevanten Treiber des Arten-
                                                        ÖDP: Ein gutes Monitoring setzt eine          schwundes darstellen, ist wichtig. Wir
               Die Linke: Aus unserer Sicht ist         gute Ausstattung mit Personal und             erachten das Klagerecht von NGOs sowie
               das Monitoring durchdacht und      Sachmitteln voraus. Die Fachbehörden sind           Sanktionen bei Nichteinhaltung durch die EU
sinnvoll. Wir könnten uns jedoch vorstellen,      entsprechend auszustatten, dass sie ihre            für sinnvoll.
dass aufgrund des Artenschwundes und der          Aufgaben im Naturschutz erfüllen können.
Veränderung im Hinblick auf die klimati-          Hierzu ist fachkundiges Personal auszubil-           NABU-FAZIT: Das Monitoring, also die regel­
schen Bedingungen die Abstände des Monito-        den. Außerdem setzen wir auf Kooperationen           mäßige Erfassung der Bestände geschützter
rings bei einzelnen Elementen engmaschiger        mit ehrenamtlichen Gruppen und Vereinen.             Arten, ist dringend auszubauen und finanziell
ausfallen sollten.                                                                                     gut auszustatten. Rheinland-Pfalz hat insgesamt
                                                                         Piratenpartei: siehe 5        eine der bundesweit schlechtesten Datenlangen zu
                     Die Partei: siehe 5                                                               Bestandsentwicklungen geschützter Arten. Viel zu
                                                            SPD: Das bisher praktizierte FFH-          oft verlässt man sich auf die Erhebungen durch
                     Klimaliste: Wir wol-                   Monitoring werden wir fortfüh-             ehrenamtliche Aktive. Das Monitoring ist zudem
                     len das Monitoring           ren und ein noch präziseres und für RLP              so auszubauen, dass Aussagen über die Bestands­
der Schutzgebiete so ausweiten, dass auch         repräsentatives Monitoring mit Schwerpunkt           entwicklungen auf Landesebene möglich sind.
statistische Aussagen auf Landesebene möglich     Vogelmonitoring aufbauen.

8. … das Schutzgebietsnetz (nicht nur NATURA 2000) in Rheinland-Pfalz weiterentwickeln?

           Bündnis 90/Die Grünen: Natur-                          Die Linke: Vor einer Weiter-        Hierzu sind vorhandene FFH-Gebiete ggf. zu
           schutzmaßnahmen sind dann be-                          entwicklung steht aus unserer       vergrößern und geeignete Gebiete nachzu-
sonders wirkungsvoll, wenn sie gut vernetzt       Sicht eine Bestandsaufnahme und gemeinsa-           melden.
werden. Deswegen wollen wir die öffentliche       me Bewertung von staatlichen und nicht-
Steuerung stärken, weitere Naturschutz-           staatlichen Organisationen. In Rheinland-                                      Piratenpartei: siehe 5
projekte planen und umsetzen sowie alle           Pfalz gibt es viele attraktive Schutzgebiete
Akteur*innen mit einbeziehen. In unseren          – wir sind dafür, weitere auszuweisen, wenn                     SPD: Wir wollen die Ziele der
Wäldern möchten wir den Anteil an Wildnis-        dies nötig und für den Artenschutz sinnvoll                     Biodiversitätsstrategie fortführen:
flächen durch eine landesweite Umsetzung          ist.                                                konkrete Schutzziele und Verbotstatbestände
der Biotop-Altbau-Totholz (BAT) Konzepte auf                                                          benennen, den Grundsatz „Qualität vor Quan-
5 Prozent der Gesamtwaldfläche erhöhen und                              Die Partei: siehe 5           tität“ verfolgen, Vertragsnaturschutz stärken.
somit das nationale Wildnisziel erfüllen.
                                                                      Klimaliste: Wir wollen                       Volt: Hier wollen wir eine am-
                   CDU: 8 und 9                                       jede Kommune beim                            bitionierte Renaturierung von
                   Flächenhafte Naturdenk-        Anlegen und bei der Instandhaltung eines            Fluss-, Auen- und Moorlandschaften mög-
male, Landschaftsschutzgebiete, Naturschutz-      eigenen Biotops unterstützen. Außerdem sind         lichst grenzübergreifend fördern.
gebiete und der Nationalpark Hunsrück-            wir für die Ausweisung weiterer Naturschutz-
Hochwald sind wichtige Trittsteinbiotope für      gebiete, um so ein größeres Schutzgebietsnetz        NABU-FAZIT: Die Vernetzung der Schutzgebiete
Tiere und Pflanzen. Sie gilt es miteinander zu    zu schaffen. Zusätzlich wollen wir Bürgerver-        muss gefördert werden, aber auch die Neuaus­
vernetzen. Die Betreuung und Entwicklung          bände, die sich an der Errichtung und Pflege         weisung von Schutzgebieten darf nicht länger ein
der Schutzgebiete ist zu stärken. Dazu müs-       der Biotope beteiligen möchten, fördern.             Tabu sein. RLP ist mit gerade 2 % der Landesflä­
sen finanzielle und personelle Ressourcen wo                                                           che, die als Naturschutzgebiet ausgewiesen sind,
nötig neu geschaffen werden und bestehende              ÖDP: Wir fordern den Schutz der be-            Schlusslicht unter allen Flächenländern bundes­
Ressourcen besser vernetzt und gemeinsam                drohten Tier- und Pflanzenwelt durch           weit. Hier besteht enormer Nachholbedarf. Die
koordiniert werden.                               Erhalt, Vernetzung und Erweiterung von               Einbeziehung verschiedener Akteur*innen in eine
                                                  Biotopen auf bis zu 15 % der Landesfläche.           landesweite Konzeptionierung ist wünschenswert.

6                                                                                                                                    NAT U RS C H U TZ heute
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9. … den Biotopverbund im Land weiterentwickeln?

           Bündnis 90/Die Grünen: Dazu             und Biotope stärker vernetzt und verbunden                     SPD: Auf Meilensteine setzen: Re-
           möchten wir Trittsteinbiotope wie       werden, damit ein Austausch zwischen den                       naturierung und Entwicklung der
z. B. Streuobstwiesen oder Heckenstreifen,         Populationen stattfinden kann und die Le-           Durchgängigkeit von Gewässern und Auen vo-
schaffen und diese im Rahmen von zielgerich-       bensräume von Tieren und Pflanzen vergrö-           rantreiben, Zerschneidung von Lebensräumen
teten Agrarumweltprogrammen und langjäh-           ßert werden. Daher wollen wir Gemeinden             vermeiden sowie funktionsfähige Wanderkor-
rigen Pflegeverträgen weiter stärken.              dazu ermuntern, Biotope auszuweisen und             ridore für Wildtiere schaffen.
                                                   ihnen bei der Anpassung der Biotopflächen
                      CDU: siehe 8                 an die veränderten klimatischen Bedingungen                      Volt: Wir fordern ausreichend
                                                   aufgrund des Klimawandels helfen.                                große Schutzgebiete, die mit
              Die Linke: Die Schwierigkeiten                                                           Grünbrücken und anderen Vernetzungsmög-
              bei den Biotopvernetzungen                  ÖDP: Wir fordern den Erhalt von              lichkeiten über Straßen verbunden sind, um
liegen oftmals in den großen zusammenhän-                 planungsrechtlichen Festsetzungen zu         eine Zerschneidung zu reduzieren.
genden landwirtschaftlichen Flächen, der           Vorrangflächen für den Naturschutz und dass
Versiegelung und großen Wohn-, Gewer-              diese in nachgeordneten Planungen unbe-             NABU-FAZIT: Der Biotopverbund muss gestärkt
be- und Industrieflächen. Wir wollen, dass         dingt Bestand haben. Im Landesentwicklungs-         und landesweit durchgängig geplant werden. Nur
Naturschutz und wirtschaftliche Interessen         programm sind aufgrund der Ergebnisse der           so können lebensfähige Populationen erhalten wer­
gleichberechtigt behandelt werden.                 Planung vernetzter Biotopsysteme Kernräume          den und Arten sich wieder natürlich ausbreiten.
                                                   für den Arten- und Biotopschutz auszuwei-           Zwar ist der Biotopverbund auf Ebene der Regio­
                       Die Partei: siehe 5         sen.                                                nalplanungen verankert, viel zu oft wird er aber
                                                                                                       durch bauliche Eingriffe dennoch zerschnitten. Die
                      Klimaliste: Der Biotop-                              Piratenpartei: siehe 5      Etablierung von Querungshilfen, wie Grünbrü­
                      verbund soll ausgebaut                                                           cken, muss konsequent verfolgt werden.

Wahlprüfstein III: Flächenversiegelung                                                                 Foto: www.pixabay.com
Der Boden erfüllt lebenswichtige Funktionen für unsere Ökosysteme. Mit dem Verbrauch neuer
Flächen für Verkehrs- und Siedlungszwecke und zunehmender Versiegelung gehen vor allem die
Lebensraumfunktion des Bodens, die Fruchtbarkeit und die Wasserdurchlässigkeit des Bodens
verloren. Zu den Folgen zählen der Verlust der Bodenfauna, örtliche Überschwemmungen bei star-
ken Regenfällen, fehlende Grundwasserneubildung sowie städtische Wärmeinseln durch fehlende
Verdunstungskälte. Mit den unbebauten Flächen und unversiegelten Böden als endliche Ressource
muss also sparsam umgegangen werden.

10. Welche Ziele verfolgt Ihre Partei im Hinblick auf die Flächenversiegelung im Land?

           Bündnis 90/Die Grünen: Unser                                    Die Partei: 10 bis 13
           langfristiges Ziel ist eine neutrale                            In dieser Frage ist sich
Flächenbilanz – das heißt, eine Fläche darf        Die Partei uneins: Während der Grüne Flügel
nur neu versiegelt werden, wenn eine andere        jedem Betonmischer grundsätzlich kritisch
entsiegelt wird. Dafür benötigen wir eine          gegenüber steht (s. II), fordert der Graue Flügel
transparente und flächenschonende Lan-             lautstark: „Flächen zu versiegeln ist uner-
des- und Bauleitplanung nach ökologischen          lässlich für unsere Infrastruktur. Wir wollen
Kriterien.                                         dem Trend der Zeit folgen und diese voran-
                                                   treiben. Wozu in die Höhe bauen, wenn wir
                    CDU: Unser Ziel ist es die     noch so viel Grau in die Welt tragen können?
                    Versiegelung deutlich          Außerdem wird die weitreichende Flächenver-
zu reduzieren und dort womöglich bereits           siegelung die Biodiversitätsdebatte deutlich                           Klimaliste: Großflächige
versiegelte Flächen wieder zu öffnen. In           beschleunigen.“ Der Grüne Flügel distanziert                           Versiegelungen sollen
stark versiegelten Bereichen sind Projekte zu      sich hiermit von dieser Aussage und fordert         nicht mehr erlaubt sein, sollte das Wasser
fördern die auf künstlichen geschaffenen Flä-      stattdessen den Rückbau von Straßen (s. II).        nicht am Rand der Flächen oder anderweitig
chen eine ökologisch nachhaltige Dachbegrü-        Zu §13b des BauGB fordern wir das Gegenteil         versickern können. Versiegelte Orte sollen
nung initiieren. Die wertvollen Böden unserer      dessen, was die FDP sagt. Wir sind schließlich      entsiegelt werden & Platz für Natur machen.
Agrarlandschaft sind zu schützen.                  keine Spaßpartei! Eine innenfreie Autostadt
                                                   schafft endlich Parkplätze für alle, die mit dem           ÖDP: Unser Ziel ist, dass netto keine
                Die Linke: Unter ökol. Gesichts-   Auto Geschäfte besuchen wollen. Davon gibt es              weitere Flächenversiegelung statt-
                punkten sind Flächenversiege­      dann nämlich auch nicht mehr so viele. Die üb-      findet. Die negativen Einflüsse der bereits vor-
lungen eine Katastrophe. Wir wollen, dass          rig gebliebenen Filialen immer gleicher Ketten      handenen Flächenversiegelung müssen durch
Versiegelungen nur dann erfolgen, wenn es dafür    werden mit Drive-In-Schaltern ausgestattet, um      geeignete Maßnahmen abgemildert werden.
überragende Gründe des Gemeinwohls gibt.           noch bequemeres Einkaufen zu ermöglichen.

Frühjahr 2021                                                                                                                                           7
Parteien auf dem Prüfstand
NABU Rheinland-Pfalz
Landtagswahl 2021

                         Piratenpartei: Flächen-              SPD: Wir wollen bestehende              nung (Gebäudebegrünung etc.) in Städten ein.
                         versiegelung hat im                  Begrünungskonzepte fortführen,
Gegensatz zu den 90er Jahren abgenommen,           Schotter- und Steingärten einschränken, Flä-        NABU-FAZIT: Das Ziel einer neutralen Flächen­
steigt jetzt aber leicht durch den Bedarf an       chen effizient nutzen und Flächenverbrauch          bilanz muss ambitioniert verfolgt werden. Hierzu
Siedlungs- und Verkehrsfläche. Hier ist auch       begrenzen.                                          sind landesplanerische Vorgaben mit konkreten
die Lösung zu suchen. Die Versiegelung von                                                             Zielsetzungen zu machen. Kommunen müssen
Siedlungsflächen kann man durch Gesetze                         Volt: Wo möglich soll eine Ent-        dabei begleitet werden, Strategien zur Erreichung
begrenzen, aber auch hier gilt es im größeren                   siegelung des Bodens erfolgen          neutraler Flächenbilanzen zu entwickeln. Auch ein
Maße Auf klärung zu betreiben.                     und Grünflächen erhalten werden. Zudem              Verbot von Schottergärten, sowie Grünerhalt- bzw.
                                                   setzen wir uns für eine ambitionierte Begrü-        Begrünungskonzepte sind kommunal umzusetzen.

11. Wie wollen Sie Ihre Ziele umsetzen?

           Bündnis 90/Die Grünen: Wir              klimaneutral sein. Das stellt eine umweltver-             SPD: Es gilt: Innenentwicklung
           wollen einen eigenen Bodenfonds         trägliche und flächensparende Bauweise sicher.            vor Neubau auf der grünen Wiese.
Rheinland-Pfalz gründen. Wir möchten                                                                  Kommunen unterstützen wir bei der Umset-
zudem die unterschiedlichen Planungsebe-                 ÖDP: Um den ausufernden Flächenbe-           zung.
nen besser miteinander verzahnen, damit sie              darf zu bremsen bzw. zu steuern ist die
sinnvoll ineinandergreifen und gemeinsame          Einführung von handelbaren Flächenzertifi-                       Volt: Volt setzt sich für die
Wirkeffekte erzielen.                              katen einzuführen. Neue Bebauung ist an den                      Nutzung von bereits versiegelten
                                                   Rückbau bzw. die Aufhebung von Bauflä-             Flächen wie Dächern ein, indem diese ab dem
                    CDU: s. Zukunftsagenda         chenausweisungen gekoppelt. Werden neue            ersten Quadratmeter begrünt werden bzw. für
                    der CDU Rheinland-Pfalz        Flächen überbaut, muss an anderer Stelle für       erneuerbare Energien genutzt werden sollen.
                                                   Ausgleich gesorgt werden.                          Das soll durch Förderprogramme unterstützt
             Die Linke: Dorf- und Innen-                                                              werden und ein jährlicher, kommunaler
             stadterneuerung, sowie Nach-                                  Piratenpartei: Durch       Wettbewerb für die nachhaltigste und innova-
verdichtung des Wohnraumes, sind hier die                                  wesentlich mehr Auf-       tivste Gebäudebegrünung wäre denkbar.
Schlüsselworte. Wir wollen nicht, dass Städte      klärungsarbeit schon in der Schule, aber auch
immer weiter wachsen.                              für Entscheider. Auch hier gilt, wir müssen den     NABU-FAZIT: Grundsätzlich fordert auch der
                                                   Natur- & Umweltschutz in einem Miteinander          NABU eine Innenentwicklung vor der Außenent­
                      Die Partei: siehe 10         umsetzen. Der Bedarf an Verkehrsflächen kann        wicklung. Aber auch in der Innenentwicklung darf
                                                   durch Eindämmung des Individualverkehrs ge-         wichtiges Stadtgrün nicht der Versiegelung zum
                     Klimaliste: Innenentwick-     senkt werden, hier fordern wir einen kostenlo-      Opfer fallen. Ökologische Stadtplanungen müssen
                     lung soll vor Außenent-       sen (umlagefinanzierten) ÖPNV um eine Alter-        einerseits Möglichkeiten zur Nutzung aufzeigen
wicklung gefördert werden. Unter anderem           native für das Auto zu bieten. Der Güterverkehr     & gleichzeig ökologischen Ansprüchen auch
soll ein weniger PKW-zentrierter Verkehrssek-      muss mehr auf Schiene & Wasser verlagert            innerhalb der Gemeinden gerecht werden. Anreize
tor und eine ökologische Stadtplanung zu           werden. z. B. haben wir einen Linien-Güter Ver-     und Gesetze sind so auszugestalten, dass Aus- &
Entsiegelungen führen. Neubauten müssen            kehr für Rhein & Mosel im Programm, ebenso          Umbau vor Neubau gefördert wird.
über den gesamten Lebenszyklus betrachtet          den massiven Ausbau des Schienennetzes.

12. Wie steht Ihre Partei zur Fortführung des umstrittenen Paragraphen 13b des BauGB?

          Bündnis 90/Die Grünen: Eine                            Die Linke: Wir sind gegen eine       ÖDP geforderten Vorrang der Innenentwick-
          bundesweite Regelung, wie §13b                         Verlängerung oder Fortfüh-           lung vor der Außenentwicklung. Wir sind
BauGB, die Planungen ohne Umweltprüfung            rung. Für im Einzelfall notwendige Arron-          gegen die Ausweitung der Geltungsdauer des
und Bürgerbeteiligung ermöglichen, lehnen          dierungen ist eindeutig genug Zeit gewesen,        §13 BauGB durch die Entfristung.
wir vehement ab.                                   wir wollen nicht, dass aus der Schließung von
                                                   Lücken dauerhaft eine Genehmigung zum                                    Piratenpartei: Neue
                   CDU: Mit der Regelung des       Wuchern von Bebauung wird.                                               Wohn- und Siedlungs-
                   § 13b im BauGB werden                                                              flächen zu erschließen kann sinnvoll sein.
Erleichterungen geschaffen, um die bereits                              Die Partei: siehe 10          Deutschland leidet an Wohneigentum, wel-
bebauten Ortsränder maßvoll zu erweitern.                                                             ches auch zu einer sozialen Schieflage führen
Wir stehen zu dem Grundsatz Innen- vor Au-                             Klimaliste: Wir sind           kann. Zum Beispiel haben Rentner ohne
ßenentwicklung. Insbesondere in den Dörfern                            wegen unkontrolliertem         Wohneigentum erheblich unter steigenden
ist ein großes Potenzial bereits vorhandene        Flächenverbrauch sowie Wegfall der TöB-            Mieten zu leiden. Dies bedeutet aber nicht,
Bauflächen besser zu nutzen. Konkret schlägt       und Öffentlichkeitsbeteiligung gegen § 13b         dass immer mehr Außengebiete erschlossen
die CDU vor, dass das Land Familien für den        BauGB.                                             werden müssen. Es gibt innerstädtische Ge-
Erwerb und die Sanierung bestehender Bau-                                                             bäude, die sich zu Wohneigentum umwan-
substanz jährlich 1.000 Euro Zuschuss zahlt.             ÖDP: Der § 13b verhindert den von der        deln lassen. Leider sind aber die Quadratme-

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Parteien auf dem Prüfstand
Landtagswahl 2021

terpreise für Wohnfläche in der Stadt völlig       me und das Landschaftsbild erheblich beein-         NABU-FAZIT: Aus Sicht des NABU darf §13b
aus dem Ruder gelaufen. Hier muss durch            trächtigt werden sowie weniger bezahlbarer          BauGB nicht fortgeführt werden und ist ab­
sozialen Wohnungsbau entgegnen gewirkt             Wohnraum entsteht als erhofft.                      zuschaffen. Vielmehr müssen andere Konzepte
werden. Auch in Dörfern gibt es im Innen-                                                              ent­wickelt werden, um bezahlbaren Wohnraum
bereich oft viele Gebäude die zu Wohnraum                       Volt: Der Paragraph 13b des            auch im Innenbereich zu ermöglichen. Gerade
umgebaut werden sollten, besser als immer                       BauGB führte zu einer Verschär-        Ortsränder zeichnen sich oft durch eine hohe Bio­
neue Baugebiete zu erschließen. Dies dient         fung der Flächenversiegelung, da Umweltprü-         diversität aus, weshalb Planungen ohne entspre­
auch der Dorfgemeinschaft.                         fungen und Eingriffsausgleiche ausgesetzt           chende Berücksichtigung des Naturschutzes und
                                                   wurden. Das eigentliche Ziel des Paragraphen        Beteiligungsmöglichkeiten abzulehnen sind.
           SPD: Die SPD hat sich gegen die         wurde verfehlt. Die Fortführung der jetzigen
           Verlängerung ausgesprochen, da          Fassung des Paragraphen ist daher aus Sicht
durch die zusätzliche Überbauung von Boden         von Volt nicht vereinbar.
ohne Kompensation Biodiversität, Lebensräu-

13. Welche Vorstellungen hat Ihre Partei von einer gelungenen Innenentwicklung?

           Bündnis 90/Die Grünen: Wir wer-         schafft Lebens- und Arbeitsraum, funktioniert       Fläche für Fußgänger und Radfahrer. (siehe
           den die Städtebauförderung und          ökologisch nachhaltig und schützt die Ge-           obige Antworten)
Dorferneuerungsprogramme an ökologischen           sundheit der Menschen. Erste Schritte dahin
und klimaschützenden Kriterien ausrichten.         wären autofreie Innenstädte, Personennah-                     SPD: Eine gelungene Innenent-
Ebenso wollen wir vorhandene grüne und             verkehr zum Nulltarif und ein Mietendeckel                    wicklung folgt dem Prinzip: Innen-
blaue Oasen aufwerten und um naturnahe             für Ballungsgebiete, der Wohnen bezahlbar           vor Außenentwicklung. Ortskerne wollen wir
Begrünungen von Vorgärten, Fassaden und            macht.                                              zukunftsfähig und lebenswert gestalten, Leer-
Dachflächen oder naturnahe Wasserflächen                                                               stände vermeiden und den Flächenverbrauch
erweitern. Zusätzlich werden wir die Instal-                             Die Partei: siehe 10          beschränken. Dazu stellen wir Fördermittel
lation von Nisthilfen für unsere Vögel und                                                             für gelungene Maßnahmen zur Verfügung.
Insekten sowie Fassaden- und Dachbegrünung                              Klimaliste: Baulücken
an allen öffentlichen Gebäuden prüfen.                                  und versiegelte Flächen                      Volt: Wir werden uns dafür
                                                   sollen priorisiert bebaut, der Bestand für zu-                    einsetzen, die Grundsteuer fair
                    CDU: Grünflächen in            sätzlichen Wohnraum ausgebaut und Grün-             zu gestalten. Die Grundsteuer soll künftig als
                    Städten und Dörfern gilt       flächen in Kombination mit autofreien Rad-          Bodensteuer ausgestaltet werden, da wir das
es zu erhalten und möglichst ökologisch zu         und Fußwegenetzen ausgeweitet werden.               für sozial, nachhaltig, transparent, unbürokra-
gestalten. Sie haben eine wichtige Funktion                                                            tisch und investitionsfreundlich halten und
als Erholungsraum für die Bewohner können                ÖDP: Die ÖDP befürwortet die Innen-           das auch eine einfache Berechnungsgrundlage
gleichzeitig wichtige Vernetzungselemen-                 entwicklung der Städte und Gemein-            bieten würde. Unser Ziel dabei ist es, die Flä-
te zur Förderung der biologischen Vielfalt         den, das Wachstum nach außen in die freie           chenversiegelung insgesamt zu minimieren.
darstellen. Durch die energetische Sanierung       Landschaft ist zu begrenzen. Es müssen
vieler Häuser gehen wichtige Brut- und             zuerst Brach- und Konversionsflächen wieder         NABU-FAZIT: Moderne Dorf- und Stadtent­
Ruheräume für verschiedene Tierarten (z. B.        genutzt werden. Eine Nachverdichtung                wicklung muss, neben bezahlbarem Wohnraum,
Fledermäuse, Mauersegler) verloren. Durch          bestehender Wohnsiedlungen zulasten von             ökologische Aspekte mit einbeziehen. Die Nutzung
die Förderung von ingenieurbiologischen            Grün-, Aufenthalts- und Spielflächen lehnt          von Bestandsimmobilien muss attraktiver sein als
Maßnahmen werden wir wieder für neuen              die ÖDP ab.                                         der Neubau am Ortsrand. Städtebauliche Konzep­
Brut- und Ruheraum sorgen.                                                                             te mit ökologischem Fokus beziehen Grünflächen,
                                                                           Piratenpartei: Wir          Klimaschutz und Artenschutz am Gebäude mit
                Die Linke: Eine gelungene                                  sehen da die 15 min         ein und können so ein lebenswerten Wohnraum in
                Stadt- und Dorfentwicklung         Stadt als gutes Beispiel, mit wesentlich mehr       Gemeinden ermöglichen.

Wahlprüfstein IV: Waldschutz und nachhaltige Forstwirtschaft
Rheinland-Pfalz ist das waldreichste Bundesland Deutschlands. Gut 42 % der Landesfläche sind bewaldet, weshalb dem Waldschutz, und damit
der nachhaltigen Bewirtschaftung von Wäldern hier im Land eine besondere Bedeutung zukommt. Wälder liefern den wichtigen und wertvollen
Rohstoff Holz. Sie sind aber nicht nur unter dem Aspekt der Wertstoffgewinnung zu betrachten. Sie sind Lebensraum für unzählige Tier-, Pilz- und
Pflanzenarten und spielen eine wichtige Rolle im Klimaschutz, sowohl als CO2-Senken, als auch in ihrer Funktion im Klimasystem. Der dauerhafte
Schutz und Erhalt dieser lebendigen Vielfalt ist ein wichtiges Ziel für die Gesellschaft, schließlich sind auch wir Menschen auf intakte Wald-Ökosys-
teme angewiesen.

14. Welche Pläne verfolgt Ihre Partei, um unsere Wälder und Forste klimastabiler zu gestalten?

          Bündnis 90/Die Grünen: Wir werden den nachhaltigen Waldumbau hin zum klimaangepassten & naturnahen Mischwald konsequent weiter­
          verfolgen. Vor allem heimische, belastbare Baumarten werden den naturnahen Waldumbau ergänzen & die Artenvielfalt im Wald bereichern.

Frühjahr 2021                                                                                                                                              9
Parteien auf dem Prüfstand
NABU Rheinland-Pfalz
Landtagswahl 2021

                    CDU: Wir fordern einen
                    Paradigmenwechsel:
Waldschutz ist Klimaschutz. Es ist nicht
länger zeitgemäß, die verschiedenen Bereiche
Forstwirtschaft, Naturschutz, Jagd, Landwirt-
schaft, Holzindustrie und Tourismus einzeln
zu betrachten. Die Einführung einer Flächen-
prämie für die CO2-Speicherleistung ist ein
wichtiger Schritt, um den Waldumbau zu
finanzieren.
                                                                                                                    Foto: NABU/CEWE/Sebastian Bauer

               Die Linke: Nachhaltige Forst-      unverhältnismäßiger Eingriff in Ökosysteme;                              Piratenpartei: Einfach
               wirtschaft mit standort- und       (b) Prädatoren wie der Wolf ersetzen natürli-                            dem Wald wieder mehr
klimaangepassten Baumarten ist der Schlüs-        cherweise die Jagd – für ein positives Image      „Natur“ zurück geben. Das bedeutet, den
sel für einen klimastabilen Wald. Dies ist eine   brauchen wir Patenschaften; (c) Schafe sind       ursprünglichen Laubmischwäldern in Europa
Herausforderung nicht nur für Staats- und         so süß! Hier muss der Staat schützend ein-        wieder wesentlich mehr Raum geben. Sollte
Kommunalwald, sondern auch für Privatwald-        greifen und SchäferXn Herdenschutzhunde           sich das Klima weiter verändern ist das Au-
besitzer. Letztendlich bleibt der Schutz der      zur Verfügung stellen; (d) Die Schweinepest       genmerk auch auf Baumarten zu richten, die
Wälder eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe:      kommt – hier dürfen die Verantwortlichen          widerstandsfähiger sind. Natur vor Kommerz,
Deshalb dürfen Waldbesitzer, die nachhal-         nicht den Kopf in den (Bunt-)Sand(-stein)         lautet da unsere Forderung.
tig wirtschaften wollen, finanziell nicht im      stecken, wir brauchen den Impfstoff.
Regen stehen bleiben.                             Impfskeptiker unter Sus scrofa werden ins                    SPD: Wir werden eine natur-
                                                  Saarland abgeschoben. (e) Die Funktion von                   gemäße Waldwirtschaft weiter
                       Die Partei: 14 bis 18      Pilzen im Wald wird oft unterschätzt. Zur         fördern mit einer Bewirtschaftung, in der die
                       Anpflanzen von Bau-        Maximierung der Bestände fordert Die Partei       natürliche Verjüngung Vorrang hat und nur
marten, die besser auf Hitze und Trockenheit      Winterfütterung mit Totholz. Auch braucht         partiell durch standortgeeignete Planungen
ausgelegt sind, macht Wälder klimastabil.         es Schutzgebiete, in denen das Sammeln zu         ergänzt wird.
Wir schlagen Mischwald aus Phoenix dactylifera    Speisezwecken verboten ist. Denn in einem
(Dattel) und Olea europaea (Olive) vor, diese     Steinpilz-Fruchtkörper passieren Dinge, die                    Volt: Volt setzt hier auf eine
sind zusätzlich sehr lecker. Der Olivenbaum       nicht jugendfrei sind, da sollten wir nicht                    naturnahe Waldbewirtschaftung
steht mit seinem Artepitheton zudem wie           stören!                                           und klimaresistente Baumarten neben regio-
keine andere Art für das größte aller Projekte:                                                     nalen Baumarten (Mischwälder). Zudem soll-
Europa. Was für ein starkes Symbol, das                               Klimaliste: Bei Flächen       ten Wälder besser gegen Brände vorbereitet
unser Land aussenden könnte!                                          mit massivem Fich-            werden, um effektiveres Löschen zu gewähr-
Wir fordern die Verstaatlichung von Privat-       tensterben soll geprüft werden, ob sie in         leisten und damit Schäden zu minimieren.
wald. Wald ist Allgemeingut, das Naturerfah-      Naturschutzgebiete umgewandelt werden
rung oder auch Holzgewinnung (wenn es sein        sollten. Neue klimatische Bedingungen sollen       NABU-FAZIT: Die Klimastabilität der Wälder ist
muss) dienen soll. Wenn alles in kommunaler       bei der Wiederbewaldung berücksichtigt und         für Rheinland-Pfalz, als waldreichstes Bundesland,
Hand liegt, können Waldentwicklungspläne          Forschungs- und Anpassungsstrategien ausge-        ein wichtiges Thema. Naturnaher Waldumbau
zügig umgesetzt werden. Das Pflanzen der          weitet werden.                                     und die Stärkung des Waldes als Klimaschüt­
Setzlinge kann von bisher ungenutzten Ar-                                                            zer sind wichtige Schritte. Dabei können auch
beitskräften aus Pirmasens realisiert werden.           ÖDP: Vor dem Hintergrund von Klima-          Förderungen Anreize liefern, diese müssen aber
Der Białowieża-Urwald lehrt, dass Sich-                 wandel, zunehmender Trockenheit,             an bestehende und hochwertige Zertifikate, wie
einfach-mal-Raushalten das beste Rezept für       Sturmwürfen und Borkenkäferbefall ist die          FSC gekoppelt sein. Höhere Naturschutzstandards
einen gesunden Naturhaushalt sein kann.           Entwicklung naturgemäßer, vielfältiger,            sollten im Rahmen einer Förderung auch höher
Weitere Maßnahmen: (a) Jäger entwaffnen,          widerstandsfähiger Wälder durch Integration        entlohnt werden, damit die gewünschten ökologi­
denn der Abschuss von Bambi und Co. aus           natürlicher Sukzessionsprozesse in die Strate-     schen Effekte erzielt werden.
vorgeschobenen Naturschutzgründen ist ein         gien zur Wiederbewaldung vorzunehmen.

15. Wie sollten Maßnahmen in Staats-, Kommunal- und Privatwald umgesetzt werden?

          Bündnis 90/Die Grünen: Wir              sowie klimaresistent weiterentwickeln lassen.     Forstämtern & Waldforschung aufzustocken
           GRÜNE möchten unsere gesamte                                                             und Fortbildungs- und Schulungsprogramme
Waldfläche mit dem Forest-Stewardship-                                CDU: Wir wollen unsere        in Waldökologie und Naturschutz zu forcie-
Council (FSC) Siegel als besonders naturnah                           Wälder erhalten und die       ren. Wir bauen Hürden bei der Beantragung
und nachhaltig zertifizieren lassen. Daneben      Waldbesitzer dabei unterstützen, indem wir        von Mitteln ab und garantieren, dass Geld
möchten wir mit dem Forschungsprojekt             sie bei Revierdienstkosten und den Kosten         dort zeitnah ankommt, wo es gebraucht wird.
„Klimawald 2100“ extensive, naturverträg-         für Verkehrssicherungspflichten entlasten.
liche Bewirtschaftungsarten erforschen und        Unsere Försterinnen und Förster arbeiten                          Die Linke: Bei Staats- und
erproben wie unsere Wälder sich naturnah          am Limit. Daher fordern wir, das Personal in                      Kommunalwäldern sehen

10                                                                                                                                NAT U RS C H U TZ heute
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