DIE GESCHICHTE GEHT WEITER VON NAPOLEON BIS ZU DEN EUROPÄISCHEN INSTITUTIONEN EINWEIHUNG DER NEUEN PRÄSENTATION DES HISTORISCHEN MUSEUMS 16. UND ...

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DIE GESCHICHTE GEHT WEITER VON NAPOLEON BIS ZU DEN EUROPÄISCHEN INSTITUTIONEN EINWEIHUNG DER NEUEN PRÄSENTATION DES HISTORISCHEN MUSEUMS 16. UND ...
DIE GESCHICHTE GEHT WEITER …
VON NAPOLEON BIS ZU DEN EUROPÄISCHEN
INSTITUTIONEN
EINWEIHUNG DER NEUEN PRÄSENTATION DES
HISTORISCHEN MUSEUMS

16. UND 17. NOVEMBER 2013

Pressekontakt
Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit der Straßburger Museen
Julie Barth
julie.barth@strasbourg.eu
Tel.: +33/(0)3 88 52 50 15
www.musees.strasbourg.eu
PRESSEDOSSIER „DIE GESCHICHTE GEHT WEITER … VON NAPOLEON BIS ZU DEN EUROPÄISCHEN INSTITUTIONEN“
             ERÖFFNUNG DER NEUEN PRÄSENTATION DES HISTORISCHEN MUSEUMS AM 16. UND 17. NOVEMBER 2013

1. VORWORT                                                                                        SEITE 2

2. PRESSEMITTEILUNG                                                                                SEITE 4

3. DIE GROSSE METZIG: GESCHICHTE DES GEBÄUDES                                                     SEITE 5

4. GESCHICHTE DES MUSEUMS                                                                         SEITE 5

5. RUNDGANG DURCH DIE NEUEN RÄUME UND
AUSSTELLUNGSKONZEPT                                                                               SEITE 6

6. HERAUSRAGENDE EXPONATE                                                                         SEITE 9

7. AUSSTELLUNGSDESIGN                                                                             SEITE 14

8. WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT                                                                      SEITE 17

9. ZAHLREICHE GROSSZÜGIGE SCHENKUNGEN                                                             SEITE 18

10. PLAN DER NEUEN RÄUME                                                                          SEITE 19

11. ERÖFFNUNG                                                                                     SEITE 20

12. RAHMENPROGRAMM                                                                                SEITE 20

13. PRAKTISCHE HINWEISE                                                                           SEITE 21

Anhang:
LISTE DER VERFÜGBAREN ABBILDUNGEN                                                                 SEITE 22

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1. Vorwort
Die Geschichte geht weiter!

Ab November 2013 wird die Öffentlichkeit die vollständige Sammlung des 1920 gegründeten
Historischen Museums der Stadt Straßburg in den historischen Räumen der Großen Metzig
entdecken können. Die früheren Straßburger Schlachthöfe wurden bereits ab 1887 als Museum
genutzt, zunächst für das erste Kunstgewerbemuseum der Stadt, später für das Historische
Museum.

Künftig präsentiert das Historische Museum auf einer Fläche von 1700 m² in insgesamt zehn
Abschnitten einen umfassenden Überblick über die Straßburger Stadtgeschichte, vom Mittelalter
bis ins 20. Jahrhundert. Kunstwerke, Dokumente, Waffen, Uniformen, Trachten,
Architekturmodelle, Alltagsgegenstände u. v. m. veranschaulichen die geistesgeschichtliche und
kulturelle Bedeutung der Stadt im Heiligen Römischen Reich - Straßburgs erster Blütezeit - und in
der Renaissance, als sie ein Zentrum der noch jungen Buchdruckerkunst und der humanistischen
Bewegung elsässischer Prägung und eine der bedeutenden Städte Europas war. Im Mittelpunkt der
folgenden Abschnitte stehen das zweite Goldene Zeitalter als freie Königsstadt in Frankreich, als in
Straßburg ein vielfältiges künstlerisches und intellektuelles Leben herrschte, sowie die
Revolutionsjahre, deren herausragende Persönlichkeit Napoleons General Kléber, ein gebürtiger
Straßburger, war.

Die neuen Abschnitte widmen sich zunächst der Napoleonischen Ära, in der Straßburg eine
wichtige Schnittstellenfunktion zukam. Es folgen die widerspruchsreiche und sehr einschneidende
Periode der Angliederung an das Deutsche Reich mit der Belagerung der Stadt im Jahr 1870, die
beiden Weltkriege und ihre Auswirkungen auf die persönlichen Schicksale der Menschen, die
städtebaulichen und architektonischen Veränderungen im 19. und 20. Jahrhundert,
Wirtschaftsleben und Verkehrsentwicklung, die Strahlwirkung der Straßburger Universität und das
Geistesleben und schließlich die Ansiedlung der verschiedenen europäischen Institutionen in der
Stadt.

Den Abschluss des Rundgangs bildet das Modell einer 1989 von Gaetano Pesce entworfenen
utopischen Rheinbrücke, die für die Ambitionen und Ideale des künftigen Europa steht.

Straßburgs sehr dichte Geschichte wirkt bis in die Gegenwart: So hat die Stadt gerade die
Erweiterung des von der UNESCO als Weltkulturerbe gewürdigten und geschützten Teils auf die
Neustadt („deutsche Stadt“) beantragt, und auch die Gedenkfeierlichkeiten zum 100. Jahrestag
des Ersten Weltkriegs sind hier von besonderer Tragweite. Desgleichen hat die Präsenz des
Europäischen Parlaments in Straßburg historische Wurzeln – das Parlament macht Straßburg zu
der Stadt, in der Europapolitik debattiert und beschlossen wird.
Aufgabe des Historischen Museum ist es, als lebendiger Ort der Entdeckung, Bildung und
Auseinandersetzung mit der Vergangenheit Hintergründe der Stadtentwicklung zu erläutern und
Perspektiven aufzuzeigen.

Historische Museen erleben derzeit eine Renaissance; zurückzuführen ist dies auf das große
Interesse unserer im Wandel begriffenen Gesellschaft für die Vergangenheit. Museen haben eine
andere Funktion als Gedenkstätten oder Mahnmale, sie befinden sich an der Schnittstelle so
unterschiedlicher Wissensgebiete wie Anthropologie, Ethnologie, Archäologie, bildende Kunst,
Kunstgewerbe, Naturwissenschaften und Technik und haben sich parallel zur
Geschichtswissenschaft weiterentwickelt. Die Bewahrung von Erinnerung und kollektiven
Identitäten sowie von deren Repräsentationsformen war schon immer Auftrag von historischen
Museen; heute erwartet man von ihnen zudem die pädagogische Vermittlung gesellschaftlicher
Entwicklungen. Um diesem hohen Anspruch gerecht zu werden, verbinden diese Museen in ihren
Ausstellungen wissenschaftliche Gründlichkeit mit der Aussagekraft der Exponate, deren Neugier
und Geist beflügelnde Wirkung mit modernen technischen Hilfsmitteln weiter verstärkt werden
kann.

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Dieses Anliegen verfolgt auch das Historische Museum mit seiner nunmehr vollständigen
Präsentation; unterstützt wird es dabei von den anderen Straßburger Museen, mit denen es ebenso
in Dialog tritt wie mit seiner Heimatstadt und deren herausragender Architektur. Das Historische
Museum steht in der Tradition der historischen Anthropologie und der Mentalitätsgeschichte, die
1929 in Straßburg von den Historikern der Annales-Schule und deren beiden herausragenden
Vertretern Marc Bloch und Lucien Febvre im Sinne von „Geschichte als Wissenschaft vom
Menschen in der Zeit“ begründet wurden.

Joëlle Pijaudier-Cabot, Conservateur en chef du patrimoine, Direktorin der Museen der Stadt
Straßburg

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2. Pressemitteilung
Die Geschichte geht weiter … von Napoleon bis zu den Europäischen Institutionen
Das Historische Museum der Stadt Straßburg eröffnet seine neuen Ausstellungsräume.

Seit Herbst 2012 war das Historische Museum wegen Umbauarbeiten teilweise geschlossen. Am
Samstag, dem 16. November, eröffnet es nun auf 425 m² den neuen Teil seiner Dauerausstellung
zur Straßburger Stadtgeschichte, von Napoleon bis zur Gründung der europäischen Institutionen.
Der neue Rundgang ist chronologisch und thematisch gegliedert und richtet den Fokus zudem auf
die wichtigsten Ereignisse des wirtschaftlichen, militärischen und kulturellen Lebens der Stadt.

Für die napoleonische Zeit wird insbesondere die Schnittstellenfunktion Straßburgs beleuchtet.
Anschließend stehen die Auswirkungen der Neuerungen im Verkehrswesen (Eisenbahn,
Kanalverbindungen) auf Stadtbild und Wirtschaft Straßburgs im Mittelpunkt. Die Belagerung der
Stadt im Jahr 1870 und deren Folgen werden anhand verschiedener Exponate, darunter
Geschosse, Uniformen und Bilddokumente, veranschaulicht. In der Zeit, als Straßburg Hauptstadt
des Reichslandes Elsass/Lothringen war, wurde die Stadt vergrößert und zu einem Symbol und
Schaufenster gemacht. Die Ausstellung geht in diesem Zusammenhang auf die Errichtung des
Universitätsgeländes für die neue Exzellenz-Universität ein. Ferner wird erläutert, mit welchen
Fragen die Elsässer nach der Angliederung an Deutschland konfrontiert waren; insbesondere
standen sie vor der folgenschweren Entscheidung, ob sie im Elsass bleiben oder die Region
verlassen sollten. Anschließend beleuchtet die Ausstellung Straßburgs Position als deutsche Stadt
im Fronthinterland des Ersten Weltkriegs. In den Zwischenkriegsjahren war die Bautätigkeit rege:
Es entstanden zahlreiche Sozialwohnungen, der Hafen wurde ausgebaut, weitere Veränderungen
sind vor dem Hintergrund des Nationalitätenwechsels der Stadt zu sehen. Einen bedeutenden Teil
widmet die Schau dem Straßburger Alltag im Zweiten Weltkrieg sowie der späteren Ansiedlung der
europäischen Institutionen in der Stadt, die deren heutigen Anspruch als Europa-Hauptstadt
begründen. Am Ende des Rundgangs schlägt eine Stadtplanung von Gaetano Pesce, die die
Ambitionen und Ideale Europas im Jahr 1989 veranschaulicht, die Brücke zum großen Straßburger
Stadtmodell von 1727.

Im bisher nicht für den Publikumsverkehr geöffneten Teil des Museums wurden zahlreiche
technische Umbauten und Anpassungen vorgenommen (verbesserte Gebäudedämmung,
Fensterfilter, neue Zwischenwände usw.). Ein speziell für die Sammlung konzipiertes Design bringt
die neuen Abschnitte mit Sockeln, Schauvitrinen sowie einer hochwertigen Ausleuchtung
gebührend zur Geltung. Die Exponate wurden einer umfassenden Restaurierung unterzogen.
Vorbereitet und begleitet wurde die neue Präsentation von den Mitarbeitern des Historischen
Museums in Zusammenarbeit mit einem wissenschaftlichen Ausschuss. Für das
Ausstellungsdesign zeichnet Laurent Marquart von GSMProject Montreal in Partnerschaft mit
Martial Frey von AEA Architectes.

Die Sammlung des Historischen Museums konnte dank des Engagements und der Spenden von
rund 115 Stiftern und 20 Institutionen beträchtlich erweitert werden. Nach der Eröffnung der neuen
Ausstellungsräume bietet das Museum nun einen vollständigen historischen Überblick vom
Mittelalter bis in die Gegenwart. Auf einer Gesamtfläche von rund 1700 m² kommen die
Besonderheiten und die Vielschichtigkeit der Geschichte dieser Stadt ausführlich zur Sprache.
Insbesondere mit dem letzten Abschnitt, der die jüngste Zeit dokumentiert und entwicklungsfähig
gestaltet ist, präsentiert sich das Historische Museum als lebendiger Zeuge der Entwicklung
Straßburgs: die Geschichte geht weiter!

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3. Die Große Metzig - Geschichte des Gebäudes
Die Große Metzig wurde 1587 von der Stadt Straßburg errichtet. In ihrem Erdgeschoss befanden sich
bis zum 19. Jahrhundert die Schlachthöfe, im ersten Stockwerk wurden Messen veranstaltet und hin
und wieder auch Theaterstücke aufgeführt.
Im 19. Jahrhundert wurde das Gebäude als Markthalle, Feuerwehrdepot, Gewerbeschule,
Kunstgewerbeschule und städtisches Lapidarium genutzt. Ab Ende des 19. Jahrhunderts waren die
Museumsbestände darin untergebracht.

Von 1887 bis 1918 befand sich das Kunstgewerbemuseum in dem Gebäude (1897 in
Hohenlohemuseum umbenannt). Nachdem es 1919 in das Rohan-Schloss verlegt worden war, bezog
ein Jahr später das gerade gegründete Historische Museum die Große Metzig. Von 1924 bis zum
Zweiten Weltkrieg war in einem Teil des Gebäudes auch ein Musée social untergebracht. Bis 1994
wurden im Erdgeschoss mehrere Sonderausstellungen gezeigt.

In den 1970er Jahren legte Jean-Pierre Klein, damaliger Leiter des Museums, zwei Projekte für die
museografische Neugestaltung vor. Die Verwirklichung eines dieser Projekte wurde 1994 vom
Architekten unterbrochen, weil sich am Gebäude gefährliche Risse zeigten. Untersuchungen ergaben
Schäden am Fundament, sodass zunächst die Pfahlgründung und die Fassade konsolidiert werden
mussten.

Bei den Bauarbeiten wurden zahlreiche archäologische Beobachtungen angestellt und mit den
Daten des Stadtarchivs verglichen. Dadurch konnten Rückschlüsse auf das genaue Aussehen des
Gebäudes im Entstehungsjahr 1587 und in den Folgejahren gezogen werden; auch Spuren der
verschiedenen Nutzungen wurden entdeckt: Waschbecken und Wandschränke sowie Reste von
Trennwänden wurden bei der Wiedereröffnung des Museums im Jahr 2007 gekennzeichnet.

4. Geschichte des Museums
Das Historische Museum wurde 1920 gegründet. Den Anstoß dazu gab eine Ausstellung im Jahr
1919, die Straßburg kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs seiner Geschichte gewidmet hatte. Die
erste Sammlung des Museums befasste sich in erster Linie mit den Ursprüngen und der ruhmreichen
militärischen Vergangenheit der nun wieder französischen Stadt; der Schwerpunkt lag dabei auf den
Verbindungen zu Frankreich.

Seit den 1970er Jahren kamen Exponate hinzu, die das Leben der Straßburger Bevölkerung im
Mittelalter veranschaulichen. Mehrere dieser Stücke wurden in den letzten Jahrzehnten bei
Ausgrabungen im Zusammenhang mit Bauarbeiten an Gebäuden sowie beim Bau der Straßenbahn
zutage gefördert. Sie tragen wesentlich zum besseren Verständnis des Alltagslebens im Mittelalter
aber auch in jüngeren geschichtlichen Perioden bei.

2007 wurden Erdgeschoss und erstes Stockwerk des Museums umgebaut; hier befinden sich heute
die Abschnitte vom Mittelalter bis 1800. Gleichzeitig erfolgte der Ausbau des ersten und zweiten
Dachstuhls für die Museumsverwaltung, für die Technikräume wurde eigens ein Untergeschoss
angelegt.

Nach Abschluss des zweiten Bauabschnitts im November 2013 werden auch die Sammlungen aus
dem 19. und 20. Jahrhundert in die Präsentation des Historischen Museums aufgenommen.

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5. Rundgang durch die neuen Museumsräume und
Ausstellungskonzept
Nicht die Vergangenheit beherrscht uns, sondern ihre Bilder.
George STEINER, In Blaubarts Burg, Anmerkungen zur Neudefinition der Kultur, 1971

Im Jahr 2007 wurde im Historischen Museum Straßburg ein neuer Abschnitt zur Stadtgeschichte
vom Mittelalter bis zum Ende der französischen Revolution eröffnet.
Hier erfährt der Besucher alles über Straßburgs Zeit als freie Reichsstadt, in der Johannes Gutenberg
an der Erfindung des Mobilletterndrucks arbeitete und deren Drucker und Verleger wesentlich zur
Verbreitung der humanistischen und reformatorischen Ideen beitrugen. Die Straßburger Blütezeit
endete mit den Aufwandsgesetzen, die jedem sozialen Stand einen spezifischen Kleidungs- und
Lebensstil vorschrieben und die in der Ausstellung anhand von Porträts und der Tracht der „Belle
Strasbourgeoise“ veranschaulicht werden.
Die Reunionspolitik von König Ludwig XIV. und die Gefahr einer Belagerung des Habsburgerreiches
durch die Türken führten im Jahr 1681 zur Angliederung Straßburgs an das französische Königreich.
Den Grundriss der neuen Garnisonsstadt und Festung an der Ostgrenze des Reiches hielt der
Ingenieur François de Ladevèze im frühen 18. Jahrhundert in einem großen Stadtmodell fest, das
nach vielen Wechselfällen der Geschichte heute Eigentum der Stadt ist und zu den Highlights des
ersten Museumsabschnitts gehört. Dieser endet mit der Entstehung der Marseillaise und einer
Biografie des Generals Kléber.

Sechs Jahre später, nach erfolgreicher Renovierung und Umgestaltung eines neuen Gebäudeteils für
200 000 weitere Exponate, enthüllt das Historische Museum ein weiteres Kapitel der Straßburger
Stadtgeschichte mit dem Titel: „1800-1949: Symbolstadt mit wechselnder Nationalität“.

Straßburg als Mittelpunkt Europas (1800-1870)

In den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts hielten sich der französische Kaiser Napoleon, der auf
dem Weg nach Deutschland war, sowie seine Ehefrauen Josephine und später Marie-Louise
mehrmals in Straßburg auf. Die Stadt diente als Drehkreuz für Truppen und Kriegsmaterial und
wurde von militärischen Einheiten aller Art durchquert. Letztere inspirierten die Straßburger zur
Schöpfung kleiner Papiersoldaten, von denen das Museum 60 000 Exemplare, meist Soldaten
Napoleons, besitzt.

Straßburgs Bekenntnis zur Revolution von 1848 und deren republikanischen Ideen brachte die Stadt
um ihre Nationalgarde, die im Laufe des 19. Jahrhunderts mehrmals aufgelöst wurde.

In dieser Zeit veränderte sich auch das Gesicht der Stadt. An der heutigen Place de la République
baute man ein neues Theater und nahm die langwierigen Bauarbeiten zum Anlass, es in einem
Miniaturmodell zu verewigen. Die Kultureinrichtung sollte die Bürger zum Erlernen der französischen
Sprache motivieren und die in der Stadt stationierten Militärangehörigen unterhalten. Um die
allgemeine Kenntnis der französischen Sprache zu verbessern, gründete der Präfekt Lezay-Marnésia
in Straßburg das erste, am rheinischen Modell ausgerichtete Lehrerseminar (École normale) des
Landes. Hier wurde nicht nur die französische, sondern auch die deutsche Sprache unterrichtet,
deren regionaler Dialekt in der Bevölkerung nach wie vor gesprochen wurde. Dennoch fühlten sich
die Straßburger seit der Revolution eindeutig als Franzosen. So dichtete August Stöber: „Meine Leier
ist deutsch, sie klingt von deutschen Gesängen, / Liebend den gallischen Hahn, treu ist französisch
mein Schwert, / Mag es über den Rhein und über den Wasgau ertönen: / Elsass heißet mein Land, /
Elsass dir pochet mein Herz.“

Auch die Universität wurde zwischen 1808 und 1810 komplett umgestaltet und umfasste fortan die
fünf Fakultäten für Recht, Naturwissenschaften (Mathematik und Chemie), evangelische Theologie,
Geisteswissenschaften und Medizin, zu der auch die seit dem 18. Jahrhundert berühmte
Geburtshilfeklinik gehörte. Die Professoren unterrichteten auf Deutsch oder Französisch und
veröffentlichten in beiden Sprachen.

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Aus hygienischen Gründen wurde der Gerbergraben auf Seiten der Place Broglie und weiter bis zur
Place Benjamin Zix im 19. Jahrhundert zugeschüttet. Der Unternehmer Nicolas Koechlin (1781-
1852) baute die Eisenbahnlinien Straßburg-Basel (1841) und Straßburg-Paris (1852), und mit der
Fertigstellung der ersten metallenen Rheinbrücke öffnete sich für den Straßburger Zugverkehr das
Tor in Richtung Kehl, Baden und Europa. Gleichzeitung wurden der Rhein-Marne-Kanal und der
Rhein-Rhone-Kanal bis nach Straßburg verlängert. Die Stadt wuchs weiter, und Jean-Baptiste Rollé
und Frédéric Schwilgué gründeten die spätere Konstruktionsgesellschaft SACM (Société alsacienne
de construction mécanique). Doch all diesen Neuerungen zum Trotz war Straßburg noch immer eine
Provinzstadt, deren Grundriss sich seit Ende des 17. Jahrhundert nicht verändert hatte.

Straßburg 1870-1918: Hauptstadt und neue Grenze

Der Deutsch-Französische Krieg im Jahr 1870 hatte für Straßburg fatale Folgen. 20 000 Männer
sollten die Stadt gegen 60 000 deutsche Soldaten verteidigen; Bombenangriffe zerstörten zahlreiche
Gebäude sowie die Universitätsbibliothek mit dem kostbaren Manuskript der Enzyklopädie Hortus
Deliciarum. Auch das Münster wurde schwer beschädigt. Die verheerenden Angriffe gehörten zu den
ersten modernen Bombardements Europas, die Opfer in der Zivilbevölkerung forderten. Nach ihrer
Kapitulation im September 1870 und dem Frieden von Frankfurt 1871 wurde Straßburg zur
Hauptstadt des Reichslands Elsass-Lothringen, die es bis zum Ende des Ersten Weltkriegs bleiben
sollte.

Diese tiefgreifenden Umwälzungen stürzten die Elsässer in eine dauerhafte Identitätskrise. Sollten
sie in der Heimat verharren oder nach Frankreich ziehen, um die französische Staatsangehörigkeit
behalten zu dürfen? Die Entscheidung war keineswegs leicht. Und wer sich zum Bleiben entschloss,
stand vor weiteren Fragen: Sollte man mit der neuen Regierung zusammenarbeiten, um die
Interessen des Elsass zu verteidigen (Standpunkt der Autonomisten) oder sich zwar wählen lassen,
als Ausdruck von Frankreichtreue und Ablehnung gegen das neue Regime jedoch auf den
Parlamentssitz verzichten (wie es die Protestbewegung verlangte)? Letzteres barg das Risiko, den
Deutschen in die Hände zu arbeiten und die Belange der Elsässer erst recht nicht vertreten zu
können.

Da nun viele Deutsche nach Straßburg kamen, um wichtige Posten in der Verwaltung, im Militär (die
Garnison war die größte in Deutschland) oder an der neuen, außerhalb der Altstadt gelegenen
Universität anzunehmen, musste die Stadt vergrößert werden. Der Ausbau nach den Plänen des
Straßburger Stadtplaners Jean-Geoffroy Conrath wurde 1880 urkundlich festgehalten und umfasste
eine neue Verkehrsachse, die von der Place Broglie aus der Altstadt hinausführte, den Bau des
Kaiserpalasts (heute Palais du Rhin), der Universitätsbibliothek und des Landesausschusses (heute
TNS) rund um die heutige Place de la République sowie eine Prachtstraße (heute Avenue de la
Liberté), welche die Place de la République mit dem Universitätsgelände verband. Die Universität mit
ihren modern ausgestatteten Fakultäten zog brillante junge Professoren an, darunter viele spätere
Nobelpreisträger wie Wilhelm Conrad Röntgen.

Mit der Erweiterung vergrößerte sich die Grundfläche der Stadt um mehr als zwei Drittel. Rund um
die breiten Alleen im Norden und Osten (heutige Neustadt) entstanden neue Wohnviertel. Für die
breite Verkehrsachse (Rue du 22 Novembre), die ab 1911 mitten durch die Altstadt führte, wurde ein
Teil der Bevölkerung in das nach dem Gartenstadt-Prinzip errichtete Viertel Stockfeld umgesiedelt.

Dieser Große Straßendurchbruch wurde bis zum Vorabend des Zweiten Weltkriegs bis zur heutigen
Place de la Bourse fortgesetzt.

Während des Ersten Weltkriegs lag Straßburg im Fronthinterland. Die Straßburger wurden (wenn sie
das Elsass nicht schon zu Beginn des Konflikts verlassen und sich wie Pierre Bucher auf
französischer Seite verpflichtet hatten) in die deutsche Armee einberufen und meist an die Ostfront
verschickt, denn das Misstrauen gegenüber den Einheimischen war auch nach 48 Jahren deutscher
Herrschaft noch nicht ganz geschwunden und brandete in diesem Konflikt wieder ganz besonders
auf.

Eine Sonderausstellung in der Galerie Heitz, die im Rahmen eines europäischen Interreg-Projekts mit
Beteiligung des Historischen Museums entstand, wird sich im Jahr 2014 mit den Schicksalen dieser
Straßburger beschäftigen.

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Während des Krieges führte der weitsichtige Straßburger Bürgermeister Rudolf Schwander ein
Lebensmittelkartensystem ein, das die gerechte Verteilung der knappen Lebensmittelressourcen
ermöglichte. Nach Kriegsende bildeten sich in der Stadt für kurze Zeit Arbeiter- und Bauernräte.
Wenig später wurde die französische Armee mit Begeisterung empfangen, was in den Augen des
französischen Premierministers Raymond Poincaré ein Volksbegehren ersetzte.

1918-1939: Straßburg wird wieder französisch

Nach Ende des Ersten Weltkriegs nahm man viele der vor 1918 begonnenen Bauarbeiten wieder auf.
Es entstanden Sozialwohnungen wie die Cité Ungemach im Wacken-Viertel und der Port autonome
mit neuen Hafenbecken und Lagerhäusern. Der Autohersteller Mathis wuchs mit dem
wirtschaftlichen Aufschwung und war bis 1939 einer der wichtigsten Arbeitgeber der Stadt.
Zeitgenössische Modelle, ein Auto vom Typ Torpedo und Werbeanzeigen für Autoteile aus dem
Hause Mathis zeugen von seinen Errungenschaften.

Die Eliteuniversität setzte ihren Betrieb fort, diesmal jedoch mit französischen Professoren, die ihren
Pariser Kollegen gleichgestellt waren. Man gründete neue Universitätszeitschriften, darunter die
Historikerzeitschrift Revue des Annales von Marc Bloch und Lucien Febvre. Vor dem
Universitätsgebäude, wo die Deutschen vor 1914 dem Dichter Johann Wolfgang Goethe eine Statue
errichtet hatten, erinnerten die Franzosen nun mit einem Denkmal, von dem ein Teilstück im
Museum zu sehen ist, an die Straßburger Tage des Wissenschaftlers Louis Pasteur.

Das Französische wurde wieder Pflichtsprache, offizielle Dokumente waren jedoch nach wie vor in
beiden Sprachen verfasst. Da sich die Sozialgesetzgebung (Krankenkasse und Rente) im Elsass
anders entwickelt hatte als im restlichen Frankreich, wurde ein Ortsrecht (droit local) eingeführt, das
die sozialen Errungenschaften aus der deutschen Herrschaftszeit bewahrte. Einige Missgriffe und die
Entdeckung einer französischen Region, in der man vorwiegend „anders“ sprach, riefen dennoch eine
Welle des Unbehagens hervor, die zur Entstehung autonomistischer, bisweilen von deutscher Seite
unterstützter Tendenzen führte.

Unter der Naziherrschaft: 1939-1944

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde die Straßburger Bevölkerung in die Dordogne evakuiert,
und im September 1939 verlegte man die Universität nach Clermont-Ferrand und das Hôpital Civil
nach Clairvivre. Nach Unterzeichnung des Waffenstillstands forderte die Vichy-Regierung die Elsässer
– abgesehen von Patrioten, französischen Beamten und Juden – zur Rückkehr auf. Die
Heimgekehrten litten wenig später unter der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft und
wurden noch strenger überwacht als die Bürger im Deutschen Reich.

Obwohl das Elsass im Waffenstillstandsvertrag nicht erwähnt worden war, wurde die Region nun
zwangsannektiert. Straßburg wurde während des Krieges erst von den Alliierten und dann von den
Deutschen bombardiert, die immerhin das Münster verschonten. In der Ausstellung werden die
Kriegshandlungen in Straßburg unter verschiedenen Aspekten beleuchtet, und in einem gesonderten
Bereich wird erklärt, worüber die Elsässer in jener Zeit (nicht) entscheiden durften und mussten.

Zurück zu Frankreich

Im November 1944 befreite General Leclerc die Stadt in einer waghalsigen Aktion. In mehreren
Schlachten zwischen Gambsheim und Killstett wurde Straßburg im Januar 1945 vor einer erneuten
Besetzung bewahrt.

Europahauptstadt Straßburg

Wenige Jahre nach der Befreiung wurde Straßburg als Sitz des Europarates und Standort weiterer
europäischer Institutionen und deutsch-französischer Einrichtungen zur Europahauptstadt. Einige
Möbelstücke, eine Richterrobe und ein Modell von Gaetano Pesces symbolträchtiger „Europabrücke“
über den Rhein zeugen von der Rolle, die Straßburg im heutigen Europa spielt.

Ist die Geschichte der Grenzstadt Straßburg wirklich einzigartig? Ja und nein – am Ende des
Rundgangs kann der Besucher das Schicksal Straßburgs mit dem anderer europäischer Städte
vergleichen, die in ihrer Geschichte mit ähnlichen Situationen konfrontiert waren.

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PRESSEDOSSIER „DIE GESCHICHTE GEHT WEITER … VON NAPOLEON BIS ZU DEN EUROPÄISCHEN INSTITUTIONEN“
             ERÖFFNUNG DER NEUEN PRÄSENTATION DES HISTORISCHEN MUSEUMS AM 16. UND 17. NOVEMBER 2013

DIE AUSSTELLUNGSRÄUME

Empfang und Museumsshop: 155 m²
Einführungsraum: 134 m²
„Freie Reichsstadt“ (Mittelalter bis 1681): 467 m²
„Königliche Stadt und Revolution“ (1681 bis 1800): 439 m²
Raum mit Stadtmodell: 197 m²
„Symbolstadt mit wechselnder Nationalität“ (1800 bis heute): 425 m²
Personal- und Technikräume: 300 m²

Gesamt: 2117 m²

6. Herausragende Exponate
Papiersoldaten und Spielkartenfiguren
Mit 60 000 Papiersoldatenfiguren aus dem späten 18. bis zum 20. Jahrhundert besitzt das
Historische Museum die größte Sammlung der so genannten „Straßburger Papiersoldaten“ in
Frankreich. Diese Figuren werden so bezeichnet, weil die meisten von ihnen in Straßburg oder von
Straßburger Künstlern hergestellt wurden.

Die mitunter handkolorierten Zeichnungen oder Drucke stellen fast ausschließlich französische
Soldaten dar, meist aus der napoleonischen Zeit. Da diese Figuren lichtempfindlich sind, werden sie
im Museum an wechselnden Orten gezeigt. Die Ausstellung entstammt in der Hauptsache der
Sammlung Kieffer und umfasst mehrere Einheiten aus dem Ersten Kaiserreich: Division Oudinot,
Straßburger Ehrengarde, Rheinbund u.a.

Die Figuren aus der Silbermann-Sammlung befinden sich zum Großteil in einem Schaukasten zum
Jahr 1848. Figuren von Feuerwehrleuten, Zuaven u. a. repräsentieren die Verteidiger der 1870
belagerten Stadt. Aus der Zeit nach 1870 stammen zahlreiche Figuren, die die Verbundenheit der
Elsässer mit Frankreich bekräftigen sollten. Sie werden im Schaukasten gezeigt, der den
frankophilen Bewegungen im Reichsland Elsass-Lothringen gewidmet ist.

Adrien de Lezay-Marnésia (1769-1814)
- Philippe Grass (1801-1876), Modell des Denkmals von Adrien de Lezay-Marnésia (1769-1814),
1857
- Jacques Frédéric Kirstein (1765-1838), Pokal, Geschenk an Adrien de Lezay-Marnésia (1769-1814),
1814

Adrien de Lezay-Marnésia war von 1810 bis 1814 Präfekt in Straßburg. Er hatte in Braunschweig
und Göttingen studiert und gründete in Straßburg das erste Lehrerseminar (École Normale)
Frankreichs. Er nahm Einfluss auf den Deutsch- und Französischunterricht, ließ das Straßennetz
modernisieren und entwickelte die Landwirtschaft. In Würdigung seiner Verdienste während der
Belagerung von 1814 schenkten ihm die Straßburger einen sehr schönen Pokal aus der Hand des
Goldschmieds J. F. Kirstein (1814).

Der Präfekt starb an den Folgen der schweren Verletzungen, die er sich bei einem Kutschenunfall auf
der Rückfahrt von einer Inspektionstour zugezogen hatte: Die Stadttore waren bereits geschlossen
und der Torwächter wagte nicht, beim Gouverneur ihre erneute Öffnung zu erwirken. Lezay-Marnia
konnte erst am nächsten Tag behandelt werden und erlag letztlich seinen Verletzungen. Das Modell
des 1857 von Grass geschaffenen Denkmals (heute in der Nähe des Hôtel du Préfet aufgestellt)
zeugt von der Wertschätzung der Straßburger für diesen Präfekten.

Modell einer Turgotine, um 1820
Diese schwere Kutsche wurde als öffentliches Verkehrsmittel für lange Reisen eingesetzt. Sie
besteht aus einem Berlinen-Kutschkasten und einem offenen zweisitzigen Abteil im vorderen Teil.
Die altertümliche Aufhängung besteht aus zwei langen Riemen über einem robusten Gestell. Auf
einem Absatz hinter der Fahrkabine befindet sich ein Korb für das Gepäck. (Libourel Jean-Louis,
„Voitures hippomobiles“, Paris, 2005)

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Auf dem gleichen Prinzip beruhen die 1775 von Turgot entwickelten Turgotinen. Sie wurden als
Postkutschen eingesetzt und verfügten über 8, 6 oder 4 Plätze. Bis zum Bau der ersten
Eisenbahnlinien verkehrten sie auf den Poststraßen. In Straßburg fuhren sie beispielsweise von der
ehemaligen Poststation in der Cour du Corbeau nach Karlsruhe, Colmar und Belfort. Im Jahr 1819
fuhr Postmeister Auguste Ratisbonne mit Turgotinen aus dem Depot in der Rue des Juifs Nr. 16.

Modell des Theaters, linke Seite, 1813, angefertigt von dem Schreiner Bertrat nach Entwürfen von
Jean Villot, Maßstab 1:30
Das neue Theater aus Stein sollte den im Mai 1800 bei einem Brand zerstörten Vorgängerbau in der
Rue de la Comédie ersetzen. Das Modell des Neubaus wurde zu einer Zeit in Auftrag gegeben, als
das Projekt nach 13-jährigen Bauarbeiten auf der Stelle trat. Vor Villot hatten bereits drei andere
Architekten daran mitgewirkt, doch Zweifel hinsichtlich der Größe der Bühne und anderer
Theaterräume, kostspielige Dekore sowie ständige Intrigen hatten zu einer Überschreitung des
ursprünglich geplanten Budgets geführt und die Bauarbeiten erheblich verzögert.

1812 wurden neue Pläne genehmigt. Den Zuschauerraum entwarf Bérigny (Chefingenieur des
Departements), während die Details bzgl. Ausführung und Dekor von Stadtbaumeister Jean Villot
stammen; dieser leitete die Bauarbeiten bis zur Fertiggstellung im Jahr 1821. Villot beauftragte
Bertat mit der Anfertigung eines Modells, das dem Stadtrat eine Vorstellung vom fertigen Theater
vermitteln sollte.

Das Modell war in der Mitte des Gebäudes geteilt, um die Innengestaltung besser sichtbar zu
machen. In der Ausstellung ist nur der linke Teil des Modells zu sehen. Er zeigt den Portikus mit dem
nie ausgeführten Dreiecksgiebel, der 1818 letztlich durch die noch heute vorhandene moderne
Terrasse mit den sechs Musen ersetzt wurde. An die Eingangshalle schließt sich ein relativ kleines
Vestibül an, über dem sich ein Foyer befindet (Saal Bastide). Es verfügt über ein Mezzanin und in den
Ecken platzierte Heizkörper Zu den Rängen führen gewundene Treppen, die im Modell sichtbar
gemacht werden können, da sich einige seiner Bestandteile wie der Zuschauerraum und die hinter
der Bühne gelegenen Künstlerlogen bewegen lassen. Um den Zuschauerraum zu vergrößern, wurden
die Treppenaufgänge reduziert. Wie im Modell ersichtlich, waren die Logen zwischen den Rängen
ursprünglich durch Säulen verbunden, die aber bei den Restaurierungsarbeiten von 1953-1954
entfernt wurden.

Die Bühne wurde erst 1820 gebaut. Das Modell beinhaltet bereits den Orchestergraben. Zu erkennen
ist auch die Neigung der Bühne, die den Zuschauern im Parkett eine bessere Sicht gewährleisten
sollte; das Parkett selbst ist in entgegengesetzter Richtung geneigt.

Das bemerkenswerte Modell wurde in 8 ½ Monaten in Straßburg hergestellt.

Emilie Schmitt (1840-1898), Marketenderin des 3. Zuavenregiments // 1870
Blaues, rotes und gelbes Wolltuch, rote Borten, weißes Zellulosetuch, Spitze, bemaltes Metall, gelbes
Metall, Leder

Emilie arbeitete im gleichen Regiment wie ihr Mann, der Schneider Schmitt, und nahm am Krieg von
1870-1871 teil. Ihre orientalisch geschnittene Uniform besteht aus einer roten Kopfbedeckung (der
so genannten „chéchia“), einer Bolero-Jacke und einer aus dunkelblauem Tuch gearbeiteten Weste
arabischen Stils mit leuchtend roten Paspeln und Borten. Der arabeskenförmige Zieraufsatz der
Jacke hat die gelbe Farbe dieses der Provinz Constantine zugeteilten Regiments (was auch ein
Stempel auf dem Innenfutter der Weste belegt). Die sehr weite Sarouel-Hose hat einen weiblicheren
Schnitt. Mit dem zwischen Jacke und Rockbund getragenen dunkelblauen Wollgürtel sollte der
Unterleib warm halten werden, um Ruhrerkrankungen zu vermeiden. Zur Uniform gehörten auch
schwarze Nagelstiefel. Marketenderinnen stellten oft großen Mut unter Beweis, dennoch schaffte
das französische Kriegsministerium die Funktion Ende des 19. Jahrhunderts ab.

Emile Maechling (1878-1964), Modelle des Stadtzentrums vor und nach dem Großen
Straßendurchbruch (um 1910 bzw. 1916)
Diese beiden von Emile Maechling angefertigten Modelle, die sich im Süden bis zur Grand’Rue
erstrecken, zeigen die Umgestaltung des Stadtzentrums zwischen Altsanktpeter und Kléber-Platz.

Auf dem Modell vor dem Straßendurchbruch ist links Altsanktpeter mit seinen beiden
Kirchenschiffen zu erkennen, das ältere war der protestantischen Bevölkerung vorbehalten, die neue,
von Conrath entworfene Kirche, wurde 1866 für Katholiken gebaut. Die alten Häuser im Viertel

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zwischen Kirche und Kléber-Platz wurden aus hygienischen Gründen abgerissen. Einige Balkone
sowie Fachwerkensembles befinden sich heute in Museen der Stadt. Die Bewohner dieser Häuser
siedelten in die für sie errichtete Gartenstadt Stockfeld über, die mit den damals aufkommenden
öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen war. Der Fossé des Tanneurs (Gerbergraben) war von 1836
bis 1840 zwischen Fossé des Faux-Remparts und Grand’Rue zugeschüttet worden; vor 1850 war an
der neuen Straße eine Schule mit einem Hauptgebäude und vier kleinen Seitenflügeln entstanden.
An der Westseite des mit Grünanlagen und Bäumen bepflanzten Kléber-Platzes war von 1900 bis
1901 das Hôtel de la Maison Rouge erbaut worden.

Das Modell des Stadtzentrums nach dem Straßendurchbruch zeigt die Fassaden der an der neuen
Rue du 22 Novembre errichteten Gebäude, beispielsweise die des Sitzes von Electricité de
Strasbourg (gegenüber von Altsanktpeter) oder am anderen Ende der Straße die Fassade des
heutigen Kaufhauses Galeries Lafayette, bekannt unter dem Namen Magmod (dessen erste
Innengestaltung von Hans Thomas in einem Video zu sehen ist). Ferner ist im Modell der Entwurf für
den Folgebau des Hôtel de la Maison Rouge zu sehen, das erst wenige Jahre zuvor errichtet worden
war (am Standort des Gebäudes, in dem sich heute die FNAC befindet). Die Restaurierung des
Modells förderte zahlreiche Details wie Kino- und Ladenschilder zutage.

Leopold und Rudolf Blaschka, Quallenentwicklung, Glas, Magazin des Zoologischen Museums
Alle naturgeschichtlichen Museen dieser Zeit waren bestrebt, der Öffentlichkeit ein möglichst breites
Spektrum der weltweiten Fauna vor Augen zu führen, so auch das Zoologische Museum und sein
Direktor Ludwig Döderlein. Während die Präsentation von Arten, die sich präparieren lassen oder wie
Insekten und Schalentiere über Außenskelette verfügen, kein besonderes Problem darstellte, war die
Konservierung von Quallen, Tintenfischen und anderen Weichtieren sehr schwierig. Diese Exemplare
konnten nur in Alkohol aufbewahrt werden; da sie dann aber Farben und Formen verloren, war ihre
Ähnlichkeit mit lebenden Tieren nur sehr gering. Die damals existierenden Modelle aus Pappmaché,
Gips oder Wachs konnten wiederum die Transparenz dieser Organismen nicht wiedergeben; dies war
nur mit Glas möglich.

Dieses Problem lösten die wunderschönen Glasmodelle der beiden böhmischen Glasbläser Leopold
und Rudolf Blaschka, die eine sehr wirklichkeitsnahe Vorstellung von diesen kaum bekannten
Tierarten vermittelten.

Ab 1877/78 fertigten die Blaschkas auch anatomische Modelle und große Embryonalstadien-
Modelle an, die Alexander Goette, Professor für Embryologie und vergleichende Anatomie an der
Kaiser-Wilhelm-Universität Straßburg und Kollege von Ludwig Döderlein, im Unterricht einsetzte.
Aufgrund der wissenschaftlichen Nutzung der Modelle war ein Höchstmaß an Präzision erforderlich,
und die Glasbläser mussten einschlägige Publikationen zu Rate ziehen und bestimmte Tierarten
sogar selbst im Aquarium aufziehen.

So wurden die ursprünglich als stilvolle Raumdekoration gedachten Glasmodelle zu vollwertigen
Anschauungsobjekten für Forschung und Lehre.

Propagandaplakat „Und Ihr? Zeichnet die Kriegsanleihe!“, 1917
Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs bestand allgemein Einigkeit darüber, dass er nur wenige
Wochen dauern würde. Keines der kriegführenden Länder hatte einen langfristigen Kriegshaushalt
angelegt; daher wurde versucht, die nötigen Mittel mit Spenden und Kriegsanleihen aufzubringen.
Deutschland nahm von 1914 bis 1918 insgesamt neun Kriegsanleihen auf.

Die Werbeplakate des offiziellen Kriegsmalers Fritz Erler hatten großen Erfolg. Dieses Plakat zeigt
einen stehenden Piloten, der den Betrachter ansieht und das ganze Bild dominiert, während
Flugzeug und Waffe kaum zu erkennen sind. Wie ein Kommandeur scheint der Flieger dem
Betrachter zu befehlen, seinen Beitrag zu den Kriegsanstrengungen zu leisten.

Neben den Aufrufen für die Kriegsanleihen entstanden in dieser Zeit zahllose Werbeplakate für
soziale Hilfswerke, Kriegsversehrte usw. Diese Plakate wurden überall in Deutschland, einschließlich
Elsass-Lothringens, verbreitet.

Mathis 5 CV Typ P, Torpedo, Dreisitzer, 1925
Dieses Auto sowie die Werbeobjekte und die Autoteile, die dem Museum von dem sehr aktiven
Verein der Mathis-Freunde bzw. dessen Mitgliedern geschenkt wurden, zeugen davon, dass ein
Kapitel der Automobilgeschichte im Straßburger Mathis-Werk geschrieben wurde, das sich zwischen

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den beiden Weltkriegen im Stadtviertel Meinau befand. Dieses Fahrzeug ist ein seltener Dreisitzer,
geläufiger waren Zweisitzer.

Wie die Werbung propagiert, verkörperte dieser Torpedo Mathis’ Strategie, leichte, robuste und
sparsame Autos zu bauen, die dennoch über alle technischen Vorzüge der großen Wagen ihrer Zeit
verfügten. Um dieses Ziel zu erreichen, führte Emile Mathis schon 1912 in seinem Werk in der
Meinau die Fließbandfertigung ein (das Werksgelände erstreckte sich vom heutigen Citroën-
Autohaus bis zur Rue de la Plaine des Bouchers),

Die aus einem Holz-Blech-Verbundwerkstoff bestehende Karosserie wurde auf Bestellung des
Kunden hergestellt.
Mathis, der schon 1898 im Alter von nur 18 Jahren eine Werkstatt eröffnet hatte, war einer der
größten Straßburger Arbeitgeber in den Zwischenkriegsjahren. Um sein Unternehmen zu retten, sah
er sich 1934 zu einer Allianz mit Ford gezwungen (unter der Marke Matford), die er jedoch wenig
später aufkündigte. Er gewann den Prozess gegen den amerikanischen Geschäftspartner.

Um der drohenden Inhaftierung durch den deutschen Besatzer zu entgehen, emigrierte Emile Mathis
im Krieg in die USA, wo er in seinem Matam-Werk Munition für die Amerikaner herstellte. Dafür
ehrte ihn die US Navy mit dem Navy E Ribbon. Außerdem lieferte er der amerikanischen Luftwaffe
alle erforderlichen Angaben für die Bombardierung des Straßburger Werkes, das die Deutschen
bereits im Juni 1940 beschlagnahmt hatten, um dort Junkers-Motoren zu bauen und zu überholen.

Aufgrund des Krieges und der noch auf die Vorkriegszeit zurückgehenden Unzufriedenheit seiner
Kunden (die keine anderen als Matford-Ersatzteile finden konnten), gelang es Mathis nach 1945
nicht, seinen einstigen Ruf wiederzuerlangen.

Säulenfragmente der ehemaligen Synagoge, Marmor
Die 1898 von dem Karlsruher Architekten Ludwig Levy errichtete neue Konsistorialsynagoge war der
letzte Sakralbau der deutschen Periode. Das Gebäude befand sich am Quai Kléber vor dem
ehemaligen Kornspeicher und neben dem ersten, damals bereits zur Markthalle umgebauten
Bahnhof. Der Synagogenbau wurde von der jüdischen Gemeinde finanziert und erhielt Beihilfen der
Stadt und der Provinz Elsass-Lothringen.

Gemäß den rituellen Vorschriften war sie von Osten nach Westen ausgerichtet und in zwei Teile
gegliedert: ein großes Schiff, dessen Erdgeschoss für die Männer bestimmt war, während den Frauen
die Galerien vorbehalten waren, sowie einen Chor mit einer höher gelegenen Estrade und einem Pult,
einer Kanzel und der Heiligen Arche. Die Synagoge bot Raum für 1639 Personen.

Im September 1939 wurde die jüdische Bevölkerung mit den anderen Straßburgern evakuiert. Erst
im Mai 1940 barg der israelitische Militärseelsorger Schuhl die letzten Thora-Rollen aus der
Synagoge am Kléber-Quai. Nach dem Waffenstillstand am 22. Juni 1940 durften Juden nicht ins
Elsass zurückkehren, ihr Straßburger Besitz wurde beschlagnahmt. In der Nacht vom 30. September
1940 wurde die Synagoge in Brand gesteckt, die Überreste wurden im März 1941 abgerissen.
1945 war nichts mehr erhalten außer diesen beiden Säulenfragmenten, die ein Student geborgen
hatte und die er dem Historischen Museum kurz vor seinem Tod viele Jahre später übereignete. Eine
ebenfalls geretteter Löwenskulptur befindet sich heute in der neu erbauten Synagoge in der Avenue
de la Paix.

Entwurf für Schmuck und Beflaggung zur Einweihung der NS-Universität
Am 23. November 1941 wurde die nationalsozialistische Universität feierlich eingeweiht. Die
Zeichnung zeigt einen Entwurf für die Ausschmückung des Vorplatzes der Universität. Fassade und
Vorplatz waren mit Hakenkreuzfahnen und Reichsadlern dekoriert.
Mit dem Aufbau der Reichsuniversität Straßburg wurde der zum Dekan ernannte Ernst Anrich, ein
1918 nach Deutschland ausgewanderter Elsässer, beauftragt. Aufgabe der Universität war es, das
nationalsozialistische Gedankengut zu verbreiten, das Deutschtum zu pflegen und als Bollwerk
gegen den französischen Einfluss zu fungieren. Theologische Fakultäten waren nicht zugelassen und
kein einziger Dozent der französischen Universität wurde ernannt.
Die französische Universität sowie die Universitätsbibliothek waren im Herbst 1939 nach Clermont-
Ferrand evakuiert worden. Doch im Februar 1941 gab das Vichy-Regime der Forderung der
Nationalsozialisten nach, und die Bibliotheksbestände wurden nach Straßburg zurückgebracht. 1943
wurde bei zwei Razzien versucht, die Widerstandsgruppen der Professoren und Studenten in
Clermont-Ferrand auszuheben.

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Die Fahne von Kufra, gehisst am 23. November 1944 auf dem Straßburger Münster
Diese behelfsmäßig gefertigte Trikolore, die der Soldat Maurice Lebrun vom Marokkanischen Spahi-
Marschregiment auf dem Straßburger Münster hisste, symbolisiert die Erfüllung des Schwurs zur
Befreiung Straßburgs, den General Leclerc in Kufra geleistet hatte. Am 21. Dezember 1940 nahm
Philippe Leclerc mit 400 Männern und 56 Fahrzeugen die libyschen Kufra-Oasen ein. Am 16. Februar
1941 schlugen die Franzosen die Italiener, und am 2. März legten General Leclerc und seine
Soldaten den folgenden Eid ab: „Schwört, dass Ihr die Waffen erst dann niederlegt, wenn unsere
Farben, unsere schönen Farben, über dem Straßburger Münster wehen.“ Die Fahne wurde aus
Stoffen genäht, die man im Münsterviertel zusammengetragen hatte: das blaue Tuch war Teil der
Schürze von Frau Lorentz, einer Verkäuferin auf der Place Saint-Etienne, für das weiße Tuch hatten
die Eltern von Charles Mark ein Laken beigesteuert, und der rote Stoff wurde aus einer NS-Fahne
geschnitten.

Nachdem die 2. Panzerdivision Leclerc die deutschen Linien erstmals am 16. November 1944
durchbrochen hatte, wurde sie taktisch aufgeteilt. Am 21. November erreichten die Einheiten die
Gegend um Saverne und La Petite-Pierre, am 22. November nahmen sie Saverne ein. Am 23.
November marschierten Leclercs Truppen aus fünf verschiedenen Richtungen auf Straßburg. Mit der
verschlüsselten Nachricht „Tissu est dans iode“ informierte General Rouvillois Leclerc, dass die 2.
Panzerdivision in Straßburg war. Der Einmarsch war völlig überraschend, und der deutsche General
Vaterrodt übergab General Leclerc die Kapitulation.

Richterrobe von Jean-Paul Costa, 1990er Jahre
Die Richterrobe gehörte Jean-Paul Costa, der Frankreich von 1998 bis 2011 am Europäischen
Gerichtshof für Menschenrechte repräsentierte. Er war von 2001 bis 2007 Vizepräsident und
anschließend bis 2011 Präsident des EGMR. 2012 wurde er zum Präsidenten des Institut
international des droits de l’homme René Cassin in Straßburg gewählt.

Im Zusammenhang mit dieser Robe wird auf die Bedeutung des Europäischen Gerichtshofs für
Menschenrechte eingegangen, dessen Sitz sich in Straßburg befindet. Als internationale
Gerichtsbarkeit überwacht der EGMR die Einhaltung der Europäischen Menschenrechtskonvention.
Er nimmt Beschwerden gegen Unterzeichnerstaaten dieser Konvention des Europarates entgegen,
wenn der Kläger alle nationalen Rechtswege ausgeschöpft hat. Die Beschwerde muss sich auf die
Verletzung eines der Rechte der Konvention beziehen und spätestens sechs Monate nach der
endgültigen innerstaatlichen Entscheidung eingereicht werden. Sie wird untersucht, wenn dem
Beschwerdeführer der Opferstatus zuerkannt wird und ihm erheblicher Nachteil entsteht.

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7. Ausstellungsdesign
Von Laurent Marquart, Museograf und Ausstellungsdesigner, gsmproject création

Ein Museum des Wissens – ein Museum der Emotionen und der spielerischen Entdeckung

Die aktuelle Entwicklung von Museografie und Szenografie geht in Richtung neuer Konzepte für die
Präsentation und Vermittlung historischer Inhalte und Themen, bei denen der Besucher auf
kognitiver, sensorieller, emotionaler und spielerischer Ebene angesprochen werden soll.

Die Stärke des museografisch-szenografischen Konzepts des Historischen Museums Straßburg liegt
in dem Bestreben, zeitgenössische Medien und Technologien auf optimale Weise zur Präsentation
von Themen und Werken einzusetzen.

Das Ausstellungsdesign des neuen Museumsabschnitts präsentiert sich daher wie eine theatrale
Inszenierung der Stadtgeschichte. Dabei veranschaulicht es eine besonders bewegte, von
zahlreichen Umwälzungen geprägte Zeit: Vier Machtwechsel in 149 Jahren, aber auch eine
erstaunliche Beständigkeit und ein aus diesen besonderen Umständen hervorgehendes einzigartiges
Kulturamalgam.

Dieser Leitgedanke – das Design der Ausstellung als Ausdruck und Spiegel seiner Thematik –
entfaltet sich auf allen Ebenen: bei der Präsentation der großformatigen, raumgreifenden Werke und
der kleineren Exponate in Wand- und Haubenvitrinen, in den audiovisuellen Animationen und den
kostenlosen Audioguides, in den interaktiven Spielen sowie in dem, was wir „Zauberkästen“ nennen:
virtuelle Begegnungen mit neun Personen, die den Zweiten Weltkrieg auf ganz unterschiedliche
Weise erlebt haben.

Ein spannungsreiches Ausstellungsdesign als Spiegel der Stadtgeschichte

Ein abwechslungsreicher Rundgang

Der zweite und letzte Museumsabschnitt beschäftigt sich mit den besonders ereignisreichen Jahren
zwischen 1800 und 1949. Deshalb werden die Ausstellungsstücke hier in einer ganz neuen, offenen
Form präsentiert, die den Kontrast zwischen Kriegs- und Friedenszeiten besonders gut verdeutlicht.

Bis 1870 wandelt der Besucher noch durch ein größtenteils mittelalterliches Mauernlabyrinth,
dessen schiefe Winkel mit der allgegenwärtigen Architektur des Museumsgebäudes aus dem
16. Jahrhundert lebhaft kontrastieren. Mit der deutschen Machtübernahme im Jahr 1870 verkörpert
das Ausstellungsdesign jedoch eine Stadt, die ihre Mauern sprengt.

Die offene Perspektive und der natürliche Lichteinfall geben dem der deutschen Zeit gewidmeten
Bereich eine ganz besondere Raumdimension. Mit der Rückkehr des Elsass zu Frankreich (1918),
dem Zweiten Weltkrieg (1939-45) und der Befreiung (1945) orientiert sich das Ausstellungsdesign
an den rechtwinkligen Strukturen des Gebäudes: Die so entstehende neue Gliederung führt von
Ersten zum Zweiten Weltkrieg.
Im letzten Bereich kennzeichnet die Form des (parlamentarischen) Halbkreises den Eintritt der Stadt
in ein neues, europäisches Zeitalter.

Zum Schluss der Ausstellung zieht die Stadt Straßburg Parallelen und Verbindungen zwischen seiner
eigenen Geschichte und den Schicksalen der Städte Gdańsk, Poznań, Bratislava, Triest, Genf und
Brüssel.

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Das Thema als Grundlage für ein innovatives Konzept

Die „Zauberkästen“ zum Thema Schicksale, die an verschiedenen Stellen des Rundgangs aufgestellt
sind, veranschaulichen anhand von Animationen und Gegenständen die Identitätskonflikte, mit
denen die Straßburger konfrontiert waren, wenn sie sich auf unterschiedlichste Weise an einen
neuen Machthaber anpassen mussten – sofern sie die Stadt nicht schon vorher verlassen hatten
oder vertrieben worden waren.

Dabei kontrastiert die Formensprache des Ausstellungsdesigns stets mit den imposanten Strukturen
des Museumsgebäudes aus dem 16. Jahrhundert.

Bevor er den letzten Raum verlässt, erwarten den Besucher noch zwei Überraschungen:
- ein Zitat von Victor Hugo, datiert auf genau 100 Jahre vor der Gründung des Europarats
- die Möglichkeit, eine virtuelle Postkarte mit einem unveröffentlichten, originell gestalteten Bild von
einem der Ausstellungshighlights zu verschicken.

Die Highlights

In jedem Raum erwarten den Besucher visuelle Überraschungen, interessante Highlights und
abwechslungsreiche Gestaltungselemente:

Französische Zeit (1800-1870)
    ‐ ein großer Schaukasten mit einem Teil der spektakulären Papiersoldaten-Sammlung, die
        während des Rundgangs immer wieder auftauchen
    ‐ eine interaktive Animation mit Stücken aus der Kostümsammlung
    ‐ ein Modell des Großen Theaters, das auch dessen Innenraum zeigt
    ‐ kurioses Lehrmaterial aus der Universität und die wunderschönen letzten Postkutschen

Deutsche Zeit (1870-1918)
   ‐ die ersten Geschosse aus den Bombardements des Deutsch-Französischen Krieges,
       symbolisch einigen Gewehren gegenübergestellt
   ‐ dreidimensionale Fotografien von der nach den Bombardements in Ruinen liegenden Stadt
   ‐ die beiden Modelle des Großen Straßendurchbruchs (vorher und nachher), welche die
       rasante Stadtentwicklung jener Zeit eindrucksvoll verdeutlichen, und ein interaktives Spiel
   ‐ kurioses und überraschendes Lehrmaterial aus der deutschen Universität

Erster Weltkrieg (1914-1918)
    ‐ handbemalte Geschosse, die einst als Kriegssouvenirs dienten
    ‐ die ersten Lebensmittelkarten der damaligen Zeit

Befreiung (1918)
    ‐ der Kopf des Reiterdenkmals von Kaiser Wilhelm I.
    ‐ eine audiovisuelle Animation und ein Film über die Befreiung (Actualités Gaumont)

Französische Zeit (1918-1939)
    ‐ 21 kleine Gipshäuser als Beispiele für die Sozialwohnungen jener Zeit
    ‐ ein Frachtkahn in maßstabsgetreuem Verhältnis zum Silo Seegmuller
    ‐ ein Torpedo des Autobauers Mathis und ein Videozusammenschnitt mit zeitgenössischer
        Autowerbung
    ‐ ein Bildnismedaillon des Pasteur-Denkmals

Zweiter Weltkrieg (1939-1945)
   ‐ bunte Abzeichen von erstaunlicher Vielfalt, wie sie im Rahmen von
        Mittelbeschaffungsmaßnahmen im Dritten Reich verwendet wurden
   ‐ von Gefangenen des Lagers Tambow gefertigte Gegenstände
   ‐ geräuschuntermalte Filmaufnahmen der Bombenangriffe 1944/45
   ‐ „Zauberkästen“ zum Thema Schicksale mit Bildern und Gegenständen aus dem Eigentum
        der neun dargestellten Personen und audiovisuellen Szenarien, die den Besucher auf
        emotionaler Ebene ansprechen

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