Pharmakotherapie der chronischen Herzinsuffizienz bei Hund und Katze
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283 © 2006 Schattauer GmbH Tierärztl Prax 2006; 34 (K): 283-96 Pharmakotherapie der chronischen FÜR STUDIUM UND PRAXIS stehung einer Herzinsuffizienz von we- sentlicher Bedeutung sind: direkte oder Herzinsuffizienz bei Hund und Katze indirekte (via Sympathikusaktivierung) arterielle und venöse Vasokonstriktion; G. Abraham, F. R. Ungemach Natrium- und Wasserretention durch Stei- Aus dem Institut für Pharmakologie, Pharmazie und Toxikologie (Direktor: gerung der Aldosteronfreisetzung aus der Prof. Dr. F. R. Ungemach), Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig Nebenniere und Hypertrophie und Hyper- plasie von Hermuskelfasern. Darüber hi- naus kann der myokardiale Zelltod durch D ie Herzinsuffizienz stellt ein progres- sives klinisches Syndrom dar, das durch eine zunehmende Unfähigkeit des Im Wesentlichen ist eine Herzinsuffi- zienz durch eine Kontraktionsschwäche der Kammermuskulatur mit Vermin- Angiotensin II und eine Aktivierung kar- dialer Beta-Adrenozeptoren begünstigt werden. Aus Angiotensin-II-Effekten re- Herzens gekennzeichnet ist, im Ruhe- derung der Auswurffraktion und Zunahme sultiert somit eine Vasokonstriktion nicht zustand oder unter Belastung periphere des diastolischen Füllungsdrucks charak- nur auf dem arteriellen Schenkel, sondern Organe ausreichend mit Blut und somit terisiert. Durch die abnorme Druck-/Volu- auch auf dem venösen Schenkel, wourch mit genügend Sauerstoff zu versorgen. menbelastung kommt es kompensatorisch es zusammen mit der Flüssigkeitsreten- Klinisch liegt dann eine Herzinsuffizienz zu einer ventrikulären Dilatation und ei- tion zu einem gesteigertem Füllungsdruck vor, wenn typische Symptome wie Flüs- nem ventrikulären Remodelling mit Hy- des Herzens (Vorlast) kommt. Diese dyna- sigkeitsretention im kleinen und großen pertrophie der Herzmuskelzellen mit dem mischen Prozesse mit gesteigerter Vor- Kreislauf („Rückwärtsversagen“, z. B. Ziel, ein bedarfsgerechtes Schlagvolumen und Nachlast des Herzens erhöhen lang- Lungenödem, Dyspnoe, Pleuraerguss, aufrechtzuerhalten. fristig die Belastung des Myokards und Aszites, Ödeme in den Gliedmaßen) und Eine Beeinträchtigung der linksven- führen somit beim herzinsuffizienten Pa- Minderperfusion („Vorwärtsversagen“, trikulären Funktion führt unabhängig von tienten in einem Circulus vitiosus zu einer z. B. schwacher Puls, Müdigkeit, Leis- der Art der Schädigung zur Aktivierung weiteren Verschlechterung der kardialen tungsminderung, Zyanose, Tachykardie) neuroendokriner Gegenregulations- Funktion (Abb. 1). feststellbar sind. mechanismen mit Aktivierung des sym- Die klinischen Schweregrade der pathischen Nervensystems und des Renin- Herzinsuffizienz werden entweder nach dem revidierten humanmedizinischen Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS). Diese Anpassungsmechanismen tragen Therapieziele und Schema der New York Heart Association bei chronischer Aktivierung wesentlich -prinzipien (10) in vier oder nach dem Schema des In- zur Progression der Herzinsuffizienz bei. ternational Small Animal Cardiac Health Die Stimulation des sympathischen Ner- Die Behandlung der Herzinsuffizienz Council (10) in drei Stadien eingeteilt vensystems hat am Herzen eine Zunahme hat grundsätzlich das Ziel, die Progression (Tab. 1), nach denen sich die Therapie der Kontraktilität und Frequenz mit Ar- der Erkrankung zu stoppen oder zumin- richtet. Herzinsuffiziente Patienten wer- rhythmieneigung und gesteigertem Sauer- dest zu verlangsamen und wesentlich die den hierbei entsprechend ihrer Leistungs- stoffbedarf zur Folge. Ferner kommt es im Belastbarkeit des Patienten zu steigern fähigkeit und Belastbarkeit eingestuft. Zusammenwirken mit dem durch dieAkti- und die Überlebenszeit zu verlängern. Die vierung des RAAS erhöhten Angioten- Therapie umfasst eine kausale Behand- sin II zu einer peripheren Vasokonstriktion lung, allgemeine und medikamentöse Pathophysiologie der mit Zunahme des Gefäßwiderstands und damit der Nachlast des Herzens. Maßnahmen. Liegt eine behebbare Ursa- che der Herzinsuffizienz vor, hat die kau- Herzinsuffizienz Das Oktapeptid Angiotensin II, das sale Behandlung den absoluten Vorrang. aus Angiotensin I vor allem durch das An- Bei einer kausal unbehandelten Herz- Dem klinischen Syndrom Herzinsuffi- giotensin-Converting-Enzym (ACE), aber insuffizienz besteht eine besonders zienz können endo- oder extrakardiale auch über andere Enzyme, z. B. Chyma- schlechte Prognose, sodass in der Regel (vaskuläre) Ursachen zugrunde liegen. sen, gebildet wird, ist einer der am stärks- stets eine medikamentöse Therapie ein- Beim Hund steht die dilatative Kardiomyo- ten blutdrucksteigernden Mediatoren. Die zuleiten ist. Die Prinzipien der medika- pathie (DCM), bei der Katze die hypertro- Wirkung von Angiotensin II erfolgt über mentösen Maßnahmen und Angriffs- phe Kardiomyopathie (HCM) als erworbe- Angiotensin-Rezeptoren (AT1 und AT2), punkte bei der klinisch manifesten Herz- ne Ursache der Herzinsuffizienz im Vor- die unterschiedlich in verschiedenen Ge- insuffizienz sind in Abbildung 2 gezeigt dergrund (5, 47). Bei beidenTierarten zählt weben vorkommen, z. B. in der glatten und beinhalten: zudem die Mitralklappeninsuffizienz zu Muskulatur, den Nebennieren und im Her- ■ Verringerung der neuroendokrinen den häufigsten erworbenen Herzerkran- zen. Über AT1-Rezeptoren werden folgen- Aktivierung und deren Folgen (ACE- kungen, die auch angeboren sein kann. de Wirkungen vermittelt, die bei der Ent- Hemmstoffe, [Beta-Blocker])
284 Pharmakotherapie der chronischen Herzinsuffizienz bei Hund und Katze G. Abraham, F. R. Ungemach FÜR STUDIUM UND PRAXIS Tab. 1 NYHA- und ISACHC-Klassifikation der Herzinsuffizienz tika und dem „Inodilator“ Pimobendan kombiniert werden können. Lässt sich mit Funktionelle Klassifizierung nach NYHA Funktionelle Klassifizierung nach ISACHC dieser Kombinationstherapie keine wei- I Herzerkrankung mit normaler Belast- 1 Zeichen einer Herzerkrankung ohne tere Verbesserung des Patientenzustands barkeit Symptome erreichen, folgt die Gabe von weiteren po- 1a keine Vergrößerung des Herzens 1b Größenveränderung des Herzens sitiv inotrop wirkenden Pharmaka (Herz- glykoside, Dobutamin), vor allem bei ma- II Herzerkrankung mit Beschwerden bei 2 Zeichen von leichter bis mittelgradiger stärkerer Belastung; keine Symptome Herzinsuffizienz, verminderte Anstrengungs- nifester Herzinsuffizienz mit Gefahr der in Ruhe toleranz und Leistungsfähigkeit, Dyspnoe Dekompensation und Vorliegen von Vor- bei Anstrengung, Husten, leichte Tachypnoe hofflattern oder -flimmern. Bei der hyper- III Beschwerden bei leichter Belastung, 3 Dyspnoe und Husten bei Ruhe, schwere trophen Kardiomyopathie der Katze sind keine Beschwerden in Ruhe Anstrengungstoleranz, Zeichen von Ödemen Inotropika kontraindiziert. Hier sowie im 3a ambulante Behandlung möglich Fall von Rhythmusstörungen bei chro- 3b Hospitalisierung des Patienten nischer Herzinsuffizienz stehen Beta- IV Beschwerden in Ruhe Adrenozeptor-Antagonisten im Vorder- grund. Im Folgenden werden Pharmaka be- sprochen, die zur Behandlung der chro- nischen Herzinsuffizienz kurz- oder lang- fristig Verwendung finden können. Pharmakotherapie ACE-Hemmstoffe und AT-1-Rezeptor-Antagonisten ACE-Hemmstoffe Die Wirkstoffgruppe der Hemmstoffe des Angiotensin-Converting-Enzyms (ACE- Hemmer) wurde in der Humanmedizin ur- sprünglich als nichtselektive Vasodilata- toren zur Blutdrucksenkung eingesetzt. Über diese Indikation hinaus haben sich Abb. 1 Pathophysiologie: der Circulus vitiosus bei Herzinsuffizienz jedoch ACE-Hemmstoffe als Basisthe- rapie („first-line“) der Herzinsuffizienz etabliert (14) und Herzglykoside weit- gehend verdrängt. In humanmedizini- ■ Senkung der Vor- und Nachlast des Der Therapieerfolg kann durch Verbes- schen Patientenstudien konnte die klini- Herzens (ACE-Hemmstoffe, Diureti- serung innerhalb der NYHA- oder sche Relevanz vasoprotektiver Mecha- ka, Pimobendan) ISACHC-Klassifizierungen belegt wer- nismen von ACE-Hemmstoffen bestätigt ■ Steigerung der Kontraktilität der Myo- den, während eine Progredienz der Er- werden (39). Durch die Gabe von ACE- kardmuskulatur und Optimierung des krankung – gekennzeichnet durch eine Hemmern verbessert sich im Unterschied Sauerstoffverbrauchs mit positiv ino- Verschlechterung innerhalb der Klassifi- zu Herglykosiden nicht nur die Sympto- trop wirkenden Substanzen zierung – Indikation für eine Ausweitung matik der Herzinsuffizienz, sondern es er- ■ An erster Stelle steht hierbei eine Ver- der Therapie ist. Bei klinisch manifester höht sich auch die Lebenserwartung bei besserung der hämodynamischen Si- Herzinsuffizienz (NYHA II–IV oder leichter, mittlerer oder schwerer Herz- tuation durch Senkung der Vor- und ISACHC 1–3) kommt je nach Schwere- insuffizienz. Nachlast des Herzens, während eine grad eine gestufte Pharmakotherapie zum Der Wirkungsmechanismus besteht in pharmakologisch induzierte Steige- Einsatz. Als Basistherapie werden ACE- einer Durchbrechung des bei Herzinsuffi- rung der Kontraktionskraft des Her- Hemmstoffe (oder AT1-Blocker bei Un- zienz aktivierten Renin-Aldosteron-An- zens bei nicht dekompensierter Herz- verträglichkeit) eingesetzt, die bei nicht giotensin-Systems (RAAS) sowie in einer insuffizienz nachrangig ist. ausreichender Stabilisierung mit Diure- Verstärkung der Kininwirkung und somit
286 Pharmakotherapie der chronischen Herzinsuffizienz bei Hund und Katze G. Abraham, F. R. Ungemach FÜR STUDIUM UND PRAXIS verlängerte Lebenserwartung durch ACE- Hemmer (2, 8, 19, 48). Diese haben mitt- lerweile einen festen Platz in der Therapie der chronischen Herzinsuffizienz des Hundes eingenommen, aber auch bei den meisten Formen der Herzinsuffizienz von Katzen lassen sich die therapeutischen Ef- fekte belegen und nutzen. Zudem gibt es wie beim Menschen Hinweise dafür, dass beim Hund durch einen frühen Therapie- beginn mit einem ACE-Hemmer die Pro- Abb. 2 Therapeutische Maßnahmen bei Herzinsuffizienz gression der Herzinsuffizienz (Mitral- klappeninsuffizienz, DCM) verzögert der kininvermittelten Prostaglandinsyn- unter Vasodilatatoren mögliche reflek- werden kann (41). Deshalb sollte auch these (PGI2) (Übersicht siehe [20]), wobei torische Tachykardie vermindert wird. beim Hund eine Therapie mit ACE-Hem- die relative Bedeutung der ACE-Hemmer- Für ACE-Hemmer wird deshalb bei mern bereits ab Dekompensationsgrad I Wirkung auf diese beiden Systeme bisher Herzinsuffizienz auch eine antiar- (NYHA I) erwogen werden (19). nicht exakt geklärt ist. ACE-Hemmer inhi- rhythmische Wirkung angenommen. Für Hunde sind zur Behandlung leich- bieren systemisch und/oder lokal die Um- ter bis schwerer Formen der Herzinsuf- wandlung von Angiotensin I in das patho- Pathophysiologisch gilt Angiotensin II als fizienz (kongestive Herzinsuffizienz, genetisch bedeutsame Angiotensin II und zentraler Faktor für das kardiale Remodel- Hypertonie, dilatative Kardiomyopathie, gleichzeitig den Abbau von Kininen (z. B. ling bei Myokardhypertrophie und/oder Mitralklappeninsuffizienz) die ACE-Inhi- Bradykinin). Dadurch werden alle Angio- -ischämie mit der Folge einer Proliferation bitoren Enalapril (Cardiovet), Benaze- tensin-II-vermittelten Wirkungen vermin- von Bindegewebszellen und Fibrosierung pril (Fortekor), Imidapril (Prilium) dert mit der Folge einer des Myokards (52). Diese Prozesse wer- und Ramipril (Vasotop) zugelassen und ■ Senkung des arteriellen und venösen den durch ACE-Hemmer verzögert. als Tabletten mit unterschiedlichen Wirk- Gefäßwiderstands („over-all dilata- Mehrere kontrollierte Studien über ei- stoffgehalten bzw. als Pulver zur Herstel- tor“) und dadurch Senkung der Nach- nen längeren Zeitraum bei Humanpatien- lung einer Lösung im Handel (Tab. 2). und Vorlast (Verbesserung der hämo- ten mit Herzinsuffizienz belegten, dass Enalapril ist auch als Zusatztherapie zu dynamischen Verhältnisse), ACE-Hemmstoffe die Symptomatik und Diuretika zugelassen. Der Prototyp der ■ Verminderung der Natrium- und Was- Belastbarkeit verbessern und die Letalität ACE-Hemmer Captopril (Lopirin, HM) serrückresorption durch Hemmung signifikant reduzieren, wenn sie unabhän- ist nur als Humanarzneimittel im Handel der Freisetzung von Aldosteron, gig von der NYHA-Klassifizierung so und unterscheidet sich von den oben ge- ■ Senkung des Sympathikustonus und früh wie möglich eingesetzt werden (44, nannten Wirkstoffen durch eine schnell somit Hemmung der Noradrenalin- 45). Vergleichbare Langzeitstudien an einsetzende und kurze Wirkung. Captopril freisetzung, wodurch die periphere Al- ausreichenden Populationen von Hunden hat sich beim Hund in verschiedenen Stu- pha1-Adrenorezeptor-vermittelte Va- mit Herzinsuffizienz ergaben ebenfalls ei- dien und im klinischen Einsatz als wirk- sokonstriktion herabgesetzt und die ne Besserung der Symptomatik und eine sam erwiesen (19). Es muss jedoch min- Tab. 2 Pharmakokinetik und Dosierung der ACE-Hemmer (VM: Tierarzneimittel, HM: Humanarzneimittel) Captopril (Lopirin®) (HM) Enalapril (Cardiovet®) (VM) Imidapril (Prilium®) (VM) Ramipril (Vasotop®) (VM) Benazepril (Fortekor®) (VM) Dosis (mg/kg) oral 1–2 (Hd) 0,25–0,5 (Hd, Ktz) 0,25–0,5 (Hd) 0,125–0,25 (Hd) 0,5 (Ktz) Wirksamer Metabolit Enalaprilat Imidaprilat, Benazeprilat Ramiprilat Dosisintervall (h) 8–12 (1,7 HZ) 12–24 12–24 (Benazepril) 24 24 (Imidapril) Wirkungseintritt (h) 2 4–6 2 4–6 Wirkungsdauer (h) 15 mg/kg Erbrechen, Durchfall
287 Pharmakotherapie der chronischen Herzinsuffizienz bei Hund und Katze G. Abraham, F. R. Ungemach FÜR STUDIUM UND PRAXIS destens zwei- bis dreimal täglich ver- abreicht werden, was sich möglicherweise ungünstig auf die Compliance von Tier- besitzern auswirkt. Mit Ausnahme von Captopril sind die genannten ACE-Hem- mer Prodrugs, deren Umwandlung durch Deazetylierung zu pharmakologisch wirk- samen Metaboliten (Enalaprilat, Benaze- prilat, Imidaprilat, Ramiprilat) vorwie- gend in der Leber stattfindet. Sie weisen einen verzögerten Wirkungseintritt (> 2 h) mit Ausnahme von Benazepril und Imida- pril, aber eine längere Wirkungsdauer (12–24 h) und höhere Affinität zu ACE auf und müssen deshalb nur einmal täglich und in niedrigerer Dosis verabreicht wer- den. Die Bioverfügbarkeit nach oraler Ver- abreichung beträgt je nach Wirkstoff Abb. 3 Pharmakologische Beeinflussung des RAAS mit AT1-Rezeptor-Antagonisten 40–65% (25). Captopril und Enalapril werden überwiegend renal ausgeschieden, sodass eine Dosisanpassung bei einge- hohen Dosen durch den Blutdruckabfall Bindung von Angiotensin II blockieren. schränkter Nierenfunktion erforderlich zu Sedation und Einschränkung der Nie- Die resultierenden Wirkungen sind somit werden kann, während bei den anderen ge- renfunktion mit reversiblem Anstieg der ähnlich wie die der ACE-Hemmer. Die nannten Wirkstoffen die biliäre Ausschei- Kreatinin- und Harnstoffkonzentration im Wirkung der Sartane ist potenziell voll- dung überwiegt (49). Mit der Zulassung Blut kommen. Besonders gefährdet sind ständiger, da sie nicht nur wie ACE-Hem- der relativ schnell wirksamen ACE-Hem- Tiere mit schwerer Herzinsuffizienz und mer die Wirkung des über das ACE gebil- mer Benazepril und Imidapril besteht kei- vorgeschädigter Niere sowie dehydrierte deten Angiotensin II, sondern auch die des ne Indikation mehr für die Umwidmung Patienten. Daher ist bei solchen Tieren die durch andere Enzyme (z.B. Chymase) ge- von Captopril bei Hunden. Für Katzen gibt Therapie besonders vorsichtig mit nied- bildeten Mediators aufheben können (21, es keine zugelassenen Präparate mit ACE- rigeren Dosen zu beginnen und die Nie- 53) (Abb. 3). Einzelne Studien in der Hu- Hemmern. Für diese Tierart liegen zudem renfunktion aufAnzeichen einerAzotämie manmedizin zeigten, dass die selektive nur wenige Berichte und keine randomi- zu überwachen. Gegebenenfalls ist die Blockade von AT1-Rezeptoren bei Herz- sierten und kontrollierten prospektiven Diuretikadosis zu reduzieren. Bei einer insuffizienz mit erhöhtem Hypertonierisi- Studien über die Wirksamkeit von ACE- Kombinationstherapie von ACE-Hem- ko mindestens genauso gut oder sogar bes- Hemmstoffen bei Kardiomyopathien vor, mern mit kaliumsparenden Diuretika ser wirksam ist als die Hemmung des ACE aus denen sich eindeutige Therapiesche- (z. B. Amilorid oder Triamteren) besteht (32). AT1-Rezeptor-Antagonisten stabili- mata herleiten ließen (38), sodass ihre An- aufgrund der additiven Wirkungen auf das sieren die Hämodynamik in frühen Sta- wendung auf empirischen klinischen Er- Serumkalium die Gefahr einer Hyper- dien der Herzinsuffizienz vergleichbar fahrungen beruht. kaliämie. In seltenen Fällen tritt trockener günstig wie ACE-Hemmer (17). Der Vor- Zur Therapie von Herz-Kreislauf-Er- Reizhusten auf, der durch den ACE-Hem- teil von Sartanen ist, dass die bei Herz- krankungen mit Herzinsuffizienz werden mer-induzierten Bradykininanstieg ver- insuffizienz ungünstigen hypertensiven ACE-Hemmstoffe zusammen mit Diureti- ursacht wird. Als absolute Kontraindika- Effekte vonAngiotensin II vorwiegend auf ka, bei hypertropher, nicht obstruktiver tionen gelten Nierenarterienstenose, ter- seine Wirkung am AT1-Rezeptor zurück- Kardiomyopathie zum Teil in Kombina- minale Niereninsuffizienz und Herz- zuführen sind (9) und dass eine Aktivie- tion mit Beta-Blockern oder kardial wirk- erkrankungen durch hämodynamisch rele- rung der AT2-Rezeptoren, die unter Sarta- samen Kalziumkanalblockern eingesetzt vante stenotische Ursachen (hypertrophe nen, nicht aber unter ACE-Hemmern noch (49). Eine Zusammenfassung hinsichtlich obstruktive Kardiomyopathie). möglich ist, die NO-Freisetzung undVaso- Dosierung und Wirkungseigenschaften dilatation zu begünstigen scheint (Abb. 3). verschiedener ACE-Hemmer bei Hund AT1-Rezeptor-Antagonisten Zudem hemmen Sartane im Unterschied und Katze findet sich in Tabelle 2. („Sartane“) zu ACE-Hemmern nicht den Abbau von ACE-Hemmstoffe sind bei therapeuti- Substanzen dieser neueren Wirkstoffklas- Bradykinin, das seinerseits die Produktion schen Dosen im Allgemeinen gut verträg- se inhibieren ebenfalls das RAA-System, von NO und anderen vasoaktiven Substan- lich (Tab. 2) (25). Unter ACE-Hemmer- indem sie als selektive nichtkompetitive zen steigert und eine Vasodilatation för- Therapie kann es initial insbesondere bei Antagonisten an den AT1-Rezeptoren die dern kann (13). Ferner entfällt dadurch
288 Pharmakotherapie der chronischen Herzinsuffizienz bei Hund und Katze G. Abraham, F. R. Ungemach FÜR STUDIUM UND PRAXIS Tab. 3 Dosierung (mg/kg) gebräuchlicher Diuretika (VM: Tierarzneimittel, HM: Human- Herzinsuffizienz zu einer signifikanten arzneimittel) Besserung mit Verringerung der Dyspnoe, Handelspräparate Dosierung bei Hund und Gewichtsabnahme, Verbesserung der Be- Katze (mg/kg) lastbarkeit und Leistungsfähigkeit. Weder Thiazide beim Menschen noch bei Tieren gibt es je- doch kontrollierte Studien, die belegen, Hydrochlorothiazid Esidrix® HM 0,5–1,0 dass Diuretika die Überlebenszeit und die Schleifendiuretika Krankheitsprogression günstig beeinflus- Furosemid Dimazon® VM 0,5–1,0 sen können. initial bis 2 mg/kg 2 × tgl. Diuretika sollen bei chronischer Herz- Bumetanid Burinex® HM 0,05–0,1 insuffizienz nicht als Monotherapie einge- Etacrynsäure Hydromedin HM ® 0,3–3,0 setzt werden, da ihre alleinige Anwen- Kaliumsparende Diuretika (in Kombination mit) dung, besonders bei Schleifendiuretika, in Amilorid (+ Hydrochlorothiazid) Moduretik® HM 0,1–0,5 hohen Dosen eine reflektorische Aktivie- ® rung des RAA-Systems (sog. „Rebound- Amilorid (+ Furosemid) Diapha HM Effekt“) bewirkt, die in Kombination mit Triamteren (+ Hydrochlorothiazid) Triarese® HM 3–5 ACE-Hemmern (Angiotensin-II-Sen- Triamteren (+ Furosemid) Hydrotrix HM ® kung) oder Beta-Adrenolytika (vermin- Spironolacton Aldactone® HM, 2–4 derte Freisetzung von Renin) vermieden Osyrol® HM werden kann. Der Einsatz von Diuretika sollte stets vor allem in fortgeschrittenen Stadien der Herzinsuffizienz ab Krank- auch die Ursache für den bradykininindu- Diuretika heitsgrad NYHA II–IV oder ISACHC 2–3 zierten Husten unterACE-Hemmern (31). mit Anzeichen von Ödemen in Kombina- AT1-Rezeptor-Antagonisten stellen in Diuretika stellen essenzielle Arzneimittel tion mit ACE-Hemmern und/oder Pimo- der Humanmedizin lediglich bei Überemp- als Zusatztherapie bei der Behandlung bendan (Vetmedin, Bivetdan) oder Be- findlichkeit gegen ACE-Hemmer eine Al- kongestiver Herzinsuffizienz und dem ta-Blockern erfolgen (49). Die Dosis des ternative zu den ACE-Hemmern dar. In Vorliegen kardialer Ödeme dar. Die positi- jeweiligen Diuretikums richtet sich dabei Deutschland sind derzeit als Humanarznei- ve Flüssigkeitsbilanz bei eingeschränkter nach dem gewünschten Effekt und kann mittel AT1-Rezeptor-Antagonisten wie Herzfunktion verschlechtert durch die er- z. B. an der Kontrolle des Körpergewichts Eprosartan, Irbesartan, Losartan, Val- höhte Vor- und Nachlast die kardiale Aus- orientiert werden. Ist das ödemfreie Ge- sartan und Telmisartan sowie die Pro- wurfleistung. Eine Wasserretention wird wicht erreicht, genügen oft mittlere bis drugs Candesartan und Olmesartan zur auch durch die Therapie mit Vasodilatato- niedrige Dosierungen. Der Entzug von Di- Therapie des essenziellen Bluthochdrucks ren gefördert. Zum Einsatz kommen Salu- uretika kann bei herzinsuffizienten Patien- zugelassen. Zur Behandlung der chro- retika aus der Gruppe der Benzothiadiazi- ten mit vorausgegangenem Lungenödem nischen Herzinsuffizienz ist nur Losartan ne und der Schleifendiuretika, eventuell in zu einer akuten linksventrikulären De- und nur als Zusatztherapie in Kombination Kombination mit kaliumsparenden Diure- kompensation führen (36). Daher sollte ei- mit Diuretika, Beta-Blockern und eventuell tika, sowie bei dekompensierter Herz- ne Therapie mit Diuretika auch nach Sta- Herzglykosiden zugelassen, wenn sich die insuffizienz Aldosteronantagonisten wie bilisierung des Patienten zur Vermeidung Therapie mit einem ACE-Hemmer wegen Spironolacton, während Osmodiuretika einer erneuten Flüssigkeitsansammlung Unverträglichkeit oder Gegenanzeigen (Mannitol) kontrainidiziert sind. Salureti- fortgesetzt werden. nicht eignet, z. B. bei eingeschränkter Nie- ka führen zu einer Verringerung des Plas- Zur Therapie der Herzinsuffizienz renfunktion oder hypertropher obstruktiver mavolumens mit Anstieg des kolloid- werden Benzothiadiazine (Thiazide), Kardiomypathie. Alle AT1-Rezeptor-Ant- osmotischen Drucks, wodurch die Rück- Schleifendiuretika und kaliumsparende agonisten besitzen eine hohe Selektivität resorption interstitieller Flüssigkeit in das Diuretika eingesetzt (Tab. 3). Diese Grup- für den AT1-Rezeptor. Aufgrund ihrer lan- Kapillarsystem erleichtert wird. Sie sen- pen unterscheiden sich im Wesentlichen gen Halbwertszeiten von 4,5–38 Stunden ken dadurch den diastolischen Füllungs- hinsichtlich Angriffspunkt, Wirkungsdau- reicht beim Menschen eine einmal tägliche druck und die Vorlast des Herzens. Bei er, Wirkungsstärke und den nach Verabrei- orale Verabreichung (4, 18). In der Veteri- Dauerbehandlung wird auch der mittlere chung auftretenden Ionenverlusten über närmedizin liegen für die Sartane noch kei- arterielle Druck und damit die Nachlast den Harn. Letztere stellen die wichtigste ne experimentellen Daten oder klinische über einen nicht genau geklärten Mecha- Nebenwirkung der Diuretika dar. Unter je- Erfahrungen mit Dosisempfehlungen vor, nismus gesenkt, wodurch der myokardiale dem Diuretikaeinsatz sollten die Serum- wobei ihre Anwendung bei gleicher Indika- Sauerstoffverbrauch günstig beeinflusst elektrolyte (Kalium!) wegen eines erhöh- tion wie beim Menschen denkbar wäre. wird. Diuretika führen bei kongestiver ten Arrhythmierisikos regelmäßig kon-
289 Pharmakotherapie der chronischen Herzinsuffizienz bei Hund und Katze G. Abraham, F. R. Ungemach FÜR STUDIUM UND PRAXIS trolliert und gegebenenfalls ausgeglichen zu etwa 30% an (50). Als einziges Schlei- wirkt bei einer Herzinsuffizienz nicht nur werden. fendiuretikum besitzt Furosemid (Dima- durch seinen relativ geringen diuretischen zon) eine Zulassung für Tiere (Dosierung Effekt, sondern auch über die Hemmung Thiazid- und Schleifendiuretika siehe Tab. 3). der vielfältigen Wirkungen der durch die Thiaziddiuretika sind mittelstarke Diure- Schleifendiuretika sind zur Dauerthe- Aktivierung des RAAS erhöhten Aldo- tika, die die Rückresorption von Natrium rapie der chronischen Herzinsuffizienz in steronkonzentration, die sich durch ACE- und Chlorid im frühdistalen Tubulus durch allen fortgeschrittenen Stadien oder bei Hemmer nur partiell hemmen lassen. Ins- Blockade eines Na+/Cl–-Kotransporters gleichzeitig stark eingeschränkter Nieren- besondere bei gleichzeitiger Gabe von hemmen. Maximal 5–10% des glomerulär funktion indiziert, wenn Thiaziddiuretika ACE-Hemmern ist wegen der Gefahr ei- filtrierten Natriums gelangen zur Exkre- nicht mehr wirken. Furosemid sollte bei ner Hyperkaliämie auf eine genaue Dosie- tion, sodass durch osmotische Wasser- Hund und Katze mit schwerer Symptoma- rung zu achten und der Kaliumspiegel bindung vermehrt Wasser ausgeschieden tik einer Herzinsuffizienz initial mit bis zu engmaschig zu kontrollieren. wird. Durch die gesteigerte Natriumkon- 2 mg/kg appliziert und anschließend als zentration im distalen Tubulus erfolgt ein Dauertherapie mit 0,5–1 mg/kg ver- Kaliumsparende Diuretika vermehrter Austausch zwischen Natrium abreicht werden. Die hohe Initialdosis Kaliumsparende Diuretika (Amilorid, Tri- und Kalium, wodurch auch die Kalium- sollte so schnell als möglich reduziert wer- amteren) wirken mäßig diuretisch, indem ausscheidung zunimmt (50). Der für Tiere den, da es hierdurch schon in wenigen Ta- sie im distalen Tubulus und im Sammel- zugelassene Wirkstoff Hydrochlorothia- gen zu schweren Nebenwirkungen kom- rohr die renale Ausscheidung von Kalium zid (früher: Vetidrex) ist seit kurzer Zeit men kann (Verlust von Serumelektrolyten, verringern und die Natriumrückresorption nicht mehr im Handel, sodass nur Human- insbesondere Kalium, umfangreiche Flüs- herabsetzen (50). Die Indikation für diese arzneimittel verfügbar sind (Dosierung sigkeitsverluste mit Hämokonzentration Diuretika besteht in einem kombinierten siehe Tab. 3). und Thrombosegefahr). Außerdem führt Einsatz mit Schleifendiuretika oder Thia- Thiaziddiuretika können vor allem bei eine andauernde Behandlung mit Schlei- ziden zur Minderung der Kaliumverluste leichteren Formen der Herzinsuffizienz fendiuretika zu einer kompensatorisch er- sowie bei einem hypokaliämischen Zu- (bei geringfügiger Flüssigkeitsretention) höhten Rückresorption von Natrium im stand im Rahmen einer Herzinsuffizienz mit Erfolg angewendet werden, vorausge- distalen Tubulus und dadurch zu einem trotz Gabe von ACE-Hemmern. Durch die setzt, die Nierenfunktion ist noch intakt. Nachlassen der Diurese. Liegen trotz hoch Kombination von Schleifendiuretika oder Sie werden möglichst niedrig dosiert, um dosierter Gabe eines Schleifendiureti- Thiaziden mit kaliumsparenden Diuretika die unerwünschten Kaliumverluste gering kums therapieresistente Ödeme vor, kann lässt sich das Risiko für Herzrhythmusstö- zu halten. Zur Langzeittherapie lassen sie eine Kombinationstherapie mit einem rungen verringern. In praxi hat sich aller- sich bei normaler Nierenfunktion oder bei Thiaziddiuretikum (Hydrochlorothiazid) dings bei fortgeschrittenen Stadien der nur gering erhöhtem Kreatininwert einset- initiiert werden. Hierbei soll die Hem- Herzinsuffizienz beim Menschen eher die zen. Im Fall einer stark eingeschränkten mung des Ionentransports im distalen Tu- Anwendung von Spironolacton als von Nierenfunktion oder ausgeprägten Flüs- bulus durch Thiazide den unerwünschten Amilorid oder Triamteren bewährt, da sie sigkeitsretention besitzen Thiazide keine Kompensationseffekt durchbrechen. Beim mit einer Verbesserung der Lebensqualität ausreichende Wirksamkeit und es sollten Menschen hat sich diese Kombinations- und Morbidität einhergeht. Bei Hund und Schleifendiuretika Verwendung finden. therapie als effektiv erwiesen (6), Studien Katze ist dies jedoch noch nicht ausrei- Schleifendiuretika sind stark wirk- bei herzinsuffizienten Tieren fehlen je- chend belegt. same Diuretika („high-ceiling“), die eine doch. sehr rasch einsetzende, intensive Diurese Als weitere Möglichkeit einer diu- Inotropika induzieren, die jedoch nur wenige Stunden retikaunterstützten Therapie der schwe- anhält. Die diuretische Wirkung entsteht ren und chronischen Herzinsuffizienz Eine Verringerung der kardialen Pump- durch eine Hemmung des Na+/K+/Cl–- (ISACHC 2–3) kommt der Einsatz des Al- effizienz resultiert in einer Zunahme des Kotransporters im aufsteigenden Ast der dosteron-Rezeptor-Antagonisten Spiro- linksventrikulären Füllungsdruckes. Un- Henle’schen Schleife mit der Folge einer nolacton in Betracht. In der Humanmedi- ter diesem Gesichtspunkt erscheint die vermehrten Ausscheidung von Natrium, zin wird Spironolacton bei schwerer Herz- Gabe positiv inotrop wirkender Substan- Chlorid und Kalium. Zum Zeitpunkt der insuffizienz (NYHA III–IV) additiv zu zen, die die Kontraktionskraft des Herzens stärksten Wirkung können etwa bis zu einer Basistherapie mit ACE-Hemmern, steigern und den kardialen Füllungsdruck 40% des filtrierten Natriums mit der Folge Schleifendiuretika und Herzglykosiden reduzieren, als günstig. Das Behandlungs- einer entsprechend großen Wassermenge verabreicht (33), häufig in niedriger Do- ziel bei akut dekompensierter chronischer ausgeschieden werden. Während die glo- sierung (25 mg/Tag). Diesem Therapie- Herzinsuffizienz ist, so schnell wie mög- meruläre Filtrationsrate nahezu unver- schema wird eine Verbesserung der Sym- lich die hämodynamischen Störungen (ge- ändert bleibt, steigt nach Gabe von Schlei- ptomatik und eine lebensverlängernde ringe Auswurfleistung, Minderdurchblu- fendiuretika die Nierendurchblutung bis Wirkung zugeschrieben. Spironolacton tung lebenswichtiger Organe, Lungen-
290 Pharmakotherapie der chronischen Herzinsuffizienz bei Hund und Katze G. Abraham, F. R. Ungemach FÜR STUDIUM UND PRAXIS stauung) durch Steigerung der kardialen nen peripheren vasodilatierenden Effekt. zeigt werden, während die Herzfrequenz, Kontraktilität zu korrigieren und schwer- Durch diese Wirkprinzipien ergeben sich der systolische und diastolische Blutdruck wiegende Episoden infolge der akuten als Vorteile eine geringere Arrhythmie- sowie die myokardiale Sauerstoffaufnah- Herzleistungsschwäche zu limitieren. gefahr und keine wesentliche Erhöhung me scheinbar unverändert blieben (35, Dies gilt in der Regel bei Herzinsuffizienz des Energiebedarfs bei gleichzeitig besse- 54). infolge DCM oder Klappeninsuffizienz ab rem Sauerstoffangebot am Herzen durch Beim herzinsuffizienten Menschen dem Dekompensationsgrad III (NYHA- Koronardilatation (50). wird der Einsatz von Kalziumsensitizern Klasse III). Bei leichteren Formen der als Inotropika kritisch beurteilt, sodass Herzinsuffizienz sind Inotropika nicht er- Kalziumsensitizer Kalziumsensitizer in der Humanmedizin forderlich und nicht empfehlenswert. Eine Pimobendan ist ein Benzimidazol-Pyri- bisher noch keinen Eingang gefunden ha- Kontraindikation besteht bei Kardiomyo- dazinonderivat der Klasse-I-Kalziumsen- ben. Mehrere Studien konnten zwar zei- pathien infolge stenotischer Ursachen sitizer. Als „Inodilator“ besitzt Pimoben- gen, dass solche positive Inotropika die (50). Inotropika verbessern die myokar- dan zwei Wirkmechanismen (50): Belastungstoleranz verbessern (27) und diale Kontraktilität im Wesentlichen über ■ Es hemmt das Enzym Phosphodieste- auch die Lebensqualität steigern können folgende Mechanismen in der Herzmus- rase (PDE) III und erhöht dadurch die (22). Nach wie vor wird jedoch kontrovers kelzelle: Erhöhung der intrazellulären intrazelluläre Cyclo-AMP-Konzentra- diskutiert, ob sich solche Inotropika trotz Kalziumkonzentration, Zunahme der Bin- tion (durch Hemmung des Cyclo- anfänglicher Verbesserung der Hämody- dungsaffinität von Kalzium an Myofila- AMP-Abbaus). Cyclo-AMP vermit- namik insgesamt negativ auf die Über- mente und Steigerung der Sensitivität der telt an arteriellen und venösen Gefä- lebenszeit auswirken können (29, 42). Myofilamente für Kalzium. ßen eine Vasodilatation. Pimobendan (Vetmedin) ist zur Herzglykoside, vorwiegend Beta-1- ■ Die positiv inotrope Wirkung erfolgt Behandlung der chronischen kongestiven Adrenozeptor-selektive Sympathomime- im therapeutischen Dosisbereich im Herzinsuffizienz für den Hund zugelas- tika (z. B. Dobutamin) und selektive Phos- Unterschied zu reinen PDE-III-Inhibi- sen. Über die therapeutische Relevanz von phodiesterase-III-Inhibitoren (z. B. Amri- toren wie Amrinon oder Milrinon we- Pimobendan bei Katzen existieren nur non, Milrinon) können als inotrope Sub- niger über einen Cyclo-AMP-Anstieg, anekdotische Berichte. Die Wirksamkeit stanzen zur Verbesserung der hämodyna- sondern überwiegend durch eine Stei- von Pimobendan ist mit der von ACE- mischen Funktion klinisch eingesetzt wer- gerung der Kalziumsensitivität der Hemmern vergleichbar, wobei Ergebnisse den. Diese positiv inotropen Substanzen Myofilamente. Dadurch kommt es zu von Studien mit begrenzten Patientenkol- bewirken eine Kontraktionssteigerung einer gesteigerten Bindung von Kalzi- lektiven bei Vorliegen einer systolischen durch Erhöhung der intrazellulären Kalzi- um an Troponin C, wodurch eine ver- Dysfunktion eine gewisse Überlegenheit umkonzentration. Nachteilig ist hierbei, stärkte Aktomyosinbildung mit daraus vermuten lassen (11, 16, 26, 43). Obwohl dass dies mit einem vermehrten kardialen resultierender Kontraktilität der Myo- Pimobendan als Basistherapie sowohl bei Sauerstoffverbrauch verbunden ist, und filamente des Herzens ohne wesentli- der DCM als auch aufgrund neuerer Be- dies in einer Situation, in der sich das Herz che Erhöhung der intrazellulären Kal- richte bei Klappeninsuffizienz empfohlen bereits vor allem im subendokardialen Be- ziumkonzentration und des Energie- wird, stellt sich grundsätzlich die Frage, reich in einer Sauerstoffschuld befindet. bedarfs resultiert (12). ob die zusätzliche positiv inotrope Wir- Ein weiterer Nachteil der Kalziumüber- kung schon bei geringeren Dekompensa- ladung der Zelle besteht darin, dass diese Die Besonderheit von Pimobendan besteht tionsgraden als NYHA III notwendig ist. mit kardialen Nekrosen, Tachykardie und somit darin, dass es nicht nur durch Dila- So wird der Einsatz von Pimobendan als Herzrhythmusstörungen einhergehen tation venöser und arterieller Gefäße die sinnvoll bei fortgeschrittenerAV-Klappen- kann. Inotropika verbessern die Sympto- Vor- und Nachlast des Herzens verringert, Endokardiose angegeben (15). matik bei herzinsuffizienten Patienten, sondern auch zugleich seine Kontraktilität Pimobendan ist in der üblichen thera- verlängern jedoch bei Langzeittherapie und Schlagkraft steigert. Eine Reihe von peutischen Dosierung gut verträglich. nicht die Überlebenszeit. Darüber hinaus Studien konnte belegen, dass Pimobendan Beim Hund sollten 0,5 mg/kg pro Tag oral kann bei längerer Anwendung von Sym- beim Hund mit chronischer Herzinsuffi- (bei normaler Leberfunktion) verteilt auf pathomimetika und Phosphodiesterase- zienz die Füllungsdrücke und den periphe- zwei Gaben verabreicht werden. Bei Dau- III-Inhibitoren eine Gewöhnung auftreten. ren Gefäßwiderstand vermindert (11, 24, ertherapie sollten Hunde je nach Schwere- Als Alternative zu diesen kalzium- 26). Darüber hinaus konnte mit Pimo- grad der Symptomatik auf eine Erhal- mobilisierenden Substanzen gibt es seit ei- bendan bei Hunden mit eingeschränkter tungsdosis von 0,2–0,6 mg/kg pro Tag ein- niger Zeit die Stoffgruppe der so genann- Herzleistung experimentell eine deutliche gestellt werden. Die enterale Resorption ten Kalziumsensitizer. Diese steigern die Reduktion des Lungenkapillardrucks, Er- beträgt etwa 60%, das Blutspiegelmaxi- Kontraktionskraft des Myokards ohne höhung des Herzminutenvolumens, des mum wird nach 30–60 Minuten erreicht. Erhöhung der intrazellulären Kalzium- linksventrikulären systolischen Drucks Da eine gleichzeitige Nahrungsaufnahme konzentration. Gleichzeitig haben sie ei- (dp/dt) und der Nierendurchblutung ge- die Resorption stark reduziert, empfiehlt
291 Pharmakotherapie der chronischen Herzinsuffizienz bei Hund und Katze G. Abraham, F. R. Ungemach FÜR STUDIUM UND PRAXIS sich die Verabreichung von Pimobendan mische Profil mit erhöhter Vor- und Nach- fraktärzeit im AV-Knoten, weshalb sie bei etwa eine Stunde nach der Futteraufnah- last nicht wesentlich beeinflussen können. supraventrikulären Tachyarrhythmien in- me. Unerwünschte Wirkungen treten mit Bei nur längerfristig eintretender mäßiger diziert sind (51). Unerwünscht ist die posi- Ausnahme einer vorübergehenden Zunah- Senkung der Vorlast durch vermehrte Nie- tiv bathmotrope Wirkung. Sie führt zu ei- me der Herzfrequenz bei doppelter Dosis renperfusion kommt es zu einer tenden- ner gesteigerten ektopischen Erregbarkeit selten auf. Bei der hypertrophen Kardio- ziellen weiteren Erhöhung der Nachlast, der Purkinje’schen Fasern, sodass im Fall myopathie (mit und ohne stenotische Ur- sodass die erhöhte Auswurffraktion wei- einer Überdosierung Extrasystolen bis hin sachen) und bei eingeschränkter Leber- terhin gegen den Widerstand der Nachlast zum Kammerflimmern auftreten können funktion ist Pimobendan kontraindiziert. gepumpt werden muss (51). (40, 51). Die Hauptwirkung der Herzglykoside Zu den klinischen Zeichen des An- Herzglykoside besteht in einer Steigerung der Kontrak- sprechens auf Herzglykoside bei der Herz- Herzglykoside kommen seit ihrer Ent- tionskraft und -geschwindigkeit der insuffizienz gehören Rückgang der Stau- deckung durch Withering 1785 zum Ein- Herzmuskulatur. Das Schlagvolumen ungszeichen, Abnahme der Herzgröße, satz. Während sie bis vor 20 Jahren als nimmt zu und das enddiastolische Volu- Absinken der Herzfrequenz, Besserung Goldstandard in der Therapie der Herz- men ab. Dadurch verringert sich die der Atemnot sowie Zunahme der Diurese insuffizienz galten, hat sich mit der Ein- Wandspannung im Myokard, die Koronar- und Ausschwemmung der Ödeme als Fol- führung der ACE-Hemmer ein Paradig- duchblutung verbessert sich und die venö- ge einer verbesserten Herzleistung. menwechsel in der Human- und Veterinär- sen Rückstauungserscheinungen in der Alle Herzglykoside unterscheiden medizin vollzogen. Herzglykoside sollen Periphere gehen zurück. Der positiv ino- sich hinsichtlich ihrer Pharmakodynamik heute nur noch bei schwereren Formen der trope Effekt beruht auf einer Blockade der nicht, haben aber speziesabhängig und in- Herzinsuffizienz (NYHA-Klasse II/III- Na+/K+-ATPase und einem dadurch be- terindividuell deutlich unterschiedliche IV) oder bei supraventrikulären Rhyth- dingten intrazellulären Kalziumanstieg pharmakokinetische Eigenschaften. Die musstörungen (Vorhofflimmern oder über einen Na+/Ca2+-Austauschkanal. für die praktische Anwendung bei Hund -flattern) zur Anwendung kommen (23). Herzglykoside wirken negativ chronotrop, und Katze wichtigsten Dosierungen und Im Fall einer systolischen linksventrikulä- indem sie die Sinusfrequenz über eine pharmakokinetischen Kenngrößen sind ren Dysfunktion unter Sinusrhythmus Senkung des Sympathikotonus und Erhö- für Digoxin und β-Methyldigoxin in Ta- kann die ergänzende Gabe eines Herzgly- hung des Vagotonus herabsetzen. Die po- belle 4 zusammengefasst. Digitoxin, das kosids zu einer Basistherapie mit ACE- sitiv inotrope und negativ chronotrope als einziges Digitalisglykosid eine Zulas- Hemmer und Diuretikum bei Patienten im Wirkung gewährleistet eine Ökonomisie- sung als Tierarzneimittel besaß, ist bei NYHA-Stadium II/III-IV die Symptoma- rung der Herzarbeit mit Verbesserung der Hund und Katze wegen ungünstiger Phar- tik und Belastbarkeit durch die Erhöhung linksventrikulären Auswurffraktion bei makokinetik obsolet und nicht mehr im der Auswurfleistung verbessern. Herzgly- gesenkter Herzfrequenz und dadurch ge- Handel. koside sind somit bei Patienten mit persis- ringerem Sauerstoffverbrauch (1, 51). Die geringe therapeutische Breite tierender Symptomatik unter ACE-Hem- Aufgrund ihrer negativ dromotropen Wir- (∼ 1,5) und die individuell unterschiedli- mer-Therapie zu empfehlen. Wenn unter kung bewirken Herzglykoside am Vorhof che Glykosidempfindlichkeit erfordern der Behandlung mit Herzglykosiden die eine Verzögerung der Reizweiterleitung eine sorgfältige Einstellung und Über- Kammerfrequenz nicht ausreichend ab- und eine Verlängerung der effektiven Re- wachung des Patienten. Bei Hund und sinkt oder eine Kombination von positiv inotroper und antiarrhythmischer Wir- Tab. 4 Dosierung und pharmakokinetische Parameter von Digoxin und β-Methyldigoxin kung erwünscht ist, kann zusätzlich ein (oral) zweiter Sinus- und AV-Knoten-Blocker, wie Kalziumkanalblocker (vom Verapa- Digoxin (Lanicor®) β-Methyldigoxin (Lanitop®) miltyp) oder Beta-Blocker, notwendig Hund Katze Hund Katze werden (55). Mit dieser Kombination lässt sich im Allgemeinen eine Senkung der Sättigungsdosis (mg/kg/Tag) Kammerfrequenz erreichen. schnell (für 2 Tage) 2 × 0,02 2 × 0,01 2 × 0,01 2 × 0,0075 Durch die alleinige Gabe eines Herz- langsam (Hund für 7 Tage, 1 × 0,02 1 × 0,01 1 × 0,01 1 × 0,0075 glykosids kann bei Patienten mit chro- Katze für 10 Tage) nischer Herzinsuffizienz kein adäquater Erhaltung (mg/kg/Tag) 2 × 0,01 1 × 0,01 0,01 0,0075 therapeutischer Erfolg erzielt werden. Bioverfügbarkeit (%) 60–70 80 Trotz anfänglicher Besserung der Sym- Wirkungseintritt (h) 2–3 2–3 ptomatik haben Herzglykoside keinen ver- Elimination renal renal längernden Einfluss auf die Überlebens- zeit, da sie das ungünstige hämodyna- Eliminationshalbwertszeit (h) 27–31 33–55 25–36 67
292 Pharmakotherapie der chronischen Herzinsuffizienz bei Hund und Katze G. Abraham, F. R. Ungemach FÜR STUDIUM UND PRAXIS Katze sind Digoxin und β-Methyldigoxin Herzinsuffizienz nur geringen Nutzen. ger Datenlage lässt sich bei Patienten mit gleichwertig, die etwas geringere Resorp- Die Gründe hierfür sind, dass die Emp- Herzinsuffizienz im Stadium NYHA tion von Digoxin wird durch eine etwas findlichkeit des Herzens gegenüber Dobu- II–IV unabhängig von der Ätiologie der höhere Dosis ausgeglichen. Herzglykosi- tamin fortschreitend abnimmt und Dobu- Erkrankung mit einer zusätzlichen Beta- de müssen bis zur Vollwirkdosis kumulie- tamin durch Veränderungen des zellulären Blocker-Therapie eine Reduktion der kar- ren. Die hierfür notwendige Sättigungs- Kalziumstoffwechsels die systolische und diovaskulären Mortalitätsrate zwischen 30 phase kann angepasst an den Krankheits- diastolische Funktion ungünstig beein- und 40% erzielen. Hierbei spielen die anti- grad schnell oder (mit geringerem Risiko) flusst. Wegen der schlechten Bioverfüg- arrhythmischen und frequenzsenkenden langsam erfolgen (Tab. 4). Im akuten Not- barkeit nach oraler Applikation kann es und damit die energiesparenden Effekte fall können k-Strophantin, das nur noch nur über eine Dauertropfinfusion appli- eine bedeutende Rolle. Vermutlich erlaubt als Tierarzneimittel (Strophantisel) im ziert werden. Intensivmedizinisch wird es die mit einer langsamen Dosissteigerung Handel ist, oder Digoxin in einer Gesamt- bei akuter myokardialer Insuffizienz in erreichbare Abschirmung des Herzens ge- dosis von 0,03 mg/kg verteilt auf drei Ein- folgender Dosierung eingesetzt: Hund: gen den aktivierten Sympathikus eine zeldosen (50%/25%/25%) imAbstand von 5(–10), Katze: 2,5–5 µg/kg/min. Durchbrechung der Katecholaminabhän- einer (k-Strophantin) bis zwei Stunden gigkeit mit der Folge einer Wieder- (Digoxin) intravenös verabreicht werden ansprechbarkeit auf endogene Katechol- (51). Beta-Adrenolytika amine. Weiterhin führen Beta-Adrenoly- Bei Überdosierung dominieren Stö- (Beta-Blocker) tika längerfristig über noch nicht genau rungen in der Erregungsleitung mit brady- bekannte Mechanismen zu einer Blut- karden Rhythmusstörungen bis hin zu par- Wie eingangs erwähnt spielt die Aktivie- drucksenkung. tiellem oder totalem AV-Block (v. a. nach rung des adrenergen Systems eine zentrale Während in der Humanmedizin Beta- oraler Applikation; Therpaie: Atropin) Rolle bei der Entwicklung einer chro- Adrenolytika zusätzlich zur Basistherapie oder Extrasystolen und Tachyarrhythmie nischen Herzinsuffizienz. Eine Dämpfung bei Patienten mit symptomatischer und bis zum Kammerflimmern (v. a. nach in- der erhöhten Sympathikusaktivität am in- stabiler Herzinsuffizienz in fortgeschritte- travenöser Gabe; Therapie: Lidocain ohne suffizienten Herzen durch Beta-Rezeptor- nen Stadien NYHA II–IV erfolgreich ein- Sperrkörper oder Kaliuminfusion). Au- Antagonisten wurde jedoch insbesondere gesetzt werden, gibt es bei Hund und Kat- ßerdem können Appetitlosigkeit, Erbre- aufgrund der bekannten negativ inotropen ze hierzu keine Studien. Einige Beobach- chen, Durchfall (Hund) und neurotoxische Wirkung der Beta-Blocker lange Zeit mit tungen sprechen jedoch dafür, dass eine Störungen (Katze) auftreten. Sauerstoff-, Skepsis betrachtet. Die Aktivierung des intiale Beta-Blocker-Therapie für aus- Kaliummangel und Azidose begünstigen adrenergen Systems kann bei Patienten gesuchte Patienten von Vorteil sein kann, das Auftreten digitalisbedingter Rhyth- kurzfristig einen Vorteil bringen, indem so z. B. bei Katzen mit hypertropher Kar- musstörungen. Bei Niereninsuffizienz die Auswurfleistung der Herzkammer und diomyopathie, obstruktiven Herzerkran- kann es infolge verminderter renaler Di- der Blutdruck aufrechterhalten werden kungen, akuter Stauungsinsuffizienz und goxinausscheidung schon bei „normaler“ können. Eine permanente Stimulation der Bluthochdruck oder bei Hunden ebenfalls Dosierung zur Überdigitalisierung kom- adrenergen Rezeptoren, insbesondere der mit obstruktiven Herzerkrankungen, Hy- men. Kontraindikationen sind obstruktive Beta1-Rezeptoren, resultiert aber in einer pertonie, linksventrikulärer Dysfunktion Kardiomypathien und ventrikuläre Tachy- weiteren kardialen Schädigung und einer oder Tachyarrhythmien (34, 37, 46). Kon- arhythmien. Progression des Herzversagens. traindikationen sind obstruktive Atem- Nachdem über Erfolge einer Beta- wegserkrankungen, Bradykardie, Hypo- Sympathomimetika Blocker-Therapie bei Patienten mit dilata- tonie oder Überleitungsstörungen. Dobutamin wird verschiedentlich inten- tiver Kardiomyopathie berichtet wurde, Für Tiere sind keine Beta-Adrenolyti- sivmedizinisch bei akutem Herz-Kreis- hat sich diese Form der antiadrenergen ka zugelassen. Erfahrungen bestehen bei lauf-Versagen zusammen mit Dopamin Therapie bei der chronischen Herzinsuffi- Hund und Katze mit humanmedizinisch eingesetzt. Adrenalin eignet sich wegen zienz in der Humanmedizin von einer eingesetzten Wirkstoffen, z. B. Proprano- seines arrhythmogenen Potenzials nicht. Kontraindikation zu einer etablierten, gut lol und Atenolol. Propranolol (Dociton) Dobutamin (Dobutrex) ist in nied- dokumentierten Behandlungsform zusätz- hat eine gleiche Wirksamkeit auf Beta1- riger Dosis (< 5 µg/kg/min) ein relativ se- lich zu einer Basistherapie mit einem und Beta2-Adrenozeptoren, weshalb es lektiver Beta-1-Adrenozeptor-Agonist mit ACE-Hemmer, einem Diuretikum und ge- zusätzlich zur kardiodepressiven Wirkung positiv inotroper und peripher vasodilata- gebenenfalls einem Herzglykosid ent- (Beta1-vermittelt) über Beta2-Rezeptoren torischer Wirkung. In Situationen mit akut wickelt. Untersuchungen mit verschiede- bronchokonstriktorisch wirkt. Der Vorteil drohendem Herzversagen kann Dobuta- nen Beta-Blockern zeigten eine signifi- von Atenolol (Tenormin) ist seine Kar- min wegen seiner ausgeprägten kontrak- kante Prognoseverbesserung unter zusätz- dioselektivität als Beta1-Adrenolytikum. tionskraftsteigernden Wirkung lebensret- licher Beta-Blockade bei chronischer Für andere in der Humanmedizin ein- tend sein, doch hat es bei der chronischen Herzinsuffizienz (7, 28, 30). Nach heuti- gesetzte Beta-Adrenozeptor-blockierende
293 Pharmakotherapie der chronischen Herzinsuffizienz bei Hund und Katze G. Abraham, F. R. Ungemach FÜR STUDIUM UND PRAXIS Arzneimittel wie Bisoprolol (Beta1-selek- Tab. 5 Dosierung von Beta-Adrenolytika tiv), Metoprolol (Beta1-selektiv) und Carvedilol (nicht Beta-Adrenozeptor- Dosierung Hund Dosierung Katze selektiv), die zur Behandlung der chro- Propranolol 0,05–0,1 mg/kg i. v.; 0,2–1,0 mg/kg 2–3 × tgl. p. o. nischen Herzinsuffizienz zugelassen sind, Atenolol 0,25–1,0 (mg/kg) 2 × tgl. p. o. 0,25–1,0 (mg/kg) 1 × tgl. p. o. gibt es bei Hund und Katze keine ausrei- chenden Erfahrungen. Die Wirkung von Beta-Blockern kann Tab. 6 Dosierung von Vasodilatatoren biphasisch verlaufen (initiale Verschlech- Dosierung Hund Dosierung Katze terung gefolgt von einer langfristigen Ver- ® besserung der Symptomatik). Daher sollte Dihydralazin (Nepresol ) 0,1–0,5 mg/kg i. v.; 0,5–2 mg/kg p. o. 2 × tgl. (Weiterführung) bei stabilen herzinsuffizienten Patienten die Therapie mit niedriger Dosierung (ca. Hydralazin (nur in Kombination 0,5–3 mg/kg 2 × tgl. p. o. ca. 1 mg/kg 2 × tgl. p. o. mit Beta-Adrenozeptorblocker und 1/10) begonnen (Tab. 5) und die Dosis Diuretikum) (Trepres®) langsam unter engmaschiger Kontrolle ge- Nitroprussid-Natrium (Nipruss®) – Not- 1–3 µg/kg/min als Dauertropfinfusion steigert werden. Dieses Dosierungssche- fallmedikament bei hypertensiver Krise ma wurde in der Humanmedizin durch Glycerolnitrat (Nitrolingual Infus®) 1–3 µg/kg/min mehrere Studien belegt und wird erfolg- (Dauertropfinfusion) reich praktiziert. Bei einer Dauertherapie mit Beta-Blockern sollte das abrupte Ab- setzen vermieden werden, da dies die Tab. 7 Möglichkeiten der Stufentherapie bei der chronischen Herzinsuffizienz Symptomatik verschlechtern und das Arzneimittel NYHA I NYHA II NYHA III NYHA IV Mortalitätsrisiko erhöhen kann. ACE-Hemmer + + + + Diuretika (+) Andere herzwirksame Thiazide Schleifendiuretika – – bei Ödemen stets indiziert + + + + Pharmaka K+-Sparer oder – + + (Spironolacton) + + Pimobendan – (+) + + Kalziumkanalblocker Beta-Blocker bei Hypertension + + Trotz ihrer nachlastsenkenden Wirkung Herzglykoside bei tachykarden supraventriku- + + können Kalziumkanalblocker wegen ihrer lären Herzrhythmusstörungen negativ inotropen Wirkung eine Herz- insuffizienz verschlechtern. Die Langzeit- applikation ergab bei Menschen mit einge- 0,1–0,5(–0,8) mg/kg per os 3–4 × täglich; senken überwiegend die Vorlast und Dihy- schränkter systolischer linksventrikulärer Katze: 0,1–0,2 mg/kg per os 1 × täglich; dralazin und Hydralazin die Nachlast. Funktion keine Verbesserung der Letalität Amlodipin: Hund: 0,05–0,1 mg/kg einmal Eine Kombinationstherapie mit diesen oder Morbidität, sodass herzwirksame täglich per os; Katze: 0,1–0,2 mg/kg ein- Stoffen stellt keine gleichwertige Alterna- Kalziumkanalblocker wie Verapamil oder mal täglich per os (49). tive zu einer ACE-Hemmer-Therapie dar. Diltiazem hier eher kontraindiziert sind. Wenn sich die hämodynamische Situation Bei Hund und Katze liegt hinsichtlich der Vasodilatatoren unter ACE-Hemmern nicht bessert, kann therapeutischen Relevanz bei Herzinsuffi- Einige vasodilatatorisch wirkende Verbin- die zusätzliche Gabe von Nitraten oder ei- zienz noch keine ausreichende Erfahrung dungen werden in der Humanmedizin vor ne Kombination aus Hydralazin und Nitra- vor. Der Einsatz selektiv vaskulär wirk- allem bei Koronarinsuffizienz zur Verbes- ten oder anderen Vasodilatatoren (z. B. samer Kalziumkanalblocker aus der Grup- serung der Sauerstoffversorgung des Prazosin, ein Alpha-Adrenozeptor-Ant- pe der Dihydropyridine (z. B. die Human- Myokards eingesetzt. Diese Stoffe führen agonist) in Erwägung gezogen werden. arzneimittel Nifedipin [Adalat] oder zu einer Erweiterung der arteriellen und/ Für Tiere liegen allerdings keine Hinweise Amlodipin (Norvasc]) als additive The- oder venösen Gefäße. Die Dilatation der über den Vorteil einer additiven Gabe die- rapeutika zur Basisbehandlung (ACE- arteriellen Widerstandsgefäße bewirkt ei- ser Vasodilatatoren vor. Bei akuter Herz- Hemmer, Diuretika, ggf. Pimobendan ne Senkung der Nachlast, die der venösen insuffizienz und hypertensiver Krise sind oder Herzglykoside) könnte jedoch wegen Gefäße eine Vorlastsenkung. Isosorbid- Hydralazin und Nitrate (z. B. Nitroprus- ihrer vasodilatatorischen Wirkung in Be- dinitrat, Glyceroltrinitrat und andere sid-Natrium) zu empfehlen. Die für Hund tracht kommen. Dosierung: Nifedipin: nitratähnliche Verbindungen, die nur als und Katze empfohlenen Dosierungen sind Hund: 0,01–0,02 mg/kg i. v. oder Humanarzneimittel auf dem Markt sind, in Tabelle 6 gelistet.
294 Pharmakotherapie der chronischen Herzinsuffizienz bei Hund und Katze G. Abraham, F. R. Ungemach FÜR STUDIUM UND PRAXIS Literatur 1. Baggot JD. The pharmacological basis of cardi- ac drug selection for use in horses. Equine Vet J 1995; 19 (Suppl): 97–100. 2. BENCH Study Group. Benazepril in Canine Heart disease. The effect of Benazepril on survi- val times and clinical signs of dogs with conges- tive heart failure: Results of a multi-centre, pro- spective, randomized, double-blinded, placebo- controlled, long-term clinical trial. J Vet Cardiol 1999; 1: 7–18. 3. Berger R, Ditzel P. Therapie von Herz-Kreis- lauferkrankungen: Der Kampf gegen die Todes- ursache Nummer Eins. Dtsch Apothekerzeitung 1989; 129 (5) 215ff. 4. Bertsche T, Schulz M. Angiotensin receptor ant- agonists. A clinical-pharmacologic overview. Med Monatsschr Pharm 2005; 28: 4–16. 5. Bohn FK. Gibt es eine optimale Therapie der chronischen Herzinsuffizienz? Tierärztl Umsch 1996; 51: 647–54. 6. 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Controlled clinical evalua- tion of enalapril in dogs with heart failure: re- Symptomatik bessert sich nur durch eine noch stärkere Arbeitsbelastung des Herzens sults of the Cooperative Veterinary Enalapril (Zunge hängt noch weiter vor). Durch Diuretika wird die Ladung des Wagens (Fässer mit Study Group. J Vet Int Med 1995; 9: 243–52. Inhalt = Vorlast) reduziert und damit das Herz teilweise entlastet. Erst durch die Gabe ei- 9. de Gasparo M, Catt KJ, Inagami T, Wright JW, nes arteriellen und venösen Vasodilatators (z. B. ACE-Hemmer) wird auch die Nachlast Unger T. International union of pharmacology. gesenkt und das Herz effektiv entlastet. (Abb. modifiziert nach [3]; Publikation mit freundli- XXIII. The angiotensin II receptors. Pharmacol cher Genehmigung des Deutschen Apothekerverlags). Rev 2000; 52: 415–72. 10. Fox PR, Sisson D, Moise NS. Textbook of Ca- nine and Feline Cardiology – Principles and Cli- nical Practice. Philadelphia: Saunders 1999. 11. 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Gainer JV, Morrow JD, Loveland A, King DJ, (Tab. 7). nen eine sinnvolle Alternative zu ACE- Brown NJ. Effect of bradykinin-receptor blocka- Abbildung 4 zeigt die Therapiemög- Hemmern darstellen, doch müssen weitere de on the response to angiotensin-converting-en- lichkeiten zur Verbesserung der Sympto- Studien zeigen, inwieweit sich mit diesen zyme inhibitor in normotensive and hypertensive subjects. N Engl J Med 1998; 339: 1285–92. matik. ACE-Hemmer eignen sich in allen Stoffen in der Veterinärmedizin die Pro- 14. Givertz M. Manipulation of the renin-angioten- Stadien der chronischen Herzinsuffizienz, gnose der Patienten verbessern lässt. sin system. Circulation 2001; 104: E14–18. auch für asymptomatische Patienten. Die Durch den Einsatz evidenzbasierter The- 15. Glaus T. Herzkrankheiten. In Praktikum der Pharmakotherapie dieser Erkrankung ba- rapiestrategien, die an jedes erkrankte Tier Hundeklinik. Suter P, Kohn B, Hrsg. 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