Präanalytik Fortbildung 2021 - von Dr. med. Ulrike Lemberg - Labor Dr. Riegel
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Was ist Präanalytik? Zur Präanalytik gehören alle Einflussgrößen und Prozesse, die auf das Untersuchungsmaterial einwirken, bevor dieses im Labor analysiert wird. Dies umfasst: • Vorbereitung des Patienten • Patienten und Proben- Identifikation • Probennahme • Aufbereitung der Probe • Lagerung und Transport von Untersuchungsgut • Behandlung im Labor bis zur Analyse 22
Probenqualität in der Präanalytik Patientenbedingte Einflussfaktoren 23
Patientenbedingte Einflussfaktoren -unveränderlich- Geschlechtsspezifische Unterschiede: Mann Frau Eisen 6,3-30,1 4,1-24 µmol/l Harnsäure 3,6-7 2,3-6,1 mg/dl Kreatinin 0,81-1,44 0,66-1,09 mg/dl Hämatokrit 40-53 36-48 % Hämoglobin 13,5-17,5 12-16 g/dl Blutsenkung
Patientenbedingte Einflussfaktoren - langfristig veränderlich- Einflüsse durch das Alter: Abfall mit dem Alter Anstieg mit dem Alter Albumin - Cholesterin Kalzium - Blutsenkungsgeschwindigkeit Kreatinin-Clearance - Ferritin pO2 - Glukose Quick 25
Patientenbedingte Einflussfaktoren -veränderlich- Einflüsse durch das Körpergewicht: Mit dem Körpergewicht steigen u.a. an: Cholesterin Triglyzeride Harnsäure Insulin Cortisol 26
Patientenbedingte Einflussfaktoren -veränderlich- Einflüsse durch Lebensgewohnheiten: Bsp.: nach extremer körperlicher Belastung (z.B. Marathonlauf) kann die Creatinkinase auf mehr als das 4-fache ansteigen Einflüsse durch Schwangerschaft: In der Schwangerschaft steigt das Plasmavolumen um ca. 50% an, wichtige Elektrolyte sind reduziert, die Blutfette sind erhöht. 27
Patientenbedingte Einflussfaktoren -kurzfristig veränderlich- Tagesrhythmische Schwankungen Maximum am Morgen: Adrenocorticotropin (ACTH) Renin Maximum am Mittag: Cortisol Eisen Hämoglobin Maximum am Abend: Leukozyten Kreatinin Harnstoff TSH 28
Patientenbedingte Einflussfaktoren -kurzfristig veränderlich- Der Einfluss von tagesrhythmischen Schwankungen wird durch EINHALTEN DER ENTNAHMEZEITEMPFEHLUNG zwischen 7:00 und 9:00 Uhr vormittags minimiert. 29
Patientenbedingte Einflussfaktoren -kurzfristig veränderlich- Körperliche Belastung Bei körperlicher Belastung treten Wasser und kleine Moleküle aus den Blutgefäßen in den extravasalen Raum aus. Dadurch erhöht sich die Konzentration z.B. von Eiweißen und an Eiweiß gebundene Substanzen. Dies geschieht auch beim ÜBERGANG VOM LIEGEN ZUM SITZEN und bei der STAUUNG VON Blutgefäßen. 30
Patientenbedingte Einflussfaktoren -kurzfristig veränderlich- Vermeidung von Einflüssen durch körperliche Belastung Vor jeder ambulanten Blutentnahme sollte der Patient etwa 5 Minuten ruhig sitzen oder liegen. Die Blutentnahme sollte immer in gleicher Position erfolgen („immer sitzend“ oder „immer liegend“) Blutentnahmen sollten keinesfalls nach körperlicher Betätigung wie z.B. nach morgendlichem Joggen durchgeführt werden. 31
Patientenbedingte Einflussfaktoren -kurzfristig veränderlich- „Stress“ Die Angst vor einer Blutentnahme oder der Zustand vor einer OP kann zu starkem mentalen Stress führen. Dies verursacht die AUSSCHÜTTUNG VON VERSCHIEDENEN HORMONEN Wie z.B. Aldosteron, Katecholamine, Cortisol, Prolaktin und Renin. Auch höhere Konzentrationen von Albumin, Fibrinogen, Glukose, Insulin sind u.a. zu beobachten. 32
Patientenbedingte Einflussfaktoren -kurzfristig veränderlich- Vermeidung von Einflüssen durch Stress Ein RUHIGE ATMOSPHÄRE und ZUSPRUCH vor einer Blutentnahme wirken sich hier sehr positiv aus. 33
Patientenbedingte Einflussfaktoren -kurzfristig veränderlich- Nahrungsaufnahme Nach einer Nahrungsaufnahme zeigen sich verschiedene Parameter stark verändert. Nach einer fettreichen Mahlzeit sind die Auswirkungen im Serum oder Plasma durch Trübung sichtbar (Lipämie). Lipämische Proben sind nur eingeschränkt verwendbar. 34
Patientenbedingte Einflussfaktoren -kurzfristig veränderlich- Vermeidung von Einflüssen durch Nahrungsaufnahme Vor einer Blutentnahme sollte eine 12-stündige Nahrungskarenz eingehalten werden 35
Patientenbedingte Einflussfaktoren -kurzfristig veränderlich- Genussmittel Nikotin Bereits der Konsum einer Zigarette führt innerhalb einer Stunde zu hochsignifikanten Veränderungen CEA: + 60% ACE: - 40% Granulozyten: + 40% Prolaktin: -20% Lymphozyten: + 30% Blei: + 28% Fibrinogen: + 15% … im Vergleich zum Nichtraucher 36
Patientenbedingte Einflussfaktoren -kurzfristig veränderlich- Genussmittel Kaffee Kaffeekonsum bewirkt einen starken Anstieg des Cortisols. Bis zu 40% bei zwei Tassen Kaffee (200 mg Coffein). 37
Patientenbedingte Einflussfaktoren -kurzfristig veränderlich- Genussmittel Alkohol Chronische Veränderungen durch Alkohol: y-GT: bis zu 1000% GPT: bis zu 260% GOT: 80-90% Noradrenalin: ca. 160% Adrenalin: ca. 120% Cortisol: ca. 80% … abhängig von Alkoholkonsum. 38
Patientenbedingte Einflussfaktoren -kurzfristig veränderlich- Vermeidung von Einflüssen durch Genussmittel Es wird empfohlen, vor einer Blutentnahme weder zu Rauchen noch Kaffee zu trinken. Außerdem sollte eine 24-stündige Alkoholkarenz eingehalten werden. Es sollten keine kürzlichen Alkoholexzesse stattgefunden haben. 39
Probenqualität in der Präanalytik Proben-Identifikation 40
Identifikation -Fehler bei der Identifikation- Fehler bei der Identifikation führen zu Missverständnissen, verspäteten Befunden oder machen eine Zuordnung der Laborwerte zum Patienten unmöglich. Dazu gehören auch das Fehlen von Proben oder Untersuchungsaufträgen und unleserliche Beschriftung. 41
Identifikation -Vermeidung von Fehlern bei der Patienten-Identifikation- Jeder Patient muss sich unmittelbar vor der Blutentnahme selbst identifizieren, indem er seinen Namen nennt. Obligatorische Angaben auf dem Anforderungsschein: Name und Vorname, Geburtsdatum Name oder Nummer der Arztpraxis Datum und Entnahmezeit Geschlecht und Lebensalter Ggf. Schwangerschaftswoche 42
Identifikation -Vermeidung von Fehlern bei der Patienten-Identifikation- Bei verschiedenen Analyten oder Tests sind weitere Angaben erforderlich: Entnahmezeit bei Tagesprofilen oder Funktionstests Medikamenteneinnahme (auch Vitamine und Hormone) Körpergröße und Gewicht Sammelmenge und Sammelzeit bei der Urinsammlung 43
Identifikation -Fehler bei der Proben-Identifikation- Häufige Fehler resultieren aus falsch geklebten Etiketten 44
Identifikation -Vermeidung von Fehlern bei der Proben-Identifikation- Etikett sorgfältig und gut leserlich beschriften Nur wasserfeste Stifte verwenden Notfallproben speziell kennzeichnen Infektiöses Material auf dem Probenröhrchen und auf dem Anforderungsschein kennzeichnen Etikett immer VOR Blutentnahme beschriften und aufkleben Etikett korrekt positionieren Etikett immer auf das Entnahmeröhrchen kleben, nie auf das Transportröhrchen. 45
Probenqualität in der Präanalytik Blutentnahme 46
Blutentnahme -Fehler durch falsche Körperlage- Einige Parameter können sich, je nach Körperposition während der Blutentnahme, verändern. Im Allgemeinen beobachtet man einen Anstieg von liegend zu sitzender Position. Bei einigen Parametern (z.B. Hämoglobin, Leukozyten, Gesamteiweiß) beträgt der Unterschied bis zu 10% Die deutlichste Veränderung findet sich bei Adrenalin, Noradrenalin und Renin, nämlich >50%. Für die Vergleichbarkeit der Befunde ist es daher wichtig, jede Blutentnahme des Patienten in der gleichen Körperlage durchzuführen. 47
Blutentnahme -Fehler durch zu lange Stauung- Prozentuale Veränderung nach 6-minütiger Stauzeit Erhöht (zwischen 6 und 12 %) Erniedrigt (bis zu 4%) Kalium Glukose Kreatinkinase (CK) Leukozyten Bilirubin Harnstoff LDH Kreatinin Albumin yGT AP Cholesterin Gesamteiweiß 48
Blutentnahme -Fehler durch zu lange Stauung- Eine Stauung bis zu 60 Sekunden ist akzeptabel und hat keinen signifikanten Einfluss auf die Probe. Die Staubinde darf nicht zu fest angelegt werden, der Puls muss noch fühlbar sein. Die Stauung sollte bei guten Venen nach erfolgreicher Punktion gelockert werden, sobald das Blut ins erste Röhrchen fließt. 49
Blutentnahme -Fehler durch Manipulation zum besseren Auffinden der Vene- Unzulässige Manipulationen Wiederholtes Öffnen und Schießen der Faust („Pumpen“) Starkes Beklopfen der Vene Zulässig sind Faust nur ballen, nicht pumpen Wärmeanwendung (warmes Armbad, Heizkissen o. ä.) 50
Blutentnahme -Fehler durch falsche Desinfektion der Punktionsstelle- Bei unsachgemäßer Desinfektion kann Desinfektionsmittel in die Probe gelangen und die Analytik beeinflussen. Das Desinfektionsmittel sollte vollständig getrocknet sein, bevor die Punktion durchgeführt wird. 51
Blutentnahme -Fehler bei der Punktion- Mehrere Versuche bei einer Punktion die Vene zu treffen, bzw. Stochern im Gewebe führt zur Verunreinigung durch Gewebe- Thromboplastin, was z.B. die Gerinnungsdiagnostik erheblich beeinflusst. Nicht im Gewebe stochern, um die Vene zu finden!! Ggf. an anderer Stelle neu punktieren. 52
Blutentnahme -Reihenfolge der Materialgewinnung- 1. Blutkulturen 2. Citratblut für Gerinnungdiagnostik 3. Vollblut zur Serumgewinnung 4. Heparin zur Plasmagewinnung 5. EDTA-Blut für die Hämatologie 6. Natrium-Fluorid (NaF)-Blut für Blutzucker 7. Sonstige Wird keine Blutkultur benötigt, fängt man die Entnahme mit dem Serumröhrchen an. (Man kann sich die Reihenfolge mit dem Wort SCHEF merken) Wird nur Citrat benötigt, sollte zuvor ein Röhrchen ohne Zusatz befüllt werden, um die Verunreinigung durch Gewebe-Thromboplastin zu vermeiden. 53
Blutentnahme -Sonstige Stolpersteine- Es ist wichtig darauf zu achten, dass man für die gewünschten Untersuchungen die richtigen Röhrchen abnimmt. Röhrchen mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum erfüllen oft ihre Funktion nicht. Röhrchen mit Zusatz immer vollständig befüllen, damit das Mischungsverhältnis gewahrt bleibt. Alle Röhrchen sofort nach dem Befüllen 5-10x schwenken. NICHT SCHÜTTELN!! 54
Probenqualität in der Präanalytik Probenlagerung 55
Probenlagerung -Fehler durch falsche Lagertemperaturen- Bei ungekühlten oder sogar „warm“ gelagerten Proben können Werte durch Abbau verfälscht sein (z.B. Glucose). => Im Allgemeinen sollten Serum- oder Plasmaproben nach der Trennung von den Zellen im Kühlschrank bei 4°C gelagert werden. Da die Blutzellen beim Gefrierprozess zerstört werden, ist nur das Einfrieren von Serum oder Plasma zulässig. Eine längerfristige Aufbewahrung von Serum oder Plasma muss bei Temperaturen < -20°C erfolgen. 56
Probenqualität in der Präanalytik Probenaufbereitung 57
Probenaufbereitung -Fehler bei der Zentrifugation- Gerinnt die Probe im liegenden Röhrchen kann es zur Beeinträchtigung bei der Serumabtrennung kommen Die Gerinnung der Probe im aufrecht stehenden Röhrchen führt zur besseren Trennung während der Zentrifugation.
Probenaufbereitung -Fehler bei der Zentrifugation- Bei zu kurzer Wartezeit bis zur Zentrifugation bilden sich durch Nachgerinnung Fibrinfäden im Serum. Bei (noch) zu warmem Blut kann die Viskosität des Trenngels beeinflusst werden. Zu starkes Abkühlen in der Zentrifuge kann zur Hämolyse führen. Zu langes oder zu hochtouriges Zentrifugieren kann ebenfalls zur Hämolyse führen. Das Zentrifugieren in offenen Gefäßen führt zur Verdunstung (insbesondere bei kleinem Probenvolumen kritisch).
Probenaufbereitung -Optimale Zentrifugation- Proben sollten frühestens 30 Minuten nach der Blutentnahme zentrifugiert werden. Die Temperatur in der Zentrifuge sollte zwischen 20°C und 22°C liegen. Immer, auch aus hygienischen Gründen, nur fest verschlossene Röhrchen zentrifugieren. ACHTUNG: Bei Patienten unter Antikoagulanzien-Therapie ist die Gerinnung verzögert!! Diese Proben sollten erst zentrifugiert werden, wenn sich eindeutig ein Blutkuchen gebildet hat.
Probenaufbereitung -Optimale Zentrifugation- Für Serum- (mit oder ohne Gel), Heparin-, EDTA- sowie NaF-Röhrchen gilt: Zentrifugation bei 1800-2200 g für 10-15 Minuten Wird thrombozytenfreies Citratplasma benötigt sollte man bei 2500-3000 g für 20 Minuten zentrifugieren.
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