Perspektive Wandel Werkstattbericht aus dem Schulversuch "Digitale Schule 2020" - Stiftung Bildungspakt Bayern
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PERSPEKTIVE WANDEL Der Zwischenbericht bietet nicht den Raum, die Unterschiede zwischen den Schularten herauszuarbeiten oder die Entwicklungsarbeit der einzelnen Schulen Werkstattbericht aus dem Schulversuch „Digitale Schule 2020“ detailliert vorzustellen. Für die Handlungsfelder werden Herausforderungen und Lösungsansätze sowie bisherige Erfahrungen und offene Punkte skizziert und an „alle Klassen, alle Fächer, alle Jahrgangsstufen“ einigen Stellen mit Beispielen vertieft, die stellvertretend für die vielfältigen Konzep- te und Handlungsstrategien der Modell- und Netzwerkschulen stehen. Der Schulversuch „Digitale Schule 2020“ hat das Ziel, zu erproben, wie die Potenzi- ale digitaler Medien für das Lernen und Arbeiten in der gesamten Schule genutzt Mit dem Dokument „Perspektive Wandel – Zwischenbericht aus dem Schulversuch werden können. Auf der Ebene der Unterrichtsentwicklung geht es darum, Digitale Schule 2020“ hoffen wir, die Diskussion über die Weiterentwicklung von Schülerinnen und Schüler anzuleiten, medienkompetent und digital mündig Schule zu unterstützen und bereits jetzt einige Anregungen für die Integration digi- zu werden, taler Medien für Lernen und Arbeiten in der Schule geben zu können. die Qualität des Fachunterrichts zu steigern, informatisches Denken und Arbeiten als Querschnittsaufgabe in den Fachunter- Weiterführende Informationen finden sich auf der Webseite der Stiftung (www. richt aufzunehmen und stiftung-bildungspakt.de) und den Webseiten der Modell- und Netzwerkschulen. die Möglichkeiten digital durchgeführter Leistungserhebungen und alternativer Formate der Leistungserhebung auszuloten. Daraus ergeben sich die Entwicklungsaufgaben für die Personal- und Organisa THEMEN DES WERKSTATTBERICHTS tionsentwicklung: Unterrichtsentwicklung: Auch mit 2xK und 2xI Erarbeitung und Erprobung neuer Fortbildungskonzepte für die Erweiterung der Technik: Einfach für alle? Medienkompetenz von Lehrkräften und der Mitnahme des gesamten Kollegiums Verwaltung: Das Ende der Zettelwirtschaft? Werkzeuge: Apps – die Qual der Wahl? Weiterentwicklung der IT-Infrastruktur der Schule Führung: Digitalisierung ist Chefsache Digitalisierung weiterer Verwaltungsaufgaben zur Entlastung des Sekretariats Multiplikation: Lehrerzimmer als Medienkompetenzzentrum und der Lehrkräfte Medienkompetenz: „digital native“ = digital mündig? Die Konzepte und Umsetzungsstrategien sowie die Erfahrungen der Modell- und Bildungsmedien: „Digitale Schultasche“ – nicht ganz leicht? Netzwerkschulen der beteiligten Schularten werden nach Abschluss des Schulver- Klassenzimmer: Tinte, Tastatur, Tafel, Tablet! Erziehungspartnerschaft: Miteinander Medienerziehung meistern suchs im Schuljahr 2019/2020 für alle bayerischen Schulen veröffentlicht. Ausblick: Leistungserhebungen digital Blick in die Werkstatt Der vorliegende Zwischenbericht versteht sich als Blick in die Werkstatt. Er spiegelt die wesentlichen Handlungsfelder wider und enthält erste Einsichten, wie die syste- matische Integration digitaler Medien an Schulen gelingen kann. In knapper Form zeigt er, dass Digitalisierung als Schwerpunkt der Schulentwick- lung ein sehr komplexer Prozess ist, der sehr viele Aspekte der schulischen Arbeit betrifft und bei dem es weiterhin offene Punkte gibt. 2 Digitale Schule 2020 Stiftung Bildungspakt Bayern 3
Eckpunkte des Schulversuchs Modell- und Netzwerkschulen Zielsetzung Generierung von Steuerungswissen für die Unterstützung der Digitalisierung an bayerischen Schulen unter Beachtung der bestehenden rechtlichen, organisatori- Gymnasium Casimirianum Coburg Grund- und Mittelschule schen und finanziellen Gestaltungsspielräume Mittelschule Ebern Sonnefeld Unterfranken Oberfranken Entwicklungsaufgaben Gymnasium Veitshöchheim Erarbeitung von Konzepten und Umsetzungsstrategien für die systematische Realschule Erlangen II Am Europakanal Integration digitaler Medien in die Lehr- und Lernprozesse unter Einbeziehung Mittelschule Neunburg vorm Wald Mittelfranken möglichst der gesamten Schule Karl-Dehm-Mittelschule Ausloten der Umsetzungsmöglichkeiten einer digital gestützten Schwabach Oberpfalz Aufgaben- und Prüfungskultur Umfassende Nutzung der Digitalisierung für die Organisation von Prozessen Modellschulen Mittelschule Schwarzach Netzwerkschulen Grundschule Projektlaufzeit Offenstetten Niederbayern Realschule Schöllnach Schuljahre 2017/2018 – 2019/2020 Realschule Arnstorf Schwaben Gymnasium Pfarrkirchen Wissenschaftliche Begleitung Gymnasium Königsbrunn Oberbayern Prof. Dr. Frank Fischer, Ludwig-Maximilians-Universität München Realschule Poing Grundschule Buchloe Grundschule Stockdorf Prof. Dr. Silke Grafe, Julius-Maximilians-Universität Würzburg Realschule Gauting Grundschule Gänselieslstraße Prof. Dr. Rudolf Kammerl, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Gymnasium Ottobrunn Mittelschule Weilheim Prof. Dr. Ingo Kollar, Universität Augsburg Prof. Dr. Ralf Romeike, Freie Universität Berlin (vormals Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) Prof. Dr. KIaus Zierer, Universität Augsburg Prof. Dr. Jutta Mägdefrau, Universität Passau Hauptpartner im Schulversuch Weitere Partner 4 Digitale Schule 2020 Stiftung Bildungspakt Bayern 5
UNTERRICHTS MEDIEN B I L DU N G S KL ASSEN ER ZIEHUNGS T EC H N I K V E R WA LT U N G WERK ZEUGE FÜ H RU N G M U LT I PL I K AT I O N E N T W I C K LU N G KO M PE T E N Z MEDIEN ZIMMER PA R T N E R S C H A F T KREATIVITÄT Auch mit 2xK und 2xI Die Kreativität der Kinder und INFORMATION Jugendlichen kann durch digitale Es gibt vielfältige Wege zur Stärkung der Medien vielfältig gefördert Informationskompetenz, z.B.: werden, z. B.: Der Einsatz digitaler Medien in der Schule dient dazu, digitale Mündigkeit von Kin- Schülerinnen und Schüler lernen, mit Schülerinnen und Schüler dern und Jugendlichen zu fördern und Unterrichtsqualität weiterzuentwickeln. Suchmaschinen gezielt Informationen zu werden an informatische Ansatzpunkte dafür finden sich auch in vier Entwicklungsfeldern, in denen digitale recherchieren. Denk- und Arbeitsweisen Sie wissen um „Fake News“ sowie um die herangeführt, etwa an das Medien ihr Potenzial und ihre Dynamik besonders gut entfalten können bzw. die Entwicklung von Deep Fakes und eignen Programmieren, an Robotik durch die Digitalisierung bedeutsamer geworden sind: sich Methoden an, wie sie diese entlarven. oder an das Experimentieren Informationskompetenz – Informationen recherchieren, kritisch reflektieren, Die Lernenden werden für Stimmungsma- mit 3D-Druck. che im Netz sensibilisiert und zur Reflexi- Die Lernenden nutzen ihre filtern und multimedial präsentieren on angeregt. digitalen Endgeräte als Werk- Individualisierung – personalisiert lernen und individuell fördern Sie lernen Methoden kennen, um Informa- zeuge, mit denen sie selbst di- Kreativität – Probleme lösen, kreativ arbeiten und künstlerisch gestalten tionen multimedial, anlassbezogen und gitale Lernprodukte wie Blogs, zielgruppenorientiert zu präsentieren. Videos und Apps gestalten. Kooperation – im Klassenzimmer, im Kollegium und mit externen Partnern In fächerübergreifenden Pro- zusammenarbeiten jekten arbeiten Schülerinnen und Schüler in Teams an kom- Auf übergeordneter Ebene kommt Wertebildung besondere Bedeutung zu. Sie ist KOOPERATION plexen Fragestellungen und in Zeiten des digitalen Wandels als Orientierungshilfe für Schülerinnen und Schüler schulen ihre Problemlösefähig- Der Lernort Schule bietet viele Gele- unerlässlich. genheiten, digital zu kooperieren, z. B.: keiten. Sie legen als Ergebnis ein Produkt vor, das auch ihre Kooperatives Arbeiten ist fester künstlerisch-gestalterischen Bestandteil der Unterrichtsent- Kompetenzen widerspiegelt. wicklung und wird systematisch in verschiedenen Fächern geübt und genutzt. Lehrkräfte entwickeln gemein- INDIVIDUALISIERUNG sam Unterrichtsmaterialien und Digitale Medien ermöglichen Schülerinnen und pflegen die „Kultur des Teilens“. Schülern individuelle Lernwege, z. B.: Dafür stellen sie Materialien ihren Lernen wird örtlich und zeitlich flexibel, Kollegen zentral und digital zur indem digitale Angebote den Präsenzunter- Verfügung. richt systematisch ergänzen. Schüler, Eltern und andere externe Lehrkräfte unterstützen ihre Schülerinnen Experten gestalten den Schulent- und Schüler digital und kommunizieren mit wicklungsprozess mit und bringen ihnen individuell, etwa auf der Lernplatt- ihre Perspektiven und Expertise form mebis. ein. Dazu werden gemeinsame Lernende können aus einem Pool digitaler Kommunikationsportale genutzt, Aufgaben wählen, wann sie welche Übungen digitalgestütztes Feedback wird auf welcher Niveaustufe bearbeiten. eingeholt. Digital gestütztes Feedback informiert die Kinder und Jugendlichen über ihren indivi- duellen Lern- und Leistungsstand. Es hilft ihnen, ihren Lernprozess zu organisieren und ihre Kompetenzen auszubauen. 6 Digitale Schule 2020 Stiftung Bildungspakt Bayern 7
UNTERRICHTS MEDIEN B I L DU N G S KL ASSEN ER ZIEHUNGS T EC H N I K V E R WA LT U N G WERK ZEUGE FÜ H RU N G M U LT I PL I K AT I O N E N T W I C K LU N G KO M PE T E N Z MEDIEN ZIMMER PA R T N E R S C H A F T Einfach für alle? man eine heterogene Geräteausstattung zulässt, die beispielsweise höhere An- forderungen an die Bedienerkompetenz von Lehrkräften stellt, aber gleichzeitig Herausforderung verhindert, dass Kinder und Jugendliche an einen Anbieter gewöhnt werden und Für jede Schülerin und jeden Schüler sollte ein eigenes geeignetes digitales mobiles aufgrund einer „digitalen“ Monokultur weniger Medienkompetenz erwerben. Endgerät zur Verfügung stehen. Im Regelfall handelt es sich dabei um Tablets. Mit einer solchen 1:1-Ausstattung kann erreicht werden, dass im Klassenzimmer Bei der Anschaffung oder Finanzierung der Geräte durch die Eltern sind an den Mo- jederzeit flexibel, problemlos und ohne großen Aufwand digital gestützt gearbeitet dell- und Netzwerkschulen bisher kaum Probleme aufgetreten. Vereinzelte, soziale werden kann. Härtefälle fängt beispielsweise der Förderverein der Schule auf. Für diese Art der Vollausstattung ist zu klären, Bei der Einrichtung von elternfinanzierten Tabletklassen haben sich folgende Maß- welche Geräte anzuschaffen sind, nahmen als hilfreich erwiesen: wie diese Geräte finanziert werden, frühzeitige Information der Eltern über die Einführung von Tabletklassen, damit wie sie administriert und gewartet werden. in den Familien vorausschauend geplant werden kann, Gewinnung von Schülerinnen und Schüler als „Botschafter für digitales Lernen Lösungsansätze und Arbeiten“, die die Tabletklassen bei Elternabenden oder einem „Tag der Möglichkeiten der Realisierung einer 1:1-Ausstattung sind: offenen Tür“ vorstellen, elternfinanzierte „BYOD“- bzw. „GYOD“-Klassen proaktiver Umgang mit neuralgischen Punkten in der Diskussion am Eltern- Leasing-Modelle, ggf. in Kooperation mit dem Sachaufwandsträger abend, wie beispielsweise den Themen „WLAN-Strahlung“, „Suchtgefahr“ oder schuleigene Geräte „Ablenkungsgefahr“, Die Umsetzungsvarianten im Schulversuch sind in der Infobox (s. S. 11) dargestellt. Absprachen in den Lehrerteams der Tabletklassen über Auswahl und Anzahl der Apps für den Unterricht und die Umsetzung des Mediencurriculums, auch um zu Begleitmaßnahmen vermeiden, dass Software angeschafft wird, die kaum eingesetzt wird, Zentrale Voraussetzung für die 1:1-Ausstattung der Klassen ist ein leistungsstarkes frühzeitige Kommunikation mit Eltern über die notwendigen Anschaffungen von WLAN. Klare Absprachen regeln, wie die Geräte zu nutzen sind bzw. wie die Schüle- „Apps“ und rinnen und Schüler ihren Kompetenzerwerb organisieren. Transparenz über die Arbeit in der Tabletklasse, sowohl für Eltern als auch für Externe Partner unterstützen die Schulen bei der Administration und Wartung der das Kollegium, beispielsweise durch Dokumentation im Schulwiki oder Präsenta- Geräte. tionen auf einem „Markt der Möglichkeiten“ Erfahrungen Bei einer 1:1-Ausstattung sollte im Vorfeld grundsätzlich im Kollegium geklärt wer- den, ob eine einheitliche Geräteausstattung, z. B. mit iPads, angestrebt wird, durch die beispielsweise der Aufwand für Einarbeitung und Fortbildung weniger hoch ist und die kollegiale Unterrichtsentwicklung erleichtert wird, oder 8 Digitale Schule 2020 Stiftung Bildungspakt Bayern 9
UNTERRICHTS MEDIEN B I L DU N G S KL ASSEN ER ZIEHUNGS T EC H N I K V E R WA LT U N G WERK ZEUGE FÜ H RU N G M U LT I PL I K AT I O N E N T W I C K LU N G KO M PE T E N Z MEDIEN ZIMMER PA R T N E R S C H A F T AUF DEM WEG ZUR 1:1-AUSSTATTUNG Offene Punkte Im Schulversuch lassen sich folgende Varianten unterscheiden: An den Modellschulen übernehmen z. T. die Sachaufwandsträger die Kosten für die Anschaffung von Hard- und Software von Lehrkräften für die Arbeit in den Tablet- „GYOD“ (GET YOUR OWN DEVICE) klassen. An den Grund- und Mittelschulen sowie z. T. an den Real- Wie diese Frage grundsätzlich zu behandeln ist, ist noch nicht geklärt. Auch der schulen gibt die Schule vor, welches Gerät anzuschaffen ist. Sie begründen ihre Auswahl u. a. mit einfacher Bedienbar- Versicherungsschutz der Geräte ist noch zu regeln. keit und mit den für die Schule passenden Softwareange- boten. Leasingmodelle, die durch den Sachaufwandsträger organisiert werden, bieten Unterstützung für die Eltern. In einer Realschule schaffen alle Schülerinnen und Schüler zu Beginn der 5. Jahrgangsstufe einheitliche Geräte an; andere Schulen entscheiden sich dafür, die einheitlichen, elternfi- nanzierten Tabletklassen erst ab Jahrgangsstufe 7 oder 8 beginnen zu lassen und arbeiten in den jüngeren Jahrgangs- stufen mit schuleigenen Geräten. „BYOD“ (BRING YOUR OWN DEVICE) Unter „BYOD“ versteht man im klassischen Sinn, dass Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Geräte mit in den Unterricht brin- „UYOD“ (USE YOUR gen. Bei „bring your own device“ kann es OWN DEVICE) keine oder kaum Vorgaben an die technische Die Erfahrungen der Modell- Ausstattung des Geräts geben. Daraus kann und Netzwerkschulen zeigen eine sehr heterogene Gerätelandschaft im zudem, dass es in diesem Klassenzimmer resultieren. Kontext auch um „use your Die Modellschulen der Gymnasien nutzen own device“ geht. Da die beispielsweise die Variante, dass bis zur Jahr- Anwenderkompetenzen sehr gangstufe 8 mit einheitlichen Geräten der unterschiedlich ausgeprägt Schule gearbeitet wird und in den höheren sind, ist es auf jeden Fall Jahrgangsstufen „BYOD“ praktiziert wird. Die notwendig, die Kinder und Schulen definieren Mindeststandards für Jugendlichen bei der Einrich- die Geräte, z. B. bezüglich Bildschirmgröße tung der Geräte zu begleiten oder einer externen Tastatur. Die heterogene und den Umgang damit zu Gerätelandschaft verlangt von der Lehrkraft schulen. höhere Bedienerkompetenz, bietet aber den Vorteil, dass die Bedienerkompetenz der Kinder und Jugendliche sich vergrößert. Weitere Informationen zur IT-Ausstattung der Schulen finden sich auf der Webseite der Stiftung (www.stiftung-bildungspakt.de). 10 Digitale Schule 2020 Stiftung Bildungspakt Bayern 11
UNTERRICHTS MEDIEN B I L DU N G S KL ASSEN ER ZIEHUNGS T EC H N I K V E R WA LT U N G WERK ZEUGE FÜ H RU N G M U LT I PL I K AT I O N E N T W I C K LU N G KO M PE T E N Z MEDIEN ZIMMER PA R T N E R S C H A F T Das Ende der Zettelwirtschaft? Begleitmaßnahmen Die Schulen nutzen bei der Erprobung der digitalen Verfahren den Freiraum, der Herausforderung ihnen innerhalb eines Schulversuchs gegeben ist. Aber sie bieten weiterhin die In der Schulverwaltung wird bereits eine Vielzahl von Verwaltungsaufgaben digital Möglichkeit, analoge Meldewege und Bezahlverfahren zu nutzen. Die Nutzung der umgesetzt. Es bietet sich aber an, weitere administrative Prozesse in der Schule zu digitalen Angebote ist freiwillig. digitalisieren, um Lehrkräfte und das Sekretariat zu entlasten. Dabei ist jeweils zu Bei der Entwicklung von Softwarelösungen findet ein Austausch mit den Anbietern klären, von Schulportallösungen statt; die Prozessbeschreibungen finden sich darüber welche schul- und datenschutzrechtlichen Vorgaben zu beachten sind, hinaus auf der Webseite der Stiftung (www.stiftung-bildungspakt.de). wie die zum Prozess passende Softwarelösung gestaltet sein muss, welche Kosten für Schulen bzw. Sachaufwandsträger dabei entstehen und Erfahrungen welche technischen Voraussetzungen für die jeweilige Lösung zu schaffen Die Modell- und Netzwerkschulen erleben eine hohe Akzeptanz und viel Zustim- sind. mung beim Einsatz digitaler Medien für Verwaltungsaufgaben. So zeigt sich bei- spielsweise, dass fast alle Eltern die Möglichkeit nutzen, Fehlzeiten über ein Eltern- Lösungsansätze portal zu melden und ihre Kinder zu entschuldigen. Aufgrund der rechtlichen Situation konzentrieren sich die Schulen im Schulversuch Lehrkräfte und die Verwaltungsangestellten bestätigen, dass der Einsatz der Lösun- auf drei Bereiche: gen eine merkliche Arbeitsentlastung darstellt. Digitale Mitteilung, Dokumentation und Archivierung von Fehlzeiten von Schüle- rinnen und Schülern: Der Prozess im Fall einer Krankmeldung oder einer Beur- Offene Punkte laubung läuft komplett digital (s. Infobox S. 14). Für die Implementation in der Fläche sind die rechtlichen Fragen, v. a. auch beim Digitale Archivierung von papierbasierten Leistungsnachweisen: Nach der Kor- digitalen Bezahlmanagement, umfassend zu klären. rektur wird ein Scan der Unterlagen erstellt. Schülerinnen und Schüler erhalten den papierbasierten Leistungsnachweis zum Verbleib. Das Einsammeln und die Archivierung der papierbasierten Leistungsnachweise entfallen. In der Umset- zung werden unterschiedliche Maßnahmen erprobt, wie die Einsichtnahme durch Fachbetreuung und Schulleitungen bzw. Erziehungsberechtigten erfolgen kann. Digitales Management des Zahlungsverkehrs zwischen Elternhaus und Schule: Es werden Softwarelösungen erprobt, durch die das Sekretariat oder Lehrkräfte entlastet werden, Einzelbeträge einzusammeln und darüber Buch zu führen. 12 Digitale Schule 2020 Stiftung Bildungspakt Bayern 13
UNTERRICHTS MEDIEN B I L DU N G S KL ASSEN ER ZIEHUNGS T EC H N I K V E R WA LT U N G WERK ZEUGE FÜ H RU N G M U LT I PL I K AT I O N E N T W I C K LU N G KO M PE T E N Z MEDIEN ZIMMER PA R T N E R S C H A F T ABSENZENVERWALTUNG DIGITAL Im Schulversuch wird erprobt, wie der gesamte „Prozess“ der Mittei- lung, Dokumentation und Archivierung der Fehlzeiten von Schü- lerinnen und Schülern in den unterschiedlichen Schularten digital abgebildet werden kann. Er beschränkt sich auf die Fälle Krankmel- dung und Beurlaubung. Am Beispiel der Krankmeldung lassen sich aus Sicht der Beteiligten folgende Vorteile aufzeigen: rziehungsberechtige können die Krankmeldung digital einrei- E chen, das Telefonat mit dem Sekretariat sowie das nachträgliche Einreichen einer papierbasierten Entschuldigung entfallen. Im Sekretariat fallen kaum Telefonate am Morgen an; die händi- sche Archivierung der Mitteilung wird durch die digitale Doku- mentation und Archivierung ersetzt. Lehrkräfte sehen gleich zu Beginn ihrer Stunde, welche Schüle- rinnen und Schüler als absent gemeldet sind, und können dem Sekretariat digital eine Meldung senden, falls eine Schülerin bzw. ein Schüler abwesend und nicht als fehlend gemeldet ist. Klassenleitungen müssen Absenzenhefte und Entschuldigungen nicht mehr kontrollieren, da Fehlzeiten digital dokumentiert und archiviert werden und mit der digitalen Meldung die Entschuldi- gung vorliegt. Voraussetzung für die digitale Absenzenverwaltung ist, dass die Schule über ein passwortgeschütztes Portal für die Kommunikation mit den Erziehungs- berechtigten verfügt. Durch Login und Passwort ist grundsätzlich sichergestellt, dass Unbefugte nicht zugreifen können. Dieses Portal verfügt über das notwendige Modul für die digitale Verwaltung von Fehlzeiten. Weitere Informationen finden sich auf der Webseite der Stiftung (www.stiftung-bildungspakt.de). Krank- Meldung 14 Digitale Schule 2020 Stiftung Bildungspakt Bayern 15
UNTERRICHTS MEDIEN B I L DU N G S KL ASSEN ER ZIEHUNGS T EC H N I K V E R WA LT U N G WERK ZEUGE FÜ H RU N G M U LT I PL I K AT I O N E N T W I C K LU N G KO M PE T E N Z MEDIEN ZIMMER PA R T N E R S C H A F T Apps - Qual der Wahl? die notwendigen schulinternen Fortbildungen für den Einsatz im Unterricht zu organisieren, Herausforderung die Nutzung zielführend in das Mediencurriculum der Schule zu integrieren, Beim Einsatz digitaler Medien im Unterricht stellen sich die Fragen, eine „App-Parade“ zu vermeiden, bei der immer wieder neue digitale Werkzeu- wie eine pädagogisch begründete Auswahl von Apps gestaltet sein sollte, ge eingeübt werden, ohne ihren Einsatz pädagogisch-didaktisch begründen zu wie die örtlichen Datenschutzbeauftragten bei der Vielzahl an Apps die können, notwendige Überprüfung leisten sollen, zu vermeiden, dass Schülerinnen und Schüler sich zu häufig in neue Programme wie andere schulrechtliche Vorgaben, z. B. zum Werbeverbot, eingehalten einarbeiten müssen und werden können und um weniger medienaffinen Lehrkräften sowie Berufsanfängern Orientierung zu wie eine einheitliche Handhabung bei der datenschutzrechtlichen Einschätzung geben und ihnen den Einstieg zu erleichtern. von Apps besser erreicht werden kann. Offene Punkte Lösungsansätze Die Prüfung der Zulässigkeit einer App ist aktuell von der Schule vor Ort zu leisten. Als Reaktion auf die Vielzahl der Apps als digitale Werkzeuge helfen Absprachen Die Klärung der rechtlichen Fragen beispielsweise hinsichtlich Datenschutz, Werbe- im Kollegium bzw. in der Fachschaft. Alternativ legt das „Digi-Team“ (s. S. 21) fest, freiheit oder Vertragsbindungen durch das Akzeptieren der Nutzungsbedingungen welche Apps angeschafft und genutzt werden. Die Lehrkräfte im Team, die als ist für Schulen aufwendig und führt zu Verunsicherung der Lehrkräfte sowie zu Ansprechpartner für digital gestütztes Lernen in ihrem Fachbereich agieren, über- unterschiedlichen Einschätzungen. nehmen die Aufgabe, neue Angebote zu prüfen und ggf. ihren Einsatz aus päda gogischer oder didaktischer Sicht zu empfehlen. DIE WICHTIGSTEN DIGITALEN WERKZEUGE AN DEN SCHULEN Begleitmaßnahmen Im Schulversuch ist mittels einer Umfrage bei den Modell- und Netz- Die Schulen bieten Informationsmöglichkeiten an, v. a. auch für neue Kolleginnen werkschulen ermittelt worden, in welchen Bereichen es pädagogisch zielführend ist, Apps einzusetzen, und welche besonders häufig auf den und Kollegen, die dazu dienen, sich einen Überblick zu verschaffen, welchen päda- Rechnern der Schulen zu finden sind. gogischen Nutzen einzelne Apps haben und wie mit ihnen zu arbeiten ist. Daraus ist eine Übersicht mit grundlegenden Informationen entstanden. Für die digitalen Werkzeuge werden kurze schulinterne Fortbildungen, sogenannte Sie informiert einerseits darüber, welche fachspezifischen Apps genutzt werden, und andererseits, welche Mikro-SchiLFs, angeboten, bei denen die Kolleginnen und Kollegen die App kennen digitalen Werkzeuge für „Quer- Die fünf wichtigsten Werkzeuge für digital lernen und im gewohnten Umfeld der Schule ausprobieren können. schnittsaufgaben“ in allen Fächern gestütztes Lernen beziehen sich beispiels besonders häufig an den beteilig- weise auf folgende Bereiche: ten Schulen eingesetzt werden. 1. Erstellen von interaktiven Aufgaben Erfahrungen Die Liste dient der Orientierung; 2. Produktion von Cartoons und Videos Absprachen und Einschränkungen beim Einsatz von Software sind notwendig, um die (datenschutz-)rechtliche 3. Erstellen von Präsentationen Freigabe ist weiterhin von der die Klärung der rechtlichen und organisatorischen Fragen hinsichtlich Daten- 4. Führen digitaler Notizbücher für die jeweiligen Schule zu leisten. Ergebnissicherung oder zur Heftführung schutz, Werbeverbot oder möglicher Vertragsbindungen und Kosten im Vorfeld 5. Unterrichtsorganisation, z. B. Feedback ein- der Anschaffung und Installation in einem praktikablen Rahmen zu halten, holen, kooperatives Arbeiten durchführen 16 Digitale Schule 2020 Stiftung Bildungspakt Bayern 17
UNTERRICHTS MEDIEN B I L DU N G S KL ASSEN ER ZIEHUNGS T EC H N I K V E R WA LT U N G WERK ZEUGE FÜ H RU N G M U LT I PL I K AT I O N E N T W I C K LU N G KO M PE T E N Z MEDIEN ZIMMER PA R T N E R S C H A F T Digitalisierung ist Chefsache Erfahrungen Integration der Interessen unterschiedlicher Gruppen Herausforderung Digitalisierung als Schwerpunkt des Schulentwicklungsprozesses sollte nicht bedeu- Digitale Medien in die unterschiedlichen Bereiche der Schule zu integrieren, ist ein ten, dass andere wichtige Anliegen verdrängt werden. Für die Entscheidungsträger komplexer Veränderungsprozess, ihn erfolgreich zu gestalten, eine Führungsaufgabe. in der Schule gilt es zu klären, wie Digitalisierung mit anderen Zielen und Aufgaben der Schule verknüpft werden kann. An den weiterführenden Schulen wird bei- Lösungsansätze spielsweise der Bereich der Demokratieerziehung eng mit dem Kompetenzbereich An den Schulen sind sogenannte „Digi-Teams“ aus Vertretern der Schulleitung und „Analysieren und Reflektieren“ der Wirkungsweise digitaler Medien verknüpft. In Lehrkräften mit den notwendigen Kompetenzen gebildet geworden. Im Prozess der den Grundschulen dienen Tablets z. B. zur Förderung von Lesekompetenz. Teamentwicklung sind Verantwortlichkeiten geklärt und ggf. neu vergeben worden, etwa die Aufgabe des „Digitalverantwortlichen“ in einem Fach. Partizipation von Schülern, Eltern und Lehrkräften Als Rollenvorbild und zur eigenen Kompetenzerweiterung nutzen die Schulleitun- Regelmäßiges, anlassbezogenes Feedback, das die Schulen digital mit entsprechen- gen selbst konsequent digitale Medien für die Bewältigung ihrer Aufgaben und den Feedbacktools einholen, hilft ihnen dabei, auf Fehlentwicklungen rascher zu leben eine aufgeschlossen-kritische Haltung gegenüber digitalen Medien in der reagieren und blinde Flecken zu erkennen. So werden Schüler und Eltern bei- Schule vor. spielsweise zur Arbeit in der Tabletklasse befragt oder Lehrkräfte zu schulinternen Fortbildungsmaßnahmen. Die Akzeptanz der Feedbackkultur steigt, wenn Schullei- Begleitmaßnahmen tungen als Vorbild vorangehen und sich selbst Rückmeldung vom Kollegium zum Neben der konsequenten Unterstützung der Umsetzung der Maßnahmen im Be- eigenen Tun und Handeln einholen. reich der Personal- und Unterrichtsentwicklung holen sich die Schulleitung und das Der partizipative Ansatz zeigt sich auch darin, wenn Schüler als Medientutoren „Digi-Team“ regelmäßig v. a. digital Feedback von Schülern, Lehrkräften und Eltern und Eltern als externe Experten Angebote für den Aufbau und die Erweiterung von ein. Ziel ist es, den Digitalisierungsprozess in enger Abstimmung mit den „Betrof- Medienkompetenz machen. fenen“ zu gestalten. Der Veränderungsprozess wird digital dokumentiert, etwa in einem Schulwiki oder in der schuleigenen Cloud, und dadurch transparent für das Konstruktiver Umgang mit Fehlern und Philosophie des Testens gesamte Kollegium. Für die Nutzung von digitalen Medien zum Arbeiten und Lernen sind Experimente notwendig; schlüsselfertige Lösungen gibt es nicht. Zum Thema „Führung“ gehört daher auch, Mut zum Experiment zu fördern und Fehler als Lerngelegenheiten zu nutzen. Das setzt ein Vertrauensverhältnis im Team oder in der Fachschaft ebenso voraus wie eine lösungsorientierte Gesprächskultur. 18 Digitale Schule 2020 Stiftung Bildungspakt Bayern 19
UNTERRICHTS MEDIEN B I L DU N G S KL ASSEN ER ZIEHUNGS T EC H N I K V E R WA LT U N G WERK ZEUGE FÜ H RU N G M U LT I PL I K AT I O N E N T W I C K LU N G KO M PE T E N Z MEDIEN ZIMMER PA R T N E R S C H A F T „DIGI-TEAMS“ ZUR UNTERSTÜTZUNG DER SCHULLEITUNG Offene Punkte „Digi-Teams“ sind notwendig, um der Komplexität der Digitalisierung Für die Implementation der Ergebnisse des Schulversuchs stellt sich die Frage, der gesamten Schule gerecht zu werden. Aus den bisher gesam melten Erfahrungen der Modell- und Netzwerkschulen lassen sich wie Schulleitungen durch Kooperationen mit externen Partnern oder geeigne- drei Aspekte herausarbeiten: te Fortbildungen unterstützt werden können, um die Lehrkräfte kompetent zu begleiten und sie bei der Abwägung der pädagogischen Chancen der digitalen Transformation beraten zu können, 1. VERNETZUNG VON wie Fortbildungsbedarfe personalverträglich gestaltet werden können, KOMPETENZEN UND NEUE VERANTWORTLICHKEITEN wie der Einsatz besonders engagierter Lehrkräfte durch zusätzliche, auf Im Team sind Lehrkräfte 2. MEDIENKOMPETENZ UND gabenbezogene Ansätze zu honorieren ist, z. B. durch die Möglichkeit der Teil- vertreten, die Expertise und FORTENTWICKLUNG DES FACHUNTER nahme an Fachtagungen oder Kongressen. Zuständigkeit in folgenden RICHTS IN LEITFÄCHERN Bereichen verkörpern: Je nach Schulart bzw. Größe der Schule sind IT-Infrastruktur der Schule Leitfächer der Digitalisierung benannt worden. und Schulverwaltung Das „Digi-Team“ begleitet über die Jahrgangs- Personalführung und stufen hinweg die Integration digitaler Medi- Personalentwicklung en. Seine Verantwortung besteht darin, Unterrichtsentwicklung die Umsetzung des Mediencurriculums und digital gestütztes Ler- spiralförmig über die Jahrgangsstufen aus nen, ggf. Medienpädagogik Sicht der Leitfächer zu organisieren. als Ansprechpartner ihrer Fachschaft zur Verfügung zu stehen und ggf. schulinterne Fortbildungsmaßnahmen zu organisieren. Feed 3. MEDIENKOMPETENZ UND FORTENTWICKLUNG DES FACHUNTERRICHTS IN EINER JAHRGANGSSTUFE back Beispiele aus dem Schulversuch für eine Vernetzung der Lehrkräfte innerhalb einer Jahrgangsstufe finden sich vor allem in der Grund- und Mittelschule, aber auch in weiterführenden Schulen, wenn, wie etwa am Gymnasium, phasenweise die Unterrichtsorganisation für fächerüber greifenden Projektunterricht in einer Jahrgangsstufe aufgelöst wird. Lehrkräfte aus dem „Digi-Team“ übernehmen die Aufgabe, innerhalb einer Jahrgangsstufe die Umsetzung des Mediencurriculums zu begleiten, Lehrkräfte der Parallelklassen zu motivieren, indem z. B. Unterrichts materialien für Stunden mit digitaler Ausstattung bereitgestellt werden, ihr Klassenzimmer für kollegiale Hospitationen zu öffnen, ggf. die gemeinsame Erstellung von Leistungserhebungen zu gestalten. 20 Digitale Schule 2020 Stiftung Bildungspakt Bayern 21
UNTERRICHTS MEDIEN B I L DU N G S KL ASSEN ER ZIEHUNGS T EC H N I K V E R WA LT U N G WERK ZEUGE FÜ H RU N G M U LT I PL I K AT I O N E N T W I C K LU N G KO M PE T E N Z MEDIEN ZIMMER PA R T N E R S C H A F T Lehrerzimmer als Medienkompetenzzentrum Die gemeinsame Bearbeitung „digitaler“ Themen wird in den Schulen durch die Möglichkeit unterstützt, digital kollaborativ in einer Cloud zu arbeiten und Material Herausforderung auszutauschen. Besonders hilfreich ist die Sammlung von Unterrichtsbeispielen, die Wie kann es gelingen, möglichst allen Lehrkräften an der eigenen Schule passende als Good-Practice zum Nachahmen motiviert. Angebote zu machen, ihre Medienkompetenz zu erweitern und diese Kenntnisse für die Weiterentwicklung ihres Unterrichts einzusetzen? Bei der Suche nach einer Erfahrungen Antwort sind folgende Aspekte zu bearbeiten: Die Bereitschaft, sich zu Aspekten des digital gestützten Lernens und Arbeitens Wie kann der schulinterne bzw. der individuelle Fortbildungsbedarf ermittelt in der Schule fortzubilden und in dem Bereich weiterzuarbeiten, steigt, wenn die werden? Angebote niedrigschwellig und praxisorientiert sind und sich eng am Bedarf der Wer sind geeignete Referenten und was sind die richtigen Formate? Zielgruppe orientieren. Grundlage dafür sind regelmäßige Abfragen im Kollegium, Wie können zeitliche Freiräume für Fortbildungen geschaffen werden? analog am Schwarzen Brett, aber auch breiter angelegt mit digitalen Feedbacktools. Wie gelingt eine erfolgreiche Umsetzung der Fortbildungsinhalte im Unterricht? Für die Multiplikation ins Kollegium ist es hilfreich, wenn – wie beispielsweise beim sogenannten „Barcamp“ – unterschiedliche Kolleginnen und Kollegen kurze Fort- Lösungsansätze bildungsmodule anbieten und dabei ihre Expertise einbringen. Dieser Prozess wird Für die Planung des Fortbildungsbedarfs erstellen die Schulen einen schulartspe- auch dadurch befördert, wenn die Schule den Lehrkräften die Möglichkeit bietet, zifischen Lehrerkompetenzrahmen, der sich am schuleigenen Mediencurriculum ihre Medienkompetenz und ihren eigenen Fortbildungsbedarf einzuschätzen. orientiert. Innerhalb des Kollegiums entwickeln sich Lehrkräfte zu „Experten“ Dabei sollte bei den Fortbildungsangeboten bereits bei der Kommunikation ins für bestimmte Themen und stehen für schulinterne Fortbildungen sowie als An- Kollegium deutlich werden, dass digitale Medien dazu dienen, kompetenzorientiert sprechpartner zur Verfügung. Bisherige Fortbildungszeiten werden umgewidmet zu unterrichten und die Anforderungen von LehrplanPLUS umzusetzen. (s. Beispiel in der Infobox S. 24). Die Schulen orientieren sich in ihren Fortbildungsangeboten am Prinzip der Neben einer fortlaufenden Evaluation der Praxistauglichkeit der Fortbildungsange- Nachhaltigkeit statt additiv immer neuen Input anzubieten. bote dienen beispielsweise die Bildung von Lehrertandems oder Mentorenstruktu- ren dazu, den Einsatz digitaler Medien im Unterricht qualitätsorientiert zu begleiten. Offene Punkte Beim Einsatz von Cloudlö- Begleitmaßnahmen sungen an Schulen herrscht Das Lehrerzimmer in Modell- und Netzwerkschulen entwickelt sich zu einem Ort Unsicherheit. Zu klären wäre des informellen Austauschs über Lehren und Lernen mit digitalen Medien. Diese auch, wie sichergestellt werden „Community of Practice“ zeigt sich u. a. darin, dass es regelmäßige Treffpunkte und kann, dass Lehrkräfte nach Gesprächsangebote zu digitalen Themen gibt und transparent gemacht wird, wer ihrer Ausbildung mit einer als Experte für welchen Themenbereich im Kollegium ansprechbar ist. Basis-Medienkompetenz an die Schule kommen. 22 Digitale Schule 2020 Stiftung Bildungspakt Bayern 23
UNTERRICHTS MEDIEN B I L DU N G S KL ASSEN ER ZIEHUNGS T EC H N I K V E R WA LT U N G WERK ZEUGE FÜ H RU N G M U LT I PL I K AT I O N E N T W I C K LU N G KO M PE T E N Z MEDIEN ZIMMER PA R T N E R S C H A F T AUS 1 MACH 0,5 + 0,25 + 0,25: DIE STRUKTUR DER SCHULINTERNEN FORTBILDUNG Die Fortbildungskonzepte im Schulversuch sind durch die Kombination von Bausteinen geprägt, um Durchdringungs- tiefe im Kollegium zu erreichen. Ein Konzept wird hier beispielhaft vorgestellt: 3. MULTIPLIKATION IN 1. UMWIDMUNG VON FACHTEAMS 2. DIGITALES FORTBILDUNGSZEITEN Erprobt wird das Konzept, in den LEHREN UND LERNEN Fächern Deutsch, Englisch, Ge- Der Pädagogische Tag wird zur Hälfte ALS TEIL DER schichte, Mathematik und Physik ein durch zwei neue, verpflichtende Fortbildungsveranstaltungen ersetzt; FACHSITZUNGEN Fachkoordinatorenteam einzuset- Kennzeichen der neuen Module sind: Die erste Fachsitzung des zen, das u. a. klassenübergreifende Umfang einer Fachsitzung Schuljahres wird dazu Good-Practice-Unterrichtsprojekte auf klar kommunizierte Medien- genutzt, um Erfahrungen plant und durchführt sowie digitale kompetenzbereiche zugeschnitten und Materialien auszu- Werkzeuge ausprobiert und „digita- 4. MINI-SCHILFS tauschen. Der Fokus liegt les“ didaktisches Know-how in die gleichmäßig über das Jahr verteilt; Zusätzlich werden je auf der Reflexion des Fachteams multipliziert. Ziele sind fix terminiert nach Bedarf und Nach- pädagogisch-didaktischen neben Teambildung die Qualitätssi- zweistufig aufgebaut in Basis- und frage Kleingruppen Einsatzes digitaler Medien. cherung von Unterricht. Das Konzept Aufbauschulungen, geleitet von schulungen angeboten. Lehrkräfte, die im „Digi- soll schrittweise auf weitere Jahr- internen oder externen Referenten Die Mini-SchiLfs werden Team“ mitwirken, stellen gangsstufen ausgeweitet werden. Angebot in drei Schienen: Jede im Sinne einer „Com- jahrgangsstufenbezogene Lehrkraft besucht zwei Veranstal- munity of Practice“ auf digitale Module (Unter- tungen; dritte Schiene ist freiwillig. der Basis kollegialer richtseinheiten, Material) Sie beinhaltet weiterführende Absprachen informell vor, die in dem Schuljahr Themen, z. B. „digitale Literatur- organisiert. möglichst von allen Fach- und Wissensorganisation“ oder kolleginnen und – kollegen „Einführung in agile Projektorgani- der Jahrgangsstufe durch- sation“. geführt werden sollen. Die „Digi-Team“-Lehrkräfte be- gleiten die Durchführung, das Modul wird gemeinsam reflektiert und optimiert. 24 Digitale Schule 2020 Stiftung Bildungspakt Bayern 25
UNTERRICHTS MEDIEN B I L DU N G S KL ASSEN ER ZIEHUNGS T EC H N I K V E R WA LT U N G WERK ZEUGE FÜ H RU N G M U LT I PL I K AT I O N E N T W I C K LU N G KO M PE T E N Z MEDIEN ZIMMER PA R T N E R S C H A F T „digital native“ = digital mündig? Begleitmaßnahmen Fachschaften identifizieren, welche Bereiche der Medienkompetenz in den Fachun- Herausforderung terricht integriert werden können. Das Curriculum ist spiralförmig angelegt, um Schülerinnen und Schüler werden gerne als „digital natives“ bezeichnet, weil sie seit einen systematischen Kompetenzzuwachs anzuleiten. Mit verbindlichen digitalen ihrer Kindheit im Umgang mit digitalen Medien und Internet sozialisiert worden Lernprodukten wird der Kompetenzzuwachs sichtbar gemacht. Das schulinterne sind. Damit ist jedoch nicht gleichzusetzen, dass alle Kinder und Jugendliche über Fortbildungskonzept wird mit der Umsetzung des Mediencurriculums abgestimmt. gute Bedienerkompetenz verfügen oder grundsätzlich einen Vorsprung im Umgang mit digitalen Medien besitzen. Erfahrungen Schulen stehen vor der Aufgabe, Bei der Erarbeitung und Umsetzung des Curriculums bieten sich vielfältige Möglich- auf den heterogenen Kenntnisstand im Bereich der Bedienerkompetenz bei keiten der Integration zu den Bereichen 1 bis 4 des Kompetenzrahmens und damit ihren Schülerinnen und Schülern zu reagieren, zu den Themen „Basiskompetenzen“, „Suchen und Verarbeiten“, „Kommunizieren sie zu motivieren, ihre eigenen Gewohnheiten im Umgang mit digitalen Medien und Kooperieren“ sowie „Produzieren und Präsentieren“. zu überprüfen und ggf. auch zu ändern, In der Begleitung der Schülerinnen und Schüler ist es regelmäßig notwendig, sie zu befähigen, digitale Medien produktiv für ihren Kompetenzerwerb zu etablierte Fehlvorstellungen und falsche Routinen, wie beispielsweise die fehlende nutzen, und Beachtung des Urheberrechts, zu thematisieren. Unterstützung benötigen Schüle- Kinder und Jugendliche anzuleiten, Einsatz und Wirkungsweisen digitaler Medien rinnen und Schüler auch dabei, ihren Lernprozess digital zu organisieren, um nicht zu analysieren und kritisch zu reflektieren. den Überblick über ihre Lernfortschritte zu verlieren. Für den Bereich 5 „Analysieren und Reflektieren“ besteht noch Entwicklungsbedarf, Lösungsansätze um Lernsituationen zu schaffen. Auf der Grundlage des „Kompetenzrahmens für Medienbildung an bayerischen Für eine erfolgreiche Umsetzung eines Mediencurriculums ist es sehr hilfreich, Schulen“, der 2017 vom Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) wenn Lehrkräfte über eine breite Wissensbasis hinsichtlich der technologischen veröffentlicht worden ist, entwickeln die Schulen ein Mediencurriculum. Die Umset- und gesellschaftlichen Implikationen der Digitalisierung verfügen. zung des Curriculums im Fachunterricht und an Projekttagen bietet Schülerinnen An den Grund- und Mittelschulen im Schulversuch sind sehr gute Erfahrungen mit und Schülern Lerngelegenheiten zum Aufbau von Medien- und Methodenkompe- der Förderung von informatischem Denken gemacht worden, u. a. durch tenz, so dass sie schrittweise lernen, digitale Medien konstruktiv-kritisch für die „Informatik ohne Strom“ an der Grundschule und Gestaltung ihrer Lernprozesse zu nutzen, und angeleitet werden Medien kritisch zu die Arbeit mit Calliope oder Mini-Robotern in AGs (Grundschule), im Fachunter- reflektieren. Der Erwerb von Medienkompetenz ist dabei eng mit dem Aufbau von richt oder an Projekttagen (Mittelschule). Methodenkompetenz und der Umsetzung fächerübergreifender Lernziele verknüpft (s. Beispiel in der Infobox S. 29). 26 Digitale Schule 2020 Stiftung Bildungspakt Bayern 27
UNTERRICHTS MEDIEN B I L DU N G S KL ASSEN ER ZIEHUNGS T EC H N I K V E R WA LT U N G WERK ZEUGE FÜ H RU N G M U LT I PL I K AT I O N E N T W I C K LU N G KO M PE T E N Z MEDIEN ZIMMER PA R T N E R S C H A F T Offene Punkte MEDIENCURRICULUM ALS MEDIEN- UND Es müssen noch weitere Erfahrungen gesammelt werden, wie der Erwerb METHODENCURRICULUM IM SCHULVERSUCH von Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler dokumentiert werden kann. Medienkompetenzen können nicht losgelöst von Methode und Inhalt aufgebaut werden. Deswegen wird im Schul In diesem Kontext ist auch zu klären, wie der Zuwachs an Medienkompetenz ge- versuch auch von einem Medien- und Methodencurriculum (MMC) messen und die dafür eingesetzten Lerngelegenheiten evaluiert werden können. gesprochen. Bei der Gestaltung orientieren sich die Schulen neben Die Erweiterung der informatischen Kenntnisse bei Lehrkräften ist notwendig, um dem „Kompetenzrahmens für Medienbildung an bayerischen Schulen“ an Querschnittsthemen der Digitalisierung, wie sie Schülerinnen und Schüler anleiten zu können, digitale Medien und ihre Bedeutung im „2K2I-Modell“ zusammengefasst sind und an der Integration für die Veränderungen in der Lebens- und Arbeitswelt richtig zu analysieren und fächerübergreifender Bildungs- und Erziehungsziele. kritisch zu reflektieren. Das Zusammenspiel von Medien- und Methodenkompetenz zeigt sich beispielsweise daran, wie Schülerinnen und Schüler mit Infor- mationen und Texten umgehen. Der Kompetenzbereich „Suchen und Verarbeiten“ aus der Medienbildung ist eng mit der Förderung der Lesekompetenz verknüpft. Schule steht dabei vor der Herausforderung, traditionelle Lese- strategien an die aktuellen Gegebenheiten anzupassen bzw. zu erweitern: Wie kann es Schülern gelingen, aus mehreren Texten unterschiedlichsten Formats (Buch, Webseiten mit Hyperlinks, auch Video) Informationen zu entnehmen und weiterzuverarbeiten? Auf der inhaltlichen Ebene bilden die Medien- und Methoden curricula auch aktuelle Entwicklungen ab und fördern Demokratie erziehung und Wertebildung, so dass beispielsweise im Ethikunter- richt Themen wie „Soziale Medien als (un-)heimliche Miterzieher der Kinder und Jugendlichen“ aufgenommen werden oder im Sozialkundeunterricht die Verbreitungs- und Manipulationsstra tegien extremistischer Gruppierungen in sozialen Netzwerken aufgezeigt werden. Für den Kompetenzbereich „Analysieren und Reflektieren“ sind Lerngelegenheiten identifiziert worden, die sich mit der Manipulati- on in Wort und Bild (Fake News/Deep Fake) kombinieren lassen. Die kontinuierliche Arbeit der Modell- und Netzwerkschulen am Medien- und Methodencurriculum zeigt, dass sich das Curriculum auf der Basis einer jährlichen Evaluation stetig weiterentwickelt. 28 Digitale Schule 2020 Stiftung Bildungspakt Bayern 29
UNTERRICHTS MEDIEN B I L DU N G S KL ASSEN ER ZIEHUNGS T EC H N I K V E R WA LT U N G WERK ZEUGE FÜ H RU N G M U LT I PL I K AT I O N E N T W I C K LU N G KO M PE T E N Z MEDIEN ZIMMER PA R T N E R S C H A F T „Digitale“ Schultasche – nicht ganz leicht? Erfahrungen „Digitale“ Schulbücher werden im Schulversuch bisher vor allem in den Jahrgangs- Eine „digitale“ Schule braucht digital verfügbare Inhalte. stufen 5 und 6 in ausgewählten Fächern eingesetzt. Ergänzt werden sie durch adap- Die Erwartungen an diesen digitalen „Content“ sind unterschiedlich, zum Beispiel: tive Übungsangebote und digitale Diagnosewerkzeuge. Sehr regelmäßig kommen in Steigerung der Möglichkeiten zum individualisierten und multimedialen Lernen, vielen Fächern interaktive Lern- und Übungsaufgaben zum Einsatz, die frei verfüg- Intensivierung des Einsatzes von aktuellen und authentischen Materialien, bar im Internet zu finden sind oder mit Autorenwerkzeugen von den Lehrkräften Integration neuer technischer Möglichkeiten wie „Augmented Reality“, selbst erstellt werden. Reduzierung des Gewichts der Schultasche oder Für den Einsatz digitaler Bildungsmedien, v. a. bei jüngeren Schülerinnen und Schü- einfache, intuitive Bedienung. lern, ist es kontraproduktiv, wenn es – je nach Umgebung und Angebot – unter- Der Markt für digitale Bildungsmedien ist erst im Aufbau begriffen und nicht alle schiedliche Logins gibt. Rahmenbedingungen für den Einsatz sind geklärt. Auch das Thema „Ablenkungsgefahr“ ist bei digitalen Bildungsmedien mitzudenken ebenso wie die Möglichkeit, sich ggf. in der Fülle des weiterführenden Materials zu Lösungsansätze verlieren. Im Schulversuch nutzen die Schulen digitale Bildungsmedien, die v. a. von den Sehr positiv wird von Schülern und Eltern bewertet, dass sich das Gewicht Schulbuchverlagen zur Auswahl stehen. So werden beispielsweise die Angebote für der Schultasche bei „digitalen“ Schulbüchern reduziert und die Inhalte konstant die weiterführenden Schulen im Kontext von LehrplanPLUS fortlaufend erweitert. verfügbar sind. Für andere Jahrgangsstufen stehen mindestens PDF-Versionen des papierbasierten Schulbuchs zur Verfügung. Alternativ oder ergänzend kommen frei verfügbare Bildungsmedien zum Einsatz, zudem werden mit Autorentools Materialien für die Lerngruppen erstellt. Begleitmaßnahmen Die „Weiteren Partner“ im Schulversuch Klett, Cornelsen und Westermann stellen in gewissem Umfang digitale Bildungsmedien zur Verfügung, um den Erprobungs- spielraum der Modell- und Netzwerkschulen zu vergrößern. 30 Digitale Schule 2020 Stiftung Bildungspakt Bayern 31
UNTERRICHTS MEDIEN B I L DU N G S KL ASSEN ER ZIEHUNGS T EC H N I K V E R WA LT U N G WERK ZEUGE FÜ H RU N G M U LT I PL I K AT I O N E N T W I C K LU N G KO M PE T E N Z MEDIEN ZIMMER PA R T N E R S C H A F T Offene Punkte Die Arbeit mit digitalen Medien unterschiedlicher Anbieter muss vereinfacht werden, etwa durch einen gemeinsamen Bildungslogin. Weitere Fragen stellen sich hinsichtlich von Lizenzmodellen und der Übernahme der Kosten für digitale Bildungsmedien sowie der Möglichkeit eines verbindlichen Einsatzes analog zum LEITMEDIENWECHSEL: VIDEO IST DER NEUE TEXT Einsatz einer Lernplattform. Seit einigen Jahren zeigen Studien, dass Kinder und Jugend- liche bei der Suche sowohl von Informationen als auch Zielt man darauf ab, den Bereich der datengestützten Lernbegleitung zu intensivie- Unterhaltung bevorzugt auf Videos zugreifen. Aufgrund ihrer ren, stellen sich weitere Fragen im Bereich Datenschutz. Mediensozialisation definieren sie daher auch das Video portal YouTube als bevorzugte Suchmaschine. Es fehlen bisher gesicherte Antworten darauf, ob sich die Verarbeitungstiefe des Ge- lernten bei digital dargebotenen Inhalten von analog dargebotenen unterscheidet. In der „digitalen“ Schule haben Videos zum Lernen bereits seit einiger Zeit ihren Platz gefunden, etwa bei Einsatz der Methode „Flipped Classroom“: Schülerinnen und Schüler nutzen Erklärvideos, sogenannte „Tutorials“, um sich in der häuslichen Vorbereitung mit einem Lerninhalt auseinander- zusetzen. Der Präsenzunterricht, also die Zeit im Fachunterricht, wird dafür genutzt, unter Anleitung der Lehrkraft zu üben. Die Erstellung guter Lernvideos ist anspruchsvoll. gramLatein Auch deshalb, weil sie im besten Fall interaktiv sind, d. h. die Schülerinnen und Schüler erhalten Arbeitsaufträge, die mit dem Video kombiniert bzw. ins Video integriert sind, um die Verarbei- mat tungstiefe des Gelernten zu sichern. ik Es bietet sich daher an, dass Lernvideos im Inter- net als OERs (open educational resources) veröf- fentlicht und geteilt werden. Bei dieser „Kultur Deutsch des Teilens“ stellt sich allerdings die Frage, warum Lehrkräfte Lernmaterialien entwickeln und kosten- Klasse 8 frei zur Verfügung stellen sollten. k Mathematik Physi issen Lernvideo dw Grun Englisch Audio 32 Digitale Schule 2020 Stiftung Bildungspakt Bayern 33
UNTERRICHTS MEDIEN B I L DU N G S KL ASSEN ER ZIEHUNGS T EC H N I K V E R WA LT U N G WERK ZEUGE FÜ H RU N G M U LT I PL I K AT I O N E N T W I C K LU N G KO M PE T E N Z MEDIEN ZIMMER PA R T N E R S C H A F T Tinte, Tastatur, Tafel, Tablet! nen, dass sich unterschiedliche Schwerpunkte bei der Nutzung digitaler Medien ergeben. Überfachlich zeigt sich deutlich, dass die Lernproduktorientierung durch den Einsatz digitaler Medien intensiver wird. So erstellen Lerngruppen beispielsweise Herausforderung „E-Books“ als Ergebnissicherung, da sich das Abschreiben eines digital verfügbaren Wie können digitale Medien pädagogisch begründet im Unterricht eingesetzt wer- Tafelbildes als nicht sehr lernförderlich erweist. Kreative bzw. individualisierte Ar- den? In welchem Verhältnis stehen analoge und digitale Phasen bei der Unterrichts- beitsaufträge haben sich auch als sinnvoll für die häusliche Vor- und Nachbereitung durchführung? erwiesen, um zu verhindern, dass Hausaufgaben digital multipliziert werden. Die Methode des „Flipped Classrooms“ wird an den weiterführenden Schulen vor allem Lösungsansätze im Fach Mathematik eingesetzt. Dabei beschäftigen sich die Jugendlichen in der Der Einsatz digitaler Medien für Lehr- und Lernprozesse kann dazu dienen, häuslichen Vorbereitung mit den Lerninhalten der nächsten Stunde und die Zeit im Unterrichtsorganisation zu verbessern und Unterrichtseffizienz zu vergrößern, Klassenzimmer wird für individualisiertes Üben genutzt. die Qualität des Fachunterrichts zu steigern, Kein eindeutiges Bild zeigt sich bisher, ob Schülerinnen und Schüler in höheren Kompetenzorientierung und Prinzipien guten Unterrichts umzusetzen, Jahrgangsstufen besser mit digital angefertigten Mitschriften lernen können oder Medienkompetenz von Schülerinnen und Schülern nachhaltig aufzubauen und mit analogen. informatisches Denken und Arbeiten zu fördern. Der Einsatz digitaler Medien ist somit genauso wenig beliebig wie die Planung und Offene Punkte Durchführung von Unterricht an sich, aber gleichzeitig vielfältig und je nach Unter- Ein vermehrter Transfer der Ergebnisse fachdidaktischer und pädagogischer richtssituation unterschiedlich. Forschung in die Praxis ist notwendig, um Schulen bei der Fortentwicklung von Fachunterricht zu unterstützen. An den Schulen sind weiterhin Erfahrungen zu sam- Begleitmaßnahmen meln, wie die häusliche Vor- und Nachbereitung zu gestalten sind. Um Kinder und Die Schulen entwickeln und dokumentieren Unterrichtsbeispiele, die sich den oben Jugendliche anzuleiten, wie sie Lesekompetenz und -strategien für verschiedene di- genannten Zielsetzungen zuordnen lassen. Die Good-Practice-Beispiele werden im gital verfügbare Informationsangebote, auch in Kombination mit analogen Texten, Kollegium bzw. in der Fachschaft vorgestellt. erwerben können, benötigen Schulen Unterstützung. Ebenso besteht im Bereich Bei fachspezifischen Arbeitstagungen im Schulversuch erhalten die beteiligten Lehr- der Verarbeitungstiefe von digital angefertigter Ergebnissicherung im Vergleich zu kräfte Input von Fachdidaktikern sowie von Lehrkräften mit großer Expertise beim handschriftlich erstellten Hefteinträgen weiterhin Klärungsbedarf. Einsatz digitaler Medien und stimmen sich über die Schwerpunktsetzung und Entwick- lungsarbeit in ihren Fächern ab. Erfahrungen Die Entwicklung von guten Unterrichtsideen für die Fortentwicklung von Fachunterricht erfolgt am besten an konkreten Lerninhalten bzw. Kompetenzbereichen und Lehr- planthemen. Voraussetzung für die kollegiale Unterrichtsentwicklung ist eine positive Fehlerkultur und Freiraum, Neues auszuprobieren. Je nach Fachbereich lässt sich erken- 34 Digitale Schule 2020 Stiftung Bildungspakt Bayern 35
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