InTAKT Das Info-Magazin der Stiftung Best Hope - Seite 3 - Erika Keller verabschiedet sich
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inTAKT Das Info-Magazin der Stiftung Best Hope Seite 3 – Erika Keller verabschiedet sich März 2015 – Nr. 163 Seite 6 – Aus alten Mustern ausbrechen Seite 9 – Realitätstraining im Gartenunterhalt Seite 10 – Informationsgespräch und dann...?
auf TAKT aufTAKT Editorial zu leisten, das Best Hope fit zu machen für die vielfäl- tigen Herausforderungen der Zukunft. Damit das Best Hope auch in drei, fünf oder zehn Jahren noch existie- ren kann, ist ein haushälterischer Umgang mit Finanzen notwendig. Das sind wir auch Ihnen als Spender und Spenderin schuldig. Beinahe täglich lesen und hören wir in den Medien, dass die öffentliche Hand, damit meine ich Kantone, Städte und Gemeinden, extrem sparen müssen. Und diese Sparbemühungen treffen sozial schwächere Per- sonen und Randständige und vielfach unsere Teilneh- menden. Damit die Teilnehmenden in Würde wieder in der Gesellschaft Fuss fassen und ein suchtfreies Leben führen können, ziehen alle Best Hope Mitarbeitenden Peter Hauser am gleichen Strang. Veränderungen können Ängste auslösen – doch Ver- «Veränderungen können Ängste auslösen – doch änderungen sind auch Chancen über Dinge zu reden, Veränderungen sind auch Chancen über Dinge zu die in einer Organisation schon lange selbstverständ- reden, die in einer Organisation schon lange selbst- lich sind. Durch einen intensiven Austausch zwischen verständlich sind.» Stiftungsrat und Mitarbeitenden, durch Anzapfen von auswärtigen Ressourcen sind wir als Best Hope in der Liebe Freunde von Best Hope Lage, uns den Veränderungen, im finanziellen und ge- Liebe Leserin, lieber Leser setzlichen Bereich zu stellen. Sie halten das neue InTAKT in den Händen. Ich nehme Ich danke Ihnen für Ihre Unterstützung. Wir sind auf Sie die Gelegenheit gerne wahr, um mich bei Ihnen vorzu- angewiesen! stellen. Nach dem Ausscheiden von Robert Meier aus dem Stiftungsrat bin ich am 24. Juni 2014 zum neuen Peter Hauser Präsidenten des Stiftungsrates Best Hope gewählt wor- Präsident des Stiftungsrates den. Sie werden sich fragen, wer ich bin: Geb. 1954, von Berufs wegen seit 40 Jahren Polizist in Winterthur und Eidg. dipl. Betriebsausbilder. Das Best Hope habe ich als Berufsperson und Mitglied der CPV (Christliche Polizei-Vereinigung) kennen gelernt. Zu meiner aktiven Zeit als Polizist auf der Strasse hatte ich mit Drogenab- hängigen zu tun. Es freute mich jedes Mal enorm, wenn ein ehemaliger «Polizeikunde» in einer Therapiestation ein neues Leben anfangen konnte. Meine Frau Anna und ich zogen vor sechs Jahren von Winterthur weg ins Appenzellerland. Ein neuer Präsident heisst in der Regel auch Verände- rung. Mein Ziel sehe ich darin, meinen Beitrag dazu
imTAKT imTAKT Erika Keller verabschiedet sich «Vieles habe ich gelernt, mitgelitten, mitgetragen und mich mitgefreut. Diese Zeit wird noch lange als eine sehr prägende Zeit in meinem Herzen bleiben.» Eine lange, lehrreiche und intensive Zeit geht für mich nun zu Ende. Seit Juni 2008 habe ich in der Stiftung Best Hope gearbeitet. In dieser Zeit habe ich viele Teilneh- mende kommen und gehen sehen. Mit jedem neuen Teilnehmenden kam eine neue interessante Herausfor- derung auf mich zu, in der es galt in Liebe und Empa- thie für jeden/jede den richtigen Weg zu finden, um mit ihm/ihr gut umzugehen. Für die einen hiess dies, dass ich sie einfach nur annehmen und zur Ruhe kommen lasse und für andere, dass ich einen konsequenten Weg einschlage, auf dem es kein bisschen links oder rechts abzuweichen gab. Da ich während dieser ganzen Zeit Erika Keller die Küche als Arbeitsbereich leitete, fand vieles von dem in der Küche bei der Arbeit statt. Die einen durften also so langsam arbeiten wie sie wollten. Solange sie etwas ich gelernt, mitgelitten, mitgetragen und mich mitge- machten, war das schon mal sehr gut. Bei den ande- freut. Diese Zeit wird noch lange als eine sehr prägende ren jedoch musste ich stets darauf achten, dass sie keine Zeit in meinem Herzen bleiben. Minute zu spät kamen und aufgetragene Arbeiten ge- nau so ausführten, wie ich es ihnen aufgetragen hatte Nun geht mein Weg weiter. Zurzeit schliesse ich noch oder dass sie die Prioritäten richtig setzten. Da musste meine berufsbegleitende Ausbildung zur Sozialmanage- ich oft ganz genau hinsehen, wie sie was gemacht hat- rin ab und gönne mir eine erholsame und inspirierende ten. Nicht jeder war dann erfreut über mein pingelig Zwischenzeit, bis ich mich wieder darum kümmere, wie genaues Hinsehen. Doch jeder wusste ja, dass er genau es beruflich weitergehen soll. das lernen musste, was wir jeweils im Vorfeld gemein- sam als Ziel gesetzt hatten. Deshalb war es immer auch Der Stiftung mit allen Mitarbeitenden und Teilneh- eine Freude, wenn jemand Fortschritte machte. Das und menden wünsche ich von Herzen auf ihrem weiteren vieles mehr beinhaltete meine Arbeit der letzten 6.5 Weg alles Gute, Gottes Kraft, Segen und Führung. Jahre Mitarbeit in der Stiftung Best Hope. Vieles habe Herzlichst, Erika Keller Liebe Erika Wir möchten dir ganz herzlich für dein grosses Engagement danken. Du warst für unser Team eine echte Be- reicherung. Deine Einladung zu deinem Abschiedsfest war für unsere Teilnehmenden und das Team ein tolles Erlebnis. Wir danken dir für deine Gastfreundschaft und das mega feine Essen, das wir bei dir geniessen konnten. Für deinen weiteren Lebensweg wünschen wir dir nur das Beste. Dein Best Hope Team inTAKT – März 2015 3
imTAKT imTAKT Unser Projekt «Cajon» «Wir versuchen, die Gestaltung unseres Programms Cajon nach seiner Idee. Zum Schluss bekamen wir von möglichst vielfältig zu gestalten. Oft werden von Thomas noch eine Einführung in die grundlegenden den Frauen neue, positive Erfahrungen gesammelt.» Schlagtechniken und Rhythmusabläufe. Für eine Vor- führung müssten wir wohl noch lange üben!:-) Aber was Freitagnachmittags gestalten wir das Therapiepro- noch nicht ist, kann noch werden! gramm von Frauen und Männern getrennt. Es ist Heidi Krebs wichtig, sich mit geschlechterspezifischen Themen Betreuerin auseinandersetzen zu können oder sich als Frau/Mann wahrzunehmen, sich damit zu identifizieren und dies *«Cajon, auf Deutsch auch Kistentrommel genannt, ist auch umsetzen zu können. ein aus Peru stammendes perkussives Musikinstrument» laut Wikipedia. Doch was heisst dies für die Frauengruppe? In jeder Frau stecken unterschiedliche Neigungen und Begabungen, Vorlieben und Abneigungen. So versuchen wir die Ge- Wie die Teilnehmenden unser Projekt erlebt haben, er- staltung des Programms möglichst vielfältig zu gestal- zählen sie gleich selbst. ten. Oft werden von den Frauen neue, positive Erfah- rungen gesammelt. Fussmassage oder Maniküre kann «Akkubohrer, Klemmen, Schleifmaschinen - endlich unerwartet Spass machen, einen Adventskranz binden wieder einmal in meinem Element.» hätte man sich nicht zugetraut oder ein Thema ausar- beiten und präsentieren gelingt besser als gedacht. Na ja, da war ich endlich wieder einmal seit vielen Jah- ren in meinem Element. Da ich selber lange im Bereich Für eine weitere Neuerfahrung starteten wir das Projekt Schreiner Innenausbau tätig war, freute ich mich, mit «Cajon*» . Wie schaffe ich es, ein Schlaginstrument sel- den Holzbearbeitungsmaschinen zu arbeiten. Akku- ber herzustellen? Wie fühlt es sich an, zwischen Holz- bohrer, mit Klemmen leimen, Schleifmaschinen sind für staub und Maschinen in der Schreinerei zu stehen? Kann mich leicht zu handhaben. Somit war ich natürlich schon man mit Spannset, Bohrmaschine und Schleifmaschine etwas stolz auf mich, dass ich den anderen Damen zum umgehen? Oder wie ist es wieder einmal in der Tätigkeit Teil mit dem Umgang damit etwas helfen konnte. An zu stehen, die früher von Sucht geprägt war? Kann man den ganzen Staub war ich gewöhnt und diesen konnte sich an die Abmachungen halten? man am Arbeitsende sowieso mit dem Kompressor wie- der von den Kleidern wegblasen. Es freut mich, dass sich die Frauen mit Elan an der Auf- gabe beteiligt haben. Wir erlebten eine hilfsbereite und Eine absolute Krönung wäre für mich die Benutzung der rücksichtsvolle Zusammenarbeit. Jeder gestaltete sein Oberfräse gewesen (ich besass ja selber mal eine nicht
imTAKT imTAKT In meinem Element ganz billige davon), aber mein Wunsch wurde leider sehe oder darin Begabungen hätte. Ich konnte mir nicht nicht verwirklicht. Zum Schluss haben wir unsere Werke vorstellen, wie ich dieses Cajon fertigbringen sollte. noch mit Holzöl eingerieben und so fertiggestellt. Als es soweit war, dass wir in der Schreinerei standen, I.B. machte es mir Spass, vor allem weil ich merkte, dass wir einander unterstützen. Ich schaffte es tatsächlich, das «Es war für mich eine neue Erfahrung, zu erleben, Cajon in Teamarbeit fertig zu stellen, verzierte es noch dass ich mehr schaffen kann, als ich mir zutraue.» mit dem Holzbrenner, so dass ich es schliesslich meinem Bruder schenken konnte. Es war für mich eine neue Er- Das Projekt «Cajon» hat mich anfangs überhaupt nicht fahrung, zu erleben, dass ich mehr schaffen kann, als angesprochen, weil ich mich nicht als Handwerkerin ich mir zutraue. S.B. Gesucht in eigener Sache Für unser Therapiezentrum suchen wir nach Vereinbarung eine Leiterin für den Bereich Ökonomie Ihre Aufgaben Wir bieten • Führung von sozial schwächeren Menschen • eine anspruchsvolle und selbstständige Tätigkeit • Begleitung und Förderung unserer Teilnehmenden • ein engagiertes, motiviertes Team • Anleitung in realitätsnahes Arbeiten • zeitgemässe Anstellungsbedingungen Voraussetzungen Interessiert? • Pädagogisch-therapeutische Ausbildung Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen • Erfahrung im Bereich Ökonomie richten Sie bitte per Mail an: • Organisatorische Fähigkeiten arminbruellhardt@besthope.ch • Hohe Sozialkompetenz oder auf dem Postweg an: • gute Kommunikationsfähigkeit Stiftung Best Hope, Herr Armin Brüllhardt, • innovative, durchsetzungsstarke und engagierte Nieschbergstrasse 2346, 9100 Herisau Persönlichkeit www.besthope.ch inTAKT – März 2015 5
TAKTgefühl TAKTgefühl Aus alten Mustern ausbrechen «Viele Menschen denken, wenn ich Probleme mit alles zurücklassen, was mich wieder in die Gefahr hät- Drogen habe, gehe ich in eine Entzugsklinik und da- te bringen können, in einem schwachen Moment zum mit hat es sich.» Joint zu greifen. Seit dem 26. Mai 2013 bin ich clean. Was früher für Dass es ein schwieriger, aber extrem wichtiger Weg mich Alltag und leider schon fast normal war, ist heute und Entscheid für meine Veränderung war, das sah ich kaum noch denkbar. Jeden Tag aufs Neue sein Geld kurz darauf ein und stehe auch heute vollkommen hin- zu zählen, Rappen für Rappen zusammen zu kratzen, ter dieser Meinung. Kein Rückzugsort, keine Ausreden, um mir hoffentlich noch einmal etwas Dope zu ho- kein Davonlaufen mehr. Es war an der Zeit, dass ich len, ist heute Gott sei Dank, nicht mehr der Fall. Und mich meinem Problem ein für alle Mal stellen «muss- das verdanke ich vor allem dem Schritt, den ich vor te». Ich hatte die Wahl: Entweder gehe ich wieder zu- knapp zwei Jahren gewagt habe. Als ich ins Best Hope rück in mein altes Leben, werde aber niemals meine kam, hatte ich in meinem Rucksack nicht nur einen Ziele und Wünsche verwirklichen können oder ich oder zwei Steine zu tragen, sondern durch das Jahre wage den langen und schwierigen Prozess, gesunden lange «wegschieben» von Problemen, Ängsten und Er- zu dürfen. Was heute in meinem Leben alles wachsen innerungen mit Drogen, hat sich das angehäuft, was und blühen darf und was ich durch etliche Konflikte, ich immer noch am Ver- und Bearbeiten bin. Der Ent- Auseinandersetzungen und an manchen Tagen mit scheid, aus dem Ganzen heraus zu kommen, ist eine Tränen einsehen und verändern musste, bereue ich Sache. Diszipliniert daran zu arbeiten, dass man nicht keineswegs. wieder hineinkommt, eine ganz andere. Ich habe viele Male in meinem Zimmer gesessen und Viele Menschen denken, wenn ich Probleme mit Dro- zu Gott gebetet, was das wohl für einen Sinn mache, gen habe, gehe ich in eine Entzugsklinik und damit immer wieder für mein Leben zu kämpfen. Es war an- hat es sich. Das gleiche Umfeld, die gleiche Wohnung, strengend, sich spiegeln zu lassen und zu hören, was der gleiche Job; manche Menschen bedenken nicht, du eigentlich gar nicht hören willst. Auch heute ist es dass dies wahrscheinlich ein Teil ihres Rückfalles in die manchmal noch anstrengend, aber ich kann vieles ge- Drogen ist. In vielen Gedankengängen kann auch ich lassener nehmen, weil ich nicht mehr die Angst in mir mich wieder darin finden. Nur habe ich damals mit habe, ich müsse perfekt sein und es könne mir ein Za- Schmerzen verbunden spüren müssen, dass es einen cken aus meiner Krone fallen. Denn wenn einer weg- radikalen Schnitt braucht, um aus meinem alten Mu- fällt, dann ist die Chance gekommen, ihn zu ersetzen ster ausbrechen zu können. Ich «musste» die Wohnung mit einem neuen, guten und gesunden. Trotz Tränen, kündigen, was ich damals nicht verstanden habe, mein Schmerz, Ängsten, Wut, Trauer, Enttäuschungen und Umfeld wechseln, meine Freundschaften beenden und noch vielem mehr, stehe ich heute an einem Punkt, Freizeitgestaltung an einem sonnigen Wintertag. Direkt hinter dem Haus machen wir uns auf den Weg mit ...
TAKTgefühl TAKTgefühl Die Wurzeln anschauen von dem ich vor knapp zwei Jahren nie gedacht hätte, «Ich bin froh, dass ich die Kraft hatte, immer wieder dass ich es wirklich packen würde. aufzustehen und weiter zu machen.» Ich bin auf dem ABSPRUNG RICHTUNG FREIHEIT! Was Man sollte eine Therapie, die etwas länger dauert, nie das genau heisst, will ich Ihnen gerne erzählen. Ich unterschätzen. Ich dachte zuerst nur, dass ich aufhören hatte immer meine Ziele, meine Träume und meine werde zu kiffen. Es stellte sich aber heraus, dass man in Wünsche, die ich zwar viele Male aus den Augen ver- einer Therapie, wie sie im Best Hope praktiziert wird, loren habe, aber nie aus meinem Herzen. Ich wollte an die Ursachen, sprich die Wurzeln der Suchtkrank- immer eine gute Ausbildung abschliessen, am liebsten heit, geht. Das ist harte, schmerzhafte und gleichzeitig etwas im sozialen Bereich. Mein grösster Traum ist es, befreiende Arbeit. Oft kommt man an seine Grenzen im Ausland ein Hundeheim aufzubauen, um Strassen- und will davonlaufen. Ich bin froh, dass ich die Kraft hunden ein Zuhause, Struktur und Liebe zu schenken hatte, immer wieder aufzustehen und weiter zu ma- oder Besitzern und ihren Hunden zu helfen. Coaching chen. Momentan quält mich noch das Verlangen zum für den Menschen und Resozialisierung für den Hund. Alkohol. Oft denke ich, ich hätte den Alkoholkonsum Da es aber noch nicht an der Zeit ist, möchte ich meine unter Kontrolle. Fähigkeiten da einsetzen, wo es realistisch scheint. Grundsätzlich spielt es keine Rolle, wovon man abhän- Diese Woche habe ich zwei Vorstellungsgespräche im gig ist. Es schränkt einen auf jeden Fall in seinen Wün- sozialen Bereich Fachmann Betreuung. Ich kann bald schen und Zielen ein. Es ist viel wichtiger, an den Mu- in die Aussen-WG und pflege regelmässig und immer stern der Ängste und Prägungen zu arbeiten. Die alten häufiger Kontakt zu guten und standhaften Menschen negativen Muster haben immer noch Einfluss auf mich. «draussen», die für mich da sind, auch wenn es mir Jeder Mensch braucht die Nächstenliebe. Wenn er die- einmal nicht gut geht. se in den Momenten nicht verspürt, wo er zum Bei- spiel etwas falsch macht, kann es so weit kommen, Wenn ich das so lese, bin ich wirklich mit Stolz erfüllt, dass er sich seiner Aufgabe, in der er evtl. wieder al- das erreicht zu haben und für alles weitere wieder auf les falsch macht, ganz entzieht. Die Herausforderung dem besten Weg zu sein. Ich habe es geschafft, was wird zum Feind. Ein weiteres Grundbedürfnis ist, dass ich natürlich ohne Hilfe vom Best Hope und den Teil- man glücklich ist. Um das zu erreichen, darf ich mei- nehmern niemals erreicht hätte. Heute dazustehen ne Ängste und Herausforderungen nicht auf die Seite und sagen zu können: «Ich bin glücklich … und das schieben. In diesen Prozessen bin ich heute und mir ist ohne Drogen!» Ein besonderer Dank dafür!! klar, dass dabei die Vergebung eine grosse Rolle spielt. D.T. S.B. ... unseren Schneeschuhen auf einen wunderschönen Spaziergang in unberührter Natur. inTAKT – März 2015 7
TAKTgefühl TAKTgefühl Arbeitsstelle gesucht «Der Umgang mit den vielen Absagen ist nicht ein- Falls Sie liebe Leserinnen und Leser eine Stelle im Be- fach. Ich muss mich immer wieder neu motivieren reich Grafik bis Verkäufer im Raume Winterthur kennen, und mir selber sagen, dass meine Zeit schon kom- bin ich um einen Hinweis sehr dankbar. men wird.» A.F. Es ist nun schon einige Zeit vergangen und der Ab- schluss der Therapie naht. Nun beginnt man sich ernst- «Ich bin im Verkauf tätig und freue mich, wieder haft Gedanken zu machen, die Zukunft zu planen. Dazu Kundenkontakt pflegen zu dürfen.» gehört als erstes ein Job oder eine Beschäftigung, damit man wieder ein Teil der Gesellschaft wird und dazu bei- Die Stellensuche war für mich eigentlich einfach. Mir tun trägt, dass die Volkswirtschaft gedeiht, aber auch dass andere gute Menschen hier im Best Hope leid, wenn ich man sich und seine Familie ernähren und unabhängig zusehen muss, wie sehr sie sich um eine Stelle bemühen vom Staat leben kann. Ich bin nun seit über 1½ Jahren und immer wieder die gefürchtete Absage erhalten. Seit im Best Hope und suche intensiv eine Stelle im ersten 2006 bis vor zwei Jahren habe ich sicher um die 700 Arbeitsmarkt. Dabei habe ich zuerst alle Unterlagen und Bewerbungen geschrieben, doch als alleinerziehende Zeugnisse zusammengestellt und ein Dossier gemacht. Mutter hatte ich keine Chance. Zum Glück fand ich die Unter dem Coaching meiner Bezugsperson habe ich ganzen Jahre hindurch einen Job im zweiten Arbeits- dieses angepasst und konnte endlich loslegen. Zusätz- markt, der vom Sozialamt unterstützt wurde. lich habe ich mir Gedanken darüber gemacht, welches Beziehungsnetz ich in Bezug auf die Jobsuche nutzen Hier im Best Hope arbeitete ich zuerst in der Küche, kann. danach in der Ökonomie. Dann kam die Zeit, mir aus- serhalb des Hauses eine Stelle zu suchen. Während Nun ist es aber so, dass es meine Vorgeschichte nicht meines Aufenthaltes hier wurde bei mir eine IV-Rente gerade einfach macht, eine Stelle zu bekommen. Der bestätigt. Auf Anraten meiner Psychologin suchte ich Umgang mit den vielen Absagen ist nicht einfach, und eine 40%-Stelle. Eine Tätigkeit im ersten Arbeitsmarkt ich muss mich immer wieder neu motivieren und mir kam für mich nicht mehr in Frage, wegen des Leistungs- selber sagen, dass meine Zeit schon kommen wird. Da drucks, der oftmals dort herrscht. Mir ist es wichtiger, heisst es einfach: Dran bleiben! Dabei ist es wertvoll zu weniger leisten zu müssen und weniger zu verdienen, wissen, dass weder mein Stellenwert noch mein Selbst- als mich an den Rand zu treiben. Da ich bald eine of- bewusstsein darunter leiden darf, längere Zeit arbeitslos fene Stelle bei meinem früheren Arbeitgeber im zweiten zu sein. Denn eine positive Einstellung ist jetzt immens Arbeitsmarkt (in einer anderen Filiale) im Internet sah, wichtig und wird mir auch später helfen, ohne Drogen bewarb ich mich dafür. Ich war zuversichtlich, dass ich durch grössere Schwierigkeiten hindurch zu gehen. diese Stelle erhalten würde, denn ich hatte gute Zeug-
TAKTvoll TAKTvoll Realitätstraining im Gartenunterhalt nisse im Sack. Mir wurde ja beim letzten Arbeitgeber bedeutet optimale Förderung, dass sie sich beweisen nicht gekündigt, sondern das Arbeitsverhältnis wurde können mit einfachen Hilfsarbeiten. aufgelöst infolge meines Eintritts ins Best Hope. Wenn die Teilnehmenden einen Therapieprozess in un- Das Vorstellungsgespräch und die Probetage verliefen serer Institution durchlaufen, wird als erstes ein inten- sehr gut. So arbeite ich seit bald einem Monat wieder siver persönlicher Prozess begleitet, in welchem nebst auswärts. Ich bin froh, wieder in der Öffentlichkeit ar- vielschichtigen persönlichen Themen auch die Ziele der beiten zu dürfen. Ich bin im Verkauf tätig und freue weiteren beruflichen Zukunft erarbeitet werden. Kristal- mich, wieder Kundenkontakt pflegen zu dürfen. Beim lisiert sich als arbeitstechnisches Ziel eine Reintegration neuen Team wurde ich mit offenen Armen empfangen. in den ersten Arbeitsmarkt heraus, bestehen im Garten- Eine Mitarbeiterin hat gleich am ersten Tag gesagt, dass bereich beste Trainingsmöglichkeiten von allgemeinen sie froh sei, dass ich da sei, weil es doch viel Arbeit gibt. Bereichen wie Pünktlichkeit, sauberes und höfliches Das hat mich sehr berührt und mir gut getan. Von der Auftreten, Unterordnung/Einordnung in ein Arbeits- «vielen Arbeit» lasse ich mich jedoch nicht stressen. Ich team und Zuverlässigkeit. Ebenfalls besteht bei Eignung arbeite stetig und nehme eines nach dem andern. und sofern dies als persönliches Ziel erstrebenswert ist, I.B. die Möglichkeit, eine Lehre als Landschaftsgärtner zu absolvieren. «Je nach Vorbildung können wir mehr oder weniger Für den Integrations- und/oder Ausbildungsprozess ist Verantwortung übertragen.» es sehr förderlich, dass wir «echte» Aufträge ausfüh- ren dürfen, welche für die Kunden wie auch für uns zu Der Arbeitsbereich Gartenunterhalt und –bau eignet 100% «zählen» und so bei den Teilnehmenden und sich sehr gut für das Realitätstraining unserer Therapie- Lehrlingen viel ernster genommen werden, als reine teilnehmenden. Unser Teamaufbau ist so strukturiert, Beschäftigungsarbeiten. Zudem besteht bei Gartenar- dass jeweils ein Landschaftsgärtner/Vorarbeiter mit beiten ein grosser Vorteil darin, dass jeden Abend ein einem bis zwei Lehrlingen und/oder Teilnehmenden ar- konkreter Fortschritt sichtbar ist, und so jeden Tag Er- beitet. So haben wir beste Voraussetzungen, um eine folgserlebnisse (das haben wir als Team heute geschafft, optimale Balance zwischen der Förderung der mitge- kreiert, erledigt,bewegt!) möglich sind. brachten, persönlichen Ressourcen einerseits und der wirtschaftlichen und speditiven Arbeitsausführung an- Freundliche Grüsse dererseits zu finden. Je nach Vorbildung und Erfahrung können wir mehr oder weniger Verantwortung über- Tankred Götsch tragen. So kann es sein, dass ganze Teilbereiche eines Landschaftsgärtner Auftrages selbstständig ausgeführt werden, für andere inTAKT – März 2015 9
herzTAKT herzTAKT Informationsgespräch und dann...? gemeinen Spardruckes wieder stärker im Vordergrund. Von den Verantwortlichen der Sozialämter werden eher Kurzzeittherapien in Kliniken empfohlen. Diese werden von den Krankenkassen finanziert und belasten das ei- gene Budget nicht. Die Kurzzeittherapien haben un- serer Ansicht nach absolute Berechtigung, reichen aber in schwerwiegenden Situationen, in denen eine lange Leidensgeschichte vorausgeht, oft nicht aus. Unsere Er- fahrung zeigt, dass Menschen, die sich bei uns für eine Langzeittherapie interessieren, schon einige Kurzzeit- therapien ohne nachhaltigen Erfolg hinter sich brach- ten. Um die zuweisenden Stellen von der Notwendigkeit einer Langzeittherapie zu überzeugen, braucht es un- Thomas Ammann sererseits eine klare Aussage zur Indikation für die Mass- nahme und zur Motivation des Anwärters resp. der An- wärterin. Ein aussagekräftiges Motivationsschreiben der «Die Kurzzeittherapien haben unserer Ansicht nach Bewerberin oder des Bewerbers selber ist ein weiteres absolute Berechtigung, reichen aber in schwerwie- wichtiges Argument. genden Situationen, in denen eine lange Leidensge- schichte vorausgeht, oft nicht aus.» Leider mussten wir trotzdem in letzter Zeit immer wie- der zur Kenntnis nehmen, dass motivierte Personen die In der letzten Ausgabe des inTAKT zeigte Rahel Ander- Therapie aufgrund eines abschlägigen Bescheides der halden auf, wie Therapieinteressierte den Weg zu uns Kostenträger nicht antreten konnten. Wir bedauern dies finden. Dass dieser Weg nicht immer so einfach ist und immer sehr und sind überzeugt, dass diese Entwicklung ein Eintritt in die Therapie oft nicht auf Anhieb klappt, langfristig keine finanzielle Entlastung für die politi- erfuhren wir gerade in letzter Zeit wieder vermehrt. schen Gemeinden bedeutet. Im Gegenteil: Die Gefahr Die momentan freien Plätze bringen dies ebenfalls zum besteht, dass hilfsbedürftige Menschen weiter in die Ausdruck. Oft müssen die Therapieanwärter und -an- Randständigkeit gedrängt werden und längerfristig von wärterinnen und wir mit verschiedenen Hindernissen der Sozialhilfe abhängig bleiben. rechnen. Neue Herausforderungen stellen sich uns, die es in Angriff zu nehmen heisst. An dieser Stelle möchten wir es nicht unterlassen, al- len Kostenträgern herzlich zu danken, die an ihre Klien- Gerne möchten wir Ihnen an dieser Stelle einen kleinen tinnen und Klienten glauben, und so wieder Hoffnung Einblick in dieses aktuelle Alltagsthema ermöglichen. in die von Leid gezeichneten Lebensgeschichten brin- gen und eine Therapie bei uns durch eine Kostengut- Erhöhter Kostendruck im Sozialbereich sprache finanziell absichern. Eine mögliche Hürde sehen wir im heute eher restrik- tiven Entscheidungsverhalten der Kostenträger. Ver- Angst vor dem mühevollen Weg der Veränderung. ständlicherweise bedeutet die Therapiekostenübernah- me besonders für eine kleine Gemeinde eine höhere Eine weitere Hürde erkennen wir oft auch in der Angst Belastung des Sozialbudgets. Wir erleben oft, dass die der Therapieanwärter und -anwärterinnen selber. Das Entscheidung zur Therapie deshalb von den Kosten- Leben neu zu organisieren, der Sucht den Kampf zu er- trägern stärker in Frage gestellt wird. Die Frage nach klären und den steinigen, mühsamen Weg einer Lang- dem Kosten-Nutzen-Verhältnis ist im Rahmen des all- zeittherapie unter die Füsse zu nehmen, braucht viel
imTAKT Mut. Wenn dann der Lebensweg noch von vielen Miss- wichtig, die eigenen therapeutischen Produkte auf den erfolgen gesäumt ist, wird die Angst vor einem Thera- Markt zu bringen, um so auch bei den Zuweisenden auf piestart oft noch grösser. uns und unsere «Spezialitäten» aufmerksam zu machen. Weiter beobachten wir eine Tendenz Richtung Komor- So zeichnet sich die Stiftung Best Hope durch den klei- bidität. Das heisst, dass heute die Suchterkrankung nen, familiären Rahmen aus, welcher ein professionelles nicht erste und einzige Diagnose ist, sondern oft eine und individuelles Eingehen auf die spezifischen Pro- psychische Erkrankung voraus geht oder weitere Di- blemfelder und Ressourcen der einzelnen Klienten und agnosen im Raum stehen. Der Griff zum Suchtmittel Klientinnen ermöglicht. Als eine der wenigen Instituti- kommt dann einer Selbstmedikation gleich. Personen onen bietet Best Hope ein Angebot für alleinerziehende mit einer Dual- oder Mehrfachdiagnose leben oft schon Elternteile mit ihren Kindern oder ganzen Familien an. lange Zeit ohne feste Tagesstrukturen. Dies zeigt sich an Weiter ermöglichen wir durch unser breites Beschäfti- einem unregelmässigen, von äusseren Umständen be- gungsangebot eine ideale Struktur für eine gelingende stimmten Schlaf-/Wachrhythmus und meist einer Lang- Arbeitsintegration in den ersten und zweiten Arbeits- zeitarbeitslosigkeit. markt. In letzter Zeit beobachteten wir, dass unsere Tages- Mit unseren Stärken und Besonderheiten wollen wir strukturen für solche Personen eine zu hohe Hürde werben. Dabei genügt der Internetauftritt und die In- darstellen. Deshalb möchten wir mit einer Anpassung formationsbroschüren alleine nicht mehr. Eine gute Ver- des Therapeutischen Konzeptes und einer flexibleren netzung mit anderen Institutionen ist wichtig. Hierfür Individualität darauf reagieren. Weiter braucht es un- bieten zum Beispiel die verschiedenen Fachtagungen sererseits eine konstante Beziehungsarbeit schon wäh- und Erfahrungsaustausch-Gruppen einen idealen Rah- rend dem Entscheidungsprozess der Interessierten. Wir men. Ausserdem gehen wir aktiv auf Suchtberatungs- fragen nach dem aktuellen Ergehen, statten Besuche in stellen, Entzugskliniken, Sozialämter, Fachpersonen in den Entzugskliniken ab und bieten dadurch Hand zum der Gassenarbeit etc. zu, um unser Angebot vorzustel- Vertrauensaufbau. Wer das Vertrauen in sich selber ver- len. Wir freuen uns auch, wenn sich interessierte Fach- loren hat und nicht mehr an sich glauben kann, braucht personen bei uns melden. Gerne stellen wir unsere the- jemanden, der stellvertretend an ihn glaubt. rapeutische Arbeit vor und laden zu einem Rundgang in den Räumlichkeiten der Stiftung Best Hope ein. Die eigenen therapeutischen Produkte auf dem Markt etablieren. Wir sind überzeugt, dass die Stiftung Best Hope im Rahmen der staatlichen Suchthilfe ihren berechtigten Das Angebot im Bereich der staatlichen Suchthilfe ist in Platz hat. Durch eine gezielte Positionierung im Markt den letzten Jahren immer breiter geworden. Ambulante werden die verantwortlichen Fachpersonen auf uns auf- und teilstationäre Angebote, kontrollierter Konsum, he- merksam und die Therapieanfragen mehren sich, was roingestützte Behandlung, Substitution, Kurzzeitthera- unweigerlich eine gute Belegung nach sich ziehen wird. pie sind einige Stichworte aus dem weiten Fundus im Bereich der Suchthilfe. In dieser Vielfältigkeit an Me- Thomas Ammann thoden und Institutionen erachten wir es als eminent Pädagogisch-Therapeutischer Leiter Je nach Wetter, werden die wöchentlichen Sportstunden in der Halle durchgeführt. Hahnenkampf – Männer unter sich. inTAKT – März 2015 11
konTAKT STIFTUNG BEST HOPE Therapiezentrum Nieschberg Präsident Stiftung Best Hope, Nieschbergstr. 2346, 9100 Herisau Nieschbergstrasse 2346 Peter Hauser 9100 Herisau AR stiftungsrat@besthope.ch 071 351 57 02 jährlich Fr. 12.– (4 Ausgaben) Auflage 2'800 Ex. bitte auch Ihre alte Adresse angeben! Danke. 071 351 14 44 info@besthope.ch A. + R. Brüllhardt, D. Lei Cavelti AG, Gossau A. Zimmerling D. Lei Abonnementspreis Adressänderungen Redaktionsadresse Impressum Redaktion Titelbild Layout Druck CH-9100 Herisau 1 9100 Herisau PP Journal AZB Die Stiftung Best Hope ist ein fachspezifisches Angebot für suchtkranke und psychisch instabile Männer, Frauen und Mütter mit ihren Kindern. Detaillierte Informationen über unser Arbeit finden Sie auf unserer Website. Besuchen Sie uns auf www.besthope.ch. Vernetzung IVSE Interkantonale Vereinbarung für Soziale Einrichtungen FOS Forschungsverbund stationäre Suchttherapie TVO Therapieverbund Ostschweiz ACL Arbeitsgemeinschaft christlicher Lebenshilfen CISA Christliche Institutionen der Sozialen Arbeit Spendenkonto: IBAN CH21 8101 1000 0074 9010 1 Raiffeisenbank Appenzeller Hinterland. Die Stiftung Best Hope ist eine Körperschaft mit gemeinnützigem Zweck – Zuwendungen sind steuerlich abzugsberechtigt – TD Kanton Zürich 28.10.88/AFD 88/10 354. Zur Deckung eines grossen Teils der Therapiekosten und weiterer Dienste sind wir auf Ihre Unterstützung angewiesen. Wir danken für Ihr Mittragen unseres Auftrages.
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