Protest im Kollektiv - Norient

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Protest im Kollektiv - Norient
Protest im Kollektiv | norient.com                                       6 Jun 2022 16:15:00

    Protest im Kollektiv
    by Lucia Vasella

    Mit ihrem Mix aus Hip-Hop, Dub, Reggae, Punk, Balkan-
    Rhythmen und -Melodien und politischen mal bosnisch, mal
    englischen Texten sorgen Dubioza Kolektiv für Stimmung auf
    Europas Live-Bühnen. Ende März 2012 trat die Band in Bern
    auf. Ein Gespräch mit dem Veranstalter Mario Perić und dem
    Dubioza-Bassisten Vedran Mujagić.

    Podcast [11:41]
    Am 31. März war die Band zu Gast im Bern Tscharni. Nach dem Konzert
    erzählt der Bassist Vedran Mujagić über den Touralltag, politischen
    Ausdruckswillen und den unterschiedlichen Adressaten der
    Dubioza-«Balkan»-Musik.

    Es gibt Balkan-Musik und Musik aus dem Balkan. Das Eine hat oft mit dem
    Anderen wenig zu tun, denn ein Grossteil der balkanischen Sounds, die unsere
    Bühnen und Tanzflächen beschallen, sind auf der Halbinsel zwischen Adria
    und Schwarzem Meer gänzlich unbekannt. Umso empfehlenswerter ist darum
    ein musikalischer Leckerbissen, der in Kürze in Bern und Zürich live zu
    erleben ist: Dubioza Kolektiv aus Bosnien-Herzegowina. Die in ganz

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Protest im Kollektiv - Norient
Protest im Kollektiv | norient.com                                          6 Jun 2022 16:15:00

    Südosteuropa populäre Band fusioniert Hip-Hop, Dub, Reggae, Punk und
    Balkan-Rhythmen und -Melodien. Mario Perić hat Dubioza Kolektiv in die
    Schweiz eingeladen. Er betreibt den Underground-Balkan-Club Kultur Shock
    in Bern, wo auch die seit etwa fünf Jahren gehypten Balkan Beats live und von
    Platte erklingen. Perić legt beim Booking darauf Wert, dass sich die Musik
    nicht zu sehr von dem wegbewegt, was auf dem Balkan auch tatsächlich
    gehört wird.

    Interview mit Mario Perić im Kultur Shock am 3.3.2012 mit Musik vom Šuma
    Čovjek Orkestar

    Switching Protest

    Gerade bei Dubioza Kolektiv spürt man einen Unterschied: Die Band bedient
    sich zwar ebenso wie Shantel und Co den gerade so populären Rhythmen und
    Melodien der Balkan Beats. Doch geht es dem Kollektiv nicht nur darum die
    Menschen auf die Tanzfläche zu bringen, sondern auch auf die Strasse. Das
    Kollektiv hat was zu sagen und dank ihrer Musik hört man zu: mit ihren
    Texten benennen sie gesellschaftliche Missstände und stellen die dafür
    Verantwortlichen an den Pranger. Ihre Lieder sind teils auf Bosnisch, teils auf
    Englisch – und zwar mit System: Singt die Band bosnisch, will sie die
    Menschen vor Ort aufrütteln. Sie zeigt mit dem Finger auf korrupte Politiker,
    illegale Firmen und auf den nach wie vor präsenten Nationalismus, den die
    sieben Musiker als Jugendliche im Krieg hautnah miterlebt haben.

    Singt die Band englisch, richtet sie sich an ein westeuropäisches Publikum –
    im Mittelpunkt steht der Aussenblick auf den Balkan und die
    Migrationspolitik. «I’m from Bosnia take me to America, I really want to see
    Statue of Liberty, I can no longer wait, take me to United States, take me to
    Golden Gate, I will assimilate» singt der Sänger Almir Hasanbegović
    beispielsweise mit dickem osteuropäischen Akzent im Song «U.S.A.». Davon,
    dass Bosnien nur beim Eurovision Song Contest zu Europa zählen darf,
    handelt der «Euro Song»: «I’m sick of being European, just on Euro Song».
    Beide Songs sind auf dem aktuellen Album «Wild Wild East» zu finden,
    welches die Band – nach eigenen Angaben - eigens für den Export
    geschrieben hat.

    Soundtrack der Jugendbewegung
    Mit den Veröffentlichungen der letzten beiden bosnischen Alben Firma Illegal
    und 5 do 12 (Gratis Download) hat das Dubioza Kolektiv bewiesen, dass sie
    auch leben was sie predigen. Bei der unabhängigen Jugendbewegung «Dosta»
    (Genug), um die es leider in letzter Zeit ziemlich still geworden ist, war das
    Kollektiv ganz vorne dabei. Es schrieb gemeinsam mit dem Rapper Frenkie
    die Hymne zu den Protesten und organisierte ein großes Konzert vor den
    Wahlen 2006. Die Neuerscheinung des Albums Firma Illegalpräsentierten sie

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    vor dem bosnischen Parlament – als Zeichen gegen die korrupte Regierung.
    Vor den Wahlen im Herbst 2010 gab die Band in allen bosnischen
    Großstädten Konzerte, um so die junge Bevölkerung an die Urnen zu bringen.

    Zu politischen Botschaften und Protestbewegungen eignet sich die Musik
    von Dubioza bestens: Balkanrhythmen lassen aufspringen und rütteln an den
    Hüften, Punk und Rap wecken die nötige Wut, der aber von Reggae-Gitarren
    und melodiösen Gesänge sofort wieder gedämpft wird. Am Ende lässt der
    mitreissende Mix ein positives Gefühl zurück. Die Band nimmt ihre Musik
    ernst. Und was rundherum passiert auch.

    Dubioza Kolektiv sind:
    Almir Hasanbegović (vocals)
    Adis Zvekić (vocals)
    Brano Jakubović (Electronics)
    Vedran Mujagić (Bass)
    Armin Bušatlić (Guitar)
    Mario Ševarac (Saxophone)
    Senad Šuta (drums)

    → Published on April 19, 2012

    → Last updated on September 20, 2019

    Lucia Vasella, 1979, lebt in Bern und arbeitet nebenberuflich als freischaffende
    Journalistin und Radio-Feature-Autorin und ist Mit-Gründerin des sonOhr
    Hörfestivals. Seit ihrem halbjährigen Aufenthalt 2011 in Sarajevo berichtet sie

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    regelmässig aus dem Balkan, u.a. auf ihrem Blog.

    → Topics

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