Peter Bürcher im Gespräch mit Pfarreiblättern - OBWALDEN - Kirche Obwalden

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Peter Bürcher im Gespräch mit Pfarreiblättern - OBWALDEN - Kirche Obwalden
17/2019
                                                                             22. September bis 5. Oktober

OBWALDEN

                                                                                                (Bild: Manuela Matt)

Peter Bürcher im Gespräch                                                 Sarnen Seite 8/9

                                                                          Schwendi Seite 10
mit Pfarreiblättern                                                       Kägiswil Seite 11

Seit 120 Tagen ist er im Amt. Nun stellt er sich erstmals einer           Alpnach Seite 12/13
breiten Öffentlichkeit im Rahmen eines Interviews
                                                                          Sachseln Seite 14/15
mit den Pfarreiblättern der Diözese: Bischof Peter Bürcher,
                                                                          Flüeli • Melchtal Seite 16/17
Apostolischer Administrator des Bistums Chur.
                                                             Seiten 2–4
                                                                          Kerns • St. Niklausen Seite 18/19

                                                                          Giswil Seite 20/21

                                                                          Lungern • Bürglen Seite 22/23
Peter Bürcher im Gespräch mit Pfarreiblättern - OBWALDEN - Kirche Obwalden
2       Thema

Interview mit Bischof Peter Bürcher

«Das Wichtigste ist eine
friedliche Übergangszeit»
Schon seit längerer Zeit war es an­      vorgebracht. Er hat gut zugehört.         tung nicht. Der Glaube ist da, aber
gekündigt. Nun stellt sich Bischof       Aber er hat diesen Dienst dennoch         er muss gestärkt werden, das ist das
Peter Bürcher – seit dem 20. Mai         von mir gewünscht.                        Grundziel. In Europa befinden wir
2019 Administrator der Diözese Chur                                                uns jedoch in einer säkularisierten
– einem Gespräch mit den Pfarrei­        Wie hat Sie der Papst überzeugt?          Situation, die in anderen Kontinen­
blättern. Thomas Binotto führt das       Ich habe gespürt, dass das Bistum         ten und Ländern weniger stark vor­
Interview.                               Chur dem Papst wirklich am Herzen         handen ist. Die Diversität bei uns ist
                                         liegt und dass er sobald wie möglich      ein Reichtum, aber auch eine Heraus­
Herr Bischof, wie haben Sie die          eine gute Lösung finden will. Er hat      forderung. Die Sehnsucht nach Gott
ersten Wochen als Apostolischer          mir ausserdem versprochen, dass           muss wieder wachsen.
Administrator im Bistum Chur             meine Amtszeit nur wenige Monate
erlebt?                                  dauern würde.                             Wo setzen Sie konkret an?
In der Westschweiz gibt es den Aus­                                                Die Frage der Ausbildung ist zentral,
druck «je suis deçu en bien» (wörtlich   Sie waren drei Jahre Spiritual der        ganz besonders bei Priesteramtskan­
übersetzt: «Ich bin im Guten ent­        Dominikanerinnen in Schwyz.               didaten, aber auch bei Laien. Das
täuscht»). Genauso ist es mir ergan­     Was haben Sie in dieser Zeit von          Priesterseminar und die Theologi­
gen: Ich war überrascht und erfreut      der Situation im Bistum Chur              sche Hochschule liegen mir deshalb
über den freundlichen Empfang. Ich       mitbekommen?                              am Herzen. Die räumliche Nähe zwi­
bin beispielsweise froh, dass mich       Nicht sehr viel. Ich war ja nur die       schen mir und diesen Institutionen
die Synode der Körperschaft in Zürich    Hälfte des Jahres in der Schweiz und      hat sich für einen regelmässigen Aus­
sofort nach meinem Amtsantritt ein­      die andere im Heiligen Land. Aber         tausch bereits als hilfreich erwiesen.
geladen hat. Und ich werde dem­          aus der Ferne dachte ich manch­
nächst mit Verantwortlichen der Kör­     mal, dass es sicher nicht einfach ist,    Sie haben bei Ihrem Amtsantritt
perschaft hier in Chur das Gespräch      Bischof einer grossen Diözese wie         angekündigt, mit allen ins Gespräch
weiterführen.                            Chur mit so vielen – zum Teil gegen­      zu kommen. Mit wem haben Sie
                                         läufigen – Erwartungen zu sein: Er­       inzwischen Gespräche geführt?
Wie ist es zu Ihrer Ernennung            wartungen der Körperschaften in den       Im Bischofsrat des Bistums konnten
gekommen?                                einzelnen Regionen und Erwartun­          wir schon über sehr viele Anliegen ins
Sie war für mich eine totale Überra­     gen der Gläubigen mit traditionellen      Gespräch kommen. Ich habe mich
schung. Nie ist mir der Gedanke ge­      bis progressiven Vorstellungen.           zudem mit verschiedenen Gremien
kommen, dass ich Apostolischer Ad­                                                 und Institutionen des Bistums aus­
ministrator im Bistum Chur werden        Welche Aufträge hat der Papst             getauscht, zum Beispiel mit dem
könnte. Als Regens im Priestersemi­      Ihnen erteilt?                            Priesterseminar, der Theologischen
nar Fribourg habe ich meinen Semi­       Als Administrator soll ich zu einem       Hochschule, mit mehreren unserer
naristen immer eingeschärft: Wenn        guten Übergang beitragen. Aber wie        Domherren, mit dem diözesanen Ad­
der Bischof dir eine neue Aufgabe        ich das tue, da hat er mir völlig freie   ministrationsrat und auch mit eini­
übertragen will und du Bedenken          Hand gelassen. Er hat mir keine kon­      gen Dekanaten. Aber auch mit vielen
hast, dann sage ihm alles, was du zu     kreten Aufträge gegeben.                  Einzelpersonen habe ich gesprochen,
sagen hast, er ist ja dein Vater. Wenn                                             mit Verantwortlichen in der Kate­
aber der Bischof dich am Ende trotz­     Häufig wird von einem gespaltenen         chese und Jugendseelsorge, in der
dem für diese Aufgabe will, dann sage    Bistum Chur gesprochen.                   Spitalseelsorge und in Altersheimen.
nicht «Nein». Genau in dieser Situa­     Erleben Sie das auch so?                  Dieser vielfältige Dienst gefällt mir,
tion war ich im Gespräch mit dem         Das mag vielleicht äusserlich so er­      und er gehört selbstverständlich zu
Papst. Ich habe all meine Bedenken       scheinen, aber ich sehe diese Spal­       meiner apostolischen Aufgabe.
Peter Bürcher im Gespräch mit Pfarreiblättern - OBWALDEN - Kirche Obwalden
Thema                3

Im Bistum Chur gibt es das Forum
«Priester der Diözese Chur». Darin
setzen sich gegen hundert Priester
aus dem gesamten Bistum für eine
gute Lösung bei der Neubesetzung
des Bischofsstuhls ein. Haben Sie
auch mit diesem Forum Gespräche
geführt?
Ich bin mit den Verantwortlichen in
Kontakt. Ich treffe mich gerne mit
meinen Mitbrüdern im priesterli­
chen Dienst. Es ist mir ein Anliegen,
dass ich als Apostolischer Adminis­
trator mit allen Priestern der Diö­
zese – soweit es mir möglich ist –
meine Verantwortung teilen kann.
                                                                                                            (Bilder: Manuela Matt)
Ich suche aber mit allen Mitarbeite­
rinnen und Mitarbeitern der Kirche       «Ein Katholik ist kein Satellit: Er ist ein Glied des Leibes Christi, also der Kirche.»
eine gute Zusammenarbeit, mit je­        Peter Bürcher erinnert daran, dass man nur in Gemeinschaft Christ sein kann.
nen in leitenden Funktionen wie mit
jenen, die in Katechese und Diakonie     Sie betonen immer wieder, dass               eingespieltes Team. Ich bin allen da­
arbeiten.                                Ihre Amtszeit nur wenige Monate              für dankbar. Für eine so kurze Amts­
                                         dauern werde. Was sehen Sie als              zeit wollte ich nicht alles ändern.
In einer Predigt haben Sie gesagt:       Ihre wichtigsten Aufgaben?
«Soweit es mir die gegebene Zeit         Das Wichtigste ist eine friedliche           In Zürich haben Sie den Synodalen
erlaubt, möchte ich die Diözese          Übergangszeit. Ich habe ein gut ein­         für den evangelisierenden christ­
in ihrem ganzen Reichtum kennen­         gespieltes Team angetroffen und bin          lichen Einsatz gedankt.
lernen.» Welchen Reichtum haben          froh, dass wir das Tagesgeschäft sozu­       Die Mitglieder der Synode sind alle
Sie bislang entdeckt?                    sagen bei einem fliegenden Wechsel           Katholiken. Das habe ich in Zürich
Ich war jetzt schon in allen Regionen    mehr oder weniger reibungslos wei­           unterstreichen wollen: Das Grundziel
des Bistums. Welche Schönheit und        terführen konnten. Das Gebet aller           all dieser Getauften ist, Christus mit­
welche Diversität zwischen Lungern       für einen neuen Bischof halte ich zu­        ten in der Gesellschaft des Kantons
und Müstair, Kloten und S. Vittore! Es   dem für dringend notwendig.                  Zürich zu verkündigen. Die Verkün­
sind ja nicht nur geografische und                                                    digung Jesu Christi in einer globali­
kulturelle Verschiedenheiten. Das        Wie gehen Sie mit Personalfragen             sierten Welt ist heute auch das grosse
habe ich besonders bei meinen pas­       und ­entscheidungen um?                      Anliegen von Papst Franziskus.
toralen Besuchen, Feiern und Fir­        Ich berate mich mit meinen Mitar­
mungen erleben dürfen. Diversität        beiterinnen und Mitarbeitern sowie           Wie stehen Sie zum sogenannt
ist auch Reichtum!                       mit dem Bischofsrat, wie das auch            «dualen System»?
                                         bei Bischof Vitus üblich war. In Be­         Das System braucht gemäss dem
Welche besonderen Herausforde­           zug auf längerfristig wirksame Ent­          «Vademecum» der Schweizer Bi­
rungen stellen sich der Leitung          scheide versuche ich, sie möglichst          schofskonferenz gewisse Reformen.
des Bistums?                             dem nächsten Bischof von Chur zu             Zu den Einzelheiten dieser Refor­
Die grösste Herausforderung ist die      überlassen. Ich möchte keine Fakten          men möchte ich wenig sagen. Aber
eines jeden Bistums: Bei aller Ver­      schaffen, mit denen der nächste Bi­          alle regional bedingten oder kulturell
schiedenheit katholische Weltkirche      schof dann einfach leben muss.               geprägten Arten, wie sich die Kirche
zu bleiben. Die Einheit ist nicht nur                                                 vor Ort organisiert oder in die Ge­
vor Ort zu wahren, sondern auch          Sie haben die Generalvikare im Amt           sellschaft hineinwirkt, sind so gut,
mit der ganzen Universalkirche. Das      belassen.                                    wie sie der Einheit im Glauben die­
geht nur mit der Einheit im Glau­        Auch da will ich dem neuen Bischof           nen. Das Bewusstsein, mit der ganzen
ben, über die kulturellen, regionalen    die totale Entscheidungsfreiheit las­        katholischen Kirche im Dienst des
Eigenheiten hinaus.                      sen. Das Ordinariat in Chur ist ein gut      Herrn und der Mitmenschen zu sein,
Peter Bürcher im Gespräch mit Pfarreiblättern - OBWALDEN - Kirche Obwalden
4       Thema

ist unumgänglich. Zürich gehört zum
Bistum Chur, das Bistum Chur gehört
zur katholischen Kirche und sie ist
das Volk Gottes! Ein Katholik ist kein
Satellit: Er ist ein Glied des Leibes
Christi, also der Kirche.

Seit zwei Jahren wartet das Bistum
auf einen neuen Bischof. Weshalb
ist es weder 2017 noch 2019 zu einer
Bischofswahl gekommen?
Ich weiss es nicht. Das ist eine Frage
an den Heiligen Stuhl. Oder allenfalls
an den Nuntius.

Beraten Sie als Administrator den
Nuntius bei der Suche nach mög­
lichen Bischofskandidaten?
Wen der Nuntius in seinen Konsul­
tationsprozess miteinbezieht, ist sein
Entscheid. Ich bin da nicht involviert.

Welche besonderen Talente soll
der neue Bischof mitbringen?
Das könnten der Nuntius und das
Domkapitel wohl besser beantwor­
ten als ich. Ich persönlich wünsche
einen Hirten nach dem Herzen Got­
tes! Im diözesanen Gebet für einen
neuen Bischof beten wir unter an­
derem: «Wir bitten Dich um einen
neuen Bischof, in dem das Feuer des       Bischof Peter Bürcher möchte keine Fakten schaffen, mit denen der nächste
Heiligen Geistes lebendig und die         Bischof dann einfach leben muss.
Freude des Evangeliums spürbar ist,
der uns mit der Liebe des guten Hirten    Das weiss ich nicht! Aber Papst Fran­   Bei einem Vater sollte man das
stärkt, der die Zeichen der Zeit auf­     ziskus hat mir versprochen, dass ich    dürfen.
merksam wahrnimmt, der die Gläu­          dem Bistum nur für eine kurze Zeit      Ich vertraue dem Papst, dass er die
bigen ermutigt, auf Deinen Ruf zu hö­     als Apostolischer Administrator vor­    Frage der Ernennung eines neuen
ren, und der sie in Deinem Wort und       zustehen habe.                          Bischofs so bald wie möglich klären
in der Lehre Deiner Kirche eint.»                                                 wird. Hoffen wir es zur Freude aller
                                          Im kirchlichen Kontext kann eine        und zum Aufbau der Kirche in der
Was hoffen Sie in Ihrer Amtszeit          kurze Zeit hunderte von Jahren be­      Schweiz.
                                                                                                       Thomas Binotto
zu erreichen? Was ist Ihre grösste        deuten. Haben Sie den Papst gefragt,
Befürchtung?                              was er unter kurz genau versteht?
Ich versuche, eine gute, friedliche       Nein. Warum hätte ich das tun sollen?                Thomas Binotto,
Übergangszeit zu garantieren. Fürch­      Ich habe verstanden, dass er sobald                  Jahrgang 1966, studierte
ten tue ich in diesem Zusammen­           wie möglich eine gute Lösung für das                 Philosophie und Ge-
hang nichts, ausser vielleicht, Gott      Bistum Chur will.                                    schichte des Mittelalters.
nicht zu gefallen.                                                                             Er ist als Journalist und
                                          Und Sie würden nie zum Papst gehen                   Chefredaktor beim
Und wann dürfen wir mit einer             und ihm sagen: «Jetzt ist es genug!»?   «forum – Pfarrblatt der katholischen
Bischofswahl rechnen?                     Darf ich das?                           Kirche im Kanton Zürich» tätig.
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Kurznachrichten               5

Kirche und Welt                         sorgen, «dass nie wieder mit schein­
                                        bar biologischen Begründungen Men­
                                                                                  Kirche Schweiz
                                        schen diskriminiert werden.»              Luzern
                                                                                  Pierre Stutz erhält den
Weltkirche                                                                        Herbert-Haag-Preis
                                        Bolivien
                                        Kleinbauern in Bolivien gegen             Der Herbert­Haag­Preis 2020 geht an
Innsbruck
                                        Verbot von Brandrodung                    eine Institution und Personen, die
Frauenfrage beschäftigt
                                                                                  sich mit Homosexualität in der Kir­
Kinder- und Jugendverbände              In Bolivien hat eine Gewerkschaft
                                                                                  che auseinandersetzen. Darunter ist
                                        indigener Kleinbauern zu einem Pro­
Die katholische Kirche sollte Frauen                                              der bekannte Schweizer Autor Pierre
                                        testmarsch gegen ein vorübergehen­
und Jugendlichen mehr Beteiligung                                                 Stutz. Die diesjährige Vergabe des
                                        des Verbot von Brandrodungen auf­
zugestehen: Diese Forderung haben                                                 Preises der Herbert­Haag­Stiftung für
                                        gerufen. Die als «ökologische Pause»
Vorsitzende der katholischen Kinder­                                              Freiheit in der Kirche steht unter dem
                                        bezeichnete Massnahme war von der
und Jugendverbände Österreichs,                                                   Titel «Gottes Liebe ist bunt», wie die
                                        Regierung der Provinz Santa Cruz als
Deutschlands und der Schweiz zum                                                  Stiftung mitteilte. Sie stelle die kons­
                                        Reaktion auf die mutmasslich durch
Abschluss eines Vernetzungstreffens                                               truktive Auseinandersetzung mit se­
                                        Brandrodungen ausgelösten verhee­
in Innsbruck erhoben. Gemeinsam                                                   xueller Vielfalt ins Zentrum.
                                        renden Waldbrände ausgerufen wor­
wolle man auf «ungerechte Struk­
                                        den. Die «ökologische Pause» sieht
turen innerhalb und ausserhalb der
                                        einen Stopp dieser Praxis vor, um         Bern
Kirche aufmerksam machen», hiess
                                        weitere Umweltzerstörungen zu ver­        Ethikkommission geht bei
es in einer unterzeichneten Stellung­
                                        meiden. «Wir werden einen zweitägi­       Organspende dritten Weg
nahme. Ziel des Austauschs war es,
                                        gen Marsch gegen die ‹ökologische
Ergebnisse und Fortschritte seit der                                              In der Schweiz gibt es zu wenig Spen­
                                        Pause› realisieren, die der Gouver­
vatikanischen Jugendsynode 2018 zu                                                derorgane. Die geltende Zustim­
                                        neur angeordnet hat», sagte Gewerk­
analysieren.                                                                      mungsregel hilft kaum, weil Angehö­
                                        schaftler Rolando Cuellar. Die Mass­
                                                                                  rige Verstorbener die Verantwortung
                                        nahme sei eine Diskriminierung von
                                                                                  scheuen. Eine Initiative will jeden
                                        kleinbäuerlichen Betrieben.
Jena                                                                              zum Spender machen, der nicht wi­
Der Begriff «Rasse» soll nicht                                                    derspricht. Die Ethikkommission des
mehr verwendet werden                   Frankfurt                                 Bundes findet beides unbefriedigend
                                        Plädoyer für Abendmahls-                  und schlägt eine «Erklärungsregel»
Evolutionsforscher haben in einer
                                        gemeinschaft                              vor. Um die Anzahl Organspenden zu
«Jenaer Erklärung» dazu aufgerufen,
                                                                                  erhöhen, sollen Personen gemäss
den Begriff «Rasse» nicht mehr zu       Ein Plädoyer für die Abendmahlsge­
                                                                                  dem Vorschlag der Nationalen Ethik­
verwenden. Das Konzept der Rasse        meinschaft von Katholiken und Pro­
                                                                                  kommission im Bereich der Human­
sei das Ergebnis von Rassismus und      testanten hat der deutsche Ökume­
                                                                                  medizin (NEK) regelmässig aufgefor­
nicht dessen Voraussetzung. «Auch       nische Arbeitskreis vorgelegt. Es trägt
                                                                                  dert werden, sich mit dem Thema
heute noch wird ‹Rasse› im Zusam­       den Titel «Gemeinsam am Tisch des
                                                                                  auseinanderzusetzen und anzuge­
menhang mit menschlichen Grup­          Herrn – Ökumenische Perspektiven
                                                                                  ben, ob sie ihre Organe spenden wol­
pen vielfach verwendet. Es gibt hier­   bei der Feier von Abendmahl und
                                                                                  len oder nicht.
für aber keine biologische Begrün­      Eucharistie» und wurde in Frankfurt
dung, und tatsächlich hat es diese      vorgestellt. Die «wechselseitige Teil­
                                                                                  kath.ch
auch nie gegeben», heisst es in der     nahme an den Feiern von Abend­
                                                                                  Neuer Auftritt von kath.ch
an der Jahrestagung der Deutschen       mahl/Eucharistie in Achtung der je
Zoologischen Gesellschaft veröffent­    anderen liturgischen Traditionen»         Die Website hat ab 10. September
lichten Erklärung. Die Wissenschaft­    sei theologisch begründet, ist die        einen neuen Auftritt. Die einzelnen
ler räumen ein: «Eine blosse Strei­     zentrale Aussage des Schreibens. Der      Rubriken sind dank grösserem Bild­
chung des Wortes ‹Rasse› aus unse­      Limburger Bischof Georg Bätzing be­       format besser sichtbar, die Schriften
rem Sprachgebrauch wird Intoleranz      tonte, er sehe darin «einen wichti­       leichter lesbar. Katholisch, aktuell und
und Rassismus nicht verhindern.»        gen und gangbaren Schritt auf dem         relevant: Mit diesem Versprechen ge­
Doch sie wollen mit konsequen­          Weg hin zu einer sichtbaren Einheit       staltet sich die Startseite von kath.ch
tem Nichtgebrauch des Begriffs dafür    unserer beiden Kirchen».                  jeden Tag neu.
6       Thema

Heiligsprechung von Marguerite Bays im Oktober

Die Schweizer Näherin,
die zur Heiligen wurde
Die Liste der katholischen Heiligen      ortes. Ganz bewusst nahm sie ihre         beitreten würde, was aber nicht so
in der Schweiz ist um einen Namen        Berufung als christliche Laiin wahr.      kommt. Sie lebt von ihrem Beruf als
länger: Marguerite Bays wird von         Die tägliche Messe, das Gebet und         Schneiderin und geniesst ihr eheloses
Papst Franziskus während einer           Wallfahrten prägten ihr Leben. Sie        Leben in selbstgewählter Keuschheit.
Feier in Rom am Sonntag, 13. Okto­       kümmerte sich unter anderem um
ber, offiziell heiliggesprochen. Dies    die Katechese der Kinder, um Arme,        Ihr Beruf weckt Mitgefühl
ist erst die dritte Heiligsprechung      Kranke und Sterbende, heisst es zu        Ihr Spinnrad klappert schon früh­
einer Schweizer Persönlichkeit.          ihrer Vita.                               morgens, und Marguerite nimmt mit
                                                                                   Leidenschaft an der täglichen Messe
Am Sonntag, 13. Oktober spricht Papst    Die gelernte Schneiderin gehörte dem      in Siviriez teil. Bei den Familien, zu
Franziskus Marguerite Bays (1815–        dritten Orden des heiligen Franziskus     welchen sie sich danach begibt, hat
1879) heilig. Dies geht aus einer Mit­   an. Im Jahr 1854 soll sie plötzlich von   sie Gelegenheit, Mütter mit Schwie­
teilung des Bistums Genf­Freiburg­       einer Krebskrankheit geheilt worden       rigkeiten kennen und verstehen zu
Lausanne hervor. Laut Mitteilung hat     sein, in der Folge zeigten sich bei ihr   lernen. Sie hilft ihnen mit viel Güte,
der Vatikan das Datum anlässlich des     die Wundmale Jesu.                        Geduld und Gebeten. Oft wird sie
ordentlichen öffentlichen Konsisto­                                                auch von diesen Müttern gebeten,
riums (Versammlung der Kardinäle)        Zwei Wunder                               sich um ihre Kranken zu sorgen und
von Papst Franziskus bekannt gege­       Auf ihre Fürsprache hin sollen zwei       Sterbende auf die Begegnung mit
ben. An diesem Datum wird eine Wall­     Wunder erfolgt sein: 1998 überlebte       Gott vorzubereiten.
fahrt stattfinden. Details dazu veröf­   ein kleines Mädchen einen Traktor­
fentlicht die Stiftung «Bienheureuse     unfall ohne Verletzungen; 1940 soll       Familie, Ort der Heiligung
Marguerite Bays» auf einer eigenen       ein junger Bergsteiger nach einem         Marguerite bleibt im väterlichen
Webseite.                                Hilfsgebet an Bays auf wundersame         Heim, wo sie anfallende Hausarbeit
                                         Weise als einziger einen Kletterunfall    erledigt. Josette, ihre Schwägerin, er­
24 Jahre nach Seligsprechung             überlebt haben. Dieses Wunder hatte       schwert ihr das Leben. Sie ist eine
Marguerite Bays (1815–1879) war          der Vatikan bereits anerkannt.            strenge und rücksichtslose Frau, wel­
Näherin und Bäuerin aus Siviriez                                                   che Marguerite demütigt und keines­
im Kanton Freiburg. Die Heiligspre­      Papst Johannes Paul II. sprach Bays       falls schont. Marguerite ist aber nicht
chung erfolgt 24 Jahre nach ihrer Se­    am 29. Oktober 1995 selig. Er bezeich­    böse auf sie. Und als Josette frühzei­
ligsprechung durch Papst Johannes        nete sie als «einfache Frau, mit ei­      tig von einer Krankheit heimgesucht
Paul II. Am 15. Januar 2019 hatte der    nem ganz gewöhnlichen Leben, in           wird und sich ihr Leben dem Ende
Papst ein zweites Wunder anerkannt       dem sich jeder von uns wiederfinden       neigt, kümmert sich Marguerite um
und somit den Weg geebnet zur Hei­       kann».                                    sie und bereitet sie auf den Tod vor.
ligsprechung. Jeweils am 27. des Mo­                                               Marguerite ist die einzige Person,
nats, ihrem Todestag, finden sich zu     Wer ist Marguerite?                       welche Josette zu sich lässt.
ihrem Gedenken zahlreiche Gläubige       Marguerite ist das zweite von sie­
in der Kirche von Siviriez ein.          ben Geschwistern einer bescheide­         Ihre Schwester Marie­Marguerite, ge­
                                         nen Bauernfamilie. Schon während          nannt «Mariette», leidet unter ihrer
Wundmale Jesu                            ihrer Kindheit hilft sie den Eltern bei   Scheidung und kommt zurück ins El­
Die Franziskanerin Marguerite Bays       der Haus­ und Gartenarbeit. Sie ist       ternhaus. Ihr lediger Bruder Joseph,
wurde am 8. September 1815 im Wei­       lebendig und heiter, hat aber schon       mit gewalttätigem Charakter und ge­
ler La Pierraz im Kanton Freiburg ge­    früh den Reiz fürs Gebet in der Ein­      legentlich nachlässigen Sitten, sitzt
boren und starb am 27. Juni 1879 in      samkeit und Stille. Ihre Altersgenos­     schliesslich eine kleine Gefängnis­
Siviriez, also unweit ihres Geburts­     sen denken, dass sie dem Kloster          strafe ab. Und Claude, der Älteste, ist
Thema           7

                                                                                  sie immer bei sich trägt. Denjenigen
                                                                                  Mitmenschen, welche ihr das Elend
                                                                                  anvertrauen, sagt sie: «Betet einen
                                                                                  Rosenkranz und ihr werdet sehen, da­
                                                                                  nach geht’s besser» (Erfahrungsbe­
                                                                                  richt 1929, erwähnt im Summarium).
                                                                                  Sie begibt sich regelmässig in die
                                                                                  «Fille­Dieu», woher auch berührende
                                                                                  Erfahrungsberichte der Zisterziense­
                                                                                  rinnen stammen, welche Marguerites
                                                                                  Gebete und Ratschläge schätzen. Sie
                                                                                  pilgert mehrere Male zu Fuss nach
                                                                                  Einsiedeln, 252 Kilometer weit, und
                                                                                  nimmt in ihrem Herzen die Sorgen
                                                                                  und Leiden ihrer Nachbarn mit.

                                                                                  Der Tod
                                                                                  Marguerite verstirbt am 27. Juni 1879
Marguerite Bays gilt als einfache, gläubige Frau aus dem Volke.                   um 15 Uhr. Die Kirche ist voll wie an
Die Bäuerin aus Siviriez (FR) wird am 13. Oktober heiliggesprochen.               Feiertagen. Aber trotz der grossen
                                                                                  Menschenmenge ist die Beerdigung
Vater eines unehelichen Kindes. Mar­     nen Marguerite «Patin» als Zeichen       einfach, wie man es sich gewohnt
guerite bittet Claude, seinen Sohn       der Zuneigung. Als wahre Schülerin       ist auf dem Lande. Viele Anwesende
offiziell anzuerkennen, und sie küm­     des heiligen Franziskus tritt sie dem    möchten den Sarg mit dem Rosen­
mert sich um seine Erziehung. Ein        dritten Franziskanerorden in Romont      kranz berühren, weil sie Vertrauen
weiterer Bruder, Jean, versteht das      bei.                                     haben. Sie wissen, dass Marguerite
mystische Leben seiner Schwester                                                  jetzt bei Gott ist. Der Totengräber er­
besser und sorgt sich manchmal um        Von Krebs betroffen                      klärt, nachdem er ihr Grab herge­
ihre Gesundheit.                         Von Krebs betroffen, betet Marguerite    richtet hat: «Wir haben eine Heilige
                                         zur Jungfrau Maria. Sie will gerne für   begraben.»
Niemals würde Marguerite ihre Brü­       Christus leiden, möchte aber von
der und Schwestern angesichts der        Arztbesuchen verschont bleiben. Ob­      Marguerite ruht auf dem Friedhof
schwierigen Lebenssituationen auf        wohl bereits am Sterben, wird sie am     von Siviriez. Auf ihrem Grabstein,
irgendeine Weise verurteilen. Im Ge­     8. Dezember 1854, dem Tag der Ver­       welchen man verehrt wie einen
genteil, durch die Bezeugung eines       kündigung des Glaubenssatzes der         Schatz, steht: «Sie hat gelebt, um
Lebens erfüllt von Liebe und Barm­       unbefleckten Empfängnis, auf wun­        Gutes zu tun. Ihr Andenken bleibt
herzigkeit fühlt sich jeder ihrer Brü­   derbare Weise geheilt. Danach folgt      gesegnet. Verehrte Schwester, liebe
der und Schwestern zu Christus hin­      die Erfahrung der Stigmatisation. Je­    und weichherzige Patin, vergiss nicht
gezogen, um in Liebe einen Weg der       den Freitag erlebt Marguerite von        diejenigen, welche du zurückgelas­
Umkehr zu beginnen.                      neuem die Passion Christi. Mit Jesus     sen hast.»
                                         vereint opfert sie ihre Leiden, welche
Fruchtbarkeit jenseits                   sie in der Stille und Intimität ihres                        Text und Bild:
ihrer Blutsverwandten                    Zimmers hinnimmt.                                 www.marguerite-bays.ch/de
Marguerite engagiert sich für alle                                                                       und kath.ch
Anliegen in der Pfarrei. Sie begleitet   Frau des Gebets
viele Kinder geistig, aber auch mate­    In grosser Leidenschaft für die Jung­
riell; sie näht mitunter Kleider ohne    frau Maria und Jesus in der Passion
Entgelt für Kinder und die Ärmsten       und in der Auferstehung besucht
und spaziert sonntags mit ihnen zur      sie täglich die Messe als Höhepunkt
Kapelle von «Notre Dame du Bois».        ihres Tages. Sie betet oft, man könnte
Nach einem Moment des Gebets             sogar sagen, ihr Tag ist Gebet. Sie
spielt sie mit ihnen. Die Kinder nen­    betet oft den Rosenkranz, welchen
AZA 6064 Kerns
                                                          Post CH AG

                                                          Abonnemente und Adress­
                                                          änderungen: Administration
                                                          Pfarreiblatt Obwalden,
                                                          Unterbalmstr. 8, 6064 Kerns,
                                                          Tel. 079 575 10 12
                                                          tamaramay@gmx.ch

51. Jahrgang. Erscheint vierzehntäglich. – Redaktion Pfarreiseiten: Für die Pfarreiseiten sind ausschliesslich die Pfarrämter zuständig. –
Redaktion Mantelteil: Donato Fisch, Judith Wallimann, Monika Küchler, Vreni von Rotz. Adresse: Redaktion Pfarreiblatt Obwalden,
Pilatusstrasse 3, 6072 Sachseln, E­Mail pfarreiblatt@ow.kath.ch – Druck/Versand: Brunner Medien AG, 6011 Kriens, www.bag.ch
Redaktionsschluss Ausgabe 18/19 (6. bis 26. Oktober): Montag, 23. September.

                                                                                              Trachtenwallfahrt mit
 Bruder-Klausen-Fest 2019                                                                     Appenzeller Musik im Ranft
 Ehrengast am diesjährigen                                                                    Nach der Obwaldner Trachtenwall­
 Bruder­Klausen­Fest vom Mittwoch,                                                            fahrt (09.30) zu Bruder Klaus gestal­
 25. September ist Dr. Felix Gmür,                                                            tet der gemischte Chor Appenzell am
 Bischof von Basel.                                                                           6. Okt. um 11.00 einen Gottesdienst
                                                                                              in der unteren Ranftkapelle mit. Zele­
 Festprogramm in Sachseln                                                                     brant und Prediger: P. Josef Rosenast.
 18.00 Vorabendmesse mit Festpredigt
 06.30 bis 08.30 Beichtgelegenheit
                                                                                                Stipendien für kirchliche
 07.00 Frühmesse mit Festpredigt
                                                                                                Ausbildungswege
 09.00 Feierlicher Einzug in die Kirche; Festgottesdienst mit Predigt von
 Bischof Felix Gmür. Der Kirchenchor der Kantorei Sachseln singt Lieder                         «Niemandem soll aus Kosten­
 von Felix Mendelssohn. Opfer für die Bruder­Klausen­Stiftung.                                  gründen eine kirchliche Ausbil­
 Anschliessend ist Apéro vor der Kirche                                                         dung verwehrt bleiben.» Diese
 11.00 Spätgottesdienst                                                                         Überzeugung vertritt die Michel­
 15.00 Vespergottesdienst und eucharistischer Segen                                             stiftung des Dekanats Obwalden,
 Die Predigten um 18.00, 07.00 und 11.00 hält Bruder­Klausen­Kaplan                             die Ausbildungsbeiträge an Stu­
 P. Josef Rosenast.                                                                             dierende der Theologie, der Re­
                                                                                                ligionspädagogik und Absolvent/
 Festprogramm in Flüeli-Ranft                                                                   ­innen des Lehrgangs Modu­IAK
 Flüeli-Kapelle: 09.15 hl. Messe                                                                ausrichtet. Voraussetzung für die
 Untere Ranftkapelle: 10.30 hl. Messe                                                           finanzielle Hilfe ist ein Wohnsitz
                                                                                                im Kanton Obwalden. Wer am 1.
                                                                                                Dezember 2019 in der Ausbildung
                                                                                                zu einem kirchlichen Beruf steht
Ehe-Retraite in Disentis                       welche wertvolle Tage für sich und
                                                                                                und Unterstützung benötigt, kann
                                               für ihre Beziehung erleben wollen so­
«Vision Familie» bietet vom 1. bis 5.                                                           bis zum 31. Dezember 2019 für
                                               wie Entspannung und religiöse Ver­
Januar 2020 im Benediktinerkloster                                                              das Studienjahr 2019/20 auf dem
                                               tiefung suchen.
Disentis ein katholisches Eheseminar                                                            Wohnortspfarramt das entspre­
für Paare an. Dieses wendet sich an            Auskunft und weitere Informationen               chende Gesuch einreichen.
ledige und verheiratete Menschen,              unter www.ehe-retraite.ch.
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