PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG STAND UND PERSPEKTIVEN DER DIGITALI-SIERUNG IN DER VERTRAGSÄRZTLICHEN UND -PSYCHO THERAPEUTISCHEN VERSORGUNG ...
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PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG STAND UND PERSPEKTIVEN DER DIGITALI- SIERUNG IN DER VERTRAGSÄRZTLICHEN UND -PSYCHOTHERAPEUTISCHEN VERSORGUNG wissenschaftlich begleitet und durchgeführt von
2 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG
INHALT Zusammenfassung 7 1. Hintergrund und Zielsetzung 9 2. Befragung vertragsärztlicher und -psychotherapeutischer Praxen: methodische Anmerkungen 11 3. Ergebnisse: Stand und Bewertung der Digitalisierung in vertragsärztlichen/ -psychotherapeutischen Praxen 13 3.1 Praxisinterne Digitalisierung 14 3.1.1 Patientendokumentation 14 3.1.2 Praxismanagement 16 3.1.3 Nutzung digitaler medizinischer Geräte 17 3.1.4 Digitale Anwendungen in Diagnostik und Therapie 18 3.2 Digitale Kommunikation 20 3.2.1 Kommunikation mit anderen Praxen bzw. ambulanten Einrichtungen 20 3.2.2 Intersektorale Kommunikation mit Krankenhäusern 23 3.2.3 Kommunikation mit Körperschaften 25 3.2.4 Einrichtungsübergreifende digitale Patientenakte 25 3.3 Digitale Patientenkommunikation 27 3.3.1 Kommunikation mit Patienten außerhalb der Praxis 27 3.3.2 Von Patienten selbst erhobene digitale Daten 28 3.3.3 Digitale Angebote der Praxen für Patienten 29 3.4 Einstellungen und Einschätzungen zur Digitalisierung in der ambulanten medizinischen Versorgung 32 3.4.1 Effekte der Digitalisierung auf die Versorgung 32 3.4.2 Wirkung der Digitalisierung auf die Arbeitseffizienz 33 3.4.3 Hemmnisse der Digitalisierung 34 4. Befragung der Kassenärztlichen Vereinigungen 36 4.1 Ziel und Durchführung 36 4.2 Ergebnisse 36 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 3
5. Schlussfolgerungen der KBV 38 5.1 Gute Grundlagen der Digitalisierung ausbauen, Digitalisierungshemmnisse abbauen, Investitionsprogramme und Angebote am Markt schaffen 38 5.2 Digitalisierung muss Bürokratie abbauen und den Patienten einbeziehen: KBV fördert Digitalisierung weiterer Bescheinigungen 39 5.3 Grundlage der Digitalisierung ist gelegt, Vernetzung im Gesundheitswesen weiter fördern: KBV schafft Interoperabilität 40 5.4 Digitalisierung nur dort, wo sie mehr Nutzen als Aufwand stiftet 40 5.5 Fortführung und Vertiefung der Digitalisierungsaktivitäten des KV-Systems 40 Abbildungen Abbildung 1: Digitalisierungsgrad der Patientendokumentation 14 Abbildung 2: Digitalisierungsgrad der Patientendokumentation (nach Fachgruppen) 15 Abbildung 3: Digitalisierungsgrad des Praxismanagements 16 Abbildung 4: Anbindung digitaler medizinischer Geräte an das Praxisverwaltungssystem (insgesamt und nach Praxisgröße – ohne Psychotherapeuten) 17 Abbildung 5: Verwendung von Geräten zur Ferndiagnostik (insgesamt und nach Fachgruppen – ohne Psychotherapeuten) 18 Abbildung 6: Verwendung von digitalen Anwendungen zur Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) (insgesamt und nach Fachgruppen – ohne Psychotherapeuten) 19 Abbildung 7: Digitalisierungsgrad der Kommunikation mit anderen Ärzten/Psychotherapeuten bzw. ambulanten Einrichtungen (insgesamt und nach Praxisgröße) 20 Abbildung 8: Art der digitalen Kommunikation mit anderen Ärzten/Psychotherapeuten bzw. ambulanten Einrichtungen 21 Abbildung 9: Empfang und Versand digital übermittelter Daten von anderen Praxen bzw. ambulanten Einrichtungen – ohne Psychotherapeuten 22 Abbildung 10: Bewertung digitaler Datenübertragung 23 Abbildung 11: Inhalte des digitalen Austausches mit Krankenhäusern 24 Abbildung 12: Digitalisierungsgrad der Kommunikation mit Krankenhäusern (insgesamt und nach Praxisgröße) 24 Abbildung 13: Digitale Verbindung mit Einweiserportalen (insgesamt und nach Praxisgröße) 25 Abbildung 14: Digitalisierungsgrad der Kommunikation mit Körperschaften und Behörden 26 Abbildung 15: Nutzung einer einrichtungsübergreifenden digitalen Patientenakte (insgesamt und nach Praxisgröße) 26 Abbildung 16: Digitalisierungsgrad der Kommunikation mit Patienten außerhalb der Praxis (insgesamt und nach Altersgruppen) 27 Abbildung 17: Art der digitalen Kommunikation mit Patienten außerhalb der Praxis 28 Abbildung 18: Bewertung der von Patienten selbst erhobenen digitalen Gesundheitsdaten (nach Fachgruppen) 29 Abbildung 19: Formen der Praxisdarstellung im Internet 30 Abbildung 20: Digitale Angebote der ärztlichen und psychotherapeutischen Praxen für Patienten 31 Abbildung 21: Wunsch nach Ausbau digitaler Angebote ärztlicher und psychotherapeutischer Praxen für Patienten (insgesamt sowie insgesamt ohne Psychotherapeuten) 31 4 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG
Abbildung 22: Bewertung des Nutzens digitaler Anwendungen für die Patientenversorgung 32 Abbildung 23: Einschätzung des Einflusses der Digitalisierung auf verschiedene Aspekte der ärztlichen/psychotherapeutischen Tätigkeiten 33 Abbildung 24: Beurteilung der These eines bedarfsgerechteren Einsatzes ärztlicher Arbeits- zeit infolge zusätzlicher digitaler Angebote (insgesamt und nach Praxisgröße) 34 Abbildung 25: Einschätzung zur Stärke möglicher Hemmnisse der Digitalisierung in den Praxen 35 Abbildung 26: Kommunikations- und Datenübermittlungswege zwischen Kassenärztlichen Ver- einigungen und ihren Mitgliedern, insgesamt und im Bereich Qualitätssicherung 37 Tabellen Tabelle 1: Themenbereiche des PraxisBarometers Digitalisierung 9 Tabelle 2: Anzahl und Struktur der vertragsärztlichen/-psychotherapeutischen Praxen mit Befragungsteilnahme 11 Tabelle 3: Differenzierungsmerkmale für die Auswertungen der Befragungsdaten 13 Tabelle 4: Zuordnung der Arztgruppen zu den vier Gruppen nach Versorgungsebene für die Stichprobenziehung 43 Tabelle 5: Verteilung der Grundgesamtheit nach Versorgungsebenen und Praxisgröße 43 Tabelle 6: Schichtung der angestrebten Netto-Stichprobe nach Versorgungsebenen und Praxisgröße 44 Tabelle 7: Anzahl und Struktur der vertragsärztlichen/-psychotherapeutischen Praxen mit Befragungsteilnahme 46 Literaturverzeichnis 41 Anhang: Methodischer Ansatz der Befragung und Rücklauf 42 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 5
Abkürzungsverzeichnis Abkürzung Erläuterung AMTS Arzneimitteltherapiemanagementsystem BAG Berufsausübungsgemeinschaft BMG Bundesministerium für Gesundheit EBM Einheitlicher Bewertungsmaßstab EDV elektronische Datenverarbeitung KBV Kassenärztliche Bundesvereinigung KI Künstliche Intelligenz KV Kassenärztliche Vereinigung LDT Labordatentransfer MDK Medizinischer Dienst der Krankenversicherung MVZ Medizinische Versorgungszentren PVS Praxisverwaltungssystem QES Qualifizierte elektronische Signatur QR-Code Quick Response-Code QS Qualitätssicherung SGBV Sozialgesetzbuch – Fünftes Buch SGB X Sozialgesetzbuch – Zehntes Buch Die im Bericht dargestellten Tabellen und Abbildungen basieren auf eigenen Quellen, soweit dies nicht anders angegeben ist. 6 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG
ZUSAMMENFASSUNG Die Digitalisierung der medizinischen ERGEBNISSE ZUM PRAXISMANAGEMENT in Papierform statt. Im Rahmen der Versorgung stellt nach Meinung vieler Befragung der KVen wurden in diesem Experten den nächsten großen Schritt >>In deutlich mehr als der Hälfte der Pra- Zusammenhang die Anforderungen an in der Weiterentwicklung des Gesund- xen (58 % bzw. 56 %) sind die Patienten- die digitale Signatur mittels eines Heil- heitswesens dar. Gleichzeitig liegen dokumentation, die Terminplanung und berufsausweises als eines der großen derzeit über den gegenwärtigen Stand das Wartezeitenmanagement weitge- Hemmnisse genannt. der Digitalisierung in den vertragsärzt- hend digitalisiert. >>Auch die Kommunikation mit Kran- lichen bzw. vertragspsychotherapeuti- >>Unter den Arztpraxen verfügen etwa kenhäusern erfolgt weitestgehend schen Praxen nur lückenhaft quantita- drei Viertel über medizinische Geräte mit analog: Rund 91 % der Praxen tauschen tive Informationen vor. Daher hat die digitalen Schnittstellen (unter größeren keine behandlungsrelevanten Inhalte Kassenärztliche Bundesvereinigung Arztpraxen sogar 90 %). Allerdings ge- mit Kliniken digital aus und 94 % kom- (KBV) das IGES Institut mit der Erstel- lingt noch nicht deren flächendeckende munizieren mehrheitlich oder nahezu lung des vorliegenden PraxisBarometers Integration in die Praxisverwaltungssys- komplett in Papierform mit ihnen. Digitalisierung für die vertragsärztliche teme: So sind in etwas mehr als einem und psychotherapeutische Versorgung >>Für die verbreitete Nutzung einer Drittel dieser Arztpraxen (rund einem beauftragt, um einen ersten umfassen- einrichtungsübergreifenden digitalen Fünftel der größeren von ihnen) die den Überblick über den Verbreitungs- Patientenakte wären derzeit nur rund Geräte nicht oder nur teilweise mit dem grad digitaler Anwendungen unter den 37 % der Praxen (eher) bereit, ihre Doku- Praxis-EDV-System verbunden. Vertragsärzten bzw. -psychotherapeuten mentationen auf einheitliche Standards zu erhalten, der künftig regelhaft beob- >>Bereits rund ein Fünftel der Haus- umzustellen, um einen schnellen Daten- achtet werden soll. Das PraxisBarometer arztpraxen nutzt die Möglichkeiten der austausch mit anderen Einrichtungen zu Digitalisierung basiert im Wesentlichen Telemedizin in der Patientenversorgung ermöglichen. Unter den spezialisierten auf einer Befragung von Vertragsärzten und setzten Geräte zur Ferndiagnostik bzw. interdisziplinären Facharztpraxen und -psychotherapeuten. Darüber hin- ein. Rund 60 % der Hausarztpraxen ver- sind es deutlich mehr (50 % bzw. 54 %). aus wurden auch die Kassenärztlichen wenden digitale Anwendungen für die Vereinigungen (KVen) zum Ausmaß Arzneimitteltherapiesicherheit. ERGEBNISSE ZUR DIGITALEN PATIEN der Digitalisierung ihrer Kommunika- TENKOMMUNIKATION tion und Datenübermittlung mit ihren ERGEBNISSE ZUR DIGITALEN KOMMUNI Mitgliedern sowie zum Spektrum ihrer KATION MIT A NDEREN ÄRZTEN/ >>Etwa 13 % der Praxen kommunizie- digitalen Service-Angebote befragt. PSYCHOTHERAPEUTEN ren mit Patienten außerhalb der Praxis mindestens zur Hälfte auf digitalem STICHPROBE UND RÜCKLAUF >>Der digitale Datenaustausch unter den Weg. Jüngere Ärzte/Psychotherapeuten Praxen bzw. mit anderen ambulanten und psychotherapeutische Praxen tun Für die Befragung von Vertragsärzten Einrichtungen konzentriert sich weitge- dies häufiger (rund ein Fünftel). Dabei ist und -psychotherapeuten wurden im hend auf den Empfang von Labordaten, E-Mail die bevorzugte digitale Kommuni- Mai 2018 rund 7.000 Praxen angeschrie- (wird von rund zwei Drittel der Arztpra- kationsform. ben, von denen 1.542 an der Befragung xen genutzt). Deutlich seltener sind hin- >>Dass Patienten ihren Ärzten/Psycho- teilnahmen. Hinzu kamen 222 Praxen, gegen der digitale Empfang von Befund- therapeuten selbst erhobene digitale Da- die denselben Fragebogen in einem daten, Bildmaterial zur Diagnostik oder ten über ihre Gesundheit (z. B. Pulswerte parallel durchgeführten offenen Teil der Arztbriefen sowie der digitale Versand aus Apps, Daten aus Fitness-Trackern) Befragung beantworteten. Somit konn- eigener Daten (zwischen 13 % und präsentieren, kommt im Praxisalltag ten insgesamt Angaben von 1.764 Praxen 17 % der Praxen) – gleichwohl sieht die bislang selten vor – am häufigsten noch ausgewertet werden, davon 1.754 Praxen Mehrheit der Arztpraxen darin das größ- in Hausarztpraxen, welche der Nutzung gemäß den Schichtungsmerkmalen der te bislang ungenutzte Potenzial digitaler dieser Daten vergleichsweise am aufge- Stichprobe. Mit Hilfe von Gewichtungs- Datenübertragung. schlossensten gegenüberstehen. faktoren wurden hieraus repräsentative >>Die schriftliche Kommunikation mit Aussagen über die Gesamtheit der >>Die häufigste Form der Praxisdarstel- anderen Ärzten bzw. Psychotherapeuten Praxen gewonnen. lung im Internet ist eine eigene Internet- oder anderen ambulanten Einrichtungen seite. Eine solche unterhalten fast alle findet bei rund 86 % der Praxen noch größeren Praxen und knapp die Hälfte mehrheitlich oder nahezu komplett der Einzelpraxen. PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 7
>>Das Angebot von digitalen bzw. Digitalisierungsfortschritte bei Ver- licher finanzieller Mittel bedarf. Zudem Online-Services der Praxen – wie tragsärzten bzw. -psychotherapeuten sollen die Angebote der IT-Dienstleister Online-Terminvereinbarung, Online- mehrheitlich auf größere Praxen mit verbessert und deren Interoperabilität Rezeptbestellung oder digitale Übermitt- spezialisiertem fachärztlichen Versor- ausgebaut werden. Kleine Praxen dürfen lung von Unterlagen aus der Patien- gungsangebot oder interdisziplinärer im Zuge der Digitalisierung nicht „zu- tendokumentation – ist gegenwärtig Ausrichtung konzentrieren. Außerdem rückgelassen“ werden. noch begrenzt; rund 60 % der Praxen sind jüngere Ärzte und Psychotherapeu- Die Ärzte erwarten eine weitere Digita- verfügen über keinerlei solcher Angebo- ten bei der Digitalisierung weiter bzw. lisierung von Mustern und Bescheini- te für Patienten. Knapp 30 % der Praxen aufgeschlossener als ältere. Allerdings gungen. Dabei soll die Digitalisierung würden ihren Patienten zukünftig gerne weichen die Ergebnisse in einigen anwenderorientiert und vollumfänglich digitale Verordnungen, Überweisungen Bereichen hiervon deutlich ab. So zeigen gestaltet werden. Eine Teildigitalisie- und Bescheinigungen anbieten, 44 % sich Hausarztpraxen bei einer Reihe rung von Prozessen reduziert nicht die der Hausarztpraxen den elektronischen von Digitalisierungsthemen – darunter damit verbundenen Aufwände in den Medikationsplan. der Patientendokumentation, bei der Arztpraxen, sondern steigert diese eher. Nutzung von Geräten (auch zur Fern- Unnötig aufwändige Prozesse wie z.B. diagnostik) und Anwendungen für die ERGEBNISSE ZU EINSTELLUNGEN die qualifizierte elektronische Signatur Arzneimitteltherapiesicherheit, beim UND EINSCHÄTZUNGEN ZUR (QES) sind dabei kritisch zu hinterfra- elektronischen Medikationsplan, beim DIGITALISIERUNG gen. Ebenso sind Wege zu finden, wie Austausch von Labordaten und der Nut- Patienten sicher und anwenderorientiert zung der von Patienten erhobenen Daten >>Einen sehr oder eher hohen Nutzen in die Prozesse eingebunden werden – am fortschrittlichsten. Hinsichtlich der für die Patientenversorgung erwarten können. Die KBV hat mit der KV-Con- digitalen Kommunikation mit ihren Pa- knapp zwei Drittel der Arztpraxen vom nect-Mobilgeräte-Schnittstelle bereits die tienten sind die psychotherapeutischen elektronischen Medikationsplan, rund Grundlage für patientenzentrierte Apps Praxen führend. 56 % auch vom digitalen Notfalldaten- geschaffen. satz und rund die Hälfte von digitalen Mit dem Sicheren Netz der KVen (SNK) Verordnungen, Überweisungen und Darin kommt zum Ausdruck, dass sich und KV-Connect sind die Grundlagen Bescheinigungen sowie rund 45 % von die Aufwands-Nutzen-Verhältnisse der eines sicheren Datenaustauschs auf einer einrichtungsübergreifenden digi- Digitalisierung nicht nur zwischen den Seiten der Ärzte gelegt. Die gematik talen Patientenakte. Deutlich zurückhal- Praxen je nach Größe und Spezialisie- muss nun mit Hilfe der KBV die Grund- tender bewerten die Praxen dagegen den rung unterscheiden können, sondern lagen für einen sektorenübergreifenden Mehrwert von Online-Sprechstunden, auch – teilweise unabhängig hiervon – Austausch schaffen. Die KBV fördert die Gesundheits-Apps zur Datensammlung nach Anwendungsbereich der Digitali- Vernetzung im Gesundheitswesen durch sowie Online-Diagnosen/-Therapien. sierung. Verbesserung der Interoperabilität. >>Knapp jeweils 60 % der Praxen Neben dem Datenaustausch sind auch erwarten (starke) Verbesserungen beim SCHLUSSFOLGERUNGEN DER KBV die Dateninhalte zentraler Bestandteil Praxismanagement, der Kommunikation einer digitalen Kommunikation. Bei der mit Krankenhäusern und mit ärztlichen Die Ergebnisse der Befragung wurden Interoperabilität will die KBV weiterhin Kollegen infolge der Digitalisierung. durch die KBV bewertet und es wurden Standards (analog zum Labordaten- Deutlich skeptischer sind die Erwar- entsprechende Schlussfolgerungen ab- transfer [LDT]) setzen. tungen der Praxen zum Einfluss der Digi- geleitet, die ebenfalls Teil des vorliegen- Die KBV setzt sich für sichere digitale talisierung auf die Diagnosequalität, den den Berichts sind. Verwaltungs- und Versorgungsprozesse Therapieerfolg und die Arzt-Patienten- Neben dem vorliegenden Bericht veröf- für Ärzte und Patienten ein, bei denen Beziehung. fentlicht die KBV ausgewählte Ergebnis- digitale Anwendungen dort umgesetzt >>Das größte Hemmnis der Digitalisie- se des PraxisBarometers Digitalisierung werden, wo sie für Patienten, Ärzte und rung in den Praxen sind aus Sicht der unter http://www.kbv.de/html/gesund- Psychotherapeuten Mehrwert bringen Ärzte bzw. Psychotherapeuten Sicher- heitsdaten.php. und so die Versorgungsqualität steigern. heitslücken in den EDV-Systemen, mehr Wie die Umfrage zeigt, gehören digita- Ärzte wünschen sich die weitere Digitali- als die Hälfte der Praxen sieht ihre Digi- le Anwendungen in den ambulanten sierung dort, wo sie nützt (z.B. Impfpass, talisierung hierdurch stark gehemmt. An Praxen zum Standard. Die zentrale Mutterpass, Rezept etc.) und Prozesse zweiter Stelle folgt die Fehleranfälligkeit Herausforderung der kommenden Jahre durch Digitalisierung weiter optimiert von EDV-Systemen, die von 43 % der ist die patientenorientierte Umsetzung werden können (bspw. Praxismanage- Praxen als starkes Hemmnis eingestuft der digitalen Vernetzung der Akteu- ment, Kommunikation im Gesundheits- wird. re im Gesundheitswesen: Patienten, wesen). Insbesondere an diesen Stellen Ärzte und Psychotherapeuten, Kran- wird sich die KBV weiter engagieren. F AZIT: GROSSE UNTERSCHIEDE BEI kenhäuser, Apotheken, Krankenkassen, Die Sorge der Ärzte um eine Verschlech- DIGITALISIERUNG IN DEN AMBULANTEN nichtärztliche Gesundheitsberufe und terung des Arzt-Patientenverhältnisses PRAXEN viele weitere. Dabei zeigt sich, dass das im Zuge der Digitalisierung ist ernst zu Thema IT-Sicherheit aus Sicht der Ärzte nehmen und bedarf weiterer Analysen. Insgesamt zeigt sich, dass sich die besonderer Aufmerksamkeit und zusätz- 8 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG
1. HINTERGRUND UND ZIELSETZUNG Die Digitalisierung, die auch als dritte Medizin. Darüber hinaus ermöglicht Über den gegenwärtigen Stand der industrielle Revolution bezeichnet wird, die Digitalisierung eine Aufweichung Digitalisierung in den vertragsärztlichen hat mittlerweile alle Lebensbereiche des ansonsten engen Ort-Zeit-Bezugs bzw. vertragspsychotherapeutischen erfasst und führt zu mitunter disruptiven medizinischer Dienstleistungen (z. B. Praxen liegen derzeit nur lückenhaft Veränderungen in der Wirtschafts- und durch Telemedizin), wodurch sich neue quantitative Informationen vor. Erhe- Arbeitswelt sowie im Privatleben. Mit Behandlungsmöglichkeiten ergeben. bungen jüngerer Zeit haben zum Thema ihr haben sich neuartige Medien und Schließlich lässt sich durch Digitali- Stand und Auswirkung der Digitalisie- Kommunikationsformen etabliert und sierung im Gesundheitssystem, wie in rung in Arztpraxen primär Patienten sie bringt große Entwicklungspotenziale anderen Bereichen auch, die Organi- bzw. die Bevölkerung befragt (vgl. z. B. zur Vereinfachung der Erfassung, der sations- und Prozesseffizienz erhöhen Marstedt 2018, apobank 2018, pwc 2018). Bearbeitung, des Austauschs und der (z. B. im Hinblick auf Informations- und Ärzte bzw. Arztpraxen wurden bislang Auswertung auch großer Datenmengen Kommunikationsmanagement) seltener befragt bzw. nur in relativ gerin- mit sich. Im Gesundheitsbereich ver- (vgl. z. B. HRI 2016). ger Stichprobengröße (vgl. Stiftung Ge- bindet sich mit der Digitalisierung u. a. sundheit 2017, S. 20 f mit n = 167, sowie das Ziel einer stärker individualisierten DAK-Gesundheit 2018 im Rahmen einer TABELLE 1: THEMENBEREICHE DES PRAXISBAROMETERS DIGITALISIERUNG DIGITALISIERUNGSBEREICHE THEMEN praxisinternes Management › allgemeine Praxisorganisation/ Qualitätsmanagement › Patientendokumentation › medizinische Geräte › Diagnostik/Therapie praxisexterne Kommunikation › Inhalte, Art und Weise, Umfang der mit anderen Praxen/ambulanten digitalen Kommunikation Einrichtungen und Krankenhäusern › einrichtungsübergreifende elektronische Patientenakten mit Körperschaften/Behörden › Umfang der digitalen Kommunikation (differenziert nach Art der Körperschaft/ Behörde) Patientenkommunikation › digitale Angebote der Praxen › Art und Weise, Umfang der digitalen Kommunikation › Praxisdarstellung in digitalen Medien › selbstgenerierte digitale Patientendaten › digitale Anwendungen für (die Versorgung von) Patienten praxisinterne Einstellungen/ › Chancen/Risiken Einschätzungen des Managements › Hemmnisse zur Digitalisierung › Nutzen konkreter digitaler Anwendungen › Unterstützungsmöglichkeiten für KVen PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 9
offenen Befragung mit n = 727, wobei le- Vor diesem Hintergrund hat die KBV die wurde eine Befragung der KVen durch- diglich 468 den Fragebogen vollständig Erstellung des vorliegenden PraxisBa- geführt, um ihre Einschätzungen, das ausgefüllt haben), oder die Befragungen rometer Digitalisierung für die vertrags- Ausmaß ihrer digitalen Kommunikation haben nicht die gesamte Ärzteschaft als ärztliche und -psychotherapeutische und Datenübermittlung sowie das Spek- Grundgesamtheit zugrunde gelegt (vgl. Versorgung beauftragt, um einen ersten trum ihrer digitalen Service-Angebote zu änd 2018 mit n = 1.225 Teilnehmern un- umfassenden Überblick über den Ver- erfragen. ter den Abonnenten des Ärztenachrich- breitungsgrad digitaler Anwendungen Den Schwerpunkt der folgenden Dar- tendienstes, Jameda 2017 mit n = 1.346 unter den Vertragsärzten bzw. -psycho- stellungen bilden die Ergebnisse der Be- Teilnehmern unter den Nutzern von therapeuten zu erhalten. Die Erhebung fragung vertragsärztlicher und -psycho- Jameda). Die im Auftrag der KBV im soll in Zukunft regelhaft stattfinden. Das therapeutischer Praxen, die im Mai/Juni Zweijahresabstand durchgeführte PraxisBarometer Digitalisierung basiert 2018 durchgeführt wurde (Kapitel 3). Erhebung für den Ärztemonitor enthielt im Wesentlichen auf einer Befragung Zunächst werden der methodische An- zuletzt (2016) mit n = 10.679 realisierten von Vertragsärzten und -psychothera- satz, die Durchführung und der Rück- Telefoninterviews auch einen kurzen peuten und erfasst neben dem Ist-Zu- lauf der Befragung kurz beschrieben Fragenkomplex zum Thema Telemedi- stand auch ihre Einstellungen, Erfah- (Kapitel 2). Im abschließenden Teil wer- zin (infas 2016). rungen sowie Erwartungen bezüglich den die Ergebnisse der KV-Befragungen der Digitalisierung (Tabelle 1). Daneben dargestellt (Kapitel 4). 10 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG
2. BEFRAGUNG VERTRAGSÄRZTLICHER UND -PSYCHOTHERA PEUTISCHER PRAXEN: METHODISCHE ANMERKUNGEN Mit der Befragung konnten Angaben schaften) gemäß Bundesarztregister- daten und den dazugehörigen Angaben von insgesamt 1.764 vertragsärztlichen daten gezogen. Geschichtet wurde die zu den Schichtungsmerkmalen der und -psychotherapeutischen Praxen Stichprobe nach Praxen waren eine Genehmigung durch gewonnen werden. Hiervon beteiligten das Bundesministerium für Gesundheit >>Praxisgröße (gemessen an der Anzahl sich 1.542 Praxen, die im Rahmen einer (BMG) sowie eine Vereinbarung zur der dort jeweils tätigen Vertragsärzte/- geschichteten Stichprobenziehung Übermittlung von Sozialdaten für die psychotherapeuten), für die Befragung zufällig ausgewählt Forschung und Planung gemäß und individuell angeschrieben wurden >>fachlicher Spezialisierung (in Anleh- § 75 SGB X zwischen dem IGES Institut („geschlossene“ Befragung). Zusätzlich nung an die Versorgungsebenen gemäß und der KBV. wurde die Befragung auf den Seiten § 5 der Bedarfsplanungsrichtlinie des Die Verteilung des Rücklaufs aus der KBV frei zugänglich zur Verfügung Gemeinsamen Bundesausschusses). geschlossener und offener Befragung gestellt; an dieser „offenen“ Befragung Die Schichtung war dabei teilweise hinsichtlich der Merkmale Praxisgröße beteiligten sich 222 Praxen. disproportional zur Verteilung in der und fachlicher Spezialisierung (bzw. Die Stichprobe wurde aus der Grund- Grundgesamtheit, um für unterschiedli- Versorgungsebene) zeigt Tabelle 2. Bei gesamtheit aller Vertragsarztpraxen, che Praxistypen getrennte und verglei- insgesamt zehn Praxen war eine Zuord- Psychotherapeutenpraxen und weiteren chende Auswertungen durchführen zu nung nach Praxisgröße und fachlicher Praxisformen (Medizinische Versor- können. Spezialisierung nicht oder nur nach gungszentren, Berufsausübungsgemein- Grundlagen für die Nutzung von Adress- jeweils einem dieser Merkmale möglich. TABELLE 2: ANZAHL UND STRUKTUR DER VERTRAGSÄRZTLICHEN/-PSYCHOTHERAPEUTISCHEN PRAXEN MIT BEFRAGUNGSTEILNAHME fachliche Spezialisierung Einzelpraxis 2 bis 4 Ärzte/ 5+ Ärzte/ insgesamt (Versorgungsebene) Psych. Psych. hausärztlich 216 100 29 345 allgemein fachärztlich 228 104 31 363 spezialisiert/gesondert 174 82 60 316 fachärztlich psychotherapeutisch 505 42 4 551 versorgungsebenen- 5 69 105 179 übergreifend insgesamt 1.128 397 229 1.754 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 11
Um Verzerrungen der Auswertungser- Die Schätzgenauigkeit ist für die Ge- xen breiter, woraus eine etwas geringere gebnisse aufgrund des unbalancierten samtstichprobe maximal und erlaubt Schätzgenauigkeit und größere Stan- Stichprobenplans und der unterschied- repräsentative Rückschlüsse auf alle Pra- dardfehler (bis zu 2,5 Prozentpunkte) lichen Rücklaufquoten in den einzelnen xen mit einem maximalen Standardfeh- resultieren. Die geringste Schätzgenau- Subgruppen zu korrigieren und unver- ler von ca. 1,4 Prozentpunkten. Neben igkeit konnte für die Praxen mit fünf und zerrte Schätzungen für die Antwort- den Gesamtauswertungen wird auch für mehr Ärzten/Psychotherapeuten sowie häufigkeiten zu ermitteln, wurden alle die psychotherapeutische Versorgungs- die versorgungsebenenübergreifenden Auswertungen gewichtet durchgeführt. ebene sowie für die Einzelpraxen und Praxen erreicht werden (der Stan- Das Gewicht wurde dabei so ermittelt, Praxen mit 2 bis 4 Ärzten eine hohe dardfehler nimmt hier Werte bis zu 3,6 dass die Versorgungsebene und Praxis- Schätzgenauigkeit mit einem maximalen Prozentpunkte an). größe im Ergebnis entsprechend ihrer Standardfehler von ca. 1,6 Prozentpunk- Eine ausführliche Darstellung des Stich- Anteile in der Grundgesamtheit in die ten erreicht. Aufgrund eines geringeren probenkonzepts, der Durchführung der Auswertungen eingingen.1 Rücklaufs sind die Konfidenzintervalle Befragung und des Rücklaufs enthält der für die hausärztlichen, die allgemein Anhang. und spezialisierten fachärztlichen Pra- 1 Die Analysen wurden in Stata 14.1 mit Surveymethoden (svy: proportion) durchgeführt. Die ermittelten Gewichte wurden als „probability weights“ implementiert. 12 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG
3. ERGEBNISSE: STAND UND BEWERTUNG DER DIGITALISIERUNG IN VERTRAGSÄRZTLICHEN/-PSYCHOTHERAPEUTISCHEN PRAXEN Im Folgenden werden wesentliche konnten nach vier verschiedenen Merk- zwischen den Subgruppen, die sich nach Ergebnisse der Befragung dargestellt. malen differenziert werden (Tabelle 3). den aufgeführten Merkmalsausprägun- Hierfür wurden die Antworten der Pra- Nachfolgend werden zum Zweck der gen bilden, werden diese (textlich oder xen sowohl aus der geschlossenen als Übersichtlichkeit die Gesamtergebnisse auch graphisch) alternativ oder ergän- auch aus der offenen Befragung gemein- primär ohne diese Differenzierungen zend dargestellt. sam ausgewertet.2 Die Befragungsdaten dargestellt. Bei größeren Abweichungen TABELLE 3: DIFFERENZIERUNGSMERKMALE FÜR DIE AUSWERTUNGEN DER BEFRAGUNGSDATEN MERKMAL AUSPRÄGUNGEN Praxisgröße gemäß Stichprobenkonzept: › Einzelpraxis › 2-4 Ärzte/Psychotherapeuten › 5+ Ärzte/Psychotherapeuten Fachgruppen/ gemäß Stichprobenkonzept: Versorgungsebenen › hausärztlich › allgemein fachärztlich › spezialisiert/gesondert fachärztlich › psychotherapeutisch › versorgungsebenenübergreifend (interdisziplinär) Altersgruppen* < 50 Jahre 50 bis 60 Jahre > 60 Jahre Regionstyp kreisfreie Großstädte städtische Kreise ländliche Kreise * Bei Praxen mit mehr als einem Arzt/Psychotherapeut (geschlossene Befragung): Durchschnittsalter aller in der Praxis tätigen Ärzte/Psychotherapeuten. Die inhaltliche Gliederung der Ergebnis- Neben der Darstellung im vorliegenden ergebnisse als Forschungsdatensatz auf darstellung folgt den oben aufgeführten Bericht können ausgewählte Auswertun- An-frage zur Verfügung gestellt. Mehr Themenbereichen des PraxisBarometers gen auf der Internetseite des PraxisBa- Information dazu erhalten Sie auf der (vgl. Tabelle 1). rometers Digitalisierung eingesehen KBV-Webseite unter: http://www.kbv.de/ werden. Zudem werden die Befragungs- html/praxisbarometer.php. 2 Im Rahmen der Auswertungen wurde geprüft, wo die Antwortverteilungen aus der offenen Befragung deutlich von denen der geschlossenen Befragung abweichen. In den folgenden Darstellungen findet sich an den Stellen, in denen dies festgestellt wurde, eine entsprechende Erläuterung. PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 13
3.1 PRAXISINTERNE DIGITALISIERUNG Als zentrale praxisinterne Bereiche für 3.1.1 PATIENTENDOKUMENTATION wert maßgeblich durch eine deutlich eine fortschreitende Digitalisierung wur- Ein wesentlicher Bereich des Praxis- geringere Digitalisierung der Patienten- den für die Befragung die Patientendo- managements ist die Patientendoku- dokumentation in den psychotherapeu- kumentation, das Praxismanagement, mentation (Abbildung 1). Diesbezüglich tischen Praxen beeinflusst wird. In allen die Nutzung digitaler medizinischer gaben insgesamt 43 % der Praxen bzw. anderen fachlichen Subgruppen liegt Geräte sowie digitale Anwendungen in 56 % der Arztpraxen (ohne Psycho- der Anteil der Praxen mit nahezu kom- Diagnostik und Therapie ausgewählt. therapeuten) eine nahezu komplette plett digitalisierter Patientendokumen- Digitalisierung an und weitere 15 % eine tation bei deutlich über 50 %, bei den mehrheitliche. interdisziplinär besetzten Praxen sogar bei zwei Drittel (bzw. knapp 83 % mit Die Differenzierung nach Fachgruppen mindestens mehrheitlich digitalisierter zeigt aber, dass dieser Durchschnitts- Patientendokumentation).3 ABBILDUNG 1: DIGITALISIERUNGSGRAD DER PATIENTENDOKUMENTATION insgesamt 43% 15% 18% 12% 11% (n=1.754) insgesamt ohne Psycho- therapeuten 56% 17% 15% 7% 4% (n=1.203) 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anteil in % nahezu komplett digitalisiert mehrheitlich digitalisiert hälftig digitalisiert und in Papierform mehrheitlich in Papierform nahezu komplett in Papierform 3 Hier und im Folgenden: Abweichungen zwischen den im Text genannten Summen und aufsummierten Einzelwerten der graphischen Darstellungen rundungs bedingt. 14 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG
ABBILDUNG 2: DIGITALISIERUNGSGRAD DER PATIENTENDOKUMENTATION (NACH FACHGRUPPEN) versorgungs- ebenen über- 66% 17% 12% 5% greifend (n=179) psychothera- peutische Ver- 8% 10% 25% 26% 31% sorgung (n=551) spezialisierte und gesonderte fach- ärztliche Versor- 57% 19% 12% 6% 6% gung (n=316) allgemein fach- ärztliche Versor- 53% 18% 16% 7% 6% gung (n=363) hausärztliche Versorgung 58% 16% 16% 7% 2% (n=345) 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anteil in % nahezu komplett digitalisiert mehrheitlich digitalisiert häl ig digitalisiert und häl ig in Papierform mehrheitlich in Papierform nahezu komplett in Papierform Frage: Welche Aussage trifft auf die Patientendokumentation in Ihrer Praxis am ehesten zu? „Die Patientendokumentation ist…“; gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt. Der Digitalisierungsgrad der Patienten- digitalisierter Patientendokumentation 60 Jahren im Vergleich zu ihren jüngeren dokumentation steigt im Durchschnitt bei rund 89 %, in Einzelpraxen dagegen Kollegen: Bei rund 57 % war die Doku- mit der Praxisgröße. In der höchsten durchschnittlich bei rd. 67 %. Außerdem mentation mindestens mehrheitlich Kategorie mit fünf und mehr Ärzten zeigt sich ein durchschnittlich deutlich digitalisiert gegenüber rund 76 % unter (ohne Psychotherapeuten) lag der Anteil geringerer Digitalisierungsgrad der Pa- den 50- bis 60-jährigen und rund 83 % der Praxen mit mindestens mehrheitlich tientendokumentation bei Ärzten über der unter 50-jährigen. PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 15
3.1.2 PRAXISMANAGEMENT Ein geringer Digitalisierungsgrad zeigt komplett digitalisiert, dagegen nur bei Terminplanung und Wartezeitenmana- sich bislang beim Hygiene- und Quali- rund einem Drittel der Einzelpraxen. gement sind die Teile des Praxismanage- tätsmanagement, immerhin in 42 % der Unterschiede des Digitalisierungsgrads ments, die gegenwärtig am stärksten di- Praxen ist es mindestens hälftig digital beim Praxismanagement zeigen sich gital organisiert sind: Mehr als die Hälfte organisiert. auch zwischen den fachlichen Subgrup- der vertragsärztlichen bzw. -psychothe- Über alle Bereiche des Praxismanage- pen, sie sind jedoch – mit Ausnahme der rapeutischen Praxen (56 %) gaben an, ments hinweg steigt der Digitalisierungs- psychotherapeutischen Praxen4 – weni- dass Termine und Wartezeiten mehrheit- grad mit der Praxisgröße im Durch- ger stark und durchgängig ausgeprägt lich, meist aber nahezu komplett digital schnitt deutlich an, wobei der Abstand als zwischen den unterschiedlichen Pra- verwaltet werden (Abbildung 3). zwischen der mittleren (2-4 Ärzte/ xisgrößenklassen. Eine Kreuzbetrach- Etwas mehr als ein Drittel der Praxen Psychotherapeuten) und höchsten (5+) tung der Praxismerkmale bestätigt, dass nutzen hierfür immer noch mindestens Größenkategorie mehrheitlich deutlich die Praxisgröße das maßgebliche Krite- mehrheitlich, meist aber nahezu kom- geringer ist als der Abstand zur Katego- rium für die Unterschiede des Digitali- plett die Papierform. rie der Einzelpraxen. So gaben 88 % der sierungsgrads beim Praxismanagement Praxen mit fünf und mehr Ärzten/Psy- ist. Entsprechend ist die Digitalisierung Die Planung der Raumbelegung und chotherapeuten an, Terminplanung und des Praxismanagements insgesamt am Geräteauslastung ist bei 42 % der Praxen Wartezeitenmanagement mehrheitlich weitesten in den versorgungsebenen- weitgehend digitalisiert. Allerdings sind oder nahezu komplett digitalisiert zu übergreifenden bzw. interdisziplinär diese Bereiche für knapp ein Drittel der haben, aber nur 47 % der Einzelpraxen. besetzten Praxen, bei denen gleichzeitig Praxen kein Digitalisierungsthema bzw. Die Planung der Raumbelegung und die auch der Anteil großer Praxen mit Ab- kann hierzu keine Auskunft geben. Die Geräteauslastung ist bei 75 % der Praxen stand am höchsten ist. Materialbestellung (ohne Sprechstun- mit fünf und mehr Ärzten/Psychothe- denbedarf) ist in mehr als der Hälfte der rapeuten mehrheitlich oder nahezu Praxen zumindest hälftig digitalisiert. ABBILDUNG 3: DIGITALISIERUNGSGRAD DES PRAXISMANAGEMENTS Hygiene-/ Qualitätsmanagement (z. B. Tem- peraturkontrolle Medikamentenkühlschrank, 10% 13% 19% 15% 26% 16% Dokumentation der Aufbereitung bei Medizin- produkten, QM-Handbuch) Materialbestellung 15% 19% 19% 17% 23% 7% (ohne Sprechstundenbedarf) Belegungsplan der Praxisräume / 34% 8% 4%4% 19% 32% Geräteauslastung Terminplanung und 47% 9% 7% 6% 31% 2% Wartezeitenmanagement 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Anteil in % nahezu komplett digitalisiert mehrheitlich digitalisiert häl ig digitalisiert mehrheitlich in Papierform nahezu komplett in Papierform weiß nicht/trifft nicht zu Frage: Bitte geben Sie für jeden Aspekt an, in welchem Ausmaß Ihr Praxismanagement hier digital oder in Papierform organisiert ist; gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt; n = 1.754. 4 Das Praxismanagement in den psychotherapeutischen Praxen ist – bis auf den Bereich der Materialbestellung – deutlich weniger digitalisiert als in den ärztlichen Praxen. 16 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG
3.1.3 NUTZUNG DIGITALER mehr Ärzten. Hinsichtlich der fachlichen sind, so dass zwischen beiden ein digi- MEDIZINISCHER GERÄTE Spezialisierung ergibt sich hingegen taler Datenaustausch stattfinden kann. Ein zentraler praxisinterner Bereich für kein einheitliches Bild: Zwar liegt der Dazu gab etwa ein Drittel der Arztpra- die digitale Vernetzung ist die Anbin- Anteil der Arztpraxen, die über medizi- xen an, dass die Geräte nicht oder nur dung von medizinischen Geräten an nische Geräte mit digitalen Schnittstel- teilweise mit dem PVS verbunden seien das Praxisverwaltungssystem (PVS) zur len verfügen, unter den interdisziplinär (Abbildung 4). Hierbei zeigt sich wiede- Dateneingabe und -ausgabe. Aufgrund besetzten mit 83 % am höchsten, Praxen rum ein mit der Praxisgröße im Durch- der relativ geringeren Relevanz solcher der hausärztlichen Versorgung weisen schnitt steigender Anteil mit digitaler Geräte für die psychotherapeutische mit 79 % jedoch den zweithöchsten Anbindung. Versorgung werden nachfolgend die Anteilswert auf – gegenüber 71 % der Von den Arztpraxen, die über medizini- Ergebnisse nur für die Arztpraxen darge- spezialisierten/gesondert fachärztlichen sche Geräte mit digitalen Schnittstellen stellt. Demnach verfügen 74 % von ihnen und 69 % der allgemeinen fachärztli- verfügen (n = 912), gaben rund 73 % über medizinische Geräte mit digitalen chen Praxen. an, dass mit diesen Geräten erhobene Schnittstellen.5 Entscheidend ist nun, inwieweit die Daten in Form von PDF-Dokumenten, Dabei variiert dieser Anteil erneut mit vorhandenen medizinischen Geräte mit Filmen und Bildern an das PVS gesen- der Praxisgröße: von 67 % in Einzelpra- digitalen Schnittstellen tatsächlich auch det werden können. Bei etwas mehr als xen bis zu 90 % in Praxen mit fünf und mit den EDV-basierten PVS verbunden 60 % dieser Arztpraxen ist auch eine ABBILDUNG 4: ANBINDUNG DIGITALER MEDIZINISCHER GERÄTE AN DAS PRAXISVERWALTUNGSSYSTEM (INSGESAMT UND NACH PRAXISGRÖSSE – OHNE PSYCHOTHERAPEUTEN) 100 90 27% 26% 27% 80 37% 70 60 32% Anteil in % 41% 35% 50 40% 40 30 26% 24% 22% 20 16% 10 16% 13% 10% 6% 0 1% 1% 1% Einzelpraxis 2 bis 4 Ärzte 5 und mehr Ärzte insgesamt (n=407) (n=303) (n=202) (n=912) Alle Geräte sind mit dem PVS Die Geräte sind mehrheitlich Die Geräte sind teilweise mit verbunden mit dem PVS verbunden dem PVS verbunden Die Geräte sind nicht mit dem weiß nicht PVS verbunden Frage: „Inwieweit sind vorhandene medizinische Geräte mit digitalen Schnittstellen mit Ihrem Praxisverwaltungssystem (PVS) verbunden?“; lediglich Praxen, in denen medizinische Geräte mit digitalen Schnittstellen vorhanden sind und ohne psychotherapeutische Praxen; gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt. 5 Unter den Arztpraxen, die an der offenen Befragung teilnahmen, war dieser Anteil mit 83 % höher (geschlossene Befragung: 73 %). PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 17
Übermittlung der mit den Geräten erho- Unter den Arztpraxen in ländlichen ten und gesonderten fachärztlichen benen Messwerte an das PVS möglich. Kreisen lag der entsprechende Anteils- Versorgung digitale Anwendungen zum Bemerkenswert ist der mit nur rund wert nur unwesentlich höher als unter Erkennen von Arzneimittelkontraindi- einem Drittel deutlich geringere Anteil den Arztpraxen in städtischen Kreisen kationen einsetzt, könnte ggf. dadurch dieser Arztpraxen, die angaben, dass und in kreisfreien Großstädten. In der erklärbar sein, dass diese Gruppe auch die verbundenen Geräte vom PVS auch psychotherapeutischen Versorgung Fachrichtungen umfasst, die typischer- Auftragslisten (inkl. Patientendaten) spielen Geräte zur Ferndiagnostik fast weise keine Arzneimittel verordnen empfangen können, denn üblicher- keine Rolle, da in dieser Versorgungs- (z. B. Radiologie). Die relativ niedrigen weise haben Geräte, die Daten senden, ebene Geräte für diagnostische Zwecke Nutzungsgrade könnten nach Einschät- auch eine Auftragsschnittstelle, um generell deutlich seltener zum Einsatz zung der KBV u. a. dadurch begründet z. B. Patienten-Identifier anzunehmen kommen. Im Vergleich der übrigen sein, dass die Qualität dieser Anwen- und in den Rückkanal einzubinden. Fachgruppen werden Geräte zur Fern- dungen zum Teil. sehr heterogen sei. diagnostik am häufigsten von Haus- Eine Herausforderung sei dabei, dass 3.1.4 DIGITALE ANWENDUNGEN IN arztpraxen (21 %) genutzt, gefolgt von die verschiedenen Systeme aufgrund DIAGNOSTIK UND THERAPIE den versorgungsebenenübergreifenden fehlender Standards unterschiedliche Als Anwendungsbereiche der Digita- Praxen (17 %) (Abbildung 5). 7 Systematiken und Entscheidungs- lisierung in der Patientenbehandlung grundlagen nutzten (beispielsweise wurden in der Befragung die Ferndiag- Mehr als die Hälfte der Arztpraxen ausschließlich Fachinformationen oder nostik und die Arzneimittelverordnung nutzen digitale Anwendungen aus dem zusätzlich unterschiedliche Studien) – thematisiert. Insgesamt nutzen 14 % der Bereich der Arzneimitteltherapiesicher- wodurch eine Prüfung in verschiedenen Arztpraxen Geräte für die Ferndiagnos- heit (AMTS)8, darunter mit Abstand Systemen zu von einander abweichen- tik (z. B. zur digitalen Übertragung von am häufigsten hausärztliche Praxen den Ergebnissen führen könne. Messwerten des Blutdrucks, Gewichts- (60 %) (Abbildung 6). Dass nur rund verlaufs oder der Gerinnungsfaktoren).6 ein Drittel der Praxen der spezialisier- ABBILDUNG 5: VERWENDUNG VON GERÄTEN ZUR FERNDIAGNOSTIK (INSGESAMT UND NACH FACHGRUPPEN – OHNE PSYCHOTHERAPEUTEN) insgesamt (ohne Psychotherapeuten) 14% 84% 3% (n=1.203) versorgungsebenenübergreifend 17% 79% 4% (n=179) spezialisierte und gesonderte fachärztliche Versorgung 12% 86% 3% (n=316) allgemein fachärztliche Versorgung 5% 94% 1% (n=363) hausärztliche Versorgung 21% 75% 3% (n=345) 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 ja nein weiß nicht Anteil in % Frage: Werden in Ihrer Praxis Geräte zur Ferndiagnostik (z. B. Blutdruck, Gewichtsverlauf, Gerinnungsfaktoren) verwendet?; ohne psychotherapeutische Praxen; gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt. 6 Die psychotherapeutischen Praxen wurden nicht einbezogen, da von ihnen fast keine Praxis Ferndiagnostik-Geräte verwendet. Der entsprechende Anteilswert war unter den Praxen, die an der offenen Befragung teilnahmen, mit 8 % geringer (geschlossene Befragung: 15 %). 7 Aufgrund der nicht weiter spezifizierten Fragestellung können unter Geräten zur Ferndiagnostik u. U. auch Verwendungen ohne automatisierte telemedizinische Übertragung von Messwerten subsumiert worden sein, also z. B. Blutdruckmessgeräte, die zwar zur Ferndiagnostik eingesetzt werden, bei denen die Messergebnisse aber erst in der Arztpraxis in die Patientendokumentation der Praxis übertragen werden. 8 Die psychotherapeutisch arbeitenden Praxen wurden nicht einbezogen, da von ihnen lediglich 5 % digitale AMTS-Anwendungen nutzen. Dieser geringe Anteil ist unter anderem dadurch zu erklären, dass die Befragung sowohl ärztliche als auch psychologische Psychotherapeuten – welche keine Arzneimittel verordnen dürfen – umfasst. 18 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG
ABBILDUNG 6: VERWENDUNG VON DIGITALEN ANWENDUNGEN ZUR ARZNEIMITTELTHERAPIESICHERHEIT (AMTS) (INSGESAMT UND NACH FACHGRUPPEN – OHNE PSYCHOTHERAPEUTEN) insgesamt (ohne Psychotherapeuten) 51% 45% 4% (n=1.203) spezialisierte und gesonderte fachärztliche Versorgung 33% 62% 5% (n=316) allgemein fachärztliche Versorgung 45% 51% 4% (n=363) versorgungsebenenübergreifend 46% 49% 5% (n=179) hausärztliche Versorgung 60% 36% 3% (n=345) 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 ja nein weiß nicht Anteil in % Frage: Nutzen Sie in Ihrer Praxis eine digitale Anwendung zur Erkennung von Arzneimittelkontraindikationen?9; ohne psychotherapeutische Praxen, gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt. 9 In der Fragestellung wurde bewusst auf die weitergehende Befragung zur Arzneimitteltherapiesicherheit verzichtet. Stattdessen wurde die Frage auf Arzneimittelkontraindikationen fokussiert, um die digitale Anwendung für den Arzt greifbar zu machen. PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 19
3.2 DIGITALE KOMMUNIKATION Im Folgenden werden die Ergebnisse ternen digitalen Kommunikation ist die initiiert wurden und noch nicht in eine zum Stand der Digitalisierung darge- Verwendung von einrichtungsübergrei- Telematikinfrastruktur gemäß § 291a stellt, welche die Kommunikation der fenden digitalen Patientenakten. Der SGB V integriert werden können. Praxen nach außen (praxisextern), das Einsatz dieser Form von – über die ein- Dennoch wurden die Praxen – im Sinne heißt mit anderen Praxen bzw. ambu- zelne Praxis hinausgehender – umfas- einer „Nullmessung“ für nachfolgende lanten Einrichtungen oder – intersek- sender Patientendokumentation steht Erhebungen – zu einrichtungsübergrei- toral – mit Krankenhäusern sowie mit erst am Anfang und beschränkt sich fenden Patientenakten befragt. Körperschaften und Behörden betreffen. derzeit auf Projekte, die von einzelnen Eine besondere Form dieser praxisex- oder Verbünden von Krankenkassen ABBILDUNG 7: DIGITALISIERUNGSGRAD DER KOMMUNIKATION MIT ANDEREN ÄRZTEN/PSYCHOTHERAPEUTEN BZW. AMBULANTEN EINRICHTUNGEN (INSGESAMT UND NACH PRAXISGRÖSSE) 100 2% 1% 1% 2% 4% 5% 5% 5% nahezu 90 7% 7% komplett 7% 14% digitalisiert. 80 mehrheitlich 29% 30% digitalisiert. 70 32% 60 37% hälftig digitalisiert und Anteil in % 50 hälftig in Papierform. 40 mehrheitlich in 30 Papierform. 57% 56% 52% 20 43% nahezu komplett in Papierform. 10 0 Einzelpraxis 2 bis 4 Ärzte/ 5 und mehr Ärzte/ insgesamt (n=1.128) Psychotherapeuten Psychotherapeuten (n=1.754) (n=397) (n=229) Frage: Welche Aussage über die schriftliche Kommunikation Ihrer Praxis mit Ihren Kollegen im ambulanten Bereich trifft am ehesten zu? „Die Kommunikation ist…“; gewichtete Verteilung; Differenz zu 100 % rundungsbedingt. 3.2.1 KOMMUNIKATION MIT und mehr Ärzten/Psychotherapeuten Kommunikation. Praxen mit mehrheit- ANDEREN PRAXEN BZW. A MBULANTEN ist dieser Anteil etwas geringer (79 %). lich oder nahezu komplett digitalisierter EINRICHTUNGEN Im Vergleich der Fachgruppen haben schriftlicher Kommunikation mit ande- Die schriftliche Kommunikation mit die spezialisierten/gesondert fachärzt- ren Ärzten/Psychotherapeuten bzw. am- anderen Ärzten bzw. Psychotherapeuten lichen, die psychotherapeutischen (je- bulanten Einrichtungen sind dagegen oder anderen ambulanten Einrichtun- weils rund 81 %) und die versorgungs- bislang eine Ausnahmeerscheinung. gen findet bei rund 86 % der Praxen ebenenübergreifenden Praxen (knapp Für die digitale Kommunikation mit mehrheitlich oder nahezu komplett 83 %) geringfügig geringere Anteile anderen Ärzten bzw. Psychotherapeuten in Papierform statt (Abbildung 7). Nur mit einer mehrheitlich oder nahezu wird am häufigsten E-Mail verwendet: unter den größeren Praxen mit fünf komplett papierbasierten schriftlichen 20 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG
45 % der Praxen greifen auf dieses Hausarztpraxen am höchsten (52 %) Erstens können Labordaten im Gegen- digitale Medium zurück (Abbildung und unter den spezialisierten/gesondert satz zur digitalen Überweisung und 8). Alle anderen Formen der digitalen fachärztlichen Praxen am geringsten zum elektronischen Arztbrief auch ohne Kommunikation kommen dagegen (31%). Die psychotherapeutischen Pra- qualifizierte elektronische Signatur di- deutlich seltener zum Einsatz, 44 % der xen sowie die versorgungsebenenüber- gital ausgetauscht werden. Zum Zweiten Praxen nutzen keine Möglichkeit zur greifenden Praxen nutzen relativ häufig ist bei den Labordaten die Interopera- digitalen Kommunikation mit Kollegen. E-Mail zur Kommunikation innerhalb bilität zwischen Sender und Empfänger Als sonstiges digitales Kommunika- des ambulanten Sektors (53 %). sichergestellt, da es hier – anders als tionsmedium wurden beispielsweise z. B. beim Befunddatenaustausch – ein Ein Teil der digitalen Kommunikation die folgenden genannt: digitales Fax, definiertes Austauschformat gibt. betrifft den Austausch behandlungsre- digitale Telefonie, direkte Serververbin- levanter Daten. Von anderen Einrich- Die Differenzierung nach Praxisgröße dung über gesicherte Netzwerke. In den tungen der ambulanten Versorgung zeigt auch hier, dass die Einzelpraxen meisten Fällen wurden hier jedoch ana- empfangen die Arztpraxen vor allem einen geringeren Digitalisierungsgrad loge Kommunikationsarten berichtet, Labordaten in digitaler Form; dies aufweisen: Rund 29 % von ihnen wie Telefonate, Briefe, Faxe oder das trifft auf mehr als zwei Drittel (69 %) empfangen keine digitalen Daten von persönliche Gespräch mit den Kollegen. von ihnen zu (Abbildung 9). Deutlich anderen ambulanten Einrichtungen, Dabei ist der Anteil derer, die keine di- seltener ist der digitale Empfang von während es bei den größeren Arztpra- gitalen Kommunikationsmöglichkeiten Befunddaten (17 %), Arztbriefen (13 %) xen deutlich geringere Anteile sind zum Austausch mit Kollegen nutzen, oder Bildmaterial zur Diagnostik (11 %). (20 % bei 2 bis 4 Ärzten, 19 % bei 5 und unter den Einzelpraxen mit 46 % noch Etwas mehr als ein Viertel (26 %) der mehr Ärzten). etwas höher, unter den größeren Praxen Arztpraxen empfängt keinerlei digitale Zwar sind von den hausärztlichen Pra- mit fünf und mehr Ärzten/Psychothe- Daten von anderen ambulanten Ein- xen, die an der Befragung teilgenom- rapeuten dagegen mit 25 % deutlich ge- richtungen. Dafür, dass Labordaten am men haben, rund 64 % Einzelpraxen. ringer. Differenziert nach Fachgruppen häufigsten digital übertragen werden, Das bedeutet aber nicht, dass sie hin- ist der Anteil der Nicht-Nutzer unter den lassen sich zwei Gründe anführen: sichtlich des obigen Trends bezüglich ABBILDUNG 8: ART DER DIGITALEN KOMMUNIKATION MIT ANDEREN ÄRZTEN/PSYCHOTHERAPEUTEN BZW. AMBULANTEN EINRICHTUNGEN E-Mail (z.B. KV-Connect) 45% Austausch von Datenträgern (DVDs, USB-Sticks) 11% Messenger-Dienste / SMS 7% Online-Chats 2% Videokonferenzen 1% Sonstiges 15% nichts davon 44% 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 Anteil in % Frage: Wie kommunizieren Sie digital mit anderen niedergelassenen Ärzten bzw. Psychotherapeuten oder ambulanten Ein- richtungen? Mehrfachnennungen möglich; gewichtete Verteilung; n = 1.754. PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG 21
der Praxisgröße generell nicht digital praxen deutlich seltener Labordaten Anteilswerte deutlich höher bei rund empfangsbereit wären. Im Gegenteil: versenden als empfangen, weil sich der 89 % beziehungsweise 93 %. Der Anteil der Arztpraxen, welche Versand überwiegend auf spezialisierte Perspektivisch sehen die Praxen das Labordaten digital empfangen, ist mit Labore konzentriert. größte bislang ungenutzte Potenzial 86 % unter den Hausarztpraxen am Die Daten offenbaren zudem einen digitaler Datenübertragung bei Arztbrie- höchsten, mit Abstand gefolgt von den Zusammenhang zwischen der Digita- fen und Befunddaten. Insgesamt interdisziplinär besetzten Praxen (73 %). lisierung der Patientendokumentation 54 % aller Praxen (und 77 % der größe- Deutlich weniger verbreitet ist es unter und dem Versand digitaler Daten: Ist ren Praxen mit fünf und mehr Ärzten/ den Arztpraxen, selbst Daten an andere die Patientendokumentation (nahezu) Psychotherapeuten) erwartet von der di- niedergelassene Ärzte oder ambulan- vollständig digitalisiert, dann liegt der gitalen Übertragung von Arztbriefen die te Einrichtungen in digitaler Form zu Anteilswert derer, die nichts digital größte Hilfe im Praxisalltag, immerhin versenden (Abbildung 9). Mehr als zwei versenden, „nur“ bei rund 63 %. Ist noch 40 % (62 % der größeren Praxen) Drittel der Arztpraxen (70 %) praktizie- die Patientendokumentation dagegen erwarten dies für die digitale Übertra- ren dies nicht. Plausibel erscheint in mehrheitlich oder (nahezu) komplett in gung von Befunddaten (Abbildung 10). diesem Zusammenhang, dass Arzt- Papierform, liegen die entsprechenden ABBILDUNG 9: EMPFANG UND VERSAND DIGITAL ÜBERMITTELTER DATEN VON ANDEREN PRAXEN BZW. AMBULANTEN EINRICHTUNGEN – OHNE PSYCHOTHERAPEUTEN 15% Labordaten 69% Befunddaten 13% 17% Versand Arztbriefe 13% 13% Empfang Bilder oder andere Aufnahmen zur Diagnostik 7% 11% Überweisungen (inkl. Laborbeauftragung) 8% 5% Sonstiges 2% 2% nichts davon 70% 26% 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Anteil in % Frage: Was empfangen Sie von anderen niedergelassenen Ärzten bzw. Psychotherapeuten oder ambulanten Einrichtungen in digitaler Form? Mehrfachnennungen möglich; ohne psychotherapeutische Praxen, gewichtete Verteilung; n = 1.203. 22 PRAXISBAROMETER DIGITALISIERUNG
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