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TIPPS Neuer HIV-Forschungsstandort Essen Information 1/2017 für Patienten aus Ihrer DAH2KA Apotheke Rund um HIV, AIDS und Hepatitis
Liebe Leserinnen und Leser, wir hoffen Sie sind gut ins neue Jahr gestar- A-Tipps 1/2017 tet und wir wollen Sie auch im Jahr 2017 mit unseren A-Tipps, dem Newsletter Ihrer Neuigkeiten & Information: DAH2KA Apotheke, mit Neuigkeiten und Informationen rund um den Sektor der HIV- • Neuer HIV-Forschungsstandort Essen und Hepatitis-Therapie versorgen. • Generikum für Truvada® Wir können in dieser Ausgabe über viele • Schweden erreicht als erstes Land positive Neuerungen berichten. Der For- „90-90-90“-Ziele von UNAIDS schungsstandort Deutschland hat im HIV Bereich weiter an Bedeutung gewonnen. In • HIV-Heilung - ist ein Durchbruch in Essen wurde das erste deutsche Institut für der HIV-Therapie absehbar? HIV-Forschung eröffnet. • Neue „Superseuche“ in Russland Im Bereich der Arzneimittel fallen weitere • Marktzulassung für Zepatier™: Patente, so dass es auch hier Neuerungen neue Option bei Hepatitis C gibt, die gerade im Hinblick auf die Prä-Ex- positions-Prophylaxe (PrEP) zu Änderungen • Risiko für Reaktivierung von Hepatitis führen können. B nach erfolgreicher Hepatitis C Behandlung Darüber hinaus bringen wir Sie auf den neusten Stand, was an den Schlagzeilen: • HIV-Antikörper als Basis für Impfstoff „HIV bald heilbar“ dran ist. Life Style & Ernährung: Auch aus dem Ausland gibt es wichtige Neu- igkeiten: in Schweden werden die wichtigen • Medikationsmanagement mit dem UNAIDS Ziele 90-90-90 erreicht, aber dafür Handy entstehen in Russland durch die aktuellen politische Entwicklungen große Probleme • Warum sich Männer illegal die PrEP mit Neuinfektionen. beschaffen Wir hoffen Ihnen sagt unsere Auswahl an Themen wieder zu. Für Anregungen und Kritik haben wir wie immer ein offenes Ohr (atipps@dahka.de) und freuen uns über Ihr Feedback. Ihre Autoren Alexander Horst und Nico Kraft
Neuigkeiten & Informationen Neuer HIV-Forschungsstandort Essen An der Uniklinik Duisburg-Essen wurde am 11. November das erste deutsche Institut für HIV-Forschung eröffnet. Das wichtigste Ziel der Wissenschaftler ist es neuartige HIV-Impfstoffe zu entwickeln und zu testen. Dazu bedarf es hoher Investitionen und internationaler Zusammenarbeit, denn „HIV-Forschung kann keiner alleine betrei- ben“. Bislang gab es weltweit nur vier große, durch die USA finanzierte Studien zu solchen Impfstoffen. Leiter des neuen Instituts wird Professor Hendrik Streeck (38), der im Jahr 2014 vom People Magazine zum „Sexiest Scientist“ ge- kürt wurde. Auch wissenschaftlich ist er ganz vorne mit dabei. 2009 gewann er den Forschungspreis der deutschen AIDS Hilfe und seit 2012 forscht Streeck beim U.S. Military HIV Research Programm (MHRP). Dort wirkte er in Kooperation mit der Thailändischen Regierung an der sogenann- ten „Thai trial“ Studie mit, bei der eine Impfung gegen das HI-Virus getestet wurde. Insgesamt nahmen an der Studie über drei Jahre 16.000 Menschen teil. Ergebnis der Studie war eine 30-prozentige Effektivität des Impfstoffs. Eine Impfung ist also prinzipiell möglich, sagt Prof. Streeck. Es wurde allerdings auch festgestellt, dass mit der Zeit sowohl Schutz als auch Immunantwort schwinden. Aufgabe der Forscher ist es jetzt, den Impfschutz zu verlängern. Prof. Streeck und sein Team werden gemeinsam mit Forschungseinrichtungen in den USA, Afrika und Thailand auf diesen Arbeiten aufbauen. International vernetzt via Skype und Telefonkonferenzen suchen die Wissenschaftler nach Wegen zur Verlängerung der Immunantwort und nach neuen Impfstoff-Bestandteilen. Über sein Twitter – und Facebook-Profil informiert er gerne über die aktuellsten Infos. Darüber hinaus wird das Institut intensiv mit der HIV-Ambulanz des Essener Uni- klinikums und einer Berliner Praxis zusammenarbeiten. Ziel dieser Zusammenarbeit ist es Therapieversuche durchzuführen, um die Chancen für eine Remission von HIV- Infizierten zu verbessern. Quelle: www1.wdr.de/wissen/mensch/institut-hiv-forschung-in-essen-eröffnet-100.html www.rp-online.de „Ein HIV-Impfstoff ist möglich“ Leiter der HIV-Forschung in Essen“, medizin-aspekt.de
Generikum für Truvada® Arzneimittel haben nach ihrer Zulassung für eine bestimmte Zeit einen Schutz: nur der Inhaber des Patentrechtes darf die Substanz herstellen und vermarkten – eine Art Monopol, mit dem der „Erfinder“ geschützt werden soll. Nach Ablauf des Patent- schutzes (in der EU bei Medikamenten in der Regel 15 Jahre nach Erstzulassung) darf der Wirkstoff auch von anderen Unternehmen hergestellt werden. Der Ausschuss für Humanarzneimittel der EMA (European Medicines Agency) hat Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil Zentiva als Generikum für Truvada®, das seit dem 21. Februar 2005 auf dem Markt ist, zur Zulassung empfohlen. Da in Studien die Bioäquivalenz des Arzneimittels von Zentiva zum originalen Truvada® belegt werden konnte, steht einer Zulassung aller Voraussicht nach nichts mehr im Wege. Die Markteinführung wird im ersten / zweiten Quartal 2017 erwartet. In der HIV-Therapie sind derzeit für folgende Originalpräparate Generika verfügbar: Retrovir® (Zidovudin), Combivir® (Lamivudin/Zidovudin), Viramune® (Nevirapin), Kivexa® (Abacavir/Lamivudin), Epivir® (Lamivudin). Quelle: Pressemitteilung der EMA; magazin.hiv/Deutsche AIDS-Hilfe Schweden erreicht als erstes Land „90-90-90“-Ziele von UNAIDS Im Kampf gegen HIV und AIDS ist Schweden ein toller Erfolg gelungen. Als erstes Land überhaupt erreichte es die 2014 von UNAIDS gesetzten „90-90-90“-Ziele. Diese Ziele setzen sich folgendermaßen zusammen: 90% der HIV-Infizierten sollen bis zum Jahr 2020 ihren Status kennen, 90% der Diagnostizierten antiretroviral be- handelt werden und von den Behandelten wiederum 90% eine Viruslast unterhalb der Nachweisgrenze haben. Schweden erreichte dieses Ziel aufgrund mehrerer Faktoren. Zum einen erhalten Patienten kostenlosen Zugang zur antiretroviralen Therapie und es besteht eine HIV-Meldepflicht für Labore und Kliniken. Im „HIV Medicine“-Bericht wird außerdem die hohe Adhärenz der Ärzte gegenüber den nationalen Behandlungsleitlinien her- vorgehoben. Ärzte empfehlen in Schweden seit 2014 für jeden HIV-Infizierten eine antiretrovirale Therapie, unabhängig von der jeweiligen CD4-Zellzahl. Zum anderen gibt es Regelungen, nach denen die Patienten und Patientinnen ihre Termine zur Verlaufskontrolle wahrnehmen müssen. Im Allgemeinen gibt es außerdem eine sehr gute Anbindung an spezialisierte Zentren und die Epidemie hat insgesamt ein geringeres Ausmaß als in anderen Ländern. Es bleibt weiterhin zu hoffen, dass bald auch andere Länder dieses Ziel erreichen und die Versorgung HIV-Infizierter weiter verbessert wird. Quelle: www.aidshilfe.de
HIV-Heilung - ist ein Durchbruch in der HIV-Therapie absehbar? „Englischen Forschern gelingt Durchbruch in HIV-Therapie“, „HIV bald heilbar‘‘ und andere aufmerksamkeitserregende Überschriften konnten in letzter Zeit auf diver- sen Internetseiten gelesen werden. Doch was ist dran an diesen Schlagzeilen? Steht wirklich ein Durchbruch kurz bevor? Hier muss leider schnell relativiert werden. Denn betrachtet man diese Artikel ge- nauer, so ist zu erkennen, dass hier vorallem voreilige Schlagzeilen generiert wur- den. Fakt ist, dass kürzlich in England die sog. RIVER- Studie erst gestartet ist. Hierbei werden 50 neu- erkrankte HIV-Patienten mit einem Medikament (Vorinostat) behandelt. Dieses stellt einen neu- artigen Ansatz in der HIV-Therapie dar. Es sorgt nämlich dafür, dass die z.T. in den Immunzellen ruhenden Virusgene aktiviert werden können. Man nennt diese infizierten Immunzellen auch „schlafende‘‘ Immunzellen, die durch die Aktivie- rung mit Vorinostat nun wieder vermehrt Virus- gene ablesen. Es werden also erneut Viren bzw. deren Bestandteile von diesen Zellen gebildet. Diese Virusaktivierung bringt deutliche Vorteile mit sich. Zum einen können die nun wieder Virus- gene ablesenden Immunzellen mit den regulären HIV Medikamenten gezielt bekämpft werden. Deshalb beziehen auch alle Patienten in dieser Studie neben Vorinostat eine herkömmliche HIV-Kombinationstherapie. Zum anderen erhalten die Studienteilnehmer zusätzlich einen Impfstoff, der dafür sorgen soll, dass das Immunsystem des Patienten nun effizient die gebildeten Virusbestandteile (Antigene) erkennt und eliminiert. Ziel dieser Trias aus Vorinostat , herkömmlicher HIV-Kombitherapie und Impfung ist die vollständige Heilung der Virusinfektion. Ergebnisse dieser Studie liegen frühestens 2018 vor, sodass bis dato noch keinerlei Aussagen zu Erfolg und Misserfolg dieses Therapieansatzes gemacht werden kön- nen. Somit können in den nächsten drei Jahren die Ergebnisse der Studie mit Spannung erwartet werden. Quelle: www.aerzteblatt.de/nachrichten/70769/Kick-and-Kill-Wie-englische-Forscher-HIV-heilen-wollen
Neue „Superseuche“ in Russland Russland gehört mit Kasachstan, Armenien und Aserbaidschan zu den einzigen Regionen der Welt, in der sich die HIV-Epidemie weiterhin ausbreitet. Während in vielen Staaten südlich der Sahara die Neuinfektionen mittlerweile zurückgehen, infizierten sich in Russland im vergangenen Jahr 95000 Menschen neu mit dem HI- Virus. Des Weiteren steigt auch die Sterblichkeit aufgrund von AIDS. Die Hauptinfektionsquelle stellen in Russland verseuchte Spritzen dar, mit denen sich die Drogenabhängigen infizieren. Etwa 1,8 Millionen Russen sind derzeit drogenabhängig. Eine effektive Methode die HIV-Ansteckung mittels verseuchter Spritzen einzudämmen, sind Methadon- oder andere Substitutionsprogramme, die jedoch in Russland verboten sind. Auch Ausgabestellen für saubere Spritzen gibt es in Russland kaum. Hinzu kommt, dass viele Betroffene gleichzeitig mehrere Krankheiten, wie HIV, Tuberkulose und Hepatitis haben. Internationale Institutionen schlagen bereits Alarm, dass sich in Russland eine „Syndemie“ zusammenbraut. Sichtbar wird dies besonders in den Gefängnissen. Bei den inhaftierten Russen sind überproportional viele drogenab- hängig und die HIV-Rate ist 20-mal höher als in der Allgemeinbevölkerung. Des Weiteren sind multiresistente Tuberkulose-Erreger, gegen die viele Antibiotika nicht mehr helfen, unter den Insassen weit verbreitet. Mittlerweile gibt es Anzei- chen, dass sich die Epidemie auch auf andere Bevölkerungsteile ausweitet, was zumindest für eine höhere Aufmerksamkeit seitens der Regierung sorgt. Um die Si- tuation in Russland zu verbessern und eine Superseuche zu verhindern, sind jedoch sowohl russische, als auch internationale Maßnahmen notwendig. Quelle: www.sueddeutsche.de/gesundheit/hiv-in-russland-braut-sich-eine-superseuche-zusammen-1.3180768
Marktzulassung für Zepatier™: neue Option bei Hepatitis C Mit Zepatier™ von MSD gibt es ein neues Kombinationsarzneimittel, welches bei einmal täglicher Gabe und einer Therapiedauer von 12 Wochen bei den Genotypen eins und vier hochwirksam ist. Dieses enthält den NS5A- Inhibitor Elbasvir und den NS3/4A-Protease Inhibitor Grazoprevir. Beide greifen in den Re- plikationsmechanismus des Virus ein, wodurch dieses in essentiellen Funktionen gestört wird. Die Erfolgsquote liegt bei 95%. Außerdem kann Zepatier™ auch bei schlechter Nie- renfunktion (Niereninsuffizienz) eingesetzt werden. Zwar ist es nur gegen zwei Genotypen wirksam, doch Genotyp eins ist in Deutschland mit ca. 78% am häufigsten vertreten. Somit stellt es eine Alternative gegenüber dem teureren Harvoni® (wirksam bei den Genotypen eins bis sechs) dar. Quelle: Pharmazeutische Zeitung: Neue Fixkombi für Genotyp 1 und 4 (Ausgabe 36/2016), Onvista: Europäische Kommission erteilt MSD Marktzu- lassung für Zepatier™ zur Behandlung von chronischer Hepatitis-C-Infektion Risiko für Reaktivierung von Hepatitis B nach erfolgreicher Hepatitis C-Behandlung Neu zugelassene Medikamente, die direkt wirkenden antiviralen Mittel (DAA, z.B. Harvoni®, Sovaldi®, Zepatier™, Viekirax®, Olysio®, Epclusa®), wirken effektiv und sehr selektiv gegen Hepatitis C. In den meisten Fällen vermögen diese Arzneimittel die Patienten dauerhaft zu heilen. Bei Menschen, die sowohl mit Hepatitis B als auch mit C infiziert sind, beeinträch- tigen sich die beiden Viren gegenseitig in ihrer Vermehrung. Wird die Hepatits C Infektion mit den modernen DAAs geheilt, fehlt die Hemmwirkung und Hepatitis B kann wieder ausbrechen. Die amerikanische Gesundheitsbehörde „Food and Drug Administration“ (FDA) warnt deshalb Ärzte und Patienten vor einer Behandlung auf eine Hepatitis B Infekti- on zu testen und auch auf Zeichen einer Leberschädigung zu achten. Solche Zeichen sind: Müdigkeit, Schlappheit, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen, gelbliche Haut oder Augen oder heller gefärbter Stuhl.
In den USA gab es 24 Fälle von Wiederausbrüchen der Hepatits B Infektion nach der Behandlung mit DAAs, von denen zwei Fälle tödlich ausgingen. Schon im März hatte die Europäische Arzneimittelagentur EMA eine Überprüfung dieses Problems an- geordnet, nachdem auch in Europa Meldungen über Hepatits-B-Wiederausbrüche bekannt wurden. Zusätzlich wird auch das Wiederauftreten von Leberzellkarzino- men untersucht. Gegenwärtig dauert die Prüfung noch an. Quelle: DAZ.online, 07.10.16 “FDA Warnung tötliche Leberschäden“FDA Drug Savety Communication, 10.04.16 “FDA warns about the risk of hepatitis B reactivation in some patients treated with direct-acting antivirals for hepatitis C” HIV-Antikörper als Basis für Impfstoff Untersuchungen haben gezeigt, dass rund ein Prozent der HIV-Infizierten Antikörper bilden, die gegen unterschiedliche HI-Virustypen wirksam sind. Diese sogenannten breitneutralisierenden Antikörper (bnAbs) binden an Strukturen auf der Virusober- fläche, die kaum verändert werden und stellen damit einen vielversprechenden Ausgangspunkt für die Entwicklung eines Impfstoffes gegen HIV dar. Kürzlich wurden in diesem Zusammenhang neue Ergebnisse veröffentlicht, die im Zuge der Schweizerischen HIV-Kohorten Studie gesammelt wurden. Die Wissen- schaftler untersuchten knapp 4500 HIV-infizierte Menschen und fanden heraus, dass rund fünf Prozent davon breitneutralisierende Antikörper bilden. Wichtig hierfür sind die drei krankheitsspezifischen Parameter – Virusmenge, Virusvielfalt und Infek- tionsdauer. Überraschender Weise fanden die Wissen- schaftler, dass auch die Ethnie eine Rolle zu spielen scheint. Warum Menschen mit dunk- ler Hautfarbe häufiger breitneutralisierende Antikörper bilden als HIV-Infizierte mit heller Haut, ist bislang jedoch noch ungeklärt. Ein weiterer wichtiger Faktor scheint der Virus- Subtyp zu sein, denn der beeinflusst den Antikörpertyp, der gebildet wird, nicht aber die Häufigkeit der Antikörperproduktion. Diese neuen Forschungsergebnisse geben interessante Einblicke in Hintergründe der Antikörperbildung und legen damit einen wichtigen Grundstein für die Entwick- lung eines HIV-Impfstoffes. Quelle: Rusert P. et al., Determinants of HIV-1 broadly neutralizing antibody induction. Nat.Med. 2016 Sep. 26; doi:10.1038/nm.4187. Medienmitteilung der Universität Zürich vom 26.9.2016, HIV-Antikörper mit breiter wirkung als Basis für einen Impfstoff
Life Style & Ernährung Medikationsmanagement mit dem Handy Das Smartphone ist aus dem Alltag nicht mehr wegzuden- ken. So gibt es mittlerweile auch Apps, die das Medikati- onsmanagement assistieren. Neben Erinnerungsfunk- tionen zur Einnahme von Medikamenten, stehen in vielen APP´s auch Möglich- keiten zur Dokumentation von Nebenwirkungen oder von Laborparametern zur Verfügung. Darüber hinaus stehen in Krankheitsspezifi- schen Applikationen Infor- mationsmaterial zu speziellen Themen (Erkältung, HIV uvm.) zur Verfügung. Auch zwei Pharmaunternehmen entdeckten den Appmarkt für sich: Care4Today™ von Janssen wird angeboten für iPhone, Android und auch online. Nach der kostenfreien Anlegung eines Kontos wird die Medikationsroutine einge- pflegt. Erinnerungsfunktionen sind nicht nur für die Einnahme sondern auch für das Einholen neuer Rezepte verfügbar. Die Therapietreue kann anhand eines Protokolls mit Farbcode überprüft werden. Die Abbildungen der Fertigpräparate erleichtern Übersicht und Zuordnung. Auch Familienmitglieder wie Kinder und Großeltern können über Kontoverknüpfung (Care4Family™) in ihrem Medikationsmanagement unterstützt werden. Die „MedPla- ner“ App von Hexal verfolgt ein ähnliches Konzept, jedoch mit weniger Funktionen, dafür aber ohne die Anlegung eines Kontos. Quelle: www.medplaner.info; Care4Today Flyer
Warum sich Männer illegal die PrEP beschaffen Jeden Tag richtig eingenommen bietet das HIV-Medikament Truvada® laut Studien besseren Schutz vor einer Ansteckung mit dem HI-Virus als Kondome. Viele junge Menschen, vor allem schwule Männer, versprechen sich von den Tabletten sexuelle Befreiung: Geschlechtsverkehr ohne Kondom. Truvada® ist inzwischen auch in Europa zur Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) zuge- lassen. In Ländern wie den USA, Kanada und Australien wird die Behandlung seit einiger Zeit erfolgreich durchgeführt. Im Gegensatz zur Postexpositionsprophylaxe (PEP) werden in Deutschland die Kosten für die Prophylaxe von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen. Ein Patent verbietet es Firmen momentan, preiswerte Medikamente mit den glei- chen Wirkstoffen (Generika) zu verkaufen. In einigen ärmeren Ländern wie Süd- afrika, Thailand, Indien oder Brasilien hat Gilead, der Hersteller von Truvada®, mit lokalen Pharmafirmen vereinbart, die Medikamente zu einem Bruchteil des Preises zu vermarkten. Eine Monatspackung kostet dort nur 25 bis 30 Euro. Das deutsche Arzneimittelgesetz verbietet es, diese Tabletten einzuführen. Der Zoll darf folglich die PrEP-Medikamente aus Reisegepäck oder Postsendungen beschlagnahmen. Allerdings gibt es eine Lücke im System: in Großbritannien ist die Bestellung von Generika über Online-Apotheken bis zu einer Menge von drei Monatspackungen erlaubt. Von dort aus kann man sich die Medikamente von einer Privatperson legal nach Deutschland liefern lassen, weil der Warenverkehr innerhalb der EU frei ist. Wie groß der Schwarzmarkt ist, ist schwer abzuschätzen, da es wie für alle illegalen Geschäfte keine offiziellen Statistiken gibt. Ärzte aus verschiedenen Schwer- punktpraxen berichten, dass einige Patienten ganz offen und ehrlich erzäh- len, dass sie sich die Medikamente aus England besorgen. Andere täuschen vor, ungeschützten Sex mit einer HIV-infi- zierten Person gehabt zu haben, um die Tabletten zu erhalten. Es gibt sogar einen Schwarzmarkt unter Patienten, das heißt Männer besorgen sich das Truvada® von anderen, die es nicht einnehmen.
Die Beweggründe der Männer, die sich illegal die PrEP besorgen, sind sich alle recht ähnlich. Es geht vor allem um Sicherheit: viele haben gehäuft Risikokontakte und benutzen kein Kondom beziehungsweise vergessen es im Rausch. Manche haben trotz Kondomen Angst vor einer Ansteckung und können sexuelle Kontakte nicht sorgenfrei erleben. Wiederum andere erfahren im Urlaub in Ländern wie Thailand oder Indien von den günstigen Monatspackungen und bevorraten sich dort mit den PrEP-Medikamenten. Mit etwas Glück und Geschick ist es möglich, die Packun- gen mit nach Deutschland zu bringen. Die Mehrheit hat keine Bedenken bezüglich Sicherheit oder Fälschungen. Ärzte und Apotheker sehen die informelle Beschaffung der PrEP sehr kritisch, da die Tabletten viele Nebenwirkungen haben und ein Risiko für z.B. Leber und Nieren ber- gen. Deshalb müssen die Blutwerte regelmäßig kontrolliert werden. Zudem zeigen einige Studien, dass Menschen, die eine PrEP einnehmen, häufiger sexuell übertrag- bare Krankheiten wie Chlamydien, Tripper oder Hepatitis C bekommen. Die einfachste Lösung zur Bekämpfung des Schwarzmarktes wäre es, dass die ge- setzlichen Krankenversicherungen die Kosten von rund 800€ übernehmen. Genau das wird derzeit von den Kassen, Ärzten und Krankenhäusern im sogenannten Gemeinsamen Bundesausschuss beraten. Allerdings hat sich der Verband der ge- setzlichen Krankenkassen bereits positioniert. Pressesprecher Florian Lanz verweist auf das Sozialgesetzbuch, das die Menschen bei der gesundheitlichen Vorsorge in die Verantwortung nimmt. Niemand müsse Sex ohne Kondom haben und tue er es doch, müsse er sich selbst schützen. Um das Schwarzmarkt-Problem zu lösen, könnte theoretisch das deutsche Arznei- mittelgesetz geändert werden, so dass ähnlich wie in den USA oder Großbritannien Generika für den Eigenbedarf eingeführt werden dürfen. Zum anderen könnte mit Pharmaherstellern verhandelt werden, Generika zu einem ähnlichen Preis auf den Markt zu bringen wie in Thailand oder Südafrika. Das wäre voraussichtlich ab 2017 möglich, in dem das Patent von Gilead in der EU ausläuft. Unabhängig von den Kosten ist klar: die PrEP ist keine bequeme Alternative für das Kondom. Die tägliche Einnahme von Medikamenten, die ärztliche Betreuung und andere Geschlechtskrankheiten sind ein hoher Preis für das Weglassen von Präser- vativen. Genau deshalb geht die Deutsche AIDS-Hilfe davon aus, dass PrEP niemals ein Massenphänomen wird. Rund 80 % der heterosexuellen sowie homosexuellen Männer benutzen glücklicherweise ein Kondom. Allerdings zeigt sich auch, dass Menschen bereit sind, für angstfreien Sex ohne Kondom die Nachteile der Medikamente in Kauf zu nehmen. Wenn sich der Gesetz- geber, die Pharmafirmen oder die Krankenkassen nicht auf diese Menschen zubewe- gen, wird der Schwarzmarkt womöglich weiter wachsen. Quelle: http://www.bento.de/gefuehle/pille-gegen-hiv-warum-sich-maenner-illegal-prep-beschaffen
2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 Die Deutsche Arbeitsgemeinschaft HIV- und Hepatitis kompetenter Apotheken – DAH2KA e.V. – ist ein überregionaler Zusammenschluss von Apotheken, die einen hohen Standard an Beratung und Versorgung speziell für Patienten mit HIV, Hepatitis und AIDS anbieten. Unser Ziel ist die wohnortnahe, persönliche Beratung, damit Information und Versorgung auf dem aktuellen Stand von Forschung und Therapie für Sie gewährleistet sind. Bildnachweise Seite 1+10: © dikobrazik - Fotolia.com Seite 7: © Danil Nikonov - Fotolia.com Creative Commons CC0 Herausgeber DAH2KA e.V., Hohenstaufenring 59, 50674 Köln
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