Ridepooling und automatisiertes Fahren - busundbahn.de

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VERKEHRSPLANUNG & ORGANISATION

                   Ridepooling und
                   automatisiertes Fahren
                   Erfahrungen, Perspektiven und aktuelle Vorhaben –
                   Bericht über das 2. Forum „Neue Mobilitätsformen“ an der TH Wildau
                   Prof. Dr. Martin Lehnert, Prof. Dr. Christian Liebchen, Prof. Dr. Klaus-Martin Melzer; Wildau

                   W
                                 ie im Vorjahr richtete der Stu-   Zusammenhang von                              meist gemein, dass sie zentrale hoch ver-
                                 diengang      Verkehrssystem-     Ridepooling und                               dichtete Bereiche von Metropolregionen
                                 technik [1] der Technischen       automatisiertem Fahren                        zum Kern ihrer Bediengebiete zählen. Es
                                 Hochschule (TH) Wildau                                                          stellt sich die Frage, für welche Szenarien
                   zusammen mit dem Deutschen Zentrum              In Deutschland gibt es gebündelte nachfra-    diese Anbieter und ihre jeweiligen Risiko-
                   für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR) am          gegetriebene Verkehre seit mehr als 40 Jah-   kapitalgeber ein langfristig wirtschaftliches
                   7. März 2019 mit freundlicher Unterstüt-        ren als Teil des ÖPNV [2], beispielsweise     Bestehen am Markt planen.
                   zung des Clusters Verkehr, Mobilität und        unter der Bezeichnung „Rufbus“ oder „An-
                   Logistik Berlin Brandenburg das 2. Forum        ruf-Sammel-Taxi“. Im Zuge der Digitalisie-    Vor diesem Hintergrund ist es bemerkens-
                   „Neue Mobilitätsformen“ aus. Dieses war         rung sind auf Basis der Möglichkeit, Fahrt-   wert, dass gemäß der Experteneinschät-
                   wiederum in die jährlich stattfindende,         wünsche auch von unterwegs unmittelbar        zung mehrerer Referenten des VDV-Sym-
                   nunmehr 8. Wildauer Wissenschaftswoche          per Smartphone kommunizieren zu kön-          posiums „Ridepooling als Teil des ÖPNV“
                   eingebettet.                                    nen, in den letzten Jahren viele neue An-     Ridepooling „wirtschaftlich erst dann Spaß
                                                                   gebote entstanden. Diese verzichten häufig    machen wird, wenn fahrerlose Fahrzeuge“
                   Mehrere Vorträge knüpften dabei unmittel-       auf Vorbestellfristen und treten als unmit-   eingesetzt werden können [3, 4]. Diese Ver-
                   bar an Beiträge des Forums aus dem Vor-         telbare On-Demand-Systeme am Markt            knüpfung zwischen Ridepooling einerseits
                   jahr an, welches noch ausschließlich dem        auf. Einige dieser Ridepooling-Systeme        und automatisiertem Fahren andererseits
                   Themenkomplex Ridepooling (beziehungs-          werden dabei unabhängig von den lokalen       bildete den Ausgangspunkt, die Schwer-
                   weise Ride-Sharing) gewidmet war. In die-       ÖPNV-Anbietern betrieben.                     punkte des Forums „Neue Mobilitätsfor-
                   sem Jahr wurden darüber hinaus auch ei-                                                       men“ gegenüber dem Vorjahr zu erweitern
                   nige Aspekte des automatisierten Fahrens        Entsprechend agieren diese Dienste teil-      und dem Thema „Ridepooling“ in diesem
                   vorgestellt und zusammen mit den mehr           weise unabhängig von öffentlichen Dienst-     Jahr den Komplex „automatisiertes Fahren“
                   als 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmern          leistungsaufträgen und damit verbunde-        gegenüberzustellen.
                   (Abb. 1) intensiv diskutiert.                   nen Zuschüssen. Solchen Angeboten ist
                                                                                                                 Neben Erfahrungsberichten zu Praxis-
                                                                                                                 projekten im Kontext von Ridepooling,
                                                                                                                 zu denen im Vorjahr Konzepte und Pläne
                                                                                                                 vorgestellt wurden [5], wurde das Vortrags-
                                                                                                                 programm entsprechend um Berichte zu
                                                                                                                 aktuellen Forschungsprojekten zum auto-
                                                                                                                 matisierten Fahren ergänzt.

                                                                                                                 Die Mehrzahl der vorgestellten Foliensätze
                                                                                                                 ist unter th-wildau.de/fonemo [6] online ab-
                                                                                                                 rufbar.

                                                                                                                 Erfahrungen aus
                                                                                                                 Ridepooling-Projekten

                                                                                                                 Den ersten Tagungsschwerpunkt bildete der
                                                                                                                 Austausch zu gesammelten Erfahrungen mit
Foto: R. Erdmann

                                                                                                                 Ridepooling-Systemen. Über die Projekte
                                                                                                                 Mobilfalt (seit 2011) und GetMobil [7], so-
                                                                                                                 wie den Weg zum integrierten Ridesharing
                                                                                                                 im ländlichen Raum berichtete Prof. Dr.
                   Abb. 1: Teilnehmer/innen des 2. Forums „Neue Mobilitätsformen“ an der TH Wildau.              Carsten Sommer von der Universität Kassel.

                   38   DER NAHVERKEHR  10/2019
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Im Projekt NVV-Mobifalt [8] werden zur
Erschließung des ländlichen Raumes pri-                                           Zum Autor
vate Pkw-Fahrten für den öffentlichen Per-                             Prof. Dr. Martin Lehnert (41) ist Verkehrsingenieur und seit Mai 2017 Profes-
sonenverkehr zur Mitnutzung angeboten.                                 sor für Verkehrssysteme an der Technischen Hochschule Wildau. Zuvor war
Wenn die Pkw-Fahrer eine Fahrt zu einer                                er an der Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“ der TU Dresden
                                                                       und am Fraunhofer Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme tätig. Er
der vorab im Fahrplan veröffentlichten                                 promovierte zur Energieversorgung eines Nahverkehrssystems mit on-bord-
Zeiten anbieten, geben sie dies einem in-                              Speicher und Nachladepunkten.
ternetbasierten Buchungs- und Dispositi-
onssystem bekannt. Bei Nutzung der von
ihnen angebotenen Fahrt erhalten sie eine
Kostenerstattung in Höhe von 30 Cent pro
Kilometer, womit es sich nach Rücksprache                                         Zum Autor
mit der zuständigen Genehmigungsbehör-                                 Prof. Dr. Christian Liebchen (45) ist Wirtschaftsmathematiker und seit März
de um nicht-geschäftsmäßige Personenbe-                                2016 Professor für Verkehrsbetriebsführung an der Technischen Hochschule
                                                                       Wildau. Nach seiner Promotion zur Optimierung von Taktfahrplänen an der
förderung handelt.                                                     TU Berlin war er zunächst beim Schienengüterverkehr der Deutschen Bahn
                                                                       AG und später im Bereich Produktion der S-Bahn Berlin GmbH tätig.
Für die Fahrgäste sind diese Fahrten im
Fahrplan als Ridesharing-Fahrten mit Privat-
personen gekennzeichnet (Abb. 2). Sofern
für diese Fahrten ein Fahrtwunsch besteht,
kann der Fahrgast – nach einmaliger Regis-
trierung – analog zu Bedarfsverkehren die-                                        Zum Autor
sen Fahrtwunsch per Telefon oder Internet                              Prof. Dr. Klaus-Martin Melzer (54) ist Maschinenbauingenieur und seit 2006
anmelden und Mobifalt für seine Fahrt nut-                             im Studiengang Logistik als Professor für Produktionslogistik an der Tech-
                                                                       nischen Hochschule Wildau tätig. Derzeit ist er hier auch Vizepräsident für
zen (Fahrpreis 1 Euro pro Fahrt innerhalb ei-                          Forschung und Transfer. Er promovierte zur Fahrplangestaltung von Linien-
ner Gemeinde). Wird für einen Fahrtwunsch                              zügen im Güterverkehr und war vor seiner Zeit an der TH Wildau zehn Jahre
kein privates Fahrtangebot gefunden, wird                              in Leitungsfunktionen für Eisenbahnunternehmen im In- und Ausland verant-
                                                                       wortlich.
als Rückfallebene ein Taxi eingesetzt. Da die
Fahrten nur nach Anmeldung erfolgen, kann
eine wesentlich höhere Fahrtenzahl und
auch ein verlängerter Bedienungszeitraum
(auch am Wochenende, siehe Abb. 2) an-
geboten werden, als dies mit Linienverkehr      Fahrten wurden von Privatpersonen durch-          bis 65 Jahren mit Fahrtangeboten in den
wirtschaftlich vertretbar wäre.                 geführt. Als eine Quelle für die Differenz        Vormittags- und Nachmittagsstunden. Die
                                                zwischen Angebot und Nachfrage werden             Gruppe der Fahrgäste bildet dagegen den
Ein naheliegendes Problem ist die gerin-        die zwei deutlich abgegrenzten Nutzer-            Querschnitt der Bevölkerung ab mit einem
ge Matching-Wahrscheinlichkeit zwischen         gruppen und ihr jeweiliges Mobilitätsver-         Schwerpunkt auf jungen Menschen mit
Fahrtwünschen und privatem Fahrtan-             halten gesehen. Zur Gruppe der Fahrer             Ortsveränderungen auch am Morgen und
gebot: Lediglich unter drei Prozent der         zählen vorrangig Männer im Alter von 50           in den Abend- und Nachtstunden.

                                                                                                                                                            Quelle: C. Sommer und NVV GmbH

Abb. 2: Angebotsaus-
weitung des klassi-
schen Linienverkehrs
(Fahrten ohne grünes
Symbol) um zusätz-
liche private Fahrten
(grünes Symbol) im
Zuge des Projekts
NVV-Mobifalt.

                                                                                                                 DER NAHVERKEHR  10/2019               39
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Untersuchungen der Universität Kassel              ◼◼ Die meisten Nutzer sind zwischen 30        viele Mitbewerber am Markt. Dafür ist
haben jedoch ergeben, dass bereits ein                und 39 Jahren alt, gefolgt von den Grup-   die durchschnittliche Anzahl von myta-
geringer Privatfahrtenanteil von gut fünf             pen der 16- bis 29-Jährigen und der 40-    xi-match-Fahrten pro Kunde in Warschau
Prozent das System Mobifalt kostengüns-               bis 49-Jährigen.                           mit über zehn Fahrten im Monat besonders
tiger als ein Bedarfslinienverkehr werden          ◼◼ Hauptfahrtzweck ist der Freizeitverkehr,   hoch.
lassen kann [9]. Entscheidend für den                 insbesondere am Abend und nachts,
wirtschaftlichen Erfolg des integrierten              wenn auch die stärksten Bündelungsra-      Das Potenzial zur Bündelung ist umso grö-
Ridesharing ist damit das Angebot priva-              ten erzielt werden.                        ßer, je mehr Fahrten in Betracht gezogen
ter Fahrtanbieter. Daher liegt künftig der         ◼◼ Die häufigste Reiseweite liegt bei Fahr-   werden können. Als Wartezeit zur Erstel-
Fokus auf dieser Gruppe und einer Erhö-               ten zwischen 3 km und 4 km, wobei eine     lung eines Fahrtangebots erscheint aus
hung der Angebotszahlen.                              Anfahrt oder eine Weiterfahrt mit einem    Kundensicht maximal nur etwa eine halbe
                                                      weiteren Verkehrsmittel in je zehn Pro-    Minute als akzeptabel.
Ein zweiter Erfahrungsbericht für Ride-               zent der Fälle stattfindet, dabei mehr-
pooling, nun jedoch aus einem Ballungs-               heitlich mit dem Linienverkehr.            Für besonders preisaffine Kunden besteht
zentrum, zeigte die Unterschiede zwischen                                                        die Überlegung, ein sogenanntes „lazy
ländlichem und städtischem Raum auf.               In einem dritten Vortrag zum Thema Erfah-     match“ als neue Funktion zu etablieren:
Erste Erfahrungen des Berliner Angebots            rungen brachte Torben Bursinski von mytaxi    Der Fahrgast würde dabei eine längere
BerlKönig [10] stellte Frederic Ueberschaer        zwei weitere Perspektiven ein: das Taxige-    Wartezeit bis zum Start seiner Fahrt akzep-
von den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG)           werbe als seit jeher On-Demand gepräg-        tieren und im Gegenzug eine zusätzliche
vor. Vor gut einem halben Jahr gestartet,          te Branche, sowie einen internationalen       Fahrpreisreduktion erhalten.
versucht die BVG mit diesem Angebot                Kontext in Form der Gegenüberstellung
neue Nutzergruppen zu erreichen und auch           verschiedener Nutzungsgewohnheiten für        Bezüglich des Kundenfeedbacks wurden
Autofahrer aus ihren individuell genutz-           die Pooling-Anwendung mytaxi match für        die folgenden weiteren Erkenntnisse be-
ten Pkw zu gemeinschaftlicher Mobilität            Taxis in den Metropolen Hamburg und           richtet:
zu bewegen. Der BerlKönig soll dabei na-           Warschau.
hezu so bequem und flexibel nutzbar sein,                                                        ◼◼ Bei einer Preisreduktion von 30 Prozent
wie ein Pkw. Eine einfach nutzbare App für         Die Anwendung mytaxi match bietet den            gegenüber dem regulären Taxipreis ak-
Buchungen, attraktive Fahrpreise und eine          Kunden eine Kostenreduktion der Taxifahrt        zeptieren mindestens 80 Prozent der
mit 5000 Bus- und virtuellen Haltestellen          um rund 30 Prozent, wenn sie einem Poo-          Kunden Umwege von knapp fünf Minu-
in einem rund 60 qkm großen Bediengebiet           ling ihrer Fahrt mit anderen Fahrten zu-         ten beziehungsweise 2 bis 3 km.
(Stand Januar 2019) besonders hohe Dich-           stimmen. Dafür müssen sie im Falle eines      ◼◼ Die Akzeptanzrate für gematchte Fahrt-
te an Zustiegspunkten sind hierfür wesent-         Match jedoch auch geringe Umwege ihrer           vorschläge liegt in Hamburg bei rund
liche Bausteine.                                   Fahrt in Kauf nehmen. Findet mytaxi match        75 Prozent und in Warschau bei rund
                                                   keinen geeigneten Pooling-Partner für eine       90 Prozent.
Partner der BVG ist dabei die ViaVan GmbH,         Fahrt, trägt mytaxi die Kostenreduktion.      ◼◼ In Hamburg wurden in den ersten Mo-
an der unter anderem Daimler beteiligt ist.        Für den Taxifahrer ändert sich damit nichts      naten auch an Wochenenden selten
Diese stellt die rund 300 Fahrzeuge, Fahrer        an seiner Fahrgeldeinnahme für die Fahrt         mehr als 30 Prozent der Fahrten gepoolt
und die IT, also insbesondere den Algorith-        (Tarif).                                         produziert. Auch deshalb wurde vom an-
mus für ein effizientes, dynamisches Echt-                                                          fänglichen 24/7-Angebot die Betriebs-
zeitrouting zur Bündelung (Pooling) von            Im Falle eines pooling-bedingten Umwegs          zeit von mytaxi match auf 18 Uhr bis
On-Demand-Fahrtwünschen. Als Fahrzeuge             fallen entsprechend wegabhängige Zusatz-         6 Uhr umgestellt.
kommen vollelektrische Mercedes B-Klasse           kosten an, welche für den Fahrgast seine
Fahrzeuge (vier Fahrgäste) und V-Klasse Mi-        Ersparnis schmälern und somit im Vorfeld      Ausblicke zu Ridepooling
ni-Busse mit Kapazität für sechs Fahrgäste         der Fahrt eine gewisse Unsicherheit über
zum Einsatz. Die kommunikative Integration         den Preis belassen. Hier besteht das Ziel,    Den zweiten Themenblock eröffnete Stepha-
des BerlKönigs als ÖPNV-Angebot erfolgt            den Algorithmus im Hintergrund geschickt      nie Landgraf von der Berliner Senatsverwal-
beispielsweise durch die Einbindung in die         mit passenden Parametern zu bestücken,        tung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz
BVG-FahrInfo-Plus-App.                             um Fahrpreissicherheit zu gewähren und        mit der Vorstellung von Anforderungen an
                                                   das Vertrauen potenzieller Fahrgäste in       neue bedarfsgesteuerte Verkehre, wie sie
Der BerlKönig wird seit dem Start sehr gut         diese Form des Sharing von Taxifahrten zu     das Land Berlin jüngst in seinem Nahver-
angenommen. Zeitweise konnte nicht die ge-         stärken.                                      kehrsplan 2019-2023 formuliert hat [11].
samte Nachfrage bedient werden. Entspre-                                                         Diese finden insbesondere in den beiden
chend wurde das Angebot über eine Aufsto-          Mit Stand Januar 2019 arbeiteten Taxi-Un-     Abschnitten „Rahmenbedingungen be-
ckung der Fahrer und Fahrzeuge ausgeweitet         ternehmer, die in den beiden Metropolen       darfsgesteuerter Angebote“ und „Erpro-
und konnte nach nur fünf Wochen auf einen          zusammen mehr als 200.000 Taxen betrei-       bung von Bedarfsverkehren“ Ausdruck.
24/7-Betrieb ausgeweitet werden. Auch zeig-        ben, mit mytaxi match. Seitens der Fahrer
te sich, dass die Viersitzer häufig zu klein für   wird auf eine große Zufriedenheit verwie-     Das Berliner Mobilitätsgesetz zieht flexible
den Bedarf sind und mit den Sechsitzern eine       sen. In Hamburg wählt etwa ein Fünftel der    Bedarfsverkehre durchaus als ÖPNV in Be-
bessere Bündelung erzielt werden kann.             mytaxi-Kunden für seine Fahrtanfragen die     tracht, wenn ihr Betrieb auf eine Ergänzung
                                                   mytaxi match-Option. In Warschau liegt        des vorhandenen ÖPNV-Angebots und auf
Folgende Eckwerte zum Nutzungsverhalten            dieser Wert etwas niedriger, vermutlich       eine Integration in dessen Gesamtsystem
wurden vorgestellt:                                aufgrund der starken Konkurrenz durch         (Zubringerfunktion, Umsteigeoptimierung)

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ausgerichtet ist und auch entsprechend        Tab. 1: Asymmetrien bezüglich Verfrühungen und Verspätungen bei Abfahrten
wirkt. Demnach muss dann eine volle In-       und Ankünften gem. FGSV-Schrift 145.
tegration in Auskunftssysteme des ÖPNV
erfolgen, sowie Anforderungen an Tarif,                                Fahrt zu früh                          Fahrt zu spät
Beförderungsbedingungen (etwa Mitnah-          Abfahrt am Startpunkt   reisezeitrelevant                      komfortrelevant
meregelungen für Gepäck), Barrierefreiheit     Ankunft am Zielpunkt    bei Umsteigen ggf. komfortrelevant     reisezeitrelevant
und Umweltstandards erfüllt werden.

Für anders gelagerte Angebote kann eine
Genehmigung ausnahmsweise auf Ba-             –– elektrisches Fahren,                        Im dritten Beitrag zu diesem Themen-
sis der Auffang- und Experimentierklau-       –– autonomes Fahren und                        block ging Prof. Dr. Martin Lehnert von der
seln des Personenbeförderungsgesetzes         –– Bedarfsverkehre.                            TH Wildau der Frage der Übertragbarkeit von
(PBefG § 2 Abs. 6 bzw. 7) in Betracht kom-                                                   Qualitätsanforderungen an heutige Linien-
men. Zwingende Voraussetzung hierfür ist      Aus Sicht von ÖPNV-Unternehmen müssen          verkehre auf On-Demand-Verkehre nach und
jedoch, dass keine öffentlichen Verkehrs-     Steuerung und Überwachung von Linien-          ferner, wie sie in zukünftigen Genehmigungs-
interessen entgegenstehen dürfen. Über        und Bedarfsverkehren in jedem Fall stets       verfahren Berücksichtigung finden sollten
unmittelbare Vorgaben des PBefG hin-          integriert erfolgen.                           und entsprechend derzeit im FGSV-Arbeits-
aus (Vereinbarkeit mit den Angeboten im                                                      kreis „Verkehrliche Anforderungen an Ride-
ÖPNV, Erhalt der Funktionsfähigkeit des       Bei Bedarfsverkehren nimmt der einzelne        pooling-Systeme“ erarbeitet werden. Dabei
örtlichen Taxigewerbes) formuliert das Ber-   Kunde zunächst eine aktive Rolle in der        wählte er „Pünktlichkeit“ als regelmäßig pri-
liner Mobilitätsgesetz hier als Vorgaben:     IT-Systemlandschaft des Verkehrsanbieters      orisiertes Qualitätsmaß aus. Nach einer ein-
                                              ein. Seine Informationen bezieht er dabei      gängigen Illustration verschiedener mögli-
◼◼ Verringerung des Verkehrsaufwands,         zunächst aus der Datenbereitstellung durch     cher Quellen zur begrifflichen Definition von
◼◼ Förderung von Klima- und Umwelt-           den Fahrgastinformationsmanager, in der        Pünktlichkeit wurde schnell klar, dass es stets
   schutz,                                    Regel über eine Mobilitätsplattform. Sei-      um einen Bezugszeitpunkt und dessen Ein-
◼◼ Förderung der Verkehrssicherheit,          ne ÖPNV-Transportbedarfe werden von der        haltung geht. Bei Linienverkehren markiert
◼◼ Stärkung des Umweltverbunds.               Mobilitätsplattform an den Verkehrsdis-        dabei selbstverständlich der Fahrplan den
                                              ponenten übermittelt, der diese im Falle       jeweiligen Bezugszeitpunkt. Aber was nimmt
Der Nahverkehrsplan sieht zu diesen Grö-      einer Buchung durch den Kunden über die        bei On-Demand-Verkehren die Entsprechung
ßen ein entsprechendes Monitoring vor,        unternehmensinternen Systeme an die je-        des Fahrplans ein?
beispielsweise die Reduktion von Fahr-        weiligen Fahrer konventioneller Fahrzeuge
zeugkilometern oder die Erhöhung der Ver-     weitergibt. Die Abrechnung erfolgt schließ-    Gemäß der FGSV-Schrift 145 [12] bestehen
kehrsleistung pro Fahrzeugkilometer.          lich wieder über die Mobilitätsplattform.      in Bezug auf Pünktlichkeit gewisse Asym-
                                                                                             metrien hinsichtlich Verfrühungen und Ver-
Daneben wurden verschiedene Quartiere         Im Falle des Einsatzes fahrerloser Fahrzeu-    spätungen (Tab. 1) .
mit bestehenden ÖPNV-Angebotslücken           ge sind diese auf neue Weise in die Dispo-
als Potenzialgebiete für die Erprobung von    sition und Verkehrssteuerung einzubezie-       Entsprechend sehen Nahverkehrsplä-
Bedarfsverkehren identifiziert. Dies wur-     hen. Das schließt jedoch potenziell auch       ne regelmäßig die Pönalisierung von
de am Beispiel von Nord-Neukölln näher        ihre Steuerung mit ein. In diesem Zuge         Vor-Plan-Abfahrten und von verspäteten
vorgestellt. Hier bestehen vergleichsweise    sind auch Möglichkeiten vorzusehen, dass       Ankünften vor. Die jeweiligen Bezugszeit-
lange Stationsabstände der Stadtschnell-      ein Notfahrer/Steward beziehungsweise          punkte werden dabei im Extremfall nur ein-
bahnen, mehrere Straßen sind für Busli-       Help Desk die Kommunikation mit den            mal pro Jahr festgelegt, und zwar mit dem
nienverkehr ungeeignet und es besteht         Fahrgästen und gegebenenfalls sogar Teile      Jahresfahrplan. Dieser wird im Zuge seiner
mit unter 200 Pkw je 1000 Einwohner           der Steuerungsfunktionen ausübt.               Genehmigung auch auf diverse weitere An-
ein relativ niedriger Motorisierungsgrad.                                                    forderungen wie insbesondere die durch
Entsprechend sollen in diesem Gebiet          Im Rahmen des Mitte Mai 2019 gestarteten       ihn geplanten durchschnittlichen Reisege-
Bedarfsverkehre insbesondere in einer         und vom BMBF geförderten Projekts „Nut-        schwindigkeiten hin überprüft. Dessen Ein-
Zubringerfunktion zum weiteren ÖPNV er-       zerInnen-zentrierte Mobility-as-a-Service-     haltung wird in der Folge mit jeder einzelnen
probt werden.                                 Plattform: Lebendig, Automatisiert, Be-        Fahrt gemessen.
                                              darfs- & Sharing-orientiert“ (MaaS L.A.B.S.)
Dr. Claus Dohmen (IVU Traffic Technolo-       sollen in den kommenden Jahren                 Als erste Analogie für On-Demand-Ver-
gies AG) beleuchtete mit der Integration                                                     kehre ist es naheliegend, Ankunfts- und
von Bedarfsverkehren in klassische IT-Sys-    –– Automatisierung von Mikrobussen,            Abfahrtszeitpunkt des vom Fahrgast ge-
teme von Verkehrsunternehmen insbe-           –– Carsharing (privat) und                     buchten Beförderungsangebots des Ride-
sondere die betreiberseitige Umsetzung        –– flexible Liniennetz-, Fahr- und Einsatz-    pooling-Anbieters fortan als Bezugs-
von flexiblen Bedienformen. Dabei ver-           planung                                     zeitpunkte zu interpretieren, gegenüber
wies er zunächst auf die drei in Zielzus-                                                    denen in der Folge deren Einhaltung –
tänden häufig gemeinsam auftretenden,         untersucht werden. In diesem Zuge wird         deren Pünktlichkeit – gemessen werden
ihrem jeweiligen Charakter nach jedoch        insbesondere die Integration bedarfsorien-     kann (Abb. 3).
zunächst separat zu analysierenden, je-       tierter Bedienformen, Sharing und autono-
doch stets ganzheitlich zu betrachtenden      mes Fahren mit klassischem ÖV demons-          Dass die isolierte Betrachtung allein dieses
Aspekte:                                      triert.                                        Schrittes durchaus Potenzial für signifikante

                                                                                                            DER NAHVERKEHR  10/2019      41
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                                                                                                                                              ner Analogie bedarf, sondern gerade auch
                                                                                                                                              die (einmalige) Prüfung des (Jahres-) Fahr-
                                                                                                                                              plans auf weitere Qualitätsanforderungen
                                                                                                                                              wie beispielsweise Reisegeschwindigkei-
                                                                                                                                              ten. Entsprechend sind neue Verfahren
                                                                                                                                              zu entwickeln, die sicherstellen, dass jedes
                                                                                                                                              einzelne individuelle Beförderungsangebot qua-
                                                                                                                                              litätsgerecht ist.

                                                                                                                                              Automatisiertes Fahren

                                                                                                                                              Ein dritter Teil des Forums beschäftigte
                                                                                                                                              sich mit der Fragestellung des automati-
                                                                                                                                              sierten und automatischen Fahrens. All-
Quelle: M. Lehnert

                                                                                                                                              gemein wird dies als ein wichtiger Aspekt
                                                                                                                                              gesehen, um On-Demand-Verkehre auch in
                                                                                                                                              dünn besiedelten Gebieten effizient betrei-
                                                                                                                                              ben zu können.
                                                Abb. 3: Änderung der Bezugszeitpunkte bei der Messung der Pünktlichkeit bei
                                                On-Demand-Verkehren gegenüber Linienverkehren.                                                Bevor Kay Gade vom Deutsches Zentrum
                                                                                                                                              für Luft- und Raumfahrt (DLR), Institut für
                                                                                                                                              Verkehrsforschung, zu diesem Themenbe-
                                                Schieflagen belässt, wurde im Ergebnis ei-     spünktlichkeit den mit seinem Beförderungs-    reich das Projekt „Ramona“ (Realisierung
                                                ner interaktiven Online-Umfrage unmittelbar    angebot kommunizierten Ankunftszeitpunkt       automatisierter Mobilitätskonzepte im
                                                deutlich. Mehreren Teilnehmern des Forums      möglichst spät zu setzen, also mit möglichst   Öffentlichen Nahverkehr) vorstellte, knüpf-
                                                wurde dabei erst beim Zusammentragen der       viel Pufferzeit abzusichern.                   te er noch an die Erfahrungsberichte aus
                                                Ergebnisse klar, dass es im unmittelbaren                                                     dem ersten Teil des Forums an und be-
                                                Interesse des Ridepooling-Anbieters wäre,      Als Quintessenz blieb festzuhalten, dass       richtete über Erkenntnisse des bereits im
                                                im Falle einer Pönalisierung seiner Ankunft-   nicht nur die Messung von Pünktlichkeit ei-    Vorjahr präsentierten Projekts Reallabor
                                                                                                                                              Schondorf.

                                                                                                                                              Beim Reallabor Schondorf wurde das Kon-
                                                                                                                                              zept des Bedarfsbusses im Testbetrieb
                                                                                                                                              unter Realbedingungen und im Wechsel-
                                                                                                                                              spiel mit Zivilgesellschaft, Wissenschaft
                                                                                                                                              und Praxispartnern von März bis Dezember
                                                                                                                                              2018 in Schorndorf (Baden-Württemberg)
                                                                                                                                              untersucht (siehe auch [5]). Dabei kamen
                                                                                                                                              zwei Kleinbusse zum Einsatz, die zwei
                                                                                                                                              Buslinien in der Zeit von Freitagnachmit-
                                                                                                                                              tag/-abend bis Sonntagnacht ersetzten und
                                                                                                                                              in den 40 Wochen rund 10.000 Fahrgäste
                                                                                                                                              beförderten.

                                                                                                                                              Erste Auswertungen der erfassten Daten
                                                                                                                                              zeigen folgende Ergebnisse:

                                                                                                                                              ◼◼ Die im Bediengebiet zusätzlich einge-
                                                                                                                                                 richteten rund 200 virtuellen Haltepunk-
Quelle: K. Gade, DLR und Reallabor Schorndorf

                                                                                                                                                 te (Abb. 4) ermöglichten eine Optimie-
                                                                                                                                                 rung von Routen.
                                                                                                                                              ◼◼ Etwa 65 Prozent der Buchungen erfolg-
                                                                                                                                                 ten per App, die restlichen telefonisch.
                                                                                                                                                 Insgesamt konnten durchschnittlich
                                                                                                                                                 96 Prozent der angefragten Fahrtwün-
                                                                                                                                                 sche positiv beantwortet und die ent-
                                                                                                                                                 sprechende Fahrt gebucht werden.
                                                                                                                                                 Daneben war ein Spontaneinstieg am
                                                                                                                                                 S-Bahnhof möglich, den etwa 30 Pro-
                                                                                                                                                 zent der Fahrgäste nutzten.
                                                Abb. 4: Angebotsverbesserung im Reallabor Schorndorf durch Einführung rund 200 neuer          ◼◼ Pendler und Marktbesucher führten
                                                virtueller Haltestellen.                                                                         am Freitagnachmittag und am Sonn-

                                                42   DER NAHVERKEHR  10/2019
Ridepooling und automatisiertes Fahren - busundbahn.de
VERKEHRSPLANUNG & ORGANISATION

                                                                                                                                                    Quelle: F. Hunsicker, InnoZ
Abb. 5: Möglichkeit für Emily, bei nicht vorhandener Nachfrage Abkürzungen fahren zu können, statt einer festen Haltestellenfolge zu folgen.

   abendvormittag im Vergleich zum Ge-           Untersucht werden mögliche Anwendungs-           Fahrzeugherstellern beförderte Emily alle
   samtwochenende zu besonders hohen             fälle im ÖPNV aus Sicht von Nutzern, Be-         5600 Fahrgäste unfallfrei. Der Pilotbetrieb
   Fahrgastzahlen. Ab der Mitte des Test-        treibern und Kommunen. Dies umfasst              wurde von großem Medieninteresse be-
   zeitraums wurden für diese Zeiten wie-        verkehrliche Einsatzfälle (erste/letzte Mei-     gleitet und wies eine hohe Akzeptanz bei
   der planmäßige Linienbusfahrten ein-          le, individuelles On-Demand-Angebot),            den Nutzern auf.
   gerichtet.                                    Nutzeranforderungen aus den Bereichen
◼◼ Trotz eines verbesserten Angebotes            Zuverlässigkeit, Kosten, Sicherheit und          Ein Fokus des InnoZ im 2018er Projekt lag
   hinsichtlich Bedienzeiten und -häufig-        Mindeststandards sowie rechtliche Rah-           in der Entwicklung einer App für den On-De-
   keiten konnte der betriebliche Aufwand        menbedingungen und Datenhaltung und              mand-Betrieb (Abb. 5). Wesentliche Heraus-
   reduziert werden (zehn Prozent weniger        -zugang. Es wird weiterhin untersucht            forderungen waren dabei ein Nutzer-Fron-
   Buskilometer), da sowohl Fahrten ohne         und zu entscheiden sein, wie Kundenori-          tend, das diese neue Bedienform intuitiv
   Fahrgäste als auch teilweise Umwege           entierung gegenüber Stadtverträglichkeit         verständlich macht, zudem die Kommuni-
   vermieden wurden.                             und Gemeinwohl abzuwägen ist und wie             kation zwischen autonomem Fahrzeug, Ba-
◼◼ Einige Fahrgäste empfanden die Not-           Angebote für die gesamte Stadt und alle          ckend und App sowie die damit verbundene
   wendigkeit der Bestellung eines Busses        Nutzergruppen bei gleichzeitiger Berück-         Beachtung der Sicherheitsanforderungen
   als nachteilig.                               sichtigung der Rentabilität der Geschäfts-       des autonomen Betriebs.
                                                 modelle geschaffen werden können.
Zusammengefasst bietet ein solch flexib-                                                          Mit den gesammelten Erfahrungen wurde
ler Bedarfsbusbetrieb für Räume und Zei-         Mit dem Projekt „Emily“ stellte Frank Hun-       eine nächste Ausbaustufe vorbereitet. In-
ten geringer Nachfrage große Chancen für         sicker vom Innovationszentrum für Mobili-        zwischen kann berichtet werden, dass seit
einen nachhaltigen Verkehr, sowohl qua-          tät und gesellschaftlichen Wandel (InnoZ),       August 2019 der Anwendungsfall der Letz-
litäts- als auch betriebsseitig. Die Vorhal-     seit Juli 2019 bei Nuts One GmbH, in einem       te-Meile-Anbindung, also der Verbindung
tung eines Fuhrpark-Mixes mit passenden          zweiten Vortrag zu diesem Themenblock            eines Stadtquartiers mit einer Haltestelle
Fahrzeugen für die verschiedenen Fahr-           das „erste autonome Fahrzeug mit On-De-          des Hochleistungs-ÖPNV, im öffentlichen
gastzahlen kann dabei gleichwohl eine He-        mand-App“ vor – also genau die Symbiose          Berliner Straßenraum umgesetzt wird.
rausforderung darstellen.                        der beiden Schwerpunktthemen des dies-           Im Rahmen des Pilotversuchs „See-Mei-
                                                 jährigen Forums. An dem vom Berliner             le“ wird der U-Bahnhof Alt-Tegel mit dem
Der Einsatz autonom fahrender Busse              Senat geförderten Projekt wirkten auch die       Schiffsanleger an der Greenwichpromena-
im öffentlichen Nahverkehr wird als eine         DB-Tochter ioki und die BVG mit.                 de verbunden.
weitere Möglichkeit gesehen, den Nah-
verkehr stärker an den sich wandelnden           Das Fahrzeug fuhr vollautomatisiert im           Im dritten Vortrag dieses Themenblocks
Bedürfnissen seiner Nutzer auszurichten.         Linienbetrieb in einem klar abgegrenzten         zeigte Patrick Vogel von TomTom Berlin auf,
Vor diesem Hintergrund widmet sich das           städtisch anmutenden Gebiet auf dem EU-          dass ein automatisiertes und schließlich
vom BMVI noch bis Juni 2020 geförderte           REF-Campus in Berlin-Schöneberg. Damit           auch autonomes Fahren derzeit und auch
Projekt „Ramona“ [13] (Förderrichtlinie          erfüllte es den Anwendungsfall der inneren       in naher Zukunft stets durch gute digitale
„Automatisiertes und vernetztes Fahren“)         Erschließung eines Areals oder Quartiers.        Karten begünstigt werden wird – gleich-
in Zusammenarbeit mit Forschungs- und            Es verkehrte mit verhältnis­mäßig niedrigen      wohl werden auch die besten Karten nicht
Praxispartnern folgenden Fragen: gesell-         Geschwindigkeiten von maximal 15 km/h            die Sensoren am Fahrzeug ersetzen, da erst
schaftliche Bedingungen zum Einsatz au-          entlang einer Trajektorie auf einem fest vor-    diese das Verhalten der weiteren Verkehrs-
tomatisierter und flexibler Mobilitätskon-       definierten, dem System bekannten Lini-          teilnehmer detektieren können.
zepte im ÖPNV, deren Integration in das          enweg (ohne eigenständige Ausweichma-
Verkehrsgeschehen und hieraus erschließ-         növer). In den insgesamt gut zweieinhalb         Als Spin-off der Freien Universität Berlin
bare Potenziale.                                 Jahren Testbetrieb mit unterschiedlichen         entwickelt das Team um Vogel mit der Fir-

                                                                                                               DER NAHVERKEHR  10/2019         43
VERKEHRSPLANUNG & ORGANISATION

ma Autonomos seit über zehn Jahren Sen-         tendaten unmittelbar zur Verfügung ste-                                        sen spannenden Diskussionen im unmit-
sorik für das autonome Fahren, seit zwei        hen. Daher ist es das Ziel, HD-Karten für                                      telbaren Anschluss an einzelne Beiträge
Jahren als Teil der TomTom-Familie. Grund-      autonomes Fahren nicht vollständig lokal                                       beschränkte sich das Resümee darauf,
prinzip ist dabei der Dreischritt Erkennen      auf dem Fahrzeug vorzuhalten, sondern                                          Relevanz und Gestaltungsbedarf der bei-
– Planen – Ausführen. Beim Erkennen sind        den Fahrzeugen stets aktuell als „Map-as-                                      den kommenden Trends „autonom“ und
die heute verfügbaren Sensoren wie Ste-         a-Service“ zur Verfügung zu stellen.                                           „geteilt“ zu unterstreichen. Nicht zuletzt
reokamera, Laserscanner, Radar und Lidar                                                                                       aufgrund der positiven Resonanz wurde
auf den sichtbaren Bereich um das Fahr-         Zusammenfassung                                                                zudem die Ausrichtung eines 3. Forums
zeug herum begrenzt. Präzise und hochge-        und Ausblick                                                                   „Neue Mobilitätsformen“ im März 2020 im
naue (HD) Karten und die Kommunikation                                                                                         Rahmen der 9. Wildauer Wissenschaftswo-
mit der Infrastruktur und anderen Fahrzeu-      Das Forum wurde durch den Vizepräsi-                                           che in Aussicht gestellt – voraussichtlich
gen (C2X) erhöhen die Qualität des Erken-       denten für Forschung und Transfer der                                          mit etwas weniger Vorträgen, im Gegenzug
nens über den eigenen Fahrzeugsichthori-        TH Wildau Prof. Dr. Klaus-Martin Melzer                                        jedoch mehr geplanter Zeit für Diskussio-
zont hinaus. Auch kann mit „Wissen“ um          zusammengefasst. Nach bereits diver-                                           nen.
Standorte von Lichtsignalanlagen (LSA)
aus hochpräzisen und aktuellen Karten das
rechenintensive permanente Scannen der
Umgebung nach LSA vermieden werden.
                                                  Literatur / Anmerkungen
Die Erstellung von Karten und das an-
schließende autonome Fahren konnten             [1]   Technische Hochschule Wildau: Bachelor-Studiengang Verkehrssys-          [7]   Daskalakis, M.; Sommer, C.; Roßnagel, A.; Kepper, J.: Ridesharing im
                                                      temtechnik. Online unter: http://www.th-wildau.de/vst, letzter Abruf:          ländlichen Raum und dessen Integration in den öffentlichen Nahverkehr.
seit 2010 bereits in verschiedenen Städten            21.07.2019 um 18:02 Uhr                                                        oekom: München, 2019. (im Erscheinen)
weltweit auf der Basis von Ausnahmege-
                                                [2]   Schiefelbusch, M.; Mehlert, C.; Schneider, D.: Der Rufbus Friedrichs-    [8]   Nordhessischer VerkehrsVerbund: Das Mobifalt Angebot. Online
nehmigungen demonstriert werden, indem                hafen – Lernen aus 40 Jahren flexiblem Nahverkehr. NVBW-Schriften-             unter: https://www.mobilfalt.de/das-mobilfalt-angebot, letzter Ab-
in der Regel vordefinierten Trajektorien ge-          reihe, Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg, Stuttgart, 2018.             ruf: 21.07.2019 um 17:17 Uhr
                                                      Online unter: https://www.nvbw.de/fileadmin/nvbw/Rufbusju-
folgt wurde. Dabei unterstützen die Karten            bil%C3%A4um/7_Festschrift_Rufbus_Friedrichshafen.pdf, letzter            [9]   Schmitt, V.: In den ÖPNV integrierte Mitnahmesysteme – Wirkungsana-
die Fahrzeugsensorik beispielsweise auch              Abruf: 13.08.2019 um 11:04 Uhr                                                 lyse und Bewertung. Dissertation, Universität Kassel, 2018.

in schwierigen Wettersituation (Schnee,         [3]   Mehrere Referenten In: VDV Akademie (Veranst.): VDV-Symposium zur        [10] Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und ViaVan GmbH: Berlin fährt BerlKönig.
                                                                                                                                    Zwischenbilanz nach den ersten sechs Monaten. Online unter: https://
Blendlicht), beim Interpretieren der erfass-          Multimodalität – Ridepooling als Teil des ÖPNV. Hamburg, 19. – 20. Fe-
                                                      bruar 2018                                                                    www.berlkoenig.de/wp-content/uploads/2019/07/190710_BerKö-
ten Sensordaten und liefern die Grundlage                                                                                           nig_Imagebroschüre_ks.pdf, letzter Abruf: 21.07.2019 um 17:31 Uhr
für eine Datenfusion der Sensordaten des        [4]   Kuhnert, F.; Stürmer, C.; Koster, A: eascy – Die fünf Dimensionen der
                                                                                                                               [11] Land Berlin: Nahverkehrsplan Berlin 2019-2023. Online unter: https://
                                                      Transformation der Automobilindustrie. PriceWaterhouseCoopers GmbH
eigenen Fahrzeugs und anderer Fahrzeuge.              Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (Hrsg.), 2017. Online unter: https://         www.berlin.de/senuvk/verkehr/politik_planung/oepnv/nahver-
                                                      www.pwc.de/de/automobilindustrie/pwc_automotive_eascy-stu-                    kehrsplan/download/nvp2019-2023/NVP_2019-2023.pdf, letzter
                                                      die.pdf, letzter Abruf: 13.08.2019 um 11:07 Uhr                               Abruf: 22.07.2019 um 19:53 Uhr
Ein wichtiger Entwicklungsschritt für die
                                                                                                                               [12] Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen: Hinweise für
Zukunft wird die zeitgerechte Aktualisie-       [5]   Lehnert, M.; Liebchen, C; Melzer, K.-M.; Viergutz, K.: Ride-Sharing:
                                                                                                                                    die Qualitätssicherung im ÖPNV. FGSV Schriftenreihe 145, FGSV Verlag,
                                                      Chancen und Regulierungskontext einer neuen Mobilitätsform. In:
rung der Kartendaten auf dem Fahrzeug                 Der NAHVERKEHR 36 (2018) 5, S. 6–12.                                          Köln, 2006.
sein. Kurzfristig eingerichtete Baustellen,                                                                                    [13] Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt: RAMONA: Realisierung au-
                                                [6]   Technische Hochschule Wildau: 2. Forum Neue Mobilitätsformen.
Unfälle und weitere Verkehrsbehinderun-               Online unter: http://www.th-wildau.de/fonemo, letzter Abruf:                  tomatisierter Mobilitätskonzepte im Öffentlichen Nahverkehr. Online un-
                                                                                                                                    ter: http://www.dlr.de/vf/ramona, letzter Abruf: 22.07.2019 um 20:41 Uhr
gen sollen dann ebenfalls in den HD-Kar-              21.07.2019 um 18:02 Uhr

 Zusammenfassung / Summary
 Ridepooling und automatisiertes Fahren                                                 Ridepooling and autonomous driving
 Anknüpfend an die Vorjahresveranstaltung wurden beim 2. Forum                          The 2nd Forum “Neue Mobilitätsformen” (forum new mobility con-
 „Neue Mobilitätsformen“ die beiden Zukunftstrends Ridepooling und                      cepts) builds upon its predecessor event in 2018. The two future
 automatisiertes Fahren mit mehr als 70 Teilnehmerinnen und Teilneh-                    trends ride pooling and autonomous driving have been discussed
 mern diskutiert. Die Einstiegspunkte bildeten dabei neun Fachvorträge                  with more than 70 participants. These discussions were stimulated by
 von Experten zu aktuellen (Forschungs-) Projekten aus diesen beiden                    nine talks of experts on their recent (research) projects in these two
 Gebieten. Insbesondere wenn fahrerlose Fahrzeuge am Markt ver-                         fields. In particular at the time when autonomous driving becomes
 fügbar werden, wird Ridepooling auch eine wirtschaftlich besonders                     available, ride pooling will get particularly attractive, also from an en-
 attraktive und damit verstärkt Verbreitung findende Mobilitätsform                     trepreneurial point of view. The resulting increasing dissemination will
 werden, die zur Wahrung öffentlicher Verkehrsinteressen eine passge-                   then require specific regulation in order to meet public interests in the
 naue Gestaltung verlangen wird.                                                        transportation market.

44   DER NAHVERKEHR  10/2019
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