Pfad für Sehbehinderte und Blinde mit Handreichungen für ihre Begleiter "Fledermauspfad" - Phänomenta Lüdenscheid
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Pfad für Sehbehinderte und Blinde mit Handreichungen für ihre Begleiter »Fledermauspfad« Auflage: 04 | 2021
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Inhaltsverzeichnis Vorwort Seite 4 Glocke im Vakuum Seite 5 Hörrohr Seite 7 Hörstein Seite 9 Klopfophon Seite 11 Lichtloses Tasten Seite 13 Lochsirene Seite 14 Magnetische Felder Seite 16 Monochord Seite 18 Resonanzröhren Seite 20 Schwebung Seite 22 Selbstgespräch Seite 23 Stereohören Seite 24 Tastpfad Seite 26 Theremin-Vox Seite 28 Turm von Hanoi Seite 30 Unendliche Tonleiter Seite 33 Vorwärts Rückwärts Seite 35 Warm oder kalt Seite 36 Wärmewahrnehmung Seite 38 AUTOREN: Sebastian Bühren · Hans-Henning Langkitsch · Dr. Johannes Pöpping · Martin Rudolf Schmidt GEFÖRDERT DURCH: SEITE 3 © 2021, Phänomenta Lüdenscheid e.V. · Phänomenta-Weg 1 · 58507 Lüdenscheid E-Mail: verein@phaenomenta-luedenscheid.de · Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
Vorwort Speziell für Blinde und Sehbehinderte ... Von Beginn an hat die PHÄNOMENTA In diesem Zusammenhang wurde das versucht, die Ausstellung für Menschen mit schon länger geplante und in Vorbereitung Behinderungen soweit wie möglich nutz- befindliche Projekt „Fledermauspfad“, bar zu machen: Selbstverständlichkeiten ein Angebot speziell für Blinde und wie Behindertenparkplätze, barrierefreie Sehbehinderte, fertig gestellt. Zugänge von außen, Aufzüge und Rampen im Inneren des Gebäudes sowie geeignete Der Pfad umfasst 19 Stationen aus dem Toiletten sind eingerichtet. Auch die Statio- akustischen und taktilen Bereich, die an ei- nen wurden, wenn möglich, so geplant und ner Plakette mit dem Symbol „Fledermaus“ gebaut, dass sie mit dem Rollstuhl unter- und dem Wort Fledermauspfad in Braille- fahrbar sind und die Bedienungselemente schrift erkennbar sind. Diese Handreichun- sich gut erreichen lassen. gen enthalten die zugehörigen Texte, die man auch an den Vertiefungsstationen und Anfang der 2000er-Jahre betrieb die im Internet finden kann, und Hilfestellungs- PHÄNOMENTA in Zusammenarbeit mit texte für Besucher, die die Blinden und dem Blinden- und Sehbehindertenver- Sehbehinderten in der Ausstellung beglei- ein Lüdenscheid und Umgebung jeweils tend betreuen. für einige Tage das „Café Unsichtbar“. In diesem völlig dunklen Café mussten sich Selbstverständlich steht ein Mitarbeiter der die Besucher tastend und hörend zurecht- PHÄNOMENTA für unbegleitete Blinde und finden, sie wurden von blinden und sehbe- Sehbehinderte zur Verfügung. hinderten Vereinsmitgliedern betreut und bedient. Eine parallele Sonderausstellung Das Team der PHÄNOMENTA Lüdenscheid gab Einblick in die Hilfsmittel, die Blinden wünscht Ihnen viel Spaß! zur Verfügung stehen. Im Zuge der Erweiterung 2015 fanden Gespräche mit dem ehrenamtlich tätigen Behindertenbeauftragten der Stadt Lüdenscheid statt, die den Fokus nochmals verstärkt auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen legten. SEITE 4 © 2021, Phänomenta Lüdenscheid e.V. · Phänomenta-Weg 1 · 58507 Lüdenscheid E-Mail: verein@phaenomenta-luedenscheid.de · Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
Glocke im Vakuum Hörst du das Klingeln immer gleich laut, wenn die Luft nahezu vollständig abgesaugt wird? Aktivierung der Glocke. Dann ist das Läuten aus dem Acrylzylinder klar und deutlich zu hören. Betätigst du jetzt auch noch den anderen Knopf, dann beginnt eine Pumpe die Luft aus dem geschlossenen Behälter zu ziehen. Der Glockenton wird langsam immer leiser. WESHALB IST DAS SO? Alle Geräusche, die wir wahrnehmen, müs- sen erst über die Luft an das Ohr transpor- tiert werden. Wird die Luft aus dem Acryl- glaszylinder abgepumpt, nimmt die Dichte der Luft langsam ab. Die Schwingungen der Luft übertragen sich immer schlechter, da der Kontakt zwischen den Teilchen der Luft immer schwächer wird. Dadurch wird der Ton immer leiser. Würde man ein absolutes Vakuum in dem Zylinder erzeugen können, wäre der Ton sogar überhaupt nicht mehr zu hören. In einem luftleeren Raum fehlt nämlich das Medium, das die Schallwellen überträgt. Unsere Ohren können daher kein Signal wahrnehmen und wir hören nichts mehr. Die Glocke läutet somit völlig lautlos unter dem Acrylglaszylinder. Schall breitet sich bei Zimmertemperatur in Luft mit etwa 340 Metern pro Sekunde aus. WORUM GEHT ES? Er kann sich aber auch in anderen Medien Wenn Kirchenglocken läuten, ist das in der als Luft ausbreiten. Man nennt die Schall- ganzen Stadt zu hören. Denn die von der wellen dann auch „Körperschall“. Dieser Glocke erzeugten Schallwellen breiten sich breitet sich meistens wesentlich schneller durch die Luft aus. Was passiert aber, wenn aus als die Schwingungen in der Luft. In man die Luft entfernt, also ein Vakuum Eisen bewegt sich eine Schallwelle zum erzeugt? An dieser Station kannst du unter- Beispiel ca. 15 Mal schneller als in Luft, also suchen, wie der Transport des Schalls vom mit ca. 5100 m/s. So ist es auch bei völlig Schallträger Luft abhängt. Du drückst dazu evakuiertem Acrylglasbehälter möglich, dass an der Station zuerst nur den Knopf für die man noch ein wenig vom Läuten hört, weil SEITE 5 © 2021, Phänomenta Lüdenscheid e.V. · Phänomenta-Weg 1 · 58507 Lüdenscheid E-Mail: verein@phaenomenta-luedenscheid.de · Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
GLOCKE IM VAKUUM der Schall über die Aufhängung der Glocke von Explosionen. Diese werden nur für die und den Behälter nach außen geleitet wird. Dramatik eingespielt. In Wirklichkeit ist es im Weltall vollkommen still. Übrigens: Schallwellen breiten sich nicht nur in Luft bzw. Gasen und festen Körpern HILFESTELLUNG: aus, sondern auch in Flüssigkeiten, Um dieses Experiment durchführen zu sonst könnte beispielsweise ein Echolot können, sollte ein sehender Begleiter nicht funktionieren. zunächst den Aufbau beschreiben und die Frage des Anregungstextes vorlesen. Und noch eine Anmerkung: In Science- Außerdem muss der Blinde oder Sehbe- Fiction-Filmen hört man oft Geräusche im hinderte beiden Knöpfe ertasten und deren Weltraum, z.B. von Raketenantrieben oder Funktion kennen. SEITE SEITE 6 6 © © 2021 2021,· Phänomenta Phänomenta Lüdenscheid Lüdenscheid e.V. e.V. ·· Phänomenta-Weg Phänomenta-Weg 11 ·· 58507 58507 Lüdenscheid Lüdenscheid E-Mail: verein@phaenomenta-luedenscheid.de E-Mail: verein@phaenomenta-luedenscheid.de ·· Alle Alle Rechte Rechte vorbehalten. vorbehalten. All All rights rights reserved. reserved.
Hörrohr Sprich mit einem Partner am anderen Ende des Hörrohres! WORUM GEHT ES? WESHALB IST DAS SO? Durch das Hörrohr kann man sich mit Beim Sprechen sendet man Schallwellen Freunden unterhalten, so wie einst Kapitän aus. Spricht man direkt in das Rohr, so wer- und Maschinist auf einem alten Dampf- den diese Laute an der glatten und festen schiff. Erstaunlicherweise reicht es völ- Oberfläche des Rohres reflektiert. Das ist lig aus, ruhig und leise zu sprechen. Das zu vergleichen mit der Reflexion von Licht Gegenüber versteht trotz der Rohrlänge an einem Spiegel. Auch hier gilt das Gesetz von 38 Metern und 26 Bögen jedes ein- „Einfallswinkel ist gleich Ausfallswinkel“. zelne Wort. Die Partner stehen bei diesem Durch Reflexionen wird der Schall von Experiment an den beiden Rohröffnungen. einem Rohrende zum anderen geleitet, an Sie sprechen abwechselnd in das Rohr den Bögen des Rohrs sind dazu mehrere und hören zu, was der Partner am anderen Reflexionen nötig. So gelangen die Wor- Ende sagt. te ohne größere Energieverluste an das andere Ende des Rohres, wo man sie gut verstehen kann. SEITE 7 © 2021, Phänomenta Lüdenscheid e.V. · Phänomenta-Weg 1 · 58507 Lüdenscheid E-Mail: verein@phaenomenta-luedenscheid.de · Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
HÖRROHR Alltagsbezug bau des aktuellen Bundestages gelang dies Die Schallreflexion wird auch für das nicht, so dass aufwendig nachgebessert Echolot bei Schiffen und Booten genutzt. werden musste. Dabei sendet das Boot ein Schallsignal aus, das sich im Wasser ausbreitet und dann HILFESTELLUNG: an Gegenständen oder am Meeresboden Der Aufforderung des Anregungstextes reflektiert wird. Ein Teil des Schalls wird von (Sprich mit einem Partner am anderen der Oberfläche zum Boot zurückgeworfen. Ende des Hörrohres!) kann ein Sehbehin- Dessen Echolot registriert die Richtung derter oder Blinder nur schwer folgen, und misst die Zeit, die seit Aussenden des wenn er nicht durch einen sehenden Signals vergangen ist, um darüber die Ent- Begleiter zu einem Rohrende geführt wird fernung des Gegenstandes zu bestimmen. und erklärt bekommt, wie das Rohr un- Das Echolot ersetzt also das menschliche ter der Decke durch den Raum läuft und Auge unter Wasser. wo das andere Ende liegt, an dem der Gesprächspartner steht. Wenn man ge- In der Natur machen sich zum Beispiel meinsam den Weg zwischen Anfang und Fledermäuse dieses Prinzip zunutze, um Ende des Rohres im Raum unter dem Rohr nachts sehen zu können. abgeht, kann man ein Gefühl für die Länge des Schallweges vermitteln. Mit der dann Auch wir schätzen einen Raum anhand gegebenen räumlichen Vorstellung wird der Akustik, also seiner charakteristischen dem Sehbehinderten beim Gespräch deut- Schallreflexion ein, allerdings meist unbe- lich, von welch erstaunlich guter Qualität wusst, weil wir uns sehr stark auf die Augen die akustische Verbindung ist. verlassen. Man kann aber Geräuschen oder Musik einen besonderen Hall unterlegen, Außerdem kann der Begleiter empfehlen, so dass man den Eindruck bekommt, man das Rohrende in die Hände zu nehmen, befinde sich in einem großen Raum. um das Anstoßen mit dem Mund oder dem Ohr zu vermeiden. Konzertsäle werden sogar auf gute Schall- eigenschaften hin konstruiert. Beim Neu- SEITE SEITE 8 8 © © 2021 2021,· Phänomenta Phänomenta Lüdenscheid Lüdenscheid e.V. e.V. ·· Phänomenta-Weg Phänomenta-Weg 11 ·· 58507 58507 Lüdenscheid Lüdenscheid E-Mail: verein@phaenomenta-luedenscheid.de E-Mail: verein@phaenomenta-luedenscheid.de ·· Alle Alle Rechte Rechte vorbehalten. vorbehalten. All All rights rights reserved. reserved.
Hörstein Welche Geräusche hörst du in dem Stein? Brumm doch mal! WORUM GEHT ES? Hört sich deine Stimme immer gleich an? Probiere es aus. Stecke deinen Kopf in eine der Mulden des Hörsteins, brumme, summe oder sprich! Klingt es vertraut? Erkennst du dich wieder? WESHALB IST DAS SO? Hat man seinen Kopf in das Loch des Stei- nes gesteckt und singt oder brummt mit seiner Stimme Töne in verschiedenen Hö- hen, bemerkt man, dass es einen Ton gibt, bei dem man ohne große Kraftanstren- gung einen kräftigen Klangeffekt erzielen kann. Man spürt, dass Kopf und Teile des Oberkörpers anfangen mit zu vibrieren. Bei dieser Tonhöhe stimmen der erzeugte Ton und die Resonanzfrequenz des Steininnen- raumes gerade überein. Die menschliche Stimme besteht nicht aus einzelnen Tönen, sondern es handelt sich um ein Gemisch an unterschiedlichen Tönen, die sich zu Klängen zusammensetzten. Der Mensch nimmt die Klänge seiner Stim- me auf zwei unterschiedliche Arten wahr: Zum einen gelangt seine Stimme, wie alle anderen Laute, von außen an und in sein Ohr (Luftleitung). Zum anderen erreicht ein Teil seiner Stimme das Ohr aber auch von die tiefen Töne überstimmen. Umgekehrt innen über die Knochen des Kopfes (Kno- werden in größeren Resonanzräumen, wie chenleitung). Dabei ändert sich der Klang in der Brust, besonders die tiefen Töne der eigenen Stimme durch die Verstärkung verstärkt. unterschiedlicher Tonlagen in den natür- lichen Resonanzräumen, die sich beim Nun wirkt die Mulde des Hörsteins wie eine Menschen zum Beispiel in Kopf und Brust Erweiterung unserer natürlichen Reso- befinden. In kleinen Resonanzräumen, nanzräume in Kopf und Brust. Weil sie aber wie sie im Kopf vorhanden sind, werden relativ groß ist, werden vor allem tiefe Töne vor allem hohe Töne verstärkt, so dass sie verstärkt, so dass die hohen Klänge in der SEITE 9 © 2021, Phänomenta Lüdenscheid e.V. · Phänomenta-Weg 1 · 58507 Lüdenscheid E-Mail: verein@phaenomenta-luedenscheid.de · Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
HÖRSTEIN menschlichen Stimme unterdrückt werden. HILFESTELLUNG: Die eigene Stimme erscheint ungewöhn- Hier wird den Sehbehinderten oder Blin- lich dunkel. den empfohlen, zunächst die Betonsäule und den gesamten Rand sowie die Tiefe Alltagsbezug des Hohlraums durch Tasten zu erfassen. Menschen, die beim Duschen gerne sin- Anschließend ist es wichtig beim Hinein- gen, haben vielleicht auch schon mal ge- stecken des Kopfes die harten Betonkanten merkt, dass sich ihr Gesang in der Dusch- des Lochs mit den Händen abzupolstern. kabine anders anhört. Dieser Effekt entsteht genau wie beim Hörstein durch Verstärken bestimmter Eigenfrequenzen. SEITE 10 © 2021, Phänomenta Lüdenscheid e.V. · Phänomenta-Weg 1 · 58507 Lüdenscheid E-Mail: verein@phaenomenta-luedenscheid.de · Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
Klopfophon Klopfe von oben auf die Öffnungen der Rohre! Du kannst die gleichen Lieder spielen, wie mit den weißen Tasten an einem Klavier. WORUM GEHT ES? WESHALB IST DAS SO? Das Klopfophon macht ein wenig den In jedem Rohr befindet sich eine Luftsäule, Eindruck einer Kirchenorgel – wie Orgel- die genau der Länge des Rohrs entspricht. pfeifen hängen die Rohre mit unterschied- Durch den Schlag auf die obere Öffnung lichen Längen unter dem Tisch. Mit einem bringt man die Luft in dem Rohr zum festen Stück aus Gummi klopft man von Schwingen. Da die Rohre unterschiedlich oben auf die Öffnungen und kann tatsäch- lang sind und jede Luftsäule ihre eigene lich ein Lied spielen. Schwingungsdauer hat, hören sich alle Klopfophontöne anders an. Ein langes Rohr klingt tief, ein kurzes Rohr klingt hoch. Die Frequenz, die diesem Ton entspricht, nennt man Eigenfrequenz oder Resonanzfre- quenz. Der Grundton ergibt sich aus dem längsten Rohr mit 224 cm. Die übrigen Rohre sind als diatonische Tonleiter über 2 Oktaven gestimmt. Das bedeutet, dass es sieben Abstufungen gibt, bis sich die Länge des Rohrs halbiert bzw. die Resonanzfrequenz verdoppelt. Die Oktavröhren haben daher die Längen 112 cm und 56 cm. Nur die zwei Röhren, die sich in der unteren Reihe ganz rechts und in der oberen Reihe ganz links befinden, haben die gleiche Länge. Obwohl im Klopfophon nur zwei Oktaven mit insgesamt sechzehn Rohren verbaut sind, kann man darauf die gleichen Lieder spielen, die auf einem Klavier mit den wei- ßen Tasten möglich sind. Musikinstrumente funktionieren ganz ver- gleichbar: Bei einer Kirchenorgel entsteht der Klang zwar nicht durch einen Schlag, sondern durch eingeblasene Luft. Aber es gibt wie beim Klopfophon auch hier lan- ge und kurze Orgelpfeifen. Durch unter- SEITE 11 © 2021, Phänomenta Lüdenscheid e.V. · Phänomenta-Weg 1 · 58507 Lüdenscheid E-Mail: verein@phaenomenta-luedenscheid.de · Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
KLOPFOPHON schiedlich große Durchmesser kann die HILFESTELLUNG: Luftsäule und damit der entstehende Klang Ein Begleiter kann dem Sehbehinderten zusätzlich verändert werden. So kommt oder Blinden den Aufbau der Station mit man bei einer Orgel oft auf eine Anzahl von den verschieden langen, oben offenen über tausend Orgelpfeifen. Rohren beschreiben, die Rohrenden ertas- ten lassen, das Gummistück zum Schlagen Bei Instrumenten wie Vibraphonen und reichen und ggf. bei den ersten Schlägen Marimbas, die dem Klopfophon ähnlich auf nahe gelegene Rohre die Hand führen. sind, wird der Ton der angeschlagenen Das Spielen von Tonfolgen ergibt sich dann Metall- bzw. Holzklangstäbe durch Röh- von selbst. ren jeweils passender Länge unterhalb der Klangstäbe verstärkt. SEITE 12 © 2021, Phänomenta Lüdenscheid e.V. · Phänomenta-Weg 1 · 58507 Lüdenscheid E-Mail: verein@phaenomenta-luedenscheid.de · Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
Lichtloses Tasten WORUM GEHT ES? Neben der Erkundung des richtigen Pfads In dem rund 44 Meter langen Rundgang ist gilt es auch verschiedene Untergründe das wichtigste Sinnesorgan des Menschen, zu ertasten, die Empfindungen von weich das Auge, nicht zu gebrauchen – denn in bis hart, samtig bis rau, warm bis kalt und dieser Station ist es stockdunkel! uneben bis spiegelglatt vermitteln. Zusätz- lich sind auf dem Weg unterschiedliche Da es in der Station vollkommen dunkel ist, Gegenstände verteilt, die man durch Füh- ist ein Vorankommen nur durch Ertasten len erraten und betätigen kann. Und auch der Umgebung möglich. Die Teilberei- Geräusche und Gerüche vermitteln einen che des Exponats sind dem Aufbau eines Eindruck von der jeweiligen Umgebung, in Wohnhauses nachempfunden und mit der man sich befindet. verschiedenen Oberflächen und Elemen- ten bestückt, die nicht alleine den Tastsinn Das verlässlichste Bild der Umwelt erhält aktivieren. Auf dem Weg durch die unter- der Mensch, wenn er alle Sinnesorgane schiedlichen Räume nimmt der Besucher benutzt. Dass dabei die visuelle Wahrneh- nämlich auch Gerüche und Geräusche mung sehr wichtig ist, merkt man, wenn sie wahr, die ein inneres Bild des Wohnhauses ausfällt. Die anderen Sinnesorgane werden entstehen lassen und ihm dabei helfen den dann stärker aktiviert und ermöglichen so Parcours zu meistern. das Entstehen eines „inneren Bildes“ des Rundgangs. Der Mensch ist also in der WESHALB IST DAS SO? Lage, einen fehlenden Sinn sehr gut zu Auch ohne Augenbenutzung sind wir in kompensieren. So sind auch Blinde in der der Lage, den Weg durch Tasten zu fin- Lage, sich eine Vorstellung von ihrer Um- den. Mit jedem weiteren Durchgang durch gebung zu machen. das „Lichtlose Tasten“ würde das Bild des Weges genauer und differenzierter, sodass HILFESTELLUNG: man sogar in der Lage wäre, einen genau- An dieser Station erhält aus Sicherheits- en Plan der Station zu zeichnen, obwohl gründen jeder Besucher eine Einführung man nichts gesehen hat. durch einen Mitarbeiter der Phänomen- ta. Für Blinde und Sehbehinderte gilt das genauso, aber sie werden sich in dieser Station in der Regel besser zurechtfinden als Sehende: Das Lichtlose Tasten ist „ihre Station“, das Zurechtfinden „im Dunkeln“ ist ihr Alltag! Sehenden wird mit dieser Station das Handicap von Blinden und Sehbehin- derten sehr deutlich! SEITE 13 © 2021, Phänomenta Lüdenscheid e.V. · Phänomenta-Weg 1 · 58507 Lüdenscheid E-Mail: verein@phaenomenta-luedenscheid.de · Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
Lochsirene Richte den Luftstrahl auf die Löcher in der sich drehenden Scheibe! WORUM GEHT ES? Drückt man den Startknopf, wird die Loch- scheibe in schnelle Rotation versetzt. Gleichzeitig strömt aus dem Schlauch vor der Lochscheibe Luft. Man kann den Schlauch vor die verschiedenen Lochrei- hen schieben und so unterschiedliche Töne erzeugen. Wer besonders geschickt ist, kann vielleicht sogar eine kleine Melodie spielen. WESHALB IST DAS SO? Durch den schnellen Wechsel von Löchern und Metall wird der Luftstrom aus dem Gummischlauch gleichsam in „Stücke“ geschnitten. Dadurch erhält die Luft hinter der Platte schnell aufeinanderfolgende Stö- ße. Diese Druckwellen breiten sich über die Luftmoleküle aus und bilden eine Schall- quelle, die wir als typischen Sirenenklang wahrnehmen. Er äußert sich darin, dass die Druckänderungen nicht harmonisch wie bei einer Stimmgabel erfolgen, sondern abrupt. Überträgt man die Töne in grafische Linien, erhält man bei harmonischen Schwingun- gen eine Sinuskurve und bei Sirenenklän- Je häufiger der Luftstrom unterbrochen gen eine Rechteckschwingung. Je nach- wird, desto schneller schwingt die Um- dem wie häufig der Luftstrom pro Sekunde gebungsluft. Man sagt auch, die Frequenz unterbrochen wird, entsteht ein anderer erhöht sich. Ton. Bewegt man den Schlauch zum Beispiel zu einem der äußeren Ringe, wird Insgesamt lässt die Lochsirene das Spie- der Luftstrom wesentlich häufiger unter- len aller Töne der Dur-Tonleiter zu. Ließe brochen. Das liegt daran, dass hier mehr man dieScheibe schneller rotieren, wäre es Löcher vorhanden sind, die den Luftstrom sogar möglich, die Dur-Tonleiter in unter- in derselben Zeit passieren wie die Öffnun- schiedlichen Oktaven oder zu unterschied- gen auf den inneren Kreisen. lichen Grundtönen zu spielen. SEITE 14 © 2021, Phänomenta Lüdenscheid e.V. · Phänomenta-Weg 1 · 58507 Lüdenscheid E-Mail: verein@phaenomenta-luedenscheid.de · Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
LOCHSIRENE Alltagsbezug HILFESTELLUNG: Mechanische Sirenen funktionieren ähn- Bevor die Lochscheibe in Drehung versetzt lich. Eine mit Hand oder Elektromotor wird, sollte die Scheibe mit den Fingerspit- angetriebene Trommel mit Luftschaufeln zen ertastet und auch das Schlauchende erzeugt einen Luftstrom, der vom um- hin- und herbewegt werden. Wenn sich die schließenden, mit Löchern versehenen Scheibe dann dreht, ist das Erzeugen von Gehäuse zerhackt wird. Dabei entsteht ein Tönen und das Spielen von Melodien leicht. lauter, weithin hörbarer Warnton. SEITE 15 © 2021, Phänomenta Lüdenscheid e.V. · Phänomenta-Weg 1 · 58507 Lüdenscheid E-Mail: verein@phaenomenta-luedenscheid.de · Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
Magnetische Felder Zwischen den starken Magneten lassen sich Brücken schlagen. Probiere auch, in die Höhe zu bauen! WORUM GEHT ES? Man muss dazu recht viele Nägel ver- Jeder hat wahrscheinlich schon mal eine wenden, damit ein stabiler Brückenbogen Brücke gesehen, die aus Holz und Nägeln entsteht. gebaut ist. Man kann Brücken aber auch ganz ohne Nägel, nur aus Holz bauen, wie Auch das Bauen von kleinen Türmen aus zum Beispiel die Leonardo-Brücke. Oder magnetisierten Eisennägeln kann mit etwas aber, wie an dieser Station, nur aus Nägeln. Geduld gelingen. Für diese Bauart braucht man zwei starke Magnete sowie etwas Zeit und Geduld. WESHALB IST DAS SO? Zwischen zwei Magneten, die in eine Magneten erzeugen in ihrer Umgebung Tischplatte eingelassen sind und die sich in ein magnetisches Feld. Bei zwei Magneten, einem nicht zu großen Abstand mit Südpol die sich in einem nicht zu großen Abstand und Nordpol gegenüberliegen, kann man mit Südpol und Nordpol gegenüberliegen, eine Brücke aus losen Eisennägeln bauen. entsteht ein Feld, das sich – ähnlich wie SEITE 16 © 2021, Phänomenta Lüdenscheid e.V. · Phänomenta-Weg 1 · 58507 Lüdenscheid E-Mail: verein@phaenomenta-luedenscheid.de · Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
MAGNETISCHE FELDER eine Kuppel über einer Halle – von einem entlang der Feldlinien an und hängen – Magneten zum anderen wölbt. Um ein seitlich und in der Länge magnetisch ver- Magnetfeld zu veranschaulichen, benutzt bunden – aneinander. So kann eine Brücke man sogenannte Feldlinien. Diese zeigen von Magnet zu Magnet entstehen, die ganz an jedem Punkt in Richtung der Kraft, die von alleine zusammenhält. das Magnetfeld auf magnetische Materiali- en ausübt. Dabei ist der Abstand zwischen HILFESTELLUNG: benachbarten Feldlinien ein Maß für die Dieser Station ist sehr taktil. Ein Helfer Stärke des Feldes. Je geringer der Abstand, könnte die leichten Vertiefungen mit den desto kräftiger ist das Magnetfeld. eingearbeiteten Magneten in der Tisch- oberfläche und die stumpfen Nägel erfüh- In unserem Experiment magnetisieren die len lassen. Dann können blinde oder seh- beiden Magneten die Eisennägel, die damit behinderte Besucher der Aufforderung eine zu kleinen Magneten mit Nordpol und Brücke zu bauen relativ leicht folgen. Südpol werden. Diese ordnen sich dann SEITE 17 © 2021, Phänomenta Lüdenscheid e.V. · Phänomenta-Weg 1 · 58507 Lüdenscheid E-Mail: verein@phaenomenta-luedenscheid.de · Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
Monochord Zupfe an den Saiten. Wie ändert sich der Ton, wenn du den Hebel drehst oder den Holzsteg verschiebst? WORUM GEHT ES? dass sie dann mit einer größeren seitlichen Ihr könnt zwei gespannte Saiten unter- Auslenkung (Amplitude) schwingt, die wie- schiedlicher Dicke anzupfen, ihr könnt die derum der Lautstärke des Tons entspricht. Saiten jeweils mit einem blauen Hebel zu- Dann werdet ihr merken, dass die dickere sätzlich spannen oder ihr könnt die Längen Saite bei gleicher Spannung einen tieferen der schwingenden Saiten verändern, indem Ton erzeugt. ihr den Steg auf dem Resonanzkasten ver- schiebt. All dieses verändert den Ton. Mit den beiden blauen Hebeln könnt ihr die beiden Saiten zusätzlich stärker spannen. WESHALB IST DAS SO? Erhöht ihr die Spannung, erhöht sich auch Wie entstehen eigentlich die unterschied- die Tonhöhe des Lauts, der durch Anzupfen lichen Töne bei Saiteninstrumenten? An der Saite erklingt. dieser Station könnt ihr das nachvollziehen. Denn je nachdem, wie ihr den Holzsteg Mit Verschieben des Stegs verändert ihr die verschiebt oder die Hebel dreht, ändert Saitenlänge, die schwingen kann. Dann ist sich der Ton, der beim Zupfen der Saiten der Abstand zwischen dem Steg und dem erklingt. Zuerst werdet ihr feststellen, dass Endpunkt der Saite gleich der Saitenlänge. der zu hörende Ton umso lauter erklingt, je Auf dem Steg selbst liegt die Saite fest auf, stärker ihr die Saite anzupft. Das liegt daran, sie kann sich dort nicht bewegen. SEITE 18 © 2021, Phänomenta Lüdenscheid e.V. · Phänomenta-Weg 1 · 58507 Lüdenscheid E-Mail: verein@phaenomenta-luedenscheid.de · Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
MONOCHORD Zwischen Steg und Endpunkt entsteht nach Die verschiedenen Töne erzeugt man Anzupfen der Saite eine stehende Welle. entweder, indem man die Saiten verkürzt, Das bedeutet, dass zwischen dem Anfangs- mit einem Griffbrett bei Geige oder Gitarre und Endpunkt der Saite eine Welle mit so oder verschieden lange und dicke Saiten genannten Bäuchen (maximale Auslenkung anregt, wie beim Klavier oder bei der Harfe. des Saite) und Knoten (in diesem Punkt Das Monochord ist also die Grundlage aller bewegt sich die Saite nicht) entsteht. Sie Saiteninstrumente. heißt stehend, weil ihr räumliches Wellen- bild nicht wandert. Diese stehende Welle Technik verursacht den zu hörenden Klang. Alle Körper können zum Schwingen ange- regt werden. Diese Schwingung kann man Die Tonhöhe verändert sich mit der überprüfen, wenn man dagegen klopft. Schwingungszahl pro Sekunde (Frequenz) Den Klang, den man dann hört, ist die der Saite. Wird die Frequenz höher, er- Eigenschwingung des Körpers. Natürlich scheint auch der zu hörende Ton höher. gibt es Gegenstände, die praktisch keinen Die Tonhöhe kann durch Drehen der Hebel Ton von sich geben, Watte zum Beispiel. oder durch Verändern der Saitenlänge Dort ist die Dämpfung so groß, dass keine beeinflusst werden. Diese Änderung des vollständige Welle entstehen kann. Deren Tons durch Verkürzen der Saite wird auch Energie wird in Wärme umgesetzt. Solche bei Saiteninstrumenten wie der Gitarre Materialien nimmt man zum Beispiel zur oder der Geige benutzt. Hier wird die Saite Schalldämmung. durch Auflegen eines Fingers verkürzt. Mit Änderung der Saitenspannung werden Aber selbst Gebäude schwingen. Wenn diese Instrumente gestimmt. bei einem Kirchturm, auch wenn er massiv gebaut ist, die Schwingungen der Glo- Mensch cken mit der Eigenschwingung des Turmes Das Monochord wird dem antiken Philo- übereinstimmen, dann treten im Laufe der sophen und Mathematiker Pythagoras von Jahrzehnte Risse im Turm auf. Bei den ers- Samos zugeschrieben. In seiner ursprüng- ten Windkraftanlagen kam es zu Brüchen lichen Form hatte es nur eine Saite. Hier in den Masten, weil die Schwingungsbean- wurden zwei angebracht, damit ein direkter spruchung unterschätzt wurde. Vergleich von Tönen möglich ist. HILFESTELLUNG: Alltagsbezug Bei diesem Experiment sind verschiedene Musikinstrumente: Alle Saiteninstrument Parameter veränderlich, somit wird eine haben mindestens eine Saite. Der Klang sorgfältige Einführung notwendig. Der Seh- wird dadurch erzeugt, dass eine oder behinderte oder Blinde muss die Saiten er- mehrere Saiten zum Schwingen angeregt tasten und versuchsweise zupfen, er muss werden und über einen Resonanzkörper erklärt und „gezeigt“ bekommen, dass es diese Schwingung als Klang zu Gehör brin- einen verschiebbaren Steg gibt, und auch, gen. Die Anregung kann durch Anschlagen, wo sich die Hebel befinden und was das Zupfen, Streichen usw. erzeugt werden. Drehen an den Hebeln bewirkt. Für all dies Um diese Instrumente zu stimmen wird sollte ein Begleiter die Hände führen und praktisch immer die Saite entsprechend erklären, was zu tun ist, ohne die Ergebnis- gespannt, z.B. mit einem Wirbel wie bei der se vorwegzunehmen. Gittarre oder beim Klavier. SEITE 19 © 2021, Phänomenta Lüdenscheid e.V. · Phänomenta-Weg 1 · 58507 Lüdenscheid E-Mail: verein@phaenomenta-luedenscheid.de · Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
Resonanzröhren Lege ein Ohr an die Öffnungen der verschieden langen Rohre! Hörst du einen Unterschied? WORUM GEHT ES? WESHALB IST DAS SO? An einem Pfeiler hängen Röhren in vier In dem Raum, in dem die Resonanzröhren unterschiedlichen Längen. Mit seinem Ohr angebracht sind, entstehen viele verschie- verschließt man das eine Ende einer Röhre dene Geräusche. Auch von draußen dringt und hört dann mit dem anderen offenen Straßenlärm herein. Alle diese Geräusche Ende in den Raum hinein. bestehen aus hohen und tiefen Tönen, die sich dementsprechend in ihrer Wellenlänge Man hört in den Röhren ein Rauschen, unterscheiden. ähnlich wie das Rauschen in großen Mu- scheln, und stellt fest: Je länger die Röhren Die tiefen Töne bestehen z.B. aus Schall- sind, desto tiefer klingen sie. wellen mit großen Wellenlängen. Man sagt, sie haben niedrige Frequenzen. Bei hohen Tönen ist es genau umgekehrt. Durch die Überlagerung entsteht ein Ton-Klang- Geräusch-Gemisch, ein sogenanntes Klangspektrum. Die Schallwellen der verschiedenen Ge- räusche breiten sich im Raum aus und bringen auch die Luft in den Röhren zum Schwingen. Je nach Länge der Röhren passen bestimmte Wellenlängen beson- ders gut hinein – je länger das Rohr, desto länger die passende Wellenlänge und desto tiefer der Ton. Die Schwingung der Luft für diese Töne überlagert sich mit der Refle- xion am Ende des Rohrs. Die Lautstärke wird verstärkt und schaukelt sich so auf, dass die anderen Geräusche davon über- tönt werden. Zu jeder Rohrlänge gehört ein typischer Ton. Die Frequenz dieses Tons nennt man Eigenfrequenz oder Resonanz- frequenz. Auch Töne mit doppelter, dreifacher usw. Frequenz werden verstärkt und bilden zu- sammen mit dem Grundton einen gemein- samen Klang. SEITE 20 © 2021, Phänomenta Lüdenscheid e.V. · Phänomenta-Weg 1 · 58507 Lüdenscheid E-Mail: verein@phaenomenta-luedenscheid.de · Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
RESONANZRÖHREN ALLTAGSBEZUG der Orgel gibt es verschieden lange Pfeifen Da die Röhren unterschiedlich lang sind, für die verschieden hohen Töne. ist an jeder etwas anderes zu hören. Auch bei Musikinstrumenten wird diese Eigen- HILFESTELLUNG: schaft ausgenutzt. Zum Beispiel ändert sich Ein sehender Begleiter führt zu den Rohr- bei der Posaune der Ton durch Verlängern enden der verschieden langen Rohre und oder Verkürzen des Rohres am Instrument. empfiehlt – ähnlich wie beim Hörrohr – Bei einer Panflöte ist es etwas anders. Hier das jeweilige Rohrende in die Hände zu sind die Längen der Röhrchen fest und nehmen, um ein Anstoßen mit dem Ohr zu daher wird eine große Anzahl von ihnen vermeiden. nebeneinander angeordnet. Und auch bei SEITE 21 © 2021, Phänomenta Lüdenscheid e.V. · Phänomenta-Weg 1 · 58507 Lüdenscheid E-Mail: verein@phaenomenta-luedenscheid.de · Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
Schwebung Versuche, mit dem Regler beide Töne sorgfältig auf- einander abzustimmen. Achte auf die schwankende Lautstärke, wenn sich beide Töne annähern! WORUM GEHT ES? Schwebungen treten also nur bei geringen Zunächst hört man an dieser Station nur Frequenzunterschieden der beiden ein- ein dumpfes Brummen. Stellt man den zelnen Schallwellen auf, die Lautstärken- Drehknopf auf dem Pult aber richtig ein, schwankung erfolgt mit der so genannten hört man einen Ton, der abwechselnd lau- Schwebungsfrequenz. ter und leiser wird. Die beiden Lautsprecher in der Decke der Station erzeugen zwei Schallwellen verstärken sich, wenn zwei von einander unabhängige Schallwellen, Wellenberge oder zwei Wellentäler auf- die sich überlagern. Mit dem Drehknopf in einander treffen, sie schwächen sich ab, der Mitte des Pults kann man die Frequenz wenn Wellenberg auf Wellental trifft. Hier eines der beiden Lautsprecher verstellen. überlagern sich zu einem bestimmen Zeitpunkt Wellenberg und Wellenberg (die WESHALB IST DAS SO? Wellen schwingen synchron), es wird laut, Sind die beiden Töne sehr unterschied- aber schon einen Augenblick später treffen lich, überlagern sie sich zu einem dumpfen wegen des Frequenzunterschiedes Wellen- Brummen. Schwingen die beiden Lautspre- berg auf Wellental (die Wellen schwingen cher oder Schallwellen hingegen fast mit entgegengesetzt), es wird leise. Sobald identischer Frequenz, tritt ein Phänomen auf, man die zwei Lautsprechertöne zur perfek- das man Schwebung nennt. Dabei erzeu- ten Überlagerung bringt, verschwindet die gen die beiden einzelnen Schallwellen einen Schwebung. Gesamtklang mit einer Frequenz, die in der Mitte der beiden Einzelfrequenzen liegt und Alltagsbezug der abwechselnd laut und wieder leise wird. Den Effekt der Schwebung macht man sich beim Stimmen von Instrumenten zunutze. So entsteht z.B. beim Stimmen eines Kla- viers eine Schwebung, solange zwei Töne von zwei oder drei zusammengehörigen Saiten noch nicht ganz gleich sind. Wird die Laut-Leise-Schwankung der Schwebung langsamer, nähert man sich der Tongleich- heit, verschwindet sie ganz, sind die Töne identisch. HILFESTELLUNG: Der Begleiter sollte hier nur auf die beiden Lautsprecher verweisen, die Hand zum Tonhöhenregler führen und den Anre- gungstext vorlesen. SEITE 22 © 2021, Phänomenta Lüdenscheid e.V. · Phänomenta-Weg 1 · 58507 Lüdenscheid E-Mail: verein@phaenomenta-luedenscheid.de · Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
Selbstgespräch Kannst du gegen die eigene Stimme sprechen? Versuche es mit deinem Lieblingsgedicht. WORUM GEHT ES? vom Militär bei der Musterung verwendet, Spricht man in das Mikrofon des Tele- um angebliche Taubheit von Soldaten zu fonhörers, kommt das Gesprochene mit widerlegen. Sind sie wirklich taub, sind sie zeitlicher Verzögerung an der Hörmuschel in der Lage gegen die eigene Stimme zu an. Spricht man und hört dabei gleichzeitig sprechen, sonst nicht. ein wenig zeitversetzt die eigenen Worte, dann wird es schwer, sich nicht aus dem Manchmal macht man bei der Nutzung Text bringen zu lassen. eines Handys die Erfahrung, dass man das Echo der eigenen Stimme zeitversetzt WESHALB IST DAS SO? hört. Das kann die Konzentration erheblich Zwischen Sprechen und Hören gibt es eine stören. gewisse Verzögerung, die hier elektronisch erzeugt wird und zeitlich einstellbar ist. HILFESTELLUNG: Bei der Station Spra-a-achrohr bewirkt ein Für Sehbehinderte ist ein Telefon ein (aller- langer Schlauch eine Zeitverzögerung von dings etwas aus der Mode gekommener) etwa einer drittel Sekunde. Alltagsgegenstand. Es ist daher allenfalls erforderlich, die Benutzer an die Station In beiden Fällen ist es für Besucher nicht heranzuführen und eine kurze Erklärung zu möglich, längere Sätze gegen die eigene geben, was zu tun ist. Stimme zu sprechen. Dieser Effekt wurde SEITE 23 © 2021, Phänomenta Lüdenscheid e.V. · Phänomenta-Weg 1 · 58507 Lüdenscheid E-Mail: verein@phaenomenta-luedenscheid.de · Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
Stereohören Setze dich auf den Hocker! Halte die Hörmuscheln so an deine Ohren, dass der Schlauch hinter deinem Kopf verläuft! Kannst du hören, an welcher Stelle dein Partner auf den Schlauch klopft? WORUM GEHT ES? Du kannst dich nicht entscheiden? Dann Jeder Mensch ist auf zwei Ohren ange- war der Schlag wohl ziemlich in der Mitte! wiesen, um wahrnehmen zu können, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt. WESHALB IST DAS SO? Wie gut das funktioniert, kannst du an Je nachdem, wo eine Schallwelle ihren Ur- dieser Station ausprobieren. Halte die sprung hat und wie unser Kopf zu diesem Hörmuscheln an deine Ohren, sodass der Ursprung gedreht ist, muss sie zu unseren Schlauch hinter deinem Kopf verläuft. Lass beiden Ohren unterschiedlich lange Stre- einen Partner mit dem Stock an verschie- cken zurücklegen. Das heißt, die Ohren denen Stellen leicht auf den Schlauch registrieren den Laut zu unterschiedlichen klopfen. Zeige ihm an oder sag ihm, auf Zeiten. Dadurch kann das Gehirn entschei- welcher Seite du das Klopfen gehört hast. den, aus welcher Richtung das Geräusch SEITE 24 © 2021, Phänomenta Lüdenscheid e.V. · Phänomenta-Weg 1 · 58507 Lüdenscheid E-Mail: verein@phaenomenta-luedenscheid.de · Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
STEREOHÖREN kommt. Genauso funktioniert es auch an Alltagsbezug dieser Station. Klopft man genau auf die Diese gut entwickelte menschliche Fähig- Mitte des Schlauches, so muss der damit keit des Richtungshörens mithilfe seiner erzeugte Schall in beide Richtungen einen Ohren ist überlebenswichtig im Urwald und gleich langen Weg zu den Ohren zurück- im Dschungel der Großstadt: Man muss legen. Er erreicht also beide Ohren zur sel- wissen, von wo die Gefahr (angreifendes ben Zeit, woraus das Gehirn schließt, dass Tier oder heranfahrendes Auto) kommt um das Geräusch genau mittig hinter einem ihr rechtzeitig ausweichen zu können. entstanden ist. Biologie Klopft man nun ein kleines Stück weiter Übrigens: Es gibt in Südamerika einen rechts oder links auf den Schlauch, so er- Frosch, den Panama Stummelfußfrosch, reicht der Schall das eine Ohr eher als das der sehr klein ist. Um trotzdem noch gut andere. Das Gehirn kann aufgrund dieser Richtungshören zu können, müssen die unterschiedlichen Eintreffzeiten erkennen, Ohren einen möglichst großen Abstand aus welcher Richtung das Signal kommt. voneinander haben. Daher hat der Frosch Schlägt man den Schlauch zum Beispiel seine Ohren an der breitesten Stelle seines 1,5 cm links von der Mitte an, so muss der Körpers: an den Hüften. Schall zum rechten Ohr insgesamt 3 cm mehr zurücklegen als zum linken Ohr. Das HILFESTELLUNG: entspricht bei einer Schallgeschwindigkeit Manche Experimente bei Phänomenta sind von 340 Metern pro Sekunde ungefähr wie dieses eine Partnerstation. Wenn der einem Zeitunterschied von 1/10.000 Se- Begleiter nach Ertastenlassen des Versuch- kunde, die das Signal eher bzw. später am saufbaus (Trichter, Schlauch, Stöckchen) Ohr eintrifft. Bereits dieser kleine Zeitun- gemäß den Anweisungen des Anregungs- terschied reicht für unser Ohr und unser textes handelt, wird sich das Experiment für Gehirn aus, um zu bestimmen, aus welcher sehbehinderte oder blinde Besucher leicht Richtung das Geräusch stammt. erschließen. Der sehende Partner klopft auf den Schlauch, der blinde Partner hört und zeigt an, von welcher Seite der Ton kommt. SEITE 25 © 2021, Phänomenta Lüdenscheid e.V. · Phänomenta-Weg 1 · 58507 Lüdenscheid E-Mail: verein@phaenomenta-luedenscheid.de · Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
Tastpfad Nicht hinsehen, nur mit den Fingerspitzen tasten! Was ist unter dem Tisch? WORUM GEHT ES? WESHALB IST DAS SO? Testet euren Tastsinn! Dazu müsst ihr nur Menschen sind gewohnt, alle ihre Sinne unter den Tisch greifen und versuchen, zu zur Wahrnehmung einzusetzen um ein Bild ertasten, was sich dort befindet. Aber nicht von ihrer Umwelt zu gewinnen. Ist wie hier mogeln und nachgucken! Die Gegenstän- der Sehsinn ausgeblendet, ist die Wahrneh- de unter dem Tisch sind so ausgewählt, mungsfähigkeit eingeschränkt. Das für die dass sie möglichst viele Gegensätze auf- Augen Offensichtliche ist bei Berührung weisen. Sie unterscheiden sich durch Form nur mit den Fingern so ungewohnt, dass (groß/klein, rund/eckig), Stabilität (weich/ man es nicht eindeutig identifizieren kann. hart), Temperaturempfinden (warm/ kalt), Hin und wieder ahnt man nur um welchen Oberflächenbeschaffenheit (rau/glatt, Gegenstand es sich handelt. Blinde Men- handschmeichelnd/kratzig) und vieles schen sind hier eindeutig im Vorteil, weil sie mehr. Trotzdem sind manche nur unter ihren Tastsinn als Ersatz für das Sehen gut Zuhilfenahme des Auges zu erkennen. trainiert haben. SEITE 26 © 2021, Phänomenta Lüdenscheid e.V. · Phänomenta-Weg 1 · 58507 Lüdenscheid E-Mail: verein@phaenomenta-luedenscheid.de · Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
TASTPFAD Alltagsbezug Physik Manchmal spielen zusätzlich taktile, d.h. In der Physik spielen menschliche Sin- durch den Tastsinn hervorgerufene Täu- ne eine wichtige Rolle, denn sie sind die schungen eine Rolle. Eine solche Täu- Grundlage für jede Beobachtung. Je bes- schung entsteht zum Beispiel, wenn man ser der einzelne Sinn ausgeprägt ist, desto den Zeigefinger und Mittelfinger kreuzt kleiner sind die Ungenauigkeiten bei den und damit seine Nasenspitze berührt. Der Messungen. Die letzten Fehler versucht Tastsinn gaukelt uns zwei Nasenspitzen vor, man mit Hilfe technischer Geräte zu ver- weil er gewohnt ist, dass ein gleichzeiti- ringern. Wichtig ist, dass man Fehler nie ger Druckreiz auf den Außenseiten zweier ganz vermeiden, sondern nur relativ gering Finger nur von zwei Gegenständen herrüh- halten kann. ren kann. Dieser Effekt ist auch unter dem Namen „Aristotelische Täuschung“ bekannt. HILFESTELLUNG: Allerdings sind taktile Täuschungen nicht so An diesem Tisch sind alle Besucher in der effektvoll wie optische Täuschungen und gleichen Lage, alle müssen sich nur auf den deswegen weniger bekannt. Tastsinn verlassen, was Sehbehinderten in der Regel viel besser gelingt. Im Zweifelsfall kann ein sehender Begleiter durch Blick unter den Tisch für Klarheit sorgen. Auch das Foto zu dieser Station zeigt die Lösung. SEITE 27 © 2021, Phänomenta Lüdenscheid e.V. · Phänomenta-Weg 1 · 58507 Lüdenscheid E-Mail: verein@phaenomenta-luedenscheid.de · Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
Theremin-Vox Erzeuge verschiedene Töne! Kannst du auch eine Melodie spielen? WORUM GEHT ES? Hinweis: Wenn kein Ton kommt, kann es Das Theremin-Vox ist bis heute das ein- daran liegen, dass man sich zu nahe an der zige Instrument, das ohne Berühren ge- Ringantenne befindet. spielt werden kann: Je nachdem, wie nah man seine Hände an die beiden Anten- WESHALB IST DAS SO? nen bringt, verändern sich Lautstärke und Bringt man die rechte Hand in die Nähe Tonhöhe von einem tiefen Brummen bis zu der im Gehäuse versteckten Stabantenne, hohem Pfeifen. Die zwei Antennen befin- ändert sich die Tonhöhe des Klangs, den den sich an den Seiten des Geräts, rechts das Gerät dann kontinuierlich ausgibt. Die eine kleine Stabantenne, die im Gehäuse Lautstärke des Tons kann über die Ring- versteckt ist, und links eine Ringantenne. antenne links gesteuert werden, dadurch Beide reagieren empfindlich auf Verände- lassen sich auch einzelne voneinander rungen in ihrer Umgebung und beeinflus- getrennte Töne erzeugen. sen zusammen die Tonausgabe. SEITE 28 © 2021, Phänomenta Lüdenscheid e.V. · Phänomenta-Weg 1 · 58507 Lüdenscheid E-Mail: verein@phaenomenta-luedenscheid.de · Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
THEREMIN-VOX Ein Theremin-Vox hat ein kontinuierliches einen Lautsprecher ausgegeben. Eigentlich und deshalb ganz markantes Klangspek- eine perfekte Alarmanlage: Bei Annähe- trum, das man leicht aus anderen Instru- rung entsteht ein Ton, leider war aber die menten heraushören kann. So kann man Empfindlichkeit bei größeren Abständen zu mit ihm nicht gezielt einen einzelnen Ton gering … anspielen, wie man es beispielsweise von einer Orgel oder einem Klavier gewohnt ist. Alltagsbezug Stattdessen muss man sich dem Ton an- Der eigentümliche Klang des Instruments nähern, indem man entweder zunächst die wurde oft von Regisseuren wie Alfred Lautstärke auf null herabsetzt, die Tonhöhe Hitchcock oder Tim Burton zur Unterma- mit der Annäherung an die Stabantenne lung von Thrillern und Science-Fiction- bestimmt und dann die Lautstärke wie- Filmen eingesetzt. Gespielt wurde es unter der kontinuierlich erhöht. Oder man lässt anderem von Jean-Michel Jarre oder die Lautstärke unbeeinflusst und erklimmt Led Zeppelin. Auch in der Titelmelodie die Tonleiter bis zum gewünschten Ton der Serie „Inspector Barnaby“ spielt ein in Form eines Glissandos. Mit ein wenig Theremin-Vox. Übung lassen sich so mit dem There- min-Vox ganze Lieder spielen. HILFESTELLUNG: Für jeden Besucher ist bei dieser Station Dieses gänzlich berührungslos zu spielen- zunächst unklar, wie man einen Ton erzeu- de, erste elektronische Musikinstrument ist gen soll. Durch Herantasten (Versuch und eine Zufallsentdeckung, denn eigentlich Irrtum) kommt man den Geheimnissen des wollte der russische Erfinder Lev Theremin Instruments mit den eigenartig wimmern- (1896 – 1993) einen Bewegungsmelder den Tönen auf die Spur. Im Text „Warum ist für eine Alarmanlage konstruieren. Dazu das so“ erhält man genauere Informatio- kombinierte er zwei elektromagnetische nen. Schwingkreise der gleichen hohen Fre- quenz. Durch Annäherung an die Sta- Bei dieser Station passiert es oft, gerade bantenne wird die Frequenz des einen wenn zwei Personen an ihr stehen, dass Schwingkreises verändert, es entsteht eine eine davon an der „Schlaufe“, dem Laut- Überlagerung der Schwingungen. Aus dem stärkeregler, steht oder diese gar berührt. Unterschied der beiden entsteht eine neue Dann bleibt die Station stumm. Man muss Frequenz, die so genannte Schwebung, sich so hinstellen, dass dies vermieden mit einer Schwebungsfrequenz im hörba- wird. ren Bereich. Diese wird verstärkt und über SEITE 29 © 2021, Phänomenta Lüdenscheid e.V. · Phänomenta-Weg 1 · 58507 Lüdenscheid E-Mail: verein@phaenomenta-luedenscheid.de · Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
Turm von Hanoi Bringe den Turm auf einen anderen Stift! Bewege immer nur eine Scheibe und lege niemals eine größere auf eine kleinere! Mit wie vielen Zügen schaffst du es? Geht es mit noch weniger Zügen? WORUM GEHT ES? Spiel in angemessener Zeit zu Ende brin- EEiner hinduistischen Sage nach befindet gen kann. Die Türme von Hanoi sind ein sich im Tempel von Benares ein Spiel mit mathematisches Knobel- und Geduldsspiel. 64 goldenen Lochscheiben unterschied- Das Spiel besteht aus drei Stäben A, B und licher Größe. Neben diesen Scheiben gibt C, auf die mehrere gelochte Scheiben in es drei Stifte, auf die die Platten gescho- verschiedenen Größen gelegt werden. Zu ben werden können. Zu Beginn sind alle Beginn liegen alle Scheiben auf Stab A der Scheiben der Größe nach auf einem Stift Größe nach geordnet. Die größte Schei- angeordnet – beginnend mit der größten. be ist dabei ganz unten und die kleinste Weiter heißt es in der Sage, gelänge es die- oben. Ziel des Spiels ist es, den kompletten sen Turm unter Beachtung der gegebenen Scheibenstapel von A nach C zu versetzen. Regeln auf einen der anderen beiden Stifte Bei jedem Zug darf die oberste Scheibe ei- umzuschichten, würde die Welt unterge- nes beliebigen Stabes auf einen der beiden hen. Das allerdings würde ca. 600 Milliar- anderen Stäbe gelegt werden, vorausge- den Jahre dauern, selbst wenn man jede setzt, dort liegt nicht schon eine kleinere Sekunde eine Scheibe bewegt. In der Scheibe. Folglich sind zu jedem Zeitpunkt PHÄNOMENTA wird allerdings „nur“ mit des Spieles die Scheiben auf jedem Stab fünf Scheiben gespielt, so dass man das der Größe nach geordnet. SEITE 30 © 2021, Phänomenta Lüdenscheid e.V. · Phänomenta-Weg 1 · 58507 Lüdenscheid E-Mail: verein@phaenomenta-luedenscheid.de · Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
TURM VON HANOI WESHALB IST DAS SO? alle durchgezählt hat, merkt man sich das Die Lösungsstrategie lässt sich rekursiv ent- (man nennt das Zehner-Übergang) und wickeln, das heißt, hat man den ersten Fall dann fängt man wieder bei eins an zu zäh- gelöst, können alle weiteren Fälle auf den len. Hat man das z.B. 4 mal gemacht, lautet ersten zurückgeführt werden. Fangen wir die Zahl 40: Man hat 4 mal bis 10 gezählt. mit zwei Scheiben an. Um diese von einem Ein Computer arbeitet mit nur zwei Zahlen, Platz auf einen anderen zu transportieren, nämlich 0 und 1, er verwendet das Du- benötigt man drei Züge. Diese sehen wie alsystem. Er hat dann allerdings bei jeder folgt aus: Zuerst bewegt man die kleine- zweiten Zahl einen „Zehnerübergang“, bes- re Scheibe auf einen der anderen Plätze. ser „Zweierübergang“, dafür sind die beiden Dann wird die größere Scheibe auf den Zahlen aber sehr leicht technisch darstell- freien Platz gesetzt und zum Schluss die bar: AN und AUS. kleinere Scheibe wieder auf die größere. Hat man nun drei Scheiben, muss zunächst Man kann die Stellen großer Zahlen einfa- der Teilturm aus zwei Scheiben auf einen cher darstellen, statt 1000 mit drei Nullen der freien Plätze verschoben werden. Dafür zu schreiben kürzt man ab auf 103 (gelesen: benötigt man drei Züge. Dann setzt man zehn hoch drei). Bei kleinen Zahlen scheint die größte Scheibe auf den letzten verblie- das zunächst komplizierter, denn auch mit benen freien Platz. Schließlich muss man sechs Nullen bei 1.000.000 kommt man den Teilturm wieder auf die größte Scheibe im Alltag noch zurecht. Aber dann beginnt bauen, wofür man weitere drei Züge man die Nullen zu zählen. Deshalb wird benötigt. Es ergeben sich also insgesamt die Abkürzung 106 für 1.000.000 schon 3 + 1 + 3 = 2 · 3 + 1 = 7 = 23 – 1 Züge. bequem, für größere Zahlen gilt das erst Führt man alles mit vier Scheiben durch, recht. Im dualen Zahlensystem schreibt kommt man auf 7 + 1 + 7 = 2 · 7 + 1 = 15 = man entsprechend: 22, 23 usw. Früher 24 – 1 Schritte. Bei fünf Scheiben (wie hier basierten die Rechner auf Zahlen, die in der PHÄNOMENTA) sind es dann 8 Stellen hatten, nämlich 8 Bit oder 28. 15 + 1 + 15 = 31 = 25 – 1 Schritte, die man mindestens braucht. Man gelangt schließ- Um eine Internetadresse darzustellen, lich zu der folgenden allgemeinen Formel nahm man einfach 4 solcher 8-Bit-Zahlen an = 2n – 1, mit der man die Anzahl der hintereinander: 28 mal 28 mal 28 mal 28. Schritte bestimmen kann. Dabei steht n für Dies war die höchste Zahl der darstellbaren die Anzahl der benutzten Scheiben. Setzt Internetadressen. Man kann das auch ein- man zum Beispiel für n zehn ein, ergibt fach ausrechnen: Wenn man 28 mal 28 mal sich a10 = 210 – 1 = 1023 für die Anzahl der 28 mal 28 rechnen will, braucht man nach Spielzüge, die bei optimaler Strategie nötig, den Regeln der Potenzrechnung nur die sind um alle Scheiben in richtiger Reihen- Exponenten, also die 8-er zu addieren und folge auf einen anderen Platz zu stapeln. die Basis beibehalten: also 232. Im Zehner- system lautet die Zahl: 4.294.967.296, also Alltagsbezug mehr als 4 Milliarden. Ein schönes Beispiel für große Zahlen sind die Adressen im Internet. Wir Menschen Mittlerweile sind das zu wenig mögliche sind es gewohnt, mit einem Zahlensystem IP-Adressen (auch moderne internetfähige zu rechnen, das auf der 10 basiert, vermut- Kühlschränke bekommen eine!). Also hat lich weil wir 10 Finger haben. Wenn man man einfach die Anzahl der Blöcke und die SEITE 31 © 2021, Phänomenta Lüdenscheid e.V. · Phänomenta-Weg 1 · 58507 Lüdenscheid E-Mail: verein@phaenomenta-luedenscheid.de · Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.
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