TIPPS - Neuer HIV-Forschungsstandort Essen Information 1/2017 für Patienten aus Ihrer DAH2KA Apotheke - DAH2KA eV

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TIPPS - Neuer HIV-Forschungsstandort Essen Information 1/2017 für Patienten aus Ihrer DAH2KA Apotheke - DAH2KA eV
TIPPS

Neuer HIV-Forschungsstandort Essen
   Information 1/2017 für Patienten aus Ihrer DAH2KA Apotheke
                Rund um HIV, AIDS und Hepatitis
TIPPS - Neuer HIV-Forschungsstandort Essen Information 1/2017 für Patienten aus Ihrer DAH2KA Apotheke - DAH2KA eV
Liebe Leserinnen und Leser,

wir hoffen Sie sind gut ins neue Jahr gestar-   A-Tipps 1/2017
tet und wir wollen Sie auch im Jahr 2017
mit unseren A-Tipps, dem Newsletter Ihrer       Neuigkeiten & Information:
DAH2KA Apotheke, mit Neuigkeiten und
Informationen rund um den Sektor der HIV-       •   Neuer HIV-Forschungsstandort Essen
und Hepatitis-Therapie versorgen.
                                                •   Generikum für Truvada®
Wir können in dieser Ausgabe über viele         •   Schweden erreicht als erstes Land
positive Neuerungen berichten. Der For-             „90-90-90“-Ziele von UNAIDS
schungsstandort Deutschland hat im HIV
Bereich weiter an Bedeutung gewonnen. In        •   HIV-Heilung - ist ein Durchbruch in
Essen wurde das erste deutsche Institut für         der HIV-Therapie absehbar?
HIV-Forschung eröffnet.
                                                •   Neue „Superseuche“ in Russland
Im Bereich der Arzneimittel fallen weitere      •   Marktzulassung für Zepatier™:
Patente, so dass es auch hier Neuerungen            neue Option bei Hepatitis C
gibt, die gerade im Hinblick auf die Prä-Ex-
positions-Prophylaxe (PrEP) zu Änderungen       •   Risiko für Reaktivierung von Hepatitis
führen können.                                      B nach erfolgreicher Hepatitis C
                                                    Behandlung
Darüber hinaus bringen wir Sie auf den
neusten Stand, was an den Schlagzeilen:         •   HIV-Antikörper als Basis für Impfstoff
„HIV bald heilbar“ dran ist.
                                                Life Style & Ernährung:
Auch aus dem Ausland gibt es wichtige Neu-
igkeiten: in Schweden werden die wichtigen      •   Medikationsmanagement mit dem
UNAIDS Ziele 90-90-90 erreicht, aber dafür          Handy
entstehen in Russland durch die aktuellen
politische Entwicklungen große Probleme         •   Warum sich Männer illegal die PrEP
mit Neuinfektionen.                                 beschaffen

Wir hoffen Ihnen sagt unsere Auswahl an
Themen wieder zu. Für Anregungen und
Kritik haben wir wie immer ein offenes Ohr
(atipps@dahka.de) und freuen uns über Ihr
Feedback.
Ihre Autoren
Alexander Horst und Nico Kraft
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Neuigkeiten & Informationen

Neuer HIV-Forschungsstandort Essen
An der Uniklinik Duisburg-Essen wurde am 11. November das erste deutsche Institut
für HIV-Forschung eröffnet.
Das wichtigste Ziel der Wissenschaftler ist es
neuartige HIV-Impfstoffe zu entwickeln und
zu testen. Dazu bedarf es hoher Investitionen
und internationaler Zusammenarbeit, denn
„HIV-Forschung kann keiner alleine betrei-
ben“. Bislang gab es weltweit nur vier große,
durch die USA finanzierte Studien zu solchen
Impfstoffen.
Leiter des neuen Instituts wird Professor
Hendrik Streeck (38), der im Jahr 2014 vom
People Magazine zum „Sexiest Scientist“ ge-
kürt wurde. Auch wissenschaftlich ist er ganz
vorne mit dabei. 2009 gewann er den Forschungspreis der deutschen AIDS Hilfe und
seit 2012 forscht Streeck beim U.S. Military HIV Research Programm (MHRP).
Dort wirkte er in Kooperation mit der Thailändischen Regierung an der sogenann-
ten „Thai trial“ Studie mit, bei der eine Impfung gegen das HI-Virus getestet wurde.
Insgesamt nahmen an der Studie über drei Jahre 16.000 Menschen teil. Ergebnis
der Studie war eine 30-prozentige Effektivität des Impfstoffs. Eine Impfung ist also
prinzipiell möglich, sagt Prof. Streeck. Es wurde allerdings auch festgestellt, dass mit
der Zeit sowohl Schutz als auch Immunantwort schwinden.
Aufgabe der Forscher ist es jetzt, den Impfschutz zu verlängern. Prof. Streeck und
sein Team werden gemeinsam mit Forschungseinrichtungen in den USA, Afrika
und Thailand auf diesen Arbeiten aufbauen. International vernetzt via Skype und
Telefonkonferenzen suchen die Wissenschaftler nach Wegen zur Verlängerung der
Immunantwort und nach neuen Impfstoff-Bestandteilen. Über sein Twitter – und
Facebook-Profil informiert er gerne über die aktuellsten Infos.
Darüber hinaus wird das Institut intensiv mit der HIV-Ambulanz des Essener Uni-
klinikums und einer Berliner Praxis zusammenarbeiten. Ziel dieser Zusammenarbeit
ist es Therapieversuche durchzuführen, um die Chancen für eine Remission von HIV-
Infizierten zu verbessern.
                                     Quelle: www1.wdr.de/wissen/mensch/institut-hiv-forschung-in-essen-eröffnet-100.html
                         www.rp-online.de „Ein HIV-Impfstoff ist möglich“ Leiter der HIV-Forschung in Essen“, medizin-aspekt.de
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Generikum für Truvada®
Arzneimittel haben nach ihrer Zulassung für eine bestimmte Zeit einen Schutz: nur
der Inhaber des Patentrechtes darf die Substanz herstellen und vermarkten – eine
Art Monopol, mit dem der „Erfinder“ geschützt werden soll. Nach Ablauf des Patent-
schutzes (in der EU bei Medikamenten in der Regel 15 Jahre nach Erstzulassung) darf
der Wirkstoff auch von anderen Unternehmen hergestellt werden.
Der Ausschuss für Humanarzneimittel der EMA (European Medicines Agency) hat
Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil Zentiva als Generikum für Truvada®, das seit dem
21. Februar 2005 auf dem Markt ist, zur Zulassung empfohlen. Da in Studien die
Bioäquivalenz des Arzneimittels von Zentiva zum originalen Truvada® belegt werden
konnte, steht einer Zulassung aller Voraussicht nach nichts mehr im Wege. Die
Markteinführung wird im ersten / zweiten Quartal 2017 erwartet.
In der HIV-Therapie sind derzeit für folgende Originalpräparate Generika verfügbar:
Retrovir® (Zidovudin), Combivir® (Lamivudin/Zidovudin), Viramune® (Nevirapin),
Kivexa® (Abacavir/Lamivudin), Epivir® (Lamivudin).
                                             Quelle: Pressemitteilung der EMA; magazin.hiv/Deutsche AIDS-Hilfe

Schweden erreicht als erstes Land „90-90-90“-Ziele von UNAIDS
Im Kampf gegen HIV und AIDS ist Schweden ein toller Erfolg gelungen. Als erstes
Land überhaupt erreichte es die 2014 von UNAIDS gesetzten „90-90-90“-Ziele.
Diese Ziele setzen sich folgendermaßen zusammen: 90% der HIV-Infizierten sollen
bis zum Jahr 2020 ihren Status kennen, 90% der Diagnostizierten antiretroviral be-
handelt werden und von den Behandelten wiederum 90% eine Viruslast unterhalb
der Nachweisgrenze haben.
Schweden erreichte dieses Ziel aufgrund mehrerer Faktoren. Zum einen erhalten
Patienten kostenlosen Zugang zur antiretroviralen Therapie und es besteht eine
HIV-Meldepflicht für Labore und Kliniken. Im „HIV Medicine“-Bericht wird außerdem
die hohe Adhärenz der Ärzte gegenüber den nationalen Behandlungsleitlinien her-
vorgehoben. Ärzte empfehlen in Schweden seit 2014 für jeden HIV-Infizierten eine
antiretrovirale Therapie, unabhängig von der jeweiligen CD4-Zellzahl. Zum anderen
gibt es Regelungen, nach denen die Patienten und Patientinnen ihre Termine zur
Verlaufskontrolle wahrnehmen müssen. Im Allgemeinen gibt es außerdem eine
sehr gute Anbindung an spezialisierte Zentren und die Epidemie hat insgesamt ein
geringeres Ausmaß als in anderen Ländern.
Es bleibt weiterhin zu hoffen, dass bald auch andere Länder dieses Ziel erreichen
und die Versorgung HIV-Infizierter weiter verbessert wird.
                                                                                     Quelle: www.aidshilfe.de
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HIV-Heilung - ist ein Durchbruch in der HIV-Therapie absehbar?
„Englischen Forschern gelingt Durchbruch in HIV-Therapie“, „HIV bald heilbar‘‘ und
andere aufmerksamkeitserregende Überschriften konnten in letzter Zeit auf diver-
sen Internetseiten gelesen werden. Doch was ist dran an diesen Schlagzeilen? Steht
wirklich ein Durchbruch kurz bevor?
Hier muss leider schnell relativiert werden. Denn betrachtet man diese Artikel ge-
nauer, so ist zu erkennen, dass hier vorallem voreilige Schlagzeilen generiert wur-
den.
Fakt ist, dass kürzlich in England die sog. RIVER-
Studie erst gestartet ist. Hierbei werden 50 neu-
erkrankte HIV-Patienten mit einem Medikament
(Vorinostat) behandelt. Dieses stellt einen neu-
artigen Ansatz in der HIV-Therapie dar. Es sorgt
nämlich dafür, dass die z.T. in den Immunzellen
ruhenden Virusgene aktiviert werden können.
Man nennt diese infizierten Immunzellen auch
„schlafende‘‘ Immunzellen, die durch die Aktivie-
rung mit Vorinostat nun wieder vermehrt Virus-
gene ablesen. Es werden also erneut Viren bzw.
deren Bestandteile von diesen Zellen gebildet.
Diese Virusaktivierung bringt deutliche Vorteile
mit sich. Zum einen können die nun wieder Virus-
gene ablesenden Immunzellen mit den regulären
HIV Medikamenten gezielt bekämpft werden.
Deshalb beziehen auch alle Patienten in dieser
Studie neben Vorinostat eine herkömmliche
HIV-Kombinationstherapie. Zum anderen erhalten die Studienteilnehmer zusätzlich
einen Impfstoff, der dafür sorgen soll, dass das Immunsystem des Patienten nun
effizient die gebildeten Virusbestandteile (Antigene) erkennt und eliminiert. Ziel
dieser Trias aus Vorinostat , herkömmlicher HIV-Kombitherapie und Impfung ist die
vollständige Heilung der Virusinfektion.
Ergebnisse dieser Studie liegen frühestens 2018 vor, sodass bis dato noch keinerlei
Aussagen zu Erfolg und Misserfolg dieses Therapieansatzes gemacht werden kön-
nen.
Somit können in den nächsten drei Jahren die Ergebnisse der Studie mit Spannung
erwartet werden.
                       Quelle: www.aerzteblatt.de/nachrichten/70769/Kick-and-Kill-Wie-englische-Forscher-HIV-heilen-wollen
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Neue „Superseuche“ in Russland
Russland gehört mit Kasachstan, Armenien und Aserbaidschan zu den einzigen
Regionen der Welt, in der sich die HIV-Epidemie weiterhin ausbreitet. Während in
vielen Staaten südlich der Sahara die Neuinfektionen mittlerweile zurückgehen,
infizierten sich in Russland im vergangenen Jahr 95000 Menschen neu mit dem HI-
Virus. Des Weiteren steigt auch die Sterblichkeit aufgrund von AIDS.

Die Hauptinfektionsquelle stellen in Russland verseuchte Spritzen dar, mit denen
sich die Drogenabhängigen infizieren. Etwa 1,8 Millionen Russen sind derzeit
drogenabhängig. Eine effektive Methode die HIV-Ansteckung mittels verseuchter
Spritzen einzudämmen, sind Methadon- oder andere Substitutionsprogramme, die
jedoch in Russland verboten sind.
Auch Ausgabestellen für saubere Spritzen gibt es in Russland kaum. Hinzu kommt,
dass viele Betroffene gleichzeitig mehrere Krankheiten, wie HIV, Tuberkulose und
Hepatitis haben. Internationale Institutionen schlagen bereits Alarm, dass sich in
Russland eine „Syndemie“ zusammenbraut. Sichtbar wird dies besonders in den
Gefängnissen. Bei den inhaftierten Russen sind überproportional viele drogenab-
hängig und die HIV-Rate ist 20-mal höher als in der Allgemeinbevölkerung.
Des Weiteren sind multiresistente Tuberkulose-Erreger, gegen die viele Antibiotika
nicht mehr helfen, unter den Insassen weit verbreitet. Mittlerweile gibt es Anzei-
chen, dass sich die Epidemie auch auf andere Bevölkerungsteile ausweitet, was
zumindest für eine höhere Aufmerksamkeit seitens der Regierung sorgt. Um die Si-
tuation in Russland zu verbessern und eine Superseuche zu verhindern, sind jedoch
sowohl russische, als auch internationale Maßnahmen notwendig.
                   Quelle: www.sueddeutsche.de/gesundheit/hiv-in-russland-braut-sich-eine-superseuche-zusammen-1.3180768
Marktzulassung für Zepatier™: neue Option bei Hepatitis C
Mit Zepatier™ von MSD gibt es ein neues
Kombinationsarzneimittel, welches bei einmal
täglicher Gabe und einer Therapiedauer von
12 Wochen bei den Genotypen eins und vier
hochwirksam ist. Dieses enthält den NS5A-
Inhibitor Elbasvir und den NS3/4A-Protease
Inhibitor Grazoprevir. Beide greifen in den Re-
plikationsmechanismus des Virus ein, wodurch
dieses in essentiellen Funktionen gestört wird.

Die Erfolgsquote liegt bei 95%. Außerdem
kann Zepatier™ auch bei schlechter Nie-
renfunktion (Niereninsuffizienz) eingesetzt
werden. Zwar ist es nur gegen zwei Genotypen wirksam, doch Genotyp eins ist in
Deutschland mit ca. 78% am häufigsten vertreten. Somit stellt es eine Alternative
gegenüber dem teureren Harvoni® (wirksam bei den Genotypen eins bis sechs) dar.
Quelle: Pharmazeutische Zeitung: Neue Fixkombi für Genotyp 1 und 4 (Ausgabe 36/2016), Onvista: Europäische Kommission erteilt MSD Marktzu-
                                                                  lassung für Zepatier™ zur Behandlung von chronischer Hepatitis-C-Infektion

Risiko für Reaktivierung von Hepatitis B nach erfolgreicher
Hepatitis C-Behandlung
Neu zugelassene Medikamente, die direkt wirkenden antiviralen Mittel (DAA, z.B.
Harvoni®, Sovaldi®, Zepatier™, Viekirax®, Olysio®, Epclusa®), wirken effektiv und sehr
selektiv gegen Hepatitis C. In den meisten Fällen vermögen diese Arzneimittel die
Patienten dauerhaft zu heilen.
Bei Menschen, die sowohl mit Hepatitis B als auch mit C infiziert sind, beeinträch-
tigen sich die beiden Viren gegenseitig in ihrer Vermehrung. Wird die Hepatits C
Infektion mit den modernen DAAs geheilt, fehlt die Hemmwirkung und Hepatitis B
kann wieder ausbrechen.
Die amerikanische Gesundheitsbehörde „Food and Drug Administration“ (FDA)
warnt deshalb Ärzte und Patienten vor einer Behandlung auf eine Hepatitis B Infekti-
on zu testen und auch auf Zeichen einer Leberschädigung zu achten. Solche Zeichen
sind: Müdigkeit, Schlappheit, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen, gelbliche
Haut oder Augen oder heller gefärbter Stuhl.
In den USA gab es 24 Fälle von Wiederausbrüchen der Hepatits B Infektion nach der
Behandlung mit DAAs, von denen zwei Fälle tödlich ausgingen. Schon im März hatte
die Europäische Arzneimittelagentur EMA eine Überprüfung dieses Problems an-
geordnet, nachdem auch in Europa Meldungen über Hepatits-B-Wiederausbrüche
bekannt wurden. Zusätzlich wird auch das Wiederauftreten von Leberzellkarzino-
men untersucht. Gegenwärtig dauert die Prüfung noch an.
                                     Quelle: DAZ.online, 07.10.16 “FDA Warnung tötliche Leberschäden“FDA Drug Savety Communication,
         10.04.16 “FDA warns about the risk of hepatitis B reactivation in some patients treated with direct-acting antivirals for hepatitis C”

HIV-Antikörper als Basis für Impfstoff
Untersuchungen haben gezeigt, dass rund ein Prozent der HIV-Infizierten Antikörper
bilden, die gegen unterschiedliche HI-Virustypen wirksam sind. Diese sogenannten
breitneutralisierenden Antikörper (bnAbs) binden an Strukturen auf der Virusober-
fläche, die kaum verändert werden und stellen damit einen vielversprechenden
Ausgangspunkt für die Entwicklung eines Impfstoffes gegen HIV dar.
Kürzlich wurden in diesem Zusammenhang neue Ergebnisse veröffentlicht, die im
Zuge der Schweizerischen HIV-Kohorten Studie gesammelt wurden. Die Wissen-
schaftler untersuchten knapp 4500 HIV-infizierte Menschen und fanden heraus, dass
rund fünf Prozent davon breitneutralisierende Antikörper bilden. Wichtig hierfür
sind die drei krankheitsspezifischen Parameter – Virusmenge, Virusvielfalt und Infek-
tionsdauer.
Überraschender Weise fanden die Wissen-
schaftler, dass auch die Ethnie eine Rolle zu
spielen scheint. Warum Menschen mit dunk-
ler Hautfarbe häufiger breitneutralisierende
Antikörper bilden als HIV-Infizierte mit heller
Haut, ist bislang jedoch noch ungeklärt. Ein
weiterer wichtiger Faktor scheint der Virus-
Subtyp zu sein, denn der beeinflusst den
Antikörpertyp, der gebildet wird, nicht aber
die Häufigkeit der Antikörperproduktion.
Diese neuen Forschungsergebnisse geben interessante Einblicke in Hintergründe
der Antikörperbildung und legen damit einen wichtigen Grundstein für die Entwick-
lung eines HIV-Impfstoffes.
        Quelle: Rusert P. et al., Determinants of HIV-1 broadly neutralizing antibody induction. Nat.Med. 2016 Sep. 26; doi:10.1038/nm.4187.
                    Medienmitteilung der Universität Zürich vom 26.9.2016, HIV-Antikörper mit breiter wirkung als Basis für einen Impfstoff
Life Style & Ernährung
Medikationsmanagement mit dem Handy
Das Smartphone ist aus dem
Alltag nicht mehr wegzuden-
ken. So gibt es mittlerweile
auch Apps, die das Medikati-
onsmanagement assistieren.
Neben Erinnerungsfunk-
tionen zur Einnahme von
Medikamenten, stehen in
vielen APP´s auch Möglich-
keiten zur Dokumentation
von Nebenwirkungen oder
von Laborparametern zur
Verfügung. Darüber hinaus
stehen in Krankheitsspezifi-
schen Applikationen Infor-
mationsmaterial zu speziellen
Themen (Erkältung, HIV uvm.)
zur Verfügung.

Auch zwei Pharmaunternehmen entdeckten den Appmarkt für sich: Care4Today™
von Janssen wird angeboten für iPhone, Android und auch online.

Nach der kostenfreien Anlegung eines Kontos wird die Medikationsroutine einge-
pflegt. Erinnerungsfunktionen sind nicht nur für die Einnahme sondern auch für das
Einholen neuer Rezepte verfügbar.

Die Therapietreue kann anhand eines Protokolls mit Farbcode überprüft werden. Die
Abbildungen der Fertigpräparate erleichtern Übersicht und Zuordnung.

Auch Familienmitglieder wie Kinder und Großeltern können über Kontoverknüpfung
(Care4Family™) in ihrem Medikationsmanagement unterstützt werden. Die „MedPla-
ner“ App von Hexal verfolgt ein ähnliches Konzept, jedoch mit weniger Funktionen,
dafür aber ohne die Anlegung eines Kontos.
                                                        Quelle: www.medplaner.info; Care4Today Flyer
Warum sich Männer illegal die PrEP beschaffen
Jeden Tag richtig eingenommen bietet das HIV-Medikament Truvada® laut Studien
besseren Schutz vor einer Ansteckung mit dem HI-Virus als Kondome. Viele junge
Menschen, vor allem schwule Männer, versprechen sich von den Tabletten sexuelle
Befreiung: Geschlechtsverkehr ohne Kondom.
Truvada® ist inzwischen auch in Europa zur Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) zuge-
lassen. In Ländern wie den USA, Kanada und Australien wird die Behandlung seit
einiger Zeit erfolgreich durchgeführt. Im Gegensatz zur Postexpositionsprophylaxe
(PEP) werden in Deutschland die Kosten für die Prophylaxe von den gesetzlichen
Krankenkassen nicht übernommen.
Ein Patent verbietet es Firmen momentan, preiswerte Medikamente mit den glei-
chen Wirkstoffen (Generika) zu verkaufen. In einigen ärmeren Ländern wie Süd-
afrika, Thailand, Indien oder Brasilien hat Gilead, der Hersteller von Truvada®, mit
lokalen Pharmafirmen vereinbart, die Medikamente zu einem Bruchteil des Preises
zu vermarkten. Eine Monatspackung kostet dort nur 25 bis 30 Euro. Das deutsche
Arzneimittelgesetz verbietet es, diese Tabletten einzuführen. Der Zoll darf folglich
die PrEP-Medikamente aus Reisegepäck oder Postsendungen beschlagnahmen.
Allerdings gibt es eine Lücke im System:
in Großbritannien ist die Bestellung von
Generika über Online-Apotheken bis zu
einer Menge von drei Monatspackungen
erlaubt. Von dort aus kann man sich die
Medikamente von einer Privatperson
legal nach Deutschland liefern lassen,
weil der Warenverkehr innerhalb der EU
frei ist.
Wie groß der Schwarzmarkt ist, ist schwer
abzuschätzen, da es wie für alle illegalen
Geschäfte keine offiziellen Statistiken
gibt. Ärzte aus verschiedenen Schwer-
punktpraxen berichten, dass einige
Patienten ganz offen und ehrlich erzäh-
len, dass sie sich die Medikamente aus
England besorgen. Andere täuschen vor,
ungeschützten Sex mit einer HIV-infi-
zierten Person gehabt zu haben, um die
Tabletten zu erhalten. Es gibt sogar einen
Schwarzmarkt unter Patienten, das heißt
Männer besorgen sich das Truvada® von
anderen, die es nicht einnehmen.
Die Beweggründe der Männer, die sich illegal die PrEP besorgen, sind sich alle recht
ähnlich. Es geht vor allem um Sicherheit: viele haben gehäuft Risikokontakte und
benutzen kein Kondom beziehungsweise vergessen es im Rausch. Manche haben
trotz Kondomen Angst vor einer Ansteckung und können sexuelle Kontakte nicht
sorgenfrei erleben. Wiederum andere erfahren im Urlaub in Ländern wie Thailand
oder Indien von den günstigen Monatspackungen und bevorraten sich dort mit
den PrEP-Medikamenten. Mit etwas Glück und Geschick ist es möglich, die Packun-
gen mit nach Deutschland zu bringen. Die Mehrheit hat keine Bedenken bezüglich
Sicherheit oder Fälschungen.
Ärzte und Apotheker sehen die informelle Beschaffung der PrEP sehr kritisch, da die
Tabletten viele Nebenwirkungen haben und ein Risiko für z.B. Leber und Nieren ber-
gen. Deshalb müssen die Blutwerte regelmäßig kontrolliert werden. Zudem zeigen
einige Studien, dass Menschen, die eine PrEP einnehmen, häufiger sexuell übertrag-
bare Krankheiten wie Chlamydien, Tripper oder Hepatitis C bekommen.
Die einfachste Lösung zur Bekämpfung des Schwarzmarktes wäre es, dass die ge-
setzlichen Krankenversicherungen die Kosten von rund 800€ übernehmen. Genau
das wird derzeit von den Kassen, Ärzten und Krankenhäusern im sogenannten
Gemeinsamen Bundesausschuss beraten. Allerdings hat sich der Verband der ge-
setzlichen Krankenkassen bereits positioniert. Pressesprecher Florian Lanz verweist
auf das Sozialgesetzbuch, das die Menschen bei der gesundheitlichen Vorsorge in
die Verantwortung nimmt. Niemand müsse Sex ohne Kondom haben und tue er es
doch, müsse er sich selbst schützen.
Um das Schwarzmarkt-Problem zu lösen, könnte theoretisch das deutsche Arznei-
mittelgesetz geändert werden, so dass ähnlich wie in den USA oder Großbritannien
Generika für den Eigenbedarf eingeführt werden dürfen. Zum anderen könnte mit
Pharmaherstellern verhandelt werden, Generika zu einem ähnlichen Preis auf den
Markt zu bringen wie in Thailand oder Südafrika. Das wäre voraussichtlich ab 2017
möglich, in dem das Patent von Gilead in der EU ausläuft.
Unabhängig von den Kosten ist klar: die PrEP ist keine bequeme Alternative für das
Kondom. Die tägliche Einnahme von Medikamenten, die ärztliche Betreuung und
andere Geschlechtskrankheiten sind ein hoher Preis für das Weglassen von Präser-
vativen. Genau deshalb geht die Deutsche AIDS-Hilfe davon aus, dass PrEP niemals
ein Massenphänomen wird. Rund 80 % der heterosexuellen sowie homosexuellen
Männer benutzen glücklicherweise ein Kondom.
Allerdings zeigt sich auch, dass Menschen bereit sind, für angstfreien Sex ohne
Kondom die Nachteile der Medikamente in Kauf zu nehmen. Wenn sich der Gesetz-
geber, die Pharmafirmen oder die Krankenkassen nicht auf diese Menschen zubewe-
gen, wird der Schwarzmarkt womöglich weiter wachsen.

                        Quelle: http://www.bento.de/gefuehle/pille-gegen-hiv-warum-sich-maenner-illegal-prep-beschaffen
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Die Deutsche Arbeitsgemeinschaft HIV- und Hepatitis kompetenter Apotheken – DAH2KA e.V. – ist ein
überregionaler Zusammenschluss von Apotheken, die einen hohen Standard an Beratung und Versorgung
speziell für Patienten mit HIV, Hepatitis und AIDS anbieten. Unser Ziel ist die wohnortnahe, persönliche
Beratung, damit Information und Versorgung auf dem aktuellen Stand von Forschung und Therapie für Sie
gewährleistet sind.

                                                                          Bildnachweise
                                                                          Seite 1+10: © dikobrazik - Fotolia.com
                                                                          Seite 7: © Danil Nikonov - Fotolia.com
                                                                          Creative Commons CC0
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