Giftige Garne Der große Textilien-Test von Greenpeace - Toxic

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Giftige Garne Der große Textilien-Test von Greenpeace - Toxic
Giftige Garne
                                              Toxic
                                              Threads

Der große Textilien-Test
von Greenpeace

Wie Modemarken Konsumenten zu
unfreiwilligen Komplizen bei der weltweiten
Wasserverschmutzung machen
Giftige Garne Der große Textilien-Test von Greenpeace - Toxic
image © Lance Lee / Greenpeace
Section X Xxxx

Inhalt
       3         Zusammenfassung
                                                                                                                                        Zusammenfassung
     7           Kapitel 1            Einleitung
    11           Kapitel 2            Methodik und Ergebnisse
                                                                                                                                        Die vorliegende Studie befasst sich mit umwelt- und              Wichtige Ergebnisse
    29           Kapitel 3            Fast Fashion: Giftige Kleidung am laufenden Band                                                  gesundheitsschädlichen Chemikalien in der Textilpro- • NPE wurden in insgesamt 89 Kleidungsstücken
                                                                                                                                        duktion. Getestet wurden Markenartikel von 20 inter-               (63 % aller getesteten Artikel) gefunden. Die Konzen­
    37           Kapitel 4            Schlussfolgerungen und Empfehlungen                                                               nationalen Modehäusern, darunter Armani, Levi’s und
                                                                                                                                        Zara.1 Die internationale Greenpeace-Kampagne Detox
                                                                                                                                                                                                           trationen reichten von knapp über 1 mg/kg bis zu
                                                                                                                                                                                                           45.000 mg/kg.7 Das Kleidungsstück mit dem höchsten
                                                                                                                                        („Entgiften“) setzt sich für eine saubere Textilherstellung ein.   NPE-Gehalt stammt von C&A und wurde in Mexiko
                                                                                                                                        Bereits im Jahr 2011 deckte die Umweltorganisation mit
    40           Anhang 1                                                                                                               Abwasseruntersuchungen auf, dass Modemarken chinesi-
                                                                                                                                                                                                           produziert und verkauft.

                                                                                                                                        sche Flüsse mit Chemikalien vergiften.2                          • Alle Modemarken haben mindestens zwei Produkte mit
    44           Anhang 2                                                                                                               Für den aktuellen Test haben Greenpeace-Mitarbeiter im
                                                                                                                                                                                                           nachweisbaren NPE-Konzentrationen verkauft.
                                                                                                                                                                                                           NPE wurden in Artikeln aus 13 der 18 Herstellungsländer
                                                                                                                                        April 2012 insgesamt 141 Kleidungsstücke in 29 Ländern
    46           Anhang 3                                                                                                               eingekauft. Hergestellt wurden die Artikel laut Etiketten
                                                                                                                                                                                                           und 25 der 27 Verkaufsländer nachgewiesen.
                                                                                                                                        in mindestens 18 verschiedenen Ländern, überwiegend              • NPE-Konzentrationen über 1 mg/kg (entspricht
    50           Quellenangaben                                                                                                         auf der südlichen Erdhalbkugel. Für 25 Kleidungsstücke
                                                                                                                                        wurde kein Herstellungsland angegeben.3 Zu den Artikeln
                                                                                                                                                                                                           100 ppm) wurden in 20 Prozent der getesteten Artikel
                                                                                                                                                                                                           nachgewiesen. NPE-Konzentrationen von über
                                                                                                                                        für Herren, Damen und Kinder zählten Jeans und Hosen,              1.000 mg/kg wurden in zwölf Proben nachgewiesen.
Impressum                                                                                                                               T-Shirts, Kleider und Unterwäsche – sowohl aus Kunst- als
                                                                                                                                                                                                         • Die Kleidungsstücke mit den höchsten NPE-Konzen­
Deutsche Ausgabe                              Orginalausgabe                                                                            auch aus Naturfasern. 31 der untersuchten Textilien waren
                                                                                                                                                                                                           trationen stammen von den Marken C&A (1 Artikel) und
Giftige Garne – Der große Textilien-Test      Toxic Threads:                                                                            bedruckt (Plastisol-Aufdruck): Dieser Teil des Gewebes
von Greenpeace                                The Big Fashion Stitch-Up                                                                                                                                    Mango (3), Levi’s (2), Calvin Klein (1), Zara (1),
                                                                                                                                        wurde auf Weichmacher (Phthalate) und Nonylphenoletho-
                                              JN 429a                                                                                                                                                      Metersbonwe (2), Jack & Jones (1) und Marks &
Stand November 2012                                                                                                                     xylate (NPE) getestet. Weichmacher sind ebenso wie No-
                                                                                                                                                                                                           Spencer (1).
Herausgeber                                   by Greenpeace International                                                               nylphenole (NP) – ein Abbauprodukt von NPE – hormonell
Greenpeace e.V.                               Ottho Heldringstraat 5                                                                    wirksam.                                                         • Phthalate wurden in allen 31 Proben mit Plastisol-
Große Elbstr. 39                              1066 AZ Amsterdam                                                                                                                                            Aufdruck gefunden, das Maximum liegt bei 37,6
                                              The Netherlands                                                                           In vier Kleidungsstücken wurden hohe Konzentrationen
22767 Hamburg                                                                                                                                                                                              Gewichts-Prozent im Aufdruck-Bereich des
Tel. 040/306 18-0                                                                                                                       gesundheitsschädlicher Phthalate4 gefunden. Zwei Klei-
                                              greenpeace.org
                                                                                                                                        dungsstücke enthielten krebserregende Amine, die bei der           Kleidungsstückes. Die vier Artikel mit den höchsten
Neue Adresse ab Frühjahr 2013                                                                                                                                                                              Phthalat-Konzentrationen stammen von den Marken
Greenpeace e.V.                               Creative Direction by                                                                     Verwendung bestimmter Azofarbstoffe entstehen.5 Nonyl-
                                              Tommy Crawford                                                                            phenolethoxylate (NPE) wurden in 89 Kleidungsstücken               Tommy Hilfiger (2 Artikel, 37,6 % und 20 %),
Hongkongstraße 10
20457 Hamburg                                                                                                                           (knapp zwei Drittel der getesteten Artikel) gefunden.6 Im          Armani (22,3 %) und Victoria’s Secret (0,52 %).
                                              Design, Art Direction and
                                              Crime Scene concept by                                                                    Screening-Verfahren wurden weitere industrielle Chemika-       • Zwei Produkte von Zara enthielten Azofarbstoffe, die
Politische Vertretung Berlin
                                              Toby Cotton @ Arc Communications                                                          lien nachgewiesen.                                               krebserregende Amine freisetzen. Die gefundenen
Marienstraße 19-20
10117 Berlin                                                                                                                                                                                             Konzentrationen befinden sich noch innerhalb
                                              Front and back cover images
                                              © Lance Lee/Greenpeace
                                                                                                                                                                                                         gesetzlicher Grenzwerte – diese sind für einen
mail@greenpeace.de,
www.greenpeace.de                                                                                                                                                                                        krebserregenden Stoff nach Auffassung von Greenpeace
                                              Acknowledgements
                                                                                                                                                                                                         jedoch zu hoch.
V.i.S.d.P.                                    We would like to thank the following people who
Christiane Huxdorff                           contributed to the creation of this report. If we have                                                                                                   • Im Screening-Verfahren wurden viele weitere industrielle
Redaktion                                     forgotten anyone, they know that our gratitude is also                                                                                                     Chemikalien oder Chemikaliengruppen nachgewiesen,
                                              extended to them.
Simone Miller                                                                                                                                                                                            von denen einige als „giftig“ oder „sehr giftig für
                                              Kevin Brigden, Kristin Casper, Madeleine Cobbing,
Grafische Überarbeitung                                                                                                                                                                                  Wasserorganismen“ eingestuft werden. Beim Screening-
                                              Tommy Crawford, Alexandra Dawe, Steve Erwood,
    sichtagitation, Erik Tuckow               Marietta Harjono, Martin Hojsik, Yifang Li, Tristan                                                                                                        Verfahren werden allerdings keine Konzentrationen für
                                              Tremschnig, Ieva Vilimaviciute, Yuntao Wang,                                                                                                               die nachgewiesenen Chemikalien ermittelt.
                                              Matthias Wüthrich

2 Greenpeace International Toxic Threads: The Big Fashion Stitch-Up                                                                                                                         Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace 3
Giftige Garne Der große Textilien-Test von Greenpeace - Toxic
executive summary

                                                          Anzahl der ge- Anzahl positiv   Anteil (%) positiv   Anzahl positiv auf    Anzahl positiv auf
                                                            testeten       auf NPE        auf NPE getestet     Phthalate getes-       krebserregende
                                                             Artikel       getestet          – je Marke         tet, über 0,5 Ge-   Amine (durch Azofar-
                                                                                                                 wichtsprozent         ben) getestet
Tabelle 1
Markenkleidung mit                                                9                 5           55%                    1
Rückständen von
NPE, Phthalaten und
                                                                  9                 3           33%
karzinogenen Aminen
                                                                                                                                                           Fast Fashion – schnelllebige Mode
                                                                  4                 2           50%                                                        Einige der untersuchten Modemarken gehören zum
                                                                                                                                                           „Fast Fashion“-Segment: Diese Marken bringen in kurzen
                                                                                                                                                           Abständen neue Trendartikel heraus und reagieren damit
                                                                  6                 5           83%                                                        auf die Wünsche ihrer Kunden. Durch den Produktions-
                                                                                                                                                           druck der „Fast Fashion“ werden Lieferanten zur Ein­               Übersicht zum Detox-Status
                                                                                                                                                           haltung immer knapperer Liefertermine gedrängt. Dies               der einzelnen Marken
                                                                  8                 7           88%
                                                                                                                                                           fördert Lohnkürzungen und ökologisch unverantwortliche             Engagierte Detox-Marken sind diejenigen, die sich
                                                                                                                                                           Praktiken.8                                                        glaubwürdig zum Verzicht auf gefährliche Chemikalien
                                                                  9                 3           33%                                                        Pro Jahr werden weltweit rund 80 Milliarden Kleidungsstücke        verpflichtet haben. Dazu zählen die Sportartikelher-
                                                                                                                                                           produziert.9 Die Massenproduktion in den zumeist asiati-           steller Puma, Nike, Adidas und Li-Ning sowie die
                                                                                                                                                           schen Herstellungsländern erfordert einen hohen Chemi-             Modehäuser H&M, C&A und Marks & Spencer. Die
                                                                  9                 6           67%                                                                                                                           Implementierungspläne dieser Marken sind auf dem
                                                                                                                                                           kalieneinsatz. Selbst geringe Chemikalienrückstände in
                                                                                                                                                           einzelnen Textilien führen bei der Masse von Kleidung zur          richtigen Weg, müssen jedoch noch konkreter und
                                                                                                                                                           großflächigen Verbreitung schädlicher Substanzen auf der           zügiger umgesetzt werden. Beispielsweise sollten
                                                                  9                 7           78%
                                                                                                                                                           ganzen Welt.                                                       Puma, Nike, Adidas und Li-Ning bezüglich Transpa­
                                                                                                                                                                                                                              renz mit H&M, C&A und Marks & Spencer gleich-
                                                                  6                 2           33%                                                                                                                           ziehen. Sie müssen zeitnah veröffentlichen, welche
                                                                                                                                                           Zeit für Führungsverantwortung                                     gefährlichen Chemikalien aus ihrer Produktion freige-
                                                                                                                                                           und Transparenz                                                    setzt werden. Alle vier Sportmarken und C&A sollten
                                                                  5                 3           60%                                                        Als weltweite Akteure haben Modemarken die Möglichkeit,            zudem dem Beispiel von H&M und Marks & Spencer
                                                                                                                                                           an globalen Lösungen zu arbeiten, gefährliche Stoffe aus           folgen und konkrete Zeitpläne und Ausstiegsdaten für
                                                                                                                                                           ihren Produktreihen zu verbannen und die Praktiken in              breit eingesetzte Substanzen wie NPE festlegen.
                                                                 11                 7           64%
                                                                                                                                                           ihren Lieferketten zu verbessern. Als Teil dieser Führungs-        Detox-Greenwasher wie G-Star Raw, Jack Wolf-
                                                                                                                                                           verantwortung müssen sich die Marken verpflichten, keine           skin und Levi’s haben eine Absichtserklärung zum
                                                                 10                 6           60%                                                        gefährlichen Chemikalien mehr zu verwenden. Diese Ver­             Entgiften ihrer Produktion abgegeben und beteiligen
                                                                                                                                                           pflichtung muss ehrgeizige Maßnahmen beinhalten, die der           sich an der sogenannten „Joint Roadmap“-Gruppe.
                                                                                                                                                           Dringlichkeit der Situation entsprechen und zum raschen            Glaubhafte individuelle Verpflichtungen oder eigene
                                                                  6                 4           67%                                                        Verzicht auf alle gefährlichen Stoffe führen. Sie muss außer-      Maßnahmenkataloge haben diese Marken noch nicht
                                                                                                                                                           dem transparente Informationen über die verwendeten und            abgegeben. Sie sollten ihre individuelle Verpflichtung
                                                                                                                                                           eingeleiteten Chemikalien bis zu deren Eliminierung enthal-        für eine saubere Produktion überarbeiten und Aktions­
                                                                  4                 3           75%                                                        ten. Solange Modemarken unsere Wasserläufe als private             pläne für die Umsetzung der Detox-Verpflichtungen
                                                                                                                                                           Abwasserkanäle missbrauchen und die Lebensgrundlage                vorlegen.
                                                                                                                                                           und Gesundheit von Menschen gefährden, haben wir ein
                                                                  4                 4          100%                                                                                                                            Detox-Zauderer sind Marken, die noch keine
                                                                                                                                                           Recht darauf zu erfahren, welche Chemikalien sie freiset-
                                                                                                                                                           zen.                                                               glaubhafte Verpflichtung zum Verzicht auf gefährliche
                                                                                                                                                                                                                              Chemikalien abgegeben haben. Dazu zählen PVH
                                                                  9                 6           67%                    2                                   Auch Verbraucher können ihren Einfluss geltend machen              (Calvin Klein, Tommy Hilfiger), Mango und GAP. Auch
                                                                                                                                                           und Regierungen und Marken auffordern, Umwelt und                  Esprit, Metersbonwe und Victoria’s Secret widerset-
                                                                                                                                                           Kleidung zu entgiften. Im vergangenen Jahr unterzeich-             zen sich bisher einer Verbesserung ihrer Produktion.
                                                                  4                 4          100%
                                                                                                                                                           neten bereits sechs internationale Marken – Puma, Nike,            Diese Marken haben gar kein oder ein unzureichen-
                                                                                                                                                           Adidas, H&M, Li-Ning und C&A – die Greenpeace „Detox               des Chemikalien-Management und verzichten nicht
                                                                  5                 4           80%                                                        Challenge“ und verpflichteten sich, gemeinsam mit ihren            auf Problemstoffe. Diese Unternehmen müssen eine
                                                                                                                                                           Lieferanten an einer giftfreien Produktion zu arbeiten.            öffentliche und glaubhafte Detox-Verpflichtung abge-
                                                                                                                                                                                                                              ben und ihren Umgang mit gefährlichen Chemikalien
                                                                  4                 2           50%                    1                                                                                                      grundsätzlich ändern.

                                                                 10                 6           60%                                           2

4 Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace                                                                                                                               Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace 5
Giftige Garne Der große Textilien-Test von Greenpeace - Toxic
image © Lance Lee / Greenpeace
                                                                                                                                                                                                                                                 Toxic
Kapitel one introduction

                                                                                                                                                                                                                                                 Threads

                                                                                                                                                                                                                                                     #1
                                                                                                                     Einleitung

                                                                                                                     Im Anschluss an den Textilien-Test vom August 2011 10          AB (Inhaber der Marke H&M), Inditex (Inhaber der Marke
                                                                                                                     hat Greenpeace erneut Rückstände von umwelt- und               Zara), Levi Strauss & Co (Inhaber der Marke Levi’s), Limi-
                                                                                                                     gesundheitsschädlichen Chemikalien in Alltagstextilien         ted Brands (Inhaber der Marke Victoria’s Secret), Mango
                                                                                                                     gefunden. Nonylphenolethoxylate (NPE) wurden in 89 der         Group (Inhaber der Marke Mango), Marks & Spencer
                                                                                                                     141 getesteten Kleidungsstücke gefunden – die Ergeb­           Group Plc (Inhaber der Marke Marks & Spencer), Meters-
                                                                                                                     nisse stützen die Befunde aus dem Test 2011. Rückstände        bonwe Group (Inhaber der Marke Metersbonwe), PVH
                                                                                                                     dieser Stoffe wurden in Produkten aller Marken und fast        Corp (Inhaber der Marken Calvin Klein und Tommy Hilfiger)
                                                                                                                     aller in der Studie berücksichtigten Herstellungs- und Ein-    und VANCL (Inhaber der Marke Vancl).
                                                                                                                     kaufsländer nachgewiesen. Dies zeigt, dass die Verwen-       Die Schadstoffe werden entweder bewusst in den
                                                                                                                     dung von NPE in der Textilbranche und bei einer Vielzahl     Materialien eingesetzt oder sie sind Rückstände aus dem
                                                                                                                     internationaler Bekleidungsmarken immer noch weit ver-       Herstellungsprozess. In beiden Fällen landen die Sub­
                                                                                                                     breitet ist.                                                 stanzen bei der Produktion in Gewässern wie Flüssen, Seen
                                                                                                                     In vier Kleidungsstücken wurden hohe Konzentrationen         und Meeren. Abwasser-Untersuchungen von Greenpeace
                                                                                                                     gesundheitsschädlicher Phthalate gefunden. Zwei              in China im Jahr 2011 haben ergeben, dass NPE und
                                                                                                                     Kleidungsstücke enthielten krebserregende Amine, wie         andere Alkylphenolethoxylate (APEO) sowie weitere ge-
                                                                                                                     sie bei der Verwendung bestimmter Azofarbstoffe              fährliche Stoffe in Flüsse eingeleitet wurden.11 Ein anschlie-
                                                                                                                     entstehen. Darüber hinaus wurden in einer ganzen Reihe       ßender Greenpeace-Test zeigte, dass ein hoher Anteil der
                                                                                                                     getesteter Produkte weitere gefährliche Industrie-Chemi-     NPE-Rückstände in Kleidung bei der Haushaltswäsche
                                                                                                                     kalien nachgewiesen.                                         herausgewaschen wird und auch in deutschen Gewässern
                                                                                                                                                                                  feststellbar ist.12 Laut Umweltbundesamt sind Import-
                                                                                                                     Verkauft wurden die Kleidungsstücke von den Modefirmen
                                                                                                                                                                                  Textilien die maßgebliche Quelle für NPE und Nonylphenol
                                                                                                                     Benetton Group (Inhaber der Marke Benetton), Best-
                                                                                                                                                                                  in deutschen Gewässern.13 Auch andere wasserlösliche
                                                                                                                     seller A/S (Inhaber der Marken Jack & Jones, Only und
                                                                                                                                                                                  Textil-Chemikalien werden auf diese Weise ausgewaschen.
                                                                                                                     Vermoda), Blažek Prague Inc (Inhaber der Marke Blažek),
                                                                                                                                                                                  Phthalate aus Textilien entweichen ebenfalls in die Umwelt,
                                                                                                                     Cofra Holding AG (Inhaber der Marke C&A), Diesel SpA
                                                                                                                                                                                  auch dann noch, wenn die Textilien längst auf einer Müll-
                                                                                                                     (Inhaber der Marke Diesel), Esprit Holdings Ltd (Inhaber der
                                                                                                                                                                                  Deponie liegen.
                                                                                                                     Marke Esprit), Gap Inc (Inhaber der Marke GAP), Georgio
                                                                                                                     Armani SpA (Inhaber der Marke Armani), Hennes & Mauritz

                                                                                                                                                                                                            image © Alex Stoneman / Greenpeace

                                                                                                                                                                                                                                                           image © Alex Stoneman / Greenpeace
                                                                                                                                                                                     Bild Wissenschaftler Kevin
                                                                                                                                                                                Brigden forscht im Greenpeace-
                                                                                                                                                                                Labor an der Universität Exeter,
                                                                                                                                                                                                 Großbritannien.

6 Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace                                                                                        Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace 7
Giftige Garne Der große Textilien-Test von Greenpeace - Toxic
Kapitel Eins Einleitung                                                                                                                                                                                                                       Kapitel Eins Einleitung

Der giftige                                                                          2                                         4                                       5                                                     7

Weg der
                                                                                    Schwache Gesetze und das                  Die Textilindustrie liefert Kleidung   Verbraucher werden zu unwissenden                       Klärwerke sind in der
                                                                                    schlechte Chemikalienmanagement           mit Phthalaten, Rückständen von        Komplizen im Kreislauf der toxischen                    Regel unwirksam im
                                                                                    von Modemarken führen dazu, dass          NPE und anderen gefährlichen Che-      Wasserverschmutzung, wenn sie                           Umgang mit NPE. Sie

Klamotten
                                                                                    Chemikalien durch das Fabrikab-           mikalien an Märkte rund um die Welt    ihre neue Kleidung waschen. Beim                        beschleunigen viel-
                                                                                    wasser in die Umwelt eingeleitet          (einschließlich EU-Länder,             Waschen von Textilien, die NPE                          mehr die Umwandlung
                                                                                    werden. Die Chemikalien reichern          die diese Chemikalien in der eigenen   enthalten, werden diese mit dem                         in NP.
                                                                                    sich in Flüssen, Seen und Trinkwas-       Textilproduktion verbieten).           Abwasser freigesetzt. Import-Tex-
                                                                                    ser an.                                                                          tilien sind die maßgebliche Quelle
                                                                                                                                                                     für die Verschmutzung deutscher
                                                                                                                                                                     Gewässer mit Nonylphenol. Phtha-
                                                                                                                                                                     late können während des gesamten
                                                                                                                                                                     Lebenszyklus von Textilien aus dem
                                                                                                                                                                     Plastisol-Druck entweichen.

   1     Chemische Formulierungen, die No-
         nylphenolethoxylate (NPE)
         enthalten, werden an Textilfabriken
         geliefert. Dazu zählen Waschmittel.

         Einige Azofarbstoffe, die krebser-
         regende Amine freisetzen können,
         werden zum Färben verwendet.
         Plastisol-Formulierungen, die to-
         xische Weichmacher (Phthalate)
         enthalten, werden für Textildrucke
         eingesetzt.

                                                                                    3                                        6                                                                                               8
                                                                                    NPE bauen sich zu Nonylphenol (NP),     Ausrangierte Kleidung landet auf                                                                Gefährliche Chemikalien,
                                                                                    einer giftigen, persistenten und        Mülldeponien. Hier werden bei-                                                                  die aus neuen Textilien
                                                                                    hormonell wirksamen Chemikalie ab.      spielsweise Phthalate freigesetzt                                                               ausgewaschen werden,
                                                                                    Diese reichert sich in Sedimenten,      und erreichen das Grundwasser.                                                                  fließen in Flüsse, Seen und
                                                                                    in der Nahrungskette, in Fischen und                                                                                                    andere öffentliche Wasser-
                                                                                    in Wildtieren an. Greenpeace hat im                                                                                                     wege – auch in Ländern,
                                                                                    Abwasser von Textil-Fabriken eben-                                                                                                      die die Verwendung von
                                                                                    falls giftige Phthalate, krebserzeu-                                                                                                    Risiko-Chemikalien wie
                                                                                    gende Amine, hormonell wirksame                                                                                                         NPE in der Textilherstel-
                                                                                    perfluorierte Chemikalien und weitere                                                                                                   lung verbieten.
                                                                                    Schadstoffe nachgewiesen.

8 Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace                                                                                                    Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace 9
Giftige Garne Der große Textilien-Test von Greenpeace - Toxic
image © Alex Stoneman / Greenpeace
                                                                                                                                                                                                                            GeTfä
                                                                                                                                                                                                                                ohxric
Section X Xxxx
                                                                                                                                                                                                                                     lich
                                                                                                                                                                                                                            Umw
                                                                                                                                                                                                                              Threea
                                                                                                                                                                                                                                   ltg
                                                                                                                                                                                                                                    dsift

                                                                                                                                                                                                                                            #2
                                                                                                                          Methodik und
                                                                                                                          Ergebnisse
                                                                                                                          Im April 2012 kauften Greenpeace-Mitarbeiter in 29 Ländern
                                                                                                                          insgesamt 141 Kleidungsstücke von 20 Modemarken in
                                                                                                                          lizenzierten Fachgeschäften. Dazu zählten Kleidungsstü-
                                                                                                                          cke für Männer, Frauen und Kinder, darunter Jeans, Hosen,
                                                                                                                          T-Shirts, Kleider und Unterwäsche sowie andere Arten
                                                                                                                          von Bekleidung. Laut Etiketten wurden die Produkte in
                                                                                                                          mindestens 18 verschiedenen Ländern hergestellt. Für 25
                                                                                                                          Kleidungsstücke ist kein Herkunftsland angegeben.

                                                                                                                                                                                                                                                          image © Alex Stoneman Greenpeace
                                                                                                                          Die gekauften Artikel wurden sofort versiegelt und an das
                                                                                                                          Greenpeace-Labor an der Universität Exeter in Groß-
                                                                                                                          britannien geschickt. Sie wurden in Exeter und weiteren
                                                                                                                          unabhängigen und akkreditierten Laboren auf Chemikalien
                                                                                                                          untersucht.14
                                                                                                                          In allen 141 Kleidungsstücken wurden NPE-Konzentra-
                                                                                                                          tionen gemessen. Gefärbte Kleidungsstücke wurden auf
                                                                                                                          karzinogene Amine untersucht, die aus Azofarbstoffen
                                                                                                                          freigesetzt werden. 31 Kleidungsstücke mit Plastisol-
                                                                                                                          Aufdruck wurden darüber hinaus auf Phthalsäureester (als
                                                                                                                          Phthalate bezeichnet) untersucht. Außerdem wurden 63
                                                                                                                          der Produkte einer breit angelegten, nicht-quantitativen
                                                                                                                          chemischen Untersuchung (Screening) unterzogen, um
                                                                                                                          das Vorhandensein weiterer Chemikalien nachzuweisen.

                                                                                                                                                                                                                                       Bild Wissenschaftlerin
                                                                                                                                                                                                                                     Melissa Wang untersucht
                                                                                                                                                                                                                                      Textil-Proben in Exeter.

10 Greenpeace International Toxic
                            GiftigeThreads:
                                    Garne: Der
                                            Thegroße
                                                Big Fashion
                                                     Textilien-Test
                                                             Stitch-Up
                                                                    von Greenpeace                                                                                         Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace 11
Giftige Garne Der große Textilien-Test von Greenpeace - Toxic
Kapitel Zwei Methodik und Ergebnisse                                                                                                                                                                         Kapitel Zwei Methodik und Ergebnisse

                                                                                                                                        Table 2
                                                                                                                                                                      Anzahl der                 Anzahl der                Prozentanteil der
                                                                                                                                        Marken, in denen NPE
                                                                                                                                                                      getesteten              positiv getesteten           positiv getesteten
                                                                                                                                        gefunden wurden, unter          Artikel                     Artikel                      Artikel
                                                                                                                                        Angabe des prozentualen
                                                                                                                                        Anteils positiver                   9                            5                          56%
                                                                                                                                        Ergebnisse pro Marke

                                                                                                                                                                            9                            3                          33%
Wichtige Ergebnisse
Nonylphenolethoxylate (NPE)                                                                                                                                                 4                            2                          50%

Bei der Mehrzahl der Kleidungsstücke (110 von 141) kam                 • Die Kleidungsstücke mit den höchsten NPE-
ein Ausschnitt neutralen Gewebes in den Test. Bei den                    Konzentrationen stammen von den Marken C&A (1                                                      6                            5                          83%
restlichen 31 Produkten wurde ein Gewebeausschnitt mit                   Artikel), Mango (3), Levi’s (2), Calvin Klein (1), Zara (1),
dem Plastisol-Aufdruck eines Bildes, Logos oder Textes                   Metersbonwe (2), Jack & Jones (1) und Marks &
untersucht. Als inhärent gefährlicher Stoff (siehe Infokasten            Spencer (1).                                                                                       8                            7                          88%
1) ist NPE generell inakzeptabel. Einmal in die Umwelt frei-
                                                                       • NPE-Konzentrationen über 1 mg/kg wurden in
gesetzt, werden NPE zu Nonylphenol (NP) abgebaut, einer
                                                                         20 Prozent der in dieser Studie getesteten Artikel                                                 9                            3                          33%
persistenten und bioakkumulativen Chemikalie, die das
                                                                         nachgewiesen. NPE-Konzentrationen von über
Hormonsystem schädigen kann. In dieser Studie wurden
                                                                         1.000 mg/kg wurden in zwölf Proben nachgewiesen.
NPE-Konzentrationen oberhalb der Nachweisgrenze von
                                                                                                                                                                            9                            6                          67%
1 mg/kg quantifiziert. 15                                              • Geringe NPE-Konzentrationen in anderen Artikeln lassen
• NPE wurden in insgesamt 89 Artikeln (63 % aller                        jedoch nicht darauf schließen, dass auch geringere
  getesteten Produkte) gefunden. Die Werte reichten von                  Mengen NPE bei der Fertigung eingesetzt wurden.                                                    9                            7                          78%
  knapp über 1 mg/kg bis zu 45.000 mg/kg.16                              Das meiste NPE wird während der Nassprozesse in die
                                                                         Umwelt freigesetzt.
• Alle Modemarken haben mindestens ein oder mehrere                                                                                                                         6                            2                          33%
  Produkte mit nachweisbaren Konzentrationen an                        In einigen Ländern bestehen seit fast 20 Jahren Restriktio-
  NPE verkauft. NPE wurden in Artikeln aus 13 der 18                   nen in einzelnen Bereichen für die industrielle Verwendung
  Herstellungsländer17 und 25 der 29 Verkaufsländer                    von NPE.20 Auch wenn es zurzeit noch keine gesetzlichen                                              5                            3                          60%
  nachgewiesen.                                                        Bestimmungen gibt, die den Verkauf von Produkten mit
                                                                       NPE-Rückständen beschränken, sind solche Maßnahmen
• Die höchste Konzentration (45.000 mg/kg) wurde in                    derzeit innerhalb der EU in Vorbereitung.21                                                         11                            7                          64%
 der Gewebeprobe eines in Mexiko hergestellten und
 verkauften T-Shirts der Marke C&A mit Plastisol-Aufdruck
 gefunden.18 Einen hohen Wert (9.800 mg/kg) wies auch                                                                                                                      10                            6                          60%
 ein unbedrucktes, in der Türkei hergestelltes und in
 Spanien verkauftes T-Shirt von Mango auf.19
                                                                                                                                                                            6                            4                          67%

                                                                                                                                                                            4                            3                          75%

                                                                                                                                                                            4                            4                         100%

                                                                                                                                                                            9                            6                          67%

                                                                                                                                                                            4                            4                         100%

                                                                                                                                                                            5                            4                          80%

                                                                                                                                                                            4                            2                          50%

                                                                                                                                                                           10                            6                          60%

12 Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace                                                                                Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace 13
X Xxxx
SectionZwei
Kapitel     Methodik und Ergebnisse                                                                                                                                                                                                        Kapitel Zwei Methodik und Ergebnisse
                                                                                                                                                                                                                                                                  Section X Xxxx

Anzahl von Proben, in denen                                   GB                     Belgien                Deutschland          Norwegen                  Finnland               Tschech. Rep.
NPE gefunden wurden, nach
Verkaufsort, unter Angabe
des prozentualen Anteils
positiver Ergebnisse pro Ver-                                                                     Niederlande         Dänemark                 Schweden                Österreich

kaufsort

                                                                                                                                                                                                                              Russland

                                                                                                                                                                                                                              China

                             Kanada

                                                                                                                                                                                                                              Taiwan
                             USA

                                                                                                                                                                                                                              Hongkong
                             Mexiko

                                                                                                                                                                                                                              Philippinen

                                                                                                                                                                                                                              Thailand

                                                      Legende
                                                           negativ getestet                                                                                                                                                   Indonesien
                                                           positiv getestet

                                                                                               Spanien            Schweiz             Ungarn           Israel                   Türkei

                                                                                                         Frankreich         Italien            Südafrika              Libanon

14 Greenpeace
   GreenpeaceInternational
              International Toxic
                            GiftigeThreads:
                                    Garne: Der
                                            Thegroße
                                                Big Fashion
                                                     Textilien-Test
                                                             Stitch-Up
                                                                    von Greenpeace                                                                                                                Greenpeace International
                                                                                                                                                                                                              Greenpeace International
                                                                                                                                                                                                                           Giftige Garne: Toxic
                                                                                                                                                                                                                                          Der große
                                                                                                                                                                                                                                                Threads:
                                                                                                                                                                                                                                                    Textilien-Test
                                                                                                                                                                                                                                                         The Big Fashion  Stitch-Up 15
                                                                                                                                                                                                                                                                   von Greenpeace
X Xxxx
SectionZwei
Kapitel     Methodik und Ergebnisse                                                                                                                                                                             Kapitel Zwei Methodik und Ergebnisse
                                                                                                                                                                                                                                       Section X Xxxx

Anzahl von Proben, in denen NPE
gefunden wurden, nach Herstel-
lungsland, unter Angabe des
prozentualen Anteils positiver Er-
gebnisse pro Land                                                                    Marokko   Spanien    Tunesien   Rumänien    Türkei            Jordanien                                    Unbekannt

                              auf Schadstoffe negativ getestet
                              auf Schadstoffe positiv getestet
                                                                                                                                                                                                China

                                                                                                                                                                                                Vietnam

                                                                                                                                                                                                Philippinen

                                                                                                                                                                                                Indonesien
                                                               Mexiko

                                                                                     Ägypten   Pakistan   Indien     Sri Lanka   Bangladesch   Thailand        Kambodscha

16 Greenpeace International Toxic
                            GiftigeThreads:
                                    Garne: Der
                                            Thegroße
                                                Big Fashion
                                                     Textilien-Test
                                                             Stitch-Up
                                                                    von Greenpeace                                                                                     Greenpeace International
                                                                                                                                                                                   Greenpeace International
                                                                                                                                                                                                Giftige Garne: Toxic
                                                                                                                                                                                                               Der große
                                                                                                                                                                                                                     Threads:
                                                                                                                                                                                                                         Textilien-Test
                                                                                                                                                                                                                              The Big Fashion  Stitch-Up 17
                                                                                                                                                                                                                                        von Greenpeace
Kapitel Zwei Methodik und Ergebnisse                                                                                                                                                                                                                               Kapitel Zwei Methodik und Ergebnisse

                                                                                                                                                                                                                                                                                                      image © Alex Stoneman / Greenpeace
   Infokasten 1. Nonylphenol (NP) und Nonylphenolethoxylate (NPE)

                                                                                                                                                                                                  image © Alex Stoneman / Greenpeace
   Nonylphenolethoxylate (NPE): NPE bezeichnen                          Ein Ziel des OSPAR-Abkommens ist es, bis zum Jahr         Bild Wissenschaftlerin Samantha Hetherington untersucht
                                                                                                                                  eine Probe in Exeter.
   eine Gruppe künstlich hergestellter Chemikalien. Diese               2020 jegliche Einleitungen, Emissionen und Verluste
   Verbindungen gehören zu einer breiteren Gruppe von                   aller gefährlichen Stoffe in die Meeresumwelt des
   Chemikalien, die als Alkylphenolethoxylate (APEO)                    Nordost-Atlantiks zu stoppen. NP und NPE stehen in
   bekannt sind und hauptsächlich als Tenside in Wasch-                 der ersten Liste prioritärer Chemikalien, für die drin-
   mitteln eingesetzt werden. Wenn NPE in Kläranlagen                   gender Handlungsbedarf zur Erreichung dieses Ziels
   oder direkt in die Umwelt gelangen, werden sie zu No-                besteht.24 In der EU-Wasserrahmenrichtlinie wird NP
   nylphenol abgebaut. Aufgrund der möglichen gefährli-                 ebenfalls als „prioritär gefährlicher Stoff“ geführt.25                                                                                                         Bild Wissenschaftlerin Iryna Labunska arbeitet im
   chen Eigenschaften bestehen in einigen Regionen seit                 Innerhalb der EU dürfen Produkte (von der Industrie                                                                                                             Greenpeace-Labor an der Universität Exeter, Großbritannien.

   fast 20 Jahren Beschränkungen in der Verwendung                      benutzte Rezepturen), die mehr als 0,1 Prozent an
   von NPE.                                                             NP oder NPE enthalten, seit Januar 2005 nicht mehr
                                                                        in den Verkehr gebracht werden, mit wenigen Aus-
                                                                        nahmen für geschlossene Industriesysteme.26 Be-
   Nonylphenol (NP): NP wird für zahlreiche spezielle                   schränkungen für importierte Textilien, die aus Ländern   Phthalate
   Industrieanwendungen hergestellt, unter anderem                      außerhalb der EU stammen, müssen jedoch noch
   für die Produktion von NPE. Nach der Verwendung                                                                                Alle 31 Artikel mit einem Plastisol-Aufdruck (Bild, Logo oder                                         (BBP). DEHP und BBP sind für ihre toxische Wirkung
                                                                        ausgearbeitet werden. Darüber hinaus stehen NP und
   können sich NPE wieder zu NP zersetzen, aus dem sie                                                                            Text) wurden auf eine Reihe von Phthalaten im bedruckten                                              auf das Fortpflanzungssystem bekannt und werden in
                                                                        NPE neuerdings auf der Liste giftiger Chemikalien,
   hergestellt wurden. NP ist persistent, bioakkumulativ                                                                          Stoff untersucht. Für diese Studie lag die Nachweisgrenze                                             der europäischen Chemikalienverordnung REACH als
                                                                        deren Import und Export in China streng begrenzt ist.
   und toxisch und kann das Hormonsystem stören.22                                                                                für einzelne Phthalate bei 3 mg/kg.                                                                   „besonders besorgniserregende Stoffe“ geführt. DINP
                                                                        Für ihre Einfuhr oder Ausfuhr über chinesische Gren-
   NP reichert sich im Gewebe von Fischen und ande-                                                                               • Phthalate wurden in allen 31 Proben mit Plastisol-                                                  ist in hohen Dosen ebenfalls giftig und löst hormonelle
                                                                        zen hinweg ist nun eine Genehmigung erforderlich,
   ren Organismen an – je höher das Lebewesen in der                                                                                Aufdruck gefunden. Sehr hohe Konzentrationen von                                                    Störungen aus. Phthalate in Plastisol-Rezepturen sind
                                                                        obwohl ihre Herstellung, Verwendung und Freisetzung
   Nahrungskette steht, desto stärker. NP wurde auch in                                                                             bis zu 37,6 Prozent des Produktgewichtes weisen vier                                                nicht eng an den Kunststoff gebunden und können daher
                                                                        in China derzeit nicht reguliert wird.27
   menschlichem Gewebe nachgewiesen.23                                                                                              Proben auf. Dies lässt auf den absichtlichen Einsatz                                                im Lauf der Zeit aus dem Produkt freigesetzt werden
                                                                                                                                    als Weichmacher im Plastisol-Aufdruck schließen. Von                                                (siehe Infokasten 2).
                                                                                                                                    diesen vier Artikeln wurden zwei für Tommy Hilfiger                                                Phthalate wurden in weiteren 27 Artikeln in geringen Kon-
                                                                                                                                    (37,6 % und 20 %), einer für Armani (22,3 %) und einer                                             zentrationen gefunden, die nicht auf einen absichtlichen
                                                                                                                                    für Victoria’s Secret (0,52 %) hergestellt.                                                        Einsatz als Weichmacher schließen lassen. Die identifi-
                                                                                                                                  • Zwei der vier Kleidungsstücke wurden in den USA                                                    zierten Phthalate könnten aus Verunreinigungen der zur
                                                                                                                                    verkauft, eines in Österreich und eines in Italien.                                                Plastisol-Herstellung eingesetzten Chemikalien stammen.
                                                                                                                                    Hergestellt wurden sie in der Türkei, auf den Philippinen,                                         Denkbar ist auch eine Verunreinigung durch Phthalate aus
                                                                                                                                    in Bangladesch und in Sri Lanka.                                                                   anderen Chemikalien, die in der Fabrik eingesetzt werden.
                                                                                                                                                                                                                                       Oder es kam erst nach der Herstellung zu einem Kontakt
                                                                                                                                  • Bei den in hoher Konzentration gefundenen Phthalaten                                               mit phthalathaltigen Stoffen, zum Beispiel auf dem Trans-
                                                                                                                                    handelt es sich um Di-2-Ethylhexylphthalat (DEHP),                                                 port, in der Lagerung oder im Geschäft. Selbst bei der
                                                                                                                                    Diisononylphthalat (DINP) und Benzylbutylphthalat                                                  Beschaffung und Versiegelung der Proben können Konta-
                                                                                                                                                                                                                                       minationen auftreten.

18 Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace                                                                                                          Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace 19
Kapitel Zwei Methodik und Ergebnisse                                                                                                                                                                                                     Kapitel Zwei Methodik und Ergebnisse

Markenprodukte mit hohen Konzentrationen an
Phthalaten, ihr Herstellungs- und Absatzland

                                                                                                                                                Infokasten 2: Phthalsäureester (Phthalate)
                                                                                                                                                Phthalate werden überwiegend als Weichmacher in             Andere häufig verwendete Phthalate, darunter die
                                                                                                                                                Kunststoffen, vor allem in PVC (zum Beispiel in Ka-         isomeren Formen Diisononylphthalat (DINP) und Diiso-
                                                                                                                                                beln oder anderen flexiblen Komponenten) sowie als          decylphthalat (DIDP), sind aufgrund der beobachteten
                                                                                                                                                Inhaltsstoff in Pflegeprodukten, Tinten, Klebstoffen,       Auswirkungen auf Leber und Nieren, speziell in höherer
                                                                                                                                                Dichtmitteln und Oberflächenbeschichtungen einge-           Dosis, problematisch. DINP übt nachgewiesenerma-
                                                                                                                                                setzt. Die Verwendung von Phthalaten, insbesondere          ßen40 eine antiandrogene Wirkung auf die Fortpflan-
                                                                                                                   TX12115
                                                                                                                   Hergestellt in Bangladesch   als Weichmacher in PVC, führt zu umfangreichen Frei-        zung von Wistar-Ratten aus, wenn auch in geringerem
                                                                                                                   Verkauft in Österreich       setzungen in die Umwelt über die Lebensdauer des            Maß als DEHP, DBP und BBP. Es sollten jedoch wei-
                                                                                                                   32 % DINP, 5.6 % DEHP        Produkts und dessen Entsorgung hinweg. Phthalate            tere Bewertungen bezüglich der Sicherheit von DINP
                                                                                                                                                können sich aus Lebensmittelverpackungen lösen und          vorgenommen werden.
                                                                                                                                                die verpackten Lebensmittel kontaminieren28 sowie           Gegenwärtig gibt es kaum Kontrollen bezüglich des
                                                                                                                                                aus Schläuchen lösen, die in der Medizin verwendet          Inverkehrbringens und der Verwendung von Phtha-
                                                                                                                                                werden29 und aus PVC-Blutbeuteln, die überwiegend           laten, trotz ihrer Toxizität, der verwendeten Mengen
                                                                                                                                                Di-2-Ethylhexyl-Phthalat (DEHP) enthalten.30 Phthalate      und ihrer Eigenschaft, sich im Lauf der Lebensdauer
                                                                                                                                                finden sich breitflächig im Innenbereich, einschließlich    aus den Produkten zu lösen. Von den bestehenden
                                                    TX12119                                                                                     in Luft und Staub31 in Konzentrationen, die häufig mit
                                                    Hergestellt in Sri Lanka                                                                                                                                Kontrollen ist vermutlich das EU-weite Verwendungs-
                                                                                                                                                dem Vorhandensein von Kunststoffen und bestimmten           verbot von sechs Phthalaten in Kinderspielzeug und
                                                    Verkauft in USA
                                                    20 % DINP, 0.52 % DEHP                                                                      Textilien in den untersuchten Räumen zusammenhän-           Kinderpflegeprodukten das bekannteste. Es wurde
                                                                                                                                                gen.32 Werden Kunststoffprodukte auf Mülldeponien           1999 zunächst als Notmaßnahme vereinbart und 2005
                                                                                                      TX12008                                   entsorgt, können Phthalate – insbesondere Diiso-
                                                                                                      Hergestellt in der Türkei                                                                             endgültig verabschiedet.41 Eine wichtige Quelle ist
                                                                                                      Verkauft in Italien
                                                                                                                                                butylphthalat (DIBP) und Di-n-Butylphthalat (DNBP)          damit zwar ausgeschaltet – andere Verbraucherpro-
                                                                                                      20 % DEHP, 2.3 % BBP                      – weiter entweichen und schließlich das Grundwasser         dukte unterliegen aber bisher keinerlei Regelungen.
                                                                                                                                                erreichen.33 Phthalate sind häufig in menschlichem          Innerhalb der EU sind vier Phthalate (DBP, BBP, DEHP
                                                                                                                                                Gewebe zu finden, unter anderem im Blut, in der Mut-        und DIBP) in die Kandidatenliste der „besonders be-
                                                                                                                                                termilch und als Stoffwechselprodukte im Urin34; dabei      sorgniserregenden Stoffe“ aufgenommen worden.
                                                                                                                                                sind die berichteten aufgenommenen Mengen bei Kin-          Das heißt, dass eine Weiterverwendung dieser Stoffe
                                                                                                                                                dern erheblich höher.35 Im Stoffwechsel von Menschen        gerechtfertigt werden muss und einer Autorisierung
                                                                                        TX12110
                                                                                        Hergestellt auf den Philippinen                         und Tieren werden sie relativ schnell in ihre Monoester-    im Rahmen der REACH-Verordnung bedarf.42 DEHP
                                                                                        Verkauft in USA                                         formen abgebaut, die jedoch häufig schädlicher als die      wird in der EU-Wasserrahmenrichtlinie, einer Richtlinie
                                                                                        20 % DINP                                               Ausgangsverbindung sind.36                                  zur Verbesserung der EU-Wasserqualität, als „stark
                                                                                                                                                 Es ist bekannt, dass sich beispielsweise DEHP, eines       wassergefährdender Stoff“ geführt.43 DEHP und DNBP
                                                                                                                                                der am häufigsten verwendeten Phthalate, schädlich          wurden zudem im Rahmen des OSPAR-Abkommens
                                                                                                                                                auf die Fortpflanzung bei Säugetieren auswirkt und          als prioritäre Stoffe identifiziert, für die dringender
                                                                                                                                                (in seiner Monoesterform MEHP) die Entwicklung der          Handlungsbedarf besteht. Die Unterzeichnerländer
                                                                                                                                                Hoden im frühen Kindesalter beeinträchtigen kann.37         des OSPAR-Abkommens haben vereinbart, bis zum
                                                                                                                                                Darüber hinaus wurden negative Auswirkungen auf die         Jahr 2020 die Einleitungen, Emissionen und Verluste
                                                                                                                                                weibliche Fortpflanzungsfähigkeit ausgewachsener            aller gefährlichen Stoffe in die Meeresumwelt des
                                                                                                                                                Ratten und die Entwicklung von Jungtieren nach Kon-         Nordost-Atlantiks zu stoppen, und diese Absicht als
                                                                                                                                                takt mit dieser Chemikalie berichtet.38 Benzylbutylph-      „One Generation“-Ziel formuliert.44 Im August 2012
                                                                                                                                                thalat (BBP) und Dibutylphthalat (DBP) sollen ebenfalls     gab das dänische Umweltministerium – trotz einer
                                                                                                                                                fortpflanzungsschädigend wirken.39                          Entscheidung der Europäischen Kommission vom Juni
                                                                                                                                                                                                            201245 – Pläne bekannt für ein weiterreichendes Verbot
                                                                                                                                                                                                            zum Handel und zur Verwendung von vier Phthalaten
                                                                                                                                                                                                            (DEHP, DBP, BBP und DIBP), die hormonelle Störun-
                                                                                                                                                                                                            gen auslösen können.46

                                                                  TX12008            TX12110                  TX12119                 TX12115

20 Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace                                                                                                               Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace 21
Kapitel Zwei Methodik und Ergebnisse                                                                                                                                                                     Kapitel Zwei Methodik und Ergebnisse

                                                                                                                Infokasten 3: Von Azofarbstoffen freigesetzte karzinogene Amine
Amine aus Azofarbstoffen                                                                                        Bestimmte Azofarbstoffe können aromatische Amine            schen durch epidemiologische Studien nicht abschlie-
                                                                                                                freisetzen. Diese Freisetzung kann unter verschie-          ßend nachgewiesen worden; zum Teil ist dies darauf
• Mit Ausnahme von sieben weißen Kleidungsstücken                                                               denen Bedingungen stattfinden, unter anderem im             zurückzuführen, dass der Stoff zusammen mit anderen
  wurden alle farbigen Produkte auf krebserregende                                                              Körper. Die Reduktion kann in vielen verschiedenen          Aminen, die als Karzinogene beim Menschen bekannt
  Amine untersucht, die aus bestimmten Azofarbstoffen                                                           Zelltypen auftreten, unter anderem in Darm- und             sind, hergestellt und verwendet wird. So ist schwer
  freigesetzt werden können.                                                                                    Hautbakterien.52 Einige aromatische Amine, die aus          nachzuweisen, dass o-Dianisidin zu den bei Arbeitern
• Amine wurden in zwei der 134 Artikel in Konzentrationen                                                       Azofarbstoffen freigesetzt werden können, sind krebs-       beobachteten Krebserkrankungen beigetragen hat.56
  oberhalb der Nachweisgrenze von 5 mg/kg gefunden:                                                             erregend.53 Azofarbstoffe werden mittels der gleichen       Die International Agency for Research on Cancer
  Beide Produkte wurden in Pakistan für Zara hergestellt                                                        Amine hergestellt, die später durch Reduktion frei-         (IARC) hat o-Dianisidin als möglicherweise krebser-
  und im Libanon und in Ungarn verkauft.                                                                        gesetzt werden können. Daher ist es möglich, dass           regend beim Menschen eingestuft (Klasse 2B),57 und
                                                                                                                kommerzielle Azofarbstoff-Rezepturen Rückstände             auch das US-Gesundheitsministerium führt o-Dianisi-
• Die für diese beiden Artikel nachgewiesenen                                                                   von Aminen enthalten, die bei ihrer Produktion ein-         din und Farbstoffe, die zu o-Dianisidin abgebaut wer-
  Konzentrationen lagen unterhalb des EU-Grenzwerts                                                             gesetzt wurden. Darüber hinaus wurden bestimmte             den, als Stoffe, bei denen davon ausgegangen werden
  (30 mg/kg) 47 und ebenfalls unterhalb der Grenzwerte,                              TX12130                    krebserregende Amine als Rückstände in anderen zur          kann, dass sie beim Menschen krebserregend sind.58
  die für chinesische Produkte gelten (20 mg/kg).48                                  Hergestellt in Pakistan    Herstellung von Azofarbstoffen verwendeten Aminen
                                                                                     Verkauft in Ungarn                                                                     Einige Länder (darunter EU-Mitgliedsstaaten und
Amine werden bei der Herstellung von Azofarbstoffen                                  9 mg/kg o-Diansidin        entdeckt; dies ist eine weitere Erklärung für die Kon-      China) verbieten den Verkauf von Produkten, wenn
verwendet und können bei chemischer Spaltung wieder                                                             taminierung kommerzieller Azofarbstoff-Rezepturen           sie Farbstoffe enthalten, die unter bestimmten Test-
freigesetzt werden (siehe Infokasten 3).49 Das in den Proben                                                    mit karzinogenen Aminen.54 Diese Quellen könnten            bedingungen zu krebserregenden Aminen in Konzen-
gefundene Amin – o-Dianisidin – ist als möglicherweise                                                          dazu beitragen, dass in Textilien karzinogene Amine im      trationen oberhalb der Grenzwerte abgebaut werden
beim Menschen krebserregend eingestuft. Bestimmte Ver-                                                          Spurenbereich enthalten sind. In Tierversuchen wurde        können. Dies gilt für Textilien, die in direkten Kontakt
wendungen dieses Amins sowie anderer krebserregender                                                            nachgewiesen, dass 3,3´-Dimethoxybenzidin (auch             mit menschlicher Haut kommen können. Die EU-
Amine sind in der EU und anderen Ländern reguliert.50                                                           o-Dianisidin genannt) zusammen mit bestimmten               Verordnung listet 22 Verbindungen (einschließlich o-Di-
                                                                                     TX12128
                                                                                                                anderen Benzidinen eine karzinogene Wirkung haben           anisidin) mit einem Grenzwert von 30 mg/kg auf.59 Die
Die in den Proben gefundenen Konzentrationen lagen                                   Hergestellt in Pakistan
                                                                                     Verkauft im Libanon        kann und das Auftreten von Tumoren in vielen Organen        Verordnung in China legt einen Grenzwert von 20 mg/
unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte51, allerdings sind                             7 mg/kg o-Diansidin        begünstigt.55 Es gibt eindeutige Nachweise dafür, dass      kg fest und führt neben den gleichen Verbindungen wie
jegliche nachweisbaren Rückstände karzinogener Verbin-
                                                                                                                der Kontakt mit Farbstoffen auf Benzidinbasis Blasen-       die EU-Verordnung zwei weitere Verbindungen auf.60
dungen problematisch. Selbst wenn die Konzentration des
                                                                                                                krebs beim Menschen verursacht. Die karzinogene
freigesetzten Amins behördlich festgelegte Grenzwerte
                                                                                                                Wirkung von o-Dianisidin allein ist allerdings beim Men-
nicht überschreitet, sollten Textilhersteller den Einsatz von
Farbstoffen verhindern, die karzinogene Verbindungen aus
Kleidung freisetzen können. Zum Risiko für den Verbrau-
cher in Bezug auf die festgestellten Aminkonzentrationen
(7 bzw. 9 mg/kg) können hier keine Aussagen getroffen
werden.

                                                                                                                         Zara-Textilien mit nachweisbaren
                                                                                                               Aminkonzentrationen, produziert in Pakistan,
                                                                                                                       verkauft im Libanon und in Ungarn

                                                                                                                                                                                               TX12128                       TX12130

22 Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace                                                                               Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace 23
Kapitel Zwei Methodik und Ergebnisse                                                                                                                                                     Kapitel Zwei Methodik und Ergebnisse

Einige der untersuchten Markenartikel

         TX12002                     TX12015                      TX12041            TX12058   TX12070   TX12137   TX12115   TX12008   TX12025          TX12040                       TX12054                     TX12134

                                     TX12096                      TX12075            TX12010   TX12121   TX12140   TX12043   TX12021   TX12110          TX12032                      TX12099

          TX12059
                                                                                                                                                                                                                  TX12076

                                                                                               TX12139
                                                                                                                             TX12103

         TX12037                      TX12133                     TX12026            TX12120             TX12067   TX12085   TX12119   TX12023          TX12138                      TX12087                      TX12047

                                                                                               TX12122

                                                                                                                   TX12102

                                                                                                         TX12029

24 Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace                                                               Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace 25
Kapitel Zwei Methodik und Ergebnisse                                                                                                                                                                                                                                               Kapitel Zwei Methodik und Ergebnisse

Wichtigste Ergebnisse                                      Rückstände von Produktionschemikalien in Textilien deu-                                                               vorliegende Untersuchung weist im Vergleich 63 Prozent
des Chemikalien-Screenings                                 ten generell darauf hin, dass diese Chemikalien bei der                                                               positive NPE-Funde auf. Die Konzentrationen reichen von
                                                           Herstellung verwendet wurden. Meistens verschmutzen                                                                   knapp über 1 mg/kg bis zu 45.000 mg/kg.                                                        frühere Studie

                                                                                                                                                                                                                                                                                67%
Das Chemikalien-Screening der vorliegenden Studie zeigt die Chemikalien mit den Produktionsabwässern auch
                                                                                                                                                                                 Allerdings weist in der aktuellen Untersuchung ein ver-
schlaglichtartig die große Zahl an chemischen Rückstän-    lokale Wassersysteme. In vielen Fällen lässt die Konzentra-                                                           gleichsweise größerer Prozentsatz der getesteten Artikel
den, die in Textilien vorhanden sein können. In 63 Proben  tion einer bestimmten Chemikalie in einem Produkt jedoch                                                              (neun Prozent) NPE-Konzentrationen von über 1.000 mg/
– repräsentativ ausgewählt nach Marken – wurden bei        keine Rückschlüsse auf die Menge zu, die verwendet                                                                    kg auf. Im vorangegangenen Test überschritten nur drei
einem qualitativen Screening ein oder mehrere weitere      wurde oder über ein Abwasserrohr an einem bestimmten
Chemikalien gefunden. Zwar wurden die Konzentrationen Produktionsstandort in das lokale Wassersystem gelangt
                                                                                                                                                                                 Prozent der Proben diesen Wert.                                                                  .
                                                                                                                                                                                                                                                                                 test.
dieser Chemikalien nicht ermittelt – die Ergebnisse zeigen ist. So werden NPE beispielsweise bei der Herstellung                                                                 Insgesamt enthielten im aktuellen Test 28 Artikel NPE-
allerdings, dass eine komplexe Mischung aus Produktions- in einem oder mehreren Produktionszyklen aus den Ma-
Chemikalien als Rückstände in fertigen Textilien auftreten terialien herausgewaschen, was zu unterschiedlichen
                                                                                                                                                                                 Konzentrationen über dem von Öko-Tex festgelegten
                                                                                                                                                                                 „Business as usual“-Grenzwert von 100 mg/kg66 , den
                                                                                                                                                                                                                                                                                Positiv
kann. Die eingesetzten Chemikalien können auch aus         NPE-Konzentrationen in den fertigen Produkten führt.                                                                  auch einige Modemarken in ihren sogenannten „Restric-
Textilfabriken freigesetzt werden oder nach dem Verkauf    Daher kann auch ein fertiges Produkt mit niedriger NPE-                                                               ted Substances Lists“ (RSL) festgelegt haben. So gibt
der Produkte beim Wäschewaschen in Gewässerkreisläufe Konzentration mittels größerer Mengen an NPE hergestellt                                                                   beispielsweise C&A einen Grenzwert von 100 mg/kg67 vor,                                        aktuelle Studie

                                                                                                                                                                                                                                                                                63%
gelangen.                                                  worden sein.                                                                                                          während Mango erklärt, dass keine NPE in der Herstellung
                                                                                                                                                                                 nachgewiesen werden dürfen.68 C&A hat bereits im Jahr
• Am häufigsten nachgewiesen wurden Alkane.61 Eine                     Die Ergebnisse der NPE-Rückstände entsprechen in etwa                                                     2011 weitreichende Zusagen für eine saubere Produktion
  oder mehrere dieser Chemikalien wurden in 59 der 63                  dem Greenpeace-Test vom August 201165, der bei 67                                                         gemacht – Greenpeace überprüft mit der vorliegenden
  getesteten Artikel gefunden. Bestimmte Alkane können
                                                                                                                                                                                                                                                                                  .
                                                                       Prozent der Textilproben NPE-Rückstände (über 1 mg/                                                       Untersuchung, ob den Zusagen auch Taten folgen, und
  schädliche Auswirkungen haben – auch wenn Alkane an
  sich biologisch abbaubar sind.
                                                                       kg) feststellte. Die Konzentrationen reichten im 2011er
                                                                       Test von knapp über 1 mg/kg bis zu 27.000 mg/kg. Die
                                                                                                                                                                                 konfrontiert die Hersteller mit den Test-Ergebnissen.                                           test.
• Benzylbenzoat war die am zweithäufigsten
                                                                                                                                                                                 Die vorliegende Studie kann nicht aufzeigen, in welchem
                                                                                                                                                                                 Ausmaß NPE oder andere gefährliche Stoffe in der Pro-                                          Positiv
                                                                                                                                            image © Alex Stoneman / Greenpeace
  identifizierte Verbindung. Sie wurde in zwölf Artikeln                                                                                                                         duktion verwendet oder freigesetzt wurden. Auch wurde
  gemessen. Auch wenn es sich um einen biologisch                                                                                                                                nicht untersucht, ob die Chemikalien bei der Produkther-
  abbaubaren Stoff handelt, der in bestimmten                                                                                                                                    stellung für einzelne Marken oder generell an bestimmten
  Farbstoffrezepturen verwendet wird62, gilt er als giftig für                                                                                                                   Produktionsstätten eingesetzt wurden. Die Ergebnisse be-
  Wasserorganismen.63                                                                                                                                                            legen jedoch, dass in der globalen Textilindustrie von einer
• Weitere 13 industrielle Chemikalien oder                                                                                                                                       Vielzahl internationaler Marken nach wie vor zahlreiche
  Chemikaliengruppen wurden in kleineren Stückzahlen                                                                                                                             gefährliche Stoffe verwendet oder geduldet werden.
  der getesteten Artikel gefunden; vier von ihnen werden
  als giftig oder sehr giftig für Wasserorganismen mit
  langfristiger Wirkung eingestuft: Benzophenon,

                                                                                                                                                                                                                                           image © Alex Stoneman / Greenpeace
  1,1’-Biphenyl, butyliertes Hydroxytoluol (BHT),
  Benzylnaphthylether.64

• Nonylphenol wurde in einer Probe festgestellt, obwohl
  hier keine NPE in Konzentrationen oberhalb der
  Nachweisgrenze vorlagen.

                                                                       Bild Vorbereitung der Textil-Extraktion im Greenpeace-Labor an der
                                                                       Universität Exeter, Großbritannien.                                                                       Bild Greenpeace-Labor in Exeter

26 Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace                                                                                                                                                  Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace 27
image © Lance Lee / Greenpeace
                                                                                                                                                                                                                          GeTfä
                                                                                                                                                                                                                              ohxric
Section X Xxxx
                                                                                                                                                                                                                                   lich
                                                                                                                                                                                                                          Umw
                                                                                                                                                                                                                            Threea
                                                                                                                                                                                                                                 ltg
                                                                                                                                                                                                                                  dsift

                                                                                                                                                                                                                                          #3
                                                                                                                      Fast Fashion:
                                                                                                                      Giftige Kleidung am
                                                                                                                      laufenden Band
                                                                                                                      Für den vorliegenden Report hat Greenpeace vor allem           Milliarden Kleidungsstücke gekauft, darunter eine Milliarde
                                                                                                                      Kleidung der sogenannten Fast-Fashion-Modemarken               T-Shirts – dies entspricht im Schnitt 70 Teilen pro Person.71
                                                                                                                      unter die Detox-Lupe gelegt. Globale Marken wie Mango,         Die Massenproduktion – über 800.000 Tonnen Textilien
                                                                                                                      Zara, H&M, GAP und Benetton bringen in kürzester Zeit          importiert Deutschland jedes Jahr – in den zumeist asiati-
                                                                                                                      die neuesten Laufstegtrends in ihre Filialen. So werden        schen Herstellungsländern erfordert einen hohen Chemi-
                                                                                                                      Kunden mit immer neuer Ware in die Läden gelockt – und         kalieneinsatz.
                                                                                                                      kaufen selbst dann, wenn der Kleiderschrank schon voll
                                                                                                                                                                                  Weggeworfen werden in Deutschland jedes Jahr rund eine
                                                                                                                      ist. Deutsche Verbraucher haben heute vier Mal so viel Klei-
                                                                                                                                                                                  Million Tonnen Kleidung72, ebenso viele sind es in Großbri-
                                                                                                                      dung wie noch 1980 im Schrank. Darunter im Schnitt 20
                                                                                                                                                                                  tannien.73 US-Amerikaner warfen im Jahr 2010 13,1 Millio-
                                                                                                                      Teile, die nie getragen werden. Angesichts des Preisdrucks
                                                                                                                                                                                  nen Tonnen Textilien weg. Dies entsprach 5,3 Prozent des
                                                                                                                      in der Branche und der Konkurrenz durch Discounter wie
                                                                                                                                                                                  Hausmülls.74 Vor allem Fast-Fashion-Modeartikel werden
                                                                                                                      KiK & Co. lassen die Modeunternehmen vor allem in den
                                                                                                                                                                                  massenhaft produziert, verkauft und weggeworfen. Die
                                                                                                                      kostengünstigeren asiatischen Ländern produzieren.
                                                                                                                                                                                  Kombination aus schlechter Qualität und niedrigen Preisen
                                                                                                                      Schnell kopiert und zum Spottpreis verkauft – so lautet das führt zu einer kürzeren Nutzungsdauer der Kleider und
                                                                                                                      Erfolgsrezept der Fast-Fashion-Branche. Die Marken prä- Wegwerfmentalität.
                                                                                                                      sentieren laufend neue Trends: Mittlerweile sind sechs bis
                                                                                                                                                                                  Fast Fashion verbreitet sich inzwischen weit über die tradi-
                                                                                                                      acht neue Kollektionen innerhalb eines Jahres die Regel.
                                                                                                                                                                                  tionellen Verbrauchermärkte der nördlichen Erdhalbkugel:
                                                                                                                      Dafür müssen Fast-Fashion-Marken die Zykluszeiten vom
                                                                                                                                                                                  Allein Zara produziert aktuell rund 850 Millionen Kleidungs-
                                                                                                                      Design bis zum fertigen Produkt immer weiter verkürzen.
                                                                                                                                                                                  stücke pro Jahr75 und eröffnete in den vergangenen Jahren
                                                                                                                      Zara, die führende Fast-Fashion-Marke, kann innerhalb
                                                                                                                                                                                  auch Filialen in Bulgarien, Kasachstan und Indien (2010)
                                                                                                                      von sieben bis 30 Tagen eine Bekleidungslinie zusam-
                                                                                                                                                                                  sowie in Australien, Taiwan, Aserbaidschan, Südafrika und
                                                                                                                      menstellen und Bestseller innerhalb von nur fünf Tagen an
                                                                                                                                                                                  Peru (2011).76 2006 hielt der spanische Konzern mit einem
                                                                                                                      Filialen nachliefern. Durch den Produktionsdruck werden
                                                                                                                                                                                  Geschäft in Shanghai auch Einzug auf dem chinesischen
                                                                                                                      Lieferanten zur Einhaltung immer knapperer Liefertermine
                                                                                                                                                                                  Markt. Mittlerweile betreibt das Unternehmen über 100
                                                                                                                      gedrängt. Dies fördert Lohnkürzungen und ökologisch un-
                                                                                                                                                                                  Läden in mehr als 40 chinesischen Städten. China zählt
                                                                                                                      verantwortliche Praktiken.69
                                                                                                                                                                                  nun zum größten Zara-Markt außerhalb Spaniens.77
                                                                                                                      Weltweit werden jedes Jahr rund 80 Milliarden Kleidungsstü-
                                                                                                                      cke produziert – im Schnitt elf Stück für jeden Menschen.70
                                                                                                                      Der Kleiderkonsum ist jedoch keineswegs gleichmäßig
                                                                                                                      verteilt. In Deutschland wurden im Jahr 2011 rund 5,97

28 Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace                                                                                       Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace 29
Kapitel Drei Fast Fashion                                                                                                                                                                                                    Kapitel Drei Fast Fashion

Der Fast-Fashion
Kreislauf                                                                                                                                                                             Übersicht zum Detox-Status der
                                                                                                       Steigender                                                                     einzelnen Marken
                                                                                     Designer der
                                                                                     Modemarken
                                                                                                      Konsum und
                              Rohstoffe,                                              Re-design       Entsorgung
                            handgemachte
                            und natürliche
                               Fasern

               Garn-
             entstehung

                                                                                                                                                                                                                                                         image © Alex Stoneman / Greenpeace
                                  Steigender
                                  Zeitdruck
        Textil-
      entstehung

                    Nass-                                                              Kunden-
                                                                                       feedback
                   Prozesse                                                                                                                                                         Bild Automatisierte Probenextraktion im Greenpeace Forschungslabor

                                                                                                      Laden         Ökologische Auswirkungen
                          Fabrikproduktion –                                                                        Die wachsenden Kleiderberge verursachen große Umwelt-         welt lange genug, um sich in Sedimenten und Organismen
                                Färben,                                                                             probleme: Schon bei der Produktion von Baumwollfasern         anzureichern und über große Distanzen transportiert zu
                           Konfektionieren,                                                                         werden enorme Mengen an Wasser und Pestiziden einge-          werden. Außerdem verursachen bestimmte Stoffe auch in
                          Ausrüsten, Drucken                                                                        setzt. Auch beim Färben und Veredeln von Textilien werden     scheinbar geringer Konzentration erhebliche Schäden.
                             (Einsatz von                                                                           erhebliche Wassermengen verbraucht: 200 Tonnen Was-
                                                                                            Produkt                                                                               So können kumulierende Mengen von geringen NPE-
                           Chemikalien und                                                                          ser pro eine Tonne produzierter Textilien.78 Dazu kommt
                                                                                                                                                                                  Rückständen in Kleidungsstücken zur großflächigen Ver-
                                                                                                                    eine große Anzahl von Chemikalien und Chemikalien-
                           großen Mengen                              Fabrikation:                                                                                                breitung der Chemikalien beitragen. Die Freisetzung in die
                                                                     Schneiden und                                  Mischungen: So gibt es beispielsweise über 10.000 ver-
                               Wasser)                                  Nähen                                                                                                     Umwelt erfolgt nicht nur über die Betriebe, in denen die
                                                                                                                    schiedene Farbstoffe, die man zum Färben und Bedrucken
                                                                                                                                                                                  Kleidung hergestellt wird, sondern auch über die Milliarden
                                                                                                                    nutzen kann. 79
                                                                                                                                                                                  von Kleidungsstücken, die mit NPE-Rückständen verkauft
                                                           Wenig Bestellungen,                                      Wenn persistente, toxische und bioakkumulative Chemi-         werden. Die Chemikalien gelangen beim Wäschewaschen
                                                            limitierter Vorrat                                      kalien für Fast-Fashion-Modeartikel verwendet oder freige-    oder bei der Entsorgung in die Umwelt.
                                                                                                                    setzt werden, bauen sich die ökologischen Auswirkungen
                                                                                                                    über die Jahre auf. Die Schadstoffe überdauern in der Um-

30 Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace                                                                                    Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace 31
Kapitel Drei Fast Fashion                                                                                                                                                                                                                        Kapitel Drei Fast Fashion

Höchste Zeit, unsere Kleidung zu                                       Neu hinzugekommene Mitglieder der gemeinsamen Initi-          Dennoch wurde ein entscheidender Aspekt des Vorsor-               Ein verantwortlicher Umgang mit Chemikalien sollte ohne-
entgiften                                                              ative wie Levi Strauss82 und G-Star Raw83 punkten zwar        geprinzips noch nicht ausreichend – wenn überhaupt – in           hin über die Veröffentlichung einer Restricted Substances
                                                                       öffentlich durch Nichteinleitungs-Erklärungen. Bisher legen   das Beschaffungswesen einiger Unternehmen integriert:             List hinausgehen: Die Marken müssen eine Bestands-
Die Freisetzung gefährlicher Chemikalien in der Textilher-             die Marken – im Vergleich zu Puma, Adidas, H&M & Co. –        Bisher werden inhärent gefährliche Stoffe nur „gemanagt“          aufnahme durchführen, aus der klar hervorgeht, ob und
stellung lässt sich nur durch einen raschen und transpa-               jedoch keine glaubhafte Selbstverpflichtung vor, die          anstatt komplett ausgeschlossen. Für die Verwendung und           welche Chemikalien mit gefährlichen Eigenschaften an
renten Verwendungsstopp dieser Stoffe eindämmen. Eine                  mit einem umfassenden Paradigmenwechsel bezüglich             Einleitung gefährlicher Schadstoffe gibt es jedoch keine          welchem Ort der Lieferkette verwendet werden. Jeder
Reihe von Sportbekleidungs- und Modemarken verpflich-                  gefährlicher Stoffe einhergeht. 84                            „ökologisch annehmbaren“ oder „sicheren“ Mengen.                  Betrieb innerhalb der Lieferkette muss die betroffenen
tete sich 2011 gegenüber Greenpeace, die Einleitung ge-                                                                                                                                                Parteien, eingeschlossen die Gemeinde vor Ort, regel-
                                                                       Obwohl mehrere Marken bereits seit einiger Zeit Alkylphe-     Während die genannten Firmen Risiko-Chemikalien zumin-
fährlicher Stoffe bis zum 1. Januar 2020 zu beenden.80                                                                                                                                                 mäßig und aktuell über die Verwendung und Einleitung
                                                                       nolethoxylate (APEO) verbannen85 und Nachweisgren-            dest noch managen, gibt es auch Unternehmen, die deren
Sechs dieser Marken – die Sportartikler Puma, Nike,                    zen und -verfahren eingeführt haben, sind sie von einer       problematische Verwendung in Textilien völlig ignorieren.         gefährlicher Chemikalien informieren. Dafür müssen
Adidas und Li-Ning sowie die Modemarken H&M und                        Nichteinleitung noch weit entfernt. Die Firmen müssen die     Viele andere Marken in diesem Sektor veröffentlichen nicht        die Marken sorgen. Diese Maßnahme würde maßgeb-
C&A – arbeiten nun gemeinsam an der Weiterentwick-                     Emissionen dieser Stoffe – ob aus ihren Produkten oder        einmal vollständige RSL oder Informationen darüber, ob            lich dazu beitragen, dass Marken und ihre Lieferanten
lung und Implementierung sowohl ihrer individuellen als                Produktionsbetrieben – deutlich absenken, auf das Niveau      sie die Verwendung von Chemikalien wie NPE begrenzen.             Rechen­schaft gegenüber Anliegern und Beschäftigten
auch gemeinschaftlicher Pläne zum Verbot gefährlicher                  der technisch erreichbaren Nachweisgrenze.                    Dazu gehören auch einige Marken, die in dieser Studie ge-         ablegen. Außerdem würde sie das allgemeine Bewusst-
Chemikalien.81 In ihre Initiative „Joint Roadmap“ laden sie                                                                          nannt sind: Zara (Inditex) legt seine RSL nicht offen,88 GAP      sein für die örtliche Wasserverschmutzung schärfen.
                                                                       Es sind jedoch auch Fortschritte zu verzeichnen. Ein
auch weitere Unternehmen ein. Während die individuellen                                                                              beschreibt zwar seine RSL, stellt sie jedoch nicht öffentlich
                                                                       Beispiel: Nachdem Greenpeace die Verunreinigung von
Verpflichtungen der Firmen ambitioniert sind, verwässern                                                                             zur Verfügung.89 PVH erwähnt seine RSL und seine dies-
                                                                       H&M-Produkten durch NPE aufgedeckt hatte86, wurde
die Kompromisse des gemeinsamen „Fahrplans“ einige mit                                                                               bezügliche Richtlinie, veröffentlicht aber keine der beiden.90
                                                                       das Unternehmen aktiv: Es verpflichtete sich zu einem Ver-
Greenpeace ausgehandelte Detox-Maßnahmen. Bisher                                                                                     Weitere Marken dieser Studie wie Esprit, Metersbonwe
                                                                       fahren, alle NPE in seiner Lieferkette zu untersuchen und
gibt es in der „Joint Roadmap“ keine eindeutigen Daten                                                                               und Victoria’s Secret zeigen darüber hinaus überhaupt kein
                                                                       auszuschließen.87
und Zeitrahmen für den vollständigen Verwendungsstopp                                                                                Bewusstsein zur Problematik gefährlicher Chemikalien in
weit verbreiteter gefährlicher Chemikalien. Es werden auch             Neben H&M haben C&A, Mango und Marks & Spencer                ihren Produkten und ihrer Beschaffungskette.
keine konkreten Zusagen zur Veröffentlichung von Chemi-                gegenwärtig eine Vorreiterfunktion in Sachen saubere
kalien gemacht, die an Produktionsstandorten eingeleitet               Produktion: Sie haben vergleichsweise fortschrittliche
werden.                                                                Programme für das Chemikalien-Management, detaillierte
                                                                       Protokolle für das Lieferantenmanagement und veröffentli-
                                                                       chen Listen für nur eingeschränkt zu nutzende Substanzen
                                                                       (Restricted Substances Lists – RSL).

32 Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace                                                                                                        Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace 33
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