PRESS REVIEW Thursday, March 25, 2021 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal

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PRESS REVIEW Thursday, March 25, 2021 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal
PRESS REVIEW

         Daniel Barenboim Stiftung
Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal

        Thursday, March 25, 2021
PRESS REVIEW Thursday, March 25, 2021 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal
PRESS REVIEW                                                       Thursday, March 25, 2021

Concerti, PBS, BSA
Vom 25. März bis 6. April ist im Pierre Boulez Saal Berlin die Raum- und Klanginstallation
„Lexichaos“ von Künstler Stephan von Huene zu erleben

Berliner Morgenpost, DB
Pianist und Dirigent Daniel Barenboim sorgt sich um den seit Jahren sinkenden Stellenwert der Kultur
in unserer Gesellschaft

Der Tagesspiegel, DB
Das relative Gehör

Die Zeit
Mitten in der Pandemie spielen die Berliner Philharmoniker vor Publikum–wie ist das möglich?

Berliner Morgenpost
Dresdner Philharmonie hat „Publikum des Jahres 2020“

Rbb Inforadio
MaerzMusik: Ensemble Modern spielt “Composers of Color”

Berliner Morgenpost
Neue Chefs in der Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Frankfurter Allgemeine Zeitung
In Zeiten des Identitätsstreits: Warum jetzt die Kulturinstitute gefordert sind

Rbb24
Debatte über Berliner Kulturfördergesetz: „Was uns am meisten fehlt ist Kohle - Kohle, Kohle, Kohle“
PRESS REVIEW Thursday, March 25, 2021 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal
Die Zeit
Jetzt sprechen sie mit einer Stimme. Werden die geraubten Benin-Bronzen bald zurückgegeben?

Frankfurter Allgemeine Zeitung
New York versucht trotz hoher Corona-Zahlen die Kultur wieder anzukurbeln. Doch die finanziellen
Verluste kann niemand ausgleichen

Die Zeit
Warum das System Spotify die musikalische Vielfalt bedroht

Frankfurter Allgemeine Zeitung
Verunsicherung wegen Ruhetagen „allein mein Fehler“/Verbot von Urlaubsreisen ins Ausland?
PRESS REVIEW Thursday, March 25, 2021 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal
25.3.2021                                                        Lexichaos im Pierre Boulez Saal | concerti.de

     LEXICHAOS IM PIERRE BOULEZ SAAL

     Klingende Sprachverwirrung
     Vom 25. März bis 6. April ist im Pierre Boulez Saal Berlin die Raum- und Klanginstallation „Lexichaos“ von
     Künstler Stephan von Huene zu erleben.
     Von André Sperber, 24. März 2021

                                                                                                                 © Monika Rittershaus

     Raum- und Klanginstallation „Lexichaos“ im Pierre Boulez Saal

     Erstmals seit Ende Oktober will der Pierre Boulez Saal in Berlin seine Türen wieder für Publikum öffnen: Die
     Raum- und Klanginstallation „Lexichaos“ des amerikanischen Künstlers Stephan von Huene soll vom 25.
     März bis 6. April im großen Konzertsaal der Barenboim-Said Akademie ausgestellt und vor Ort besichtigt
     werden können.

     „Zwischen den Sprachen liegen nicht nur die Bedeutung von Wörtern, die Übersetzung, sondern ganze
     Weltbilder“: So hat es der im Jahr 2000 verstorbene Stephan von Huene einmal formuliert. Als einer der
     bedeutendsten Künstler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat er der akustischen und kinetischen
     Kunst neue Wege eröffnet und gilt als einer der Begründer der Klang- und Medienkunst in seiner Zeit.

     Lexichaos widmet sich der Verwirrung der Sprachen
     Seine raumfüllende Installation „Lexichaos“ wurde zum ersten Mal 1990 in der Hamburger Kunsthalle gezeigt
     und thematisiert die Verwirrung der Sprachen als gottgewollte Zerstreuung der Völker, die aus der biblischen
     Geschichte vom Turmbau zu Babel bekannt ist. Während das Publikum sich zwischen Buchstabentafeln und
     drei Türmen bewegt, ertönt neben anderen Klängen der Bibeltext auf Hebräisch, Altgriechisch und Deutsch.
https://www.concerti.de/vermischtes/lexichaos-im-pierre-boulez-saal/
25.3.2021                                                        Lexichaos im Pierre Boulez Saal | concerti.de

     Im Fokus steht dabei die Verständigung zwischen Menschen unterschiedlicher nationaler und kultureller
     Herkunft – auch in der heutigen Zeit immer noch ein wichtiges Thema.

     Die von Marvin Altner kuratierte Ausstellung kann – opportune Inzidenzwerte vorausgesetzt – täglich von 14
     bis 19 Uhr (am Eröffnungstag bis 18 Uhr) innerhalb festgelegter Zeitfenster von einer begrenzten
     Personenzahl besucht werden.

     concerti-Tipp:
     Klanginstallation „Lexichaos“ von Stephan von Huene
     25.3. bis 6.4.2021, tägl. von 14 bis 19 Uhr
     Pierre Boulez Saal 

https://www.concerti.de/vermischtes/lexichaos-im-pierre-boulez-saal/
25.3.2021                                                                  Berliner Morgenpost

            KULTUR                                                                                    SEITE 10 | DONNERSTAG 25. MÄRZ 2021

            Mittel gegen eine geistlose Zeit
            Pianist und Dirigent Daniel Barenboim sorgt sich um den seit Jahren sinkenden Stellen-
            wert der Kultur in unserer Gesellschaft

            Der weltbekannte Pianist und Dirigent Daniel Barenboim ist Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter
            den Linden und der Staatskapelle Berlin. B. v. Jutrczenka dpa

            Von Daniel Barenboim

            Bereits vor Covid habe ich beobachtet, wie der Wert der Kultur täglich
            abnahm. Viele Philosophen haben sich mit der Vorstellung des Zeitgeis-
            tes befasst, und seit Jahren mache ich mir ernsthafte Sorgen, dass wir in
            ein geistloses Zeitalter verfallen sind. Auch wenn wir uns bemühen, für
            viele unserer Übel die Umstände verantwortlich zu machen, haben wir
            diesen Missstand doch allein zu verantworten.

https://emag.morgenpost.de/titles/bmberlinermorgenpost/10120/publications/880/articles/1323187/10/1                                         1/4
25.3.2021                                                                  Berliner Morgenpost

            Seit wann beobachten wir dieses entmutigende Phänomen? Mir scheint,
            es fällt zusammen mit der Überhandnahme des Internets in unserem Le-
            ben. Diese Erfindung ist unleugbar ein Werkzeug, das unser Leben in
            vieler Hinsicht verbessert hat. Aber es hat auch etliche Probleme mit
            sich gebracht. Der Mensch ist fähig, Außerordentliches zu schaffen,
            doch oft erweist er sich unfähig, damit zu leben. Vom Herren wird er
            leicht zum Sklaven. Was ist ein Messer? Ein Gegenstand, mit dem man
            einen Menschen umbringen kann, oder einer, mit dem man ein Stück
            Brot schneiden kann, um es mit jemandem zu teilen, der Hunger leidet?
            Das Messer ist unschuldig; der Mensch entscheidet.
            Das Internet hat unsere Neugier als lebendige Gattung, die ihre Umge-
            bung aufmerksam betrachtet, verebben lassen. Dadurch ist viel Gedan-
            kengut verloren gegangen, und die Erfindung hat uns in mancherlei
            Hinsicht erblinden lassen. Gleichzeitig hat unser Verantwortungsgefühl
            nachgelassen. Wir sprechen vollmundig von Rechten, aber wir sind
            nicht in der Lage, einen Diskurs über unsere Verantwortung zu führen.
            Um diese Entwicklung umzukehren, sind wir auf die Politik angewiesen
            wie selten zuvor. Umso mehr, wenn wir beginnen, den Zustand der Kul-
            tur zu analysieren. Eine sichtbare Konsequenz dieser geistlosen Zeit be-
            steht darin, dass Politiker heute mehr darüber nachzudenken pflegen,
            was man von ihnen hält oder sagt, als über das, was ihre Entscheidun-
            gen auf einem Weg in die Zukunft bewirken können. Mit anderen Wor-
            ten, ihre Werte sind oberflächlich – weder entscheidend noch zentral.
            Ihre Fragen zielen auf Kurzfristigkeit.

https://emag.morgenpost.de/titles/bmberlinermorgenpost/10120/publications/880/articles/1323187/10/1   2/4
25.3.2021                                                                  Berliner Morgenpost

            Insofern verwechseln wir im öffentlichen Diskurs womöglich die Hilfs-
            mittel für diese Zeit der Pandemie, in der die Kultur Schließungen und
            deren zerstörerische Auswirkungen erdulden muss, mit langfristigen
            Lösungen. In vielen Ländern etwa haben Musik, Oper, Theater, Tanz,
            die Bühnenkünste in Streaming-Angeboten einen Ausweg gefunden,
            der nicht am Ende als Lösung dastehen sollte. Es ist gut, dass das Fern-
            sehen – vor allem die öffentlich-rechtlichen Sender – auf diesem Wege
            zur Verbreitung von Aufführungen beitragen, aber es kann niemals ein
            Rezept für die Zukunft sein, allenfalls das kleinere Übel. Es wäre ein
            Fehler, unsere Zukunft hierauf aufbauen zu wollen. Ebenso wenig hat
            das Erscheinen der Schallplatte Livekonzerte überflüssig gemacht. Tat-
            sächlich ist dieser Markt nahezu verschwunden. Heute eine CD heraus-
            zubringen, ist vielmehr ein Anlass dafür, Konzerte zu geben: Das Mittel
            dient dem Zweck, wie es sein sollte.
            An der Staatsoper in Berlin werden wir am 1. April Mozarts „Hochzeit
            des Figaro“ streamen. Außerdem ist geplant, dass die Oper zeitnah im
            Rahmen des Berliner „Pilotprojekts Testing“ vor rund 500 Zuschauern
            im Theater live stattfinden wird. So wird das Hilfsmittel des Streamings
            zum Prolog der Lösung, zu der wir sobald wie möglich zurückkehren
            müssen: zur Livemusik. All dies wird einfacher, wenn wir bei Künstle-
            rinnen und Künstlern, dem Kulturbetrieb und der Politik Verbündete
            finden.
            Letztere müssen diese Gelegenheit ergreifen, der Kultur wieder den
            Stellenwert einzuräumen, den sie in den vergangenen Jahren verloren
            hat. Ob einem Volksvertreter die Musik gefällt oder nicht, sie verdient
            einen bevorzugten Platz unter den Fragen höchster Wichtigkeit, denn
            die Realität ist, dass sie etwas Entscheidendes zur Entwicklung der Bür-
            gerinnen und Bürger beiträgt. Es ist von essenzieller Bedeutung, dass
            der Zugang zur Musik auf breiteste Basis gestellt wird, nicht nur durch
            Subventionen, sondern auch auf den Tagesordnungen und in den Grund-
            pfeilern jeglicher Philosophie öffentlicher Verwaltung.

https://emag.morgenpost.de/titles/bmberlinermorgenpost/10120/publications/880/articles/1323187/10/1   3/4
25.3.2021                                                                  Berliner Morgenpost

            „Der Ring des Nibelungen“ ist mir in jüngster Zeit sehr gegenwärtig ge-
            wesen. In Wagners Meisterwerk geht es um das Chaos, in das das
            Gleichgewicht der Welt gestürzt wird, wenn Raffgier einen Teil der na-
            türlichen Ordnung ersetzt. Unsere Dekadenz in dieser geistlosen Zeit
            hat mit dem Verlust dieses Gleichgewichts zu tun, wie wir im Westen
            ihn seit dem Fall der Mauer erleben. Auch wenn sich herausgestellt hat,
            dass der Kommunismus nicht die Lösung war, ist es der Kapitalismus
            ganz offensichtlich ebenso wenig. Hoffentlich bringt uns das Erlebte
            zum Nachdenken; hoffentlich können wir dieses Gleichgewicht wieder-
            herstellen, das nicht nur Grundlage unseres Überlebens, sondern auch
            unseres zukünftigen Fortschritts ist.

            Berliner Morgenpost: © Berliner Morgenpost 2021 - Alle Rechte vorbehalten.

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25.3.2021                                         https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/475485/18-19

        Donnerstag, 25.03.2021, Tagesspiegel / Kultur

        GESCHMACKS Sache (9)

        Das relative Gehör
        Von Birgit Rieger

        Er gilt als die Landeshymne Wiens, der Walzer „An der schönen blauen Donau“. Aber
        ich gebe zu, der schwungvolle Dreivierteltaktdreher von Johann Strauss Sohn ist auch
        meine heimliche Hymne. Das Ritual, das sich dazu in letzten Monaten entwickelt hat,
        kann ich bedingt, aber nicht komplett auf Corona schieben. Mein Verhältnis zu Strauss,
        zu klassischer Musik und zu Walzern ist sonst eher lose, meine Ohren sind mehr an
        elektronische Kompositionen gewöhnt, meine Glieder an freies Tanzen, wenn es um de-
        finierte Schrittfolgen geht, gehörte ich schon in der Tanzschule nicht zu den Besten.
        Wegen dieser kumulierten Inkompetenz ist mir das, was wir dem Strauss-Walzer und
        seinen Interpreten antun, etwas peinlich. Aber es macht so viel Spaß.

        „An der schönen blauen Donau“ wird im Wiener Neujahrskonzert traditionell vor dem
        Radetzky-Marsch gespielt und im Fernsehen ausgestrahlt. Ich habe mir das noch nie
        angesehen, aber die digitale Musikspeicherung bringt es mit sich, dass wir in unserem
        Haushalt über eine Sammlung aller Neujahrskonzerte der Wiener Philharmoniker seit
        1978 verfügen. Nicht weil wir dafür besonders schwärmen, eher, weil es die Technik
        möglich macht. An ereignisarmen Corona-Abenden skippen wir manchmal durch un-
        sere Musiksammlungen. Dabei wurde irgendwann der Donauwalzer angespielt. Der
        Rest ergab sich und hat sich verfestigt. Wir haben begonnen, die Live-Aufnahmen der
        verschiedenen Jahre zu vergleichen. Das heißt, wir hören den Walzer Dutzende Male,
        von unterschiedlichen Dirigenten geleitet, Daniel Barenboim, Zubin Mehta, Riccardo
        Muti, Gustavo Dudamel, Herbert von Karajan, Claudio Abbado. Nichts anderes aus dem
        Neujahrskonzert, immer nur den einen Walzer.

        Wir hören ihn laut, gestikulieren zu Streichern, Piccoloflöte und Kontrabass – und
        fachsimpeln. Wie gut, dass wir uns einig sind: Muti ist der Beste. Keiner dirigiert den
        Donauwalzer so wienerisch wie der Argentinier. Die Streicher dürfen cremig ineinan-
        derschmelzen wie Wiener Melange, die Pausen nach dem dim dim und dom dom wer-
        den aufreizend in die Länge gezogen, die Flöten perlen fröhlich. Andris Nelsons präsen-
        tiert das Stück 2020 dagegen eckig, ja kühl, die Triangel klirrt, das sprudelnde Blubb
        des Flusses wird zu einem dunklen Plong. Thielemann macht unseren schönen Ohr-

https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/475485/18-19                                                     1/2
25.3.2021                                         https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/475485/18-19

        wurm zur geglätteten Filmmusik, er führt alles viel kleiner aus, finden wir. Abbados
        elegante Großstadt-Variante ist gut, aber kein Vergleich mit Muti.

        Muti hat das Stück an Neujahr bereits sechs Mal dirigiert, zuletzt 2021 im pandemiebe-
        dingt leeren Konzertsaal. Höchstleistung für unsere Dilettanten- Ohren ist es, die Un-
        terscheide in seinem Dirigat wortreich zu beschreiben. Manchmal tanzen wir auch
        dazu, so gut wir es eben können. Mir wird oft schwindelig, weil das Drehen linksrum
        nicht so gut geht. Dieses Event findet stets unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

        Allerdings kann man uns hören. Die Nachbarin erwähnte neulich höflich unseren Wal-
        zerabend, der ihr wesentlich lieber ist als der Elektrokram, den wir ihr sonst manch-
        mal zumuten.

https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/475485/18-19                                                     2/2
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        Feuilleton · Alexander Cammann                                                                                   Lesezeit: 2 Min.

        Das Röcheln beim Rachenabstrich
        Mitten in der Pandemie spielen die Berliner Philharmoniker vor Publikum – wie ist das mög-
        lich? VON ALEXANDER CAMMANN

        Historisch muss man es tatsächlich nennen, was da am Samstag in der Berliner Philharmo-
        nie geschah: 1000 Zuhörer mit Maske im also halb vollen Saal, links und rechts mit freiem
        Sitz, dazu Musiker, die ebenfalls maskiert zu ihren Plätzen gingen und erst dort ihr strah-
        lendes Gesicht zeigten, so wie ihr Dirigent am Pult. Der Anblick eines Publikums von wohl-
        geordneten Maskenträgern hätte vor Corona als dystopischer Regietheatereinfall gegolten
        – jetzt führte die Pandemie Regie.

        Die Berliner Philharmoniker gaben ein Konzert, das Teil eines aufwendigen Experiments
        der Kultur- und Gesundheitspolitik mit diversen Institutionen war. Wie könnte man mo-
        mentan Veranstaltungen mit Publikum durchführen? Lässt sich das Liveerlebnis ohne An-
        steckungsgefahr organisieren, oder bleibt der flimmernde Bildschirm unser kulturelles
        Schicksal? Kann man der immer stärkeren Sehnsucht nach Kunst ein Angebot machen,
        trotz der unerbittlich steigenden Inzidenzen?

        Ein Test, für den Tests die Voraussetzung waren: Die 1000 Konzertkarten waren online in
        drei Minuten verkauft, und jeder Besucher musste einen tagesaktuellen Schnelltest durch-
        laufen. Im Foyer des Kammermusiksaals nebenan war ein Testzentrum aufgebaut, durch
        das 500 Musikliebhaber geschleust wurden (der Rest dezentral in Berlin): Das Röcheln beim
        Rachenabstrich war der neue Klang dieses Konzerterlebnisses. Dazu kam die bizarre Reali-
        tät der in Ganzkörperschutzanzügen durch das Foyer wuselnden Gestalten, welche die
        hochgestimmten Gäste in gut sortierten Schlangen freudig abarbeiteten. Der selige Stanley
        Kubrick hätte sich das nicht besser ausdenken können. Mit dem negativen Ergebnis auf
        dem Smartphone ging es dann hinein, am Ort wurde niemand positiv getestet. Alle saßen
        pünktlich am Platz, so auch Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble und Bürgermeister
        Michael Müller.

        Das Konzert selbst hielt den historischen Umständen stand, von Beifallsstürmen umtost.
        Intendantin Andrea Zietzschmann wies auf die 20 Wochen hin, welche die Musiker ohne
        ihr Livepublikum hätten auskommen müssen. Tatsächlich hatte selbst die publikumslose
        Zeit im April/Mai 1945 nur sechs Wochen gedauert. Chefdirigent Kirill Petrenko hatte nun
https://epaper.zeit.de/webreader-v3/index.html#/940913/54                                                                                    1/2
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        die großen russischen Gefühle für die Wiederbegegnung auf das Programm gesetzt. Tschai-
        kowskys Ouvertüre Romeo und Julia, einen der enthemmtesten Schmachtfetzen der Mu-
        sikgeschichte, gab das Orchester wie zum liebestollen Beweis in nicht eingerosteter Perfek-
        tion: exzessive Streicherraserei und besessene Bläser im Kontrast zu inniger Ultralangsam-
        keit und markanten Harfenklängen. Anschließend spielte man Rachmaninows 2. Sinfonie
        mit ihren epigonalen Tschaikowsky-Reminiszenzen und allerlei Anklängen von Mussorg-
        ski bis Richard Strauss. Petrenko ließ seine Musiker im mal glänzenden, mal triefenden Far-
        benreichtum dieses Werks schwelgen, am Ostersonntag um 17 Uhr auf Arte zu erleben.

        Geht es jetzt endlich wieder los? Die Hoffnung bleibt angesichts der pandemischen Lage
        vorerst unerfüllt. Dafür bot der Abend tatsächlich die Einlösung einer Utopie: puren Musik-
        genuss, ohne tuschelnde Sitznachbarn, ohne sich ständig betatschende Pärchen in der Rei-
        he vor einem. Dazu das allergrößte Wunder, den monatelangen AHA-Regeln sei Dank: Kein
        einziger Huster störte! Das zarteste Pianissimo hallte endlos nach – und das in der für ihre
        Räusperchoräle berüchtigten Berliner Philharmonie. Was für ein historisches Ereignis!

https://epaper.zeit.de/webreader-v3/index.html#/940913/54                                                               2/2
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            KULTUR                                                                                   SEITE 9 | DONNERSTAG 25. MÄRZ 2021

            Klassik

            Dresdner Philharmonie hat „Publikum des Jahres
            2020“
            Die Dresdner Philharmonie hat den vom Klassikmagazin „concerti“
            bundesweit ausgelobten Preis für das „Publikum des Jahres 2020“ ge-
            wonnen. Das Orchester setzte sich gegen Mitbewerber wie die Komi-
            sche Oper Berlin, das NDR Elbphilharmonie Orchester oder die Oper
            Frankfurt durch. Die Auszeichnung sei „in dieser schwierigen Zeit“
            eine ganz besondere Freude, sagte Intendantin Frauke Roth. dpa

            Berliner Morgenpost: © Berliner Morgenpost 2021 - Alle Rechte vorbehalten.

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25.3.2021                                       MaerzMusik: Ensemble Modern spielt "Composers of Color" | Inforadio

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Do 25.03.2021 | 07:55 | Kultur
MaerzMusik: Ensemble Modern spielt "Composers of Color"
In der zeitgenössischen Musik werden kaum schwarze Komponistinnen und Komponisten
aufgeführt. Dabei gibt es auch in der musikalischen Avantgarde viele "Composers of Color".
Sechs davon standen am Mittwoch bei der "MaerzMusik" auf dem Programm, in einem
Konzert mit dem Frankfurter "Ensemble Modern". Von Hans Ackermann

Stand vom 25.03.2021

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            KULTUR                                                                                   SEITE 9 | DONNERSTAG 25. MÄRZ 2021

            Neue Chefs in der Stiftung Preußischer
            Kulturbesitz
            Achim Bonte übernimmt als Generaldirektor die Staatsbibliothek zu Berlin, das Staatliche
            Institut für Musikforschung wird Rebecca Wolf leiten

            Achim Bonte, der bisherige Generaldirektor der Sächsischen Landesbi-
            bliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, wird neuer Chef
            der Staatsbibliothek zu Berlin. Der 56-Jährige folgt im September auf
            Generaldirektorin Barbara Schneider-Kempf, die nach 17 Jahren an der
            Spitze der größten wissenschaftlichen Universalbibliothek Deutschlands
            in den Ruhestand geht, wie die Stiftung Preußischer Kulturbesitz in
            Berlin mitteilte. Das habe der Stiftungsrat von Bund und Ländern am
            Mittwoch einstimmig entschieden.
            Der aus Karlsruhe stammende Philologe, Historiker und Bibliothekar
            war nach dem Studium in Mannheim, Freiburg im Breisgau und Basel
            von 1996 bis 2006 zunächst an der Universitätsbibliothek Heidelberg
            tätig, bevor er nach Dresden wechselte und dort seit 2018 an der Spitze
            steht.
            Als Vorsitzende des Stiftungsrates bezeichnete Kulturstaatsministerin
            Monika Grütters (CDU) Bonte als „ausgewiesenen Fachmann mit kla-
            ren Vorstellungen für die Bibliothek des 21. Jahrhunderts“. Bonte kün-
            digte an, die Staatsbibliothek als innovative Forschungsin-frastruktur
            und Wissensmarktplatz weiterzuentwickeln.
            Am Staatlichen Institut für Musikforschung wird nach Beschluss des
            Stiftungsrates die Musikwissenschaftlerin Rebecca Wolf neue Direkto-
            rin und Nachfolgerin von Thomas Ertelt, der ebenfalls in den Ruhestand
            geht. Die neue Direktorin tritt ihr Amt im Spätsommer an.

https://emag.morgenpost.de/titles/bmberlinermorgenpost/10120/publications/880/articles/1323187/9/8                                        1/2
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            Rebecca Wolf, die 1975 in Gomadingen geboren wurde, studierte an der
            Ludwig-Maximilians-Universität München Musikwissenschaft, Thea-
            terwissenschaft und Neuere Deutsche Literatur. Im Jahr 2008 promo-
            vierte sie an der Universität Wien. Seit Jahren ist die Musikwissen-
            schaftlerin dem Deutschen Museum München verbunden, wo sie ihre
            Karriere begonnen hat und erfolgreich forscht. Aktuell ist sie noch Ver-
            tretungsprofessorin an der Universität Regensburg.
            Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen die historische Musikwissen-
            schaft seit dem späten 18. Jahrhundert, Instrumentenkunde, Sound stu-
            dies und Akustikgeschichte unter Einbeziehung der systematischen Mu-
            sikwissenschaft. Seit einigen Jahren arbeitet sie an der Schnittstelle von
            außeruniversitärer Forschung, Museum und Universität und ist mit den
            Aufgaben von Forschungs- und Sammlungseinrichtungen vertraut. BM

            Berliner Morgenpost: © Berliner Morgenpost 2021 - Alle Rechte vorbehalten.

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25.3.2021                                                https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/466673/11

        F.A.Z. - Feuilleton                                                                                           Donnerstag, 25.03.2021

                                Wir können uns Spaltung nicht leisten
            In Zeiten des Identitätsstreits: Warum jetzt die Kulturinstitute gefordert sind / Von Ulrike Lorenz

        Krisen sind Zeiten der Bewährung für Kultur. Und damit auch ein Prüfstein, wie wirksam Kultur
        Gemeinschaft stiften und zugleich individueller Freiheit Raum zur Entfaltung geben kann, ihn zu
        erweitern und zu schützen vermag. In welcher Gesellschaft wollen wir leben? Das muss immer
        wieder neu verhandelt werden. Daraus ergibt sich die enorme Bedeutung der Arbeit von Kulturinsti-
        tutionen. Werden sie dieser Aufgabe in Krisenzeiten gerecht? Bleiben sie Refugien für ein schwin-
        dendes Bildungsbürgertum? Oder erreichen sie auch Schichten, die nicht geübt sind, sich in Thea-
        tern, Museen, Bibliotheken und Konzertsälen zu bewegen? Gewähren unsere Vermittlungsformen
        allen Menschen mit und ohne Hochschulabschluss, mit und ohne Migrationshintergrund eine faire
        Chance zur Teilhabe?

        Auf diese Fragen müssen Kultureinrichtungen ehrliche Antworten finden und notwendige Schluss-
        folgerungen für ihre Selbstentwicklung ziehen. Die Neujustierung des Aufgabenkatalogs ist zwar
        bereits ein großes Thema in vielen Institutionen und im kulturpolitischen Diskurs. Entscheidend
        sind spürbare Resultate – an den Peripherien, in der Fläche. Die Gesellschaft, die Kultur finanziert,
        kann erwarten, dass wir unseren Beitrag leisten, Gegenwart mitzugestalten und Zukunftsperspekti-
        ven zu eröffnen.

        Die Corona-Pandemie wirkt wie ein Katalysator. Sie beschleunigt den rasanten Entwicklungspro-
        zess, der die Öffentlichkeit in Deutschland derzeit durchschüttelt. Die Bevölkerung wird diverser,
        kultureller Konsens bröckelt, die soziale Ungleichheit wächst, der öffentliche Meinungsstreit wirkt
        bisweilen unversöhnlich. Das hat, ob wir es wollen oder nicht, enormen Einfluss auf die Kultur in
        unserem Land, Risiken und Chancen inklusive. Es gibt zwei Optionen: Wir moderieren diese
        Entwicklungen im fairen Diskurs. Oder wir fechten sie im „Kulturkampf“ über Deutungshoheiten
        und Wertevorstellungen aus. Die brisante Situation in Amerika gemahnt uns, gesellschaftliche
        Destruktion durch Diskurslähmung nicht zuzulassen.

        Angesichts der großen Herausforderungen unserer Zeit – Klimawandel, anschwellende Flüchtlings-
        ströme, der ökologische Umbau der Wirtschaft, Angst vor Wandel oder Armut, die Manipulation
        durch digitale Medien – können wir uns eine gespaltene, nicht mehr dialogfähige Gesellschaft nicht
        leisten.

        Hitzige, zum Teil mit quasireligiösem Absolutheitsanspruch geführte Pro-und-Kontra-Debatten sind
        nicht zu überhören und offenbar auch nicht mehr zu vermeiden. Sie verletzen, führen zum Aufschrei
        oder zum Verstummen. Es gilt, sie anzunehmen und in einem zivilisierten Rahmen mit Anstand und
        Regeln auszutragen. Wir müssen zuhören und andere Perspektiven zulassen – auf Identität(en) und
        Ungerechtigkeit, auf diametral erlebte Geschichte und die Benachteiligung gesellschaftlicher Grup-
        pen. Wir müssen darüber reden, ob die Nation als Organisationsform weiterentwickelt werden kann
        oder auf den Müllhaufen der Geschichte gehört. Wir müssen neue Formen der Verständigung, auch
        über Meinungsverschiedenheiten hinweg, ausprobieren.

https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/466673/11                                                                                     1/2
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        Wenn nicht jetzt, wann dann sind Deutschlands Kulturinstitute gefordert? Sie können in drei Hand-
        lungsfeldern Substantielles beitragen: Sie bieten sich als Freiräume und Foren an; für den Diskurs,
        zum Ausprobieren neuer Ideen, für die Vermittlung von Tradition und Neuem. Sie nutzen ihre
        immer noch prägende normative Kraft dafür, andere Perspektiven und neue Strömungen in den
        allgemeinen Kulturkanon aufzunehmen. Und sie schaffen die Voraussetzungen dafür, das ihnen
        anvertraute Kulturgut – in Literatur, bildender und dramatischer Kunst, in Musik und Tanz – zur
        Bewältigung einer gesellschaftlich-kulturellen Krise einzubringen und es gemeinschaftsstiftend
        wirkmächtig werden kann.

        Vieles, das in Museen heute bewundert wird, war einst revolutionär, skandalös, wurde heiß disku-
        tiert. Historisch gesehen, ist das, was wir heute erleben, nicht neu. Zum Beschwören von Unter-
        gangsszenarien besteht kein Grund. Entwicklung ist stets ein Dreisprung aus These, Antithese und
        Synthese. Wir haben denen Respekt und Anerkennung zu zollen, die Veränderungen einfordern.

        Aber auch das muss uns bewusst sein: Kurskorrekturen sind nicht zum Nulltarif zu haben. Sie erfor-
        dern gemeinsame Kraftanstrengungen, auch Opfer und den Abschied von als selbstverständlich
        erachteten Privilegien. Das intellektuelle und emotionale Potential der Kunst kann diesen Prozess
        positiv gestalten. Es geht um nichts Geringeres als um die Neudefinition gemeinsamer kultureller
        Fundamente. Auf ihnen ist Platz für individuelle Freiheit und gruppenspezifische Selbstbestimmung
        – beides widerspricht sich nicht. Kulturelle Bildung lehrt, „in Beziehungen zu denken“ (Bernhard
        von Mutius) und sich nicht in narzisstischer Selbstbezogenheit abzuschotten.

        Deutschlands Kulturinstitutionen können in der Tradition einer sich transformierenden Aufklärung
        zu Gestaltern und Moderatoren des gesellschaftlichen Fortschritts werden. Sie sind nicht Politik-
        oder Religionsersatz. Zuerst allerdings müssen sie sich ihrer Kraft und Aufgabe stärker als bisher
        bewusst werden und dieses Selbstverständnis in der Öffentlichkeit sichtbar machen. Wer, wenn
        nicht wir können wesentlich dazu beitragen, antiemanzipatorische Tendenzen zu stoppen, das
        Zerbrechen der Mitte unserer Gesellschaft zu verhindern und Auseinandersetzungen im Stil mittelal-
        terlicher Glaubenskämpfe zu beenden.

        Auf dieser Grundlage bewahren wir einen unverzichtbaren Konsens: Bekenntnis zur Demokratie und
        zum Rechtsstaat in einer offenen Gesellschaft gleichberechtigter Bürgerinnen und Bürger.

        Ulrike Lorenz ist Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar.

https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/466673/11                                                            2/2
25.3.2021                          Debatte über Berliner Kulturfördergesetz: "Was uns am meisten fehlt ist Kohle - Kohle, Kohle, Kohle!" | rbb24
Debatte über Berliner Kulturfördergesetz
"Was uns am meisten fehlt ist Kohle - Kohle, Kohle, Kohle!"
23.03.21 | 14:12 Uhr

Sollte die Pflege der Kultur in den Gesetzen der Bundesländer verankert sein? Und kann ein
Kulturfördergesetz die Zukunft des kulturellen Lebens nach der Pandemie absichern? Darüber
ging es bei einer prominent besetzten Podiumsdiskussion. Von Hans Ackermann

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Wie kann ein Kulturfördergesetz gestaltet werden, um der Berliner Kulturlandschaft maximal
nützlich zu sein. Welche Instrumente wären hilfreich? Sollte man sich etwa am Berliner
Gleichstellungsgesetz oder dem Sportfördergesetz orientieren? Darum ging es am Montagabend in
einer prominent besetzen Podiumsdiskussion in der Alex-Halle.

Bundesweit haben bislang nur Sachsen und Nordrhein-Westfalen eigene Kulturfördergesetze. "Ich
habe mir beide Gesetze gründlich angesehen, die passen für Berlin überhaupt nicht", stellt Peter
Raue gleich zu Beginn des Podiums fest. Der Jurist und Kulturmäzen nimmt aus dem Home-Office
an der Diskussion teil. Auf seinem Schreibtisch hat er die Gesetzestexte schwarz auf weiß vor sich
liegen und zitiert später auch einzelne Passagen daraus.

                                                      Falsche Erwartungen
   MEHR BEIM RBB
                                                      Im Saal teilt der Berliner Kultursenator Klaus Lederer
                                                      (Linke) die Einwände seines Juristenkollegen,
   Video | Kultur nach der Pandemie                   formuliert seine Vorbehalte gegen ein Gesetz, das mit
   Berliner Landesmusikrat                            einem vielversprechenden Namen letztlich nur falsche
   stellt Forderungen an die
                                                      Erwartungen weckt. "Peter Raue hat völlig recht, es
   Politik
                                                      wäre haushalts- und verfassungsrechtlich gar nicht
                                                      möglich, in ein Gesetz hineinzuschreiben, dass es
                                                      einen Rechtsanspruch auf kulturelle Betätigung gibt.
                                                      Oder dass die Kultur jedes Jahr zehn Prozent mehr
Mittel bekommt."

Eingeladen zur Gesprächsrunde hat Hella Dunger-Löper, die Präsidentin des Berliner
Landesmusikrates, der mit rund 50 anderen Kulturverbänden ein Kulturfördergesetz befürwortet.
Zu Beginn erinnert die frühere Staatssekretärin in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung an
eine Umfrage des Landesmusikrates aus dem Januar, die einen dramatischen Trend bei
freiberuflichen Musikerinnen und Musikpädagogen gezeigt hatte: "Zehn Prozent hatten ihren Beruf
zu diesem Zeitpunkt schon aufgegeben, 20 Prozent fürchten, diesen Weg ebenfalls noch gehen zu
müssen. Es steht also ein massiver Aderlaß bevor, beziehungsweise ist sogar schon eingetreten."

Kann ein Kulturfördergesetz die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie abmildern und die Zukunft
des kulturellen Lebens nach Corona sichern? Sabine Reinfeld aus dem Vorstand des
Berufsverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler Berlin findet eine Diskussion über diese
Frage nach eigener Aussage wichtig: "Wenn es eine gesetzliche Regelung gibt, wenn man Kultur ins
Gesetz schreiben kann und dadurch auch einfacher über Kultur diskutieren kann, dann fände ich
das sehr positiv."

Konkrete Maßnahmen

https://www.rbb24.de/kultur/beitrag/2021/03/berlin-kulturfoerderung-gesetz-lederer-landesmusikrat.html                                             1/2
25.3.2021                        Debatte über Berliner Kulturfördergesetz: "Was uns am meisten fehlt ist Kohle - Kohle, Kohle, Kohle!" | rbb24

Ein Berliner Kulturfördergesetz könnte die
Systemrelevanz der Kultur zwar "amtlich" feststellen,
aber Sabine Bangert, die Vorsitzende des Ausschusses
für Kulturelle Angelegenheiten, möchte lieber auf
konkrete Maßnahmen setzen: "Zum Beispiel wenn wir
Schulen planen. Da müssten wir dann einfach Räume
für Musikschulen und Bibliotheken gleich mitplanen.
Warum sollte da nicht noch ein Stockwerk draufgesetzt
werden, dass dann eine Musikschule nutzen kann. Das
ist doch ein viel einfacherer Weg, als wenn ich so eine
Schleife über ein Kulturfördergesetz ziehe".

                                                    Keine Förderverwaltung

                                             Ein Kulturfördergesetz würde keine zusätzlichen Mittel
                                             für die Kultur bringen, sagt Klaus Lederer am Ende der
                                             gut eineinhalbstündigen Diskussion. Die Skepsis des
                                             Kultursenators gegenüber einem "Fördergesetz"
                                             beruht dabei vielleicht auch auf länger
                                             zurückliegenden Erfahrungen am Beginn seiner
                                             Amtszeit als Chef der Berliner Kulturverwaltung: "Als
                                             ich angefangen habe, habe ich eine Förderverwaltung
vorgefunden. Wir sind jetzt auf dem Weg zur Infrastrukturverwaltung, mit
Teilhabeforschungsinstitut, Kulturraum-Büro, Diversity-Arts-Culture-Büro und so weiter. Wir bauen
das sukzessive auf, aber es reicht vorn und hinten nicht. Was uns am meisten fehlt ist Kohle -
Kohle, Kohle, Kohle!"

Beitrag von Hans Ackermann

https://www.rbb24.de/kultur/beitrag/2021/03/berlin-kulturfoerderung-gesetz-lederer-landesmusikrat.html                                           2/2
25.3.2021                                                   https://epaper.zeit.de/webreader-v3/index.html#/940913/49
        Feuilleton · Ijoma Mangold                                                                                       Lesezeit: 2 Min.

        Jetzt sprechen sie mit einer Stimme
        Werden die geraubten Benin-Bronzen bald zurückgegeben?

        Was geschieht mit den Benin-Bronzen? In dieser Frage verdichtet sich die ganze erregte De-
        batte über den Umgang deutscher Museen und insbesondere des Humboldt Forums mit ih-
        rem kolonialen Erbe. Der substanzielle Teil der Benin-Bronzen in deutschen Museen ist
        Hehlerware, also Raubkunst. Als die Briten das Königreich Benin im heutigen Nigeria 1897
        niederwarfen und verwüsteten, verschifften die Soldaten der Royal Navy ihre Kriegsbeute,
        zu der auch mehrere Tausend Bronzen zählten, nach England, von wo aus diese Kunstwer-
        ke unter anderem an deutsche Museen weiterverkauft wurden, wo sie bis heute zum Bei-
        spiel die Sammlung des Ethnologischen Museums Berlin schmücken. Wenn voraussicht-
        lich Ende dieses Jahres das Humboldt Forum im wiedererrichteten Berliner Schloss die
        Ethnologischen Sammlungen im Ostflügel eröffnen kann, werden dann auch die Benin-
        Bronzen zu sehen sein? Oder wird man sie, weil Raubgut, zurückgegeben haben?

        Die Haltung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz lautete bislang sinngemäß: Wir können
        überhaupt erst etwas restituieren, wenn wir wissen, wohin und an wen! Der Vorwurf der
        Kritiker: Das ist nur ein Vorwand, um sich vor konkreten Taten zu drücken!

        Jetzt ist man einen großen, vielleicht gar historisch zu nennenden Schritt weiter: Erstmals
        haben sich die entscheidenden Player auf nigerianischer Seite an einen Tisch gesetzt – der
        Royal Court von Benin, der Gouverneur von Edo State, in dessen Verwaltungsbereich das
        ehemalige Königtum liegt, die National Commission for Museums and Monuments des
        Staates Nigeria und der Legacy Restoration Trust, eine zivilgesellschaftliche Stiftung, der
        sämtliche vorgenannten Institutionen angehören. Sie alle haben den festen Willen, ein Mu-
        seum zu bauen, das als künftige Heimat der Benin-Bronzen dienen soll. Bisher war das Pro-
        blem: Alle diese Institutionen sahen jeweils sich selbst als legitimen Adressaten für Resti-
        tutionen. Jetzt sprechen sie mit einer Stimme: Die Benin-Bronzen, so hätte es Henry Kissin-
        ger ausgedrückt, haben jetzt eine Telefonnummer. Die innernigerianischen Meinungsver-
        schiedenheiten sind damit aus dem Weg geräumt.

        Einstweilen hat das den Status einer offiziellen Willenserklärung: Bei einem gemeinsamen
        diplomatischen Treffen in Benin City mit dem Deutschen Andreas Görgen, im Auswärtigen

https://epaper.zeit.de/webreader-v3/index.html#/940913/49                                                                                    1/2
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        Amt zuständig für Kultur und Kommunikation, versicherten alle Beteiligten, die Stiftung in
        diesem Sinne zu mandatieren. Das soll möglichst bald geschehen.

        Umgekehrt stellte Görgen in Aussicht, dass sich die Bundesrepublik an der Ausbildung des
        künftigen Museumspersonals beteiligen werde, am Bau des Museums und an den archäo-
        logischen Ausgrabungen, denn das Museum soll an der Stelle des einstigen Königspalasts
        errichtet werden. Dies würde den Weg für eine Restitution der Bronzen frei machen. An-
        ders als zwischenzeitlich zu lesen war, gibt es allerdings noch keinen Restitutionsbe-
        schluss. Es kann ihn auch noch nicht geben: Bevor die nigerianische Seite sich nicht geei-
        nigt hat, kann die Stiftung Preußischer Kulturbesitz nicht handeln. Vermutlich wird nun
        der Stiftungsrat noch im Frühsommer dazu tagen und zu einer Entscheidung kommen.
        Dann wird man auch wissen, ob die Benin-Bronzen Ende des Jahres im Humboldt Forum
        zu sehen sein werden.

        Jetzt ist jedenfalls der Weg für eine internationale Museumskooperation frei – so wäre es
        durchaus denkbar, dass die Bronzen in Berlin gezeigt werden, bis das Museum in Benin Ci-
        ty gebaut ist, um am Beispiel dieser Objekte die Geschichte kolonialer Raubkunst exempla-
        risch zu erzählen. Godwin Obaseki, Gouverneur von Edo State, hat sich bei besagtem Tref-
        fen ausdrücklich zur Idee eines universellen Kulturguts bekannt: »Ja, die Kunstobjekte
        kommen aus Benin«, sagte er, »aber heute sind sie global.«

        Wenn Geschichtspolitik mehr als nur Symbolpolitik sein soll, greift sie tief in staatliche und
        politische Prozesse ein. Das geschieht nicht über Nacht. Jetzt sind die Voraussetzungen für
        die deutschen Museen geschaffen zu handeln: Sie würden damit nicht weniger als eine
        weltweite Vorreiterrolle einnehmen. IJOMA MANGOLD

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        F.A.Z. - Feuilleton                                                                                             Donnerstag, 25.03.2021

                                         Der Erfindergeist ist wieder da
        New York versucht trotz hoher Corona-Zahlen die Kultur wieder anzukurbeln. Doch
        die finanziellen Verluste kann niemand ausgleichen. Von Frauke Steffens, New York

        Als alle Jazzclubs in New York geschlossen waren und Kultur etwas war, was man sich im Internet
        ansehen konnte, da schloss Spike Wilner seinen Club Smalls im West Village in Manhattan wieder
        auf. Ein paar Tage später, Ende Mai 2020, hatte er ein kleines Filmset und streamte jeden Abend
        Konzerte live aus seinem Keller. Die Musiker konnte er bald aus Spenden bezahlen. Wilner gründete
        eine Stiftung, die zumindest die Kosten deckte – und als der Sänger Billy Joel der Jazzinstitution
        eine größere Summe überwies, da schien es bergauf zu gehen.

        Wilner und die Musiker waren so optimistisch, dass sie im Winter wieder für Publikum öffneten –
        nach den Regeln, die für Restaurants galten. Fünfundzwanzig Prozent der Plätze durften besetzt
        sein, mit den Drinks musste Essen verkauft werden, Tickets waren verboten. Die Freude für die hart-
        gesottenen Fans, die sich in den kleinen Keller wagten, währte nur kurz. Jemand zeigte den Clubbe-
        treiber an, weil er Eintrittsgeld genommen hatte. Musik sei wichtig für die Gesundheit der
        Menschen, schrieb Wilner bei Facebook über den Konflikt mit den Behörden, die sich ihm gegen-
        über unnötig grob verhalten hätten. Vorerst würden die Musiker nun wieder dafür bezahlt, dass sie
        live aus dem Jazzkeller sendeten.

        So wie Spike Wilner geht es zurzeit vielen Kulturschaffenden. Manche versuchen, ihre Läden zu
        retten, andere haben ihren Arbeitsplatz verloren. Sie halten sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser
        oder beziehen die Extra-Arbeitslosenhilfe, die die Regierung kürzlich verlängert hat. In der Stadt
        New York gingen insgesamt 626400 Jobs seit Beginn der Pandemie verloren – die Beschäftigung im
        privaten Sektor fiel um fünfzehn Prozent. Allein 366000 der Arbeitsplätze fielen im Gastgewerbe, in
        der Unterhaltung und der Kultur weg. Betreiber von Bars und Restaurants bezahlen ihre Angestell-
        ten aus den sogenannten PPP-Krediten der Corona-Rettungspakete. Und doch müssen viele aufge-
        ben. Laut dem „Wall Street Journal“ gingen die Restaurantbesuche allein in Manhattan um fünfund-
        fünfzig Prozent zurück.

        In der Stadt New York starben bislang mehr als dreißigtausend Menschen nach einer Infektion mit
        dem Coronavirus. Dieser Tage stecken sich in der Stadt täglich durchschnittlich rund 2500
        Menschen neu an. Dennoch gehen die Lockerungen weiter voran. Restaurants dürfen nun drinnen
        die Hälfte ihrer Plätze besetzen statt nur ein Viertel – und im April sollen Live-Musik-Clubs wieder
        öffnen dürfen, zunächst mit einem Drittel Belegung.

        Schon seit dem vorigen Sommer sind Museen, Galerien, Zoos und botanische Gärten wieder offen –
        Fitnessstudios, Friseure und Nagelsalons sowieso. Im Alltag halten sich die meisten New Yorker an
        das Abstandsgebot und tragen Masken. Aber in der U-Bahn kann es schon wieder zu voll werden,
        und die Geschichten über illegale Partys werden zahlreicher, je wärmer das Wetter wird.

        Trotzdem: Sehr viele New Yorker verhalten sich dem Augenschein nach diszipliniert. Die überwie-
        gende Mehrheit derer, denen es möglich ist, arbeitet seit einem Jahr im Homeoffice. Laut offiziellen

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        Zahlen gehen zurzeit nur noch fünfzehn Prozent der Arbeitnehmer ins Büro, die Belegung der
        Geschäftsräume habe stadtweit um 84 Prozent abgenommen. Statt 5,3 Millionen Menschen in der
        Woche bewegen sich heute nur noch 1,6 Millionen mit der U-Bahn durch die fünf Stadtteile. Und an
        vielen Ecken, besonders abseits der ehemals geschäftigsten Viertel, kommt auch die Kultur zurück.

        Es war oft der Erfindergeist Einzelner, der das kulturelle Leben seit dem vergangenen Frühsommer
        wieder ankurbelte – etwa zur selben Zeit, als sich große Teile der Stadt in ein Protestcamp gegen
        Rassismus verwandelt hatten, dessen Hauptquartier für einen kurzen Moment der besetzte City Hall
        Park in Manhattan zu sein schien. Die Demonstranten waren es, die Märsche und Partys organisier-
        ten und Sänger, Musiker und Künstler dazuholten. Dann gab es immer mehr kleine Kunstveranstal-
        tungen. Da wurden Häuserblocks auf der Upper West Side jedes Wochenende zu „Art on the
        Avenue“, leerstehende Geschäfte stellten lokale Künstler im Schaufenster aus, Bands spielten an
        Straßenecken. Eine Kirche in Chelsea entdeckte, dass sie vom Verbot des Eintrittskartenverkaufs
        ausgenommen war, und veranstaltete eine Reihe sommerlicher Jazzkonzerte in ihrem Innenhof. In
        Brooklyn riefen Nachbarn Konzertserien in ihren Vorgärten ins Leben, Blockpartys gingen bis tief in
        die Nacht. Wer durch den Stadtteil lief, konnte auch auf Aktionskünstlerin Michelle Joni treffen, die
        mit „Glinda the Good Bus“ Mini-Tanzpartys um einen bunt angemalten Bus veranstaltete. Und die
        Jazzkonzerte von „Sankofa Aban“ in Bedford Stuyvesant wichen auf die Außentreppe aus.

        Dann, an einem kühlen Samstag Anfang März, zog eine Stepptanztruppe von Museum zu Museum
        und machte auch im Lichthof des Brooklyn Museum halt. Mit schwarzen Schutzmasken und großem
        Abstand zueinander traten vier Tänzerinnen und Tänzer in schnelle Steppdialoge miteinander, zwei
        und zwei, begleitet von einer Pianistin und einem Trommler. Kinder liefen zwischen den Tanzenden
        hin und her und stießen Schreie der Begeisterung aus – auch für viele der umstehenden Erwachse-
        nen war es wohl die erste Live-Tanzveranstaltung seit langer Zeit, und dazu noch drinnen.

        Das verdankte sich diesmal keinem spontanen Einfall aus der Nachbarschaft, sondern den Kulturbe-
        hörden. Mit der Initiative „NY Pops Up“ will man Hunderte Konzerte und Vorführungen wie diese zu
        den Menschen bringen, an ungewöhnliche und an gewöhnliche Orte in und außerhalb der Stadt.
        Und wichtig: ohne große Werbung im Vorfeld, damit es keinen zu großen Andrang gibt. Um den zu
        vermeiden, luden die Initiatoren den ersten Prominenten dann auch nur für die Angestellten des
        Brooklyn Museum ein: Ein paar Tage nach den Stepptänzern schickten sie Punk-Legende Patti
        Smith in die neoklassizistische Halle.

        Auch die Stadt unternimmt seither erste Schritte, um Künstlerinnen und Künstlern nicht nur finan-
        ziell zu helfen, sondern ihnen Auftrittsmöglichkeiten zu bieten. Bei „NY Pops Up“ zahlt sie auch die
        Gage. „Open Culture“ setzt von April an auf die Initiative der Restaurantbesitzer und öffnet die Stra-
        ßen für Kulturveranstaltungen. Seit vorigem Sommer gibt es das Programm „Open Streets“, das
        vielen Restaurants durch Straßensperrungen an den Wochenenden geholfen hat. Bislang durften
        dabei aber keine Tickets für Konzerte oder Theateraufführungen verkauft werden – das soll sich jetzt
        ändern.

        Musik musste im vergangenen Jahr immer „nebenbei“ zum Essen angeboten werden. Im Jahr 2020
        testeten viele Barbesitzer die Grenzen dieser Regel dann aus – zu finden waren etwa Opernsängerin-
        nen vor dem Restaurant „Breslin“ in Flatiron oder Burlesque-Tänzerinnen zum Dinner vor der Bar
        „Duane Park“ in Noho. Und die Jazzbar „RueB“ im East Village richtete ihren Außenbereich so ein,
        dass selbst Konzerte im Schnee funktionierten.

        Weniger flexibel ist die traditionelle Kulturszene. Für die meisten Theater am Broadway lohnt es sich
        schließlich nicht, Aufführungen für wenige Zuschauer auf die Beine zu stellen. Auch die Metropoli-
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        tan Opera hat angekündigt, erst im Herbst 2021 wieder zu öffnen. Doch das Opernhaus ist nur einer
        von gut dreißig Veranstaltungsorten im Lincoln Center westlich des Central Park. Hier soll die klas-
        sische und moderne Live-Musik schon im Sommer wieder ein Zuhause finden. Unter dem Motto
        „Restart Stages“ sollen mehrere Bühnen um die Theaterhäuser herum entstehen, damit Tänzer und
        Musiker künftig draußen auftreten können.

        Kunstausstellungen können die New Yorker schon seit längerem wieder sehen. Die Museen durften
        im vergangenen Sommer wieder öffnen – wer wollte, konnte davor Galerien besuchen. Doch offen
        heißt nicht rentabel. Allein das Metropolitan Museum rechnet mit Verlusten zwischen 100 und 150
        Millionen Dollar aus dem Jahr 2020 (F.A.Z. vom 6.März). Und das Guggenheim Museum gab
        bekannt, dass die Zahl der Besucher um siebzig Prozent eingebrochen sei.

        Ob Kunst, Musik, Theater oder Gastronomie: dass die jährlich 67 Millionen Touristen zum großen
        Teil wegbleiben, schadet auch dem Kultur- und Unterhaltungssektor. Die Behörden rechnen damit,
        dass sich der Tourismus erst bis zum Jahr 2024 erholt haben wird. Natürlich stecken darin auch
        Chancen. Doch viele Menschen, die ihre Arbeit verloren haben, können so lange nicht mehr warten.

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        Feuilleton · Jens Balzer                                                                                         Lesezeit: 2 Min.

        Fairer klicken für die Kunst
        Warum das System Spotify die musikalische Vielfalt bedroht VON JENS BALZER

        Wer zu Hause Musik hört, tut dies heute oft über Streamingdienste. Auch hier wirkt die
        Pandemie als Beschleuniger der Digitalisierung. CDs und Schallplatten sind zu Nischenpro-
        dukten geworden, 2020 hat die deutsche Musikindustrie fast zwei Drittel ihres Umsatzes
        mit Online-Streaming erzielt. Für das Publikum hat das erfreuliche Seiten: Wer über ein
        Abonnement etwa des Marktführers Spotify verfügt, kann sich ohne weitere Mühen Millio-
        nen von Songs anhören.

        Für viele Musiker ist die Lage nicht so angenehm. Sie klagen schon lange darüber, dass sie
        mit mickrigen Honoraren abgespeist werden, denn im Durchschnitt wird pro Stream nur
        der Bruchteil eines Cents ausgezahlt. Vor der Pandemie ließ sich das mit Konzerten, Tour-
        neen und Festivals wenigstens teilweise ausgleichen, doch jetzt, da diese Einnahmen weg-
        fallen, wird die Lage für viele Musiker ernst: In 31 Städten weltweit hat die neu gegründete
        Union of Musicians and Allied Music Workers (UMAW) vergangene Woche gegen die Aus-
        beutung durch Spotify demonstriert. Der Konzern reagierte darauf umgehend mit einer
        »Loud & Clear«-Initiative für »mehr Transparenz«. Auf einer Website und mit einem
        Imagefilmchen bemüht er sich darzulegen, warum alle Welt nur Vorteile von Spotify habe.
        Bei den Aktivisten und Aktivistinnen der UMAW stieß das auf bitteren Hohn.

        Nun ist es nicht so, dass von Spotify niemand profitiert. Dennoch bevorzugt der Dienst mit
        seinem System bestimmte Arten der Musik. Das beginnt damit, dass die Tantiemen pro
        Track ausgezahlt werden, das heißt, dass alle Künstlerinnen und Künstler, deren Musik auf
        das klassische Albumformat zielt, benachteiligt werden. Mehr noch: Damit ein einzelner
        Track von Spotify als gehört gewertet und abgerechnet wird, reicht es, wenn er 30 Sekun-
        den lang läuft. Es ist also gleichgültig, ob ein Lied zwei Minuten dauert oder zehn; wer im-
        mer sich um Komplexität oder um längere Dramaturgien bemüht, hat das Nachsehen.
        Künstlerische Ambitionen sind im Spotify-System prinzipiell hinderlich; bevorzugt wird
        stattdessen solche Musik, deren Hörer in kurzen Abständen immer wieder ein und densel-
        ben Song anklicken und ihn im besten Fall nicht mal zu Ende hören. Alles, worauf es musi-
        kalisch ankommt, passiert schon in der ersten halben Minute, sodass man gleich wieder
        zum Anfang zurückgeht: noch ein abzurechnender Klick.

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        Es ist kein Zufall, dass etwa die deutschen Spotify-Charts von Deutschrap-Künstlern be-
        herrscht werden, deren Musik perfekt in dieses Schema passt. Auch werden diese noch in
        einer weiteren Hinsicht bevorzugt. Abgerechnet wird nämlich nach dem sogenannten Pro-
        Rata-Verfahren. Dabei werden die Abonnement-Einnahmen eines Monats in einen Topf ge-
        worfen und durch die Zahl der Streams geteilt. Lieder, die in einem kurzen Zeitraum sehr
        oft geklickt werden, erzielen auf diese Weise höhere Einnahmen als solche, die genauso oft,
        aber über mehrere Monate hinweg angehört werden.

        Anders gesagt: Wer auf Spotify also nur Jazz oder Sinfonien streamt, subventioniert mit
        seinen Abonnementgebühren zwangsläufig auch Capital Bra und Apache 207, deren jeweils
        neuester Song von ihren Fans in rasendem Tempo wieder und wieder angeklickt wird –
        wobei diese Fans auch nicht mehr für das Abo zahlen als eine Klassik- oder Jazz-Freundin.
        Darum fordert die UMAW, das Pro-Rata-System durch ein user-centric payment-Verfahren
        zu ersetzen. In diesem erhielte jeder Künstler gerade so viel, wie seine Hörer eingezahlt ha-
        ben. Wenn man für zehn Euro im Monat nur ein paar Jazz-Stücke hört – dann gingen diese
        zehn Euro an die entsprechenden Musiker und Musikerinnen und an niemanden sonst.

        Das hört sich vernünftig an, scheitert aber am Widerstand von Spotify und den großen Mu-
        sikkonzernen. Letztere haben ihre Veröffentlichungspolitik inzwischen weitgehend den
        neuen Umständen angepasst: Warum soll man noch in aufwendige Produktionen investie-
        ren, wenn man mit schnell, billig und formelhaft hergestellter Musik viel einfacher sein
        Geld verdient? Das System Spotify ist längst zu einer dramatischen Bedrohung der musika-
        lischen Vielfalt geworden.

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        F.A.Z. - Politik_neu                                                                                            Donnerstag, 25.03.2021

                              Merkel bittet die Bürger um Verzeihung
            Verunsicherung wegen Ruhetagen „allein mein Fehler“/Verbot von Urlaubsreisen ins Ausland?

        elo./itz./wmu. BERLIN/BRÜSSEL. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die über Ostern
        geplanten Ruhetage zurückgenommen und bei den Bürgern für die entstandene Verunsicherung um
        Entschuldigung gebeten. „Dieser Fehler ist einzig und allein mein Fehler“, sagte Merkel am Mitt-
        woch nach einer kurzfristig anberaumten Videoschaltkonferenz mit den Ministerpräsidenten. „Ich
        weiß, dass dieser gesamte Vorgang zusätzliche Verunsicherung auslöste. Das bedauere ich zutiefst.
        Dafür bitte ich alle Bürgerinnen und Bürger um Verzeihung“, sagte Merkel. Die Idee, die dritte Welle
        der Corona-Pandemie mit zusätzlichen Maßnahmen wie Ruhetagen über Ostern brechen zu wollen,
        sei nicht falsch, sondern von „besten Absichten“ geprägt gewesen. Sie habe sich in der Kürze der Zeit
        aber nicht verwirklichen lassen.

        Unterdessen prüft die Bundesregierung das vorübergehende Verbot von Urlaubsreisen ins Ausland.
        Es gebe „einen Prüfauftrag, ob es nicht die Möglichkeit gibt, Reisen in beliebte Urlaubsgebiete im
        Ausland vorübergehend zu unterbinden“, sagte eine Regierungssprecherin am Mittwoch in Berlin.
        Es bestünden aber „große verfassungsrechtliche Hürden“, fügte sie hinzu.

        Die Opposition im Bundestag nahm die Kurskorrektur Merkels zum Anlass für Kritik. Der Linken-
        Fraktionsvorsitzende Dietmar Bartsch forderte Merkel am Mittwoch auf, im Bundestag die Vertrau-
        ensfrage zu stellen. „Wir brauchen endlich konsequente Pandemiebekämpfung. Das geht nur, wenn
        die Kanzlerin das Vertrauen der Mehrheit des Parlaments genießt“, sagte Bartsch den Zeitungen der
        Funke Mediengruppe. Auch FDP-Partei- und Fraktionschef Christian Lindner hat sich dafür ausge-
        sprochen. Unterstützung erfuhr Merkel am Mittwoch von den Grünen. „Das Virus lässt sich auch
        von populistischen Wahlkampfspielen wie der Vertrauensfrage nicht aufhalten“, sagte die Fraktions-
        vorsitzende Katrin Göring-Eckardt. Das Corona-Krisenmanagement der Regierung sei aber geschei-
        tert. Merkel hat die Forderungen nach der Vertrauensfrage am Mittwochabend zurückgewiesen.
        „Nein, das werde ich nicht tun“, sagte die Kanzlerin in der ARD. Dies sei nicht nötig.

        Mehrere Ministerpräsidenten betonten am Mittwoch, dass Merkel die Entscheidung für die Osterru-
        he nicht allein getroffen habe. „Das haben alle Ministerpräsidenten entschieden. Ich war genauso
        dabei wie alle anderen. Und deswegen glaube ich, ist es auch notwendig, dass sich alle dann dafür
        entschuldigen und das bedauern“, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in
        München. Es gebe einen „Vertrauensschaden“, der ihm leid tue. Nordrhein-Westfalens Ministerprä-
        sident Armin Laschet (CDU) sagte, alle Ministerpräsidenten müssten Verantwortung übernehmen.
        Sie hätten dem Beschluss zur Osterruhe zugestimmt. Ähnlich äußerte sich Sachsens Ministerpräsi-
        dent Michael Kretschmer (CDU). Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann
        (Grüne) bat die Bürger im Südwesten ebenfalls um Verzeihung. Thüringens Ministerpräsident Bodo
        Ramelow (Die Linke) appellierte an die Bevölkerung, die Osterzeit weiterhin als Ruhetage zu verste-
        hen und keine Urlaubsreisen zu unternehmen. Die Osterruhe ist nicht abgesagt, es sind nur keine
        Feiertagsregelungen für Gründonnerstag und Karsamstag gefunden worden , sagte Ramelow.

        Unterdessen gibt es Unsicherheit beim Impfen in Hausarztpraxen. Nach Informationen der F.A.Z.
        sollen die Impfungen dort am 7. April beginnen, einen Tag später als geplant. Bis zum 25. April
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