PROJEKTERFOLGE DES WELTFRIEDENSDIENST E.V - 2/2020 + Palästina: Verteidigung von Kinderrechten +++ Simbabwe: Bäume als Friedensbotschafter ...
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Magazin des Weltfriedensdienst e.V. 2/2020 PROJEKTERFOLGE DES WELTFRIEDENSDIENST E.V. Enda Pronat © +++ Palästina: Verteidigung von Kinderrechten +++ Simbabwe: Bäume als Friedensbotschafter +++ Laos: Ziegen gegen Armut
Vorwort Gruß aus der Geschäftsstelle Liebe Freunde und Unterstützer*innen, „klein, aber fein“ – so wurde mir der Weltfriedensdienst vor 20 Jahren zu Beginn meiner Tä- tigkeit vorgestellt. Unbescheiden, formulierte ich damals den Anspruch, dass daraus eine frie- densbewegte Bürgerbewegung werden sollte. Mit Bürgerbewegungen kannte ich mich aus. Das Team war damals knapp halb so groß wie heute. Nach und nach lernte ich unsere Kooperant*innen und auch viele Vertreter*innen von Partnerorganisationen vor Ort oder zu Besuch bei uns kennen. Ich begegnete der WFD-Familie – vor allem ehemaligen Entwick- lungshelfer*innen, die zu Mitgliedern und Spendern geworden waren. Mit der Vereinigung des Weltfriedensdienst e.V. mit der Stiftung für Internationale Solidarität und Partnerschaft (SIS) kamen Partnerschaftsgruppen und Unterstützer*innen dazu. Etliche Mitgliederver- sammlungen und Partnerschaftstreffen, viele Veranstaltungen, Spendenbriefe, Projektberich- te, Aktionen, Telefonate und Besuche später ist ein verlässliches Netzwerk entstanden. Nur so konnten wir unsere Friedensarbeit in den letzten zwei Jahrzehnten auf neue Länder und Themen ausweiten, neue Bündnisse eingehen und unsere Bildungsarbeit professionalisieren. Wie halt- und belastbar dieses Unterstützer*innen-Netzwerk ist, zeigt sich immer wieder in Krisensituationen: Ob anlässlich der Tsunami-Katastrophe 2005 oder regionaler Notsituationen wie Überschwemmungen in Projektländern wie Mosambik, Brasilien oder letztes Jahr in Simbabwe – auf unsere Freunde konnten wir uns verlassen. Mit substanziellen Beiträgen er- möglichten sie uns, Solidarität zu zeigen. Und auch in der Coronakrise können wir auf Sie zählen! Obwohl unser aller Alltag nicht mehr der gleiche ist wie zuvor, obwohl viele die wirtschaftlichen Einbußen spüren und mit Unsicherheit in die Zukunft blicken, hat die Spendenbereitschaft eher noch zugenommen. Denn unseren Unterstützer*innen ist bewusst, dass die gesundheitlichen und sozialen Folgen der Pandemie den globalen Süden ungleich stärker treffen als uns. Was ist nun aus dem Traum von einer Bürgerbewegung geworden? Bei unserer Feier zu 60 Jahren Weltfriedensdienst zu- sammen mit charismatischen und kämpferischen Vertreterinnen zweier Partnerorganisationen habe ich es gespürt: Wir alle sind Teil einer weltweiten zivilgesellschaftlichen Friedensbewegung, die lokale Antworten auf die drängendsten Überlebens- fragen unserer Zeit entwickelt: Krieg und Frieden, Klimawandel und Ernährungssicherheit. Man soll aufhören, wenn es am Schönsten ist. Ich habe erlebt, dass unser Netzwerk aus jeder Krise stärker hervorgegangen ist. Den Ausbau und die Verbreiterung unserer Spenderbasis, vor allem die Gewinnung junger Leute, überlasse ich getrost meiner Nachfolgerin Änne Rosenburg, die ich Ihnen wärmstens ans Herz lege. Ihre Katrin Steinitz 2001-2020: Referentin für Fundraising Werden Sie Teil unseres Netzwerks Unser Newsletter informiert Sie regelmäßig über unsere www.facebook.com/weltfriedensdienst Friedensarbeit in Afrika, Lateinamerika und Asien und unsere Kampagne zu Wasserraub: www.instagram.com/weltfriedensdienst www.weltfriedensdienst.de/newsletter 2 Querbrief 2/2020
Aktiv werden GEMEINSAM FÜR MEHR GERECHTIGKEIT WELTWEIT Mit „Fridays for Future“ fordert die junge Generation von der Gesellschaft, die Klimakrise endlich ernst zu nehmen. Wir zeigen Jugendlichen, wie sie selbst Teil der Lösung werden können. Shane Thomas McMillan/WFD © Action: Unterstützt von unseren Kooperationspartner*innen pflanzen Schülerinnen und Schüler Bäume, erhalten natürliche Lebensräume und schützen das Klima. Ein Donnerstag im Oktober, wir sind in Wasser & Landwirtschaft sowie Wasser und der erarbeitete Betrag kommt direkt der 8. Klasse eines Berliner Gymnasi- & Klima zeigen, wie unser Konsumver- unseren Partnerorganisationen zugute. ums und halten einen Workshop zum halten vom Essen über Mode bis zur So stärken die Schüler*innen die nach- Thema „Wasser & Landwirtschaft“. Die Mobilität den Menschen in anderen haltige Landwirtschaft in Deutschland. Schüler*innen staunen über die neu Teilen der Welt das Wasser abgräbt – Gleichzeitig unterstützen sie den Schutz gelernten Fakten: „Warum verbraucht wörtlich und im übertragenen Sinn. des tropischen Regenwaldes in Peru der Hähnchenspieß mehr Wasser als Wir holen die Schüler*innen bei ihrem oder die Anpassung lokaler Anbaume- die Avocado?“, rätselt Elias. „Was kann Wissen und in ihrer Lebenswelt ab. thoden an den Klimawandel in Simbab- man gegen die ungerechte Verteilung we oder Senegal. Lernen durch Handeln von Land und Wasser tun?“, fragt WAS KANN JEDE*R EINZELNE – mit doppelter Wirkung: in Deutschland Louise. In Kleingruppen erarbeitet die GEGEN DIE KLIMAKRISE TUN? und in unseren Einsatzländern. Klasse Lösungsvorschläge. Eine Gruppe Wir zeigen am Beispiel der Arbeit bespricht Agroforstwirtschaft in Form unserer Partnerorganisationen, dass SEIEN SIE DABEI: einer Talkshow. Am Ende des Work- es bereits funktionierende lokale Ant- • Sind Sie Lehrer*in? Laden Sie uns an shops wird der bevorstehende Akti- worten auf die Klimakrise gibt. Und Ihre Schule ein! onstag vorgestellt. Die Schüler*innen wir machen Vorschläge zu klimabe- • Kennen Sie Lehrkräfte, Eltern von werden im Prinzessinnengarten, einem wusstem Handeln im Alltag, so dass Schulkindern oder interessierte Berliner Gemeinschaftsgarten, mitarbei- jede*r etwas konkret tun kann. Jugendliche? Dann sagen Sie es ihnen ten! Elena freut sich: „Jetzt können wir weiter! endlich selber was ändern!“ LERNEN DURCH HANDELN • Unterstützen Sie die Aktion, indem Nach dem Workshop arbeiten die Schü- Sie Sponsor*in oder Arbeitgeber*in WIE WIRKT SICH UNSER LEBENSSTIL ler*innen einen Tag lang für ein gemein- werden! GLOBAL AUS? nütziges Projekt – zum Beispiel in einem Unsere Workshops für Schüler*innen ab Betrieb der solidarischen Landwirtschaft. Informieren Sie sich unter der 8. Klassenstufe zu Wasser & Wald, Dafür suchen sie sich Sponsor*innen www.weltfriedensdienst.de/act4change Querbrief 2/2020 3
Kinderrechte verteidigen in Palästina 16-JÄHRIGER VOR ISRAELISCHEM MILITÄRGERICHT Mit großer Sorgfalt dokumentiert DCIP Menschenrechtsverletzungen an Kindern und Jugendlichen, zieht sowohl israelische als auch palästinensische Behörden zur Rechenschaft und bietet inhaftierten Kindern Rechtsbeistand an. DCIP © Ismail nach seiner Entlassung aus der Haft mit seiner Mutter und seinen Geschwistern in ihrem Haus in Beit Fajjar. Der 16-jährige Ismail T. kommt aus Ismail erinnert sich an eine einschüch- hart”, erinnert sich Ismail. „Ich wurde Beit Fajjar, einem Dorf südlich von ternde Situation: „Der Vernehmer schrie frühmorgens in ein Militärfahrzeug Bethlehem. Er wurde am 7. Januar 2019 mich die ganze Zeit an.“ Dabei vergaß gebracht, ohne vorher etwas zu essen gegen Mitternacht in seinem Elternhaus er die Rechtsbelehrung. Am Ende un- bekommen zu haben.” verhaftet. Ohne Angabe von Gründen terschrieb Ismail eine Zeugenaussage, KEIN EINZELFALL fesselten die Soldaten seine Hände mit obwohl er sie, da auf Hebräisch, nicht Kabelbinder, verbanden ihm die Augen verstand. Nach dem Verhör wurde er Die Anklage warf ihm vor, er habe Stei- und stießen ihn in ein Militärfahrzeug. eingesperrt. ne auf israelische Militärs geworfen. Noch in der gleichen Nacht wurde er Der Verteidiger wies nach, dass die Während seiner Haft litt er unter Aussage unter Zwang entstanden war nach einem halbstündigen Fußmarsch Einsamkeit und Langeweile und es gab und es keine ausreichenden Beweise zum Etzion Verhör- und Haftzentrum keine adäquate Beschulung. Ismail gäbe. So konnte er die Strafe – der gebracht. Um 13 Uhr des nächsten musste insgesamt an fünf Verhandlun- Staatsanwalt hatte 17 Monate bean- Tages wurde er das erste Mal verhört, gen eines israelischen Militärgerichts tragt – auf fünf Monate reduzieren. nachdem ein Anwalt ihn telefonisch teilnehmen. „Der Prozesstag war Erst nach fünf Monaten im Militärge- über seine Rechte informiert hatte. 4 Querbrief 2/2020
Kinderrechte verteidigen in Palästina fängnis kam Ismail zu seiner Familie dem Westjordanland, die wie Ismail zurück. Er besucht inzwischen wieder verhaftet und vor einem israelischen die Schule und erhält psychosoziale Militärgericht angeklagt wurden. Den Betreuung. Aussagen zufolge wurden 66 % der Kinder und Jugendlichen mitten in Die Geschichte von Ismail ist kein DCI Palestine (Defense for Children Interna- der Nacht zuhause verhaftet. 89 % Einzelfall. Israel ist das einzige Land tional Palestine) dokumentiert Kinderrechts- wurden nicht über den Grund der auf der Welt, das jedes Jahr 500 bis 700 verletzungen in Palästina und kämpft für Verhaftung informiert. 73 % berichte- Kinder und Jugendliche in israelischer Haft. Kinder vor Militärgerichten anklagt. ten über eine Form physischer Gewalt Palästinensische Kinder und Jugend- während des Arrests. 57 % wurden Projektstandort: Ramallah liche, die von israelischen Militärs verbal angegriffen, eingeschüchtert www.dci-palestine.org verhaftet wurden, berichten, dass sie oder beleidigt. vom Beginn der Haft an physischer Der Weltfriedensdienst unterstützt und verbaler Gewalt ausgesetzt sind. Unsere Partnerorganisation dokumen- DCI Palestine seit diesem Jahr. Das israelische Militärrecht sieht kein tiert Menschenrechtsverletzungen Recht auf juristische Beratung wäh- Kontakt: Stefanie Wurm an Kindern und Jugendlichen, zieht rend des Verhörs vor. Oft gestehen (WFD-Öffentlichkeitsarbeit) sowohl israelische als auch palästinen- wurm@weltfriedensdienst.de Kinder nach verbaler Beschimpfung, sische Behörden zur Rechenschaft und Drohungen, physischer und psychi- bietet inhaftierten Kindern wie Ismail scher Gewalt, die manchmal bis zur LIBA- Rechtsbeistand an. Zugleich fordert NON Folter geht, Straftaten, die sie gar nicht DCI von der nationalen wie von der in- begangen haben. ternationalen Gemeinschaft wirksame Maßnahmen zur Verteidigung dieser Mittelmeer SYRIEN ANWALT FÜR KINDER schwächsten Gruppe der Gesellschaft. UND JUGENDLICHE Seit Oktober 2020 unterstützt der Defense for Children International Weltfriedensdienst die Advocacy-Ab- Palestine (DCIP) hat Ismails Ge- teilung mit einer Friedensfachkraft, die Tel Aviv schichte öffentlich gemacht. 2019 Erfahrungen aus Kulturmanagement, Ramallah sammelte DCIP Zeugenaussagen von Gender Studies und Medienproduktion Jerusalem 113 palästinensischen Kindern aus mitbringt. Gaza- Palästina Streifen WFD-Friedensarbeit in Palästina In Palästina stärken wir zivilgesellschaftliche Akteure dabei, gewaltfreie Hand- lungsoptionen zu entwickeln und für ein Ende der Besatzung zu werben. Die Einhaltung internationalen Rechts ist für uns der Rahmen zur Bearbeitung des Nahost-Konflikts. Durch strategische Öffentlichkeitsarbeit und Advocacy verschaffen sich unsere Partnerorganisationen Gehör bei nationalen und inter- ÄGYPTEN nationalen Entscheidungsträger*innen aus Politik, Wirtschaft, Medien, Wissen- schaft, Zivilgesellschaft und Religionsgemeinschaften. Sie informieren über die JORDANIEN Auswirkungen der Besatzung auf die Zivilbevölkerung und geben Handlungs- empfehlungen. So dürfen Minderjährige unter keinen Umständen der Militärgerichtsbarkeit unterworfen werden. Genau das aber ist für viele Kinder und Jugendliche im Westjordanland trauriger Alltag. Querbrief 2/2020 5
Simbabwe: Politisch motivierte Gewalt beenden SIMBABWE: FRIEDEN UND GEMEINSAME LEBENSGRUNDLAGEN SCHÜTZEN Massiver Einschüchterung zum Trotz durchbricht die Friedensorganisation COTRAD Gewaltspiralen im Südosten Simbabwes. COTRAD COTRAD (Community Tolerance, Recon- ciliation and Development Trust) ent- schärft Konflikte in ländlichen Gebieten. In der Arbeit mit verfeindeten Parteien und potenziell gewaltbereiten Jugendli- chen drängt COTRAD politisch motivierte COTRAD Gewalt zurück. © Projektstandort: In dieser Baumschule wachsen Ressourcenschutz und Frieden. Mashvingo Provinz Der Weltfriedensdienst unterstützt Die beiden Landräte Godwin Tshuma die Menschen daher lebenswichtig, COTRAD seit 2018. und Elijah Moyo (Namen v. d. Red. zur „richtigen“ Seite zu gehören. Die geändert) waren noch bis vor kurzem Folge ist eine extreme Polarisierung der Kontakt: Stefanie Wurm erbitterte Feinde. Beide stehen anein- Gesellschaft. Damit wird die Dauerkri- (WFD-Öffentlichkeitsarbeit) wurm@weltfriedensdienst.de ander grenzenden Verwaltungsbezirken se immer wieder aufs Neue befeuert. vor. Tshuma von der Opposition MDC Simbabwe ist so zu einem der ärmsten und Moyo von der Regierungspar- Länder der Welt geworden. tei ZANU-PF hetzten ihre jeweiligen BÄUME ALS Sambia Mosambik Unterstützer*innen permanent gegen- FRIEDENSBOTSCHAFTER einander auf. Immer wieder kam es zu Harare gewalttätigen Auseinandersetzungen. Vor diesem Hintergrund fördert unsere Partnerorganisation COTRAD Simbabwe Politisch motivierte Gewalt wie diese seit 10 Jahren den Dialog in ländlichen gehört in Simbabwe zum Alltag. Sie Gebieten der Provinz Masvingo. wird bewusst eingesetzt, um eine Botswana Mashvingo einmal erlangte Machtstellung zu ver- In den verfeindeten Bezirken von teidigen. Denn diese ermöglicht, sich Tshuma und Moyo gelang es COTRAD Projektgebiet Projektstandort: Mashvingo selbst zu bereichern und Anhänger*in- in vielen Gesprächen, eine Beziehung Südafrika nen zu begünstigen, z.B. mit dem zu den verfeindeten Parteien auf- Zugang zu Ressourcen wie Land und zubauen. Auf dieser Basis konnten Wasser oder zu Nahrungsmittelhilfe. sie alle wichtigen Akteure zu einem moderierten Dialog in geschütztem Angesichts der wirtschaftlichen und Umfeld zusammenbringen. Dabei der politischen Krise im Land ist es für kam ein Konflikt ans Tageslicht, der 6 Querbrief 2/2020
Simbabwe: Politisch motivierte Gewalt beenden oberflächlich betrachtet nichts mit Parteipolitik zu tun hatte: Bewohner*innen aus Tshumas weitge- hend entwaldetem Bezirk überschrit- ten auf der Suche nach Feuerholz die Grenze zu Moyos Bezirk und dezimier- ten dort den Baumbestand. Das führte immer wieder zu heftigen Auseinan- dersetzungen. Bei dem Dialog erreich- te COTRAD, dass beide Seiten die CCMT Sicht der jeweils anderen wahrnehmen konnten. Die Konfliktparteien erkann- © Das ZFD-Programm des Weltfriedensdienst in Simbabwe ten sowohl den Bedarf an Feuerholz an schafft Raum für Zukunftspläne (Symbolfoto). als auch die Notwendigkeit den Wald zu erhalten. Sie entwickelten schließ- einmal verhaftet, der Direktor mehr- bezeugten, dass die Menschen über lich die Idee, Bäume zu pflanzen und fach. Immer wieder gibt es drastische ihre verschiedenen Parteizugehörig- dafür eine gemeinsame Baumschule Versuche der Einschüchterung, auch keiten hinweg vereint und gemeinsam aufzubauen. Misshandlungen. an der Entwicklung ihrer Gemeinden arbeiten. Hier arbeiten auf freiwilliger Basis Ge- Das WFD-Büro in Harare organisierte meindemitglieder aus beiden Bezirken ein Treffen zwischen dem Direktor Kurz nach dem Besuch des Botschaf- mit. Inzwischen haben sie besonders unserer Partnerorganisation und dem ters bestellten Vertreter des Geheim- im entwaldeten Bezirk zahlreiche deutschen Botschafter in Simbabwe. dienstes Gemeindemitglieder zu einer Bäume gepflanzt. Gleichzeitig bauen Dieser schlug einen offiziellen Projekt- Versammlung ein. Mit Drohungen und sie gemeinsam Gemüse, Obstbäume besuch vor. Damit wollte er COTRAD Falschinformationen versuchten sie, und Kräuter an und verbessern so die den Rücken stärken und den Verfol- den neuen Frieden und COTRAD Ernährungssituation. gern zeigen, dass die internationale schlecht zu reden und wieder einen Öffentlichkeit hinsieht. Im Oktober Keil zwischen die Menschen zu trei- Die Menschen berichten, dass sie 2019 traf der Botschafter Tshuma und ben. Diese ließen sich jedoch nicht durch COTRAD die Bedeutung natür- Moyo an der Baumschule am Fluss. einschüchtern, erhoben sich eine licher Ressourcen schätzen gelernt Die beiden Landräte zeigten sich öf- nach dem anderen und verließen die haben. Sie sind stolz, nun zu ihrer fentlich Hand in Hand als Freunde. Sie Versammlung. nachhaltigen Nutzung und Erhaltung beizutragen. Darüber hinaus hat die gemeinsame Arbeit in der Baumschule COVID-19 verschärft Konflikte zu mehr Toleranz und sozialem Zu- Die Covid-19-Situation hat die Krise in vielerlei Hinsicht verschärft. Simbabwe sammenhalt geführt. Es gibt deutlich verzeichnet bislang einen eher milden Verlauf der Infektionszahlen. Mehrwöchi- weniger Gewalt. ge Ausgangssperren, die Abschaffung des öffentlichen Transportwesens sowie MUTIG FÜR DEN FRIEDEN die Schließung des produzierenden Gewerbes trafen die Mehrheit der Bevölke- rung hart. Der für sie überlebenswichtige informelle Sektor brach praktisch über Damit provozierte COTRAD jedoch Nacht zusammen. Die strengen Lockdown-Maßnahmen der Regierung dienen die Kräfte im Land, die ihre Macht dabei ganz offensichtlich auch der systematischen Unterdrückung der Opposi- aus Polarisierung und Gewalt ziehen. tion. Viele Familien müssen zwischen Hunger und Repressalien der Sicherheits- Unsere Kolleg*innen stehen daher kräfte bei Verstoß gegen die Lockdown-Regeln wählen. unter strenger Beobachtung. Sämtli- che COTRAD-Kolleg*innen wurden in Mehr Infos unter www.weltfriedensdienst.de/corona-liveblog den letzten zwei Jahren mindestens Querbrief 2/2020 7
Integrierte Dorfentwicklung in Laos ZIEGENHALTUNG GEGEN ARMUT Beharrlich unterstützt GLAD benachteiligte ethnische Gruppen mit Hilfe zur Selbsthilfe dabei, Ernten, Einkommen und Gesundheit zu verbessern. GLAD GLAD bekämpft die Armut in Dörfern von ethnischen Gruppen in Laos. Projektstandort: Sekong-Provinz www.glad-lao.net Der Weltfriedensdienst unterstützt GLAD seit 2014. Kontakt: Helge Swars (WFD-Programm-Koordinator) swars@weltfriedensdienst.de GLAD China © Herr Kingthanorm, Dorfvorsteher in Parlengtai, sieht einen Ausweg aus der Armut. Myan- Vietnam mar Laos Letztes Jahr hat Herr Kingthanorm Nicht viel, um der seit Generationen Vientiane etwas Neues ausprobiert. Mehr als 40 herrschenden Armut zu entkommen. Jahre nach Abschluss der Grundschule Für den Kurs in Ziegenhaltung hat hat er einen Kurs für Ziegenhaltung sich Herr Kingthanorm gleich einge- Thailand belegt. Heute klettern in einem neuen tragen, als er von dieser Möglichkeit Projektgebiet Pfahlbau neben dem Wohnhaus sieben gehört hat. Das Projektteam des Projektstandort: Sekong Ziegen herum. Gleich daneben liegt Weltfriedensdienst-Partners GLAD das eingezäunte und frisch bepflanzte hat dafür in 30 abgelegenen Dörfern Kambodscha Feld für das Ziegenfutter. wie Palaengthai die Werbetrommel Bounphanh Kingthanorm lebt als Klein- gerührt. Hier leben fast ausschließlich bauer mit seiner Frau und drei Kindern Angehörige ethnischer Gruppen, die im Bergdorf Palaengthai in der Provinz zu den Ärmsten in Laos gehören. Für Sekong. Die Familie baut genügend viele von Ihnen stellt ein solcher Kurs Reis an, um sich selbst zu versor- eine hohe Hürde dar, denn lediglich gen. Durch den Verkauf von Cassava, die Hälfte der Kleinbäuer*innen haben Holzkohle und Gemüse erwirtschaftet wie Herr Kingthanorm die Grund- sie umgerechnet 75 Euro im Monat. schule nach fünf Jahren abgeschlos- Das reicht gerade so für Lebensmittel, sen. Etliche Teilnehmer*innen haben Schulgeld, Arztkosten, Kleidung und nie Lesen, Schreiben und Rechnen andere Dinge des täglichen Bedarfs. gelernt, schon allein weil die Kinder 8 Querbrief 2/2020
Integrierte Dorfentwicklung in Laos der verschiedenen ethnischen Min- In den letzten zwei Jahren haben etwa land. Auch die Kolleg*innen unserer derheiten die laotischen Lehrer*innen 200 Kleinbäuer*innen an Trainings in Partnerorganisation GLAD tun sich und Unterrichtsmaterialien nicht Ziegen- und Schweinhaltung und im damit noch schwer. Erst recht gilt das verstehen. Anbau von Sonderkulturen wie Pfeffer für staatliche Behörden, ohne deren oder Sacha-Inchi (Inka-Nuss) teilge- Erlaubnis nichts geht. Viele Entwick- WISSEN FÜR PRAKTISCHE nommen. Die Kursteilnehmer*innen lungsprojekte in Laos enden mit der ARMUTSBEKÄMPFUNG bekommen das nötige Material für Einweihung eines Gebäudes, der Der einwöchige Kurs fand in der die Umsetzung des Gelernten in die feierlichen Übergabe eines Zertifikates, Berufsschule in der Provinzhauptstadt Praxis. Dabei werden sie kontinuierlich vielleicht noch von Baumaterial oder Sekong statt. Laotische Wissenschaft- vom Projektteam beraten und beglei- Tieren. ler unterstützten die Überarbeitung tet. Hinzu kommt Training in Betriebs- Viele Bäuer*innen und Bauern, mit de- der Arbeitsmaterialien. Impfungen wirtschaft, denn das Ziel des Projektes nen das Projekt arbeitet, sind da schon der Tiere gegen die weitverbreitete ist die Vermarktung der Produkte. Eine ein paar Schritte weiter. Herr Kingthan- Maul- und Klauenseuche führt der ausgewachsene Ziege kann umgerech- orm hat sein Wissen an Verwandte, Veterinärmedizinische Dienst des net etwa 50 Euro einbringen. Nachbar*innen und Freunde weiterge- Landwirtschaftsministeriums durch. Das Projekt macht an dieser Stelle geben. Sie halfen ihm auch beim Bau Das Baumaterial für Stall und Zaun, nicht halt, denn das Wissen soll auch des Stalls und der Bepflanzung der Setzlinge für Futtergras und drei in den Dörfern der Teilnehmer*innen Futterfläche. Den Ziegenmist verwen- trächtige Ziegen stellte GLAD Herrn verbreitet werden. Andere Familien det er in seinem Gemüsegarten, um Kingthanorm als Kredit zur Verfügung. lernen durch Anschauung, wie es die Erträge zu steigern und so mehr Die zurückgezahlten Raten sollen im geht. Durch die regelmäßige Anwe- Geld zur Verfügung zu haben. Dorf reinvestiert werden, z.B. in die senheit des Projektteams in den Dör- Schule oder kleine Infrastrukturprojek- Der Weltfriedensdienst unterstützt fern hat sich Vertrauen aufgebaut. Auf te, wie Bewässerungsanlagen. GLAD dabei, Projekte auf diese Weise dieser Basis können die Menschen anzugehen und ganz gezielt die „Jeden Tag helfen meine Frau und unterstützt werden, ihre Entwick- Selbsthilfe-Fähigkeiten von Menschen meine Kinder, das Gras zu ernten, um lungspotenziale zu erkennen und zu wie Herrn Kingthanorm zu stärken. So die Ziegen zu füttern“, erzählt Herr nutzen. werden die Bedürfnisse der Familien Kingthanorm. „Ich bin sicher, dass SELBSTHILFEKRÄFTE STÄRKEN in den armen Dörfern, die Wirkung sich die Ziegen bald rechnen und mei- Für die meisten Menschen in Laos und die Nachhaltigkeit ins Zentrum ner Familien dabei helfen, der Armut ist diese Herangehensweise Neu- der Arbeit gestellt. zu entkommen.“ Bessere Dorf-Infrastruktur Heftige Regenfälle im Sommer 2019 hatten im Dorf Dak Taork Neben der Förderung von Kleinbäu- Noi den Fluss über die Ufer er*innen bei der Kleintierhaltung treten lassen. Die Brücke, die und dem Anbau von Sonderkultu- das Dorf mit den Reisfeldern ren koordiniert GLAD auch klei- von 45 Familien verband, nere Infrastrukturprojekte in den wurde weggeschwemmt. Eine Dörfern, z.B. zur Wasserversorgung. neue Hängebrücke über den Thomas Bergmann Zu Beginn des Jahres 2020 wurden reißenden Sekhaman verbin- zwei Bewässerungsprojekte und det die Menschen jetzt wieder eine Brücke fertiggestellt. mit ihren Reisfeldern. © Querbrief 2/2020 9
Update NEUER VORSTAND GEWÄHLT Auf der ersten virtuellen Mitgliederversammlung des Weltfriedensdienst e.V. wurde ein neuer Vorstand gewählt. WFD © Dr. Marcel Gounot, Thomas Schwedersky, Julian Friedrich, Uta Gerweck, Sandra List, Sebastian Neuhaus-Ewering, Luiz Ramalho ALTERNATIVES WELTWASSERFORUM Senegal ist im März 2021 Gastgeber des Weltwasserforums sowie des Alter- nativen Weltwasserforums. In Zusam- menarbeit mit dem Forum Umwelt und Entwicklung führen wir eine vorbe- reitende Konferenz in Berlin durch. Corona zwingt uns zu einer Verlegung in den virtuellen Raum. Der ermöglicht Ihnen, auch mal reinzuschauen. Am 3. + 4. März 2021 diskutieren wir mit Zivilgesellschaft, Politik, Wissenschaft und Medien. Wir wollen Empfehlungen für die Einbindung des Themas Wasser in internationale Prozesse erarbeiten. Dafür bringen unsere Kolleg*innen von Pronat ihre Expertise ein. Sie stellen die Enda Pronat Ergebnisse einer Studie vor, die sich damit beschäftigt, wie der agrarökolo- © gische Umbau der Landwirtschaft in Meilenstein auf dem Weg zur Agarwende: Senegal gelingen kann. 340 Teilnehmer*innen in Dakar. 10 Querbrief 2/2020
Update SPENDENLAUF – IHR LAUFT, DIE FIRMA ZAHLT! GESCHÄFTSSTELLE Daniel und Jonas Zerweck, Vater und Kilometer spendete die Firma 1 Euro, UNTER CORONA- Sohn legten am 10. Mai hundert Kilo- für jeden gelaufenen gab es 2 Euro. Weil BEDINGUNGEN meter durch‘s Ruhrgebiet zurück. Dabei viele begeistert mitmachten oder die waren sie abwechselnd auf dem Rad Aktion unterstützten, kamen am Ende und zu Fuß unterwegs. Daniel Zerweck, 3.277 Euro zu Gunsten unserer Friedens- Geschäftsführer von europiZe, lud zum arbeit zusammen. Wir sagen Danke für Mitmachen ein. Für jeden gefahrenen die tolle Aktion. Weltfriedensdienst © Seit März arbeiten die WFD-Kolleg*in- nen der Geschäftsstelle überwiegend in den eigenen vier Wänden. Einige müssen Arbeit und Kinderbetreuung Daniel Zerweck unter einen Hut bringen. Der fehlende persönliche Austausch stellt uns auf © die Probe. Wer hätte gedacht, wie sehr Büromaterial oder der schnelle Griff zum Aktenordner vermisst werden kann? Dennoch sind die Verbindungen untereinander und die Abstimmungs- prozesse heil geblieben und haben wir irgendwie doch alles geschafft, damit es in unseren Projekten weitergehen kann. Wir stehen regelmäßig im Kontakt mit Partnerorganisationen und Fachkräften. Unser Corona-Newsblog zeigt, wie die Pandemie die Arbeit unserer Partneror- ganisationen beeinträchtigt, aber auch, welche innovativen Antworten diese ge- 3 X EIN VIERTEL JAHRHUNDERT SOLIDARITÄT funden haben: www.weltfriedensdienst. de/corona-liveblog Seit 25 Jahren unterstützt das Gymnasi- um Alfeld das selbstverwaltete Gemein- BLEIBEN SIE IMMER dezentrum mit integrierter Vorschule AUF DEM LAUFENDEN! CEPOMA im Armenviertel Brasília Teimosa in Recife. Ebenfalls seit 25 Jah- Umweltfreundlich per E-Mail ren fördert die evangelische Kirchenge- informieren wir Sie monatlich über meinde Grönenbach die Katutura-Kin- unsere Friedensprojekte, über derprojekte und eine Fraueninitiative in Aktionen und Veranstaltungen, Namibia. Genauso lange dabei ist der unsere Kampagne zu Wasserraub Freundeskreis um unser Mitglied Dr. und Wissenswertes über unsere Britta Kellermann „Centro de Educación Projektarbeit: Britta Kellermann Integrada Melvin Jones“ in Ecuador. weltfriedensdienst.de/ newsletter © Querbrief 2/2020 11
Am Borsigturm 9 13507 Berlin weltfriedensdienst.de KLEINBÄUER*INNEN STÄRKEN – ZUKUNFT SCHENKEN Im Senegal wohnt bei jeder fünften Familie der Hunger in der Hütte. Und das, obwohl die meisten Betroffenen dort leben, wo die Nahrungsmittel produziert werden – in länd- lichen Gebieten. El Hadji kommt selbst aus einer Bauernfa- milie. Trotz harter Arbeit hat das eigene Land kaum genug Enda Pronat hergegeben zum Leben. Heute kämpft El Hadji mit seinen Kolleg*innen bei Pronat dafür, das Los von Kleinbäuerinnen und -bauern im Senegal zu verbessern. © DIE LANGJÄHRIGE ARBEIT TRÄGT FRÜCHTE Der Einsatz von chemischen Düngern und Pestiziden, Entwaldung und Klimawandel haben die kleinbäuerliche Landwirt- schaft in eine Sackgasse getrieben. Als Antwort entwickelt und verbreitet Pronat in bäuerlichen Feldschulen nachhaltige Anbaumethoden. So können die Dorfgemeinschaften ihre natürlichen Ressourcen wie Wald und Boden selbst wiederher- stellen. Mit Pronat verteidigen sie erfolgreich ihre Landrechte und den Zugang zu Wasser gegen große Investoren. HOFFNUNG AUF EINE AGRARWENDE In diesem Jahr ist Pronat und seinen Bündnispartnern ein Durchbruch gelungen: Staatspräsident Sall und seine Minis- ter für Umwelt und Landwirtschaft haben sich öffentlich zur Agrarwende bekannt! Sie haben zugesagt, kleinbäuerliche Familienbetriebe bei der Umsetzung von nachhaltigen Anbaumethoden zu stärken. Pronat wird dafür sorgen, dass den Worten Taten folgen. Damit die nächste Generation im Senegal eine Zukunft hat. Schenken Sie Zukunft – mit Ihrer Weihnachtsspende. Spendenkonto Weltfriedensdienst e.V. Bank für Sozialwirtschaft Geprüft + Empfohlen! IBAN: DE06 1002 0500 0003 1475 05 weltfriedensdienst.de/spendenformular Impressum Herausgeber: Weltfriedensdienst e. V. Am Borsigturm 9 | 13507 Berlin | Tel.: +49 30-253 990-0 | info@weltfriedensdienst.de | Weltfriedensdienst.de | Wasserraub.de Redaktion: Stefanie Wurm (V.i.S.d.P.) | Texte: Katrin Steinitz, Helge Swars | Lektorat: Dr. Florian Schubert | Grafik-Design: Andreas Langner | Druck: Spree Druck Berlin GmbH | Klima- neutral auf 100% Recyclingpapier gedruckt, FSC©-zertifiziert und aufgezeichnet mit Der Blaue Engel und EU-Ecolabel | Bildnachweis: Enda Pronat, S. 4: DCIP, S. 6: COTRAD, S. 7, Sym- bolbild: CCMT, S. 8: GLAD, S. 9: Thomas Bergmann, S. 10 unten: Enda Pronat, S. 11: Daniel Zerweck, Britta Kellermann, S. 12: Enda Pronat, alle übrigen Fotos: © Weltfriedensdienst e.V
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