Raum der Stille, Spital Männedorf Gestaltungskonzept - Christine Zufferey, September 2008

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Raum der Stille, Spital Männedorf Gestaltungskonzept - Christine Zufferey, September 2008
Raum der Stille, Spital Männedorf

              Gestaltungskonzept

        Christine Zufferey, September 2008
Raum der Stille, Spital Männedorf
Gestaltungskonzept

Stimmung / Atmosphäre

   Panoramaartig, ruhig und doch lebendig breitet sich eine schlichte Landschaft vor der Betrachterin / dem
   Betrachter aus; grün-erdiger Grund, langsam übergehend in Wasser, Wasserlinien in feinen Blautönen,
   sich aufhellend nach oben in Richtung Himmel, ein paar leichte helle Linien, Himmel, Luft andeutend.

   In der Landschaft lehnt ein Spazierstock, klar und schlicht geschwungen, ein gebogener Ast; ein Helfer,
   ein Begleiter. Der Wanderstock verbindet den Wanderer mit dem Grund, er erdet ihn, wie eine verlängerte
   Hand tastet er den Boden ab und stützt den Wanderer auf seinem Weg.

   Licht fällt in sanften, hellen Farben seitlich in den Raum ein, konzentriert sich horizontartig zu einzelnen,
   intensiv leuchtenden Farben.

   Ein heller Tisch trägt, vor der Landschaft liegend, eine aufgeschlagene Bibel.

   Dunkle, schlichte Holzstühle stehen im Raum verteilt, bereit, die Besucherin / den Besucher mit ihrer
   individuellen Geschichte in dieser Atmosphäre der Ruhe aufzunehmen.

   Hier gibt es Raum, die Gedanken wandern zu lassen und sich Zeit zu nehmen, zu sitzen, zu meditieren.

Gestaltungskonzept / Idee

   Beim Eintritt in den Raum trifft man nach einem etwas abgetrennten Eingangsbereich auf einen ruhigen,
   geschützten Raum.
   Die Ausrichtung des Raumes der Stille folgt der Logik des realen Ortes; die rechte Längsseite des
   Raumes, parallel zum See gelegen, bildet den Fokus des Raumes. Wie der Seeblick, das vor dem Spital
   sich ausbreitende Landschaftspanorama, breitet auch der Raum der Stille auf dieser Seite ein
   Landschaftspanorama aus. Ein gemaltes, einfaches, aus einzelnen Linien bestehendes Wandbild
   erinnert an eine Lanschaft mit See, ähnlich der Aussicht auf See, Hügel und Himmel vom Spital
   Männedorf aus. Die Linien wecken in ihrer Struktur auch Assoziationen zu Höhenkurven, Wasserlinien
   oder Gesteinsschichten.

   Der helle, entfernt an Naturstein erinnernde Boden nimmt Bezug zu natürlichem Gestein, zu gekiesten
   Spazierwegen, wie auch zum farblich ähnlichen Boden der seeseitig gelegenen Terrassen der
   Patientenzimmer.

   Durch ein schlichtes, farbig gestaltetes Glasfenster fällt seitlich, auf der rechten Seite des gemalten Wand-
   bildes, Tageslicht in den Raum ein. Das Farbfenster besteht aus horizontalen, farbigen Glasflächen,
   welche sich horizontartig zu wenigen, intensiven Farben verdichten.

   Ein hölzerner Spazierstock lehnt an der Wand, verbindet die abstrahierte Landschaft mit dem realen Raum
   und bildet vergleichbar eine Art Bindeglied zwischen mentalem und realem Raum, zwischen Besucher
   und fiktiver Landschaft.

   Ein zurückhaltender heller Tisch, eine aufgeschlagene Bibel tragend, und der Spazierstock bilden die
   beiden Fokusse, welche durch die gemalte Landschaft miteinander verbunden sind. Man kann sich mit
   einem Stuhl an den Tisch setzen und in Ruhe in der Bibel lesen, oder auf einem der frei setzbaren Stühle
   im Raum Platz nehmen und meditieren, beten, sitzen, etwas lesen.
   Der Raum lässt für unterschiedliche Bedürfnisse verschiedene Platzierungen des Tisches und der Stühle
   zu.
Eine Art lichtdurchlässiger Paravent, ein mit weissem Stoff bezogenes Raumtrennelement, trennt den
Raum von der Türe ab, so dass ein geschützter Raum entsteht, dessen Ruhe durch Eintretende nicht
gestört wird.

Im hinteren Teil des Raumes sind über Eck zwei einfache, weisse Holztablare montiert. Dort liegen weitere
Schriften und Bücher auf. Hier findet auch ein aufgeschlagenes Anliegenbuch Platz.

Das Mobiliar soll auf seine wesentliche Funktion beschränkt sein und mit möglichst einfachen, zurück-
haltenden, konzentriert wenigen Elementen präsent sein.

Das Gestaltungskonzept des Raumes der Stille versucht eine Atmosphäre entstehen zu lassen, welche
die Besucherin / den Besucher des Raumes der Stille in eine ruhige, mentale Landschaft versetzt, wo
man sich - in einer vom Alltag abgesetzten Umgebung - Gedanken zur persönlichen Lebenssituation
machen kann, meditieren kann, Zeit für sich hat.

Dabei sollen durch die Beziehung zur realen geografischen Umgebung vielleicht auch Erlebnisse aus
dem Raum der Stille mit in den Alltag, mit ins Patientenzimmer, mit ins Leben genommen werden können
um dort einen etwas anderen Blick auf die persönliche Situation zu ermöglichen.

Ich habe versucht, den Raum in eine Atmosphäre der Ruhe und Geborgenheit zu tauchen, in dieser
Geborgenheit aber auch eine Art Öffnung / Weite des Blickes zu ermöglichen.
Raum der Stille, Spital Männedorf
Wandmalerei, Spazierstock

- einzelne Linien einfarbig, Linienbreite ca. 1 cm
  Untergrund in einem abgetönten Weiss gestrichen
- Spazierstock; gebogener Ast

                                                     4.98 m
                                                              2.40 m
Raum der Stille, Spital Männedorf
Farbiges Glasfenster Ansicht von Aussen (Gangseite)

- Farbiges Antikglasfenster innenliegend, in separatem Metallrahmen auf bestehendes Brandschutzglas aufmontiert
- Einätzung eines hellgrünen Farbverlaufes direkt auf das Brandschutzglas aussen (Fenster und Türe),
  Türe: Schriftzug ‚Raum der Stilleʻ ausgelassen (Klarglas)

                   Raum der Stille
                                                                                                                  2.12 m

                      1.08 m                                                   1.52 m
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