REPORT SPENDEN Herausgeber: Swissfundraising und Stiftung Zewo
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N SPENDE SPENDEN Ausgabe 3 | Dezember 2021 REPORT SCHWEIZ Herausgeber: Swissfundraising und Stiftung Zewo
Inhalt 1 Corona, digitale Spenden und Politik prägten das Spendenland Schweiz 2 Wie Medien über Tätigkeiten der Hilfswerke berichten 13 Die Stimmen der NPO zur KVI 15 Corona-Jahr 2020: Weniger Haushalte spendeten mehr 18 Zentral ist die nahtlose Integration der Kanäle 22 Infografik : Spendenland Schweiz 2020 24 Digitales Spendenzeitalter: der Aufbruch hat begonnen 30 Interview: «Der Donate Button für die Schweiz soll 2022 kommen» 36 2 Milliarden Franken Spenden: Zewo-Spendenstatistik 2020 42 Corona und die Hilfswerke: die zweite Zewo-Umfrage 46 Herausgeber-Porträts Impressum Herausgeber Swissfundraising, www.swissfundraising.org, St. Gallen Stiftung Zewo, zewo.ch, Zürich © Swissfundraising und Stiftung Zewo, St. Gallen/Zürich, Dezember 2021 Abdruck mit Quellenangabe – auch auszugsweise – erwünscht. Fotos: zVg
SPENDENREPORT 2021 1 Corona, digitale Spenden und Politik prägten das Spendenland Schweiz Die Corona-Pandemie löste eine grosse Solidarität bei den Spendenden aus. Sie prägte die Berichte der Medien, veränderte das Spendenverhalten und förderte den digitalen Wandel von NPO. Das geht aus dem Spendenreport 2021 von Swissfundraising und der Stiftung Zewo hervor. Der Bericht greift auch die Debatte um die Konzernverantwortungsinitiative auf, die den NPO- Sektor 2020 bewegt hat. Während der Corona-Pandemie war die Solidarität gross, was die Spenden an- belangt. 8 von 10 Haushalten spendeten. Der mittlere jährliche Betrag stieg von 300 auf 350 Franken. Im Jahr 2020 überstieg das Spendenvolumen in der Schweiz erstmals die Schwelle von 2 Milliarden Franken. Politischer NPO-Sektor löst Kontrovers aus Die Pandemie bleibt auch in den Medien bis Mitte 2021 als Querschnittsthema relevant. Die damit verbundenen Medienberichte über das Engagement von NPO sind meist positiv. Das geht aus den im Spendenreport publizierten Medienana- lysen «Spenden und Helfen» hervor, die das Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft der Universität Zürich (fög) erstellt. Das für den NPO-Sektor medial bedeutendste Thema war jedoch nicht mit der Pandemie verbunden. Im Abstimmungskampf um die Konzernverantwortungs- inititaitive (KVI) zählte die Zivilgesellschaft zu den wichtigsten Akteuren. Dies löste eine Kontroverse aus, ob sich gemeinnützige Organisationen politisch posi- tionieren dürfen. Sie führte zu einem stärkeren Fokus auf negative Medienbe- richte über Governance-Themen von NPO. In ihren Kommentaren zu diesen Be- funden heben politisch engagierte NPO im Spendenreport hervor, wie grundle- gend wichtig das politische Engagement für ihre Arbeit ist. Private Hilfe weiterhin positiv wahrgenommen Die vierte Medienanalyse des fög ermöglicht erstmals einen Langzeitvergleich. Dieser zeigt, dass Gesundheits- und Menschenrechtsthemen an Bedeutung ge- wonnen haben. Die grösste mediale Resonanz haben noch immer die kontrovers bewerteten sozialen Themen. Sie verlieren jedoch an Bedeutung. Die Öffentlichkeit nimmt NPO nach wie vor positiv wahr. Denn die Medien berichten über die pri- Spendenreport 2021 vate Hilfe zustimmender als über die behördliche Hilfe. Der Spendenreport wird von Corona als Katalysator für den Aufbruch ins digitale Spendenzeitalter Swissfundraising und der Stiftung Während der Pandemie wurden die Spenderinnen und Spender digitaler. NPO Zewo herausgegeben. Er fasst erhielten deutlich mehr Spenden über digitale Zahlungskanäle wie Twint. Für die wichtigsten Untersuchungen digitale Spenden messen die NPO ihrer eigenen Website die grösste Bedeutung für gemeinnützige NPO, die bei. Viele machten während der Pandemie Fortschritte in der Digitalisierung. Sie Spenden sammeln, zusammen und ergänzen etwa klassische Kommunikations- und Marketinginstrumente oder in- ordnet sie mit Kommentaren tegrieren zunehmend ihre on- und offline-Welten. Im Interview dazu verraten und Interviews ein. Der Spenden- Christoph Keiser und Sabine Wagner-Schäfer, wie NPO der digitale Wandel ge- report ist online publiziert auf lingt. zewo.ch und www.swissfundrai- sing.org. Gedruckte Exemplare können via die Stiftung Zewo Martina Ziegerer Roger Tinner bestellt werden. Geschäftsleiterin Zewo Geschäftsführer Swissfundraising
2 SPENDENREPORT 2021 Wie Medien über Tätigkeiten der Hilfswerke berichten Im Themenradar 2021 analysiert das Forschungs zentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft der Universität Zürich (fög) im Auftrag von Swissfund raising und der Stiftung Zewo, wie und in wel- chem Ausmass Schweizer Medien über Themen be richten, die für die Hilfswerke von Belang sind. Dazu gehören Aktivitäten im Bereich von «Spenden und Helfen». Der Themenradar gibt aber auch Aus kunft über die Berichterstattung zu gesellschaft lichen und politischen Herausforderungen, die für die Arbeit der gemeinnützigen Organisationen relevant sind. Klimawandel, Covid 19 oder die De batte um die Konzernverantwortungsinitiative sind entsprechende Stichworte. Von Dr. Daniel Vogler und Prof. Dr. Mark Eisenegger Dr. Daniel Vogler Forschungsleiter und stv. Direktor des Forschungszentrums Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) der Universität Zürich. D ie Corona-Pandemie bleibt Spenden und Helfen in den Medien auch 2020/21 ein zentrales Viele Menschen erhalten ihre Informa- Thema in der Berichterstat- tionen über NPO und deren Tätigkeit tung über das Thema Spenden und Hel- über die Medien. Die Medien beeinflus- fen. Eines der wichtigsten Themen im sen damit das Bild von NPO und ihrer vergangenen Jahr war jedoch nicht di- Tätigkeit in der Bevölkerung. Eine posi- rekt mit der Pandemie verbunden. Im tive Berichterstattung fördert das Ver- Prof. Dr. Mark Eisenegger Abstimmungskampf zur Konzernver- trauen in die Organisationen. Ein ho- Direktor des Forschungszentrums antwortungsinitiative ( KVI ) wurde die hes Vertrauen ist für NPO zentral, da es Öffentlichkeit und Gesellschaft ( fög ) der Rolle von NPO kontrovers diskutiert. unter anderem die Spendenbereit- Universität Zürich und Professor am Institut Die stärkere politische Positionierung schaft in der Bevölkerung positiv be- für Kommunikationswissenschaft und rückte die Organisationen und ihre einflusst. Negative und skandalisieren- Medienforschung ( IKMZ ) der Universität Governance stärker in den Fokus der de Berichte haben dagegen ein sinken- Zürich. Berichterstattung. des Vertrauen zur Folge. Somit beein-
SPENDENREPORT 2021 3 Überblick zur Berichterstattung im Monatsverlauf ( Januar 2016 bis Juni 2021) ■ ■ Spenden und Helfen: Resonanz und Bewertung nach Monaten Bewertung Resonanz 100 500 Bewertung (−100 +100) 59 59 54 53 46 51 45 4242 36 39 32 35 30 34 400 25 21 23 21 25 25 22 25 26 19 20 19 17 17 17 18 16 14 5 8 11 8 8 9 13 7 10 1413 5 1 0 2 3 44 0 -1 -6 -10 -3 -5 -4 -1 -1 -3 -10 -8 300 -15 -13 -19 -31 219 210 196 190 185 200 173 168 176 172 176 164 161 155 152 −100 157 148 136 137 145 138 148 151 133 132 136 120 121 119 117 129 122 126 126 125 127 Resonanz (Anzahl Beiträge) 109 109 107 117 112 112 113 115 99 100 92101 107 95 92 101 92 97100 93 100 106 81 80 86 73 89 83 100 68 72 61 −200 0 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Abbildung 1 zeigt die Resonanz ( Anzahl Beiträge ) und die Bewertung ( Index von −100 bis +100 ) der Thematik «Spenden und Helfen» pro Monat. flusst die Medienberichterstattung im Im November stand die Rolle von NPO Entwicklungszusammenarbeit ( Soma- Wechselspiel mit der Kommunikation im Abstimmungskampf um die Kon lia ) und der Corona-Massnahmen er- von NPO das Vertrauen in die Organisa zernverantwortungsinitiative ( KVI ) im neut zu einer negativen Gesamtbewer- tionen. Zentrum des Medieninteresses. Im zu- tung von −8 Indexpunkten. weilen gehässig geführten Abstim- Resonanz und Bewertung im Zeitverlauf mungskampf wurde das politische En- Zentrale Ereignisse 2020/21 Im langfristigen Vergleich ist das The- gagement von NPO für die Vorlage stark Die Resonanz und die Bewertung von ma «Spenden und Helfen» auf der Me- kritisiert. Das führte im November «Spenden und Helfen» in den Medien dienagenda etabliert. In der aktuellen 2020 zu einer hohen Resonanz von 176 hängen davon ab, welche konkreten Er- Untersuchungsperiode vom Juli 2020 Beiträgen mit einer negativen Gesamt- eignisse in der Berichterstattung im bis Juni 2021 ist die Beachtung von NPO bewertung von −3 Indexpunkten. Im Fokus stehen ( vgl. Abbildung 2 ). Insge- und ihrer Tätigkeit in den Medien re April 2021 führten Diskussionen um samt zeigt sich eine vielfältige Bericht- lativ konstant ( vgl. Abbildung 1 ). Die die Sozialhilfe für EU-Bürger im Kon- erstattung über verschiedene Themen- Bewertungen sind in der Regel positiv. text des EU-Rahmenabkommens, der bereiche hinweg. Dabei steht die Tätig-
4 SPENDENREPORT 2021 Ereignisse: Resonanz und Bewertung nach Tätigkeitsbereichen ( Juli 2020 bis Juni 2021) Situation in Flüchtlingslagern EU ■ Resonanz (Anzahl Beiträge) 32 ■ Bewertung (−100 bis +100) 10 Flüchtlingskrise in Europa 28 0 Migration Asylpolitik Schweiz 21 −13 Migration in die USA 15 −28 Corona-Pandemie 21 30 Sozialhilfe für EU-Bürger 21 −72 Soziales Sozialhilfe Schweiz 13 −44 Armut in der Schweiz 12 18 Corona-Pandemie 16 64 13 50 Gesundheit Impfstoffverteilung weltweit Covid in Entwicklungsländern 10 5 Corona in Indien 4 50 Abstimmung KVI 7 53 EZA-Budget Schweiz 5 20 EZA Debatte Sinn von EZA 4 −38 EZA Somalia 2 −100 Abstimmung Freihandel Indonesien 15 −4 Abstimmung KVI 7 −9 Umwelt Palmöl-Problematik 4 0 Engagement gegen Grosswild-Jagd 4 0 Explosion Hafen Beirut 23 28 Katastrophen Eritrea-Äthiopien-Konflikt 9 0 Bürgerkrieg in Syrien 5 0 Nahostkonflikt 3 60 Abstimmung KVI 54 −38 Menschenrechte Debatte Export Kriegsmaterial 5 0 Fall Nawalny 5 0 Bürgerkrieg Mosambik 3 0 Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung 27 5 Abstimmung KVI 25 −76 Governance Regulierung NGO in der Schweiz 24 −36 Kontroversen um UNRWA 12 −9 Tonalität (−100 bis +100) Abbildung 2 vergleicht die Resonanz- und Tonalitätswerte der wichtigsten Ereignisse zum Thema «Spenden und Helfen» entlang der Tätigkeitsbereiche von NPO.
SPENDENREPORT 2021 5 keit von NPO sowie der öffentlichen trum des medialen Interesses. Über die Hand im Fokus. Die Corona-Pandemie politischen Aktivitäten von NPO wird bleibt als Querschnittsthema in ver- in beiden Fällen kritisch berichtet. Wei- schiedenen Tätigkeitsbereichen ein tere Ereignisse mit mittlerer Beachtung wichtiges Ereignis. Mit der KVI stand und neutraler Tonalität sind die Palm- aber auch ein Thema ohne direkten Be- öl-Problematik und das Engagement zug zur Pandemie im Zentrum des me- gegen die Grosswildjagd. dialen Interesses. Im Bereich der Katastrophenhilfe ist Im Bereich Migration dominiert wei- die Explosion im Hafen von Beirut das terhin die Flüchtlingskrise in Europa meistbeachtete Ereignis in Schweizer die Berichterstattung, insbesondere die Medien. Privates und staatliches Enga- Situation in den Flüchtlingslagern an gement zur Bekämpfung der Folgen der Grenze zur EU. Das Engagement wird medial positiv bewertet. Konflik- von NPO wird dabei positiv bewertet. te im Nahen Osten, in Eritrea und Äthi Im Kontext der Asylpolitik der Schweiz opien sowie in Syrien fanden ebenfalls werden NPO-Aktivitäten hingegen ne- Eingang in die Berichterstattung. gativ bewertet. Dies gilt auch für die Be- Im Bereich Menschenrechte stand richterstattung zur Situation an der die KVI im Zentrum des medialen In US-mexikanischen Grenze. teresses. Das politische Engagement Im Bereich Soziales spielen die sozia- von NPO zog dabei eine klar negative len Folgen der Pandemie eine bedeu- Bewertung nach sich. In der Bericht- tende Rolle in der Berichterstattung. erstattung über den Export von Kriegs- Das Engagement von NPO wird dabei material, die Verhaftung des oppositio- sehr positiv bewertet. Über die Sozial- nellen russischen Politikers Alexej hilfe wird in den Medien hingegen nach Nawalny sowie den Bürgerkrieg in Mo- wie vor überwiegend negativ berichtet. sambik wurde das Engagement von Im vergangenen Jahr stand etwa die all- NPO für Menschenrechte auf neutrale fällige Sozialhilfe für EU-Bürger im Art und Weise thematisiert. Kontext des Rahmenabkommens im Fo- kus. Aber auch über die Sozialhilfe in Zur Bedeutung von Governance-Themen der Schweiz wird mehrheitlich negativ In den Medien wird nicht nur über die berichtet. Das Engagement gegen Ar- Tätigkeit von NPO berichtet. Auch die mut in der Schweiz wird hingegen me- Organisationen selbst stehen regelmäs- dial positiv gewürdigt. sig im Zentrum des medialen Interes- Im Gesundheitsbereich dominiert ses. Im Bereich der Governance- die Corona-Pandemie. Die Debatte wird Themen waren die Bill-und-Melinda- vermehrt differenziert geführt. Beson- Gates-Stiftung, die Abstimmung zur ders das Engagement von NPO für eine KVI, die Regulierung von NPO und die gerechte Impfstoffverteilung und zur Kontroverse um das Hilfswerk UNRWA Linderung der gesundheitlichen Folgen die zentralen Themen (vgl. Abbildung 2). in Entwicklungsländern steht im Zen- Die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung trum. Über die Ereignisse im Gesund erhielt nach der Scheidung des Paares heitsbereich wird fast ausschliesslich starke mediale Beachtung. Dabei wer- positiv geschrieben. den die Verdienste gewürdigt («Das Im Bereich Entwicklungszusammen grosszügigste Ehepaar der Welt lässt arbeit sind wenige resonanzstarke Er- sich scheiden», blick.ch, 4. 5. 2021). Die eignisse in den Medien präsent. Die Folge ist eine leicht positive Bewertung Konzernverantwortungsinitiative ist des Ereignisses, was eher untypisch für ein zentrales Thema. Im Vergleich mit ein Governance-Thema ist. Auch die den Bereichen Governance oder Men- UNRWA erhielt wieder erhöhte media- schenrechten kommt dabei eine positi- le Beachtung, mit mehrheitlich neutra- ve Tonalität zum Tragen. Die Debatte ler bis leicht negativer Tonalität. Im um das EZA-Budget der Schweiz erhielt Untersuchungsbericht wird der ehe- im Vergleich zu den Vorjahren weniger malige Schweizer Generalkommissar Beachtung und eine positive Bewer- Pierre Krähenbühl zwar entlastet, die tung. Governance der Organisation bleibt Im Umweltbereich stehen mit dem jedoch in der Kritik. Weitere Themen Freihandelsabkommen und der KVI mit Governance-Bezug waren der zwei Abstimmungsvorlagen im Zen Skandal um die Sozialhilfevorsteherin
6 SPENDENREPORT 2021 Governance Spenden und Helfen: Resonanz und Bewertung im Monatsverlauf (Januar 2016 bis Juni 2021) 100 ■ Bewertung ■ Resonanz 150 73 Bewertung (−100 +100) 70 62 56 39 40 44 42 25 25 25 25 17 22 13 14 5 6 11 3 0 0 0 100 -4 -5 -12 -14 -20 -19 -25 -32-33 -33 -32 -40 -40 -45 -50 -50-53 -50 -50 -46 -47 -57 -60 -71 -67-64 -71 -65 -71 -73 -63 -75-75 -76 -75 -82 -79 −100 -93 50 Resonanz (Anzahl Beiträge) -95 -100 -100 -100 41 -100 35 30 32 28 27 1615 18 18 17 18 15 14 16 14 16 13 13 12 12 11 11 10 10 9 9 10 9 8 10 5 7 7 8 66 8 7 95 8 65 7 66 5 7 44 3 333 464 5 4 33 5 1 02 −200 0 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Abbildung 3 zeigt die Resonanz und die Be- wertung der Thematik «Spenden und Helfen» mit Bezug zu Governance pro Monat. in Dübendorf, Antisemitismusvor erstattung nach sich. Das sogenannte und Gesellschaft ( fög ) der Universität würfe beim Hilfswerk Islamic Relief CSR-Paradoxon besagt, dass die Zürich1 war die KVI die am meisten be- und Vorwürfe von Menschenrechtsver- Öffentlichkeit von Organisationen er- achtete Vorlage der letzten drei Jahre letzungen beim WWF. Die Reservepoli- wartet, dass sie Gutes tun, wenn die Or- ( vgl. Abbildung 4 ). In den Medien domi- tik der Hilfswerke oder die Entlöhnung ganisationen aber darüber sprechen, nierten in der Tendenz Stimmen, die ihrer Kader sind in den Leitmedien wächst gleichzeitig die Skepsis. Dies eine Ablehnung der Initiative befür- kaum ein Thema. Skandalisierungsver- gilt auch für die NPO. worteten. Der Monitor verdeutlicht, suche, wie etwa in der Konsumenten- dass der Abstimmungskampf zur KVI presse (zum Beispiel «Hilfswerke mit KVI führt zu stärkerem Fokus auf überdurchschnittlich moralisch aufge- fettem Millionenpolster», K-Tipp Governance-Themen laden und aggressiv geführt wurde. 24. 8. 2021) erzeugen wenig Anschluss- Das resonanzstärkste Ereignis in der Initiativgegner:innen kritisierten ins- kommunikation. Berichterstattung zu Spenden und Hel- besondere das Engagement von NPO Die Organisationsführung von NPO, fen war im vergangenen Jahr die Kon- und religiösen Akteuren für die KVI. die sogenannte Governance, ist vor al- zernverantwortungsinitiative ( KVI ). Ein prominenter Vorwurf an die Adres- lem dann ein Thema, wenn negative Er- Die Initiative hat nicht nur in den Be- se der Hilfswerke und NPO war, dass eignisse oder Skandale auftreten ( vgl. reichen Menschenrechte, Umwelt und sie ihre eigenen moralischen Standards Abbildung 3 ). Einmal mehr zeigt sich, Entwicklungszusammenarbeit für Be- verletzten. Sie kritisierten, dass die dass sich Organisationen mit soge- achtung gesorgt, sondern auch die Kampagne der Pro-Seite ( zu ) stark von nannter Good Governance kaum posi- Governance von NPO in den Fokus ge- Emotionen geprägt und manipulativ sei tiv profilieren können. Sie ist vielmehr rückt. Die Frage, ob und wie sich NPO eine Selbstverständlichkeit. Gute Orga- in politische Debatten und Abstim- 1 Udris, L. ( 2020 ). Abstimmungsmonitor – Vorlagen nisationsführung wird nur in seltenen mungskämpfen positionieren dürfen, vom 29. November 2020: Konzernverantwortungs Fällen von den Medien thematisiert. wurde von vielen Medien aufgegriffen. initiative, Kriegsgeschäftsinitiative: Schlussbericht. Verstösse gegen diese ziehen hingegen Gemäss Abstimmungsmonitor des Abgerufen unter: https://www.foeg.uzh.ch/de/ oft eine intensive negative Bericht- Forschungszentrums Öffentlichkeit forschung/Projekte/Abstimmungsmonitor.html
SPENDENREPORT 2021 7 Volksabstimmungen hinsichtlich Resonanz im Vergleich (September 2018 bis Dezember 2020) Konzernverantwortungsinitiative 703 Abbildung 4 zeigt die Medien Selbstbestimmungsinitiative 651 resonanz der Beiträge für Begrenzungsinitiative 628 die Abstimmungen vom 29. No- Steuerreform 450 vember 2020 im Vergleich Waffenrichtlinie 342 mit allen anderen Volksabstim- Fair Food 328 mungen seit September 2018. Zersiedelungsinitiative 310 Erfasst wurden jeweils 11 Wo- Kampfflugzeuge 305 chen im Abstimmungskampf in Sozialversicherungsrecht 287 25 Schweizer Medien (Quelle: Vaterschaftsurlaub 263 Abstimmungsmonitor fög). Jagdgesetz 262 Antirassismus-Strafnorm 249 Mietwohnungsinitiative 248 Ernährungssouveränität 240 Hornkuhinitiative 226 Kriegsgeschäfteinitiative 194 Kinderabzüge 170 Velowege 137 KVI-Abstimmung: Resonanz der bedeutendsten Akteure ( September 2020 bis Dezember 2020) Wirtschaft / Unternehmen 11% Abbildung 5 zeigt die Resonanz Wissenschaft / Experten 11% der bedeutendsten Akteure, Zivilgesellschaft 10% die in den untersuchten Medien CVP zur Konzernverantwortungsini- 9% tiative Stellung beziehen. Erfasst FDP 9% wurden 11 Wochen im Abstim- Bundesrat 7% mungskampf in 25 Schweizer Wirtschaftsverbände 7% Medien (Quelle: Abstimmungs- Religiöse Akteure 7% monitor fög). Grünliberale 7% SP 6% «Befürworter» 4% SVP 2% BDP 2% andere Verbände 1% «Gegner» 1% Akteure Ausland 1% ( u. a. Vorwurf von Bildmanipulationen insgesamt 10 % der erfassten Akteure in die Resonanz relativ gleichmässig auf beim Kampagnenmaterial ). Weitere der Berichterstattung ausmachte ( vgl. die verschiedenen Akteursgruppen. Faktoren für die starke Medienreso Abbildung 5 ). Nach Wirtschaftsvertre- Dies ist selten. Zweitens ist es selten, nanz waren die intensiven Werbe tern und unabhängigen Expert:innen dass viele Akteursgruppen gleichzeitig bemühungen der Kampagnenakteure ( je 11 % ) ist die Zivilgesellschaft somit medial so präsent sind. Dies unter- mit hohen Kampagnenbudgets und die am drittmeisten thematisierte Ak- streicht, wie stark die Vorlage verschie- teilweise provokativen Kampagnen teursgruppe. dene Teile der Gesellschaft «bewegt». formen. Gemäss Abstimmungsmonitor ist Drittens ist die Resonanz von Akteuren Der Abstimmungsmonitor des fög das mediale Bild der Akteure und ihrer aus der Wirtschaft hoch. Auf Unterneh- zeigt zudem, dass die Zivilgesellschaft, Positionen bei der KVI aus drei Grün- men und Wirtschaftsverbände entfal- angeführt von Hilfswerken und NPO, den bemerkenswert. Erstens entfällt len 18 % der Resonanz. Die Wirtschaft
8 SPENDENREPORT 2021 Tätigkeitsbereiche: Resonanz und deren Veränderung ( Juli 2020 bis Juni 2021) Tätigkeitsbereiche: Resonanz in %, Juli 2020 bis Juni 2021 Veränderung zu 2019 / 20 Soziales 26% Soziales 0% Migration 20% Migration −10% Menschenrechte 16% Menschenrechte 8% Umwelt 11% Umwelt −2% Gesundheit 11% Gesundheit 1% Katastrophenhilfe 10% Katastrophenhilfe 4% EZA 6% EZA −2% Shift Resonanz in PP Abbildung 6: Die Grafik links zeigt die Resonanzanteile der Tätigkeitsbereiche in der Medienberichterstattung. Lesebeispiel: Der Tätigkeitsbereich Migration beansprucht von Juli 2020 bis Juni 2021 insgesamt 20 % der medialen Aufmerksamkeit. – Die Grafik rechts zeigt die Veränderung der Resonanzanteile für die Periode 2020/21 im Vergleich zur Vorperiode 2019/20. Lesebeispiel: Der Tätigkeitsbereich Migration erhält innerhalb der Berichterstattung eine um 10 Prozentpunkte tiefere mediale Aufmerksamkeit als in der Vorperiode. ist damit stärker involviert als bei Menschenrechte ( +8 PP ), über den nun noch das Engagement vor Ort in der f rüheren wirtschaftspolitischen Vor am drittmeisten berichtet wird ( 16 % ). Schweiz stärker thematisiert. lagen. Ursache für den Bedeutungsgewinn des Der Umweltbereich ist sehr positiv Die im Kontext der Abstimmung zur Bereichs Menschenrechte ist die starke bewertet ( +30 ), wird aber im Vergleich KVI lancierte Kontroverse zur politi- Beachtung von NPO im Abstimmungs- zum Vorjahr etwas negativer beurteilt schen Positionierung von NPO wirkte kampf zur KVI. Obwohl sie leicht an Be- ( −3 Indexpunkte ). Sehr positiv bewer- nachhaltig. Sie zog eine intensivierte achtung verloren haben ( −2 PP ), sind tet wird erneut auch die Katastrophen Debatte um die Regulierung von NPO Umweltthemen von relativ hoher Be- hilfe ( +40 ). Die negative Resonanz im nach sich. Das Problem verlagert sich deutung ( 11 % ). Aufgrund der Corona- Zuge der KVI führte dazu, dass der Be- für NPO somit auf die Systemebene. Es Pandemie erhalten auch Gesundheits- reich Menschenrechte eine deutliche sind nicht mehr länger nur einzelne themen hohe Beachtung. Sie machen negative Entwicklung aufweist ( −31 In- Organisationen im Rahmen von spezi- 11 % der Berichte zu Spenden und Hel- dexpunkte ) und in den Medien nur fischen Diskursen betroffen, sondern fen aus. An Bedeutung gewonnen hat noch knapp positiv bewertet wird ( +1 ). potenziell alle NPO. Bürgerliche Partei- die Katastrophenhilfe ( +4 PP ). Der Be- Besonders kritisch wurde gesehen, en fordern etwa, dass die Steuer reich EZA hat hingegen an Beachtung dass offenbar über Hilfswerke ( z.B. So- befreiung von NPOs an politische Neu- verloren ( −2 PP ). Er erhält noch 6 % der lidar Suisse ) Deza-Gelder indirekt in tralität geknüpft sein soll («Die Bürger- Resonanz. Obwohl EZA-Organisatio- den Abstimmungskampf geflossen lichen attackieren Hilfswerke und nen massgeblich an der Lancierung der sind. NGOs», watson.ch, 1.12.2020 ). KVI beteiligt waren, dominierten in Über den Bereich Migration wird den Medien also menschenrechtliche traditionell eher kritisch berichtet. Im Beachtung und Bewertung Aspekte. Vergleich zum Vorjahr wird Spenden der Tätigkeitsbereiche Die Tätigkeitsbereiche von Spenden und Helfen im Kontext von Migration Die aktuellen Ereignisse führen dazu, und Helfen werden in den Medien auch zudem negativer bewertet ( −4 Index- dass die Tätigkeitsbereiche von Spen- unterschiedlich bewertet ( vgl. Abbil- punkte ). Dies führt zu einer nur noch den und Helfen in den Medien unter- dung 7 ). Gesundheitsthemen werden leicht positiven Gesamtbewertung von schiedlich stark beachtet werden ( vgl. erneut am positivsten bewertet ( +46 +3 Indexpunkten. Der Bereich Ent- Abbildung 6 ). Der Bereich Soziales ist Indexpunkte ). Die Hilfe der NPO zur wicklungszusammenarbeit ( +9 ) wird mit einem Resonanzanteil von 26 % das Bekämpfung der Pandemie-Folgen erneut positiver bewertet als im Vor- wichtigste Thema, gefolgt vom Bereich wurde in den Medien wiederum posi- jahr ( +8 Indexpunkte ). Über den Be- Migration ( 20 % ). Das Thema Migration tiv gewürdigt. Dabei rückten die ge- reich Soziales wird überwiegend nega- hat stark an Beachtung in den Medien rechte Verteilung von Impfstoffen und tiv berichtet ( −5 ). Er bleibt somit der verloren ( −10 Prozentpunkte ). An Be- die Hilfe in Entwicklungsländern stär- einzige Tätigkeitsbereich, der eine ne- achtung gewonnen hat der Bereich ker in den Fokus. Im Vorjahr wurde gative Gesamtbewertung aufweist.
SPENDENREPORT 2021 9 Tätigkeitsbereiche: Bewertung und deren Veränderung ( Juli 2020 bis Juni 2021) Tätigkeitsbereiche: Bewertungen Veränderung zu 2019/2020 Gesundheit 2.7 Gesundheit Umwelt −3.1 Umwelt Katastrophenhilfe −17.4 Katastrophenhilfe EZA 7.7 EZA Migration −4.4 Migration Menschenrechte −31.2 Menschenrechte Soziales 0.8 Soziales Negative Bewertung Positive Bewertung Abstieg Aufstieg −100 −75 −50 −25 0 25 50 75 100 −50 −30 −10 10 30 50 Abbildung 7: Die Grafik links zeigt die Bewertung der Tätigkeitsbereiche gemäss Bewertungsindex (−100 bis +100). Die Grösse der Kreise repräsentiert die Resonanz der Tätigkeitsbereiche. Lesebeispiel: Der Tätigkeitsbereich Migration wird mit einem Wert von +8 Indexpunkten positiv bewertet. – Die Grafik rechts zeigt die Veränderung der Bewertung für die Periode 2020/21 im Vergleich zur Vorperiode 2019/20. Lesebeispiel: Migration wird um 4.4 Indexpunkte schlechter bewertet als in der Vorperiode. Resonanz nach Tätigkeitsbereichen in den Jahren 2017 bis 2021 Resonanzanteil Tätigkeitsbereiche über die Zeit 17/18 18/19 19/20 20/21 37% 33% 30% 30% 26%26% 22% 20% 16% 15% 14% 13% 11% 11% 11% 10% 9% 10% 10% 8% 7% 6% 5% 5% 6% 4% 3% 3% EZA Katastrophenhilfe Menschenrechte Umwelt Gesundheit Soziales Migration Abbildung 8 zeigt, wie sich die Resonanz anteile der Tätigkeitsbereiche in der Medienberichterstattung über die Zeit verändert haben. Lesebeispiel: Der Tätigkeitsbereich Migration beansprucht von Juli 2020 bis Juni 2021 insgesamt 20% der medialen Aufmerksam- keit. Ein Jahr davor waren es noch 30%.
10 SPENDENREPORT 2021 Entwicklung der Bewertung der Tätigkeitsbereiche in den Jahren 2017 bis 2021 Bewertung Tätigkeitsbereiche über die Zeit 17/18 18/19 19/20 20/21 EZA Katastrophenhilfe Menschenrechte Umwelt Gesundheit Soziales Migration 80.2 54.2 48.3 45.6 40.4 42.9 36.5 34.6 32.0 29.5 32.0 30.1 27.0 23.0 25.8 9.1 7.7 4.4 4.5 3.2 3.3 1.4 0.7 −1.9 −7.7 −6.1 −5.3 −23.9 Abbildung 9: Die Grafik zeigt, wie sich die Bewertung der Tätigkeits bereiche gemäss Bewertungsindex (−100 bis +100) über die Zeit verändert hat. Lesebeispiel: Der Tätigkeitsbereich Migration wird im Zeitraum Juli 2020 bis Juni 2021 mit einem Wert von +3.3 Indexpunk- ten positiv bewertet. Im Vorjahr waren es +7.7 Indexpunkte. Entwicklung der Tätigkeitsbereiche che, die in der Regel negativ oder nur achtung für das Engagement von NPO über die Jahre leicht positiv bewertet werden. Auch im Abstimmungskampf zur KVI der Be- Die Beachtung für das Thema Spenden über den Bereich Entwicklungszusam- reich Menschenrechte im Zentrum und Helfen verändert sich über die Zeit menarbeit ( EZA ) wird oft kritisch be- ( 32 % ). Am zweitmeisten wird über ( vgl. Abbildung 8 ). Übergeordnet zeigt richtet. Allerdings zeigt sich beim EZA- Umwelt ( 23 % ) berichtet. Soziales (13 % ) sich, dass die Bereiche Migration und Bereich eine stetige Verbesserung der und Gesundheit ( 12 % ) sind ebenfalls Soziales in allen Jahren am meisten Be- Bewertung über die letzten vier Jahre. relativ bedeutend. Weniger Beachtung achtung erhielten. Die mediale Auf- Katastrophenhilfe, Umwelt und Ge- erhalten Katastrophenhilfe ( 8 % ), Mi merksamkeit für den Bereich Soziales sundheit sind durchwegs klar positiv gration ( 7 % ) und Entwicklungszusam- hat aber abgenommen. Abgenommen bewertet. Das gilt in der Regel auch für menarbeit ( 5 % ). Im Zentrum der be- hat auch die Beachtung für die Ent- den Bereich Menschenrechte. Aller- hördlichen Hilfe stehen hingegen die wicklungszusammenarbeit. An Reso- dings hat der Fokus auf die KVI im ak- Bereiche Soziales ( 39 % ) und Migration nanz gewonnen hat hingegen der Be- tuellen Jahr zu einem starken Rückgang ( 32 % ). Bereits mit grossem Abstand reich Menschenrechte. Diese Tendenz der positiven Bewertungen geführt. folgen die Bereiche Gesundheit ( 10 % ), gilt auch für den Umwelt- und Gesund Katastrophenhilfe ( 8 % ) und Entwick- heitsbereich. Die Katastrophenhilfe er- Tätigkeitsbereiche: Behördliche vs. lungszusammenarbeit ( 7 % ). Die Berei- hielt 2019/20 deutlich weniger Beach- private Hilfe che Menschenrechte ( 3 % ) und Umwelt tung, entwickelt sich aber ansonsten Die Berichterstattung zu privater Hilfe ( 1 % ) spielen kaum eine Rolle. stabil. Der Rückgang 2019/20 dürfte von NPO und Einzelpersonen wird Ob private Hilfe von NPO und Ein auf die Verdrängung durch das Covid- durch andere Tätigkeitsfelder geprägt zelpersonen oder staatliche Hilfe im Thema zurückzuführen sein. als die Berichterstattung zu behördli- Zentrum der Berichterstattung steht, Auch die Bewertung der Tätigkeits- cher Hilfe ( vgl. Abbildung 10 ). Insge- beeinflusst die Bewertung in den Me- bereiche verändert sich über die Zeit samt ist die Verteilung der Themen in dien ( vgl. Abbildung 11 ). Privat organi- ( vgl. Abbildung 9 ). Die am stärksten be- der privaten Hilfe ausgeglichener als siertes Spenden und Helfen ist deutlich achteten Bereiche Soziales und Migra- bei der behördlichen Hilfe. Bei der pri- akzeptierter als behördliche Hilfe. Pri- tion sind gleichzeitig auch jene Berei- vaten Hilfe steht als Folge der hohen Be- vate Hilfe wird in den meisten Berei-
SPENDENREPORT 2021 11 Tätigkeitsbereiche: Resonanz privater und behördlicher Hilfe ( Juli 2020 bis Juni 2021) Tätigkeitsbereiche: Resonanz Privat Tätigkeitsbereiche: Resonanz Behördlich Umwelt 1% EZA Menschenrechte Migration EZA 5% 3% Katastrophenhilfe 7% Menschenrechte Katastrophenhilfe 7% 8% Soziales 8% 32% 39% Gesundheit 10% Gesundheit 12% Soziales 13% Umwelt Migration 23% 32% Resonanzanteile in Prozent Resonanzanteile in Prozent Abbildung 10: Die Grafiken zeigen, differen- ziert nach privatem (links) und behördlichem (rechts) «Spenden und Helfen», wie unter- schiedlich resonanzstark die Tätigkeitsberei- che von NPO thematisiert wurden. Tätigkeitsbereiche: Bewertung privater und behördlicher Hilfe ( Juli 2020 bis Juni 2021) Tätigkeitsbereiche: Bewertungen Privat Tätigkeitsbereiche: Bewertungen Behördlich Gesundheit Gesundheit Soziales Menschenrechte Umwelt Katastrophenhilfe EZA Migration Katastrophenhilfe Umwelt Migration EZA Menschenrechte Soziales Negative Bewertung Positive Bewertung Negative Bewertung Positive Bewertung −100 −50 0 50 100 −100 −50 0 50 100 Abbildung 11: Die Grafiken zeigen, wie unterschiedlich «Spenden und Helfen», differenziert nach privatem (links) und behördlichem (rechts) Spenden und Helfen, innerhalb der Tätigkeitsbereiche der NPOs bewertet wurde.
12 SPENDENREPORT 2021 chen medial positiver bewertet als die den weniger positiv bewertet. Beson- ziales wird hingegen klar positiv be- Hilfe der öffentlichen Hand. Nur in den ders hoch ist die Diskrepanz zwischen wertet ( +54 ). Hilfe im Kontext von Mi- Bereichen Menschenrechte und Kata privatem und behördlichem Helfen im gration wird, sowohl wenn sie von pri- strophenhilfe ist die Bewertung priva- Bereich Soziales. Der für die öffentliche vater Seite ( +16 ) als auch wenn sie von ter Hilfe weniger positiv als jene be- Hand wichtige Tätigkeitsbereich Sozia- der öffentlichen Hand ( +2 ) erfolgt, hördlicher Hilfe. les ( −15 ) wird medial klar negativ dar- leicht po-sitiv betrachtet. Katastro- Erneut wird über private Hilfe im gestellt. Typischerweise werden vor al- phenhilfe, privat ( +23 ) wie behördlich Gesundheitsbereich ( +63 ) und über lem Umfang und Zweck öffentlicher ( +24 ), wird medial überwiegend posi- den Umweltbereich (+30 ) sehr positiv Gelder, unter Beteiligung von politi- tiv bewertet. ■ berichtet. Gesundheit (+27 ) und Um- schen Akteuren, medial kontrovers welt ( +0 ) im behördlichen Bereich wer- diskutiert. Private Hilfe im Bereich So- Fazit Im vergangenen Jahr haben die Corona-Pandemie und die Abstimmung zur Konzernverantwortungsinitiative die Wahrnehmung von NPO und ihrer Tätigkeit geprägt: • Die Beachtung und Darstellung von NPO rechtsthemen an Bedeutung gewonnen. • Die Corona-Pandemie bleibt als Quer- und ihrer Hilfstätigkeit in den Medien Der kontrovers bewertete Bereich So- schnittsthema nach wie vor relevant. hängt stark von übergeordneten The- ziales verliert an Resonanz. Das Engagement von NPO zur Bekämp- mentrends ab. NPO sind nur bedingt in fung von gesundheitlichen und sozialen der Lage, darauf einzuwirken. • Die KVI hat zu einer weiteren öffentli- Folgen wird medial positiv bewertet. chen Politisierung des NPO-Sektors ge- • Themenkonjunkturen bestimmen auch, führt. Ob und wie sich NPO politisch • NPO können in der Öffentlichkeit nach welche Bereiche Resonanz erhalten und positionieren dürfen, stellt eine brisan- wie vor aus einer Position der Stärke wie sie bewertet werden. Im Zeitverlauf te Frage dar. Sie wird den Sektor vermut- agieren. Private Hilfe wird positiver be- haben Gesundheits- und Menschen- lich auch in Zukunft beschäftigen. wertet als behördliche Hilfe. Zur Methodik des Themenradars Für den «Themenradar» wurde die Berichterstattung über das Beiträgen überwiegt ( positiv, negativ, neutral oder kontrovers ), Thema «Spenden und Helfen» in 20 Schweizer Leitmedien mittels welcher Tätigkeitsbereich im Zentrum steht ( Entwicklungszusam- manueller Inhaltsanalyse untersucht ( Mediensample vgl. Tabelle menarbeit, Gesundheit, Katastrophenhilfe, Menschenrechte, Mig- unten ). Für den Zeitraum vom 1.1.2016 – 30.6.2021 wurden ins ration, Soziales, Umwelt, Governance oder Spendenpraxis ) und ob gesamt 8252 Beiträge bearbeitet. Die relevanten Beiträge wurden überwiegend private oder staatliche Hilfe im Artikel thematisiert mittels Stichwortsuchen ermittelt und danach von geschulten wird. Codierern bearbeitet. Es wurde erfasst, welche Bewertung in den Mediensample Nationale Leitmedien Boulevard- und Sonntags- und Nachrichtensendungen Online-Newssites Gratismedien Wochenmedien Radio und TV (4 Titel) Le Temps 20 Minuten Le Matin Dimanche 10vor10 (SRF) rts.ch Neue Zürcher Zeitung 20 Minutes NZZ am Sonntag Echo der Zeit (SRF) srf.ch Tages-Anzeiger Blick SonntagsBlick Rendez-vous (SRF) watson.ch Blick am Abend SonntagsZeitung Tagesschau (SRF) Le Matin Weltwoche WochenZeitung
SPENDENREPORT 2021 13 Die Stimmen Kommentar von Bernd Steimann, Helvetas der NPO Entwicklung ist stets Resultat politischer Entscheidungen zur KVI Der Themenradar 2021 Dr. Bernd Steimann ist bei zeigt, dass die Konzern- Helvetas verantwortlich für Entwicklungspolitik. verantwortungsinitiative (KVI) zu einer öffentli- chen Politisierung des D ie Debatte zur Konzernverantwortungsinitiative hat einer breiten Öffentlichkeit erstmals vor Augen ge- NPO-Sektors geführt hat. führt, wie eng weltweite Armutsbekämpfung, Um- weltschutz und nachhaltige Entwicklung mit politischen Die Frage, ob und wie Fragen verknüpft sind. Normalerweise erhalten Spenderin- nen und Spender von Entwicklungsorganisationen vor al- sich NPO politisch posi- lem Informationen über die Wirksamkeit ihrer Projekte. Nun aber wurden sie zusätzlich auf die Konsequenzen hin- tionieren dürfen, wurde gewiesen, die wirtschaftspolitische Entscheide in der heftig diskutiert. Das Schweiz für Menschen in Ländern des Südens haben kön- nen. Dieser neue Fokus, dieser Rollenwandel hat manche ir- sagen drei politisch enga- ritiert, manche gar verärgert – die anhaltende parlamenta- rische Diskussion darüber, ob und wie sich NPO politisch en- gierte NPO dazu. gagieren sollen, zeugt davon. International tätige Entwicklungsorganisationen wie Helvetas würden jedoch ihren Grundauftrag missachten, wenn sie sich nicht auch mit Politik beschäftigten. Denn Ent- wicklung ist immer auch Resultat politischer, wirtschaftli- cher und gesellschaftlicher Entscheidungen. Regeln und Ge- setze bestimmen unser Handeln, sie legen fest, was wir tun können und was nicht – das gilt in der Schweiz ebenso wie in den Ländern des Südens. In der globalisierten Welt, in der wir heute leben, ist des- halb nicht nur wichtig, wie vor Ort entschieden und regu- liert wird. Ebenso gilt es zu verstehen, was Entscheide, die in Bundesbern oder in Schweizer Konzernzentralen gefällt werden, für das Leben von Menschen in Entwicklungslän- dern konkret bedeuten. Fällt die Bilanz klar negativ aus, wä- re es unverantwortlich, die Hände in den Schoss zu legen – ganz besonders, weil die betroffenen Menschen hierzulan- de keine Stimme haben. Als Land, das wie kaum ein anderes vernetzt ist und von der Globalisierung profitiert, trägt die Schweiz eine beson- dere Verantwortung. Mit ihrem transparenten politischen Engagement sorgen NPO auch in Zukunft dafür, dass sich Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit immer wieder an die- se Verantwortung erinnern und ihr Handeln bei Bedarf überdenken. ■
14 SPENDENREPORT 2021 Kommentar von Alexandra Karle, Amnesty International Schweiz «Wir appellieren für Menschenrechte an die gesamte Stimmbevölkerung» A mnesty International ist eine Men- bevölkerung. So auch bei der Konzernver- schenrechtsorganisation. Unsere antwortungsinitiative, die in Anlehnung an Argumente basieren immer auf den die Uno-Leitprinzipien für Wirtschaft und geltenden Menschenrechtsnormen im Völ- Menschenrechte grössere Sorgfaltspflich- © Amnesty International Schweiz kerrecht. Das sind etwa der internationale ten für multinationale Unternehmen im Pakt über bürgerliche und politische Rech- hiesigen Recht verankern wollte. te, der internationale Pakt über wirtschaft- Um den Schutz der Menschenrechte liche, soziale und kulturelle Rechte, die nachhaltig zu verbessern, ist ein politisches Anti-Folter-Konvention oder die europä Engagement unabdingbar. Sei es auf inter- ischen Menschenrechtskonvention. Wir nationaler Ebene (Uno, internationale kämpfen Seite an Seite mit Opfern von Men- Finanzinstitutionen, OECD usw.) oder eben schenrechtsverletzungen. Das können zu- Alexandra Karle ist Geschäfts auf nationaler Ebene. Deshalb sind wir aber rückgewiesene und misshandelte Mi leiterin der Schweizer Sektion von noch lange keine politische Organisation. grant*innen an den europäischen Aussen- Amnesty International. Der Vorwurf der «Politisierung» von Nicht- grenzen sein, vertriebene Angehörige indi- regierungsorganisationen wird in vielen gener Gemeinschaften in Brasilien, Bewoh- Staaten weltweit eingesetzt, um Menschen- ner*innen des ölverschmutzten Nigerdeltas oder Kinder in rechtsaktivist*innen zu diskreditieren und gemeinnützige Bergbauminen im Kongo. Parallel dazu setzen wir uns dafür Organisationen zu schwächen bzw. von den wirklich rele- ein, dass Regeln zum Schutz von Menschenrechten einge- vanten Debatten und Entscheiden fernzuhalten. halten oder verbessert werden, auch hier in der Schweiz, Auch der vermeintliche Gegensatz zwischen «der Wirt- und auch für den Privatsektor. schaft» und den Nichtregierungsorganisationen ist falsch. Um verletzliche Gruppen wirksam zu schützen und die Zahlreiche Unternehmer*innen haben – ebenso wie die Ursachen von Menschenrechtsverletzungen zu beseitigen, Mehrheit der Stimmbevölkerung – die Konzernverantwor- wenden wir uns an politische Entscheidungsträger*innen. tungsinitiative unterstützt. Übrigens finanziert sich In der direkten Demokratie der Schweiz – mit dem Volk als Amnesty International fast ausschliesslich über Mitglie Souverän – richten sich unsere Appelle und Argumente bei derbeiträge und Privatspenden und nicht über staatliche wichtigen Menschenrechtsvorlagen an die gesamte Stimm- Gelder. ■ Kommentar von Bernd Nilles, Fastenopfer Politisches Engagement ist Teil der Entwicklungszusammenarbeit I m Nachgang zur Abstimmung über mapolitik und nicht allein Nothilfe. Das ent- die Konzernverantwortungsinitiative wicklungspolitische Engagement ist des- wurde im letzten Winter von bürgerli- halb ein fester Bestandteil der Entwick- cher Seite eine Diskussion zum politischen lungsarbeit und macht sie wirksamer. Engagement der Hilfswerke losgetreten. Fastenopfer legitimiert seine Arbeit im- Verschiedene Vorstösse wurden dazu im mer aus der Perspektive der Betroffenen des © Fastenopfer/Fabian Biasio Parlament eingereicht. Gemeinsam ist die- globalen Südens und betätigt sich nur bei sen Vorstössen, dass sie versuchen, den politischen Themen, die eine globale Aus- Handlungsspielraum der Zivilgesellschaft wirkung haben. Die Konzernverantwor- einzuschränken, indem sie deren Gemein- tungsinitiative war ein solches Thema. In- nützigkeit, Steuerbefreiung oder staatliche dem wir verbindliche Regeln für hiesige Finanzierung infrage stellen. Bernd Nilles ist Geschäftsleiter Konzerne festlegen, verbessern wir die Si- Auch Fastenopfer ist Teil der Zivilgesell- des Fastenopfers. tuation der Menschen rund um Plantagen, schaft und nimmt zu entwicklungspolitisch Minen und Energiegrossprojekte. Solche relevanten Fragen Stellung. Wir tun dies im Wissen darum, Regeln hätten ein grosses Potenzial, entwicklungspolitisch dass unsere Entwicklungszusammenarbeit zwar vielfältige positiv zu wirken und Armut in der Welt zu mindern. Verbesserungen für arme Menschen im globalen Süden Bei einem Grossteil der politischen Geschäfte in der bringt, dass dies aber nicht reicht. Auch die Schweiz engagiert Fastenopfer sich nicht, denn politisches Rahmenbedingungen, die Armut und Marginalisierung erst Engagement ist nicht unsere Hauptaufgabe. Und wenn wir hervorbringen, müssen verändert werden. Wenn der Klima- uns politisch engagieren, sind wir nie parteipolitisch, aber wandel Hunger verursacht, braucht es auch eine bessere Kli- immer parteilich – aus Solidarität mit den Armen. ■
SPENDENREPORT 2021 15 Corona-Jahr 2020: Weniger Haushalte spendeten mehr Der Swissfundraising Spenden- und Imagebarometer misst seit 2015 alljährlich die Stimmung auf dem Spendenmarkt Schweiz. Dabei geht es um die Sicht der privaten Spenderinnen und Spender. Nach wie vor gilt, trotz Corona-Pandemie: Der private Spendenmarkt ist insgesamt ausserordentlich stabil und robust. Auch wenn sich 2020 Unterschiede zwischen Regionen, Einkommensklassen und Altersgruppen teilweise pointiert akzentuierten. von Ruth Wagner D er pandemiebedingte Einbruch ken, 6000–10 000 Franken pro Monat: der Weltwirtschaft traf die 400 Franken, mehr als 10 000 Franken: Schweiz 2020 weniger stark als 500 Franken ) sowie stark altersab zeitweise erwartet. Mit einer Abnah- hängig. Jüngere Menschen spenden im me des Bruttoinlandprodukts um Schnitt am wenigsten ( unter 34 Jah- − 2.9 % ist die Rezession aber deutlich ren: 200 Franken ) und Ältere deutlich grösser als zur Finanzkrise 2009. His- mehr ( älter als 55 Jahre: 500 Fran- torisch wird sie nur von der Ölkrise ken ). Während bei 35–44-Jährigen 1975 übertroffen. ( die Jungfamilienphase ist traditionell keine spendenintensive Periode und Spendenhöhe und Häufigkeit Familien hatten – beispielsweise – mit Ruth Wagner ist Autorin der Gefühlte Bedrohung und wirtschaft- Home-Schooling 2020 sicher zusätz- Spendenmarktstudie Schweiz lich konnotierte Existenzängste haben lich andere Probleme zu bewältigen ) im Auftrag von Swissfundrai- einen deutlich direkteren und unmit- mit der Spendenbereitschaft auch die sing, wo sie bis 2018 auch im telbaren Einfluss auf das Spendenver- Spendenhöhe sank, stieg sie mit Vorstand war. Sie ist Geschäfts- halten bestimmter Bevölkerungs- zunehmendem Alter ab 45 Jahren führerin von one marketing in schichten. Und Corona akzentuierte deutlich an: 45–54-Jährige spendeten Zürich. bestehende Unterschiede, ja Gräben im Schnitt 400 Franken ( +15 % ), zwischen Regionen, Klassen, Stadt 55–69-Jährige im Vergleich zum Vor- und Land. jahr unverändert 500 Franken und Das zeigt sich auch in der Spenden- Menschen, die älter als 70 waren mit höhe: Weniger Schweizer Haushalte 500 Franken sogar 25 % mehr als 2019. spendeten 2020 im Gesamtschnitt Diejenigen Rentner und Rentnerin- mehr, nämlich 350 Franken im Jahr nen, die einen Beitrag leisteten, haben und damit 16 % mehr als im Vorjahr anders als jüngere Haushalte signifi- ( konstant seit 2015, 300 Franken pro kant mehr gespendet. Im Corona-Jahr Jahr ). Dabei spendeten Haushalte aus 2020 kam es damit zu einer «ausglei- der Deutschschweiz ( 400 Franken ) chenden Solidarität, die jedoch be- und dem Tessin ( 350 Franken ) am stehende Unterschiede noch verstärk- meisten und mehr als im Vorjahr ( 2019 te: Wer geben konnte, gab etwas mehr – D: 350 Franken, I: 300 Franken ), wäh- wer gefühlt existenziell bedroht war, rend die Romandie mit 200 Franken gab nicht weniger, sondern gar nicht. unverändert seit 2017 am tiefsten Die höchste Einzelspende bleibt mit liegt. 150 Franken im Vergleich zum Vorjahr Die Beitragshöhe ist zudem wesent- konstant. Auch 2020 kommt fast die lich einkommensabhängig ( weniger Hälfte des Spendenbudgets nur einer als 6000 Franken pro Monat: 200 Fran- Organisation zu, der man auch in Kri-
16 SPENDENREPORT 2021 senzeiten treu bleibt: Die Verteilung mit 20 % ein, was wesentlich mit den geleisteter Spenden zeigt, dass die ältesten Bevölkerungsgruppen und wichtigste Spende unverändert blieb wohl auch mit dem nicht oder nur ein- und bei den weiteren Beiträgen neu geschränkt möglichen Kirchgang zu entschieden wurde. Man machte viel- tun hat. leicht eine Spende weniger, staffelte anders oder spendete zusätzlich situ- An wen gehen die Spenden? ativ. Abgenommen hat dabei nur das Die hinsichtlich Anzahl Spenden rele- Segment 3 bis 6 Spenden pro Jahr vantesten Organisationen bleiben ( −11 % ), Zuwachs hatte jedoch das Seg- auch 2020 und seit 5 Jahren dieselben, ment 11 und mehr Spenden ( 28 % ). die Marktstellung und der Bekannt- heitsgrad sind vergleichsweise robus- Wer spendete wofür? te Grössen. Gleichwohl korrelieren 2020 teilen sich die beliebtesten Spen- ihre Themenbereiche deutlich mit den denthemen der Vorjahre weiterhin die am häufigsten genannten Spenden- Spitzenplätze, allerdings mit Schwan zwecken. kungen: Das Thema «Natur- und Um- 2020 war das Jahr nationaler The- weltschutz» konnte den Zuwachs aus men und Tätigkeiten, als entsprechend der Klimabewegung noch ausbauen glaubwürdig galten diejenigen Hilfs- ( + 4 % ) und erhält nun gleich viele Nen- werke, die sich auch in der Schweiz nungen an effektiven Spenden wie das und in den ( system- )relevanten Berei- Topthema «Kinder und Jugendliche» chen engagieren. So konnten Caritas, ( 52 % ), gefolgt von «Menschen mit Be- Heilsarmee und Rotes Kreuz ihre hinderung» ( 50% ), das gegenüber dem Spendenanteile bis zu 25 % ausbauen. Vorjahr jedoch 7 % einbüsste. Dies zählte deutlicher für Altersgrup- Die Corona-Krise – flankiert von do- pen ab 55 Jahren, während Menschen minierender medialer Krisenkommu- unter 45 wohl eher praktische oder nikation – zeigt ihren Einfluss auf rein ökonomische Gründe hatten, Spendenthemen mit entsprechenden wenn sie im Corona-Jahr mit einge- Verschiebungen deutlich: Mehr noch schränkten Bewegungsmöglichkeiten als eine Gesundheitskrise war Corona und entsprechend geringerem Unfall- eine Inlandkatastrophe mit anhaltend risiko zum Beispiel die Rega oder die nationalem Fokus. Schweizer Solidari- Paraplegiker-Stiftung nicht berück- tät im Private-Public-Bereich begüns- sichtigten. tigte quer über alle Altersgruppen und Gerade in der Gesundheitskrise Regionen deutlich Themen wie «Katas- blieb Krankheitsforschung wichtig – trophenhilfe» ( +12 % ), «Ältere Men- und Themen wie Natur- und Umwelt- schen» ( +4.5 % ), «Armutsbekämpfung schutz hatten Bestand, obschon gera- in der Schweiz» ( +3.6 % ) oder «Bergbe- de jüngere Menschen insgesamt ihr völkerung» mit sogar 30 % Zuwachs. In Engagement hier im Vergleich zum Bezug auf situative Solidarität sicher Vorjahr reduzierten: vielleicht – dies besonders aufschlussreich ist auch der als These – mit dem Motiv, «weniger enorme Anstieg im Bereich Spenden aktives Mitmachen möglich». für «Kulturelles» ( +25 % ) – wobei Nachbarschaftsh ilfe wie Einkäufe, Warum Menschen spenden Freiwilligenarbeit und etwa Crowd Auch wenn es 2020 weniger Menschen funding für Kultur und Gastronomie getan hatten, bleibt die Grundstim- in der vorliegenden Erhebung ( Grün- mung gegenüber dem Spenden in der de: Studienanlage /Eigenaussagen ) Schweiz sehr positiv. 85 % der gesam- nicht trennscharf ein- oder abge- ten Befragungsteilnehmenden bestä- grenzt werden können. tigen, Spenden vermittle «ein gutes Verloren haben ( trotz Verlagerung Gefühl», und 84 % schätzen es, mit der Wahrnehmung und der Kommuni- ihrem Beitrag «etwas bewirken zu kation ab Sommer 2020 ) auch über das können». Psychologisches Hauptmotiv ganze Jahr gesehen «Auslandthemen» ist nach wie vor die Überzeugtheit von wie «Entwicklungszusammenarbeit Anliegen und Engagement einer Orga- ( −3 % ), «Menschenrechte ( −4.3 % ) und nisation ( 91 % ), gefolgt von Solidarität «Flüchtlinge» ( −8.3 % ). Am meisten ( 89 % ) und Dankbarkeit für das eigene büsste jedoch «Religiöses und Kirche» Wohlergehen ( 88 % ). ■
Spendenverhalten 81% der Haushalte 87 % Deutschschweiz 69 % Westschweiz 86 % italienische Schweiz 100 10 100 50 0 350 CHF Spenden pro Haushalt ( Median ) Nach Geschlecht Nach Alter 84% 78% 70 % 83% 88% Frauen Männer 15 bis 34 Jahre 35 bis 54 Jahre 55 bis 99 Jahre
18 SPENDENREPORT 2021 Zentral ist die nahtlose Integration der Kanäle 18 Prozent der Schweizer Bevölkerung spendet im Jahr 2020 digital. 13 Prozent nutzen die digitalen Kanäle unter anderen, 5 Prozent ausschliesslich. Die digita len Spenderinnen und Spender sind typischerweise jünger als 35 Jahre, leben in der Westschweiz und verfügen über ein Haushaltseinkommen von weniger als 6000 Franken. Rein digital spenden typischerweise Männer im Alter zwischen 25 und 34 aus dem urbanen Raum. Die wichtigsten Ergebnisse zum Schwer punktthema des Spenden- und Imagemonitors von Swissfundraising. D ie Spenden, die über digitale Kanäle erfolgten, nahmen ge- SCAN MICH genüber dem Vorjahr um 6,4 % zu. Der Anteil jener Personen, die aus- schliesslich digital spenden, stieg um 25 %. Jener Anteil der Personen, die Spendenmarkt Schweiz unter anderem auch digital spenden, nahm hingegen um fast 86 % zu. Dies Die Studie «Spendenmarkt Schweiz 2020», herausgegeben von macht deutlich, dass digitale Spenden Swissfundraising, der Berufsorganisation für Fundraising-Fachleute, die bestehenden Kanäle nicht verdrän- basiert auf den von DemoSCOPE erhobenen Markt- und Marke- gen, sondern diese ergänzen. tingdaten: Alle Ergebnisse sind repräsentativ für die Schweizer Bevölkerung ab Überholt Twint bald die Kreditkarte? 15 Jahren nach Sprachregion und beziehen sich im Sinn von «Public Das gilt vor allem für digitale Zah- Fundraising» auf private Geldspenden ohne Legate und Grossspenden lungsmittel, die durch die Pandemie (geglättete Datenbasis). Explizit ausgeschlossen sind Spenden von zusätzlich Auftrieb erfuhren: Zwar Firmen, Zuwendungen von Stiftungen sowie Sponsoring. erfolgten auch im Jahr 2020 immer Nach mittlerweile fünf Erhebungsperioden mit konstanter Methodik noch am meisten online-Spenden mit- liegt eine robuste Messreihe vor, welche Vergleiche, Bezüge und auch tels Kreditkarte ( 43 % ). Dieser Kanal die Interpretation von Entwicklungstendenzen zulässig macht. verzeichnete mit 40 % auch weiterhin Die Befragungsanlage gliedert sich in zwei Instrumente: Spendenbaro- das grösste Volumen und die höchste meter und Imagebarometer, mit einem je unterschiedlichen Teil Durchschnittsspende. Auf Platz 2 hat nehmerfeld (zwei Stichproben) und unabhängiger Methodik. Für die sich jedoch in nur einem Jahr Twint im vorliegenden Spendenreport verdichtete Marktbetrachtung werden mit 29 % der Transaktionen etabliert. ausgewählte Ergebnisse aus beiden Erhebungen konsolidiert. Das ist ein Zuwachs von 257 %. Bezugsquelle der Studie: info@swissfundraising.org
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