Zwingli: "Wort Gottes statt Wort der Kirche" - Kirche Obwalden

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Zwingli: "Wort Gottes statt Wort der Kirche" - Kirche Obwalden
1/2019
                                                                                          6. bis 26. Januar

OBWALDEN

                                                                                                     (Bild: df )

Zwingli: «Wort Gottes                                                 Sarnen Seite 8/9

                                                                      Schwendi Seite 10
statt Wort der Kirche»                                                Kägiswil Seite 11

                                                                      Alpnach Seite 12/13
Die reformierten Schwesterkirchen der Schweiz begehen 2019
das Jubiläum «500 Jahre Reformation in der Schweiz». Ulrich           Sachseln Seite 14/15
Zwingli, geboren im toggenburgischen Wildhaus, wollte 1519
                                                                      Flüeli • Melchtal Seite 16/17
den Reformstau der damaligen Zeit überwinden. Dies führte –
knapp zwei Jahre nach dem «Thesenanschlag» durch Martin               Kerns • St. Niklausen Seite 18/19

Luther in Deutschland – zur Reformation in der Schweiz.               Giswil Seite 20/21

                                                          Seite 2/3   Lungern • Bürglen Seite 22/23
Zwingli: "Wort Gottes statt Wort der Kirche" - Kirche Obwalden
2        Thema

Vor 500 Jahren: 1. Januar 1519 in Zürich

Zwinglis Neujahrspredigt
mit Absichtserklärung
Mit dem Amtsantritt Ulrich Zwing-             formstau sich in gegensätzliche Re­       ereignis. In der Folge entwickelte
lis als «Leutpriester» (Pfarrer) am           formkanäle aufteilte, macht die ei­       sich eine das Reformationsgesche­
Grossmünster in Zürich am Neu-                gentliche Tragik des Reformations­        hen überall begleitende Praxis: die
jahrstag 1519 begann in der Schweiz           geschehens im 16. Jahrhundert aus.        Disputationen, das heisst öffentliche
die Reformation anzulaufen, die in            Es hätte damals nicht so kommen           und heftige Diskussionsrunden, ver­
Deutschland schon am 31. Oktober              müssen, und die katholische Kirche        gleichbar mit der «Arena» heute im
1517 ins Rollen gekommen war.                 betrieb in der Folge nicht einfach        Fernsehen: ein Riesenspektakel, wo­
                                              «Gegenreformation», sondern eine          bei es den Zuschauern nicht pri­
Es war auch der 35. Geburtstag des aus        «katholische Reform».                     mär um die Wahrheit ging, sondern
Wildhaus stammenden Geistlichen.              Zwingli hatte ein robusteres Seelen­      man verteilte Punkte nach Witz und
Erst war er Pfarrer in Glarus gewesen         kostüm. Er war Weltpriester, nicht        Schlagfertigkeit.
und zuletzt drei Jahre in Einsiedeln, in      Mönch. Er trug nicht jenes pessimis­      Zwingli legte an der Disputation im
einer Zeit, in der das Kloster praktisch      tische Menschenbild mit sich, wie es      Januar 1523 sein Programm vor: Papst
ohne Mönche war. Das Spätmittelalter          von Augustinus und Luther geprägt         und Bischöfe versagen bei Reformfra­
gilt geschichtsläufig als Zeit voller reli­   war. Zwingli erwarb sich ein fundier­     gen. Grundlage aller Veränderung ist
giöser Missstände. Das ist buchstäb­          tes, vor allem biblisches Wissen weit­    einzig die Heilige Schrift, und diese
lich nur die halbe Wahrheit. Denn es          gehend im Selbststudium und im            stellt uns den alleinigen Urheber un­
gab ebenso sehr viele Aufbruchsbe­            Kontakt mit Humanisten. Er erklärte       seres Heils vor: Jesus Christus. Darin
wegungen, eine gesunde Laienspiritu­          in seiner Antrittspredigt, er werde       ist nicht die Rede von kirchlichen
alität, von der auch Bruder Klaus er­         fortlaufend über das Matthäusevan­        Bräuchen und päpstlichen Vollmach­
fasst war (den Zwingli übrigens sehr          gelium predigen. Damit setzte er die      ten. Alle Reformatoren forderten die
schätzte). Schon vor der Reformation          liturgisch vorgegebene biblische Le­      Einführung der Priesterehe, wogegen
existierten vollständige Bibelüberset­        seordnung ausser Kraft. Eine Revo­        nichts in der Bibel und in der altkirch­
zungen ins Deutsche. Dass Gottver­            lution war das gewiss nicht, aber ein     lichen Tradition stehe. Dabei ging es
trauen wichtiger und wirksamer sei als        Zeichen wurde gesetzt.                    vor allem auch um eine Sanierung des
Wallfahrten, Reliquien und Ablässe,                                                     verbreiteten Konkubinats und der ille­
hatte sich schon vor dem Auftritt der         Skandalöses «Wurstessen»                  gitimen Kinder. Zwingli wollte Zürich
Reformatoren bei einsichtigen Theo­           In der Fastenzeit 1522 veranstaltete      zu einem Gemeinwesen umgestalten,
logen und Seelsorgern herumgespro­            die Zürcher Druckerei Froschauer          wo politische und geistliche Funktio­
chen. Ein sprechendes Beispiel hier­          eine Wurstparty mit demonstrativem        nen einander zuarbeiteten.
für: Martin Luther litt als junger Mönch      Bruch der Fastenordnung. Zwingli
im Kloster unter fürchterlichen Sün­          gehörte zu den Gästen, aber er ver­       Beschimpft als «roter Ueli»
denängsten und Beichtzwängen. Sein            köstigte sich mit «Chüechli». In ei­      Die Bibel ist ein spannendes, aber
geistlicher Berater riet ihm, sich ein­       ner Schrift verteidigte er die Freiheit   auch gefährliches Buch. Einigen Mit­
fach Gott zu übergeben. Vergeblich.           gegenüber den Fastenvorschriften.         arbeitern und Freunden war Zwingli
Später hat derselbe wortmächtige Re­          Daraufhin wurde auch die bischöf­         nicht radikal genug. Sie lehnten unter
formator Luther das gelehrt und ver­          liche Behörde in Konstanz hellhörig.      anderem aus biblischen Gründen die
kündet, was ihm sein Beichtvater hatte        Fastengebote waren zwar keine Glau­       Säuglingstaufe als Puppentaufe ab.
beibringen wollen.                            benssätze, aber nach den Vorgängen        Zürich ging in der Folge gewaltsam
                                              in Deutschland war man alarmiert.         gegen diese «Täufer» vor, auch mit
Reformstau war anerkannt                      Die Episode in der Druckerei bedeu­       Ersäufen in der Limmat. Zwingli war
Niemand bestritt den Reformbedarf             tete auch ein Signal. Die Erfindung       in Zürich nicht unbestritten. Es kam
der Kirche an Haupt und Gliedern.             des Buchdruckes machte die Refor­         vor, dass ihn Leute in nächtlicher
Dass der von allen anerkannte Re­             mation zu einem gewaltigen Medien-        Demonstration vor seinem Amtssitz
Zwingli: "Wort Gottes statt Wort der Kirche" - Kirche Obwalden
Thema            3

als fremden «Glarner» und wegen           die Menschwerdung Gottes mit allen         Kompromissfähigkeit. Man wollte die
seiner Haarfarbe als «roten Ueli» be­     sichtbaren Elementen, für Zwingli          Bünde erhalten. Es gab einen Kitt, die
schimpften. 1525 wurde in der Kar­        mehr der freigesetzte unsichtbare          Verwaltung der gemeinsamen Vog­
woche die Messe abgeschafft und           Heilige Geist. Diese Differenz spitzte     teien. Die katholischen Orte waren
durch das sitzende Abendmahl er­          sich in der Frage der Gegenwart            sich ihrer Grenzen bewusst und woll­
setzt. Das war die empfindlichste Zä­     Christi im Abendmahl zu. Dazu kam,         ten sich nicht für Papst und Kaiser
sur, und alsbald wurde auswärtiger        dass die «Chemie» zwischen den bei­        verheizen. Die Innerschweizer riva­
Messbesuch verboten.                      den Gottesmännern nicht stimmte.           lisierten auch untereinander und
                                          Zwingli reiste im Herbst 1529 zum          mussten beispielsweise bei Animo­
Die Kappeler Milchsuppe                   gleichaltrigen Luther nach Marburg.        sitäten zwischen Ob­ und Nidwalden
war nicht vorgesehen                      Die beiden verhandelten auf Deutsch,       vermitteln. An Tagsatzungen raufte
Zwingli wollte die gesamte Eidgenos­      auch wenn Luther das Schweizer­            man sich zusammen und zelebrierte
senschaft in die Reformation führen,      deutsch nicht schmeckte. Die Gesprä­       das wirksamste Bindemittel: Ess­ und
unter der Leitung von Zürich und          che blieben erfolglos.                     Trinkgelage, gegenseitige Besuche
Bern. Das kam bei den Inneren Orten                                                  über die zahlreichen Flüsse und Seen
nicht gut an. Die Spannungen zwi­         Gewalt und Gespräch                        hinweg. Es gab stets überkonfessio­
schen Stadt­ und Landorten koch­          Zwingli suchte die Entscheidung wie­       nelle Freundschaften, aber keine in­
ten wieder hoch. Die Inneren Orte soli­   der auf eidgenössischem Feld. Aber         dividuelle Glaubensfreiheit. Das lag
darisierten sich nicht mit dem Papst,     die Zürcher waren zurückhaltend            damals nicht drin.
wollten aber auf finanziell ergiebige     und die Berner noch zurückhalten­
Solddienste – die Zwingli verabscheute    der. Man einigte sich auf eine Lebens­     Bilanz und Bedenken
– nicht verzichten, um die «Arbeitslo­    mittelblockade gegenüber den katho­        Analog zum rasanten Ablauf der Re­
sigkeit» in ihren bevölkerungsstarken     lischen Orten. Die Proviantsperre,         formation erleben wir gegenwärtig
Bergregionen abzubauen. Zwingli ver­      welche nicht Zwinglis Vorschlag war,       eine beschleunigte Erosion unserer
langte für die Inneren Orte die freie     weil sie den Falschen schade, traf die     Kirchen. Dabei fehlt es nicht an Tole­
Predigt des Evangeliums, wie er sich      auf Vieh­ und Milchwirtschaft spezia­      ranz. Konfessionelle Polemik ist passé.
ausdrückte, wollte aber keine Mess­       lisierten Inneren Orte ins Mark. Von       Gerade Obwalden darf sich in dieser
feiern mehr in Zürich dulden. Er war      Entbehrung und Hungerängsten ge­           Frage zeigen lassen. Die evangelisch­
überzeugt, dass die Innerschweizer        trieben, nicht aus Leidenschaft für        reformierte Kirche wurde schon 1907
von ihren «Oligarchen», wie er die        den Glauben, rückten sie im Herbst         staatlich anerkannt. Aber man kennt
Landammänner abqualifizierte, ge­         1531 erneut aus, und wieder stiessen       einander zu wenig. Wo das Wissen
hindert würden, die Reformation an­       die feindlichen Heere bei Kappel auf­      schwindet, verschwindet auch das In­
zunehmen. Man könne zwar nie den          einander. Darauf spielte «General Zu­      teresse an genuin evangelischem und
Glauben andern aufzwingen, aber           fall» eine Rolle. Man hatte «sportlich     katholischem Glaubensgut. Klischees
man müsse die Hindernisse mit Ge­         fair» den Schlachttermin auf den an­       geistern herum. Damit entschwindet
walt abbauen. Jedoch dämpfte das          dern Tag verschoben. Aber ein Ur­          auch die redliche geistige und intel­
gewachsene eidgenössische Zusam­          ner Haudegen schlug eigenmächtig           lektuelle Auseinandersetzung. Das ist
mengehörigkeitsgefühl die kriegeri­       vorzeitig los und löste Panik bei den      kein ökumenischer Gewinn, sondern
sche Aggressionslust. So verbrüderten     Zürchern aus, die überstürzt flohen.       ein Verlust. Wir wollen bunte Kirchen,
sich die im Frühsommer 1529 bei           Zwingli hielt stand und fiel. Dieser       die Einheit in der Vielfalt. Wenn wir
Kappel gegeneinander aufmarschier­        Kurzkrieg, der für die nächsten Jahr­      uns gegenseitig anerkennen und auf­
ten Heere in einem friedlichen Sup­       hunderte die konfessionellen Grenzen       einander hören, können wir uns beid­
penbrunch.                                der Schweiz bestimmen sollte, dau­         seitig bereichern.       Albert Gasser
                                          erte nach militärhistorischen Schät­
Luther und Zwingli im Zwist               zungen 20 bis 30 Minuten, nicht ein­                          Dr. theol. Albert
Zwingli bemühte sich nun um die           mal eine Halbzeit beim Fussballspiel.                         Gasser ist emeri-
Stärkung der «protestantischen Inter­     Und da redet man so, als lebten wir                           tierter Professor für
nationale». Aber die Reformations­        erst heute in einer schnelllebigen Zeit.                      Kirchengeschichte
bewegung litt an inneren Spannun­                                                                       an der Theologi-
gen. Luther und Zwingli hatten in         Ess- und Trinkgelage als Kitt                                 schen Hochschule
vielem das Heu nicht auf der glei­        Dann aber kam wieder die beste                                in Chur. Er wohnt
chen Bühne. Für Luther zählte mehr        eidgenössische Tugend zum Zug, die                            heute in Sarnen.
Zwingli: "Wort Gottes statt Wort der Kirche" - Kirche Obwalden
4         Kurznachrichten Kirche und Welt

Weltkirche                               Bonn                                  an den Papst.» Das sagte der emeri­
                                         Kardinal Koch beklagt Diffe-          tierte Bischof Ivo Fürer anlässlich der
Rom                                      renzen in ethischen Fragen            Vernissage seiner beiden Bücher
Denis Knobel ist neuer                                                         «Kirche im Wandel der Zeit» und
                                         Katholiken und Protestanten sollten
Botschafter                                                                    «Die Entwicklung Europas fordert
                                         nach den Worten von Kurienkardinal
                                                                               die Kirchen heraus». Die Vernissage
Papst Franziskus hat am 13. Dezem­       Kurt Koch bei ethischen Debatten
                                                                               fand am 9. Dezember im Musiksaal
ber zehn neue Botschafter im Vati­       stärker mit einer Stimme sprechen.
                                                                               des Stiftsbezirks St. Gallen statt.
kan empfangen. Darunter auch den         Es sei ein «grundlegendes Problem
Schweizer Denis Knobel, der in die­      in der Ökumene», dass es in diesem
                                                                               Bern
ser Funktion Pierre­Yves Fux ablöst.     Bereich «etliche Differenzen» gebe,
                                                                               Humanitäre Tradition
Der Papst versicherte den Diploma­       beklagte der päpstliche Ökumene­
                                                                               wahren
ten, die Kirche sei jederzeit dialog­    beauftragte in einem Interview auf
bereit, um humanitäre Probleme zu        katholisch.de.                        Geht es nach der «Allianz gegen
lösen und den Schutz der Menschen­                                             Waffenexporte in Bürgerkriegslän­
rechte und der Menschenwürde zu                                                der», die hinter der «Korrektur­Initia­
garantieren. In Zeiten «einschnei­
                                         Kirche Schweiz                        tive» steht, sollen künftig Parlament
dender sozialer und politischer Ver­                                           und Volk darüber entscheiden, ob
änderungen» müssten sich Regie­           Stadt Luzern                         Schweizer Kriegsmaterial exportiert
rung und Volk weiter für diese Rechte     Peterskapelle öffnet sich            werden kann. An einer Medienorien­
stark machen.                             für vielfältige Nutzer               tierung in Bern wurden die Gründe
                                                                               vorgestellt. Im Co­Präsidium ist auch
                                          Am 8. Dezember ist die Peters­
Ukraine                                                                        der katholische Sozialethiker Thomas
                                          kapelle, «der älteste in Luzern
Neue orthodoxe Kirche                                                          Wallimann vertreten.
                                          erhaltene Kirchenbau», nach ei­
Die Ukraine will sich mit der Grün­       ner Totalsanierung wiedereröff­
dung einer eigenen orthodoxen Lan­        net worden. Wurde sie bisher von     Bistum Chur
deskirche nun auch im religiösen Be­      alteingesessenen Vereinen und
reich stärker von Russland abgren­        fremdsprachigen Missionen ge­        Zürich
zen. In der Kiewer Sophienkathedrale      nutzt, sollen darin neu auch An­     Stadt Zürich will «Marsch
versammelten sich mehr als 100 Bi­        gebote für Kirchenferne stattfin­    fürs Läbe» verbieten
schöfe, Priester und Laien zu einem       den. Ein Spagat, dem auch die
                                                                               Das Sicherheitsdepartement der Stadt
Konzil, um die Kirchenverfassung zu       Architektur Rechnung trägt. Ge­
                                                                               Zürich hat den Veranstaltern des 10.
beschliessen und das Oberhaupt der        räumig, hell, ruhig – diesen Ein­
                                                                               «Marsch fürs Läbe» die Durchführung
neuen Kirche zu wählen.                   druck macht die frisch sanierte
                                                                               untersagt, teilte die Organisation mit.
                                          Peterskapelle beim Betreten. Tat­
                                                                               Das Organisationskomitee hat beim
Deutschland                               sächlich war es dem Team von
                                                                               Stadtrat Einsprache erhoben.
Drittes Geschlecht                        Durrer Architekten zusammen
                                          mit dem Obwaldner Künstler
Seit Adam und Eva genügte Katho­
                                          Christian Kathriner ein Anliegen,
liken, was auf den ersten Seiten der
                                          «den Raum aufzuräumen und
                                                                               Bistumsregion Urschweiz
Bibel steht: dass Gott den Menschen
                                          Symmetrie hineinzubringen, ohne
als Mann und Frau erschuf. Jetzt                                               Sarnen
                                          allzu viel herauszunehmen», sagt
müssen sie sich in Deutschland da­                                             Ende Februar ziehen
                                          Reto Durrer.
ran gewöhnen, dass es Personen gibt,                                           drei Klöster zusammen
die weder das eine noch das andere,
                                                                               Das künftige Benediktinische Zent­
sondern «divers» sind. Der neue Ge­
                                                                               rum in Sarnen rückt seiner Realisie­
schlechtseintrag, den Bundestag und      St. Gallen
                                                                               rung näher. Ende Februar 2019 wer­
Bundesrat beschlossen haben, hebt        Bischof Fürer dokumentiert
                                                                               den die Benediktinerinnen aus den
die katholische Weltsicht nicht aus      die Kirchenentwicklung
                                                                               Klöstern Melchtal und Wikon nach
den Angeln, stellt aber die Kirche vor
                                         «Wenn wir heute über Kirche reden,    Sarnen auf das Gelände des Klosters
ungewohnte Fragen.
                                         müssen wir zuerst an uns selbst       St. Andreas ziehen. Dies teilte die Stif­
                                         denken, nicht an den Bischof oder     tung «Ora et Labora» mit.
Zwingli: "Wort Gottes statt Wort der Kirche" - Kirche Obwalden
Thema      5

Aufruf von 80 Priestern aus der Diözese Chur

Für einen guten Neuanfang
im Bistum
An Ostern 2019 endet die Amtszeit         auch zu einer wachsenden Entfrem­          Ausschuss «Forum Priester
von Bischof Vitus Huonder. Mit ein-       dung zwischen einem grossen Teil           der Diözese Chur»:
dringlichen Worten wenden sich 80         der Gläubigen und der diözesanen           • Domherr Pfarrer
regelmässig in der Seelsorge tätige       Kirchenleitung.                              Andreas Rellstab, Zürich
Priester des Bistums Chur an die          Wir wollen dazu beitragen, dass ein        • Pfarrer und Dekan
Pfarreiblätter. Sie wollen alles in ih-   neuer Bischof verbindend und ver­            Hugo Gehring, Winterthur
rer Macht Stehende dafür tun, um          söhnend wirken kann, und appellie­         • Pfarrer und Dekan
dem zerstrittenen Bistum Chur zu          ren an alle, die beim Berufungsver­          Daniel Krieg, Altdorf
einer hoffnungsvollen Zukunft zu          fahren des neuen Churer Bischofs           • Pfarrer und Dekan
verhelfen. Und sie bitten um das          mitbestimmen können, das Wohl der            Adrian Lüchinger, Horgen
Gebet.                                    ganzen Diözese im Blick zu behalten        • Pfarrer Ernst Fuchs,
                                          und nur Kandidaten zu berücksich­            Lachen SZ
In wenigen Monaten endet die              tigen, die ihre Fähigkeit, in der Pasto­   • Pfarrer Fulvio Gamba,
Amtszeit von Diözesanbischof Vitus        ral integrierend wirken zu können,           Egg ZH
Huonder. Wir vom «Forum Priester          schon bewiesen haben.
der Diözese Chur» bitten darum alle
Bistumsangehörigen, für einen guten
neuen Bischof zu beten.                     Fürbittgebet um einen neuen Bischof

Für ein gutes Miteinander

                                            G
                                                    ott, unser Vater,
Im «Forum Priester der Diözese                      wir danken dir für alle Menschen, die dich
Chur» sind über 80 Priester unse­
                                                    mit ihren Gaben und Fähigkeiten bezeugen
res Bistums zusammengeschlossen,
deren Berufung in der Diözese ge­           und deiner Kirche in der Welt ein Gesicht geben.
wachsen ist und die in Pfarrverant­         Wir bitten dich:
wortung stehen oder standen. Wir            Berufe für die Kirche von Chur einen neuen Bischof,
treffen uns seit einigen Jahren regel­      der deine frohe Botschaft verkündet,
mässig zur gegenseitigen mitbrü­            der deine Liebe in Wort und Tat bezeugt,
derlichen Stärkung, zum Austausch
                                            der uns stärkt im Glauben,
und zum Gebet. Wir fühlen uns ver­
pflichtet, unseren Beitrag für ein
                                            der uns eint im Leib Christi,
gutes Miteinander von Bischof, Pries­       der mit uns als Volk Gottes unterwegs ist,
tern, Diakonen, pastoralen Mitarbei­        der unser Bistum wie ein guter Hirte
tenden und dem gläubigen Volk zu            nach deinem Willen leitet.
leisten.                                    Darum bitten wir dich,
                                            auf die Fürsprache der Gottesmutter Maria,
Gegen Misstrauen
                                            des heiligen Bruder Klaus,
und Entfremdung
Das Misstrauen zwischen der Diöze­          des heiligen Luzius und aller Heiligen unseres Bistums,
sanleitung und vielen in der Seelsorge      durch Jesus Christus, unseren Herrn,
tätigen Priestern und anderen kirch­        der mit dir und dem Heiligen Geist
lichen Mitarbeitenden verstärkte sich       lebt und herrscht in Ewigkeit. Amen.
in den letzten Jahrzehnten zuneh­
mend. So kam es in unserem Bistum
6       Thema

Zwei Jugendseelsorger über die Jugendsynode in Rom

«Fast wie eine Gnadenerfahrung»
Im Oktober befasste sich die Bi-            land war der BDKJ­Vorsitzende (Bund     im Vorfeld die Jugendbefragung zu
schofssynode in Rom ausschliesslich         der Katholischen Jugend) Synodenteil­   Handen der Bischofskonferenz durch­
mit dem Thema «Jugend». Rückbli-            nehmer – ihn haben die BDKJ­Mit­        geführt hat.
ckend analysieren die Religionspäd-         arbeitenden beraten. Und der BDKJ
agogen Claude Bachmann und Vik-             nutzte seine Kontakte zu den deut­      Konnten sich die Jugendlichen dann
tor Diethelm den Grossanlass und            schen Bischöfen, die an der Synode      in Rom tatsächlich Gehör verschaf-
schauen auch auf die bevorstehen-           mitwirkten, um den Sichtweisen der      fen? Und umgekehrt: Was wollte der
den Weltjugendtage in Panama.               Jugend Gehör zu verschaffen.            Papst mit der Synode erreichen? Er
                                            Claude Bachmann: Ja, und wir in der     hat sie ja einberufen.
Was versteht «Rom» unter Jugend?            Schweiz haben auch Feuer gefangen       Claude Bachmann: Der Papst scheint
Viktor Diethelm: Wenn «Rom» von             und mit unseren bescheideneren Mit­     mir ein Freund synodaler Prozesse
Jugend spricht, sind die 16­ bis 29­        teln die Argumente junger Menschen      zu sein, des ignatianischen Zuhörens
Jährigen gemeint, also eher junge Er­       eingebracht, während der Synode
wachsene. Wir denken ja vielleicht          etwa über Skype mit Jugendbischof

                                                                                    J
eher an das Alter von 12 bis 25 Jahre.      Alain de Raemy. Die Beratung hätte           ugendliche sind keine
                                            aber noch intensiver sein können.            leeren Gefässe, die wir
Was war neu an der Jugendsynode?                                                         füllen müssen.
Viktor Diethelm: Erstmalig in 2000          Wie konnten Sie im Vorfeld die Stim-                       Claude Bachmann
Jahren Kirchengeschichte waren Ju­          men Jugendlicher sammeln?
gendliche ausdrückliches Thema an           Claude Bachmann: Es gab die Diskus­
einer Synode und kamen indirekt sel­        sionen bei den Treffen der Jugend­      und Unterscheidens. Es gab auf der
ber zu Wort. In vielen Bistümern welt­      seelsorgenden über die vorsynodalen     Synode einen Wechsel im Dreischritt
weit gab es schon seit 2017 spannende       Arbeitspapiere, etwa das sogenannte     vom bekannten «Sehen – Urteilen –
vorsynodale Prozesse, also das Ge­          «Instrumentum Laboris», ferner viele    Handeln» zum «Erkennen – Interpre­
spräch von Jugendlichen und Bischö­         direkte Gespräche mit jungen Män­       tieren – Wählen», also einen aufmerk­
fen. Im deutschsprachigen Raum fand         nern und Frauen, etwa in den Pasta­     samen, differenzierten Gesprächs­
dieser Austausch sehr intensiv statt,       Talks, die wir durchgeführt haben.      prozess hin zu vielfältigeren Hand­
in Deutschland, der Schweiz, Öster­         Viktor Diethelm: Wichtig war auch       lungsoptionen, wie ja auch Menschen
reich, auch in Südtirol. Von Deutsch­       die Arbeit in der Task­Force, welche    vielfältig sind. Der Papst und sehr
                                                                                    viele Bischöfe wollten wirklich den
                                                                                    jungen Leuten direkt zuhören. Für
                                             Viktor Diethelm, 44, stammt ur­        manche Bischöfe war das fast so et­
                                             sprünglich aus dem Thurgau. Er ist     was wie eine Gnadenerfahrung. Ich
                                             Religionspädagoge und Leiter der       bin sicher, viele von ihnen haben die
                                             Fachstelle für offene kirchliche Ju­   Synode anders verlassen, als sie ge­
                                             gendarbeit in Luzern.                  kommen sind. Auch die Bereitschaft
                                                                                    zur Selbstkritik fiel bei den Bischöfen
                                             Claude Bachmann, 33, stammt            sehr hoch aus.
                                             aus Luzern. Er ist ebenfalls Reli­
                                             gionspädagoge. In Chur absolviert      Mittlerweile ist das Abschlussdoku-
                                             er derzeit das Theologiestudium        ment der Synode erschienen. Wel-
                                             und leitet gleichzeitig den Fachbe­    che Aussagen überraschen Sie?
                               (Bild: aw)
                                             reich kirchliche Jugendarbeit der      Claude Bachmann: Die Synode bringt
Claude Bachmann (l.) und Viktor              katholischen Landeskirche Grau­        klar zum Ausdruck: «Gott redet durch
Diethelm wollen in ihrer Arbeit die          bünden.                                die jungen Menschen zu uns», d. h., die
Dynamik der Synode aufgreifen.                                                      Jugendlichen sind ein theologischer
Thema                  7

                                                                                    (Bild: Cristian Gennari/Romano Siciliani, kna-bild.de)

Jugendliche und Kardinal Lorenzo Baldisseri, Generalsekretär der Bischofssynode zum Thema «Jugend, Glaube und
Berufungsunterscheidung», während des Abschlussgottesdienstes.

Ort, wie das Volk Gottes, wie die Tradi­   Stärkung spiritueller Elemente, also       Viktor Diethelm: Wir müssen weg­
tion. Gott ist in jungen Leuten schon      Jugendliche in einer lauten, vollen        kommen von gegenseitigem Abwer­
präsent. Jugendliche sind keine lee­       Welt in ihre Innerlichkeit begleiten.      ten und Fragmentieren, als wären die
ren Gefässe, die wir füllen müssen.                                                   einen eher liturgisch und hochgläubig
Das bedeutet für die Kirche, auch für      Bei was hat die Synode enttäuscht?         unterwegs und die anderen, wie Jung­
uns Jugendseelsorgenden, dass wir          Viktor Diethelm: Der ganze Bereich         wacht oder Blauring, diakonisch und
unsere Haltung noch stärker ändern:        der Sexualität. Dort hat die Synode        scheinbar kirchenferner. Die Kirche
Nicht die jungen Leute müssen zu uns       keinen Mut bewiesen. Rund um die           soll vielfältige Lebenswelten integrie­
kommen, sondern wir zu ihnen. Es gilt,     Frage sexueller Identitäten gab es         ren. Panama mit dem Weltjugendtag
in ihre Lebenswelten einzutauchen.         keine Aufbruchstimmung. Das Wort           ist eine davon. Entsprechend braucht
                                           «Gender» kommt nicht vor und der           es auch ein breiteres Verständnis von
Das führt zu der Frage, wie es nach        Begriff «LGBT» für Lesben, Schwule,        Berufungsarbeit. Gott beruft Men­
der Synode weitergeht.                     Bi­ und Transsexuelle wurde nach           schen nicht nur zu kirchlichen Beru­
Claude Bachmann: Wir wollen die            Intervention eines Bischofs aus dem        fen, sondern ruft sie zu allen mögli­
Dynamik der Synode mitnehmen und           Schlussdokument gestrichen. Auch           chen Formen von Lebensaufgaben
mit den Jugendlichen etwas machen,         die Missbrauchsthematik wurde «als         und Erwerbsarbeit.
nicht für sie, also echte Partizipation.   Fehlverhalten einiger Menschen» viel       Claude Bachmann: Ich greife noch­
Die jungen Leute sollen Protagonist/       zu schwach formuliert.                     mals das Stichwort «Zuhören» auf.
innen in der Kirche sein.                                                             Wenn wir einander zuhören, sind
Viktor Diethelm: Das heisst für uns,       In den nächsten Tagen beginnt das          wir miteinander auf dem Weg. Wir
dass wir Jugendliche nicht «versor­        Weltjugendtreffen in Panama. Dort          können unter einem gemeinsamen
gen», sondern sie in Aktion treten         treffen sich ja eher junge Leute, die      Bekenntnis den Glauben feiern und
lassen, ermutigen und ermächtigen.         ihren Glauben feiern. Ist das eine         praktisch handeln – und zugleich
Dann brauchen wir auch Formen              ganz andere Welt als die kritisch dis-     unterschiedlich sein.
interreligiöser Jugendarbeit und eine      kutierende Synode?                                 Interview: Andreas Wissmiller
AZA 6064 Kerns
                                                          Post CH AG

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                                                          änderungen: Administration
                                                          Pfarreiblatt Obwalden,
                                                          Unterbalmstr. 4, 6064 Kerns,
                                                          Tel. 079 575 10 12
                                                          tamaramay@gmx.ch

51. Jahrgang. Erscheint vierzehntäglich. – Redaktion Pfarreiseiten: Für die Pfarreiseiten sind ausschliesslich die Pfarrämter zuständig. –
Redaktion Mantelteil: Donato Fisch, Sr. Yolanda Sigrist, Judith Wallimann, Monika Küchler. Adresse: Redaktion Pfarreiblatt Obwalden,
Postfach 121, 6072 Sachseln, E­Mail pfarreiblatt@ow.kath.ch – Druck/Versand: Brunner Medien AG, 6011 Kriens, www.bag.ch
Redaktionsschluss Ausgabe 2/19 (27. Januar bis 16. Februar): Montag, 14. Januar.

Ab jetzt immer 24 Seiten
                                                 Den Dekan im Amt bestätigt und neuen Vizedekan gewählt
Fällt Ihnen etwas auf? Das Pfarrei­
blatt Obwalden ist dicker geworden.
Ab Januar 2019 umfasst es 24 Sei­
ten. Eine Ausnahme bildet die Weih­
nachtsnummer mit 28 Seiten. Sach­
seln und Melchtal bekommen etwas
mehr Platz für ihre Pfarreinachrich­
ten. Drei zusätzliche Seiten stehen
für redaktionelle Beiträge zur Verfü­
gung. Eine davon – in dieser Nummer
ist es die Seite 4 – ist für kirchliche
Kurznachrichten reserviert. Diese
Seite wird von Judith Wallimann Gas­
ser redaktionell betreut. Die Inhalte
dazu stammen vom katholischen
Medienzentrum kath.ch. Wie bis                   Der Vorstand des Dekanats Obwalden ist wieder komplett. Der mit dem
anhin ist der Leitartikel auf den Sei­           Rücktritt von P. Marian Wyrzykowski frei gewordene Sitz des Vizedekans
ten 2 und 3 zu finden. Die Seiten 5              konnte mit P. Patrick Ledergerber wieder besetzt werden. Die Stimmbe­
bis 7 enthalten zusätzliche Beiträge             rechtigten wählten Dekan Bernhard Willi einstimmig für eine neue Amts­
zu aktuellen kirchlichen Themen. Sie             dauer. Die anderen Vorstandsmitglieder wurden ohne Gegenstimme be­
werden teilweise vom Luzerner Pfar­              stätigt. Von links: Yvonne Zibung (Engelberg), Donato Fisch (Sachseln),
reiblatt übernommen. Für die Leser­              Bernhard Willi (Sarnen), Cristinel Rosu (Sachseln), P. Patrick Ledergerber
schaft bedeutet dies: mehr Lesestoff             (Engelberg).
als Ergänzung zu den pfarreilichen
Nachrichten. So lautete klar der
Wunsch des Dekanats Obwalden.
                                               Gebet um die Einheit der Christen
Noch etwas ist anders: Alle Seiten
sind ab sofort farbig bebildert. Auch          Vom 18. bis 25. Januar begehen die             Vor allem in den Fürbitten der Gottes­
dies entspricht einem Wunsch vieler            Kirchen weltweit die Gebetswoche               dienste wird für die Wiedervereini­
Seelsorger.                                    für die Einheit der Christen.                  gung aller Christen gebetet.
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