R K i Daniil Trifonov - Berliner Philharmoniker
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Großer Saal Montag, 25.10.21, 20 Uhr Serie Klavier Daniil Trifonov Klavier Kirill Petrenko Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Berliner P hilharmoniker Andrea Zietzschmann Intendantin der Stiftung Berliner Philharmoniker
Johann Sebastian Bach (1685−1750) Chaconne aus der Partita d-Moll BWV 1004 (Bearbeitung von Johannes Brahms) Dauer: ca. 15 Min. Die Kunst der Fuge BWV 1080 Contrapunctus 1 Contrapunctus 2 Contrapunctus 3 Contrapunctus 4 Contrapunctus 5 Contrapunctus 6, a 4 in Stylo Francese Contrapunctus 7, a 4 per Augmentationem et Diminutionem Contrapunctus 8, a 3 Contrapunctus 9, a 4 alla Duodecima Contrapunctus 10, a 4 alla Decima Contrapunctus 11, a 4 Dauer: ca. 40 Min. Pause Contrapunctus inversus 12, a 4 a) rectus b) inversus Contrapunctus inversus 13, a 3 a) rectus b) inversus Fuga a 3 Soggetti [unvollendete Quadrupelfuge] Dauer: ca. 35 Min. »Jesus bleibet meine Freude« aus der Kantate »Herz und Mund und Tat und Leben« BWV 147 (Bearbeitung von Myra Hess) Dauer: ca. 4 Min. Fotoaufnahmen, Die Stiftung Berliner Bild- und Tonaufzeich Philharmoniker nungen sind nicht wird gefördert durch: gestattet. Bitte schalten Sie vor dem Konzert Ihre Mobiltelefone aus. 3 Programm
Bach, Bach und nochmals Bach. Oder doch nicht nur? Die Kunst der Fuge und andere Werke Cembalo der Bach-Zeit Im Mittelpunkt dieses Konzerts steht Johann Sebas- tian Bachs Kunst der Fuge: ein kontrapunktisches Meisterwerk von ehrfurchtgebietender Kühnheit und Komplexität. Neben dieser Genialität schätzt Pia- nist Daniil Trifonov ebenso die delikate Klanglichkeit dieser Musik, die man »zum Schweben« bringen müsse. Umrahmt wird Die Kunst der Fuge an diesem Abend von Bearbeitungen zweier weiterer Bach- Werke von nahezu mythischem Rang. 4 Saison 2021/22
»Zu Gottes Ehre und Recreation des Gemüths« Die Aufgaben eines komponierenden Pianisten zu Bachs Zeiten Der moderne Mensch hat zu unterscheiden gelernt: ent- weder – oder. Deshalb finden sich in der Literatur über den Weimarer Organisten, Köthener Hofkapellmeister und Leipziger Thomaskantor Johann Sebastian Bach klar abgegrenzte Kapitel, die säuberlich die »geistlichen« von den »weltlichen« Werken trennen. Allerdings geht diese Systematik an der Lebensrealität und Berufspraxis eines Musikers der Bach-Zeit vorbei. Schon die Ausbildung kannte keine prinzipielle Trennung zwischen weltlicher und geistlicher Sphäre. Ein Organist musste neben der Orgel auch andere Tasteninstrumente beherrschen. Denn wenn er später einmal bei Hofe eine Stellung hatte, wurde seine Mitwirkung nicht allein in der Kirche ver- langt, sondern ebenso in der fürstlichen Kapelle und der höfischen Kammermusik, wo er sich als Continuospieler am Cembalo zu bewähren hatte. In städtischen Diens- ten wiederum konnte der Kirchenmusiker durchaus für festliche Zeremonien herangezogen werden – wie auch umgekehrt ein hauptamtlicher Ratsmusiker (etwa Bachs Vater in Eisenach) für den sonn- und festtäglichen Gottes- dienst unentbehrlich war. Johann Sebastian Bach. Gemälde von Elias Gottlob Haußmann, 1746 Dass streng genommen alle Musik Gottesdienst sei, nicht nur die explizit für liturgische Zwecke be- stimmte, schärfte auch Bach seinen Schülern ein. Im Unterricht »zum vierstimmigen Spielen des General-Baß« verkündete er als Vorschrift und Ermahnung: »Und soll wie aller Music also auch des General Basses Finis und End Uhrsache anders nicht als nur zu Gottes Ehre und Recreation des Gemüths seyn. Wo dieses nicht in acht ge- nommen wird da ists keine eigentliche Music sondern ein Teuflisches Geplerr und Geleyer.« Soli Deo Gloria: Gott allein zu Ehren sollte die Musik sich hören lassen, in der Kirche wie in der Kammer, an hohen Festen wie im Alltag. Wahre Musik konnte niemals weltlich sein, eine Passion an Karfreitag, eine Kantate in der Leipziger Thomaskirche, eine Partita auf der Violine, eine Fuge daheim auf dem Klavier – alles diente demselben Zweck, Gott zu ehren. 6 Saison 2021/22 7 Einführung
Johann Sebastian Bach Chaconne d-Moll (Bearbeitung von Johannes Brahms) Johannes Brahms. Foto von Fritz Luckhardt, 1874 Ein alltäglicher Handgriff im Haushalt genügte, das Aufziehen einer Schublade, um eine Sehnenverrenkung in der rechten Hand auszulösen und damit jede pianisti- sche Aktivität fürs Erste zu blockieren. Ein Jahr vor ihrem fünfzigjährigen Konzertjubiläum bekam Clara Schumann die Folgen einer lebenslangen Überstrapazierung des rechten Armes fatal zu spüren. Aber ein glücklicher Zufall wollte es, dass ihr Johannes Brahms im selben Sommer 1877 ein Klavierstück zuschickte, dessen Ausführung »die linke Hand allein« verlangte – kein Originalwerk allerdings, sondern eine Bearbeitung der berühmten Ciaccona aus Johann Sebastian Bachs d-Moll-Partita für Violine solo. Als eine herrliche Zuflucht begrüßte Clara Schumann das unverhoffte Geschenk: »Wie kamst Du nur darauf?«, fragte sie erstaunt in ihrem Dankesbrief. Ja, wie war Brahms auf die Idee gekommen, den letzten Satz der Partita BWV 1004 in eine so u northodoxe linkshändige Fassung zu übertragen? Sein erstes und wichtigstes Motiv war zunächst einmal, dass für ihn die Bach’sche Chaconne »eines der wunderbarsten, unbe- greiflichsten Musikstücke« war: »Auf ein System, für ein kleines Instrument schreibt der Mann eine ganze Welt von tiefsten Gedanken und gewaltigsten Empfindun- Clara Schumann gen.« In seiner Begeisterung fand Brahms keine Ruhe, un- am Klavier. Foto, 1875 entwegt wollte er sich mit dieser Komposition befassen. Die Chaconne hat 256 Takte – eine monumen- tale Länge für einen Einzelsatz eines Solo- werks, das höchste Anforderungen an Inter- pret und Zuhörer stellt. »Nur auf eine Weise«, so erklärte er Clara Schumann, »schaffe ich mir einen sehr verkleinerten, aber annähern- den und ganz reinen Genuß des Werkes – wenn ich es mit der linken Hand allein spiele! Mir fällt dabei sogar bisweilen die Geschichte vom Ei des Columbus ein! Die 8 Saison 2021/22 9 Werkeinführungen
ähnliche Schwierigkeit, die Art der Technik, das Arpeg- gieren, alles kommt zusammen, mich – wie ein Geiger zu Johann Sebastian Bach fühlen!« Brahms schätzte dieses Stück sogar so hoch ein, Die Kunst der Fuge dass er die Chaconne im Dezember 1878 als fünftes Heft der Studien für das Pianoforte veröffentlichte. Aus dem mehr zufälligen und zweckgebundenen Arrangement eines Violinsatzes war am Ende autonome Klaviermusik geworden. Schon Robert Schumann zitierte den Kalauer über die Fuge: »Sie ist ein Tonstück, wo eine Stimme vor der Entstehungszeit anderen ausreißt – und der Zuhörer vor allen.« Es lässt Die autografe Reinschrift der jeweils drei Sonaten sich nicht leugnen, dass mancher Musikfreund die Fuge und Partiten für Violine solo (BWV 1001–1006) ist (nach italienisch »fuga«: Flucht) beim Namen nimmt und auf das Jahr 1720 datiert. Die Bearbeitung für Klavier schleunigst das Weite sucht. Allerdings scheint es eine für die linke Hand von Johannes Brahms entstand auch zahlenmäßig nicht unerhebliche Minderheit zu um 1877. geben, die sich von diesen musikalischen Erkundungen in Uraufführung Raum und Zeit unwiderstehlich angezogen fühlt. Johann nicht nachgewiesen Sebastian Bachs kontrapunktisches Spätwerk Die Kunst der Fuge ruft widerstreitende Gefühle wach, Ehrfurcht, Kopfzerbrechen und eine diffuse Gewissensplage, man könnte am Ende die Chance seines Lebens verpassen, wenn man vor diesem musikalischen Rätsel voreilig kapi- tulierte. Selbst Albert Schweitzer erging es nicht anders. Er kommentierte das Thema, das Bachs Kunst der Fuge die geistige Nahrung bietet, mit dem entwaffnend ehr- lichen Eingeständnis: »Interessant kann man es eigentlich nicht nennen; es ist nicht einer genialen Intuition ent- sprungen, sondern mehr in Hinsicht auf seine allseitige Verwendbarkeit und in Absicht auf die Umkehrung so geformt worden. Und dennoch fesselt es denjenigen, der es immer wieder hört. Es ist eine stille, ernste Welt, die es erschließt. Öd und starr, ohne Farbe, ohne Licht, ohne Bewegung liegt sie da; sie erfreut und zerstreut nicht; und dennoch kommt man nicht von ihr los.« Die Kunst der Fuge ist ein Meisterwerk des Kontrapunkts – kühn und komplex. Mit der Kunst der Fuge hinterließ Bach ein Monu- ment und Kompendium, ein Lehrwerk und Denkmal höchster Kompositionswissenschaft und -kunst, Zeugnis einer Musikanschauung von universalem Anspruch. In einer Sammlung von Fugen und Kanons erhellt er am Beispiel eines einzigen, allen Sätzen zugrunde liegenden Themas die unermessliche Geisteswelt seiner kontra- punktischen Künste. Die ersten beiden Fugen – in der 10 Saison 2021/22 11 Werkeinführungen
F assung des postumen Erstdrucks als Contrapunctus 1 und 2 bezeichnet – stellen das Thema in seiner ruhe- vollen, klar umrissenen Grundgestalt vor. Bei der vierten wird es in seiner Umkehrung gespielt, die Doppelfuge Nr. 9 verarbeitet es zusammen mit einem neuen T hema im doppelten Kontrapunkt »alla Duodecima«, bei Con- trapunctus 11 handelt es sich um eine Tripelfuge mit zwei Nebenthemen. Contrapunctus 13 hat sich von seinem Ausgang bereits merklich entfernt, das Thema wird umgedeutet in eine spielerisch belebte Bewegungsart mit Oktavsprung, Sechzehnteltriolen und punktiertem Rhythmus. Formal handelt es sich um eine dreistimmige Spiegelfuge über das (wie beschrieben) abgewandelte Thema und dessen Umkehrung. Bach führte sie in zwei Fassungen aus, die er im Autograf nicht nacheinander, sondern untereinander notierte: zuerst oder zuoberst die Inversus-Version, danach oder darunter das »thema rec- tum«. Die Spiegelung erfolgt durch einen zyklischen Ring- tausch zwischen den drei Stimmen, indem sich mit jeder Antwort die Richtung verkehrt, nach oben, nach unten, aufwärts und abwärts. Und doch sind diese Gegensätze im selben Ursprung vereint: ein theologischer Hintersinn im Spiel und Spiegel der Musik. Der Entstehungs-, Erweiterungs- und Revisionsprozess der Kunst der Fuge durchzieht das letzte Lebensjahrzehnt Johann Sebastian Bachs wie ein Leitfaden. Eine 1748 be- gonnene Quadrupelfuge blieb unvollendet. Ob sie das Werk beschließen sollte, ob Bach sie nie zu Ende kompo- niert hat, ob er gar über dieser Komposition gestorben ist oder das Manuskript nur fragmentarisch überliefert wurde – lauter Fragen, auf die es keine Antworten gibt. Da Die Kunst der Fuge stimmenweise in der Partitur notiert ist und keine Angaben zur Instrumentation aufweist – was für eine Anthologie dieser Art durchaus traditionsgemäß Partiturseite 23 in Bachs eigener Handschrift aus der erscheint und nichts an der ursprünglichen Bestimmung Kunst der Fuge, 1748 für ein pedalloses Saitenklavier ändert –, wurden und werden immer wieder Aufführungen mit Orchester, Blech bläsern, Streich- oder sogar Saxofonquartetten realisiert: mit wechselndem Erfolg und bleibenden Erkenntnissen über die Spiritualität der Musik, jedenfalls dieser. Entstehungszeit vor 1742, revidiert um 1745 und nochmals um 1748–1750 Uraufführung nicht nachgewiesen 12 Saison 2021/22 13 Werkeinführungen
Johann Sebastian Bach Jesus bleibet meine Freude (Bearbeitung von Myra Hess) Zum Jahresende verstummte die Musik. Im Leipziger Kirchenjahr der Bachzeit legte sich nach dem ersten Advent bis zum ersten Weihnachtstag die Stille eines »tempus clausum« über Stadt und Christenheit, eine »ge- schlossene« Buß- und Fastenzeit, deren sittliche Strenge auch die Musik, die festlich-mehrstimmige Figuralmusik zum Schweigen verurteilte, weil sie als moralisch ver- Unterschrift von Johann Sebastian Bach als Thomaskantor in Leipzig dächtig galt. Im Dezember 1716, in seinem vorvorigen Amt als Konzertmeister der Weimarer Hofkapelle, hatte Bach eine Kantate für den vierten Sonntag im Advent geschrieben. Und damit dieses Werk nicht für alle Zeit verschwiegen werden musste, ließ der seit 1723 in Leipzig als Thomaskantor amtierende Bach die ursprünglich sechs Sätze von einem ortsansässigen Librettisten derart umdichten und durch neue Rezitative erweitern, dass er die Partitur an einem anderen Feiertag aufführen konnte: statt im Advent nun im Hochsommer am 2. Juli 1723 zum Fest Mariä Heimsuchung. Im Gottesdienst wurde aus dem ersten Kapitel des Lukas-Evangeliums gelesen, von Marias Begegnung mit ihrer Verwandten Elisabeth. Die eine ist schwanger mit dem Heiland, die andere mit Johannes dem Täufer, der schon als ungeborenes Kind vor Freude im Mutterleib hüpft, als er die Gegenwart des Messias erahnt. Auf diese Episode spielt Bachs berühmte Kantate BWV 147 in ihrer Leipziger Fassung an: »Herz und Mund und Tat und Leben«. Mit »Jesus bleibet meine Freude« schuf Bach eine der bekanntesten Melodien der klassischen Musik. »Jesus bleibet meine Freude, / Meines Herzens Trost und Saft, / Jesus wehret allem Leide, / Er ist meines Lebens Kraft.« Ganz am Ende der Kantate singt der Chor diese Strophe aus dem Kirchenlied »Jesu, meiner Seelen Wonne«, eingefasst von einem instrumentalen Ritornell, 14 Saison 2021/22 15 Werkeinführungen
das in einer Klavierbearbeitung der britischen Pianistin Myra Hess (1890–1965) zu einem Seelentröster und Er- weckungserlebnis für alle wurde, Christen und Heiden, Fromme und Skeptiker. »Hier liegt der Ursprung meiner Liebe zur klassischen Musik«, bekennt der niederländi- sche Schriftsteller Maarten ’t Hart in seinem h inreißenden Buch Bach und ich. »Wenn ich im trüben Nieselregen durch die Straßen ging, brauchte ich nur die Triolenketten leise zu pfeifen, und dann wusste ich wieder: Das ist es, darum geht es, das ist das Schönste, was es gibt.« Frank Peter Zimmermann – eine musikalische Wolfgang Stähr Freundschaft Frank Peter Zimmermann zählt zu den langjährigen Weggefährten der Berliner Philharmoniker, die in der Zusammenarbeit immer wieder besondere Impulse setzen und anregende Perspektiven eröffnen. Seine Auftritte knüpfen einen roten Faden zwischen Generationen von Musikerinnen und Entstehungszeit Musikern – kaum ein für das Orchester prägender Dirigent dieser Jahre hat nicht mit dem Ausnah- 1723. Die Bearbeitung von Myra Hess erschien megeiger zusammengearbeitet. erstmals 1926. Die exklusive Edition präsentiert nun mit Violinkonzerten von Beethoven, Bartók und Berg vier Uraufführung herausragende Momentaufnahmen dieser intensiven musikalischen Freundschaft. 2. Juli 1723 in der Leipziger Thomaskirche unter der Leitung des Komponisten. Die Uraufführung der Bearbeitung von Myra Hess ist nicht nachgewiesen. Berliner Philharmoniker Ludwig van Beethoven Alban Berg Béla Bartók Frank Peter Zimmermann Konzert für Violine und Konzert für Violine und Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 61 Orchester »Dem Andenken Orchester Nr. 1 Sz 36 Kadenzen: Fritz Kreisler eines Engels« Konzert für Violine und 2 CD · 1 Blu-ray Daniel Harding Kirill Petrenko Orchester Nr. 2 Sz 112 Alan Gilbert Jetzt erhältlich unter berliner-philharmoniker-recordings.com und im Shop der Philharmonie Berlin 16 Saison 2021/22
Daniil Trifonov Alexander Skrjabins groß besetztes Orchesterwerk Le Poème de l’extase bescherte dem zwölfjährigen Daniil Trifonov ein Schlüsselerlebnis: Ihn faszinierten die kraftvollen Orchesterfarben so sehr, dass er seither da- nach strebt, diesen Klangreichtum auch auf dem Klavier zu erzielen. Neben seiner Ausdruckskraft und techni- schen Brillanz ist es dieser Ansatz, der Daniil Trifonov an die Weltspitze führte. Dass er selbst auch komponiert, trägt zusätzlich zu seinem Verständnis für die von ihm interpretierten Werke bei. 1991 in Nischni Nowgorod geboren, studierte er bei Tatiana Zelikman in Moskau und Sergei Babayan in Cleveland. 2011 gewann er zwei prestigeträchtige Wettbewerbe, den Rubinstein- Klavierwettbewerb in Tel Aviv sowie den Tschaikowsky- Wettbewerb in Moskau, und startete anschließend eine spektakuläre internationale Karriere. Daniil Trifonov macht nicht nur durch sein einzigartiges Klavierspiel von sich reden, sondern auch durch seine unkonventionellen Techniken zu üben: Um die nötige Kraft für seine Fortis simo-Ausbrüche zu erwerben, trainiert er unter Wasser im Swimmingpool oder liegend auf der Klavierbank. »Jeder muss für sich einen Weg finden, entspannt und flexibel zu spielen«, sagte er 2016 anlässlich seines De- büts bei den Berliner Philharmonikern in einem Interview. Seitdem pflegen Pianist und Orchester eine intensive Zusammenarbeit, die in der Saison 2018/19 in eine Residency mündete, deren Schwerpunkte romantische und spätromantische Klavierkonzerte von Schumann, Skrjabin, Prokofjew und Rachmaninow waren. Auch als Kammermusiker und mit eigenen Soloabenden konnte man den Künstler in Konzerten der Stiftung Berliner Phil- harmoniker immer wieder erleben. 18 Saison 2021/22 19 Daniil Trifonov
© Conny Maier, Courtesy of König Galerie © A Gentil Carioca, Maxwell Alexandre Blick auf die Conditio humana Artists of the Year 2021 der Deutschen Bank im PalaisPopulaire Die Auszeichnung „Artist of the Year“ der Deutschen Bank wird zehn Jahre alt. Junge Künstler*innen, die mit Papier oder Fotografie arbeiten, werden seit 2010 durch Ankäufe ihrer Werke für die Sammlung Deutsche Bank, einen Katalog und Einzelausstellungen einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht. Anlässlich des Jubiläums werden erstmals drei Künstler*innen ausgezeichnet, die jetzt mit neuen Werken im PalaisPopulaire zu sehen sind. Das gewalt und schwarze Identität. Virtuos in der Farbgebung, kraftvoll und Besondere: Alle drei kamen über ungewöhnliche Wege zur Kunst, nicht ohne Ironie knüpft die Berlinerin Conny Maier an die Traditionen reflektieren elementare Themen wie Gemeinschaft, Spiritualität der französischen Fauvisten und des deutschen Expressionismus an. und Umweltzerstörung. Der 30-jährige Maxwell Alexandre stammt Im Zentrum ihrer Malerei-Installation steht ein riesiges, im wahrsten aus Rio de Janeiros größter Favela. Seine Gemälde, Performances Sinne überwältigendes Triptychon, dem sie den Titel „Dominanz“ und Installationen kreisen um Rassismus, Musik, Religion, Polizei- gegeben hat. Und genau darum geht es auch in ihren Bildern: um den Konflikt zwischen moderner Zivilisation und Natur, die Frage, wer wen beherrscht, die Oberhand behält. Der taiwanesische Künstler Zhang Xu Zhan fertigt für seine Filme und Installationen filigrane Figuren und Landschaften aus Pappmaschee an. Sein immersiver Kosmos ist von märchenhaften Wesen, singenden Tieren und Pflanzen © Zhang Xu Zhan, courtesy of the artist and Project Fulfill Art Space sowie Naturgeistern bevölkert – und transformiert alte Fabeln für das Internetzeitalter. Drei Statements zur Conditio humana, die radikales Um- und Neudenken einfordern. Deutsche Bank „Artists of the Year“ 2021 Maxwell Alexandre – Conny Maier – Zhang Xu Zhan Bis zum 7. Februar 2022 PalaisPopulaire Unter den Linden 5, 10117 Berlin db-palaispopulaire.de
Konzerttipps Kirill Petrenko dirigiert Tschaikowskys »Mazeppa« Wie die fünf Jahre zuvor aus der Taufe gehobene Oper Klassik Eugen Onegin geht auch Peter Tschaikowskys Mazeppa auf eine Dichtung von Alexander Puschkin zurück. Vor der Folie historischer Ereignisse während der Regierungs- zeit Peters des Großen erzählt das Werk vom tragischen Leben und Lieben eines ukrainischen Kosakenführers. Die ebenso leidenschaftliche wie dramatische Partitur wird in einer konzertanten Aufführung in der Philharmonie erleben Berlin von einem hochkarätigen Sängerensemble zum Leben erweckt. So 14.11.21 19 Uhr Philharmonie Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko Dirigent Olga Peretyatko Sopran (Maria) Vladislav Sulimsky Bariton (Mazeppa) Karten von 39 bis 98 Euro Das Quatuor Ébène mit Haydn, Janáček und Schumann Manche Musikkritiker halten das Quatuor Ébène für das beste Streichquartett der Welt – wegen seiner reichen Palette an Klangnuancen, die vom wärmsten, intimsten Moment bis zur aggressivsten, härtesten Attacke reicht. Das Erfolgsrezept des Ensembles? »Wir haben viele Streitigkeiten«, meint der Geiger Gabriel Le Magadure in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. »Aber Unterstützen Sie uns beim Kauf über allem steht die Liebe dazu, etwas gemeinsam zu hochwertiger Instrumente, bei der erschaffen.« Bei seinem Auftritt im Kammermusiksaal führt das Quatuor Ébène sein Publikum mit Werken von Haydn, Verbesserung der Ausstattung in Schumann und Janáček von der Wiener Klassik über die Romantik bis zur Moderne. Philharmonie und Kammermusiksaal oder bei der Förderung besonderer Mi 01.12.21 20 Uhr musikalischer Projekte. Kammermusiksaal Quatuor Ébène: Pierre Colombet Violine Gabriel Le Magadure Violine Wir freuen uns auf Sie! Marie Chilemme Viola Raphaël Merlin Violoncello Freunde der Berliner Philharmoniker e. V. Karten von 15 bis 35 Euro berliner-philharmoniker.de/freunde 23 Konzerttipps
Ticketverkauf • online unter berliner-philharmoniker.de • t elefonisch unter +49 30 254 88-999 Montag – Freitag 9 –16 Uhr • a n der Konzertkasse der Philharmonie Montag – Freitag 15–18 Uhr Samstag, Sonntag und an Feiertagen 11–14 Uhr Hier spielen wir nur für Sie Impressum Newsletter und Social Media Herausgegeben von der Berliner berliner-philharmoniker.de/newsletter Philharmonie gGmbH für die Stiftung instagram.com/BerlinPhil Berliner Philharmoniker facebook.com/BerlinPhil Direktorin Marketing, Kommunikation und twitter.com/BerlinPhil Vertrieb: Kerstin Glasow youtube.com/BerlinPhil Leiter Redaktion: Tobias Möller (V. i. S. d. P.) Herbert-von-Karajan-Straße 1, 10785 Berlin redaktion@berliner-philharmoniker.de Redaktion: Anne Röwekamp Mitarbeit: Stephan Kock, Hendrikje Scholl Werkeinführungen, Die Aufgaben eines komponierenden Pianisten zu Bachs Zeiten: Wolfgang Stähr · Biografie: Nicole Restle Abbildungen: S. 5, 13, 15 akg-images, S. 7 Sammlung William H. Scheide, Princeton, New Jersey, S. 9 Brahms-Institut, Lübeck, S. 19 Dario Acosta, S. 23 (o.) Stephan Rabold, (u.) Julien Mignot · Artwork: Studio Oliver Helfrich Jetzt in Layout: Stan Hema · Satz: Bettina Aigner Hi-Res Herstellung: Reiter-Druck, 12247 Berlin Audio Programm- und Besetzungsänderungen vorbehalten Offizieller Streaming-Partner Einzelheftpreis: 3 Euro der Digital Concert Hall PH 16, 2021/22 digitalconcerthall.com 24 Saison 2021/22
15.9.2021 – 7.2.2022 Deutsche Bank “Artists of the Year” MA XWELL ALEXANDRE CONNY © Conny Maier. Courtesy of König Galerie MAIER ZHANG XU ZHAN
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