Digitale Gesundheit: Start-ups starten durch - Deutsche Gesundheits ...

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Digitale Gesundheit: Start-ups starten durch - Deutsche Gesundheits ...
Ausgabe 25                                                                                                                         22. Juni 2018

                                                                                                         powered by

Wirtschaft

Digitale Gesundheit: Start-ups starten durch
UNIQA und Pfizer unterstützen erstes Start-up-Programm für HealthTechs / Lösungen für aktuelle Herausforderungen

Z   ehn Start-ups aus dem Gesundheits-
    bereich haben in den vergangenen
Monaten das von UNIQA und Pfizer unter-
                                                                                                  mit elektronischen Patienteninformati-
                                                                                                  onen, machine learning in der Diagnose,
                                                                                                  Frauengesundheit oder dem Austausch
stützte Accelerator-Programm des Health                                                           von digitalen Informationen im Behand-
Hub Vienna durchlaufen: Der von INiTS,                                                            lungsprozess. Drei der Start-ups kamen
dem Inkubator der Wiener Universitäten,                                                           aus Österreich und die anderen aus sieben
betriebene Health Hub Vienna ist ein inter-                                                       weiteren Ländern Europas.
national agierendes Start-up-Zentrum mit
klarem Fokus auf Life-Sciences. 20 bis 25                                                         Investieren in Ideen
Start-ups pro Jahr werden dabei unterstützt,   Start-ups gelten als Innovationstreiber.
                                                                                                  „Sicher, besser, länger leben. Daher fördern
den Markteintritt rascher zu bewältigen                                               Foto: dpa   wir ganz gezielt Start-ups aus dem Gesund-
und sich auf die Herausforderungen der                                                            heitsbereich, die neue Wege suchen“, sagt
Businesswelt vorzubereiten. Aufgenommen                                                           Alexander Bockelmann, Vorstand UNIQA
werden junge Unternehmen, die bereits ein      von Venenthrombosen – einer medizi-                Österreich. „Start-ups sind Innovationst-
fertiges Produkt und erste Kunden haben        nischen Komplikation, welche unerkannt             reiber. Wir schaffen ein Umfeld, in dem
und jetzt vor der Herausforderung des          lebensgefährlich ist. Mit dabei im Pro-            kreative Ideen entwickelt und vorange-
Markteintritts stehen.                         gramm war auch das Start-up SzeleSTIM,             trieben werden können und wir sind auch
                                               das eine personalisierte, elektronische            bereit, in die besten Ideen zu investieren“,
Rasche und kostengünstige Diagnose             Schmerztherapie entwickelt hat und Ge-             ergänzt Andreas Nemeth, Geschäftsführer
Beim ersten DemoDay wurde ThinkSono            winner des Pioneers18 Start-up Awards              von UNIQA Ventures und Mit-Initiator des
aus Großbritannien als Sieger des ersten       ist sowie als Wiener Start-up am Finale            Health Hub Vienna.
Durchgangs des Accelerator-Programms           der „#glaubandich Challenge“ der Erste                 „Das österreichische Gesundheitswesen
gekürt. Sie entwickelten eine Software zur     Bank AG teilnimmt. Weitere Start-ups               gehört zu einem der besten der Welt. In
raschen und kostengünstigen Diagnose           aus dem Programm beschäftigten sich                manchen Bereichen müssen wir allerdings

Analyse

Zahl der Hausbesuche von Ärzten geht deutlich zurück
    Ärzte in Deutschland haben in den ver-     gegeben (im Mittel 894 Visiten pro Jahr und        (KVen) und Krankenkassen, die ärztlichen
gangenen Jahren deutlich weniger Hausbe-       Arzt)“, so das Portal univadis.de.                 Leistungen auf ihre Wirtschaftlichkeit hin
suche gemacht. Gab es 2009 noch 30,3 Mil-          Der Linke-Gesundheitsexperte Achim             zu überprüfen“, so univadis.de. „Ob dies nach
lionen Hausarzt-Visiten bei Patienten und      Kessler sagte, gerade auf dem Land müssten         Durchschnittswerten geschehe oder anderen
2010 rund 27 Millionen, waren es 2016 nur      Menschen auf eine gute Versorgung mit              Kriterien, sei bundesweit unterschiedlich und
25,2 Millionen. Im vergangenen Jahr dürfte     Hausbesuchen vertrauen können, wenn                nicht zwingend. Wie dies ausgestaltet werde,
es laut einer Hochrechnung ein weiteres        ihnen kein Arztbesuch möglich sei. „Es sollte      liege allein im Verantwortungsbereich der
Minus auf 24,6 Millionen Besuche gegeben       selbstverständlich sein, dass medizinisch          jeweiligen KVen und Kassen.“
haben. Das geht aus einer Antwort der Bun-     notwendige Hausbesuche ohne Angst vor                  Die Deutsche Stiftung Patientenschutz
desregierung auf eine Linke-Anfrage hervor,    Rückzahlungsforderungen der Kranken-               sprach von einer alarmierenden Entwick-
über die zuerst das ARD-Hauptstadtstudio       kassen möglich sind“, zitiert ihn die dpa.         lung. Verlierer seien Pflegebedürftige und
berichtete. Die Zahl der Hausbesuche pro       Die Rückgänge legten nahe, dass Ärzte auch         Demenzkranke, die auf den Hausarzt da-
Arzt sank laut den Daten der Kassenärzt-       deswegen vorsichtig mit Hausbesuchen               heim hofften. „Wenn ihnen die Kraft zum
lichen Bundesvereinigung von 2009 bis          umgingen, weil ihnen nach Wirtschaftlich-          Praxisbesuch fehlt, drohen sie so noch mehr
2017 von 592 auf 484. „Während Ärzte in        keitsprüfungen Forderungen auf Honorar-            abgehängt zu werden“, sagte Vorstand Eugen
Westfalen-Lippe die wenigsten Hausbesuche      rückzahlung entstehen könnten.                     Brysch. Es sei absurd, wenn zu viele Haus-
absolvierten (im Mittel 349), habe es in der       „Der Bundesregierung zufolge ist es Auf-       besuche mit Honorarkürzungen bestraft
Vergangenheit die meisten im Saarland          gabe der Kassenärztlichen Vereinigungen            würden.

                                                                                                                                               1
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dringend daran arbeiten, dass das auch                Weitere Partner des Health Hub Vi-         aus Europa und Israel zur Bewerbung
in Zukunft so bleibt. Viele Start-ups be-         enna sind unter anderem Pioneers, die          eingeladen. Einer der nächsten Höhe-
schäftigen sich bereits mit Lösungen für          MedUni Wien, die Technische Universität        punkte des Programms wird die Health-
aktuelle Herausforderungen. Und genau             Wien und MEDX Xelerator aus Tel Aviv,          Pioneers Konferenz am 10. Oktober 2018
diese kreativen Köpfe wollen wir im Health        so die dpa.                                    in Wien sein, wo sich die Start-ups des
Hub Vienna fördern“, so Robin Rumler,                 Wie geht es weiter? Der nächste            Health Hub Vienna präsentieren und
Geschäftsführer von Pfizer Österreich und         Durchgang startet bereits im September         ihre Lösungen einem großen Publikum
Health Hub Vienna Partner.                        2018. Derzeit werden die besten Start-ups      vorstellen können.

Gesundheit

WHO löst Kontroverse um Online-Spielsucht aus
Fast jeder zweite Deutsche spielt auf Handy, Tablet oder Computer / Doch gibt es die Krankheit Online-Spielsucht?

E   s sind schon Leute nach 20, 30 Stunden
    nonstop Computerspielen tot umgefallen:
ein 24-Jähriger in Shanghai 2015 etwa, der
19 Stunden bei „World of Warcraft“ online
war, oder 2012 ein Teenager in Taiwan, der
40 Stunden ohne Unterbrechung „Diablo 3“
gespielt hatte. Anfang letzten Jahres starb ein
35-Jähriger in Virginia Beach in den USA bei
einem „World of Tanks“-Marathon.
    Solche Extremfälle sind selten, schreibt
die dpa. Aber Ärzte schlagen nach Angaben
der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
Alarm, weil sie immer öfter spielsüchtige
Patienten sehen. Deshalb führt die WHO
jetzt Online-Spielsucht als eigene Krankheit
ein. Die „Internationale Klassifikation der
Krankheiten“ (ICD-11) kam am 18. Juni heraus.
Manche Wissenschaftler sind skeptisch.
    Wer beim Spielen schon mal etwas an-
deres habe schleifen lassen, Hausputz, Auf-       Wenn das „Gedaddel“ überhand nimmt, wird es problematisch.                       Foto: dpa
räumen oder andere lästige Arbeit, müsse
dringend zum Arzt, sagte der Kommuni-
kationswissenschaftler Thorsten Quandt            Kollegen in einem offenen Brief vor dem        Es betrifft vor allem junge Menschen
sarkastisch, als die Pläne der WHO vor einem      WHO-Schritt. „Es besteht das Risiko, dass      „Spielsüchtig ist jemand, der Freunde
Jahr ans Licht kamen. „Sie könnten ernsthaft      solche Diagnosen missbraucht werden“,          und Familie vernachlässigt, der keinen
krank sein! (...) Den umtriebigen Blogger von     schrieben sie. Geprüft werden müsse, ob        normalen Schlafrhythmus mehr hat, sich
nebenan sollten Sie vorsorglich auch melden,      bei exzessiv spielenden Patienten nicht eher   wegen des ständigen Spielens schlecht
damit er zwangseingewiesen wird.“                 zugrundeliegende Probleme wie Depression       ernährt oder sportliche Aktivitäten sau-
                                                  oder soziale Angststörungen behandelt          sen lässt“, sagt er. Dem Spieler mache es
Dammbruch möglich                                 werden müssten.                                auch keinen Spaß mehr, aber er komme
Viel Online-Spielen als Sucht zu definieren,          Vladimir Poznyak vom WHO-Programm          nicht davon los. „Ein Teufelskreis“, sagt
könne zum Dammbruch werden, warnt                 Suchtmittelmissbrauch sieht das ganz           Poznyak. „Es betrifft vor allem junge
er: „Von Handy-Sucht bis Social-Media-            anders. „Es gibt klare Grenzen zwischen        Menschen.“
Depression wäre vieles als eigenständige          normalem Spielen und Spielsucht“, sagt er          „Wir finden es problematisch, wenn
‘Medien‘-Krankheit denkbar. In der Folge          der Deutschen Presse-Agentur. Im ICD-11        das Spielen pathologisiert und die Spieler
wären zahlreiche Kinder, Jugendliche und          werden drei Kriterien genannt: entgleitende    stigmatisiert werden“, sagt der Geschäfts-
Erwachsene qua Definition von heute auf           Kontrolle etwa bei Häufigkeit und Dauer des    führer des Verbands Game, Felix Falk. Der
morgen therapiebedürftig.“                        Spielens, wachsende Priorität des Spielens     Verband deckt nach seinen Angaben mit
    Der Psychologe Andy Przybylski von            vor anderen Aktivitäten und Weitermachen       rund 200 Mitgliedern wie Entwicklern
der Universität Oxford warnte mit rund 30         auch bei negativen Konsequenzen.               und Grafikern mehr als 90 Prozent der

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deutschen Games-Branche ab. „Einige             exzessives Spielen vorgehen, indem etwa    ein Prozent schätzt Falk den Anteil der
wenige Menschen spielen exzessiv und            Spielfiguren nach einer bestimmten Zeit    Leute, die exzessiv spielen.
das ist problematisch“, räumt er ein.           ermüden und Aktionen sich automatisch          Die Branche habe seit den 90er Jahren
    Da helfe der Elternratgeber der Unter-      verlangsamen oder mit fortschreitender     gelitten, weil Computerspiele etwa für Amok-
haltungssoftware Selbstkontrolle (USK), die     Spielzeit immer weniger Belohnungen        läufe verantwortlich gemacht worden seien,
unter anderem Altersfreigaben für Spiele        erspielt werden können.                    sagt Falk. „In der Folge werden heute nur
macht. „Für Kinder und Jugendliche ist je                                                  rund sechs Prozent des Umsatzes von über
nach Alter eine Begrenzung von 20 bis 120       Branche hat gelitten                       zwei Milliarden Euro in Deutschland mit
Minuten am Tag sicher sinnvoll“, sagt Falk.     Nach einer Erhebung des Verbands           deutschen Spielen gemacht.“ Deutschland
„Aber Eltern sollten auch flexibel sein und     spielen in Deutschland 34,1 Millionen      verpasse in einer Zukunftsbranche den Zug.
nicht mitten im Spiel abschalten.“              Menschen Computer- und Videospiele,        2017 wuchs der Markt für Computer- und
    Nach Angaben von Falk gibt es auch          46 Prozent der Bevölkerung. 14,3 Millio-   Videospiele sowie Games-Hardware um 15
Hersteller, die selbst schon wirksam gegen      nen seien unter 30 Jahre alt. Auf unter    Prozent auf mehr als 3,3 Milliarden Euro.

Digitalisierung

TK und IBM bringen elektronische Gesundheitsakte voran
Versicherte erhalten digitalen Zugang zu Patientenakten / Service steht nun 17 Millionen Kunden zur Verfügung

                                                                                                             Versicherte erhielten
                                                                                                         damit digitalen Zugang zu
                                                                                                         ihren Patientenakten mit
                                                                                                         den Daten ihrer Ärzte oder
                                                                                                         auch Röntgenaufnahmen
                                                                                                         und könnten darauf auf
                                                                                                         dem Smartphone zugrei-
                                                                                                         fen, so die dpa. Bei Notfäl-
                                                                                                         len sind einige Dokumente
                                                                                                         auch im Offline-Modus
                                                                                                         verfügbar. Die Gesund-
                                                                                                         heitsakte sei komplett
                                                                                                         Ende-zu-Ende-verschlüsselt
                                                                                                         und werde anonymisiert
                                                                                                         in der europäischen Cloud
                                                                                                         von IBM gespeichert.

                                                                                                        TK-Safe: digitaler Daten-
                                                                                                        tresor
                                                                                                        Das zugrundeliegende Sys-
                                                                                                        tem haben IBM Deutsch-
                                                                                                        land und die TK gemein-
                                                                                                        sam entwickelt. Bereits im
                                                                                                        vergangenen April stellte
                                                                                                        die Techniker Krankenkasse
                                                                                                        (TK) mit TK-Safe ihre bun-
Jens Baas, Vorsitzender des Vorstands der Techniker Krankenkasse.                            Foto: dpa  desweite elektronische
                                                                                                        Gesundheitsakte vor. „Der
                                                                                                        Service wird es TK-Versi-

D    ie Techniker Krankenkasse (TK) und
     IBM haben drei weitere Großkun-
den für ihr System einer elektronischen
                                                künftig das System nutzen, um ihren
                                                Mitgliedern einen digitalen Zugang
                                                zu ihren Patienteninformationen zu
                                                                                           cherten ermöglichen, ihre Gesundheits-
                                                                                           und Krankheitsdaten strukturiert und
                                                                                           übersichtlich an einem Ort zu speichern
Gesundheitsakte gewinnen können.                bieten. Das teilte IBM mit. Damit stehe    und selbst zu managen“, hieß es hierzu.
Die privaten Krankenversicherungen              der Service 17 Millionen Kunden zur        TK-Safe sei ein digitaler Datentresor,
DKV, Generali und Signal Iduna werden           Verfügung, hieß es.                        auf den die Versicherten überall und

                                                                                                                                           3
Digitale Gesundheit: Start-ups starten durch - Deutsche Gesundheits ...
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jederzeit mit ihrem Smartphone über         Prozent der Erwachsenen zwischen 18            für eine elektronische Patientenakte,
die TK-App zugreifen könnten.               und 70 Jahren überzeugt sind, dass sie         berichtet die dpa. Mehrere gesetzliche
    Bislang, so die TK weiter, lägen me-    sich in Sachen Gesundheit gut oder sehr        und private Kassen stellten erst kürzlich
dizinische Daten dezentral bei Ärzten,      gut auskennen. Gut drei Viertel informie-      eine gemeinsame App vor, über die etwa
Krankenhäusern, Therapeuten oder Kran-      ren sich digital über Gesundheit. Von          Befunde, Laborwerte und Notfalldaten
kenkassen. Die Patienten hätten keinen      denen, für die das Internet keine rele-        gespeichert und abgerufen werden kön-
direkten Zugriff auf ihre eigenen medi-     vante Quelle ist, fällt es drei Vierteln (76   nen. Hinter dem Angebot stehen Allianz,
zinischen Informationen und müssten         Prozent) schwer, seriöse von unseriösen        DAK-Gesundheit, Bahn BKK, IKK Classic,
Röntgenbilder und Labordaten mühsam         Quellen zu unterscheiden, vielen fehlt es      Barmenia, Gothaer und Süddeutsche
bei verschiedenen Ärzten anfragen und       an Vertrauen in Online-Informationen           Krankenversicherung, die insgesamt 25
zusammentragen. „Mit TK-Safe ermögli-       (69 Prozent), 42 Prozent haben Angst vor       Millionen Versicherte damit ansprechen
chen wir unseren Versicherten den Schritt   Panikmache und ein Drittel (33 Prozent)        könnten.
in ein modernes Gesundheitswesen, in        hat Datenschutz-Bedenken. „Deshalb                 Anbieten wollen die ersten beteiligten
dem sie selbst über ihre Daten verfügen     ist es wichtig, dass wir nicht nur in die      Kassen die digitale Akte namens „Vivy“
können. Derzeit haben wir völlig überhol-   Entwicklung digitaler Anwendungen,             ab Juli. Patienten können sie kostenlos
te, analoge Strukturen, die es Patienten    sondern auch in die entsprechenden             und freiwillig nutzen und selbst festle-
unnötig schwer machen, an ihre eigenen      Informationsangebote investieren“, so          gen, welche Daten sie mit welchem Arzt
Daten heranzukommen“, sagte Dr. Jens        TK-Chef Baas.                                  teilen wollen. Ziel ist unter anderem,
Baas, Vorstandsvorsitzender der TK                                                         Mehrfachbehandlungen zu reduzieren
    .                                       Informationen mit Nutzwert                     und Medikamenten-Unverträglichkeiten
Transparenz: Alle Daten auf einen           „Die nächste große Revolution in der           leichter zu erkennen. Technisch soll dies
Blick                                       Medizin sind nicht neue therapeutische         über Anbindungen an die Software von
„Ob im Urlaub, beim Umzug in eine           oder diagnostische Maßnahmen, son-             Praxen und Kliniken laufen. Genutzt
andere Stadt oder bei einem Arztwechsel:    dern die sinnvolle Zusammenführung             werden sollen nur Server in Deutschland.
Mit TK-Safe hat man seine elektronische     und Analyse von Gesundheitsdaten“,                 Nach jahrelangem Gezerre um zusätz-
Gesundheitsakte jederzeit zur Hand. Alle    ist Baas überzeugt. „Das reine Vorhal-         liche Funktionen der elektronischen Ge-
relevanten Daten, die der TK über ihre      ten von Daten bietet keinen Mehrwert,          sundheitskarte will die Bundesregierung
Versicherten vorliegen, können diese        wir müssen aus ihnen Informationen             bei der Digitalisierung vorankommen.
in ihre Akte laden“, wird das Konzept       machen, damit sie unseren Versicher-           Im Koalitionsvertrag ist vereinbart, bis
erklärt. So bekomme man auf Wunsch          ten nutzen. Und vor allem müssen sie           2021 eine elektronische Patientenakte
etwa die eigene Impfhistorie, eine Auf-     selbst die Hoheit über ihre eigenen Daten      einzuführen. Gesundheitsminister Jens
listung der verschreibungspflichtigen       bekommen.“ Deshalb bestimme bei TK-            Spahn (CDU) will Bürgern auch Angebote
Medikamente oder Übersichten über           Safe ausschließlich der Versicherte, was       per Smartphone ermöglichen. Zugleich
persönliche Arzt- und Zahnarztbesuche       er in seiner Akte ablegen möchte und           soll aber der Aufbau eines sicheren Da-
inklusive Diagnosen. Die Informationen      wem er die Informationen zugänglich            tennetzes für das Gesundheitswesen mit
könnten außerdem manuell um eigene          macht. Weder die TK noch IBM können            der Gesundheitskarte fortgesetzt werden.
Daten ergänzt werden. Freiverkäufliche      darauf zugreifen.
Medikamente ließen sich per Barcode-            Die Versichertendaten werden von TK        Weg von Insellösungen
scanner hinzufügen, Arztbriefe oder         und IBM Deutschland dreifach gesichert.        Neben der Techniker Krankenkasse hat
Röntgenbilder könnten hochgeladen           Die Zwei-Faktor-Authentifizierung sorgt        auch die AOK bereits eigene Angebote
werden.                                     dafür, dass die Akte ausschließlich auf        für elektronische Gesundheitsakten
                                            einem registrierten Smartphone mit             vorgestellt, die anschlussfähig an das
Digitales Gesundheitswesen braucht          dem persönlichen Passwort innerhalb            einheitliche Datensystem sein sollen.
digitale Gesundheitskompetenz               der TK-App eingesehen werden kann.             Für das Projekt „Vivy“ hob die Chefin der
In der Bevölkerung findet die elektro-      Gleichzeitig werden die Daten Ende-zu-         Allianz Private Krankenversicherungs-
nische Gesundheitsakte breite Zustim-       Ende-verschlüsselt. Das bedeutet, dass         AG, Birgit König, das Ziel von mehr Ver-
mung, wie eine repräsentative Forsa-        ausschließlich der Nutzer auf seinem           netzung hervor: „Weg von Insellösungen,
Umfrage im Auftrag der TK zeigt. Drei       Smartphone die entschlüsselten Infor-          hin zu offenen Schnittstellen.“ Je mehr
von vier Befragten halten einen Daten-      mationen sehen                                 Patienten eine Plattform nutzten, desto
tresor für Gesundheitsinformationen                                                        interessanter werde sie auch für Ärzte.
für eine gute Idee. Um sich im digitalen    Weitere Kassen ziehen nach                     DAK-Chef Andreas Storm sagte, Patienten
Gesundheitswesen zurechtzufinden und        Mittlerweile starten mehr und mehr             bekämen so erstmals ein Instrument,
Angebote wie TK-Safe nutzen zu können,      Krankenkassen digitale Angebote mit            über ihre Daten zu verfügen. Dies stärke
braucht es jedoch digitale Gesundheits-     Gesundheitsdaten – und das noch vor            ihre Selbstbestimmung im Versorgungs-
kompetenz. Die Studie zeigt, dass 43        genauen Plänen der Bundesregierung             prozess.

                                                                                                                                         4
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Wirtschaft

Vor Gericht: Anklage gegen Gründerin von Bluttest-Start-up
Elizabeth Holmes galt als Self-Made-Milliardärin, die Bluttests revolutioniert / Die Erfolgsgeschichte platzte

Elizabeth Holmes, Gründerin des gescheiterten Bluttest-Start-ups Theranos.     					                                       Foto: dpa

D    er einst gefeierten Gründerin des
     gescheiterten Bluttest-Start-ups The-
ranos, Elizabeth Holmes, wird in einer
                                                als erfolgreiche Self-Made-Milliardärin
                                                präsentiert.
                                                    Die Erfolgsgeschichte platzte jedoch
                                                                                             Balwani hätten von den Unzulänglich-
                                                                                             keiten der Technologie gewusst und
                                                                                             absichtlich Investoren und Patienten
Anklage Betrug von Investoren und Pati-         nach einem Bericht im „Wall Street Jour-     hinters Licht geführt. Nach Angaben
enten vorgeworfen. Die US-Justiz bezich-        nal“, in dem es unter Berufung auf frühere   früherer Mitarbeiter wurden Tester-
tigt Holmes und Theranos‘ Top-Manager           Mitarbeiter hieß, die Technologie von        gebnisse zum Teil gefälscht oder die
Ramesh Balwani unter anderem, von               Theranos funktioniere nicht so recht und     Proben heimlich auf Maschinen anderer
Geldgebern mehr als 150 Millionen Dollar        das Unternehmen habe für Blutproben          Hersteller getestet.
unter Vortäuschung falscher Tatsachen           oft konventionelle Geräte anderer Her-          Genauso seien potenziellen Geldge-
einkassiert zu haben. Gleichzeitig wurde        steller eingesetzt. Theranos wies dies       bern Umsätze von bis zu einer Milliar-
bekannt, dass Holmes nach dem Skandal           zunächst zurück. Doch der Artikel von        de Dollar in Aussicht gestellt worden,
den Chefposten bei Theranos aufgegeben          Oktober 2015 löste Untersuchungen            während Holmes und Balwani gewusst
hat. Das berichtet die dpa.                     aus, nach denen Theranos Lizenzen            hätten, dass es bei wenigen hundert-
    Theranos hatte versprochen, Blut-           und Labor-Deals verlor und praktisch         tausend Dollar bleiben würde. Kun-
tests zu revolutionieren, weil mit der          zusammenbrach.                               den bekamen Ergebnisse mit starken
Technologie des Start-ups für Proben                                                         Schwankungen. Die Theranos-Labore
nur wenige Tropfen genügten. In einer           Investoren absichtlich getäuscht             wurden nach Behörden-Untersuchun-
der Finanzierungsrunden wurde die ge-           Im März legte Holmes zivilrechtliche         gen dichtgemacht. Ein Grund für die
heimniskrämerische Firma mit rund neun          Betrugsvorwürfe der Börsenaufsicht           Ungenauigkeit soll gewesen sein, dass
Milliarden Dollar bewertet. Damit war           SEC mit Zahlung einer Geldstrafe von         Theranos zwar Maschinen anderer Fir-
Holmes zumindest auf dem Papier rund            500.000 Dollar bei. Die Ermittlungen         men einsetzte, aber trotzdem kleinere
4,5 Milliarden Dollar schwer. Die heute         der US-Staatsanwaltschaft gingen je-         Blutmengen einsammelte. Deshalb
34-jährige Gründerin und Chefin wurde           doch weiter und führten jetzt zu der         hätten die Proben verdünnt werden
auf Magazin-Covern und Konferenzen              Anklage. Darin heißt es, Holmes und          müssen.

                                                                                                                                        5
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900 Millionen Dollar eingesammelt              hinter den Walmart-Supermärkten, mied         einflussreichen Figuren aus Washing-
   Insgesamt holte sich Theranos bei           aber klassische Start-up-Finanzierer, die     ton wie den Ex-Außenministern Henry
Investoren rund 900 Millionen Dollar.          zu viele Fragen gestellt hätten. Zugleich     Kissinger und George Shultz sowie dem
Unter den Geldgebern von Theranos war          wollte Holmes vom Silicon-Valley-My-          heutigen Verteidigungsminister James
auch der Besitzer des „Wall Street Journal“,   thos profitieren: Sie suchte den Vergleich    Mattis. Der Enkel von Shultz, der über
Rupert Murdoch. Der Medienmogul in-            mit Apple-Gründer Steve Jobs und trug         seinen Großvater einen Job bei Theranos
vestierte privat rund 125 Millionen Dollar,    dafür, wie er einst auch, schwarze Roll-      bekam, entdeckte schnell Unstimmig-
von denen nach den Enthüllungen kaum           kragenpullover.                               keiten und wurde zu einem zentralen
etwas übrigbleiben dürfte. Theranos be-           Der Verwaltungsrat der Firma war arm       Informanten des „Wall Street Journals“
kam auch Geld von der Besitzerfamilie          an Medizinexperten, aber gut gefüllt mit      und der Behörden.

Arbeitsmarkt

Neues Berufsbild „Seniorenbetreuer“
Konzept aus den USA erobert den Weltmarkt / Allein in Deutschland schon mehr als 90 Betriebe

M      enschen werden immer älter
       und wollen heute so lange wie
möglich selbstständig in der gewohn-
                                               außerdem speziell geschult im Umgang
                                               mit demenziell veränderten Menschen.
                                                  Die Arbeitszeiten sind sehr flexibel
                                                                                                gen von Pflegefachkräften intensiv auf
                                                                                                ihre Aufgabe vorbereitet und fortlau-
                                                                                                fend weitergebildet. Einer der größten
ten Umgebung bleiben. So ist es nicht          und richten sich nach den individuellen          Arbeitgeber in Deutschland für Senio-
verwunderlich, dass ein neues Berufsbild       Möglichkeiten. Daher können zum Beispiel         renbetreuer ist die Firma Home Instead
entstanden ist: Seniorenbetreuer. Diese        Mütter arbeiten, wenn ihre Kinder in der         Seniorenbetreuung. Mehr als 90 Betriebe
unterstützen ältere Menschen in ihrem          Schule sind.                                     gibt es davon bereits in Deutschland. In
Alltag. Sie gehen einkaufen, kochen, be-                                                        den nächsten Jahren sind viele weitere
gleiten auch zum Arzt oder beim Spa-             Konzept aus den USA                            geplant. Schon heute arbeiten alleine bei
ziergang und können bei Bedarf auch              Vor ihrem Einsatz werden Seniorenbetreu-       Home Instead mehr als 4.000 Menschen
bei der Grundpflege helfen. Viele sind           er in hausinternen mehrstufigen Schulun-       als Seniorenbetreuer in Deutschland. Um
                                                                                                               diese flexible, sinnvolle
                                                                                                               und auch zukunftssiche-
                                                                                                               re Tätigkeit auszuüben,
                                                                                                               ist keine spezielle Vor-
                                                                                                               bildung nötig. Der neue
                                                                                                               Beruf ist für Männer und
                                                                                                               Frauen jeden Alters geeig-
                                                                                                               net. Die wichtigste Vor-
                                                                                                               aussetzung ist der Spaß
                                                                                                               am Umgang mit älteren
                                                                                                               Menschen und ein Herz
                                                                                                               für Senioren.
                                                                                                                   Home Instead wurde
                                                                                                               1994 in den USA gegrün-
                                                                                                               det und gehört heute mit
                                                                                                               über 1.000 Standorten
                                                                                                               auf vier Kontinenten zu
                                                                                                               den größten Partnersys-
                                                                                                               temen im Seniorenmarkt.
                                                                                                               Im Jahr 2008 in Köln
                                                                                                               gestartet, gibt es derzeit
                                                                                                               bereits über 90 eröffne-
                                                                                                               te Betriebe im gesamten
                                                                                                               Bundesgebiet. Noch im
                                                                                                               Jahr 2018 soll der 100.
Die Alltagsbegleiter ermöglichen, dass hilfsbedürftige Menschen ein Leben in vertrauter Umgebung führen        Standort in Deutschland
können.                                                                     		                       Foto: dpa eröffnet werden.

                                                                                                                                             6
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Studie

Private Kliniken arbeiten wirtschaftlich effizienter
Krankenhäuser in privater Trägerschaft sind deutlich ertragskräftiger / Höchste Arbeitsproduktivität aller Einrichtungen

D    as RWI-Leibniz-Institut für Wirtschafts-
     forschung und die Hochschule Frese-
nius in München, Fachbereich Wirtschaft &
                                                   der Hochschule Fresenius in einer Studie
                                                   analysiert.
                                                       Die Ergebnisse zeigen: Deutsche Kran-
                                                                                               Offenheit für die Digitalisierung, Ro-
                                                                                               botik und künstliche Intelligenz
                                                                                               Für die Studie wurden zahlreiche Kran-
Medien, haben in einer aktuellen Studie die        kenhäuser in privater Trägerschaft sind im  kenhaus-Kennziffern aus den Jahren 1996
Produktivität privater Kliniken untersucht.        Durchschnitt deutlich ertragskräftiger als  bis 2016 trägerspezifisch aufbereitet und
Dazu haben sie zahlreiche Krankenhaus-             freigemeinnützige oder öffentlich-recht-    ausgewertet. Der Fokus der Studie liegt auf
Kennziffern aus den Jahren 1996 bis 2016           liche Krankenhäuser. Die privaten Häuser    den Versorgungskrankenhäusern, die nach
ausgewertet.                                       nehmen weniger öffentliche Fördermittel     diagnosebezogenen Fallgruppen (DRG) ab-
                                                                                                             rechnen. Datengrundlage sind
                                                                                                             die amtlichen Krankenhaus-
                                                                                                             daten des Statistischen Bun-
                                                                                                             desamts. Sie umfassten für
                                                                                                             das Jahr 2015 Daten von 1.463
                                                                                                             Versorgungskrankenhäusern,
                                                                                                             darunter 405 in privater, 572
                                                                                                             in freigemeinnütziger und
                                                                                                             486 in öffentlich-rechtlicher
                                                                                                             Trägerschaft. Psychiatrische
                                                                                                             oder psychotherapeutische
                                                                                                             Krankenhäuser, reine Tages-
                                                                                                             und Nachtkliniken sowie
                                                                                                             Universitätskliniken wurden
                                                                                                             nicht in die Analysen mit ein-
                                                                                                             bezogen. Die Untersuchung
                                                                                                             basiert auf einem Projekt im
                                                                                                             Auftrag des Bundesverbands
                                                                                                             Deutscher Privatkliniken e.V.
                                                                                                             (BDPK), Berlin.
                                                                                                                 „Bereits heute gibt es im
                                                                                                             Gesundheitswesen einen
                                                                                                             kaum zu bewältigenden Fach-
                                                                                                             kräftemangel“, erklärt Prof. Dr.
Die privaten Häuser nehmen weniger öffentliche Fördermittel in Anspruch und zahlen mehr Steuern.             Andreas Beivers, Mitautor der
                                                                                                 Foto: dpa   Studie und Professor für Ge-
                                                                                                             sundheitsökonomie an der
                                                                                                             Hochschule Fresenius. „Für
    Pflegenotstand, überfüllte Notfallam-       in Anspruch und zahlen mehr Steuern als        Krankenhäuser wird es immer schwieriger,
bulanzen, fehlende medizinische Versor-         Krankenhäuser in anderer Trägerschaft. In      qualifiziertes Personal zu finden.“ Daher
gung in ländlichen Regionen: Schlagwör-         ihrer Ausstattung und der Zufriedenheit der    fordert er mehr Offenheit für die Digitali-
ter, die die Berichterstattung über das         Patienten liegen sie gleichauf mit Kliniken    sierung, Robotik und künstliche Intelligenz
deutsche Gesundheitswesen dominieren.           anderer Träger. Die privaten Einrichtungen     sowie ein modernes Zuwanderungsgesetz.
Wie private Kliniken aufgestellt sind und       haben die höchste Arbeitsproduktivität aller   „Die politischen Reformen, die im Koaliti-
welche Maßnahmen notwendig sind, um             Krankenhäuser, die Zahl der zu betreuenden     onsvertrag verankert sind, sind hier nicht
die medizinische Versorgung zu verbes-          Patienten je Vollkraft ist liegt etwas höher   zielführend, sondern verhindern eher In-
sern, haben Wissenschaftler des RWI und         als in Häusern anderer Träger.                 novation“, kritisiert Beivers.

Impressum Geschäftsführer: Michael Maier. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV). Chefredaktion: Nicolas Dvorak. Redaktion: Julia
Jurrmann, Cüneyt Yilmaz, Nicole Oppelt. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Nora Lorz. Copyright: Blogform Social Media GmbH, Kantstraße 23,
10623 Berlin. HR B 105467 B. Telefon: +49 (0) 30 / 81016030, Fax +49 (0) 30 / 81016033. Email: info@blogform-group.com. Erscheinungsweise wöchentliches
Summary: 52 Mal pro Jahr. Bezug: abo@blogformgroup.com. Mediadaten: media@blogformgroup.com. www.deutsche-gesundheits-nachrichten.de

                                                                                                                                                          7
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