ARBEIT - TEILHABE - EUROPA - Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum ...

 
WEITER LESEN
ARBEIT - TEILHABE - EUROPA - Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum ...
Jahrgang 17 | Ausgabe 1/2019

    caritas                                                zusammen : arbeiten
                                                           A R B E I T – T E I L H A B E – E U R O PA

                                                                                                                     Das Internationale Begegnungszent-
                                                                                                                     rum in Wuppertal bietet Austausch in

Im Teesalon entspannt                                                                                                gemütlicher Atmosphäre.
                                                                                                                                      Foto: Susanne Bossy

die deutsche Sprache vertiefen
Beim CV Wuppertal/Solingen gibt es vielfältige Angebote für eine nachhaltige Integration
     Auch in Wuppertal und Solingen wurden im        Umfeld bei Kaffee, Tee und Gebäck ihre Deutsch-           Außerdem kann man spannende Unterhaltun-
Rahmen der Aktion Neue Nachbarn viele Angebote       kenntnisse zu verbessern oder Lösungen für alltäg-   gen in einer entspannten Atmosphäre führen. „Das
für geflüchtete Menschen ins Leben gerufen. Dabei    liche Probleme zu finden.                            gibt die Chance andere Kulturen besser kennenzu-
entstand unter anderem eine Deutschwerkstatt zur          Auch jüngere Menschen engagieren sich für       lernen“, erläutert Hannah Niel. Nach einem Prakti-
Vorbereitung auf Prüfungen und Ende März 2019        Geflüchtete. So spielen beispielsweise beim Sport-   kum hat sie eine Stelle als Wuppertaler Koordinato-
ein Bewerbungstraining für Frauen. Inzwischen füh-   verein DJK Schwarz-Weiß Union Barmen Jugend-         rin in der Aktion Neue Nachbarn übernommen. Sie
len sich einige Kursteilnehmende im Deutschen so     liche unterschiedlicher Herkunft zusammen Fußball    ist bei Problemen Ansprechpartnerin für die Ehren-
sicher, dass sie als Dolmetscherinnen und Dolmet-    und Basketball, begleitet von jungen Ehrenamt-       amtlichen und kümmert sich um die Angebote und
scher zum Beispiel bei Beratungsgesprächen helfen    lichen.                                              finanzielle Förderungen. Zukünftig möchte Hannah
können.                                                   Vor allem seit den großen Flüchtlingsbewegun-   Niel in den Gemeinden noch mehr Kooperations-
                                                     gen 2015/2016 wurden spontan viele junge Leute       partner für nachhaltige Integrationsmaßnahmen
     Andere Ehrenamtliche übernehmen eine Job-       aktiv. Auch danach blieben viele im Netzwerk der     gewinnen.
patenschaft und unterstützen bei der Jobsuche und    Aktion Neue Nachbarn angemeldet und stehen für
Arbeitsmarktintegration. Über Wuppertal verteilt     kurzfristige Einsätze zur Verfügung. Das Schöne am
wurden mehrere Teesalons eingerichtet. Flücht-       Engagement in der Aktion Neue Nachbarn ist die                          Mia Schulte
lingen bietet sich hier beim Zusammensein mit        schnelle und direkte Rückmeldung und das damit        15-jährige Schülerpraktikantin
Ehrenamtlichen die Gelegenheit im entspannten        verbundene Erfolgserlebnis.                              bei CV Wuppertal/Solingen
ARBEIT - TEILHABE - EUROPA - Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum ...
Liebe Leserinnen und Leser!
                                                           Nur wer sich ändert, bleibt sich treu – die viel zitierten Verse von Wolf Biermann spiegeln
                                                       meine Stimmung beim Schreiben dieses besonderen Editorials. Nach über 15 Jahren halten Sie
                                                       heute unsere Zeitung erstmals nicht nur in neuem Design, sondern auch mit neuem Titel in den
                                                       Händen. Aus „Europa & Arbeitsmarkt“ wurde zusammen:arbeiten.

                                                            Das gedruckte Wort, das man und frau schwarz auf weiß besitzt und getrost nach Hause
                                                       tragen kann – es ist selbst im digitalen Zeitalter nicht obsolet. Eher im Gegenteil: auf nahezu
                                                       jede Ausgabe dieses Hefts erreicht mich mindestens eine Reaktion; von interessierten Rückfra-
                                                       gen über kritische Leserinnenbriefe bis hin zu konkreten Kooperationsangeboten war schon fast
                                                       alles dabei. Von einer solchen Resonanz kann manch elektronischer Newsletter nur träumen …

                                                            Unsere Zeitung ist für mich ein unverzichtbares Medium, um die Vernetzung engagierter
                                                       Fachleute zu fördern und unsere anwaltliche Arbeit in Politik, Gesellschaft und Kirche voran zu
                                                       bringen. Hier können wir Hilfebedarfe und strukturelle Ungerechtigkeiten zum Thema machen,
                                                       hier werden wir Lösungen präsentieren und Forderungen zur Diskussion stellen.

                                                            zusammen:arbeiten – der neue Name ist Programm. Er steht für den inklusiven und
                                                       interdisziplinären Ansatz unserer Engagements gegen Arbeitslosigkeit und Ausgrenzung. In der
                                                       Praxis caritativer Träger geht es täglich darum, ein gelingendes Miteinander von Personen mit
                                                       sehr unterschiedlichen Erfahrungen und Talenten zu gestalten; zum Beispiel von Menschen
                                                       mit und ohne Migrationshintergrund, mit und ohne gesundheitliche Einschränkungen, mit und
                                                       ohne Schul- und Berufsabschluss. Zudem darf die gute Einbindung in den Sozialraum und die
                                                       gesamtgesellschaftliche „Durchmischung“ nicht aus dem Blick geraten. Und in der fachlichen
                                                       Reflexion gilt es, Wissen und Können verschiedener Professionen und Institutionen klug zu ver-
                                                       netzen, gemeinsam neue Konzepte zu entwickeln und zu implementieren.

                                                           Arbeit, Teilhabe und Europa – diese Begriffe brauchen Menschen, die sie mit menschen-
                                                       freundlichen Ideen und Taten füllen. Unsere Zeitung will dafür mit jeder Ausgabe neu begeistern.

                                                       Andrea Raab

Impressum
Herausgeber:                                                      Redaktion:
Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln e. V.              Nicola Buskotte, Andrea Raab (verantwortlich)
Abteilung Europa und Arbeitsmarktpolitik                          (02 21) 2010-250 · andrea.raab@caritasnet.de
Georgstraße 7 · 50676 Köln                                        www.caritasnet.de

  2     Editorial                                                                                                                        zusammen:arbeiten
ARBEIT - TEILHABE - EUROPA - Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum ...
Kompetenzen erkennen
und Potenziale fördern
Jugendberatungsstelle des SKFM Velbert als Lotse und Mittler zwischen Schule und Ausbildung
     Glatt läuft der Übergang zwischen Schule und     ge Lebenssituation und mehr machen häufig eine                                       landschaft und der Wirtschaft, so dass auf ein
Ausbildung bzw. Arbeit nicht immer. Gefragt sind      längere Phase der Begleitung durch die Beratungs-                                    kompetentes, eingespieltes und ausgefeiltes Netz-
dann Unterstützung und Hilfe bei Jugendlichen und     stelle und ggf. auch Weiterleitung an andere Hilfe-                                  werk zugegriffen werden kann. Die Teilnahme an
jungen Erwachsenen. Die Jugendberatung Velbert        systeme sinnvoll und nötig.                                                          entsprechenden Veranstaltungen (z. B. Schulfeste,
(JuVel, vormals Kompetenzagentur) der SKFM                  Die schulische und berufliche Stabilisierung                                   Elternabende, Veranstaltungen beim Jobcenter,
gGmbH ist eine erste Anlaufstelle für die berufliche  geht hier einher mit der ganzheitlichen Betrach-                                     Firmen, Bildungsträgern) ist für das Team selbst-
und soziale Integration sozial benachteiligter junger tung aller Lebensbereiche, damit eine (Wieder-)                                      verständlich.
Menschen.                                             Eingliederung in die Gesellschaft nicht erschwert                                           Angeboten werden von der Beratungsstelle
     Der SKFM bietet diese Beratung seit mehr als     oder verhindert wird. Die Methoden des Case Ma-                                      selbst neben der individuellen Beratung regelmäßig
einem Jahrzehnt sehr erfolgreich an – zunächst im     nagements werden von den Mitarbeitenden unter                                        unter anderem Bewerbungstrainings von der Be-
Rahmen der Kompetenzagentur und zukünftig nun         Einbeziehung eines vielfältigen Netzwerkes genutzt.                                  werbungsmappe bis hin zur Vorstellungssimulation,
in der Jugendberatung Velbert; derzeit im Träger-           Niedrigschwellige Angebote mit zielgerichteter                                 Informationsveranstaltungen an Schulen, präventi-
verbund mit der AWO Velbert, gefördert über Mittel    Beratung, systematische Übergangsbegleitung und                                      ve Gruppenprojekte, Workshops zu aktuellen The-
aus dem Europäischen Sozialfonds, dessen Haupt-       Nutzung von Instrumenten zur Berufsorientierung                                      men und vieles mehr. Die gemeinsame Erarbeitung
antragsteller die Stadt Velbert ist. Zuschüsse erhält tragen dazu bei, dass junge Menschen mit Multi-                                      eines Handlungsplans und dessen Umsetzung mit
das Projekt, dessen aktuelle                                                        problemdiagnosen nicht ent-                            den betroffenen jungen Menschen steht in der Be-
Förderperiode bis Mitte 2022                                                        koppelt werden und aus den                             ratungsarbeit im Vordergrund. Das pädagogische
läuft, sowohl von der Stadt als
                                        Ein eingespieltes und                       Systemen herausfallen, dass                            Team der Jugendberatungsstelle Velbert des SFKM
auch vom SKFM und der AWO.              ausgefeiltes Netzwerk                       aber auch Jugendliche und                              setzt sich zusammen aus einer weiblichen Berate-
Junge Menschen bis zum Alter                                                        junge Erwachsene, die sich in                          rin und einem männlichen Berater mit je einer hal-
von 26 Jahren können bei der Jugendberatungs-         einer Orientierungsphase befinden, Rat und Hilfe                                     ben Stelle sowie einer Fachbereichsleitung. Selbst-
stelle die Sprechstunde besuchen oder einen indi-     erhalten.                                                                            verständlich sind Rat und Hilfe freiwillig, kostenfrei
viduellen Termin vereinbaren, auf Wunsch zunächst           Die Jugendberatungsstelle kooperiert außer-                                    und unabhängig.
auch anonym. Hauptklientel sind Jugendliche und       ordentlich gut mit Akteuren aus der Bildungs-                                                                                 Kirsten Klein
junge Erwachsene ohne Schulabschluss und/oder
ohne Ausbildungsverhältnis, die Maßnahmen der
beruflichen Bildung abbrechen und von vorhan-            So geht es weiter                                 Kontakt
                                                         Bereits seit 1997 haben sich die Träger AWO
denen Hilfesystemen nicht erreicht werden. Aber          und SKFM als Trägerverbund, zusammen mit
                                                         der Stadt Velbert, die Förderung benachteiligter
auch Schulabgänger/innen mit Abschlüssen, je-            Jugendlicher und junger Erwachsener auf dem       AWO Kreis Mettmann e.V.
                                                         Weg in berufliche und soziale Integration zur     Offerstr. 21 · 42551Velbert
doch ohne Perspektiven, gehören zur Klientel der         Aufgabe gestellt.                                 Tel: 02051 9314 - 120 · Mobil: 0152 016 59 162
                                                                                                           kompetenzagentur@awo-kreis-mettmann.de

Beratungsstelle.                                         Seit 2015 ist die Stadt Velbert als örtlicher     Offene Sprechzeit
                                                         Träger der öffentlichen Jugendhilfe in der ESF    Montags, 14:30 - 16:00 Uhr
     In der neuen Förderperiode sind auch junge
                                                                                     5                                                   6                                         1
                                                         Förderung “JUGEND STÄRKEN im Quartier“.           AWO, Offerstr. 21
                                                         Die Hilfeangebote sind sozialräumlich orientiert.
Frauen mit Zuwanderungsgeschichte eine wichtige          Eine städtische Koordinierungsstelle begleitet in
                                                         diesem Rahmen die Steuerung.
Zielgruppe, die einen hohen Bedarf hat. Die Ver-         Die Träger AWO und SKFM bleiben als Ver-
                                                                                                           SKFM Velbert/Heiligenhaus e.V.
ortung der Beratungsstelle im Stadtteilzentrum,          bundpartner mit der Umsetzung betraut. Der
                                                                                                                                                                                                         210 mm

                                                                                                           Offenes Bürgerzentrum BiLo
                                                                                                                                                                                       190 mm

                                                                                                                                                                                                200 mm

                                                         Name „Kompetenzagentur“ wird weitergeführt.       Von-Humboldt-Str. 53 · 42549 Velbert
                                                         Die Beratungsstellen in Velbert Mitte und im
an das auch ein Jugendzentrum angegliedert ist,          BiLo bleiben aktiv.
                                                                                                           Tel: 02051 2889 - 338 · Mobil: 0178 93 758 88
                                                                                                           kompetenzagentur@skfm-velbert.de

stärkt die Niedrigschwelligkeit, Akzeptanz und                                                             Offene Sprechzeit
                                                                                                           Mittwochs, 14:30 - 16:00 Uhr

Chancen sowohl der Inanspruchnahme der Bera-                         Wir sind Lotse                        BiLo, Von-Humboldt-Str. 53

tung als auch deren Erfolgsaussichten.
     Zusätzlich werden durch die Angebote bei Ko-                        und Mittler                       Stadt Velbert
                                                                                                           Abt. 5.3 - Kommunale Koordinierungsstelle
                                                                                                           Kompetenzagentur

operationspartnern wie Berufsberatung, Jobcenter,
                                                                              77 mm
                                                                    für Jugendliche
                                                                              87 mm
                                                                                                                                 80 mm
                                                                                                           Nedderstr. 50 · 42549 Velbert
                                                                                                           Tel: 02051 26-2067
                                                                                                                                 90 mm
                                                                                                                                                                             Wer wir sind
                                                                                                                                                                           80 mm

                                                                                                                                                                           90 mm

weiterführenden Schulen und anderen Bildungs-
trägern Jugendliche in Beratung vermittelt. Oft ist
                                                                          und junge
                                                                              97 mm                                             100 mm
                                                                                                                 Das Programm “JUGEND STÄRKEN im Quartier“ wird durch
                                                                                                                 das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und
                                                                                                                                                                             und was wir
                                                                                                                                                                          100 mm

                                                                                                                                297 mm
                                                                                                                                                                             machen
                                                                                                                 Jugend und durch das Bundesminsterium für Umwelt, Na-

                                                                       Erwachsene
                                                                                                                 turschutz, Bau und Reaktorsicherheit und den Europäischen

eine vielschichtige Problemlage schnell erkennbar:
                                                                                                                 Sozialfonds gefördert:

Verschuldung, ungeklärte Wohnsituation, schwieri-

zusammen:arbeiten                                                                                                                                       Aus der Beschäftigungsförderung                           3
ARBEIT - TEILHABE - EUROPA - Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum ...
Geflüchtete knüpfen Kontakte
zu Unternehmen
Trialog-Veranstaltung im Rhein-Erft-Kreis stieß auf große Resonanz
                                                                                                                    Der Saal in der Caritas-Kreisgeschäftsstelle
                                                                                                               Hürth platzte fast aus allen Nähten. Über 140 Be-
                                                                                                               sucherinnen und Besucher – Menschen mit Migra-
                                                                                                               tions- und Fluchterfahrung, Unternehmensvertreter,
                                                                                                               Ehrenamtler und Vertreter von Wohlfahrtsverbän-
                                                                                                               den sowie weitere Interessierte – waren zur „Job-
                                                                                                               börse“ gekommen. Sie sollte Unternehmen und
                                                                                                               Geflüchtete, die in ihrem Heimatland eine Ausbil-
                                                                                                               dung absolviert haben, zusammenbringen. „Es war
                                                                                                               ein toller Erfolg“, resümierte Silvia Hackl, die die
                                                                                                               Kooperationsveranstaltung auf Seiten der Caritas
                                                                                                               organisierte.
                                                                                                                    13 Unternehmen stellten sich den Besuchern
                                                                                                               vor. Auch zur Freude von Hürths Bürgermeister, Dirk
                                                                                                               Breuer, entwickelten sich an den Ständen intensive
                                                                                                               Gespräche, die sich um konkrete Job- und Aus-
                                                                                                               bildungsperspektiven bei den Unternehmen, aber
                                                                                                               auch um Hürden bei der Arbeitssuche drehten.
                                                                                                                    „Die Rückmeldungen sind sehr positiv; bei
                                                                                                               Geflüchteten, aber auch Organisatoren und Unter-
                                                                                                               nehmen“, sagte Silvia Hackl. Eine weitere Veran-
                                                                                                               staltung soll an anderer Stelle folgen, denn: „Wir
                                                                                                               brauchen definitiv einen größeren Raum“, so Hackl
                                                                                                               weiter. Organisiert wurde das Treffen von der Aktion
                                                                                                               Neue Nachbarn des Erzbistums Köln in Kooperation
Großer Andrang bei der „Jobbörse" für Menschen mit Fluchterfahrung in der Kreisgeschäftsstelle der             mit dem Sozialdienst katholischer Frauen Rhein-
Caritas in Hürth: Peter Altmayer (Mitte, braunes Jackett), Vorstandsvorsitzender des Verbandes, Marita         Erft-Kreis, der Arbeiterwohlfahrt Regionalverband
Menzel-Kollenberg, Leiterin Caritas-Fachseminar für Altenpflege, Dirk Breuer, Bürgermeister Stadt Hürth,       Rhein-Erft & Euskirchen, der ASH-Sprungbrett und
Stefan Diederichs, Leiter Stationäre Pflege, und Mario de Haas, Leiter Ambulante Pflege (beide Caritas),       dem Caritasverband Rhein-Erft.
standen neben vielen anderen Rede und Antwort (von links).                               Foto: Alois Müller                                          Carsten Preis

Mit einer Ausbildung in Deutschland Fuß fassen
Seniorenzentrum St. Konstantia in Oberpleis bildet ersten Flüchtling aus
     Abduvokhid Bekov weiß: „Das hier ist das                                                                  Jahres hat er im Seniorenzentrum begonnen. Der
Beste für mich“. Aber nicht nur für ihn. Auch die                                                              Weg dorthin war alles andere als einfach – aber
Bewohnerinnen und Bewohner des Seniorenzent-                                                                   Abduvokhid Bekov hat ihn konsequent und enga-
rums St. Konstantia in Oberpleis bei Königswinter                                                              giert verfolgt.
schätzen den jungen zugewandten Mann aus dem                                                                        Die Leiterin des Hauses, Eva-Maria Mergels-
zentralasiatischen Tadschikistan sehr. Auch wenn                                                               berg erinnert sich: „Er ist aus eigener Initiative zu
es manchmal mit der Sprache noch etwas hapert.                                                                 uns gekommen.“ Er wollte gleich richtig loslegen
Aber Bekov arbeitet an seinem Berufswunsch und                                                                 als Altenpfleger, doch da steht natürlich eine ent-
seinem Deutsch. Er liest deutsche Zeitungen, hat                                                               sprechende Ausbildung davor. Nach einem Prak-
hierzulande einheimische Freunde gefunden. Und                                                                 tikum war aber beiden Seiten schnell klar: Das
auch der Kontakt mit den Kollegen in der Berufs-
schule hilft beim Verbessern der Sprache                                                                       Mag seine Arbeit mit alten Menschen und die
     Der 25-Jährige ist der erste Flüchtling, der im                                                           Seniorinnen und Senioren mögen ihren neuen
Seniorenzentrum eine dreijährige Ausbildung zum                                                                Pflege-Azubi: Abduvokhid Bekov aus Tadschikistan.
Altenpfleger absolviert. Im Dezember vergangenen                                                                                        Foto: Carolin Spang, GFO

   4    Aktion neue Nachbarn                                                                                                              zusammen:arbeiten
ARBEIT - TEILHABE - EUROPA - Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum ...
passt. Zumal seine schulischen Voraussetzungen         Spaß“, sagt Bekov über seine Arbeit im Senioren-              Im Seniorenzentrum St. Konstantia gibt es der-
den Einstieg in die dreijährige Ausbildung, die mit    zentrum: „Es gefällt mir sehr gut. Die Arbeit mit        zeit vier Auszubildende. „Wir haben im Moment
einem Examen endet, problemlos erlaubten. Denn         alten pflegebedürftigen Menschen macht mir viel          keine Probleme, Auszubildende zu finden“, sagt
in Tadschikistan, erzählt Abduvokhid Bekov, hat er     Freude.“                                                 Eva-Maria Mergelsberg. Und sie ergänzt: „Wir sind
ein Geschäft gehabt und vier Jahre lang Wirtschaft          Die Bewohnerinnen und Bewohner, berichtet           offen und nehmen gerne auch Flüchtlinge. Wir
studiert.                                              Einrichtungsleiterin Mergelsberg, reagieren sehr         wollen ihnen so die Möglichkeit geben, über die
     Seine Flucht führte ihn schließlich nach          positiv auf den Auszubildenden aus Tadschikis-           Ausbildung in Deutschland Fuß zu fassen. Denn die
Deutschland. Denn da war er kurzzeitig schon mal       tan: „Er hat eine sehr zuvorkommende Art mit den         Altenpflege ist ein Beruf mit Perspektive und Zu-
vor einigen Jahren gewesen, hatte ein wenig die        Menschen umzugehen, ist äußerst hilfsbereit, fragt       kunft.“
Sprache gelernt und als Grafikdesigner sowie als       nach, hat eine ruhige Art und geht ohne Scheu auf
Reinigungskraft gearbeitet. Doch das wollte er nach    die Bewohner zu. Das hat uns schon im Praktikum
seiner Flucht nicht fortsetzen. „Ich habe hier viel    überzeugt.“                                                                                Michael Emmrich

Im Café Credo wird Neuland betreten
Refrather Kirchengemeinde bildet jungen Geflüchteten als Gastronomie-Fachkraft aus
     Geflüchteten Menschen eine berufliche Per-             Wir haben einiges unterschätzt: Ohne Deutsch        mit viel Mühe Samirs Berufsschul-Blockzeiten in
spektive anzubieten, ist für eine Kirchengemeinde      gibt es keinen Schulerfolg, aber die Sprachkennt-        die Planung unseres Kleinbetriebs integriert, bis zur
nicht so einfach – es mangelt an passenden Stellen.    nisse allein reichen nicht aus. Samir hat in Afgha-      Wohnungssuche – viele Menschen in unserer Ge-
Dank unserer besonderen Situation ist es in St. Jo-    nistan außer der Koranschule keinen Unterricht           meinde sind haupt- wie ehrenamtlich mit Samir und
hann Baptist Refrath (Bergisch Gladbach) dennoch       besucht; er kann noch nicht gut rechnen und vor          seiner Ausbildung befasst. Ein besonders schwer-
gelungen: Seit 2013 betreiben wir als eigenen Be-      allem kennt er kein planvolles Lernen. Derzeit be-       wiegender Punkt dabei ist die finanzielle Belastung!
trieb der Gemeinde das öffentliche Café Credo. Aus     kommt er Nachhilfe in Mathematik, zusätzlichen           Die Ausbildungsvergütung nach der Kirchlichen
der ursprünglichen Idee eines vorwiegend ehren-        Deutschunterricht und viel Unterstützung bei den         Arbeits- und Vergütungsordnung (KAVO) bringt uns
amtlich organisierten Kirchencafés hat sich ein sehr   Berufsschul-Aufgaben. Auch eine kleine Wohnung           beim Blick auf die Kosten- und Ertragslage des
lebendiges, offenes Element der Gemeinde entwi-        haben wir für ihn gefunden, da das Lernen in seiner      Cafés oft ins Schwitzen.
ckelt, das mit Gastronomie tagsüber und abend-         Wohngemeinschaft kaum möglich war.                            Wir haben alle unglaublich viel gelernt in den
lichem Kulturprogramm viele Menschen anzieht.               Samir, der Ende 2015 ganz allein als 16-Jäh-        letzten Jahren: über Flucht und Ankommen, über
Fünf angestellte Mitarbeiterinnen und ein Kreis von    riger nach Deutschland kam, hat schon unglaub-           Bewahren der Identität und Integration, über Entge-
Ehrenamtlichen sind täglich für die Gäste da.          lich viel geleistet. Sein Ziel hat er vor Augen: Samir   genkommen und Beharren, über unser Schul- und
     Bereits seit 2016 haben wir im Café Credo
jungen Geflüchteten Praktikumsplätze zur Berufs-
felderkundung angeboten. Bald entstand die Idee,
mehr daraus zu machen – und mit Unterstützung
der Industrie- und Handelskammer Köln wurden wir
zum Ausbildungsbetrieb für den Beruf „Fachkraft
im Gastgewerbe“, der eine zweijährige Ausbildung
vorsieht. Unsere Mitarbeiterin Svenja Hofmann war
sofort bereit, die Ausbilderprüfung abzulegen, so
dass der Einstellung unseres ersten Azubis nichts
mehr im Wege stand. Das Vorhaben, einen jungen
Mann aus Bangladesh auszubilden, der bereits
eine Einstiegsqualifizierung im Café absolviert hat,
scheiterte leider. Seine Ausbildung sollte durch ei-
nen Zuschuss der Aktion Neue Nachbarn gefördert
werden, was jedoch aufgrund der Zuschussrichtli-
nien nicht möglich war. Da die Zeit für ihn wegen
aufenthaltsrechtlicher Fragen drängte, vermittelten    Stolz bringt Ausbilderin Svenja Hofmann die IHK-Plakette am Eingang zum Café Credo an.
wir ihm einen anderen Ausbildungsplatz.                Foto: Kirchengemeinde St. Johann Baptist
     Nach einer kurzen Denkpause entschieden wir
uns für eine neue Lösung: den Weg aus eigener          möchte eine Ausbildung zum Koch anschließen und          Ausbildungssystem, über Rechte und Pflichten …
Kraft zu gehen. Seit Herbst 2017 wird Samir Ali-       strebt ein eigenes Restaurant an. Bis dahin muss er      Aber vor allem hatten wir keine Ahnung, was man
zadeh aus Afghanistan im Café Credo ausgebildet;       aber noch ganz schön viel Mathe und Betriebswirt-        alles darüber nicht wissen kann!
derzeit wiederholt er das erste Ausbildungsjahr. Er    schaft büffeln ...
macht seine Arbeit im Café sehr gut, spricht schon          Für uns als Gemeinde ist das Ganze ein Kraft-                                             Barbara Voll,
ordentlich Deutsch und ist bei den Gästen beliebt,     akt: Von der Ausbilderprüfung über die Einsatzplä-                      Pfarrgemeinderat St. Johann Baptist
aber mit der Berufsschule hapert es noch.              ne, bei denen die Café-Teamleiterin Jutta Resch                                 Bergisch Gladbach-Refrath

zusammen:arbeiten                                                                                                               Aktion neue Nachbarn            5
ARBEIT - TEILHABE - EUROPA - Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum ...
We all #care4EU!
Die Caritas im Erzbistum Köln startet Kampagne
für die Wahlen zum Europäischen Parlament
     „Hast du einen Opa, schick ihn nach Europa.“            Auch zukünftig steht die verbesserte Absiche-             Initiiert vom Deutschen Caritasverband star-
Mit solchen und ähnlichen flapsigen Äußerungen          rung von Arbeitskräften in Europa ganz oben auf          tet die Caritas im Erzbistum Köln unter dem Claim
wurden die Europawahlen in der Vergangenheit            der sozialen Agenda der EU. In diesem Zusammen-          #care4EU eine Kampagne zur internen und ex-
gerne belächelt. Gängige Vorurteile wie „das Euro-      hang sind auch die Rechte auf angemessenen               ternen Öffentlichkeitsarbeit. Neben fachlichem In-
päische Parlament hat in der EU doch gar nichts zu      Sozialschutz,        ausreichende                                             put und Aufklärungsarbeit in
sagen“, oder „die EU bringt keine konkreten Vor-        Mindestlöhne, Beschäftigung                                                   den Workshops der Abteilung
teile in den Alltag der Menschen im eigenen Land“       und auf bezahlbare Gesund-
                                                                                                          Am 26. Mai                  Europa und Arbeitsmarktpolitik
halten sich hartnäckig und bieten rechtspopulisti-      heitsversorgung zu begrüßen,                  Europa wählen!                  bietet der DiCV Köln eine Hand-
schen Gruppierungen ausreichenden Nährboden             die in der „europäischen Säule                                                reichung, die Informations- und
für nationalistische Parolen und Thesen.                sozialer Rechte“ verankert sind. Ein solidarisches       Kommunikationsmaterialien sowie Aktions- und
                                                        Agieren in der Sozial-, Arbeitsmarkt- und Migra-         Werbemittelideen beinhaltet. Beispielsweise kön-
     Dabei entscheidet das Europäische Parlament        tionspolitik ist für die Caritas unverzichtbar, um die   nen Wahlanträge für Mitarbeitende in den Verbän-
in den meisten EU-Gesetzesvorhaben gleichberech-        Anstrengungen gegen Armut und soziale Exklusion          den und Einrichtungen, die aus anderen EU-Mit-
tigt mit dem Rat der Europäischen Union, der die Re-    weiter zu stärken und den sozialen Frieden in Euro-      gliedstaaten stammen, zur Verfügung gestellt
gierungen der Mitgliedstaaten vertritt. Das zentrale    pa langfristig zu gewährleiten.                          werden.
Anliegen der Caritas ist es, auch in Zukunft europäi-                                                                  Jede Stimme zählt, die sich für ein solidari-
sche Sozialpolitik mit einem demokratisch gewähl-            Dafür brauchen wir ein Europäisches Parla-          sches und soziales Europa stark macht – gerade
ten Parlament zu gestalten, welches die Interessen      ment, das Gesetze für Frauen und Männer erarbei-         in Zeiten, in denen nationale Interessen am Haus
aller Europäerinnen und                                                               tet, die ihnen Chancen     Europa graben und das europäische Fundament
Europäer vertritt und                                                                 und Entwicklungsmög-       ins Wanken bringen wollen. Eine hohe Wahlbe-
auch in der Sozialpolitik                                                             lichkeiten bieten. Damit   teiligung wäre ein deutliches Zeichen dafür, dass
entscheidende        Fort-                                                            sich die Caritas auch in   die Menschen sich für die EU einsetzen. Let’s care
schritte erzielt. Bereits                                                             Zukunft für ein soziales   for EU – weil wir uns sorgen und weil wir Sorgfalt
in den letzten Jahren                                                                 Europa und die Belange     tragen – für alle Menschen, in Deutschland und in
konnten       wesentliche                                                             sozial    benachteiligter  Europa.
Anliegen konkretisiert                                                                Menschen        einsetzen        Mehr Informationen zur Bundeskampagne
werden. Beispielsweise wurden Standards für die         kann, möchten wir möglichst viele Bürgerinnen und        unter www.caritas.de/europawahl.
Koordinierung sozialer Sicherungssysteme und die        Bürger dazu motivieren, am 26. Mai 2019 zur Wahl
Entsendung von Beschäftigten festgelegt.                zu gehen.                                                                                      Michaela Szillat

   6     Aktuelles Thema                                                                                                                     zusammen:arbeiten
ARBEIT - TEILHABE - EUROPA - Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum ...
Von Servietten-Schwänen und
realitätserweiternden Brillen
Auftakt des Projektes zur Digitalisierung in Sozialen Betrieben in Europa
     Am Ende haben es alle geschafft, aus einer         den. Der Diözesan-Caritasverband
Serviette einen schönen Schwan zu falten! Miriam        Köln koordiniert das europäische
Padberg vom Fachbereich Rehabilitation der TU           Netzwerk und lud im Januar zum
Dortmund ist sichtlich zufrieden, denn diese prakti-    Kick-Off nach Köln ein.
sche Aufgabe für die 15 Teilnehmenden des Work-              Alle Teilnehmenden sind Fach-
shops in Köln ist der Schlusspunkt ihres Vortrags.      kräfte aus Sozialen Betrieben, die
     Auf einem Tablet haben die Teilnehmenden           Menschen mit Behinderung oder
das Foto des ersten                                                  mit     gesundheitlichen
Arbeitsschritts aufge-              Wissenstransfer                  Einschränkungen      be-
rufen und sich dann                                                  schäftigen und quali-
                                 über Ländergrenzen
bis zum Ende durchge-                                                fizieren. Während der
                                           hinweg
klickt. Insgesamt wa-                                                nächsten zwei Jahre
ren es zwölf Schritte.                                               werden sie sich über die
Hat man einen Schritt vergessen, kann man auch          Digitalisierung in Sozialen Betrie-
zurückgehen. Menschen mit kognitiven Einschrän-         ben austauschen, dazu Workshops
kungen wie beispielsweise Gedächtnisverlust kön-        organisieren und Beispiele guter
nen sich so mit Hilfe des Tablets vergewissern, dass    Praxis kennenlernen.
sie ihre berufliche Tätigkeit sachgerecht ausführen.         Mithilfe der europäischen För-
Das Tablet ist eine große Hilfe. Es steigert die Quali- derung wird der Wissenstransfer
tät der Arbeit und gibt den Beschäftigten Sicherheit.   in der beruflichen Bildung über
                                                        Ländergrenzen hinweg unterstützt.
     Miriam Padberg leitet das Modellprojekt            Die Partner haben die Möglichkeit,
„EJO-Elektronischer Jobcoach“. Arbeitsprozesse          gemeinsam Ideen für die Praxis zu
aus Gastronomie, Hauswirtschaft, Gartenbau oder         entwickeln, auf die sie allein nicht
der Metallindustrie werden in Teilschritte zerlegt      stoßen würden.
und durch Bilder oder Piktogramme dargestellt. Sie           Ansatzpunkte für neue Ideen
stehen dann auf einem Smartphone oder Tablet am         bietet „Augmented Reality“, wie sie
Arbeitsplatz zur Verfügung.                             bereits in Projekten wie „VIA4all“ Spannende Praxisbeispiele lernte die ERASMUS+ Gruppe auch im
     Die Teilnehmenden des dreitägigen Workshops        und „LernBAR“ genutzt wird. Laura Web- und Grafikbüro der Alexianer Werkstätten GmbH in Köln-Kalk
                                                                                                  kennen.                                         Fotos: DiCV Köln
kommen aus Litauen, Rumänien, Griechenland,             Wuttke und Yvonne Söffgen, eben-
Belgien und Deutschland. Sie repräsentieren sechs       falls Wissenschaftlerinnen der TU
Partnerorganisationen, die im Rahmen einer stra-        Dortmund, präsentierten der Gruppe ihre bisheri-       das berufliche Training von Menschen mit Behin-
tegischen Partnerschaft Projekte zur Digitalisierung    gen Erfahrungen. Sie nutzen in beiden Projekten        derung oder gesundheitlichen Einschränkungen
in Sozialen Betrieben initiieren und realisieren wer-   spezielle Brillen, um mit Hilfe „erweiterter Realität“ zu verbessern. Die Brillen sind mit Computer, Sen-
                                                                                                               soren und Display ausgestattet und ermöglichen
                                                                                                               während der Arbeit den direkten Zugriff auf eine
                                                                                                               Vielzahl von Informationen, Videos oder sonstige
                                                                                                               unterstützende Dienste.
                                                                                                                     Noch steht die Digitalisierung in Sozialen Be-
                                                                                                               trieben am Anfang. Unklar ist, ob sie ein Mehr an
                                                                                                               Chancen oder an Nachteilen bringen wird. Digita-
                                                                                                               lisierung kann die Qualität der Arbeit und die Zu-
                                                                                                               friedenheit am Arbeitsplatz erhöhen, sie kann aber
                                                                                                               auch, insbesondere bei Tätigkeiten mit geringem
                                                                                                               Qualifikationsniveau, Arbeitsplätze gefährden. So-
                                                                                                               ziale Betriebe in Europa müssen sich der digitalen
                                                                                                               Herausforderung stellen und die Entwicklung ge-
                                                                                                               nau beobachten.
                                                                                                                     Die Diskussion dazu geht beim nächsten Work-
                                                                                                               shop im Mai beim Partner Diaconia St. Gheorge in
                                                                                                               Rumänien weiter. Erasmus+ sei Dank!
Yvonne Söffgen von der TU Dortmund stellte den Teilnehmenden des Workshops das Projekt „Via4all –
Video Interactive & Augmented – arbeitsprozessorientiert lebenslang lernen“ vor.                                                                      Ulrich Förster

zusammen:arbeiten                                                                                                                 Aus der Europaarbeit         7
ARBEIT - TEILHABE - EUROPA - Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum ...
GeistesBlitz
                                                               „Der Weg ist das Ziel!“ Wortwörtlich erscheint die konfuzianische Redewendung ohne Sinn, hat
                                                          aber über die bildhafte Ebene sicherlich vielen Menschen eine mentale Hilfestellung geboten. Das
                                                          Erreichen des Ziels ist weniger wichtig als die Art und Weise, wie man dorthin gelangt ist. Wunderbar
                                                          philosophisch und immer von neuem inspirierend – die klassische Binsenweisheit.
                                                               Zu Fuß auf der Balkanroute, auf dem Mittelmeer in einem krängenden Holzboot oder auf der dunk-
                                                          len Ladefläche eines Lastwagens irgendwo in der Ukraine verliert der Satz seine Kraft, verkehrt sich
                                                          auf der Flucht gar in Hohn. Hier ist der Weg ein nicht enden wollender Alptraum und nur das Ziel – der
                                                          Traum vom besseren Leben in Europa – schafft die Motivation, das alles zu ertragen.
                                                               Angekommen zeigt sich ein Trugschluss darin; so traumhaft einfach ist das alles gar nicht. Neue
                                                          Ziele, neue (Um-)Wege warten, nicht selten versperrt von turmhohen Hürden, die ohne Hilfe nicht zu
                                                          überwinden sind. Die Flucht endet nicht automatisch mit einem Grenzübergang, durch den Beginn
                                                          einer Ausbildung oder nach fünf Jahren Leben in einem anderen Land.
                                                               Im Kopf endet sie vielleicht nie, wenn keine neue Heimat gefunden wird. Sie kann sich jedoch in
                                                          einen langsamen, kontinuierlichen Entwicklungsprozess verwandeln, bei dem dann das Sprichwort
                                                          vom Anfang seine Wahrheit zurückerlangt. Irgendwie ist am Ziel immer ein weiterer Weg, nur dieses
                                                          Mal vielleicht einer voller Hoffnung.
                                                                                                                                                    André Linke

  Arbeit – Bildung – Zukunft
  Neue Broschüre stellt die EU-Projekte im Erzbistum Köln vor
                                                        Erzbistum Köln nutzen die Europäischen Förder-          Austausch von Fachkräften und Auszubildenden
 caritas                                                programme und führen interessante und innova-           durch transnationale Kooperationen, Arbeitserfah-
   Caritas vor Ort:                                     tive Vorhaben durch, die sonst nicht oder nur ein-      rungen oder Hospitationen im EU-Ausland.
   Europäische Fördermittel 2014 – 2020                 geschränkt zu realisieren wären.                             Um einige dieser Projekte aus der Förder-
                                                             Die Förderung kommt schulmüden Jugend-             phase 2014 bis 2020 sichtbar zu machen, hat
                                                        lichen, Langzeitarbeitslosen, Geflüchteten, Woh-        der Diözesan-Caritasverband eine Auswahl guter
                                                        nungslosen und vielen anderen benachteiligten           Beispiele in der nun vorliegenden Broschüre zu-
                                                        und ausgegrenzten gesellschaftliche Gruppen             sammengetragen. Die Broschüre ist auf www.
                                                        zugute und erweitert das Angebot der Caritas zur        caritasnet.de unter dem Thema Europa als Down-
                                                        Beratung und Hilfe vor Ort. Darüber hinaus unter-       load eingestellt; kostenlose Bestellung gerne unter
                                                        stützen einzelne Programme den europäischen             openoffice40@caritasnet.de.

    Arbeit - Bildung - Zukunft

#care4EU

      Ob Europäischer Sozialfonds, Erasmus+,
  Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds oder der
  Europäische Hilfsfonds – viele caritative Träger im

      8    Aus der Europaarbeit                                                                                                           zusammen:arbeiten
ARBEIT - TEILHABE - EUROPA - Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum ... ARBEIT - TEILHABE - EUROPA - Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum ...
Sie können auch lesen