PISA 2009 Regionale und kantonale Ergebnisse - OECD - PISA Programme for International Student Assessment
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PISA 2009 Regionale und kantonale Ergebnisse OECD - PISA Programme for International Student Assessment
PISA 2009 Regionale und kantonale Ergebnisse Dieser Bericht wurde vom Konsortium PISA.ch realisiert, das folgende Institutionen umfasst: –– Consortium romand (Institut de recherche et de documentation pédagogique - IRDP, Neuchâtel, und Service de la recherche en éducation - SRED, Genève) –– Centro innovazione e ricerca sui sistemi educativi (CIRSE, SUPSI-DFA), Locarno –– Institut für Bildungsevaluation (IBE), Assoziiertes Institut der Universität Zürich –– Pädagogische Hochschule des Kantons St.Gallen (PHSG) Autorinnen und Autoren Christian Nidegger (Nationale Projektleitung, IRDP und SRED) Urs Moser, Domenico Angelone (IBE) Christian Brühwiler, Grazia Buccheri, Nadja Abt Gürber (PHSG) Myrta Mariotta (CIRSE) Jean Moreau (URSP) Eva Roos (IRDP) Herausgeber Konsortium PISA.ch Zitationsvorschlag Konsortium PISA.ch (2011). PISA 2009: Regionale und kantonale Ergebnisse. Bern und Neuchâtel: BBT/EDK und Konsortium PISA.ch Konsortium PISA.ch, Neuchâtel, 2011
IMPRESSUM Auftraggeber Steuergruppe PISA.ch: Schweizerische Eidgenossenschaft (Bundesamt für Berufsbildung und Technologie/ Staatssekretariat für Bildung und Forschung) und Kantone (Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren) Herausgeber Konsortium PISA.ch Autorinnen und Autoren Christian Nidegger (Nationale Projektleitung, IRDP und SRED), Urs Moser und Domenico Angelone (IBE), Christian Brühwiler, Grazia Buccheri und Nadja Abt Gürber (PHSG), Myrta Mariotta (CIRSE), Jean Moreau (URSP), Eva Roos (IRDP) Zitationsvorschlag Konsortium PISA.ch (2011). PISA 2009: Regionale und kantonale Ergebnisse. Bern und Neuchâtel: BBT/ EDK und Konsortium PISA.ch Auskunft Christian Nidegger Nationale Programmleitung PISA 2009 IRDP, Neuchâtel Tel. +41 32 889 86 03 Christian.Nidegger@irdp.ch Vertrieb Institut de recherche et de documentation pédagogique (IRDP) Secteur Documentation CH-2000 Neuchâtel Tél. +41 32 889 86 18 / Fax + 41 32 889 69 71 E-Mail: documentation@irdp.ch Download www.pisa2009.ch Sprachversionen Deutsch, Französisch, Italienisch Titelgrafik Désirée Kunze, BBT Grafik/Layout Nathalie Nazzari, IRDP Copyright BBT/EDK und Konsortium PISA.ch, Bern und Neuchâtel 2011 Abdruck – ausser für kommerzielle Nutzung – unter Angabe der Quelle gestattet ISBN 978-2-88198-025-1
Inhaltsverzeichnis Zum Geleit........................................................................................................................... 3 1. Einleitung........................................................................................................................ 5 2. Lesekompetenzen............................................................................................................ 9 3. Engagement im Lesen und Lernstrategien...................................................................... 25 4. Ergebnisse in Mathematik.............................................................................................. 37 5. Ergebnisse in den Naturwissenschaften.......................................................................... 44 6. Vertrautheit mit Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT).......................... 51 7. Ausbildungspläne am Ende der obligatorischen Schulzeit............................................... 56 8. Veränderung der Leistungen seit PISA 2000................................................................... 61 9. Zusammenfassung......................................................................................................... 72 Literatur............................................................................................................................. 79 Abbildungen, Tabellen und Infos........................................................................................ 82 Publikationen zum PISA-Programm.................................................................................... 84 PISA 2009 1 REGIONALE UND KANTONALE ERGEBNISSE
Zum Geleit Im Dezember 2010 erschien der erste nationale Bericht Der vorliegende Bericht gibt zwar eine Übersicht über die zu PISA 2009. Er stellt die wichtigsten Ergebnisse für die Ergebnisse aller Kantone mit einer eigenen Stichprobe. Schweiz dar und erlaubt eine Positionierung im interna- Das Erkenntnisinteresse bei «PISA kantonal» liegt aber tionalen Vergleich. natürlich in erster Linie bei den einzelnen Kantonen. Sie werden die Resultate vor ihrem jeweiligen Hintergrund Jetzt liegt der zweite nationale Bericht vor – «PISA kan- beurteilen und bewerten. Entsprechend verfügt jeder tonal». Der Bericht fokussiert vollumfänglich auf die Kanton über einen separaten Bericht mit den Ergeb- Schweiz und beinhaltet die PISA-Ergebnisse von Schwei- nissen seines Kantons (kantonales Porträt) resp. im Fall zer Schülerinnen und Schülern am Ende der obliga- der Westschweiz über einen zusätzlichen Bericht für die torischen Schulzeit – der neunten Klasse – im sprach Sprachregion. regionalen und kantonalen Vergleich. 12 Kantone haben sich mit einer kantonalen Stichprobe beteiligt. Damit der «PISA kantonal» wird 2012 noch einmal durchgeführt Vergleich zwischen den Sprachregionen und Kantonen werden. Ab 2015 wird sich die Teilnahme der Schweiz auf möglich wurde, haben rund 15’000 Neuntklässlerinnen eine nationale Stichprobe beschränken. Auf kantonale und Neuntklässler die PISA-Testhefte ausgefüllt. und sprachregionale Vergleiche soll verzichtet werden. Das hat die EDK 2009 beschlossen. Das bedeutet, dass sich Eine Reihe von Kantonen beteiligt sich bereits seit Beginn ab 2015 etwa 5’000 Jugendliche an den Tests beteiligen des Programms im Jahre 2000 mit kantonalen Stich werden statt wie bisher rund 20’000. Die bei den Kanto- proben an PISA. Für die Kantone Bern (deutschsprachiger nen frei werdenden Mittel sollen für die Überprüfung der Teil), Zürich und St. Gallen, für alle französischsprachigen von der EDK entwickelten nationalen Bildungsstandards Kantone resp. die französischsprachigen Kantonsteile von (Grundkompetenzen) eingesetzt werden. Freiburg und Wallis sowie für den Kanton Tessin können somit Leistungsveränderungen über einen Zeitraum von Im Namen der Steuergruppe PISA.ch danken wir den neun Jahren (von 2000 bis 2009) aufgezeigt werden. Die- Autorinnen und Autoren der Studie für ihre Bemühun- ser Vergleich ist vor allem für das Lesen aussagekräftig, gen. Ein grosser Dank geht an die Schulen und Jugen- das 2009 zum zweiten Mal als Schwerpunkt getestet dlichen, die sich an PISA beteiligt haben, für ihre aktive wurde. Mitarbeit und das Engagement. Für die Steuergruppe PISA.ch Die Präsidentin Isabelle Chassot Präsidentin Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren Erziehungsdirektorin des Kantons Freiburg Hans Ambühl Ursula Renold Generalsekretär Schweizerische Konferenz Direktorin Bundesamt für Berufsbildung der kantonalen Erziehungsdirektoren, Bern und Technologie, Bern PISA 2009 3 REGIONALE UND KANTONALE ERGEBNISSE
1. Einleitung Eva Roos Die Schweiz hat im Jahr 2009 zum vierten Mal am inter- Im vorliegenden Bericht sind regionale und kantonale Er- nationalen Schulleistungsvergleich PISA (Programme for gebnisse enthalten. Der Vergleich innerhalb der Schweiz International Student Assessment) teilgenommen. Mit ihr wird allerdings nicht bei den 15-Jährigen, sondern bei den haben sich 37 Länder der OECD sowie 31 Partnerländer Schülerinnen und Schülern der 9. Klasse durchgeführt. an der vierten Erhebung beteiligt und einer repräsenta- tiven Stichprobe von 15-Jährigen die PISA-Tests vorgelegt. Ziel von PISA Die Schweizer 15-Jährigen erreichen im internationalen PISA ist ein Programm der Organisation für wirtschaftliche Vergleich wie bereits in den vorangehenden Erhebungen Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Die OECD gute bis sehr gute Ergebnisse (Konsortium PISA.ch, 2010). ermöglicht es ihren Mitgliedern, aber auch anderen in- Sie liegen in allen drei Kompetenzbereichen über dem teressierten Ländern, die Kompetenzen der 15-Jährigen Mittelwert der OECD. In der Mathematik gehören die im Lesen, in der Mathematik und in den Naturwissen Schweizer 15-Jährigen gar zu den Besten. Der Mittelwert schaften international zu vergleichen und mit Merkmalen der Schweiz liegt bei 534 Punkten auf der PISA-Skala; von Schulsystemen und Schulen sowie der Herkunft der der OECD-Mittelwert bei 497 Punkten. Nur vier Länder Schülerinnen und Schüler in Beziehungen zu setzen. Bei weisen einen statistisch signifikant höheren Wert auf als jedem Durchgang wird ein Kompetenzbereich besonders die Schweiz. Es sind dies Shanghai-China (600 Punkte), differenziert erfasst. Je länger das Programm PISA dauert, Singapur (562 Punk te), Hongkong-China (555 Punk te) desto besser können Veränderungen über die Zeit ver- und Korea (546 Punkte). folgt werden. Auch in den Naturwissenschaften erreichen die Schwei- Mit PISA wird nicht untersucht, wie gut curriculare Vor- zer 15-Jährigen vergleichsweise gute Ergebnisse. Der gaben und Inhalte erreicht werden. Von Interesse ist Mittelwert der Schweiz liegt bei 517 Punk ten auf vielmehr, inwieweit die Jugendlichen über Fähigkeiten der PISA-Skala; der OECD-Mittelwert bei 501 Punk verfügen, die es ihnen erlauben, am gesellschaftlichen ten. An der Spitze liegt wiederum Shanghai-China mit Leben aktiv teilzunehmen und den Herausforderungen 575 Punkten. Von den OECD-Ländern schneiden Finnland der Zukunft erfolgreich zu begegnen. Dabei hat sich die (554 Punkte), Japan (539 Punkte), Korea (538 Punkte), OECD für folgendes Vorgehen entschieden (OECD, 2009; Neuseeland (532 Punk te), Kanada (529 Punk te) und OECD, 2010a): Australien (527 Punkte) statistisch signifikant besser ab • PISA orientiert sich an der Grundbildung (Literacy), als die Schweiz. die es den Jugendlichen ermöglicht, ihr Wissen und Können in einem neuen Umfeld anzuwenden, bei Im Lesen schneiden die Schweizer 15-Jährigen etwas einer Problemstellung eine Vielzahl von Situationen zu we ni ger gut ab. Der Mittelwert der Schweiz liegt bei analysieren, logisch zu denken und in effektiver Weise 501 Punkten auf der PISA-Skala; der OECD-Mittelwert zu kommunizieren. bei 493 Punk ten. Sechzehn Länder, darunter Belgien, • Die Ergebnisse werden zu verschiedenen Merkmalen Deutschland, Frankreich und Liechten stein, erreichen in Beziehung gesetzt, insbesondere zu Merkmalen des einen Mittelwert, der sich statistisch nicht signifikant vom Bildungssystems und der Schule, aber auch zu indivi- Mittelwert der Schweiz unterscheidet. Neun Länder errei- duellen Merkmalen der Schülerinnen und Schüler, die chen einen statistisch signifikant höheren Mittelwert als das Lernen innerhalb und ausserhalb der Schule beein- die Schweiz. Es sind dies insbesondere die ostasiatischen flussen. Damit soll mehr Klarheit darüber geschaffen Länder Shanghai-China (556 Punkte), Korea (539 Punkte), werden, unter welchen Bedingungen – Schulsystem, Hong Kong (533 Punkte) und Singapur (526 Punkte), aber Schule, Elternhaus – besonders gute Schulleistungen auch Finnland (536 Punkte) und Kanada (524 Punkte). erreicht werden. PISA 2009 5 REGIONALE UND KANTONALE ERGEBNISSE
EINLEITUNG • Die Grundbildung wird nicht nur in der Schule oder Damit möglichst viele Test aufgaben eingesetzt werden inner halb von formalen Lernstrukturen erworben, können, werden die Testaufgaben nach einem speziellen weshalb sich PISA nicht auf die schulischen Disziplinen Rotationsprinzip auf verschiedene Testhefte verteilt. Dank beschränkt, sondern auch Lernmotivation, Selbstver- diesem System muss eine Schülerin oder ein Schüler nicht trauen in die eigenen Fähigkeiten und Lernstrategien alle Testaufgaben lösen und trotzdem können die Kom- erfasst. petenzen mit einer ausreichenden Anzahl von Aufgaben • Der internationale Vergleich wird nach standardisier- zuverlässig erfasst werden. Zusätzlich zum Leistungstest ten Regeln durchgeführt und erlaubt es den betei- beantworteten die Schüler innen und Schüler während ligten Ländern, die Leistungen sowohl im Vergleich 45 Minuten einen Fragebogen mit Fragen zur familiären mit international festgelegten Kompetenzniveaus zu Herkunft. Weil in PISA 2009 das Lesen den Schwerpunkt beurteilen als auch Fortschritte zu verfolgen. der Erhebung bildet, wurden zudem Fragen zum Enga- gement im Lesen sowie zu den Lernstrategien im Lesen Was wird erhoben gestellt. Schliesslich wurden auch die Schulleitungen Für die PISA-Erhe bung 2009 lösten die Schüler innen gebeten, einen Fragebogen zu Merkmalen ihrer Schule und Schüler einen Papier-und-Bleistift-Test und füllten (z.B. zur Verfügung stehende Ressourcen, Qualifikationen einen Fragebogen aus. Jeder Schüler, jede Schülerin löste von Lehrpersonen, Schulklima) auszufüllen. während zwei Stunden Testaufgaben zu den drei Kom- petenzbereichen Lesen, Mathematik und Natur wissen Stichproben schaften. Der Test besteht aus Aufgaben in Form von Tex- ten, Grafiken oder Schemen, wie man sie auch im Alltag Mehr als 470’000 15-Jährige haben an PISA 2009 teil- findet. Die Fragen müssen zum Teil schriftlich beantwor- genommen. Sie repräsentieren insgesamt 26 Millionen tet werden, zum Teil werden verschiedene Lösungen zum Jugendliche im Alter von 15 Jahren aus 68 Ländern. In Ankreuzen vorgegeben (Multiple-Choice-Aufgaben). Die der Schweiz haben nahezu 12’000 15-Jährige am inter- Testaufgaben werden von internationalen Expertengrup- nationalen Vergleich teilgenommen. Die internationale pen entwickelt. Jedes Land hat die Möglichkeit, Test Stichprobe wurde über das Alter der Jugendlichen defi- aufgaben für den internationalen Vergleich beizusteuern. niert, weil über die Schuljahre der Jugendlichen kaum ein Tabelle 1.1 - Nationale und kantonale Stichproben sowie Stichprobe des Fürstentums Liechtenstein: Anzahl Schulen sowie Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse nach Alter Schülerinnen und Schülerinnen und Abkürzung Schulen Durchschnittsalter Schüler (Stichprobe) Schüler (Population) Schweiz CH 15'844 80'158 379 15 Jahre 9 Monate Deutschschweiz CH (d) 7'969 58'151 216 15 Jahre 11 Monate Aargau AG 1'098 6'516 32 16 Jahre Appenzell Ausserrhoden AR 610 633 14 16 Jahre Bern BE (d) 1'110 9'299 37 15 Jahre 10 Monate St.Gallen SG 1'024 5'584 27 15 Jahre 10 Monate Schaffhausen SH 805 843 19 15 Jahre 11 Monate Wallis VS (d) 855 908 19 15 Jahre 11 Monate Zürich ZH 1'214 12'290 31 15 Jahre 11 Monate Restliche Kantone der Deutschschweiz - 1'253 22'078 37 15 Jahre 11 Monate Französischsprachige Schweiz CH (f) 6'675 18'838 123 15 Jahre 6 Monate Bern BE (f) 703 729 14 15 Jahre 8 Monate Freiburg FR (f) 856 2'427 13 15 Jahre 10 Monate Genf GE 1'116 3'970 19 15 Jahre 2 Monate Jura JU 778 807 12 15 Jahre 8 Monate Neuenburg NE 927 1'831 15 15 Jahre 5 Monate Wallis VS (f) 1'225 2'496 25 15 Jahre 4 Monate Waadt VD 1'070 6'579 25 15 Jahre 8 Monate Italienischsprachige Schweiz CH (i) 1'200 3'169 40 15 Jahre 1 Monat Graubünden GR 91 132 4 16 Jahre 1 Monat Tessin TI 1109 3'038 36 15 Jahre 1 Monat Liechtenstein FL 346 372 9 15 Jahre 10 Monate © BBT/EDK, Konsortium PISA.ch Quelle: OECD – BBT/EDK, Konsortium PISA.ch – PISA Datenbank 2009 PISA 2009 6 REGIONALE UND KANTONALE ERGEBNISSE
EINLEITUNG zuverlässiger internationaler Vergleich durchführbar ist1. Weil nicht alle Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse an Die OECD bietet den teilnehmenden Ländern aber auch PISA teilnehmen, werden die Ergebnisse in der Popula- die Möglichkeit, ihre Stichprobe der 15-Jährigen zu er- tion aufgrund von repräsentativen Stichproben geschätzt. gänzen, um zuverlässige Vergleiche innerhalb des Landes Die Schätzung der Populationsergebnisse – beispielsweise durchführen zu können. eines Kantonsmittelwerts – ist deshalb immer mit einem Stichprobenfehler behaftet. Bei der Prüfung der Ergeb- In der Schweiz wurde wie in den vorangehenden nisse auf statistisch gesicherte Unter schiede zwischen PISA-Erhe bungen die internationale Stich probe der zwei Gruppen müssen deshalb die Stich probenfehler 15-Jährigen um repräsentative regionale und kantonale beziehungsweise die Standardfehler einer Schätzung be- Stichproben von Schülerinnen und Schülern der 9. Klasse rücksichtigt werden. Der Standardfehler ist ein Mass für ergänzt. Damit ist innerhalb der Schweiz ein einheitlicher die Genauigkeit einer Schätzung. Vergleich der Leistungen in den Kompetenzbereichen Lesen, Mathematik und Natur wissen schaften am Ende Statistische Signifikanz und praktische Bedeutsamkeit der obligatorischen Schulzeit möglich. Sämtliche Kantone Ein Unterschied zwischen zwei Populationsgruppen wird der französisch sprachigen Schweiz, der Kanton Tessin dann als statistisch signifikant bezeichnet, wenn er durch sowie die Deutschschweizer Kantone Aargau, Appenzell ein statistisches Testverfahren überprüft und bei einer Ausserrhoden, Bern (deutsch sprachiger Teil), St.Gallen, Irrtumswahrscheinlich von 5 Prozent für gültig befunden Schaffhausen, Wallis (deutschsprachiger Teil) und Zürich worden ist. nutzten PISA 2009 für kantonale Zusatzstichproben. Statistisch signifikante Unterschiede sind nicht in jedem Tabelle 1.1 zeigt für die Schweiz und das Fürstentum Fall von praktischer Bedeutung. Als Faustregel werden Liechtenstein die Anzahl Schülerinnen und Schüler sowie Unterschiede von 20 Punkten auf der PISA-Skala als klein, Schulen, die an PISA 2009 teilgenommen haben. Das Unterschiede von 50 Punkten als mittelgross und Unter Fürstentum Liechtenstein wird in diesem Bericht im kan- schiede von 80 Punkten als sehr gross bezeichnet. tonalen Vergleich mit aufgeführt. Kompetenzniveaus Vergleichsmöglichkeiten zwischen den Stichproben Der Vergleich von zwei Leistungsmittelwerten gibt Die Schweizer Ergebnisse der Schüler innen und Schü- keine Auskunft darüber, wie gross die Anteile leistungs ler der 9. Klasse sind nur bedingt mit den internatio- schwacher oder -starker Schülerinnen und Schüler sind. nalen Ergebnissen der 15-Jährigen vergleichbar. Zwi Aus diesem Grund werden die Ergebnisse der Schülerinnen schen den Sprachregionen und den Kantonen bestehen und Schüler auch nach Kompe tenzniveaus dargestellt. bei den Schülerinnen und Schülern der 9. Klasse zum Im Rahmen von PISA werden sechs Kompetenzniveaus Teil grosse Altersunterschiede (vgl. Tabelle 1). Im Kan- Unterschieden, wobei das Erreichen von Niveau 2 für eine ton Tessin beispielsweise beträgt das Durchschnittsal- aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben vorausge- ter in der 9. Klasse 15 Jahre und 1 Monat, im Kanton setzt wird. Aus bildungspolitischer Perspektive interessiert Zürich hingegen 15 Jahre und 11 Monate. Während das insbesondere der Anteil an Schülerinnen und Schülern, Durchschnittsalter der Neuntklässlerinnen und -klässler die das Niveau 2 nicht erreichen. Im Kompetenzbereich im Kanton Zürich somit nahe beim OECD-Durchschnitt Lesen beispielsweise sind diese Jugendlichen zwar in der liegt, sind die Neuntklässlerinnen und -klässler im Kanton Lage, einfache Texte zu Lesen, Informationen zu erkennen Tessin deutlich jünger. oder die Bedeutung eines definierten Textausschnittes zu erarbeiten. Ihre Lesekompetenzen reichen aber nicht aus, Präsentierte Ergebnisse um vom Bildungsangebot effektiv zu profitieren, was Leistungen und Unterschiede zwischen den besten auch ihre Erfolgschancen beim Übertritt in den Arbeits- und schwächsten Schülerinnen und Schülern markt verringert. Für einen schnellen Überblick werden die Regionen und Kantone aufgrund der durch schnitt lichen Leistungen Subskalen des Lesens (Mittelwerte) und den Leistungsunterschieden zwischen Weil die Lesekompetenzen den thematischen Schwer- den besten und schwächsten Schülerinnen und Schülern punkt von PISA 2009 bilden, können die Ergebnisse einer- verglichen. seits als Subskalen für drei Kompetenzaspekte des Lesens und andererseits als zwei Subskalen je nach Format der 1 Genau genommen waren die Jugendlichen zum Zeitpunkt der Befragung mindestens 15 Jahre alt. Das Alter der Schülerinnen und Schüler variierte Lesetexte dargestellt werden. Zu den Kompetenzaspek- zwischen 15 Jahren und 3 Monaten und 16 Jahren und 2 Monaten. ten des Lesens gehören das Suchen und Extrahieren von PISA 2009 7 REGIONALE UND KANTONALE ERGEBNISSE
EINLEITUNG Textinformationen, das Kombinieren und Interpretieren ten durch das «Institut de recherche et de documentation sowie das Reflektieren und Bewerten aufgrund von Text pédagogique (IRDP)» und den «Service de la recherche en informationen. Zu den Textformaten gehören kontinuier- éducation (SRED)», an. liche Texte (z.B. Erzählungen, Sachtexte) und nichtkonti- nuierliche Texte (z.B. Tabellen, Diagramme). Aussagekraft und Grenzen der Studie Bei der Interpretation der Ergebnisse von PISA ist es Veränderungen zwischen 2000 und 2009 wichtig, die Aussagekraft und die Grenzen von PISA zu Der zyklische Charakter von PISA erlaubt es, Veränderun- beachten. PISA ist ein wissen schaft liches Grossprojekt, gen der Leistungen über die Zeit hinweg zu verfolgen. bei dem eine grosse Anzahl von Expertinnen und Exper- Die umfassende Erhebung eines Kompetenzbereichs bil- ten eingebunden sind. Die Studie erlaubt es, die Kompe- det die Grundlage für den Vergleich der Ergebnisse aus tenzen der Schülerinnen und Schüler mit verschiedenen ver schie denen Erhebungen. Dementsprechend können Merkmalen von Bildungssystemen in Beziehung zu set- Veränderungen im Zeitverlauf für das Lesen zwi schen zen, international zu vergleichen und Veränderungen 2000 und 2009, für die Mathematik zwischen 2003 und über die Zeit festzuhalten. Aufgrund von Querschnittsun- 2009 sowie für die Naturwissenschaften zwischen 2006 tersuchungen sind allerdings keine kausalen Schlüsse auf und 2009 verfolgt werden. Der Vergleich kantonaler Er- Ursachen möglich. Dementsprechend können die Ergeb- gebnisse über die Zeit hinweg setzt jedoch voraus, dass nisse nicht für die Beurteilung von Einzelschulen genutzt ein Kanton jeweils mit einer repräsentativen Stichprobe werden, sondern fokussieren auf die Beschreibung des an PISA teilgenommen hat. Bildungssystems. Beim kantonalen Vergleich sollte beach- tet werden, dass Merkmale spezifischer kantonaler bil- Projektmanagement dungspolitischer Massnahmen die Ergebnisse beeinflus- Die internationale Projektleitung von PISA liegt bei der sen können. Die Schulstrukturen auf der Sekundarstufe I OECD, wobei die Mitsprache der beteiligten Länder im unterschei den sich zwi schen den Kantonen zum Teil Rahmen des PISA Governing Board (PGB) gesichert ist. Mit beträchtlich, zudem werden unterschiedlich viele Schüler der Durchführung von PISA und der internationalen Koor- innen und Schüler in Sonderklassen unterrichtet. Auch dination entsprechend den konzeptionellen Vorgaben der die gymnasialen Quoten unterscheiden sich von Kanton OECD wurde ein internationales Konsortium beauftragt. zu Kanton. Die Erhebungen werden von den teilnehmenden Ländern in enger Zusammenarbeit mit dem internationalen Kon- Inhalt des vorliegenden Berichts sortium durchgeführt. Kapitel 2 und 3 des vorliegenden Berichts geben einen Überblick über die Lesekompetenzen im kantonalen In der Schweiz ist PISA ein gemeinsames Projekt von und sprachregionalen Vergleich, insbesondere über die Bund und Kantonen. Der Bund ist durch das Bundesamt durchschnittlichen Leistungen, die Verteilung der Schüler für Berufsbildung und Technologie (BBT) und das Staats- innen und Schüler nach Kompe tenz niveau, die Ergeb- sekretariat für Bildung und Forschung (SBF) vertreten. Die nisse nach Kompetenzaspekten sowie die Ergebnisse Kantone sind durch die Schweizerische Konferenz der zum Leseengagement und zu den Lernstrategien. Kapi- kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) vertreten. Die tel 4 und 5 enthalten die durchschnittlichen Leistungen Durchführung von PISA wird von Bund und Kantonen in der Mathematik und den Naturwissenschaften sowie gemeinsam finanziert. Alle Kantone haben entschieden, die entsprechenden Verteilungen der Schülerinnen und an PISA teilzunehmen. Die strategischen und finanziel- Schüler nach Kompe tenz niveau. Kapitel 6 enthält die len Entscheidungen werden von der Steuergruppe PISA Ergebnisse zu einer optionalen Zusatzbefragung über vorgenommen, in der auch Bund und Kantone Einsitz Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) nehmen. und Kapitel 7 über die zukünftigen Bildungsabsichten der Das «Konsortium PISA.ch» wurde mit der Durchführung Schülerinnen und Schüler. Kapitel 8 informiert über die der PISA-Erhebung in der Schweiz und der Publikation Veränderungen in den drei Kompetenzbereichen Lesen, der nationalen Ergebnisse beauftragt. Dem Konsortium Mathematik und Natur wissen schaften. Abschliessend gehören das Institut für Bildungsevaluation (IBE), asso- werden die wichtigsten Ergebnisse in Kapitel 9 zusam- ziiertes Institut der Universität Zürich, die Pädagogische mengefasst und diskutiert. Hochschule des Kantons St.Gallen (PHSG), das «Centro innovazione e ricerca sui sistemi educativi» (CIRSE, SUPSI/ DFA) in Locarno und das «Consortium romand», vertre- PISA 2009 8 REGIONALE UND KANTONALE ERGEBNISSE
2. Lesekompetenzen Christian Nidegger & Jean Moreau PISA betrachtet das Lesen im Sinne von Literacy (Grund- Bei rund der Hälfte der Aufgaben müssen Textinforma- bildung) als eine Kompetenz der Schülerinnen und Schü- tionen kombiniert und interpretiert werden. Die Test ler, schriftliche Informationen in Alltagssituationen zu aufgaben verlangen, dass die Schülerinnen und Schüler nutzen. Die mit PISA erfassten Kompetenzen gehen über ein allgemeines Verständnis für den Text als Ganzes ent das Lesen von bildungsbezogenen Texten hinaus und wickeln und Beziehungen zwischen einzelnen Textteilen beziehen sich auf schriftliche Texte, die für private, öffent- verstehen. Kombinieren bedeutet, dass Zusammenhänge liche oder berufsbezogene Zwecke geschrieben wurden. zwischen verschiedenen Textteilen verstanden werden. Dabei kann es sich beispielsweise um Zusammenhänge Die Lesekompetenz wird definiert als die Fähigkeit, ge zwischen einem Problem und der Lösung oder zwischen schriebene Texte zu verstehen, zu nutzen und zu reflektie- Ursachen und Wirkungen handeln. Das Interpretieren ren, um eigene Ziele zu erreichen, das eigene Wissen und bezieht sich auf den Prozess des Herauslesens einer Be- Potenzial weiterzuentwickeln und aktiv am gesellschaftli- deutung aus etwas, das im Text nicht direkt ausgedrückt chen Leben teilzunehmen (OECD 2010a, S. 40). ist; beispielsweise muss die Bedeutung eines Ausdrucks Die Lesekompetenzen bilden den thematischen Schwer- oder eines Satzes anhand von Belegen und eigenen Über- punkt von PISA 2009. Dies ermöglicht es, die Leseleistun- legungen abgeleitet werden. Interpretieren bedeutet, gen sowohl für die drei Kompetenzaspekte des Lesens dass die einem Text oder Teilen eines Textes zu Grunde Suchen und Extrahieren, Kombinieren und Interpretieren liegenden Annahmen und die sich daraus ergebenden sowie Reflektieren und Bewerten als auch für das Lesen Implikationen identifiziert werden können (ebd., S. 47). von kontinuierlichen und nichtkontinuierlichen Texten Rund ein Viertel der Aufgaben bezieht sich auf das Re- darzustellen. flektieren und Bewerten von Textinformationen. Die Test Die drei Kompetenzaspekte hängen voneinander ab und aufgaben verlangen von den Schülerinnen und Schülern, können als semi-hierarchisch betrachtet werden. Es ist dass sie den Text zu eigenen Erfahrungen, Kenntnissen und nicht möglich, Informationen zu interpretieren oder ge- Ideen in Beziehung setzen. Beim Bewerten eines Textes danklich zu verbinden, ohne sie zuvor im Text zu suchen bilden sich die Lesenden ein Urteil über den Text, wobei und zu extrahieren, und es ist auch nicht möglich, über sie sich auf ihr Weltwissen stützen. Um über den Inhalt Informationen zu reflektieren und sie zu bewerten, ohne eines Textes zu reflektieren und ihn zu bewerten, müssen sie zuvor gefunden und in einem gewissen Sinne interpre- die im Text enthaltenen Informationen mit Informatio- tiert zu haben (OECD 2010a, S. 46). nen und Kenntnissen aus textexternen Quellen verknüpft werden. Um über die Form eines Textes zu reflektieren Bei rund einem Viertel der Aufgaben müssen Informatio- und sie zu bewerten, müssen sich die Lesenden vom Text nen im Text gesucht und extrahiert werden. Diese Test lösen, ihn objektiv betrachten und seine Beschaffenheit aufgaben verlangen von den Schüler innen und Schü- und Angemessenheit beurteilen. Hierfür sind speziell die lern, dass sie einzelne oder mehrere Informationen mit Kenntnis von Textstrukturen, texttypischen Stilformen gleich lautenden oder synonymen Informationen im Text und Sprachebenen von Bedeutung (ebd., S. 47f.). zusammenführen. Manchmal sind die Informationen ein- fach zu finden, weil sie im Text direkt und klar ausge- Die zweite Differenzierung der Leseleistungen erfolgt drückt sind. Die Aufgaben zu diesem Kompetenzaspekt aufgrund der vorgelegten Texte. Die Testaufgaben wer- müssen aber nicht zwangsläufig einfach sein. Manchmal den zu kontinuierlichen und nichtkontinuierlichen Texten müssen beispielsweise mehrere Informationen lokalisiert gestellt. Kontinuierliche Texte bestehen normalerweise und zusammengeführt werden, die zudem auf mehrere aus Sätzen, die auf Abschnitte verteilt sind. Nichtkonti- Sätze oder Abschnitte verteilt sind und Kenntnis über die nuierliche Texte basieren meist auf verschiedenen Auflis- Textstruktur erfordern (ebd., S. 47). tungen in Verbindung mit Diagrammen, Schemas, Tabel- PISA 2009 9 REGIONALE UND KANTONALE ERGEBNISSE
LESEKOMPETENZEN len oder Grafiken. Zwei Drittel der Aufgaben beziehen repräsentativen Stich probe dargestellt. Verglichen wer- sich auf kontinuierliche Texte, ein Drittel auf nichtkonti- den die durchschnittlichen Leistungen und die Verteilung nuierliche Texte (ebd., S. 45). der Leistungen, was einen Eindruck von der Streuung der Leistungen um den Mittelwert ermöglicht. Zudem wer- Ein weiteres Merkmal von PISA ist, dass eine breite Palette den die Ergebnisse nach Kompetenzniveaus dargestellt. von Texten eingesetzt wird, die für verschiedene Situatio- Abschliessend wird die Bedeutung individueller Merkmale nen und Kontexte geschrieben wurden. Es werden Texte wie soziale Herkunft, Geschlecht, Migrationshintergrund eingesetzt, die für private Zwecke (z.B. Brief), öffentliche und zu Hause gesprochene Sprache für die Leseleistun- Zwecke (z.B. offizielles Dokument), bildungsbezogene gen dargestellt. Zwecke (z.B. Lehrbuchtext) und berufsbezogene Zwecke (z.B. Bewerbungsformular) geschrieben wurden. Leseleistungen im regionalen und Die Testaufgaben unter schei den sich zudem in ihrem kantonalen Vergleich Schwierigkeitsgrad und sie weisen unterschiedliche For- Abbildung 2.1 zeigt die Leseleistungen nach Regionen mate auf. Eingesetzt werden Multiple-Choice-Aufgaben, und Kantonen3 aufgrund der durch schnitt lichen Leis- Aufgaben, die eine kurze Antwort erfordern oder Aufga- tungen und der Leistungs unterschiede zwi schen den ben, die eine ausführliche Antwort verlangen2. schwächsten und den besten Schülerinnen und Schülern. In diesem Kapitel werden die Lesekompetenzen nach den drei Sprach re gionen und den Kantonen mit einer Abbildung 2.1 - Leseleistungen und Leistungsunterschiede nach Region und Kanton (Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse) Mittelwert (SE) SD CH 502 (1.1) 88 92 58 62 74 CH (f) 506 (1.7) 84 88 52 55 75 CH (d) 502 (1.4) 90 94 59 64 73 CH (i) 485 (2.4) 80 70 52 52 75 VS (f) 522 (2.2) 82 75 54 53 75 SH 522 (2.7) 81 85 49 53 63 FR (f) 520 (2.3) 73 74 45 47 63 AR 508 (2.8) 84 83 55 57 70 AG 505 (3.5) 90 99 54 58 72 SG 505 (4.8) 91 99 51 56 75 VS (d) 504 (2.2) 77 82 46 47 67 NE 504 (2.2) 79 83 47 51 74 JU 504 (2.7) 78 77 48 51 69 BE (d) 502 (4.1) 89 88 53 56 78 VD 501 (4.3) 90 94 52 54 81 GE 501 (2.3) 82 93 47 53 71 FL 496 (3.7) 93 88 62 64 71 BE (f) 495 (2.0) 83 87 51 55 73 ZH 492 (4.1) 98 92 62 66 77 TI 485 (2.4) 80 70 52 52 75 300 350 400 450 500 550 600 650 700 750 Mittelwert statistisch signifikant höher als in der Schweiz Mittelwert statistisch nicht signifikant verschieden von der Schweiz 5. 25. Mittelwert 75. 95. Mittelwert statistisch signifikant niedriger als in der Schweiz Perzentil Perzentil +/- 2 SE Perzentil Perzentil (SE): Standardfehler des Mittelwertes; SD: Standardabweichung Anmerkungen: Die Zahlen in den Balken zeigen die Spannweite in Punkten für die Balkenbereiche. Die Sprachregionen und Kantone sind aufgrund des Mittelwerts in absteigender Reihenfolge dargestellt. © BBT/EDK, Konsortium PISA.ch Quelle: OECD – BBT/EDK, Konsortium PISA.ch – PISA Datenbank 2009 2 Aufgabenbeispiele von PISA befinden sich auf www.pisa2009.ch. 3 Die Ergebnisse des Fürstentums Liechtenstein werden in diesem Bericht im kantonalen Vergleich (und nicht auf nationaler Ebene) mit aufgeführt. PISA 2009 10 REGIONALE UND KANTONALE ERGEBNISSE
LESEKOMPETENZEN Die durch schnitt lichen Leseleistungen (Mittelwert) der des Kantons Wallis und der Kanton Schaffhausen errei- Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse der Schweiz sind chen 522 Punkte, der französischsprachige Teil des Kan- nahezu gleich wie jene der 15-Jährigen, mittels derer der tons Freiburg 520 Punkte. Die drei Kantone heben sich internationale Vergleich durchgeführt wurde. Dies lässt damit von den anderen Kantonen ab. Am anderen Ende sich aufgrund der grossen Überschneidung der beiden Po- befinden sich die Kantone Tessin (485 Punkte) sowie der pulationen (15-Jährige und Schülerinnen und Schüler der französischsprachige Teil des Kantons Bern (495 Punkte); 9. Klasse) in der Deutschschweiz erklären, die anteilmäs- deren Mittelwerte liegen statistisch signifikant unter dem sig am meisten zum Ergebnis der Schweiz beiträgt. Aus Mittelwert der Schweiz. Die Mittelwerte der anderen Kan- diesem Grund liegen auch die Ergebnisse der Deutsch tone unterscheiden sich nicht statistisch signifikant vom schweiz nahe bei den Ergebnissen der Schweiz. Mittelwert der Schweiz. Der Mittelwert der französischsprachigen Schweiz Die Spannweite zwischen den besten und schwächsten (506 Punkte) liegt über dem Mittelwert der Schweiz und Schülerinnen und Schülern ist in den besten Kantonen, der anderen Sprachregionen. Er unterscheidet sich aber insbesondere im französischsprachigen Teil des Kantons nicht statistisch signifikant vom Mittelwert der Deutsch Freiburg, geringer als in den drei folgenden Kantonen Ap- schweiz (502 Punk te). Der Mittelwert der italienisch penzell Ausserrhoden, Aargau und St.Gallen. Allerdings sprachigen Schweiz (485 Punkte) ist hingegen statistisch sind die Leistungsunterschiede zwischen den Besten und signifikant tiefer als jener der anderen beiden Sprach Schwächsten auch im Kanton Tessin und im französisch regionen. Es ist wichtig, auch die Spannweite zwischen sprachigen Teil des Kantons Bern, deren Mittelwerte zu den Besten und Schwächsten zu betrachten. Die Gesamt- den tiefsten gehören, gering. Geringere Spannweiten längen der Balken in Abbildung 2.1 repräsentieren die zwischen den besten und schwächsten Schülerinnen und Leistungsunterschiede zwi schen den Ergebnissen der Schülern weisen auf geringere soziale Ungleichheiten hin. schwächsten (5. Perzentil) und besten Schülerinnen und Im Gegensatz dazu ist im Kanton Zürich der Mittelwert Schüler (95. Perzentil). Je länger der Balken ist, desto tief und die Leistungs unter schiede zwi schen den Bes- grösser ist die Spannweite zwi schen den schwächsten ten und Schwächsten sind gross. Im Allgemeinen sind und besten Schülerinnen und Schülern. In der italienisch diese Leistungsunterschiede im Kanton Tessin und in der sprachigen Schweiz sind die Leistungsunterschiede zwi französischsprachigen Schweiz, mit Ausnahme des Kan- schen den schwächsten und besten Schüler innen und tons Waadt, geringer als in der Deutschschweiz. Zudem Schülern am geringsten, in der Deutschschweiz am gröss- kann man feststellen, dass die Spannweite zwischen den ten, vor allem aufgrund des grossen Anteils an Schüler besten und schwächsten Schülerinnen und Schülern in innen und Schülern mit schlechten Leistungen. einem Kanton vor allem dann besonders gross ist, wenn der Anteil schwacher Schülerinnen und Schüler beson- Die Mittelwerte der Kantone variieren zwischen 485 und ders hoch ist. 522 Punkten. Die Differenz von 37 Punkten ist mittel- gross; sie entspricht einem halben Kompetenzniveau, das im Lesen 73 Punkte beträgt. Der französischsprachige Teil Info 2.1: Statistisch signifikante Unterschiede Weil in den Kantonen nicht alle Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse (Population), sondern nur eine Stichprobe der Population untersucht wurde, werden die Ergebnisse eines Kantons aufgrund der Ergebnisse der Stichprobe geschätzt. Die Schätzungen der Ergebnisse – z.B. die Mittelwerte der Kantone auf der Leseskala – sind deshalb mit einem Stichprobenfehler behaftet. Je nach Genauigkeit der Stichprobe streuen die geschätzten Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse (Stichprobe) in einem grösseren oder kleineren Bereich (Vertrauensintervall) um den wahren Wert der Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse (Population). Bei der Prüfung der Ergebnisse auf statistisch gesicherte Unterschiede zwischen den Kantonen werden die Stichprobenfehler berücksichtigt. Ein Unterschied zwischen zwei Kantonen wird dann als statistisch signifikant bezeichnet, wenn er durch ein statistisches Testverfahren überprüft und als gültig befunden worden ist. Unterschiede, die sich nicht als statistisch signifi- kant erweisen, kommen zufällig zustande und sind nicht von Bedeutung. Leistungsunterschiede, die in Punkten ausgedrückt werden und etwa so gross wie das Intervall eines Kompetenzniveaus sind, werden als gross beurteilt. Das Intervall eines Kompetenzniveaus beträgt im Lesen rund 70 Punkte, in der Mathema- tik und in den Naturwissenschaften rund 60 Punkte. Leistungsunterschiede von 50 Punkten werden als mittelgross und Leistungsunterschiede von 20 Punkten als klein beurteilt. PISA 2009 11 REGIONALE UND KANTONALE ERGEBNISSE
LESEKOMPETENZEN Kompetenzniveaus der Aufgaben dieses Niveaus richtig. Die Erfolgsquote bei Aufgaben eines tieferen Niveaus ist deutlich grösser, bei Eine andere Möglichkeit die PISA Ergebnisse zu beurteilen, Aufgaben eines höheren Niveaus deutlich geringer. Die bietet die Darstellung nach Kompetenzniveaus, die zeigt, Schülerinnen und Schüler werden aufgrund ihrer Leis- was die Schülerinnen und Schüler wissen und können. tungen den Kompe tenz niveaus zugeteilt. Tabelle 2.1 Aufgrund der Aufgaben, welche die Schülerinnen und enthält die Beschreibungen der Kompetenzen nach den Schüler lösen mussten, wurden bei PISA 2009 sechs Ni- Niveaus für die globale Leseskala. Die Beschreibung veaus gebildet. Das tiefste Niveau 1 ist zudem unterteilt der Kompetenzen nach den drei Aspekten des Lesens in Niveau 1a und 1b. Die Niveaus von 1 bis 6 sind hierar- sind in den PISA-Publikationen der OECD nachzulesen chisch zu verstehen. Schülerinnen und Schüler, die ein be (vgl. OECD, 2010a). stimmtes Niveau erreichen, lösen mindestens 50 Prozent Tabelle 2.1 - Beschreibung der Kompetenzniveaus (Zusammenfassung) Mindestpunktzahl, Niveau um dem Niveau Kompetenzen zugeteilt zu werden Die Lesenden sind fähig, ein ganzes und detailliertes Verständnis eines Textes oder mehrerer Texte zu 6 708 erlangen und deren Informationen gedanklich miteinander zu verbinden. Die Lesenden sind fähig, in einem Text mehrere tief eingebettete Informationen zu finden, zu ordnen und 5 626 zu erkennen, welche für das Lösen der Aufgabe wichtig sind. Die Lesenden sind fähig, in einem Text mehrere Informationen zu finden und zu ordnen. Die Bedeutung 4 553 sprachlicher Nuancen in einem Textteil wird unter Berücksichtigung des Textes als Ganzes interpretiert. Die Lesenden sind fähig, mehrere Informationen zu lokalisieren und auch die bestehenden Zusammenhänge 3 480 zwischen den Informationen zu erkennen. Mehrere Textteile können gedanklich miteinander verbunden werden und Zusammenhänge werden begriffen, zum Teil mit Bezugnahme auf vertraute Alltagskenntnisse. Die Lesenden sind fähig, eine oder mehrere Informationen zu lokalisieren, Zusammenhänge zu begreifen, 2 407 die Bedeutung eines begrenzten Textteiles zu analysieren und die Hauptidee eines Textes zu identifizieren Die Lesenden sind fähig, in einem Text zu einem vertrauten Thema eine oder mehrere unabhängige, explizit ausgedrückte Informationen zu lokalisieren, das Hauptthema oder die Absicht des Autors zu 1a 335 erkennen sowie einen einfachen Zusammenhang zwischen den im Text enthaltenen Informationen und allgemeinem Alltagswissen herzustellen. Die Lesenden sind fähig, in einem kurzen, syntaktisch einfachen Text aus einem gewohnten Kontext, 1b 262 dessen Form vertraut ist, beispielsweise eine einfache Liste oder Erzählung oder eine einzige, explizit ausgedrückte Information zu lokalisieren, sofern sie leicht sichtbar ist. Die Einteilung der Leistungen in Kompe tenz niveaus Kantone dargestellt. Zwischen den Ergebnissen der bei- wurde so vorgenommen, dass für einen reibungslosen den nationalen Populationen «15-Jährige» und «Schüler Übergang in den Arbeitsmarkt und eine aktive Teilnahme innen und Schüler der 9. Klasse» kann ein leichter Unter am gesellschaftlichen Leben mindestens Kompe tenz schied festgestellt werden. Beispielsweise erreichen rund niveau 2 erreicht werden muss. In Abbildung 2.2 sind 15 Prozent der Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse die prozentualen Verteilungen der Schüler innen und Niveau 2 nicht, bei den 15-Jährigen sind es 17 Prozent Schüler auf die Kompetenzniveaus für die Regionen und (vgl. Konsortium PISA.ch, 2010). PISA 2009 12 REGIONALE UND KANTONALE ERGEBNISSE
LESEKOMPETENZEN Abbildung 2.2 - Verteilung der Schülerinnen und Schüler auf die Kompetenzniveaus im Lesen CH 0 3 11 24 31 23 7 1 CH (f) 0 2 10 24 34 23 6 1 CH (d) 0 3 12 24 30 23 7 1 CH (i) 0 3 14 31 32 17 4 0 FR (f) 0 1 6 22 38 27 7 0 VS (f) 0 1 7 23 32 26 9 1 SH 0 1 8 20 33 29 8 1 VS (d) 0 1 9 24 39 21 4 0 NE 0 2 9 28 33 22 6 0 JU 0 1 10 25 35 22 0 5 GE 1 2 9 26 35 22 0 5 AR 0 2 11 24 30 25 7 1 BE (f) 1 3 10 27 34 20 5 0 AG 1 3 11 22 31 24 7 1 SG 0 4 11 23 30 23 8 1 BE (d) 0 3 11 25 30 22 7 1 VD 0 3 12 24 32 21 7 1 TI 0 3 14 31 32 17 4 0 FL 0 4 14 24 26 25 6 1 ZH 1 5 15 25 25 21 7 1 30% 20% 10% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Niveau
LESEKOMPETENZEN zent. Der Tendenz nach hat es in den Deutschschweizer sprachige Teil des Kantons Freiburg hat einen mittleren Kantonen mehr leseschwache und mehr lesestarke Anteil lesestarker und den geringsten Anteil leseschwa- Schülerinnen und Schüler als in der französischsprachigen cher Schülerinnen und Schüler. Im Gegensatz dazu hat Schweiz. Ausserhalb dieser Gruppe positioniert sich der der Kanton Zürich den grössten Anteil leseschwacher und französischsprachige Teil des Kantons Wallis mit einem einen durchschnittlichen Anteil lesestarker Schülerinnen hohen Anteil lesestarker und einem geringen Anteil lese und Schüler. schwacher Schüler innen und Schüler. Der französisch Abbildung 2.3 - Prozentanteil leseschwacher (
LESEKOMPETENZEN Abbildung 2.4 - Abweichungen der Ergebnisse in den drei Kompetenzaspekten vom globalen Mittelwert der Leseleistung 550 540 530 520 510 Leseleistung 500 490 480 470 460 450 TI FL JU FR NE SH ZH AR GE SG VD CH AG BE (f) VS (f) CH (i) BE (d) CH (f) VS (d) CH (d) Suchen und Extrahieren Kombinieren und Interpretieren Reflektieren und Bewerten Anmerkung: Die Sprachregionen und Kantone sind nach absteigenden Leseleistungen (Mittelwerte) des Aspekts Suchen und Extrahieren sortiert. © BBT/EDK, Konsortium PISA.ch Quelle: OECD – BBT/EDK, Konsortium PISA.ch – PISA Datenbank 2009 Der kantonale Vergleich zeigt, dass in sämtlichen Kanto- chigen Schweiz, dass der Anteil leseschwacher Schüler nen der Deutschschweiz das gleiche Profil vorzufinden ist. innen und Schüler etwas grösser wird. Ausserdem beträgt In der französischsprachigen Schweiz sind für den Kan- in sechs von sieben Deutschschweizer Kantonen der An- ton Neuenburg und die französischsprachigen Teile der teil lese starker Schüler innen und Schüler (Niveaus 5/6) Kantone Freiburg und Wallis keine Unterschiede in den mehr als 10 Prozent, was nur in einem der französisch Kompetenzaspekten vorzufinden. Für die drei Kantone sprachigen Kantone der Fall ist (französischsprachiger Teil Bern (französischsprachiger Teil), Waadt und Jura zeigt des Kantons Wallis). sich eine relative Stärke im Kompetenzaspekt Suchen und Extrahieren. In Genf hingegen erreichen die Schülerinnen Für den Aspekt Kombinieren und Interpretieren, der mit und Schüler exakt in diesem Kompetenzbereich eine rund der Hälfte der Aufgaben erfasst wurde, verändert deutliche relative Schwäche. Diese Ergebnisse stützen sich die Einteilung der Schülerinnen und Schüler nach die Vermutung, dass kulturelle oder linguistische Gründe Kompe tenzniveau gegenüber der Einteilung aufgrund eine Rolle für die unterschiedlichen Profile spielen, wie der globalen Leseleistungen kaum. Für die drei Kantone dies auch die Ergebnisse des internationalen Vergleichs mit dem geringsten Anteil leseschwacher Schülerinnen nahelegen. und Schüler kann man feststellen, dass die Leistungen in diesem Aspekt zu einem leicht höheren Anteil Schüler Ergebnisse nach den drei Kompetenzaspekten innen und Schüler sowohl mit Niveau
LESEKOMPETENZEN nicht mindestens Niveau 2 erreichen. Dieser Anteil ist im anderen Ergebnissen, auch nicht was die Verteilung der Allgemeinen grösser als wenn die Einteilung der Schüler lesestarken und leseschwachen Schülerinnen und Schü- innen und Schüler aufgrund der globalen Leseleistungen ler betrifft. Allerdings ist in den meisten Kantonen der erfolgt. Dies gilt insbesondere für die Kantone mit einem Anteil leseschwacher Schülerinnen und Schüler, berech- grossen Anteil leseschwacher Schülerinnen und Schüler. net aufgrund der Kompetenzaspekte, leicht höher. In Für den Anteil lesestarker Schülerinnen und Schüler kann den französischsprachigen Teilen der Kantone Freiburg hingegen keine systematische Veränderung fest gestellt und Wallis sowie im Kanton Schaff hausen steigt der werden. Beispiels weise verändern sich die Prozentan- Anteil lesestarker Schülerinnen und Schüler eher stärker teile der beiden führenden Kantone Freiburg und Wallis als der Anteil leseschwacher Schülerinnen und Schüler (französischsprachige Kantonsteile) kaum, während er im (ausgenommen im Kanton Schaffhausen mit den Antei- ebenfalls führenden Kanton Schaffhausen deutlich gerin- len aufgrund der Skala Reflektieren und Bewerten). Dies ger ist. entspricht der relativen Stärke im Aspekt Suchen und Ex- trahieren in der Deutschschweiz (Abbildung 2.4). Vergleich der drei Kompetenzaspekte Insgesamt führt die Darstellung der Ergebnisse nach den Aspekten des Lesens (Tabelle 2.2) zu keinen systematisch Tabelle 2.2 - Prozentanteil leseschwacher (
LESEKOMPETENZEN Abbildung 2.5 - Abweichungen der Ergebnisse vom globalen Mittelwert der Leseleistung nach den zwei Textformaten 550 540 530 520 510 Leseleistung 500 490 480 470 460 450 CH CH (f) CH (d) CH (i) VS (f) SH FR AR VS (d) NE AG JU SG GE BE (d) VD BE (f) FL ZH TI Kontinuierlich Nichtkontinuierlich Anmerkung: Die Sprachregionen und Kantone sind nach absteigenden Leseleistungen (Mittelwerte) des Textformates kontinuierliche Texte sortiert. © BBT/EDK, Konsortium PISA.ch Quelle: OECD – BBT/EDK, Konsortium PISA.ch – PISA Datenbank 2009 nichtkontinuierlichen Texten. In Frankreich und in Belgien Bedeutung einiger Schülermerkmale hingegen sind die Lesekompetenzen wie in der franzö- für die Lesekompetenzen sischsprachigen Schweiz und in der Deutschschweiz bei nichtkontinuierlichen Texten besser. In Deutschland hän- Ein Ziel von PISA ist es, jene Merkmale empirisch zu er- gen die Lesekompetenzen nicht mit den Textformaten mitteln, welche die Lesekompetenzen beeinflussen. Die zusammen (OECD, 2010a). bisherigen Ergebnisse von PISA zeigen (OECD, 2010a; Konsortium PISA.ch, 2010), dass die soziale Her kunft, Betrachtet man die Ergebnisse der Kantone und Regio- der Migrationshintergrund, die zu Hause ge sprochene nen, dann fällt auf, dass es – im Gegensatz zu den Er- Sprache und das Geschlecht der Schülerinnen und Schü- gebnissen nach den Kompetenzaspekten – abgesehen ler eine je nach Land unterschiedliche Bedeutung für die vom Kanton Tessin zu keinen Unterschieden in den Le- Lesekompetenz haben. Dementsprechend wurde die sekompetenzen nach Textformaten kommt. Es sind zwar Bedeutung dieser Merkmale für die Leseleistungen nach gewisse Schwankungen zwischen den Kantonen feststell- den Kantonen dargestellt, die an PISA 2009 mit einer re- bar, diese verlaufen allerdings immer nach dem gleichen präsentativen Stichprobe teilgenommen haben. Muster: Die Aufgaben zu den nichtkontinuierlichen Tex- ten werden besser gelöst als die Aufgaben zu den konti- nuierlichen Texten. Die Differenzen zwischen den Lese- leistungen nach Textformat sind sehr unterschiedlich. Sie betragen im Fürstentum Liechtenstein 19 Punkte, im Kan- ton St.Gallen 15 Punkte, im deutschsprachigen Teil des Kantons Wallis hingegen nur 2 Punkte und im Kanton Neuenburg 4 Punkte. PISA 2009 17 REGIONALE UND KANTONALE ERGEBNISSE
LESEKOMPETENZEN Info 2.2: Soziale Herkunft, Migrationshintergrund, Sprache Soziale Herkunft Aufgrund der Angaben der Schülerinnen und Schüler im Fragebogen wurde im Rahmen von PISA ein Index des wirtschaft lichen, sozialen und kulturellen Status (ESCS) gebildet – kurz Index der sozialen Herkunft. Der Index setzt sich aus der höchsten beruflichen Stellung der Eltern, dem höchsten Bildungsabschluss der Eltern und den im Elternhaus vorhandenen Besitztümern zusammen. Er weist in der OECD einen Mittelwert von 0 und eine Standardabweichung von 1 auf. Somit haben in der OECD rund zwei Drittel der Schülerinnen und Schüler einen Indexwert, der zwischen -1 und +1 liegt, rund 95 Prozent haben einen Indexwert, der zwischen -2 und +2 liegt. Für einige Analysen wurden die Schülerinnen und Schüler aufgrund der gesamtschweizerischen Verteilung des Indexes in vier gleich grosse Gruppen eingeteilt (je 25 Prozent der Schülerinnen und Schüler): (1) unterstes Viertel (mit einem Index- Wert bis zum 25. Perzentil), (2) zweites Viertel, (3) drittes Viertel und (4) oberstes Viertel (mit einem Index-Wert ab dem 75. Perzentil) beim Index der sozialen Herkunft. Schülerinnen und Schüler des zweiten und dritten Viertels haben eine mitt- lere Ausprägung des Indexes (Index-Wert zwischen dem 25. und 75. Perzentil). Migrationshintergrund Für die Bestimmung des Migrationshintergrunds nutzt PISA den Geburtsort. Zu den Schülerinnen und Schülern mit Migra- tionshintergrund gehören jene Schülerinnen und Schüler, deren beide Elternteile im Ausland geboren sind. Alle anderen Schülerinnen und Schüler werden als einheimische Schülerinnen und Schüler bezeichnet. Sprache Neben der Differenzierung nach dem Migrationshintergrund wurde auch eine Differenzierung nach der zu Hause ge sprochenen Sprache vorgenommen. Dazu wurden die Schülerinnen und Schüler gefragt, ob sie sich zu Hause am häufigsten in der Schulsprache beziehungsweise in der Testsprache oder in einer anderen Sprache (Fremdsprache) unterhalten. Soziale Herkunft hausen befinden sich in der Abbildung weit oben links. Abbildung 2.6 zeigt den Zusammenhang zwischen der Im Gegensatz dazu befindet sich der Kanton Zürich mit sozialen Herkunft und den Leseleistungen aufgrund der geringen Leseleistungen und einem grossen Einfluss der kantonalen Ergebnisse. Je weiter ein Kanton im Quadran- sozialen Herkunft auf die Leseleistungen rechts unten. ten links oben liegt, desto besser sind die Leseleistungen Drei Kantone passen nicht in dieses Muster. Der Kanton und desto schwächer ist der Einfluss der sozialen Her Tessin erreicht in der Schweiz die tiefsten Leseleistun- kunft auf die Leseleistungen. Umgekehrt gilt: Je weiter gen. Trotzdem ist der Einfluss der sozialen Herkunft auf ein Kanton im Quadranten rechts unten liegt, desto die Leseleistung vergleichsweise gering. Im Kanton Jura schlechter sind die Leseleistungen und desto stärker ist ist der Einfluss der sozialen Herkunft auf die Leseleistung der Einfluss der sozialen Herkunft auf die Leseleistungen. am geringsten, die Leseleistungen liegen jedoch nur im Im Allgemeinen kann festgestellt werden, dass in Kanto- Mittelfeld. Auf gleicher Höhe liegen die Leseleistungen nen mit besseren Leseleistungen der Einfluss der sozialen des Kantons St.Gallen, in dem der Einfluss der sozialen Herkunft geringer ist. Die französischsprachigen Teile der Herkunft auf die Leistungen innerhalb der Schweiz am Kantone Freiburg und Wallis sowie der Kanton Schaff stärksten ist. PISA 2009 18 REGIONALE UND KANTONALE ERGEBNISSE
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