Rolle der Dokumentations-IT in der Rheumatologie
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Klinisches Management rheuma plus Johannes Pallua1,2 · Michael Schirmer3 https://doi.org/10.1007/s12688-021-00396-0 1 Univ.-Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich Angenommen: 11. Januar 2021 2 FH-Masterstudiengang Qualitäts- und Prozessmanagement im Gesundheitswesen fh gesundheit, health university of applied sciences tyrol, Innsbruck, Österreich © Der/die Autor(en) 2021 3 Univ.-Klinik für Innere Medizin II, Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich Rolle der Dokumentations-IT in der Rheumatologie Die Entwicklung der „digitalen Gesund- tung im Wege der elektronischen Daten- Tätigkeit zu unterstützen. Der Formen- heit“ hat zahlreiche Implikationen für die fernübertragung zu übermitteln“. Diese kreis der rheumatologischen Erkrankun- moderne Medizin [1], mit vielen Mög- Qualitätssicherung kann ohne entspre- gen betrifft etwa 5–8 % der Patienten in lichkeiten und Herausforderungen auch chende IT jedoch nicht, nur sehr schwer der Bevölkerung [5] und umfasst eine für die Rheumatologie [2]. Die funda- oder nur eingeschränkt (zum Beispiel auf Vielfalt an Diagnosen, sowohl akute als mentale Voraussetzung für die „digitale die Strukturqualität) durchgeführt wer- auch chronische Erkrankungen, sowohl Gesundheit“ ist die IT-Dokumentation den. Diese Evaluierung der Qualität kann organspezifische als auch systemische Er- der klinischen Daten und Verläufe. somit erst mittels einer Dokumentations- krankungen, sichtbare wie unsichtbare Die Verpflichtung zur Dokumentati- IT umgesetzt werden, welche die Ansprü- (Beispiele in . Abb. 1; . Tab. 1). on ergibt sich für den Arzt aufgrund der che einer hochwertigen Qualitätssiche- Zudem gewinnen Komorbiditäten gesetzlichen Vorgaben: „Die Pflicht, ei- rung (durch Dokumentation der Prozess- (z. B. Osteoporose bei 30 % der Pati- ne ausreichende ärztliche Dokumentati- und der Outcome-orientierten Qualitäts- enten mit rheumatoider Arthritis [6]) on vorzunehmen, ergibt sich sowohl aus parameter) erfüllt. und pharmakologische Aspekte (z. B. § 51 Abs. 1 Ärztegesetz als auch aus § 10 Polypharmazie [7]) zunehmend an Be- Abs. 3 KAKuG . . . “ [3]. In den letzten Jahren sind die juristischen Anforderun- »ohneQualitätssicherung kann entsprechende IT nicht, nur deutung in der klinischen Praxis. Eine umfassende Rheuma-Dokumentation gen an die Dokumentation sogar ange- betrifft dann mehrere Gesundheits- stiegen. Eine Dokumentations-IT kann sehr schwer oder eingeschränkt dienstleister, nicht nur Hausärzte und derart definiert werden, dass ihre allei- erfolgen Rheumatologen, sondern auch die Pa- nige Aufgabe ebendiese Dokumentation tienten und Spezialisten anderer Fach- ist, was die Akzeptanz der Anwender si- disziplinen – mit gezieltem Augenmerk cher nicht erhöht. Dokumentation ist so- Bei den fachspezifischen Anforderungen auf die rheumatologische Fragestellung mit zeitraubend, eine Dokumentations- an eine Dokumentations-IT imponieren (. Tab. 2). IT ist aber zusätzlich auch eine finanzi- zahlreiche Merkmale, die technisch ab- Damit besteht in der Rheumatolo- elle Belastung. Erst wenn man die Do- zubilden sind, um eben nicht nur die gie eine Vielzahl an Anforderungen, die kumentations-IT als Werkzeug versteht, reine Dokumentationspflicht zu erfüllen, durcheine gute Dokumentations-IT auch das neben der gesetzlichen und der admi- sondern auch die eigentliche ärztliche technisch bewältigt werden muss. Es ist nistrativen Funktion auch andere wichti- ge ärztliche Aufgaben wie die Qualitäts- sicherung unterstützt, dann besteht die Chance, dem zeitlichen und finanziellen Aufwand der Dokumentation einen un- mittelbaren Nutzen für die Ärzteschaft gegenüberzustellen [4]. Tatsächlich haben Ärzte laut Ärztege- setz § 49 (2a) „regelmäßig eine umfas- sende Evaluierung der Qualität durch- zuführen und die jeweiligen Ergebnisse nach Maßgabe der technischen Ausstat- Abb. 1 8 Beispiele zur Sichtbarkeit der rheumatologischen Erkrankungen: sichtbare Manifestationen wie a Gelenkschwellung bei Gicht =Arthritis urica (häufig), b orale Aphten bei Morbus Adamantiades Weiterführende Literatur bei den Verfassern Behçet (selten) rheuma plus
Klinisches Management Tab. 1 Beispiele für unsichtbare Manifestationen von rheumatologischen Erkrankungen Tab. 3 Ärztliche Zielvorgaben für optima- Symptom Erkrankung le Dokumentations-IT Schluckprobleme Systemische Sklerose Dokumentation Glomerulonephritis IV ANA+ Systemischer Lupus erythematosus Subjektive Befunde (PROs) Trockene Augen Morbus Sjögren Objektive Befunde Kauschmerzen Riesenzellarteriitis Interventionen Unerfüllter Kinderwunsch Antiphospholipid-Syndrom Funktionelle Aspekte Dokumentationsbegleitung Administrative Unterstützung Tab. 2 Fachdisziplinen (in alphabetischer Reihenfolge) und Beispiele von gezielten Fragestel- lungen an diese Fachdisziplinen im Rahmen einer interdisziplinären Behandlung von Patienten Kohortenbildung für Qualitätsanalysen mit Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises (Vernetzung) Fachdisziplin Beispiele der Fragestellung Wissensvermittlung Dermatologie Hautläsion im Rahmen eines systemischen Lupus erythematosus? Patienteninformationen Gastroenterologie Diarrhoe im Rahmen einer Kolitis? Medizinisch-fachliche Informationen Gefäßchirurgie Stent bei arterieller Aneurysmenbildung? Informationen zur Qualitätssicherung Hals-Nasen-Ohren Rhinitis im Rahmen einer granulomatösen Vaskulitis? PRO „patient reported outcome“ Ophthalmologie Visusstörung im Rahmen einer Uveitis? davon auszugehen, dass dadurch für die Notwendige Spezifika einer der vielen unterschiedlichen Diagnosen, Patienten der bestehende Mangel an aus- Dokumentations-IT für die die ein Rheumatologe Tag für Tag sieht, gebildeten Rheumatologen in Österreich Rheumatologie ist ein einfaches und schnelles Zugreifen [8], verbunden mit der Einführung des auf unterschiedlichste Dokumentations- Arbeitszeitgesetzes im österreichischen Ziel jedes Mediziners ist die möglichst unterlagen erforderlich. Die Ziele einer Krankenhausbereich [9], zumindest an- frühe Diagnosestellung und eine siche- Dokumentations-IT aus rheumatolo- satzweise im Bereich der Rheumatologie re, effiziente Therapie. Diese Vorgabe gischer Sicht sind in . Tab. 3 zusam- abgepuffert werden kann. spiegelt sich auch in den Treat-to-Tar- mengefasst. Die Vielfalt der möglichen Die Qualität der Dokumentation ist get(T2T)-Empfehlungen für einzelne Erstmanifestationen und der letztlich für alle weiteren Datenanwendungen Erkrankungen des rheumatologischen diagnostizierten Erkrankungen, zusam- entscheidend. Weitere Anforderungen Formenkreises wider. Wichtig für eine men mit den oft zahlreich involvierten an den Rheumatologen sind für die Dokumentations-IT ist somit, dass alle anderen Fachdisziplinen, erfordert nicht Zukunft abzusehen, wie der zusätzliche krankheitsspezifischen Befunde (insbe- nur das fachliche rheumatologische Wis- Einsatz von unterstützender Befundung sondere die funktionellen und struk- sen der alltäglichen Praxis am Patienten, (Stichwort „künstliche Intelligenz“) und turellen Outcome-Parameter) auch im sondern auch eine Dokumentations- die Herausforderungen einer mehr und Verlauf dargestellt werden. Dieser Ver- IT, die flexibel und situationsspezifisch mehr personalisierten Medizin. Dies lauf kann dann mit den durchgeführten die fachlichen Entwicklungen auf dem hat unmittelbare Konsequenzen für die therapeutischen Interventionen auf de- neuesten Stand abbilden kann. medizinische Versorgung des einzel- ren Effektivität hin analysiert werden. Die Basis jeglicher Dokumentations- nen Patienten, wobei auf Basis einer Auf Allergien und andere Kontraindi- IT besteht aus den erhobenen Fakten, umfassenden, der Klinik angepassten kationen, Komorbiditäten und frühere ergänzt durch vorhandenes rheumatolo- Dokumentations-IT in Zukunft sicher Nebenwirkungen von Medikamenten ist gisches Wissen und weitere Funktionen. auch die personalisierte Medizin in der separat zu verweisen, insbesondere bei Je nach Art der Daten sind damit die tech- Rheumatologie besser implementiert Durchführung oder Umstellung einer nischen Herausforderungen zu gestalten: werden kann [10]. therapeutischen weiteren Intervention. Bei den Fakten sind die subjektiven am Im Folgenden werden verschiedene besten direkt von den Patienten zu er- Aspekte der Dokumentations-IT darge- stellt und näher diskutiert. Je besser die »mussEinealleDokumentations-IT krankheitsspezifischen heben, die objektiven aus bestehenden Labor-, Krankenhaus- und anderen In- Dokumentations-IT geplant wird, des- formationssystemen zu übertragen. Da- to besser sind die Voraussetzungen für Befunde auch im Verlauf ten zu Interventionen können entweder jegliche weiterführenden, die Ärzte un- darstellen können ebenfalls über diese Systeme oder auch terstützenden IT-Funktionen. direkt (z. B. vom Ultraschallgerät) in die Dokumentations-IT eingespielt werden. Eine Dokumentations-IT muss alle Dazu kommt dann eine profunde krankheitsspezifischen Befunde auch rheumatologische Wissensbasis – allei- im Verlauf darstellen können. Aufgrund ne für die Interpretation der Befunde rheuma plus
Zusammenfassung · Abstract bedarf es aktualisierter Normwerte und rheuma plus https://doi.org/10.1007/s12688-021-00396-0 Interpretationsupdates, dazu kommen © Der/die Autor(en) 2021 die stets aktuellen Patienteninformatio- nen in verständlicher Patientensprache J. Pallua · M. Schirmer neben der ständig wachsenden Zahl an Rolle der Dokumentations-IT in der Rheumatologie medizinischen Informationen, die im- mer aktuell in der jeweiligen Situation Zusammenfassung vorhanden sein sollten (z. B. Warnun- Die Entwicklung der „digitalen Gesundheit“ neuesten Stand abbilden kann. In Österreich hat zahlreiche Implikationen für die moderne ist die elektronische Gesundheitsakte gen des Bundesministeriums). Neben Medizin, mit vielen Möglichkeiten und Her- als Grundlage der Dokumentations-IT Fakten und Wissen sind spezifische ausforderungen auch für die Rheumatologie. zwar zentral verwaltet, ist aber durch Funktionen sowohl in der Dokumenta- Fundamentale Voraussetzung dafür ist die IT- dezentrale Lösungen zu ergänzen. Eine gute tion (z. B. Anwendung von Scores zur Dokumentation. Die Verpflichtung zur Doku- Dokumentations-IT erfüllt in Zukunft sicher Krankheitsaktivitätsmessung) als auch mentation zusammen mit einer regelmäßigen mehr als eine reine Dokumentation von Qualitätsevaluierung ergibt sich für den Arzt klinischen Daten und Leistungen. Dadurch in der Administration (z. B. Meldung von aufgrund der gesetzlichen Vorgaben. Die kann sich eine gute Dokumentations-IT meldepflichtigen Infektionen) und der Vielzahl an klinischen Anforderungen muss zu einem wertvollen Werkzeug des Arztes Qualitätssicherung (z. B. bei Betonung durch eine gute Dokumentations-IT auch entwickeln, das diesem hilft, umfassend in von Outcome-orientierter Qualität) für technisch bewältigt werden. Die Qualität der Hinblick auf alle vorliegenden Befunde die eine gute Dokumentations-IT wichtig. Dokumentation ist für alle weiteren Daten- besten Entscheidungen zu treffen. anwendungen entscheidend. Die Vielfalt der rheumatologischen Diagnosen, zusammen Schlüsselwörter Die elektronische Gesund- mit den oft zahlreich involvierten anderen Elektronische Gesundheitsakte · Kranken- heitsakte als Grundlage der Fachdisziplinen, erfordert eine flexible und pflege · Klinisches Management · Klinisches Dokumentations-IT situationsspezifische Dokumentations-IT, Qualitätstool · Rheumatologie welche die fachlichen Entwicklungen am Die elektronische Gesundheitsakte (Elec- tronic Health Record, EHR) wird in Österreich zentral verwaltet (Stichwort: Role of IT-based Documentation in Rheumatology ELGA), und durch dezentrale Lösungen Abstract von verschiedenen Firmen für Ordi- The introduction of “digital health” will Austria, there is a central administration for nationen und Krankenhäuser ergänzt. bring many ramifications and challenges for the electronic health records, but solutions Die allgemeinen Voraussetzungen für modern medicine, including rheumatology. must be realized for each health care provider A basis for successful “digital health” is IT- locally. In the future, clinical documentation EHRs aus ärztlicher Sicht werden immer will go further than pure documentation of based documentation. Physicians are legally wieder diskutiert und umfassen insbe- obliged to provide clinical documentation clinical data and thus has the potential to also sondere den Schutz der persönlichen together with regular quality evaluations. become a valuable tool for physicians. Using Daten, die Medikamentensicherheit und The quality of documentation is crucial for such a tool can support rheumatologists in die erforderliche Kompatibilität der Da- all further medical data use. One of the making high-quality decisions based on all reasons for the technical challenges of such available clinical data. tenübertragung. a documentation tool is the complexity Eine korrekte Erfassung von Daten of clinical requirements. Most rheumatic Keywords und Fakten kann nur durch einen zu- diseases affect several different sites and Electronic health record · Health care · Clinical grundeliegenden konzeptionellen Rah- organs, which require consultations with management · Clinical quality support · men verstanden und gemessen werden, numerous other medical disciplines and Rheumatology also flexible, state-of-the-art IT solutions. In der relevante Fakten definiert. Dies soll im Rahmen der dezentralen IT-Lösun- gen realisiert werden und könnte einige entscheidende Vorteile für Kliniker und 4 Vereinfachung und individuelle Anwendungen für künstliche Intel- Qualitätsverantwortliche bringen: Darstellung von Befunden (Klinik, ligenz, Klassifizierungssysteme und 4 Bereitstellung detaillierter Infor- Bildgebung, Labor), verlinkt mit andere Entscheidungshilfen mationen, einschließlich klinischer, Details durch digitale Werkzeuge 4 Unterstützung von Akkreditierungs- funktioneller und radiologischer wie Anmerkungen, Messungen und prozessen Details in einem Datensatz als voll- Zählungen 4 Entwicklungsoptionen für neue ständige Patientenakte, einfach und 4 Verbesserte Standardisierung und Anwendungen einer künstlichen schnell verfügbar Optimierung der Methoden, mit Un- Intelligenz zur Analyse vorhandener 4 Standortunabhängige Beratung mit terstützung des Bewertungsprozes- Daten, Klassifizierungssysteme für anderen Rheumatologen – schnellere ses, zum Beispiel durch zertifizierte Diagnostik, Forschung, Lehre und und einfachere Kommunikation digitale Quantifizierung von diag- andere neuer Entscheidungshilfen zwischen Experten nostischen und prädiktiven Markern, Verwendung anderer validierter rheuma plus
Klinisches Management Tab. 4 Technische Herausforderungen einer rheumatologischen Dokumentations-IT EHRs extrahiert werden [13]. Auch die Flexibilität Abstraktion unstrukturierter Daten kann Diagnosevielfalt 200–400 „Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises“, ca. 5000 geneti- die strukturiertenKerndatenelemente er- sche Erkrankungen mit Bezug auf den Bewegungsapparat gänzen [14]. User-Variabilität Anforderungslevels der Datenerfassung durch den Patienten, den Praktischen Bei der Verwendung von EHR-Da- Arzt, Fachärzte für Innere Medizin und andere Disziplinen, Rheumatologen ten können methodische Probleme hin- Vielfalt der Disziplinabhängige Pathologien und Normalwerte, mit Verläufen (klinische sichtlich der Datenqualität auftreten. Die Befunde und Befunde, Laborbefunde, Bildgebung, Funktionsanalysen) gesammelten Informationen müssen da- Interventionen Risikoassessment, Präventionsmaßnahmen her sehr genau sein, sonst sind Daten- Medikamente und andere Interventionen unter Berücksichtigung möglicher analysen, darauf aufbauende Anwendun- Komplikationen und Nebenwirkungen gen oder weitere Prozesse unzuverlässig. Interoperabilität Etablierte Prozesse sind erforderlich, um Intern IT-Systeme in Ordinationen und Krankenhausinformationssysteme sicherzustellen, dass qualitativ hochwer- Extern Bestehende IT-Systeme von Fachärzten verschiedener Disziplinen tige Daten in den Gesundheitsinforma- Elektronische Gesundheitsakte (ELGA) tionsmanagement- und Pflegesystemen Patienten-Apps für Patienten-Scores etc. eingegeben werden [15]. Auswertbarkeit Diese Aufrechterhaltung und Verbes- Patientendaten Darstellung von einzelnen Krankheitsverläufen serung der Datenqualität hängt wesent- Unterstützung bei Diagnose- und Therapieentscheidungen lich ab von der verwendeten Dokumen- Kohortendaten Kohortendarstellung durchschnittlicher Krankheitsverläufe tations-IT. Derzeit gibt es jedoch keine Kohortenvergleich im Sinne von Benchmarking endgültige Einigung über die Kompo- Administrationsunterstützung nenten der Datenqualität, zu den gängi- Patientendaten Unterstützung in Kommunikation mit Patienten gen Datenqualitätszielen gehören Daten- Unterstützung in Kommunikation zwischen Ärzten Unterstützung in Kommunikation mit Versicherungen, Behörden genauigkeit, Vollständigkeit, Konsistenz, Praktikabilität Glaubwürdigkeit und Aktualität [16–20]. Daher wird Datenqualität als mehrdi- Anwendbarkeit Einfachheit im Gebrauch, Übersichtlichkeit Schnelligkeit der IT, generelle Verfügbarkeit mensionales Konzept verstanden [17, 19, 21–23]. In . Tab. 5 wird ein Überblick Kompatibilität Messgeräte (Fiebermesser, Blutdruckmesser, Laborgeräte ...) Bildverarbeitende Geräte (EKG, Radiologie, Pathologie ...) über diese Datenqualitätsbereiche sowie Finanzielle Leistbarkeit der Investitionen Ansätze zur Qualitätsbewertung gege- Aspekte Rentabilität des Kosteneinsatzes ben. Zukunftsperspektiven Die technische Umsetzung der rheu- bar nicht immer aus, die Ärzte zu EHRs zur rheumatologischen matologischen Dokumentations-IT ist zu motivieren. Dokumentations-IT sicher eine besondere Herausforderung. Zuvor aber bedarf es der ärztlichen Datenqualität der klinischen Eine gute Dokumentations-IT erfüllt Diskussion über fachspezifische An- Dokumentation in Zukunft sicher mehr als eine reine forderungen und Konsensbildung [11]. Dokumentation von klinischen Daten Dann bedarf es jedenfalls einiger zu- Die beste Datenqualität von Real-World- und Leistungen. Die Dokumentations-IT sätzlicher technischer Entwicklungen Daten (RWD) ist dann gegeben, wenn kann sich zu einem wertvollen Werkzeug zur Optimierung (. Tab. 4). Diese Ent- diese Datenim Rahmenderroutinemäßi- des Arztes entwickeln, das diesem hilft, wicklungen sind zwar dann auch in gen klinischen Versorgung (also im Rah- umfassend in Hinblick auf alle vorliegen- anderen Disziplinen einsetzbar, aber in men eines EHRs) dokumentiert werden. den Befunde die besten Entscheidungen ihrer Komplexität sicherlich primär eine Dies umzusetzen ist die zentrale Auf- zu treffen. Herausforderung für jede IT-Technik. gabe einer Dokumentations-IT und er- Die Zukunft einer weit verbreiteten Zudem bedarf eine solche Dokumen- möglicht auch eine gute Entwicklung von rheumatologischen Dokumentations-IT tations-IT der konsequenten laufenden umsetzbarer und aussagekräftiger Real- – und gerade durch die Verbreitung steigt Weiterentwicklung in Zusammenarbeit World-Evidenz. der Wert einer solchen IT – liegt in ihrer der Technik mit den Rheumatologen. Standardisierte Leitlinien erleichtern Anwenderfreundlichkeit, ihrer Interope- Sollten die Aufwand-Nutzen-Relationen derartige Auswertung von RWD und die rabilität, der diagnosespezifischen Flexi- der EHRs die Ärzte nicht zufrieden- Datenanalyse, um auch das Konfidenz- bilität und somit dem Gesamtnutzen für stellen, können EHRs sogar zu Burnout niveau einer Real-World-Evidenz zu er- die Anwender. Anbindungen an Wissen- führen [12]. Information und Kosten- mitteln. Strukturierte Daten wie Diagno- schaftsinitiativen wie Register und klini- Nutzen-Analysen alleine reichen offen- secodes können mit geeigneten Tech- sche Studien ergänzen das Repertoire der nologie- und Softwarelösungen aus den möglichen Perspektiven. rheuma plus
chem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die Tab. 5 Datenqualitätsbereiche (Domänen) und Ansätze zur Qualitätsbewertung der Daten. ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsge- (Mod. nach [20]) mäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz Domäne Qualitätsbewertungsansatz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenom- men wurden. Datengenauigkeit Regeln zur Validierung der Datenqualität Manuelle oder automatisierte Datenüberprüfung Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges Datenvollständigkeit Ersatzdatenabstraktion, Ersatzelemente Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten Alternative Datenquellen Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbil- Datentriangulation zwischen mehreren Quellen, Datenverteilungs- dungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das be- treffende Material nicht unter der genannten Creative vergleiche mit anderen Quellen Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung Statistische Methoden für fehlende Daten nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für Datenkonsistenz Datentriangulation zwischen mehreren Quellen die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Ma- terials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers Datenglaubwürdigkeit Vergleich mit alternativen Datenquellen einzuholen. Verwendung von Ersatzelementen Datentriangulation zwischen mehreren Quellen Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der Aktualität der Daten Überprüfen der Informationen mit Zeitangabe in Bezug auf Ereignis Lizenzinformation auf http://creativecommons.org/ Datentriangulation zwischen mehreren Quellen licenses/by/4.0/deed.de. Dazu bedarf es neben dem zugrun- relevante Anwendungen künstlicher Literatur deliegenden rheumatologischen Spe- Intelligenz, zialwissen einer möglichst einfachen, 5. Unterstützung bei gesetzlich vorgese- 1. Kataria S, Ravindran V (2018) Digital health: a new dimension in rheumatology patient care. strukturierten Bedieneroberfläche und henen „Post-Authorization“-Studien, Rheumatol Int 38:1949–1957 vielfältigen Funktionalitäten – auch zur Registern und klinischen Studien. 2. Solomon DH, Rudin RS (2020) Digital health Qualitätssicherung und -verbesserung. technologies: opportunities and challenges in rheumatology. Nat Rev Rheumatol 16:525–535 Es ist vorstellbar, dass in der Summe Fazit 3. Ploier M (2010) Arzt und Recht: Ärztliche Doku- der Zeitersparnisse für Ärzte und an- mentationspflicht: Was ist zu beachten? Aust J dere involvierte Gesundheitsberufe die Wenn die Dokumentations-IT die ärztli- Hypertens 14:26–28 4. Hackl WO, Hoerbst A, Ammenwerth E (2011) Why Dokumentations-IT dann zum uner- che Tätigkeit, insbesondere die adminis- the hell do we need electronic health records? lässlichen Werkzeug wird, das sowohl trativen Tätigkeiten und die Qualitäts- Methods Inf Med 50:53–61 dem einzelnen Patienten durch seine sicherung, unterstützt, wird sie in Zu- 5. Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e. V. (2018) Betroffene Menschen in Deutschland. Übersichtlichkeit hilft, als auch dem kunft von Ärzten und anderen Gesund- https://dgrh.de/Start/DGRh/Presse/Daten-und- Qualitätsanspruch des behandelnden heitsdienstleistern ernstgenommen, an- Fakten/Rheuma-in-Zahlen.html. Zugegriffen: 2. Rheumatologen entgegenkommt. Somit genommen und weiterentwickelt. Aug. 2020 6. Levytskyi M, Maier S, Schirmer M (2019) Ma- kann auf der gesetzlichen Verpflichtung nagement and comorbidities in Middle-European aufbauend ein Werkzeug entstehen, das Korrespondenzadresse patients with rheumatoid arthritis: a retrospective, individuell beim Patienten das vorhan- cross-sectional comparison with COMORA data. Prof. Dr. Michael Schirmer Open Rheumatol J 13:94–97 dene Wissen der modernen Medizin 7. Jack JD, McCutchan R, Maier S, Schirmer M (2020) Univ.-Klinik für Innere Medizin II, Medizinische mit einbringt und seine Anwendung am Universität Innsbruck Polypharmacy in Middle-European rheumatoid Patienten fördert. arthritis-patients: a retrospective longitudinal Anichstraße 35, 6020 Innsbruck, Österreich cohort analysis with systematic literature review. Die Kriterien für eine positive Akzep- michael.schirmer@i-med.ac.at Front Med. https://doi.org/10.3389/fmed.2020. tanz einer Dokumentations-IT werden 573542 in Zukunft vielfältig sein, unter anderem Funding. Open access funding provided by Univer- 8. Puchner R, Vavrovsky A, Pieringer H, Hochreiter R, sity of Innsbruck and Medical University of Innsbruck. Machold KP (2020) The supply of rheumatology aber folgende Punkte berücksichtigen: specialist care in real life. Results of a nationwide 1. Darstellung der Befunde nach Rele- survey and analysis of supply and needs. Front vanz – auch interdisziplinär und im Med. https://doi.org/10.3389/fmed.2020.00016 Einhaltung ethischer Richtlinien 9. Bundesministerium für Arbeit, Familie und Verlauf, Jugend (2020) Krankenanstalten-Arbeitszeitge- 2. situationsgerechte Angebote von Pa- Interessenkonflikt. M. Schirmer ist Consultant der setz – KA-AZG. https://www.arbeitsinspektion. tienteninformationen/-aufklärungen, iterata AG, Graenichen, CH. J. Pallua gibt an, dass kein gv.at/Arbeitszeit-_Arbeitsruhe/Arbeitszeit/ Interessenskonflikt besteht. Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz_-_KA-AZG. Risikoassessment und Präventions- html. Zugegriffen: 2. Aug. 2020 maßnahmen, Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine 10. Pot M, Brehme M, El-Heliebi A, Gschmeidler B, 3. Entscheidungshilfen bezüglich Po- Hofer P, Kroneis T, Schirmer M, Schumann S, Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Prainsack B (2020) Personalized medicine in lypharmazie, Pharmakovigilanz und Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort Austria: expectations and limitations. Per Med angegebenen ethischen Richtlinien. personalisierter Medizin, 17:423–428 4. automatisierte Qualitätserfassung 11. Veraar C, Hasler P, Schirmer M (2018) A multidisci- Open Access. Dieser Artikel wird unter der Creative plinaryDelphi consensus-basedchecklisttodefine und -sicherung ebenso wie andere Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz clinical documentation tools for both routine veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, diagnostisch oder therapeutisch Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jegli- and research purposes. Health Serv Res Manag Epidemiol 5:233339281775416 rheuma plus
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