Roma/Romnia in Graz Eine Broschüre des ESF-Arbeitsmarktintegrations- projektes für Roma und Romnia, KAMBUKE

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Roma/Romnia in Graz Eine Broschüre des ESF-Arbeitsmarktintegrations- projektes für Roma und Romnia, KAMBUKE
Asyl
und
Integration

Eine Broschüre des ESF-
Arbeitsmarktintegrations-
projektes für Roma und
Romnia, KAMBUKE

Roma/Romnia in Graz
                 Caritas Diözese Graz-Seckau
                 www.caritas-steiermark.at
Roma/Romnia in Graz Eine Broschüre des ESF-Arbeitsmarktintegrations- projektes für Roma und Romnia, KAMBUKE
Roma/Romnia, was ist das?                                           Woher kommen die Roma/
                                                                    Romnia?
                                                                                                      Persischen, Armenischen und
                                                                                                      Griechischen), die die Roma/
Wer sind die Roma/Romnia?                                                                             Romnia in ihre Sprache über-
                                                                    Über die Herkunft und die         nahmen, lässt sich aber die
                                                                    frühe Geschichte der Roma/        jahrhundertelange Migration
Die Roma und Romnia gelten         (Einzahl: Rom) etabliert. Die    Romnia ist nur wenig bekannt,     nach Europa nachvollziehen.
als die größte ethnische Min-      weiblichen Formen lauten:        da zuverlässige historische       Man nimmt an, dass die Vor-
derheit Europas. Ihre genaue       Romni bzw. Romni(j)a (in         Quellen fehlen. Man kann aber     fahren der Roma /Romnia
Zahl lässt sich nur schwer be-     der Mehrzahl).                   mit Sicherheit sagen, dass        schon vor dem 10. Jahrhundert
ziffern. Viele schrecken davor                                      die Vorfahren der heutigen        in Persien eintrafen.
zurück, sich bei Zählungen zu      Roma/Romnia fungiert als         Roma/Romnia aus dem indi-
deklarieren. EU und Europa-        Sammelbegriff für eine Fülle     schen Subkontinent stammen.
rat gehen von zehn bis zwölf       unterschiedlicher Teilgruppen,   Dies weiß man vor allem aus       Ein Teil zog weiter in Richtung
Millionen Roma/Romnia aus,         die sich mitunter sogar als      sprachwissenschaftlichen Stu-     Westen, andere blieben. Noch
die über den ganzen Kontinent      eigene Ethnien verstehen.        dien. Ihre Sprache, das indo-     heute sind mit den europäi-
verstreut leben. Etwa die Hälfte   Im engeren Wortsinn bezieht      germanische Romanes (oder:        schen Roma/Romnia verwand-
davon sind EU-Bürger*innen.        sich der Begriff auf die Roma/   Romani), weist große Ähnlich-     te Volksgruppen im Vorderen
Millionen Roma/Romnia leben        Romnia Ost- und Südost-          keiten mit den neuindischen       Orient beheimatet.
aber auch etwa in der Türkei,      europas.                         Sprachen, wie z. B. Hindi, auf.
den USA oder in Lateiname-                                                                            Das Romanes zeigt starke
rika.                              Um dem Selbstverständnis         Romanes: Fenster in die           Einflüsse des Griechischen –
                                   der Gruppe der Sinti/Sintize,    Geschichte                        daher weiß man, dass sich die
Begriffe                           die bereits vor 600 Jahren                                         Roma/Romnia lange im By-
                                   nach Mitteleuropa gelangten,     Wann und warum diese Bevöl-       zantinischen Reich aufhielten,
Die früher übliche Fremdbe-        gerecht zu werden, wird im       kerung ihr Ursprungsland ver-     bevor sie ab dem 14. Jahrhun-
zeichnung Zigeuner, die mit        deutschsprachigen Raum in        lassen musste, lässt sich nicht   dert in Richtung Balkan und
vielen Vorurteilen behaftet ist,   der Regel von Roma und Sinti     eindeutig beantworten. Einige     weiter nach Mitteleuropa auf-
wird von den meisten Be-           (Romnia/Sintize) gespro-         Erklärungsmodelle führen die      brachen. Mit der Ankunft in Eu-
troffenen abgelehnt. Stattdes-     chen.                            Abwanderung auf Hungers-          ropa begann die Aufsplitterung
sen hat sich – in Anlehnung                                         nöte oder Vertreibungen durch     der Roma/Romnia-Gruppen.
an den ersten Weltkongress                                          Eroberer zurück. Anhand der       Auch ihre Sprache existiert
der Roma/Romnia von 1971                                            vielen Lehnwörter (aus dem        heutein vielen Dialekten.
– die Selbstbezeichnung Roma

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Roma/Romnia in Graz Eine Broschüre des ESF-Arbeitsmarktintegrations- projektes für Roma und Romnia, KAMBUKE
Beginn der Romafeindlichkeit

Am Balkan waren die Roma/         Verfolgung                        Erfassung
Romnia wegen ihrer hand-
werklichen Fähigkeiten oft sehr   Die umherziehenden Personen-      Ab dem 19. Jahrhundert
willkommen. In Mittel- und        gruppen waren dem Territorial-    prägten Nationalismus und
Westeuropa erregte die Ankunft    staat und seiner Bürokratie ein   Rassenideologie auch die „Zi-
der „Fremden“ jedoch Aufse-       Dorn im Auge. Ab dem 18. Jh.      geunerpolitik“. Teil dieser Politik
hen und Angst. Sie gaben sich     kam es auch zu Versuchen          war vielerorts die Erfassung
daher oftmals als Pilger oder     der Zwangsassimilation durch      der Minderheit. So wurde im
Schutzbefohlene aus, um wohl-     Sesshaftmachung, Berufs-,         Burgenland ab den 1920er
wollende Aufnahme zu finden.      Sprach- und Heiratsverbote.       Jahren eine polizeiliche „Zigeu-
Nichtsdestotrotz wurde ihnen      Pferde und Fuhrwerke wurden       nerkartothek“ geführt; in Wien
bald allerlei Böses nachgesagt.   den Roma/Romnia verboten          bestand ab 1936 eine eigene
Es kam zu Pogromen und Ver-       oder ihnen sogar die Kinder       „Zentralstelle zur Bekämpfung
treibungen. Die Ablehnung der     weggenommen. In der Ver-          des Zigeunerunwesens“. Die
„greulichen und schwarzen“        folgung der „Zigeuner*innen“      Nationalsozialisten konnten
Leute legte den Grundstock für    vermengten sich das Vor-          wenige Jahre später auf diese
den Antiziganismus (Roma-         gehen gegen soziale Rand-         Personenlisten zurückgreifen.
feindlichkeit), der als eine      gruppen (Vagabund*innen,
besondere Form des Rassis-        Bettler*innen) und der eth-
mus bis heute fortwirkt.          nischen Gruppe der Roma/
                                  Romnia.

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Roma/Romnia in Graz Eine Broschüre des ESF-Arbeitsmarktintegrations- projektes für Roma und Romnia, KAMBUKE
Völkermord                         „Dritte Migration“

Dem NS-Regime galten Roma          Wie nach Abschaffung der
wie Juden als „rassisch min-       Roma-Sklaverei in Rumänien
derwertig“. Beginnend mit der      in der zweiten Hälfte des 19.
Entrechtung durch die Nürn-        Jh. kam es ab den 1950er und
berger Rassengesetze mün-          1960er Jahren abermals zu
dete dies in Zwangsarbeit,         einer Ost-West-Migration von
Deportation und Völkermord.        Roma („Dritte Migration“). So-
Hunderttausende europäische        wohl unter den Ungarn-Flücht-
Roma/Romnia fielen dem             lingen von 1956 als auch unter
Roma-Holocaust (auf Romani         den „Gastarbeiter*innen“,
auch: Porrajmos) zum Opfer.        die ab den 1960er Jahren
                                   angeworben wurden, befanden
In Österreich wurde die Volks-     sich zahlreiche Roma/Romnia.
gruppe beinahe zur Gänze
ausgelöscht: Nur etwa eine/r       Nach dem Fall des Eisernen
von zehn Roma/Romnia über-         Vorhangs bewogen politische
lebte die NS-Verfolgung. Den-      Umbrüche, wirtschaftliche Not
noch musste diese Opfergrup-       und das Aufflammen von Ras-
pe, die prozentuell wie keine      sismus viele Roma/Romnia,
andere im Land vom Genozid         ihre Heimat zu verlassen. Dies
betroffen war, lange um Aner-      betraf insbesondere Roma/
kennung kämpfen. Erst in           Romnia aus Rumänien und –
jüngster Zeit fand der Roma-       infolge von Bürgerkrieg und
Holocaust Eingang in das           „ethnischen Säuberungen“ –
öffentliche Gedenken.              aus Ex-Jugoslawien (Bosnien-
                                   Herzegowina, Kosovo).

                 Mahnmal beim ehemaligen Zwangslager Maxglan/Salzburg

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„Gegen das Wort Zigeuner“:
    Kampagne des Wiener Jazzmusikers Harri Stojka

    Österreich

    Vielfalt: Roma/Romnia-Gruppen in Österreich

    Die Roma wurden in Österreich          Sinti und Lovara kamen im
    1993 gesetzlich als „Volksgrup-        späten 19. Jh. ins heutige
    pe“ anerkannt; Schutz und För-         Österreich. Die anderen Grup-
    derung von Sprache und Kultur          pen gelangten erst in jüngerer
    beschränken sich jedoch auf            Zeit als Arbeitsmigrant*innen
    die autochthonen (historisch           oder Flüchtlinge ins Land.
    ansässigen) Roma/Romnia-
    Gruppen, also Burgenland-              Während die Teilgruppe der
    Roma, Sinti und Lovara. Alle           Burgenland-Roma/Romnia
    später zugewanderten (alloch-          einige Tausend Personen um-
    thonen) Roma/Romnia (z.B.              fasst, dürfte die Gesamtzahl
    Kalderaš, Gurbet, Arlije) sind         von Roma/Romnia in Öster-
    nicht inkludiert.                      reich laut Schätzung des
                                           Grazer „Romani-Projekts“ um
    Auch die Roma/Romnia in                die 50.000 betragen.
    Österreich sind also keine
    homogene Gemeinschaft. Am
    längsten hier ansässig sind
    die Burgenland-Roma, die
    bereits ab dem 15. Jh. ins
    heutige Burgenland gelangten.
    Sehr früh kam es dort zu An-
    siedlungen, sodass die Roma/
    Romnia im Burgenland be-
    reits seit Jahrhunderten weitge-
    hend sesshaft leben.

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Roma/Romnia in Graz Eine Broschüre des ESF-Arbeitsmarktintegrations- projektes für Roma und Romnia, KAMBUKE
Die Roma-Aktivistin Ceija Stojka (1933–2013) in Wien

Aufbruch einer                       Das Attentat von
Volksgruppe                          Oberwart

1989 bzw. 1991 wurden mit            Vor allem ältere Roma/Romnia
dem „Verein Roma“ in Ober-           beobachteten das selbst-
wart und dem „Kulturverein Ös-       bewusste Auftreten der Volks-
terreichischer Roma“ und dem         gruppe mit Besorgnis. Als 1995
„Romano Centro“ in Wien die          vier Männer aus der Roma
ersten Roma-NGOs gegründet.          Siedlung in Oberwart bei einem
Ihrem Betreiben ist die staatli-     rassistischen Bombenattentat
che Anerkennung und die Ein-         ums Leben kamen, schienen
richtung eines Volksgruppen-         sich ihre Ängste zu bestätigen.
beirats (1995) zu verdanken.         Die Morde brachten aber die
Weitere Selbstorganisationen         Ausgrenzung und Diskriminie-
(„Ketani“, „Volkshochschule          rung der Burgenland-Roma/
der Burgenländischen Roma“,          Romnia erstmals ins Bewusst-
„Roma-Service“) folgten.             sein einer breiten Öffentlichkeit.
Heute existiert, wenn auch           Seither hat sich die Lage der
vorwiegend in Wien und im            Roma/Romnia in Österreich in
Burgenland, eine lebendige           vielfacher Hinsicht verbessert.
Vereinslandschaft mit eige-
nen Schwerpunkten und
Medien.

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Roma/Romnia in Graz Eine Broschüre des ESF-Arbeitsmarktintegrations- projektes für Roma und Romnia, KAMBUKE
Steiermark und der                      Obwohl die Steiermark ein
                                                                          Roma-Holocaust                          wichtiger Knotenpunkt der
                                                                                                                  Roma/ Romnia-Verfolgung war,
                                                                          Kurz nach dem „Anschluss“ an            gibt es nur wenige Gedenk-
                                                                          NS-Deutschland 1938 wurde               orte. So erinnert ein Denkmal
                                                                          das Burgenland dem „Gau                 in Weizberg (Weiz) seit 2012 an
                                                                          Steiermark“ angegliedert.               den NS- Genozid und in Graz
                                                                          Der Steiermark gehörte nun              existieren seit kurzem mehre-
                                                                          plötzlich eine größere Roma-/           re „Stolpersteine“ für Roma/
                                                                          Romnia-Bevölkerung an. In der           Romnia-Opfer.
                                                                          Folge spielte die Steiermark
                                                                          eine Schlüsselrolle bei der
                                                                          „Zigeuner*innen“-Verfolgung.
                                                                          Gerade die lokalen und
                                                                          regionalen Stellen trieben die
                                                                          Radikalisierung der Politik vor-
                                                                          an. Diese mündete schließlich
                                                                          in Deportationen und Völker-
                                                                          mord.

Das Denkmal in Weizberg (Weiz) erinnert seit 2012 an den NS- Genozid an
Roma/ Romnia.
                                                                          „Stolpersteine“ für Roma/Romnia-Opfer in Graz

Steiermark
Geschichte: Kein Platz
für Roma/Romnia

Mit Polizei und Repression ver-          (zu dem historisch auch das
suchten die Behörden in der              Burgenland gehörte), wollte
Steiermark, „Zigeuner*innen“             man unterbinden, indem man
außer Landes zu schaffen. Oft            „Zigeuner*innen“ am Grenz-
wurden die Personengruppen               übertritt hinderte. Man wollte
von Bezirk zu Bezirk abgescho-           so eventuelle Fürsorgekosten
ben. Diverse Gesetze und                 vermeiden, vor allem aber
Erlässe (wie das Schubgesetz             steckten dahinter alte rassis-
1871, das Vagabundenge-                  tische Vorurteile, die Roma/
gesetz 1873/1885) und der                Romnia allerlei Verbrechen,
sog. Zigeunererlass von 1888)            die Verbreitung von Seuchen
boten hierfür den rechtlichen            oder sogar Spionage andich-
Rahmen. Auch den Zuzug von               teten.
Roma/Romnia aus Ungarn

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Roma/Romnia in Graz Eine Broschüre des ESF-Arbeitsmarktintegrations- projektes für Roma und Romnia, KAMBUKE
Für Roma/Romnia in Osteuropa       Anders als in Wien entstan-
bedeutete das Ende des             den, nicht zuletzt wegen ihrer
Realsozialismus den Ver-           geringeren Zahl, aber keine
lust ihrer Arbeitsplätze. Sie      nach außen sichtbaren Roma-
gehörten zu den Ersten, die        Communitys. Um Vorurteilen
von Fabrikschließungen und         zu entgehen, gaben sich
Entlassungen betroffen waren.      diese Personen oft nicht als
Zur Verarmung kam eine Welle       Roma-Angehörige zu erken-
rassistischer Gewalt, die mitun-   nen; eigene Vereinsstrukturen
ter in Pogrome mündete. Viele      gibt es in Graz bislang nicht.
suchten einen Ausweg in der        Die öffentliche Wahrnehmung
Flucht in den Westen.              beschränkt sich daher zumeist
                                   auf eine kleine Gruppe, die sich
Im Zuge der EU-Erweiterung         mit Bettelei durchschlägt.
kamen weitere Roma/Rom-
nia in die Steiermark. Und nicht
nur nach Graz: So hat sich vor
einigen Jahren in Feldbach
eine Gemeinde von Roma-
Arbeitsmigrant*innen aus Slo-
wenien formiert.

                                                                      Heißes Eisen Bettelei
                                                                      1995 setzte auch in der Steier-   2011 verabschiedete der
                                                                      mark eine langwierige Dis-        Landtag ein Verbot, das auch
                                                                      kussion um Bettelverbote ein.     „passives“ Betteln unter Strafe
                                                                      Die Debatte richtete sich je-     stellte. Der Verfassungsge-
                                                                      doch nie gegen einheimische       richtshof hob jedoch 2007 das
                                                                      Bettler*innen. Pauschal wur-      Fürstenfelder und 2013 das
                                                                      den bettelnde Menschen mit        landesweite Verbot auf: „Ein
                                                                      osteuropäischen Roma/             Bettelverbot ohne Ausnahme
                                                                      Romnia gleichgesetzt, Medien      ist unsachlich und widerspricht
                                                                      und Politik bemühten anti-        der Menschenrechtskonven-
                                                                      ziganistische Stereotype und      tion.“ Nur das Betteln mit
                                                                      unterstellten die Existenz        Kindern sowie „aggressives“
                                                                      einer organisierten „Bettler-     Betteln blieben verboten. Ein
                                                                      mafia“ – ohne je Belege dafür     generelles Verbot hingegen ist
                                                                      zu haben.                         rechtswidrig, da es Meinungs-
                                                                                                        freiheit (jede/r darf seine Not
                                                                      Verbotene Verbote                 kundtun) und Gleichheitsgrund-
                                                                                                        satz (Nutzung des öffentlichen
                                                                      1998 sprachen sich die Kirchen    Raums) verletzt. Zwang und
                                                                      in Graz gemeinsam gegen           Ausbeutung sind ohnedies
                                                                      Verbote aus. Dennoch erließ       strafrechtlich zu ahnden. In den
                                                                      Fürstenfeld 2006, als erste       letzten Jahren hat Graz einen
                                                                      Stadt Österreichs, ein gene-      pragmatischen Umgang mit
                                                                      relles Bettelverbot. Auch die     der Thematik gefunden.
                                                                      Stadt Graz diskutierte eine
                                                                      solche Regelung, es stand
                                                                      sogar eine Volksabstimmung
                                                                      im Raum.

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Roma/Romnia in Graz Eine Broschüre des ESF-Arbeitsmarktintegrations- projektes für Roma und Romnia, KAMBUKE
Erste Hilfe: VinziWerke
Dies ist auch der Verdienst der    80 Männer erhalten dort einen   Seit 2006 besteht auch eine               Heute existiert in der Stadt
Grazer VinziWerke. Ursprüng-       Schlafplatz, Waschmöglich-      Frauen-Notunterkunft (Vinzi-              kaum noch Obdachlosigkeit.
lich 1992 vom „Armenpfarrer“       keiten und eine Mahlzeit.       Schutz) mit 24 Betten. Weitere            Zudem unterstützt man Roma/
Wolfgang Pucher und der            Hinzu kommen medizinische       40 Plätze stehen seit 2015 im             Romnia direkt in ihrer Heimat.
Vinzenzgemeinschaft Graz-          Versorgung durch die Caritas    VinziHerz für ausländische                So ermöglicht VinziPasta –
Eggenberg für Flüchtlinge          Marienambulanz, Rechtsbe-       Familien mit Kindern zur Ver-             Arbeit statt Betteln Frauen in
aus Jugoslawien gegründet,         ratung und – in Kooperation     fügung. Die Notschlafstellen              Hostice in der Slowakei seit
kümmert sich das VinziNest als     mit der Caritas –Deutsch- und   haben Modellcharakter für                 2007 ein Einkommen durch
„Notschlafstelle für Armutsmig-    Alphabetisierungskurse.         andere Städte.                            handgefertigte Nudeln.
ranten“ insbesondere um Roma
aus Osteuropa.

Das VinziNest gibt es seit 1992.                                      VinziPasta – Arbeit statt Betteln ermöglicht Frauen finanzielle Unabhängigkeit.

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Roma/Romnia in Graz Eine Broschüre des ESF-Arbeitsmarktintegrations- projektes für Roma und Romnia, KAMBUKE
Roma/Romnia sind überproportional von
                              Bildungs- und Ausbildungsdefiziten betroffen.

Wir wollen arbeiten!
Caritas-Projekte für Roma/Romnia

Die Caritas Steiermark un-         Schätzungen der Caritas ge-
terstützt 300 Grazer Roma/         hen von ca. 1.000 bis 2.500
Romnia pro Jahr durch ein          Roma und Romnia aus, die
umfangreiches Integrations-        dauerhaft in Graz leben. Diese
und Nothilfepaket. Vieler dieser   Personengruppe ist überaus
Menschen stammen Osteuropa         heterogen: So gibt es gut
(Slowakei, Rumänien, Ungarn,       integrierte, gut situierte Famili-
Bulgarien) und sind in den letz-   en, die nach außen meist gar
ten Jahren nach Graz migriert.     nicht als Roma/Romnia wahr-
In ihren Herkunftsländern lei-     genommen werden, ebenso
den viele Roma/Romnia unter        wie Personen, die aus unter-
Armut und Ausgrenzung wie          schiedlichen Gründen nur                   Ausgangslage der
keine andere Bevölkerungs-         kurzzeitig auf Hilfe angewiesen            Zielgruppe
gruppe. „Nach wie vor erfahren     sind, und Familien, die sich
Roma soziale Ausgrenzung           in permanenten Notlagen befin-             Die Klient*innen sind überpro-    Behörden und Institutionen,
und Diskriminierung. Ausgren-      den. Auch kulturell unter-                 portional von Bildungs- und       eine lange Geschichte an
zung macht arm und Armut           scheiden sie sich: Sie gehören             Ausbildungsdefiziten (ver-        Rassismus- und Ausgren-
grenzt aus.“ (Caritas Auslands-    unterschiedlichen Roma-                    gleichsweise hohe Analpha-        zungserfahrungen, Angst vor
hilfe) Diese Perspektivlosig-      Teilgruppen an, kommen aus                 betismus-Quote etc.) betroffen.   Diskriminierung, geringes
keit, massiver Rassismus und       unterschiedlichen Herkunfts-               Darüber hinaus sind viele         Selbstwertgefühl, patriarchale
Mehrfachdiskriminierungen          ländern, haben unterschiedli-              Roma und Romnia mit einer         Rollenbilder und -zwänge,
zwingen viele zur Emigration.      che Romanes-Kompetenzen.                   schwierigen sozioökonomi-         kollektivistisch geprägte Groß-
Armut, Diskriminierung und         Die meisten von ihnen leben im             schen Ausgangssituation           familienstrukturen, Langzeit-
Ausgrenzung verbinden sich         Verborgenen – sie fallen                   (Armut) und soziokulturellen      arbeitslosigkeits-Erfahrungen,
zu spezifischen Bedarfslagen,      nur auf, wenn sie als                      Barrieren konfrontiert. Dazu      fehlende Tagesstruktur etc.
auf die auch spezifisch reagiert   Bettler*innen eingestuft                   zählen etwa Unsicherheit
werden muss.                       werden.                                    und Misstrauen gegenüber

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Angebote                          Kooperationsprojekte

                                                                       Das kostenlose Angebot um-        KAMBUKE kooperiert mit an-
                                                                       fasst Arbeits- und Bildungs-      deren Projekten innerhalb
                                                                       beratung, Qualifizierungskurse,   der Caritas (Arbeit.Stiften,
                                                                       Deutsch- bzw. Alphabeti-          Divan, Caritas Auslandshilfe
                                                                       sierungskurse, Berufsorientie-    und SIQ+) sowie mit den Vin-
                                                                       rung, Job-Coaching und            ziWerken, der Grazer Straßen-
                                                                       -Vermittlung, Empowerment-        zeitung Megaphon, Jugend-
                                                                       Arbeit, Erzählcafés, Podiums-     coaching, AMS, Projekte des
                                                                       diskussionen und Workshops        erweiterten Arbeitsmarktes etc.
                                                                       für die Mehrheitsbevölkerung      KAMBUKE wird vom Europä-
                                                                       (insbesondere Schüler*innen).     ischen Sozialfonds (ESF) und
                                                                       Zudem bietet KAMBUKE Un-          dem Bundesministerium für
                                                                       terstützung bei Behördengän-      Arbeit kofinanziert.
                                                                       gen oder beim Ausfüllen von
                                                                       Unterlagen an. Sprachkurse
                                                                       und Beratung finden großteils     „Ich habe beim Deutschkurs
                                                                       im Büro im Grazer Caritas Sozi-   besser Schreiben und Lesen-
                                                                       alzentrum Marianum (Marien-       gelernt. Meine Arbeit habe ich
                                                                       gasse 24) statt.                  auch mit Unterstützung desPro-
                                                                                                         jekts gefunden! Ich konnte
Arbeitsmarktintegration: KAMBUKE                                       Role Models                       mich mit allen Fragen immer an
                                                                                                         die Mitarbeiterinnen wenden.
                                                                       In das Projekt eingebunden        Das hat mir viel geholfen.“
Das 2019 angelaufene Projekt        Hier knüpft nun auch               sind auch Roma/Romnia-            (Frau B.)
KAMBUKE der Caritas Steier-         KAMBUKE an: Über Einzelfall-       Mitarbeiter*innen und Role
mark setzt sich zum Ziel, in der    hilfe und als soziale Gruppen-     Models aus der Zielgruppe.        „Wenn das Projekt nicht wäre,
Steiermark lebenden Roma            arbeit zielt das Projekt darauf    Als wichtiger Kooperations-       hätte ich nicht so viel erreicht.
und Romnia den Weg in den           ab, die Chancen der Klient*in-     partner beteiligt sich zudem      Ich habe jetzt einen Beruf, mit
ersten Arbeitsmarkt dauerhaft       nen signifikant zu erhöhen, sich   der burgenländische Verein        dem ich sehr zufrieden bin.
zu ebnen. Dabei konzentriert        in den ersten Arbeitsmarkt         „Roma-Service“, der seine         Die Lebenssituation meiner Fa-
sich die Projektarbeit insbe-       zu integrieren und damit ihre      Erfahrungen im erfolgreichen      milie hat sich stark verbessert.“
sondere auf Grazer Roma und         prekäre Lebenssituation zu         Selbstermächtigungsprozess        (Herr Z.)
Romnia in Graz.                     verbessern.                        der Burgenland-Roma/Romnia
                                                                       miteinbringen kann.
Von ZORROM zu KAMBUKE               Neben sprachlichen und be-
                                    ruflichen Qualifizierungsmaß-
Dabei führt KAMBUKE (aus            nahmen soll auch das Selbst-
Romani: KAMaha BUti te KErel!       bewusstsein der Klient*innen
– Wir wollen arbeiten!) seit 2019   gestärkt werden. Mittelfristig
die Arbeit des Grazer Vor-          sollen die Voraussetzungen für
gängerprojekts ZORROM fort,         eine nachhaltige Selbstorgani-
das Roma und Romnia 2015            sation der Roma/Romnia in
bis 2019 in Arbeits- und Bil-       der Steiermark geschaffen wer-
dungsfragen begleitet hat. Der      den. Darüber hinaus versucht
Schwerpunkt lag auf der Ent-        KAMBUKE, in der Öffentlichkeit
wicklung und Umsetzung von          aufklärend zu wirken und Vorur-
Maßnahmen zur Qualifizierung,       teile der Mehrheitsbevölkerung
zum Empowerment und zur             abzubauen.
Bekämpfung von Diskriminie-
rung.

20                                                                                                                                      21
Die Angebote der Caritas zielen auf nachhaltige
                                                                     Integration und Selbstermächtigung.

Einige Fallbeispiele

Klientin, 31 Jahre: Als allein-    Klient, 40 Jahre: Vater von       Klient*innen, 24 und 26                  bearbeitet werden. Die Mutter
erziehende Mutter und An-          zwei Kindern, die Frau hat        Jahre: Ehepaar mit drei Kin-             nimmt am Deutschkurs teil und
alphabetin war es für die Klien-   gesundheitliche Probleme und      dern, welches seit zwei Jahren           sorgt für den regelmäßigen
tin schwierig, Arbeit zu finden    kann nicht arbeiten. Der Klient   bei KAMBUKE in Betreuung                 Besuch von Kindergarten und
und diese auch langfristig zu      hat die Arbeits- und Bildungs-    ist und über einen längeren              Schule der Kinder. In weiterer
halten. Sie hat mehrere Monate     beratungen von KAMBUKE gut        Zeitraum nur mittels Betteln das         Folge wird die Mutter an Ar-
am Deutschkurs teilgenommen        für sich genutzt und schnell      Nötigste zum Leben erwirt-               beits- und Bildungsberatungen
und die Arbeits-und Bildungs-      Arbeit gefunden. Er hat sich      schaften konnte. Die schrittwei-         teilnehmen.
beratung für sich genutzt.         zudem intensiv um behördliche     se Empowerment- und Quali-
Durch ihre hohe Motivation und     Anliegen gekümmert, weshalb       fizierungsarbeit trug Früchte:
Eigeninitiative verbesserten       die Familie schon nach weni-      Nun hat der Vater bereits seit
sich ihre Schreibkenntnisse        gen Monaten die Anmeldebe-        fünf Monaten durchgehend
deutlich, ihr Selbstbewusstsein    scheinigung erhalten hat.         eine Arbeit. Durch diese wich-
steigerte sich zunehmend.          Die Familie ist mittlerweile in   tige Stabilisierung können nun
Seit Oktober 2021 arbeitet sie     eine neue, schönere Wohnung       in den Beratungen und Beglei-
in einem Restaurant.               umgezogen.                        tungen weitere Themen in

22                                                                                                                                         23
Unterstützungsangebote

                                                                    Chavore bietet Orientierungs-     Haupt- und ehrenamtliche
                                                                    hilfe, Beratung und Begleitung,   Mitarbeiter*innen ermöglichen
                                                                    hilft beim Organisieren von       vielseitige Angebote. Dazu
                                                                    Schul- und Kindergartenplät-      zählen Lern- und Freizeitbe-
                                                                    zen oder bei der Kommunikati-     treuung, der Lerntreff in der
                                                                    on mit Lehrer*innen, Behörden     Grazer Kreuzkirche, individu-
                                                                    und Bildungseinrichtungen.        elle Lernhilfe, Vermittlung zu
                                                                    Hinzu kommen finanzielle Hil-     Lernbetreuungseinrichtungen,
                                                                    feleistungen, wie zum Beispiel    Horten und Ferienprogrammen
                                                                    die Übernahme der Nachmit-        sowie Weihnachtsaktion und
                                                                    tagsbetreuungskosten, Kinder-     Ausflüge.
                                                                    gartenbeiträge und diverser
                                                                    Ausgaben (Schulstart, Mobili-
                                                                    tätskosten usw.).

Bildung für alle: Chavore

Chavore ist ein Kinder- und       Selbstermächtigung:
Jugend-Projekt, das die Caritas   Herausforderungen meistern        Henriettas erster Schultag
Steiermark in Kooperation
mit dem Malteser Hospital-        Zielgruppe sind Roma und
dienst durchführt. Seit 2017      Romnia, die ihre Kinder in
unterstützt das Projekt Grazer    Bildungsbelangen vorüberge-
Roma-Kinder und ihre Eltern       hend nicht ausreichend unter-
bei den integrativen Herausfor-   stützen können. Die Gründe
derungen für Schule und Kin-      hierfür können große Armut,
dergarten. Das Projekt hat sich   Arbeitslosigkeit, Analphabetis-
zum Ziel gesetzt, das Recht       mus, gesundheitliche Notlagen
auf Bildung für alle Kinder       oder Diskriminierungen und
dauerhaft sicherzustellen und     damit verbundene Stigma-
bestmöglich zu begleiten.         tisierungsängste sein. Die
                                  Unterstützungsangebote von
Chavore betreut rund 50           Chavore gewährleisten eine
Kinder pro Jahr und dient         nachhaltige Integration und
als Anlaufstelle für Eltern,      versuchen gleichzeitig, den
Bildungseinrichtungen und         Selbstermächtigungsprozess
Netzwerkpartner*innen. Das        der Familien voranzutreiben
Projekt kooperiert dabei eng      und die Eltern darin zu bestär-
mit KAMBUKE.                      ken, ihre Bildungsverantwor-
                                  tung selbstständig wahrzuneh-
                                  men.

24                                                                                                                                 25
Existenzsicherung: ROMEXA                                            Caritas Auslandshilfe

Seit 2019 greift das Caritas-     Zum Angebot zählen Bedarfs-        Um die Lage der Menschen in         „Eine gute Schulbildung ist für
Projekt ROMEXA in Not ge-         erhebungen und Festlegungen        den Herkunftsländern zu ver-        Romakinder die einzige Chan-
ratenen Roma und Romnia in        finanzieller Unterstützungsrah-    bessern und ihnen Lebens-           ce, den verheerenden Kreislauf
Graz unter die Arme. Das aus      men, Schuldner*innenberatung       perspektiven direkt vor Ort zu      aus fehlender Bildung und
Eigenmitteln der Caritas und      und die Vermittlung zu relevan-    eröffnen, engagiert sich die        Armut dauerhaft zu durch-
Förderungen des Sozialamts        ten Institutionen und Projekten.   Auslandshilfe der Caritas           brechen.“
der Stadt Graz getragene          Dabei arbeitet ROMEXA Hand         Steiermark auch in Ost- und
Basisversorgungs- und Be-         in Hand mit den Partnerprojek-     Südosteuropa.                       (Caritas Auslandshilfe)
ratungsprojekt richtet sich an    ten KAMBUKE und CHAVORE
Grazer Roma und Romnia in         zusammen.                          So erhielten 2020 rund 5.000
besonders prekären Lebens-                                           junge Erwachsene in den West-
umständen.                                                           balkan-Staaten Unterstützung
                                                                     bei der Integration in den dorti-
Basisversorgung:                                                     gen Arbeitsmarkt. Der Schwer-
Armutssituation entschärfen                                          punkt der Roma-Hilfe liegt auf
                                                                     Bildungsprojekten für Kinder
Dieser Zielgruppe dient ROME-                                        (wie Frühförderung, Lernhilfe,
XA als erste Anlaufstelle und                                        Tagesstätten und Tageszen-
Orientierungshilfe. ROMEXA                                           tren) in Rumänien, Bulgarien
zielt darauf auf, die existen-                                       und Bosnien-Herzegowina.
zielle Notlage zu entschärfen
und die Lebenssituation zu
stabilisieren. Die Personen
werden schrittweise auf weitere
integrative Herausforderungen
vorbereitet.

26                                                                                                                                    27
„Roma-Land“ Steiermark
Hilfe und Regulierung                                                Religion, Wissenschaft, Kunst

In den letzten Jahren hat sich    Die Caritas-Projekte sehen         Roma-Wallfahrten                   Wissenschaft und Kunst:
in Graz also ein breites Basis-   ihre Aufgabe auch darin,                                              Romani-Projekt & Romale!
versorgungs- und Integrations-    einen solchen Institutionalisie-   Die ersten gemeinsamen
angebot etabliert, das präzise    rungsprozess in der Steiermark     Roma-Wallfahrten veranstaltete     Mit dem Romani-Projekt der
auf die Notlagen von Roma/        vorzubereiten.                     das Wiener Romano Centro           Universität Graz besteht
Romnia zugeschnitten ist. Die-                                       1994 bis 1996 in Pöllauberg.       eines der weltweit führenden
ses Hilfsnetzwerk ist europa-     Doch nicht nur im Sozialbereich    Schon in der Nachkriegszeit        wissenschaftlichen Zentren
weit außergewöhnlich und hat      spielt die Steiermark dank ihres   begannen Holocaust-über-           der Roma-Forschung. Seine
Vorbildcharakter für andere       breiten Unterstützungsnetz-        lebende Roma/Romnia aus            Gründung 1993 ging auf die
Städte.                           werks eine wichtige Rolle für      dem Burgenland mit der Wall-       Initiative von Burgenland-Roma
                                  Roma/Romnia: Auch in Religi-       fahrt nach Pöllauberg. Nun         zurück, die dem Schwin-
Dies hilft den Betroffenen        on, Wissenschaft und Kunst hat     kamen am Georgstag neben           den ihrer Sprache mit Hilfe der
und ermöglicht zugleich,          das Bundesland eine besonde-       einheimischen katholischen         Wissenschaft begegnen
regulierend auf Zuwanderung       re Bedeutung für Emanzipation      auch serbisch-orthodoxe            wollten. Vorrangiges Ziel war
einzuwirken und Problem-          und Kultur der Roma.               und muslimische Roma/Rom-          daher die Verschriftlichung
lagen frühzeitig aufzufangen.                                        nia in die Oststeiermark.          und didaktische Aufbereitung
Die Betroffenen können auf                                           Diese identitätsstiftenden Tref-   des Roman (Burgenland-
diese Weise gut erreicht und                                         fen waren Impulsgeber für          Romani). Eine Fülle weiterer
aus ihren informellen Le-                                            die Wallfahrt nach Mariazell.      Projekte folgte. Der Status
bens- und Arbeitsumständen                                                                              des Roman hat sich seither
geholt werden. Sie erfah-                                            Im August 1996 riefen die          grundlegend verändert. Heute
ren Hilfe und übernehmen                                             Roma-Vereine die alte Tradition    wird die Sprache sowohl unter-
Pflichten.                                                           der Roma-Wallfahrt nach            richtet als auch in Medien
                                                                     Mariazell wieder ins Leben.        verwendet. Mit dem Romale!-
Selbstorganisation als Ziel                                          Seither treffen sich Roma,         Kulturfestival der Akademie
                                                                     Sinti und Lovara aus Öster-        Graz verfügte Graz 2008 bis
Die Schaffung von Roma-                                              reich, aber auch aus Deutsch-      2012 zudem über eines der
Selbstorganisationen, wie sie                                        land und Ungarn, jährlich in       wichtigsten Roma-Festivals
beispielsweise im Burgenland                                         Mariazell.                         Europas.
oder Wien existieren, steht in
der Steiermark noch aus.

28                                                                                                                                   29
Literaturtipps (Auswahl)

„Anständig beschäftigt“                                           Mri Historija/Meine Geschichte
Dezentrale nationalsozialistische „Zigeunerlager“ 1938–1945       Lebensgeschichten Burgenländischer Roma. Hrsg. vom Verein
auf dem Gebiet des heutigen Österreich. Von Sabine Schweitzer     Roma-Service/ORF-Burgenland (Magazin dROMa, Sonderreihe
(Kulturverein österreichischer Roma/DÖW: Wien 2021)               mit 15 DVDs, Heft 1–15, 2009) www.roma-service.at/Mri-Historija

„EINFACH WEG!“                                                    Von der Zwangsarbeit zur Deportation
Verschwundene Roma-Siedlungen im Burgenland. Von Gerhard          Zwei „Zigeunerlager“ im Gau Steiermark. Von Michael Teichmann
Baumgartner und Herbert Brettl (new academic press: Wien 2020)    und Roman Urbaner (in: Zeitgeschichte Nr. 36, 2009, S. 183–201)

Romane Thana                                                      Katzenstreu
Orte der Roma und Sinti. Katalog zur Ausstellung im Wien Mu-      Erzählung. Von Stefan Horvath (ed. lex Liszt 12: Oberwart 2007)
seum. Hrsg. von Wien Museum, Landesmuseum Burgenland,
Initiative Minderheiten und Romano Centro (Czernin: Wien 2015)    Zigeuner. Roma. Menschen.
www.romane-thana.at                                               Lebensberichte burgenländischer Roma. Von Erich Maria
                                                                  Schneller (ed. lex Liszt 12: Oberwart 2006)
Das Attentat von Oberwart
Terror, Schock und Wendepunkt. Hrsg. von Erich Schneller und      Uns hat es nicht geben sollen
Annemarie Klinger (ed. lex Liszt 12: Oberwart 2015)               Rosa Winter, Gitta und Nicole Martl. Drei Generationen Sinti-
                                                                  Frauen erzählen. Hrsg. von Ludwig Laher (Steinmaßl/Ed.
Roma und Travellers                                               Geschichte der Heimat: Grünbach 2004)
Identitäten im Wandel. Hrsg. von Erika Thurner, Elisabeth Hussl
und Beate Eder-Jordan (IUP: Innsbruck 2015)                       Roma und Sinti in Österreich nach 1945
www.uibk.ac.at/iup/buecher/9783902936950.html                     Die Ausgrenzung einer Minderheit als Prozeß (= Sinti- und
                                                                  Romastudien, 29). Von Barbara Rieger (Lang: Frankfurt 2003)
Die imaginierte „Bettlerflut“
Konstruktion, Organisation und Positionierungen in temporären     Eichbachgasse 900
Migrationen von Roma und Romnija. Von Stefan Benedik,Barbara      Leben in der „Zigeunersiedlung“ am Rande der Stadt. Von Maria
Tiefenbacher und Heidrun Zettelbauer (Drava: Klagenfurt/Celovec   Zengerer (unveröff. Dipl.: Univ. Graz 2001)
2013)
                                                                  Die Bekämpfung
Arme Roma, böse Zigeuner                                          der vermeintlichen Zigeunerplage in Österreich (1848–1938).
Was an den Vorurteilen über die Zuwanderer stimmt. Von Norbert    Von Norbert Tandl (unveröff. Dipl.: Univ. Graz 1999)
Mappes-Niediek (Links: Berlin 2012)
                                                                  Wir leben im Verborgenen
Amari Historija/Unsere Geschichte                                 Erinnerungen einer Rom-Zigeunerin. Von Ceija Stojka (Picus: Wien
Burgenländer erzählen. Eine Zeitzeugendokumentation von           1988)
Roma-Service (Roma-Service: Kleinbachselten 2011)
www.roma-service.at/Mri-Historija/amari_historija.html            Rom heißt Mensch
                                                                  Zur Geschichte des „geschichtslosen Zigeunervolkes“ in der
Europa erfindet die Zigeuner                                      Steiermark (1850–1938). Von Michaela Haslinger (unveröff.
Eine Geschichte von Faszination und Verachtung. Von Klaus-        Diss.: Univ. Graz 1985)
Michael Bogdal (Suhrkamp: Berlin 2011)

Vom Rand in die Mitte
20 Jahre Kulturverein österreichischer Roma. Von Rudolf
Sarközi (Kulturverein österreichischer Roma: Wien 2011)

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Weiterführende Links                                                Kontaktadressen

Bettellobby: www.bettellobby.at                                     KAMBUKE (Graz)
                                                                    Mariengasse 24, 8020 Graz
dROMa-Blog: www.roma-service.at/dromablog                           www.caritas-steiermark.at

European Roma Rights Centre: www.errc.org

ORF-Volksgruppenredaktion: volksgruppen.orf.at/roma                 VinziWerke (Graz)
                                                                    Lilienthalgasse 20, 8020 Graz
Roma Factsheets: romafacts.uni-graz.at                              www.vinzi.at

Romani-Projekt (Graz): romaniprojekt.uni-graz.at

RomArchive: www.romarchive.eu                                       Roma-NGOs in Österreich:
ROMBASE: rombase.uni-graz.at                                        Kulturverein österreichischer Roma
                                                                    Devrientgasse 1, 1190 Wien
Romblog: www.romblog.net                                            www.kv-roma.at

Romea.cz: www.romea.cz                                              Roma Volkshochschule Burgenland
                                                                    Raingasse 9b, 7400 Oberwart
                                                                    www.vhs-roma.eu

Österreich (Politik):                                               Romano Centro
                                                                    Hofmannsthalg. 2, Lokal 2, 1030 Wien
BKA/Roma-Strategie: www.bundeskanzleramt.gv.at/                     www.romano-centro.org
themen/volksgruppen/roma-strategie.htm
                                                                    Verein Hango Roma
                                                                    Siedlungsstr. 1/2, 7501 Siget i. d. Wart
                                                                    www.hango-roma.at
Europäische Union:
                                                                    Verein Roma-Service
Europäischer Sozialfonds: www.esf.at                                Gartenstraße 3, 7511 Kleinbachselten
                                                                    www.roma-service.at
Gleichstellung/Inklusion/Teilhabe: ec.europa.eu/info/
policies/justice-and-fundamental-rights/combattingdiscrimination/
roma-eu/roma-equality-inclusion-andparticipation-eu_de

Roma in der EU: ec.europa.eu/info/policies/justice-
andfundamental-rights/combatting-discrimination/roma-eu_de

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Caritas Diözese Graz-Seckau
KAMBUKE
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Michael Teichmann, 0676 88015 345
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Sabine Friesz, 0676 88015 8305
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Csilla Höfler, 0676 88015 8300
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Tina Friedreich, 0676 88015 8306
tina.friedreich@caritas-steiermark.at

Bildnachweis:
Metropolitan Museum of Art (S. 4–5); Christian Michelides, CC 4.0 (6); Reinhard
Loidl, Voice of Diversity (9); Andrea Härle, Romano Centro (11); Pfingstvision,
Pfarre Weiz (12); Roman Urbaner, dROMa (13); VinziWerke (16, 17); Caritas Aus-
landshilfe/ Wally (19, 26-27;) KAMBUKE (1, 19, 20); Chavore (25)

Ein Projekt des Europäischen Sozialfonds (ESF) und des BMI für Arbeit
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