Preis Soziale Stadt 2012 Dokumentation - Schader Stiftung
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Weidem_SozStadt12_US:Soz_Stadt_2012_Umschlag 10.01.13 14:36 Seite 1 Preis Soziale Stadt 2012 Soziale Stadt Preis Soziale Stadt 2012 Dokumentation Preis Soziale Stadt 2012 Dokumentation
Weidem_SozStadt12_US:Soz_Stadt_2012_Umschlag 10.01.13 14:36 Seite 2 Die Auslober AWO Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e.V. Deutscher Mieterbund Deutscher Städtetag GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. Schader-Stiftung vhw Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e.V. Der Wettbewerb wird unterstützt durch das Bundes- ministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Redaktion: Dagmar Weidemüller, Büro für architektur • design • stadtplanung Berlin Dr. Bernd Hunger, GdW Dr. Frank Jost, vhw Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e.V. Gestaltung: Büro Roman Lorenz Gestaltung visueller Kommunikation design alliance München Ausstellung: Dagmar Weidemüller, Büro für architektur • design • stadtplanung Berlin Herstellung: Druckerei Hermann Schlesener KG Berlin © GdW Berlin 2012 1. Auflage (8.000)
Weidem_SozStadt12_Inh:Soz_Stadt_2012_Dokumentation 10.01.13 13:58 Seite 1 Soziale Stadt Preis Soziale Stadt 2012 Dokumentation des Wettbewerbes Preis Soziale Stadt 2012 Preisträger, Anerkennungen, Projekte der engeren Wahl, Teilnehmer
Weidem_SozStadt12_Inh:Soz_Stadt_2012_Dokumentation 10.01.13 13:58 Seite 2 Inhaltsverzeichnis Seite 5 Vorwort der Auslober 6 Auslobungstext 8 Statistik Preisträger 10 Wohntheke Hellersdorf. Da staunt die Stadt! Acht Partner – ein Ziel, Kooperation von Wohnungsunternehmen in Berlin-Hellersdorf 12 VEDDELERLEBEN - Schülerfirma der Stadtteilschule in Hamburg-Wilhelmsburg „In und für das Quartier – Sporthalle macht Schule“ 14 Lebenswerte Veedel – Bürger- und Sozialraumorientierung Koordination von elf Sozialraumgebieten in Köln 16 Wieder selbständig wohnen – von der Obdachlosigkeit in ein geregeltes Leben Wohnungslosenhilfe in Sigmaringen 18 Kirche im Wandel – Nachbarschaftszentrum in der Auferstehungskirche Neuer Lebensmittelpunkt in Stralsund-Grünhufe 20 Sozialistische Selbsthilfe Mülheim e.V. Projekt zur Selbsthilfe und Selbstorganisation in Köln 22 OstWerkStadt Standort stärken – Unternehmen entwickeln – Beschäftigung schaffen im Leipziger Osten 24 Jule Modellprojekt für Alleinerziehende in Berlin-Marzahn 26 Fit für den demografischen Wandel „Alt werden und neu starten“ in Lutherstadt Wittenberg-West 28 Circus Projekt Waldoni e.V. „Creativhof Grenzallee“ in Darmstadt Eberstadt-Süd
Weidem_SozStadt12_Inh:Soz_Stadt_2012_Dokumentation 10.01.13 13:58 Seite 3 Inhaltsverzeichnis Seite Anerkennungen 30 Zukunftswerkstatt Mehringplatz Bürgerschaftliches Engagement in Berlin-Kreuzberg 31 KNIF - Knoten interkultureller Familienbildung Hilfe für junge Familien im Bahnhofsviertel in Hof 32 Qualifizierungsküche Neuer lokaler Wirtschaftsstandort als „kulinarisch-kommunikativer Verbinder“ im Altländer Viertel in Stade 33 Generationengerechtes Wohnen mit der Wohnungsgenossenschaft München-West Stärkung der Nachbarschaften in München-Schwanthalerhöhe (Westend) 34 Stadtteilpatenschaften Ein Modell öffentlich-privater Partnerschaft in Nürnberg 35 Kindertreff im SCHWEITZER ECK Neues Miteinander im Quartier in Lübbenau-Neustadt 36 „Helfende Hände am Berg" Haushaltsnahe Dienstleistungen für Migranten von Migranten in Marburg Richtsberg 37 Vereins- und Quartierszentrum „Altes Trafohaus“ Umbau eines ehemaligen Transformatorenhauses zum neuen Treffpunkt in Bischofsheim 38 Städtenetz Soziale Stadt NRW Interkommunale Zusammenarbeit in Nordrhein-Westfalen 39 Begegnungszentrum Sprickmannstraße e.V. Stadtteilinitiative gegen Wohnmissstände in Münster-Kinderhaus, Wohnquartier Brüningheide 40 Projekte der engeren Wahl 58 Adressen 58 Auslober 58 Preisträger 58 Anerkennungen 59 Projekte der engeren Wahl 60 Teilnehmer
Weidem_SozStadt12_Inh:Soz_Stadt_2012_Dokumentation 10.01.13 13:58 Seite 5 Vorwort der Auslober Lebenswerte Stadtteile sind eine basieren, sollen einer breiten Öffent- Wir hoffen, dass die Publikation dazu Grundlage für sozialen Zusammenhalt lichkeit bekannt gemacht werden und beiträgt, insbesondere die Verant- und Integration. In unserer sozial auf diesem Wege auch Nachahmer wortlichen in der Bundesregierung immer stärker differenzierten Gesell- finden. und die Parlamentarier des Deutschen schaft geht es darum, das Bundestages dazu zu bewegen, dass Zusammenleben der Menschen in Der seit dem Jahre 2000 alle zwei dieser erfolgreiche Politikansatz in ihren Nachbarschaften zu unterstüt- Jahre ausgelobte Wettbewerb hat den nächsten Jahren mit einer den zen und ihre Lebensperspektiven zu auch in diesem Jahr mit 171 einge- Herausforderungen angemessenen verbessern. reichten Projekten ein großes bundes- Mittelausstattung fortgeführt werden weites Echo gefunden. Ein Ergebnis, kann. Der Wettbewerb zum "Preis Soziale das nicht zu erwarten war, da die Stadt 2012“ beabsichtigte, wie seine bereits das zweite Jahr wirkenden erfolgreichen Vorgänger, das Interesse Mittelkürzungen bei den Vorhaben für die sozialen Probleme einer brei- zur Stabilisierung benachteiligter Wolfgang Stadler, Berlin ten Öffentlichkeit wach zu halten, Stadtquartiere und Nachbarschaften Vorstandsvorsitzender AWO Bundes- aber auch Problemlösungen für die immer offensichtlicher zu Einbrüchen verband e.V. vielfältigen Aktivitäten in den Stadt- in der Stadtteilarbeit und den damit quartieren aufzuzeigen. Er wollte die verbundenen Investitionen führen. Christian Ude, München Akteure in den Städten, Wohnungs- Präsident Deutscher Städtetag unternehmen, Wohlfahrtsverbänden Angesichts der auch im Bundeshaus- und Bürgerinitiativen ermutigen, halt 2013 unzureichenden Mittelaus- Axel Gedaschko, Berlin ihre eigenen Erfahrungen bei der stattung des Programms ‘Soziale Präsident GdW Bundesverband Unterstützung des Miteinanders der Stadt’ kommt dem Wettbewerb aus deutscher Wohnungs- und verschiedenen Gruppen von Stadt- Sicht der Auslober eine besondere Immobilienunternehmen e.V. bewohnern bekannt zu machen. Bedeutung zu. Wir wollen ein deutli- Gefragt waren Projekte, die zeigen, ches Signal dafür setzen, dass die Dr. Franz-Georg Rips wie durch gemeinsames Handeln Zivil-gesellschaft die Vernachlässigung Präsident Deutscher Mieterbund e.V. Quartierskonflikten und sozialer Ent- des sozialen Zusammenhalts und die mischung sowie krisenhafter Entwick- Gefährdung des sozialen Friedens Prof. Dr. Joachim-Felix Leonhard, lung ganzer Wohnquartiere begegnet in den Stadtquartieren nicht wider- Staatssekretär a. D., Darmstadt werden kann und wie Integrationser- spruchslos hinnimmt. Vorsitzender des Kuratoriums der folge nachhaltig gesichert werden Schader-Stiftung können. Diese Dokumentation will die nach- ahmenswerten Resultate des Wett- Peter Rohland, Berlin Der "Preis Soziale Stadt 2012" ist bewerbs bekannt machen. Die vor- Vorstand vhw Bundesverband für eine Gemeinschaftsinitiative einer gestellten Projekte belegen ein- Wohnen und Stadtentwicklung e.V. großen Bandbreite von Auslobern aus drucksvoll, welch großen Nutzen der Politik und Wissenschaft, Wohnungs- strategische Ansatz des Programms wirtschaft und Wohlfahrtspflege. „Soziale Stadt“ stiftet, baulich-inves- Gerade in diesem Verbund kommt tive und soziale Maßnahmen mitein- das Hauptanliegen des Wettbewerbs ander zu verknüpfen. besonders gut zum Ausdruck: Inno- vative Projekte und ganzheitliche Ansätze, die auf vielfältigen Koope- rationen unterschiedlicher Akteure 5
Weidem_SozStadt12_Inh:Soz_Stadt_2012_Dokumentation 10.01.13 13:58 Seite 6 Auslobungstext Wer sind die Auslober, Was ist der Preis Soziale Stadt? Was sind die Beurteilungskriterien? wo sitzt die Geschäftsstelle? Der "Preis Soziale Stadt" ist auch im Der Preis Soziale Stadt ist eine Die eingereichten Projekte werden Jahre 2012 wieder eine Gemein- Gemeinschaftsinitiative von Aus- nach folgenden Kriterien bewertet: schaftsinitiative ganz verschiedenarti- lobern aus Zivilgesellschaft, Woh- ger Auslober aus Politik und Wissen- nungswirtschaft, Wohlfahrt, Wissen- Bündelung von Ressourcen schaft, Wohnungswirtschaft und schaft und Politik. Ziel des Wettbe- Es wird Wert auf integrierende Pro- Wohlfahrt. Gerade in diesem Verbund werbs ist es, vorbildliche Projekte und jekte gelegt, die unterschiedlichste kommt das Hauptanliegen des Wett- Initiativen für eine soziale Stadt der Akteure zusammenführen und vielfäl- bewerbs besonders gut zum Aus- breiten Öffentlichkeit bekanntzuma- tige Ressourcen effektiv bündeln. druck: Innovative Projekte und ganz- chen und damit deren Nachahmung heitliche Ansätze, die auf vielfältigen zu fördern. Beteiligung der Betroffenen Kooperationen unterschiedlicher Nachzuweisen ist, dass nicht nur die Akteure basieren, sollen einer breiten Das Anliegen ist, benachteiligten oder Macher der Stadtentwicklung mitein- Öffentlichkeit bekannt gemacht vom Abstieg bedrohten Quartieren ander kooperieren, sondern dass die werden und auf diesem Wege auch eine Zukunftsperspektive zu geben. betroffenen Bürgerinnen und Bürger "Nachahmer" finden. Dazu sind Aktivitäten notwendig, die möglichst umfassend in die verschie- denen Phasen des Projekts einbezo- Die Geschäftsstelle des Wettbewerbs – die Lebensbedingungen und gen sind und Gestaltungsmöglichkei- ist angesiedelt beim vhw – Bundes- Lebenschancen in den Quartieren ten haben. verband für Wohnen und Stadtent- verbessern, wicklung e.V., Berlin. – die Vielfalt der Bewohnerinnen und Nachhaltigkeit Bewohner anerkennen und Nach- In der Projektbeschreibung sollte barschaften stabilisieren, erkennbar sein, dass mit den Aktivitä- – die Integration und das Zusammen- ten eine dauerhafte Verbesserung der leben fördern, sozialen Situation im Quartier ange- – das Bildungsangebot im Quartier strebt wird. Kann das angewendete und den Zugang zu Bildungsan- Verfahren nach einer Lernphase zu geboten verbessern einem Selbstläufer werden? Wird sich – sowie die lokale Wirtschaft stärken das Projekt langfristig von der öffent- und Arbeit im Quartier schaffen. lichen Förderung "abnabeln" kön- nen? Die Komplexität der Problemlagen erfordert ein integriertes Vorgehen in Aufwand und sozialer Ertrag Kooperation unterschiedlichster Darzustellen ist der Aufwand für das Akteure aus Staat, Kommune, (Woh- Projekt (Finanzmittel, ehrenamtlicher nungs-) Wirtschaft, Wohlfahrt und Einsatz usw.) Wie hoch ist der einma- Zivilgesellschaft. Die wesentlichen lige bzw. jährliche Aufwand investiver Handlungsbereiche sind: und nicht-investiver Art? Welche Fol- gekosten treten auf? Dabei soll auch – Bürgermitwirkung, Stadtteilleben, auf die Ergebnisse und Wirkungen im soziale Integration Quartier eingegangen werden. Wel- – Lokale Wirtschaft, Arbeit und chen "sozialen Gewinn" bringt das Beschäftigung Projekt? – Quartierszentren, Stadtteilbüros – Soziale, kulturelle, bildungs- und freizeitbezogene Infrastruktur, Schule im Stadtteil, Gesundheit – Wohnen – Öffentlicher Raum, Wohnumfeld und Ökologie Dies sind zugleich die Themenschwer- punkte des Wettbewerbs. Im Mittel- punkt jedes eingereichten Projekts sollte ein gelöstes soziales Problem bzw. ein in Angriff genommenes soziales Anliegen stehen, das eine bauliche Facette haben kann, aber nicht haben muss. 6
Weidem_SozStadt12_Inh:Soz_Stadt_2012_Dokumentation 10.01.13 13:58 Seite 7 Auslobungstext Wer kann teilnehmen? Welche Unterlagen Was gibt es als Preis? sind einzureichen? Um den Preis können sich Projekte Für die Projektbeschreibung und Es werden bis zu zehn Projekte mit bewerben, die im Sinne des ganzheit- -darstellung müssen die Musterblätter Urkunden ausgezeichnet, die an die lichen Ansatzes der sozialen Stadt 1 bis 4 verwendet werden. Zusätzlich maßgeblich beteiligten Akteure verlie- aktiv sind. Der Preis Soziale Stadt ist sollten für jedes Projekt acht hoch- hen werden. Initiativen mit herausra- offen für alle Projekte und Akteure. wertige, für die Veröffentlichung genden Einzelthemen können darü- Er richtet sich sowohl an Bürger- und geeignete Fotos eingereicht werden.* ber hinaus mit einer Anerkennung Bewohnergruppen im Quartier, z.B. gewürdigt werden. Gewerbetreibende, Schulklassen, Leider lassen sich Projekte ohne bauli- Organisatoren von Begegnungsstät- che Komponente nur teilweise bild- Es gibt kein Preisgeld. Die Würdigung ten, als auch an die klassischen Hand- haft darstellen, oft ist der nicht sicht- besteht in der öffentlichen Anerken- lungsträger der Stadtentwicklung wie bare soziale Prozess der eigentliche nung und Bekanntmachung der Pro- Kommunen, Wohnungsunternehmen, Erfolg. Umso wichtiger ist es, dass die jekte. private Investoren oder freie Wohl- eingereichten Projekte unter Zuhilfe- fahrtspflege. nahme von Schemata, Übersichten usw. in ergänzenden Erläuterungen Der Wettbewerb ist nicht auf die näher beschrieben werden. Hierfür Gebiete des Programms "Soziale sollten den Musterblättern weitere Stadt" beschränkt. Initiativen außer- Anlagen beigefügt werden. Diese halb der Fördergebiete und Projekte zusätzlichen Informationen und aus kleineren Städten und Gemein- Materialien sollten jedoch kompakt, den werden ausdrücklich zur Teil- anschaulich und übersichtlich sein, nahme ermutigt. Bewerben können damit Ihr Wettbewerbsbeitrag von sich Projekte jeder Größe, kleinteilige der Jury (die in wenigen Tagen eine Initiativen sozialen und nachbar- Vielzahl von Projekten auszuwerten schaftlichen Engagements genauso hat) möglichst leicht nachvollzogen wie große, komplexe Quartierspro- und bewertet werden kann. jekte. Bewerbungen, die ausschließlich als Projekte, die an einem früheren Wett- CD eingereicht werden, können nicht bewerb "Preis Soziale Stadt" teilge- berücksichtigt werden. Die in die nommen haben, können nochmals engere Wahl gekommenen Projekte eingereicht werden, wenn ihre Ver- können von den Auslobern aufgefor- stetigung gelungen ist oder neue dert werden, bei Bedarf zusätzliche Aspekte den bisherigen Projektansatz Unterlagen nachzureichen und die erweitert haben. Besichtigung von Projekten vor Ort zu ermöglichen. Eine Jury befindet über die Preisträ- ger. Zu ihr gehören anerkannte Per- sönlichkeiten der Fachöffentlichkeit, die wichtige Akteure des sozialen Engagements in den Städten und Wohnquartieren repräsentieren. Die Auslober behalten sich vor, die einge- reichten Unterlagen einer wissen- schaftlichen Auswertung zugänglich zu machen. * Wenn Sie digitale Fotos anfertigen, verwenden Sie bitte eine hohe Auflö- sung und fügen Sie Ausdrucke auf Foto-Papier bei! Bitte geben Sie den Urheber an, damit die nachträgliche Veröffentlichung erleichtert wird. 7
Weidem_SozStadt12_Inh:Soz_Stadt_2012_Dokumentation 10.01.13 13:58 Seite 8 Die Auswahlgremien Statistik Auswahlgremium der ersten Stufe Mitglieder der Jury Räumliche Verteilung der Wettbewerbsbeiträge Katharina Burkardt Hartmut Brocke GdW Bundesverband deutscher SPI Sozialpädagogisches Institut, Wohnungs- und Berlin Bundesland Bewer- Engere Immobilienunternehmen e.V., Berlin bungen Wahl Dieter Cordes Dr. Thomas Franke Gesellschaft für Bauen und Wohnen Deutsches Institut für Urbanistik, Hannover mbH, Hannover Baden-Württemberg 17 6 Berlin Bayern 22 7 Bärbel Fox Berlin 13 6 Susanne Glöckner AWO Arbeiterwohlfahrt Bundesver- Brandenburg 6 2 Bundesministerium für Verkehr, band e.V., Berlin Bremen 4 2 Bau und Stadtentwicklung, Berlin Hamburg 8 3 Susanne Glöckner Hessen 15 8 Dr. Armin Hentschel Bundesministerium für Verkehr, Mecklenburg-Vor- Ifss – Institut für soziale, Stadtent- Bau und Stadtentwicklung, Berlin pommern 6 2 wicklung, Potsdam Niedersachsen 19 5 Dr. Bernd Hunger Nordrhein-Westfahlen 29 8 Matthias Jäger GdW Bundesverband deutscher Rheinland-Pfalz 4 1 vhw – Bundesverband für Wohnen Wohnungs- und Saarland 3 1 und Stadtentwicklung e.V., Berlin Immobilienunternehmen e.V., Berlin Schleswig-Holstein 4 1 Dr. Frank Jost Sachsen 8 1 vhw – Bundesverband für Wohnen Philipp Mühlberg Sachsen-Anhalt 8 2 und Stadtentwicklung e.V., Berlin Senatsverwaltung für Stadtentwick- Thüringen 5 1 lung, Berlin Jana Kirsch Summe 171 56 SPI Soziale Stadt und Land Entwick- Hans-Jürgen Niemann lungsgesellschaft mbH, Halle/Saale Stadt Hamm (Westfalen) Gesine Kort-Weiher Hans-Joachim Schlößl Deutscher Städtetag, Köln Stadt Nürnberg Christoph Kummer Ellen Schultz Bündnis für eine Soziale Stadt Hessen Rechtsanwältin, Halle (Saale) Petra Kurzhöfer Sabine Süß GEWOBA – Aktiengesellschaft Schader-Stiftung, Darmstadt Wohnen und Bauen, Hansestadt Bremen Prof. Christiane Thalgott München Philipp Mühlberg Senatsverwaltung für Stadtentwick- Karin Vorhoff lung, Berlin Deutscher Caritasverband, Freiburg (Brsg.) Timo Munzinger Deutscher Städtetag, Köln Prof. Klaus Wermker Essen Dr. Thomas Robischon Schader-Stiftung Darmstadt Lukas Siebenkotten Deutscher Mieterbund e.V., Berlin Gunnar Wörpel AWO Bundesverband e.V., Berlin 8
Weidem_SozStadt12_Inh:Soz_Stadt_2012_Dokumentation 10.01.13 13:58 Seite 9 Statistik Zwischenbilanz nach sieben Wettbewerben Bundesland 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 "Summe" Baden-Württemberg 12 17 21 17 17 22 17 123 Bayern 9 25 24 23 27 20 22 150 Berlin 10 28 26 10 22 11 13 120 Brandenburg 8 8 15 20 10 16 6 83 Bremen 3 5 2 3 2 5 4 24 Hamburg 3 10 5 3 4 5 8 38 Hessen 3 17 18 10 12 11 15 86 Mecklenburg-Vorpommern 3 9 2 10 4 7 6 41 Niedersachsen 10 17 21 20 11 10 19 108 Nordrhein-Westfalen 14 38 32 33 32 39 29 217 Rheinland-Pfalz 2 6 2 3 4 2 4 23 Saarland 2 2 5 5 1 0 3 18 Schleswig-Holstein 4 4 3 8 5 5 4 33 Sachsen 5 12 11 9 12 8 8 65 Sachsen-Anhalt 6 6 11 5 3 8 8 47 Thüringen 7 9 7 9 6 9 5 52 Summe 101 213 205 188 172 178 171 1228 9
Weidem_SozStadt12_Inh:Soz_Stadt_2012_Dokumentation 10.01.13 13:58 Seite 10 Preisträger Die Hellersdorfer Wohnungsunterneh- events, von denen manche eine men haben für ihren informellen Zu- gesamtstädtische Aufmerksamkeit sammenschluss den Begriff "Wohn- erreichten. Hier eine kleine Auswahl: Wohntheke Hellersdorf. Da staunt theke" gewählt. Wieso? Erfunden – „Classic Open Air Helle Mitte“ die Stadt! wurde der Name bei ersten gemein- Seit sechs Jahren begeistern Musi- Acht Partner – ein Ziel, Kooperation samen Aktionen bereits im Jahr 2000. ker des Jugendsinfonieorchesters von Wohnungsunternehmen in An einer Theke trifft man sich ab und der Musikschule Marzahn-Hellers- Berlin- Hellersdorf an zum zwanglosen Gespräch nach dorf tausende Besucher – nicht nur Feierabend. Geschäftsgeheimnisse aus dem Bezirk, sondern aus wei- werden da nicht ausgeplaudert. Aber ten Teilen der Stadt und des Berli- Projekteinreicher: gemeinsame Themen und Interessen ner Umlands. Der zentrale Platz in ArGe Wohntheke kommen zur Sprache. Und mitunter Hellersdorf bietet eine eindrucks- ergibt sich im lockeren Gedankenaus- volle Kulisse für dieses Konzerter- tausch ohne steifes Protokoll das eine lebnis. Projektbeteiligte: oder andere Projekt für gemeinschaft- – „Skate by Night“ findet seit 2009 STADT UND LAND Wohnbauten- liches Handeln. einmal im Jahr statt. Hier wird den Gesellschaft mbH; WVB Centuria; Die Vermieter von Wohnungen ste- Teilnehmern zur Halbzeit ihrer 34 km Wohnungsbaugenossenschaft "Hel- hen auch in Hellersdorf in Konkurrenz langen Tour vom Alexanderplatz bis lersdorfer Kiez" eG; Grundstücksge- zueinander. Und zwar aus gutem nach Hellersdorf neben Getränken meinschaft Zerbster Str. 48-78 GbR; Grund, denn nur der faire Wettbe- und Verpflegung ein toller Empfang HS Hausinvest GbR; WoBeGe Wohn- werb führt zur Vielfalt von Geschäfts- durch die Zuschauer und ein außer bauten- und Beteiligungsgesellschaft ideen und damit zu Qualität. Er findet gewöhnliches Programm geboten. mbH; HELLE MITTE Zentrumsmanage- allerdings auf einem gemeinsamen – „Franz-Carl-Achard-Preis“ für Ange- ment; Wohnungsbaugenossenschaft Terrain statt, der Wohnstadt Hellers- wandte Wissenschaften; die ‘Wohn- Wuhletal eG; dorf. Nur wenn diese große Siedlung theke’ zeichnete 2007 zwei Hellers- Projektleitung: Ralf Protz; als Ganzes attraktiv ist, kann auch die dorfer Unternehmen und drei Schul- Kooperationspartner: Bezirksamt Mar- einzelne Wohnungsgenossenschaft projekte mit diesem Preis aus. zahn-Hellersdorf, viele Vereine, Kitas, oder -gesellschaft daraus Nutzen zie- – „Virtuelles Unternehmerkolleg“ Schulen, Wirtschaftsunternehmen, hen. Und so geht es bei den Treffen Existenzgründer und Jungunterneh- Sportvereine u.a. der Wohntheke darum, die unterneh- mer lernen das kleine Einmaleins mensinternen Strategien in Einklang der Unternehmensführung. zu bringen mit übergeordneten Kon- – Aktion der Wohntheke auf dem Gebietstyp: zepten zur Entwicklung der Wohn- Alexanderplatz in Berlin-Mitte; Großwohnsiedlung, stadt als Ganzes und deren Außen- Oktober 2011: Vorurteile über Hel- 43.000 Wohnungen, 90.000 Einwoh- darstellung. Der Stadtbezirk ist dabei lersdorf durch Fakten zu widerlegen ner ein wichtiger Partner. und interessierte Bürger zu motivie- ren, sich ihr eigenes Urteil zum Stan- Die beteiligten Wohnungsunterneh- dort zu bilden, war Ziel der Aktion. men bündeln Mittel und Kapazitäten – Mini Fußball EM 2012 für ein gemeinsames Standortmarke- Das mit dem Sportverein Eintracht ting für Hellersdorf. Die acht Partner Mahlsdorf e.V. veranstaltete Turnier repräsentieren immerhin mit ca. stand unter dem Motto: „Mit Freun- 27.500 Wohnungen zwei Drittel des den am Ball“. Kinder aus Ukraine Wohnungsbestandes. Jedes Mitglied und Polen nahmen teil. hat eine Stimme und leistet abhängig – „Box-Pokal der Hellersdorfer von seiner Größe, jährlich einen Wohntheke“ Gemeinsam mit dem festen Betrag. Die Mitglieder treffen Boxring SC Eintracht Berlin veranstal- sich regelmäßig im Jahr auf Geschäfts- tete die Wohntheke drei internatio- führerebene, die Geschäftsführung nale Boxturniere mit jungen Sport- rotiert zwischen den Unternehmen. lern aus fünf Ländern. Die bereits zwölf Jahre dauernde Aus der Laudatio der Jury Zusammenarbeit ist Beleg für die Nachhaltigkeit der Zusammenarbeit Die Jury würdigt, dass es trotz der und dies ohne staatliche Förderung. Konkurrenz der in der Wohntheke Die eingebrachten Mittel stehen in zusammengeschlossenen Wohnungs- keinem Verhältnis zum „Ertrag“ einer unternehmen selbst in Zeiten mit sozial ausgeglichenen und stabilen hohen Leerständen gelungen ist, Bewohnerschaft und gleichzeitig gemeinschaftlich, vertrauensvoll und eines gestärkten „Selbstwertgefühls“ gleichberechtigt an gemeinsamen Zie- der Bewohner. len zusammenzuarbeiten. Das hat die Außen-Wahrnehmung der zweitgröß- Die gemeinsam interessierenden The- ten Wohnstadt Deutschlands verbes- men sind vielfältig: von einem ge- sert, zu einem harmonischen Erschei- meinsamen Wohnstandortmarketing nungsbild im Wohnumfeld wie im über konkrete Fragen bei Gestaltungs- Gebäudebestand beigetragen und die konzepten im Wohnumfeld über die abgestimmte Zusammenarbeit der wohnungsnahe Versorgung und Be- Wohnungswirtschaft mit den unter- treuung von Kindern und Jugendli- schiedlichsten Akteuren der Gemein- chen bis hin zur Organisation von wesenarbeit befördert. Sportfesten und anderen Stadtteil- 10
Weidem_SozStadt12_Inh:Soz_Stadt_2012_Dokumentation 10.01.13 13:58 Seite 11 Soziale Stadt Preis Soziale Stadt 2012 Hellersdorf bietet für jeden Mieterwunsch attraktive Angebote in vielfältiger Architektur. Im ‘BAUKASTEN’ (im Bildvordergrund) hat die Wohntheke seit ihrer Gründung im Juni 2000 ihre Anlaufstelle. Box-Pokal der Hellersdorfer Wohntheke: ‘Boxen statt Gewalt’ (2005) Eine Image-Kampagne wurde erarbeitet und das Leitmotto „Hellersdorf. Da staunt die Stadt!" eingeführt (2008). „Classic Open Air Helle Mitte" auf dem zentralen Platz in Hellersdorf (6.000 Zuschauer, 2012) Foto: Gundula Noack „Virtuelles Unternehmerkolleg" (2006) Aktion der Wohntheke „Urteile selbst" auf dem Alexanderplatz in Berlin: Mitglieder der Wohntheke werben für die Wohnstadt Hellersdorf (2011). „Skate by Night" mit Zwischenstopp Franz-Carl-Achard-Preis: Für drei Jugend- ‘Mini Fußball EM’ mit dem Sportverein- in Hellersdorf (2012) projekte gab es den Sonderpreis "Wissen Eintracht Mahlsdorf (2012) und Wissenschaft in der Schule" (2007) 11
Weidem_SozStadt12_Inh:Soz_Stadt_2012_Dokumentation 10.01.13 13:58 Seite 12 Preisträger Jugendliche der Schülerfirma Veddel- Die Aufgaben, bei denen die Jugend- erleben betreiben eine Sporthalle in lichen praktische Erfahrungen sam- Eigenregie. Können 13- bis 14-Jährige meln können, sind vielfältig: Kontrolle VEDDELERLEBEN – ein Unternehmen leiten? – Wie kann der Reinigung der Halle, Pflege des Schülerfirma der Stadtteilschule in das gelingen? Inventars, Rückmeldung bei Repara- Hamburg-Wilhelmsburg turbedarf, Abschluss von Verträgen, "In und für das Quartier – Sporthalle Ein langfristig angelegtes Koopera- Schlüsselübergabe und Halleneinwei- macht Schule" tionsprojekt von Schule, Wohnungs- sung für neue Nutzer, Verwaltung unternehmen und Stadtteilverein von Einnahmen und Ausgaben, ermöglicht dieses besondere Ausbil- Abrechnungen mit dem Eigentümer, Projekteinreicher: dungsprojekt. Eine ehemalige Poli- Erhalt und Weiterentwicklung des ProQuartier Hamburg Gesellschaft für zeisporthalle im Besitz der SAGA Sportangebotes, Absprachen mit den Sozialmanagement und Projekte mbH GWG wird 2006 zu einem Zentrum Nutzern, Ausarbeitung der Bele- für Sport und Kulturveranstaltungen gungskonzeption, Planung und umgebaut. Ziel war es, durch vielfäl- Durchführung von Veranstaltungen, Projektbeteiligte: tige Angebote einen Beitrag zur Auf- und Abbau der Bühne, Bedienen SAGA GWG Hamburg; Begegnung und Integration zu leis- der Licht- und Tontechnik, Entwurf Stadtteilschule Wilhemsburg; ten. Zunächst hat die ProQuartier von Plakaten und Flyern, u.a. Get the Kick e.V., Hamburg Hamburg GmbH, eine Tochterfirma der SAGA GWG, die Entwicklung des Der Betrieb der Sporthalle verknüpft Standortes vorangetrieben und die beispielgebend wesentliche Dinge Gebietstyp: Trägerschaft im Stadtteil verankert. miteinander: Innerstädtisches Altbauquartier, Mit der Idee, das Betreiben der Halle 1925-1932 mit viergeschossiger mit einem Ausbildungsprojekt zu ver- – das Betreiben der Halle ist ein Bebauung; 2.000 Wohnungen; binden, startete das Projekt. Bildungs- und Ausbildungsprojekt; 5.000 Einwohner aus 30 verschiede- – die Jugendlichen gestalten ihren nen Nationen Im August 2010 gründeten 17 Schü- eigenen Lebensraum mit; ler der Stadtteilschule Wilhelmsburg – der Betrieb ist nachhaltig gesichert, die Schülerfirma. Neben dem norma- die Kosten vergleichsweise gering. len Unterricht ist ein Tag (Profiltag) in der Woche für die Arbeit in der Firma Die Schüler können sich in ihrem vorbehalten. Nachdem die Träger- Engagement frühzeitig in ihrer schaft der Sporthalle feierlich an die Berufswahl orientieren und leisten Schülerfirma übergeben wurde, grün- einen aktiven Beitrag zur Verbesse- deten sich, wie im richtigen rung ihres eigenen Stadtteils. Firmenleben, Abteilungen, Stellen wurden besetzt und Businesspläne Das SAGA GWG Mietermagazin geschrieben. Begleitet werden die "WIR" sowie die dazugehörige TV Schüler des 8. bis 10. Jahrgangs von Sendung "WIR in Hamburg" des einem Klassenlehrer und einem Koor- regionalen TV Senders berichten dinator vom Stadtteilverein 'Get the regelmäßig über das Projekt. kick e.V.'. ProQuartier steht den Jugendlichen zur Seite. Durch die vertraglich gesicherte Mit- Aus der Laudatio der Jury wirkung des Wohnungsunternehmens und den Lehrplan der Schule ist das Die Auslober des Preises Soziale Stadt Projekt langfristig angelegt. suchen immer wieder neu nach Das Betreibermodell versetzt die besonders beispielhaften Lösungs- Schülerfirma in die Lage, eigene Ein- ansätzen für die Projektarbeit. Die nahmen zu erzielen und den Bedarf Schülerfirma Veddelerleben zeichnet an öffentlichen Mitteln zu reduzieren. sich durch diese Besonderheit aus. Die Idee, eine Schülerfirma mit dem Die Schülerfirma arbeitet mit echtem Betrieb des neuen Quartierszentrums Geld, verwaltet die eingehenden zu beauftragen, ist geradezu genial. Nutzungsgebühren, tätigt kleinere Sie verknüpft ein Bildungs- und Anschaffungen und erwirtschaftet Ausbildungsprojekt mit dem Sport- einen Anteil an den Betriebskosten. und Kulturangebot und fördert dabei Die Betriebskosten der Halle über- vorbildlich eine hohe Identifikation nimmt die SAGA GWG – die Schüler- der Schüler und Jugendlichen mit firma beteiligt sich jährlich mit 5.000 ihrem Viertel. Das sind beste Voraus- EUR als Festbetrag und der Hälfte setzungen für ein dauerhaftes Enga- aller weiteren Einnahmen. Die andere gement und in späteren Lebensjahren Hälfte verbleibt bei der Schülerfirma für die Gemeinschaft im Quartier. als Gewinn. Bereits im ersten Die Jury wünscht sich viele Nachah- Geschäftsjahr haben die Schüler einen mer dieses beispielhaften Ansatzes. Gewinn von 2.000 EUR erwirtschaftet, der zu einem Teil wieder in Fortbil- dung investiert, zum anderen für den neuen Eventbereich genutzt wurde. 12
Weidem_SozStadt12_Inh:Soz_Stadt_2012_Dokumentation 10.01.13 13:58 Seite 13 Soziale Stadt Preis Soziale Stadt 2012 Junges Viertel mit vielen Kindern und Jugendlichen Der Betrieb der Halle finanziert sich aus Seit August 2012 betreiben 40 SchülerInnen die Sporthalle verantwortlich. erwirtschafteten Einnahmen und Teilver- zicht der SAGA GWG auf Miete und Betriebskosten. Verwaltung von Einnahmen und Ausga- Kommunikationstraining, eine spezielle Buchhaltungsfortbildung, eine grafische Weiter- ben, Abrechnungen mit dem Eigentümer bildung und auch eine sportliche Qualifizierung sind erforderlich, um den Anforderungen werden unter Anleitung erlernt. der Schülerfirma gerecht zu werden. Fotos: Frank Vinken Durchführung von Veranstaltungen, Auf- Die Schülerfirma besitzt auch Visitenkar- Erarbeitung des Hallenbelegungsplanes und Abbau der Bühne, Bedienen der Licht- ten. Neben der Geschäftsführung gibt es und Tontechnik und vieles mehr sind Auf- derzeit die Abteilungen: gaben der Firma. Buchhaltung, Kunden-Service, Facility- Management und Öffentlichkeitsarbeit. 13
Weidem_SozStadt12_Inh:Soz_Stadt_2012_Dokumentation 10.01.13 13:58 Seite 14 Preisträger Seit Frühjahr 2006 wird das durch die – Herausgabe einer Stadtteilzeitung Spitzenverbände der freien Wohl- durch Bürgerinnen und Bürger seit fahrtspflege, die Kölner Kommunal- fünf Jahren; Lebenswerte Veedel – Bürger- und politik und die Stadtverwaltung – Betrieb einer ökumenischen Begeg- Sozialraumorientierung gemeinsam entwickelte Handlungs- nungsstätte „Cafe Bickolo" e.V. als Koordination von elf Sozialraum- konzept "Lebenswerte Veedel – Bür- niederschwelliges Angebot mit gebieten in Köln ger- und Sozialraumorientierung in hohem ehrenamtlichen Engage- Köln" umgesetzt. Themenfelder sind: ment, seit fünf Jahren in Selbstver- Kinder, Jugend und Familie, Soziales, waltung. Projekteinreicher: Gesundheit, Bildung, Wohnen, Sport, – Bereitstellung einer türkischen Aus- Stadt Köln, Dezernat Bildung, Jugend Kultur, Wirtschaft und Arbeit, gabe der Sprach- und Lernförde- und Sport; Geschäftsstelle/Gesamt- Gemeinwesen und Politik. rung „Keiner ist so schlau wie ich". koordination "Lebenswerte Veedel – Bürger- und Sozialraumorientierung In elf Gebieten wurden Koordina- Für die Gesamtsteuerung des Vorha- in Köln" tionsstellen eingerichtet. Die dort bens gibt es eine zentrale Lenkungs- tätigen Sozialraumkoordinatoren grei- gruppe und eine Geschäftsstelle/ fen die oben genannten Themenfel- Gesamtkoordination. Seit 2006 wur- Projektbeteiligte: der auf, prüfen welche Angebote im den ca. 1.000 Projekte und Maßnah- Koordinationsstellen in elf Sozial- Stadtteil oder Stadtviertel bereits men durchgeführt. Mit diesen Projek- raumgebieten der Träger; bestehen und ermitteln, ob weitere ten und den über 30 organisierten Outback Stiftung; Netzwerk e.V. Maßnahmen erforderlich sind. Dazu Sozialraumkonferenzen konnten in Soziale Dienste und Ökologische stellen sie Kontakte zwischen mögli- den Sozialraumgebieten pro Jahr ins- Bildung; Bürgerzentrum Chorweiler; chen Beteiligten her und unterstützen gesamt zwischen 15.000 und 20.000 Bürgerschaftshaus Bocklemünd / sie bei der Entwicklung von Projek- Bewohner erreicht werden. Die Grün- Mengenich e.V.; Buchheimer Selbst- ten. Sie nehmen an Konferenzen und dung von 70 bis 80 neuen Gremien hilfe e.V.; Kath. Jugendwerke Köln Arbeitskreisen im Wohngebiet teil und Netzwerken in allen Sozialraum- e.V.; Kinderschutzbund-Zentrum Köln und haben einen Überblick über alle gebieten ist für die Bewohner und e.V.; Caritasverband für die Stadt Einrichtungen, Institutionen und Bewohnerinnen und für die Stadt ein Köln e.V.; Christliche Sozialhilfe e.V.; Initiativen. beträchtlicher sozialer Gewinn. Veedel e.V.; Diakonie Michaelshoven e.V. Die Sozialen Hilfen; viele Koope- Insbesondere soll die Teilhabe von rationspartner, wie Vereine, Kitas, benachteiligten Bevölkerungsgruppen Jugendeinrichtungen, Senioreninitiati- gefördert werden. Beispielhaft dafür Aus der Laudatio der Jury ven, Kirchengemeinden, Polizei, stehen u.a. folgende Maßnahmen: Wohnungsbaugesellschaften, Schulen Die soziale Spaltung der Gesellschaft u.a. – Durchführung von Bürgerversamm- vertieft sich. Sie bildet sich räumlich lungen/-workshops; Gründung ab und hat eine ethnisch-kulturelle eines Bürgervereins / Mieterrates; Dimension. Besonders in Großstädten Gebietstyp: – Durchführung von Stadtteilfesten; kulminiert diese Entwicklung. Dass 11 Sozialraumgebiete (Stadtteile oder – Einrichtung einer Anlaufstelle für die soziale Arbeit – in welcher Träger- Stadtviertel von einer Größe von ca. örtliche Drogenprobleme; schaft auch immer – vor Ort stattfin- 20.000 – 30.000 Einwohnern pro – Stärkung der Motivation von türki- det, dass sie nach den Ressourcen der Gebiet); unterschiedliche Wohnge- schen Müttern zur ehrenamtlichen Menschen in den Quartieren sucht ist biete mit gemischten Baustrukturen „Übernahme" des Betriebs eines mittlerweile Standard. Elterncafés an einer Grundschule; Dass aber eine ganze Stadt sich struk- – Gründung einer Bambini-Fußball- turell neu orientiert, dass die ganze Liga für ca. 150 Kinder sowie Orga- Sozial-, Schul- und Sportverwaltung nisation eines großen Abschluss- den Sozialraum als angemessenen turniers in Kooperation mit zehn Handlungsrahmen für ihre Arbeit örtlichen Kindertagesstätten und ansieht, ist noch selten. Dass auch einem Sportverein; die großen Träger der Wohlfahrts- – Aufbau von Betreuungsangeboten pflege ein Bündnis mit der Stadt zur für Kinder aus bildungsfernen Fami- Sozialraumorientierung eingehen, ist lien; preiswürdig. Erfreulich ist, dass die – Einrichtung eines "Kleidercafés" wissenschaftliche Evaluation die Wirk- zum Verkauf von Second-Hand- samkeit dieses nachhaltigen Struk- Kleidung, turumbaus bestätigt. – Beschleunigte Bearbeitung von Beschwerden bei Arbeitslosengeld- II-Anträgen, u.a. zur Vermeidung von Wohnungszwangsräumungen bei Mietschulden; – Künstlerische Gestaltung einer Wandfläche an einem S-Bahn- Tunnel in einer generationen- und akteursübergreifenden 72-Stun- den-Malaktion; 14
Weidem_SozStadt12_Inh:Soz_Stadt_2012_Dokumentation 10.01.13 13:58 Seite 15 Soziale Stadt Preis Soziale Stadt 2012 Einrichtung von 11 Koordinationsstellen Auf Stadtteil-und Bürgerkonferenzen wird Vernetzung der Akteure im Stadtteil die Ressourcen-, Problem- und Bedarfslage diskutiert. Der örtliche Marktleiter unterstützt das Mit einer Kunstaktion wurde auf die vermüllte Parkanlage Projekt „Gesunde Kinderernährung". aufmerksam gemacht. Bei der Bürgerinitiative „Nachbar- schaft Mülheim-Nord" sind nach dieser Aktion mehr Bewohner bereit sich im Wohnquartier zu engagieren. Fahrradkurse für muslimische Frauen: Das Projekt ’Interkulturelle Kompetenzen Gut organisierte Stadtteilfeste stärken die Die Frauen werden mobiler und selbstbe- im Kindergarten’ trägt zur Behebung von Nachbarschaften. wusster und verbessern nebenbei ihre Kommunikationsproblemen zwischen Deutschkenntnisse. Eltern und Erziehern bei. 15
Weidem_SozStadt12_Inh:Soz_Stadt_2012_Dokumentation 10.01.13 13:58 Seite 16 Preisträger Die „klassische Wohnungslosenbio- Bewohner konnten inzwischen eine grafie" gibt es nicht. Die Gründe für Ausbildung beginnen oder erfolgreich den Verlust der Wohnung treten in abschließen. Über 91 % aller Betreu- Wieder selbständig wohnen – von der Regel nicht isoliert auf. Mehrere ungen verliefen in den letzten Jahren der Obdachlosigkeit in ein geregel- Faktoren treffen zusammen. Beispiele erfolgreich. Von den 105 Personen, tes Leben sind: der Verlust der Arbeit, Über- die zwischen 2006 und 2011 im Rah- Wohnungslosenhilfe in Sigmaringen schuldung, persönliche Schicksals- men des Hilfsangebotes beraten und schläge, oft chronische körperliche begleitet wurden, sind nur neun Per- oder psychische Erkrankungen, Sucht- sonen wieder ohne festen Wohnsitz Projekteinreicher: probleme oder Haftstrafen. Oftmals oder in stationären Einrichtungen. Landes-Bau-Genossenschaft Würt- wird die Integration durch fehlende Viele, die heute wieder eine eigene temberg eG, Stuttgart schulische oder berufliche Qualifika- Wohnung haben, engagieren sich tionen und/oder einen Migrationshin- nach wie vor in der Einrichtung und tergrund erschwert. geben ihre Erfahrungen weiter. Projektbeteiligte: AGJ Fachverband für Prävention und Mit der Vermietung eines komplett Das Wohngebäude befindet sich in Rehabilitation in der Erzdiözese Frei- modernisierten Wohngebäudes an einem ganz normalen Wohngebiet – burg e.V., Sigmaringen den katholischen caritativen Fachver- das baut Vorurteile ab. band für Prävention und Rehabilita- tion (AGJ) leistet die Landes-Bau- Die erfolgreich durchgeführten Maß- Gebietstyp: Genossenschaft Württemberg eG nahmen blieben nicht unbemerkt von Ländliche Gegend (LBG) einen entscheidenden Beitrag, anderen Vermietern. Inzwischen sind den in Not geratenen Menschen, eine auch sie bereit, an Obdachlose zu neue Lebensperspektive zu bieten. vermieten. Diese Kooperation macht es den mei- sten Betroffenen möglich, sich im All- Die engagierte Öffentlichkeitsarbeit tag zu organisieren und wieder zu- des AGJ und der Landes-Bau-Genos- rück ins eigene Leben zu finden. senschaft trägt dazu bei, dass der Personenkreis der Wohnungslosen Weitere Kooperationspartner sind die nicht am Rande der Gesellschaft Kirchengemeinden, die Verwaltungen steht, sondern durch Toleranz und von Landkreis und Stadt sowie die Anerkennung aktiv an der Gemein- Agentur für Arbeit. Es werden sowohl schaft teilnehmen kann. Finanzmittel, als auch materielle Gegenstände wie Kleidung, Möbel und Lebensmittel oft ohne Aufforde- rung von den Bürgern und Nachbarn Aus der Laudatio der Jury zur Verfügung gestellt. Obdachlose Menschen befinden sich Das modernisierte Wohngebäude der in einem Teufelskreis aus Wohnungs- LBG wird dem Fachverband AGJ zu und Arbeitslosigkeit. Die Jury findet einem Pauschalpreis vermietet. Dieser an diesem Projekt besonders beein- vergibt die Wohnungen selbständig druckend, dass ein Wohnungsunter- an die Betroffenen weiter. Das Ver- nehmen mit dem Trägerverein, der fahren gestaltet sich durch die Kom- Stadt, dem Landkreis und der Kirche plettvermietung der LBG extrem ver- kooperiert, um gemeinsam den Teu- einfacht und spart lange bürokra- felskreis aufzubrechen. Nur durch tische Wege. diese Zusammenarbeit ist es möglich, die Wiedereingliederung der Betroffe- Die zeitweiligen Bewohner des Hau- nen anzugehen und voranzubringen. ses kommen durch Lohn und Gehalt Hervorzuheben ist auch, dass die oder die Grundsicherung des Jobcen- Wohnungslosen sich aktiv einbringen ters selbst für die Kaltmiete und die können, Betreuungs- und Qualifizie- Betriebskosten auf. rungsangebote erhalten und das Pro- jekt in der Nachbarschaft Akzeptanz Sie werden durch das 'Betreute Woh- findet. nen' der AGJ bis zu drei Jahren von geschultem Personal begleitet. In die- ser Zeit werden sie bei der oft neu zu erlernenden eigenen Haushalts- führung unterstützt. Durch diese Haushaltstätigkeiten, Hilfsarbeiten in der Nachbarschaft oder Gartenarbei- ten im unmittelbaren Wohnumfeld entstehen neue soziale Beziehungen. Qualifizierungsmaßnahmen wie Com- puterschulungen und Persönlichkeits- training während des Aufenthaltes öffnen neue Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt. Mehrere ehemalige 16
Weidem_SozStadt12_Inh:Soz_Stadt_2012_Dokumentation 10.01.13 13:59 Seite 17 Soziale Stadt Preis Soziale Stadt 2012 Übergabe des Hauses im Jahr 2005 (v.l.n.r): Das Haus fügt sich in die Nachbarschaft ein Ehem. Bürgermeister W. Gerstner; M. Friko, technischer Vorstand der und wird von den Anwohnern akzeptiert. LBG; J. Leitow, Aufsichtsratvorsitzender der LBG; A. Noefer, Geschäfts- führer der AGJ; J. Freitag, AGJ; F.-J. Schnell, Sozialdezernet des Land- ratsamtes und J. Vogel, kaufmännischer Vorstand der LBG. Im Bildvor- dergrund stehen drei zeitweilige Bewohner des Hauses. Die zeitweiligen Bewohner wirken bei der Gestaltung des Wohnumfeldes mit. Schon während der Modernisierungsmaßnahme des Gebäudes beschloss die Landes-Bau- Genossenschaft Württemberg eG, das Haus und die Wohnungen an den Fachverband AGJ zu vermieten. Alltagsbewältigung und Wiedereinstieg in die Beschäftigung sind die obersten Ziele des 'Betreuten Wohnens'. 17
Weidem_SozStadt12_Inh:Soz_Stadt_2012_Dokumentation 10.01.13 13:59 Seite 18 Preisträger Die Auferstehungskirche, übrigens Durch die engagierte Arbeit des NBZ der letzte Kirchenneubau in der DDR, erfahren die Bewohner und Bewoh- liegt im Zentrum von Grünhufe. nerinnen Teilhabe, Wertschätzung Kirche im Wandel – Nachbarschafts- Die Hansestadt, Kirche und Diakonie und Selbstvertrauen. zentrum in der Auferstehungskirche sind eine Entwicklungspartnerschaft Das Ehrenamtprinzip ist Grundlage Neuer Lebensmittelpunkt in eingegangen, um eine diakonische aller Aktivitäten. Nicht nur Anwohner Stralsund-Grünhufe Kirche als Nachbarschaftszentrum haben das Angebot angenommen, (NBZ) auszubauen und zukunftsfähig auch die Politik und die Fachöffent- zu machen. lichkeit sind aufmerksam geworden. Projekteinreicher: Die Hansestadt erhielt für die lang- Kreisdiakonisches Werk Stralsund e.V. Das Nachbarschaftszentrum ist seit jährig selbstorganisierenden ehren- 2010 Referenzstandort der Bundes- amtlichen Jugendarbeit im NBZ den plattform „Kirche findet Stadt". Landestitel „Familienfreundliche Kom- Projektbeteiligte: Unter dem Leitgedanken: Kirche als mune". Jugendkirche; Gemeindepfarrer, zivilgesellschaftlicher Akteur in sozial- Luther-Auferstehungsgemeinde; kulturellen und sozial-ökologischen Ein Nachbarschaftszentrum mit Jugendtreff V.I.P. Kids; Aufwärts- Netzwerken der Stadtentwicklung besonderer Lebendigkeit und Lebens- gesprächstreff; Stadtteileltern; Spät- nimmt das NBZ am bundesweiten nähe ist in einer Kirche entstanden – aussiedlerinitiative; Umsonstladen; Diskurs aktiv teil. und dies mit den Anwohnern in Soziale Dienste/Hilfen zur Erziehung; einem eher kirchenfernen Milieu. Deutscher Kinderschutzbund; Hanse- Die Arbeit im NBZ ist nach einem stadt Stralsund; Stadterneuerungs- Dreisäulenmodell, das auf Jugend, gesellschaft Stralsund mbH; Stadtteil- Familie und Nachbarschaft basiert, koordination; Sportbund; Volkshoch- strukturiert. Dem Aufwand von ca. Aus der Laudatio der Jury schule; Sparkasse; Deutsches Rotes 65.000 Euro jährlich stehen Ergeb- Kreuz/Wasserwacht; DGB; Unterneh- nisse wie Selbstwertgefühl, Lebens- Kirche im Wandel der Zeiten – hierbei men; Medien; Arbeitsmarktakteure; und Wohnqualität gegenüber. In der wird die Frage zu beantworten sein, Landkreis; Polizei; Schulen und Bil- Jugendarbeit ist beispielsweise ein welchen Stellenwert die Kirche in dungseinrichtungen; kirchliche Ein- deutlicher Rückgang an politischer unserer heutigen Zeit hat, welche richtungen u.a. Radikalität und Gewaltneigung fest- Rolle sie im Gemeinwesen spielen stellbar. wird. Kirche und Diakonie, gemein- sam mit den Anwohnern haben in Gebietstyp: Träger des Projektes ist das Kreisdia- der Auferstehungskirche nicht nur Großwohnsiedlung mit 6.000 Ein- konische Werk Stralsund e.V. Das NBZ eine klare Antwort gegeben, sondern wohnern am Rande der Hansestadt ist hochfrequentiert und wird jeden auch Zeichen gesetzt. Unter Einbezie- Stralsund Tag genutzt. hung vieler ehrenamtlicher Helfer werden für viele Bedarfsgruppen Die verschiedensten Aktivitäten, wie: unterschiedliche und vielseitige Ange- bote vorgehalten. Trotz schwieriger – Jugendkirche/Jugendtreff, Ausgangslage eines Wohngebiets – Kindersport, Seniorensport, wird für Jugendliche ebenso eine – Mutter-Kind Angebote, Angebotsstruktur bereitgestellt wie – Breakdance/Tanz, für Senioren und Migranten. – Mädchenprojekte, – Heimstatt von Kinderschutzbund, Durch Beteiligung der Anwohner, – Umsonstladen, ehrenamtliche Tätigkeit und umfang- – Selbsthilfewerkstatt, reiche Vernetzungen wird ein Beitrag – Bikerstützpunkt, zur Stabilisierung des Quartiers – Gesprächstreff „Aufwärts", erreicht. Das Projekt erreicht viele – Tamaras Chor, Menschen im Stadtteil und hat insge- – Stadtteileltern u.a. samt laut Auffassung der Jury Vor- bildcharakter. haben sich in Projekten verstetigt. Das NBZ ist Austragungsort für Ver- anstaltungen, Feiern, Schulungen, Messen und Einsatz- und Beschäfti- gungsort für Ehrenamtliche, Prakti- kanten und weitere Arbeitskräfte. Es wird als Hilfeeinrichtung bei der Orientierung wahrgenommen, im Beruf, in Familienangelegenheiten und im Lebensalltag. Alle Initiativen sind synergetisch mit den im Quartier wirkenden Akteuren, wie Dienstleister für Bildungseinrich- tungen, Schulen, Kindereinrichtungen u.a., abgestimmt und werden durch die Stadteilkoordination unterstützt. 18
Weidem_SozStadt12_Inh:Soz_Stadt_2012_Dokumentation 10.01.13 13:59 Seite 19 Soziale Stadt Preis Soziale Stadt 2012 Blick auf das Wohngebiet Grünhufe Die Auferstehungskirche Ehrenamtliches Mitarbeiterteam Träger des Projektes ist das Kreisdiakoni- sche Werk Stralsund e.V. Jugendveranstaltung im Nachbarschafts- Alle Räume sind multifunktional und mehr- zentrum der Auferstehungskirche fach genutzt. Kinder und Jugendliche erle- ben das Haus als erweitertes Kinderzimmer. Sommerfest im Nachbarschaftszentrum Kinder planen die Gestaltung ihres Biker- Mädchentag Platzes. Spätaussiedler und Deutsche schreiben Gottesdienste werden manchmal zu Stadt- ihre Lebensgeschichten auf und verglei- teilfesten. chen die Lebensläufe. 19
Weidem_SozStadt12_Inh:Soz_Stadt_2012_Dokumentation 10.01.13 13:59 Seite 20 Preisträger Aktivierung, Beteiligung und Vernet- – Gründung der Stadtteilgenossen- zung werden durch den eingetra- schaft WiWAt eG; Planungs- genen Verein „Sozialistische Selbst- und Öffentlichkeitsarbeit im Rah- Sozialistische Selbsthilfe Mülheim hilfe Mülheim e.V." (SSM) seit 1979 men von Veranstaltungen und e.V. erfolgreich praktiziert. Eine Gruppe Workshops in Kooperation mit dem Projekt zur Selbsthilfe und Selbstorga- von ca. 20 Menschen, unterschiedli- Kölner Haus der Architektur, der nisation in Köln chen Alters und aus verschiedenen Nachbarschaft Mülheim-Nord und gesellschaftlichen Schichten hat sich der Interessengemeinschaft der zusammengefunden, die auf dem multiethnischen Geschäftsleute und Projekteinreicher: Arbeitsmarkt schlechte Chancen hat- AnwohnerInnen in der Keupstraße HEIMAT FÜR ALLE KÖLN e.V. ten. Die Akteure sind als Selbsthilfe- (IG Keupstraße). betrieb zur Integration sozial benach- – Mitwirkung am Handlungskonzept teiligter und ausgegrenzter Menschen Mülheim 2020 unter anderem Projektbeteiligte: tätig. Zu den Mitgliedern zählen auch durch Einbringung eigener Projekt- Mach Mit e.V.; Institut für Neue geistig Behinderte, Suchtkranke, psy- konzepte wie „Neue Arbeit für Arbeit (INA) e.V.; Stadtteilgenossen- chisch und chronisch Kranke, ehemals Mülheim" und „Recycling-Bau- schaft Mülheim am Rhein für Wirt- Obdachlose, jugendliche Erwerbslose, markt" sowie Begleitung des Pro- schaften, Wohnen, Arbeiten und Langzeiterwerbslose sowie zwei aus- gramms in der Initiative „Rettet Leben WiWAT eG; Initiative „Rettet gebildete SozialpädagogInnen und Mülheim 2020 – Rettet unsere Mülheim 2020 – Rettet unsere Vee- ein gelernter Krankenpfleger. Veedel". del"; Kooperationspartner: Nachbar- schaft Mülheim Nord, IG Keupstraße, Die Mitglieder führen den Selbsthilfe- Die ‘Mülheimer Selbsthilfe’ ist mittler- Haus der Architektur Köln, Mülheimer betrieb gemeinschaftlich und gleich- weile ein Stück Köln geworden und Bürgerdienste berechtigt. Der Lebensunterhalt der hat das soziale Bild der Stadt mitge- Gruppe wird durch Dienstleistungen prägt. Viele der angestoßenen und am ersten Arbeitsmarkt in Form von mitgegründeten Projekte existieren Gebietstyp: Wohnungsauflösungen, Umzugshil- seit vielen Jahren und stehen beispiel- Mischgebiet, ehemals industriell fen, Transporten, Second-Hand-Han- haft für eine sozial nachhaltige Stadt- geprägter Stadtteil mit hohem Bevöl- del und Raumvermietung ohne staat- entwicklung und Wohnumfeldgestal- kerungsanteil im Sozialtransferbezug liche Zuschüsse und Transferleistun- tung ‘von unten'. und mit Migrationshintergrund gen erwirtschaftet. Verfallene Wohn- und Betriebsräume wurden in Eigen- arbeit ausgebaut. Aus der Laudatio der Jury Im Gegenzug zu den anerkannten sozialen und baulichen Leistungen Seit über 30 Jahren, lange bevor der gewähren die Behörden verringerte Begriff „Soziale Stadt" zu einem Gebäudemieten, Grundsteuer, son- Synonym für Stadtteile (und Stadtteil- stige Steuern und Gebühren. arbeit) „mit besonderem Entwick- lungsbedarf" wurde, haben sich Der SSM engagiert sich u.a. mit fol- Engagierte aufgemacht, um aus eige- genden Aktivitäten im Stadtteil: ner Kraft ihre Lebensverhältnisse und die anderer, die in einer erfolgs- – Soziale Hilfen für die Bevölkerung orientierten Gesellschaft manchmal im Stadtteil durch Sozialberatung, vergessen werden, dauerhaft zu ver- Winterhilfe für Obdachlose, Roma- bessern. Hilfe u.a. im Rahmen des gemein- Die Jury zeigte sich beeindruckt von nützigen Vereins „Mach mit e.V". dem Engagement und der beharrli- – Projekte zur Versorgung der ärme- chen Ausdauer, mit der die „Soziali- ren Bevölkerung mit preisgünstigen stische Selbsthilfe Mülheim" basisde- Second-Hand-Gütern und Dienst- mokratisch die lokale Ökonomie vor leistungen. Ort gestärkt und weiterentwickelt, – Gründung des "Instituts für Neue Projekte zur Hilfe und Selbsthilfe auf- Arbeit", das sich mit Krisen der gebaut und ihr Quartier damit stabili- Arbeitsgesellschaft und neuen soli- siert hat. darökonomischen Ansätzen befasst. – Initiativen zum Erhalt mietpreisgün- stigen Wohnraums und Initiierung neuer Eigensanierungs- und Wohn- modelle, neue gemeinschaftliche Wohn- und Arbeitsprojekte mit ehemals Obdachlosen: "Bauen- Wohnen-Arbeiten" in Köln Ossen- dorf. – Unterstützung von Maßnahmen zur Stadtentwicklung 'von unten', bei- spielsweise bei der Erarbeitung von Nachnutzungskonzepten der Indus- triebrache „Alter Güterbahnhof Mülheim". 20
Weidem_SozStadt12_Inh:Soz_Stadt_2012_Dokumentation 10.01.13 13:59 Seite 21 Soziale Stadt Preis Soziale Stadt 2012 ‘Sozialistische Selbsthilfe Mülheim’ – Wohngebäude des Vereins: Ein altes Fabrikge- ein wirtschaftlich eigenständiger Selbsthilfe-Integrationsbetrieb bäude wurde in Eigeninitiative umgebaut. mit langjährigem stadtteilpolitischen Engagement. Dachreparatur in Eigenarbeit mit gebrauchten Dachziegeln. 2006: Demonstration in Köln-Mülheim gegen Kürzungen im sozialen Bereich. Aktion „Mülheim blüht": Auf der Indus- triebrache „Alter Güterbahnhof" werden Blumenzwiebeln gepflanzt. Blumen sollen blühen und ein neues Stadtquartier. 2007: SSM renoviert eine für den Abbruch vorgesehene Industrie- halle. Heute steht sie unter Denkmalschutz und ist Möbellager. Kleiderladen des SSM: Im Second-Hand- Laden können die Mülheimer Bürger gün- stig einkaufen. Mülheim plant – wir planen mit! SSM erprobt ein neues Planungsverfahren: ‘Advocary Planning’, eine Art Stadtplanung von unten; Bürgerbegehung auf dem Gelände des Güterbahnhofs. 21
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