Report 2/18 - Regionales Konjunkturbarometer
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Report 2/18
Ein Kooperationsprojekt von:
BERGISCHE
UNIVERSITÄT
WUPPERTAL
VORWORT
Liebe Leserinnen und Leser,
der neue Regionale Konjunkturreport für das Bergische Städtedreieck Wuppertal, Solingen
und Remscheid ist da. Es ist bereits der Zweite in diesem Jahr.
Das regionale Konjunkturbarometer versteht sich als ein qualitativer Indikator, der die kon-
junkturelle Entwicklung des Bergischen Städtedreiecks erfasst. Der Indikator basiert auf
der Beurteilung der im Städtedreieck ansässigen Unternehmen – bezogen auf die aktuelle
Wirtschaftslage – sowie deren Erwartungen hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung.
In Kooperation mit den drei Sparkassen des Städtedreiecks Wuppertal, Solingen und
Remscheid hat das Wuppertaler Institut für Unternehmensforschung und Organisations-
psychologie (WIFOP) erneut Unternehmen im Bergischen zur konjunkturellen Lage und
Entwicklung befragt. Die Auswertung erfolgt durch das WIFOP unabhängig von den
Kooperationspartnern.
Die Ergebnisse werden quartalsweise in einem Konjunkturreport veröffentlicht. Zur besse-
ren Einordnung der regionalen Ergebnisse wird auch die gesamtwirtschaftliche Entwick-
lung der Bundesrepublik Deutschland beschrieben. Daneben stehen Unternehmen bran-
chenspezifische Auswertungen bereit.
Die Umfrage des zweiten Quartals stellt die Basis dieses Reports dar. Die vier Kernfragen
der Umfrage wurden in der zweiten Umfrage ergänzt, um zwei weitere Fragen zu den
jüngsten Unwettern im Bergischen Städtedreieck. Diese trafen auch viele Unternehmen
in der Region. Inwiefern Erlösausfälle und Vermögensverluste damit verbunden waren
und ob ausreichender Versicherungsschutz für Elementarschäden bestand, erfahren Sie in
diesem Report. Hier finden Sie die von WIFOP ausgewerteten Ergebnisse der Umfrage
des zweiten Quartals.
INHALT
Des Weiteren können Sie sich zur generellen Methodik der Untersuchung informieren.
Ausführlich ist das auch möglich über ein beim WIFOP kostenlos erhältliches Methoden-
Papier. Erfahren Sie im vorliegenden Report außerdem mehr über die Werkzeugindustrie
VORWORT 3 BRANCHENREPORT WERKZEUGINDUSTRIE im Bergischen Städtedreieck. Diese Branche steht diesmal im Fokus. Es erwarten Sie un-
ter anderem Interviews mit Ralf Putsch, Geschäftsführer des Wuppertaler Unternehmens
Einleitung 19
KNIPEX und Jan Peter Arnz, Geschäftsführer des in Remscheid ansässigen Unternehmens
GESAMTWIRTSCHAFTLICHE Klassifikation 20
Arnz FLOTT Werkzeugmaschinen.
ENTWICKLUNG Bedeutung und Historie 22
Rechtliche Rahmenbedingungen 28 Ich freue mich sehr, wenn dieser Regionale Konjunkturreport Unternehmen in der Region
Wirtschaftliche Lage und Erwartungen 4
Ökonomische Rahmenbedingungen 30 dazu motiviert, weiterhin oder auch erstmals an der Umfrage teilzunehmen. Das WIFOP
Arbeitsmarkt 6
Branchenstruktur 34 kann nur so Ergebnisse noch detaillierter darstellen und interessierten Unternehmen im
Rohstoffmärkte 8
Trends und Perspektiven 42 Bergischen Städtedreieck zur Verfügung stellen. Auf diese Weise können auch Unter-
Chancen und Risiken 44 nehmen ohne eigene Forschungsabteilung ihre unternehmerischen Entscheidungen auf
BERGISCHES STÄDTEDREIECK Grundlage empirischer Ergebnisse tätigen.
Interview mit Ralf Putsch
Das Regionale Konjunkturbarometer 9 KNIPEX-Werk C. Gustav Putsch KG 47 Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre und spannende Einblicke in die konjunkturelle
Wirtschaftliche Lage und Erwartungen 12 Lage und Entwicklung des Bergischen Städtedreiecks.
Interview mit Jan Peter Arnz
Starkregenereignisse 14
Arnz FLOTT GmbH Werkzeugmaschinen 52
Arbeitsmarkt 15 Herzliche Grüße
Impressum 59 Gunther Wölfges
(Vorstandsvorsitzender der Stadtparkasse Wuppertal)
- Die Stadtsparkasse Wuppertal ist Kooperationspartner des WIFOP -
3
GESAMTWIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG
GESAMTWIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG
WIRTSCHAFTLICHE LAGE UND ERWARTUNGEN
Die Beurteilung der aktuellen Wirt- elle Koalitionsstreit in Berlin und die
schaftslage hat sich auf nationaler Angst vor einer weiteren Eskalation
Ebene deutlich verschlechtert. Wäh- des internationalen Handelskriegs ha-
rend der ifo-Lageindex im Juni noch ben zudem die Erwartungen für die
nahezu unverändert zum Vormonat kommenden sechs Monate deutlich
war, fällt die Lagebeurteilung des gedämpft. Neben der Angst vor einer
ZEW-Finanzmarkttests im Juli deut- weiteren Verschlechterung der Han-
lich schlechter aus als in den Monaten delsbeziehungen mit den USA selbst,
zuvor. Trotz gestiegener Auftragsein- rückt der Handelskrieg zwischen den
gänge, gestiegener Industrieproduk- USA und China immer stärker in den im Wert von 200 Milliarden Dollar, Die Inflation in Deutschland liegt im
tion und positiven Entwicklungen am Fokus. Im vergangenen Jahr waren die möglicherweise mit Strafzöllen Juni insbesondere aufgrund gestie-
Arbeitsmarkt beurteilen Unterneh- die USA Deutschlands wichtigstes belegt werden. Diese könnten im gener Energie- (+6,4%) und Nah-
mer und Finanzmarktexperten die Abnehmerland (mit 111,53 Mrd. Euro September 2018 in Kraft treten. Eine rungsmittelpreise (+3,4%), wie schon
aktuelle Wirtschaftslage schlechter Exporten). China war (mit 86,16 Mrd. weitere Verschärfung des Handels- im Mai, über der zwei Prozentmarke.
als zu Jahresbeginn. Einen wesent- Euro Exporten) nach Frankreich der kriegs zwischen den USA und China Die Jahresteuerungsrate liegt aktuell
lichen Einfluss haben hierbei die im drittwichtigste Handelspartner. In würde unweigerlich zu einem Rück- bei 2,1% und damit nah an der von
Juni durch die Vereinigten Staaten Summe entfielen rund 16% der ge- gang des chinesischen und des ame- der Europäischen Zentralbank ange-
verhängten Strafzölle. samten deutschen Exporte auf beide rikanischen Wirtschaftswachstums strebten 2,0 Prozentmarke.
führen. In Folge dessen würden auch
LAGE ERWARTUNGEN die deutschen Exporte sinken. Insgesamt verliert der wirtschaftliche
(ifo Geschäftsklima Deutschland, (ifo Geschäftsklima Deutschland,
ZEW Finanzmarkttest) ZEW Finanzmarkttest) Aufschwung an Dynamik. Sowohl die
110 100 110 100 Die zunehmenden handelspolitischen Bundesregierung als auch führende
ZEW konjunkturelle Lage (Salden)
ZEW konjunkturelle Erwartungen (Salden)
ifo Geschäftserwartungen (Index)
105 75 105 75 Spannungen wirken sich auch auf die Wirtschaftsforschungsinstitute ha-
ifo Geschäftslage (Index)
100 50 100 50 Stimmung der Verbraucher aus. Laut ben aufgrund der außenwirtschaftli-
95 25 95 25 der GfK-Konsumklimastudie haben chen Risiken ihre Konjunkturprogno-
90 0 90 0 sich die Konjunkturerwartungen pri- sen für 2018 nach unten korrigiert.
85 -25 85 -25
ifo ifo vater Haushalte im Juni wieder ver- Im Durchschnitt wird aber immer
80 -50 80 -50
ZEW ZEW schlechtert (Rückgang um 14,1 Zäh- noch von einem positiven Wachstum
75 -75 75 -75
ler auf 23,3 Punkte). Trotz sich eintrü- von rund 2% ausgegangen. Trotz der
70 -100 70 -100
bender Konjunkturaussichten haben Verunsicherung durch die Koalitions-
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sich aber sowohl die Einkommens- krise, den unsicheren Ausgang der
erwartungen (Zunahme um 3,4 Zäh Brexit-Verhandlungen und dem auf-
ler auf 57,6 Punkte), als auch die An- kommenden Protektionismus, stützt
Bereits im Mai und damit vor In- Länder. Derzeit deutet alles darauf schaffungsneigung (Zunahme um derzeit vor allem der stabile Binnen-
krafttreten der Strafzölle sind die hin, dass auf beiden Seiten weitere 0,4 Zähler auf 56,3 Punkte) verbes- markt die deutsche Wirtschaft. Den-
deutschen Exporte in die USA im Strafzölle folgen werden. Die US-Re- sert. Dies kann im Wesentlichen noch dürfte der konjunkturelle Hoch-
Vergleich zum Vorjahresmonat um gierung veröffentlichte jüngst eine durch die positive Entwicklung des punkt bereits überschritten sein.
10,2% zurückgegangen. Der aktu- Liste mit chinesischen Exportgütern Arbeitsmarktes erklärt werden.
4 5
GESAMTWIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG GESAMTWIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG
ARBEITSMARKT
licht. Die Autoren der Studie kommen
ARBEITSLOSENQUOTE DEUTSCHLAND zu dem Schluss, dass seit der Einfüh- ARBEITSLOSENQUOTE LÄNDER
(saisonbereinigt, Basis: alle zivilen Erwerbstätigen, Bundesagentur für Arbeit) (Juni 2018, Basis: alle zivilen Erwerbstätigen,
rung des bundesweiten gesetzlichen Bundesagentur für Arbeit)
7% Mindestlohns am 1. Januar 2015
der Stundenlohn von Niedriglohnbe- Bayern 2,90%
6%
schäftigten zwar gestiegen ist, der Baden-Württemberg 3,20%
monatliche Verdienst hingegen nicht
Rheinland-Pfalz 4,60%
zugenommen hat. Dieser scheinbare
5% Hessen 4,70%
Widerspruch lässt sich durch die Tat-
sache erklären, dass die monatliche Westdeutschland 4,90%
4% Arbeitszeit der betroffenen Arbeit- Deutschland 5,30%
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nehmer zurückgegangen ist. Dieser Niedersachsen 5,40%
Effekt ist regionen- und branchen- Schleswig-Holstein 5,70%
übergreifend beobachtbar. Es kann Thüringen 5,70%
vermutet werden, dass die betroffe-
Sachsen 6,20%
nen Unternehmen die vertraglichen
Saarland 6,30%
Arbeitszeiten angepasst haben, um
Der Arbeitsmarkt entwickelt sich Die Zahl der offenen Stellen ist bun- Brandenburg 6,50%
die Kosten konstant zu halten.
weiterhin günstig. Allerdings hat sich desweit im Juni weiter angestiegen. Hamburg 6,50%
die Dynamik leicht abgeschwächt. Der Bundesagentur für Arbeit wur- Die verschiedenen Frühindikatoren Ostdeutschland 7,10%
Nach der vorläufigen Hochrechnung den insgesamt 805.213 freie Stel- zur Entwicklung des nationalen Ar- Nordrhein-Westfalen 7,00%
der Bundesagentur für Arbeit waren len gemeldet. Gleichzeitig stieg die beitsmarkts deuten darauf hin, dass Sachsen-Anhalt 7,90%
im Juni 2.275.787 erwerbsfähige Per- durchschnittliche Vakanzzeit gegen- sich an der guten Arbeitsmarktla-
Mecklenburg-Vorpommern 8,10%
sonen ohne Arbeit. Dies entspricht über dem Vorjahreszeitraum um ge in naher Zukunft nichts ändern
Berlin 8,40%
einem Rückgang um 197.000 Perso- 9 Tage auf nun 109 Tage. Daraus wird wird. Es ist jedoch eine Abschwä-
Bremen 10,10%
nen gegenüber dem Vorjahresmonat. ersichtlich, dass es für die Unterneh- chung der Dynamik der letzten Mo-
Die saisonbereinigte Arbeitslosen- men zunehmend schwieriger wird nate absehbar. So ist beispielsweise
quote ist weiter gesunken und liegt ihre offenen Stellen zu besetzen. das IAB-Barometer des Instituts für
aktuell bei 5,0%. Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
Am 26. Juni 2018 hat die Mindest- im Juni zum dritten Mal in Folge ge-
Im landesweiten Vergleich werden lohnkommission eine zweistufige An- sunken. Insbesondere die Arbeits- gegenüber dem Vormonat einen na-
die niedrigsten Arbeitslosenquoten passung des Mindestlohns beschlos- losigkeitskomponente des Barome- hezu unveränderten Wert auf. Vor al-
in Bayern (2,7%) und Baden-Würt- sen. Mit Wirkung zum 1. Januar 2019 ters ist rückläufig. Die Gefahr eines lem im produzierenden Gewerbe sind
temberg (3,0%) ausgewiesen. Berlin soll der gesetzliche Mindestlohn auf geringeren Wirtschaftswachstums weitere Einstellungen geplant. Im
(7,9%) und Bremen (9,7%) weisen 9,19 € Brutto je Zeitstunde steigen. aufgrund politischer Unsicherheiten Bauhauptgewerbe, dem Handel und
die höchste Arbeitslosenquote auf. Im darauffolgenden Jahr ist eine und der sich verschärfenden Han- dem Dienstleistungssektor nahmen
Im Vergleich zum 1. Quartal 2017 ist weitere Anpassung um 16 Cent auf delspolitik hat hierbei einen wesent- die Beschäftigungserwartungen hin-
die Arbeitslosenquote in Nordrhein- 9,35 € Brutto je Zeitstunde vorgese- lichen Einfluss. Insgesamt signalisiert gegen ab.
Westfalen gesunken. Da alle anderen hen. Kurz nach der Bekanntgabe des das IAB-Barometer dennoch eine
Bundesländer ebenfalls von der güns- Beschlusses hat das Deutsche Insti- anhaltend positive Entwicklung am Trotz der leicht schlechteren Erwar-
tigeren Lage am Arbeitsmarkt profi- tut für Wirtschaftsforschung (DIW) Arbeitsmarkt in den kommenden drei tungen im Juni bleiben die Aussich-
tieren, belegt Nordrhein-Westfalen eine neue Studie zur Wirkung des Monaten. Das ifo Beschäftigungs- ten für den Arbeitsmarkt weiterhin
jedoch unverändert den 12. Platz. gesetzlichen Mindestlohns veröffent- barometer weist mit 104,0 Punkten positiv.
6 7
GESAMTWIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG
ROHSTOFFMÄRKTE
STAHL USD/t Die Einführung von Strafzöllen auf
(Warmband, SteelBenchmarker) Aluminium und Stahl hat zu einem
1100 Auseinanderdriften von europäischen
1000 und amerikanischen Stahlpreisen ge-
900 führt. Sowohl die Referenzpreise für
800 warmgewalzten Stahl als auch die
700
Preise für Betonstahl weisen aktuell
600
einen Preisunterschied auf, der deut-
500
USA lich über dem Strafzoll (in Höhe von
400
EU 25%) liegt.
300
Jan 2017
Feb 2017
Mär 2017
Apr 2017
Mai 2017
Juni 2017
Juli 2017
Aug 2017
Sep 2017
Okt 2017
Nov 2017
Dez 2017
Jan 2018
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Mär 2018
Apr 2018
Mai 2018
Juni 2018
Juli 2018
Während der Preis für Rohöl auf-
grund des Ausstiegs der USA aus
dem Atomabkommen mit dem Iran
ÖLPRODUKTION %/OPEC Produktion zunächst deutlich gestiegen ist, be-
(OPEC Monatsbericht Juli 2018, eigene Darstellung) wegte er sich in den letzten Wochen
Saudi-Arabien 32,2% eher seitwärts. Ende Juni haben die
Irak
Iran
14,0%
11,8%
USA jedoch damit gedroht, ein strik- BERGISCHES STÄDTEDREIECK
tes Sanktionsregime zu etablieren,
Vereinigte Arabische Emirate
Kuwait
9,0%
8,4% um Ölimporte anderer Länder aus DAS REGIONALE KONJUNKTURBAROMETER
Nigeria 5,1% dem Iran vollständig zu unterbinden.
Angola 4,4%
Bis zum 4. November 2018 sollen
Venezuela 4,1% Das Regionale Konjunkturbarometer Konjunkturbarometer ein wichtiges
Algerien 3,2% die Importe nach Vorstellungen der
ist ein qualitativer Indikator, der die Entscheidungskriterium für die Un-
Libyen 2,2% US-Regierung auf Null reduziert wer-
Katar 1,9% konjunkturelle Lage und Entwick- ternehmen im Bergischen Städte-
den. Laut OPEC betrug der Anteil des
Ecuador 1,6% lung des Bergischen Städtedreiecks dreieck dar. Insbesondere Unterneh-
Republik Kongo 1,0% Iran an der gesamten Ölförderung der
erfasst. Der Indikator basiert auf men, deren Produktionsstandorte
Gabun 0,6% OPEC-Staaten im Juni 2018 immer
Guinea 0,4%
einer quartalsweisen Befragung von und/oder Absatzmärkte eng mit dem
noch gut 12%. Die OPEC-Staaten
Äquatorialguinea 0,1% Unternehmen im Bergischen Städte- Bergischen Städtedreieck verbunden
haben bereits angekündigt ihre Pro-
dreieck zu ihrer aktuellen wirtschaft- sind, können durch das Regionale
duktion gegebenenfalls zu erhöhen,
lichen Lage sowie ihren Erwartungen Konjunkturbarometer künftig bessere
ROHÖL USD/Barrel um weitere Preissprünge zu vermei-
hinsichtlich der konjunkturellen Ent- Managemententscheidungen treffen.
(Brent, ICE Futures) den. Neben dem drohenden Ausfall
wicklung. Auch für lokal agierende Finanzin-
90 des Iran müssen die verbleibenden
stitute ist die regionale wirtschaft-
80 OPEC Staaten aber auch wiederholte
Vergleichbare Indikatoren werden auf liche Entwicklung von Bedeutung
70 Produktionsausfälle Venezuelas kom-
nationaler Ebene von verschiedenen und sollte in das Risikomanagement
60 pensieren. Die internationale Energie-
Wirtschaftsforschungsinstituten (z.B. durch geeignete Kennzahlen einflie-
50 agentur (IEA) geht davon aus, dass
ifo, ZEW) bereits seit längerem erho- ßen. Ebenso helfen regionale Kon-
40 Länder wie Saudi-Arabien letztlich
ben und finden in Wirtschaft, Politik junkturprognosen politischen Ent-
30
sehr nah an ihrer Kapazitätsgrenze
und Medien große Beachtung. Da die scheidungsträgern mögliche Auswir-
fördern müssen, um die drohenden
20 wirtschaftliche Entwicklung auf re- kungen von kommunalen wirtschafts-
Ausfälle zu kompensieren. Ob dies
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Juli 2018
gionaler Ebene allerdings systema- und finanzpolitischen Maßnahmen
gelingt, ist daher fraglich.
tisch von der nationalen Entwicklung besser abschätzen zu können.
abweichen kann, stellt das Regionale
8 9
BERGISCHES STÄDTEDREIECK BERGISCHES STÄDTEDREIECK
Die Umfrage zum Regionalen Konjunk- Da der Beitrag der befragten Unter- Für jede Teilstichprobe wird unsere
SCHEMATISCHE DARSTELLUNG
DES AGGREGATIONSVERFAHRENS turbarometer besteht aus vier Fragen: nehmen zur regionalen Wirtschafts- Saldenmethodik einzeln angewen-
leistung nicht gleich hoch ist, sondern det. Aus den Salden wird dann ein
1. Die Beurteilung der aktuellen
Saldo vielmehr in Abhängigkeit von der Un- gewichteter Mittelwert je Sektor
Geschäftslage
Gewicht:
31,6 %
ternehmensgröße und der Branchen- berechnet. Bei der Gewichtung in-
2. Die Geschäftserwartungen für
zugehörigkeit variiert, verwenden wir nerhalb eines Sektors wird berück-
die nächsten sechs Monate
Produzierendes ein zweistufiges Gewichtungsverfah- sichtigt, wie viele Unternehmen es
Gewerbe 3. Die aktuelle Nachfragesituation
ren zur Berechnung der Salden: für die jeweilige Teilstichprobe im
4. Die Personalplanung für die
Saldo Bergischen Städtedreieck tatsächlich
Firma A nächsten sechs Monate 1. Die verschiedenen Sektoren tragen
gibt2 und welchen Anteil sie an der
Gewicht: in unterschiedlichem Maß zur reg-
3,3 %
0-10 Mitarbeiter Saldo Firma B Die Fragen werden quartalsweise in gesamten Bruttowertschöpfung des
ionalen Wirtschaftsleistung (regio-
Firma C den Sektoren: Verarbeitendes Ge- Städtedreiecks haben.3
nales BIP) bei. Deshalb werden
werbe, Bauhauptgewerbe, Handel
die Antworten der Unternehmen
Firma D und Dienstleistungen erhoben. Anschließend werden die so er-
Gewicht:
11-25 Mitarbeiter Saldo für jeden Sektor getrennt ausge-
4,9 % mittelten sektoralen Salden anhand
Firma E wertet.
Die Ergebnisse der ersten beiden ihres Beitrags zur regionalen Brutto-
Firma F
Fragen bilden die zwei Komponenten 2. Die Unternehmensgröße hat einen wertschöpfung aggregiert. Am Ende
Gewicht:
des Regionalen Kojunkturbarometers: wesentlichen Einfluss auf den Bei- des zweistufigen Gewichtungsver-
26-50 Mitarbeiter Saldo Firma G
5,4 %
(i) Die Beurteilung der aktuellen Ge- trag eines Unternehmens zur regi- fahrens erhalten wir einen sektor-
Firma H schäftslage und (ii) die Erwartungen onalen Wirtschaftsleistung. Inner- übergreifenden Geschäftslage- und
der befragten Unternehmer hinsicht- halb eines Sektors werden des- einen Geschäftserwartungssaldo für
Gewicht:
Firma I lich ihrer Geschäftsentwicklung in halb nochmals Teilstichproben auf das Bergische Städtedreieck. Das
19,8%
51-250 Mitarbeiter Saldo
Firma J den kommenden sechs Monaten. Die Basis der Unternehmensgröße Regionale Konjunkturbarometer ist
Frage zur aktuellen Geschäftslage gebildet. In jeder Teilstichprobe das geometrische Mittel aus den bei-
Firma K kann mit „gut“, „befriedigend“ oder finden sich somit Unternehmen den Salden:
Gewicht:
251-500 Mitarbeiter Saldo Firma L
„schlecht“ beantwortet werden. Die mit ähnlicher Größe und Unter-
18,3 %
Frage zu den Geschäftserwartungen nehmensgegenstand.
Firma M
für die nächsten sechs Monate kann
mit „etwas günstiger“, „etwa gleich“
Firma N
oder „eher schlechter“ beantwortet
Gewicht:
48,3 %
>500 Mitarbeiter Saldo Firma O werden.1
Firma P
Für die beiden Komponenten wird
jeweils der Saldo aus positiven
(gut / etwas günstiger) und negativen Das Regionale Konjunkturbarometer bietet der Indikator eine zeitnahe
(schlechter / eher schlechter) Antwor- ist ein konjunktureller Frühindikator. Beurteilung der aktuellen Wirt-
ten berechnet. Die beiden Salden Gegenüber amtlichen Statistiken zur schaftslage. Das Regionale Konjunk-
können jeweils Werte von -100% bis wirtschaftlichen Entwicklung, wel- turbarometer ist besonders geeig-
+100% annehmen. Bewerten die Teil- che auf Kreisebene nur jährlich und net, um zyklische Wendepunkte im
nehmer z. B. die aktuelle Geschäfts- mit einer zeitlichen Verzögerung von Wirtschaftsgeschehen frühzeitig zu
lage zu 60% mit „gut“, 15% mit „be- 19 Monaten veröffentlicht werden, erkennen.
friedigend“ und 25% mit „schlecht“,
dann ergibt sich ein Saldo von +35%.
2 An dieser Stelle wird die Verteilung der Grundgesamtheit und nicht die Verteilung der Stichprobe berücksichtigt.
3 Die Anzahl der Unternehmen im Bergischen Städtedreieck nach Sektor und Beschäftigungsgrößenklasse sowie
1 Die Antwortmöglichkeiten folgen den Empfehlungen der Europäischen Kommission zur Harmonisierung von Angaben zum Anteil an der Bruttowertschöpfung wurden uns freundlicherweise vom Statistisches Landesamt NRW
Unternehmens- und Verbraucherstichproben. und vom Statistischen Bundesamt in Form von Sonderauswertungen zur Verfügung gestellt.
10 11
BERGISCHES STÄDTEDREIECK BERGISCHES STÄDTEDREIECK
WIRTSCHAFTLICHE LAGE UND ERWARTUNGEN
bewertet. Während im Bauhaupt- Hälfte der Auslandsabsätze werden
REGIONALES KONJUNKTURBAROMETER
gewerbe vor allem kleinere Betriebe wiederum mit Abnehmern außerhalb
(Salden Geschäftslage und Geschäftserwartungen)
100%
(mit bis zu 10 Mitarbeitern) eine Ver- der Eurozone erzielt. Im Mai 2018
AUFSCHWUNG BOOM besserung der Geschäftslage wahr- sanken diese zum ersten Mal seit
Beurteilung der Geschäftserwartungen
nehmen, ist dies im Handel nur für Jahresbeginn um 4,1% und damit
größere Betriebe der Fall. deutlich stärker als die Inlandsum-
Bauhauptgewerbe Dienstleistungen sätze. Eine Verschärfung des interna-
Handel Gesamt Der Saldo aus positiven und negati- tionalen Handelskriegs dürfte diesen
0%
ven Antworten, bezogen auf die Ge- Abwärtstrend verstärken.
Produzierendes
Gewerbe schäftserwartungen für die nächsten
6 Monate, ist im 2. Quartal 2018 um Wie in der Umfrage für das 1. Quar-
1,6 Prozentpunkte auf einen Wert von tal 2018 unterscheiden sich die Ant-
REZESSION ABSCHWUNG +11,0% gesunken. Nur noch 13,7% worten von kleinen und großen Be-
-100% der befragten Unternehmen gehen trieben. Kleinere Betriebe blicken
-100% 0% 100%
davon aus, dass sich ihre wirtschaftli- tendenziell optimistischer in die Zu-
Beurteilung der Geschäftslage
che Situation in den nächsten 6 Mona- kunft. Für Unternehmen mit bis zu 10
ten weiter verbessern wird. Es deutet Beschäftigen beträgt der Saldo aus
sich somit an, dass der konjunktu- positiven und negativen Antworten
Im Vergleich zum 1. Quartal 2018 hat Die Geschäftslage wird von den
relle Aufschwung an Kraft verliert. +20,4%. Mit zunehmender Unter-
sich die ohnehin gute Geschäftslage Unternehmen des produzierenden
nehmensgröße nimmt der Saldo ab.
im Bergischen Städtedreieck noch- Gewerbes mit einem Saldowert von
Der leicht positive Saldo der bran- Ab einer Unternehmensgröße von
mals verbessert. Jedoch zeichnet +81,2% im Vergleich zu anderen
chenübergreifenden Geschäftser- mehr als 250 Beschäftigten beträgt
sich ab, dass die regionale Wirtschaft Branchen überdurchschnittlich gut
wartungen wird vor allem durch die der Saldo 0,0%. Das heißt, große
in den kommenden 6 Monaten deut- bewertet. Im Vergleich zum 1. Quar-
positiven Erwartungen des Bau- Unternehmen gehen nicht davon aus,
lich langsamer wachsen wird. tal 2018 hat sich die Einschätzung der
hauptgewerbes (+23,4%) und des dass sich ihre Geschäftslage in den
Geschäftslage aber um 5,3 Prozent-
Dienstleistungssektors (+22,9%) ge- nächsten 6 Monaten weiter verbes-
Der Saldowert des Regionalen Kon- punkte verschlechtert. Dies lässt sich
trieben. Der Saldenwert im Handel
junkturbarometers beträgt +38,9%. durch die Tatsache erklären, dass die
ist mit +10,7% noch knapp im positi- GEOGRAPHISCHE UMSATZVERTEILUNG
Er liegt damit 0,7 Prozentpunkte über Umsätze im produzierenden Gewer-
ven Bereich. VERARBEITENDES GEWERBE
dem Saldo des 1. Quartals. Während be im Mai 2018 zum ersten Mal seit
(Mai 2018, Statistisches Landesamt NRW, eigene Darstellung)
sich die Lagebeurteilung vor allem Jahresbeginn (-2,5% gegenüber Mai
Im produzierenden Gewerbe (-2,1%)
im Handel und im Bauhauptgewer- 2017) gesunken sind.4
haben sich die Erwartungen gegen-
be deutlich verbessert hat, blickt das 26,4%
über dem 1. Quartal 2018 leicht ver-
produzierende Gewerbe tendenziell Mit einem Saldowert von +62,0%
schlechtert und liegen nun im negati-
weniger optimistisch in die Zukunft. bewertet auch der Dienstleistungs-
ven Bereich. Die Tatsache, dass die
sektor die aktuelle Geschäftslage
produzierenden Unternehmen die
Die Unternehmen im Bergischen als sehr gut, aber ebenfalls etwas 45,1%
wirtschaftliche Entwicklung deutlich 28,5%
Städtedreieck beurteilen die aktuelle schlechter als im 1. Quartal 2018
schlechter als in allen anderen Bran-
Geschäftslage immer noch als sehr (-3,4 Prozentpunkte).
chen einschätzen, lässt sich durch ihre
gut. Der Anteil der positiven Rück-
starke Exportabhängigkeit erklären.
meldungen beträgt 72,7%. Lediglich Im Handel (+47,3%) und im Bau-
2,1% der befragten Unternehmen hauptgewerbe (+53,2%) wird die ak- Inlandsumsatz
Rund 55% der Umsätze erzielen sie Auslandsumsatz (Eurozone)
sind mit der momentanen Geschäfts- tuelle Geschäftslage hingegen deut-
mit ausländischen Kunden. Über die Auslandsumsatz (sonstiges Ausland)
lage nicht zufrieden. lich positiver als im 1. Quartal 2018
4 Monatsbericht: Betriebe im verarbeitenden Gewerbe, Statistisches Landesamt NRW, eigene Berechnungen.
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BERGISCHES STÄDTEDREIECK BERGISCHES STÄDTEDREIECK
sert. Eine Ausnahme bildet der Ein- rund 15.000 Beschäftigten teilgenom- Bereich ist neben der Versicherung fungskosten selbst zu tragen. 69%
zelhandel. Hier ist ein umgekehrter men. Im Verhältnis zur Grundgesamt- der Gebäude gegen Elementarschä- der befragten Unternehmen gaben
Größeneffekt zu beobachten. Kleine heit ergibt sich eine ausgeglichene den auch eine Inhaltsversicherung an, gegen Elementarschäden aus-
Unternehmen mit bis zu 10 Beschäf- Verteilung der Unternehmen sowohl notwendig, welche die technische reichend versichert zu sein. Von den
tigen gehen davon aus, dass sich ihre über die Sektoren als auch über und kaufmännische Betriebsein- aktuell betroffenen Unternehmen
wirtschaftliche Situation in den kom- die Beschäftigungsgrößenklassen. richtung sowie Waren und Vorräte verfügen hingegen nur knapp die
menden 6 Monaten verschlechtern Bei der geografischen Verteilung gegen Schäden absichert. Fehlt die- Hälfte über einen ausreichenden Ver-
wird, während größere Handelsunter- der Unternehmen ist jedoch – wie se, ist der Unternehmer gezwungen, sicherungsschutz. Ein Großteil muss
nehmen tendenziell optimistisch in im 1. Quartal 2018 – zu beobachten, im Schadensfall die hohen Wieder- somit für die aufgetretenen Schäden
die Zukunft blicken. dass Unternehmen aus Solingen und herstellungs- und Wiederbeschaf- selbst aufkommen.
Remscheid in der Stichprobe unter-
An der Umfrage zum Regionalen repräsentiert sind. Im Vergleich zum
Konjunkturbarometer für das 2. Quar- 1.Quartal ist die Beteiligung in Solingen Schadensfälle
42279
tal 2018 haben 141 Unternehmen mit und Remscheid aber leicht gestiegen. 0%-19% 42111
20%-39% 42281
42277
40%-59% 42109
WUPPERTAL
42113 42283 42275
42389
60%-79%
42107 42289
42105
STARKREGENEREIGNISSE
80%-100%
42115 42103 42285
42287
42327 42119
42117
42399
42329 42369
Die Sommerunwetter im Bergischen In unserer aktuellen Umfrage haben
42899
Städtedreieck und insbesondere das wir die Unternehmen im Bergischen 42653
42349
Starkregenereignis in Wuppertal, wa- Städtedreieck befragt, inwieweit 42719
42855
ren das bestimmende Thema in der die Starkregenereignisse zu Vermö- SOLINGEN 42651
42853
42897
regionalen Berichterstattung und poli- gensverlusten und Ertragsausfällen 42655 42857
42859
tischen Debatte der letzten Wochen. geführt haben. Die befragten Unter-
42697
Besonders hart traf es die Anwohner nehmer in Solingen und Remscheid 42699
42657 42659
REMSCHEID
und Gewerbetreibenden im Stadtge- gaben an, dass die jüngsten Unwetter
biet Wuppertal. In der Spitze wurden keinen wesentlichen Einfluss auf ihre
dort am 29. Mai 2018 laut dem Deut- Vermögens- und Ertragslage haben. Basisdaten © OpenStreetMap-Mitwirkende | Kartographie © grebemaps.de | eigene Darstellung
schen Wetterdienst 100 Liter Regen In Wuppertal ergibt sich in Abhängig-
pro Quadratmeter in der Stunde ge- keit vom Standort der Unternehmen
messen. Diese Regenmenge fällt ein anderes Bild. Unternehmer, deren ARBEITSMARKT
sonst in 1 bis 2 Monaten. Besonders Produktions- oder Geschäftsflächen
sichtbar sind die Schäden in den Zen- in den Tallagen von Wuppertal ange-
tren von Elberfeld und Barmen. Die siedelt sind, meldeten uns vermehrt Die aktuelle Lage auf dem regionalen Bergischen Städtedreiecks bezogen
IHK Wuppertal-Solingen-Remscheid Schäden. Arbeitsmarkt hat sich verglichen mit auf alle zivilen Erwerbspersonen be-
berichtete in der Juliausgabe der dem 1. Quartal 2018 nochmal ver- trägt im Juni 7,8% und liegt damit
„Bergischen Wirtschaft“ ausführlich Inwieweit sich die gemeldeten Schä- bessert. Die Anzahl Zahl der Arbeits- 0,9 Prozentpunkte unter dem Wert
über betroffene Unternehmer und den tatsächlich auf die Vermögens- losen sank im Juni um 315 Personen des Vorjahresmonats. In Wupper-
Möglichkeiten sich gegen Elementar- und Ertragslage auswirken, hängt gegenüber dem Vormonat. Im Ver- tal und Remscheid ist der Rückgang
schäden zu versichern. wesentlich vom vorhandenen Versi- gleich zum Juni des Vorjahres ist ein stärker als in Solingen.
cherungsschutz ab. Für eine umfas- Rückgang um 2.461 Personen zu ver-
sende Absicherung im gewerblichen zeichnen. Die Arbeitslosenquote des
14 15
BERGISCHES STÄDTEDREIECK BERGISCHES STÄDTEDREIECK
det. Dies sind 165 Stellen mehr als im zelhandelsunternehmen planen hin-
ARBEITSLOSENQUOTE UNTERBESCHÄFTIGUNGSQUOTE
(Mittelwert über Quartalsmonate, Basis: Mai. Die große Anzahl offener Stellen gegen eher Personal abzubauen. Im (Kreise u. kreisfreie Städte, Juni 2018,
alle zivilen Erwerbstätigen, Bundesagentur für Arbeit) Bundesagentur für Arbeit )
scheint im Widerspruch zur hohen produzierenden Gewerbe ist der Sal-
13% Unterbeschäftigungsquote zu stehen. dowert deutlich gesunken. Gegen- Coesfeld 4,10%
Wuppertal Diese Diskrepanz lässt sich zum Teil über dem 1. Quartal 2018 beträgt der Borken 4,50%
12% Olpe 4,60%
Solingen dadurch erklären, dass vermehrt qua- Rückgang 42,1 Prozentpunkte. Die Steinfurt 5,40%
11% Remscheid lifizierte Fachkräfte gesucht werden. Einstellungsbereitschaft von neuem Höxter 5,40%
Gütersloh 5,50%
NRW
Auch ist das tatsächliche Angebot an Personal bleibt aufgrund negativer Er- Hochsauerlandkreis 5,60%
10% Oberbergischer Kreis 5,90%
offenen Stellen stark von der jeweili- wartungen bezüglich der wirtschaft- Warendorf 6,00%
9% gen Branche abhängig. Im Bergischen lichen Situation im 2. Halbjahr 2018 Rhein-Sieg-Kreis 6,20%
Siegen-Wittgenstein 6,30%
8%
Städtedreieck werden derzeit vor eher abwartend. Mit einem Saldo- Euskirchen 6,40%
Paderborn 6,40%
allem in den Bereichen Metallerzeu- wert von +13,8% ist aber dennoch Münster, Stadt 6,60%
7% gung und -bearbeitung, Metallbau, von einer positiven Beschäftigungs- Soest 6,60%
Heinsberg 6,70%
6% Maschinen- und Fahrzeugtechnik, entwicklung in den kommenden Herford 6,70%
2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Gesundheitswesen sowie Mechatro- 6 Monaten auszugehen. Minden-Lübbecke 6,80%
Q1 Q1 Q1 Q1 Q1 Q1 Q1 Q1 Q1 Rheinisch-Bergischer Kreis 6,90%
nik, Energie- und Elektrotechnik, Mit- Rhein-Kreis Neuss 7,00%
Kleve 7,10%
arbeiter gesucht. REGIONALES BESCHÄFTIGUNGSBAROMETER Mettmann 7,40%
Die Zahl der registrierten Arbeitslo- (gewichtete Salden) Rhein-Erft-Kreis 7,50%
Viersen 7,60%
sen umfasst nicht die Teilnehmer an Die Unternehmer im Bergischen Städ- 30%
Märkischer Kreis 7,70%
arbeitspolitischen Maßnahmen, Per- tedreieck sind im Vergleich zum Wesel 8,00%
20% Lippe 8,10%
14,4% 13,8%
sonen die kurzfristig arbeitsunfähig 1. Quartal 2018 deutlich zurückhalten- Düren 8,40%
10% Ennepe-Ruhr-Kreis 8,70%
sind sowie ältere Arbeitssuchende der bezüglich eines weiteren Beschäf- 3,8% Bonn, Stadt 8,70%
0,0%
nach § 53a SGB II. Sie erfasst damit tigungsaufbaus. Laut den Personal- 0%
Nordrhein-Westfalen 9,10%
Städteregion Aachen 9,40%
nicht die gesamte Anzahl aller Ar- plänen der befragten Unternehmen Bielefeld, Stadt 9,40%
beitssuchenden. Ein umfassenderes wird der Bedarf an Personal im Ber- -10% Düsseldorf, Stadt 9,50%
Unna 9,70%
Maß, dass die zuvor genannten Per- gischen Städtedreieck in den nächs- -20% Leverkusen, Stadt 9,80%
Bottrop, Stadt 10,00%
sonengruppen mit einbezieht, ist die ten 6 Monaten nur noch leicht stei- Remscheid, Stadt 10,00%
-30%
Unterbeschäftigungsquote. gen. Der Saldo aus den gewichteten Köln, Stadt 10,10%
Dienstleistungen Handel Solingen, Klingenstadt 10,30%
positiven und negativen Antworten Bauhauptgewerbe Produzierendes Gewerbe Mülheim an der Ruhr, Stadt 10,60%
Recklinghausen 11,30%
Insbesondere in Wuppertal ist die des Regionalen Beschäftigungsbaro- Hamm, Stadt 11,70%
Unterbeschäftigungquote im Juni mit meters beträgt +8,5%. Gegenüber Bochum, Stadt 12,00%
Im Dienstleistungssektor (+3,8%) Hagen, Stadt 12,30%
15,0% fast doppelt so hoch wie die dem 1. Quartal 2018 ist das Beschäf- Mönchengladbach, Stadt 12,50%
ist ebenfalls ein deutlicher Rückgang Krefeld, Stadt 12,80%
Arbeitslosenquote (8,1%). Dennoch tigungsbarometer um 29,5 Prozent-
gegenüber dem 1. Quartal 2018 zu Oberhausen, Stadt 13,30%
ist auch hier ein positiver Trend er- punkte gesunken. Dortmund, Stadt 13,80%
beobachten (-32,9 Prozentpunkte). Duisburg, Stadt 14,70%
kennbar. Gegenüber Juni 2017 sank Wuppertal, Stadt 15,00%
Insbesondere Finanzdienstleister pla-
die Unterbeschäftigungsquote in Die zunehmende Zurückhaltung, neu- Herne, Stadt 15,10%
nen Stellen abzubauen. Im Gesund- Essen, Stadt 15,30%
Wuppertal um 1,3 Prozentpunkte. es Personal einzustellen, zeigt sich in Gelsenkirchen, Stadt 17,70%
heitswesen besteht hingegen ein
Im landesweiten Vergleich konnte fast allen Branchen der Bergischen
Bedarf an zusätzlichem Personal. Im
Wuppertal gegenüber dem 1. Quartal Wirtschaft. Lediglich im Handel ist
Bauhauptgewerbe (0,0%) wird sich
2 Plätze gutmachen. der Saldowert (+14,4%) gegenüber
trotz der verbesserten wirtschaftli-
dem 1. Quartal 2018 gestiegen. Vor
chen Lage das Beschäftigungsniveau
Im Bergischen Städtedreieck wurden allem im Großhandel sind weitere
in den nächsten Monaten kaum ver-
im Juni 5.164 offenen Stellen gemel- Einstellungen geplant. Kleinere Ein-
ändern.
16 17
BRANCHENREPORT WERKZEUGINDUSTRIE
BRANCHENREPORT WERKZEUGINDUSTRIE
EINLEITUNG
Die Werkzeugindustrie nimmt eine In den letzten Jahren konnte die
besondere Stellung in der deutschen deutsche Werkzeugindustrie ihre
Wirtschaft ein. Die produzierten Umsätze kontinuierlich steigern und
Werkzeuge und Werkzeugmaschi- ihre Stellung auf dem Weltmarkt be-
nen werden vor allem in der indus- haupten. Dennoch steht die Bran-
triellen Fertigung verwendet und che in den kommenden Jahren vor
spielen somit eine wichtige Rolle für großen Herausforderungen. Interna-
die Leistungs- und Wettbewerbsfä- tionale Handelsbarrieren, demogra-
higkeit des gesamten produzierenden phischer Wandel mit damit einher-
Gewerbes in Deutschland. gehendem Fachkräftemangel sowie
stärkere gesetzliche Regulierungen
Im Bergischen Städtedreieck hat die sind Faktoren, die alle Unternehmen
Herstellung von Werkzeugen eine in der Werkzeugindustrie vor eine
lange Tradition. Führende Anbieter Belastungsprobe stellen. Andere Ent-
von Handwerkzeugen befinden sich wicklungen, wie die Digitalisierung
in Wuppertal und Remscheid. Der und die Industrie 4.0, wirken sich
Weltmarktführer für Maschinen- hingegen unterschiedlich auf die ein-
messer ist in Solingen ansässig. Im zelnen Sparten der Werkzeugindus-
Vergleich zum bundesweiten Durch- trie aus. Vor allem die Sparte Werk-
schnitt hat die Werkzeugindustrie im zeugmaschinenbau steht angesichts
Bergischen Städtedreieck einen we- der fortschreitenden Digitalisierung
sentlich größeren Anteil an der regio- vor erheblichen Chancen, aber auch
nalen Wirtschaftsleistung. Während Risiken. Die Hersteller von Hand-
auf nationaler Ebene vor allem der werkzeugen dürften dagegen der
Werkzeugmaschinenbau zur Brutto- Digitalisierung der Branche gelassen
wertschöpfung maßgeblich beiträgt, entgegensehen, da sie größere Ver-
spielt dieser für die Werkzeugindus- änderungen zunächst nicht spüren
trie in der Bergischen Region eine werden.
untergeordnete Rolle.
19BRANCHENREPORT WERKZEUGINDUSTRIE BRANCHENREPORT WERKZEUGINDUSTRIE
KLASSIFIKATION
Die Werkzeugindustrie vereint zwei wesentliche Wirtschaftszweige des
verarbeitenden Gewerbes: Die Werkzeugherstellung und den Werkzeug-
maschinenbau.
WIRTSCHAFTSKLASSIFIKATIONEN DER WERKZEUGINDUSTRIE SCHEMATISCHE GLIEDERUNG DER WERKZEUGINDUSTRIE
(2018, Statistische Ämter des Bundes und der Länder 5, eigene Darstellung) (eigene Darstellung)
KÜRZEL /
TITEL / BESCHREIBUNG
SCHLÜSSEL Werkzeugindustrie
C Verarbeitendes Gewerbe
25 Herstellung von Metallerzeugnissen
25.73 Herstellung von Werkzeugen
.731 … Messern und Schneidklingen für Maschinen oder mechanische Geräte, sowie Handwerkzeugen Werkzeugmaschinenbau Werkzeugherstellung
.732 … Sägen, Sägeblättern /-ketten, auswechselbaren Werkzeugen zur Verwendung handgeführter Werkzeuge
.733 mit Motorantrieb oder in Werkzeugmaschinen: Bohr-, Fräs-, und andere Werkzeuge für die Bearbeitung
.735 von Holz und Kunststoffen, sowie Stanz-, Zieh-, Dreh-, Reib- und Senk-, Räum-, Gewinde-, Verzahnwerk-
zeuge usw. für die Metallbearbeitung
… Presswerkzeugen, Schmiedewerkzeugen: Schmieden, Ambosse usw., Formkästen und Formen,
Schraubstöcken und Schraubzwingen handgeführte Werkzeug
Werkzeugmaschinen Werkzeugbau Handwerkzeuge
mit Motorantrieb
28 Maschinenbau
Herstellung von handgeführten Werkzeugen mit Motorantrieb
28.24 … handgeführten Werkzeugen mit eingebautem Elektromotor oder nicht elektrischem
bzw. pneumatischem Kraftantrieb
Herstellung von Werkzeugmaschinen
28.4 … Werkzeugmaschinen zur Bearbeitung von Metallen und anderen Stoffen (Holz, harte Kunststoffe, Auch innerhalb der beiden Sparten macht es Sinn – bei Bedarf – eine Unter-
Glas usw.) einschließlich solcher, die dazu einen Laserstrahl, Ultraschallwellen, Plasmabögen,
magnetische Impulse usw. nutzen scheidung in zwei Fertigungsparten zu machen. So umfasst die Werkzeug-
herstellung die Herstellung von Handwerkzeugen (bspw. Zangen und
Schraubenziehern) sowie den Werkzeugbau (bspw. Schneidklingen oder
Presswerkzeuge). Der Werkzeugmaschinenbau dagegen umfasst die beiden
Aufgrund der Unterschiedlichkeit dieser beiden Teilbereiche ist das Produkt- Teilbereiche der Herstellung von Werkzeugmaschinen (bspw. Fräs- und
spektrum der Branche sehr vielfältig. Es reicht vom Hammer für den Haus- Drehmaschinen) und der Herstellung motorisierter oder pneumatisch
gebrauch bis zum vollautomatischen CNC-Bearbeitungszentrum für die betriebener handgeführter Werkzeuge (bspw. Bohrmaschinen oder Druck-
industrielle Massenfertigung. So unterschiedlich wie die Produkte sind, so luftnagler).
unterschiedlich gestalten sich auch die Herstellungsprozesse, die Wettbe-
werbssituationen, die geltenden rechtlichen Rahmenbedingungen oder auch
der Bedarf auf die fortschreitende Digitalisierung durch Produktinnovationen
zu reagieren. Im Folgenden wird daher – falls erforderlich – zwischen dem
Werkzeugmaschinenbau und der Werkzeugherstellung unterschieden.
5 Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Klassifikationsserver: Klassifikation der Wirtschaftszweige,
Ausgabe 2008 (WZ 2008).
20 21BRANCHENREPORT WERKZEUGINDUSTRIE BRANCHENREPORT WERKZEUGINDUSTRIE
BEDEUTUNG UND HISTORIE
Die Werkzeugindustrie Der Werkzeugmaschinenbau
Die Werkzeugindustrie weist eine Seit 2010 ist die Werkzeugindustrie, Der Werkzeugmaschinenbau ist ge- land ist in diesem Kontext mit einem
Bruttowertschöpfung von rund gemessen am Umsatz, durchschnitt- messen an der Bruttowertschöpfung Anteil von 16,5% der zweitwichtigste
20 Mrd. Euro auf. Ihr Anteil am lich um 5,1% pro Jahr gewachsen. und dem Umsatz die größte Sparte Werkzeugmaschinenhersteller der
deutschen Bruttoinlandsprodukt (BIP) Zwischen 2016 und 2017 verzeich- der Werkzeugindustrie. Werkzeug- Welt vor Japan (15,9%) und den USA
beträgt ca. 0,7%. nete die Branche sogar ein Umsatz- maschinen werden in der industriel- (7,2%). Lediglich China hat mit 24,9%
wachstum von 7,2%, welches deut- len Fertigung, insbesondere im Fahr- einen größeren Anteil an der welt-
Ihr Anteil an der Bruttowertschöpfung lich über der Wachstumsrate des zeugbau sowie in der Metall- und weiten Produktion von Werkzeugma-
des verarbeitenden Gewerbes be- deutschen Bruttoinlandsprodukts lag. Holzverarbeitung eingesetzt. schinen. Innerhalb der Europäischen
trägt zurzeit 3,4%. Gemessen an der Der Gesamtumsatz der Branche be- Union ist Deutschland der größte
Anzahl der Arbeitnehmer (207.598 trug laut statistischem Bundesamt In 2017 betrug der Produktionswert Werkzeugmaschinenproduzent, ge-
in 2016) beträgt ihr Anteil 3,1%. An- 2017 rund 38 Mrd. Euro. 60% des der weltweit hergestellten Werkzeug- folgt in weitem Abstand von Italien
gesichts dieser Zahlen erscheint die Gesamtumsatzes machte dabei der maschinen 71,7 Mrd. Euro. Deutsch- (7,7%).
Bedeutung der Werkzeugindustrie Auslandsumsatz aus. Dies ist ein
für das verarbeitende Gewerbe eher Beleg für die Exportstärke der deut-
gering zu sein. Die gesamte Wert- schen Werkzeugindustrie.
schöpfungskette des verarbeitenden
Gewerbes hängt jedoch von den Pro-
WELTWEITE PRODUKTION VON WERKZEUGMASCHINEN
dukten der Branche ab, denn Werk- (2017, VDW Marktbericht 2017, eigene Darstellung)
zeuge und Werkzeugmaschinen wer-
den in allen Sparten der industriellen
Fertigung eingesetzt. 1,3%
China
Deutschland
Japan
USA
UMSATZ NACH REGIONEN
(in Mrd. €, Statistisches Bundesamt, eigene Darstellung) Italien
2015 2016 2017 Rel. Änderung Südkorea
(Mrd. €) (Mrd. €) (Mrd. €) 2016/17
Taiwan
Umsatz insgesamt 34,01 35,70 38,27 7,2 % Schweiz
Inlandsumsatz 14,83 15,25 15,65 2,6 % Spanien
Österreich
Auslandsumsatz, davon 19,17 20,45 22,63 10,7 %
Sonstige
Umsatz mit der Eurozone 6,27 6,98 7,96 14,0 %
Umsatz mit dem sonstigen Ausland 12,90 13,47 14,67 9,0 %
22 23BRANCHENREPORT WERKZEUGINDUSTRIE BRANCHENREPORT WERKZEUGINDUSTRIE
Die Werkzeugherstellung
Die deutschen Werkzeugmaschinen- nenbaubranche im Jahr 2018 erneut Die Werkzeugherstellung ist gemes- Innerhalb der Werkzeugherstellung
bauer erzielen über 60% ihrer Umsät- um 7% – und somit deutlich stärker sen an der Bruttowertschöpfung und ist der Werkzeugbau der größere
ze mit ausländischen Kunden. In den als die Gesamtwirtschaft – wachsen dem Umsatz der kleinere Teilbereich Teilbereich. Wichtigster Abnehmer
vergangenen Jahren waren vor allem wird.6 Zu Jahresbeginn waren laut der Werkzeugindustrie. Laut statisti- der Werkzeugbauer ist – wie auch
die gestiegenen Auslandsumsätze VDW hingegen die gestiegenen In- schem Bundesamt belief sich 2017 für die Werkzeugmaschinenbauer –
für das überdurchschnittliche Um- landsbestellungen für das Umsatz- der Gesamtumsatz der Branche auf die heimische Automobilindustrie.
satzwachstum verantwortlich. Das wachstum des Werkzeugmaschinen- 10,49 Mrd. Euro. Davon entfielen Aus diesem Grund haben sich zahl-
Umsatzwachstum von 2016 auf 2017 baus verantwortlich. Basierend auf 5,95 Mrd. Euro auf den Inlandsum- reiche Cluster im regionalen Umfeld
betrug 7,2%. der Verbandsstatistik des VDW sind satz. Im Gegensatz zum Werkzeug- der Automobilindustrie beispielswei-
die Inlandsbestellungen mit 39% im maschinenbau wird damit der Groß- se um Stuttgart gebildet. Auch bei
Der Verein Deutscher Werkzeugma- 1. Quartal des laufenden Jahres mehr teil des Umsatzes im Inland erzielt. der Produktion von Handwerkzeugen
schinenfabriken e.V. (VDW) geht da- als doppelt so stark angestiegen wie Dennoch sind die Werkzeughersteller ist in Deutschland eine Clusterbil-
von aus, dass die Werkzeugmaschi- die Auslandsbestellungen (15%).7 durchaus exportorientiert, welches dung zu beobachten. Das Bergische
eine Exportquote von rund 43% be- Städtedreieck zählt hierbei zu den
legt. wichtigsten Produktionsstandorten in
Deutschland.
UMSATZ NACH REGIONEN
(in Mrd. €, Statistisches Bundesamt, eigene Darstellung)
2015 2016 2017 Rel. Änderung
(Mrd. €) (Mrd. €) (Mrd. €) 2016/17 UMSATZ NACH REGIONEN
(in Mrd. €, Statistisches Bundesamt, eigene Darstellung)
Umsatz insgesamt 24,89 25,99 27,79 6,9 %
2015 2016 2017 Rel. Änderung
Inlandsumsatz 9,45 9,54 9,70 1,7 % (Mrd. €) (Mrd. €) (Mrd. €) 2016/17
Auslandsumsatz, davon 15,45 16,46 18,09 9,9 % Umsatz insgesamt 9,11 9,70 10,49 8,1 %
Umsatz mit der Eurozone 4,63 5,10 5,83 14,4 % Inlandsumsatz 5,39 5,71 5,95 4,2 %
Umsatz mit dem sonstigen Ausland 10,81 11,36 12,26 7,9 % Auslandsumsatz, davon 3,73 3,99 4,54 13,7 %
Umsatz mit der Eurozone 1,64 1,89 2,12 12,7 %
Umsatz mit dem sonstigen Ausland 2,09 2,11 2,41 14,6 %
6 Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e.V. (VDW), Märkte und Konjunktur – Aktuelle Statistiken im Juni (2018).
7 Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e.V. (VDW), Wichtige Zahlen der deutschen Werkzeugmaschinenindustrie
(2018).
24 25BRANCHENREPORT WERKZEUGINDUSTRIE
Das Bergische Städtedreieck
Im Bergischen Städtedreieck hat die zeuge aus Remscheid und Messer
Herstellung von Werkzeugen eine lan- aus Solingen erlangten weltweiten
ge Tradition. Begünstigt durch die Lage Ruf. Neben der Textilindustrie prägte
und Topographie siedelten sich be- der Bergbau und die Metallverarbei-
reits vor Beginn der Industrialisierung tung das heutige Wuppertal. Schon
erste Schmieden und Werkzeug- zu Beginn der Industrialisierung um
macher hier an. Aus dem Holz der 1800 beschäftigte die Bergische
waldreichen Region wurde Holzkohle Kleineisenindustrie doppelt so viele
für die Schmiedefeuer gewonnen. Arbeitskräfte wie die Landwirtschaft.8
Aus dem Bergland – vornehmlich aus
dem nahegelegenen Siegerland – ge- Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat
wann man Eisenerz zur Eisenherstel- sich das Bergische Land mit Rem-
lung. Die zahlreichen Bäche und Flüsse scheid und Cronenberg zu einem
wurden nutzbar gemacht, um Wasser- Zentrum der Werkzeugherstellung
räder anzutreiben, welche gekoppelt entwickelt. Heute findet man im Ber-
an Blasebalge und Schmiedehämmer gischen Städtedreieck vorrangig Her-
die Arbeit erleichterten. Durch diese steller von Handwerkzeugen. Unter
gute Ausgangslage entwickelte sich den 10 umsatzstärksten Unterneh-
in kurzer Zeit im Bergischen Städte- men aus der Werkzeugindustrie be-
dreieck eine hochspezialisierte Metall- finden sich mehrere „Hidden Cham-
verarbeitung, welche zu einem welt- pions“ des deutschen Mittelstands.
weiten Exportschlager wurde. Werk-
BERGISCHES STÄDTEDREIECK: TOP 10 UNTERNEHMEN NACH UMSATZ
(Bisnode Firmendatenbank Stand Juni 2018, eigene Darstellung)
UMSATZ
RANG WZ UNTERNEHMEN ORT BESCHÄFTIGTE
IN MIO. €
1 28493 item Industrietechnik GmbH Solingen 500 130,0
2 25731 Gustav Klauke GmbH Remscheid 530 127,8
KNIPEX-Werk
3 25731 Wuppertal 1.200 126,0
C. Gustav Putsch KG
4 25735 Wera Werkzeuge GmbH Wuppertal 497 113,7
HEYCO-WERK
5 25731 Remscheid 800 112,0
Heynen GmbH & Co. KG
Gedore-Werkzeugfabrik
6 25731 Remscheid 700 85,0
GmbH & Co. KG
STAHLWILLE Eduard Wille
7 25731 Wuppertal 425 65,5
GmbH & Co. KG
8 25731 TKM GmbH Remscheid 150 45,0
Robert Röntgen
9 25732 Remscheid 180 40,0
GmbH & Co. KG
LENNARTZ
10 25735 Remscheid 106 26,8
International Holding GmbH
8 Industriekultur (NRW), Bergisches Land (2018).
26BRANCHENREPORT WERKZEUGINDUSTRIE BRANCHENREPORT WERKZEUGINDUSTRIE
RECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN
Grundlegend für die Entwicklung, Pro- Herstellern von Werkzeugmaschinen Werkzeughersteller müssen eben- Da es sich bei der Ökodesign-Richt-
duktion und das Inverkehrbringen von ist es demnach nur gestattet eine falls die EU-Chemikalienverordnung linie um eine Rahmenrichtlinie han-
Werkzeugen und Werkzeugmaschi- Maschine inverkehrzubringen, wenn 1907/2006/EG beachten. Werkzeu- delt, werden die produktspezifischen
nen ist das Produktsicherheitsgesetz diese nach der Verordnung sicher und ge und Werkzeugmaschinen gelten Anforderungen in sogenannten Lo-
(ProdSG). Mit dem ProdSG und den sicher bedienbar ist. Deshalb muss hierbei als Erzeugnisse. In der Regel sen organisiert. Werkzeugmaschinen
nachgelagerten Produktsicherheits- eine Maschine ein aufwendiges Kon- müssen Unternehmen der Werkzeug- werden unter dem Los „ENTR5“
verordnungen werden insgesamt 11 formitätsbewertungsverfahren inklu- industrie lediglich die REACH-Kon- geführt. Mitte 2012 wurde eine Vor-
spezifische Binnenmarktrichtlinien sive Risikoanalyse durchlaufen. Das formität der verwendeten Rohstoffe studie veröffentlicht. Darauf folgten
sowie die Richtline über die allgemei- genaue Verfahren (vgl. §4 9.ProdSV) und Vorprodukte sicherstellen und mehrere Konsultationen. Eine rechts-
ne Produktsicherheit 2001/95/EG in hängt von den Risiken ab, die von der dokumentieren. Gefahrenstoffe kön- verbindliche Verordnung wurde bis-
nationales Recht umgesetzt. Maschine ausgehen). Die Konformi- nen bspw. in Legierungen, Kunst- her jedoch nicht erlassen. Zwar
tätsbewertung kann der Hersteller stoff- oder Gummiteilen enthalten begrüßt man in der Branche grund-
Die Produktsicherheit von Handwerk- bei Maschinen mit geringem Risiko- sein.11 Gemäß Art. 5 der REACH-Ver- sätzlich die Normungsaktivitäten der
zeugen ist nicht gesondert geregelt. potenzial eigenständig durchführen. ordnung dürfen nur solche Produkte Europäischen Union. Allerdings warnt
Vielmehr gelten die allgemeinen Re- Im Rahmen der Konformitätsbewer- hergestellt und in Verkehr gebracht der VDW (Verein Deutscher Werk-
geln für Verbrauchsprodukte. Kon- tung ist eine technische Dokumenta- werden, die bei der Europäischen zeugmaschinenfabriken e. V.) auch
krete Sicherheitsanforderungen (an tion sowie eine Betriebsanleitung zu Chemikalienagentur (ECHA) regist- ausdrücklich davor, dass eine über-
Materialien, an Befestigungsvorrich- erstellen, die bestimmte Mindestan- riert und zugelassen sind. eilte Umsetzung strengerer Vorschrif-
tungen für Stiele und Griffe etc.) wer- forderungen9 erfüllen muss. Am Ende ten zu erheblichen Mehrkosten für
den hingegen durch DIN-, EN- oder eines erfolgreich durchgeführten Ver- Künftig wird der Werkzeugma- die Unternehmer führen werde und
ISO-Normen geregelt. fahrens zur Konformitätsbewertung schinenbau auch von der Ökode- somit den Kostendruck vor allem auf
stehen die Ausstellung einer Konfor- sign-Richtlinie 2009/125/EG betrof- kleine und mittlere Unternehmen zu-
Das Inverkehrbringen von Werk- mitätserklärung und das Anbringen fen sein. Ziel dieser Richtlinie ist es, sätzlich erhöhen dürfte.13
zeugmaschinen ist hingegen in der der CE-Kennzeichnung an der Ma- die Produktion, den Betrieb und die
9. Produktsicherheitsverordnung schine. Die EU-Kommission überar- Entsorgung von energieverbrauchs-
(9. ProdSV) explizit geregelt, welche beitet zurzeit die Maschinenrichtlinie relevanten Produkten energie- und
die europäische Maschinenrichtlinie und beabsichtigt im Jahr 2020 die ressourcenschonender zu machen.12
2006/42/EG in deutsches Recht um- Vorlage eines ersten Entwurfs. Wel-
setzt. che Änderungen dies für die Unter-
nehmen der Werkzeugindustrie mit
sich bringt, ist zum gegenwärtigen
Zeitpunkt nicht bekannt.10
11 Informationsportal des Umweltbundesamtes zur REACH-Verordnung, https://www.reach-info.de/pak-grenzwerte.html
9 Nr. 1.7.4 der Maschinenrichtlinie 12 Bundesumweltamt, Artikel zur Ökodesign-Richtlinie vom 19.08.2016
10 Informationsportal Maschinenrichtlinie, Dipl.-Ing Hans-J. Ostermann, http://www.maschinenrichtlinie.de/news/#c4812 13 VDW, Jahresbericht 2016, 1/2017, S. 20.
28 29BRANCHENREPORT WERKZEUGINDUSTRIE BRANCHENREPORT WERKZEUGINDUSTRIE
ÖKONOMISCHE RAHMENBEDINGUNGEN TOP 10 AUSFUHRLÄNDER WERKZEUGMASCHINENBAU
(2017, Anteil am gesamten Export, Statistisches Bundesamt, eigene Darstellung)
Die Produkte der Werkzeugindus- China 15,8%
GEOGRAPHISCHE UMSATZVERTEILUNG trie werden in vielen Bereichen des TOP 10 AUSFUHRLÄNDER WERKZEUGMASCHINENBAU
USA 12,5%
(2017, Statistisches Bundesamt, eigene Darstellung) verarbeitenden Gewerbes und dem (2017, Anteil am gesamten Export, Statistisches Bundesamt, eigene Darstellung)
Handwerk eingesetzt. Insbesonde- Frankreich 7,0%
China 15,8%
re Werkzeugmaschinen stellen aus
Italien 4,7%
20,8% Sicht der Industrie langfristige In- USA 12,5%
vestitionsgüter dar, die als Ersatz für Österreich 4,7%
Frankreich 7,0%
eine bestehende Maschine oder zur
Polen 4,6%
Anpassung/Erhöhung der Produk- Italien 4,7%
38,3%
40,9% tionskapazität angeschafft werden. Schweiz 3,7%
Österreich 4,7%
Die Nachfrage der Werkzeugbran-
Großbritannien 3,5%
che schwankt deshalb erheblich mit Polen 4,6%
der Investitionsbereitschaft der indust- Niederlande 3,3%
WERKZEUGINDUSTRIE Schweiz 3,7%
riellen Großkunden.
Tschechien 3,0%
Großbritannien 3,5%
Im Jahr 2017 wurde der Hauptteil 0% 5% 10% 15% 20%
Niederlande 3,3%
des Branchenumsatzes mit ausländi-
21,0% schen Abnehmern erzielt. Die Export- Tschechien 3,0%
orientierung der Sparte Werkzeugma-
0% 5% 10% 15% 20%
schinenbau ist mit einem Anteil der
44,1%
Auslandsumsätze von 65,1% deut-
34,9% lich ausgeprägter als die der Sparte
Werkzeugherstellung (43,3%).
TOP 10 AUSFUHRLÄNDER WERKZEUGHERSTELLER
Besonders auffällig ist hierbei die (2017, Anteil am gesamten Export, Statistisches Bundesamt, eigene Darstellung)
WERKZEUGMASCHINENBAU
unterschiedliche Bedeutung ausländi-
scher Abnehmer außerhalb der Euro-
9,8% USA
zone. Während die Werkzeugherstel- TOP 10 AUSFUHRLÄNDER WERKZEUGHERSTELLER
ler mehr als 75% ihrer Umsätze im 7,0%
(2017, Anteil am gesamten Niederlande
Export, Statistisches Bundesamt, eigene Darstellung)
Inland und innerhalb der Eurozone er- 6,7% China
20,3% zielen, sind Abnehmer außerhalb der 9,8% USA
6,6% Frankreich
56,7% Eurozone für fast die Hälfte des Ge-
7,0% Niederlande
samtumsatzes der deutschen Werk- 6,2% Österreich
23,0% zeugmaschinenbauer verantwortlich. 6,7% China
5,0% Schweiz
Aufgrund dieser ausgeprägten Ex- 6,6% Frankreich
portorientierung reagiert die deut- 5,0% Italien
sche Werkzeugindustrie und insbe- 6,2% Österreich
WERKZEUGHERSTELLUNG 4,7% Polen
sondere der Werkzeugmaschinenbau 5,0% Schweiz
4,5% Tschechien
sehr empfindlich auf Störungen des
5,0% Italien
Inlandsumsatz globalen Investitionsklimas. 3,7% Großbritannien
Auslandsumsatz (Eurozone) 4,7% Polen
20% 15% 10% 5% 0%
Auslandsumsatz (sonstiges Ausland)
4,5% Tschechien
3,7% Großbritannien
20% 15% 10% 5% 0%
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