Rote Karte für Sportmarken - Giftige Chemikalien in WM-Produkten
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Rote Karte für
Sportmarken
www. greenpeace . org
Giftige Chemikalien in WM-Produkten
1. Zusammenfassung
der Studie
Die vorliegende Studie erfolgte im Anschluss verschie- Unter den Herstellern waren alle großen Sportmarken
dener früherer Untersuchungen, die Greenpeace im vertreten, wobei 16 Produkte von Adidas, 15 von Nike
Rahmen seiner Detox-Kampagne veröffentlicht hat. Die und zwei von Puma stammten. Alle Produkte wurden
Kampagne hatte ans Licht gebracht, dass viele Textil- entweder unter den Namen berühmter Spieler oder der
und Lederprodukte giftige Chemikalien enthalten, die Nationalmannschaften vermarktet, die an der WM 2014
während ihrer Herstellung eingesetzt wurden.1 Die teilnehmen. Eingekauft wurden sie entweder direkt in
vorliegende Studie ist die erste, die sich speziell mit den Geschäften der Marken – in Filialen oder online – oder
Fußballprodukten beschäftigt – alle getesteten Produkte in namhaften Sportgeschäften. Die meisten Produkte
wurden anlässlich der Fußball-WM 2014 hergestellt, die wurden in China oder Indonesien produziert; geringere
vom 12. Juni bis 13. Juli in Brasilien stattfindet. Mengen stammen aus Vietnam, Kambodscha, Bang-
ladesch, Thailand, Argentinien, Bosnien, Georgien und
Der Verkauf von T-Shirts und Trikots, Fußballschuhen
der Ukraine.
und Zubehör zur Fußball-WM ist ein Milliardengeschäft,
das jedes Jahr über fünf Milliarden US-Dollar (umgerech- Die gekauften Produkte wurden an das Greenpeace-
net rund 3,6 Mrd. Euro) einbringt. Die beiden Top-Marken Forschungslabor an der Universität Exeter in Groß-
Impressum – Adidas und Nike – verfügen gemeinsam über einen britannien geschickt; ein Duplikat ging an Greenpeace
Rote Karte für Sportmarken 80-prozentigen Anteil am Markt für Fußballprodukte.2 Für Deutschland. Von dort aus wurden sie an unabhängige,
2014 rechnet man mit einem Rekordumsatz.3 akkreditierte Labore verteilt.4 Die Fußballschuhe und
Stand Mai 2014
Torwarthandschuhe wurden auf perfluorierte Chemikalien
Für die vorliegende Studie wurden insgesamt 33 Produkte
Herausgeber (PFC) untersucht. Alle Produkte wurden auf Nonylphenol-
Greenpeace e. V.
getestet: 21 Paar Fußballschuhe, sieben T-Shirts, vier
ethoxylate (NPE) und Phthalate, die Fußballschuhe und
Hongkongstraße 10 Paar Torwarthandschuhe und ein Fußball. Die Produkte
der Fußball auf Dimethylformamid (DMF) getestet. Für
20457 Hamburg wurden in 16 Ländern der Welt eingekauft – in Argen-
Tel. 040/306 18-0 diese Studie hat Greenpeace erstmals Produkte auf DMF
tinien, Chile, China, Deutschland, Großbritannien, Hong-
untersuchen lassen. Für bestimmte Produkte wurde
Politische Vertretung Berlin kong, Indonesien, Italien, Kroatien, Mexiko, Niederlande,
außerdem eine Analyse auf zinnorganische Verbindungen
Marienstraße 19 – 20 Russland, der Schweiz, Spanien, Südkorea und Taiwan.
10117 Berlin und Antimon durchgeführt.5
20 Produkte wurden speziell für Kinder unterschiedlicher
mail@greenpeace.de, Altersstufen hergestellt.
www.greenpeace.de
V. i. S. d.P.
Manfred Santen
Autoren
Madeleine Cobbing, Kirsten Brodde
Redaktion
Carolin Wahnbeck, Sabine Schupp,
Ortrun Sadik, Anja Oeck
Produktion
Birgit Matyssek
Fotos
Titel, S. 2 und S.15: Daniel Müller,
S. 9, S. 21 und S. 32: Holger Weber/
Kubikfoto, S. 21: Mariano Gonzalez
(2), alle (c) Greenpeace
Illustration
S. 10: Schrägstrich, Hamburg
Gestaltung
zimmermann und spiegel, Hamburg
Danksagung
Kevin Brigden, Annekatrin Dreyer,
Ulrike Kallee, Ulrike Siemers
Rote Karte für Sportmarken 3
1. Hauptergebnisse Tabelle 1 Welche Produkte gefährliche Chemikalien enthielten
17 von 21 Paar Fußballschuhen enthielten ionische PFC • im Fußballschuh Nike Mercurial, der in China produziert
in mindestens einer von zwei Stichproben, die vom Ober- und in Deutschland verkauft wurde; dieses Modell
Dimethyl
material und der Sohle genommen wurden. wies in der ersten Untersuchung eine sehr hohe Kon-
zentration von PFBS (189 µg/m²) und in der zweiten
Marke Produkte ionische PFC NPE Phthalate formamid
• Das Textilobermaterial von 13 Fußballschuhen enthielt
Untersuchung eine Konzentration von 7,91 µg/m² auf;
Perfluoroctansäure (PFOA) in Konzentrationen
oberhalb des EU-Grenzwerts für PFOS in Textilien von • im Fußballschuh Puma evoSpeed (34,1 µg/m²), der in Fußball- 8/10 9/10 10/10 10/10
1 µg/m², ab dem der Verkauf und die Verwendung China produziert und in Deutschland verkauft wurde. schuhe (10)
innerhalb der EU in bestimmten Fällen verboten ist. Als
Nonylphenolethoxylate (NPE) fanden sich im offiziellen
Vergleichswert für PFOA wurde der EU-Grenzwert für
Spielball der Fußball-WM 2014 (20 mg/kg), in 16 von
Perfluoroctansulfonat (PFOS) herangezogen. PFOS ist Fußball- 8/10 7/10 10/10 10/10
21 Paar Fußballschuhen (1,2-40 mg/kg), in zwei von vier
eng mit PFOA verwandt und besitzt ähnliche Gefähr- schuhe (10)
Paar Torwarthandschuhen (27-76 mg/kg) und in einem
dungsmerkmale. In Norwegen wird der Verkauf von
von sieben T-Shirts (2,1 mg/kg). Dies weist darauf hin, dass
Textilien mit einem PFOA-Gehalt von über 1 µg/m² ab
NPE bei der Herstellung dieser Produkte eingesetzt wurde.
Juni 2014 verboten sein. Drei Produkte enthielten PFOA
Fußball- 1/1 0/1 1/1 1/1
in Konzentrationen oberhalb des Grenzwerts von Phthalate fanden sich in allen Fußballschuhen
schuhe (1)
1 µg/m² in beiden Stichproben. Unsere Untersuchungen (2,6–150 mg/kg), in drei von vier Paar Torwarthand-
zeigen, dass die Konzentrationen von ionischen PFC schuhen (3,8–63 000 mg/kg) und in vier von sieben
nicht nur von Produkt zu Produkt, sondern auch in T-Shirts (14,8-153 000mg/kg).
unterschiedlichen Teilen desselben Produktes stark Torwart- 1/2 1/2 1/2
• Sehr hohe Phthalat-Gehalte fanden sich im Plastisol- handschuhe
variieren können.
Aufdruck eines Adidas-Shirts, das in Argentinien her- (2)
• Die höchste Konzentration von PFOA (14,5 µg/m2) fand gestellt und verkauft wurde (15 % Phthalate), sowie in der
sich im Fußballschuh Adidas Predator, der in Indonesien Handgelenksbandage eines PumaTorwarthandschuhs
Torwart- 1/1 0/1 1/1
produziert und in der Schweiz verkauft wurde. (6 % Phthalate), der in der Ukraine produziert und in
handschuhe
Italien verkauft wurde. Ein dermaßen hoher Gehalt an
• Auch Nike-Schuhe enthielten hohe Konzentrationen an (1)
Phthalaten lässt darauf schließen, dass diese bewusst
PFOA: 5,93 µg/m2 wurden im Fußballschuh Nike
als Weichmacher eingesetzt wurden. Dies steht jedoch
Tiempo festgestellt, der in Vietnam produziert und in Torwart- 0/1 1/1 1/1
im Widerspruch zu den internen Richtlinien beider
Mexiko verkauft wurde. handschuhe
Marken. Zudem liegen die festgestellten Werte über den
Zwei der vier Paar Torwarthandschuhe enthielten ionische Grenzwerten, die Adidas und Puma in ihren Programmen (1)
PFC. zum Chemikalienmanagement festgelegt haben.7
• Der Torwarthandschuh Adidas Predator enthielt Dimethylformamid (DMF) Fußball (1) 1/1 0/1 0/1
1,96 µg/m2 PFOA; ebenso wie im Fall der Fußballschuhe • Alle 21 Paar Fußballschuhe wurden positiv auf DMF
(siehe oben) übersteigt dieser Wert den gesetzlich untersucht; 19 davon enthielten DMF in Konzentratio-
festgelegten Grenzwert für PFOS (der als Vergleichswert nen oberhalb des Grenzwertes von 10 mg/kg (bis
herangezogen wurde). zu 280 mg/kg), der vom deutschen Ausschuss für Fußball- 1/3 3/3
Gefahrstoffe und dem Umweltzeichen Blauer Engel für T-Shirts (3)
• Die Torwarthandschuhe sowie zwei Paar Fußballschuhe
Schuhe und Handschuhe festgelegt wurde; für andere
von Adidas wiesen zudem einen PFOA-Gehalt oberhalb
Länder ist kein solcher Grenzwert bekannt.
der unternehmensinternen Beschränkungen6 für PFOA
von 1 µg/m2 auf, wenn beide Stichproben berücksichtigt • Die Tatsache, dass ionische PFC weithin in der Her- Fußball- 0/4 2/4
werden. stellung von WM-Produkten von Adidas, Nike und T-Shirts (4)
Puma verwendet werden, gibt Grund zu Besorgnis; vor
Perfluorbutansulfonsäure (PFBS), ein weiterer Stoff
allem PFOA wird weiterhin eingesetzt, obwohl dies laut
aus der Gruppe der PFC, fand sich in elf Artikeln in
offizieller Unternehmensrichtlinien verboten ist. Viele T-Shirts, Torwarthandschuhe, Fußballschuhe oder Fußball (Rot = enthält gefährliche Chemikalien)
Konzentrationen von über 1 µg/m², darunter in folgenden
PFC sind hochgradig persistent (langlebig) und bauen
Produkten:
sich nach Freisetzung in die Umwelt nur schwer ab;
• im Fußballschuh Adidas Predator, der in Indonesien her- Untersuchungen zeigen, dass PFC wie PFOS und
gestellt und in Deutschland verkauft wurde (37,9 µg/m²); PFOA das Hormonsystem in der Entwicklungsphase
und im Erwachsenenalter stören können, mit negativen
4 Rote Karte für Sportmarken Rote Karte für Sportmarken 5
Grafik 1 Wo die Produkte produziert wurden Grafik 2 Wo die Produkte erworben wurden
Großbritannien adidas (1) Russland adidas (1), Nike (1)
Ukraine Niederlande Deutschland adidas (6)
adidas (1), Puma (1) adidas (1), Nike (1) Nike (3),Puma (1)
Schweiz Kroatien Nike (2)
Bosnien Georgien adidas (1), Nike (1)
Puma (1) China Italien Puma (2) Südkorea
Nike (1) adidas (6), Nike (7) Spanien China adidas (1)
adidas (1), Nike (1)
Puma (1) adidas (1)
Bangladesch Hongkong Taiwan
Nike (1) Nike (1) Nike (1)
Thailand Vietnam adidas (1), Nike (2)
Mexiko
Nike (1) adidas (1)
Kambodscha
adidas (1) Nike (2)
Indonesien
Indonesien Nike (1)
adidas (6)
Nike (3)
Chile
Argentinien Nike (1)
adidas (1)
Argentinien
adidas (2)
Auswirkungen auf die Fortpflanzungsorgane und das Welche Unternehmen ihren Produkten mithilfe der ZDHC einen „grünen“ An- Zielen für ein Verbot zur Herstellung und Verwendung
Immunsystem. tragen Verantwortung? strich verleihen. Auf diese Weise drücken sie sich davor, giftiger Chemikalien, der Einführung einer offenen
konkrete, wirksame und dringend erforderliche Maß- Liste von giftigen Chemikalien, die unverzüglich durch
• Auch die anderen festgestellten Chemikalien sind Die großen, globalen Sportartikelhersteller könnten mit nahmen zu ergreifen, um ihre Lieferketten zu „entgiften“. unschädliche Alternativen zu ersetzen sind, und einem
besorgniserregend; Nonylphenolethoxylate (NPE) bauen wirkungsvollen Maßnahmen dafür sorgen, dass Schad- Puma hingegen ist einer von 17 großen Kleiderherstellern, öffentlichen Verzeichnis mit Daten über Einleitungs-,
sich zu Nonylphenolen (NP) ab. Diese sind toxisch, stoffe branchenweit aus dem Verkehr gezogen werden. die als Trendsetter identifiziert wurden. Sie haben nach Emissions- und Verlustmengen von Schadstoffen wie
persistent, bioakkumulativ und können das Hormon- Mit ihrem Einfluss wären sie in der Lage, einen Wandel in Start der Detox-Kampagne im Juli 2011 glaubhaft damit z.B. ein Schadstoffemissionsregister.
system stören. Es ist bekannt, dass NP sich im Orga- ihren Lieferketten herbeizuführen und einen echten begonnen, giftige Chemikalien aus ihren Lieferketten
nismus vieler Lebewesen anreichern. Die Tatsache, Fortschritt hin zu einer giftfreien Zukunft für unsere Kinder zu verbannen.9
dass NPE in Endprodukten enthalten sind, beweist, zu erzielen. Greenpeace fordert diese Unternehmen Aufstellung eines Detox-Teams
dass diese während der Produktion eingesetzt wurden. deshalb dazu auf, die Dringlichkeit der Lage zu erkennen Dass in den WM-Produkten aller drei großen Sportmarken
Daraus folgt wahrscheinlich, dass NPE und NP in die giftige Chemikalien nachgewiesen wurden, unterstreicht Wir alle können einen Beitrag zu einer giftfreien Zukunft
und mit gutem Beispiel voranzugehen: Sie sollten leisten. Unsere Kinder haben das Recht, in einer Welt zu
Abwässer der Fabriken eingeleitet wird. Es gibt be- glaubwürdige Maßnahmen ergreifen, um den Einsatz die Dringlichkeit für diese Unternehmen, ihre Lieferketten
gründete Sorge hinsichtlich der Toxizität von Phthalaten schadstofffrei zu machen. um auch für kommende Gene- leben, in der keine giftigen Chemikalien freigesetzt werden
giftiger Chemikalien in der Textilproduktion bis zum – Erwachsene weltweit haben es in der Hand, eine solche
für Tiere und Menschen und vor allem der hormon- 1. Januar 2020 auf null zu senken. rationen eine giftfreie Zukunft zu gewährleisten.
hemmenden Wirkung einiger Phthalate. DMF wird als Welt zu schaffen. Wenn wir alle jetzt handeln – als Sport-
fortpflanzungsgefährdend eingestuft und ist bei Als Greenpeace 2011 seine Kampagne zur Abschaffung fans, Eltern, Bürger und Verbraucher – können wir Druck
Hautkontakt gesundheitsschädlich. giftiger Chemikalien startete, sagten alle drei Marken, Steilpass an die Politik auf die großen Marken und Regierungen ausüben, den für
die in dieser Studie unter die Lupe genommen wurden, unsere Welt so dringenden Wandel einzuleiten. Vereinte
• Die meisten negativen Auswirkungen dieser Chemi- Greenpeace fordert alle Regierungen auf, dem guten Aufrufe zu giftfreier Bekleidung haben bereits zu wegwei-
zu, den Einsatz giftiger Chemikalien zu eliminieren.
kalien für Umwelt und Gesundheit des Menschen treten Beispiel von Unternehmen zu folgen, die in Sachen Detox senden Selbstverpflichtungen von 19 großen Kleider-
Bedauerlicherweise haben Adidas und Nike es bislang
hauptsächlich in den asiatischen Ländern auf, in denen vorangehen, und sich politisch dazu zu verpflichten, den herstellern und einem Lieferanten geführt, darunter solch
versäumt, ihren Worten auch glaubwürdige Taten folgen
die Schuhe, Handschuhe und T-Shirts für die Fußball-WM Einsatz aller giftigen Chemikalien innerhalb einer Genera- bekannter Marken wie H&M, Zara, Valentino und Burberry.
zu lassen. Stattdessen verstecken sich beide Marken
produziert werden, da sie dort in Flüsse und Gewässer tion auf null zu senken. Eine entsprechende Politik muss
hinter den leeren Versprechen der Gruppe „Zero Discharge Das reicht aber noch längst nicht aus. Auch Sportartikel
eingeleitet werden. Die meisten der getesteten Produkte auf dem Vorsorgeprinzip basieren und einen präventiven
of Hazardous Chemicals“ (ZDHC), die nur auf dem Papier können und müssen giftfrei sein.
wurden in China und Indonesien produziert; kleinere Ansatz verfolgen, um der Herstellung, Verwendung und
existieren.8 Und obwohl sie ihren Selbstverpflichtungen
Mengen stammen aus Vietnam, Kambodscha, Bang- Einleitung giftiger Chemikalien einen Riegel vorzuschie- Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass unsere Kinder
nicht nachgekommen sind, pflegen diese Unternehmen
ladesch, und Thailand sowie aus Argentinien, Bosnien, ben. Die Umsetzung eines solchen politischen Willens die giftfreie Zukunft bekommen, die ihnen zusteht.
öffentlich weiter ihr Image als Detox-Marken, indem sie
Georgien und der Ukraine. bedarf einer umfassenden Gesetzgebung mit kurzfristigen
6 Rote Karte für Sportmarken Rote Karte für Sportmarken 7
2. Die Fakten
Obwohl die Gefahren von giftigen Chemikalien gut doku- des Grenzwerts von 1 µg/m² in beiden Stichproben.
mentiert sind, werden diese weiterhin für verschiedene Unsere Untersuchungen zeigen, dass die Konzen-
Zwecke in der Herstellung von Textilien, Schuhen und trationen von ionischen PFC nicht nur von Produkt zu
anderen Sportartikeln oder in den Produkten selbst ein- Produkt, sondern auch in unterschiedlichen Teilen
gesetzt: NPE werden häufig als Tenside und Reinigungs- desselben Produktes stark variieren können.
mittel in der Textilverarbeitung sowie als Stabilisatoren
Folgende Ergebnisse wurden festgestellt:
und Emulgatoren in Kunststoffen verwendet. Phthalate
kommen in verschiedenen Anwendungsbereichen zum Adidas
Einsatz, z. B. als Zusätze in Plastisol-Aufdrucken auf • Die höchste Konzentration von PFOA (14,5 µg/m²) fand
Kleidung. Viele Produkte werden mit per- und poly- sich im Fußballschuh Adidas Predator, der in Indonesien
fluorierten Chemikalien behandelt, um sie wasser- und produziert und in der Schweiz verkauft wurde.
schmutzabweisend zu machen. Dimethylformamid (DMF)
• Ein PFOA-Gehalt von 6,81 µg/m² wurde im Fußball-
wird als Lösungsmittel in der Herstellung von Textilien,
schuh Adidas Adizero festgestellt, der in China produ-
Leder und Kunstleder verwendet. Obwohl es in vielen
ziert und in Südkorea verkauft wurde. 16 Paar Fußballschuhe und ein Paar Handschuhe wurden
Fällen umweltfreundlichere Alternativen gibt, werden diese
als Kinderprodukte verkauft; zehn davon wiesen einen
Chemikalien weiterhin eingesetzt. • Ein PFOA-Gehalt von 5,28 µg/m² fand sich im Fuß-
PFOA-Gehalt oberhalb des Grenzwerts von 1 µg/m2 auf
ballschuh Adidas Adizero, der in Indonesien produziert
(siehe oben); drei der getesteten Produkte überstiegen
und in China verkauft wurde.
2.1. Per- und polyfluorierte diesen Grenzwert in beiden Stichproben.
Chemikalien (PFC) Nike
Eine weitere persistente PFC, die kurzkettige Perfluor-
• Ein hoher PFOA-Gehalt (5,93 µg/m²) fand sich im
25 Produkte wurden auf per- und polyfluorierte Chemi- butansulfonsäure (PFBS), fand sich in elf Artikeln in
Fußballschuh Nike Tiempo, der in Vietnam produziert
kalien (PFC) untersucht – 21 Paar Fußballschuhe und Konzentrationen von über 1 µg/m2, u.a.:
und in Mexiko verkauft wurde. Im Fußballschuh Nike
vier Paar Handschuhe. Textilien und andere Materialien Mercurial, der in China produziert und in Chile verkauft • im Fußballschuh Adidas Adizero, der in Indonesien
von Schuhen und Handschuhen werden häufig mit wurde, konnten 6,61µg/m² PFOA nachgewiesen werden. produziert und in China verkauft wurde (14,5 µg/m2),
PFC behandelt, um sie wasser- und schmutzabweisend
zu machen. Die Produkte wurden auf zwei verschiedene Puma • im Fußballschuh Adidas Predator, der in Indonesien pro-
Arten von PFC untersucht: auf ionische PFC (z.B. PFOS • Ein hoher PFOA-Gehalt (6,41 µg/m²) fand sich im duziert und in Deutschland verkauft wurde (37,9 µg/m2),
und PFOA) und auf flüchtige PFC, die während der Fußballschuh Puma evoSpeed, der in China produziert
• im Fußballschuh Nike Mercurial, der in China produziert mit PFC behandelten Textilprodukte und nicht nur für die
Herstellung als Vorläuferstoffe eingesetzt oder erzeugt und in Deutschland verkauft wurde.
und in Deutschland verkauft wurde; hier fand sich in hier getesteten Artikel charakteristisch.12
werden, z.B. Fluortelomeralkohole (FTOH) und Fluor- Die festgestellten PFOA-Werte liegen nicht nur über den der ersten Untersuchung ein sehr hoher PFBS-Gehalt
Die Ergebnisse zeigen, dass ionische PFC bei der Her-
telomeracrylate (FTA), die zu ionischen PFC abgebaut gesetzlichen Grenzwerten für PFOS und den in Norwegen von 188,57 µg/m2 und in der zweiten Untersuchung ein
stellung von WM-Produkten von Adidas, Nike und Puma
werden können. Für die vorliegende Studie wurden zwei geltenden Grenzwerten für PFOA – sie übersteigen auch Gehalt von 7,91 µg/m2. Qualitätskontrolluntersuchungen
oft verwendet werden. Vor allem PFOA wird trotz interner
Stichproben vom Ober- bzw. Untermaterial der Schuhe den Grenzwert für PFOS von 1 µg/m², den alle drei Marken weisen darauf hin, dass die Ursache für solche unter-
Richtlinien zur Eliminierung weiter verwendet. Zudem fand
und Handschuhe genommen und auf ionische PFC in ihren Listen eingeschränkt nutzbarer Substanzen (RSL) schiedlichen Testergebnisse daran liegt, dass die PFC
sich in fast der Hälfte der getesteten Fußballschuhe (zehn
untersucht. Detaillierte Testergebnisse sowie methodische festgelegt haben;10 Adidas begrenzt zudem auch den ungleichmäßig auf den Schuhen verteilt wurden.
von 21) und in einem Paar Torwarthandschuhe die
Hinweise und Bestimmungsgrenzen sind in einem PFOA-Gehalt seiner Produkte auf 1 µg/m². Das heißt,
• im Fußballschuh Puma evoSpeed (34,1 µg/m2), der in hochgradig persistente Perfluorbutansulfonsäure (PFBS).
technischen Merkblatt veröffentlicht. dass insgesamt sechs Fußballschuhe von Adidas,
China produziert und in Deutschland verkauft wurde. Die meisten getesteten Produkte wurden in China und
• 17 von 21 Fußballschuhen enthielten ionische PFC. einschließlich der drei oben genannten Adidas-Produkte,
Indonesien produziert; kleinere Mengen stammen aus
sogar über den unternehmensinternen Grenzwerten für Die Studie weist langkettige PFC (C10 bis C14) in 13 von
Vietnam, Kambodscha, Bangladesch und Thailand sowie
• Das Textilobermaterial von 13 Produkten wies einen PFOA liegen; Nike und Puma haben in ihren RSL keinen 21 getesteten Fußballschuhen nach, zum Teil in Konzen-
aus Argentinien, Bosnien, Georgien und der Ukraine. Ein
PFOA-Gehalt auf, der oberhalb des EU-Grenzwertes Grenzwert für PFOA festgelegt. trationen von über 1 µg/m². Einige dieser Chemikalien
Großteil der umweltschädigenden Auswirkungen dieser
von 1 µg/m² für PFOS in Textilien lag, ab dem der wurden unter der EG-Verordnung REACH als besonders
In zwei von vier Paar Torwarthandschuhen waren ionische Chemikalien treten in den hauptsächlich asiatischen
Verkauf und die Verwendung seit 2008 innerhalb der EU besorgniserregende Substanzen (SVHC) eingestuft.
PFC enthalten. Der Torwarthandschuh Adidas Predator Ländern auf, in denen die Produkte produziert werden, da
in bestimmten Fällen verboten ist. PFOA ist eng mit
hatte einen PFOA-Gehalt von 1,96 µg/m². Dieser liegt Es sei darauf hingewiesen, dass Untersuchungen im Rah- sie dort in Flüsse und Gewässer eingeleitet werden. Alle
PFOS verwandt und besitzt ähnliche Gefährdungs-
sowohl über dem gesetzlich festgelegten Grenzwert für men einer aktuellen Studie von Greenpeace Ostasien11 Fußballschuhe wurden in Südostasien produziert (neun
merkmale. In Norwegen wird der Verkauf von Textilien
PFOS als auch über dem internen PFOA-Grenzwert von gezeigt haben, dass die Konzentrationen von ionischen in China, acht in Indonesien, zwei in Vietnam und ein Paar
mit einem PFOA-Gehalt von über 1 µg/m² ab Juni 2014
Adidas (siehe oben). Der Torwarthandschuh Nike Grip3 PFC nicht nur von Produkt zu Produkt, sondern auch in in Kambodscha), mit Ausnahme eines Paares, das in
verboten sein (siehe Infokasten 1). Drei der getesteten
enthielt 2,17 µg/m²; im Torwarthandschuh Puma evoPower verschiedenen Teilen desselben Produktes stark variieren Bosnien hergestellt und in Russland verkauft wurde.
Produkte enthielten PFOA in Konzentrationen oberhalb
wurden keine PFC festgestellt. können. Diese Unterschiede sind wahrscheinlich für alle
8 Rote Karte für Sportmarken Rote Karte für Sportmarken 9
Info 1 Per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC)13
Per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) Perfluoroctansulfonat (PFOS), wurde im
kommen z.B. wegen ihrer schmutz- und Rahmen des Stockholmer Übereinkom-
wasserabweisenden Eigenschaften in mens als persistenter organischer Schad-
WELTWEIT ARKTIS FEUERLAND ALPEN DEUTSCHLAND BAIKALSEE CHINA vielen industriellen Verfahren und Kon- stoff (POP) eingestuft. Das Stockholmer
Flüchtige PFC In der Leber von Im Dung von Schneeproben aus In zwei deutschen PFC wurden in der Greenpeace hat sumgütern, darunter in Textil- und Leder- Übereinkommen ist eine internationale
(FTOH) werden welt- Eisbären findet sich Eselspinguinen den italienischen Outdoor-Geschäften Leber und im Blut Karpfen und Welse –
weit in Luft und PFC (PFOA). Die wurden PFC Alpen enthalten war die Konzentra- von Baikalrobben in China beliebte
produkten, zum Einsatz. Ein bekanntes Übereinkunft über völkerrechtlich bin-
Haustaub in Innen- Tiere nehmen die (Perfluorcarbon- PFC: vor allem PFBA tion an flüchtigen nachgewiesen. Speisefische – aus Beispiel ist das Polymer PTFE, das unter dende Verbots- und Beschränkungsmaß-
räumen nachge- Schadstoffe vor säuren und PFOS) und PFOA. Die PFC (FTOH) stark Junge Robben sind dem Yangtse testen dem Handelsnamen Teflon als Antihaft- nahmen für die Produktion und den Ein-
wiesen. allem über die gemessen. Schadstoffe werden erhöht. Greenpeace- stärker belastet als lassen: sie enthielten Beschichtung für Kochgeschirr vermark- satz von PFOS.14 Der Verkauf und Einsatz
Nahrung auf. über Luftströmungen Tests zeigen, dass erwachsene. PFOS und andere
in abgelegene Outdoor-Produkte PFC.
tet, aber nicht für Textilien verwendet von PFOS ist in der EU seit 2008 für be-
Gebiete getragen. FTOH ausdünsten. wird. stimmte Zwecke verboten. Für Textilien
Viele PFC, vor allem ionische PFC wie wurde ein Grenzwert für PFOS von 1 µg/
PFOS und PFOA, sind hochgradig persi- m² festgelegt.15 Für andere PFC hingegen
stent und bauen sich nach Freisetzung in gibt es derzeit keine Grenzwerte, obwohl
die Umwelt nur schwer ab, weshalb sie es begründete Sorgen hinsichtlich ihrer
selbst in entlegenen Regionen der Erde Gefährdungsmerkmale gibt und sie in Tex-
nachgewiesen werden können. Ionische tilien in der Regel in wesentlich höheren
PFC sind aufgrund ihrer bioakkumula- Konzentrationen enthalten sind.
tiven Eigenschaften in einer Vielzahl von Norwegen ist das erste Land, in dem der
Wasser- und Landlebewesen sowie beim Verkauf von Textilien mit einem PFOA-Ge-
USA CHINA/ Menschen in der breiten Bevölkerung vie- halt von über 1 µg/m² ab Juni 2014 verbo-
Flüsse und Fluss- AUSTRALIEN ler Länder der Welt im Blut und in der ten sein wird. Zudem wurden bestimmte
sedimente im US- PFC haben Wissen-
Bundesstaat Georgia Muttermilch festgestellt worden. Studien PFC kürzlich auf eine Liste prioritärer Che-
schaftler im Trink-
enthalten PFC wasser in Shanghai, belegen, dass PFC wie PFOS und PFOA mikalien gesetzt, was bedeutet, dass de-
(Perfluorcarbon- China und in das Hormonsystem in der Entwicklungs- ren Freisetzung in die Umwelt bis 2020 eli-
säuren und PFOS). Australien nach- phase und im Erwachsenenalter stören miniert oder erheblich reduziert werden
gewiesen.
können, mit negativen Auswirkungen auf muss.16 Norwegen und alle anderen Län-
die Fortpflanzungsorgane und das Im- der sollten die Abschaffung von PFOA
munsystem. Zudem wurden sie in Tier- (und die Gruppe der PFC insgesamt) ab
PFC auf der versuchen als potenziell krebserregend
erkannt.
wesentlich geringeren Mengen durchset-
zen und dafür die jeweils beste moderne
ganzen Welt Flüchtige PFC wie Fluortelomeralkohole Testtechnologie einsetzen. Darüber hinaus
SÜDAFRIKA/ (FTOH) werden weithin als Vorgänger- wurden PFOA und vier weitere langkettige
Umwelt- und gesundheitsschädliche per- stoffe in verschiedenen Produktionsver- PFC innerhalb der EU im Rahmen der RE-
und polyfluorierte Chemikalien sind auf ANTARKTIS
Flüchtige PFC wie fahren eingesetzt. FTOH können im Kör- ACH-Verordnung als besonders besorg-
der ganzen Welt nachweisbar. Sie werden per oder in der Atmosphäre zu ionischen niserregende Stoffe (SVHC) eingestuft.17
FTOH werden
auch in der Textilproduktion eingesetzt, überall auf der Welt PFC (z.B. PFOA) umgewandelt und zu-
um Kleidung schmutz- und wasserab- nachgewiesen, etwa dem auch selbst schädliche Auswir-
weisend zu machen. in der Luft vor
Afrikas Küsten wie kungen haben.
bei Kapstadt und in
der Antarktisregion.
www.greenpeace.de/detox
10 Rote Karte für Sportmarken Rote Karte für Sportmarken 11
2.2. Nonylphenolethoxylate von insgesamt 63 000 mg/kg auf, davon 62 000 mg/kg Kinder unter 3 Jahren gelten.26 Die Puma-Handschuhe
Diethylhexylphthalat (DEHP). Dieser hohe Phthalat- und das Adidas-Shirt, das in Argentinien gekauft wurde
Nonylphenolethoxylate (NPE) werden weiterhin von vielen • Zwei der vier Torwarthandschuhe enthielten NPE, wobei Gehalt (6 %) lässt darauf schließen, dass diese absicht- hatten solch einen Phthalat-Gehalt von über 0,1 Prozent.
Textilherstellern eingesetzt. Dort, wo NPE in der Produk- die Handschuhe von Adidas 27 mg/kg und die Puma- lich als Weichmacher eingesetzt wurden. In diesem
tion verwendet werden, kann die Menge an Rückständen Handschuhe 76 mg/kg aufwiesen. Phthalate wurden in den meisten getesteten Produkten
Fall handelt es sich um einen Torwarthandschuh für
im Endprodukt durch die eingesetzten Produktions- mit Werten unter 0,1 Prozent nachgewiesen, was wahr-
• Der offizielle Spielball der Fußball-WM 2014 von Adidas, Erwachsene. Dennoch zum Vergleich: Der Einsatz
verfahren beeinflusst werden, etwa durch die Häufigkeit scheinlich eher daran liegt, dass sie nach der Produktion
der in China produziert und in Deutschland verkauft bestimmter Phthalate, einschließlich von DEHP, ist für
des Waschens, wodurch die NPE an den Produktions- in Kontakt mit phthalathaltigen Materialien (z.B. Ver-
wurde, enthielt 20 mg/kg NPE. Kinderspielzeug und Babyartikel innerhalb der EU
standorten ins Abwasser eingeleitet werden. NPE- packung) kamen, anstatt dass Phthalate absichtlich als
verboten (ab einem Grenzwert von 0,1 Gewichtsprozent
Rückstände in einem Endprodukt werden auch dann • Eins der sieben getesteten T-Shirts enthielt NPE Weichmacher eingesetzt wurden. Daher ist es zwingend
bzw. 1 000 mg/kg). Zudem liegen die gemessenen
freigesetzt, wenn der Artikel vom Verbraucher gewaschen (2,1mg/kg); das Shirt ist von Adidas und stammt aus erforderlich, dass der Einsatz aller Phthalate in der
Werte deutlich oberhalb der Grenzwerte, die Adidas und
wird18. Mexiko. In früheren Untersuchungen konnten NPE gesamten Herstellungs- und Lieferkette abgeschafft wird,
Puma in ihren eigenen Listen eingeschränkt nutzbarer
in rund zwei Drittel der getesteten Textilprodukte um den Gehalt dieser giftigen Chemikalien in Produkten
• 16 von 21 Fußballschuhen wiesen einen NPE-Gehalt Substanzen für Phthalate festgelegt haben.24
nachgewiesen werden. und ihre Freisetzung in die Umwelt schrittweise
von 1,2 bis 40 mg/kg auf (LOQ 1 mg/kg). Meldungen in dem europäischen Schnellwarnsystem für abzubauen.
gefährliche Produkte (RAPEX)25 zeigen, dass eingeführte
Innerhalb der Europäischen Union wurden bestimmte
Kinderbekleidung und -schuhe von europäischen Zoll-
Info 2 Nonylphenolethoxylate/Nonylphenole (NPE/NP) 19 Phthalate (darunter DEHP, DBP, DiBP und BBP) nach den
kontrolleuren abgewiesen oder von den Unternehmen
Bestimmungen der REACH-Verordnung als besonders
Nonylphenolethoxylate (NPE) bezeichnen von Fabriken eingeleitet werden. Zudem ausgearbeitet.22 Darüber hinaus stehen freiwillig zurückgerufen wurden, wenn ihr Phthalat-Gehalt
besorgniserregende Stoffe (SVHC) eingestuft.36
eine Gruppe künstlich hergestellter Che- werden die NPE-Rückstände in den NP und NPE auf der Liste vorrangiger über 0,1 Prozent lag, auch wenn diese Produkte gegen
mikalien, die sehr häufig als Tenside in der Endprodukten beim Waschen heraus- Substanzen, die das chinesische Umwelt- keines der Gesetze verstoßen, die in der EU in Bezug auf
Textilherstellung und als Weichmacher gespült und gelangen so in die öffentlichen ministerium kürzlich herausgegeben hat.
und Emulgatoren in Kunststoffen verwen- Abwassersysteme der Länder, in denen Das bedeutet, dass Fabriken, die diese
det werden. In der Umwelt bauen sich die Produkte verkauft werden. Chemikalien produzieren oder benutzen,
NPE zu Nonylphenolen (NP) ab; diese sind Seit 2005 gelten in der EU bestimmte Be- bei den lokalen Umweltbehörden ge-
Info 3 Phthalate27
toxisch, persistent, bioakkumulativ und schränkungen für den industriellen Einsatz meldet sein müssen und ihre Daten dazu Phthalate werden hauptsächlich als negative Auswirkungen auf die weibliche und jüngst in China erlassen, dort treten
können das Hormonsystem stören. NP von NPE;20 ähnliche Beschränkungen gel- offenlegen und der Öffentlichkeit zugän- Weichmacher in Kunststoffen wie Weich- Fortpflanzungsfähigkeit hat.29 sie im Juni 2014 in Kraft.Im Juli 2013
reichern sich nachweislich im Organismus ten auch in den USA und Kanada.21 Ob- gig machen müssen.23 NP/NPE sind in PVC eingesetzt. Da Phthalate keine Aktuell gibt es in keinem der Länder, in war der Welthandelsorganisation (WTO)
vieler Lebewesen an. Der Gehalt von NPE wohl es in der EU derzeit kein Gesetz gibt, China außerdem als gefährliche Chemi- chemische Bindung mit dem Kunststoff denen die 33 getesteten Produkte gekauft ein neuer chinesischer Standard für die
in Endprodukten zeigt, dass diese wäh- das den Verkauf von Textilien mit NPE- kalien gelistet und wurden im zwölften eingehen, gelangen sie während der wurden, ein Gesetz, das den Verkauf von Sicherheit von Kinderspielzeug mitgeteilt
rend der Herstellung eingesetzt wurden. Rückständen beschränkt, werden derzeit 5-Jahres-Plan zur Prävention und Kon- Verwendung des Produktes und nach phthalathaltiger Kleidung beschränkt.30 worden, der auch ein Anwendungsverbot
Dieser Einsatz hat wahrscheinlich zur Fol- auf Vorschlag der schwedischen Chemie- trolle der Umweltrisiken von Chemikalien dessen Entsorgung in die Umwelt. Das wahrscheinlich bekannteste Gesetz für sechs Phthalate beinhaltet.32
ge, dass NPE und NP in die Abwässer behörde entsprechende Maßnahmen berücksichtigt. Phthalate finden sich häufig in Innenbe- zu Phthalaten ist das europaweite Verbot Die Definition von „Babyartikeln“ in diesen
reichen, etwa in der Luft oder im Staub. der Verwendung von sechs Phthalaten Gesetzen umfasst keine Kleidungsstücke.33
Zudem sind sie häufig in menschlichem in Kinderspielzeug und Babyartikeln. Es In China wurde jedoch ein Gesetzes-
2.3 Phthalate Gewebe zu finden; dabei sind die berich- wurde 1999 zuerst als Notfallmaßnahme entwurf eingebracht, der das Vorkommen
teten aufgenommenen Mengen bei Kin- vereinbart und 2005 dauerhaft eingeführt. von sechs Phthalaten (einschließlich DEHP
Alle Produkte dieser Studie wurden auf Phthalate unter- wurden. Das Shirt mit dem Aufdruck wurde in einem dern erheblich höher. Es besteht der Verboten ist die Verwendung bestimmter und DINP) in Konzentrationen von über
sucht, die weithin als Weichmacher in Kunststoffen Adidas-Geschäft gekauft. In insgesamt vier der sieben begründete Verdacht, dass Phthalate für Phthalate (einschließlich DEHP) in allen 0,1 Gewichtsprozent (1 000 mg/kg) in Klei-
verwendet werden und als Schadstoffe häufig in indus- getesteten T-Shirts fanden sich Phthalate (LOQ: 3mg/kg). Tiere und Menschen toxisch und hor- Kinderspielzeugen und Babyartikeln, die dung für Babys und Kleinkinder (unter
triellen Verfahren und der Umwelt vorkommen. monstörend wirken. So ist bekannt, dass innerhalb der EU verkauft werden (ab 3 Jahren) verbieten soll.34 Eine weitere
Phthalate wurden in allen Fußballschuhen nachgewiesen.
• Der höchste Phthalat-Gehalt dieser Studie fand sich
sich beispielsweise DEHP, eines der einem Grenzwert von 0,1 Gewichtsprozent Ausnahme ist Südkorea, wo das Verbot
• Die beiden Fußballschuhe mit den höchsten Phthalat- am häufigsten verwendeten Phthalate, bzw. 1 000 mg/kg). Auch der Einsatz an- von sechs Phthalaten in Kinderspielzeug
im Plastisol-Aufdruck eines Adidas-Shirts, das in
Gehalten waren Produkte von Adidas, mit 150 mg/kg schädlich auf die Fortpflanzung bei derer Phthalate (einschließlich DINP) in und Babyartikeln auch für Kleidung für
Argentinien produziert und verkauft wurde. Es enthielt
und 124 mg/kg. Säugetieren auswirkt, die Entwicklung Artikeln, die Kinder in den Mund stecken Kinder unter zwei Jahren gilt.35
insgesamt 153 000 mg/kg, davon 110 000 mg/kg
Diisononylphthalat (DINP) und 37 000 mg/kg Dibutyl-
der Hoden im frühen Kindesalter beein- können, ist verboten. Ähnliche Gesetze
• Drei von vier Torwarthandschuhen enthielten Phthalate.
phthalat (DBP). Ein dermaßen hoher Phthalat-Gehalt
trächtigen kann28 und darüber hinaus wurden in anderen Ländern wie den USA31
• Auch die Puma-Handschuhe, die in der Ukraine pro-
(15 % des getesteten Produktes) lässt darauf schließen,
duziert und in Italien verkauft wurden, wiesen in der
dass diese bewusst als Weichmacher eingesetzt
Handgelenksbandage einen sehr hohen Phthalat-Gehalt
12 Rote Karte für Sportmarken Rote Karte für Sportmarken 13
3. Sauberes Spiel – Platzverweis
für gefährliche Chemikalien
2.4. Dimethylformamid (DMF) einen Rekordumsatz durch den Verkauf von Fußball-
produkten in Höhe von zwei Milliarden Euro an.55 2012 lag
Alle Fußballschuhe und der Ball wurden auf Dimethyl- • DMF-Konzentrationen von über 50 mg/kg fanden sich in der Umsatz bei 1,7 Milliarden Euro.56
formamid (DMF) untersucht. DMF wird als Lösungsmittel sechs Fußballschuhen von Nike, fünf Schuhen von
in Textilien, Leder und Kunststoff verwendet. Obwohl Adidas und den Schuhen von Puma. Nike ist Marktführer für den gesamten Sportartikelmarkt.
der DMF-Gehalt in Schuhen und Textilien innerhalb der EU Auch der Anteil des Unternehmens am Markt für WM-
• Ein Kontaminationsmuster konnte nicht festgestellt Produkte ist in den letzten Jahren gestiegen; tatsächlich
und in Deutschland gesetzlich streng geregelt ist, wird
werden, da die Konzentrationen von Produkt zu Produkt glaubt Nike-Manager Trevor Edwards, dass „wir die
es in Südasien noch weithin eingesetzt und kann deshalb
derselben Marke und selbst innerhalb desselben Nummer 1 im Fußball sind“. Für das Finale der diesjähri-
auch in Produkten enthalten sein, die in die EU importiert
Modells sehr unterschiedlich waren. gen Fußball-WM wird Nike zehn Teams ausstatten:
werden.
Die Ergebnisse zeigen, dass DMF weithin in der Herstel- Australien, Brasilien, England, Frankreich, Griechenland,
• Alle 21 Fußballschuhe wurden positiv auf DMF getestet. Holland, Kroatien, Portugal, Südkorea und die USA. Nach
lung von WM-Produkten aller drei Marken eingesetzt wird.
• 19 von 21 Fußballschuhen wiesen einen DMF-Gehalt Fast alle Fußballschuhe wurden in Südasien produziert Angaben von Nike beläuft sich der Wert seiner Fußball-
oberhalb des Grenzwerts von 10 mg/kg auf, den der (neun in China, acht in Indonesien, zwei in Vietnam und sparte auf rund zwei Milliarden Dollar.57
deutsche Ausschuss für Gefahrstoffe und das ein Paar in Kambodscha), mit Ausnahme eines Paares, Puma stattet ebenfalls acht WM-Teilnehmer-Nationen
Umweltzeichen Blauer Engel für bestimmte Produkte das in Bosnien hergestellt und in Russland gekauft wurde. aus, darunter Italien, die Schweiz und vier afrikanische
festgelegt hat (siehe Infokasten 4). Mannschaften.58
Info 4 N,N-dimethylformamid – DMF Giftige Chemikalien in Produkten von
Dimethylformamid (DMF) wird als Lösungs- Zudem wurde beobachtet, dass schon hat, die eine Gefahr für die menschliche
Adidas, Nike und Puma – ein Rückblick
mittel in der Herstellung polyurethan- eine kurzfristige Exposition mit DMF bei Gesundheit darstellen können. Nach In früheren Greenpeace-Studien wurden zahlreiche
beschichteter Textilien wie Kunstleder, Tieren und Menschen zu einer Leber- Aufnahme auf diese Liste können Unter- Produkte von Adidas, Nike und Puma sowie anderer
Regen- und Schutzbekleidung oder Schu- schädigung führt. Eine langfristige beruf- nehmen innerhalb einer Frist einen Zulas- Sport- und Modemarken unter die Lupe genommen. In
hen verwendet. Es dient auch als Lö- liche DMF-Exposition durch Inhalation sungsantrag stellen. Falls ein solcher allen diesen Studien, von 2011 bis heute, wurden in
sungsmittel in der Herstellung von Synthe- führte bei Arbeitern zu negativen Auswir- Antrag gestellt wird, findet zugleich eine Produkten aller drei Marken zahlreiche giftige Chemikalien
tikfasern.37 DMF wird als fortpflanzungs- kungen auf die Leber und zu Verdauungs- öffentliche Konsultation in Bezug auf festgestellt. Dabei wurden viele verschiedene Arten von
gefährdend (kann das ungeborene Kind störungen.41 DMF gilt als eine der am Alternativ- und Ersatzstoffe statt. DMF Produkten getestet, von T-Shirts und Trainingsanzügen
schädigen), akut toxisch und gesundheits- häufigsten vorkommenden Chemikalien in wurde auf mehrere andere Regulierungs-
Das große Geschäft der
über Badebekleidung bis hin zu Oberbekleidung – für
schädlich bei Hautkontakt eingestuft.38 Industrieabwässern aus der Herstellung listen aufgenommen, u.a. auf die Liste Sportmarken mit Fußball und WM Kinder und Erwachsene.
Der deutsche Ausschuss für Gefahrstoffe von Polyurethanprodukten und Acryl- prioritärer Stoffe der schwedischen Der Verkauf von T-Shirts und Trikots, Fußballschuhen
In all diesen Studien wurden die getesteten Produkte auf
(AFG) bezeichnet DMF als eine Substanz, fasern.42 Chemiebehörde,45 auf die Liste uner- und Zubehör zur Fußball-WM ist ein Milliardengeschäft,
NP/NPE analysiert. In späteren Untersuchungen kam ein
„bei denen eine gesundheitsschädigende In der EU steht DMF aufgrund seiner Ein- wünschter Stoffe der dänischen Umwelt- das jedes Jahr über fünf Milliarden US-Dollar (um-
breites Spektrum anderer Chemikalien hinzu – zunächst
Wirkung durch die Aufnahme über die stufung als fortpflanzungsgefährdend auf schutzbehörde46 und auf die Liste der gerechnet rund 3,6 Mrd. Euro) einbringt. Die beiden
per- und polyfluorierte Chemikalien und Phthalate,
Haut erfahrungsgemäß zu unterstellen der Kandidatenliste der besonders be- extrem gefährlichen Stoffe der US- Top-Marken – Adidas und Nike – verfügen gemeinsam
schließlich Antimon in Polyester und zinnorganische
ist“.39 Die Substanz kann außerdem als sorgniserregenden Stoffe nach REACH.43 Umweltschutzbehörde.47,48 Der deutsche über einen 80-prozentigen Anteil am Markt für Fußball-
Verbindungen.
Träger anderer giftiger Substanzen die- Im Februar 2014 empfahl die ECHA die Ausschuss für Gefahrstoffe legte einen produkte.51 Für 2014 rechnet man mit einem Rekord-
nen. Das heißt, giftige Substanzen, die Aufnahme von DMF in das Verzeichnis der DMF-Grenzwert von 10 mg/kg für Schutz- umsatz.52 Die in Tabelle 2 zusammengefassten Ergebnisse zeigen,
selbst nicht oder nur schwer über die Haut zulassungspflichtigen Stoffe,44 weil es handschuhe fest.49,50 Derselbe Grenzwert dass in über der Hälfte der getesteten Produkte jeder
aufgenommen werden, können in Verbin- in großen Mengen eingesetzt wird und wurde vom Umweltzeichen Blauer Engel Adidas, der offizielle Sponsor der Fußball-Weltmeister-
Marke giftige Chemikalien enthalten waren und dass sich
dung mit DMF in die Haut gelangen.40 vielfältige Anwendungsmöglichkeiten für die Verwendung von DMF in Schuhen schaft, hält von jeher eine Vormachtstellung auf den
die Ergebnisse einzelner Studien nicht wesentlich
und Schutzhandschuhen bestimmt. Fußballplätzen dieser Welt. Laut Vorstandschef Herbert
voneinander unterschieden.
Hainer wird Adidas auch im Finale in Brasilien eine
„vorherrschende Rolle“ spielen und acht Teams sponsern,
darunter Titelverteidiger Spanien, Argentinien, Kolumbien,
Deutschland, Japan, Mexiko, Nigeria und Russland.53
Adidas rechnet durch die WM 2014 mit einem Reingewinn
von 830 bis 930 Millionen Euro (nach insgesamt rück-
läufigem Umsatz im letzten Jahr)54 und strebt für 2014
14 Rote Karte für Sportmarken Rote Karte für Sportmarken 15
Antimon in Zinnorganische
Greenpeac-Studie Marke Produkte AP/APE Ionische PFC Flüchtige PFC Phthalate Polyester Verbindungen
Tabelle 2 Ergebnisse der Analysen
von Adidas-, Nike- und Puma-
Schmutzige Wäsche: Polo-Shirt, Dress,
Produkten aus Greenpeace-Studien
2011–2013
Zum Trocknen aufgehängt59 2 Fußballshirts,
2 Trainingshosen,
T-Shirt, Trainingsjacke,
Sweatshirt
6 T-Shirts, Trainings-
jacke, Polo-Shirt,
Sportshirt, Tank-Top
4 T-Shirts, Fußballshirt,
Sport-Shorts,
Trainingsjacke,
Fußballshirt, Sportshirt
Chemie für jedes Wetter60 Terrex Feather Jacke
(für Frauen)
Bademoden mit Badeanzug
gefährlichen Chemikalien
belastet61
Badeanzug
Badehose
Badehose
Chemie für Gipfelstürmer62 TX GTX ActS j
(Jacke)
Kleine Monster Set Hose & Pullover,
im Kleiderschrank63 4 T-Shirts, Jacke,
Schuhe, Fußballshirt,
Badebekleidung, Top,
Badeanzug
Jacke, 5 T-Shirts,
Schuhe, Lauf-Top,
Windjacke
2 x Schuhe,
Fußballshirt,
3 T-Shirts
T-Shirts, Torwarthandschuhe, Fußballschuhe oder Fußball (Rot = enthält gefährliche Chemikalien)
16 Rote Karte für Sportmarken Rote Karte für Sportmarken 17
Detox-Zusagen von Unternehmen Die großen Akteure
Diese neue Greenpeace-Studie bestätigt, dass bei der Puma ist einer dieser Trendsetter und hat mit der müssen das Spiel bestimmen!
Herstellung von Produkten großer Sportmarken weiterhin Umsetzung eines glaubwürdigen Aktionsplans begonnen, Die Detox-Verpflichtung – also die Eliminierung aller ihrer Lieferanten auf der weltweiten Online-Plattform
verschiedene giftige Chemikalien eingesetzt werden um seine Zusagen einzuhalten. Die Ergebnisse dieses giftigen Chemikalien bis spätestens zum 1. Januar 2020 IPE Daten über die Einleitung giftiger Chemikalien
– darunter PFC, NPE und Phthalate. Erstmals wurde auch Berichts zeigen jedoch eindeutig, dass auch Puma noch – ist ein Ziel, das notwendigerweise ehrgeizig ist, um veröffentlichen.70
der weitverbreitete Einsatz von DMF nachgewiesen. Die jede Menge zu tun hat. Anders als Puma haben jedoch der Dringlichkeit des Problems gerecht zu werden.
Verwendung dieser giftigen Chemikalien in der Produktion weder Adidas noch Nike – trotz ihrer Detox-Zusagen und Gemeinden, in denen sich Textilfabriken befinden, und die
Außerdem ist es erreichbar, sofern Unternehmen ange-
von Sportbekleidung wie Fußballschuhen, Torwarthand- Firmenwerbung als Detox-Marken – einen effektiven Plan breite Öffentlichkeit haben inzwischen damit begonnen,
messene Zusagen machen und bei deren Umsetzung
schuhen und T-Shirts zur Fußball-WM 2014 hat zur Folge, aufgestellt, um giftige Chemikalien aus ihren Lieferketten ihr Recht auf Informationen über die Verschmutzung
keine Kompromisse eingehen.
dass diese Schadstoffe in den Produktionsländern in und Produkten zu verbannen. durch Textilfabriken geltend zu machen. Gemeinsam mit
Flüsse und Gewässer eingeleitet werden und während Als Folge der Maßnahmen, die einige Unternehmen Informationen über den aktuellen Gehalt giftiger Chemi-
Obwohl Adidas und Nike bereits vor zwei Jahren eine ergriffen haben, um ihre Lieferketten zur entgiften, haben kalien in bestimmten Produkten – z.B. die Ergebnisse
ihrer Verwendung auch in den Ländern freigesetzt werden,
Entgiftung ihrer Kleidung zugesagt haben, gibt es keine bereits einige wesentliche Veränderungen stattgefunden. dieser Untersuchung – ist dies der Ausgangspunkt für die
in denen sie verkauft werden.
ausreichenden Belege dafür, dass sie auch in der Praxis So ist das öffentliche Recht auf Informationen über die schrittweise Senkung und Eliminierung giftiger Schad-
All das ist ein eindeutiger Beweis dafür, dass trotz Jahr- glaubwürdige Maßnahmen ergreifen. Beide Unternehmen Einleitung giftiger Chemikalien in die Umwelt durch stoffe in Gewässern und Konsumgütern.
zehnten der Regulierung und Initiativen der Unternehmens- haben es wiederholt abgelehnt, Verantwortung zu tra- einzelne Fabriken der Lieferkette von Marken Realität
verantwortung in den Lieferketten namhafter Marken gen und Maßnahmen zu ergreifen, um die identifizierten Im Falle von Adidas und Nike fehlt dieses Maß an Trans-
geworden. Vor dem Start der Detox-Kampagne war dies
noch immer giftige Chemikalien eingesetzt werden giftigen Chemikalien aus dem Verkehr zu ziehen und parenz über die Verwendung und Einleitung giftiger
kontinuierlich von einzelnen Akteuren der Textilbranche
– darunter auch die elf prioritären Gruppen, die Green- die Öffentlichkeit transparent mit glaubwürdigen Infor- Chemikalien in die Umwelt jedoch völlig, obwohl es einen
abgelehnt und als nahezu unmöglich dargestellt worden.
peace für die Textilindustrie identifiziert hat64. Rückstände mationen zu versorgen. Anstatt das öffentliche „Recht auf wichtigen Schritt hin zur Entgiftung ihrer Kleidung darstellt.
Inzwischen haben mehrere Unternehmen – darunter
von giftigen Chemikalien lassen sich in einer Vielzahl Informationen“ über die chemische Verschmutzung Mango, Fast Retailing (Uniqlo), Inditex, H&M, Benetton,
von Textilien sowie in Schuhen und Sportartikeln nach- durch ihre Lieferanten aktiv zu unterstützen, ziehen diese Valentino, G-Star, M&S, Limited Brands, C&A, Puma,
weisen. Selbst in Ländern, in denen der Einsatz gif- Unternehmen es vor, sich hinter einem Schutzschild Coop, Canepa und Esprit – dafür gesorgt, dass manche
tiger Chemikalien reguliert wird, sorgen vermeintlich kollektiver Tatenlosigkeit zu verbergen – der ZDHC-
„akzeptable“ Grenzwerte dafür, dass diese Chemikalien Gruppe.65 Diese Gruppe hat bislang nichts weiter unter-
aus verschiedenen Quellen – von der Herstellung bis nommen, als verschiedene Instrumente und Verfahren
zum Endprodukt – in die Umwelt gelangen. Manche einzuführen und Pilotstudien durchzuführen. Adidas und Info 5 Bestandteile eines effektiven Detox-Plans
dieser Chemikalien haben sich im Laufe der Jahre in der Nike missbrauchen ihre öffentlichen Zusagen als PR-
Ein effektiver, glaubwürdiger Ver- Vorkommens in Endprodukten. Eine Ver- punkten: Die Veröffentlichung von Infor-
Umwelt oder im Organismus von Tieren und Menschen Kampagnen, anstatt die Maßnahmen zu ergreifen, die
pflichtungs- und Aktionsplan – mit pflichtung auf diese Prinzipien schafft den mationen über die Einleitung giftiger
angereichert. dringend erforderlich sind, um einen glaubwürdigen
dem Ziel, die Freisetzung giftiger Chemi- erforderlichen Rahmen, um den Einsatz Chemikalien durch Lieferantenfabriken,
Fortschritt hin zu einer tatsächlichen Abschaffung giftiger
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass sowohl kalien bis 2020 auf null zu senken – um- giftiger Chemikalien schrittweise auf null vor allem an die lokale/nationale Bevöl-
Chemikalien zu erzielen.
Unternehmen als auch Regierungen umfassende Pläne fasst Verpflichtungen und Handlungen zu senken. kerung (z.B. durch glaubwürdige Infor-
aufstellen müssen, wie giftige Chemikalien – auch die Beispielsweise erkennen weder Adidas noch Nike an, auf Basis der folgenden drei Punkte: Um den Einsatz giftiger Chemikalien in der mationsplattformen74).
in Textilien, Schuhen und Sportartikeln – aus dem Verkehr dass es überhaupt notwendig ist, alle PFC zu verbannen. • Grundprinzipien Textilindustrie effektiv zu eliminieren und • Die Verpflichtung zur Eliminierung der
gezogen werden können, um zu verhindern, dass Als Mitglieder der ZDHC-Gruppe haben sie sich auf • Transparenz das Problem der Verschmutzung unserer elf prioritären chemischen Gruppen in-
Konsumgüter durch chemische Rückstände belastet das begrenzte gemeinsame Ziel verpflichtet, langkettige • Eliminierung. Gewässer durch giftige Chemikalien zu nerhalb einer angemessenen Frist sowie
und die Umwelt durch Einleitungen giftiger Chemikalien PFC bis Januar 2015 stufenweise aus dem Verkehr zu Ein angemessener Ansatz ist notwendi- lösen, sind von Seiten der Unternehmen die Festlegung klarer und glaubwürdiger
verschmutzt werden. Einige Unternehmen stellen sich ziehen.66 Puma hat einzeln zugesagt, langkettige PFC gerweise gefahrenbasiert und umfas- folgende Schritte erforderlich: Zwischenziele für die Abschaffung
dieser Detox-Herausforderung und gehen mit gutem bis 2015 zu eliminieren.67 Außerdem umfasst das Test- send. Ausreichend genau definiert werden • Eine glaubwürdige Selbstverpflichtung, gefährlicher Chemikalien anderer Stoff-
Beispiel voran. verfahren von Puma alle perfluorierten Chemikalien. müssen: das Vorsorgeprinzip71, Null- den Einsatz aller giftigen Chemikalien gruppen. Schließlich die Einführung
In einem ersten Schritt konzentriert Puma sich auf die am Einleitung giftiger Chemikalien, Unter- in der globalen Lieferkette und in allen ungefährlicher Chemie zum frühestmög-
häufigsten eingesetzten Chemikalien PFOA/PFOS. nehmensverantwortung72 und das öffent- Produkten bis zum 1. Januar 2020 lichen konkreten Zeitpunkt: Verantwor-
Zugleich erkennt das Unternehmen jedoch an, dass im liche Recht auf Informationen73 über schrittweise zu eliminieren. tungsbewusste Unternehmen handeln
Sinne des Vorsorgeprinzips alle PFC durch nicht-fluorierte die Verwendung und Freisetzung gefähr- • In den Monaten nach einer Zusage jetzt und warten nicht bis zum 31. De-
Alternativen ersetzt werden müssen“.68 Auf subsport.org licher Chemikalien innerhalb der Liefer- und anschließend zu regelmäßigen (min- zember 2019, um ihren Einsatz gefähr-
hat Puma zudem eine Fallstudie über den Ersatz von kette eines Unternehmens und ihres destens jährlich) und relevanten Zeit- licher Chemikalien auf null zu senken!
perfluorierten Chemikalien durch unschädliche Substan-
zen veröffentlicht.69
18 Rote Karte für Sportmarken Rote Karte für Sportmarken 19Der politische Wille zur Abschaffung Das Detox-Team braucht Starspieler Wichtigste Produkte
giftiger Chemikalien zählt Seit dem Start der Detox-Kampagne von Greenpeace
Analog zu den glaubwürdigen Handlungen von Unter- vor zwei Jahren haben Detox-Trendsetter damit begonnen,
nehmen muss auch die Politik glaubwürdige Gesetze die Daten über die Einleitung giftiger Chemikalien von
erlassen, um den Ball am Rollen zu halten und eine starke vielen ihrer Fabriken zu veröffentlichen. Das ist ein erfolg-
Botschaft an die Textilindustrie und andere Sektoren reicher Schritt, der zuvor von der Textilindustrie als
auszusenden, dass die Verwendung und Freisetzung unrealistisch zurückgewiesen worden war. Gemeinden,
giftiger Chemikalien inakzeptabel ist. Obwohl staatliche in denen sich Textilfabriken befinden, und die breite
Behörden viele der Detox-Prinzipien (siehe Infokasten 5) Öffentlichkeit haben damit begonnen, ihr Recht auf Infor-
anerkennen, spiegelt sich dies noch nicht in eingeführten mationen über die Verschmutzung durch Textilfabriken
geltend zu machen. Gemeinsam mit Informationen über Nike Adidas Puma Nike
Verboten und Beschränkungen für giftige Chemikalien Mercurial Predator Men evoSPEED Hypervenom
wider. Das würde aber dazu führen, dass diese bis den aktuellen Gehalt giftiger Chemikalien in bestimmten
spätestens zum 1. Januar 2020 abgeschafft werden. Produkten – z.B. die Ergebnisse dieser Studie – bildet
Eine konkrete Gesetzgebung muss auf jede einzelne dies den Ausgangspunkt für die schrittweise Senkung
der giftigen Chemikalien, die in dieser Untersuchung und Eliminierung giftiger Chemikalien, die Flüsse und
in Kinderbekleidung nachgewiesen wurde, abzielen, um Konsumgüter belasten.
die besonderen Gefahren abzuwenden, die von jeder Der vorliegende Bericht will Detox-Trendsetter wie Puma
einzelnen Gruppe ausgehen. daran erinnern, wie dringend es ist, dass sie giftige
Detox-Trendsetter stellen sich dieser Herausforderung. Chemikalien aus ihren Lieferketten verbannen und ihre
Da es heute in der Textilindustrie jedoch gängige Praxis Bemühungen umfassend greifen. „Greenwasher“ wie
ist, dass die meisten Marken die Herstellung ihrer Adidas und Nike müssen sofort handeln, um die Unzu-
Produkte ins Ausland verlagern, besteht die Gefahr, dass länglichkeiten in ihrer Politik und Praxis zu beseitigen und Adidas Adidas Adidas Adidas
sich der Detox-Revolution anzuschließen. Die erfolgreiche Adizero f50 Special Edition Adizero f50 Predator Children 11Pro
die Bemühungen der Trendsetter dadurch untergraben
werden, dass andere Unternehmen, die keinen Anlass Abschaffung giftiger Chemikalien setzt voraus, dass
dafür sehen, ihre Lieferketten zu entgiften, weiterhin giftige jedes Unternehmen schnell ausreichend Ressourcen
Chemikalien einsetzen. Daher ist es entscheidend, einsetzt. Es gibt keinen triftigen Grund dafür, den ersten
dass die Politik Gesetze erlässt, die diesen Wandel in der Schritt weiter hinauszuzögern. Als große Akteure – die
gesamten Branche durchsetzen. Um wirksam zu sein, gemeinsam über einen über 80-prozentigen Anteil am
müssen dafür möglichst strenge Teststandards heran- Markt für WM-Produkte verfügen – haben sie einen
gezogen werden, damit die volle Wahrheit darüber ans immensen Einfluss auf globale Lieferketten für Textilien
Licht kommt, wie und wo giftige Chemikalien in unsere und Sportartikel.
Kleidung und das Abwasser von Textilfabriken gelangen.
Viele Chemikalien der elf prioritären Gruppen gefähr- Was jeder von uns tun kann Adidas Adidas Nike Puma
licher Substanzen sind in einigen Ländern bereits in der Nitrocharge Predator GK Grip evoPOWER Grip
Jeder von uns – ob Sportfans, Eltern, Weltenbürger oder
einen oder anderen Form reguliert, darunter manche
Verbraucher – kann im Detox-Team mitspielen. Gemein-
PFC, bestimmte APE (Alkylphenolethoxylate, die NPE
sam können wir Druck auf Adidas und Nike ausüben,
einschließen) und Phthalate.75 Die Tatsache, dass diese
damit auch sie sich als Starspieler im Match gegen giftige
giftigen Chemikalien offensichtlich so häufig in Kleidung
Chemikalien in Sportbekleidung aufstellen lassen.
enthalten sind und zudem im Abwasser von Produktions-
ketten nachgewiesen wurden,76 lässt jedoch nur eine
einzige Schlussfolgerung zu: dass die derzeit geltenden
Gesetze keinen wirksamen Schutz der Natur und der
Gesundheit des Menschen bieten.
Adidas
Brazuca
20 Rote Karte für Sportmarken Rote Karte für Sportmarken 21Sie können auch lesen
