Perspektiven für Bahn-Geschäftsreisen nach der Corona-Pandemie
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Perspektiven für Bahn-Geschäftsreisen
nach der Corona-Pandemie
Empirische Ergebnisse einer Verbraucher-
Befragung in vier europäischen Ländern
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Die Chancen, dass der Bahnfernverkehr nach der Pandemie wieder ein Fahrten-
Niveau wie vor der Krise erreicht, sind je nach betrachtetem Kundensegment
unterschiedlich. Für das aufgrund seiner Wertigkeit strategisch wichtige Segment
der Geschäftsreisenden wird „New Work“ einen nachhaltig dämpfenden
(eingeschränkt reversiblen) Effekt haben.
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1. Wie reversibel sind die Corona-beding- Grob vereinfacht setzt das Marketing im Prof. Dr. Andreas Krämer
ten Mobilitätsveränderungen? Bereich von Privatreisenden auf eine An- Gründer und Vorstands
sprache über günstige Preise, die mittels vorsitzender der exeo Strategic
Consulting AG, Bonn
Für die Reise- und Tourismusbranche be- Revenue Management dynamisch die
andreas.kraemer
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deutete das vergangene Jahr eine Kumu- vorhandene Kapazität und Nachfrage in @exeo-consulting.com
lation von Katastrophennachrichten. Nach Einklang zu bringen versucht [5]. Business-
dem unerwarteten Lockdown ab März 2020 Reisende erhalten Möglichkeiten, ihre Rei-
und dann später wieder ansteigenden Rei- se möglichst flexibel zu gestalten, indem
sendenzahlen wurde dieser Hochlauf durch ihnen spezielle Tarife mit vergleichsweise
den zweiten Lockdown (in Deutschland höheren Preisen (für ein erhöhtes Leistungs-
ab Dezember 2020) wieder unterbrochen. niveau) offeriert werden. Aufgrund eines für den Bahnfernverkehr vor Ausbruch
Segmente, die auf eine teilweise jahrzehn- überdurchschnittlich hohen Ertrags pro der Corona-Krise, wie kann dieses be-
telange kontinuierlich wachsende Nachfra- Sitzplatz und der damit einhergehenden schrieben werden und welche Corona-
ge zurückblicken können – so zum Beispiel Umsatz- und Gewinnkonzentration stellen bedingten Veränderungen in der Ver-
der öffentliche Nahverkehr [1], aber auch Business-Reisende eine strategische Ziel- kehrsmittelwahl sind speziell hier zu
der internationale Flugverkehr [2] – stehen gruppe sowohl im Airline-Bereich [6] als beobachten?
vor der Frage, ob sich die Mobilität wieder auch im Bahnfernverkehr dar [7]. Schließlich ◼◼ Wie sind die Chancen für eine Rückfüh-
auf Vor-Krisen-Niveau zubewegt. Die Zahl lagen z. B. in Deutschland die Ausgaben für rung von Fahrtenverlusten bei Bahn-
der Flugpassagiere ist im vergangenen Jahr Geschäftsreisen in 2019 bei knapp 200 Mrd. Geschäftsreisenden im Falle einer Been-
wegen der Reisebeschränkungen in der EUR [8]. Ist dieses Segment von Rückgängen digung der Corona-Pandemie? Welche
Corona-Krise weltweit um 60 % zurückge- überproportional betroffen – wie z. B. im DB Wirkungen sind reversibel bzw. irrever-
gangen. Waren in 2019 noch 4,5 Mrd. Pas- Fernverkehr [9] – sind die Negativeffekte für sibel (d. h. wo ergeben sich vermutlich
sagiere zu zählen, beförderten die Airlines das Betriebsergebnis besonders stark. mittelfristig nachhaltige Veränderungen
im Krisenjahr 2020 nur 1,8 Mrd. Fluggäste, Vor diesem Hintergrund sollen in die- über die Krise hinaus)?
wobei der internationale Luftverkehr mit sem Beitrag die folgenden Fragestellungen
einem Rückgang von 74 % besonders stark untersucht werden: Basierend auf einer empirischen Studie un-
betroffen war [2]. Für den Bahnfernverkehr ter Einbeziehung von Sekundärdaten wird
war der Ausbruch der Corona-Krise insofern ◼◼ Wie stark ist der Bahnfernverkehr von zunächst untersucht, welche Verkehrsmit-
einschneidend, als zum Beispiel die Deut- Nachfragerückgängen betroffen und wie tel wie stark durch die Corona-Krise betrof-
sche Bahn für das Geschäftsfeld Fernver- stark wirken Mobilitätsveränderungen fen sind. Nachdem auf die Relevanz der Ge-
kehr noch im Februar 2020 Rekordzahlen an im Länder- sowie im Verkehrsträger-Ver- schäftsreisenden und die Besonderheiten
Fahrgästen verkündete [3]. gleich? in der Verkehrsmittelwahl eingegangen
Bahn- und Flugreisen sind auf unter- ◼◼ Welche Bedeutung hatte das Kunden- wird, folgt eine Darstellung der Corona-
schiedliche Reisesegmente fokussiert [4]. segment mit geschäftlichem Reiseanlass bedingt veränderten Nutzung unterschied-
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1: Veränderte Pkw- und Bahnnutzung Okt. 2020 zu Okt. 2019 nach Ländern (% der Befragten) Quelle: exeo/Rogator 2020
licher Verkehrsträger während und nach auf den Zeitraum 20.11.2020 bis 4.12.2020. punkten (27 % häufigere Nutzung vs. 16 %
der Corona-Krise, um danach konkrete Neben einer Querschnittsanalyse, die z. B. weniger Nutzung). Unisono negativ stellt
Maßnahmen zur Stimulierung der Nachfra- unterschiedliche Länder einbezieht, sind sich die Veränderung der Bahnnutzung
ge zu diskutieren. somit auch Veränderungen zwischen den dar, und zwar in allen Ländern in einem
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Messpunkten bestimmbar [10]. ähnlichen Umfang, obwohl die Quote der
2. Studiendesign und Methodik Bahnnutzer in der Bevölkerung sehr unter-
2.2. Veränderte Mobilitätsstrukturen Okt. 2020 schiedlich ist (vglw. gering in Deutschland
Basis der folgenden Überlegungen sind Er- zu Okt. 2019 und Schweden, deutlich erhöht in der
gebnisse einer eigenen empirischen Ana- Schweiz [11]). Den 35 % der Befragten in
lyse, welche die aktuellen Einschätzungen Um die Veränderungen in der Verkehrsmit- Deutschland, die eine verringerte Nutzung
der Bevölkerung in ausgewählten europä- telnutzung zu evaluieren, wurden die Stu- der Bahn bekunden, stehen nur 4 % mit
ischen Ländern in der Krisensituation er- dienteilnehmer gebeten, für den Referenz- häufigerer Nutzung gegenüber. Bereits aus
fasst und darauf aufbauend ein Verständnis monat Oktober 2020 anzugeben, inwiefern dieser vereinfachten Darstellung wird eine
für veränderte Mobilitätsstrukturen im Seg- es bei unterschiedlichen Verkehrsmitteln massive Nachfrageverlagerung zugunsten
ment der Bahn-Geschäftsreisenden nach zu Nutzungsänderungen gegenüber dem des Pkw und zulasten der Bahn deutlich.
Beendigung der Corona-Krise schafft. Vorjahr (Oktober 2019) gekommen ist Für die ebenfalls einbezogenen Verkehrs-
(Strecken ab 50 km). Wie Bild 1 illustriert, mittel Fernbus und Flugzeug liegen Ergeb-
2.1. Studienansatz „OpinionTRAIN“ ergeben sich für die Nutzung des Pkw im nisse vor, die ähnlich zur Bahn sind.
Saldo positive Veränderungen und zwar in Ausgewählte Indikatoren (in Tabelle 1
Seit April/Mai 2020 (erste Welle) führen allen vier Ländern. In der Schweiz zeigt sich dargestellt) lassen vermuten, dass es neben
die exeo Strategic Consulting AG und die ein besonders starker Saldo von 11 Prozent- der Verlagerung von Bahn-, Flug- und Bus-
Rogator AG die Studie „OpinionTRAIN“
durch, welche die Meinungen und Werte in Tabelle 1: Ausgewählte Indikatoren für Corona-bedingte Mobilitätsveränderungen in Deutschland
Deutschland, Österreich, der Schweiz und
Indikator Reisende an Bahnnutzer Kunden Absatz an Selbstein-
in Schweden untersucht. Im November/ Flughäfen1) Fernverkehr2) FlixMobility3) Kraftstoffen schätzung zur
Dezember 2020 erfolgte eine Wiederho- im Inland4) Pkw-Nutzung5)
lungsmessung (ca. 2500 Interviews, Be- Vergleichsbasis Jan.-Nov. 2020 Sep. 2020 zu Vj. 2020 zu Vj. Jan. – Okt 2020 2020 zu 2018
zu Vj. zu Vj.
fragte 18 – 80 Jahre), ebenfalls basierend
Veränderung – 170 Mio. – 25 % – 30 Mio. – 3,0 Mio. Im Mittel
auf einer Teilnehmerrekrutierung über ein (absolut/re- Passagiere Passagiere Tonnen – 1600 km
Online-Access-Panel. Mittels differenzier- lativ) (– 73 %) (– 50 %) (– 10 %) (– 10 %)
ter Gewichtung wird die Repräsentativität
1)
Zahlen basieren auf Angaben des Flughafenverbands ADV [12]; 2) DB PV Vorstand Huber [9]; 3) FlixMobility; Zahlen
sichergestellt. Dabei werden unterschied-
gelten für das Gesamtgeschäft (inkl. Bahnreisen) [13]; 4) Angaben des Mineralölwirtschaftsverbands e.V. [14];
liche Sekundärdaten und -erhebungen 5)
Vergleich mit Ergebnissen der Studie MobilitätsTRENDS (Abfrage von km-Klassen; Umrechnung in Mittelwert).
herangezogen. Die Feldzeit erstreckte sich
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2: Bahn-Geschäftsreisende:
Bedeutung und Charakte
ristika nach Ländern (% der
Befragten)
Quelle: exeo/Rogator 2020
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reisen zum Pkw insgesamt auch zu einer 3.1. Das Kundensegment Bahn-Geschäfts gleichzeitigem Anstieg der Halbtax-Be-
Dämpfung der Gesamt-Mobilität gekom- reisende im Bahnfernverkehr standszahlen) [17].
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men ist. Geschäftsreisende weisen eine weitere
So werden nicht nur erhebliche Ver- Der Anteil der Geschäftsreisenden an allen Besonderheit auf: Mit der Größe der Unter-
ringerungen der Anzahl der Reisenden Bahnnutzern liegt zwischen 24 % (Deutsch- nehmen (Anzahl Mitarbeiter) steigt der An-
an deutschen Flughäfen (–73 % ggü. Vor- land) und 31 % (Schweiz). Erwartungsge- teil an regulierter Entscheidungsfindung
jahr) und im Bahnfern- und Buslinienver- mäß ist die mittlere Altersklasse (30-59 (per Reiserichtlinien oder Travel-Manage-
kehr ausgewiesen, sondern auch ein etwa Jahre) in diesem Segment stark besetzt, ment) an [8]. Die Verkehrsmittelwahl ähnelt
10 %iger Rückgang beim Kraftstoffver- während Personen ab 60 Jahren anteilsmä- dann eher einem Buying Center [18].
brauch (Otto- und Super-Benzin). Auf eine ßig eine relativ geringe Bedeutung besit-
Verringerung der Pkw-Kilometerleistung zen (Bild 2). 3.2. Veränderte Verkehrsmittelnutzung bei
weisen zusätzlich auch die Selbsteinschät- Die Schweiz nimmt aufgrund unter- Bahn-Geschäftsreisenden
zungen der Befragten in der aktuellen Stu- schiedlicher Aspekte eine Sonderposition
die im Vergleich zu früheren Mobilitätser- ein. Zunächst ist die Nutzung der Bahn Die bisher allgemein beschriebenen Ver-
hebungen hin [15]. vergleichsweise intensiver (vgl. [11]). lagerungseffekte zwischen den Verkehrs-
Während in Deutschland 73 % der Bahn- trägern während der Corona-Pandemie
3. Die Bedeutung des Geschäftsreise Geschäftsreisenden angeben, weder über werden im nächsten Schritt speziell für das
segments für den Bahnfernverkehr eine BahnCard noch eine Zeitkarte der Segment der Bahn-Geschäftsreisenden
Bahn zu verfügen, sind dies in der Schweiz untersucht (Bild 3). Die Veränderungen
Im Bahnfernverkehr besitzen Geschäfts- nur 33 %. Etwa jeder Zweite ist im Besitz im Okt. 2020 zum Vorjahr zeigen für alle
reisende weniger aufgrund des Reisevo- einer Bahn-Rabattkarte. In diesen Ergeb- vier Länder ein relativ einheitliches Bild.
lumens aber vielmehr aufgrund der ver- nissen spiegelt sich ein hoher Bestand von Während der Pkw als „Gewinner“ der Kri-
hältnismäßig hohen Umsätze eine hohe etwa 500 000 General-Abonnements (GA) se hervorgeht, verlieren neben der Bahn
Relevanz. Als Geschäftsreisende sind im und 2,5 Mio. Halbtax-Abonnements (HTA) auch Airlines und Fernbusse an Nachfrage.
Folgenden Personen eingeordnet, die in der Schweiz wider [16]. Die vergleichs- Zum besseren Verständnis sind in der Erhe-
die Bahn vor Ausbruch der Corona-Krise weise höhere Durchdringung mit Bahn- bung auch Attraktivitätsbewertungen der
auf Strecken ab 50 km hauptsächlich für Kundenbindungskarten in der Schweiz Verkehrsträger während der Corona-Krise
geschäftliche Zwecke genutzt haben (in und in Schweden könnte sich in der Krise (10er-Skala) aus Sicht der Befragten erfasst
Abgrenzung zum privaten Anlass bzw. auch nachfragestabilisierend auswirken. worden, deren Mittelwerte ebenfalls dar-
Pendeln, d. h. Fahrt zur Wohn- oder Arbeits- So führt beispielsweise SBB-Chef Ducrot gestellt sind.
stätte). aus, bis Mitte Okt. 2020 hätten etwa 10 % Der Pkw erhält jeweils die im Vergleich
der GA-Kunden ihr Abo nicht erneuert (bei höchsten Mittelwerte in der Attraktivitäts-
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3: Veränderte Verkehrsmittelnutzung im Segment der Bahn-Geschäftsreisenden Okt. 2020 ggü. Okt. 2019 nach Ländern (% der Befragten) Quelle: exeo/Rogator 2020
bewertung. In Österreich ist die Bewertung exemplarisch für einzelne Kundensegmen- für das Flugzeug im Business-Segment.
des Flugzeugs besonders kritisch (korre- te der Bahn (Geschäfts-/Privatreisende) In der relativen Betrachtung verbessert
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spondierend zu einem stark negativen die Attraktivitätsbewertung während und sich die Wettbewerbsfähigkeit der Air-
Saldo bezüglich einer veränderten Nut- nach der Krise auf. Die positive Verände- lines (ø +2 Punkte).
zung). Im Hinblick auf die Veränderung der rung in der Bewertung lässt sich als Indika-
Bahnnutzung kommt Deutschland auf den tor für eine Nachfragemobilisierung nach 4. Reversibilität von Nachfrageverlusten
höchsten Negativ-Saldo (-39 %). Insgesamt Ende der Pandemie heranziehen: und Maßnahmen zur Stimulierung von
erscheinen die Ergebnisse konsistent zu Bahnreisen
früheren Untersuchungen in Deutschland ◼◼ Auch nach der Krise stellt der Pkw im
(vgl. dazu [19][20]) sowie zur eigenen Mes- Mittel das attraktivste Verkehrsmittel 4.1. Begrenzung der Reversibilität veränderter
sung im April/Mai 2020 [21]. Dies deutet dar, und zwar für beide Kundensegmen- Mobilitätsstrukturen
aber auch darauf hin, dass sich offensicht- te. Während in den Nachbarländern der
lich die Corona-bedingten Nachfragever- Pkw tendenziell an Attraktivität verliert, Die Frage, inwieweit sich die Mobilität nach
schiebungen zulasten der Bahn während trifft dies in Deutschland nicht zu. Beendigung der Corona-Pandemie wieder
der Krisenmonate verfestigt haben. ◼◼ Die Bahn gewinnt an Attraktivität und an Niveaus von vor der Krise annähert, um-
zwar insbesondere bei den bisherigen fasst zwei Teilaspekte, und zwar zum einen
3.3. Attraktivität von Verkehrsmitteln Kunden. Auch hier ergeben sich ähnliche die Mobilisierung von Nachfrage, die an
während und nach der Corona-Pandemie Entwicklungspfade für Geschäfts- und alternative Verkehrsmittel verloren ging,
Privatreisende mit der Bahn. Bei Betrach- und zum anderen die Wiedergewinnung
In einem zweiten Evaluierungsschritt er- tung der länderspezifischen Unterschie- von Nachfrage, die Corona-bedingt kom-
folgte eine Attraktivitätsbewertung der de fällt auf: Die höchsten Post-Corona- plett entfallen ist. Wie bereits erläutert, ist
Verkehrsträger für das Szenario, in dem die Werte erreicht die Bahn in der Schweiz für die Verkehrsträger Bahn, Flugzeug und
Pandemie aufgrund ausreichender Impf- und in Österreich. 58 % der Bahn-Ge- Fernbus davon auszugehen, dass sich die
stoffverfügbarkeit beendet ist. Wie aus der schäftsreisenden sehen die Bahn im Sze- an den Pkw verlorenen Reisen (zumindest
ersten Untersuchungswelle bekannt ist, nario „nach der Krise“ als mindestens so zum Großteil) wiedergewinnen lassen. Ob
sind die Nutzungsbarrieren der Bahn zur attraktiv wie den Pkw. dabei allerdings ein Prä-Corona-Mobilitäts-
Zeit von Corona stark durch den Aspekt ◼◼ Noch stärker als bei der Bahn sind die Ver- niveau erreichbar ist, scheint fraglich. Dazu
„Kontaktangst“ geprägt (Ansteckungsge- änderungen bei den Airlines. In der Krise ist zu klären, ob die Reiseanlässe komplett
fahr, Virus, Angst) [10]. In einem Szenario, in stark eingeschränkt, besitzen Flugreisen reversibel sind. Zumindest für das Busi-
dem von COVID-19 keine ernsthafte Gefahr ein großes Potenzial zum Wiedergewin- ness-Segment wird dies möglicherweise
mehr ausgeht, sollte diese Nutzungsbar- nen verlorener Nachfrage. Besonders nicht der Fall sein, d. h. die Veränderungen
riere wieder reduzierbar sein. Bild 4 weist stark ist die Attraktivitätsverbesserung sind z. T. irreversibel [22]. Unterschiedliche
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4: Veränderte
Attraktivität von
Verkehrsmitteln nach
der Corona-Pandemie
im Vergleich zur
Situation während der
Krise in Deutschland
(Mittelwert)
Quelle: exeo/Rogator
2020
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Studien belegen, dass die Heimarbeit wäh- [25]. Nicht nur die Heftigkeit des Einflusses in der zweiten Studie erfasst, welche Maß-
rend der Corona-Krise stark zugenommen der Krise, sondern auch die Dauer sind An- nahmen aus Sicht der Verbraucher geeig-
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hat [23] und weiter ausbaufähig ist [24]. Der haltspunkte dafür, von einem signifikanten net sind, um nach Ende der Corona-Krise
Einfluss auf die Mobilität im Rahmen von Beharrungsvermögen bei den Verhaltens- wieder stärker Bahn-Nachfrage zu gene-
Geschäftsreisen ist offensichtlich. Home- änderungen während der Krise (Mobilität, rieren (Bild 5). Innerhalb des Sets an ge-
office und Videokonferenzen ersetzen Rei- Arbeitsorganisation etc.) auszugehen. stützt abgefragten Maßnahmen erhalten
sen und dies wahrscheinlich nachhaltig. preisliche Instrumentarien insgesamt die
Im Rahmen der eigenen Erhebung erfolgte 4.2. Geeignete Maßnahmen aus Sicht der höchste Zustimmung (hohe Robustheit der
erstens eine Momentaufnahme zur Bedeu- Verbraucher Bewertungen im Vergleich zur Studie aus
tung der Homeoffice-Tätigkeit (Bezugsmo- April/Mai 2020) [10]. Unterschiede sind al-
nat Nov. 2020), zweitens eine Abschätzung Analog zum Vorgehen in der ersten Erhe- lerdings hinsichtlich der Kundensegmente
der Studienteilnehmer zur Entwicklung bungswelle (April/Mai 2020) wurde auch zu erkennen. Während insbesondere im Be-
nach der Krise (Tabelle 2).
Für Bahn-Geschäftsreisende sind zwei
Besonderheiten herauszustellen: Die Ar-
beit von zuhause spielt eine überdurch- Tabelle 2: Bedeutung der Homeoffice-Tätigkeit im Nov. 2020 und erwartete Entwicklung nach Ende der
schnittlich große Rolle (bei jedem zweiten Corona-Krise (D, A, CH, SWE)
Befragten liegt der Anteil der Arbeitstage
mit Homeoffice-Tätigkeit höher als 50 %). Merkmal Bahn: Bahn: Bahn: Keine
Fokus Geschäft Fokus Privat Fokus Pendeln Bahn-Nutzung
Zusätzlich gehen etwa 42 % der Bahn-Ge-
schäftsreisenden nach Ende der Corona- Tage im Homeoffice Arbeit von zuhause (% der Beschäftigten)1)
Krise persönlich von einer zunehmenden Kein Homeoffice (0 %) 22 % 52 % 39 % 61 %
Bedeutung der Heimarbeit aus (10 % ab- 1 – 50 % Arbeitstage im Homeoffice 28 % 16 % 26 % 12 %
nehmend, 48 % unverändert). Für Business- 51+ % Arbeitstage im Homeoffice 51 % 32 % 35 % 27 %
Reisende gilt demzufolge in besonderem Entwicklung: Homeoffice… Erwartete Entwicklung beim Homeoffice (% der Befragten)2)
Maße, dass die veränderte Arbeitsorgani-
… wird zunehmen 42 % 16 % 23 % 9%
sation auch über die Krise hinaus zu einem
… wird unverändert sein 48 % 72 % 53 % 75 %
dämpfenden Nachfrage-Effekt führt.
… wird abnehmen 10 % 12 % 24 % 16 %
Beschrieben wird damit ein Verhaltens-
muster, welches im Marketing als Hystere- 1) Wie viele Arbeitstage werden Sie im November 2020 im Homeoffice, wie viele an Ihrer Arbeitsstelle verbringen?
se-Effekt bezeichnet wird (mit Fortdauer 2) Was erwarten Sie: Wie wird sich die Arbeit im Homeoffice für Sie persönlich entwickeln, wenn die Corona-Krise be
einer Wirkung bei Wegfall der Ursache) endet ist (d. h. mit Verfügbarkeit eines Corona-Impfstoffs) im Vergleich zur aktuellen Situation im November 2020?
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5: Maßnahmen zur Wiedergewinnung von Fahrgästen im Bahnfernverkehr (% der Befragten) Quelle: exeo/Rogator 20200
reich der Privatreisenden die Maßnahmen men im Wechsel von Flug- zu Bahnreisen mie war. Mehr als die Hälfte der Mitarbeiter
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„Besondere Preisangebote“ auf eine hohe einen wichtigen Ansatz zur Verbesserung (55 %) würde es bevorzugen, mindestens
Akzeptanz stößt, spielt diese im Business- der CO2-Bilanz [8]. drei Tage pro Woche von zuhause aus zu
Segment keine vergleichbar dominierende arbeiten, sobald die Bedenken wegen der
Rolle. Dies steht im Einklang mit der Ein- 5. Ausblick: Veränderte Rahmenbedingun- Pandemie abklingen [27].
ordnung des Segments als weniger preis- gen für Bahn-Geschäftsreisen nach der Ähnliche Ergebnisse liegen auch für
sensibel. Eine Revitalisierung von Bahn-Ge- Corona-Pandemie Deutschland vor [28]. Nichtsdestotrotz
schäftsreisen ist besonders anspruchsvoll, werden Geschäftsreisen auch nach Ende
und zwar weil Reiseanlässe mittelfristig Die Möglichkeiten, Geschäftsreisen durch der Pandemie einen Business-Zweck er-
entfallen und weil die Entscheidungen zur Videokonferenzen zu ersetzen und damit füllen. Sie sind integraler Bestandteil einer
Verkehrsmittelwahl vor allem in mittleren Zeit, Kosten und Umweltbelastungen ein- Informations-, Diskussions- und Verhand-
und größeren Unternehmen mehrstufig zusparen, sind frühzeitig erkannt worden lungskultur und wichtiges Merkmal, über
sind und Reiserichtlinien sowie das Travel- (vgl. [26]), blieben aber weitgehend unge- das sich auch Manager definieren.
Management einen Einfluss ausüben. nutzt. Für Geschäftsreisen gilt: Der Kuchen
Die Verlagerung von Flugreisen auf Corona hat zwangsläufig zu einem wird (mittelfristig) kleiner. Der VDR geht
die Bahn – die Deutsche Bahn weist in die- radikalen Umdenken geführt. Wenn Her- von Umsatz-Rückgängen in Höhe von 10
sem Kontext auf eine Kooperation mit der mann Simon, Gründer der Unternehmens- bis maximal 30 % aus [8], die vor dem Hin-
Lufthansa hin, bei der Inlandsflüge vom beratung Simon-Kucher & Partners in tergrund der vorgestellten Ergebnisse als
Bahnfernverkehr übernommen werden einem Linkedin-Post schreibt „…we had realistisch zu bezeichnen sind. Umso mehr
[9] – könnte zumindest in Teilen zu einer 415 000 Zoom-Sessions in 2020. Unbelie- gewinnt zukünftig die Fokussierung auf die
Entzerrung des Wettbewerbs führen und vable!“, lässt sich erahnen, welcher Einspa- doppelte Wertperspektive an Bedeutung
einen Teil der Nachfrageverluste kompen- rungseffekt bei Reisen damit einhergeht. [29], und zwar die Orientierung an den
sieren, die für das Business-Segment er- Das Ende der Pandemie wird zwar dazu Kundenbedürfnissen (also den „Value-to-
wartbar sind. führen, dass sich das Mobilitätsverhalten the-customer“), und zum anderen am Wert,
Gleichermaßen wirksam ist, wenn Rei- wieder „zurückentwickelt“, allerdings nicht den die Verkehrsunternehmen aus der
serichtlinien, teilweise von Unternehmen komplett. Kundenbeziehung ziehen (also den „Value-
in Krisenzeiten zugunsten des Pkw geän- Für das Business-Segment gilt das umso of-the-customer“). In beiden Perspektiven
dert, wieder stärker die Nutzung der Bahn mehr. Wie eine aktuelle Studie von PwC aus haben Geschäftsreisende Besonderheiten,
vorsehen. Umwelt und Nachhaltigkeits- den USA belegt, präferiert nur etwa jede die sie strategisch bedeutsam machen,
aspekte könnten dabei eine Rolle spielen. fünfte Führungskraft eine Rückkehr zur auch oder gerade nach Corona.
Laut VDR-Studie sehen auch die Unterneh- Arbeitsorganisation, wie sie vor der Pande-
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