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Ausgabe 25 22. Juni 2018 powered by Wirtschaft Digitale Gesundheit: Start-ups starten durch UNIQA und Pfizer unterstützen erstes Start-up-Programm für HealthTechs / Lösungen für aktuelle Herausforderungen Z ehn Start-ups aus dem Gesundheits- bereich haben in den vergangenen Monaten das von UNIQA und Pfizer unter- mit elektronischen Patienteninformati- onen, machine learning in der Diagnose, Frauengesundheit oder dem Austausch stützte Accelerator-Programm des Health von digitalen Informationen im Behand- Hub Vienna durchlaufen: Der von INiTS, lungsprozess. Drei der Start-ups kamen dem Inkubator der Wiener Universitäten, aus Österreich und die anderen aus sieben betriebene Health Hub Vienna ist ein inter- weiteren Ländern Europas. national agierendes Start-up-Zentrum mit klarem Fokus auf Life-Sciences. 20 bis 25 Investieren in Ideen Start-ups pro Jahr werden dabei unterstützt, Start-ups gelten als Innovationstreiber. „Sicher, besser, länger leben. Daher fördern den Markteintritt rascher zu bewältigen Foto: dpa wir ganz gezielt Start-ups aus dem Gesund- und sich auf die Herausforderungen der heitsbereich, die neue Wege suchen“, sagt Businesswelt vorzubereiten. Aufgenommen Alexander Bockelmann, Vorstand UNIQA werden junge Unternehmen, die bereits ein von Venenthrombosen – einer medizi- Österreich. „Start-ups sind Innovationst- fertiges Produkt und erste Kunden haben nischen Komplikation, welche unerkannt reiber. Wir schaffen ein Umfeld, in dem und jetzt vor der Herausforderung des lebensgefährlich ist. Mit dabei im Pro- kreative Ideen entwickelt und vorange- Markteintritts stehen. gramm war auch das Start-up SzeleSTIM, trieben werden können und wir sind auch das eine personalisierte, elektronische bereit, in die besten Ideen zu investieren“, Rasche und kostengünstige Diagnose Schmerztherapie entwickelt hat und Ge- ergänzt Andreas Nemeth, Geschäftsführer Beim ersten DemoDay wurde ThinkSono winner des Pioneers18 Start-up Awards von UNIQA Ventures und Mit-Initiator des aus Großbritannien als Sieger des ersten ist sowie als Wiener Start-up am Finale Health Hub Vienna. Durchgangs des Accelerator-Programms der „#glaubandich Challenge“ der Erste „Das österreichische Gesundheitswesen gekürt. Sie entwickelten eine Software zur Bank AG teilnimmt. Weitere Start-ups gehört zu einem der besten der Welt. In raschen und kostengünstigen Diagnose aus dem Programm beschäftigten sich manchen Bereichen müssen wir allerdings Analyse Zahl der Hausbesuche von Ärzten geht deutlich zurück Ärzte in Deutschland haben in den ver- gegeben (im Mittel 894 Visiten pro Jahr und (KVen) und Krankenkassen, die ärztlichen gangenen Jahren deutlich weniger Hausbe- Arzt)“, so das Portal univadis.de. Leistungen auf ihre Wirtschaftlichkeit hin suche gemacht. Gab es 2009 noch 30,3 Mil- Der Linke-Gesundheitsexperte Achim zu überprüfen“, so univadis.de. „Ob dies nach lionen Hausarzt-Visiten bei Patienten und Kessler sagte, gerade auf dem Land müssten Durchschnittswerten geschehe oder anderen 2010 rund 27 Millionen, waren es 2016 nur Menschen auf eine gute Versorgung mit Kriterien, sei bundesweit unterschiedlich und 25,2 Millionen. Im vergangenen Jahr dürfte Hausbesuchen vertrauen können, wenn nicht zwingend. Wie dies ausgestaltet werde, es laut einer Hochrechnung ein weiteres ihnen kein Arztbesuch möglich sei. „Es sollte liege allein im Verantwortungsbereich der Minus auf 24,6 Millionen Besuche gegeben selbstverständlich sein, dass medizinisch jeweiligen KVen und Kassen.“ haben. Das geht aus einer Antwort der Bun- notwendige Hausbesuche ohne Angst vor Die Deutsche Stiftung Patientenschutz desregierung auf eine Linke-Anfrage hervor, Rückzahlungsforderungen der Kranken- sprach von einer alarmierenden Entwick- über die zuerst das ARD-Hauptstadtstudio kassen möglich sind“, zitiert ihn die dpa. lung. Verlierer seien Pflegebedürftige und berichtete. Die Zahl der Hausbesuche pro Die Rückgänge legten nahe, dass Ärzte auch Demenzkranke, die auf den Hausarzt da- Arzt sank laut den Daten der Kassenärzt- deswegen vorsichtig mit Hausbesuchen heim hofften. „Wenn ihnen die Kraft zum lichen Bundesvereinigung von 2009 bis umgingen, weil ihnen nach Wirtschaftlich- Praxisbesuch fehlt, drohen sie so noch mehr 2017 von 592 auf 484. „Während Ärzte in keitsprüfungen Forderungen auf Honorar- abgehängt zu werden“, sagte Vorstand Eugen Westfalen-Lippe die wenigsten Hausbesuche rückzahlung entstehen könnten. Brysch. Es sei absurd, wenn zu viele Haus- absolvierten (im Mittel 349), habe es in der „Der Bundesregierung zufolge ist es Auf- besuche mit Honorarkürzungen bestraft Vergangenheit die meisten im Saarland gabe der Kassenärztlichen Vereinigungen würden. 1
powered by Ausgabe |25/18 22. Juni 2018 dringend daran arbeiten, dass das auch Weitere Partner des Health Hub Vi- aus Europa und Israel zur Bewerbung in Zukunft so bleibt. Viele Start-ups be- enna sind unter anderem Pioneers, die eingeladen. Einer der nächsten Höhe- schäftigen sich bereits mit Lösungen für MedUni Wien, die Technische Universität punkte des Programms wird die Health- aktuelle Herausforderungen. Und genau Wien und MEDX Xelerator aus Tel Aviv, Pioneers Konferenz am 10. Oktober 2018 diese kreativen Köpfe wollen wir im Health so die dpa. in Wien sein, wo sich die Start-ups des Hub Vienna fördern“, so Robin Rumler, Wie geht es weiter? Der nächste Health Hub Vienna präsentieren und Geschäftsführer von Pfizer Österreich und Durchgang startet bereits im September ihre Lösungen einem großen Publikum Health Hub Vienna Partner. 2018. Derzeit werden die besten Start-ups vorstellen können. Gesundheit WHO löst Kontroverse um Online-Spielsucht aus Fast jeder zweite Deutsche spielt auf Handy, Tablet oder Computer / Doch gibt es die Krankheit Online-Spielsucht? E s sind schon Leute nach 20, 30 Stunden nonstop Computerspielen tot umgefallen: ein 24-Jähriger in Shanghai 2015 etwa, der 19 Stunden bei „World of Warcraft“ online war, oder 2012 ein Teenager in Taiwan, der 40 Stunden ohne Unterbrechung „Diablo 3“ gespielt hatte. Anfang letzten Jahres starb ein 35-Jähriger in Virginia Beach in den USA bei einem „World of Tanks“-Marathon. Solche Extremfälle sind selten, schreibt die dpa. Aber Ärzte schlagen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Alarm, weil sie immer öfter spielsüchtige Patienten sehen. Deshalb führt die WHO jetzt Online-Spielsucht als eigene Krankheit ein. Die „Internationale Klassifikation der Krankheiten“ (ICD-11) kam am 18. Juni heraus. Manche Wissenschaftler sind skeptisch. Wer beim Spielen schon mal etwas an- deres habe schleifen lassen, Hausputz, Auf- Wenn das „Gedaddel“ überhand nimmt, wird es problematisch. Foto: dpa räumen oder andere lästige Arbeit, müsse dringend zum Arzt, sagte der Kommuni- kationswissenschaftler Thorsten Quandt Kollegen in einem offenen Brief vor dem Es betrifft vor allem junge Menschen sarkastisch, als die Pläne der WHO vor einem WHO-Schritt. „Es besteht das Risiko, dass „Spielsüchtig ist jemand, der Freunde Jahr ans Licht kamen. „Sie könnten ernsthaft solche Diagnosen missbraucht werden“, und Familie vernachlässigt, der keinen krank sein! (...) Den umtriebigen Blogger von schrieben sie. Geprüft werden müsse, ob normalen Schlafrhythmus mehr hat, sich nebenan sollten Sie vorsorglich auch melden, bei exzessiv spielenden Patienten nicht eher wegen des ständigen Spielens schlecht damit er zwangseingewiesen wird.“ zugrundeliegende Probleme wie Depression ernährt oder sportliche Aktivitäten sau- oder soziale Angststörungen behandelt sen lässt“, sagt er. Dem Spieler mache es Dammbruch möglich werden müssten. auch keinen Spaß mehr, aber er komme Viel Online-Spielen als Sucht zu definieren, Vladimir Poznyak vom WHO-Programm nicht davon los. „Ein Teufelskreis“, sagt könne zum Dammbruch werden, warnt Suchtmittelmissbrauch sieht das ganz Poznyak. „Es betrifft vor allem junge er: „Von Handy-Sucht bis Social-Media- anders. „Es gibt klare Grenzen zwischen Menschen.“ Depression wäre vieles als eigenständige normalem Spielen und Spielsucht“, sagt er „Wir finden es problematisch, wenn ‘Medien‘-Krankheit denkbar. In der Folge der Deutschen Presse-Agentur. Im ICD-11 das Spielen pathologisiert und die Spieler wären zahlreiche Kinder, Jugendliche und werden drei Kriterien genannt: entgleitende stigmatisiert werden“, sagt der Geschäfts- Erwachsene qua Definition von heute auf Kontrolle etwa bei Häufigkeit und Dauer des führer des Verbands Game, Felix Falk. Der morgen therapiebedürftig.“ Spielens, wachsende Priorität des Spielens Verband deckt nach seinen Angaben mit Der Psychologe Andy Przybylski von vor anderen Aktivitäten und Weitermachen rund 200 Mitgliedern wie Entwicklern der Universität Oxford warnte mit rund 30 auch bei negativen Konsequenzen. und Grafikern mehr als 90 Prozent der 2
powered by Ausgabe |25/18 22. Juni 2018 deutschen Games-Branche ab. „Einige exzessives Spielen vorgehen, indem etwa ein Prozent schätzt Falk den Anteil der wenige Menschen spielen exzessiv und Spielfiguren nach einer bestimmten Zeit Leute, die exzessiv spielen. das ist problematisch“, räumt er ein. ermüden und Aktionen sich automatisch Die Branche habe seit den 90er Jahren Da helfe der Elternratgeber der Unter- verlangsamen oder mit fortschreitender gelitten, weil Computerspiele etwa für Amok- haltungssoftware Selbstkontrolle (USK), die Spielzeit immer weniger Belohnungen läufe verantwortlich gemacht worden seien, unter anderem Altersfreigaben für Spiele erspielt werden können. sagt Falk. „In der Folge werden heute nur macht. „Für Kinder und Jugendliche ist je rund sechs Prozent des Umsatzes von über nach Alter eine Begrenzung von 20 bis 120 Branche hat gelitten zwei Milliarden Euro in Deutschland mit Minuten am Tag sicher sinnvoll“, sagt Falk. Nach einer Erhebung des Verbands deutschen Spielen gemacht.“ Deutschland „Aber Eltern sollten auch flexibel sein und spielen in Deutschland 34,1 Millionen verpasse in einer Zukunftsbranche den Zug. nicht mitten im Spiel abschalten.“ Menschen Computer- und Videospiele, 2017 wuchs der Markt für Computer- und Nach Angaben von Falk gibt es auch 46 Prozent der Bevölkerung. 14,3 Millio- Videospiele sowie Games-Hardware um 15 Hersteller, die selbst schon wirksam gegen nen seien unter 30 Jahre alt. Auf unter Prozent auf mehr als 3,3 Milliarden Euro. Digitalisierung TK und IBM bringen elektronische Gesundheitsakte voran Versicherte erhalten digitalen Zugang zu Patientenakten / Service steht nun 17 Millionen Kunden zur Verfügung Versicherte erhielten damit digitalen Zugang zu ihren Patientenakten mit den Daten ihrer Ärzte oder auch Röntgenaufnahmen und könnten darauf auf dem Smartphone zugrei- fen, so die dpa. Bei Notfäl- len sind einige Dokumente auch im Offline-Modus verfügbar. Die Gesund- heitsakte sei komplett Ende-zu-Ende-verschlüsselt und werde anonymisiert in der europäischen Cloud von IBM gespeichert. TK-Safe: digitaler Daten- tresor Das zugrundeliegende Sys- tem haben IBM Deutsch- land und die TK gemein- sam entwickelt. Bereits im vergangenen April stellte die Techniker Krankenkasse (TK) mit TK-Safe ihre bun- Jens Baas, Vorsitzender des Vorstands der Techniker Krankenkasse. Foto: dpa desweite elektronische Gesundheitsakte vor. „Der Service wird es TK-Versi- D ie Techniker Krankenkasse (TK) und IBM haben drei weitere Großkun- den für ihr System einer elektronischen künftig das System nutzen, um ihren Mitgliedern einen digitalen Zugang zu ihren Patienteninformationen zu cherten ermöglichen, ihre Gesundheits- und Krankheitsdaten strukturiert und übersichtlich an einem Ort zu speichern Gesundheitsakte gewinnen können. bieten. Das teilte IBM mit. Damit stehe und selbst zu managen“, hieß es hierzu. Die privaten Krankenversicherungen der Service 17 Millionen Kunden zur TK-Safe sei ein digitaler Datentresor, DKV, Generali und Signal Iduna werden Verfügung, hieß es. auf den die Versicherten überall und 3
powered by Ausgabe |25/18 22. Juni 2018 jederzeit mit ihrem Smartphone über Prozent der Erwachsenen zwischen 18 für eine elektronische Patientenakte, die TK-App zugreifen könnten. und 70 Jahren überzeugt sind, dass sie berichtet die dpa. Mehrere gesetzliche Bislang, so die TK weiter, lägen me- sich in Sachen Gesundheit gut oder sehr und private Kassen stellten erst kürzlich dizinische Daten dezentral bei Ärzten, gut auskennen. Gut drei Viertel informie- eine gemeinsame App vor, über die etwa Krankenhäusern, Therapeuten oder Kran- ren sich digital über Gesundheit. Von Befunde, Laborwerte und Notfalldaten kenkassen. Die Patienten hätten keinen denen, für die das Internet keine rele- gespeichert und abgerufen werden kön- direkten Zugriff auf ihre eigenen medi- vante Quelle ist, fällt es drei Vierteln (76 nen. Hinter dem Angebot stehen Allianz, zinischen Informationen und müssten Prozent) schwer, seriöse von unseriösen DAK-Gesundheit, Bahn BKK, IKK Classic, Röntgenbilder und Labordaten mühsam Quellen zu unterscheiden, vielen fehlt es Barmenia, Gothaer und Süddeutsche bei verschiedenen Ärzten anfragen und an Vertrauen in Online-Informationen Krankenversicherung, die insgesamt 25 zusammentragen. „Mit TK-Safe ermögli- (69 Prozent), 42 Prozent haben Angst vor Millionen Versicherte damit ansprechen chen wir unseren Versicherten den Schritt Panikmache und ein Drittel (33 Prozent) könnten. in ein modernes Gesundheitswesen, in hat Datenschutz-Bedenken. „Deshalb Anbieten wollen die ersten beteiligten dem sie selbst über ihre Daten verfügen ist es wichtig, dass wir nicht nur in die Kassen die digitale Akte namens „Vivy“ können. Derzeit haben wir völlig überhol- Entwicklung digitaler Anwendungen, ab Juli. Patienten können sie kostenlos te, analoge Strukturen, die es Patienten sondern auch in die entsprechenden und freiwillig nutzen und selbst festle- unnötig schwer machen, an ihre eigenen Informationsangebote investieren“, so gen, welche Daten sie mit welchem Arzt Daten heranzukommen“, sagte Dr. Jens TK-Chef Baas. teilen wollen. Ziel ist unter anderem, Baas, Vorstandsvorsitzender der TK Mehrfachbehandlungen zu reduzieren . Informationen mit Nutzwert und Medikamenten-Unverträglichkeiten Transparenz: Alle Daten auf einen „Die nächste große Revolution in der leichter zu erkennen. Technisch soll dies Blick Medizin sind nicht neue therapeutische über Anbindungen an die Software von „Ob im Urlaub, beim Umzug in eine oder diagnostische Maßnahmen, son- Praxen und Kliniken laufen. Genutzt andere Stadt oder bei einem Arztwechsel: dern die sinnvolle Zusammenführung werden sollen nur Server in Deutschland. Mit TK-Safe hat man seine elektronische und Analyse von Gesundheitsdaten“, Nach jahrelangem Gezerre um zusätz- Gesundheitsakte jederzeit zur Hand. Alle ist Baas überzeugt. „Das reine Vorhal- liche Funktionen der elektronischen Ge- relevanten Daten, die der TK über ihre ten von Daten bietet keinen Mehrwert, sundheitskarte will die Bundesregierung Versicherten vorliegen, können diese wir müssen aus ihnen Informationen bei der Digitalisierung vorankommen. in ihre Akte laden“, wird das Konzept machen, damit sie unseren Versicher- Im Koalitionsvertrag ist vereinbart, bis erklärt. So bekomme man auf Wunsch ten nutzen. Und vor allem müssen sie 2021 eine elektronische Patientenakte etwa die eigene Impfhistorie, eine Auf- selbst die Hoheit über ihre eigenen Daten einzuführen. Gesundheitsminister Jens listung der verschreibungspflichtigen bekommen.“ Deshalb bestimme bei TK- Spahn (CDU) will Bürgern auch Angebote Medikamente oder Übersichten über Safe ausschließlich der Versicherte, was per Smartphone ermöglichen. Zugleich persönliche Arzt- und Zahnarztbesuche er in seiner Akte ablegen möchte und soll aber der Aufbau eines sicheren Da- inklusive Diagnosen. Die Informationen wem er die Informationen zugänglich tennetzes für das Gesundheitswesen mit könnten außerdem manuell um eigene macht. Weder die TK noch IBM können der Gesundheitskarte fortgesetzt werden. Daten ergänzt werden. Freiverkäufliche darauf zugreifen. Medikamente ließen sich per Barcode- Die Versichertendaten werden von TK Weg von Insellösungen scanner hinzufügen, Arztbriefe oder und IBM Deutschland dreifach gesichert. Neben der Techniker Krankenkasse hat Röntgenbilder könnten hochgeladen Die Zwei-Faktor-Authentifizierung sorgt auch die AOK bereits eigene Angebote werden. dafür, dass die Akte ausschließlich auf für elektronische Gesundheitsakten einem registrierten Smartphone mit vorgestellt, die anschlussfähig an das Digitales Gesundheitswesen braucht dem persönlichen Passwort innerhalb einheitliche Datensystem sein sollen. digitale Gesundheitskompetenz der TK-App eingesehen werden kann. Für das Projekt „Vivy“ hob die Chefin der In der Bevölkerung findet die elektro- Gleichzeitig werden die Daten Ende-zu- Allianz Private Krankenversicherungs- nische Gesundheitsakte breite Zustim- Ende-verschlüsselt. Das bedeutet, dass AG, Birgit König, das Ziel von mehr Ver- mung, wie eine repräsentative Forsa- ausschließlich der Nutzer auf seinem netzung hervor: „Weg von Insellösungen, Umfrage im Auftrag der TK zeigt. Drei Smartphone die entschlüsselten Infor- hin zu offenen Schnittstellen.“ Je mehr von vier Befragten halten einen Daten- mationen sehen Patienten eine Plattform nutzten, desto tresor für Gesundheitsinformationen interessanter werde sie auch für Ärzte. für eine gute Idee. Um sich im digitalen Weitere Kassen ziehen nach DAK-Chef Andreas Storm sagte, Patienten Gesundheitswesen zurechtzufinden und Mittlerweile starten mehr und mehr bekämen so erstmals ein Instrument, Angebote wie TK-Safe nutzen zu können, Krankenkassen digitale Angebote mit über ihre Daten zu verfügen. Dies stärke braucht es jedoch digitale Gesundheits- Gesundheitsdaten – und das noch vor ihre Selbstbestimmung im Versorgungs- kompetenz. Die Studie zeigt, dass 43 genauen Plänen der Bundesregierung prozess. 4
powered by Ausgabe |25/18 22. Juni 2018 Wirtschaft Vor Gericht: Anklage gegen Gründerin von Bluttest-Start-up Elizabeth Holmes galt als Self-Made-Milliardärin, die Bluttests revolutioniert / Die Erfolgsgeschichte platzte Elizabeth Holmes, Gründerin des gescheiterten Bluttest-Start-ups Theranos. Foto: dpa D er einst gefeierten Gründerin des gescheiterten Bluttest-Start-ups The- ranos, Elizabeth Holmes, wird in einer als erfolgreiche Self-Made-Milliardärin präsentiert. Die Erfolgsgeschichte platzte jedoch Balwani hätten von den Unzulänglich- keiten der Technologie gewusst und absichtlich Investoren und Patienten Anklage Betrug von Investoren und Pati- nach einem Bericht im „Wall Street Jour- hinters Licht geführt. Nach Angaben enten vorgeworfen. Die US-Justiz bezich- nal“, in dem es unter Berufung auf frühere früherer Mitarbeiter wurden Tester- tigt Holmes und Theranos‘ Top-Manager Mitarbeiter hieß, die Technologie von gebnisse zum Teil gefälscht oder die Ramesh Balwani unter anderem, von Theranos funktioniere nicht so recht und Proben heimlich auf Maschinen anderer Geldgebern mehr als 150 Millionen Dollar das Unternehmen habe für Blutproben Hersteller getestet. unter Vortäuschung falscher Tatsachen oft konventionelle Geräte anderer Her- Genauso seien potenziellen Geldge- einkassiert zu haben. Gleichzeitig wurde steller eingesetzt. Theranos wies dies bern Umsätze von bis zu einer Milliar- bekannt, dass Holmes nach dem Skandal zunächst zurück. Doch der Artikel von de Dollar in Aussicht gestellt worden, den Chefposten bei Theranos aufgegeben Oktober 2015 löste Untersuchungen während Holmes und Balwani gewusst hat. Das berichtet die dpa. aus, nach denen Theranos Lizenzen hätten, dass es bei wenigen hundert- Theranos hatte versprochen, Blut- und Labor-Deals verlor und praktisch tausend Dollar bleiben würde. Kun- tests zu revolutionieren, weil mit der zusammenbrach. den bekamen Ergebnisse mit starken Technologie des Start-ups für Proben Schwankungen. Die Theranos-Labore nur wenige Tropfen genügten. In einer Investoren absichtlich getäuscht wurden nach Behörden-Untersuchun- der Finanzierungsrunden wurde die ge- Im März legte Holmes zivilrechtliche gen dichtgemacht. Ein Grund für die heimniskrämerische Firma mit rund neun Betrugsvorwürfe der Börsenaufsicht Ungenauigkeit soll gewesen sein, dass Milliarden Dollar bewertet. Damit war SEC mit Zahlung einer Geldstrafe von Theranos zwar Maschinen anderer Fir- Holmes zumindest auf dem Papier rund 500.000 Dollar bei. Die Ermittlungen men einsetzte, aber trotzdem kleinere 4,5 Milliarden Dollar schwer. Die heute der US-Staatsanwaltschaft gingen je- Blutmengen einsammelte. Deshalb 34-jährige Gründerin und Chefin wurde doch weiter und führten jetzt zu der hätten die Proben verdünnt werden auf Magazin-Covern und Konferenzen Anklage. Darin heißt es, Holmes und müssen. 5
powered by Ausgabe |25/18 22. Juni 2018 900 Millionen Dollar eingesammelt hinter den Walmart-Supermärkten, mied einflussreichen Figuren aus Washing- Insgesamt holte sich Theranos bei aber klassische Start-up-Finanzierer, die ton wie den Ex-Außenministern Henry Investoren rund 900 Millionen Dollar. zu viele Fragen gestellt hätten. Zugleich Kissinger und George Shultz sowie dem Unter den Geldgebern von Theranos war wollte Holmes vom Silicon-Valley-My- heutigen Verteidigungsminister James auch der Besitzer des „Wall Street Journal“, thos profitieren: Sie suchte den Vergleich Mattis. Der Enkel von Shultz, der über Rupert Murdoch. Der Medienmogul in- mit Apple-Gründer Steve Jobs und trug seinen Großvater einen Job bei Theranos vestierte privat rund 125 Millionen Dollar, dafür, wie er einst auch, schwarze Roll- bekam, entdeckte schnell Unstimmig- von denen nach den Enthüllungen kaum kragenpullover. keiten und wurde zu einem zentralen etwas übrigbleiben dürfte. Theranos be- Der Verwaltungsrat der Firma war arm Informanten des „Wall Street Journals“ kam auch Geld von der Besitzerfamilie an Medizinexperten, aber gut gefüllt mit und der Behörden. Arbeitsmarkt Neues Berufsbild „Seniorenbetreuer“ Konzept aus den USA erobert den Weltmarkt / Allein in Deutschland schon mehr als 90 Betriebe M enschen werden immer älter und wollen heute so lange wie möglich selbstständig in der gewohn- außerdem speziell geschult im Umgang mit demenziell veränderten Menschen. Die Arbeitszeiten sind sehr flexibel gen von Pflegefachkräften intensiv auf ihre Aufgabe vorbereitet und fortlau- fend weitergebildet. Einer der größten ten Umgebung bleiben. So ist es nicht und richten sich nach den individuellen Arbeitgeber in Deutschland für Senio- verwunderlich, dass ein neues Berufsbild Möglichkeiten. Daher können zum Beispiel renbetreuer ist die Firma Home Instead entstanden ist: Seniorenbetreuer. Diese Mütter arbeiten, wenn ihre Kinder in der Seniorenbetreuung. Mehr als 90 Betriebe unterstützen ältere Menschen in ihrem Schule sind. gibt es davon bereits in Deutschland. In Alltag. Sie gehen einkaufen, kochen, be- den nächsten Jahren sind viele weitere gleiten auch zum Arzt oder beim Spa- Konzept aus den USA geplant. Schon heute arbeiten alleine bei ziergang und können bei Bedarf auch Vor ihrem Einsatz werden Seniorenbetreu- Home Instead mehr als 4.000 Menschen bei der Grundpflege helfen. Viele sind er in hausinternen mehrstufigen Schulun- als Seniorenbetreuer in Deutschland. Um diese flexible, sinnvolle und auch zukunftssiche- re Tätigkeit auszuüben, ist keine spezielle Vor- bildung nötig. Der neue Beruf ist für Männer und Frauen jeden Alters geeig- net. Die wichtigste Vor- aussetzung ist der Spaß am Umgang mit älteren Menschen und ein Herz für Senioren. Home Instead wurde 1994 in den USA gegrün- det und gehört heute mit über 1.000 Standorten auf vier Kontinenten zu den größten Partnersys- temen im Seniorenmarkt. Im Jahr 2008 in Köln gestartet, gibt es derzeit bereits über 90 eröffne- te Betriebe im gesamten Bundesgebiet. Noch im Jahr 2018 soll der 100. Die Alltagsbegleiter ermöglichen, dass hilfsbedürftige Menschen ein Leben in vertrauter Umgebung führen Standort in Deutschland können. Foto: dpa eröffnet werden. 6
powered by Ausgabe |25/18 22. Juni 2018 Studie Private Kliniken arbeiten wirtschaftlich effizienter Krankenhäuser in privater Trägerschaft sind deutlich ertragskräftiger / Höchste Arbeitsproduktivität aller Einrichtungen D as RWI-Leibniz-Institut für Wirtschafts- forschung und die Hochschule Frese- nius in München, Fachbereich Wirtschaft & der Hochschule Fresenius in einer Studie analysiert. Die Ergebnisse zeigen: Deutsche Kran- Offenheit für die Digitalisierung, Ro- botik und künstliche Intelligenz Für die Studie wurden zahlreiche Kran- Medien, haben in einer aktuellen Studie die kenhäuser in privater Trägerschaft sind im kenhaus-Kennziffern aus den Jahren 1996 Produktivität privater Kliniken untersucht. Durchschnitt deutlich ertragskräftiger als bis 2016 trägerspezifisch aufbereitet und Dazu haben sie zahlreiche Krankenhaus- freigemeinnützige oder öffentlich-recht- ausgewertet. Der Fokus der Studie liegt auf Kennziffern aus den Jahren 1996 bis 2016 liche Krankenhäuser. Die privaten Häuser den Versorgungskrankenhäusern, die nach ausgewertet. nehmen weniger öffentliche Fördermittel diagnosebezogenen Fallgruppen (DRG) ab- rechnen. Datengrundlage sind die amtlichen Krankenhaus- daten des Statistischen Bun- desamts. Sie umfassten für das Jahr 2015 Daten von 1.463 Versorgungskrankenhäusern, darunter 405 in privater, 572 in freigemeinnütziger und 486 in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft. Psychiatrische oder psychotherapeutische Krankenhäuser, reine Tages- und Nachtkliniken sowie Universitätskliniken wurden nicht in die Analysen mit ein- bezogen. Die Untersuchung basiert auf einem Projekt im Auftrag des Bundesverbands Deutscher Privatkliniken e.V. (BDPK), Berlin. „Bereits heute gibt es im Gesundheitswesen einen kaum zu bewältigenden Fach- kräftemangel“, erklärt Prof. Dr. Die privaten Häuser nehmen weniger öffentliche Fördermittel in Anspruch und zahlen mehr Steuern. Andreas Beivers, Mitautor der Foto: dpa Studie und Professor für Ge- sundheitsökonomie an der Hochschule Fresenius. „Für Pflegenotstand, überfüllte Notfallam- in Anspruch und zahlen mehr Steuern als Krankenhäuser wird es immer schwieriger, bulanzen, fehlende medizinische Versor- Krankenhäuser in anderer Trägerschaft. In qualifiziertes Personal zu finden.“ Daher gung in ländlichen Regionen: Schlagwör- ihrer Ausstattung und der Zufriedenheit der fordert er mehr Offenheit für die Digitali- ter, die die Berichterstattung über das Patienten liegen sie gleichauf mit Kliniken sierung, Robotik und künstliche Intelligenz deutsche Gesundheitswesen dominieren. anderer Träger. Die privaten Einrichtungen sowie ein modernes Zuwanderungsgesetz. Wie private Kliniken aufgestellt sind und haben die höchste Arbeitsproduktivität aller „Die politischen Reformen, die im Koaliti- welche Maßnahmen notwendig sind, um Krankenhäuser, die Zahl der zu betreuenden onsvertrag verankert sind, sind hier nicht die medizinische Versorgung zu verbes- Patienten je Vollkraft ist liegt etwas höher zielführend, sondern verhindern eher In- sern, haben Wissenschaftler des RWI und als in Häusern anderer Träger. novation“, kritisiert Beivers. Impressum Geschäftsführer: Michael Maier. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV). Chefredaktion: Nicolas Dvorak. Redaktion: Julia Jurrmann, Cüneyt Yilmaz, Nicole Oppelt. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Nora Lorz. Copyright: Blogform Social Media GmbH, Kantstraße 23, 10623 Berlin. HR B 105467 B. Telefon: +49 (0) 30 / 81016030, Fax +49 (0) 30 / 81016033. Email: info@blogform-group.com. Erscheinungsweise wöchentliches Summary: 52 Mal pro Jahr. Bezug: abo@blogformgroup.com. Mediadaten: media@blogformgroup.com. www.deutsche-gesundheits-nachrichten.de 7
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