PISA 2009 Regionale und kantonale Ergebnisse - OECD - PISA Programme for International Student Assessment

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PISA 2009 Regionale und kantonale Ergebnisse - OECD - PISA Programme for International Student Assessment
PISA 2009
Regionale und kantonale
Ergebnisse

OECD - PISA Programme for International Student Assessment
PISA 2009 Regionale und kantonale Ergebnisse - OECD - PISA Programme for International Student Assessment
PISA 2009 Regionale und kantonale Ergebnisse - OECD - PISA Programme for International Student Assessment
PISA 2009
Regionale und kantonale Ergebnisse

         Dieser Bericht wurde vom Konsortium ­PISA.ch realisiert, das folgende Institutionen umfasst:
         –– Consortium romand (Institut de recherche et de documentation pédagogique - IRDP, Neuchâtel, und
             Service de la recherche en éducation - SRED, Genève)
         –– Centro innovazione e ricerca sui sistemi educativi (CIRSE, SUPSI-DFA), Locarno
         –– Institut für Bildungsevaluation (IBE), Assoziiertes Institut der Universität Zürich
         –– Pädagogische Hochschule des Kantons St.Gallen (PHSG)

         Autorinnen und Autoren              Christian Nidegger (Nationale Projektleitung, IRDP und SRED)
                                             Urs Moser, Domenico Angelone (IBE)
                                             Christian Brühwiler, Grazia Buccheri, Nadja Abt Gürber (PHSG)
                                             Myrta Mariotta (CIRSE)
                                             Jean Moreau (URSP)
                                             Eva Roos (IRDP)
         Herausgeber                         Konsortium PISA.ch
         Zitationsvorschlag                  Konsortium PISA.ch (2011). PISA 2009: Regionale und kantonale
                                             Ergebnisse. Bern und Neuchâtel: BBT/EDK und Konsortium PISA.ch

         Konsortium PISA.ch, Neuchâtel, 2011
IMPRESSUM
          Auftraggeber     Steuergruppe PISA.ch:
                           Schweizerische Eidgenossenschaft
                           (Bundesamt für Berufsbildung und Technologie/
                           Staatssekretariat für Bildung und Forschung)
                           und Kantone (Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren)
           Herausgeber     Konsortium PISA.ch
Autorinnen und Autoren Christian Nidegger (Nationale Projektleitung, IRDP und SRED), Urs Moser
                           und Domenico Angelone (IBE), Christian Brühwiler, Grazia Buccheri und Nadja Abt Gürber (PHSG),
                           Myrta Mariotta (CIRSE), Jean Moreau (URSP), Eva Roos (IRDP)
      Zitationsvorschlag   Konsortium PISA.ch (2011). PISA 2009: Regionale und kantonale Ergebnisse. Bern und Neuchâtel: BBT/
                           EDK und Konsortium PISA.ch
              Auskunft     Christian Nidegger
                           Nationale Programmleitung PISA 2009
                           IRDP, Neuchâtel
                           Tel. +41 32 889 86 03
                           Christian.Nidegger@irdp.ch
                Vertrieb   Institut de recherche et de documentation pédagogique (IRDP)
                           Secteur Documentation
                           CH-2000 Neuchâtel
                           Tél. +41 32 889 86 18 / Fax + 41 32 889 69 71
                           E-Mail: documentation@irdp.ch
             Download www.pisa2009.ch
       Sprachversionen     Deutsch, Französisch, Italienisch
             Titelgrafik Désirée Kunze, BBT
          Grafik/Layout    Nathalie Nazzari, IRDP
              Copyright BBT/EDK und Konsortium PISA.ch, Bern und Neuchâtel 2011
                           Abdruck – ausser für kommerzielle Nutzung – unter Angabe der Quelle gestattet
                   ISBN 978-2-88198-025-1
Inhaltsverzeichnis

Zum Geleit........................................................................................................................... 3
1. Einleitung........................................................................................................................ 5
2. Lesekompetenzen............................................................................................................ 9
3. Engagement im Lesen und Lern­stra­tegien...................................................................... 25
4. Ergebnisse in Mathematik.............................................................................................. 37
5. Ergebnisse in den Natur­wissen­schaften.......................................................................... 44
6. Vertrautheit mit Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT).......................... 51
7. Ausbildungspläne am Ende der obli­ga­tori­schen Schulzeit............................................... 56
8. Veränderung der Leistungen seit PISA 2000................................................................... 61
9. Zusammenfassung......................................................................................................... 72
Literatur............................................................................................................................. 79
Abbildungen, Tabellen und Infos........................................................................................ 82
Publikationen zum PISA-Programm.................................................................................... 84

PISA 2009                                                           1                     REGIONALE UND KANTONALE ERGEBNISSE
Zum Geleit

Im Dezember 2010 erschien der erste nationale Bericht              Der vorliegende Bericht gibt zwar eine Übersicht über die
zu PISA 2009. Er stellt die wichtigsten Ergebnisse für die         Ergebnisse aller Kantone mit einer eigenen Stichprobe.
Schweiz dar und erlaubt eine Positionierung im interna-            Das Erkenntnisinteresse bei «PISA kantonal» liegt aber
tionalen Vergleich.                                                natürlich in erster Linie bei den einzelnen Kantonen. Sie
                                                                   werden die Resultate vor ihrem jeweiligen Hintergrund
Jetzt liegt der zweite nationale Bericht vor – «PISA kan-          beurteilen und bewerten. Entsprechend verfügt jeder
tonal». Der Bericht fokussiert vollumfänglich auf die              Kanton über einen separaten Bericht mit den Ergeb-
Schweiz und beinhaltet die PISA-Ergebnisse von Schwei-             nissen seines Kantons (kantonales Porträt) resp. im Fall
zer Schülerinnen und Schülern am Ende der obliga-                  der Westschweiz über einen zusätzlichen Bericht für die
torischen Schulzeit – der neunten Klasse – im sprach­              Sprach­region.
regionalen und kantonalen Vergleich. 12 Kantone haben
sich mit einer kantonalen Stichprobe beteiligt. Damit der          «PISA kantonal» wird 2012 noch einmal durchgeführt
Vergleich zwischen den Sprachregionen und Kantonen                 werden. Ab 2015 wird sich die Teilnahme der Schweiz auf
möglich wurde, haben rund 15’000 Neuntklässlerinnen                eine nationale Stichprobe beschränken. Auf kantonale
und Neuntklässler die PISA-Testhefte ausgefüllt.                   und sprachregionale Vergleiche soll verzichtet werden.
                                                                   Das hat die EDK 2009 beschlossen. Das bedeutet, dass sich
Eine Reihe von Kantonen beteiligt sich bereits seit Beginn         ab 2015 etwa 5’000 Jugendliche an den Tests beteiligen
des Programms im Jahre 2000 mit kantonalen Stich­                  werden statt wie bisher rund 20’000. Die bei den Kanto-
proben an PISA. Für die Kantone Bern (deutschsprachiger            nen frei werdenden Mittel sollen für die Überprüfung der
Teil), Zürich und St. Gallen, für alle französischsprachigen       von der EDK entwickelten nationalen Bildungs­standards
Kantone resp. die französischsprachigen Kantonsteile von           (Grundkompetenzen) eingesetzt werden.
Freiburg und Wallis sowie für den Kanton Tessin können
somit Leistungsveränderungen über einen Zeitraum von               Im Namen der Steuergruppe PISA.ch danken wir den
neun Jahren (von 2000 bis 2009) aufgezeigt werden. Die-            ­Autorinnen und Autoren der Studie für ihre Bemühun-
ser Vergleich ist vor allem für das Lesen aussage­kräftig,          gen. Ein grosser Dank geht an die Schulen und Jugen-
das 2009 zum zweiten Mal als Schwerpunkt getestet                   dlichen, die sich an PISA beteiligt haben, für ihre aktive
wurde.                                                              Mitarbeit und das Engagement.

                                                Für die Steuergruppe PISA.ch
                                                        Die Präsidentin

                                                     Isabelle Chassot
                         Präsidentin Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren
                                         Erziehungsdirektorin des Kantons Freiburg

                     Hans Ambühl                                                         Ursula Renold
        Generalsekretär Schweizerische Konferenz                             Direktorin Bundesamt für Berufsbildung
        der kantonalen Erziehungsdirektoren, Bern                                     und Technologie, Bern

PISA 2009                                                      3                  REGIONALE UND KANTONALE ERGEBNISSE
1. Einleitung

Eva Roos

Die Schweiz hat im Jahr 2009 zum vierten Mal am inter-             Im vorliegenden Bericht sind regionale und kantonale Er-
nationalen Schulleistungsvergleich PISA (Programme for             gebnisse enthalten. Der Vergleich inner­halb der Schweiz
International Student Assessment) teilgenommen. Mit ihr            wird allerdings nicht bei den 15-Jährigen, sondern bei den
haben sich 37 Länder der OECD sowie 31 Partnerländer               Schüler­innen und Schülern der 9. Klasse durchgeführt.
an der vierten Erhebung beteiligt und einer repräsenta-
tiven Stich­probe von 15-Jährigen die PISA-Tests vorgelegt.
                                                                   Ziel von PISA
Die Schweizer 15-Jährigen erreichen im internationalen             PISA ist ein Programm der Organisation für wirt­schaft­liche
Vergleich wie bereits in den vorangehenden Erhebungen              Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Die OECD
gute bis sehr gute Ergebnisse (Konsortium PISA.ch, 2010).          ermöglicht es ihren Mitgliedern, aber auch anderen in-
Sie liegen in allen drei Kompetenzbereichen über dem               teressierten Ländern, die Kompetenzen der 15-Jährigen
Mittelwert der OECD. In der Mathematik gehören die                 im Lesen, in der Mathematik und in den Natur­wissen­
Schweizer 15-Jährigen gar zu den Besten. Der Mittelwert            schaften international zu vergleichen und mit Merkmalen
der Schweiz liegt bei 534 Punk­ten auf der PISA-Skala;             von Schulsystemen und Schulen sowie der Her­kunft der
der OECD-Mittelwert bei 497 Punk­ten. Nur vier Länder              Schüler­innen und Schüler in Beziehungen zu setzen. Bei
weisen einen statistisch signifikant höheren Wert auf als          jedem Durchgang wird ein Kompetenzbereich besonders
die Schweiz. Es sind dies Shanghai-China (600 Punk­te),            differenziert erfasst. Je länger das Programm PISA dauert,
Singapur (562 Punk­   te), Hongkong-China (555 Punk­  te)          desto besser können Veränderungen über die Zeit ver-
und Korea (546 Punk­te).                                           folgt werden.

Auch in den Natur­wissen­schaften erreichen die Schwei-            Mit PISA wird nicht untersucht, wie gut curriculare Vor-
zer 15-Jährigen vergleichsweise gute Ergebnisse. Der               gaben und Inhalte erreicht werden. Von Interesse ist
Mittelwert der Schweiz liegt bei 517 Punk­        ten auf          vielmehr, inwieweit die Ju­gend­lichen über Fähigkeiten
der PISA-Skala; der OECD-Mittelwert bei 501 Punk­                  verfügen, die es ihnen erlauben, am gesellschaftlichen
ten. An der Spitze liegt wiederum Shanghai-China mit               Leben aktiv teilzunehmen und den Herausforderungen
575 Punk­ten. Von den OECD-Ländern schneiden Finnland              der Zukunft erfolgreich zu begegnen. Dabei hat sich die
(554 Punk­te), Japan (539 Punk­te), Korea (538 Punk­te),           OECD für folgendes Vorgehen entschieden (OECD, 2009;
Neuseeland (532 Punk­   te), Kanada (529 Punk­    te) und          OECD, 2010a):
Australien (527 Punk­te) statistisch signifikant besser ab         • PISA orientiert sich an der Grundbildung (Literacy),
als die Schweiz.                                                     die es den Ju­gend­lichen ermöglicht, ihr Wissen und
                                                                     Können in einem neuen Umfeld anzuwenden, bei
Im Lesen schneiden die Schweizer 15-Jährigen etwas
                                                                     einer Problemstellung eine Vielzahl von Situationen zu
we­­
   ni­
     ger gut ab. Der Mittelwert der Schweiz liegt bei                analysieren, logisch zu denken und in effektiver Weise
501 Punk­ten auf der PISA-Skala; der OECD-Mittelwert                 zu kommunizieren.
bei 493 Punk­ ten. Sechzehn Länder, darunter Belgien,
                                                                   • Die Ergebnisse werden zu ver­schie­denen Merkmalen
Deutschland, Frankreich und Liechten­      stein, erreichen          in Beziehung gesetzt, insbesondere zu Merkmalen des
einen Mittelwert, der sich statistisch nicht signifikant vom         Bildungssystems und der Schule, aber auch zu indivi-
Mittelwert der Schweiz unter­scheidet. Neun Länder errei-            duellen Merkmalen der Schüler­innen und Schüler, die
chen einen statistisch signifikant höheren Mittelwert als            das Lernen inner­halb und ausserhalb der Schule beein-
die Schweiz. Es sind dies insbesondere die ostasiatischen            flussen. Damit soll mehr Klarheit darüber geschaffen
Länder Shanghai-China (556 Punk­te), Korea (539 Punk­te),            werden, unter welchen Bedingungen – Schulsystem,
Hong Kong (533 Punk­te) und Singapur (526 Punk­te), aber             Schule, Elternhaus – besonders gute Schulleistungen
auch Finnland (536 Punk­te) und Kanada (524 Punk­te).                erreicht werden.

PISA 2009                                                      5                   REGIONALE UND KANTONALE ERGEBNISSE
EINLEITUNG

• Die Grundbildung wird nicht nur in der Schule oder                  Damit möglichst viele Test­ aufgaben eingesetzt werden
  inner­
       halb von formalen Lernstrukturen erworben,                     können, werden die Test­aufgaben nach einem speziellen
  weshalb sich PISA nicht auf die schulischen Disziplinen             Rotationsprinzip auf verschiedene Testhefte verteilt. Dank
  beschränkt, sondern auch Lernmotivation, Selbstver-                 diesem System muss eine Schülerin oder ein Schüler nicht
  trauen in die eigenen Fähigkeiten und Lern­stra­tegien              alle Test­aufgaben lösen und trotzdem können die Kom-
  erfasst.
                                                                      petenzen mit einer ausreichenden Anzahl von Aufgaben
• Der internationale Vergleich wird nach standardisier-               zuverlässig erfasst werden. Zusätzlich zum Leistungstest
  ten Regeln durchgeführt und erlaubt es den betei-                   beantworteten die Schüler­  innen und Schüler während
  ligten Ländern, die Leistungen so­wohl im Vergleich
                                                                      45 Minuten einen Fragebogen mit Fragen zur familiären
  mit international festgelegten Kompe­tenz­niveaus zu
                                                                      Her­kunft. Weil in PISA 2009 das Lesen den Schwerpunkt
  beurteilen als auch Fortschritte zu verfolgen.
                                                                      der Erhebung bildet, wurden zudem Fragen zum Enga-
                                                                      gement im Lesen sowie zu den Lernstrategien im Lesen
Was wird erhoben                                                      gestellt. Schliesslich wurden auch die Schulleitungen
Für die ­ PISA-Erhe­
                   bung 2009 lösten die Schüler­   innen              gebeten, einen Fragebogen zu Merkmalen ihrer Schule
und Schüler einen Papier-und-Bleistift-Test und füllten               (z.B. zur Verfügung stehende Ressourcen, Qualifikationen
einen Fragebogen aus. Jeder Schüler, jede Schülerin löste             von Lehrpersonen, Schulklima) auszufüllen.
während zwei Stunden Test­aufgaben zu den drei Kom-
petenzbereichen Lesen, Mathematik und Natur­     wissen­              Stich­proben
schaften. Der Test besteht aus Aufgaben in Form von Tex-
ten, Grafiken oder Schemen, wie man sie auch im Alltag                Mehr als 470’000 15-Jährige haben an PISA 2009 teil-
findet. Die Fragen müssen zum Teil schriftlich beantwor-              genommen. Sie repräsentieren insgesamt 26 Millionen
tet werden, zum Teil werden verschiedene Lösungen zum                 Ju­gend­liche im Alter von 15 Jahren aus 68 Ländern. In
Ankreuzen vorgegeben (Multiple-Choice-Aufgaben). Die                  der Schweiz haben nahezu 12’000 15-Jährige am inter-
Test­aufgaben werden von internationalen Expertengrup-                nationalen Vergleich teilgenommen. Die internationale
pen entwickelt. Jedes Land hat die Möglichkeit, Test­                 Stich­probe wurde über das Alter der Ju­gend­lichen defi-
aufgaben für den internationalen Vergleich beizusteuern.              niert, weil über die Schuljahre der Ju­gend­lichen kaum ein

Tabelle 1.1 - Nationale und kantonale Stich­proben sowie Stich­probe des Fürstentums Liechten­stein: Anzahl
Schulen sowie Schüler­innen und Schüler der 9. Klasse nach Alter
                                                    Schülerinnen und       Schülerinnen und
                                       Abkürzung                                                     Schulen        Durchschnittsalter
                                                   Schüler (Stichprobe)   Schüler (Population)
Schweiz                                CH                15'844                   80'158                379          15 Jahre 9 Monate
Deutschschweiz                         CH (d)             7'969                   58'151                216         15 Jahre 11 Monate
Aargau                                 AG                 1'098                    6'516                 32                16 Jahre
Appenzell Ausserrhoden                 AR                   610                      633                 14                16 Jahre
Bern                                   BE (d)             1'110                    9'299                 37          15 Jahre 10 Monate
St.Gallen                              SG                 1'024                    5'584                 27         15 Jahre 10 Monate
Schaffhausen                           SH                   805                      843                 19          15 Jahre 11 Monate
Wallis                                 VS (d)               855                      908                 19          15 Jahre 11 Monate
Zürich                                 ZH                 1'214                   12'290                 31          15 Jahre 11 Monate
Restliche Kantone der Deutschschweiz   -                  1'253                   22'078                 37          15 Jahre 11 Monate
Französischsprachige Schweiz           CH (f)             6'675                   18'838                123          15 Jahre 6 Monate
Bern                                   BE (f)               703                      729                 14           15 Jahre 8 Monate
Freiburg                               FR (f)               856                    2'427                 13          15 Jahre 10 Monate
Genf                                   GE                 1'116                    3'970                 19           15 Jahre 2 Monate
Jura                                   JU                   778                      807                 12          15 Jahre 8 Monate
Neuenburg                              NE                   927                    1'831                 15           15 Jahre 5 Monate
Wallis                                 VS (f)             1'225                    2'496                 25           15 Jahre 4 Monate
Waadt                                  VD                 1'070                    6'579                 25          15 Jahre 8 Monate
Italienischsprachige Schweiz           CH (i)             1'200                    3'169                 40           15 Jahre 1 Monat
Graubünden                             GR                    91                      132                  4           16 Jahre 1 Monat
Tessin                                 TI                  1109                    3'038                 36           15 Jahre 1 Monat
Liechtenstein                          FL                   346                      372                  9         15 Jahre 10 Monate

© BBT/EDK, Konsortium PISA.ch                                              Quelle: OECD – BBT/EDK, Konsortium PISA.ch – PISA Datenbank 2009

PISA 2009                                                         6                    REGIONALE UND KANTONALE ERGEBNISSE
EINLEITUNG

zuverlässiger internationaler Vergleich durchführbar ist1.                           Weil nicht alle Schüler­innen und Schüler der 9. Klasse an
Die OECD bietet den teilnehmenden Ländern aber auch                                  PISA teilnehmen, werden die Ergebnisse in der Popula-
die Möglichkeit, ihre Stich­probe der 15-Jährigen zu er-                             tion aufgrund von repräsentativen Stich­proben geschätzt.
gänzen, um zuverlässige Vergleiche inner­halb des Landes                             Die Schätzung der Populationsergebnisse – beispiels­weise
durchführen zu können.                                                               eines Kantonsmittelwerts – ist deshalb immer mit einem
                                                                                     Stich­probenfehler behaftet. Bei der Prüfung der Ergeb-
In der Schweiz wurde wie in den vorangehenden                                        nisse auf statistisch gesicherte Unter­ schiede zwi­schen
PISA-Erhe­
­          bungen die internationale Stich­      probe der                           zwei Gruppen müssen deshalb die Stich­       probenfehler
15-Jährigen um repräsentative regionale und kantonale                                beziehungsweise die Standardfehler einer Schätzung be-
Stich­proben von Schüler­innen und Schülern der 9. Klasse                            rücksichtigt werden. Der Standardfehler ist ein Mass für
ergänzt. Damit ist inner­halb der Schweiz ein einheitlicher                          die Genauigkeit einer Schätzung.
Vergleich der Leistungen in den Kompetenzbereichen
Lesen, Mathematik und Natur­      wissen­ schaften am Ende                           Statistische Signifikanz und praktische Bedeutsamkeit
der obli­ga­tori­schen Schulzeit möglich. Sämtliche Kantone
                                                                                     Ein Unter­schied zwi­schen zwei Populationsgruppen wird
der französisch­   sprachigen Schweiz, der Kanton Tessin
                                                                                     dann als statistisch signifikant bezeichnet, wenn er durch
sowie die Deutsch­schweizer Kantone Aargau, Appenzell
                                                                                     ein statistisches Testverfahren überprüft und bei einer
Ausserrhoden, Bern (deutsch­     sprachiger Teil), St.Gallen,
                                                                                     Irrtumswahrscheinlich von 5 Prozent für gültig befunden
Schaff­hausen, Wallis (deutsch­sprachiger Teil) und Zürich
                                                                                     worden ist.
nutzten PISA 2009 für kantonale Zusatzstich­proben.
                                                                                     Statistisch signifikante Unter­schiede sind nicht in jedem
Tabelle 1.1 zeigt für die Schweiz und das Fürstentum
                                                                                     Fall von praktischer Bedeutung. Als Faustregel werden
Liechten­stein die Anzahl Schüler­innen und Schüler sowie
                                                                                     Unter­schiede von 20 Punk­ten auf der PISA-Skala als klein,
Schulen, die an PISA 2009 teilgenommen haben. Das
                                                                                     Unter­schiede von 50 Punk­ten als mittelgross und Unter­
Fürstentum Liechten­stein wird in diesem Bericht im kan-
                                                                                     schiede von 80 Punk­ten als sehr gross bezeichnet.
tonalen Vergleich mit aufgeführt.
                                                                                     Kompe­tenz­niveaus
Vergleichsmöglichkeiten zwi­schen den Stich­proben
                                                                                     Der Vergleich von zwei Leistungsmittelwerten gibt
Die Schweizer Ergebnisse der Schüler­    innen und Schü-                             keine Auskunft darüber, wie gross die Anteile leistungs­
ler der 9. Klasse sind nur bedingt mit den internatio-                               schwacher oder -starker Schüler­innen und Schüler sind.
nalen Ergebnissen der 15-Jährigen vergleichbar. Zwi­                                 Aus diesem Grund werden die Ergebnisse der Schüler­innen
schen den Sprach­re­gionen und den Kantonen bestehen                                 und Schüler auch nach Kompe­      tenz­niveaus dargestellt.
bei den Schüler­innen und Schülern der 9. Klasse zum                                 Im Rahmen von PISA werden sechs Kompe­tenz­niveaus
Teil grosse Altersunter­schiede (vgl. Tabelle 1). Im Kan-                            Unter­schieden, wobei das Erreichen von Niveau 2 für eine
ton Tessin beispiels­weise beträgt das Durchschnittsal-                              aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben vorausge-
ter in der 9. Klasse 15 Jahre und 1 Monat, im Kanton                                 setzt wird. Aus bildungspolitischer Perspektive interessiert
Zürich hingegen 15 Jahre und 11 Monate. Während das                                  insbesondere der Anteil an Schüler­innen und Schülern,
Durchschnittsalter der Neuntklässlerinnen und -klässler                              die das Niveau 2 nicht erreichen. Im Kompetenzbereich
im Kanton Zürich somit nahe beim OECD-Durchschnitt                                   Lesen beispiels­weise sind diese Ju­gend­lichen zwar in der
liegt, sind die Neuntklässlerinnen und -klässler im Kanton                           Lage, einfache Texte zu Lesen, Informationen zu erkennen
Tessin deutlich jünger.                                                              oder die Bedeutung eines definierten Textausschnittes zu
                                                                                     erarbeiten. Ihre Lesekompetenzen reichen aber nicht aus,
Präsentierte Ergebnisse                                                              um vom Bildungsangebot effektiv zu profitieren, was
Leistungen und Unter­schiede zwi­schen den besten                                    auch ihre Erfolgschancen beim Übertritt in den Arbeits-
und schwächsten Schüler­innen und Schülern                                           markt verringert.
Für einen schnellen Überblick werden die Regionen und
Kantone aufgrund der durch­    schnitt­
                                      lichen Leistungen                              Subskalen des Lesens
(Mittelwerte) und den Leistungs­unter­schieden zwi­schen                             Weil die Lesekompetenzen den thematischen Schwer-
den besten und schwächsten Schüler­innen und Schülern                                punkt von PISA 2009 bilden, können die Ergebnisse einer-
verglichen.                                                                          seits als Subskalen für drei Kompetenzaspekte des Lesens
                                                                                     und andererseits als zwei Subskalen je nach Format der
1   Genau genommen waren die Ju­gend­lichen zum Zeitpunkt der Befragung
    mindestens 15 Jahre alt. Das Alter der Schüler­innen und Schüler variierte
                                                                                     Lesetexte dargestellt werden. Zu den Kompetenzaspek-
    zwi­schen 15 Jahren und 3 Monaten und 16 Jahren und 2 Monaten.                   ten des Lesens gehören das Suchen und Extrahieren von

PISA 2009                                                                        7                   REGIONALE UND KANTONALE ERGEBNISSE
EINLEITUNG

Textinformationen, das Kombinieren und Interpretieren             ten durch das «Institut de recherche et de documentation
sowie das Reflektieren und Bewerten aufgrund von Text­            pédagogique (IRDP)» und den «Service de la recherche en
informationen. Zu den Textformaten gehören kontinuier-            éducation (SRED)», an.
liche Texte (z.B. Erzählungen, Sachtexte) und nichtkonti-
nuierliche Texte (z.B. Tabellen, Diagramme).                      Aussagekraft und Grenzen der Studie
                                                                  Bei der Interpretation der Ergebnisse von PISA ist es
Veränderungen zwi­schen 2000 und 2009                             wichtig, die Aussagekraft und die Grenzen von PISA zu
Der zyklische Charakter von PISA erlaubt es, Veränderun-          beachten. PISA ist ein wissen­  schaft­
                                                                                                        liches Grossprojekt,
gen der Leistungen über die Zeit hinweg zu verfolgen.             bei dem eine grosse Anzahl von Expertinnen und Exper-
Die umfassende Erhebung eines Kompetenzbereichs bil-              ten eingebunden sind. Die Studie erlaubt es, die Kompe-
det die Grundlage für den Vergleich der Ergebnisse aus            tenzen der Schüler­innen und Schüler mit ver­schie­denen
ver­
   schie­
        denen Erhebungen. Dementsprechend können                  Merkmalen von Bildungssystemen in Beziehung zu set-
Veränderungen im Zeitverlauf für das Lesen zwi­    schen          zen, international zu vergleichen und Veränderungen
2000 und 2009, für die Mathematik zwi­schen 2003 und              über die Zeit festzuhalten. Aufgrund von Querschnittsun-
2009 sowie für die Natur­wissen­schaften zwi­schen 2006           tersuchungen sind allerdings keine kausalen Schlüsse auf
und 2009 verfolgt werden. Der Vergleich kantonaler Er-            Ursachen möglich. Dementsprechend können die Ergeb-
gebnisse über die Zeit hinweg setzt jedoch voraus, dass           nisse nicht für die Beurteilung von Einzelschulen genutzt
ein Kanton jeweils mit einer repräsentativen Stich­probe          werden, sondern fokussieren auf die Beschreibung des
an PISA teilgenommen hat.                                         Bildungssystems. Beim kantonalen Vergleich sollte beach-
                                                                  tet werden, dass Merkmale spezifischer kantonaler bil-
Projektmanagement                                                 dungspolitischer Massnahmen die Ergebnisse beeinflus-
Die internationale Projektleitung von PISA liegt bei der          sen können. Die Schulstrukturen auf der Sekundar­stufe I
OECD, wobei die Mitsprache der beteiligten Länder im              unter­schei­
                                                                             den sich zwi­ schen den Kantonen zum Teil
Rahmen des PISA Governing Board (PGB) gesichert ist. Mit          beträchtlich, zudem werden unter­schied­lich viele Schüler­
der Durchführung von PISA und der internationalen Koor-           innen und Schüler in Sonderklassen unterrichtet. Auch
dination entsprechend den konzeptionellen Vorgaben der            die gymnasialen Quoten unter­schei­den sich von Kanton
OECD wurde ein internationales Konsortium beauftragt.             zu Kanton.
Die Erhebungen werden von den teilnehmenden Ländern
in enger Zusammenarbeit mit dem internationalen Kon-              Inhalt des vorliegenden Berichts
sortium durchgeführt.                                             Kapitel 2 und 3 des vorliegenden Berichts geben einen
                                                                  Überblick über die Lesekompetenzen im kantonalen
In der Schweiz ist PISA ein gemeinsames Projekt von
                                                                  und sprach­re­gionalen Vergleich, insbesondere über die
Bund und Kantonen. Der Bund ist durch das Bundesamt
                                                                  durch­schnitt­lichen Leistungen, die Verteilung der Schüler­
für Berufsbildung und Technologie (BBT) und das Staats-
                                                                  innen und Schüler nach Kompe­       tenz­
                                                                                                          niveau, die Ergeb-
sekretariat für Bildung und Forschung (SBF) vertreten. Die
                                                                  nisse nach Kompetenzaspekten sowie die Ergebnisse
Kantone sind durch die Schweizerische Konferenz der
                                                                  zum Leseengagement und zu den Lernstrategien. Kapi-
kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) vertreten. Die
                                                                  tel 4 und 5 enthalten die durch­schnitt­lichen Leistungen
Durchführung von PISA wird von Bund und Kantonen
                                                                  in der Mathematik und den Natur­wissen­schaften sowie
gemeinsam finanziert. Alle Kantone haben entschieden,
                                                                  die entsprechenden Verteilungen der Schüler­innen und
an PISA teilzunehmen. Die strategischen und finanziel-
                                                                  Schüler nach Kompe­     tenz­
                                                                                              niveau. Kapitel 6 enthält die
len Entscheidungen werden von der Steuergruppe PISA
                                                                  Ergebnisse zu einer optionalen Zusatzbefragung über
vorgenommen, in der auch Bund und Kantone Einsitz
                                                                  Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT)
nehmen.
                                                                  und Kapitel 7 über die zukünftigen Bildungsabsichten der
Das «Konsortium PISA.ch» wurde mit der Durchführung               Schüler­innen und Schüler. Kapitel 8 informiert über die
der ­PISA-Erhe­bung in der Schweiz und der Publikation            Veränderungen in den drei Kompetenzbereichen Lesen,
der nationalen Ergebnisse beauftragt. Dem Konsortium              Mathematik und Natur­       wissen­
                                                                                                    schaften. Abschliessend
gehören das Institut für Bildungsevaluation (IBE), asso-          werden die wichtigsten Ergebnisse in Kapitel 9 zusam-
ziiertes Institut der Universität Zürich, die Pädagogische        mengefasst und diskutiert.
Hochschule des Kantons St.Gallen (PHSG), das «Centro
innovazione e ricerca sui sistemi educativi» (CIRSE, SUPSI/
DFA) in Locarno und das «Consortium romand», vertre-

PISA 2009                                                     8                   REGIONALE UND KANTONALE ERGEBNISSE
2. Lesekompetenzen

Christian Nidegger & Jean Moreau

PISA betrachtet das Lesen im Sinne von Literacy (Grund-              Bei rund der Hälfte der Aufgaben müssen Textinforma-
bildung) als eine Kompetenz der Schüler­innen und Schü-              tionen kombiniert und interpretiert werden. Die Test­
ler, schriftliche Informationen in Alltagssituationen zu             aufgaben verlangen, dass die Schüler­innen und Schüler
nutzen. Die mit PISA erfassten Kompetenzen gehen über                ein allgemeines Verständnis für den Text als Ganzes ent­
das Lesen von bildungsbezogenen Texten hinaus und                    wickeln und Beziehungen zwi­schen einzelnen Textteilen
beziehen sich auf schriftliche Texte, die für private, öffent-       ver­stehen. Kombinieren bedeutet, dass Zusammenhänge
liche oder berufsbezogene Zwecke geschrieben wurden.                 zwi­schen ver­schie­denen Textteilen ver­stan­den werden.
                                                                     Dabei kann es sich beispiels­weise um Zusammenhänge
Die Lesekompetenz wird definiert als die Fähigkeit, ge­              zwi­schen einem Problem und der Lösung oder zwi­schen
schriebene Texte zu ver­stehen, zu nutzen und zu reflektie-          Ursachen und Wirkungen handeln. Das Interpretieren
ren, um eigene Ziele zu erreichen, das eigene Wissen und             bezieht sich auf den Prozess des Herauslesens einer Be-
Potenzial weiterzuentwickeln und aktiv am gesellschaftli-            deutung aus etwas, das im Text nicht direkt ausgedrückt
chen Leben teilzunehmen (OECD 2010a, S. 40).                         ist; beispiels­weise muss die Bedeutung eines Ausdrucks
Die Lesekompetenzen bilden den thematischen Schwer-                  oder eines Satzes anhand von Belegen und eigenen Über-
punkt von PISA 2009. Dies ermöglicht es, die Leseleistun-            legungen abgeleitet werden. Interpretieren bedeutet,
gen so­wohl für die drei Kompetenzaspekte des Lesens                 dass die einem Text oder Teilen eines Textes zu Grunde
Suchen und Extrahieren, Kombinieren und Interpretieren               liegenden Annahmen und die sich daraus ergebenden
sowie Reflektieren und Bewerten als auch für das Lesen               Implikationen identifiziert werden können (ebd., S. 47).
von kontinuierlichen und nichtkontinuierlichen Texten                Rund ein Viertel der Aufgaben bezieht sich auf das Re-
darzustellen.                                                        flektieren und Bewerten von Textinformationen. Die Test­
Die drei Kompetenzaspekte hängen voneinander ab und                  aufgaben verlangen von den Schüler­innen und Schülern,
können als semi-hierarchisch betrachtet werden. Es ist               dass sie den Text zu eigenen Erfahrungen, Kenntnissen und
nicht möglich, Informationen zu interpretieren oder ge-              Ideen in Beziehung setzen. Beim Bewerten eines Textes
danklich zu verbinden, ohne sie zuvor im Text zu suchen              bilden sich die Lesenden ein Urteil über den Text, wobei
und zu extrahieren, und es ist auch nicht möglich, über              sie sich auf ihr Weltwissen stützen. Um über den Inhalt
Informationen zu reflektieren und sie zu bewerten, ohne              eines Textes zu reflektieren und ihn zu bewerten, müssen
sie zuvor gefunden und in einem gewissen Sinne interpre-             die im Text enthaltenen Informationen mit Informatio-
tiert zu haben (OECD 2010a, S. 46).                                  nen und Kenntnissen aus textexternen Quellen verknüpft
                                                                     werden. Um über die Form eines Textes zu reflektieren
Bei rund einem Viertel der Aufgaben müssen Informatio-               und sie zu bewerten, müssen sich die Lesenden vom Text
nen im Text gesucht und extrahiert werden. Diese Test­               lösen, ihn objektiv betrachten und seine Be­schaffen­heit
aufgaben verlangen von den Schüler­     innen und Schü-              und Angemessenheit beurteilen. Hierfür sind speziell die
lern, dass sie einzelne oder mehrere Informationen mit               Kenntnis von Textstrukturen, texttypischen Stilformen
gleich lautenden oder synonymen Informationen im Text                und Sprachebenen von Bedeutung (ebd., S. 47f.).
zusammenführen. Manchmal sind die Informationen ein-
fach zu finden, weil sie im Text direkt und klar ausge-              Die zweite Differenzierung der Leseleistungen erfolgt
drückt sind. Die Aufgaben zu diesem Kompetenzaspekt                  aufgrund der vorgelegten Texte. Die Test­aufgaben wer-
müssen aber nicht zwangsläufig einfach sein. Manchmal                den zu kontinuierlichen und nichtkontinuierlichen Texten
müssen beispiels­weise mehrere Informationen lokalisiert             gestellt. Kontinuierliche Texte bestehen normalerweise
und zusammengeführt werden, die zudem auf mehrere                    aus Sätzen, die auf Abschnitte verteilt sind. Nichtkonti-
Sätze oder Abschnitte verteilt sind und Kenntnis über die            nuierliche Texte basieren meist auf ver­schie­denen Auflis-
Textstruktur erfordern (ebd., S. 47).                                tungen in Verbindung mit Diagrammen, Schemas, Tabel-

PISA 2009                                                        9                  REGIONALE UND KANTONALE ERGEBNISSE
LESEKOMPETENZEN

len oder Grafiken. Zwei Drittel der Aufgaben beziehen                                repräsentativen Stich­  probe dargestellt. Verglichen wer-
sich auf kontinuierliche Texte, ein Drittel auf nichtkonti-                          den die durch­schnitt­lichen Leistungen und die Verteilung
nuierliche Texte (ebd., S. 45).                                                      der Leistungen, was einen Eindruck von der Streuung der
                                                                                     Leistungen um den Mittelwert ermöglicht. Zudem wer-
Ein weiteres Merkmal von PISA ist, dass eine breite Palette                          den die Ergebnisse nach Kompe­tenz­niveaus dargestellt.
von Texten eingesetzt wird, die für verschiedene Situatio-                           Abschliessend wird die Bedeutung individueller Merkmale
nen und Kontexte geschrieben wurden. Es werden Texte                                 wie soziale Her­kunft, Ge­schlecht, Migrationshintergrund
eingesetzt, die für private Zwecke (z.B. Brief), öffentliche                         und zu Hause ge­sprochene Sprache für die Leseleistun-
Zwecke (z.B. offizielles Dokument), bildungsbezogene                                 gen dargestellt.
Zwecke (z.B. Lehrbuchtext) und berufsbezogene Zwecke
(z.B. Bewerbungsformular) geschrieben wurden.
                                                                                     Leseleistungen im regionalen und
Die Test­aufgaben unter­ schei­
                              den sich zudem in ihrem                                kantonalen Vergleich
Schwierigkeitsgrad und sie weisen unter­schied­liche For-
                                                                                     Abbildung 2.1 zeigt die Leseleistungen nach Regionen
mate auf. Eingesetzt werden Multiple-Choice-Aufgaben,
                                                                                     und Kantonen3 aufgrund der durch­    schnitt­
                                                                                                                                 lichen Leis-
Aufgaben, die eine kurze Antwort erfordern oder Aufga-
                                                                                     tungen und der Leistungs­ unter­schiede zwi­ schen den
ben, die eine ausführliche Antwort verlangen2.
                                                                                     schwächsten und den besten Schüler­innen und Schülern.
In diesem Kapitel werden die Lesekompetenzen nach
den drei Sprach­
               re­
                 gionen und den Kantonen mit einer

Abbildung 2.1 - Leseleistungen und Leistungs­unter­schiede nach Region und Kanton (Schüler­innen und
Schüler der 9. Klasse)
                       Mittelwert            (SE)         SD
    CH                    502                (1.1)        88                             92                 58               62               74
    CH (f)                506                (1.7)        84                               88                52              55               75
    CH (d)                502                (1.4)        90                             94                 59               64               73
    CH (i)                485                (2.4)        80                             70            52               52               75

    VS (f)                  522              (2.2)        82                                    75            54               53        75
    SH                      522              (2.7)        81                                    85            49               53       63
    FR (f)                  520              (2.3)        73                                     74           45              47      63
    AR                      508              (2.8)        84                             83                55                57        70
    AG                      505              (3.5)        90                           99                 54                 58        72
    SG                      505              (4.8)        91                           99                51                  56        75
    VS (d)                  504              (2.2)        77                               82              46              47      67
    NE                      504              (2.2)        79                               83              47              51        74
    JU                      504              (2.7)        78                               77             48               51        69
    BE (d)                  502              (4.1)        89                            88               53                 56        78
    VD                      501              (4.3)        90                           94               52                  54        81
    GE                      501              (2.3)        82                             93               47               53       71
    FL                      496              (3.7)        93                         88                62                   64        71
    BE (f)                  495              (2.0)        83                            87              51                55        73
    ZH                      492              (4.1)        98                        92                62                   66          77
    TI                      485              (2.4)        80                           70             52                52        75
                                                                   300       350         400          450         500           550           600           650           700          750

             Mittelwert statistisch signifikant höher als in der Schweiz
             Mittelwert statistisch nicht signifikant verschieden von der Schweiz                                       5.          25.        Mittelwert       75.          95.
             Mittelwert statistisch signifikant niedriger als in der Schweiz                                        Perzentil     Perzentil     +/- 2 SE      Perzentil    Perzentil

(SE): Standardfehler des Mittelwertes; SD: Standardabweichung

Anmerkungen: Die Zahlen in den Balken zeigen die Spannweite in Punkten für die Balkenbereiche.
             Die Sprachregionen und Kantone sind aufgrund des Mittelwerts in absteigender Reihenfolge dargestellt.

© BBT/EDK, Konsortium PISA.ch                                                                  Quelle: OECD – BBT/EDK, Konsortium PISA.ch – PISA Datenbank 2009

2    Aufgabenbeispiele von PISA befinden sich auf www.pisa2009.ch.                   3     Die Ergebnisse des Fürstentums Liechtenstein werden in diesem Bericht
                                                                                           im kantonalen Vergleich (und nicht auf nationaler Ebene) mit aufgeführt.

PISA 2009                                                                     10                              REGIONALE UND KANTONALE ERGEBNISSE
LESEKOMPETENZEN

Die durch­ schnitt­
                  lichen Leseleistungen (Mittelwert) der           des Kantons Wallis und der Kanton Schaff­hausen errei-
Schüler­innen und Schüler der 9. Klasse der Schweiz sind           chen 522 Punk­te, der französischsprachige Teil des Kan-
nahezu gleich wie jene der 15-Jährigen, mittels derer der          tons Freiburg 520 Punk­te. Die drei Kantone heben sich
internationale Vergleich durchgeführt wurde. Dies lässt            damit von den anderen Kantonen ab. Am anderen Ende
sich aufgrund der grossen Überschneidung der beiden Po-            befinden sich die Kantone Tessin (485 Punkte) sowie der
pulationen (15-Jährige und Schüler­innen und Schüler der           französischsprachige Teil des Kantons Bern (495 Punkte);
9. Klasse) in der Deutsch­schweiz erklären, die anteilmäs-         deren Mittelwerte liegen statistisch signifikant unter dem
sig am meisten zum Ergebnis der Schweiz beiträgt. Aus              Mittelwert der Schweiz. Die Mittelwerte der anderen Kan-
diesem Grund liegen auch die Ergebnisse der Deutsch­               tone unter­schei­den sich nicht statistisch signifikant vom
schweiz nahe bei den Ergebnissen der Schweiz.                      Mittelwert der Schweiz.

Der Mittelwert der französischsprachigen Schweiz                   Die Spannweite zwi­schen den besten und schwächsten
(506 Punk­te) liegt über dem Mittelwert der Schweiz und            Schüler­innen und Schülern ist in den besten Kantonen,
der anderen Sprach­re­gionen. Er unter­scheidet sich aber          insbesondere im französisch­sprachigen Teil des Kantons
nicht statistisch signifikant vom Mittelwert der Deutsch­          Freiburg, geringer als in den drei folgenden Kantonen Ap-
schweiz (502 Punk­    te). Der Mittelwert der italienisch­         penzell Ausserrhoden, Aargau und St.Gallen. Allerdings
sprachigen Schweiz (485 Punk­te) ist hingegen statistisch          sind die Leistungs­unter­schiede zwi­schen den Besten und
signifikant tiefer als jener der anderen beiden Sprach­            Schwächsten auch im Kanton Tessin und im französisch­
re­gionen. Es ist wichtig, auch die Spannweite zwi­schen           sprachigen Teil des Kantons Bern, deren Mittelwerte zu
den Besten und Schwächsten zu betrachten. Die Gesamt-              den tiefsten gehören, gering. Geringere Spannweiten
längen der Balken in Abbildung 2.1 repräsentieren die              zwi­schen den besten und schwächsten Schüler­innen und
Leistungs­unter­schiede zwi­  schen den Ergebnissen der            Schülern weisen auf geringere soziale Ungleichheiten hin.
schwächsten (5. Perzentil) und besten Schüler­innen und            Im Gegensatz dazu ist im Kanton Zürich der Mittelwert
Schüler (95. Perzentil). Je länger der Balken ist, desto           tief und die Leistungs­  unter­
                                                                                                 schiede zwi­ schen den Bes-
grösser ist die Spannweite zwi­    schen den schwächsten           ten und Schwächsten sind gross. Im Allgemeinen sind
und besten Schüler­innen und Schülern. In der italienisch­         diese Leistungs­unter­schiede im Kanton Tessin und in der
sprachigen Schweiz sind die Leistungs­unter­schiede zwi­           ­französischsprachigen Schweiz, mit Ausnahme des Kan-
schen den schwächsten und besten Schüler­      innen und            tons Waadt, geringer als in der Deutsch­schweiz. Zudem
Schülern am geringsten, in der Deutsch­schweiz am gröss-            kann man feststellen, dass die Spannweite zwi­schen den
ten, vor allem aufgrund des grossen Anteils an Schüler­             besten und schwächsten Schüler­innen und Schülern in
innen und Schülern mit schlechten Leistungen.                       einem Kanton vor allem dann besonders gross ist, wenn
                                                                    der ­Anteil schwacher Schüler­innen und Schüler beson-
Die Mittelwerte der Kantone variieren zwi­schen 485 und             ders hoch ist.
522 Punk­ten. Die Differenz von 37 Punk­ten ist mittel-
gross; sie entspricht einem halben Kompe­tenz­niveau, das
im Lesen 73 Punk­te beträgt. Der französischsprachige Teil

 Info 2.1: Statistisch signifikante Unter­schiede
 Weil in den Kantonen nicht alle Schüler­innen und Schüler der 9. Klasse (Population), sondern nur eine Stich­probe der
 Population untersucht wurde, werden die Ergebnisse eines Kantons aufgrund der Ergebnisse der Stich­probe geschätzt. Die
 Schätzungen der Ergebnisse – z.B. die Mittelwerte der Kantone auf der Leseskala – sind deshalb mit einem Stich­probenfehler
 behaftet. Je nach Genauigkeit der Stich­probe streuen die geschätzten Ergebnisse der Schüler­innen und Schüler der 9. Klasse
 (Stich­probe) in einem grösseren oder kleineren Bereich (Vertrauensintervall) um den wahren Wert der Schüler­innen und
 Schüler der 9. Klasse (Population).

 Bei der Prüfung der Ergebnisse auf statistisch gesicherte Unter­schiede zwi­schen den Kantonen werden die Stich­probenfehler
 berücksichtigt. Ein Unter­schied zwi­schen zwei Kantonen wird dann als statistisch signifikant bezeichnet, wenn er durch ein
 statistisches Testverfahren überprüft und als gültig befunden worden ist. Unter­schiede, die sich nicht als statistisch signifi-
 kant erweisen, kommen zufällig zustande und sind nicht von Bedeutung.

 Leistungs­unter­schiede, die in Punk­ten ausgedrückt werden und etwa so gross wie das Intervall eines Kompe­tenz­niveaus
 sind, werden als gross beurteilt. Das Intervall eines Kompe­tenz­niveaus beträgt im Lesen rund 70 Punk­te, in der Mathema-
 tik und in den Natur­wissen­schaften rund 60 Punk­te. Leistungs­unter­schiede von 50 Punk­ten werden als mittelgross und
 Leistungs­unter­schiede von 20 Punk­ten als klein beurteilt.

PISA 2009                                                     11                    REGIONALE UND KANTONALE ERGEBNISSE
LESEKOMPETENZEN

Kompe­tenz­niveaus                                                    der Aufgaben dieses Niveaus richtig. Die Erfolgsquote bei
                                                                      Aufgaben eines tieferen Niveaus ist deutlich grösser, bei
Eine andere Möglichkeit die PISA Ergebnisse zu beurteilen,            Aufgaben eines höheren Niveaus deutlich geringer. Die
bietet die Darstellung nach Kompe­tenz­niveaus, die zeigt,            Schüler­innen und Schüler werden aufgrund ihrer Leis-
was die Schüler­innen und Schüler wissen und können.                  tungen den Kompe­    tenz­
                                                                                               niveaus zugeteilt. Tabelle 2.1
Aufgrund der Aufgaben, welche die Schüler­innen und                   enthält die Beschreibungen der Kompetenzen nach den
Schüler lösen mussten, wurden bei PISA 2009 sechs Ni-                 Niveaus für die globale Leseskala. Die Beschreibung
veaus gebildet. Das tiefste Niveau 1 ist zudem unterteilt             der Kompetenzen nach den drei Aspekten des Lesens
in Niveau 1a und 1b. Die Niveaus von 1 bis 6 sind hierar-             sind in den PISA-Publikationen der OECD nachzulesen
chisch zu ver­stehen. Schüler­innen und Schüler, die ein be­          (vgl. OECD, 2010a).
stimmtes Niveau erreichen, lösen mindestens 50 Prozent

Tabelle 2.1 - Beschreibung der Kompe­tenz­niveaus (Zusammenfassung)
            Mindestpunktzahl,
 Niveau       um dem Niveau     Kompetenzen
            zugeteilt zu werden
                               Die Lesenden sind fähig, ein ganzes und detailliertes Verständnis eines Textes oder mehrerer Texte zu
    6              708
                               erlangen und deren Informationen gedanklich miteinander zu verbinden.
                               Die Lesenden sind fähig, in einem Text mehrere tief eingebettete Informationen zu finden, zu ordnen und
    5              626
                               zu erkennen, welche für das Lösen der Aufgabe wichtig sind.
                               Die Lesenden sind fähig, in einem Text mehrere Informationen zu finden und zu ordnen. Die Bedeutung
    4              553
                               sprachlicher Nuancen in einem Textteil wird unter Berücksichtigung des Textes als Ganzes interpretiert.
                               Die Lesenden sind fähig, mehrere Informationen zu lokalisieren und auch die bestehenden Zusammenhänge
    3              480         zwischen den Informationen zu erkennen. Mehrere Textteile können gedanklich miteinander verbunden
                               werden und Zusammenhänge werden begriffen, zum Teil mit Bezugnahme auf vertraute Alltagskenntnisse.
                               Die Lesenden sind fähig, eine oder mehrere Informationen zu lokalisieren, Zusammenhänge zu begreifen,
    2              407
                               die Bedeutung eines begrenzten Textteiles zu analysieren und die Hauptidee eines Textes zu identifizieren
                               Die Lesenden sind fähig, in einem Text zu einem vertrauten Thema eine oder mehrere unabhängige,
                               explizit ausgedrückte Informationen zu lokalisieren, das Hauptthema oder die Absicht des Autors zu
   1a              335
                               erkennen sowie einen einfachen Zusammenhang zwischen den im Text enthaltenen Informationen und
                               allgemeinem Alltagswissen herzustellen.
                               Die Lesenden sind fähig, in einem kurzen, syntaktisch einfachen Text aus einem gewohnten Kontext,
   1b              262
                               dessen Form vertraut ist, beispielsweise eine einfache Liste oder Erzählung oder eine einzige, explizit
                               ausgedrückte Information zu lokalisieren, sofern sie leicht sichtbar ist.

Die Einteilung der Leistungen in Kompe­      tenz­
                                                 niveaus              Kantone dargestellt. Zwi­schen den Ergebnissen der bei-
wurde so vorgenommen, dass für einen reibungslosen                    den nationalen Populationen «15-Jährige» und «Schüler­
Übergang in den Arbeitsmarkt und eine aktive Teilnahme                innen und Schüler der 9. Klasse» kann ein leichter Unter­
am gesellschaftlichen Leben mindestens Kompe­       tenz­             schied fest­ge­stellt werden. Beispiels­weise erreichen rund
niveau 2 erreicht werden muss. In Abbildung 2.2 sind                  15 Prozent der Schüler­innen und Schüler der 9. Klasse
die prozentualen Verteilungen der Schüler­   innen und                Niveau 2 nicht, bei den 15-Jährigen sind es 17 Prozent
Schüler auf die Kompe­tenz­niveaus für die Regionen und               (vgl. Konsortium PISA.ch, 2010).

PISA 2009                                                       12                       REGIONALE UND KANTONALE ERGEBNISSE
LESEKOMPETENZEN

Abbildung 2.2 - Verteilung der Schüler­innen und Schüler auf die Kompe­tenz­niveaus im Lesen
          CH                0 3   11                   24                              31                       23             7       1
        CH (f)                0 2 10                   24                               34                        23               6       1
        CH (d)              0 3   12                   24                             30                       23             7 1
        CH (i)             0 3   14                         31                               32                    17          4 0

         FR (f)                  0 1 6                22                              38                                27                 7      0
         VS (f)                 0 1 7                 23                             32                            26               9         1
            SH                 0 1 8                 20                           33                              29                8        1
        VS (d)                0 1 9                    24                               39                            21             4      0
            NE                0 2 9                      28                              33                          22            6        0
            JU               0 1 10                     25                              35                           22      0     5
            GE               1 2 9                      26                              35                           22      0     5
            AR              0 2 11                     24                            30                        25        7 1
         BE (f)             1 3 10                       27                              34                       20     5 0
           AG              1 3     11                 22                           31                         24        7 1
            SG             0 4     11                 23                            30                       23        8   1
        BE (d)             0 3     11                   25                            30                      22        7 1
            VD             0 3     12                  24                            32                       21       7 1
            TI            0 3     14                      31                               32                     17    4 0
            FL           0 4      14                   24                         26                       25         6 1
            ZH          1 5       15                   25                          25                     21         7 1
                  30%    20%      10%        0%      10%         20%      30%         40%      50%       60%       70%       80%           90%        100%

                    Niveau
LESEKOMPETENZEN

zent. Der Tendenz nach hat es in den Deutsch­schweizer                                                                 sprachige Teil des Kantons Freiburg hat einen mittleren
Kantonen mehr leseschwache und mehr lesestarke                                                                         Anteil lese­starker und den geringsten Anteil leseschwa-
Schüler­innen und Schüler als in der französischsprachigen                                                             cher Schüler­innen und Schüler. Im Gegensatz dazu hat
Schweiz. Ausserhalb dieser Gruppe positioniert sich der                                                                der Kanton Zürich den grössten Anteil leseschwacher und
französischsprachige Teil des Kantons Wallis mit einem                                                                 einen durch­schnitt­lichen Anteil lese­starker Schüler­innen
hohen Anteil lese­starker und einem geringen Anteil lese­                                                              und Schüler.
schwa­cher Schüler­ innen und Schüler. Der französisch­

Abbildung 2.3 - Prozentanteil leseschwacher (
LESEKOMPETENZEN

Abbildung 2.4 - Abweichungen der Ergebnisse in den drei Kompetenzaspekten vom globalen Mittelwert der
Leseleistung
               550

               540

               530

               520

               510
Leseleistung

               500

               490

               480

               470

               460

               450

                                                                                                                                                                TI
                                                                                                                                      FL
                                                                                                                            JU
                                                                                FR

                                                                                                                       NE
                                                            SH

                                                                                                                                 ZH
                                                                           AR

                                                                                                                                                           GE
                                                                                      SG

                                                                                                                                            VD
                     CH

                                                                                                      AG

                                                                                                                                                  BE (f)
                                                                  VS (f)
                                                   CH (i)

                                                                                                             BE (d)
                                          CH (f)

                                                                                             VS (d)
                                CH (d)

                                         Suchen und Extrahieren             Kombinieren und Interpretieren                  Reflektieren und Bewerten

Anmerkung:            Die Sprachregionen und Kantone sind nach absteigenden Leseleistungen (Mittelwerte) des Aspekts Suchen und Extrahieren sortiert.

© BBT/EDK, Konsortium PISA.ch                                                                         Quelle: OECD – BBT/EDK, Konsortium PISA.ch – PISA Datenbank 2009

Der kantonale Vergleich zeigt, dass in sämtlichen Kanto-                                   chigen Schweiz, dass der Anteil leseschwacher Schüler­
nen der Deutsch­schweiz das gleiche Profil vorzufinden ist.                                innen und Schüler etwas grösser wird. Ausserdem beträgt
In der französischsprachigen Schweiz sind für den Kan-                                     in sechs von sieben Deutsch­schweizer Kantonen der An-
ton Neuenburg und die französisch­sprachigen Teile der                                     teil lese­
                                                                                                    starker Schüler­
                                                                                                                   innen und Schüler (Niveaus 5/6)
Kantone Freiburg und Wallis keine Unter­schiede in den                                     mehr als 10 Prozent, was nur in einem der französisch­
Kompetenzaspekten vorzufinden. Für die drei Kantone                                        sprachigen Kantone der Fall ist (französischsprachiger Teil
Bern (französischsprachiger Teil), Waadt und Jura zeigt                                    des Kantons Wallis).
sich eine relative Stärke im Kompetenzaspekt Suchen und
Extrahieren. In Genf hingegen erreichen die Schüler­innen                                  Für den Aspekt Kombinieren und Interpretieren, der mit
und Schüler exakt in diesem Kompetenzbereich eine                                          rund der Hälfte der Aufgaben erfasst wurde, verändert
deutliche relative Schwäche. Diese Ergebnisse stützen                                      sich die Einteilung der Schüler­innen und Schüler nach
die Vermutung, dass kulturelle oder linguistische Gründe                                   Kompe­ tenz­niveau gegenüber der Einteilung aufgrund
eine Rolle für die unter­schied­lichen Profile spielen, wie                                der globalen Leseleistungen kaum. Für die drei Kantone
dies auch die Ergebnisse des internationalen Vergleichs                                    mit dem geringsten Anteil leseschwacher Schüler­innen
nahelegen.                                                                                 und Schüler kann man feststellen, dass die Leistungen in
                                                                                           diesem Aspekt zu einem leicht höheren Anteil Schüler­
Ergebnisse nach den drei Kompetenzaspekten                                                 innen und Schüler so­wohl mit Niveau
LESEKOMPETENZEN

nicht mindestens Niveau 2 erreichen. Dieser Anteil ist im                      anderen Ergebnissen, auch nicht was die Verteilung der
Allgemeinen grösser als wenn die Einteilung der Schüler­                       lesestarken und leseschwachen Schüler­innen und Schü-
innen und Schüler aufgrund der globalen Leseleistungen                         ler betrifft. Allerdings ist in den meisten Kantonen der
erfolgt. Dies gilt insbesondere für die Kantone mit einem                      Anteil leseschwacher Schüler­innen und Schüler, berech-
grossen Anteil leseschwacher Schüler­innen und Schüler.                        net aufgrund der Kompetenzaspekte, leicht höher. In
Für den Anteil lese­starker Schüler­innen und Schüler kann                     den französischsprachigen Teilen der Kantone Freiburg
hingegen keine systematische Veränderung fest­     ge­stellt                   und Wallis sowie im Kanton Schaff­      hausen steigt der
werden. Beispiels­   weise verändern sich die Prozentan-                       Anteil lese­starker Schüler­innen und Schüler eher stärker
teile der beiden führenden Kantone Freiburg und Wallis                         als der Anteil leseschwacher Schüler­innen und Schüler
(französischsprachige Kantonsteile) kaum, während er im                        (ausgenommen im Kanton Schaff­hausen mit den Antei-
ebenfalls führenden Kanton Schaff­hausen deutlich gerin-                       len aufgrund der Skala Reflektieren und Bewerten). Dies
ger ist.                                                                       entspricht der relativen Stärke im Aspekt Suchen und Ex-
                                                                               trahieren in der Deutsch­schweiz (Abbildung 2.4).
Vergleich der drei Kompetenzaspekte
Insgesamt führt die Darstellung der Ergebnisse nach den
Aspekten des Lesens (Tabelle 2.2) zu keinen systematisch

Tabelle 2.2 - Prozentanteil leseschwacher (
LESEKOMPETENZEN

Abbildung 2.5 - Abweichungen der Ergebnisse vom globalen Mittelwert der Leseleistung nach den zwei
Textformaten
               550

               540

               530

               520

               510
Leseleistung

               500

               490

               480

               470

               460

               450
                     CH

                           CH (f)

                                    CH (d)

                                             CH (i)

                                                      VS (f)

                                                               SH

                                                                      FR

                                                                            AR

                                                                                     VS (d)

                                                                                               NE

                                                                                                      AG

                                                                                                            JU

                                                                                                                    SG

                                                                                                                         GE

                                                                                                                               BE (d)

                                                                                                                                        VD

                                                                                                                                             BE (f)

                                                                                                                                                      FL

                                                                                                                                                           ZH

                                                                                                                                                                TI
                                                                    Kontinuierlich            Nichtkontinuierlich

   Anmerkung: Die Sprachregionen und Kantone sind nach absteigenden Leseleistungen (Mittelwerte) des Textformates kontinuierliche Texte sortiert.

 © BBT/EDK, Konsortium PISA.ch                                                                        Quelle: OECD – BBT/EDK, Konsortium PISA.ch – PISA Datenbank 2009

nichtkontinuierlichen Texten. In Frankreich und in Belgien                                    Bedeutung einiger Schülermerkmale
hingegen sind die Lesekompetenzen wie in der franzö-                                          für die Lesekompetenzen
sischsprachigen Schweiz und in der Deutsch­schweiz bei
nichtkontinuierlichen Texten besser. In Deutschland hän-                                      Ein Ziel von PISA ist es, jene Merkmale empirisch zu er-
gen die Lesekompetenzen nicht mit den Textformaten                                            mitteln, welche die Lesekompetenzen beeinflussen. Die
zusammen (OECD, 2010a).                                                                       bisherigen Ergebnisse von PISA zeigen (OECD, 2010a;
                                                                                              Konsortium PISA.ch, 2010), dass die soziale Her­    kunft,
Betrachtet man die Ergebnisse der Kantone und Regio-                                          der Migrationshintergrund, die zu Hause ge­     sprochene
nen, dann fällt auf, dass es – im Gegensatz zu den Er-                                        Sprache und das Ge­schlecht der Schüler­innen und Schü-
gebnissen nach den Kompetenzaspekten – abgesehen                                              ler eine je nach Land unter­schied­liche Bedeutung für die
vom Kanton Tessin zu keinen Unter­schieden in den Le-                                         Lesekompetenz haben. Dementsprechend wurde die
sekompetenzen nach Textformaten kommt. Es sind zwar                                           Bedeutung dieser Merkmale für die Leseleistungen nach
gewisse Schwankungen zwi­schen den Kantonen feststell-                                        den Kantonen dargestellt, die an PISA 2009 mit einer re-
bar, diese verlaufen allerdings immer nach dem gleichen                                       präsentativen Stich­probe teilgenommen haben.
Muster: Die Aufgaben zu den nichtkontinuierlichen Tex-
ten werden besser gelöst als die Aufgaben zu den konti-
nuierlichen Texten. Die Differenzen zwi­schen den Lese-
leistungen nach Textformat sind sehr unter­schied­lich. Sie
betragen im Fürstentum Liechten­stein 19 Punk­te, im Kan-
ton St.Gallen 15 Punk­te, im deutsch­sprachigen Teil des
Kantons Wallis hingegen nur 2 Punk­te und im Kanton
Neuenburg 4 Punk­te.

PISA 2009                                                                        17                                 REGIONALE UND KANTONALE ERGEBNISSE
LESEKOMPETENZEN

 Info 2.2: Soziale Her­kunft, Migrationshintergrund, Sprache
 Soziale Her­kunft
 Aufgrund der Angaben der Schüler­innen und Schüler im Fragebogen wurde im Rahmen von PISA ein Index des wirt­schaft­
 lichen, sozialen und kulturellen Status (ESCS) gebildet – kurz Index der sozialen Her­kunft. Der Index setzt sich aus der
 höchsten beruf­lichen Stellung der Eltern, dem höchsten Bildungsabschluss der Eltern und den im Elternhaus vorhandenen
 Besitztümern zusammen. Er weist in der OECD einen Mittelwert von 0 und eine Standardabweichung von 1 auf. Somit
 haben in der OECD rund zwei Drittel der Schüler­innen und Schüler einen Indexwert, der zwi­schen -1 und +1 liegt, rund
 95 Prozent haben einen Indexwert, der zwi­schen -2 und +2 liegt.

 Für einige Analysen wurden die Schüler­innen und Schüler aufgrund der gesamtschweizerischen Verteilung des Indexes in
 vier gleich grosse Gruppen eingeteilt (je 25 Prozent der Schüler­innen und Schüler): (1) unterstes Viertel (mit einem Index-
 Wert bis zum 25. Perzentil), (2) zweites Viertel, (3) drittes Viertel und (4) oberstes Viertel (mit einem Index-Wert ab dem
 75. Perzentil) beim Index der sozialen Her­kunft. Schüler­innen und Schüler des zweiten und dritten Viertels haben eine mitt-
 lere Ausprägung des Indexes (Index-Wert zwi­schen dem 25. und 75. Perzentil).

 Migrationshintergrund
 Für die Bestimmung des Migrationshintergrunds nutzt PISA den Geburtsort. Zu den Schüler­innen und Schülern mit Migra-
 tionshintergrund gehören jene Schüler­innen und Schüler, deren beide Elternteile im Ausland geboren sind. Alle anderen
 Schüler­innen und Schüler werden als einheimische Schüler­innen und Schüler bezeichnet.

 Sprache
 Neben der Differenzierung nach dem Migrationshintergrund wurde auch eine Differenzierung nach der zu Hause ge­
 sprochenen Sprache vorgenommen. Dazu wurden die Schüler­innen und Schüler gefragt, ob sie sich zu Hause am häufigsten
 in der Schulsprache beziehungsweise in der Testsprache oder in einer anderen Sprache (Fremdsprache) unter­halten.

Soziale Her­kunft                                                 hausen befinden sich in der Abbildung weit oben links.
Abbildung 2.6 zeigt den Zusammenhang zwi­schen der                Im Gegensatz dazu befindet sich der Kanton Zürich mit
sozialen Her­kunft und den Leseleistungen aufgrund der            geringen Leseleistungen und einem grossen Einfluss der
kantonalen Ergebnisse. Je weiter ein Kanton im Quadran-           sozialen Her­kunft auf die Leseleistungen rechts unten.
ten links oben liegt, desto besser sind die Leseleistungen        Drei Kantone passen nicht in dieses Muster. Der Kanton
und desto schwächer ist der Einfluss der sozialen Her­            Tessin erreicht in der Schweiz die tiefsten Leseleistun-
kunft auf die Leseleistungen. Umgekehrt gilt: Je weiter           gen. Trotzdem ist der Einfluss der sozialen Her­kunft auf
ein Kanton im Quadranten rechts unten liegt, desto                die Leseleistung vergleichsweise gering. Im Kanton Jura
schlechter sind die Leseleistungen und desto stärker ist          ist der Einfluss der sozialen Her­kunft auf die Leseleistung
der Einfluss der sozialen Her­kunft auf die Leseleistungen.       am geringsten, die Leseleistungen liegen jedoch nur im
Im Allgemeinen kann fest­ge­stellt werden, dass in Kanto-         Mittelfeld. Auf gleicher Höhe liegen die Leseleistungen
nen mit besseren Leseleistungen der Einfluss der sozialen         des Kantons St.Gallen, in dem der Einfluss der sozialen
Her­kunft geringer ist. Die französisch­sprachigen Teile der      Her­kunft auf die Leistungen inner­halb der Schweiz am
Kantone Freiburg und Wallis sowie der Kanton Schaff­              stärksten ist.

PISA 2009                                                   18                    REGIONALE UND KANTONALE ERGEBNISSE
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