PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG STAND UND PERSPEKTIVEN DER DIGITALI-SIERUNG IN DER VERTRAGSÄRZTLICHEN UND -PSYCHO THERAPEUTISCHEN VERSORGUNG ...

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PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG STAND UND PERSPEKTIVEN DER DIGITALI-SIERUNG IN DER VERTRAGSÄRZTLICHEN UND -PSYCHO THERAPEUTISCHEN VERSORGUNG ...
PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG
STAND UND PERSPEKTIVEN DER DIGITALI-
SIERUNG IN DER ­VERTRAGSÄRZTLICHEN UND
-PSYCHO­THERAPEUTISCHEN VERSORGUNG

                              wissenschaftlich begleitet und
                              durchgeführt von
2   PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG
INHALT

Zusammenfassung                                                                                 7
1.    Hintergrund und Zielsetzung                                                              9
2. 	Befragung vertragsärztlicher und -psychotherapeutischer Praxen: methodische Anmerkungen   11
3. 	Ergebnisse: Stand und Bewertung der Digitalisierung in vertragsärztlichen/
     -psychotherapeutischen Praxen                                                             13
3.1 Praxisinterne Digitalisierung                                                              14
3.1.1 Patientendokumentation                                                                   14
3.1.2 Praxismanagement                                                                         16
3.1.3 Nutzung digitaler medizinischer Geräte                                                   17
3.1.4 Digitale Anwendungen in Diagnostik und Therapie                                          18
3.2   Digitale Kommunikation                                                                   20
3.2.1 	Kommunikation mit anderen Praxen bzw. ambulanten ­Einrichtungen                        20
3.2.2 Intersektorale Kommunikation mit Krankenhäusern                                          23
3.2.3 Kommunikation mit Körperschaften                                                         25
3.2.4 Einrichtungsübergreifende digitale Patientenakte                                         25
3.3   Digitale Patientenkommunikation                                                          27
3.3.1 Kommunikation mit Patienten außerhalb der Praxis                                         27
3.3.2 Von Patienten selbst erhobene digitale Daten                                             28
3.3.3 Digitale Angebote der Praxen für Patienten                                               29
3.4 	Einstellungen und Einschätzungen zur Digitalisierung in der ambulanten
      medizinischen Versorgung                                                                 32
3.4.1 Effekte der Digitalisierung auf die Versorgung                                           32
3.4.2 Wirkung der Digitalisierung auf die Arbeitseffizienz                                     33
3.4.3 Hemmnisse der Digitalisierung                                                            34
4.    Befragung der Kassenärztlichen Vereinigungen                                             36
4.1   Ziel und Durchführung                                                                    36
4.2   Ergebnisse		                                                                             36

PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG                                                                 3
5.   Schlussfolgerungen der KBV                                                                        38
5.1 	Gute Grundlagen der Digitalisierung ausbauen, Digitalisierungs­hemmnisse abbauen,
      Investitionsprogramme und Angebote am Markt schaffen                                             38
5.2	Digitalisierung muss Bürokratie abbauen und den Patienten einbeziehen:
      KBV fördert Digitalisierung weiterer Bescheinigungen                                             39
5.3	Grundlage der Digitalisierung ist gelegt, Vernetzung im Gesundheitswesen weiter fördern:
      KBV schafft Interoperabilität                                                                    40
5.4 	Digitalisierung nur dort, wo sie mehr Nutzen als Aufwand stiftet                                 40
5.5 	Fortführung und Vertiefung der Digitalisierungsaktivitäten des KV-Systems                        40

Abbildungen
Abbildung 1: 	Digitalisierungsgrad der Patientendokumentation                                         14
Abbildung 2: 	Digitalisierungsgrad der Patientendokumentation (nach Fachgruppen)                       15
Abbildung 3:     Digitalisierungsgrad des Praxismanagements                                            16
Abbildung 4: 	Anbindung digitaler medizinischer Geräte an das Praxisverwaltungssystem
               (insgesamt und nach Praxisgröße – ohne Psychotherapeuten)                               17
Abbildung 5: 	Verwendung von Geräten zur Ferndiagnostik (insgesamt und nach Fachgruppen –
               ohne Psychotherapeuten)                                                                 18
Abbildung 6: 	Verwendung von digitalen Anwendungen zur Arz­nei­mitteltherapiesicherheit
               (AMTS) (insgesamt und nach Fachgruppen – ohne Psychotherapeuten)                        19
Abbildung 7: 	Digitalisierungsgrad der Kommunikation mit anderen
               Ärzten/Psychotherapeuten bzw. ambulanten Einrich­tungen
               (insgesamt und nach Praxisgröße)                                                        20
Abbildung 8: 	Art der digitalen Kommunikation mit anderen Ärzten/Psychotherapeuten
               bzw. ambulanten Einrichtungen                                                           21
Abbildung 9: 	Empfang und Versand digital übermittelter Daten von anderen Praxen bzw.
               ambulanten Einrichtungen –
               ohne Psychotherapeuten                                                                  22
Abbildung 10:    Bewertung digitaler Datenübertragung                                                  23
Abbildung 11: 	Inhalte des digitalen Austausches mit Kranken­häusern                                  24
Abbildung 12: 	Digitalisierungsgrad der Kommunikation mit Krankenhäusern
                (insgesamt und nach Praxisgröße)                                                       24
Abbildung 13: 	Digitale Verbindung mit Einweiserportalen (insgesamt und nach Praxisgröße)             25
Abbildung 14:	Digitalisierungsgrad der Kommunikation mit ­Körperschaften und Behörden                 26
Abbildung 15: 	Nutzung einer einrichtungsübergreifenden digitalen Patientenakte
                (insgesamt und nach Praxisgröße)                                                       26
Abbildung 16: 	Digitalisierungsgrad der Kommunikation mit Patienten außerhalb der Praxis
                (insgesamt und nach Altersgruppen)                                                     27
Abbildung 17: 	Art der digitalen Kommunikation mit Patienten außerhalb der Praxis                     28
Abbildung 18: 	Bewertung der von Patienten selbst erhobenen digitalen Gesundheitsdaten
                (nach Fachgruppen)                                                                     29
Abbildung 19: 	Formen der Praxisdarstellung im Internet                                               30
Abbildung 20: 	Digitale Angebote der ärztlichen und psycho­therapeutischen Praxen für Patienten        31
Abbildung 21: 	Wunsch nach Ausbau digitaler Angebote ärztlicher und psychotherapeutischer
                Praxen für ­Patienten (ins­gesamt sowie insgesamt ohne ­Psychotherapeuten)              31

4                                                                           PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG
Abbildung 22: 	Bewertung des Nutzens digitaler Anwendungen für die Patientenversorgung         32
Abbildung 23:	Einschätzung des Einflusses der Digitalisierung auf verschiedene Aspekte
               der ärztlichen/psycho­therapeutischen Tätigkeiten                                33
Abbildung 24:	Beurteilung der These eines bedarfsgerechteren Ein­satzes ärztlicher Arbeits-
               zeit infolge zusätzlicher ­digitaler Angebote (insgesamt und nach Praxisgröße)   34
Abbildung 25:	Einschätzung zur Stärke möglicher Hemmnisse der Digitalisierung in den Praxen    35
Abbildung 26:	Kommunikations- und Datenübermittlungswege ­zwischen Kassenärztlichen Ver-
               einigungen und ihren Mitgliedern, insgesamt und im Bereich Qualitäts­sicherung   37

Tabellen
Tabelle 1:		Themenbereiche des PraxisBarometers Digitalisierung                                9
Tabelle 2:	Anzahl und Struktur der vertragsärztlichen/-psycho­therapeutischen Praxen
            mit Befragungsteilnahme                                                             11
Tabelle 3:	Differenzierungsmerkmale für die Auswertungen der Befragungsdaten                   13
Tabelle 4:	Zuordnung der Arztgruppen zu den vier Gruppen nach Versorgungsebene
              für die Stichprobenziehung                                                        43
Tabelle 5:		Verteilung der Grundgesamtheit nach Versorgungsebenen und Praxisgröße             43
Tabelle 6:	Schichtung der angestrebten Netto-Stichprobe nach Versorgungsebenen
            und Praxisgröße                                                                     44
Tabelle 7:	Anzahl und Struktur der vertragsärztlichen/-psychotherapeutischen Praxen mit
            Befragungsteilnahme                                                                 46

Literaturverzeichnis                                                                            41

Anhang: Methodischer Ansatz der Befragung und Rücklauf                                          42

PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG                                                                  5
Abkürzungsverzeichnis
Abkürzung         Erläuterung
AMTS              Arzneimitteltherapiemanagementsystem
BAG               Berufsausübungsgemeinschaft
BMG               Bundesministerium für Gesundheit
EBM               Einheitlicher Bewertungsmaßstab
EDV               elektronische Datenverarbeitung
KBV               Kassenärztliche Bundesvereinigung
KI                Künstliche Intelligenz
KV                Kassenärztliche Vereinigung
LDT               Labordatentransfer
MDK               Medizinischer Dienst der Krankenversicherung
MVZ               Medizinische Versorgungszentren
PVS               Praxisverwaltungssystem
QES               Qualifizierte elektronische Signatur
QR-Code           Quick Response-Code
QS                Qualitätssicherung
SGBV              Sozialgesetzbuch – Fünftes Buch
SGB X             Sozialgesetzbuch – Zehntes Buch

Die im Bericht dargestellten Tabellen und Abbildungen basieren auf eigenen ­Quellen, soweit dies nicht anders angegeben ist.

6                                                                                            PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG
ZUSAMMENFASSUNG

Die Digitalisierung der medizinischen       ERGEBNISSE ZUM PRAXISMANAGEMENT              in Papierform statt. Im Rahmen der
Versorgung stellt nach Meinung vieler                                                    Befragung der KVen wurden in diesem
Experten den nächsten großen Schritt        >>In deutlich mehr als der Hälfte der Pra-   Zusammenhang die Anforderungen an
in der Weiterentwicklung des Gesund-        xen (58 % bzw. 56 %) sind die Patienten-     die digitale Signatur mittels eines Heil-
heitswesens dar. Gleichzeitig liegen        dokumentation, die Terminplanung und         berufsausweises als eines der großen
derzeit über den gegenwärtigen Stand        das Wartezeitenmanagement weitge-            Hemmnisse genannt.
der Digitalisierung in den vertragsärzt-    hend digitalisiert.
                                                                                         >>Auch die Kommunikation mit Kran-
lichen bzw. vertragspsychotherapeuti-
                                            >>Unter den Arztpraxen verfügen etwa         kenhäusern erfolgt weitestgehend
schen Praxen nur lückenhaft quantita-
                                            drei Viertel über medizinische Geräte mit    analog: Rund 91 % der Praxen tauschen
tive Informationen vor. Daher hat die
                                            digitalen Schnittstellen (unter größeren     keine behandlungsrelevanten Inhalte
Kassenärztliche Bundesvereinigung
                                            Arztpraxen sogar 90 %). Allerdings ge-       mit Kliniken digital aus und 94 % kom-
(KBV) das IGES Institut mit der Erstel-
                                            lingt noch nicht deren flächendeckende       munizieren mehrheitlich oder nahezu
lung des vorliegenden PraxisBarometers
                                            Integration in die Praxisverwaltungssys-     komplett in Papierform mit ihnen.
Digitalisierung für die vertragsärztliche
                                            teme: So sind in etwas mehr als einem
und psychotherapeutische Versorgung                                                      >>Für die verbreitete Nutzung einer
                                            Drittel dieser Arztpraxen (rund einem
beauftragt, um einen ersten umfassen-                                                    einrichtungsübergreifenden digitalen
                                            Fünftel der größeren von ihnen) die
den Überblick über den Verbreitungs-                                                     Patientenakte wären derzeit nur rund
                                            Geräte nicht oder nur teilweise mit dem
grad digitaler Anwendungen unter den                                                     37 % der Praxen (eher) bereit, ihre Doku-
                                            Praxis-EDV-System verbunden.
Vertragsärzten bzw. -psychotherapeuten                                                   mentationen auf einheitliche Standards
zu erhalten, der künftig regelhaft beob-    >>Bereits rund ein Fünftel der Haus-         umzustellen, um einen schnellen Daten-
achtet werden soll. Das PraxisBarometer     arztpraxen nutzt die Möglichkeiten der       austausch mit anderen Einrichtungen zu
Digitalisierung basiert im Wesentlichen     Telemedizin in der Patientenversorgung       ermöglichen. Unter den spezialisierten
auf einer Befragung von Vertragsärzten      und setzten Geräte zur Ferndiagnostik        bzw. interdisziplinären Facharztpraxen
und -psychotherapeuten. Darüber hin-        ein. Rund 60 % der Hausarztpraxen ver-       sind es deutlich mehr (50 % bzw. 54 %).
aus wurden auch die Kassenärztlichen        wenden digitale Anwendungen für die
Vereinigungen (KVen) zum Ausmaß             Arzneimitteltherapiesicherheit.
                                                                                         ERGEBNISSE ZUR DIGITALEN PATIEN­
der Digitalisierung ihrer Kommunika-
                                                                                         TENKOMMUNIKATION
tion und Datenübermittlung mit ihren
                                            ERGEBNISSE ZUR DIGITALEN KOMMUNI­
Mitgliedern sowie zum Spektrum ihrer
                                            KATION MIT A
                                                       ­ NDEREN ÄRZTEN/­                 >>Etwa 13 % der Praxen kommunizie-
digitalen Service-Angebote befragt.
                                            PSYCHOTHERAPEUTEN                            ren mit Patienten außerhalb der Praxis
                                                                                         mindestens zur Hälfte auf digitalem
STICHPROBE UND RÜCKLAUF                     >>Der digitale Datenaustausch unter den      Weg. Jüngere Ärzte/Psychotherapeuten
                                            Praxen bzw. mit anderen ambulanten           und psychotherapeutische Praxen tun
Für die Befragung von Vertragsärzten        Einrichtungen konzentriert sich weitge-      dies häufiger (rund ein Fünftel). Dabei ist
und -psychotherapeuten wurden im            hend auf den Empfang von Labordaten,         E-Mail die bevorzugte digitale Kommuni-
Mai 2018 rund 7.000 Praxen angeschrie-      (wird von rund zwei Drittel der Arztpra-     kationsform.
ben, von denen 1.542 an der Befragung       xen genutzt). Deutlich seltener sind hin-
                                                                                         >>Dass Patienten ihren Ärzten/Psycho-
teilnahmen. Hinzu kamen 222 Praxen,         gegen der digitale Empfang von Befund-
                                                                                         therapeuten selbst erhobene digitale Da-
die denselben Fragebogen in einem           daten, Bildmaterial zur Diagnostik oder
                                                                                         ten über ihre Gesundheit (z. B. Pulswerte
parallel durchgeführten offenen Teil der    Arztbriefen sowie der digitale Versand
                                                                                         aus Apps, Daten aus Fitness-Trackern)
Befragung beantworteten. Somit konn-        eigener Daten (zwischen 13 % und
                                                                                         präsentieren, kommt im Praxisalltag
ten insgesamt Angaben von 1.764 Praxen      17 % der Praxen) – gleichwohl sieht die
                                                                                         bislang selten vor – am häufigsten noch
ausgewertet werden, davon 1.754 Praxen      Mehrheit der Arztpraxen darin das größ-
                                                                                         in Hausarztpraxen, welche der Nutzung
gemäß den Schichtungsmerkmalen der          te bislang ungenutzte Potenzial digitaler
                                                                                         dieser Daten vergleichsweise am aufge-
Stichprobe. Mit Hilfe von Gewichtungs-      Datenübertragung.
                                                                                         schlossensten gegenüberstehen.
faktoren wurden hieraus repräsentative
                                            >>Die schriftliche Kommunikation mit
Aussagen über die Gesamtheit der                                                         >>Die häufigste Form der Praxisdarstel-
                                            anderen Ärzten bzw. Psychotherapeuten
Praxen gewonnen.                                                                         lung im Internet ist eine eigene Internet-
                                            oder anderen ambulanten Einrichtungen
                                                                                         seite. Eine solche unterhalten fast alle
                                            findet bei rund 86 % der Praxen noch
                                                                                         größeren Praxen und knapp die Hälfte
                                            mehrheitlich oder nahezu komplett
                                                                                         der Einzelpraxen.

PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG                                                                                                      7
>>Das Angebot von digitalen bzw.              Digitalisierungsfortschritte bei Ver-         licher finanzieller Mittel bedarf. Zudem
Online-Services der Praxen – wie              tragsärzten bzw. -psychotherapeuten           sollen die Angebote der IT-Dienstleister
Online-Terminvereinbarung, Online-            mehrheitlich auf größere Praxen mit           verbessert und deren Interoperabilität
Rezeptbestellung oder digitale Übermitt-      spezialisiertem fachärztlichen Versor-        ausgebaut werden. Kleine Praxen dürfen
lung von Unterlagen aus der Patien-           gungsangebot oder interdisziplinärer          im Zuge der Digitalisierung nicht „zu-
tendokumentation – ist gegenwärtig            Ausrichtung konzentrieren. Außerdem           rückgelassen“ werden.
noch begrenzt; rund 60 % der Praxen           sind jüngere Ärzte und Psychotherapeu-
                                                                                            Die Ärzte erwarten eine weitere Digita-
verfügen über keinerlei solcher Angebo-       ten bei der Digitalisierung weiter bzw.
                                                                                            lisierung von Mustern und Bescheini-
te für Patienten. Knapp 30 % der Praxen       aufgeschlossener als ältere. Allerdings
                                                                                            gungen. Dabei soll die Digitalisierung
würden ihren Patienten zukünftig gerne        weichen die Ergebnisse in einigen
                                                                                            anwenderorientiert und vollumfänglich
digitale Verordnungen, Überweisungen          Bereichen hiervon deutlich ab. So zeigen
                                                                                            gestaltet werden. Eine Teildigitalisie-
und Bescheinigungen anbieten, 44 %            sich Hausarztpraxen bei einer Reihe
                                                                                            rung von Prozessen reduziert nicht die
der Hausarztpraxen den elektronischen         von Digitalisierungsthemen – darunter
                                                                                            damit verbundenen Aufwände in den
Medikationsplan.                              der Patientendokumentation, bei der
                                                                                            Arztpraxen, sondern steigert diese eher.
                                              Nutzung von Geräten (auch zur Fern-
                                                                                            Unnötig aufwändige Prozesse wie z.B.
                                              diagnostik) und Anwendungen für die
 ERGEBNISSE ZU ­EINSTELLUNGEN                                                               die qualifizierte elektronische Signatur
                                              Arzneimitteltherapiesicherheit, beim
 UND EINSCHÄTZUNGEN ZUR                                                                     (QES) sind dabei kritisch zu hinterfra-
                                              elektronischen Medikationsplan, beim
­DIGITALISIERUNG                                                                            gen. Ebenso sind Wege zu finden, wie
                                              Austausch von Labordaten und der Nut-
                                                                                            Patienten sicher und anwenderorientiert
                                              zung der von Patienten erhobenen Daten
>>Einen sehr oder eher hohen Nutzen                                                         in die Prozesse eingebunden werden
                                              – am fortschrittlichsten. Hinsichtlich der
für die Patientenversorgung erwarten                                                        können. Die KBV hat mit der KV-Con-
                                              digitalen Kommunikation mit ihren Pa-
knapp zwei Drittel der Arztpraxen vom                                                       nect-Mobilgeräte-Schnittstelle bereits die
                                              tienten sind die psychotherapeutischen
elektronischen Medikationsplan, rund                                                        Grundlage für patientenzentrierte Apps
                                              Praxen führend.
56 % auch vom digitalen Notfalldaten-                                                       geschaffen.
satz und rund die Hälfte von digitalen
                                                                                            Mit dem Sicheren Netz der KVen (SNK)
Verordnungen, Überweisungen und               Darin kommt zum Ausdruck, dass sich
                                                                                            und KV-Connect sind die Grundlagen
Bescheinigungen sowie rund 45 % von           die Aufwands-Nutzen-Verhältnisse der
                                                                                            eines sicheren Datenaustauschs auf
einer einrichtungsübergreifenden digi-        Digitalisierung nicht nur zwischen den
                                                                                            Seiten der Ärzte gelegt. Die gematik
talen Patientenakte. Deutlich zurückhal-      Praxen je nach Größe und Spezialisie-
                                                                                            muss nun mit Hilfe der KBV die Grund-
tender bewerten die Praxen dagegen den        rung unterscheiden können, sondern
                                                                                            lagen für einen sektorenübergreifenden
Mehrwert von Online-Sprechstunden,            auch – teilweise unabhängig hiervon –
                                                                                            Austausch schaffen. Die KBV fördert die
Gesundheits-Apps zur Datensammlung            nach Anwendungsbereich der Digitali-
                                                                                            Vernetzung im Gesundheitswesen durch
sowie Online-Diagnosen/-Therapien.            sierung.
                                                                                            Verbesserung der Interoperabilität.
>>Knapp jeweils 60 % der Praxen                                                             Neben dem Datenaustausch sind auch
erwarten (starke) Verbesserungen beim         SCHLUSSFOLGERUNGEN DER KBV                    die Dateninhalte zentraler Bestandteil
Praxismanagement, der Kommunikation                                                         einer digitalen Kommunikation. Bei der
mit Krankenhäusern und mit ärztlichen         Die Ergebnisse der Befragung wurden           Interoperabilität will die KBV weiterhin
Kollegen infolge der Digitalisierung.         durch die KBV bewertet und es wurden          Standards (analog zum Labordaten-
Deutlich skeptischer sind die Erwar-          entsprechende Schlussfolgerungen ab-          transfer [LDT]) setzen.
tungen der Praxen zum Einfluss der Digi-      geleitet, die ebenfalls Teil des vorliegen-
                                                                                            Die KBV setzt sich für sichere digitale
talisierung auf die Diagnosequalität, den     den Berichts sind.
                                                                                            Verwaltungs- und Versorgungsprozesse
Therapieerfolg und die Arzt-Patienten-
                                              Neben dem vorliegenden Bericht veröf-         für Ärzte und Patienten ein, bei denen
Beziehung.
                                              fentlicht die KBV ausgewählte Ergebnis-       digitale Anwendungen dort umgesetzt
>>Das größte Hemmnis der Digitalisie-         se des PraxisBarometers Digitalisierung       werden, wo sie für Patienten, Ärzte und
rung in den Praxen sind aus Sicht der         unter http://www.kbv.de/html/gesund-          Psychotherapeuten Mehrwert bringen
Ärzte bzw. Psychotherapeuten Sicher-          heitsdaten.php.                               und so die Versorgungsqualität steigern.
heitslücken in den EDV-Systemen, mehr
                                              Wie die Umfrage zeigt, gehören digita-        Ärzte wünschen sich die weitere Digitali-
als die Hälfte der Praxen sieht ihre Digi-
                                              le Anwendungen in den ambulanten              sierung dort, wo sie nützt (z.B. Impfpass,
talisierung hierdurch stark gehemmt. An
                                              Praxen zum Standard. Die zentrale             Mutterpass, Rezept etc.) und Prozesse
zweiter Stelle folgt die Fehleranfälligkeit
                                              Herausforderung der kommenden Jahre           durch Digitalisierung weiter optimiert
von EDV-Systemen, die von 43 % der
                                              ist die patientenorientierte Umsetzung        werden können (bspw. Praxismanage-
Praxen als starkes Hemmnis eingestuft
                                              der digitalen Vernetzung der Akteu-           ment, Kommunikation im Gesundheits-
wird.
                                              re im Gesundheitswesen: Patienten,            wesen). Insbesondere an diesen Stellen
                                              Ärzte und Psychotherapeuten, Kran-            wird sich die KBV weiter engagieren.
F AZIT: GROSSE UNTERSCHIEDE BEI              kenhäuser, Apotheken, Krankenkassen,          Die Sorge der Ärzte um eine Verschlech-
 DIGITALISIERUNG IN DEN AMBULANTEN            nichtärztliche Gesundheitsberufe und          terung des Arzt-Patientenverhältnisses
 PRAXEN                                       viele weitere. Dabei zeigt sich, dass das     im Zuge der Digitalisierung ist ernst zu
                                              Thema IT-Sicherheit aus Sicht der Ärzte       nehmen und bedarf weiterer Analysen.
Insgesamt zeigt sich, dass sich die           besonderer Aufmerksamkeit und zusätz-

8                                                                                                  PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG
1. HINTERGRUND UND ZIELSETZUNG

Die Digitalisierung, die auch als dritte    Medizin. Darüber hinaus ermöglicht         Über den gegenwärtigen Stand der
industrielle Revolution bezeichnet wird,    die Digitalisierung eine Aufweichung       Digitalisierung in den vertragsärztlichen
hat mittlerweile alle Lebensbereiche        des ansonsten engen Ort-Zeit-Bezugs        bzw. vertragspsychotherapeutischen
erfasst und führt zu mitunter disruptiven   medizinischer Dienstleistungen (z. B.      Praxen liegen derzeit nur lückenhaft
Veränderungen in der Wirtschafts- und       durch Telemedizin), wodurch sich neue      quantitative Informationen vor. Erhe-
Arbeitswelt sowie im Privatleben. Mit       Behandlungsmöglichkeiten ergeben.          bungen jüngerer Zeit haben zum Thema
ihr haben sich neuartige Medien und         Schließlich lässt sich durch Digitali-     Stand und Auswirkung der Digitalisie-
Kommunikationsformen etabliert und          sierung im Gesundheitssystem, wie in       rung in Arztpraxen primär Patienten
sie bringt große Entwicklungspotenziale     anderen Bereichen auch, die Organi-        bzw. die Bevölkerung befragt (vgl. z. B.
zur Vereinfachung der Erfassung, der        sations- und Prozesseffizienz erhöhen      Marstedt 2018, apobank 2018, pwc 2018).
Bearbeitung, des Austauschs und der         (z. B. im Hinblick auf Informations- und   Ärzte bzw. Arztpraxen wurden bislang
Auswertung auch großer Datenmengen          Kommunikationsmanagement)                  seltener befragt bzw. nur in relativ gerin-
mit sich. Im Gesundheitsbereich ver-        (vgl. z. B. HRI 2016).                     ger Stichprobengröße (vgl. Stiftung Ge-
bindet sich mit der Digitalisierung u. a.                                              sundheit 2017, S. 20 f mit n = 167, sowie
das Ziel einer stärker individualisierten                                              DAK-Gesundheit 2018 im Rahmen einer

TABELLE 1: THEMENBEREICHE DES PRAXISBAROMETERS DIGITALISIERUNG

 DIGITALISIERUNGSBEREICHE             THEMEN

 praxisinternes Management            › allgemeine Praxisorganisation/
                                        Qualitätsmanagement
                                      › Patientendokumentation
                                      › medizinische Geräte
                                      › Diagnostik/Therapie

 praxisexterne Kommunikation          › Inhalte, Art und Weise, Umfang der
 mit anderen Praxen/ambulanten          digitalen Kommunikation
 Einrichtungen und Krankenhäusern     › einrichtungsübergreifende elektronische
                                        Patientenakten
 mit Körperschaften/Behörden          › Umfang der digitalen Kommunikation
                                        (differenziert nach Art der Körperschaft/
                                        Behörde)

 Patientenkommunikation               › digitale Angebote der Praxen
                                      › Art und Weise, Umfang der digitalen
                                        Kommunikation
                                      › Praxisdarstellung in digitalen Medien
                                      › selbstgenerierte digitale Patientendaten
                                      › digitale Anwendungen für (die Versorgung
                                        von) Patienten

 praxisinterne Einstellungen/         › Chancen/Risiken
 Einschätzungen des Managements       › Hemmnisse
 zur Digitalisierung                  › Nutzen konkreter digitaler Anwendungen
                                      › Unterstützungsmöglichkeiten für KVen

PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG                                                                                                 9
offenen Befragung mit n = 727, wobei le-     Vor diesem Hintergrund hat die KBV die       wurde eine Befragung der KVen durch-
diglich 468 den Fragebogen vollständig       Erstellung des vorliegenden PraxisBa-        geführt, um ihre Einschätzungen, das
ausgefüllt haben), oder die Befragungen      rometer Digitalisierung für die vertrags-    Ausmaß ihrer digitalen Kommunikation
haben nicht die gesamte Ärzteschaft als      ärztliche und -psychotherapeutische          und Datenübermittlung sowie das Spek-
Grundgesamtheit zugrunde gelegt (vgl.        Versorgung beauftragt, um einen ersten       trum ihrer digitalen Service-Angebote zu
änd 2018 mit n = 1.225 Teilnehmern un-       umfassenden Überblick über den Ver-          erfragen.
ter den Abonnenten des Ärztenachrich-        breitungsgrad digitaler Anwendungen
                                                                                          Den Schwerpunkt der folgenden Dar-
tendienstes, Jameda 2017 mit n = 1.346       unter den Vertragsärzten bzw. -psycho-
                                                                                          stellungen bilden die Ergebnisse der Be-
Teilnehmern unter den Nutzern von            therapeuten zu erhalten. Die Erhebung
                                                                                          fragung vertragsärztlicher und -psycho-
Jameda). Die im Auftrag der KBV im           soll in Zukunft regelhaft stattfinden. Das
                                                                                          therapeutischer Praxen, die im Mai/Juni
Zwei­jahresabstand durchgeführte             PraxisBarometer Digitalisierung basiert
                                                                                          2018 durchgeführt wurde (Kapitel 3).
Erhebung für den Ärztemonitor enthielt       im Wesentlichen auf einer Befragung
                                                                                          Zunächst werden der methodische An-
zuletzt (2016) mit n = 10.679 realisierten   von Vertragsärzten und -psychothera-
                                                                                          satz, die Durchführung und der Rück-
Telefoninterviews auch einen kurzen          peuten und erfasst neben dem Ist-Zu-
                                                                                          lauf der Befragung kurz beschrieben
Fragenkomplex zum Thema Telemedi-            stand auch ihre Einstellungen, Erfah-
                                                                                          (Kapitel 2). Im abschließenden Teil wer-
zin (infas 2016).                            rungen sowie Erwartungen bezüglich
                                                                                          den die Ergebnisse der KV-Befragungen
                                             der Digitalisierung (Tabelle 1). Daneben
                                                                                          dargestellt (Kapitel 4).

10                                                                                              PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG
2. BEFRAGUNG VERTRAGSÄRZTLICHER UND -PSYCHOTHERA­
  PEUTISCHER PRAXEN: METHODISCHE ANMERKUNGEN

Mit der Befragung konnten Angaben           schaften) gemäß Bundesarztregister-         daten und den dazugehörigen Angaben
von insgesamt 1.764 vertragsärztlichen      daten gezogen. Geschichtet wurde die        zu den Schichtungsmerkmalen der
und -psychotherapeutischen Praxen           Stichprobe nach                             Praxen waren eine Genehmigung durch
gewonnen werden. Hiervon beteiligten                                                    das Bundesministerium für Gesundheit
                                            >>Praxisgröße (gemessen an der Anzahl
sich 1.542 Praxen, die im Rahmen einer                                                  (BMG) sowie eine Vereinbarung zur
                                            der dort jeweils tätigen Vertragsärzte/-
geschichteten Stichprobenziehung                                                        Übermittlung von Sozialdaten für die
                                            psychotherapeuten),
für die Befragung zufällig ausgewählt                                                   Forschung und Planung gemäß
und individuell angeschrieben wurden        >>fachlicher Spezialisierung (in Anleh-     § 75 SGB X zwischen dem IGES Institut
(„geschlossene“ Befragung). Zusätzlich      nung an die Versorgungsebenen gemäß         und der KBV.
wurde die Befragung auf den Seiten          § 5 der Bedarfsplanungsrichtlinie des
                                                                                        Die Verteilung des Rücklaufs aus
der KBV frei zugänglich zur Verfügung       Gemeinsamen Bundesausschusses).
                                                                                        geschlossener und offener Befragung
gestellt; an dieser „offenen“ Befragung
                                            Die Schichtung war dabei teilweise          hinsichtlich der Merkmale Praxisgröße
beteiligten sich 222 Praxen.
                                            disproportional zur Verteilung in der       und fachlicher Spezialisierung (bzw.
Die Stichprobe wurde aus der Grund-         Grundgesamtheit, um für unterschiedli-      Versorgungsebene) zeigt Tabelle 2. Bei
gesamtheit aller Vertragsarztpraxen,        che Praxistypen getrennte und verglei-      insgesamt zehn Praxen war eine Zuord-
Psychotherapeutenpraxen und weiteren        chende Auswertungen durchführen zu          nung nach Praxisgröße und fachlicher
Praxisformen (Medizinische Versor-          können.                                     Spezialisierung nicht oder nur nach
gungszentren, Berufsausübungsgemein-        Grundlagen für die Nutzung von Adress-      jeweils einem dieser Merkmale möglich.

TABELLE 2: ANZAHL UND STRUKTUR DER VERTRAGSÄRZTLICHEN/-PSYCHO­THERAPEUTISCHEN PRAXEN MIT
BEFRAGUNGSTEILNAHME

 fachliche Spezialisierung        Einzelpraxis      2 bis 4 Ärzte/     5+ Ärzte/         insgesamt
 (Versorgungsebene)                                 Psych.             Psych.

 hausärztlich                              216               100                   29            345

 allgemein fachärztlich                    228               104                   31            363

 spezialisiert/gesondert                   174                82                   60            316
 fachärztlich

 psychotherapeutisch                       505                42                    4             551

 versorgungsebenen-                          5                69                105              179
 übergreifend

 insgesamt                                1.128              397                229             1.754

PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG                                                                                              11
Um Verzerrungen der Auswertungser-                    Die Schätzgenauigkeit ist für die Ge-                  xen breiter, woraus eine etwas geringere
gebnisse aufgrund des unbalancierten                  samtstichprobe maximal und erlaubt                     Schätzgenauigkeit und größere Stan-
Stichprobenplans und der unterschied-                 repräsentative Rückschlüsse auf alle Pra-              dardfehler (bis zu 2,5 Prozentpunkte)
lichen Rücklaufquoten in den einzelnen                xen mit einem maximalen Standardfeh-                   resultieren. Die geringste Schätzgenau-
Subgruppen zu korrigieren und unver-                  ler von ca. 1,4 Prozentpunkten. Neben                  igkeit konnte für die Praxen mit fünf und
zerrte Schätzungen für die Antwort-                   den Gesamtauswertungen wird auch für                   mehr Ärzten/Psychotherapeuten sowie
häufigkeiten zu ermitteln, wurden alle                die psychotherapeutische Versorgungs-                  die versorgungsebenenübergreifenden
Auswertungen gewichtet durchgeführt.                  ebene sowie für die Einzelpraxen und                   Praxen erreicht werden (der Stan-
Das Gewicht wurde dabei so ermittelt,                 Praxen mit 2 bis 4 Ärzten eine hohe                    dardfehler nimmt hier Werte bis zu 3,6
dass die Versorgungsebene und Praxis-                 Schätzgenauigkeit mit einem maximalen                  Prozentpunkte an).
größe im Ergebnis entsprechend ihrer                  Standardfehler von ca. 1,6 Prozentpunk-
                                                                                                             Eine ausführliche Darstellung des Stich-
Anteile in der Grundgesamtheit in die                 ten erreicht. Aufgrund eines geringeren
                                                                                                             probenkonzepts, der Durchführung der
Auswertungen eingingen.1                              Rücklaufs sind die Konfidenzintervalle
                                                                                                             Befragung und des Rücklaufs enthält der
                                                      für die hausärztlichen, die allgemein
                                                                                                             Anhang.
                                                      und spezialisierten fachärztlichen Pra-

1	Die Analysen wurden in Stata 14.1 mit Surveymethoden (svy: proportion) durchgeführt. Die ermittelten Gewichte wurden als „probability weights“ implementiert.

12                                                                                                                    PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG
3. ERGEBNISSE: STAND UND BEWERTUNG DER DIGITALISIERUNG
  IN VERTRAGSÄRZTLICHEN/-PSYCHOTHERAPEUTISCHEN PRAXEN

Im Folgenden werden wesentliche                     konnten nach vier verschiedenen Merk-                zwischen den Subgruppen, die sich nach
Ergebnisse der Befragung dargestellt.               malen differenziert werden (Tabelle 3).              den aufgeführten Merkmalsausprägun-
Hierfür wurden die Antworten der Pra-               Nachfolgend werden zum Zweck der                     gen bilden, werden diese (textlich oder
xen sowohl aus der geschlossenen als                Übersichtlichkeit die Gesamtergebnisse               auch graphisch) alternativ oder ergän-
auch aus der offenen Befragung gemein-              primär ohne diese Differenzierungen                  zend dargestellt.
sam ausgewertet.2 Die Befragungsdaten               dargestellt. Bei größeren Abweichungen

TABELLE 3: DIFFERENZIERUNGSMERKMALE FÜR DIE AUSWERTUNGEN DER BEFRAGUNGSDATEN

 MERKMAL                            AUSPRÄGUNGEN

 Praxisgröße                        gemäß Stichprobenkonzept:
                                    › Einzelpraxis
                                    › 2-4 Ärzte/Psychotherapeuten
                                    › 5+ Ärzte/Psychotherapeuten

 Fachgruppen/                       gemäß Stichprobenkonzept:
 Versorgungsebenen                  › hausärztlich
                                    › allgemein fachärztlich
                                    › spezialisiert/gesondert fachärztlich
                                    › psychotherapeutisch
                                    › versorgungsebenenübergreifend
                                       (interdisziplinär)

 Altersgruppen*                     < 50 Jahre
                                    50 bis 60 Jahre
                                    > 60 Jahre

 Regionstyp                         kreisfreie Großstädte
                                    städtische Kreise
                                    ländliche Kreise

 * Bei Praxen mit mehr als einem Arzt/Psychotherapeut ­(geschlossene Befragung): Durchschnittsalter aller in der Praxis
 tätigen Ärzte/Psychotherapeuten.

Die inhaltliche Gliederung der Ergebnis-            Neben der Darstellung im vorliegenden                ergebnisse als Forschungsdatensatz auf
darstellung folgt den oben aufgeführten             Bericht können ausgewählte Auswertun-                An-frage zur Verfügung gestellt. Mehr
Themenbereichen des PraxisBarometers                gen auf der Internetseite des PraxisBa-              Information dazu erhalten Sie auf der
(vgl. Tabelle 1).                                   rometers Digitalisierung eingesehen                  KBV-Webseite unter: http://www.kbv.de/
                                                    werden. Zudem werden die Befragungs-                 html/praxisbarometer.php.

2	Im Rahmen der Auswertungen wurde geprüft, wo die Antwortverteilungen aus der offenen Befragung deutlich von denen der geschlossenen Befragung
   ­abweichen. In den folgenden Darstellungen findet sich an den Stellen, in denen dies festgestellt wurde, eine entsprechende Erläuterung.

PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG                                                                                                                    13
3.1 PRAXISINTERNE DIGITALISIERUNG
Als zentrale praxisinterne Bereiche für                3.1.1 PATIENTENDOKUMENTATION                            wert maßgeblich durch eine deutlich
eine fortschreitende Digitalisierung wur-              Ein wesentlicher Bereich des Praxis-                    geringere Digitalisierung der Patienten-
den für die Befragung die Patientendo-                 managements ist die Patientendoku-                      dokumentation in den psychotherapeu-
kumentation, das Praxismanagement,                     mentation (Abbildung 1). Diesbezüglich                  tischen Praxen beeinflusst wird. In allen
die Nutzung digitaler medizinischer                    gaben insgesamt 43 % der Praxen bzw.                    anderen fachlichen Subgruppen liegt
Geräte sowie digitale Anwendungen in                   56 % der Arztpraxen (ohne Psycho-                       der Anteil der Praxen mit nahezu kom-
Diagnostik und Therapie ausgewählt.                    therapeuten) eine nahezu komplette                      plett digitalisierter Patientendokumen-
                                                       Digitalisierung an und weitere 15 % eine                tation bei deutlich über 50 %, bei den
                                                       mehrheitliche.                                          interdisziplinär besetzten Praxen sogar
                                                                                                               bei zwei Drittel (bzw. knapp 83 % mit
                                                       Die Differenzierung nach Fachgruppen
                                                                                                               mindestens mehrheitlich digitalisierter
                                                       zeigt aber, dass dieser Durchschnitts-
                                                                                                               Patientendokumentation).3

ABBILDUNG 1: DIGITALISIERUNGSGRAD DER PATIENTENDOKUMENTATION

insgesamt
                                   43%                     15%             18%          12%        11%
(n=1.754)

insgesamt
ohne Psycho-
therapeuten                              56%                              17%          15%      7% 4%
(n=1.203)

                  0        10     20      30      40       50        60         70     80     90         100
                                                       Anteil in %
                      nahezu komplett digitalisiert                             mehrheitlich digitalisiert
                      hälftig digitalisiert und in Papierform                   mehrheitlich in Papierform
                      nahezu komplett in Papierform

3	Hier und im Folgenden: Abweichungen zwischen den im Text genannten Summen und aufsummierten Einzelwerten der graphischen Darstellungen rundungs­
   bedingt.

14                                                                                                                   PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG
ABBILDUNG 2: DIGITALISIERUNGSGRAD DER PATIENTENDOKUMENTATION (NACH FACHGRUPPEN)

versorgungs-
ebenen über-                                    66%                                   17%          12% 5%
greifend (n=179)

psychothera-
peutische Ver-           8%    10%           25%                   26%                           31%
sorgung (n=551)

spezialisierte und
gesonderte fach-
ärztliche Versor-                          57%                              19%             12%        6% 6%
gung (n=316)

allgemein fach-
ärztliche Versor-                         53%                            18%            16%            7%    6%
gung (n=363)

hausärztliche
Versorgung                                  58%                             16%              16%            7% 2%
(n=345)

                     0        10     20      30       40      50       60        70         80         90      100
                                                           Anteil in %
                         nahezu komplett digitalisiert                         mehrheitlich digitalisiert
                         häl ig digitalisiert und häl ig in Papierform         mehrheitlich in Papierform
                         nahezu komplett in Papierform

 Frage: Welche Aussage trifft auf die Patientendokumentation in Ihrer Praxis am ehesten zu?
 „Die Patientendokumentation ist…“; gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

Der Digitalisierungsgrad der Patienten-               digitalisierter Patientendokumentation                      60 Jahren im Vergleich zu ihren jüngeren
dokumentation steigt im Durchschnitt                  bei rund 89 %, in Einzelpraxen dagegen                      Kollegen: Bei rund 57 % war die Doku-
mit der Praxisgröße. In der höchsten                  durchschnittlich bei rd. 67 %. Außerdem                     mentation mindestens mehrheitlich
Kategorie mit fünf und mehr Ärzten                    zeigt sich ein durchschnittlich deutlich                    digitalisiert gegenüber rund 76 % unter
(ohne Psychotherapeuten) lag der Anteil               geringerer Digitalisierungsgrad der Pa-                     den 50- bis 60-jährigen und rund 83 %
der Praxen mit mindestens mehrheitlich                tientendokumentation bei Ärzten über                        der unter 50-jährigen.

PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG                                                                                                                         15
3.1.2 PRAXISMANAGEMENT                                     Ein geringer Digitalisierungsgrad zeigt                 komplett digitalisiert, dagegen nur bei
Terminplanung und Wartezeitenmana-                         sich bislang beim Hygiene- und Quali-                   rund einem Drittel der Einzelpraxen.
gement sind die Teile des Praxismanage-                    tätsmanagement, immerhin in 42 % der
                                                                                                                   Unterschiede des Digitalisierungsgrads
ments, die gegenwärtig am stärksten di-                    Praxen ist es mindestens hälftig digital
                                                                                                                   beim Praxismanagement zeigen sich
gital organisiert sind: Mehr als die Hälfte                organisiert.
                                                                                                                   auch zwischen den fachlichen Subgrup-
der vertragsärztlichen bzw. -psychothe-
                                                           Über alle Bereiche des Praxismanage-                    pen, sie sind jedoch – mit Ausnahme der
rapeutischen Praxen (56 %) gaben an,
                                                           ments hinweg steigt der Digitalisierungs-               psychotherapeutischen Praxen4 – weni-
dass Termine und Wartezeiten mehrheit-
                                                           grad mit der Praxisgröße im Durch-                      ger stark und durchgängig ausgeprägt
lich, meist aber nahezu komplett digital
                                                           schnitt deutlich an, wobei der Abstand                  als zwischen den unterschiedlichen Pra-
verwaltet werden (Abbildung 3).
                                                           zwischen der mittleren (2-4 Ärzte/                      xisgrößenklassen. Eine Kreuzbetrach-
Etwas mehr als ein Drittel der Praxen                      Psychotherapeuten) und höchsten (5+)                    tung der Praxismerkmale bestätigt, dass
nutzen hierfür immer noch mindestens                       Größenkategorie mehrheitlich deutlich                   die Praxisgröße das maßgebliche Krite-
mehrheitlich, meist aber nahezu kom-                       geringer ist als der Abstand zur Katego-                rium für die Unterschiede des Digitali-
plett die Papierform.                                      rie der Einzelpraxen. So gaben 88 % der                 sierungsgrads beim Praxismanagement
                                                           Praxen mit fünf und mehr Ärzten/Psy-                    ist. Entsprechend ist die Digitalisierung
Die Planung der Raumbelegung und
                                                           chotherapeuten an, Terminplanung und                    des Praxismanagements insgesamt am
Geräteauslastung ist bei 42 % der Praxen
                                                           Wartezeitenmanagement mehrheitlich                      weitesten in den versorgungsebenen-
weitgehend digitalisiert. Allerdings sind
                                                           oder nahezu komplett digitalisiert zu                   übergreifenden bzw. interdisziplinär
diese Bereiche für knapp ein Drittel der
                                                           haben, aber nur 47 % der Einzelpraxen.                  besetzten Praxen, bei denen gleichzeitig
Praxen kein Digitalisierungsthema bzw.
                                                           Die Planung der Raumbelegung und die                    auch der Anteil großer Praxen mit Ab-
kann hierzu keine Auskunft geben. Die
                                                           Geräteauslastung ist bei 75 % der Praxen                stand am höchsten ist.
Materialbestellung (ohne Sprechstun-
                                                           mit fünf und mehr Ärzten/Psychothe-
denbedarf) ist in mehr als der Hälfte der
                                                           rapeuten mehrheitlich oder nahezu
Praxen zumindest hälftig digitalisiert.

ABBILDUNG 3: DIGITALISIERUNGSGRAD DES PRAXISMANAGEMENTS

Hygiene-/ Qualitätsmanagement (z. B. Tem-
peraturkontrolle Medikamentenkühlschrank,
                                                           10%        13%         19%           15%              26%           16%
Dokumentation der Aufbereitung bei Medizin-
produkten, QM-Handbuch)

Materialbestellung                                          15%             19%           19%           17%            23%           7%
(ohne Sprechstundenbedarf)

Belegungsplan der Praxisräume /                                       34%               8% 4%4%       19%                32%
Geräteauslastung

Terminplanung und                                                           47%                  9%    7% 6%            31%               2%
Wartezeitenmanagement

                                                       0         10     20        30     40     50      60       70    80      90     100
                                                                                              Anteil in %

     nahezu komplett digitalisiert           mehrheitlich digitalisiert                   häl ig digitalisiert
     mehrheitlich in Papierform              nahezu komplett in Papierform                weiß nicht/trifft nicht zu

    Frage: Bitte geben Sie für jeden Aspekt an, in welchem Ausmaß Ihr Praxismanagement hier digital oder in Papierform
    ­organisiert ist; gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt; n = 1.754.

4     Das Praxismanagement in den psychotherapeutischen Praxen ist – bis auf den Bereich der Materialbestellung – deutlich weniger digitalisiert als in den
      ärztlichen Praxen.

16                                                                                                                          PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG
3.1.3 NUTZUNG DIGITALER                              mehr Ärzten. Hinsichtlich der fachlichen              sind, so dass zwischen beiden ein digi-
      ­MEDIZINISCHER GERÄTE                                 Spezialisierung ergibt sich hingegen                  taler Datenaustausch stattfinden kann.
      Ein zentraler praxisinterner Bereich für              kein einheitliches Bild: Zwar liegt der               Dazu gab etwa ein Drittel der Arztpra-
      die digitale Vernetzung ist die Anbin-                Anteil der Arztpraxen, die über medizi-               xen an, dass die Geräte nicht oder nur
      dung von medizinischen Geräten an                     nische Geräte mit digitalen Schnittstel-              teilweise mit dem PVS verbunden seien
      das Praxisverwaltungssystem (PVS) zur                 len verfügen, unter den interdisziplinär              (Abbildung 4). Hierbei zeigt sich wiede-
      Dateneingabe und -ausgabe. Aufgrund                   besetzten mit 83 % am höchsten, Praxen                rum ein mit der Praxisgröße im Durch-
      der relativ geringeren Relevanz solcher               der hausärztlichen Versorgung weisen                  schnitt steigender Anteil mit digitaler
      Geräte für die psychotherapeutische                   mit 79 % jedoch den zweithöchsten                     Anbindung.
      Versorgung werden nachfolgend die                     Anteilswert auf – gegenüber 71 % der
                                                                                                                  Von den Arztpraxen, die über medizini-
      Ergebnisse nur für die Arztpraxen darge-              spezialisierten/gesondert fachärztlichen
                                                                                                                  sche Geräte mit digitalen Schnittstellen
      stellt. Demnach verfügen 74 % von ihnen               und 69 % der allgemeinen fachärztli-
                                                                                                                  verfügen (n = 912), gaben rund 73 %
      über medizinische Geräte mit digitalen                chen Praxen.
                                                                                                                  an, dass mit diesen Geräten erhobene
      Schnittstellen.5
                                                            Entscheidend ist nun, inwieweit die                   Daten in Form von PDF-Dokumenten,
      Dabei variiert dieser Anteil erneut mit               vorhandenen medizinischen Geräte mit                  Filmen und Bildern an das PVS gesen-
      der Praxisgröße: von 67 % in Einzelpra-               digitalen Schnittstellen tatsächlich auch             det werden können. Bei etwas mehr als
      xen bis zu 90 % in Praxen mit fünf und                mit den EDV-basierten PVS verbunden                   60 % dieser Arztpraxen ist auch eine

       ABBILDUNG 4: ANBINDUNG DIGITALER MEDIZINISCHER GERÄTE AN DAS PRAXISVERWALTUNGSSYSTEM
       (INSGESAMT UND NACH PRAXISGRÖSSE – OHNE PSYCHOTHERAPEUTEN)

              100

              90
                         27%               26%                                  27%
              80                                            37%

              70

              60
                         32%
Anteil in %

                                           41%                                  35%
              50

                                                            40%
              40

              30         26%
                                                                                24%
                                           22%
              20
                                                            16%
              10
                         16%                                                    13%
                                           10%
                                                             6%
               0                            1%               1%                 1%
                     Einzelpraxis     2 bis 4 Ärzte   5 und mehr Ärzte      insgesamt
                       (n=407)          (n=303)           (n=202)            (n=912)

                    Alle Geräte sind mit dem PVS      Die Geräte sind mehrheitlich         Die Geräte sind teilweise mit
                    verbunden                         mit dem PVS verbunden                dem PVS verbunden

                    Die Geräte sind nicht mit dem     weiß nicht
                    PVS verbunden

              Frage: „Inwieweit sind vorhandene medizinische Geräte mit digitalen Schnittstellen mit Ihrem Praxisverwaltungssystem
              (PVS) verbunden?“; lediglich Praxen, in denen medizinische Geräte mit digitalen Schnittstellen vorhanden sind und ohne
              psychotherapeutische Praxen; gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

      5	Unter den Arztpraxen, die an der offenen Befragung teilnahmen, war dieser Anteil mit 83 % höher (geschlossene Befragung: 73 %).

       PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG                                                                                                                   17
Übermittlung der mit den Geräten erho-                Unter den Arztpraxen in ländlichen                      ten und gesonderten fachärztlichen
benen Messwerte an das PVS möglich.                   Kreisen lag der entsprechende Anteils-                  Versorgung digitale Anwendungen zum
Bemerkenswert ist der mit nur rund                    wert nur unwesentlich höher als unter                   Erkennen von Arzneimittelkontraindi-
einem Drittel deutlich geringere Anteil               den Arztpraxen in städtischen Kreisen                   kationen einsetzt, könnte ggf. dadurch
dieser Arztpraxen, die angaben, dass                  und in kreisfreien Großstädten. In der                  erklärbar sein, dass diese Gruppe auch
die verbundenen Geräte vom PVS auch                   psychotherapeutischen Versorgung                        Fachrichtungen umfasst, die typischer-
Auftragslisten (inkl. Patientendaten)                 spielen Geräte zur Ferndiagnostik fast                  weise keine Arzneimittel verordnen
empfangen können, denn üblicher-                      keine Rolle, da in dieser Versorgungs-                  (z. B. Radiologie). Die relativ niedrigen
weise haben Geräte, die Daten senden,                 ebene Geräte für diagnostische Zwecke                   Nutzungsgrade könnten nach Einschät-
auch eine Auftragsschnittstelle, um                   generell deutlich seltener zum Einsatz                  zung der KBV u. a. dadurch begründet
z. B. Patienten-Identifier anzunehmen                 kommen. Im Vergleich der übrigen                        sein, dass die Qualität dieser Anwen-
und in den Rückkanal einzubinden.                     Fachgruppen werden Geräte zur Fern-                     dungen zum Teil. sehr heterogen sei.
                                                      diagnostik am häufigsten von Haus-                      Eine Herausforderung sei dabei, dass
3.1.4 DIGITALE ANWENDUNGEN IN
                                                      arztpraxen (21 %) genutzt, gefolgt von                  die verschiedenen Systeme aufgrund
DIAGNOSTIK UND THERAPIE
                                                      den versorgungsebenenübergreifenden                     fehlender Standards unterschiedliche
Als Anwendungsbereiche der Digita-
                                                      Praxen (17 %) (Abbildung 5). 7                          Systematiken und Entscheidungs-
lisierung in der Patientenbehandlung
                                                                                                              grundlagen nutzten (beispielsweise
wurden in der Befragung die Ferndiag-                 Mehr als die Hälfte der Arztpraxen
                                                                                                              ausschließlich Fachinformationen oder
nostik und die Arzneimittelverordnung                 nutzen digitale Anwendungen aus dem
                                                                                                              zusätzlich unterschiedliche Studien) –
thematisiert. Insgesamt nutzen 14 % der               Bereich der Arzneimitteltherapiesicher-
                                                                                                              wodurch eine Prüfung in verschiedenen
Arztpraxen Geräte für die Ferndiagnos-                heit (AMTS)8, darunter mit Abstand
                                                                                                              Systemen zu von einander abweichen-
tik (z. B. zur digitalen Übertragung von              am häufigsten hausärztliche Praxen
                                                                                                              den Ergebnissen führen könne.
Messwerten des Blutdrucks, Gewichts-                  (60 %) (Abbildung 6). Dass nur rund
verlaufs oder der Gerinnungsfaktoren).6               ein Drittel der Praxen der spezialisier-

ABBILDUNG 5: VERWENDUNG VON GERÄTEN ZUR FERNDIAGNOSTIK
(INSGESAMT UND NACH FACHGRUPPEN – OHNE PSYCHOTHERAPEUTEN)

insgesamt (ohne Psychotherapeuten)
                                            14%                                   84%                               3%
(n=1.203)

versorgungsebenenübergreifend
                                              17%                                  79%                             4%
(n=179)

spezialisierte und gesonderte
fachärztliche Versorgung                    12%                                  86%                                3%
(n=316)

allgemein fachärztliche
Versorgung                               5%                                    94%                                   1%
(n=363)

hausärztliche Versorgung
                                               21%                                   75%                            3%
(n=345)

                                        0      10      20      30     40       50      60     70     80      90     100
  ja      nein       weiß nicht                                            Anteil in %

 Frage: Werden in Ihrer Praxis Geräte zur Ferndiagnostik (z. B. Blutdruck, Gewichtsverlauf, Gerinnungsfaktoren) verwendet?;
 ohne psychotherapeutische Praxen; gewichtete Ver­teilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

6	Die psychotherapeutischen Praxen wurden nicht einbezogen, da von ihnen fast keine Praxis Ferndiagnostik-Geräte verwendet. Der entsprechende Anteilswert
   war unter den Praxen, die an der offenen Befragung teilnahmen, mit 8 % geringer (geschlossene Befragung: 15 %).
7	Aufgrund der nicht weiter spezifizierten Fragestellung können unter Geräten zur Ferndiagnostik u. U. auch Verwendungen ohne automatisierte telemedizinische
   Übertragung von Messwerten subsumiert worden sein, also z. B. Blutdruckmessgeräte, die zwar zur Ferndiagnostik eingesetzt werden, bei denen die
   Messergebnisse aber erst in der Arztpraxis in die Patientendokumentation der Praxis übertragen werden.
8	Die psychotherapeutisch arbeitenden Praxen wurden nicht einbezogen, da von ihnen lediglich 5 % digitale AMTS-Anwendungen nutzen. Dieser geringe Anteil
   ist unter anderem dadurch zu erklären, dass die Befragung sowohl ärztliche als auch psychologische Psychotherapeuten – welche keine Arzneimittel verordnen
   dürfen – umfasst.

18                                                                                                                   PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG
ABBILDUNG 6: VERWENDUNG VON DIGITALEN ANWENDUNGEN ZUR ARZNEIMITTELTHERAPIESICHERHEIT (AMTS)
(INSGESAMT UND NACH FACHGRUPPEN – OHNE PSYCHOTHERAPEUTEN)

insgesamt (ohne Psychotherapeuten)
                                                             51%                                   45%                  4%
(n=1.203)

spezialisierte und gesonderte
fachärztliche Versorgung                             33%                                    62%                        5%
(n=316)

allgemein fachärztliche
Versorgung                                                 45%                                    51%                   4%
(n=363)

versorgungsebenenübergreifend
                                                           46%                                    49%                  5%
(n=179)

hausärztliche Versorgung
                                                                 60%                                    36%              3%
(n=345)

                                        0       10      20         30   40       50        60     70     80      90      100
  ja    nein     weiß nicht                                                  Anteil in %

 Frage: Nutzen Sie in Ihrer Praxis eine digitale Anwendung zur Erkennung von Arzneimittelkontraindikationen?9;
 ohne psychotherapeutische Praxen, gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

9	In der Fragestellung wurde bewusst auf die weitergehende Befragung zur Arzneimitteltherapiesicherheit verzichtet. Stattdessen wurde die Frage auf
   Arzneimittelkontraindikationen fokussiert, um die digitale Anwendung für den Arzt greifbar zu machen.

PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG                                                                                                                        19
3.2 DIGITALE KOMMUNIKATION
 Im Folgenden werden die Ergebnisse                  ternen digitalen Kommunikation ist die           initiiert wurden und noch nicht in eine
 zum Stand der Digitalisierung darge-                Verwendung von einrichtungsübergrei-             Telematikinfrastruktur gemäß § 291a
 stellt, welche die Kommunikation der                fenden digitalen Patientenakten. Der             SGB V integriert werden können.
 Praxen nach außen (praxisextern), das               Einsatz dieser Form von – über die ein-          Dennoch wurden die Praxen – im Sinne
 heißt mit anderen Praxen bzw. ambu-                 zelne Praxis hinausgehender – umfas-             einer „Nullmessung“ für nachfolgende
 lanten Einrichtungen oder – intersek-               sender Patientendokumentation steht              Erhebungen – zu einrichtungsübergrei-
 toral – mit Krankenhäusern sowie mit                erst am Anfang und beschränkt sich               fenden Patientenakten befragt.
 Körperschaften und Behörden betreffen.              derzeit auf Projekte, die von einzelnen
 Eine besondere Form dieser praxisex-                oder Verbünden von Krankenkassen

 ABBILDUNG 7: DIGITALISIERUNGSGRAD DER KOMMUNIKATION MIT ANDEREN ÄRZTEN/PSYCHO­THERAPEUTEN
 BZW. AMBULANTEN EINRICHTUNGEN (INSGESAMT UND NACH PRAXISGRÖSSE)

    100               2%                1%                  1%                 2%
                      4%                5%                  5%                 5%               nahezu
         90            7%                                                      7%               komplett
                                        7%
                                                            14%                                 digitalisiert.
         80
                                                                                                mehrheitlich
                      29%                                                     30%               digitalisiert.
         70                             32%

         60                                                 37%                                 hälftig
                                                                                                digitalisiert und
Anteil in %

         50                                                                                     hälftig in
                                                                                                Papierform.
         40
                                                                                                mehrheitlich in
         30                                                                                     Papierform.
                      57%                                                     56%
                                        52%
         20                                                 43%                                 nahezu
                                                                                                komplett in
                                                                                                Papierform.
         10

              0
                  Einzelpraxis      2 bis 4 Ärzte/   5 und mehr Ärzte/     insgesamt
                   (n=1.128)     Psychotherapeuten   Psychotherapeuten     (n=1.754)
                                       (n=397)            (n=229)

       Frage: Welche Aussage über die schriftliche Kommunikation Ihrer Praxis mit Ihren Kollegen im ambulanten Bereich trifft am
       ehesten zu? „Die Kommunikation ist…“; gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt.

  3.2.1 KOMMUNIKATION MIT                            und mehr Ärzten/Psychotherapeuten                Kommunikation. Praxen mit mehrheit-
  ­ANDEREN PRAXEN BZW. A
                       ­ MBULANTEN                   ist dieser Anteil etwas geringer (79 %).         lich oder nahezu komplett digitalisierter
 ­EINRICHTUNGEN                                      Im Vergleich der Fachgruppen haben               schriftlicher Kommunikation mit ande-
 Die schriftliche Kommunikation mit                  die spezialisierten/gesondert fachärzt-          ren Ärzten/Psychotherapeuten bzw. am-
 anderen Ärzten bzw. Psychotherapeuten               lichen, die psychotherapeutischen (je-           bulanten Einrichtungen sind dagegen
 oder anderen ambulanten Einrichtun-                 weils rund 81 %) und die versorgungs-            bislang eine Ausnahmeerscheinung.
 gen findet bei rund 86 % der Praxen                 ebenenübergreifenden Praxen (knapp
                                                                                                      Für die digitale Kommunikation mit
 mehrheitlich oder nahezu komplett                   83 %) geringfügig geringere Anteile
                                                                                                      anderen Ärzten bzw. Psychotherapeuten
 in Papierform statt (Abbildung 7). Nur              mit einer mehrheitlich oder nahezu
                                                                                                      wird am häufigsten E-Mail verwendet:
 unter den größeren Praxen mit fünf                  komplett papierbasierten schriftlichen

 20                                                                                                              PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG
45 % der Praxen greifen auf dieses                  Hausarztpraxen am höchsten (52 %)                 Erstens können Labordaten im Gegen-
digitale Medium zurück (Abbildung                   und unter den spezialisierten/gesondert           satz zur digitalen Überweisung und
8). Alle anderen Formen der digitalen               fachärztlichen Praxen am geringsten               zum elektronischen Arztbrief auch ohne
Kommunikation kommen dagegen                        (31%). Die psychotherapeutischen Pra-             qualifizierte elektronische Signatur di-
deutlich seltener zum Einsatz, 44 % der             xen sowie die versorgungsebenenüber-              gital ausgetauscht werden. Zum Zweiten
Praxen nutzen keine Möglichkeit zur                 greifenden Praxen nutzen relativ häufig           ist bei den Labordaten die Interopera-
digitalen Kommunikation mit Kollegen.               E-Mail zur Kommunikation innerhalb                bilität zwischen Sender und Empfänger
Als sonstiges digitales Kommunika-                  des ambulanten Sektors (53 %).                    sichergestellt, da es hier – anders als
tionsmedium wurden beispielsweise                                                                     z. B. beim Befunddatenaustausch – ein
                                                    Ein Teil der digitalen Kommunikation
die folgenden genannt: digitales Fax,                                                                 definiertes Austauschformat gibt.
                                                    betrifft den Austausch behandlungsre-
digitale Telefonie, direkte Serververbin-
                                                    levanter Daten. Von anderen Einrich-              Die Differenzierung nach Praxisgröße
dung über gesicherte Netzwerke. In den
                                                    tungen der ambulanten Versorgung                  zeigt auch hier, dass die Einzelpraxen
meisten Fällen wurden hier jedoch ana-
                                                    empfangen die Arztpraxen vor allem                einen geringeren Digitalisierungsgrad
loge Kommunikationsarten berichtet,
                                                    Labordaten in digitaler Form; dies                aufweisen: Rund 29 % von ihnen
wie Telefonate, Briefe, Faxe oder das
                                                    trifft auf mehr als zwei Drittel (69 %)           empfangen keine digitalen Daten von
persönliche Gespräch mit den Kollegen.
                                                    von ihnen zu (Abbildung 9). Deutlich              anderen ambulanten Einrichtungen,
Dabei ist der Anteil derer, die keine di-           seltener ist der digitale Empfang von             während es bei den größeren Arztpra-
gitalen Kommunikationsmöglichkeiten                 Befunddaten (17 %), Arztbriefen (13 %)            xen deutlich geringere Anteile sind
zum Austausch mit Kollegen nutzen,                  oder Bildmaterial zur Diagnostik (11 %).          (20 % bei 2 bis 4 Ärzten, 19 % bei 5 und
unter den Einzelpraxen mit 46 % noch                Etwas mehr als ein Viertel (26 %) der             mehr Ärzten).
etwas höher, unter den größeren Praxen              Arztpraxen empfängt keinerlei digitale
                                                                                                      Zwar sind von den hausärztlichen Pra-
mit fünf und mehr Ärzten/Psychothe-                 Daten von anderen ambulanten Ein-
                                                                                                      xen, die an der Befragung teilgenom-
rapeuten dagegen mit 25 % deutlich ge-              richtungen. Dafür, dass Labordaten am
                                                                                                      men haben, rund 64 % Einzelpraxen.
ringer. Differenziert nach Fachgruppen              häufigsten digital übertragen werden,
                                                                                                      Das bedeutet aber nicht, dass sie hin-
ist der Anteil der Nicht-Nutzer unter den           lassen sich zwei Gründe anführen:
                                                                                                      sichtlich des obigen Trends bezüglich

ABBILDUNG 8: ART DER DIGITALEN KOMMUNIKATION MIT ANDEREN ÄRZTEN/PSYCHOTHERAPEUTEN
BZW. AMBULANTEN EINRICHTUNGEN

E-Mail (z.B. KV-Connect)                                                                                   45%

Austausch von Datenträgern (DVDs, USB-Sticks)                   11%

Messenger-Dienste / SMS                                    7%

Online-Chats                                         2%

Videokonferenzen                                     1%

Sonstiges                                                             15%

nichts davon                                                                                            44%

                                                0     5    10   15      20      25     30   35   40   45      50
                                                                             Anteil in %

 Frage: Wie kommunizieren Sie digital mit anderen niedergelassenen Ärzten bzw. Psychotherapeuten oder ambulanten Ein-
 richtungen? Mehrfachnennungen möglich; gewichtete Verteilung; n = 1.754.

PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG                                                                                                              21
der Praxisgröße generell nicht digital        praxen deutlich seltener Labordaten                 Anteilswerte deutlich höher bei rund
empfangsbereit wären. Im Gegenteil:           versenden als empfangen, weil sich der              89 % beziehungsweise 93 %.
Der Anteil der Arztpraxen, welche             Versand überwiegend auf spezialisierte
                                                                                                  Perspektivisch sehen die Praxen das
Labordaten digital empfangen, ist mit         Labore konzentriert.
                                                                                                  größte bislang ungenutzte Potenzial
86 % unter den Hausarztpraxen am
                                              Die Daten offenbaren zudem einen                    digitaler Datenübertragung bei Arztbrie-
höchsten, mit Abstand gefolgt von den
                                              Zusammenhang zwischen der Digita-                   fen und Befunddaten. Insgesamt
interdisziplinär besetzten Praxen (73 %).
                                              lisierung der Patientendokumentation                54 % aller Praxen (und 77 % der größe-
Deutlich weniger verbreitet ist es unter      und dem Versand digitaler Daten: Ist                ren Praxen mit fünf und mehr Ärzten/
den Arztpraxen, selbst Daten an andere        die Patientendokumentation (nahezu)                 Psychotherapeuten) erwartet von der di-
niedergelassene Ärzte oder ambulan-           vollständig digitalisiert, dann liegt der           gitalen Übertragung von Arztbriefen die
te Einrichtungen in digitaler Form zu         Anteilswert derer, die nichts digital               größte Hilfe im Praxisalltag, immerhin
versenden (Abbildung 9). Mehr als zwei        versenden, „nur“ bei rund 63 %. Ist                 noch 40 % (62 % der größeren Praxen)
Drittel der Arztpraxen (70 %) praktizie-      die Patientendokumentation dagegen                  erwarten dies für die digitale Übertra-
ren dies nicht. Plausibel erscheint in        mehrheitlich oder (nahezu) komplett in              gung von Befunddaten (Abbildung 10).
diesem Zusammenhang, dass Arzt-               Papierform, liegen die entsprechenden

ABBILDUNG 9: EMPFANG UND VERSAND DIGITAL ÜBERMITTELTER DATEN VON ANDEREN PRAXEN BZW. AMBULANTEN
EINRICHTUNGEN – OHNE PSYCHOTHERAPEUTEN

                                                            15%
Labordaten
                                                                                                      69%

Befunddaten                                                 13%
                                                              17%

                                                                                   Versand
Arztbriefe                                                  13%
                                                            13%                    Empfang

Bilder oder andere Aufnahmen zur Diagnostik            7%
                                                         11%

Überweisungen (inkl. Laborbeauftragung)              8%
                                                   5%

Sonstiges                                         2%
                                                  2%

nichts davon                                                                                               70%
                                                                    26%

                                              0        10      20   30        40        50   60       70         80
                                                                          Anteil in %

 Frage: Was empfangen Sie von anderen niedergelassenen Ärzten bzw. Psychotherapeuten oder ambulanten Einrichtungen in
 digitaler Form? Mehrfachnennungen möglich; ohne psychothera­peutische Praxen, gewichtete Verteilung; n = 1.203.

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