Integrations programm 2021 - Wir eröffnen Perspektiven für Arbeit und Leben - Stadt Solingen
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Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis.................................................................................................................. 2
1. Geleitwort...................................................................................................................... 3
2. Finanzielle und personelle Ausstattung des Kommunalen Jobcenters..................... 4
2.1 Budget.................................................................................................................... 4
2.2 Personal................................................................................................................... 6
3. Schwerpunkte in der lokalen Arbeitsmarktpolitik..................................................... 7
3.1 Zielvereinbarung mit dem Land Nordrhein-Westfalen 2021...................................... 7
3.2 Geschäftspolitische Ziele des Kommunalen Jobcenters 2021.................................... 9
4. Solinger Strategie............................................................................................................ 11
4.1 Rahmenbedingungen in Zeiten der Corona-Pandemie............................................ 11
4.2 Geplante Handlungsansätze zu denSchwerpunktthemen der Steuerung................ 14
4.3 Maßnahmenübersicht des kommunalen Jobcenters............................................... 26
4.4 Ausschöpfung interner Potentiale ......................................................................... 39
5. Ausblick ........................................................................................................................... 39
6. Abkürzungsverzeichnis................................................................................................... 40
Herausgegeben von:
Klingenstadt Solingen
Der Oberbürgermeister
Kommunales Jobcenter
Kamper Straße 35, 42699 Solingen
Druck Klingenstadt Solingen, Druckerei, Walter-Scheel-Platz 1, 42651 Solingen
Stand 04/2021
Bildnachweis Titelseite: © Phovoir - colourbox.de
2 Integrationsprogramm 20211. Geleitwort
Was kommt eigentlich nach der Corona-Zeit? Dringender Personalbedarf? Sorgen um den Fachkräftenwuchs?
Qualifizierungserfordernisse bei den Mitarbeitenden?
Die Corona-Krise hat nicht nur das gesellschaftliche Zusammenleben und den Alltag der / des Einzelnen komplett
auf den Kopf gestellt – sie war und ist vor allem mit noch nicht abschätzbaren Folgen für den Arbeitsmarkt
verbunden.
Der Erfolg unserer Anstrengungen wird im nächsten Jahr noch mehr am Abbau der Langzeitleistungsbeziehenden
gemessen werden. Wir wollen, dass möglichst viele Menschen die Chance erhalten, am Arbeitsleben teilzuhaben
und ihren Lebensunterhalt aus eigenen Mitteln und Kräften zu bestreiten.
Eine kontinuierliche Weiterentwicklung bestehender Angebote und neue Strategien werden im kommenden Jahr
erforderlich sein, um in der aktuellen sehr schwierigen Situation klare Perspektiven für die Solingerinnen und
Solinger im Leistungsbezug der Grundsicherung für Arbeitsuchende zu entwickeln. Fundierte Strategien
beschleunigen notwendige Prozesse, führen zu Veränderungen, implementieren Innovationen und steuern somit
die Entwicklungen am regionalen Arbeitsmarkt und im lokalen Umfeld.
Das Kommunale Jobcenter nimmt die Verantwortung an und nimmt sie ernst. Es wird diese schwierige Herausfor-
derung nur im Vertrauen auf die bewährte Zusammenarbeit mit den zuverlässigen Arbeitsmarktpartnerinnen und
-partern bewältigen können.
So garantieren wir Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe.
Solingen, im Dezember 2020
Jan Welzel Mike Häusgen
Beigeordneter Ressort 3 Leiter Kommunales Jobcenter Solingen
Integrationsprogramm 2021 32. Finanzielle und
personelle Ausstattung
des Kommunalen Jobcenters
2.1 Budget
Dem Kommunalen Jobcenter Solingen (KJC) stehen in- Die Mittelzuteilung für 2020 beruht einer vorläufigen
klusive des gesetzlich formulierten kommunalen Finan- Berechnung des Gesamtbudgets durch das Bundesmi-
zierungsanteiles für Verwaltungskosten als zugelasse- nisterium für Arbeit und Soziales (BMAS) für das Jahr
nem kommunalen Träger voraussichtlich im Jahr 2021 2021 des BMAS (Stand Oktober 2020). Der Mittelein-
für die Eingliederung und Betreuung der erwerbsfähi- satz für 2021 beruht auf den Planungen Stand Oktober
gen Leistungsberechtigten im Gesamtbudget (Personal- 2020.
und Sachkosten sowie Leistungen zur Eingliederung in
Arbeit) 26,6 Mio. Euro und damit 0,34 Mio. Euro mehr
als im Jahr 2019 (26,26 Mio. Euro) zur Verfügung. Da-
von entfallen 12,94 Mio. Euro auf Mittel für die Einglie-
derung in den Arbeitsmarkt und 13,66 Mio. Euro auf
Verwaltungsmittel.
Mittelzuteilungen für Eingliederungsleistungen
2018-20211
1 Unter dem Vorbehalt der tatsächlichen Mittelzuteilung
4 Integrationsprogramm 2021Die Verteilung der Mittel auf die einzelnen arbeitsmarktpolitischen Instrumente erfolgte auf Basis der Erfahrungen der
letzten fünf Jahre, der Beurteilung des Arbeitsmarktes und der Bedarfe der Leistungsberechtigten.
Integrationsprogramm 2021 52.2 Personal
Aufbauorganisation
Kommunales Jobcenter Solingen
Im Jahr 2020 (Stand: 31.10.2020) verließen 7,28 % des Personals das KJC. Innerhalb des Dienstes wechselten 4,17 %
des Personals. Die Neueinstellungsquote betrug bezogen auf die Personenanzahl 6,49 %.
Die Stellenbesetzungsquote hat im Oktober 2020 98,42 % betragen. Daher ergibt sich folgender Betreuungsschlüssel
für die jeweiligen Leistungseinheiten:
Markt und Integration:
U25: 1 zu 80
Ü25: 1 zu 150
Leistungsgewährung: 1 zu 125
6 Integrationsprogramm 20213. Schwerpunkte in der Verringerung und Vermeidung von langfristigem
lokalen Arbeitsmarktpolitik Leistungsbezug (K3):
Betrachtet werden diejenigen Leistungsberechtigten,
die innerhalb der letzten 24 Monate bereits 21 Mo-
3.1 Zielvereinbarung mit dem Land nate im Leistungsbezug standen. Ziel soll es sein, den
Nordrhein-Westfalen 2021 Anteil an Leistungsbeziehenden, die dieses Merkmal
aufweisen, möglichst (deutlich) zu verringern bzw. den
Mit dem „Gesetz zur Neuorganisation der Grundsiche- Eintritt eines so langen andauernden Leistungsbezuges
rung für Arbeitsuchende“2 wurden die Voraussetzun- bereits von vornherein zu vermeiden. Damit soll ein Bei-
gen für eine Steuerung über Zielvereinbarungen in allen trag zum generellen Ziel des SGB II geleistet werden,
Jobcentern (gemeinsame Einrichtungen und zugelasse- Menschen im Leistungsbezug bei der Aufnahme oder
ne kommunale Träger) geschaffen. Beibehaltung einer Erwerbstätigkeit so zu unterstützen,
dass sie in die Lage versetzt werden, ihren Lebensunter-
Nach § 48b Abs. 1 Satz 2 SGB II sollen die Zielvereinba-
halt unabhängig von der Grundsicherung aus eigenen
rungen im SGB II alle Leistungen der Grundsicherung
Mitteln und Kräften zu bestreiten und die sozialen Teil-
für Arbeitsuchende umfassen. Aktuell sind zunächst nur
habechancen sowie die Beschäftigungsfähigkeit auch
die Zielplanung, Zielvereinbarung und Zielnachhaltung
für marktbenachteiligte Leistungsberechtigte zu verbes-
für die Ziele nach § 48b Abs. 3 SGB II geregelt:
sern.
Verringerung der Hilfebedürftigkeit (K1):
Seit Einführung des SGB II ist der Langzeitleistungsbe-
Durch ein qualitativ hochwertiges Monitoring soll be- zug eine der zentralen Herausforderungen. Die Grund-
obachtet werden, inwieweit es gelingt, dass erwerbs- sicherung für Arbeitsuchende ist für viele Leistungs-
fähige Leistungsberechtigte ihren Lebensunterhalt un- beziehende keine vorübergehende Hilfe, die sie als
abhängig von der Grundsicherung aus eigenen Mitteln Arbeitsuchende in einer Notlage beanspruchen müs-
und Kräften bestreiten. Das Ziel soll insbesondere durch sen. Vielmehr müssen sie dauerhaft Sozialleistungen
existenzsichernde und nachhaltige Integrationen in den in Anspruch nehmen. Rund 65 Prozent der Leistungs-
Arbeitsmarkt erreicht werden. beziehenden in Solingen befinden sich in einer solchen
Verbesserung der Integration in Erwerbstätigkeit Situation.
(K2): Das Land Nordrhein-Westfalen wird deshalb in der Ziel-
Ziel ist es, den Leistungsbezug durch Erwerbstätigkeit steuerung auch im Jahr 2021 Ziel 3 mit besonderem
zu vermeiden oder zu überwinden, wobei besondere Nachdruck verfolgen und erwartet von den kommuna-
Aufmerksamkeit der Integration von Leistungsbezie- len Jobcentern, dass sie dem Abbau des Langzeitleis-
henden mit einem hohen Verbleibsrisiko im SGB II ge- tungsbezugs eine hohe Priorität einräumen. Zielwerte
schenkt wird. Zielindikatoren sind werden für die folgenden Kennzahlen vereinbart:
• Veränderung der absoluten Zahl der Integrationen • Veränderung des jahresdurchschnittlichen Bestandes
• Veränderung der Integrationsquote insgesamt (K2) an LZB (K3)
• Abstand der Integrationsquoten von Frauen und • Veränderung der absoluten Zahl der Integrationen
Männern bei der Integration in Erwerbstätigkeit von LZB, die im Jahr 2021 um 10 Prozent ansteigen
soll.
Als Orientierung hat das MAGS zu seiner Erwartungs-
haltung folgende Hinweise gegeben: Gleichzeitig werden sich im Integrationsprogramm des
kommunalen Jobcenters Solingen für das kommende
• Die absolute Zahl der Integrationen soll im Jahr
Jahr die vom Land Nordrhein-Westfalen festgelegten
2021 steigen – und zwar in einem Korridor
landesspezifischen Schwerpunkte niederschlagen:
zwischen 15 und 20 Prozent.
• Der Abstand der Integrationsquoten von Frauen und I. Langzeitarbeitslosigkeit und Langzeitleistungsbezug
Männern bei der Integration in Erwerbstätigkeit soll vermeiden und verringern, Qualifizierung, Beschäfti-
sich im Jahr 2021 nicht vergrößern. gung und soziale Teilhabe realisieren!
II. Gleichberechtigte Förderung und Integration von Frau-
en und Männern verbessern – unter Berücksichtigung
des Aspekts der bedarfsgerechten Kinderbetreuung
III. Menschen mit Migrationshintergrund in Qualifizie-
rung, Ausbildung und Beschäftigung integrieren
IV. Digitalisierung optimieren
2 In Kraft: 01.04.2011
Integrationsprogramm 2021 7Zusätzlich werden erneut konkrete Zahlen für die Integrationserwartungen im Rahmen des Teilhabechancengesetzes
formuliert werden.
8 Integrationsprogramm 20213.2 Geschäftspolitische Ziele des Beschäftigungsförderung hat das Ziel, auf die negati-
Kommunalen Jobcenters 2021 ven Auswirkungen räumlich konzentrierter individueller
Problemlagen zu reagieren und diese Nachteile zumin-
a. Jobcenter bürgernah – Chancen der dest partiell auszugleichen.
Digitalisierung nutzen Lokale Arbeitsmarktpolitik erreicht die Menschen im
Die digitale Transformation eröffnet dem Kommunalen betroffenen Stadtteil unmittelbar. Sie ist im Sozialraum
Jobcenter Solingen zahlreiche Möglichkeiten, um im verankert und kennt Lebenswelten und Lebenslagen
Kommunikationszeitalter für die Leistungsberechtigten der betroffenen Menschen. Beschäftigungsorientier-
gut aufgestellt zu sein – und zwar genau so, wie diese te Sozialraumarbeit entwickelt Ideen für pragmatische
das Dienstleistungsangebot brauchen. Unterstützung Lösungsansätze unter durchgehender Beteiligung der
bei der Digitalisierung und der Einführung neuer Tech- Betroffenen und eine ganzheitliche Verbesserung im
nologien erhält das KJC durch die Kommune. Quartier.
Die Stadt Solingen hat bereits im Frühjahr 2018 eine Im Sinne eines integrierten Handlungskonzepts für be-
umfassende Digitalisierungsstrategie entwickelt. Sie troffene Quartiere wird das KJC ab dem kommenden
versteht Digitalisierung nicht als Selbstzweck – ein kon- Jahr Angebote der Beschäftigungsförderung mit einer
kreter Mehrwert ergibt sich aus dem sozialen Nutzen für integrierten sozialen Arbeit im Stadtteil kombinieren.
die Bürgerinnen und Bürger der Stadt, den Vorteilen für Sie sollen eine positive Wechselwirkung auf die Lebens-
die lokale Wirtschaft und einem sinnvolleren Umgang qualität der in den Quartieren lebenden Menschen ent-
mit Ressourcen für eine nachhaltigere Lebensweise. falten und einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung von
Quartiersidentität leisten. Eine solche Herangehenswei-
Die Digitalisierungsstrategie der Stadt Solingen hat das
se bedarf verbindlicher Kooperationsstrukturen. Des-
Ziel, die Lebensqualität und Attraktivität der Stadt so-
halb wird die Planung für ein koordiniertes Vorgehen
wohl für Bürgerinnen und Bürger, Mitarbeiterinnen
gemeinsam mit allen Akteuren/innen erfolgen – Kom-
und Mitarbeiter als auch Unternehmen zu verbessern,
munales Jobcenter, Teilbereiche der Verwaltung, Be-
eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung der Stadt zu
schäftigungsträger, lokale Wirtschaft, Wirtschaftsförde-
sichern, ihre Innovationskraft zu fördern und gesell-
rung, Einrichtungen im Stadtteil – zusammen mit den
schaftlichen Entwicklungen wie demographischem
Leistungsbeziehenden und den Menschen im Quartier.
Wandel, Umweltbewusstsein und einem Trend zu selbst-
Sie hat zum Ziel, soziale Daseinsvorsorge sozialraumori-
bestimmterem, ortsungebundenem Arbeiten zu begeg-
entiert zu verbessern, Teilhabechancen zu erhöhen und
nen. Um diese Ziele zu erreichen, umfasst die Strate-
somit zu gleichwertigen Lebensverhältnissen vor Ort
gie eine Transformation städtischer Themen, die über
beizutragen.
die Verwaltungsmodernisierung hinausgehen und alle
Themen des städtischen Lebens tangieren. Dabei geht c. Niemand darf verlorengehen –
es nicht nur um den Einsatz einer modernen Informa- Jugendberufsagentur weiterentwickeln
tionstechnologie – es geht darum, Basisanwendungen Das Team Jugend des Kommunalen Jobcenters Solin-
zu hinterfragen, auszuwählen, anzupassen, einzuset- gen richtet im Jahr 2021 alle Aktivitäten darauf aus,
zen und umzusetzen. Es geht um digitale Kompetenz jungen Menschen die gesellschaftliche und berufliche
als Bestandteil der Kompetenzprofile in der Verwaltung, Teilhabe zu ermöglichen. Durch frühzeitige Aktivierung
um Arbeitserleichterung, Arbeitsorganisation und ver- der Jugendlichen, Fortführung der Netzwerkarbeit und
besserte Personalkompetenzen. Dienstleistungen sollen eine attraktive Ausbildungsstellenvermittlung soll an die
schnell, mobil und nutzerfreundlich ausgestaltet wer- erfolgreiche Arbeit aus Vor-Corona-Zeiten angeknüpft
den. Die Digitalisierung soll durch innovative, flexible werden. Es muss vor allem darum gehen, dass die jun-
und zuverlässige Lösungen Ressourcen freimachen. gen erwerbsfähigen Leistungsberechtigten einen Schul-
Diese gilt es dann, im KJC gezielt für die Beratung der abschluss erreichen, danach einen Ausbildungsplatz
Leistungsberechtigten zu nutzen. finden und die Ausbildung dann auch zu Ende führen.
b. Kommunalen Vorteil nutzen – In einem weiteren Schritt ist im Anschluss die Unterstüt-
Stark. Sozial. Vor Ort zung bei der Aufnahme einer sozialversicherungspflich-
tigen Beschäftigung erforderlich.
Sozialräume in den Städten und Quartieren bieten eine
spezifische Infrastruktur und den sozialen Rahmen für Präventive Arbeitsmarktpolitik setzt bereits in der Schu-
die Verwirklichungschancen der Menschen. Gleichzei- le und am Übergang von der Schule in den Beruf an.
tig beeinflussen sie individuelle Teilhabechancen, Un- Die Strategien in der Unterstützung und der Begleitung
terstützungsbedarfe und daraus resultierende Mög- müssen daher an den Lebenswelten der Jugendlichen
lichkeiten zur Lebensgestaltung. Sozialraumorientierte ausgerichtet sein. Lokale Vernetzungsarbeit erfordert
Integrationsprogramm 2021 9ein hohes Maß an aufsuchender Arbeit immer dort, wo Erwerbsunterbrechungen führen zu Qualifikationsrück-
die Jugendlichen sich befinden – in den Stadtteilen, in ständen und stehen beruflichen Aufstiegsmöglichkeiten
denen sie leben, und an den jeweiligen Schulen, an de- entgegen. Bereits vor Corona waren Frauen und Män-
nen sie lernen. Hierfür müssen alle Beteiligten zusam- ner nicht gleichgestellt.
menwirken. Es bedarf ganzheitlicher Konzepte, die alle
Die Corona-Krise hat die soziale und die ökonomische
einbeziehen und die individuellen Bedürfnisse und Rah-
Situation der Frauen noch verschärft. Einerseits haben
menbedingungen der Jugendlichen berücksichtigen.
viele Frauen ihre Arbeitszeiten deutlich reduziert oder
Um die Jugendlichen nachhaltig und langfristig inte- haben ihre Beschäftigung komplett aufgegeben, an-
grieren zu können und ihnen so eine gesellschaftliche dererseits geht auch die Arbeitslosigkeit der Frauen
Teilhabe zu garantieren, müssen die am Übergangssys- deutlich langsamer zurück als die der Männer. Die gu-
tem beteiligten Akteure/innen gemeinsam Strategien ten Erfolge hinsichtlich der Integration der Frauen sind
entwickeln, die eine individuelle Förderung ermögli- mehr denn je gefährdet. Daher braucht es gerade jetzt
chen. Die Solinger Jugendberufsagentur soll das ab zusätzliche und gezielte Maßnahmen zur Förderung
dem kommenden Jahr deutlich besser als in der Vergan- von Frauen auf dem Arbeitsmarkt, die auf sie und ihre
genheit sicherstellen. Sie soll Garant werden, dass die Lebenssituation passen. Die aktuelle Situation erfordert
Jugendlichen schnell und sicher erreicht werden, dass einen Perspektivwechsel: Die vorhandenen Angebote
sie unterstützt werden und dass niemand verloren geht. müssen miteinander verknüpft, Angebotslücken müs-
Das kann aber nur gelingen, wenn die Zusammenarbeit sen erkannt und geschlossen werden. Bei einer passge-
konstruktiv und kreativ ausgestaltet wird, wenn Bedarfe nauen Abstimmung der Angebote müssen sich alle Ak-
und Angebote der Träger miteinander abgeglichen, die teure und Akteurinnen – Arbeitsmarktpartner/-innen,
Passgenauigkeit und Wirksamkeit der Maßnahmen ver- Kommunalverwaltung und Unternehmensvertreter/in-
bessert werden. Synergieeffekte können genutzt und nen – zusammensetzen, um die Rahmenbedingungen
Doppelangebote vermieden werden. Dadurch werden für Frauen mit den unterschiedlichsten Ausgangsvor-
die Ressourcen der Träger der Jugendberufsagentur ge- aussetzungen durch zusätzliche Angebote, z. B. in der
zielt dort eingesetzt, wo ein besonderer Bedarf besteht. städtischen Kinderbetreuung, (teil)qualifizierende För-
derungen und situationsangemessene Unterstützungs-
Die übergreifende Zusammenarbeit der Rechtskreise ist
leistungen, zu verbessern.
alles andere als einfach. Unterschiedliche Zielsetzungen
für eine weitestgehend identische Zielgruppe erfordern Maßnahmen zur Förderung der Frauenbeschäftigung
eine Neuorganisation der Förder- und Unterstützungs- als Schwerpunkt in der Integrationsarbeit des Kommu-
prozesse. Das kommende Jahr wird deshalb darauf nalen Jobcenters im Jahr 2021 stellt einen wesentlichen
ausgerichtet sein, dass alle Akteure intensiver zusam- Schritt zur Stärkung von Frauen im Erwerbsleben dar.
menarbeiten, ihre Angebote vernetzen, alte Traditionen Mit einer besonderen Berücksichtigung dieser Zielgrup-
hinter sich lassen und neue Verfahren und ein ineinan- pe im Eingliederungsbudget soll dieser Strategie Rech-
dergreifendes Arbeiten erproben. Es geht um ein ge- nung getragen werden.
meinsames Verständnis und eine gemeinsame Haltung,
auch wenn das heißt, seine eigenen kurzfristigen Or-
ganisationsziele zunächst zurückzustellen. Ziel ist es,
durch einen effizienten Einsatz der jeweiligen Ressour-
cen Bildungsumwege und unproduktive Warteschleifen
zu verhindern. Im Mittelpunkt steht der junge Mensch,
der eine Chance auf eine gute Ausbildung und eine Per-
spektive für Arbeit und Zukunft bekommen muss.
d. Chancengerechte Perspektiven entwickeln –
Gleichberechtigte Förderung von Frauen und
Männern am Solinger Arbeitsmarkt
Immer noch partizipieren in Solingen Frauen deutlich
weniger am Erwerbsleben als Männer. Insbesondere
Erziehungs- sowie Pflegeaufgaben sorgen dafür, dass
sich die Beschäftigung der Frauen auf Teilzeitstellen und
oft auch auf geringfügige Beschäftigungsverhältnisse
konzentriert. Wichtige Potentiale bleiben ungenutzt.
10 Integrationsprogramm 20214. Solinger Strategie Bedeutung zu. Gerade jetzt kommt es darauf an, mit
wirkungsvollen Strategien den am Arbeitsmarkt be-
nachteiligten Menschen Zukunftsperspektiven zu ver-
4.1 Rahmenbedingungen in Zeiten der schaffen.
Corona-Pandemie In Folge der Corona-Pandemie war das KJC im Jahres-
verlauf mit steigenden Fallzahlen konfrontiert. Zwar fiel
Die Corona-Pandemie hat eklatante Auswirkungen für der Anstieg deutlich moderater aus als zunächst pro-
unsere gesamte Gesellschaft. Die wirtschaftlichen Fol- gnostiziert und erwartet. Es zeigte sich allerdings im
gen sind auch aktuell noch nicht abschätzbar und wer- Jahresverlauf, dass die Auswirkungen der Corona-Krise
den erheblich sein. Arbeitsmarktpolitischer Gestaltungs- nicht alle Zielgruppen am Arbeitsmarkt gleichermaßen
wille und ein klares Bekenntnis zur sozialpolitischen und getroffen haben. Insbesondere Frauen, junge Menschen
gesellschaftlichen Verantwortung in der Stadt stellen in unter 25 Jahren, Menschen mit Migrationshintergrund,
der Krisensituation Grundpfeiler für die Teilhabechan- geringfügig Beschäftigte und Soloselbständige leiden in
cen der im Leistungsbezug befindlichen Menschen dar. erheblichem Maße unter den Pandemie-Folgen – die-
Dieser Verantwortung ist sich das Kommunale Jobcen- ser bundesweite Trend wurde auch in den Fallzahlen in
ter Solingen bewusst. Unter Einbeziehung kommuna- Solingen deutlich. Die folgenden Tendenzen waren in
ler Netzwerke und lokaler Kompetenzen entwickelt es den vergangenen Monaten in der Klingenstadt zu be-
Strategien, einer Verfestigung von Arbeitslosigkeit, ei- obachten:
ner „Corona-Generation“ am Start in das Berufsleben,
• Die Unternehmen zeigen bis heute eine deutliche
einem Rückzug von Unternehmen bei der Einstellung
Zurückhaltung bei der Neueinstellung bzw. Wie-
von (Langzeit)leistungsbeziehenden und benachteilig-
dereinstellung von Personal. Für die Menschen im
ten Menschen vorzubeugen und damit den Folgen der
Leistungsbezug des SGB II birgt diese Strategie das
Pandemie entgegenzuwirken.
Risiko der Verfestigung von Langzeitarbeitslosigkeit
Gleichzeitig steht das KJC vor der Herausforderung, und Langzeitleistungsbezug. Menschen, die im Ver-
sich intern auf die sich stark verändernden Bedingun- lauf der Krise aus den unterschiedlichsten Gründen
gen ein- und umzustellen. Zu den Anforderungen, die ihre Arbeit verloren haben, bzw. diejenigen, die nun
Leistungsberechtigte wie Netzwerkpartnerinnen und – erst recht keine Beschäftigungsmöglichkeit finden,
partner stellen, kommen die Erwartungen der eigenen konkurrieren in diesem Jahr am Solinger Arbeits-
Mitarbeitenden hinzu. Denn auch für sie hat sich in den markt mit Studentinnen und Studenten sowie
letzten Monaten die Arbeit stark verändert - sie arbeiten Soloselbständigen.
mit nur eingeschränkten persönlichen Kontakten, müs- • In Teilbereichen der Solinger Wirtschaft, die stark
sen sich den Herausforderungen einer neuen Technik vom exportorientierten verarbeitenden Gewerbe
stellen, haben weniger Möglichkeiten zum kollegialen geprägt ist, sind massive Einbrüche zu verzeichnen.
Austausch und kämpfen nebenbei selbst mit den Aus- Helfertätigkeiten in der Industrie (in Solingen vor
wirkungen der Pandemie – im beruflichen und privaten allem KMU) werden nicht mehr nachgefragt.
Bereich. Die Führungskräfte stehen vor der besonderen • Ein kontinuierlicher Stellenrückgang war im Dienst-
Verantwortung, gerade jetzt Ruhe auszustrahlen und leistungssektor – hier vor allem im Sicherheitsgewer-
mehr denn je als „Leitwolf“ aufzutreten. Gleichzeitig be, in der Reinigungsbranche und im Transportbe-
ist die Situation auch für sie neu. Sie brauchen selbst reich – sowie in der Industrie, im Handwerk und im
(An)Leitung und Unterstützung bei den kurzfristig und Einzelhandel zu verzeichnen. Da diese Bereiche sich
situativ zu treffenden Entscheidungen. in den vergangenen Jahren als besonders aufnah-
Die Corona-Pandemie erfordert also einen doppelten mefähig für Leistungsempfangende gezeigt hatten,
Blick – nach innen und nach außen. Dabei ist es ent- sind die Folgen des Rückzugs der Unternehmen aus
scheidend, schnell und unkonventionell zu agieren und der Zusammenarbeit mit dem ArbeitgeberTeam des
die Maßnahmen intern und extern passgenau auf die Kommunalen Jobcenters besonders gravierend.
Anforderungen der jeweiligen Situation auszurichten. • Viele Betriebe haben auf die Krise mit einer sehr
verhaltenen Ausbildungsbereitschaft reagiert. Auch
die unterschiedlichen Förderprogramme von Bund
a. Strategien für den Solinger Arbeitsmarkt und Land zeigen zunächst nur begrenzt Erfolge. Die
Wir schaffen Perspektiven für Arbeit und Leben! – Schulabsolventinnen und –absolventen haben das
Dem von der Verwaltung formulierten Leitziel für das Vertrauen in das duale System verloren und sich für
Kommunale Jobcenter kommt in der Bewältigung der Alternativen im Übergang von der Schule in den Be-
Auswirkungen der Covid-19-Pandemie eine besondere ruf entschieden. Viele Bewerberinnen und Bewerber
Integrationsprogramm 2021 11um Ausbildungsstellen sind auch aktuell noch ohne • Der zurückhaltenden Einstellungspolitik der Unter-
Alternative. nehmen soll mit einer Investition in beschäftigungs-
• Die Umsetzung des Landesprogramms „Kein fördernde und beschäftigungsbegleitende Einglie-
Abschluss ohne Anschluss“ war durch die Corona- derungsleistungen begegnet werden. Dazu gehören
Pandemie erschwert. Berufsorientierung, Ausbil- insbesondere die Förderung mit dem Vermittlungs-
dungsmessen, Bewerbertage, Berufsfelderkundun- budget, mit Vermittlungsgutscheinen (AVGS),
gen und Praktika konnten nicht in der gewohnten Eingliederungszuschüssen und Einstiegsgeld.
Form stattfinden. Der Kontakt zu Schulabgängerin- • Junge Ausbildungssuchende – vor allem benachtei-
nen und -abgängern hat besonders unter dem Lock ligte junge Menschen, die aufgrund der Krisensitu-
Down gelitten. ation bislang noch keine Ausbildungsstelle finden
• Die Vermittlung von Menschen mit Migrationshin- konnten – erhalten Unterstützung durch finanzielle
tergrund, insbesondere derer mit Fluchtgeschichte, Leistungen und zusätzliche Maßnahmenangebote.
ist in diesem Jahr deutlich hinter den Erwartungen – Der Solinger Ausbildungszuschuss zur Förderung
zurückgeblieben. Gerade dieser Personenkreis war benachteiligter Jugendlicher hat sich bewährt.
zusätzlich deutlich von den oben beschriebenen Er wird auf die aktuelle Situation angepasst, um
Stellenverlusten betroffen. ggf. von Bund und Land bereitgestellte Förde-
• Die Integrationsquote der Frauen sowohl in ge- rungen zu ergänzen und Mitnahmeeffekte zu
ringfügige als auch in sozialversicherungspflichtige vermeiden.
Beschäftigung ist in den vergangenen Monaten – Maßnahmenangebote sollen die Jugendlichen in
kontinuierlich zurückgegangen. Die Beratungspraxis neuer Form auf die Aufnahme einer Ausbildung
fördert neben der Rückkehr zu eher traditionellen vorbereiten, z. B. mit Bestandteilen, wie (neuer)
Rollenverteilungen in den Familien und der ver- beruflicher Orientierung, Entwicklung digitaler
stärkten Übernahme von Erziehungsaufgaben beim Kompetenzen, berufsqualifizierender Sprach-
Homescooling, in Quarantänezeiten oder wegen der förderung, Gesundheitskompetenz, Methoden-
geschlossenen Freizeit- und Betreuungsangebote kompetenz, Lernförderung und Krisenbewälti-
für Kinder und Jugendliche auch deutliche psychi- gungsstrategien.
sche und psychosomatische Auswirkungen bei den – Angebote der Berufsorientierung und Aus-
weiblichen Leistungsbeziehenden aufgrund des Lock bildungsvermittlung wurden und werden auf
Downs zutage. Insbesondere die Alleinerziehenden digitale Formate umgestellt. Die Jugendlichen
unter den Frauen waren von solchen Auswirkungen erhalten bei der Nutzung Begleitung im Rahmen
betroffen. von speziell darauf zugeschnittenen Maßnah-
• Die Innovationsfreude und Kreativität der Maßnah- menangeboten.
menträger konnte nicht die negativen Folgen der • Fester Bestandteil der Vergabemaßnahmen werden
Pandemie auffangen, leistete jedoch wichtige Unter- Methoden des digitalen Lernens sein. Dazu gehört
stützungsarbeit für die Mitarbeitenden im Jobcenter auch die Bereitstellung von digitalen Endgeräten
und die Leistungsbeziehenden. Der Aufbau von Ver- zum Verleih an die Maßnahmenteilnehmenden und
trauen der Träger in die Entscheidungen des Kom- der „Verleih“ des erforderlichen Datenvolumens.
munalen Jobcenters in den letzten Jahren drückt • Neue Angebote zur Förderung von im Leistungsbe-
sich aktuell in einer einzigartigen und konstruktiven zug stehenden Frauen mit und ohne Kinder sollen
Zusammenarbeit aus. Davon profitieren insbeson- diese Zielgruppen deutlich näher an den Arbeits-
dere durch die Covid-19-Pandemie benachteiligte markt heranführen, einen geschlechtergerechten
Gruppen am Arbeitsmarkt. Zugang zu Erwerbsmöglichkeiten eröffnen und
In der Bewältigung der Folgen der Pandemie entscheidet Qualifikationsnachteile ausgleichen. Besondere Un-
sich das KJC für das kommende Jahr für eine Kombina- terstützung sollen Alleinerziehende, Frauen mit Mig-
tion aus investiver und fördernder Geschäftspolitik bei rationshintergrund, alleinlebende Frauen und solche
der Heranführung an und der Integration von erwerbs- in Bedarfsgemeinschaften ohne Kinder erfahren.
fähigen Leistungsberechtigten in den Arbeitsmarkt. Die
negativen Auswirkungen auf alle Leistungsbeziehende
– und hier besonders auf Bewerberinnen und Bewerber
um Ausbildungsstellen, auf Frauen in den unterschied-
lichsten Lebenssituationen und auf Menschen mit Mig-
rationshintergrund – sollen so gering wie möglich ge-
halten werden.
12 Integrationsprogramm 2021b. Interne Strategien zur Bewältigung der Zusätzlich haben die Mitarbeitenden des KJC auch an-
Corona-Pandemie dere Stadtdienste, vornehmlich das Gesundheitsamt
Vor dem Hintergrund der Corona-Ausbreitung hatte der und den Kommunalen Ordnungsdienst, unterstützt. Zur
Krisenstab der Stadt Solingen im März 2020 mit dem internen Unterstützung wurden 8 Integrationsfachkräf-
Beschluss zur Schließung der Verwaltungsgebäude die te durch eine Kurzqualifizierung für den Antragsservice
Grundlage zur Reduzierung sozialer Kontakte auf ein vorbereitet.
unbedingt notwendiges Maß gelegt. Dem KJC war es Die Arbeitsprozesse im Kommunalen Jobcenter Solin-
in der Zeit der Schließung wichtig, weiter für die Leis- gen haben sich in den vergangenen Monaten drastisch
tungsbeziehenden da zu sein und die Arbeitsmarkt- verändert. Ein erfolgreiches Krisenmanagement brauch-
politik trotz Krise fortzuführen. Während die Corona- te eine leistungsstarke IT-Infrastruktur. Die operative
Pandemie den Alltag aller Solingerinnen und Solinger Arbeit musste diesen Rahmenbedingungen angepasst
stark eingeschränkt hatte, sollte ein enger, begleitender und neu organisiert werden, um notfalls auch aus der
Kontakt zu den Kunden/innen auch weiterhin gehalten Distanz arbeitsfähig zu bleiben. Die Digitalisierung wur-
werden. de mit Hochdruck vorangetrieben, weil die Gesamtsi-
Das KJC hat diese Verantwortung ernstgenommen tuation es erforderte. Unkonventionelle und kreative
und seine Arbeitsweise und Abläufe dahingehend ver- Lösungen in der Umsetzung der täglichen Arbeit ha-
ändert, dass die Kunden/innen sämtliche Angelegen- ben die gesamte Struktur im KJC noch einmal auf den
heiten grundsätzlich auch von zu Hause aus erledigen Kopf gestellt. Die Pandemie hat Unmögliches plötzlich
konnten. Der Dienstbetrieb wurde situativ an die Rah- möglich gemacht: Besprechungen als Videokonferen-
menbedingungen angepasst, um auch in schwierigen zen, Informationspolitik in Form von Newslettern, da-
Zeiten den sozial Schwächsten in der Stadt die gewohn- für aber regelmäßig, Telefon- bzw. Videoberatung und
ten Dienstleistungen und eine Möglichkeit zur Erledi- Homeoffice – Formate, die auch nach der Pandemie
gung ihrer Anliegen anbieten zu können. Dass sich sehr selbstverständlicher in den Arbeitsalltag der Mitarbei-
viele Kolleginnen und Kollegen des KJC, insbesondere tenden Einzug halten werden. Das KJC wird die Chance
Betroffene aus den Risikogruppen, seit Mitte März bis ergreifen, systematische Veränderungen vorzunehmen,
heute im Homeoffice befinden, haben die Kunden/in- Geschäftsprozesse und die operative Arbeit auch nach
nen kaum gemerkt. Die Arbeitsweise findet jetzt zuneh- der Krise auf dieser Basis effektiver zu gestalten. Grund-
mend Akzeptanz bei Mitarbeitenden und Vorgesetzen. lage dazu bildet auch eine Mitarbeitendenbefragung zu
den Erfahrungen des „anderen Arbeitens“ während der
Die operative Arbeit in der Leistungsgewährung des Corona-Pandemie.
KJC war in den vergangenen Monaten von der Umstel-
lung und Anpassung der Prozesse an die neuen Rah- Die Erfahrungen aus dem Lock Down zeigen, dass eine
menbedingungen, die Umsetzung der neuen gesetzli- intensive Nutzung arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen
chen Regelungen und die Sicherstellung der Leistungen und eine Arbeitsintegration auf der Grundlage von auf
zum Lebensunterhalt gekennzeichnet. Im Bereich Markt Freiwilligkeit basierenden Telefonkontakten nicht gelin-
und Integration erfolgten neben der – eingeschränkten gen kann. Im Rahmen telefonischer Beratungsgesprä-
– Kundenbetreuung insbesondere vorbereitende Arbei- che zeigt sich trotz Öffnung der Angebote, dass die Mo-
ten für die Umstellung des KJC auf eine neue Fachan- tivation zu einer Maßnahmenteilnahme oder Aufnahme
wendung für die Kundenadministration „Open“, z.B. einer Beschäftigung immer wieder an den Hürden einer
durch Datenqualitätsaktionen und Testungen der neu- störungsfreien Kommunikation scheitert. Die Gründe
en Anwendung. Arbeitgeberanliegen wurden zügig ge- dafür sind vielfältig, nicht zuletzt aber auch in den nicht
klärt. Stellenbesetzungen in krisenrelevanten Bereichen immer Verbindlichkeit entfaltenden Telefonberatungen
konnten ebenso umgesetzt werden wie Beratungsar- zu suchen. Gerade bei der Gruppe der unter 25-Jäh-
beit bei Menschen mit besonders großen Ängsten und rigen ist eine Beratung mit Einladungen, die ohne
Problemlagen im Kontext der Corona-Pandemie. Zu- Rechtsfolgen erfolgt, in diversen Fällen nicht zielfüh-
dem setzte das Maßnahmenmanagement für die Stadt rend. Bei der Zielgruppe der Migranten/innen kommt
Solingen das Sozialdienstleister-Einsatzgesetz um und noch die Sprachbarriere dazu. Daher erfolgte in den
stellte sicher, dass der Bestand an sozialen Diensten und Sachgebieten der Abteilung Markt und Integration eine
Einrichtungen durch die Pandemie nicht gefährdet wur- stufenweise Öffnung, die digitale Beratungsangebo-
de. Im konstruktiven und partnerschaftlichen Austausch te (telefonische Beratung und Videoberatung) sinnvoll
konnten die Zuschüsse geprüft und bewilligt oder Alter- mit persönlichen Kontakten kombiniert. Fortbildungen,
nativen erarbeitet werden. bspw. zur Kundenmotivation per Telefon und Video, zur
Gesundheitsförderung – bei Kunden/innen und Mitar-
beitenden – und zu fachlichen Inhalten, begleiten die
Integrationsprogramm 2021 13Integrationsfachkräfte bei der Umstellung auf die neue vorgesehen sind. Daher wird auch im kommenden Jahr
Arbeitsweise. ein Schwerpunkt bei der Vermeidung und Verringerung
von Langzeitarbeitslosigkeit auf das Teilhabechancen-
Seit Beginn der Pandemie gibt es eine Arbeitsgruppe
gesetz gelegt.
innerhalb des Jobcenters, die abteilungsübergreifend
arbeitet und zunächst die Aufgabe hatte, die schritt- Neben den bei der öffentlich geförderten Beschäfti-
weise Wiedereröffnung zu planen und zu organisieren. gung erreichten Erfolgen blieb das Kommunale Jobcen-
Aktuell befasst sie sich mit einer „neuen Normalität“ ter bei der Vermittlung langzeitleistungsbeziehender
und entwickelt ein neues Konzept für die Kunden- Menschen deutlich hinter den sich selbst gesetzten an-
steuerung auch unter Nutzung von Softwarelösungen spruchsvollen Zielen zurück. Der insgesamt zu verzeich-
(Terminvergabesystem) bis hin zur Onlineterminierung, nende Abwärtstrend bei der Integration in sozialversi-
das im kommenden Jahr umgesetzt werden wird. Das cherungspflichtige Beschäftigung verstärkte sich noch
Ergebnis der Mitarbeitendenbefragung soll in die Über- einmal bei dieser Zielgruppe und war nicht ausschließ-
legungen einfließen. Außerdem benötigen neben der lich auf die unter C beschriebenen Auswirkungen der
Neugestaltung der Prozesse und der Kompetenzent- Corona-Pandemie zurückzuführen. Interne und äußere
wicklung bei den Mitarbeitenden die Führungskräfte Faktoren haben dieses Ergebnis beeinflusst. Ihnen soll
ein Empowerment. Es ist davon auszugehen, dass die im kommendem Jahr mit einem abgestimmten Maß-
Mitarbeitenden die durch die Pandemie gewonnenen nahmenpaket begegnet werden.
Freiheiten und Arbeitsweisen künftig auch stärker ein-
Geplant war für das Jahr 2020 außerdem, durch die
fordern werden. Führungskräfte benötigen daher eine
qualitativ hochwertigere inhaltliche Ausgestaltung der
viel höhere Flexibilität, andere Formen der Mitarbeiten-
arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und die Bildung
denmotivation und kreative Ideen für eine Teambildung
von Maßnahme- und Angebotsketten die Integrati-
auch auf Distanz und weiterhin mit wenig persönlichen
onschancen bzw. Integrationsfortschritte von beson-
Kontakten. Hier sind neue Ansätze der Personalent-
ders arbeitsmarktfernen Menschen zu verbessern. Die
wicklung geplant – berufsbegleitend, situations- und
Wirksamkeit der Maßnahmen sollte durch verschiedene
bedarfsbezogen.
Aktivitäten gesteigert werden. Die Covid-19-Pandemie
war mit tiefgreifenden Veränderungen bei den Arbeits-
marktangeboten verbunden. Der Lock Down und die
4.2 Geplante Handlungsansätze zu den
damit einhergehende Umstellung auf Äquivalenzan-
Schwerpunktthemen der Steuerung gebote, die den strengen Corona-Arbeitsschutz- und
Hygieneregeln entsprechen, ließen keinen Spielraum
a. Langzeitarbeitslosigkeit und Langzeitleistungs- für eine Weiterentwicklung. In enger Kooperation mit
bezug vermeiden und verringern den Trägern wird dieses Ziel im Jahr 2021 weiterverfolgt
Immer noch stellt sich die Situation für Langzeitleis- werden.
tungsbeziehende im SGB II, bei denen sich die Abhän-
Zur qualitativen Verbesserung der Integrationsarbeit
gigkeit von der Grundsicherung für Arbeitsuchende
sind zusätzlich strukturelle Veränderungen bei den In-
verfestigt hat, schwierig dar. Aktuell zählen rund 67 %
tegrationsteams geplant. Künftig wird der Teamgedan-
der Leistungsberechtigten in Solingen zu diesem Perso-
ke und die gemeinsame Zielerreichung, möglichst viele
nenkreis.
Leistungsbeziehende zeitnah in Arbeit zu integrieren, in
Die Verbesserung der Beschäftigungschancen für Lang- besonderem Maße in den Fokus gerückt werden. Die
zeitarbeitslose und Langzeitleistungs-beziehende ba- Organisation in sozialraumorientierten Mikroteams soll
sierte im Kommunalen Jobcenter Solingen im Jahr 2020 neuartige und bedarfsgerechte Beratungs- und Integra-
insbesondere auf der Umsetzung des Teilhabechancen- tionsansätze zum Einsatz bringen.
gesetzes. Die Handlungsansätze wurden auf die loka-
Das Kommunale Jobcenter beabsichtigt, im Jahr 2021
len Gegebenheiten zugeschnitten und bedarfsgerecht
erneut 30 Beschäftigungsverhältnisse nach §16i SGB II
ausgestaltet. Das KJC hatte geplant, insgesamt 49 Be-
sowie 20 gemäß § 16e SGB II zu fördern. Dieser be-
schäftigungsverhältnisse zu fördern – diese Anzahl wur-
schäftigungsschaffende Ansatz wird strategisch mit An-
de bereits im Februar erreicht. Die Corona-Pandemie
sätzen für die existenzsichernde, bedarfsdeckende und
blieb für diese Form der geförderten Beschäftigung
nachhaltige Integration von Langzeitleistungsbeziehen-
ohne Auswirkungen. Im gesamten Jahresverlauf hielt
den verknüpft. Die Handlungsansätze werden auf die
die Nachfrage nach mit § 16e bzw. i – geförderten Be-
lokalen Gegebenheiten zugeschnitten und bedarfsge-
schäftigungsverhältnissen an. Auch für 2021 gibt es
recht ausgestaltet. Entscheidend für den Vermittlungs-
bereits heute 25 Stellen im Pool und auch Bewerberin-
erfolg werden in der Zukunft genaue Kenntnisse des
nen und Bewerber, die für eine entsprechende Tätigkeit
14 Integrationsprogramm 2021regionalen Arbeitsmarktes, Kooperationen mit Wirt- 20 % der Bewohnerinnen und Bewohner im Leistungs-
schaftsverbänden und Tarifpartnern sowie die persönli- bezug des SGB II stehen, darunter teilweise über 40 %
che Ansprache von Unternehmen sein. Die bestehenden der Kinder (ca. 20 % bezogen auf die gesamte Stadt
Kooperationen sollen verstärkt und ausgebaut werden. Solingen). Über 30 % der Bewohnerinnen und Bewoh-
ner haben einen ausländischen Pass (gegenüber rund
Fünf sozialraumorientierte Mikroteams mit auf die Er-
16 %, bezogen auf die Gesamtstadt). Zusätzlich wei-
fordernisse in den Stadtteilen ausgerichteten Spezialis-
sen diese Quartiere Merkmale von strukturschwachen
ten/innen werden verstärkt Maßnahme- und Angebots-
Stadträumen auf, wie bauliche Abwertungsprozesse,
ketten umsetzen, die auf die individuellen Potenziale
geringe Wertschöpfung in der lokalen Ökonomie und
und Problemlagen des/der Einzelnen und die Bedarfe in
signifikante Zuwanderung von Personen in prekären Le-
den Quartieren abgestimmt sind. Diese Strategie wird
benslagen.
durch innovative Beratungsansätze ergänzt.
Ab 2021 wird die sozialräumliche Ausrichtung als prä-
Dieses Maßnahmenpaket soll sich in einer Verbesserung
gendes Prinzip für die Arbeit im Kommunalen Jobcen-
der Integrationsquote bei den lang-zeitleistungsbezie-
ter eingeführt. Inhaltlich geht es um die Verbesserung
henden Menschen in Höhe von 1,2 Prozentpunkten
der Integrationsstrategien, um eine Berücksichtigung
ausdrücken (absolute Integrationen + 10 %).
sozialräumlicher Besonderheiten bei der Umsetzung
Im ersten Schritt wird der Ansatz aus dem Jahr 2020, des Integrationsprogramms, rechtskreisübergreifen-
verbindliche Verfahren und Standards für einzelne Maß- de Quartiersarbeit, Durchführung von Mikroprojekten
nahmen festzulegen, weiterverfolgt. Dabei geht es vor in den Stadtteilen unter Federführung des Jobcenters
allem darum, messbare Integrationsfortschritte zu er- und zur Unterstützung der Zielerreichung, qualitätsori-
reichen und die Integrationswirkung aus Maßnahmen entierte Netzwerkarbeit und aufsuchende Arbeit. Der
heraus zu verbessern. Im Dialog mit den Anbietern der Teamgedanke und die gemeinsame Zielerreichung in
Maßnahmen und Projekte werden verbindliche Schrit- den Teams werden in besonderem Maße in den Fokus
te zur Verbesserung deren Wirksamkeit, die sich in ei- gerückt. Erfolgskritisch wird dabei sein, dass den sozi-
nem Wechsel der Profillage, der Entwicklung einer klar alraumbezogenen Teams Handlungsspielräume gege-
definierten Anschlussperspektive oder einer realistisch ben werden, um die Zielvorgaben des Jobcenters auf
erreichbaren Integrationsquote ausdrücken, vereinbart. ihr jeweiliges Stadtgebiet herunterzubrechen und den
Die Ergebnisse werden sorgfältig evaluiert und in die spezifischen Bedürfnissen vor Ort anzupassen. Die Inte-
Weiterentwicklung der Angebote einfließen. grationsfachkräfte sollen in den Teams stärkenorientiert
Der Dialog mit den Trägern wird durch digitale Forma- nach persönlicher Ausbildung, Eignung und Neigung
te unterstützt (s. auch D.4). Der zeitnahe Austausch eingesetzt werden, um so die Arbeitseffizienz ergeb-
von Informationen über eine gemeinsame Share- nis- und mitarbeiterorientiert zu verbessern. Ihr Einsatz
Point-Plattform beschleunigt die Prozesse, ermöglicht richtet sich an den Bedarfen im Stadtteil und den damit
die Bereitstellung geeigneter Stelleninformations- und verbunden jeweils spezifischen Aufgaben aus. Möglich
Vermittlungsformate und verbessert die Schnittstellen wäre bspw., dass ein sozialintegratives Fallmanagement
zwischen Maßnahmenmanagement, Arbeitgeber-Team für arbeitsmarktfernere Menschen, vertriebsorientierte
und Maßnahmenträgern. Die Vermittlungskompetenz Vermittlung zur Unterstützung der Integration in Arbeit
kann auf diese Weise auf allen Seiten gestärkt werden. für marktnahe Kundinnen und Kunden oder eine Ar-
Die Ansätze werden mit einem konsequenten Absol- beitsberatung zur Heranführung an den Arbeitsmarkt
ventenmanagement für alle Jobcentermaßnahmen, das durch die Nutzung von Integrationsmaßnahmen be-
insbesondere durch die Arbeitsvermittlerinnen und – darfsorientiert angeboten werden. Daneben werden
vermittler im ArbeitgeberTeam bzw. in den Mikroteams Spezialistinnen und Spezialisten sich auf die Umsetzung
umgesetzt wird, verknüpft. der geschäftspolitischen Schwerpunkte (z.B. Frauen-
Arbeitsberatung im Jahr 2021) konzentrieren. Die Zu-
Im zweiten Schritt sollen strukturelle Veränderungen bei ständigkeiten werden nicht einmalig in einer Organi-
den Integrationsteams zur qualitativen Verbesserung sationsstruktur fixiert, sondern regelmäßig hinsichtlich
der Integrationsarbeit beitragen. Das Jobcenter Solin- ihrer Wirksamkeit überprüft und bei Bedarf durch das
gen beabsichtigt eine beschäftigungsorientierte Sozi- Team angepasst.
alraumarbeit, die die Lebensrealität in den Quartieren
berücksichtigen soll. Die Führungskräfte begleiten die Mikroteams. Sie sind
verantwortlich für Werte und Kultur, die Unterstützung
Diverse Sozialräume/Quartiere, verteilt über das Stadt- von Haltung und Einstellung zur Aufgabenerledigung
gebiet, weisen eine besonders hohe SGB-II-Quote auf. in der Grundsicherung für Arbeitsuchende, das Schaf-
Besonders betroffen ist die Solinger Innenstadt, wo über fen von Rahmenbedingungen und der nötigen Infra-
Integrationsprogramm 2021 15struktur sowie eine individuelle Personalentwicklung. mie ist das Kommunale Jobcenter jedoch mit deutlich
Sie treffen bedarfsgerechte Entscheidungen mit starker zurückgehenden Integrationsquoten konfrontiert.
Einbindung der Mitarbeitenden und sind das Gesicht
Vermeintlich überwundene Integrationshemmnisse er-
nach außen für die Abteilung Markt und Integration im
leben ein „Come-Back“ – die Pandemie führt sogar zu
Kommunalen Jobcenter.
einer Verschärfung – und zwar für alle Frauen, unab-
Mit der neuen Organisation verbindet das Jobcenter hängig in welcher Lebenssituation sie sich befinden:
Solingen eine Reihe von qualitativen und quantitati-
• Junge Frauen mit kleinen Kindern ohne Berufsaus-
ven Wirkungserwartungen, wie z.B. ein verbessertes
bildung werden beruflich abgehängt, weil sie unter
Verständnis von Sozialraum und seiner Bedeutung für
den gegebenen Rahmenbedingungen keine Chance
die Zielerreichung durch die Fach- und Führungskräfte,
auf Ausbildung oder Beschäftigung haben.
eine zunehmende Akzeptanz des KJC bei lokalen Ar-
• Alleinerziehende Frauen haben es jetzt (wieder)
beitsmarktpartnerinnen und –partnern und eine deut-
besonders schwer, zurück in den Beruf zu finden.
liche Erhöhung der Integrationschancen der Menschen
• Demgegenüber verlieren eine Reihe von Frauen
in den Quartieren unter Berücksichtigung ihrer Bedürf-
ihren Job, weil sie in Corona-Zeiten zu Hause die
nisse im Kontext der Bedarfsgemeinschaft.
komplette Kinderbetreuung übernehmen müssen.
Die Umsetzung der klar definierten Ziele lässt sich nur Eine ausgeübte Familiensorge wirkt sich jetzt deut-
mit Partnerinnen und Partnern erfolgreich gestalten. lich mehr als in der Vergangenheit nachteilig auf die
Intern hängt sie in entscheidendem Maße von der Mit- Chancengleichheit am Arbeitsmarkt aus.
wirkung der Mitarbeitenden ab, die im Rahmen von • Frauen mit Migrationshintergrund und Fluchtge-
Workshops zur individuellen Ausgestaltung der Team- schichte sind von diesen Auswirkungen besonders
strukturen und zu den Gelingensfaktoren der Sozialrau- stark betroffen.
marbeit intensiv einbezogen werden. • Die Pandemie führt bei Frauen und jungen Mädchen
Eine intrakommunale Zusammenarbeit ist für eine er- im Leistungsbezug zunehmend zu gesundheitli-
folgreiche Ausgestaltung der Handlungsansätze unab- chen Einschränkungen – insbesondere psychischen
dingbar. Daher werden noch in diesem Jahr Gespräche Erkrankungen – und sozialer Ausgrenzung.
mit den besonders bedeutsamen Stadtdiensten und Ko- Die Gleichstellung von Frauen und Männer ist als
operationspartner/innen geführt, um sie von Anfang an durchgängiges Prinzip in der Grundsicherung für Ar-
in die Umsetzung einzubeziehen. Kooperationsverein- beitsuchende zu berücksichtigen. Genderspezifische
barungen mit definierten Beiträgen können die Grund- Auswertungen zeigen, dass die Beteiligungsquote der
lage für die gemeinsame Arbeit bilden. Frauen an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen in So-
Der Vermittlungserfolg wird von einer Kooperation mit lingen über dem Landesdurchschnitt und auch über
Wirtschaftsverbänden und Tarifpartnern/innen, der lo- dem Durchschnitt im Vergleichstyp liegt. Gleichwohl
kalen Wirtschaft, Quartiersmanagement, Agentur für partizipieren die Frauen deutlich unterdurchschnittlich
Arbeit, der Industrie- und Handelskammer, der Kreis- an beschäftigungsausgerichteten Instrumenten. Hin-
handwerkerschaft sowie Institutionen und Verbänden sichtlich der Förderung mit einer klaren Ausrichtung auf
in den Stadtteilen beeinflusst. Beschäftigung gibt es Nachholbedarf. Die gleichberech-
tigte Entwicklung von Perspektiven für eine berufliche
(Wieder-)Eingliederung unter Berücksichtigung der in-
b. Gleichberechtigte Förderung und Integration dividuellen Rahmenbedingungen und Lebenslagen wird
von Frauen und Männern verbessern im Jahr 2021 deshalb ein besonderer geschäftspoliti-
Immer noch partizipieren Frauen nicht im gleichen Maße scher Schwerpunkt in der Integrationsarbeit des Kom-
wie die Männer von den Beschäftigungsmöglichkeiten munalen Jobcenters sein.
auf dem Arbeitsmarkt. Die Förderung ihrer Integration Maßnahmen zur Förderung der Frauenbeschäftigung
in eine bedarfsdeckende und nachhaltige Beschäfti- als Schwerpunkt in der Integrationsarbeit des Kommu-
gung hat insbesondere aufgrund des zunehmenden nalen Jobcenters im Jahr 2021 stellen einen wesentli-
Fachkräftebedarfs einen hohen Stellenwert und erhöht chen Schritt zur Stärkung von Frauen im Erwerbsleben
ihre Chancen auf gesellschaftliche und soziale Teilhabe dar. Mit einer besonderen Berücksichtigung dieser Ziel-
und auf finanzielle Unabhängigkeit. gruppe im Eingliederungsbudget soll dieser Strategie
In der Vergangenheit ist die Integration der Frauen – vor Rechnung getragen werden. Beabsichtigt ist eine Er-
allem der alleinerziehenden – in Solingen überdurch- höhung des Budgets um rund 20 % von 507.000 auf
schnittlich gut gelungen. Im Zuge der Corona-Pande- 600.000 Euro. Die Strategien richten sich auf
16 Integrationsprogramm 2021• die Erhöhung der Frauenerwerbsquote Mütter, für junge Frauen unter 25 Jahren, für Menschen
• Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit durch ab- mit Familiensorge, werden aufgestockt. Zusätzliche An-
schlussbezogene berufliche Aus- und Weiterbildung gebote sollen Lücken schließen, wie beispielsweise eine
und Nachqualifizierung Aktivierungsmaßnahme, die sich insbesondere an den
• Verbesserung der Chancen von Frauen in den Berei- Bedarfen von alleinlebenden Frauen bzw. Frauen in Be-
chen/Branchen, in denen sie unterrepräsentiert sind darfsgemeinschaften ohne Kinder ausrichtet. Eine frühe
• Sensibilisierung der Unternehmen Ansprache und Aktivierung von Frauen verbunden mit
• Sozialraumorientierte Beratungsangebote für die individueller Berufswegeplanung soll ihre Beschäfti-
besonders Benachteiligten unter den Frauen gungschancen erhöhen. Gesundheitsfördernde Aktivi-
täten und Präventionsangebote, u.a. zur Bewältigung
Die Strategie ist mittelfristig ausgerichtet und erstreckt psychischer Folgen der Corona-Krise, bilden in dem
sich über die kommenden zwei Jahre. In einem ersten Kontext einen zusätzlichen Schwerpunkt. Sie werden
Schritt sollen die Maßnahmen dazu führen, dass die konsequent mit drittmittelgeförderten Projekten – dem
Frauen hinsichtlich ihrer Beteiligung am Arbeitsmarkt Projekt zur Verzahnung von Gesundheits- und Arbeits-
nicht weiter abgehängt werden und sich der Abstand förderung, KOMBINE sowie rehapro - gekoppelt. Kom-
der Integrationsquoten von Männern und Frauen nicht binierten Angeboten, die Teilqualifizierungen realisieren
weiter erhöht. Im zweiten Schritt soll sich die Integra- und gleichzeitig eine Kinderbetreuung sicherstellen,
tionsquote wieder kontinuierlich dem Niveau von Vor- kommt zusätzlich eine stärkere Bedeutung zu.
Corona-Zeiten annähern.
Sozialräumlich orientierte Beschäftigungsangebote – in
Das Jobcenter Solingen beabsichtigt eine beschäfti- Kooperation mit den kommunalen Partnerinnen und
gungsorientierte Sozialraumarbeit, die die Lebensre- Partnern, den Organisationen, Institutionen und Verei-
alität in den Quartieren berücksichtigen soll. Im Sinne nen im Sozialraum - werden ebenfalls zur Förderung der
eines integrierten Handlungs-konzepts für die betroffe- Beschäftigungsfähigkeit der Frauen eingesetzt. Die Mi-
nen Quartiere sind zur Vermeidung von Benachteiligung kroprojekte unter Federführung des Kommunalen Job-
und Ausgrenzung Präventions- und Angebotsketten, centers gestatten beschäftigungsfördernde Angebote
die sich leicht in den Alltag der Zielgruppe integrieren direkt vor Ort. Sie ermöglichen die Erweiterung der so-
lassen, positive Wechselwirkung auf die Lebensqualität zialen Kontakte, das Mitgestalten des eigenen Umfelds,
der in den Quartieren lebenden Menschen entfalten die Entwicklung erster, kleiner Ziele für die (berufliche)
und die deutlich beschäftigungsorientiert ausgerichtet Zukunft und die Erhöhung der Mobilität. Sofern sich im
sind, zu entwickeln und zu stärken. Die sozialräumli- regulären Arbeitsmarkt keine Möglichkeiten ergeben,
che Arbeit erfolgt in Mikroteams, deren Struktur sich können - als Brücke - Angebote der öffentlich geför-
an den geschäftspolitischen Schwerpunkten orientiert. derten Beschäftigung und Arbeitsgelegenheiten mit
In jedem Team wird sich daher ein/e sozialräumliche einer integrierten Stadtteilarbeit kombiniert werden.
Arbeitsberater/in für Frauen der individuellen Beratung Dabei sollen immer die individuelle Situation und das
und Unterstützung der Leistungsbeziehenden in fünf Leistungsvermögen der betroffenen Frauen berücksich-
ausgewählten Quartieren in der Stadt widmen. Ihre tigt werden. Ziel ist es, das Selbstwertgefühl der Frauen
Arbeit dreht sich um die Klärung von Fragen rund um zu erhalten und ihre Beschäftigungsfähigkeit zu sichern
die Eingliederung und sämtliche Hemmnisse, die ihr im bzw. zu steigern Die Quartiersarbeit wird – unter Nut-
Wege stehen: zung der Netzwerkpartner/innen und Einbeziehung der
• familiäre Fragestellungen, somit z.B. auch die Kundenwünsche - von den Arbeitsberatern/innen ini-
Aufteilung der Arbeit- und Familiensorge zwischen tiiert, Quartierslotsen/innen können die Arbeit vor Ort
Mann und Frau in der Familie bündeln und verstetigen.
• beruflicher (Wieder-)Einstieg nach der Familienphase Zusätzlich erfolgt eine Verzahnung der bereits vor-
• Regelung der Kinderbetreuung handenen Organisationeinheiten im KJC, wie Fallma-
• Verschuldungs-, Wohnungs-, Trennungs-/Schei- nagement, ArbeitgeberTeam oder Beschäftigungs-
dungsprobleme. maßnahmen, mit den Stadtteilinitiativen und in den
• Qualifizierungsnachteile Lebenswelten der Betroffenen. Perspektivisch soll eine
• Gesundheitliche Einschränkungen usw. Weiterentwicklung und Reformierung traditioneller ar-
beitsmarktpolitischer Instrumente erreicht werden.
Die Arbeit wird durch ein ausgewogenes, sich an den
individuellen Bedarfen orientierendes und aufeinander Flankiert werden die Aktivitäten durch die Beauftragte
aufbauendes Förderportfolio flankiert. Bestehende ar- für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt, deren unter-
beitsmarktpolitische Maßnahmen, die sich in den letz- stützende Beratung insbesondere bei der Integration
ten Jahren bewährt haben, z.B. für alleinerziehende der Frauenspezialisten/innen in die Teams erforderlich
Integrationsprogramm 2021 17Sie können auch lesen