Resultat Nr. 3 / November 2008 - Die Würde der Kreatur - Animalfree Research
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Wir ersetzen Tierversuche resultat Nr. 3 / November 2008 8032 Zürich P. P. Die Würde der Kreatur «Was du nicht willst, das man dir tu’, das füg’ auch keinem anderen zu». Diesen ethischen Grundsatz fordert der Tierethiker Prof. Dr. Gotthard M. Teutsch auch im Umgang mit Tieren. | » Seite 3
Buchtipp Onlinetipp Die ZEBET und ihre Datenbank Die Zentralstelle zur Erfassung und Be- wertung von Ersatz- und Ergänzungs- methoden zum Tierversuch (ZEBET) in Berlin wurde als Teil des Bundesinsti- tuts für Risikobewertung im Jahre 1989 gegründet. Seither erfüllt sie mannigfal- tige Aufgaben: Die ZEBET fördert gezielt wissen- schaftliche Projekte , die zum Ersatz von Tierversuchen beitragen, und forscht in einem eigenen Labor sehr erfolgreich an Alternativmethoden; gleichzeitig koordiniert sie gemeinsamen mit inter- nationalen Zentren wie dem European Centre for the Validation of Alternative Methods (ECVAM) Validierungsstu- dien. Die Validierung ist eine notwen- dige Voraussetzung, um eine Alter- Wie wir jeden Tag mühelos nativmethode gesetzlich vorschreiben zu können. Als Informationsstelle für Tiere schützen können. Behörden, Wissenschaft, Industrie und Öffentlichkeit betreibt die ZEBET eine frei zugängliche Datenbank, in der Al- Menschen sagen, dass sie wie Tiere be- einfach, ist das Motto des Buches. Es ist ternativmethoden beschrieben und be- handelt wurden, wenn sie gedemütigt ermutigend zu lesen, wie jeder einzel- wertet werden. und misshandelt worden sind. Eine für ne mit Änderungen in seinen täglichen Link: www.bfr.bund.de/cd/1433 Manfred Karremann erschreckende Gewohnheiten das Los der uns anver- Aussage. Denn man muss sich fragen, trauten Tiere verbessern und Tierleid, wie Tiere von uns behandelt werden, das durch schlichte Gedankenlosigkeit wenn dieser Vergleich so selbstver- verursacht wird, verhindern kann. Da- ständlich gezogen wird. Es handelt bei ist ein Verzicht nicht notwendig: sich ja «nur» um Tiere: Versuchstiere, entscheidend ist, in alltäglichen Situa- Schlachttiere, Nutztiere – unsere Spra- tionen an das Tier hinter dem Produkt che allein reduziert ein Lebewesen auf zu denken. seinen Zweck für den Menschen. Manfred Karremann: Sie haben uns Entscheidend ist oft nicht, was wir behandelt wie Tiere. Wie wir jeden Tag tun, sondern was wir bleiben lassen. mühelos Tiere schützen können. Ihre Meinung interessiert uns. Der bekannte Fernsehjournalist Hamburg, Höcker-Verlag 2006. und langjährige «Tierschutz-Reporter» ISBN 3-9804617-4-2, Wir freuen uns über Zuschriften Manfred Karremann stellt Beispiele im ISBN 978-3-9804617-4-0 unserer Leser. Bitte senden Sie Ihren Umgang des Menschen mit dem Tier Leserbrief an: Animalfree Research, vor und zeigt konkret und ohne beleh- Postfach 1766, 8032 Zürich. renden Zeigefinger, was jeder von uns Aus Platzgründen behält sich die Re- jeden Tag beitragen kann. Tierschutz ist daktion vor, Zuschriften zu kürzen. 2 Resultat Nr. 3 / 08 • Animalfree Research
Editorial Dr. Peter Krepper Co-Präsident Animalfree Research Liebe Leserin, lieber Leser Jährlich werden in der Schweiz weit über eine halbe Million Tiere zu Versuchszwecken verwendet. Täglich werden in ganz Europa über eine Million Tiere geschlachtet. Alle diese Tiere werden in der Regel nicht artgerecht gehalten und durch über mässige Instrumentalisierung in ihrer Würde verletzt. Im Falle der Schlachttiere gibt es allerdings eine Option: kein Fleisch oder nur Fleisch von artgerecht gehaltenen und schonend ge Impressum töteten Tieren zu essen. Resultat Nr. 3, November 2008 Eine solche Wahlfreiheit der KonsumentInnen gibt es bei Herausgeber: Animalfree Research biomedizinischen Produkten wie Medikamenten und Impf Hegarstrasse 9 Postfach 1766 stoffen nicht. Immerhin dürfen Versuche mit Wirbeltieren hier CH-8032 Zürich zulande von Gesetzes wegen nicht durchgeführt werden, wenn Telefon (+41) 044 422 70 70 Fax (+41) 044 422 80 10 ihr Ziel auch in versuchstierfreien Verfahren erreicht werden info@animalfree-research.org www.animalfree-research.org kann. Dies sollen keine toten Buchstaben bleiben. Spendenkonto: 80-22276-6 Animalfree Research fördert nach den anerkannten 3R- Redaktion: Sabine Umbricht, Stefanie Schindler Prinzipien die Entwicklung und Anwendung von Forschungs Mitarbeit: Peter Krepper, Susi Goll, Irène Hagmann methoden ohne Tierversuche. Damit können sich Forscher Konzept und Gestaltung: Oliver Gemperle zunehmend seltener darauf berufen, nur mit Tierversuchen Druck: Ropress, Zürich Papier: Cyclus Print, 100 % Recyclingpapier sinnvoll Forschung betreiben zu können. Eine Vision darüber Auflage: 17‘500, erscheint 2 x jährlich Abdruck mit Einholung einer Genehmigung hinaus ist, etwa mit Alternativmethoden entwickelte Medi unter Quellenangabe und Zusendung kamente mit einem Label «tierversuchsfrei» zu etikettieren. eines Belegexemplares an die Redaktion erwünscht. Ein unterstützungswertes Unterfangen? Resultat Nr. 3 /08 • Animalfree Research 3
Persönlich: Prof. Dr. Gotthard M. Teutsch Porträt Dr. phil. Gotthard M. Teutsch (1918) bis Seit 1977 Herausgeber des jährlichen 1984 Professor für Soziologie an der Literaturberichts «Mensch und Mitge- Hochschule Karlsruhe. schöpf unter ethischem Aspekt»; von Mitbegründer des Archivs für Ethik im 1995 bis 2005 wurden diese Berichte Tier-, Natur- und Umweltschutz der Ba- jeweils in Nr. 4 der Zeitschrift ALTEX dischen Landesbibliothek Karlsruhe. veröffentlicht. Heute befindet sich dieses Archiv in der G.M. Teutsch ist als Autor von zahlrei- Stiftung «Das Tier im Recht» in Zürich chen Publikationen im Bereich Tier- und und ist Interessenten zugänglich. Umweltschutz bekannt geworden. Der Tierethiker Prof. Dr. Gott- hard M. Teutsch feiert seinen neunzigsten Geburtstag. Im Zweifelsfalle für das Tier Im Zweifelsfalle für das Tier: Diese Schutz der Schwachen vor der Willkür ten und zu behandeln, aber Ungleiches Aussage ist sehr charakteristisch für der Mächtigen seit dem Altertum aktu- gemäss seiner Verschiedenheit auch an den Philosophen und Tierethiker Gott- ell.» Davon kann bei unserem üblichen ders zu bewerten und zu behandeln ist. hard M. Teutsch, der nie in einem Wol- Umgang mit Tieren keine Rede sein, Es sind also zwei Forderungen, die kenkuckucksheim von philosophischen wenigstens nicht mit jenen Tieren, die da gestellt werden, nämlich Gleichbe- Theorien gelebt hat, sondern immer wir nach ihrem Nützlichkeitswert be- handlung, wenn gleiche Interessen und Thesen entwickelte, die anwendbar nennen: «Versuchstiere», «Nutztiere» Bedürfnisse vorliegen, Andersbehand- sind. Teutsch stellt uns immer vor kon- usw. Wollten wir also wirklich gerecht lung wenn dies nicht der Fall ist. Das ist krete Situationen: das Versuchstier in sein, so müssten wir unseren Umgang leicht zu verstehen, denn es wäre ja un- den Händen des Experimentators oder mit Tieren gründlich ändern. Wir müss- gerecht, wenn Kinder und Erwachsene, das Nutztier im Massenstall, auf dem ten, wie das im humanen Recht bereits Kranke und Gesunde, Arme und Reiche Transport in den Schlachthof oder beim geschieht, nach dem «Gleichheitsgrund- oder eben Menschen und Tiere in jeder Schlachten selbst – das Tier, das leidet, satz» handeln. Beziehung gleich behandelt würden. und er konfrontiert uns dann mit der Der Gleichheitsgrundsatz ist Gott- Frage: Ist das rechtens, ist das gerecht? hard M. Teutschs wichtigstes Anliegen, Nicht jedem das Gleiche, «Nein» ist seine entschiedene Antwort, mit ihm hat er sich immer wieder be- aber jedem das Seine! denn Gerechtigkeit verlangt von uns fasst. Eigentlich bedeutet er etwas sehr Konsequent angewendet führt dieser etwas ganz anderes. «Gerechtigkeit», Einfaches und für jeden Menschen Ein- Grundsatz dazu, dass allen Wesen Ge- so Teutsch, «ist eine Ursehnsucht des leuchtendes, nämlich: dass Gleiches ge rechtigkeit widerfährt. Gleichbehand- Menschen und ist als Frage nach dem mäss seiner Gleichheit gleich zu bewer lung oder Andersbehandlung je nach 4 Resultat Nr. 3 / 08 • Animalfree Research
den Bedürfnissen eines Wesens, somit meinen Bestimmungen sind zwar hehre tierethischen Fragen zugenommen hat. nicht: Jedem das Gleiche, sondern je- Absichten formuliert, aber in den Aus- Das zeigen beispielsweise auch die Er- dem das Seine. Auf die Tiere bezogen führungsartikeln werden sie vielfach bis fahrungen mit Produkten aus tierge- bedeutet es, dass die zwischen Mensch zur Unkenntlichkeit verwässert. rechter Haltung; trotz aller Prophezei- und Tier bestehende Gemeinsamkeit in Es gilt leider immer noch, was ungen von Produzentenseite ist dieser der Schmerz- und Leidensfähigkeit die Teutsch schon 1986 bei den Beratun- Markt in den letzten Jahren gewachsen. Tierquälerei in gleicher Weise verbietet gen zum deutschen Tierschutzgesetz Aber positive Entwicklungen brauchen wie die Misshandlung unterlegener Mit- festgestellt hat: Man hat zwar die ethi- sehr viel Zeit, bis sie sich in Gesetzen menschen. Andersbehandlung ist dann schen Normen akzeptiert, das Tier vor niederschlagen. Das Gesetz widerspie- vonnöten, wenn ein Lebewesen ganz Schmerzen, Leiden oder Schäden zu be- gelt einfach den kleinsten gemeinsamen andere Lebensbedingungen braucht als wahren, weil es in ähnlicher Weise dar- Nenner zwischen den verschiedenen In- ein anderes. unter leidet wie der Mensch. Aber man teressengruppen. Es ist gewissermassen So klar, einfach und einleuchtend hat sich bei den einzelnen Paragraphen das Schlusslicht eines gesellschaftlichen diese Thesen sind, so wenig werden nach wie vor am Nützlichkeitsprinzip Meinungsbildungsprozesses. sie – erstaunlicherweise – auf die Tiere orientiert. «Mit anderen Worten», so Der Gleichheitsgrundsatz bildet die bezogen angewendet. Zwar hat die Ver- Teutsch, «der Gesetzgeber hat über den Basis für unsere Arbeit haltensforschung in den letzten Jahren Umfang des von ihm beabsichtigten Doch das ist kein Naturgesetz, son- vielen Tieren wesentliche Verbesserun- Tierschutzes willkürlich entschieden. dern ein Problem, das wir beeinflussen gen gebracht. Ihre Erfordernisse stossen Anlass für die Beratungen war nicht, können, indem wir davon reden und im- aber immer da an enge Grenzen, wo das die bestehende Ungerechtigkeit gegen- mer wieder Fragen stellen, die diskutiert Nützlichkeitsprinzip überwiegt, wo es über dem Tier zu korrigieren, sondern werden müssen, damit sie Echo finden den meist kommerziellen Tierhaltern Anlass war nur der Druck der öffent- und schliesslich zu Veränderungen füh- darauf ankommt, wirtschaftlichen Nut- lichen Meinung in Richtung auf mehr ren. Der Gleichheitsgrundsatz und seine zen aus den Tieren zu ziehen. Wo das Tierschutz.» reale Umsetzung durch die Entwicklung Nützlichkeitsdenken dominiert, wird Wie damals so heute! von Alternativmethoden ist ein solches die «Goldene Regel» der Nächsten- «Die öffentliche Meinung» – was Thema. liebe «Was du nicht willst, dass man dir will sie? Meinungsumfragen zeigen, In diesem Sinne können wir Herrn tu, das füg auch keinem andern zu» im dass Tierschutz für eine Mehrheit einen Teutsch zu seinem 90sten Geburtstag Umgang mit Tieren oft missachtet. Da- hohen Stellenwert besitzt. Die meisten dafür danken, dass er uns mit seinem von betroffen sind vor allem auch die Menschen akzeptieren zwar Tierversu- Denken die philosophisch-ethische Ba- Versuchstiere. Da bleibt der Gleichheits- che als «notwendiges Übel», aber sie be- sis für unsere Arbeit geschaffen hat. grundsatz auf der Strecke, und neue Er- fürworten entschieden strenge Regelun- kenntnisse aus der Verhaltensforschung gen für einen schonenden Umgang mit werden häufig ignoriert. Im Gegenteil, den betroffenen Tieren. Das Gesetz, vor es dominieren veraltete Denktraditio- allem aber die gängige Praxis, missach- Hintergrund nen, die besagen, dass uns «die Tiere tet dies über weite Strecken. Noch im- untertan sind», dafür bestimmt, un- mer gilt die überkommene Einstellung, Animalfree Research – damals FFVFF – seren Interessen zu dienen, auch wenn die Ausbeutung von Tieren sei rechtens, hat erstmals mit Gotthard M. Teutsch dies für sie mit Schmerzen und Leiden obwohl sie sich durch die Industriali- nach Inkrafttreten des schweiz. Tier- verbunden ist. sierung gegenüber früher erheblich ver- schutzgesetzes anfangs der 80er Jahre schlimmert hat. zusammengearbeitet. Für uns erarbeitete Der Gesetzgeber hat Müssen wir nun resignieren? Nein! er zusammen mit drei weiteren Autoren über Tierschutz willkürlich Einer solchen Forderung würde die erste Studie zum umstrittenen Ge- entschieden … Gotthard M. Teutsch entschieden ent- setzesartikel «Das unerlässliche Mass». Im diesem Sinne ist auch unser Tier- gegentreten, denn ebenso wahr ist ja Seither sind wir mit ihm in konstantem schutzgesetz abgefasst. In den allge- auch dass die Sensibilität gegenüber Gedankenaustausch geblieben. Resultat Nr. 3 / 08 • Animalfree Research 5
Brennpunkt: Affentheater an der ETH Eine unendliche Geschichte? Die Universität Zürich kämpft dafür, dass sie die im letzten Jahr gestopp- ten Affenversuche aufnehmen können. Der Fall ist vor dem Bundesgericht. Egal wie der Entscheid ausfallen wird – er ist von grosser Bedeutung. Im Januar 2006 stellten Forscher beim Tiere stünde. Die Gesundheitsdirektion kantonalen Veterinäramt zwei Gesuche folgte dieser Argumentation und hob um Bewilligung von Tierversuchen im die Tierversuchsbewilligungen auf, wo- Rahmen des Nationalen Forschungs- mit ein vorläufiges Verbot erreicht war. schwerpunkts «Plastizität und Repa- Der Kanton Zürich ist der einzige Ort, ratur des Nervensystems». An Rhesus- an dem bereits erteilte Genehmigungen affen sollte erforscht werden, welche für Tierversuche durch die Tierver- Prozesse nach einer Schädigung im Ge- suchskommission angefochten werden hirn ablaufen, mit dem Ziel, die The- können. Und wie geht es weiter? rapie z.B. nach Schlaganfällen zu ver- Im März 2007 legten die Forschen- bessern. Das Veterinäramt beauftragte den von ETH und Universität Zürich drei Gutachter, die von der kantonalen beim Verwaltungsgericht Beschwerde Würde des Tieres begründet. Ob dies Tierversuchskommission vorgeschlagen ein. einen Durchbruch bei der Bewilligung wurden; dies ist gängige Praxis. Zwei Nachdem der Entscheid der Gesund- von Tierversuchen bedeutet, bleibt abzu- der drei Gutachten waren positiv, da- heitsdirektion auch vom Verwaltungs- warten – der Erfolg nährt aber natürlich mit bewilligte das Veterinäramt die gericht vollumfänglich bestätigt worden die Hoffnung darauf, dass die tierliche Versuche. war, zogen die betroffenen Forscher vor Würde in der Bewilligungspraxis fort- das Bundesgericht, das vermutlich 2009 an stärkere Beachtung finden wird und Einspruch der Tierversuchs- das mit grosser Spannung erwartete Gesuche nur noch mit grösster Zurück- kommission endgültige Urteil fällen wird. haltung genehmigt werden. Dabei soll Dagegen erhob die Tierversuchskom- es nicht darum gehen, den Forschungs- mission bei der Gesundheitsdirektion Sorgfältige Güterabwägung standort Schweiz zu gefährden, sondern Einspruch. Dieser wurde begründet mit für die Würde der Tiere bei der Erteilung von Genehmigungen der übermässigen Verletzung der Tier- Erstmals überhaupt wurden damit speziell im Falle von Primatenversuchen würde und der Tatsache, dass der in drei Tierversuche in der Schweiz durch eine sorgfältige Güterabwägung zu er- Jahren zu erwartende Erkenntnisgewinn eine Tierversuchskommission auf dem reichen, bei der die Tierwürde ausrei- in keinem Verhältnis zur Belastung der Rechtsmittelweg verhindert und mit der chend berücksichtigt wird. Versuche an Primaten Primatenversuche in der 250 Statistik 200 In der Schweiz wurden im Jahr 2006 immerhin noch 441 Tiere verwendet, da- 150 n 2006 von 119 in Versuchen der hohen Schwere- 100 n 2007 grade 2 und 3. Im Jahr 2007 ist ein Rückgang zu verzeichnen. Es wurden 50 noch 335 Primaten verwendet, davon 0 42 im Schweregrad 2 und 4 im Schwere- SG 0 SG 1 SG 2 SG 3 Schweregrade grad 3 (Quelle: Tierversuchsstatistik des 2007 ist ein Rückgang der Versuche an Primaten zu verzeichnen. Bundesamtes für Veterinärwesen). 6 Resultat Nr. 3 / 08 • Animalfree Research
Projekt: Schmerzbehandlung beim Versuchskaninchen Erkennen und Lindern von sammengefasst, sowie Tierärzte, Wis- senschaftler und Tierpfleger befragt, Schmerzen beim Kaninchen welche Versorgung von Versuchskanin- chen während und nach einem Eingriff üblich ist. Die Studie soll dazu beitragen, Kaninchen, die während und nach ei- weisen und Körperhaltungen analysiert die Schmerzbekämpfung bei Kaninchen nem Versuch Schmerzen leiden, zei- wurden. Die in der Literatur beschrie- zu verbessern und das Personal zu sen- gen dies nach aussen hin kaum. Um benen wirksamen schmerzlindernden sibilisieren. Zusätzlich sollen praktische Schmerzen beim Kaninchen überhaupt Massnahmen wurden bewertet und zu- Schulungen angeboten werden. erkennen und Abhilfe schaffen zu kön- nen, benötigt das Personal, das die Tiere betreut, das entsprechende Fachwissen über die Anzeichen von Schmerzen beim Kaninchen und die Möglichkeiten der wirksamen Schmerzbekämpfung. Diese wurden aber bisher nicht systematisch erfasst. Eine Arbeitsgruppe der Univer- sität Newcastle hat sich dieses Problems angenommen. Professor Paul Flecknell und seine Mitarbeiter erstellten eine vom Ver- band Tierschutzorganisationen Schweiz (VETO) finanzierte Studie, in der an- hand von Videoaufnahmen typische Das Forscherteam mit Dr. Matthew Leach, Claire Richardson Anzeichen wie bestimmte Verhaltens- und Prof. Paul Flecknell (von links nach rechts) Kongress: Alternativen zu Tierversuchen Kongress Linz 2008 Wie in resultat 02/08 angekündigt, der Nanotechnologie und die mögli- Für Animalfree Research waren Sabine fand auch dieses Jahr wieder der wis- cherweise dafür erforderlichen Tierver- Umbricht und Stefanie Schindler dort senschaftliche Kongress in Linz statt. suche; Alternativen zum Tierversuch anwesend und präsentierten ein Poster, Schon lange ist auf dem Gebiet der in der Ausbildung von Biologen und in dem die Stiftung ihre Aktivitäten und Alternativen zum Tierversuch die For- Ärzten, genetisch veränderte Versuchs- ihr neues Team vorstellte. schungstätigkeit so umfangreich, dass tiere, die Entwicklung von Haut- und In einem vielbeachteten Vortrag der Kongress auf bestimmte Themen- Augenhornhautmodellen zur tierfreien stellte Frau Dr. Ursula Sauer ihre Lite bereiche beschränkt werden muss. Testung von Kosmetika, und Compu- raturstudie zu Tierversuchen in den Dieses Jahr standen unter anderem auf tersimulationen, die Tierversuche über- Nanowissenschaften vor (siehe resultat dem Programm: Die neue Wissenschaft flüssig machen. Nr. 02/08). Resultat Nr. 3 / 08 • Animalfree Research 7
Porträt: Das neue Team Frauenpower bei Animalfree Research Seit Mitte August 2008 ist das neue Tierärztin und bei Animalfree Research Team bei Animalfree Research voll- als wissenschaftliche Mitarbeiterin tä- ständig. tig. Sie begutachtet und begleitet die Sabine Umbricht, lic. phil. und Be- Forschungsprojekte und unterstützt die triebswirtschafterin, ist die neue Ge- Stiftung in sämtlichen wissenschaftli- schäftsleiterin und damit verantwort- chen Belangen. Ihr Lieblingshaustier lich für die operative Umsetzung der ist der Kater der Nachbarin, obwohl Das neue Team: Daniela Imhasly, Sabine Zielsetzungen und Strategien der Stif- er schon mal ihren Liegestuhl mit dem Umbricht, Stefanie Schindler (v. l. n. r.) tung. Sie engagierte sich in diversen Be- Katzenklo verwechselt. reichen der Öffentlichkeitsarbeit. Ihre Daniela Imhasly ist die linke und abverdient, wo sie nebenbei auch eine Freizeit verbringt sie mit ihren Hun- rechte Hand von Animalfree Research Ausbildung als Marketingplaner absol- den, beim Tauchen oder hinter einem und für sämtliche administrativen und vierte. Sie ist Mutter von zwei kleinen spannenden Krimi. buchhalterischen Belange zuständig. lebhaften Kindern, Katzenbesitzerin, Stefanie Schindler ist promovierte Ihre Sporen hat sie in der Bankenwelt Musikliebhaberin und Taucherin. Tier: Der Makake Wie sich Makaken verständigen Makaken sind sehr soziale Wesen. Sie leben in Gruppen von 10 bis über 100 Mitgliedern zusammen. Neben der gegenseitigen Fellpflege dient eine Vielzahl von Lauten der Kommunikation. Makaken verständigen sich unterein- mit ihrem Nachwuchs zu kommuni- ander mit einer Reihe von Lauten, die zieren. vereinfacht in fünf Bereiche aufgeteilt Forscher haben gezeigt, dass es bei werden können: friedlich-besänftigend, Affen auch unterschiedliche Dialekte defensiv, aggressiv, Brunst- und Klein- gibt. Laut dem japanischen Verhal- kindlaute. Kleinkindlaute? Rhesus tensforscher Nobuo Masataka von der oder Anlegen der Ohren, dem Heben affen benutzen wie Menschen eine Universität Kyoto seien die Unterschie- der Augenbrauen und dem Öffnen des Art Babysprache: Sie machen damit de zwischen dem Schnattern der Affen Mundes. Auch Körperbewegungen auf sich aufmerksam und signalisieren wie Dialekte bei Menschen. dienen der Verständigung, etwa wenn den Muttertieren, dass von ihnen keine Neben Lauten kommunizieren die die Männchen sich kurz vor der Paa- Gefahr droht. Zudem haben die weib- Tiere auch sehr vielfältig mittels Ge- rungszeit heftig schütteln oder herum- lichen Rhesusaffen eine spezielle Art, sichtsausdrücken, etwa dem Spitzen hüpfen. 8 Resultat Nr. 3 / 08 • Animalfree Research
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