Portugal: Regierung gegen die Austerität - Bilanz zum Ende des Tolerierungsmodells - Rosa-Luxemburg ...

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ONLINE-PUBLIKATION

       Mario Candeias

Portugal: Regierung
gegen die Austerität
     Bilanz zum Ende
 des Tolerierungsmodells
MARIO CANDEIAS ist Direktor des Instituts für Gesellschaftsanalyse
der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

IMPRESSUM
ONLINE-Publikation 1/2022
wird herausgegeben von der Rosa-Luxemburg-Stiftung
V. i. S. d. P.: Alrun Kaune-Nüßlein
Straße der Pariser Kommune 8A · 10243 Berlin · www.rosalux.de
ISSN 2567-1235 · Redaktionsschluss: Februar 2022
Lektorat: TEXT-ARBEIT, Berlin
Layout/Satz: MediaService GmbH Druck und Kommunikation

Diese Publikation ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit der Rosa-Luxemburg-Stiftung.
Sie wird kostenlos abgegeben und darf nicht zu Wahlkampfzwecken verwendet werden.
MARIO CANDEIAS

PORTUGAL: REGIERUNG GEGEN
DIE AUSTERITÄT
BILANZ ZUM ENDE DES TOLERIERUNGSMODELLS

Die Niederlage der radikalen Linksparteien bei den       views, die Hilary Wainwright (2019) im Auftrag der
portugiesischen Parlamentswahlen am 30. Januar           Rosa-Luxemburg-Stiftung mit Abgeordneten, Minis-
2022 muss wohl als historisch bezeichnet werden:         ter*innen und Aktiven der PS führte, von der Angst vor
Linksblock (Bloco de Esquerda, im Folgenden auch         der Pasokifizierung (auf Portugiesisch «Pasokificao»)
einfach nur Bloco) und Kommunisten (Partido Comu-        die Rede. Die PS verfolgte bis 2015, wie die meisten
nista Português/PCP, im Bündnis mit den Grünen als       sozialdemokratischen Parteien in Europa, einen neo-
Coligação Democrática Unitária/CDU angetreten)           liberalen New Labour- bzw. Neue-Mitte-Kurs. «Noch
erhielten jeweils lediglich 4,4 Prozent der Stimmen.     bis 2011 hatte eine PS-geführte Regierung unter dem
Das ist das schlechteste Ergebnis in der Geschichte      später wegen Korruption verhafteten Ministerpräsi-
der PCP seit der Rückkehr zur Demokratie in Folge der    denten José Sócrates die Vorgaben der Troika umge-
Nelkenrevolution im Jahr 1974 und das schwächste         setzt. In den Jahren 2011 bis 2015 regierte eine rechte
des Linksblocks seit 20 Jahren. Mit dieser Wahl-         Koalition das Land. Nachdem der Stimmenanteil
niederlage ist auch das von vielen Beobachtern mit       der Pasok in Griechenland von 43,9 Prozent im Jahr
Spannung verfolgte Modell der Tolerierung einer          2009 auf 6,3 Prozent bei den Wahlen im September
sozial­demokratischen Minderheitsregierung durch         2015 abgestürzt war, wurde auch für die PS in Por-
radikale Linke beendet.                                  tugal eine Fortführung der alten Politik, eventuell gar
Im Jahr 2015 hatten beide Linksparteien – gestärkt       in einer Koalition mit der Rechten, zu einer existen-
durch die Massenproteste gegen die Austeritätspo-        ziellen Bedrohung: Die PS lief Gefahr, der Pasok ins
litik und mit mehr als doppelt so hohen Wahlergeb-       Familiengrab der europäischen Sozialdemokratie zu
nissen im Rücken – mit einer Tolerierung einer von       folgen» (ebd., vgl. Candeias 2016). In dieser Situation
der sozialdemokratischen Sozialistischen Partei (PS)     zog die PS die Notbremse und schwenkte auf einen
Minderheitsregierung begonnen, die sie erst im letz-     wenn auch nur gemäßigten, Anti-Austeritätskurs um.
ten Herbst aufgrund ihrer Unzufriedenheit mit deren      Bei den Wahlen im Jahr 2015 gewann zwar Portugal
Politik mit der Ablehnung des Haushaltsentwurfes         à Frente («Vorwärts Portugal»), ein Wahlbündnis aus
platzen ließen, weswegen es dann zur vorgezogenen        der rechtsliberalen PSD und der rechten CDS-PP, mit
Neuwahl kam.                                             36,8 Prozent der Stimmen. Es hatte jedoch Verluste
Nach sechs Jahren Tolerierung liegen die radikalen       von über zehn Prozent hinnehmen müssen und ver-
Linksparteien nun am Boden und wurden erstmals           fügte über keine eigene Mehrheit. Die Sozialdemokra-
von der neuen radikal rechten Partei Chega («Es          ten hatten hingegen über vier Prozent hinzugewinnen
reicht») überholt. Dabei war die von ihnen tolerierte    können und landeten bei 32 Prozent. Noch überra-
PS-Regierung mit ihrer progressiven Sozial- und          schender war die Verdopplung des Ergebnisses des
Arbeitsmarktpolitik keineswegs unpopulär gewesen.        Bloco de Esquerda auf 10,2 Prozent. Die grün-kom-
Nun konnte die PS sogar eine absolute Mehrheit der       munistische CDU mit der PCP als tragendem Kern
Parlamentssitze erzielen, während der Bloco 14 seiner    und mit stabiler Unterstützungsbasis in den wichtigs-
vorher 19 Abgeordneten verlor und die PCP sich auf       ten Industrie- und Landwirtschaftsregionen hielt ihre
sechs Sitze halbierte. Wie mag diese Niederlage zu       Position auch bei dieser Wahl mit 8,25 Prozent (seit
erklären sein? Zunächst ein Rückblick auf das in den     den frühen 1990er Jahren kommt sie durchschnittlich
ersten Jahren gelungene Modell einer Anti-Austeri-       auf etwa acht bis neun Prozent bzw. 16 bis 17 Parla-
tätsregierung, aber auch auf die Fallstricke und Gren-   mentssitze).
zen einer Tolerierung.                                   Die PS hatte nun zwei Optionen: als Juniorpartner
                                                         der Rechten in die Fortsetzung einer Regierung der
                                                         harten Austerität eintreten, die von der Bevölkerung
EIN RÜCKBLICK:                                           mehrheitlich abgelehnt wurde, oder eine von der
DIE ABKEHR VON DER AUSTERITÄT                            radikalen Linken gestützte Minderheitsregierung zu
                                                         bilden. Letzteres war als Angebot von Catarina Mar-
Die Sozialistische Partei Portugals hatte in den Jah-    tins, der Vorsitzenden des Bloco, unterbreitet wor-
ren nach der globalen Finanzkrise 2008 ff. «den Kol-     den. Dies bot António Costa (PS) die Möglichkeit,
laps ihrer Schwesterpartei Pasok in Griechenland         selbst Premierminister zu werden. Zwar hatte Costa,
vor Augen». Entsprechend häufig war in den Inter-        dessen Vater ein PCP-Aktivist gewesen war, zuvor als

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Bürgermeister von Lissabon mit dem PCP zusam-               die Machtbalance auf nationaler Ebene, in Portugal
mengearbeitet. Wenn auch links von seinem Vor-              selbst. Einig war man sich in dem Ziel, dem Austeri-
gänger in der Parteiführung angesiedelt, war und ist        tätsregime der portugiesischen Rechten ein Ende zu
die Politik von Costa eher moderat und schließt eine        bereiten. Die Stärke des Bloco und der PCP als neuen
Bindung an die Regularien der EU mit ein, allerdings        Verbündeten des PS verschob die Haltung der PS
verknüpft mit einer gewissen Konfliktbereitschaft           nach links, drängten die beiden Linksparteien doch
gegenüber der Troika. Eine solche Wendung hatte             mit breiten Kampagnen darauf, dass die getroffenen
nach der eher moderaten Kampagne der PS für eine            Tolerierungsvereinbarungen eingehalten wurden.
«Austerität light» (Principe) kaum jemand erwartet.         Ihre Kraft und politische Beharrlichkeit machten es
Und «zunächst galt das linke Überraschungsbündnis           der PS-Regierung, wollte sie im Amt bleiben, unmög-
als «Geringonça», als «klapprige Kiste», wie es abfällig    lich, der EU einfach nachzugeben. Bei einigen The-
genannt wurde. Weder die Rechte noch die EU-Funk-           men, wie etwa dem Anstieg des Mindestlohns und
tionär*innen glaubten, dass es Bestand haben würde.         der Sicherheit prekär Beschäftigter, stellte der Bloco
Die Partei von Mario Soares, der Portugals Integration      und zumeist auch die PCP klar, dass sie ihre Unter-
in die EU und die NATO bewerkstelligt hatte, befand         stützung für das Regierungsbündnis zurückziehen
sich nun in einem Bündnis mit zwei Parteien, die der        würden, falls gegen diesbezügliche Vereinbarungen
EU ablehnend gegenüberstehen. Kommentator*in-               verstoßen würde. Das Ergebnis war keine Linksre-
nen prophezeiten, die Regierung werde in einem Jahr         gierung, nicht einmal eine Mitte-links-Regierung – es
zusammenbrechen und die PS sich einer Koalition mit         ging hier «nur» um eine Tolerierung, aber um eine mit
der PSD zuwenden» (Wainwright 2019). (Da nach der           klaren Absprachen. Es mag etwas seltsam anmu-
Revolution von 1974 keine Partei einen Namen wollte,        ten, dass die Verhandlungen der PS mit den beiden
der sich mit der Rechten verband, nannte sich die           linken Parteien getrennt geführt wurden. Auf dieser
Rechtsliberalen merkwürdigerweise Partido Social            Trennung hatte die PCP bestanden. Auch dies ein Zei-
Democrata/PDS, also Partei der Sozialen Demokra-            chen, dass es nicht um eine förmliche Koalition ging.
tie). Damit wären die von der Troika vorgesehenen           Am Ende standen schriftliche Vereinbarungen, aber
Austeritätsmaßnahmen fortgeführt worden. Doch so            eben kein Koalitionsvertrag und auch keine Regie-
kam es nicht.                                               rungsposten für Vertreter*innen der radikalen Linken.
                                                            Zu bestimmten Themen wurden im weiteren Verlauf
                                                            gemeinsame Arbeitsgruppen und regelmäßige Kon-
VERTRAGLICH FIXIERTE KONKRETE                               sultationsrunden eingerichtet.
PROJEKTE – AUCH OHNE KOALITIONS-
VERTRAG
                                                            GEMEINSAME ERFOLGE
Seit Ende 2015 stellte die sozialdemokratische PS
also eine Minderheitsregierung mit parlamentari-            In der ersten Legislatur wurden dann zentrale Maß-
scher Unterstützung der radikalen Linken. Eröffnet          nahmen erfolgreich umgesetzt, die tatsächlich für
ein solches Modell der Tolerierung einer Anti-Auste-        Brüche mit der von der Troika oktroyierten Austeri-
ritäts-Regierung als «Juniorpartner» einer radikalen        tätspolitik standen. Man hatte sich darauf geeinigt,
Linken neue Spiel- und Manövrierräume zwischen              die Politik der Privatisierungen zu beenden. Tatsäch-
Opposition und Koalitionsbeteiligung? Ermöglicht            lich wurde die bereits eingeleitete Privatisierung
es, bestimmte begrenzte Reformen durchzusetzen              des öffentlichen Nahverkehrs in Lissabon und Porto
und zugleich ein eigenständiges transformatives Pro-        gestoppt, die Fluglinie TAP wurde wieder verstaat-
jekt zu entwickeln? Kann es gar als Vorbild dienen für      licht. Wasser ist zu öffentlichem Eigentum erklärt
andere Länder? Selbstverständlich ist kein Modell           und so vor dem Ausverkauf geschützt worden. Im
aufgrund der in der Realität immer sehr spezifischen        öffentlichen Dienst wurden Lohnkürzungen zurück-
Rahmenbedingungen einfach auf andere politische             genommen genauso wie zuvor geplante Entlassun-
Konstellationen übertragbar, aber es lässt sich doch        gen. Im Privatsektor wurden die Nettolöhne durch
immer etwas aus den Erfahrungen in anderen Län-             eine Reduzierung der Sozialversicherungsbeiträge
dern lernen.                                                angehoben, ohne dass dies negative Auswirkungen
Zunächst einmal handelte es sich um einen der weni-         auf die spätere Rente oder die Nachhaltigkeit der
gen Versuche überhaupt, der Politik der Troika oder         Sozialversicherung haben soll. Scheinselbstständig-
der europäischen Institutionen mit ihrem autoritären        keit wurde bekämpft, damit die Beschäftigten wieder
Austeritätskurs etwas entgegenzusetzen. Da die EU           richtige Arbeitsverträge erhalten. Das Recht auf kol-
nach 2016 kein zweites Griechenland und kein wei-           lektive Tarifverhandlungen für öffentlich Bedienstete
teres destabilisierendes Element neben dem Brexit           wurde wieder eingeführt. Die Streichung von vier
wollte, war sie in keiner starken Position, um ihre Poli-   gesetzlichen Feiertagen durch die rechte Vorgänger-
tik durchzusetzen. Doch noch entscheidender war             regierung ist rückgängig gemacht worden. Seit 2016

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wird sukzessive die Rückkehr zur 35-Stunden-Woche        zent über regenerative Quellen erreicht werden. Im
im öffentlichen Dienst umgesetzt. Um die Armut zu        März 2020 konnte sogar die gesamte Nachfrage zu
bekämpfen, wurde der monatliche Mindestlohn zum          100 Prozent aus Wind- und Wasserkraft gedeckt wer-
1. Januar 2017 auf 557 Euro angehoben, bis zum           den. Sozial-, arbeitsmarkt-, fiskal- und umweltpoli-
Ende der Legislaturperiode ist er auf 635 Euro und       tisch konnte die von links tolerierte Regierung so eine
damit um mehr als 20 Prozent gestiegen. Für arme         ganze Reihe von Erfolgen verbuchen.
Familien – und davon gibt es in Portugal inzwischen      Mit dem Erfolg stiegen auch die Erwartungen an
Millionen – hat man den Strompreis gesenkt.              die Regierung. Die Menschen hatten die Erfahrung
Zwangsräumungen infolge von Zahlungsverzug bei           gemacht, dass öffentliche Gelder für verbessere
Hypothekenkrediten wurden ausgesetzt. Die Ren-           soziale Infrastrukturen, Investitionen und Löhne ein-
ten unterhalb einer Höhe von 600 Euro wurden leicht      gesetzt werden können und es der Wirtschaftsent-
erhöht, während Renten über 600 Euro von Abgaben         wicklung nicht schadete – im Gegenteil. Finanzmi-
entlastet wurden. Im Gegensatz dazu hatte die            nister Marcelo Centanos (PS) hatte nun allerdings ein
Vorgängerregierung der Troika noch versprochen, die      Problem: Seine Politik, steigende Einnahmen nur zu
staatlichen Sozialausgaben um vier Milliarden Euro zu    nutzen, um das Defizit zu reduzieren, wurde von links
kürzen, davon 1,6 Milliarden Euro bei den Renten. Die    zunehmend offen herausgefordert. «Der Finanzmi-
Inventionen in das öffentlichen Gesundheitssystem        nister [konnte] die Mittel nicht länger horten, um der
nahmen deutlich zu. Zur Finanzierung der neuen           engen Definition vermeintlich solider Staatsfinanzen
Sozialpolitik wurden Vermögende stärker belastet.        zu entsprechen, die ihn und die EU-Finanzminister»
Die Einkommensteuer wurde wieder progressiv(er)          verband (Wainwright 2019). Henrique Borges, einer
gestaltet: Wer ein hohes Einkommen hat, muss antei-      der Organisatoren eines landesweiten Lehrer*innen-
lig mehr Steuern zahlen. Die weitere Senkung der         streiks, meinte: «Die Regierung sagt, es gebe kein
Unternehmenssteuern wurde gestoppt, Gewinne aus          Geld, aber wir wissen, dass welches da ist. Das Defi-
Aktienbesitz werden stärker besteuert.                   zit ist sehr niedrig, und sie vergeben Geld an private
Für die Bevölkerung bedeutete dies eine Verringe-        Banken. Also gibt es auch Geld für die öffentlichen
rung des alltäglichen Drucks: Die Angst vor Job-         Dienstleistungen.» (Zit. nach ebd.)
verlust, Renten- und Gehaltskürzungen sowie dem          Auch andere Gruppen fühlten sich ermutigt, etwa
Abbau sozialer Infrastrukturen nahm ab. Beschäftigte     die Selbstorganisierung der Prekären. Sie startete
im öffentlichen Sektor und Rentner*innen hatten          ein nationales Volksbegehren (eine Besonderheit
etwas mehr Geld zur Verfügung, die Sparrate sank,        der portugiesischen Verfassung mit ihren auf die
der Konsum stieg. Auch die ärmeren Bevölkerungs-         Nelkenrevolution zurückgehenden radikal-demokra-
gruppen erhielten mehr staatliche Unterstützung.         tischen Elementen) für ein Gesetz, das verbindliche
Diese Maßnahmen waren für viele Menschen spür-           Arbeitsverträge vorschreiben und prekäre Arbeits-
bar und führten gleichzeitig zu Wachstumsraten           verhältnisse beenden soll. Für den Bloco bildete
über dem europäischen Durchschnitt (Louçã u. a.          dieser Kampf schon länger einen Schwerpunkt sei-
2020: 55). Die radikale Linke wollte in den Verhand-     ner politischen Arbeit. Nun gelang es ihm auch, mit
lungen, dass «die Verbesserungen schneller erreicht      den Gewerkschaften eng zusammenzuarbeiten,
würden, und sie drängte stark darauf, die Ausgaben       die sich erstmals für solche Forderungen öffneten.
für Gesundheit und Bildung wieder zu heben. Ich          Entsprechend war dann die Beendigung von prekärer
denke, das wirkte», gab die Europaministern Marga-       Arbeit ein wichtiges Thema des zwischen PS und
rine Marques von der PS zu und fuhr fort: «Eines der     Bloco geschlossenen Abkommens, blieb allerdings
Dinge, die Politiker oft vergessen, ist die Bedeutung    umkämpft, weil die Maßnahmen im Wesentlichen
von Erwartungen. Unter den brutalen Maßnahmen            auf den öffentlichen Sektor beschränkt wurden (vgl.
der Troika waren die Leute so verängstigt gewesen,       Mortagua 2017). Immerhin: Die Implementierung
dass sie ihren Konsum massiv einschränkten, was die      war keineswegs nur eine Angelegenheit von Gesetz-
ökonomische Situation noch verschlimmerte, selbst        gebung und zentralstaatlicher Verwaltung. «Erfolg-
wenn das Defizit gebremst worden war. Als diese          reiche Implementierung erforderte das praktische
Maßnahmen zurückgenommen wurden, blicken die             Wissen der prekär Arbeitenden selbst. So kam es zu
Leute mit Optimismus in die Zukunft und sie konsu-       einem exemplarischen Prozess der Zusammenarbeit
mieren wieder und hegen wachsende Erwartungen.»          von parlamentarischer und gesellschaftlicher Aktion,
(Zit. nach Wainwright 2019) Das höhere Wachstum          von Selbstorganisation und einer Teilung praktischen
diente zugleich dazu, das Staatsdefizit zu reduzieren.   und offiziellen Wissens – ein Teil der bemerkenswert
Tatsächlich lag das Defizit zum Ende der Legislatur      günstigen Machtbalance.» (Wainwright 2019) Das
2019 bei 0,7 Prozent – verglichen mit 3.2 Prozent vor    portugiesische Modell habe auf diese Weise «neue
den Wahlen, als die Troika auf Austerität als einzigem   Kanäle geschaffen, über die soziale und Arbeiter*in-
Weg zur Reduktion bestanden hatte. Zudem konnte          nenbewegungen Einfluss auf die politische Macht
eine Deckung des Energiebedarfs von bis zu 60 Pro-       nehmen können» (ebd.).

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Die erfolgreiche Arbeit schlug sich auch in Umfragen                       Bei den Wahlen 2019 kam es dann tatsächlich so:
nieder. Die Zustimmungswerte für die sozialistische                        Die sozialdemokratische PS gewann mit 36 Prozent
Regierungspartei waren nach 15 Monaten Arbeit                              (+4 Prozent) deutlich vor der Rechten, die fast zehn
im April 2017 auf einen Rekordwert von 42 Pro-                             Prozent Verluste hinnehmen mussten (nur noch
zent gestiegen. Die PS lag damit 17 Punkte vor der                         27,8 Prozent der Stimmen). Generell war es ein wich-
rechtskonservativen PSD (24,6 Prozent). Auch in                            tiger Effekt, dass durch das Regierungsmodell die
späteren Umfragen blieb die PS auf hohem Niveau                            autoritäre und radikale Rechte in Portugal anders als
stabil. Aber auch die Umfragewerte für den Bloco                           in anderen Ländern insgesamt deutlich geschwächt
und das grün-kommunistische Wahlbündnis um die                             werden konnte. Der Bloco konnte sein starkes Ergeb-
Kommunistische Partei stiegen zunächst leicht auf                          nis von 2015 nahezu halten (minus 0,6 Prozent
9,5 Prozent, respektive 7,6 Prozent. Die ultrarechte                       bei gleichbleibender Zahl von Abgeordneten), die
CDS-PP, ehemalige Regierungspartnerin der PSD,                             grün-kommunistische CDU verlor zwei Prozent der
kam hingegen nur noch auf 4,8 Prozent. Dies war eine                       Stimmen und kam auf 6,3 Prozent (und fünf Abgeord-
wichtige Zwischenbilanz: ein Signal, dass eine Tole-                       nete weniger),1 die links-grüne Tierrechtspartei PAN
rierung im «Schatten der Regierung» nicht zu Stim-                         erreichte immerhin 3,3 Prozent und die pro-europä-
menverlusten für die radikale Linke führen musste.                         isch linksgrüne Partei Livre erzielte mit 1,1 Prozent
Entsprechend wurde vor den Wahlen 2019 eine Fort-                          noch ein Abgeordnetenmandat. (In Portugal gibt es
setzung der Tolerierung angestrebt.                                        seit der Revolution 1974 keine Sperrklausel bei Wah-
                                                                           len.) Eine Minderheitsregierung war damit erneut
                                                                           möglich. Allerdings sollte es nach dem Willen der
ZUNEHMENDE KONFLIKTE                                                       PS diesmal kein Abkommen mit der radikalen Linken
                                                                           geben, sondern es sollten von Fall zu Fall Kompro-
Der Regierungschef António Costa erklärte vor den                          misse ausgehandelt werden.2 Das heißt auch, dass
Wahlen im Jahr 2019 mehrfach, er wolle das erfolg-                         sich die Regierung bei bestimmten Themen wech-
reiche Modell mit der Linken gern fortführen. Intern                       selnde Mehrheiten organisiert und sich dafür Partner
knirschte es allerdings zunehmend. Die veränderten                         aus einem breiteren linken Spektrum oder eben aus
Kräfteverhältnisse im Bündnis durch den Höhenflug                          der Rechten suchen konnte.
der PS in den Umfragen erschwerten die Versuche,                           Die rechtskonservative PSD hatte ein entsprechendes
der Regierung ernsthafte linke Projekte abzutrotzen.                       Entgegenkommen bei bestimmten Punkten signa-
Ein Bündnis auf Augenhöhe wurde so mit der Zeit                            lisiert und dies in der ersten Legislatur bereits gele-
immer schwieriger (vgl. Candeias 2019).                                    gentlich praktiziert. Tatsächlich sollten dann viele der
Für die Sozialisten war es durchaus klug, sich die                         Pandemiemaßnahmen auf gemeinsame Gespräche
Zusammenarbeit mit der radikalen Linken als Option                         der beiden großen Parteien zurückgehen. Umge-
offenzuhalten, weil sie so – gegenüber den europä­                         kehrt wollte die PS die Wiederwahl des konservativen
ischen Institutionen und dem rechten Flügel im Par-                        Staatspräsidenten Marcelo Rebelo de Sousa erneut
lament und in der eigenen Partei auf der einen Seite                       unterstützen. Dieser wurde denn auch 2021 schon im
und gegenüber der radikalen Linken auf der anderen                         ersten Wahlgang mit absoluter Mehrheit wiederge-
Seite – immer eine zentristische Position vertreten                        wählt. Eine negative «Koalition der Ablehnung» von
konnten. Das hat ihr nach eigener Aussage geholfen,                        radikaler Linken und der Rechten zur Blockade der
einen gemäßigten Linkskurs durchzuhalten. Nur auf                          Regierung rechnete die PS trotz fehlender Mehrheit
diese Weise lässt sich anscheinend die sanfte Erneu-                       eher nicht. Für die regierende PS war die Allianz mit
erung der Sozialdemokratie fortführen, wie sie im                          der radikalen Linken letztlich nur eine günstige tak-
übrigen Kontinentaleuropa sonst bisher nicht zu fin-                       tische Möglichkeit, die Regierungsmacht zurückzu-
den war (ebd.). Darüber hinaus hatte die PS bisher nur                     erobern und die eigene Position zu stabilisieren, kein
ein einziges Mal in ihrer Geschichte (1995–1999) eine                      gemeinsames strategisches Projekt für einen Rich-
Legislatur in der Regierung zu Ende bringen können                         tungswechsel. Das machte es für die radikale Linken
(in allen anderen Fällen scheiterten Koalitionen mit                       in der Legislatur ab 2019 weitaus schwieriger, eigene
der Rechten vorzeitig; vgl. Freire 2021). Mit der Tole-                    Projekte durchzusetzen oder gemeinsame Initiativen
rierung der radikalen Linken aber konnte eine neue                         zu starten.
Qualität politischer Stabilität erreicht werden.

1   Obwohl in allen Umfragen die Anhänger*innen der grün-kommunistischen Partei eine weitere Unterstützung der Regierungskoalition befürworteten
    (Freire 2021), hat dies bei den Wahlen letztlich zu einer geringeren Mobilisierung der PCP-Wähler*innen geführt.
2   Auch die Kommunistische Partei (ebenso wie die links-grüne PAN) hat eine schriftliche Vereinbarung abgelehnt (Freire 2021). Eine exklusive
    Vereinbarung nur mit dem Bloco hätte aus Sicht der PS den Bewegungsspielraum zu sehr eingeschränkt, sozusagen eine Quasi-Koalition bedeutet
    und schied daher als Option aus.

6
EIGENSTÄNDIGKEIT IN DER TOLERIERUNG                        Gesundheitsdienst, doch reichten diese nicht aus.
                                                           Obwohl die Löhne und Gehälter der Beschäftigten
Eine Ursache des Erfolgs der ersten Legislatur             im Gesundheitssektor wieder stabilisiert wurden,
2015–2019 war, dass die Mindestbedingungen und             kam es in den vergangenen Jahren, so Bruno Maia,
Maßnahmen für die Tolerierung in einer klaren Ver-         Mediziner und Bloco-Mitglied, zu einem «Verfall der
einbarung festgehalten worden waren (vgl. Candeias         Infrastruktur und der Dienste selbst». Im Ergebnis
2017). Das ist nicht selbstverständlich, denn Tolerie-     «verlieren wir Ärztinnen und Ärzte an den privaten
rungen in anderen Ländern hatten oft keine solchen         Sektor; Notaufnahmen sind überfüllt, es gibt zuneh-
klaren Absprachen. Anders als in einem Koalitions-         mende Wartezeiten und immer längere Wartelisten
vertrag ist die «Koalitionsdisziplin» bei einer Tolerie-   für Operationen. Es nimmt unerträgliche Ausmaße
rung aber von vornherein eingeschränkt. Die radikale       an. Wir werden die unzureichenden Investitionen
Linke musste sich nicht in Ministerial- und Verwal-        ins Gesundheitssystem einfach angehen müssen.»
tungsapparaten verheddern, die sie nicht kontrollie-       (zit.n. Wainwright 2019) Domingos Lopez, lang-
ren kann, hatte keine Minister*innen, die das Wenige,      jähriger Unterstützer des PCP und Sekretär des
das man erreicht hat, oder auch negative Entschei-         historischen PCP-Führers Alvaro Cunhal zu jener Zeit,
dungen und Rückschritte noch als Erfolg darstellen         als Cunhal nach der Nelkenrevolution kurz Minister
mussten. Stattdessen konzentrierte sie sich auf die        war, stimmt zu, dass die Wiederherstellung und
Ausarbeitung von vereinbarten Gesetzes- und Refor-         Verbesserung der Gesundheitsdienste das Thema
minitiativen im Parlament und auf die gesellschaft­        ist, bei dem ein neues Übereinkommen Fortschritte
liche Debatte, ohne eine Unterordnung von Partei und       erzielen musste. «Unsere größte Errungenschaft
Parlamentsfraktion unter die Regierungslogik. Die          nach der Revolution war der Nationale Gesund-
eigene Initiative wurde dabei öffentlichkeitswirksam       heitsdienst.» (ebd.) Diesen gelte es wiederaufzu-
in Szene gesetzt (statt nur Vorschläge der Regierung       bauen. Doch nach der Wahl 2019 gab es eben kein
zu diskutieren). Die Linksparteien konnten ihrer Auf-      Abkommen zwischen den radikalen Linksparteien
gabe, einen grundlegenden Richtungswechsel ein-            und der PS. Minister*innen der Regierung äußerten
zufordern und zugleich über eine Tolerierung und           sich zurückhaltend über öffentliche Investitionen,
wirksame Umsetzung konkreter Reformen das Best-            während Abgeordnete des Bloco anerkannten, dass
mögliche für die Menschen herauszuholen, nachge-           die Regierung immerhin eine Milliarde Euro in die
hen und diese Rolle weiter ausbauen. Wenn notwen-          Gesundheitsdienste investiert wurde: «Es gab keine
dig, konnte die radikale Linke gegen die Regierung         Einschnitte. Sie haben investiert», sagt Ze Soeiro,
stimmen. Das geschah etwa aus Protest gegen den            Sprecher des Bloco zu Arbeitsthemen, «nur war es
Umgang der PS mit der Bankenkrise und der von ihr          nicht genug.» (ebd.) Letzteres zeigte sich dann nicht
verfolgten Privatisierung (vgl. Mortagua 2017) oder        zuletzt infolge der Pandemie: Die deutliche Stärkung
eben bei ihrer Ablehnung des Haushaltsentwurfes            des Gesundheitssystem ist ein wichtiger Erfolgsfak-
im Herbst 2021, die in der vorgezogenen Neuwahl            tor der Pandemiebekämpfung in Portugal.
im Jahr 2022 mündete. Dies zeigt, dass die «Koali-         Dabei waren die Ausgangsvoraussetzungen nicht ein-
tionsdisziplin» bei einer Tolerierung nicht so streng      fach. Der Anteil der Über-80-Jährigen ist in Portugal
wie bei einer formalen Regierungsbeteiligung ist und       ähnlich hoch wie in Italien; das Gesundheitssystem
die linken Spielräume entsprechend größer sind: Die        war schon vor Corona überfordert und leidet noch an
Linke muss nur jene Maßnahmen stützen, von denen           den Folgen der Kürzungen während der Finanzkrise
sie überzeugt ist, andere nicht. Knackpunkte waren         vor einem Jahrzehnt. «Nur 4,2 Intensivbetten stehen
dabei insbesondere die Budgetentscheidungen, bei           pro 100.000 Bürger zur Verfügung. Die portugiesi-
denen bis zum Herbst des Jahres 2021 aber immer            sche Regierung verlor deshalb im März 2020 keine
eine Einigung erzielt werden konnte.                       Zeit: Man schloss die Schulen, als nur 245 Infektionen
                                                           nachgewiesen waren, der Ausnahmezustand wurde
                                                           bei 448 Fällen erklärt; in Italien geschah das erst bei
REGIEREN IN ZEITEN DER PANDEMIE                            9000. Gleichzeitig zeigten sich die Portugiesen diszi-
                                                           pliniert und einsichtig.» (Rössler 2020) Ein vollständi-
Eine Priorität, für die sich Aktive des Bloco, der PCP     ger Lockdown mit harten Ausgangsbeschränkungen
und der PS gleichermaßen leidenschaftlich aus-             führte im Vergleich zu anderen Ländern, vor allem
sprachen, sind Investitionen in den Gesundheits-           zum Nachbarn Spanien, zu einer eher moderaten
sektor. Vom Zeitpunkt der Tolerierung an wurden            Verbreitung von Covid-19 in Portugal. Früh wurde auf
die investiven Ausgaben jährlichen um 1,63 Mil-            umfangreiche Tests gesetzt, um Verdachtsfälle zu klä-
liarden Euro (17,8 Prozent) und die Personalaus-           ren. Das Gesundheitssystem konnte den Schock ver-
gaben um 958 Millionen Euro (28 Prozent) erhöht.           kraften. Die Pandemiesituation führte auch nicht wie
Der Druck des Bloco und der PCP führte zu diesen           in anderen Ländern zu einer Atmosphäre von Spal-
beachtlichen Investitionen in den Nationalen               tung und verbreiteter Corona-Leugnung.

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In der am stärksten betroffenen Metropole Lissabon         949 Millionen Euro für Gesundheit vorgesehen. Die
wurden beispielhafte Maßnahmen zur Linderung               weitergehende Durchsetzung der 35-Stunden-Wo-
der sozialen Krise getroffen. Die Stadt war ein weite-     che soll die Arbeitsbedingungen verbessern. Weitere
res Beispiel für die Kooperation von PS und radikaler      Investitionen konzentrieren sich auf die Rettung und
Linker, die hier bis zu den Kommunalwahlen 2021 in         den Wiederauf- und Umbau der Industrie in Rich-
einer Koalition gemeinsam regierten. So wurden alle        tung Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft
Zwangsräumungen gestoppt, umfangreiche Kapazi-             sowie die Substitution von Importen etwa von Vor-
täten für die Unterbringungen und den Gesundheits-         produkten durch mehr lokale Produktion. Darüber
schutz von Obdachlosen geschaffen, ein städtischer         hinaus sollen die erneuerbaren Energien sowie der
Plan zur Gewährleistung der Ernährung der ärme-            grenzüberschreitende Schienengüterverkehr ausge-
ren Bevölkerungsteile umgesetzt, der maßgeblich            baut und mehr Wohnungen errichtet werden. Auch
über Schulen in die Nachbarschaften wirkt und so           ohne formelle Vereinbarung konnten die tolerieren-
zugleich die Versorgung der vulnerabelsten Bevöl-          den Linksparteien so eigene Akzente setzen und
kerungsgruppe, der Kinder, sichern soll. Darüber           das Regierungshandeln noch einmal in ihrem Sinne
hinaus wurde in öffentlich-zivilgesellschaftlicher Part-   beeinflussen.
nerschaft das sogenannte Solidarnetz geschaffen,
das Zehntausende von Menschen mit Lebensmit-
teln versorgt und weitere Unterstützungsleistungen         WIDERSPRÜCHE UND UNERLEDIGTES
bietet, vor allem für Ältere und besonders durch die
Pandemie Gefährdete. Hilfreich war, dass die Stadt         Das Angebot vom Bloco de Esquerda, eine Minder-
ein Projekt namens «Radar» zum Mapping der Situa­          heitsregierung zu tolerieren, war 2015 zunächst nur
tion alleinstehender älterer Menschen durchführt           taktisch gemeint gewesen, in der Erwartung, die
und damit bereits über ein Jahr vor Ausbruch der           Sozialistische Partei würde darauf nicht eingehen,
Corona-Krise begonnen hatte, sodass nun zielgenau          so Catarina Príncipe (2017). Das heißt, die Tolerie-
geholfen werden konnte (ebd.).                             rung war keine von vornherein strategisch ausgear-
Aus sozialen und gesundheitspolitischen Gründen            beitete Option. Dafür lief es zunächst erstaunlich gut
erhielten alle Geflüchteten und Migrant*innen, die         für die radikale Linke in Portugal. Aber es gab beim
bereits einen Antrag auf Aufenthaltsberechtigung           Bloco keine Vorstellung, welche Form der Parteient-
bzw. Asyl gestellt hatten, zeitlich begrenzt bis zum       wicklung – sei es national oder lokal – verfolgt wer-
Ende der Pandemie eine Sozialversicherungsnum-             den sollte. Damit zusammen hing eine nicht wirklich
mer und haben auf dieser Basis vollen Zugang zur           geklärte Arbeitsteilung zwischen Parlamentsfraktion
Gesundheitsversorgung, können Dienst- und Miet-            und Partei. Letztere wurde als eigene Akteurin kaum
verträge abschließen und ein Konto eröffnen. Keine         wahrgenommen, während die Parlamentsfraktion,
Kleinigkeit in Zeiten zunehmender Abschottung in           die jetzt voll und ganz mit Regierungsarbeit beschäf-
vielen Ländern Europas.                                    tigt war, gestärkt wurde. Der Bloco verfügt jedoch bis
Die Pandemie warf Portugal dennoch um Jahre                heute anders als die Kommunistische Partei nur über
zurück. Die fortgesetzten Wellen der Pandemie              eine schwache Verankerung in den popularen Klas-
schädigten vor allem den Tourismus nachhaltig. Die         sen, in den Kommunen oder in den Gewerkschaften.
Arbeitslosigkeit verdoppelte sich, Firmenpleiten häu-      Die sozialen Bewegungen, mit denen er zum Teil enge
fen sich, die geringen finanziellen Hilfen für Betrof-     Kontakte unterhält, sind in Portugal eher schwach und
fene können die Not kaum lindern (vgl. Viegas 2020).       wurden dann durch die Pandemie weiter geschwächt.
Ein peripheres Land wie Portugal kann nicht so leicht      Dennoch war und ist keine übergreifende Strategie
wie Deutschland finanzielle Mittel mobilisieren. Das       zur Verbindung, Verbreiterung und Verankerung des
Budget rutsche mit minus sieben Prozent erstmals           Bloco entwickelt worden, obwohl die Bedingungen
wieder ins Defizit. Die europäischen Hilfen stützen        etwa zum Aufbau von Solidarstrukturen wie in Spa-
das Land, aber einmal mehr zeigt sich die Ungleich-        nien und Griechenland durchaus gegeben waren
heit der Verhältnisse in Europa.                           (vgl. Candeias/Völpel 2014). Die Parlamentsfraktion
In der Pandemie-Krise konnte die radikale Linke            dominierte über die Partei, konnte jedoch die von der
zunächst weiter Druck entfalten, um das staatliche         mangelnden Verankerung herrührende «Verwund-
Gesundheitssystem zu stärken. Der im Juli 2020 ver-        barkeit» (Príncipe) nicht ausgleichen – ein Grund für
öffentlichte Plan der Regierung für die wirtschaft-        die schwankenden Ergebnisse des Bloco bei Wah-
liche und soziale Erholung Portugals sah denn auch         len in den Jahren zuvor, während die PCP sich lange
deutlich gesteigerte Investitionen in die Ausrüstung       auf eine stabile Gruppe von Stammwähler*innen aus
und das Personal des staatlichen Gesundheitssys-           ihren traditionellen Milieus in Industrie und Landwirt-
tems vor. Das Land kann zwischen 2021 und 2026             schaft verlassen konnte.
mit insgesamt 15,3 Milliarden Euro aus den europä-         Aufgrund des hastig vollzogenen Schritts hin zur
ischen Pandemie-Hilfspaket rechnen. Davon sind             Tolerierung war auch die Frage nach einem Austritt

8
aus dieser Konstellation nie wirklich geklärt worden.     nomie stehen immer noch relativ am Anfang. Auch
Zwar gab es die Möglichkeit, nicht jede Maßnahme          für die Bewältigung der ökologischen Krise und die
der Regierung mittragen zu müssen, und diese Mög-         (Wieder)Herstellung eines funktionierenden öffent-
lichkeit wurde auch genutzt. Aber wann wäre der           lichen Sektors müssten öffentliche Investitionen
Punkt erreicht, die Tolerierung der PS-Regierung wie-     «Priorität erhalten» – allerdings wäre die Umsetzung
der aufzukündigen? Ab wann sagt man, diese Regie-         durch europäische Vorgaben stark eingeschränkt
rung können wir nicht länger mittragen? Das ist eine      (Louçã u. a. 2020: 57). Die Differenzen in Sachen
schwierige Diskussion. Sicherlich ist dieser Punkt        ökonomischer Rekonstruktion, staatliche Investitio-
nicht eineindeutig zu benennen, doch sollte man           nen und EU-Politik zwischen dem Bloco de Esquerda
auch nicht ganz ohne Debatte in eine solche durch-        und der Sozialistischen Partei, die weiterhin auf eine
aus vorstellbare Situation hineinstolpern. «Wir sollten   Integration des EU-Binnenmarktes setzt, sind enorm.
deshalb versuchen, Haltelinien aufzuzeigen, bis zu        Vonseiten der neuen portugiesischen Regierung gab
denen eine Regierungsunterstützung denkbar wäre»,         es 2015 ff. auch keine offene Solidarität mit der grie-
forderten Carlos Carujo und Catarina Príncipe bereits     chischen Syriza-Regierung. Still und leise wurde ver-
im September 2016 (Carujo/Príncipe 2016). Mari-           sucht, die Austeritätsmaßnahmen im eigenen Land
ana Mortagua, Abgeordnete des Bloco, beschreibt           abzuschwächen, soziale Härten zu beenden und den-
in einem Interview den Streit über die Rettung, die       noch die Haushaltsziele nicht drastisch zu verfehlen.
Verstaatlichung und dann wieder Privatisierung des        Es gab einige Drohungen und starken Druck der euro-
Bankensektors. Hier wurden staatliche Mittel in einer     päischen Institutionen, doch blieb eine Erzwingung
Höhe eingesetzt, die die Ausgaben für Soziales um         der üblichen Kürzungs- und Liberalisierungmaßnah-
ein Vielfaches überstiegen und zukünftig als harte        men aus. Lediglich Privatisierungen – oder besser
Budgetrestriktionen zurückwirken werden. Wäre das         gesagt ein Ausverkauf – im krisengeschüttelten Ban-
also ein solcher Punkt gewesen? Sollte die Partei die     kensektor wurden durchgesetzt (vgl. hierzu ausführ­
Reißleine ziehen, wenn sich zeigt, dass diese Politik     licher Mortagua 2017). Zu vermuten ist, dass nach der
von der Regierung und den europäischen Institutio-        Unterwerfung Griechenlands und in Zeiten des rück-
nen immer weitergetrieben wird? Oder ist der Punkt        läufigen Zusammenhalts in Europa die europäischen
erst erreicht, wenn die Regierung mehr und mehr           Institutionen keine weitere Front eröffnen wollten.
Projekte zusammen mit der konservativen Opposi-           Nichtsdestoweniger versuchten die europäischen
tion beschließt, etwa bei Budgetfragen oder wenn es       Institutionen, jede ausgabenorientierte Politik der
darum geht, die Kompetenzen der regionalen Regie-         portugiesischen Regierung zu bekämpfen, obwohl
rungen zu stärken? Oder gäbe es dann immer noch           die Einhaltung der europäischen Defizitkriterien ja
ausreichend Spielraum für soziale Verbesserungen?         überhaupt nur aufgrund dieser Politik möglich wurde.
Und wenn der Punkt tatsächlich erreicht ist: Wie lässt    «Dies legt nahe, dass die europäischen Autoritären»,
er sich kommunizieren? Wie lassen sich dabei Ängste       sofern es ihnen um nachhaltige Finanzpolitik ginge,
vor der Rückkehr einer Rechtsregierung, die popula-       sich «ein für alle mal von die Politik der Austerität ver-
ren Hoffnungen auf Reformen durch eine PS-geführte        abschieden sollten» (Louçã u. a. 2020, 55).
Regierung und die weitergehenden Erwartungen der          Regierung wie radikale Linke in Portugal waren sich
Wähler*innen der Linksparteien konkret austarieren?       bewusst, wie gering ihre Macht als Vertreter*innen
Und schließlich hatte sich die radikale Linke auch des-   eines kleinen Landes gegenüber der EU ist, sofern sie
wegen nicht direkt an der Regierung beteiligt, weil es    keine mächtigeren Verbündeten haben. Die Strate-
jenseits der Rücknahme der härtesten Kürzungsmaß-         gie war also nicht der Bruch mit der EU, sondern mit
nahmen kaum gemeinsame Vorstellungen gab und              Verbündeten die eigene Machtbasis zu erweitern, um
gibt, was die zukünftigen Entwicklungsperspektiven        zusammen mit sozialen Bewegungen Kraft für eine
für das Land angeht. Die soziale Lage breiter Schich-     linke Politik «in und gegen» (Wainwright 2019) die EU
ten der Bevölkerung konnte insbesondere in der            zu gewinnen. Das Tolerierungsmodell ließ hier auch
Legislatur 2015–2019 verbessert werden und dies hat       größere Spielräume zu, sodass die unterschiedlichen
auch zu einer konjunkturellen Erholung beigetragen.       Positionen von sozialdemokratischer EU-orientier-
An der strukturellen Schwäche der portugiesischen         ter PS und den beiden EU-skeptischen Parteien des
Ökonomie hat sich aber kaum etwas geändert, es            Bloco und der PCP offensiv artikuliert werden konn-
fehlt weiterhin an Investitionen (Príncipe 2017). Por-    ten (ebenso wie die ablehnende Haltung der Letz-
tugals periphere und wenig produktive Ökonomie            teren gegenüber der NATO). Eine Dosis «gesunden
bedürfte einer sozial-ökologischen Industriepolitik,      Euroskeptizismus» war höchstwahrscheinlich auch
um wieder eine produktive Basis aufzubauen. Aber          förderlich und nötig, um eine Aufweichung der Aus-
die Debatten über die Notwendigkeit einer verän-          terität zu befördern (Freire 2021). Und diese Aufwei-
derten strukturellen Basis der Ökonomie, über eine        chung der Austerität sollte – wenn auch mit einer über
sozialökologische Industrie- und Dienstleistungspoli-     die beiden Tolerierungslegislaturen hin abfallenden
tik oder über eine verallgemeinerte solidarische Öko-     Tendenz – ja auch tatsächlich gelingen.

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VOM «REGIERUNGSPARTNER»                                   rungen weiter schwächte und damit der Linken die
AN DEN RAND GEDRÄNGT UND                                  Option erschwerte, ihre Anliegen durch eine Kombi-
BEKÄMPFT                                                  nation von parlamentarischem Druck und außerparla-
                                                          mentarischen Protesten durchzusetzen.
Trotz innerer Widersprüche war das «portugiesische
Modell» durchaus wegweisend: für eine vorsich-
tige Erneuerung der Sozialdemokratie ohne Bruch,          DER BRUCH
für eine sanfte Aufweichung des Austeritätskurses
ohne radikalen Richtungswechsel, und zwar jenseits        Im Verlaufe der zweiten Tolerierungslegislatur ver-
der Option einer ungeliebten formalen Koalition mit       schoben sich die Kräfteverhältnisse weiter zuunguns-
der radikalen Linken (vgl. Brie/Candeias 2016; Freire     ten der Linken, was sich auch in ihrem schwachen
2021). Aber auch für eine radikale Linke, die sich zu     Abschneiden und in den Zugewinnen der PS bei den
häufig an der Frage Regierungsbeteiligung oder            Kommunalwahlen im September 2021 ausdrückte.
Opposition spaltet und nun intelligente Wege der          Im Herbst des Jahres 2021 hatte der Bloco daraufhin
konkreten Verknüpfung beider Prinzipien erproben          dann die Zustimmung zum Haushaltsentwurf an Ver-
und so Wirksamkeit entfalten konnte. Für die radikale     besserungen im Gesundheitssystem, bei der Rente
Linke allerdings wurde die Arbeit verglichen zur ers-     und im Arbeitsrecht geknüpft, um Durchsetzungs-
ten Legislaturperiode in der zweiten ohne formellen       fähigkeit zu demonstrieren und sein Profil zu schär-
Vertrag und formelle Arbeitsgruppen mit der Regie-        fen. Die PS war jedoch zu keinerlei Zugeständnissen
rung sehr viel schwieriger.                               bereit und erblickte angesichts günstiger Umfragen
Die veränderten Kräfteverhältnisse im Bündnis mach-       eine Gelegenheit, die ungeliebten Partner durch Neu-
ten es jedoch immer schwieriger, der Regierung            wahlen und eine eigene Mehrheit loszuwerden. Am
ernsthafte linke Projekte abzutrotzen. Von einem          Ende wurde der Ausstieg aus dem «Bündnis» durch
Bündnis auf Augenhöhe konnte keine Rede mehr              die Ablehnung des Haushaltsentwurfes der PS im
sein. Bei einer absoluten Mehrheit der Sozialisten        Herbst 2021 in den Augen der Öffentlichkeit einer-
wäre eine Fortsetzung des Bündnisses sinnlos, sub-        seits zu unvermittelt und andererseits viel zu spät voll-
stanzielle Kompromisse dann nur noch durch Gnade          zogen – und nicht freiwillig. Die radikale Linke konnte
der Regierung zu erreichen. Genau das war die             einem Haushaltsentwurf nicht zustimmen, bei dem
Absicht der PS.                                           sie keinerlei eigene Akzente hatte setzen können.
Der Bloco versuchte demgegenüber konsequent,              Nach der Ablehnung der Linken kündigte die Regie-
seine wichtigsten Projekte zur Diskussion stel-           rung sofort vorgezogene Neuwahlen an, die dann
len – schon um erkennbar zu bleiben und nicht zum         am 30. Januar – bei einer hohen Wahlbeteiligung – in
Anhängsel der Regierung zu werden. Sollte die sozia-      der historischen Niederlage der Linksparteien mün-
listische Partei zu substanziellen Kompromissen nicht     deten. Offensichtlich hatte die Linke den ohne Zwei-
bereit sein, hätte der Bloco mit einer guten Bilanz der   fel schwer zu bestimmenden «richtigen Moment»
letzten Jahre erhobenen Hauptes in die Opposition         für den Ausstieg verpasst, und bekam ihn nun nicht
gehen können. Für die Grün-Kommunisten gilt dies in       mehr überzeugend kommuniziert. Hinzu kam, dass
jedem Fall, da sie für eine Regierungsbildung nume-       sie in einen polarisierten Wahlkampf hineingezogen
risch nicht mehr wirklich gebraucht werden und in         worden war: «Umfragen hatten ein völlig falsches
der Regierung noch stärker an Glaubwürdigkeit bei         Bild einer Pattsituation zwischen PS und rechtslibe-
ihren Wähler*innen verloren hatten. Etliche Stimmen       raler PSD gezeigt.» (vgl. Streck 2022) Aus Angst, die
(im Bloco) hatten schon in der ersten Legislatur dazu     Rechte könne gewinnen und mit der radikalen rech-
aufgerufen, über mögliche Ausstiegszenarien nach-         ten Partei Chega eine neue Regierung bilden, haben
zudenken. Doch dieser Schritt wurde immer wieder          viele Wähler*innen des Bloco oder der Kommunis-
verschoben, aus Angst, von der Öffentlichkeit für das     ten nun für die PS gestimmt, um zu verhindern, was
Scheitern des Bündnisses verantwortlich gemacht zu        zuvor bei den Kommunalwahlen in Lissabon gesche-
werden. Wenig geschah zudem, wie bereits erwähnt,         hen war: ein Sieg der Rechten. Die sozialdemokrati-
um eine stärkere Verankerung der Partei in den Vier-      sche PS errang im Ergebnis zum zweiten Mal in ihrer
teln und Betrieben anzugehen. Zu sehr dominierte          Geschichte mit 117 Parlamentssitzen (von 230) die
die «Regierungs»-, Parlaments- und Medienlogik.           absolute Mehrheit. Anders als nach der ersten Tole-
Doch Bloco und Kommunisten meinten noch immer,            rierungslegislatur konnten nun aber auch die Rechts-
über die Haushaltspolitik ausreichend Einfluss auf        populisten profitieren. Mit Chega hat sich nun auch
die Regierung nehmen zu können, obwohl es keine           in Portugal eine derartige Kraft im Parteiensystem
schriftlichen Vereinbarungen mehr gab. Die PS ver-        etabliert. Hier mögen Frust über die nachlassenden
suchte hingegen gezielt, die Linke herauszudrängen        sozialen Fortschritte in der zweiten Legislatur und der
und ohne sie eine Mehrheit zu erhalten. Die Pande-        tolerierungsbedingte Verlust des Protestpartei-Nim-
mie tat ihr Übriges, indem sie die sozialen Mobilisie-    bus der Linksparteien ebenso hineingespielt haben

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wie der Unmut über manche Corona-Maßnahmen              wählen, um weder als bloßes Anhängsel der Sozial-
der Regierung.                                          demokratie wahrgenommen noch nur für die Defizite
Mit dieser Wahl ist das portugiesische Tolerierungs-    eines Regierungshandelns verantwortlich gemacht
modell zumindest vorerst Geschichte. Schade, denn       zu werden, dessen Erfolge oft dem stärksten Part-
die erste Legislatur war erstaunlich gut verlaufen      ner zugeschrieben werden. Doch trotz der aktuellen
und die radikale Linke hatte aus der Tolerierung her-   Wahlniederlage der Linksparteien sollte man das
aus zunächst kaum an Unterstützung verloren. Ohne       Tolerierungsmodell auch über Portugal hinaus kei-
vertragliche Vereinbarung, ohne eine überzeugende       neswegs grundsätzlich abschreiben, sondern als eine
Strategie zum Ausbau der gesellschaftlichen Ver-        strategische Option für eine linke transformatorische
ankerung und aufgrund der durch die Pandemie            Politik im Spiel behalten.
verstärkten Flaute sozialer Bewegungen war ihre         Es gab also gute Gründe für das Tolerierungsmodell
Ausganslage in der zweiten Legislatur allerdings        und diese Form der «Mitregierung» – aber ebenso
schlechter. Von daher konnten weniger Verbesse-         wichtig ist es, rechtszeitig den Punkt für einen Aus-
rungen durchgesetzt werden, die der Linken zugute       stieg aus einer Regierung zu bestimmen, etwa wenn
geschrieben worden wären. Es bestätigte sich damit      der Partner zum Gegner geworden ist oder die Linke
eine Erfahrung aus den bisherigen Tolerierungsversu-    überproportional an Wählerunterstützung zu verlieren
chen in anderen Ländern: ohne Vertrag kein Modell.      droht. Es gibt die Verantwortung, Dinge für die unte-
Denn ohne Vereinbarung mangelt es an der notwen-        ren Klassen und Gruppen der Gesellschaft auch in
digen Verbindlichkeit und an institutionalisierten      einer Regierung durchzusetzen. Es gibt jedoch auch
Kanälen der Verhandlung und gemeinsamen Arbeit.         die Verantwortung, das Instrument dafür zu erhal-
Das portugiesische Beispiel vermittelt so einerseits    ten – die Partei. Denn ohne eine starke radikale linke
wichtige Erfahrungen, wie insbesondere mit einer        Partei gibt es für keine der Optionen unterschiedlicher
Tolerierungspolitik progressives Regierungshandeln      linker Strategien überhaupt noch eine ausreichende
zu befördern ist und echte Verbesserungen zu errei-     Basis.
chen sind. Andererseits lehrt es linke Parteien, dass
es notwendig ist, dabei ein eigenständiges Profil zu    Für wertvolle Hinweise bedankt sich der Autor bei
bewahren und den Zeitpunkt eines Ausstiegs klug zu      Florian Wilde.

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