Reproductive Justice: Impulse für intersektionale Bevölkerungsgeographien

Die Seite wird erstellt Christopher Schröder
 
WEITER LESEN
supported by
Geogr. Helv., 77, 133–139, 2022
https://doi.org/10.5194/gh-77-133-2022
© Author(s) 2022. This work is distributed under
the Creative Commons Attribution 4.0 License.

                             Reproductive Justice: Impulse für
                         intersektionale Bevölkerungsgeographien
                                                                Susanne Hübl
             Institut für Geographie, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Heisenbergstr. 2, 48149 Münster,
                                                         Deutschland
                                Correspondence: Susanne Hübl (susanne.huebl@uni-muenster.de)

              Received: 6 January 2021 – Revised: 6 January 2022 – Accepted: 20 January 2022 – Published: 16 March 2022

        Kurzfassung. Black women are three to four times more likely to die during childbirth than white women. Re-
        search in population geography and demography highlight factors such as educational background or access to
        health services as social determinants of fertility, to better understand these reproductive inequalities. Notwith-
        standing these determinants are key causes for reproductive outcomes, the question of how these determinants
        are embedded in global power relations remains mainly unresolved. As a feminist science intervention, this artic-
        le develops two impetuses for a power-sensitive, intersectional knowledge production in the field of population
        geographies. Therefore, the article cursorily refers to current activist protests in the name of reproductive justice,
        a concept developed by black feminists in the US. It argues that a multi-scalar analysis of reproductive relati-
        ons helps to shift the focus from the demographic question „who is born?“ to „how are life chances unevenly
        distributed?“. Reproductive justice suggests that smaller scales such as the body or the womb constitute helpful
        analytical entry points to disentangle the powerful webs, within which reproductive outcomes are embedded.
        Finally, the article outlines a future research design towards geographies of reproductive justice.

1   Einleitung                                                           fehlende medizinische Versorgung wichtige Ursachen die-
                                                                         ser reproduktiven Ungleichheiten dar, jedoch werden sie sel-
Schwarze Frauen1 sterben in den USA drei bis viermal häufi-              ten als eingebettet in gesellschaftliche Machtstrukturen ver-
ger während einer Geburt als weiße (Villarosa, 2018). Bei der            standen. Denn obgleich die race-spezifischen Unterschiede
Säuglingssterblichkeitsrate und den Frühgeburten ist dieses              als besorgniserregend erkannt werden, werden institutiona-
Verhältnis ähnlich (March of Dimes, 2019). Zur Erklärung                 lisierter Rassismus, obstetrische Gewalt und Transfeindlich-
dieser race-spezifischen Unterschiede wird in gesundheits-               keit im Gesundheitssystem selten als Risikofaktoren in Ge-
politischen und demographischen Debatten zumeist das indi-               nerativitätsstatistiken herangezogen (Bey et al., 2019:8). Ob-
viduelle Verhalten Schwarzer Frauen mit den sozialen Deter-              wohl transgenerationelle Traumata und toxischer Stress auf-
minanten von Gesundheit und Fertilität wie sozioökonomi-                 grund alltäglicher Diskriminierungen Auswirkungen auf die
scher Status, Zugang zum Gesundheitssystem oder Bildung                  reproduktive Gesundheit haben (Lakhani, 2019), werden die
in Zusammenhang gebracht. Zweifelsohne stellen Armut und                 Ursachen beispielsweise in Präventionskampagnen zur Re-
    1 Die Datengrundlage zu Müttersterblickeit und Frauen im ge-
                                                                         duktion der Mütter- und Säuglingssterblichkeit häufig bei
                                                                         dem Verhalten der Mütter selbst gesucht (Brunson und Suh,
bärfähigen Alter basieren in den meisten amtlichen Statistiken nach
                                                                         2019; Sziarto, 2017). Die Ausblendung der machtgeladenen
wie vor auf einem binären Geschlechterdenken und reproduzieren
dieses. Die Tatsache, dass Personen mit Uterus sich nicht zwangs-
                                                                         reproduktiven Relationen in bevölkerungswissenschaftlichen
läufig als Frauen identifizieren und als potentielle Mütter adressiert   Analysen prägt folglich auch die gesundheitspolitische Her-
werden können berücksichtige ich in diesem Artikel. Wenn ich mich        angehensweise an ebendiese Problemlagen.
auf statistische Daten beziehe, verwende ich dieser repräsentativen         In der Bevölkerungsgeographie, als eine Disziplin, die tra-
Lücke getreu nur die Kategorie Frau/Mutter, in allen anderen Fällen      ditionell demographische Prozesse wie z. B. Müttersterb-
ergänze ich ein*.

Published by Copernicus Publications for the Geographisch-Ethnographische Gesellschaft Zürich & Association Suisse de Géographie.
134                                   S. Hübl: Reproductive Justice: Impulse für intersektionale Bevölkerungsgeographien

lichkeitsentwicklungen in ihren räumlichen und zeitlichen        2   Familienplanung – eine freie Entscheidung?! Das
Ausprägungen untersucht, werden seit einigen Jahren frucht-          Konzept der reproductive justice
bare Vorschläge formuliert, das machtgeladene Gewebe, in
das demographische Prozesse eingebettet sind, genauer zu              There is no choice where there is no access (Sister-
beleuchten. So dekonstruieren Foucault-inspirierte Bevölke-           Song Women of Color Reproductive Health Col-
rungsgeograph:innen die sozioräumlichen und verkörperten              lective, 2021:97).
Dimensionen machtvoller Biopolitiken, indem sie der de-
mographischen Frage nachgehen: „Within any given place,             Reproductive justice basiert auf der Überzeugung, dass
who lives, who dies, and who decides?“ (Tyner, 2013:702).        Entscheidungen rund um Familienplanung und Elternschaft
Mit dieser Frage rücken die Politiken und performativen          keine ausschließlich individuellen sind, sondern immer
Praktiken in den Fokus, die menschliche Körper und zu-           schon von institutionalisierten Machtverhältnissen wie Ras-
künftiges Leben als „surplus“ (ibid.), prekär oder vermeid-      sismus, Ableismus oder Klassismus mitgeprägt, beschränkt
bar markieren (Legg, 2005). Mit dieser Machtsensibilität ge-     und verunmöglicht werden (Ross und Solinger, 2017). So
raten auch die Grundkonstellationen demographischer und          widersetzen sich Initiativen wie Sister Song (https://www.
bevölkerungsgeographischer Wissensproduktion zunehmend           sistersong.net/, letzter Zugriff: 15. März 2022) oder Califor-
in die Kritik: So analysieren beispielsweise Hannah (2009),      nia Latinas for Reproductie Justice (https://californialatinas.
Wintzer (2017) und Schultz (2018, 2019), wie vermeintlich        org/, letzter Zugriff: 15. März 2022) der universalisierenden
apolitische und neutrale bevölkerungsstatistische Praktiken      Annahme, individuelle reproduktive Entscheidungen (choi-
des Zählens, Kategorisierens und Visualisierens – als macht-     ce) könnten losgelöst von machtvollen Fragen des Zugangs
volle gouvernementale Praktiken – verkörperte Ungleich-          (access) zu beispielsweise Gesundheitsleistungen getroffen
heiten permanent (re-)produzieren. In diesem Zusammen-           werden. Vielmehr machen sie in ihren politischen Forde-
hang geraten auch gängige Modelle wie das des demogra-           rungen auf die „stratifizierte, also hierarchisch angeordne-
phischen Übergangs (Murphy, 2017) oder die Interpretatio-        te Politik des Kinderbekommens und mit Kindern Lebens“
nen nationaler Sex Ratios (Bhatia, 2020) auch aus der Per-       (Schultz, 2021:97) aufmerksam, die sich in den gewaltvollen
spektive der feministischen Wissenschafts- und Technikfor-       Facetten reproduktiver Unterdrückungsformen besonders ge-
schung auf den Prüfstand. Nicht zuletzt betonen Robbins und      genüber marginalisierten Frauen* widerspiegelt. So hindern
Smith die Notwendigkeit feministischer und intersektionaler      beispielsweise fehlende finanzielle Ressourcen und ein un-
Erweiterungen des klassischen bevölkerungsgeographischen         sicherer Aufenthaltsstatus geflüchtete Frauen* in den Lagern
Kanons, die eine wissenschaftliche Praxis für reproduktiv-       an der Grenze zu Mexiko daran, einen gewünschten Schwan-
gerechte Zukünfte und Visionen ermöglichen (Robbins und          gerschaftsabbruch auch realisieren zu können. Denn die feh-
Smith, 2016; vgl. auch: Underhill-Sem, 2017).                    lende Kostenübernahme und bürokratischen Abläufe in den
   In diesem Beitrag schließe ich an diese Diskussionen um       staatlichen Immigration Detention Centers hebeln das Recht
neue Ansätze in den Bevölkerungsgeographien (Wehrhahn            auf sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung häufig aus
und Sandner Le Gall, 2021; Wintzer und Siedhoff, 2019;           (Holter, 2022) – von dem in vielen Staaten wieder etablierten
Tyner, 2016) an, indem ich zwei Impulse für einen dezi-          Abtreibungsverbot ganz zu schweigen.
diert intersektionalen bevölkerungsgeographischen Umgang            Entstanden ist die Forderung nach reproductive justi-
mit dem Phänomen der Generativität formuliere. Diese Im-         ce durch eine Gruppe Schwarzer Frauen, die im Rah-
pulse begreife ich im Sinne einer feministischen Wissen-         men einer ProChoice-Gesundheitskonferenz in Chicago im
schaftskritik als other-worlding. Als worlding wird „die Pra-    Jahr 1994 eine intersektionale Erweiterung bisheriger repro-
xis der Wissenschaft [bezeichnet], definieren zu können, wel-    duktiver Rechte formulierte (Ross, 2021:17). Loretta Ross,
chen Zugriff auf die Welt sie als relevant erachtet“ (Dzudzek    damals eine der Aktivist:innen und heute eine der wich-
und Strüver, 2020:14). In der wissenschaftlichen Praxis eine     tigsten Vertreter:innen der Bewegung, beschreibt es so:
Perspektive auf Orte einzunehmen, die globales Wissen und        „Wir nehmen sämtliche öffentliche Politiken unter die Lu-
Machtverhältnisse nicht nur fortschreiben, sondern anfech-       pe, um (. . . ) unerwartete Zusammenhänge zu berücksichti-
ten (Biehl, 2016:135, zit. in: Dzudzek und Strüver, 2020:14),    gen, die das Kinderkriegen und die Elternschaft beeinflus-
ist daher ein ,anderes wissenschaftliches Weltmachen‘. Die       sen“ (Ross, 2021:23). Damit geraten zunächst sehr dispa-
Impulse für ein bevölkerungsgeographisches other-worlding        rat erscheinende Aspekte wie die Verfügbarkeit von bezahl-
entwickle ich in dichter Auseinandersetzung mit dem Kon-         barem Wohnraum, der Zugang zu angemessener Gesund-
zept der reproductive justice, welches ich zunächst kurz ein-    heitsversorgung, Polizeigewalt oder das Leben in Gefangen-
führe und daran anschließend sein Potential für eine intersek-   schaft ebenso in den analytischen Blick reproduktiver Ent-
tionale bevölkerungsgeographische Wissensproduktion aus-         scheidungen wie der Aufenthaltsstatus, Zugang zu sauberem
lote, worauf ich abschließend einen Ausblick auf ein zukünf-     Trinkwasser, Bildungsmöglichkeiten oder die Kreditwürdig-
tiges Forschungsprogramm zu den Geographien reprodukti-          keit (ebd.).
ver Gerechtigkeit gebe.                                             Insgesamt geht es in der Auseinandersetzung mit repro-
                                                                 ductive justice also zunächst um eine umfassende Thema-

Geogr. Helv., 77, 133–139, 2022                                                      https://doi.org/10.5194/gh-77-133-2022
S. Hübl: Reproductive Justice: Impulse für intersektionale Bevölkerungsgeographien                                          135

tisierung reproduktiver Ungleichheiten in ihre kapitalisti-       und Spannungen mit sich bringt, die zweifelsohne notwen-
schen, rassifizierten und neomalthusianischen Dimensionen         dig sind – hier aber zu weit gehen (als erste Annäherung dazu
hinein. Zentralen Ausgangspunkt stellen hierfür die verkör-       Kyere, 2021).
perten Erfahrungen Schwarzer und indigener Frauen* sowie
von Frauen* of Color dar. Gleichzeitig geht es nicht nur dar-     3     Mit reproductive justice zu intersektionalen
um, sich „mit den alltäglichen gelebten Praktiken der Dis-              Bevölkerungsgeographien
kriminierung und strukturellen Gewalt zu befassen, sondern
auch die Wahrheitsproduktionen über ,Bevölkerung‘ in Frage        Im Folgenden skizziere ich ausgehend von aktuellen Forde-
zu stellen, die diese Praktiken begründen und legitimieren“       rungen um reproductive justice zwei Impulse für eine in-
(Schultz, 2021:97).                                               tersektionale Wissensproduktion in der bevölkerungsgeogra-
   Es ist dieser von Susanne Schultz skizzierte doppelte Cha-     phischen Forschung.
rakter, den ich im Folgenden mobilisieren möchte. Ich rekur-
riere auf reproductive justice als fruchtbares Reflexions- und
                                                                  3.1    Dem Geflecht reproduktiver Relationen nachspüren
Erkenntnisinstrument (vgl. Ross, 2021:24), um die bisherige
bevölkerungsgeographische Wissensproduktion um mensch-            Die race-spezifischen Unterschiede in der Müttersterblich-
liche Generativität intersektional zu erweitern. Dafür for-       keit in den USA werden von diversen Akteur:innen thema-
muliere ich zwei Impulse, wie eine andere bevölkerungs-           tisiert und versucht präventiv zu vermeiden (Oparah et al.,
wissenschaftliche Forschungspraxis aussehen kann, die zen-        2018). So treten auch radikale Doulas mit der Forderung
trale Forderungen um reproductive justice ernst nimmt –           #BirthingJustice für die Reduktion der Mütter*sterblichkeit
nämlich ,Dem Geflecht reproduktiver Relationen nachspü-           marginalisierter Frauen* ein (Oparah, 2015). Doulas be-
ren‘ und ,Von der Gebärmutter aus Globales betrachten‘. Da-       gleiten Gebärende nicht nur prä- und postnatal, sondern
mit thematisiere ich auch, inwiefern sich reproduktive Un-        sie verstehen sich auch unter der Geburt als emotiona-
terdrückungsformen in der bisherigen Konzeption von be-           le Stütze und Advokatin:innen gegenüber Ärzt:innen, Heb-
völkerungswissenschaftlichem Wissen niederschlagen. Mei-          ammen oder dem Personal in Geburtshäusern (ebd.). Dar-
nen Beitrag verorte ich demensprechend auf der Ebene ei-          über hinaus reicht die Arbeit sogenannter ,full-spectrum‘
ner feministischen wissenschaftskritischen Intervention, die      Doulas über die Geburtsbegleitung von Frauen of Co-
eine Wissensproduktion forciert, welche von einer grund-          lor hinaus: Sie sind auch erste Anlaufstelle und emotio-
sätzlichen Relationalität, Situiertheit und Machtgeladenheit      nale Unterstützung bei Schwangerschaftsabbrüchen, Ad-
akademischer Faktenproduktion (Haraway, 2013; vgl. auch           optionen und Fehlgeburten für alle Frauen* (Bey et al.,
Mendel, 2015) ausgeht.                                            2019). In den USA entstehen in den letzten Jahren ver-
   Durch meinen Blickwinkel als im deutschsprachigen              mehrt Doula-Kollektive wie das Ancient Song Doula Col-
Raum situierte, weiße Person habe ich jedoch nur einen be-        lective (https://www.ancientsongdoulaservices.com/, letzter
grenzten Zugang zu den Komplexitäten aktueller Kämpfe um          Zugriff: 15. März 2022), Tewa Women United (https:
reproductive justice. Die kursorischen Bezüge zu den aktivis-     //tewawomenunited.org/, letzter Zugriff: 15. März 2022)
tischen Forderungen #Black Birthing Justice und #NoDAPL           oder Uzazi Village (https://uzazivillage.org/, letzter Zugriff:
im folgenden Kapitel beruhen auf einer Internetrecherche          15. März 2022), die durch ihre fürsorgende und intensive Be-
und keiner ausdifferenzierten empirischen Forschung. Ich          gleitung schwangerer Personen of Color nicht nur das der-
ziehe sie als Denkhilfen zur Plausibilisierung meiner ar-         zeitige Gesundheitssystem bereichern, sondern ihre Arbeit
gumentativen Schritte heran, ohne sie dabei romantisieren         auch als community-basiert und radikal politisch begreifen
oder instrumentalisieren zu wollen. Vielmehr möchte ich da-       (Davis, 2019). Als politisch verstehen sie sich deshalb, weil
mit, wie es Loretta Ross formuliert, die künstliche Tren-         sie ungewollte Kaiserschnitte, Gewalterfahrungen unter Ge-
nung zwischen wissenschaftlichen Theoretisierungen und            burt, Diskriminierungen von nicht-binären Personen mit Ute-
aktivistischer Praxis aufbrechen und das Wissen reproduktiv-      rus, aber auch die fehlenden finanziellen Ressourcen für die
gerechter Aktivismen als wissenschaftliches Wissen sicht-         Kosten eines Schwangerschaftsabbruches nicht als individu-
bar machen (Ross, 2021:30). Denn in der wissenschaftli-           elle Einzelfälle begreifen, sondern eingebettet in ein macht-
chen Praxis eine Perspektive auf konkrete Orte einzuneh-          volles Geflecht reproduktiver Unterdrückungsformen (Apfel,
men, an denen Forderungen nach reproductive justice for-          2016). Radikale Doulas begreifen ihre Arbeit als Stellschrau-
muliert werden, verstehe ich als anderes wissenschaftliches       ben in genau diesem Geflecht machtvoller reproduktiver Re-
Weltmachen. Als eine Strategie des Sichtbarmachens habe           lationen (Apfel, 2016:7).
ich diejenigen aktivistischen Initiativen, die ich beispielhaft      Mit ihrer Forderung nach #Birthing Justice tritt für ei-
herausgreife, mit Hyperlinks im Fließtext versehen. Bei der       ne bevölkerungsgeographische Auseinandersetzung die Fra-
Auswahl habe ich mich ausschließlich auf den angloamerika-        ge in den Vordergrund: ,Wie sind die Chancen auf mütter-
nischen Kontext fokussiert, da reproductive justice hier sei-     liches* Überleben verteilt und welche machtvollen Relatio-
ne Wurzeln hat und die Übertragung beispielsweise in den          nen stehen dahinter?‘ Damit wird statt konkreter Mütters-
deutschsprachigen Kontext weitere Übersetzungsleistungen          terblichkeitsraten und der klassischen bevölkerungswissen-

https://doi.org/10.5194/gh-77-133-2022                                                       Geogr. Helv., 77, 133–139, 2022
136                                    S. Hübl: Reproductive Justice: Impulse für intersektionale Bevölkerungsgeographien

schaftlichen Frage ,Wer stirbt wo?‘ das Zusammenspiel un-         Heiligen Landes der Sioux durchqueren sollen (Lorenzo,
terschiedlichster reproduktiver Relationen, deren numerische      2016). Besonders das Wasser des Missouri und des Oahe
Annäherung diese Raten sind, zentral. Als Aufgabe einer in-       Stausees, welches 10 000 Indigenen als primäre Trinkwas-
tersektionalen Bevölkerungsgeographie lässt sich daraus die       serquelle dient, drohte durch das Bauprojekt kontaminiert
Notwendigkeit einer Analyse der historisch und räumlich ex-       zu werden (Estes und Dhillon, 2019). Sie verorten ihre
tensiven kolonialen Relationen, ökonomischen Beziehungen          drohende Exposition gegenüber Umweltkontaminationen
und vergeschlechtlichten Biopolitiken ableiten, die die un-       und Toxinen in den Kontinuitäten indigener Unterdrückung
gleichen Chancen auf mütterliches* Überleben erst hervor-         und chemischer Gewalt (Champlin, 2016). Die Aktivistin
bringen. In der Analyse steht dann weniger die in der demo-       Kelly Hayes betont, dass der Protest in Standing Rock
graphischen Forschung übliche bivariate Analyse der mütter-       „Teil eines anhaltenden Kampfes gegen koloniale Gewalt
lichen Sterblichkeit mit Determinanten wie sozioökonomi-          ist“ (Hayes, 2016, eigene Übersetzung), denn in der ur-
schem Status oder medizinischer Versorgung im Fokus (kri-         sprünglichen Planung sollte die Pipeline 300 km nördlicher
tisch dazu: Wehrhahn und Sandner Le Gall, 2021:59; Dzud-          entlang der Stadt Bismarck verlegt werden. Doch die
zek und Strüver, 2020). Vielmehr geht es darum, die Ursa-         mehrheitlich von weißen besiedelte Stadt konnte den Bau
chen aufzuspüren, die ,sozioökonomisch schwache‘ Schwar-          mit einer Wasserschutzgenehmigung verhindern (Milman,
ze Mütter mit einer statistisch höheren Wahrscheinlichkeit        2016). Doch mit der geplanten Pipeline stand nicht nur
bei oder nach der Geburt versterben lassen. Hierzu kann es        die Versorgung mit sauberem Trinkwasser auf dem Spiel.
sinnvoll sein, den von radikalen Doulas bereits thematisier-      So erklärte die indigene Journalistin Bogado in einem
ten intersektionalen Verschränkungen in der Gesundheitsver-       Zeitungsinterview „[I]n the Lakota way of understanding,
sorgung und medizinischen Ausbildung, aber auch den pre-          putting water at risk means putting wombs at risk“ (Bogado,
kären Arbeitsverhältnissen und Asylpolitiken nachzuspüren,        2022). Indem die Wasserschützer:innen die Gesundheit ihrer
die das Überleben Schwarzer Mütter* und Mütter* of Color          Gebärmütter durch ihre Exposition gegenüber Umweltkon-
in den USA strukturell verunmöglichen.                            taminationen bedroht sahen und öffentlich skandalisierten
    Ein solcher Blick hinter demographische Raten bringt          (ebd.), verdeutlichen sie ein Verständnis von Reproduktion
zweifelsohne empirische Herausforderungen mit sich: Denn          als einen Prozess, der weit über den einzelnen gebärenden
wie kann angesichts der Diagnose, dass potentiell „alle Po-       Körper hinaus geht (vgl. Shadaan und Murphy, 2020).
litiken auch reproduktive Politiken“ (Briggs, 2018, eigene        Auch die Aktivist*innen des Native Youth Sexual Health
Übersetzung) sind, eine bevölkerungsgeographische Nähe-           Network in Kanada machen die Wirkmächtigkeit globaler
rung – beispielsweise an Ungleichheiten in der Müttersterb-       petrokapitalistischer Produktionsverhältnisse in den Körpern
lichkeit – stattfinden, die nicht in eine relationale Beliebig-   indigener Personen unter dem Slogan „Violence on the
keit abrutscht? Dafür ist eine grundsätzliche Machtsensibili-     land, Violence on our bodies“ (Women’s Earth Alliance
tät sowohl auf epistemologischer als auch methodologischer        und Native Youth Sexual Health Network, 2016) deutlich.
Ebene, wie sie bereits Tyner (2013) eingefordert hat, notwen-     So haben beispielsweise 39 % der Frauen der indigenen
dig. Denn auch wenn mit reproductive justice der Blick auf        Aamjiwnaang Community, die im sogenannten Chemical
eine „scheinbar unendliche Anzahl (. . . ) reproduktiver Un-      Valley Kanadas leben, zwischen 2004 und 2005 mindestens
terdrückungsformen“ (Ross, 2021:27) eröffnet wird, geht           eine Fehl- oder Todgeburt erlebt (Brophy et al., 2012):
es dem Ansatz doch grundsätzlich darum, diejenigen Quer-          „Die chemische Vergangenheit manifestiert sich hier in
verbindungen herauszuarbeiten, die die „größten materiel-         einer Abwesenheit“ (Murphy, 2013, eigene Übersetzung) –
len Unterschiede in den Leben von Menschen produzie-              Menschen, die nicht lebensfähig oder tot geboren wurden.
ren“ (Ross, 2021). Das kontextspezifische Wissen von Ak-             Kämpfe an der Schnittstelle von environmental und repro-
teur:innen wie Radikalen Doulas bietet für die Fokussierung       ductive justice (vgl. Lappé et al., 2019) wie im #NoDAPL
dieser Querverbindungen wichtige Anknüpfungspunkte.               Camp im Norden der USA oder im Chemical Valley Ka-
                                                                  nadas öffnen den Blick auf generatives Verhalten über die
3.2   Von der Gebärmutter aus Globales betrachten
                                                                  in der demographischen Forschung gängige Maßstabsebe-
                                                                  ne der ,individuellen Frau im gebärfähigen Alter‘ und de-
Auch die Wasser-Schützer:innen im #NoDAPL Protest-                ren Bedeutung für die demographische Entwicklung auf na-
camp (https://www.nodaplarchive.com/, letzter Zugriff:            tionaler Ebene hinaus. Vielmehr ist es die Auffassung von
15. März 2022) im Norden der USA machten 2016 in                  „verteilter Reproduktion“ (Murphy, 2013) – weit über die
ihren Forderungen deutlich, dass ihre reproduktive Ge-            Maßstabsebene des einzelnen gebärenden Körpers hinaus,
sundheit keineswegs nur mit ihrem individuellen Verhalten         die die kontextspezifischen Zusammenhänge zwischen lo-
zusammenhängt, sondern eng mit der Kontinuität kolonialer         kal erhöhten Schadstoffbelastungen, globalen petrokapitalis-
Unterdrückung verflochten ist (Tanis et al., 2019). Auslöser      tischen Produktionsverhältnissen und den Gebärmüttern in-
für das Protestcamp der lokalen indigenen Bevölkerung             digener Personen deutlich macht. Daraus leitet sich für eine
in Standing Rock waren die Bauplanungen der Pipeline              intersektionale Bevölkerungsgeographie die Notwendigkeit
Dakota Access, deren Erdölrohre den nördlichen Teil des           ab, diesem multiskalaren Charakter reproduktiver Relatio-

Geogr. Helv., 77, 133–139, 2022                                                      https://doi.org/10.5194/gh-77-133-2022
S. Hübl: Reproductive Justice: Impulse für intersektionale Bevölkerungsgeographien                                           137

nen nachzuspüren. Es sind die kleinräumigen Maßstabsebe-         spannen und dabei die kontextspezifischen „particularities of
nen wie der Körper, die Gebärmutter, die Muttermilch oder        lived oppressions“ (Apfel, 2016:7) herausarbeiten lassen.
die menschlichen Fettzellen, die besonders geeignete Aus-           Nicht zuletzt wirft reproductive justice als aktivistische
gangspunkte darstellen, um den wechselseitigen Verschnei-        Forderung und wissenschaftliche Perspektive auch die Frage
dungen zwischen Intimen und Globalen empirisch zu fol-           auf, inwiefern ,Bevölkerung‘ als Begriff und wissenschaft-
gen – ohne diese jedoch als „eindeutig abgrenzbare Orte“         licher Referenzpunkt mit seinem vielfach problematisierten
(Hutta et al., 2021:225) zu fassen. Stattdessen ist es hilf-     machtgeladenen Ballast (Schultz, 2020; Murphy, 2018) über-
reich, Körper als permeable Entitäten zu begreifen, deren        haupt noch politisch akzeptabel und zeitgemäß ist. So kri-
räumliche und zeitliche Relationen als offenes Beziehungs-       tisieren Feminist:innen seit den 1990er Jahren die gewalt-
gefüge zur Welt von den Wasserschützer:innen thematisiert        förmigen bevölkerungsstatistischen Kurzschlüsse und damit
wird. Hier bieten sich fruchtbare Anknüpfungspunkte zum          legitimierte Bevölkerungspolitiken, die vor allem die repro-
Feld der Feministischen Politischen Ökologie und der In-         duktiven Rechte Schwarzer Frauen* im Globalen Süden ein-
timate Geopolitics (Smith, 2020; Schurr und Militz, 2020)        schränkten (Roberts, 1998) und das in neomalthusianischer
an, die den raumwirksamen Beziehungen zwischen Kör-              Manier auch nach wie vor tun (Bhatia et al., 2019). Eine
pern/Gebärmüttern und globalen Geo-, Bio- und Klimapoli-         Teildisziplin der Geographie, die sich als relational und kri-
tiken analytisch nachgehen. Darüber hinaus sind strategische     tisch versteht und gleichzeitig eine Brücke zur demographi-
Mobilisierungen neuerer biologischer Einsichten und theo-        schen Forschung beibehalten will (vgl. Wehrhahn und Sand-
retische Perspektivierungen aus dem Bereich der feminis-         ner Le Gall, 2021:9), kommt nicht ohne eine engagierte
tischen Neuen Materialismen hilfreich (Alaimo, 2008), die        Auseinandersetzung zu der Frage aus, welche Chancen auf
sich den Körper-Umwelt-Intraaktionen, jenseits eines Ver-        Über*leben unsere Wissensproduktion befördert und welche
ständnisses passiver Körperlichkeit zuwenden (vgl. Strüver       sie verunmöglicht.
und Marquardt, 2021:180).

                                                                 Datenverfügbarkeit. Für diesen Artikel wurden keine Datensätze
                                                                 genutzt.
4   Ausblicke auf ein Forschungsprogramm zu den
    Geographien reproduktiver Gerechtigkeit
                                                                 Interessenkonflikt. Die Autorin erklärt, dass kein Interessenkon-
In diesem Beitrag habe ich entlang des Konzepts der repro-       flikt besteht.
ductive justice zwei Impulse für eine intersektionale bevölke-
rungsgeographische Wissensproduktion formuliert – die ich
                                                                 Danksagung. Mein Dank geht an die Arbeitsgruppe Kritische
als other-worlding begreife. Ich habe die Notwendigkeit ei-
                                                                 Stadtgeographie der Universität Münster sowie die Gutachter*innen
ner Analyse des Geflechts reproduktiver Relationen deutlich
                                                                 für die hilfreichen Kommentare in der Entstehung dieses Beitrags.
gemacht und am Beispiel radikaler Doula-Kollektive in den        Auch danke ich Susanne Schultz und Katharina Hoppe für ihre offe-
USA veranschaulicht. Daran anknüpfend habe ich gezeigt,          nen Gesprächseinladungen zur feministischen Auseinandersetzung
inwiefern eine multiskalare Analyse ebendieser reprodukti-       mit Bevölkerung.
ven Relationen hilfreich ist. Am Beispiel der Wasserschüt-
zer:innen im #NoDAPL Protestcamp habe ich gezeigt, wie
kleinräumige Maßstabsebenen wie die der Gebärmutter ge-          Begutachtung. This paper was edited by Nadine Marquardt and
eignete Ausgangspunkte für diese Analysen darstellen kön-        reviewed by two anonymous referees.
nen.
   Damit habe ich einige konzeptionell-theoretische Vor-
schläge formuliert, die ich nun abschließend konkretisieren
möchte: Ein Forschungsprogramm, das sich den Geogra-             Literatur
phien reproduktiver Gerechtigkeit nähert, stellt die alltäg-
lichen Aushandlungen reproduktiver Selbstbestimmung ins          Alaimo, S.: Trans-Corporeal Feminisms and the Ethical Space
Zentrum seiner Analyse. Im Rahmen einer multisited Eth-            of Nature, in: Material feminisms, Herausgeber: Alaimo,
nographie werden dafür konkrete Orte aufgespürt, an denen          S., Indiana Univ. Press, Bloomington, Indiana, 237–264,
                                                                   ISBN 9780253013606, 2008.
um das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche, dem Zugang
                                                                 Apfel, A.: Birth work as care work: Stories from activist
zu gynäkologischer Versorgung oder sicherer Kinderbetreu-
                                                                   birth communities, Kairos, PM Press, Oakland, California,
ung gerungen wird. Von dort aus werden mittels teilnehmen-         ISBN 9781629631516, 2016.
der Beobachtungen, Interviews mit Initiativen und narrati-       Bey, A., Brill, A., Porchia-Albert, C., Gradilla, M. und Strauss,
ven Interviews zur eigenen Reproduktionsbiographie (Perler         N.: Advancing Birth Justice: Community-Based Doula Mo-
und Schurr, 2021) methodische Ansätze mobilisiert, die die         dels as a Standard of Care for Ending Racial Disparities,
verkörperten Verwobenheiten reproduktiver Relationen auf-          https://b5c19f22-2ef4-49b4-94b0-7621fdb5dbba.filesusr.com/

https://doi.org/10.5194/gh-77-133-2022                                                       Geogr. Helv., 77, 133–139, 2022
138                                          S. Hübl: Reproductive Justice: Impulse für intersektionale Bevölkerungsgeographien

  ugd/f36f23_7d936f97617a4e34aaddd8a052ac1de6.pdf (letzter                 Holter, L.: Detained Immigrant Women Are Facing A Grueling Ab-
  Zugriff: 13. März 2022), 2019.                                             ortion Struggle, https://www.bustle.com/p/detained-immigrant-
Bhatia, R.: Tricky Tools for Feminist Struggle: Sex Ratios as Indica-        women-are-facing-a-grueling-abortion-‚struggle-50388, letzter
  tors of the Status of Women and Girls, Catalyst: Feminism, Theo-           Zugriff: 13. März 2022.
  ry, Technoscience, 6, https://doi.org/10.28968/cftt.v6i2.32805,          Hutta, J., Klosterkamp, S., Laketa, S., und Marquardt, N.: Emo-
  2020.                                                                      tionen und Affekte, in: Handbuch Feministische Geographien:
Bhatia, R., Sasser, J. S., Ojeda, D., Hendrixson, A., Na-                    Arbeitsweise und Konzepte, Herausgeber: Autor*innenkollektiv
  dimpally, S. und Foley, E. E.: A feminist exploration                      Geographie und Geschlecht, Verlag Barbara Budrich, Berlin,
  of ,populationism‘: engaging contemporary forms of                         215–238, ISBN 978-3-8474-2373-7, 2021.
  population control, Gender Place Cult., 44, 1–18, htt-                   Kyere, A.: Kämpfe verbinden. Reproductive Justice auf deutsche
  ps://doi.org/10.1080/0966369X.2018.1553859, 2019.                          Verhältnisse übertragen, in: Mehr als Selbstbestimmung – Kämp-
Biehl, J.: Theorizing global health, Med. Anthropol. Theor., 3, 127–         fe für reproduktive Gerechtigkeit: Mit einem Grundlagentext von
  142, https://doi.org/10.17157/mat.3.2.434 2016.                            Loretta J. Ross, Herausgeber: Ross, L. J. und kitchen politics, k.,
Bogado, A.: How Contaminating the Water at Stan-                             edition assemblage, Münster, 61–72, ISBN 978-3-96042-110-8,
  ding       Rock        Threatens       Women’s         Reproductive        2021.
  Rights,        TeenVogue,       https://www.teenvogue.com/story/         Lakhani, N.: America has an infant mortality crisis. Meet the black
  water-standing-rock-womens-reproductive-rights,                letzter     doulas trying to change that, The Guardian, 25. November 2019,
  Zugriff: 13. März 2022.                                                    https://www.theguardian.com/us-news/2019/nov/25/african-
Briggs, L.: How all politics became reproductive politics: From wel-         american-doula-collective-mothers-toxic-stress-racism-
  fare reform to foreclosure to Trump, First paperback printing,             ‚cleveland-infant-mortality-childbirth (letzter Zugriff: 29. Sep-
  Reproductive Justice a new vision for the twenty-first century, 2,         tember 2020), 2019.
  University of California Press, Oakland, ISBN 9780520299948,             Lappé, M., Hein, R. J., und Landecker, H.: Environmental Poli-
  2018.                                                                      tics of Reproduction, Annu. Rev. Anthropol., 48, 133–150, htt-
Brophy, J. T., Keith, M., Watterson, A., Park, R., Gilbertson, M.,           ps://doi.org/10.1146/annurev-anthro-102218-011346, 2019.
  Maticka-Tyndale, E., Beck, M., Abu-Zahra, H., Schneider, K.,             Legg, S.: Foucault’s population geographies: classifications, biopo-
  Reinhartz, A., DeMatteo, R., and Luginaah, I.: Breast cancer risk          litics and governmental spaces, Populat. Space Place, 11, 137–
  in relation to occupations with exposure to carcinogens and endo-          156, https://doi.org/10.1002/psp.357, 2005.
  crine disruptors: a Canadian case control study, Environ. Health,        Lorenzo, R.: At Standing Rock, Environmental Justi-
  11, 87, https://doi.org/10.1186/1476-069X-11-87, 2012.                     ce is Reproductive Justice, Rewire.News, 20. Sep-
Brunson, J. und Suh, S.: Behind the measures of maternal                     tember         2016,       https://rewire.news/article/2016/09/20/
  and reproductive health: Ethnographic accounts of invento-                 standing-rock-environmental-justice-reproductive-justice/
  ry and intervention, Social Sci. Med., 254, 112730, htt-                   (letzter Zugriff: 13. März 2022), 2016.
  ps://doi.org/10.1016/j.socscimed.2019.112730, 2019.                      March of Dimes: 2019 March of Dimes Report Card: Healthy
Champlin, E. R.: Battling Colonization: Why the                              Moms. Strong Babies, https://www.marchofdimes.org/materials/
  #NoDAPL is a Fight for Reproductive Justice,                               MOD2019_REPORT_CARD_and_POLICY_ACTIONS_
  https://www.ifwhenhow.org/battling-colonization-why-the-                   BOOKLETv72.pdf (letzter Zugriff: 13. März 2022), 2019.
  nodapl-is-a-fight-for-‚reproductive-justice/ (letzter Zugriff:           Mendel, I.: WiderStandPunkte: Umkämpftes Wissen, feministische
  13. März 2022), 2016.                                                      Wissenschaftskritik und kritische Sozialwissenschaften, Westfä-
Davis, D.-A.: Reproductive injustice: Racism, pregnancy, and                 lisches Dampfboot, Münster, ISBN 978-3-89691-723-2, 2015.
  premature birth, New York University Press, New York,                    Milman, O.: Judge denies tribe’s request to stop North Da-
  ISBN 9781479853571, 2019.                                                  kota oil pipeline construction, The Guardian, 9. Septem-
Dzudzek, I. und Strüver, A.: Urbane Gesundheitsgerechtigkeit:                ber 2016, https://www.theguardian.com/us-news/2016/sep/09/
  Öko-sozialepidemiologische Forschungsperspektiven für eine                 north-dakota-oil-pipeline-judge-denies-construction (letzter Zu-
  kritische Stadtgeographie verkörperter Ungleichheiten, Geogr.              griff: 13. März 2022), 2016.
  Z., 108, 249–271, https://doi.org/10.25162/gz-2020-0005, 2020.           Murphy, M.: Distributed Reproduction, Chemical Violence
Estes, N. und Dhillon, J. (Hrsg.): Standing with standing rock:              and Latency, The Scholar & Feminist Online, 11, https:
  Voices from the #NoDAPL movement, Indigenous Ameri-                        //sfonline.barnard.edu/life-un-ltd-feminism-bioscience-race/
  cas, University of Minnesota Press, Minneapolis, London, htt-              distributed-reproduction-chemical-violence-and-latency/0/
  ps://doi.org/10.5749/j.ctvr695pq, 2019.                                    (letzter Zugriff: 13. März 2022), 2013.
Hannah, M. G.: Calculable territory and the West German census             Murphy, M.: The economization of life, Duke University Press,
  boycott movements of the 1980s, Polit. Geogr., 28, 66–75, htt-             Durham, London, ISBN 978-0-8223-6345-3, 2017.
  ps://doi.org/10.1016/j.polgeo.2008.12.001, 2009.                         Murphy, M.: Against Population, Towards Alterlife, in: Ma-
Haraway, D. J.: SF: Science Fiction, Speculative Fabulation, String          king Kin Not Population, Herausgeber: Clarke, A. und Ha-
  Figures, So Far, Ada: A Journal of Gender, New Media, and                  raway, D. J., Prickly Paradigm Press, Chicago, 101–124,
  Technology, https://doi.org/10.7264/N3KH0K81, 2013.                        ISBN 9780996635561, 2018.
Hayes,      K.:    How     to    Talk     About       #NoDAPL:        A    Oparah, J. C.: Birthing Justice, Routledge, ISBN 9781138191457,
  Native            Perspective,          https://truthout.org/articles/     2015.
  how-to-talk-about-nodapl-a-native-perspective/ (letzter Zu-              Oparah, J. C., Arega, H., Hudson, D., Jones, L., und Osegue-
  griff: 13. März 2022), 2016.                                               ra, T.: Battling over birth: Black women and the maternal he-

Geogr. Helv., 77, 133–139, 2022                                                                 https://doi.org/10.5194/gh-77-133-2022
S. Hübl: Reproductive Justice: Impulse für intersektionale Bevölkerungsgeographien                                                      139

   alth care crisis, Praeclarus Press, Amarillo, Texas, ISBN 978-        Strüver, A. und Marquardt, N.: Körper und Materialität, in: Hand-
   1946665119, 2018.                                                        buch Feministische Geographien: Arbeitsweise und Konzepte,
Perler, L. and Schurr, C.: Intimate Lives in the Global Bioeconomy:         Herausgeber: Autor*innenkollektiv Geographie und Geschlecht,
   Reproductive Biographies of Mexican Egg Donors, Body Soc.,               Verlag Barbara Budrich, Berlin, 167–189, ISBN 978-3-8474-
   27, 3–27, https://doi.org/10.1177/1357034X20936326, 2021.                2373-7, 2021.
Robbins, P. und Smith, S. H.: Baby bust: Towards politi-                 Sziarto, K. M.: Whose reproductive futures? Race-biopolitics
   cal demography, Prog. Human Geogr., 41, 199–219, htt-                    and resistance in the Black infant mortality reduction cam-
   ps://doi.org/10.1177/0309132516633321, 2016.                             paigns in Milwaukee, Environ. Plan. D, 35, 299–318, htt-
Roberts, D. E.: Killing the black body: Race, reproducti-                   ps://doi.org/10.1177/0263775816655803, 2017.
   on, and the meaning of liberty, Vintage books, New York,              Tanis, F., Tanis, C., und Brown, S.: The Sexual Abuse to Ma-
   ISBN 9780679758693, 1998.                                                ternal Mortality Pipeline, Brooklyn, NY, https://drive.google.
Ross, L.: Reproductive Justice: Ein Rahmen für eine anti-                   com/file/d/1S3qcOb0oCvYcAjttaldgwbH_ErwovSzd/view (letz-
   essentialistische und intersektionale Politik, in: Mehr als Selbst-      ter Zugriff: 17. Januar 2022), 2019.
   bestimmung – Kämpfe für reproduktive Gerechtigkeit: Mit ei-           Tyner, J. A.: Population geography I: Surplus po-
   nem Grundlagentext von Loretta J. Ross, Herausgeber: Ross, L.            pulations, Prog. Human Geogr., 37, 701–711, htt-
   J. und kitchen politics, k., edition assemblage, Münster, 17–59,         ps://doi.org/10.1177/0309132512473924, 2013.
   ISBN 978-3-96042-110-8, 2021.                                         Tyner, J. A.: Population geography III, Prog. Human Geogr., 40,
Ross, L. und Solinger, R.: Reproductive Justice: An Introduction,           275–289, https://doi.org/10.1177/0309132515569964, 2016.
   Reproductive Justice, v.1, University of California Press, Berke-     Underhill-Sem, Y.: Fertility, in: The international encyclopedia
   ley, ISBN 9780520288201, 2017.                                           of geography: People, the earth, environment, and technolo-
Schultz, S.: Demographic futurity: How statistical as-                      gy, Herausgeber: Richardson, D., Castree, N., Goodchild, M.
   sumption politics shape immigration policy rationa-                      F., Kobayashi, A., Liu, W., und Marston, R. A., Wiley Black-
   les in Germany, Environ. Plan. D, 30, 644–662, htt-                      well, Malden, MA, Oxford, Chichester, West Sussex, 1–6, htt-
   ps://doi.org/10.1177/0263775818772580, 2018.                             ps://doi.org/10.1002/9781118786352.wbieg0711, 2017.
Schultz, S.: Rassistische Zukunftskalkulationen: Zur Biopolitik ei-      Villarosa, L.: Why America’s Black Mothers and Babies are
   ner migrantischen Geburtenrate, in: Biopolitiken: Regierungen            in a Life-Or-Death Crisis, The New York Times Magazine,
   des Lebens heute, Herausgeber: Gerhards, H. und Braun, K.,               11. April 2018, https://www.nytimes.com/2018/04/11/magazine/
   Springer VS, Wiesbaden, ISBN 9783658257699, 2019.                        black-mothers-babies-death-maternal-mortality.html       (letzter
Schultz, S.: Der gefährliche Geist der ,Bevölkerung‘ in                     Zugriff: 31. Juli 2019), 2018.
   der Klimadebatte, FEMINA POLITICA – Zeitschrift                       Wehrhahn, R. und Sandner Le Gall, V.: Bevölkerungsgeographie,
   für feministische Politikwissenschaft, 29, 23–36, htt-                   3. aktualisierte Auflage, Geowissenschaften kompakt, wbg Aca-
   ps://doi.org/10.3224/feminapolitica.v29i2.03, 2020.                      demic, Darmstadt, ISBN 978-3-534-27208-2, 2021.
Schultz, S.: Gefährliche statistische Kurzschlüsse: Zur anti-            Wintzer, J.: Deutschlands Frauen bekommen so wenig Kinder wie
   malthusianischen Dimension reproduktiver Gerechtigkeit, in:              fast nirgendwo in der Welt, in: Macht in Wissenschaft und Ge-
   Mehr als Selbstbestimmung – Kämpfe für reproduktive Gerech-              sellschaft: Diskurs- und feldanalytische Perspektiven, Herausge-
   tigkeit: Mit einem Grundlagentext von Loretta J. Ross, Heraus-           ber: Hamann, J., Maeße, J., Gengnagel, V., und Hirschfeld, A.,
   geber: Ross, L. J. und kitchen politics, k., edition assemblage,         Imprint: Springer VS, Wiesbaden, 359–380, ISBN 978-3-658-
   Münster, 97–123, ISBN 978-3-96042-110-8, 2021.                           14900-0, 2017.
Schurr, C. und Militz, E.: Reproductive Rights, in: Internatio-          Wintzer, J. und Siedhoff, M.: Neue Ansätze der Bevölkerungs-
   nal Encyclopedia of Human Geography, Elsevier, 435–442, htt-             geographie(n): Eingereichte Fachsitzung beim Deutschen Kon-
   ps://doi.org/10.1016/B978-0-08-102295-5.10234-3, 2020.                   gress für Geographie in Kiel 2019, https://www.dkg2019.de/
Shadaan, R. und Murphy, M.: Endocrine-Disrupting Che-                       programm/fachsitzungen-2/freitag-27-september/ (letzter Zu-
   micals (EDCs) as Industrial and Settler Colonial Struc-                  griff: 29. Oktober 2021), 2019.
   tures: Towards a Decolonial Feminist Approach, Ca-                    Women’s Earth Alliance und Native Youth Sexual Health
   talyst: Feminism, Theory, Technoscience, 6, 1–36, htt-                   Network: Violence on the Land, Violence on our Bodies:
   ps://doi.org/10.28968/cftt.v6i1.32089, 2020.                             Building an Indigenous Response to Environmental Violence,
SisterSong Women of Color Reproductive Health Collec-                       Berkeley, Toronto, http://landbodydefense.org/uploads/files/
   tive:    Reproductive       Justice,   https://www.sistersong.net/       VLVBReportToolkit2016.pdf (letzter Zugriff: 13. März 2022),
   reproductive-justice, letzter Zugriff: 29. Juli 2021.                    2016.
Smith, S.: Intimate geopolitics: Love, territory, and the future on
   India’s northern threshold, The politics of marriage and gender:
   global issues in local contexts, Rutgers University Press, New
   Brunswick, ISBN 978-0813598567, 2020.

https://doi.org/10.5194/gh-77-133-2022                                                                Geogr. Helv., 77, 133–139, 2022
Sie können auch lesen