Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025 - ITP
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ITP BVU Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025 FE-Nr. 96.0857/2005 München/Freiburg, 14.11.2007
ITP BVU Inhaltsverzeichnis 0 KURZFASSUNG 3 1 EINLEITUNG 19 1.1 Aufgabenstellung 19 1.2 Struktur des Gesamtprojektes und Aufgabenteilung zwischen den Instituten 21 1.3 Räumliche Differenzierung der Prognose 23 2 RAHMENBEDINGUNGEN 26 2.1 Vorbemerkungen 26 2.2 Sozio-ökonomische Strukturdaten 27 2.2.1 Demographische Entwicklung 27 2.2.2 Wirtschaftliche Entwicklung 33 2.3 Entwicklung des Verkehrsangebots 42 2.3.1 Straßenverkehr 42 2.3.2 Schienenverkehr 45 2.3.3 Binnenschifffahrt 49 2.3.4 Luftverkehr 51 2.4 Entwicklung der Verkehrsmittelnutzerkosten und weiterer Rahmenbedingungen 53 2.4.1 Verkehrsmittelnutzerkosten 53 2.4.2 Weitere Rahmenbedingungen 56 2.5 Entwicklung des Pkw-Bestands 58 2.5.1 Vorbemerkungen 58 2.5.2 Pkw-Bestand in den alten Bundesländern 60 2.5.3 Pkw-Bestand in den neuen Bundesländern und in Deutschland 65 3 INTEGRIERTES VERKEHRSNETZ 70 3.1 Einleitung 70 3.1.1 Aufgabenstellung 70 3.1.2 Charakteristiken des integrierten Verkehrsnetzes 70 3.2 Straßennetz 71 3.2.1 Aufbereitung 71 3.2.2 Knoten- und Streckenattribute sowie Anbindungen 72 3.2.3 Internationale Vorhaben 2025 73 3.2.4 Netzausschnitte 74 3.3 Schienennetz 77 3.3.1 Aufbereitung 77 3.3.2 Knoten- und Streckenattribute sowie Anbindungen 79 3.3.3 Netzausschnitte 80 3.4 Wasserstraßennetz 83 3.4.1 Aufbereitung 83 3.4.2 Knoten- und Streckenattribute / Anbindungen 84 3.4.3 Netzausschnitte 85 3.5 Luftverkehr 86 3.6 Intermodale Verknüpfungen 88 Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025 1
ITP BVU 4 PERSONENVERKEHR 91 4.1 Gegenstand und sachliche Abgrenzung der Prognose 91 4.2 Personenverkehr im Basisjahr 2004 97 4.2.1 Ermittlung der Analysematrix 2004 97 4.2.2 Verkehrsaufkommen und -leistung im Jahr 2004 103 4.3 Methodik der Prognose 108 4.3.1 Makroprognose 108 4.3.2 Mikroprognose 109 4.4 Ergebnisse der Prognose 129 4.4.1 Gesamtergebnis 129 4.4.2 Sonderthema: Entwicklung des Passagier-Luftverkehrs 133 4.4.3 Detailergebnisse nach Fahrtzwecken und zur regionalen Struktur 138 5 GÜTERVERKEHR 178 5.1 Gegenstand und sachliche Abgrenzung der Prognose 178 5.2 Güterverkehr im Basisjahr 2004 182 5.3 Methodik der Prognose 190 5.3.1 Makroprognose 190 5.3.2 Mikroprognose 191 5.4 Ergebnisse der Prognose 200 5.4.1 Gesamtergebnisse Verkehrsaufkommen und Verkehrsleistung je Verkehrsmittel 200 5.4.2 Entwicklung des Güterverkehrs nach Hauptverkehrsbeziehungen 212 5.4.3 Detailergebnisse zur regionalen und sektoralen Struktur 218 5.4.4 Sonderthema: Entwicklung des Seehafenhinterlandverkehrs 231 5.4.5 Sonderthema: Entwicklung des Luftfrachtverkehrs 235 5.4.6 Wertentwicklung der Transporte 241 5.4.7 Verkehr mit leichten Lkw 250 6 TREIBHAUSGASEMISSIONEN DES VERKEHRS 257 6.1 Vorbemerkungen 257 6.1.1 Gegenstand, Definitionen und methodischer Ansatz 257 6.1.2 CO2-Emissionsfaktoren 259 6.2 Straßenverkehr 261 6.2.1 Fahrleistungen 261 6.2.2 CO2-Emissionen 270 6.3 Schienenverkehr 277 6.3.1 Konzeption und Datenbasis 277 6.3.2 Schienengebundener ÖSPV 278 6.3.3 Eisenbahnpersonennahverkehr 280 6.3.4 Eisenbahnpersonenfernverkehr 282 6.3.5 Eisenbahngüterverkehr 284 6.3.6 Gesamtergebnis 286 6.4 Luftverkehr 289 6.4.1 Definitionen 289 6.4.2 Ergebnisse 290 6.5 Binnenschifffahrt 294 6.6 Gesamtergebnis 296 Literaturverzeichnis 301 Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025 2
ITP BVU 0 Kurzfassung Aufgabenstellung Ziel des vorliegenden Forschungsvorhabens ist die Analyse und Prognose der deutschland- weiten Verkehrsverflechtung in Form von verkehrsträgerübergreifenden Quelle-Ziel-Matrizen des Güter- und des Personenverkehrs für das Basisjahr 2004 und den Prognosehorizont 2025. Darauf aufbauend wurden auch die durch den Verkehr erzeugten Treibhausgasemissionen, insbesondere die CO2-Emissionen, prognostiziert. Die Verflechtungsmatrizen umfassten die Verkehrsarten • Straßenverkehr (im Personenverkehr weiter unterschieden in öffentlichen Verkehr und in Individualverkehr), • Eisenbahnverkehr (Personen- und Güterverkehr), • Binnenschifffahrt (nur Güterverkehr) • und Luftverkehr (Personen- und Güterverkehr). Die räumliche Differenzierung erfolgte innerhalb Deutschlands nach den 439 Kreisen (Stadt- und Landkreisen, NUTS3). Außerhalb Deutschlands wurde im Grenzgebiet zu Deutschland nach NUTS2-Regionen differenziert, mit zunehmender Entfernung wird höher aggregiert (NUTS1- bzw. NUTS0-Regionen). Singuläre Aufkommensschwerpunkte, insbesondere Seehä- fen und Flughäfen, wurden dabei als "eigene Regionen" berücksichtigt. Rahmenbedingungen Die demographischen Leitdaten der Prognose wurden vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) auf der Ebene der Kreise bzw. Raumordnungsregionen prognostiziert. Demnach wird die gesamte Einwohnerzahl Deutschlands von 82,5 Mio. (2004) bis 2025 auf 81,7 Mio., d.h. um 1 %, abnehmen (vgl. Tab. 0-1). Darunter wird die Zahl der Kinder und Ju- gendlichen unter 18 Jahren kräftig sinken, nämlich um 16 %. Die Zahl der Einwohner im Alter von über 18 Jahren, die sog. "fahrfähige" Bevölkerung, wird dagegen noch etwas steigen (ins- gesamt 2 %). Innerhalb der Erwachsenen nimmt die Zahl der Einwohner im Alter von 18 bis 60 Jahren um 8 % ab, die der älteren Personen (60 und mehr) dagegen mit 26 % weit überdurch- schnittlich zu. Die Zahl der Schüler wird im Prognosezeitraum auf Grund des Rückgangs der entsprechenden Altersjahrgänge um 19 % sinken, die der Studenten dagegen um 15 % steigen. Für die Zahl aller Auszubildenden, die vor allem für den ÖPNV eine hohe Bedeutung besitzt, ergibt sich Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025 3
ITP BVU damit ein Rückgang um 14 %. Die Zahl der privaten Haushalte wird infolge der weiteren Ver- ringerung der durchschnittlichen Haushaltsgröße trotz rückläufiger Einwohnerzahl um 4 % zu- nehmen. Tabelle 0-1: Zentrale sozioökonomische Leitdaten 2004 2025 Veränd. 2025/04 (%) p.a. Insg. Einwohner (Mio.) 82,501 81,662 0,0 -1,0 darunter im Alter von - unter 18 14,829 12,407 -0,8 -16,3 - 18 und älter 67,672 69,255 0,1 2,3 - 18 bis unter 60 47,107 43,343 -0,4 -8,0 - 60 und älter 20,565 25,912 1,1 26,0 Schüler (Mio.) 11,782 9,573 -1,0 -18,8 Studenten (Mio.) 1,965 2,250 0,6 14,5 Auszubildende insg. (Mio.) 13,747 11,823 -0,7 -14,0 Haushalte (Mio.,) 39,218 40,843 0,2 4,1 Bruttowertschöpfung (Mrd. Euro, in Pr. v. 1950,1 2787,6 1,7 42,9 1995) Erwerbstätige (Mio.) 38,875 39,149 0,0 0,7 Pkw-Bestand (Mio.) 45,376 51,059 0,6 12,5 Pkw-Dichte (Pkw pro 1000 Einwohner) 550 625 0,6 13,7 Pkw-Dichte (Pkw pro 1000 Einw. über 18 J.) 671 737 0,5 10,0 Die reale Bruttowertschöpfung wird gemäß der Strukturdatenprognose des Instituts für Wirt- schaftsforschung Halle (IWH) zwischen 2004 und 2025 um jahresdurchschnittlich 1,7 % wach- sen. Pro Kopf bedeutet dies einen geringfügig höheren Anstieg (1,8 %). Die gesamtwirt- schaftliche Produktivität wird gemäß der, hier verwendeten, Prognose der Rürup-Kommission um ebenfalls 1,7 % p.a. zunehmen. Daraus ergibt sich für die Erwerbstätigenzahl eine nur sehr geringe Zunahme (0,03 % p.a. oder insgesamt 1 %). Für die Verkehrsinfrastruktur Deutschlands des Jahres 2025 wurden alle Projekte des Vor- dringlichen Bedarfs des BVWP 2003 als realisiert unterstellt. Für relevante Projekte im Ausland wurden im Allgemeinen nur Projekte als realisiert angenommen, die aus heutiger Sicht nicht zur Disposition stehen. Für das Angebot im Eisenbahnverkehr wurden spürbare Fahrzeit- bzw. Transportverkürzungen sowie im Güterverkehr darüber hinaus ein bedarfsgerechter Ausbau der Infrastruktur des Kombinierten Verkehrs und Produktivitätsverbesserungen zu Grunde gelegt. Im Luftverkehr wurde ein nachfragegerechter Ausbau der Start-/Lande- und der Terminalkapa- zitäten angenommen. Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025 4
ITP BVU Hinsichtlich der Verkehrsmittelnutzerkosten des Personenverkehrs wurde für alle Verkehrs- arten mit Ausnahme des Luftverkehrs, also für den Individual-, den Eisenbahn- und den öffent- lichen Straßenverkehr ein Anstieg um real 1 % pro Jahr angenommen. Für den Luftverkehr wurde eine reale Konstanz unterstellt. Für den Güterverkehr wurde, in erster Linie auf Grund der zu erwartenden spürbaren Produktivitätsfortschritte, ein Rückgang der Nutzerkosten in Hö- he von 8 % (Lkw- und Eisenbahnverkehr) bzw. 30 % (Binnenschifffahrt) angenommen. Der Pkw-Bestand stellt eine zentrale Einflussgröße des Individual- und damit auch des ge- samten Personenverkehrs dar. Die auf die fahrfähige Bevölkerung bezogene Pkw-Dichte er- höht sich im Prognosezeitraum von 671 auf 737 Pkw pro 1000 Einwohner, d.h. um 10 %. In- folge der noch leicht steigenden Zahl der Erwachsenen wächst der Pkw-Bestand etwas stär- ker, nämlich von 45,4 Mio. auf 51,1 Mio. oder um 13 %. Inhaltlich ist die Bestandsausweitung zum Einen auf die Personengruppen zurückzuführen, deren Motorisierungsgrad derzeit noch unterdurchschnittlich ausgeprägt ist, d.h. die älteren Personen, die Frauen und die Zuwanderer. Zum Anderen gehen von der zunehmenden Zweitwagenausstattung bestandserweiternde Ef- fekte aus. Personenverkehr Gesamtergebnis nach Verkehrsarten Im gesamten Personenverkehr (einschließlich der nichtmotorisierten Fahrten) wächst das Verkehrsaufkommen zwischen 2004 und 2025 von 100,3 Mrd. auf 103,1 Mrd. Fahrten oder um 2,7 % (vgl. Tab. 0-2 und Abb. 0-1). Der motorisierte Verkehr nimmt dabei um 7,1 % zu. Die Verkehrsleistung, die wichtigste Kenngröße zur Bestimmung der Verkehrsentwicklung, erhöht sich aufgrund des überproportional wachsenden Fernverkehrs und steigender Fahrtweiten deut- lich stärker, nämlich insgesamt von 1.161 Mrd. Pkm in 2004 auf 1.368 Mrd. oder um 17,9 %. Bei Betrachtung allein des motorisierten Verkehrs liegt der Zuwachs bei 19,4 %, was jeweils einem durchschnittlich jährlichen Wachstum von 0,8 % per annum im Prognosezeitraum entspricht. Die Hauptgründe für die Zunahme der Mobilität liegen auch künftig im Wirtschaftswachstum, auch als Indikator für die gesellschaftliche Entwicklung, und in der Individualmotorisierung. Die Veränderung der Altersstruktur wirkt zwar dämpfend auf das Verkehrswachstum, wird aber deut- lich überkompensiert durch das Mobilitätswachstum innerhalb der Alters- bzw. Lebenszyklus- gruppen. Im motorisierten Individualverkehr wächst die Fahrtenzahl von 57,3 auf 62,4 Mrd., d.h. um 8,9 %. Dessen Dominanz wird sich damit nochmals etwas erhöhen, indem sein Anteil am moto- risierten Verkehr von 83,6 % auf 85,0 % wächst. Verantwortlich für die anhaltende Expansion Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025 5
ITP BVU sind neben der Erweiterung des Pkw-Bestands auch die siedlungsstrukturelle Entwicklung und die zunehmende Freizeitmobilität, wobei der Pkw-Verkehr eine überragende Rolle einnimmt. Die Verkehrsleistung steigt aufgrund des überproportionalen Wachstums der längeren Fahrten mit 16 % stärker als das Aufkommen, und zwar von 887,4 Mrd. (2004) auf 1029,7 Mrd. Pkm. Da der stark expandierende Luftverkehr an der Leistung einen weit größeren Anteil besitzt als am Aufkommen, nimmt der Anteil des Individualverkehrs hier – im Gegensatz zur Fahrtenzahl – etwas ab, nämlich von 81,3 % auf 79 %. Tabelle 0-2: Entwicklung des gesamten Personenverkehrs nach Verkehrszweigen Absolute Werte Modal-Split (%) Veränderung 2025 : 2004 2004 2025 2004 2025 insgesamt in % p.a. in % Verkehrsaufkommen (Mio. Personen) des motorisierten Verkehrs Motor. Individualverkehr 57.277 62.401 83,6 85,0 8,9 0,4 Eisenbahnverkehr 2.071 2.199 3,0 3,0 6,2 0,3 ÖSPV 9.055 8.557 13,2 11,7 -5,5 -0,3 Luftverkehr 107 222 0,2 0,3 107,5 3,5 Summe Motoris. Verkehr 68.510 73.379 100 100,0 7,1 0,3 des gesamten Verkehrs Summe Motoris. Verkehr 68.510 73.379 68,3 71,2 7,1 0,3 Fahrradverkehr 8.752 8.257 8,7 8,0 -5,7 -0,3 Fußwegverkehr 23.060 21.426 23,0 20,8 -7,1 -0,3 Insgesamt 100.322 103.062 100 100 2,7 0,1 Verkehrsleistung (Mrd. Pkm) des motorisierten Verkehrs Motor. Individualverkehr 887,4 1029,7 81,3 79,0 16,0 0,7 Eisenbahnverkehr 72,6 91,2 6,7 7,0 25,6 1,1 ÖSPV 82,7 78,7 7,6 6,0 -4,8 -0,2 Luftverkehr 48,7 103,0 4,5 7,9 111,5 3,6 Summe Motoris. Verkehr 1091,4 1302,6 100 100 19,4 0,8 des gesamten Verkehrs Summe Motoris. Verkehr 1091,4 1302,6 94,0 95,2 19,4 0,8 Fahrradverkehr 30,4 29,0 2,6 2,1 -4,6 -0,2 Fußwegverkehr 38,8 36,2 3,3 2,6 -6,7 -0,3 Insgesamt 1160,6 1367,8 100 100 17,9 0,8 Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025 6
ITP BVU Abbildung 0-1: Entwicklung des gesamten Personenverkehrs nach Verkehrszweigen Verkehrsaufkommen (Mrd. Personen) 120 90 MIV Eisenbahnverkehr ÖSPV Luftverkehr 60 Fahrradverkehr Fußwegverkehr 30 0 2004 2025 Verkehrsleistung (Mrd. Pkm)1) 1500 1200 MIV 900 Eisenbahnverkehr ÖSPV Luftverkehr Fahrradverkehr 600 Fußwegverkehr 300 0 1) Territorialleistung in Deutschland 2004 2025 Algemein\Ratz\Prog-2025\Bericht\Graphik\Abb_Verkehrszweige_Summe.dsf Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025 7
ITP BVU Im Eisenbahnverkehr ist für das Verkehrsaufkommen mit einer Steigerung von 6,2 % auf das Niveau von ca. 2,2 Mrd. Fahrten zu rechnen. Damit bleibt dessen Marktanteil am gesamten motorisierten Personenverkehr bei rund 3 %. Bezogen auf die Verkehrsleistung steigt der Bahnverkehr um 25,6 % und damit etwas stärker als die anderen landgebundenen Verkehrs- zweige. Dies ist vor allem auf die erheblichen Angebotsverbesserungen aufgrund des Ausbaus des Schienennetzes vor allem im Fernverkehr zurückzuführen. Die Bahn kann deshalb ihren Marktanteil an der motorisierten Verkehrsleistung von 6,7 % auf 7 % ausweiten. Bezieht man den öffentlichen Straßenpersonenverkehr (ÖSPV) mit ein, bei dem die Fahrten- zahl um 5,5 % auf knapp 8,6 Mrd. Personenfahrten und die Verkehrsleistung von 82,7 Mrd. Pkm um 4,8 % auf 78,7 Mrd. Pkm abnehmen, so sinkt der Anteil des landgebundenen öffent- lichen Personenverkehrs weiter ab, von derzeit 18,2 % auf 14,7 % beim Verkehrsaufkommen und von 14,3 % auf 13,0 % bei der Verkehrsleistung. Im Luftverkehr findet das mit Abstand stärkste Wachstum statt. Er profitiert neben dem an- haltenden Trend zu Fernreisen im Urlaubsverkehr und der international zunehmenden Verflech- tung der Wirtschaft vor allem auch vom Wachstum des sonstigen Privatverkehrs (Kurzreisen, Verwandten-/Bekanntenbesuche, vor allem auch von Personen mit Migrationshintergrund, so- wie vom zunehmenden Reiseverkehr zwischen Freizeitwohnsitz und Heimatwohnsitz). Die Zahl der Fahrradfahrten und der Fußwege nimmt um 5,7 % bzw. 7,1 % ab. Ihr Anteil redu- ziert sich damit von (zusammen) rund 32 % auf rund 29 % (Aufkommen) bzw. von 5,9 % auf 4,7 % (Leistung). Hier schlägt die Verschiebung in der Altersstruktur hin zu älteren Personen durch, deren Affinität zum nichtmotorisierten Verkehr geringer ist. Außerdem ist die Ursache in der siedlungsstrukturellen Entwicklung zu sehen, weil aufgrund der weiteren Suburbanisierung die Zahl der zu Fuß und mit dem Fahrrad erreichbaren Ziele sinkt. Die Zweit- und Drittmotorisie- rung tut hier weiteres; so nimmt dadurch vor allem auch das Bringen und Holen mit dem Pkw von Schule, Freizeitattraktivitäten u.a. auf Kosten des nichtmotorisierten Verkehrs zu. Entwicklung nach Fahrtzwecken Differenziert nach Fahrtzwecken weist innerhalb des gesamten, d.h. über die Verkehrszweige aggregierten, Personenverkehrs der Privatverkehr mit 36 % am Aufkommen und sogar 38 % an der Leistung im Jahr 2004 den größten Anteil aller Fahrtzwecke auf (vgl. Tab. 0-3 und Abb. 0-2). In diesem Fahrtzweck ist auch das Wachstum der Nachfrage – abgesehen von dem aufkommensmäßig weniger bedeutenden Fahrtzweck der Urlaubsreisen – am stärksten. Aus diesen Gründen entfallen von der Gesamtzunahme (über alle Fahrtzwecke) der Verkehrsleis- Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025 8
ITP BVU tung in Höhe von 207 Mrd. Pkm allein 113 Mrd. oder 54 % auf den Privatverkehr. Somit erhöht sich dessen Anteil weiter auf 40,6 %. Tabelle 0-3: Entwicklung des gesamten Personenverkehrs nach Fahrtzwecken Absolute Werte Anteile (%) Verände- rung 2025 : 2004 2004 2025 2004 2025 in % Verkehrsaufkommen (Mio. Personen) Beruf 14.923 15.135 14,9 14,7 1,4 Ausbildung 8.477 7.748 8,4 7,5 -8,6 Einkauf 34.306 34.162 34,2 33,1 -0,4 Geschäft 5.847 6.495 5,8 6,3 11,1 Urlaub 280 403 0,3 0,4 43,9 Privat 36.489 39.119 36,4 38,0 7,2 Insgesamt 100.322 103.062 100 100 2,7 Verkehrsleistung (Mrd. Pkm) Beruf 207,6 218,6 17,9 16,0 5,3 Ausbildung 55,2 53,7 4,8 3,9 -2,7 Einkauf 212,0 220,6 18,3 16,1 4,1 Geschäft 149,0 187,0 12,8 13,6 25,3 Urlaub 93,9 132,4 8,1 9,7 41,0 Privat 442,9 555,8 38,2 40,6 25,5 Insgesamt 1160,6 1367,8 100 100 17,9 Die Urlaubsreisen steigen mit rund 44 % (Aufkommen) bzw. 41 % (Leistung) prozentual am stärksten. Bei der gesamten Fahrtenzahl fällt dies angesichts des Anteils von unter 0,3 % nicht ins Gewicht, bei der Leistung dagegen schon. Hier trägt der Urlaubsverkehr immerhin 19 % der Gesamtzunahme bei. Sein Anteil nimmt hier von 8,1 % auf 9,7 % zu. Der Geschäftsverkehr ist leistungsbezogen der viertgrößte Fahrtzweck nach dem Privat-, dem Einkaufs- und dem Be- rufsverkehr. Seine Zunahme ist mit 25 % so stark wie beim Privatverkehr. Der Geschäftsverkehr steuert 18 % der gesamten Erhöhung der Verkehrsleistung bei. Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025 9
ITP BVU Abbildung 0-2: Entwicklung des gesamten Personenverkehrs nach Fahrtzwecken Verkehrsaufkommen (Mrd. Personen) 120 100 80 Privat Urlaub Geschäft 60 Einkauf Ausbildung Beruf 40 20 0 2004 2025 Verkehrsleistung (Mrd. Pkm)1) 1500 1200 Privat Urlaub 900 Geschäft Einkauf Ausbildung Beruf 600 300 0 2004 2025 1) Territorialleistung in Deutschland Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025 10
ITP BVU In allen anderen Fahrtzwecken wächst die Nachfrage sowohl absolut als auch relativ nur ver- gleichsweise geringfügig (Berufsverkehr) bzw. geht sogar zurück, nämlich im Ausbildungsver- kehr und aufkommensbezogen auch im Einkaufsverkehr. Deren Anteile nehmen somit alle mehr oder minder ab. Vom Gesamtanstieg der Verkehrsleistung entfallen auf diese drei Fahrtzwecke gerade 9 %. Entwicklung nach der regionalen Struktur In den einzelnen Bundesländern schwankt das Verkehrswachstum erheblich, und zwar vor al- lem aufgrund der unterschiedlichen demographischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingun- gen. So ist ein deutlich überproportionales Verkehrswachstum im motorisierten Verkehrsauf- kommen in Bayern, Hamburg, Baden-Württemberg und Hessen erkennbar. In Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Schleswig-Holstein entwickelt sich das Verkehrsaufkommen etwa wie im Durchschnitt. In Nordrhein-Westfalen, Saarland und Brandenburg ist das Wachstum unter- durchschnittlich. In sechs Bundesländern, nämlich Bremen, Sachsen, Thüringen, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt nimmt der Verkehr sogar ab. Güterverkehr Gesamtergebnisse Verkehrsaufkommen und Verkehrsleistung je Verkehrsmittel Die Eckwerte der Güterverkehrsprognose sind in Tabelle 0-4 und in den Abbildungen 0-3 bis 0-6 dargestellt. Insgesamt steigen im Güterfernverkehr, d.h. auf dem für die Konkurrenz zwi- schen Bahn, Binnenschiff und Straßenverkehr relevanten Transportmarkt ohne Straßen- güternahverkehr, das Transportaufkommen um 48 % und die Transportleistung auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland um 74 %. Aufkommen und Leistung im Straßengüternahver- kehr wachsen dagegen mit 3 % bzw. 11 % erheblich langsamer. Sowohl im Schienen- als auch im Straßengüterverkehr wachsen die Transportleistungen deut- lich stärker als das Transportaufkommen, so dass sich die Tendenz zu länger laufenden Transporten weiter fortsetzen wird. Im gesamten Güterfernverkehr wachsen die mittleren Transportweiten auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland um 18 % von 260 Kilometer im Jahr 2004 auf 306 Kilometer im Jahr 2025, unter Berücksichtigung des Straßengüterver- kehrs im Nahbereich erhöht sich die Transportweite von 151 km auf 203 km. Die Transportintensität, ausgedrückt in tkm pro erwirtschaftetem EUR, steigt bis zum Progno- sejahr 2025 an. Eine Entkoppelung von Wirtschafts- und Verkehrsleistungswachstum findet demzufolge – wie auch in der Vergangenheit – nicht statt. Die gleichzeitig sinkende Transport- Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025 11
ITP BVU elastizität signalisiert andererseits, dass sich diese Entwicklung einer Sättigungsgrenze nähert, da sich die Wachstumsraten von tkm und BWS annähern. Die prognostizierte Entwicklung bis 2025 sagt also eine weiter steigende Bedeutung des Transportsektors für die deutsche Wirt- schaft voraus, verliert allerdings bei Annäherung an den Prognosehorizont an Dynamik. Tabelle 0-4: Entwicklung des Güterverkehrs nach Verkehrsträgern Verkehrsaufkommen Verkehrsmittel 2004- 2004 2025 2025 Mio. t Anteil Mio. t Anteil ges. in % Schiene 322,0 16,0% 430,8 14,5% 34% dabei KV 52,4 16,3% 113,3 26,3% 116% Straßengüterfernverkehr 1.450,4 72,2% 2.249,1 75,9% 55% Binnenschiff 235,9 11,7% 282,8 9,5% 20% Zwischensumme ohne 2.008,2 100,0% 2.962,7 100,0% 48% Straßengüternahverkehr dabei Seehafenhinterland- 195,1 9,7% 451,1 15,2% 131% verkehr Straßengüternahverkehr 1.615,2 44,6% 1.659,2 35,9% 3% Straße gesamt 3.065,5 84,6% 3.908,4 84,6% 27% SUMME 3.623,4 4.622,0 28% Verkehrsleistung Transportweite 2004- 2004- Verkehrsmittel 2004 2025 2004 2025 2025 2025 Mrd. Mrd. ges. in ges. in Anteil Anteil Km Anteil tkm tkm % % Schiene 91,9 17,6% 151,9 16,7% 65% 285 353 24% dabei KV 24,4 26,6% 55,9 36,8% 129% 466 493 6% Straßengüterfernverkehr 366,5 70,2% 675,6 74,4% 84% 253 300 19% Binnenschiff 63,7 12,2% 80,2 8,8% 26% 270 284 5% Zwischensumme ohne 522,1 100,0% 907,7 100,0% 74% 260 306 18% Straßengüternahverkehr dabei Seehafenhinterland- 57,2 11,0% 153,1 16,9% 168% 293 339 16% verkehr Straßengüternahverkehr 25,9 4,7% 28,8 3,1% 11% 16 17 8% Straße gesamt 392,5 71,6% 704,3 75,2% 79% 128 180 41% SUMME 548,1 936,5 71% 151 203 34% Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025 12
ITP BVU Der Straßengüterfernverkehr wächst beim Transportaufkommen von knapp 1,5 Mrd. t im Jahr 2004 auf 2,2 Mrd. t im Jahr 2025, was einem Wachstum von 55 % entspricht. Die Verkehrs- leistungen steigen um 84 % von 367 Mrd. tkm auf 676 Mrd. tkm. Von dem gesamten zusätz- lichen Wachstum des Güterfernverkehrs entfallen damit über 80 % der Zunahme von Transport- aufkommen und -leistung auf den Straßengüterfernverkehr. Der Marktanteil des Straßen- güterfernverkehrs erhöht sich im Prognosezeitraum von 72 % auf 76 % beim Aufkommen und von 70 % auf 74 % bei den Leistungen (vgl. Tab. 0-4). Für den Verkehrsträger Schiene wird im Betrachtungszeitraum 2004 bis 2025 eine erhebliche Steigerung der Verkehrsleistung um insgesamt 65 % (bzw. durchschnittlich 2,4 % p.a.) prog- nostiziert. Für die Prognose 2025 erfolgte die Ermittlung des Modal Split auf der Grundlage eines restriktionsabhängigen Mengengerüsts. Der Marktanteil der Bahn sinkt geringfügig auf- grund des noch dynamischeren Wachstums des Straßengüterfernverkehrs bei Aufkommen und Leistung. Abbildung 0-3: Modal Split im Güterfernverkehr 2004 und 2025*) Aufkommen 2004 Aufkommen 2025 Schiene Schiene Binnen- 16% Binnen- 15% wasserstraße wasserstraße 10% 12% Straße (fern) Straße (fern) 72% 76% Leistung 2004 Leistung 2025 Schiene Schiene 18% Binnen- 17% Binnen- wasserstraße wasserstraße 9% 12% Straße (fern) Straße (fern) 70% 74% *) Aufgrund von Rundungsungenauigkeiten ergänzen sich die Prozentzahlen nicht immer zu genau 100% Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025 13
ITP BVU Der kombinierte Verkehr der Bahn kann sich im Prognosezeitraum 2004 bis 2025 bezogen sowohl auf Aufkommen als auch Leistung mehr als verdoppeln, was im Vergleich der Ver- kehrsträger einem überproportionalen Wachstum entspricht. Im Jahre 2025 werden ein Viertel des Transportaufkommens und ein gutes Drittel der Transportleistung der Bahn im kombinierten Verkehr erbracht. Die Binnenschifffahrt wächst unterproportional zum relevanten Gesamtmarkt, jedoch deut- lich stärker als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Hier wurden insbesondere singuläre Ereignisse wie Niedrigwasser herausgerechnet. Transportaufkommen und -leistung steigen gegenüber 2004 deutlich an, das Wachstum bleibt aber mit 20 % bzw. 26 % deutlich hinter der Entwicklung der anderen Verkehrsträger zurück, weshalb auch der relative Marktanteil im Mo- dal Split sinkt (vgl. Abb. 0-3). Abbildung 0-4: Entwicklung der Transportleistung im Güterverkehr (Veränderungen in % p.a.) © BVU GmbH 3,5% 3,2% 3,0% 2,8% 2,7% 2,6% 2,6% 2,5% 2,4% Veränderung (% p.a.) 2,0% 1,5% 1,1% 1,0% 0,5% 0,0% 0,0% Gesamt Straße Schiene Binnenwasserstraße 1995-2005 2004-2025 Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025 14
ITP BVU Entwicklung des Güterverkehrs nach Hauptverkehrsbeziehungen Insgesamt wächst das Aufkommen des Binnenverkehrs im Vergleich zu den anderen Ver- kehrsbeziehungen deutlich unterproportional (vgl. Abb. 0-5). Im Jahr 2025 wird mit knapp 57 % (in Umkehrung der aktuellen Verteilung) der größere Teil der Verkehrsleistung im grenzüber- schreitenden Güterverkehr erbracht werden. Innerhalb dessen steigt der Transitverkehr am stärksten auf ein gutes Fünftel der Gesamtleistung. Sowohl das Transportaufkommen als auch die Transportleistung wachsen im grenzüberschreitenden Versand etwas stärker als im grenz- überschreitenden Empfang. Abbildung 0-5: Entwicklung der Marktanteile der Hauptverkehrsbeziehungen an Transportaufkommen und -leistung Transportaufkommen Transportleistung 100% Transit; 3,3% T ransit; 6,2% Empfang; 8,9% Transit; 15,0% 90% Transit; 21,3% Empfang; 11,8% Versand; 7,8% 80% Versand; 10,6% Empfang; 17,4% 70% Empfang; 18,8% 60% Versand; 15,0% Anteil in % Versand; 16,5% 50% Binnenverkehr; 40% 80,0% Binnenverkehr; 71,5% 30% Binnenverkehr; 52,6% Binnenverkehr; 20% 43,4% 10% 0% 2004 2025 2004 2025 Binnenverkehr Versand Empfang Transit Binnenverkehr Versand Empfang Transit Entwicklung des Güterverkehrs in der regionalen Struktur Von allen Bundesländern wächst der Güterverkehr am stärksten in den Hafenstädten Ham- burg und Bremen. Aufgrund der im Ausgangszustand großen Bedeutung von Massengütern, die sich nur unterproportional entwickeln, wächst der Verkehr Nordrhein-Westfalens und des Saarlands nur unterdurchschnittlich. Bedingt durch die schwächere Wirtschaftsentwicklung nimmt der Güterverkehr in den ostdeutschen Bundesländern nur verhalten zu, in Berlin gar nicht. Im grenzüberschreitenden Verkehrsaufkommen stellen die Warenströme von und nach West- europa nach wie vor den größten Anteil. Die Güterverkehre nach Österreich, Italien und in die Schweiz folgen hier an zweiter Stelle. Im Vergleich der jährlichen Wachstumsraten bis 2025 weisen insbesondere Südost- und Osteuropa mit einem Wachstum von zwischen 4 % und 5 % p.a. die höchsten Steigerungsraten auf. Diese Entwicklung ist auch bei der Aufsplittung auf die Verkehrsträger zu beobachten. Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025 15
ITP BVU Sonderthema: Entwicklung des Seehafenhinterlandverkehrs Insgesamt wächst das Aufkommen um 131 % von 195 auf 451 Mio. t, die Leistung um 168 % von 57 auf 153 Mrd. tkm. Differenziert nach den Verkehrsarten zeigt sich die hohe Dynamik des Containerverkehrs, welcher sich bei Aufkommen und Leistung nahezu verdreifacht, was einem jährlichen Zuwachs von über 6,5 % p.a. entspricht. Der konventionelle Verkehr wächst mit 44 % beim Aufkommen und 64 % bei der Leistung deutlich schwächer. Insgesamt profitie- ren alle Verkehrsträger vom dynamischen Wachstum des Seehafenhinterlandverkehrs. Sonderthema: Entwicklung des Luftfrachtverkehrs Die Prognose ergibt eine Steigerung des Luftfrachtaufkommens in Deutschland von 2004 bis 2025 von 155 %. Dabei wächst der Kurier-/Express-/Paket-Verkehr mit 261 % oder 6,3 % p.a. deutlich überdurchschnittlich, dagegen stagniert die Luftpost, auch weil sie zum Teil in den KEP-Verkehr übergeht. Nach der Tonnage überwiegt aber weiterhin der konventionelle Fracht- verkehr. Generell nimmt der interkontinentale Luftfrachtverkehr stärker zu als der Europaver- kehr. Dabei sind die Zuwachsraten für den Nahen und Fernen Osten sowie für Lateinamerika am höchsten. In Europa wächst der konventionelle Luftfrachtverkehr weniger stark, auch weil sich die Straßeninfrastruktur mit und innerhalb der GUS-Staaten verbessern und die Grenz- übergangszeiten sich voraussichtlich verringern werden. Wertentwicklung der Transporte Die durchschnittlichen Werte der Transporte in EUR/t liegen in der Prognose 2025 bei der Straße mit rd. 2.700 €/t und bei der Bahn (knapp 3.000 €/t) ungefähr gleichauf, während die des Binnenschiffs mit rd. 1.000 €/t deutlich niedriger sind. Darin drücken sich überwiegend die zu erwartenden Unterschiede in der Güterstruktur innerhalb eines NST/R-Kapitels zwischen den Verkehrsträgern aus. In der Summe über alle Güterarten wachsen die Werte der transportierten Güter viel stärker als die transportierten Mengen, weil sich das Wachstum der Mengen und der spezifischen Werte kumulieren und zusätzlich die mit Abstand hochwertigsten Güter der Abtei- lung NST/R 9 weit überdurchschnittlich zunehmen. In der vorliegenden Prognose ist angenommen, dass die Transportpreise im Luftverkehr ge- genüber dem Basisjahr real konstant bleiben. Ein zusätzliches, durch sinkende Transportpreise stimuliertes Mengenwachstum findet damit nicht (mehr) statt. Daher ist anzunehmen, dass der Wert der per Luftfracht beförderten Güter tendenziell ansteigt. Angenommen wurde hier eine Zunahme von 1 % p.a. Daraus ergibt sich ein Durchschnittswert von 111.000 € pro Tonne. Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025 16
ITP BVU CO2-Emissionen Die direkten CO2-Emissionen des Straßenverkehrs, auf den der weitaus größte Teil des Ge- samtausstoßes aller Verkehrsträger entfällt, nehmen – in der Definition der Bilanzierung des Umweltbundesamts gemäß den Verpflichtungen nach dem Kyoto-Protokoll – um 11 % ab (vgl. Tab. 0-5). Der Ausstoß des (dominierenden) Pkw-Verkehrs geht zwar stärker zurück. Dies wird jedoch von dem Anstieg der Emissionen der Güterverkehrsfahrzeuge gedämpft. Tabelle 0-5: Entwicklung der direkten CO2-Emissionen aller Verkehrsträger (in den Definitionen nach dem Kyoto-Protokoll) Mio. t Veränd. 2025/04 2004 2025 (%) Straßenverkehr1)2) 160,0 142,0 -11,2 Schienenverkehr2)3) 1,5 1,2 -22,6 Luftverkehr4) 4,4 6,9 56,2 Binnenschifffahrt1)2) 0,9 0,9 4,5 Insgesamt 166,8 151,0 -9,5 Übriger Verkehr 4,5 4,5 0,0 Insgesamt (einschl. übriger Verkehr) 171,3 155,5 -9,2 1) Auf Basis des Inlandsabsatzes 2) Mit Emissionsfaktoren aus mineralischem Dieselkraftstoff 3) Einschließlich des stationären Verbrauchs 4) 20 % des Inlandsabsatzes von Flugturbinenkraftstoff und Flugbenzin Der direkte CO2-Ausstoß des Schienenverkehrs, der nur die Emissionen von dieselbetriebe- nen Fahrzeugen umfasst, sinkt vor allem auf Grund des rückläufigen Anteils dieser Traktionsart stark (23 %). Das Prognoseergebnis für die CO2-Emissionen des Luftverkehrs wird stark von der Wahl des Definitionsprinzips beeinflusst. Gemäß der für das Kyoto-Monitoring verwendeten Definition, nach der 20 % des Inlandsabsatzes von Flugturbinenkraftstoff herangezogen werden, steigen die Emissionen um 56 %. Diese hohe Zunahme ist natürlich in erster Linie auf das hohe Nach- fragewachstum zurückzuführen. Steigerungen der Auslastung und technische Effizienzverbes- serungen schwächen den Effekt stark ab. Trotz des Anstiegs belaufen sich die Emissionen des Luftverkehrs (in der Kyoto-Definition) auch im Jahr 2025 erst auf ein Zwanzigstel des Ausstoßes des Straßenverkehrs. Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025 17
ITP BVU Bei der Binnenschifffahrt gleicht der Rückgang des spezifischen Kraftstoffverbrauchs das Wachstum der Transportleistung annähernd aus. Deshalb verändert sich deren CO2-Ausstoß nur geringfügig (+5 %). Insgesamt wird für die Emissionen aller Verkehrsträger (in der Kyoto-Definition) ein Rückgang um 9 % oder 16 Mio. t prognostiziert. Die etwas höhere Abnahme im Straßenverkehr (11 %) wird durch den Anstieg im Luftverkehr abgeschwächt. Dieser Rückgang der CO2-Emissionen des Verkehrs ist vor dem Hintergrund der Entwicklung in der Vergangenheit und der zu erwar- tenden Nachfragezuwächse als durchaus beachtlich einzustufen. Selbstverständlich ist es denkbar, dass mit anderen Annahmen, als sie hier unterstellt wurden, eine noch stärkere Re- duktion erreicht wird. Dies betrifft – angesichts von deren Bedeutung für das Gesamtergebnis – insbesondere den spezifischen Verbrauch der Pkw und der Lkw. Um hier (noch) stärkere Reduktionswirkungen zu erreichen, müssen die diesbezüglichen Maßnahmen allerdings spür- barer Natur sein. Inwieweit derartige Maßnahmen umsetzbar sind, muss derzeit noch offen bleiben. Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025 18
ITP BVU 1 Einleitung 1.1 Aufgabenstellung Ziel des vorliegenden Forschungsvorhabens ist die Analyse und Prognose der deutschland- weiten Verkehrsverflechtung in Form von verkehrsträgerübergreifenden Quelle-Ziel-Matrizen des Güter- und des Personenverkehrs für das Basisjahr 2004 und den Prognosehorizont 2025. Sie bilden eine wichtige Grundlage für die langfristige Planung des Verkehrssystems und der Raumstruktur. Im Rahmen des vorliegenden Forschungsvorhabens wurden sie auch zur Ana- lyse und Prognose der durch den Verkehr erzeugten Treibhausgasemissionen, insbesondere der CO2-Emissionen, genutzt. Bei der Erstellung der Verflechtungsmatrizen wurden – mit Ausnahme der Rohrfernleitungen – alle Verkehrsarten einbezogen, nämlich • der Straßenverkehr, im Personenverkehr weiter unterschieden in öffentlichen Verkehr und in Individualverkehr, • der Eisenbahnverkehr (Personen- und Güterverkehr), • die Binnenschifffahrt (nur Güterverkehr) und • der Luftverkehr (Personen- und Güterverkehr). Im Personennahverkehr wurde zusätzlich der nichtmotorisierte Verkehr (Fahrradverkehr, Fußwege) prognostiziert. Der Seeverkehr wurde als externe Grundlage aus dem Forschungs- vorhaben "Seeverkehrsprognose" 1 eingestellt und daraus der Seehafenhinterlandverkehr abge- leitet. Die regionalen Verflechtungsmatrizen sind im Güterverkehr nach Zugsystem (Wagenladungs- verkehr, Kombinierter Verkehr) und Güterarten (NST-Güterkapitel), im Personenverkehr nach Fahrtzwecken unterschieden. Sie basieren auf abgestimmten Annahmen zu Rahmenbedingun- gen sowie auf einem definierten Infrastrukturangebot und liefern damit die Ausgangsbasis für nachfolgende Untersuchungsschritte wie beispielsweise die Erzeugung von Fahrzeugmatrizen und die Simulation von Verkehrsumlegungen für alle Verkehrsträger. In weiteren Arbeitsschritten wurden für den Straßengüterverkehr Aussagen zur Volumenaus- lastung getroffen. Die vorliegende Studie untersucht außerdem für alle Verkehrsträger die Ent- wicklung der monetären Werte der beförderten Güter. Hierfür wurden aus der Außenhandels- 1 Planco Consulting GmbH, Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtung, Seeverkehrsprognose (LOS 3), im Auftrag des Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, FE-Nr. 96-0864/2005, April 2007 Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025 19
ITP BVU statistik Menge-Wert-Relationen nach Verkehrsträger und Güterkapitel abgeleitet und für den Prognosehorizont geeignet fortgeschrieben. Die räumliche Differenzierung erfolgt innerhalb Deutschlands nach den 439 Kreisen (Stadt- und Landkreisen, NUTS3 1). Außerhalb Deutschlands wird im Grenzgebiet zu Deutschland nach NUTS2-Regionen differenziert, mit zunehmender Entfernung wird höher aggregiert (NUTS1- bzw. NUTS0-Regionen, siehe Kapitel 1.3). Singuläre Aufkommensschwerpunkte, insbesondere Seehäfen und Flughäfen, wurden dabei als "eigene Regionen" berücksichtigt. Einbezogen werden alle Verkehrsströme, die das Territorium Deutschlands berühren, d.h. zum einen Ströme mit Quelle und/oder Ziel in Deutschland und zum anderen die Transitverkehre, soweit sie die deutschen Landverkehrswege beanspruchen. Bei der Prognose für das Jahr 2025 werden Veränderungen der demographischen und wirt- schaftlichen Strukturdaten, der Verkehrsangebote, der Nutzerkosten und der verkehrspoliti- schen Rahmenbedingungen berücksichtigt. Ferner sind die Verflechtungsmatrizen mit denen der Nachbarländer, soweit vorhanden, und mit vorliegenden Prognosen der EU-Kommission abgeglichen. Die Prognose der demographischen und wirtschaftlichen Strukturdaten der Verkehrszellen sowie der Außenhandelsströme Deutschlands und der für die Abbildung des grenzüber- schreitenden Verkehrs relevanten Nachbarländer wurde außerhalb des hier dargestellten For- schungsvorhabens durchgeführt und der Verkehrsprognose extern vorgegeben. Neben der Sicherung der Mobilität und der damit verbundenen Bereitstellung einer leistungs- fähigen Verkehrsinfrastruktur besteht ein wichtiges Ziel der Verkehrspolitik der Bundesregierung aus der Reduktion der CO2-Emissionen des Verkehrs. Sie soll dazu beitragen, die auf den Weltklimakonferenzen eingegangenen Verpflichtungen zur Verminderung des gesamten CO2- Ausstoßes zu erfüllen. Zu diesem Zweck wurden auf der Basis der Verkehrsprognosen darüber hinaus auch die CO2-Emissionen der einzelnen Verkehrsträger prognostiziert. 1 Die NUTS-Einteilung ("Nomenclature des unités territoriales statistiques") orientiert sich im Wesentlichen an den jeweiligen Verwaltungseinheiten in den einzelnen Ländern und ist hierarchisch aufgebaut. Die niedrigste Stufe sind NUTS3, z.B. in Deutschland Landkreise und kreisfreie Städte oder in Frankreich Departements. NUTS2 stellt eine Zusammenfassung von NUTS3-Zonen dar (z.B. in Deutschland Regierungsbezirke, in Frankreich Regionen usw.). Eine Stufe darüber stehen die NUTS1-Zonen (z.B. in Deutschland Bundesländer, in Frankreich zones d'études et d'aménagement du territoire ZEAT). NUTS0 beschreibt das ganze Land. Für Details vgl. http://ec.europa.eu/eurostat/ramon/nuts/home_regions_de.html Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025 20
ITP BVU 1.2 Struktur des Gesamtprojektes und Aufgabenteilung zwischen den Instituten Die Struktur des Gesamtprojekts und die Aufgabenteilung zwischen den Instituten werden durch Abbildung 1-1 verdeutlicht. Den Ausgangspunkt für die feinräumigen Prognosen sowohl des Personen- als auch des Güterverkehrs bildeten jeweils die entsprechenden Analysematri- zen für das Basisjahr 2004, die auf weitgehend empirischer Basis im Rahmen des Projekts erarbeitet wurden. Den Verkehrsprognosen lagen folgende Rahmenbedingungen zugrunde: • Die demographischen Leitdaten der "Verkehrsprognose 2025" wurden vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) in feinräumiger Disaggregation prognostiziert. 1 • Die für die Verkehrsmodellrechnung erforderlichen ökonomischen Leitdaten stützen sich auf die nach Regionen und Sektoren gegliederte Strukturdatenprognose des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) im Auftrag des BMVBS. 2 • Der Pkw-Bestand als eine der wichtigsten Einflussgrößen des Personenverkehrs wurde in ebenfalls feinräumiger Differenzierung innerhalb dieses Projekts vorausgeschätzt. • Das im Rahmen des Vorhabens zu erstellende integrierte Verkehrsnetz für den Istzustand 2004 und den Prognosezustand 2025 bildet eine der Grundlagen für die Modellierung der Personen- und Güterverkehrsströme, wobei im Güterverkehr auch die Simulation inter- modaler Transportketten ermöglicht wird. Die Annahmen zur Entwicklung der Verkehrsinfra- struktur wurden im Prognosenetzmodell operationalisiert. • Für die Entwicklung der Verkehrsmittelnutzerkosten und die weiteren Rahmenbedingun- gen wurden die Festlegungen in Abstimmung mit dem Auftraggeber getroffen. Auf der Basis dieser Vorarbeiten wurden die Verkehrsprognosen durchgeführt. Dabei erfolgte sowohl die Prognose des Personen- als auch die des Güterverkehrs jeweils auf zwei verschie- denen Ebenen, nämlich • erstens auf der Makro-Ebene, d.h. in der Aggregation der Bundesrepublik Deutschland ohne weitere räumliche Differenzierung, mit dem Schwerpunkt auf der differenzierten Be- rücksichtigung der maßgeblichen Einflussgrößen und des langjährigen Verlaufs der bis- herigen Entwicklungen, sowie • zweitens auf der Mikro-Ebene, d.h. in der tiefen räumlichen Disaggregation nach Quelle- Ziel-Relationen, mit dem Schwerpunkt auf der Berücksichtigung der feinräumig unter- 1 Vgl. BBR (Hrsg.), Raumordnungsprognose 2020/50, BBR-Berichte, Band 23, Bonn 2006 2 Institut für WIrtschaftsforschung Halle (IWH), Regionalisierte Wirtschafts- und Außenhandelsprognose für die Ver- kehrsprognose 2025, im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Halle 2006 Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025 21
ITP BVU schiedlichen sozio-ökonomischen Entwicklungen, bei alleiniger Betrachtung des Basis- und des Prognosejahrs. Abbildung 1-1: Struktur des Gesamtprojektes und Aufgabenteilung zwischen den Instituten Personenverkehr (PV) Rahmenbedingungen Güterverkehr (GV) der Prognosen Matrix 2004 Matrix 2004 (Quelle-Ziel-Matrix PV (Quelle-Ziel-Matrix GV nach Verkehrsmitteln nach Verkehrsmitteln und Fahrtzwecken) und Güterbereichen) Regionale demographische Makroprognose Mikroprognose PV Entwicklung Mikroprognose GV Makroprognose BBR PV GV Regionale Wirtschafts- Aufkommens- entwicklung IWH und Aufkommen Verflechtungs- Aufkommen prognose Aufkommen und und Pkw- Leistung Leistung Verteilung Bestands- Seehafenhinterland- je je prognose verkehr Fahrtzweck PLANCO Güterbereich und Modal-Split und Verkehrs- Luftfracht Verkehrs- Integrierte mittel mittel Verkehrsnetzmodelle Analyse, Prognose Modal-Split Verkehrsmittelnutzerkosten Weitere Rahmenbedingungen Abgleich Abgleich CO2-Emissionen BVU ITP externe Grundlage Auf beiden Ebenen wurde bei der Prognose des Personenverkehrs nach Fahrtzwecken und bei der des Güterverkehrs nach Güterbereichen differenziert. Die Makro- und Mikro-Prognosen wurden zunächst getrennt voneinander durchgeführt und anschließend in einem iterativen Ab- stimmungsprozess miteinander abgeglichen. Auf der Basis der Verkehrsprognosen wurden abschließend die CO2-Emissionen des Verkehrs abgeschätzt. Aufgrund der Gemeinsamkeiten zwischen dem Personen- und dem Güterverkehr der einzelnen Verkehrsarten wurden sie jeweils gemeinsam prognostiziert. Die geschilderte Darstellung der Konzeption des Forschungsprojektes bildet den logischen Ab- lauf der Prognosen ab, der für den Personen- und den Güterverkehr weitgehend identisch ist. Der Aufbau des Berichts folgt dagegen der Gliederung in Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025 22
ITP BVU • Rahmenbedingungen der Prognose (mittlerer Block in Abb. 1-1, siehe Kap. 2), wobei nach internen, d.h. innerhalb des Forschungsprojektes, und externen, d.h. außerhalb des For- schungsprojektes, erarbeiteten Grundlagen unterschieden wird, • integrierte Verkehrsnetze (siehe Kap. 3), die als eigenes Ergebnis des Forschungspro- jektes erarbeitet wurden, • Prognose des Personenverkehrs (linker Block in Abbildung 1-1, siehe Kap. 4), • Prognose des Güterverkehrs (rechter Block in Abb. 1-1, siehe Kap. 5), • Prognose der CO2-Emissionen des Verkehrs (Mitte unten in Abb. 1-1, siehe Kap. 6) Die im Rahmen der Forschungsprojekte gesondert ermittelten Luftverkehrsströme im Passa- gier- und Luftfrachtverkehr wurden, obwohl gemeinsam erarbeitet, in die jeweiligen Kapitel zu Personen- und Güterverkehr integriert. 1.3 Räumliche Differenzierung der Prognose Die räumliche Differenzierung der Prognose erfolgte sowohl im Personen- als auch im Güter- verkehr in Form von Quelle-Ziel-Verflechtungsmatrizen zwischen den Verkehrszellen. Die Verkehrszellen setzen sich zusammen aus 439 Kreisen und kreisfreien Städten (vgl. Abb. 1-2) und 112 Regionen (vgl. Abb. 1-2 für das angrenzende Ausland und Abb. 1-3 für Gesamt- europa). Basis für die Verkehrszelleneinteilung im angrenzenden Ausland sind die NUTS2-Re- gionen von Eurostat, in den entfernteren Gebieten wurde eine gröbere Gliederung (NUTS1 bzw. NUTS0) herangezogen. Zusätzlich wurden ausgewählte Häfen und Flughäfen als Schwerpunk- te des landseitigen Verkehrsaufkommens gesondert erfasst und als eigene "Verkehrszelle" behandelt. Dies betrifft 15 deutsche und 4 ausländische Seehäfen sowie 16 Flughäfen im Inland sowie 7 Flughäfen im Ausland (vgl. Abb. 1-2 und 1-3). Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025 23
ITP BVU Abbildung 1-2: Regionen im Inland (Kreise und kreisfreie Städte) und angrenzendem Ausland sowie ausgewählte Flughäfen und Seehäfen Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025 24
ITP BVU Abbildung 1-3: Regionen im entfernteren Ausland Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025 25
ITP BVU 2 Rahmenbedingungen 2.1 Vorbemerkungen Grundsätzlich bestehen die Rahmenbedingungen einer Verkehrsprognose aus den folgenden wesentlichen Einflussgrößen: • Sozio-ökonomische Strukturdaten, bestehend aus demographischen Leitgrößen und wirtschaftlichen Leitgrößen, • Qualität des Verkehrsangebots, d.h. der Infrastruktur und des Bedienungsangebots, • Verkehrspolitische Einflussfaktoren, unterteilt in Verkehrsmittelnutzerkosten sowie weitere Rahmenbedingungen, die sich vor allem auf die Ordnungspolitik beziehen, • Pkw-Bestand und Motorisierungsgrad. Diese Faktoren unterscheiden sich nicht nur in ihren Wirkungen auf die Verkehrsnachfrage, sondern auch im Charakter ihrer Vorausschätzungen. Sie stellen für einige Leitgrößen, vor allem für die sozio-ökonomischen Strukturdaten und für den Pkw-Bestand, vergleichsweise "harte" Prognosen dar. Die Erwartungen zum Verkehrsangebot beruhen auf bestehenden Planungen zu den Netzen der einzelnen Verkehrsträger und zu den Flughäfen und Seehäfen sowie auf wahrscheinlichen Änderungen der Verkehrsabwicklung. Die künftigen Entwicklungen der verkehrspolitischen Einflussgrößen sind dagegen eher als Prämissen im Sinne von Annahmen oder Setzungen zu verstehen. Dennoch gingen auch bei ihnen soweit wie möglich prognostische Überlegungen ein. Letztendlich wurden sie auf Vor- schlag der Auftragnehmer in Abstimmung mit dem BMVBS festgelegt. Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025 26
ITP BVU 2.2 Sozio-ökonomische Strukturdaten 2.2.1 Demographische Entwicklung Die demographischen Leitdaten der "Verkehrsprognose 2025" wurden vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) auf der Ebene der Kreise bzw. Raumordnungsregionen prognostiziert. 1 Zum besseren Verständnis der Verkehrsprognosen werden die zentralen Er- gebnisse und die zu Grunde liegenden Annahmen aber auch an dieser Stelle in zu- sammengefasster Form dargestellt. Bei den wichtigsten demographischen Leitgrößen der Verkehrsprognosen handelt es sich um • die Zahl der Einwohner und deren Altersstruktur, • die Zahl der Auszubildenden • und die Zahl der privaten Haushalte. Einwohnerzahl Die Ergebnisse jeder Bevölkerungsvorausschätzung hängen von zwei Komponenten ab, näm- lich • von der natürlichen Bewegung, d.h. den Geburten und den Sterbefällen, • sowie von den Außenwanderungen. Für die Geburtenrate ging die Bevölkerungsprognose des BBR davon aus, dass sie in den alten Bundesländern, wie schon seit etwa 1975, auf dem Niveau von rund 1,4 Kindern pro Frau bleibt und sich in den neuen Bundesländern, in denen der westdeutsche Wert mittlerweile na- hezu erreicht ist, ihm weiterhin annähert und danach konstant bleibt. Da aber die Zahl der Frau- en im gebärfähigen Alter bis 2025 auf Grund des "Pillenknicks" der sechziger Jahre spürbar sinkt, nimmt die Zahl der Geburten im gleichen Ausmaß ab. Die Lebenserwartung (eines Neugeborenen) steigt im Prognosezeitraum um rund drei Lebensjahre und liegt im Jahr 2025 bei knapp 79 (Knaben) bzw. gut 84 (Mädchen) Jahren. Damit wird die gesamte natürliche Bevölkerungsbewegung langfristig negativ verlaufen, und zwar sowohl in den neuen als auch in den alten Ländern, wo in den neunziger Jahren noch ein ausgeglichener Saldo zwischen Geburtenzahlen und Sterbefällen zu verzeichnen war. Insge- samt wird der Sterbeüberschuss, der sich in den letzten Jahren auf gut 0,1 Mio. Personen pro Jahr belief, bis 2025 auf rund 0,4 Mio. steigen. Im gesamten Prognosezeitraum beläuft er sich auf rund 6,5 Mio. 1 Vgl. BBR (2006), a.a.O. Die räumlich differenzierten Ergebnisse liegen auf Datenträger vor. Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025 27
ITP BVU Das entscheidende Gewicht für die künftige Entwicklung der Einwohnerzahl besitzen die Er- wartungen zu den Außenwanderungen. Deren Saldo belief sich • in den ersten beiden Jahren nach der Vereinigung Deutschlands auf 603.000 bzw. 782.000 Personen, bedingt natürlich durch die damaligen Zuwanderungen aus Osteuropa nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, • in den folgenden Jahren von 1993 bis 1996 immer noch auf durchschnittlich 364.000 Personen • 1997 und 1998 nur noch auf 70.000 p.a., zurückzuführen auf den Rückgang der Zahl der Aussiedler sowie auf Rückwanderungen der Bürgerkriegsflüchtlinge aus Kroatien und aus Bos- nien-Herzegowina, • in den Jahren von 1999 bis 2003 aber wieder auf 200.000 p.a., ausgelöst vor allem durch die konjunkturelle Aufwärtsbewegung vom Ende der 90er Jahre, die auf die Außenwande- rung generell mit einer Zeitverzögerung von 1-2 Jahren durchschlägt. 2004 und 2005 schwächte sich der Wanderungssaldo spürbar auf rund 80.000 pro Jahr sowie 2006 nochmals deutlich auf 23.000 Personen ab. Diese – im langjährigen Vergleich – außer- ordentlich geringen Werte sind vor allem auf die schwache gesamtwirtschaftliche Entwick- lung der Jahre 2002 und 2003 (Stagnation des BIP), aber auch 2004 und 2005 (BIP-Wachstum jeweils rund 1 %) zurückzuführen. Als Nutzanwendung dieser Analysen kann der Schluss gezogen werden, dass einerseits die starken Wanderungsschübe der Jahre bis 1996 auf die zu diesem Zeitpunkt herrschenden Ausnahmesituationen, also auf die Umbruchsituation in Osteuropa und auf den beginnenden Bürgerkrieg im damaligen Jugoslawien, zurückzuführen sind und sich – unter der Vorausset- zung, dass derartige Vorgänge in Europa künftig ausbleiben – deshalb nicht wiederholen werden. Andererseits sind die geringen Salden der Jahre 1997/98 und 2004/06 die Folge von Sonderfakto- ren und deshalb – zumindest für Zeiträume von mehreren Jahren – ebenfalls nicht zu erwarten. Vielmehr werden sich einige Ausgangsbedingungen in der ferneren Zukunft gegenüber der derzei- tigen Situation nachhaltig verändern. Der negative Saldo der natürlichen Bevölkerungsbewegung wird sich deutlich erhöhen und somit – ohne Kompensation durch Zuwanderungen – zu einem mehr oder minder deutlichen Rückgang der Einwohnerzahl führen. In der, für die Zahl der Erwerbspersonen relevanten, Altersgruppe zwischen 20 und 60 Jahren würde sie sich bis 2025 gegenüber 2004 um etwa 8 Mio. verringern. Zwar kann das durch einen Anstieg der Erwerbsquote, insbesondere bei Frauen und bei älteren Personen, sowie auch durch einen Abbau der Arbeitslosigkeit abgeschwächt werden, aber nicht im gesamten Ausmaß des Rückgangs der Erwerbspersonen. Deshalb würde bei gerin- gen Wanderungssalden in der ferneren Zukunft (etwa ab 2010/15) – ähnlich wie in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts – ein Arbeitskräftemangel entstehen. Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025 28
ITP BVU Aus diesem Grund dürften die politischen Einflüsse, die in den neunziger Jahren einem (noch) höheren Wanderungsüberschuss entgegen standen, künftig zumindest nachlassen. Die erst vor wenigen Jahren in Gang gekommene Diskussion um gesteuerte Zuwanderungen entstand ge- rade auf Grund von Erfordernissen des Arbeitsmarkts. Sie dürfte erst den Anfang eines diesbe- züglichen politischen Willensbildungsprozesses darstellen. Hinzu kommen die Auswirkungen der Erweiterung der Europäischen Union. Zuwanderungen aus den 2005 beigetretenen Staaten sowie aus den weiteren Beitrittskandidaten werden – nach Auslaufen evtl. Übergangsregelungen – genauso freizügig möglich sein wie bei den älteren EU- Partnerländern. Da die ökonomische und soziale Situation in den neuen Mitgliedstaaten und den weiteren Beitrittskandidaten noch auf absehbare Zeit schlechter sein wird als in Deutschland, wird von der Erweiterung der EU in Richtung Osteuropa ein nicht unwesentliches Zuwanderungspoten- zial (auch) nach Deutschland ausgehen. Aus all diesen Gründen wurde in der Bevölkerungsprognose des BBR ein (Wieder-) Anstieg des Außenwanderungssaldos auf jahresdurchschnittlich rund 230.000 (bis 2020) bzw. 255.000 (nach 2020), insgesamt also 5,7 Mio. Personen angenommen. Im Ergebnis wird mit diesen Wanderungsbewegungen die Einwohnerzahl Deutschlands lediglich knapp stabilisiert. Dagegen führten die früheren starken Wanderungsgewinne zwischen 1987 und 1996 zu einer erheblichen Zunahme der Einwohnerzahl (4 Mio.). In diesem Zusammen- hang sei darauf hingewiesen, dass die angenommene Entwicklung der Außenwanderungen durchaus eine gesteuerte Zuwanderung, d.h. eine weiterhin relativ restriktive Politik, unterstellt, die sich auch am Arbeitskräftebedarf der Wirtschaft orientiert. Wenn man eine vollständige Laisser-faire-Politik annehmen würde, dann würde eine noch wesentlich höhere Zuwanderung entstehen. Unter den dargestellten Annahmen zur Entwicklung der natürlichen Bewegung und der Außen- wanderungen wird die gesamte Einwohnerzahl Deutschlands von 82,5 Mio. (2004) bis 2025 auf 81,7 Mio., d.h. um 1 %, abnehmen (vgl. Tab. 2-1). In den neuen Bundesländern (einschl. Berlin) wird die Einwohnerzahl stärker sinken (9 %). Die Ursachen hierfür liegen in überdurch- schnittlich hohen Sterbeüberschüssen, unterproportionalen Außenwanderungsgewinnen und in (weiteren) Binnenwanderungsverlusten gegenüber den alten Ländern. In Westdeutschland wird die Einwohnerzahl dagegen noch etwas zunehmen (1 %). In der Differenzierung nach Kreisen reicht die Spannbreite von einem Anstieg um rund ein Drittel (LK Potsdam-Mittelmark) bis zu einer Abnahme um ebenfalls rund ein Drittel (Stadt Hoyerswerda). Prognose der deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen 2025 29
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