Renaturierung von Kalkmagerrasen im Diemeltal (Nordhessen / Ostwestfalen)

Die Seite wird erstellt Stefan Zeller
 
WEITER LESEN
Renaturierung von Kalkmagerrasen im Diemeltal (Nordhessen / Ostwestfalen)
Praxisnahe Forschung

Renaturierung von Kalkmagerrasen im Diemeltal
(Nordhessen / Ostwestfalen)

Dominik Poniatowski, Felix Helbing, Gregor Stuhldreher, Jürgen Düster & Thomas Fartmann

Abb. 1: Der Sommerberg (vorne) und die Papenbreite (hinten)         Abb. 2: Krautreicher Kalkmagerrasen im Glockengrund bei
bei Sielen (Unteres Diemeltal) gehören mit jeweils mehr als 10 ha   Udorf (Oberes Diemeltal) – unter anderem mit Berg-Klee
zu den größten Kalkmagerrasen des Diemeltals. Zahlreiche ge-        (Trifolium montanum), Dunklem Sonnenröschen (Helianthe-
fährdete Tier- und Pflanzenarten kommen hier vor. Aufnahme          mum obscurum), Frühblühendem Thymian (Thymus praecox),
vom 24.6.2020 (Foto: F. Helbing)                                    Gewöhnlichem Hornklee (Lotus corniculatus), Großblütiger
                                                                    Braunelle (Prunella grandiflora), Kleinem Wiesenknopf (San-
                                                                    guisorba minor) und Mittlerem Wegerich (Plantago media)
                                                                    am 25.6.2019 (Foto: D. Poniatowski)

Einführung                                   tritt hier auf, die in anderen Regionen       veränderten sich die Licht- und Boden-
                                             längst ausgestorben sind (Fartmann 2004,      verhältnisse auf den Magerrasen drastisch.
Kalkmagerrasen gehören zu den arten-         Poniatowski & Fartmann 2006, Fart-            Zahlreiche licht- und wärmeliebende Pflan-
reichsten Lebensraumtypen Mitteleuro-        mann et al. 2012, Poniatowski & Her-          zen- und Tierarten verloren ihren Lebens-
pas (Kaule 1991). Sie sind meist durch       tenstein 2013, Helbing & Poniatowski          raum. Die langfristige Wiederherstellung
eine jahrhundertelange Nutzung als Vieh-     2015). Dem hohen naturschutzfachlichen        der typischen Lebensgemeinschaften von
weiden und ohne Einsatz von Dünger           Wert der Region wurde Rechnung getra-         Kalkmagerrasen ist auf solchen Flächen
auf kalkreichen Böden entstanden und         gen, indem mehrere Naturschutz- und           nur durch Entbuschungs- und Auflich-
zeichnen sich durch eine große Vielfalt an   FFH-Gebiete entlang der Diemel und            tungsmaßnahmen sowie eine anschließende
spezialisierten und oft stark bedrohten      ihrer Zuflüsse ausgewiesen wurden. Zu-        Pflege – z. B. in Form einer extensiven Be-
Pflanzen- und Tierarten aus (Poniatowski     dem besitzt das Diemeltal aufgrund seiner     weidung – möglich (Kiehl 2019, Ponia-
et al. 2020, Helbing et al. 2021). Daher     bemerkenswerten Tagfaltervorkommen            towski et al. 2020, Helbing et al. 2021).
kommt ihnen für die Erhaltung der Bio-       den Status einer „Prime Butterfly Area“
diversität eine herausragende Bedeutung      (Van Swaay & Warren 2003). Es zählt
zu (Poschlod & Wallis de Vries 2002,         somit zu den wichtigsten Gebieten für         Entbuschungsmaßnahmen
Fartmann et al. 2021a).                      den Schmetterlingsschutz in Europa.           im Diemeltal
Die Talhänge der Diemel und ihrer Zu-        In den vergangenen Jahrzehnten wurde
flüsse sind zwischen Messinghausen im        die Bewirtschaftung der mageren und           Im Diemeltal und seiner unmittelbaren
Westen und Bad Karlshafen im Osten           zumeist steilen Hänge immer weniger           Umgebung liegen ebenfalls zahlreiche
geprägt von einem Netzwerk aus orchi-        rentabel, sodass im Diemeltal wie in ganz     Kalkmagerrasen seit vielen Jahren brach
deen- und insektenreichen Kalkmager-         Mitteleuropa die meisten Kalkmager-           und sind teilweise stark verbuscht (Fart-
rasen (Abb. 1, 2). Mit einer Flächenaus-     rasen brachfielen (Fartmann et al. 2021a).    mann 2004). Insbesondere außerhalb der
dehnung von etwa 750 Hektar bilden sie       Dies führte zu einer raschen Ausbreitung      FFH-Gebiete verschlechtert sich der Zu-
das größte und bedeutsamste Kalkma-          und Dominanz konkurrenzkräftiger Gras-        stand der Kalkmagerrasen zunehmend.
gerrasengebiet in der nördlichen Hälfte      und Straucharten wie der Fieder-Zwenke        Um dieser Entwicklung entgegenzuwir-
Deutschlands (Fartmann 2004). Eine           (Brachypodium pinnatum) und der Schlehe       ken, wurde von Prof. Dr. Thomas Fart-
Vielzahl seltener Tier- und Pflanzenarten    (Prunus spinosa) (Kiehl 2019). In der Folge   mann (Universität Osnabrück) und Jürgen

110                                                                                           Jahrbuch Naturschutz in Hessen Band 20 / 2021
Renaturierung von Kalkmagerrasen im Diemeltal (Nordhessen / Ostwestfalen)
Renaturierung von Kalkmagerrasen im Diemeltal

Düster (Landkreis Kassel) das Erprobungs-
und Entwicklungsvorhaben (E+E-Vor-
haben) „Nachhaltige Renaturierung von
Kalkmagerrasen in Zeiten des globalen
Wandels“ initiiert. Partner des länder-
übergreifenden Projektes sind die Land-
schaftsstation im Kreis Höxter e. V. und
die Biologische Station Hochsauerland-
kreis e. V.. Seit Herbst 2019 konnten bis-
lang 30 Kalkmagerrasen im Projektge-
biet entbuscht werden (Abb. 3). Dies
entspricht einer Fläche von etwa 41 ha.
Das primäre Ziel der Maßnahmen ist es,
den Erhaltungszustand dieser Kalkmager-
rasen zu verbessern und geeignete Habi-
tatstrukturen zu schaffen, die die Wie-
deransiedlung seltener und gefährdeter
Pflanzen- und Tierarten ermöglichen.
Zudem soll durch die Schaffung von
Trittsteinen im Warme- und Essetal
(Abb. 4), zwei Nebenflüssen der Diemel,
der Habitatverbund zwischen dem Die-
meltal und dem südlich gelegenen Kalk-
magerrasengebiet am Dörnberg gestärkt
werden. Bei der Umsetzung der Maß-              Abb. 3: Lage und Größe der Maßnahmenflächen im Projektgebiet
nahmen wird neben einer fachgerechten
Gehölzentnahme großer Wert auf die
Erhaltung wertvoller Strukturelemente
– wie markante Einzelbäume, Wacholder-
büsche und kleine Strauchgruppen – ge-
legt. Weitere Maßnahmen sind für Herbst
und Winter 2021 geplant. Insgesamt
wird die Entbuschung von mindestens
50 ha Kalkmagerrasenfläche angestrebt.
Die anfallende Biomasse soll möglichst
nachhaltig in Form von Holzhackschnit-
zeln genutzt werden.

Evaluation ehemaliger
Entbuschungsmaßnahmen

In der Vorstudie des E+E-Vorhabens              Abb. 4: Im Herbst 2019 entbuschte Terrassenkante im Warmetal nördlich von Zwer-
wurden im Sommer 2017 die zwischen              gen am 11.8.2020. Damit die Flächen nicht im Anschluss an die Maßnahmen schnell
2009 und 2014 von HessenForst und der           wieder zuwachsen, sollen regionale Schäfereibetriebe oder Rinder- und Pferdehalter
Landschaftsstation im Kreis Höxter e. V.        für die Pflege möglichst vieler Kalkmagerrasen gewonnen werden. (Foto: G. Stuhldreher)
im Projektgebiet durchgeführten Entbusch­
ungsmaßnahmen evaluiert. Das Ziel der           bedeutende Primärkonsumenten, die            lang über 100 Arten nachgewiesen wer-
Studie war, zu prüfen, inwieweit sich           mit mehr als 1 000 Individuen pro Qua-       den (Poniatowski & Hertenstein
die Flächen dem Zielzustand – artenrei-         dratmeter auftreten können und gegen-        2013, Helbing & Poniatowski 2015).
cher Kalkmagerrasen (Abb. 2) – angenä-          über vielen anderen herbivoren Insekten-     Viele von ihnen sind Habitatspezialisten.
hert haben. Zudem erhofften wir uns von         gruppen – wie Heuschrecken und Tag-          Vor diesem Hintergrund sind Zikaden
den Ergebnissen der Evaluation, Hand-           faltern – zumeist eine noch stärkere         neben Pflanzen (u. a. Poniatowski et al.
lungsempfehlungen für geeignete Maß-            Ortsbindung haben (Achtziger et al.          2020) sehr gut geeignet, um ökologische
nahmen im E+E-Vorhaben ableiten zu              2014). Zudem handelt es sich um eine         Unterschiede zwischen unterschiedlich
können. Als Untersuchungsobjekte dien-          sehr artenreiche Gruppe. Für die Kalk-       genutzten Flächen herauszuarbeiten
ten Pflanzen und Zikaden. Letztere sind         magerrasen des Diemeltals konnten bis-       (Helbing et al. 2021).

Jahrbuch Naturschutz in Hessen Band 20 / 2021                                                                                      111
Renaturierung von Kalkmagerrasen im Diemeltal (Nordhessen / Ostwestfalen)
Renaturierung von Kalkmagerrasen im Diemeltal

Abb. 5: Arten- und blütenreiche Entbuschungsfläche am Hangfuß           Abb. 6: Mittlere Artenzahl (± Standardfehler) für alle (a) und
eines Kalkmagerrasens nordwestlich von Ostheim (Unteres Diemel-         für die gefährdeten Pflanzenarten (b) der drei Vergleichstypen
tal) am 11.7.2017 mit Arznei-Baldrian (Valeriana officinalis s. l.),    Gebüsche, Entbuschungsflächen und Kalkmagerrasen sowie
Gewöhnlichem Dost (Origanum vulgare), Hohem Steinklee (Meli-            mittlere Artenzahl (± Standardfehler) für alle (c) und die ge-
lotus altissimus) und Schwarzer Königskerze (Verbascum nigrum).         fährdeten Zikadenarten (d) der zwei Vergleichstypen Entbu­
Die hohe strukturelle Vielfalt bedingt eine artenreiche Insekten­       schungsflächen und Kalkmagerrasen. Unterschiedliche Buch-
fauna – unter anderem konnten dort zahlreiche spezialisierte            staben kennzeichnen signifikante Unterschiede zwischen den
Zikadenarten wie Gemeine Zwenkenzirpe (Adarrus multinota-               Vergleichstypen (P < 0.05) (Quellen: Poniatowski et al. 2020,
tus), Majoranblattzikade (Eupteryx origani), Rosen-Glasflügel-          Helbing et al. 2021).
zikade (Reptalus panzeri) und Schwefelblattzikade (Emelyano-
viana mollicula) nachgewiesen werden. (Foto: D. Poniatowski)

Unsere Analysen verdeutlichen, dass die         Entbuschungsflächen für zahlreiche Pflan-       auch größere Intervalle ausreichend sein
Entbuschungsflächen (Abb. 5) auf viel-          zenarten der wärmeliebenden Säume               (Helbing et al. 2015). Zukünftige Ent-
fältige Weise eine Bereicherung für die         (Trifolio-Geranietea) und Ruderalfluren         buschungsmaßnahmen sollten sich auf
Kalkmagerrasen darstellen. Obwohl viele         (Onopordetalia acanthii) einen wertvollen       möglichst flachgründige, aber nicht zu stei-
Flächen strukturell und hinsichtlich ihrer      Lebensraum. Bemerkenswert sind in die-          le (instabile) Hänge konzentrieren. Vorteil-
Artenzusammensetzung noch weit vom              sem Zusammenhang insbesondere die zahl-         haft sind darüber hinaus geringe Nährstoff-
Zustand der gut gepflegten Kalkmager-           reichen Vorkommen des Deutschen Ziests          gehalte und eine gute Besonnung. Auf der-
rasen entfernt sind (vgl. Abb. 2 mit Abb. 5),   (Stachys germanica) (Abb. 7). Es handelt sich   artigen Standorten sind die Chancen am
konnten sich schon einige gefährdete            hierbei um eine sehr seltene, wärmelie-         größten, dass sich typische Kalkmagerra-
Pflanzen- und Zikadenarten etablieren           bende Ruderalart, die ausschließlich auf den    senarten und charakteristische Arten der
(Abb. 6b, 6d). Die hohe und dichte Ve-          Entbuschungsflächen nachgewiesen wer-           wärmeliebenden Säume wieder ansiedeln.
getationsstruktur werten wir nicht als          den konnte. Die Entbuschungsflächen             Diese zweigleisige Managementstrategie,
Defizit, sondern als Bereicherung. Denn         stellen aber auch für zahlreiche Zikaden-       also eine traditionelle Beweidung in Kom-
eine hohe Struktur- bzw. Habitatvielfalt        arten einen wertvollen Lebensraum dar           bination mit lokalen Entbuschungsmaß-
bedingt gleichzeitig eine hohe Tierarten-       (Abb. 6c). Insbesondere Saumbewohner,           nahmen, führt zu einer hohen strukturel-
vielfalt (Helbing et al. 2021, Fartmann         also Arten, die sich gerne in einer dichten     len Vielfalt, von der zahlreiche Tier- und
et al. 2021a, b). Zudem bietet eine hoch-       Krautschicht aufhalten, traten hier auf         Pflanzenarten profitieren.
und dichtwüchsige Vegetation, die sich          (Helbing et al. 2021). Hervorzuheben
durch ein feucht-kühleres Mikroklima            ist der regelmäßige Nachweis der Majo-
auszeichnet, dürreempfindlichen Arten           ranblattzikade (Eupteryx origani). Die          Ausblick
Ausweichmöglichkeiten. Einer hohen              wärmeliebende Art gilt in Deutschland als
Habitatvielfalt kommt somit auch im             stark gefährdet (Nickel et al. 2016).           Ein zentraler Bestandteil der wissenschaft-
Hinblick auf den Klimawandel eine be-           Zur dauerhaften Offenhaltung sollten so-        lichen Begleitung des E+E-Vorhabens ist
sondere Bedeutung zu (Fartmann et al.           wohl die bestehenden Magerrasen als auch        das Monitoring der Entbuschungsflächen
2021a, b). Ebenfalls als positiv bewerten       die entbuschten Bereiche extensiv beweidet      im Warmetal, südlich von Liebenau
wir die generell hohe Pflanzenartenviel-        werden. Zudem empfiehlt sich auf stark          (Abb. 3, 4). Die 18 Flächen wurden im
falt (Abb. 6a), die sich in einem hohen         verbuschten Flächen eine rotierende Ge-         Herbst 2019 entbuscht. Damit die Aus-
Anteil an Pollenquellen für spezialisierte      hölzentnahme alle vier Jahre (Löffler et        wirkungen der Maßnahmen bewertet
Wildbienen niederschlägt (Poniatowski           al. 2013). Auf Standorten mit einer gerin-      werden können, haben wir in den Jahren
et al. 2020). Darüber hinaus bieten die         gen Sukzessionsgeschwindigkeit können           2017 und 2018 den Zustand der Flora

112                                                                                                Jahrbuch Naturschutz in Hessen Band 20 / 2021
Renaturierung von Kalkmagerrasen im Diemeltal (Nordhessen / Ostwestfalen)
Renaturierung von Kalkmagerrasen im Diemeltal

                                                Zudem möchten wir uns bei Martina              Literatur
                                                Stowitz-Lohne, Henny Hartmann-Din-
                                                ges und Philipp Mader (alle Landkreis          Achtziger, R.; Holzinger, W. E.; Nickel, H.; Nie-
                                                                                               dringhaus, R. (2014): Zikaden (Insecta: Auchenor­
                                                Kassel), Dr. Burkhard Beinlich, Frank          rhyncha) als Indikatoren für die Biodiversität und zur
                                                Grawe, Stephan Hoppe und Sven Minder-          naturschutzfachlichen Bewertung. Insecta 14: 37-62.
                                                mann (alle Landschaftsstation im Kreis         Fartmann, T. (2004): Die Schmetterlingsgemeinschaften
                                                                                               der Halbtrockenrasen-Komplexe des Diemeltales. Biozö-
                                                Höxter e. V.), Wilfried Bettenhausen (i. R.,   nologie von Tagfaltern und Widderchen in einer alten Hu-
                                                ehem. HessenForst) und Reinhard Vollmer        delandschaft. Abh. Westfäl. Mus. Naturk. 66 (1): 1-256.
                                                (HessenForst), Werner Schubert (Natur-         Fartmann, T.; Poniatowski, D.; Schubert, W.;
                                                schutzzentrum – Biologische Station –          Schulte, A. M.; Stuhldreher, G. (2012): Exkur-
                                                                                               sion 1: Oberes Diemeltal. Tuexenia Beih. 5: 7-37.
                                                Hochsauerlandkreis e. V.) sowie Yvonne
                                                                                               Fartmann, T.; Jedicke, E.; Streitberger, M.;
                                                und Burkhardt Berger (Naturschutzge-           Stuhldreher, G. (2021a): Insektensterben in
                                                bietsbetreuer im Unteren Diemeltal) für        Mitteleuropa – Ursachen und Gegenmaßnahmen.
                                                die Unterstützung des Projektes und die        Stuttgart. 303 S.

                                                Bereitstellung wertvoller Hintergrund­         Fartmann, T.; Stuhldreher, G.; Streitberger,
Abb. 7: Der Deutsche Ziest (Stachys ger-                                                       M.; Helbing. F. (2021b): Die Bedeutung der Habitat-
                                                informationen zu den Maßnahmenflächen          qualität für den Schutz der Insektendiversität – Mikro-
manica) ist eine sehr seltene, wärmeliebende    bedanken. Die Genehmigungen zum Fang           klima, Phytodiversität, Habitatheterogenität und
Ruderalart. Sie konnte ausschließlich auf                                                      Totholz sind Schlüsselfaktoren für artenreiche Insekten-
                                                von Insekten und zur Kartierung von            gemeinschaften. Natursch. Landschaftspl. 53 (7): 2-7.
den Entbuschungsflächen nachgewiesen            Pflanzen innerhalb von Schutzgebieten
                                                                                               Helbing, F.; Cornils, N.; Stuhldreher, G.; Fartmann,
werden. (Foto: T. Fartmann).                    erteilten die Unteren Naturschutzbehör-        T. (2015): Populations of a shrub-feeding butterfly thrive after
                                                den des Kreises Höxter und des Hoch-           introduction of restorative shrub cutting on formerly abando-
                                                                                               ned calcareous grassland. J. Insect Conserv. 19: 457-464.
                                                sauerlandkreises sowie das Regierungs-
                                                                                               Helbing, F.; Fartmann, T.; Poniatowski, D. (2021):
und Fauna vor der Entbuschung erfasst           präsidium Kassel.                              Restoration measures foster biodiversity of important
(Ist-Zustand). Kartiert wurden Heu-             Für die Bereitstellung von Flächen zur         primary consumers within calcareous grasslands. Biol.
schrecken sowie ausgewählte Pflanzen-           Umsetzung der Maßnahmen bedanken               Conserv. 256: 109058.

und Tagfalterarten (= Zielarten). Seit          wir uns bei den Städten Hofgeismar, Lie-       Helbing, F.; Poniatowski, D. (2015): Neue Funde
                                                                                               seltener Zikadenarten auf den Kalkmagerrasen des
Frühjahr 2020 untersuchen wir die Ent-          benau und Trendelburg (alle Hessen),           Diemeltals (Ostwestfalen/Nordhessen) (Hemiptera,
buschungsflächen regelmäßig und über-           Beverungen, Borgentreich und Warburg           Auchenorrhyncha). Cicadina 15: 43-57.
prüfen, welche Zielarten sich dort ange-        (alle Nordrhein-Westfalen), der Heinz          Kaule, G. (1991): Arten- und Biotopschutz. 2. Aufl.
siedelt haben. Das Monitoring wird sich         Sielmann Stiftung, bei HessenForst             Stuttgart. 519 S.

bis zum Sommer 2023 erstrecken.                 (Forstamt Wolfhagen) sowie zahlreichen         Kiehl, K. (2019): Kalkmagerrasen. S. 329-347. In:
                                                                                               Kollmann, J.; Kirmer, A.; Tischew, S.; Hölzel, N.;
Im Rahmen des Projektes soll zudem ana-         Bürgerinnen und Bürgern.                       Kiehl, K. (Hrsg.): Renaturierungsökologie. Heidelberg.
lysiert werden, inwieweit Mahdgut- und                                                         Löffler, F.; Stuhldreher, G.; Fartmann, T. (2013):
Insektenübertrag auf entbuschten Kalkma-                                                       How much care does a shrub-feeding hairstreak butter-
gerrasen zur Wiederansiedlung typischer         Kontakt                                        fly, Satyrium spini (Lepidoptera: Lycaenidae), need in
                                                                                               calcareous grasslands? Eur. J. Entomol. 110: 145-152.
Pflanzen- und Tierarten beitragen können.
                                                                                               Nickel, H.; Achtziger, R.; Biedermann, R.; Bückle,
Im letzten Jahr wurden hierfür 21 Versuchs-     Dr. Dominik Poniatowski, Felix Helbing,        C.; Deutschmann, U.; Niedringhaus, R.; Remane,
flächen im Projektgebiet angelegt. Als Un-      Dr. Gregor Stuhldreher, Prof. Dr. Thomas       R.; Walter, S.; Witsack, W. (2016): Rote Liste und Ge-
                                                                                               samtartenliste der Zikaden (Hemiptera: Auchenorrhyn-
tersuchungsobjekte dienen Pflanzen, Wan-        Fartmann                                       cha) Deutschlands. S. 247-298. In: Gruttke, H.; Binot-
zen und Zikaden. Die ersten Untersuchun-        Universität Osnabrück, Abteilung für Bio-      Hafke, M.; Balzer, S.; Haupt, H.; Hofbauer, N.;
gen standen im Frühjahr / Sommer 2021           diversität und Landschaftsökologie             Ludwig, G.; Matzke-Hajek, G.; Ries, M.: Rote Liste
                                                                                               gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands, Bd. 4:
an. Eine Wiederholungserfassung ist für         Barbarastr. 11                                 Wirbellose Tiere (Teil 2). Natursch. Biol. Vielf. 70.
das Jahr 2023 geplant. Weiterführende           49076 Osnabrück                                Poniatowski, D.; Fartmann, T. (2006): Die Heu-
Informationen: www.kalkmagerrasen.net           DPoniatowski@uos.de,                           schreckenfauna der Magerrasen-Komplexe des Diemel-
                                                                                               tals (Ostwestfalen/Nordhessen). Articulata 21: 1-23.
                                                GStuhldreher@uos.de,
                                                Felix.Helbing@uos.de,                          Poniatowski, D.; Hertenstein, F. (2013): Die Zi-

Dank
                                                                                               kadenfauna der Kalkmagerrasen des Mittleren und
                                                T.Fartmann@uos.de                              Unteren Diemeltals (Ostwestfalen / Nordhessen)
                                                www.fartmann.net                               (Hemiptera, Auchenorrhyncha). Cicadina 13: 43-58.
Gefördert wird das E+E-Vorhaben vom                                                            Poniatowski, D.; Stuhldreher, G.; Helbing, F.;
                                                                                               Hamer, U.; Fartmann, T. (2020): Restoration of
Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit             Jürgen Düster                                  calcareous grasslands: The early successional stage
Mitteln des Bundesministeriums für              Landkreis Kassel, Fachbereich Landwirt-        promotes biodiversity. Ecol. Eng. 151: 105858.
Umwelt, Naturschutz und nukleare Si-            schaft, Fachdienst Landschaftspflege           Poschlod, P.; Wallis de Vries, M. F. (2002): The
cherheit (BMU) sowie von den Ländern            Manteuffel-Anlage 5                            historical and socioeconomic perspective of calca-
                                                                                               reous grasslands – lessons from the distant and re-
Hessen und Nordrhein-Westfalen. Dr.             34369 Hofgeismar                               cent past. Biol. Conserv. 104: 361-376.
Sandra Balzer (BfN, Zoologischer Arten-         Juergen-Duester@landkreiskassel.de             Van Swaay, C. A. M.; Warren, M. (Hrsg.) (2003): Pri-
schutz) danken wir für die fachliche Be-                                                       me butterfly areas in Europe: priority sites for conserva-
treuung des Projektes.                                                                         tion. Wageningen. 690 S.

Jahrbuch Naturschutz in Hessen Band 20 / 2021                                                                                                            113
Renaturierung von Kalkmagerrasen im Diemeltal (Nordhessen / Ostwestfalen) Renaturierung von Kalkmagerrasen im Diemeltal (Nordhessen / Ostwestfalen) Renaturierung von Kalkmagerrasen im Diemeltal (Nordhessen / Ostwestfalen)
Sie können auch lesen