Giftige Garne Der große Textilien-Test von Greenpeace - Toxic
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Giftige Garne Toxic Threads Der große Textilien-Test von Greenpeace Wie Modemarken Konsumenten zu unfreiwilligen Komplizen bei der weltweiten Wasserverschmutzung machen
image © Lance Lee / Greenpeace Section X Xxxx Inhalt 3 Zusammenfassung Zusammenfassung 7 Kapitel 1 Einleitung 11 Kapitel 2 Methodik und Ergebnisse Die vorliegende Studie befasst sich mit umwelt- und Wichtige Ergebnisse 29 Kapitel 3 Fast Fashion: Giftige Kleidung am laufenden Band gesundheitsschädlichen Chemikalien in der Textilpro- • NPE wurden in insgesamt 89 Kleidungsstücken duktion. Getestet wurden Markenartikel von 20 inter- (63 % aller getesteten Artikel) gefunden. Die Konzen 37 Kapitel 4 Schlussfolgerungen und Empfehlungen nationalen Modehäusern, darunter Armani, Levi’s und Zara.1 Die internationale Greenpeace-Kampagne Detox trationen reichten von knapp über 1 mg/kg bis zu 45.000 mg/kg.7 Das Kleidungsstück mit dem höchsten („Entgiften“) setzt sich für eine saubere Textilherstellung ein. NPE-Gehalt stammt von C&A und wurde in Mexiko Bereits im Jahr 2011 deckte die Umweltorganisation mit 40 Anhang 1 Abwasseruntersuchungen auf, dass Modemarken chinesi- produziert und verkauft. sche Flüsse mit Chemikalien vergiften.2 • Alle Modemarken haben mindestens zwei Produkte mit 44 Anhang 2 Für den aktuellen Test haben Greenpeace-Mitarbeiter im nachweisbaren NPE-Konzentrationen verkauft. NPE wurden in Artikeln aus 13 der 18 Herstellungsländer April 2012 insgesamt 141 Kleidungsstücke in 29 Ländern 46 Anhang 3 eingekauft. Hergestellt wurden die Artikel laut Etiketten und 25 der 27 Verkaufsländer nachgewiesen. in mindestens 18 verschiedenen Ländern, überwiegend • NPE-Konzentrationen über 1 mg/kg (entspricht 50 Quellenangaben auf der südlichen Erdhalbkugel. Für 25 Kleidungsstücke wurde kein Herstellungsland angegeben.3 Zu den Artikeln 100 ppm) wurden in 20 Prozent der getesteten Artikel nachgewiesen. NPE-Konzentrationen von über für Herren, Damen und Kinder zählten Jeans und Hosen, 1.000 mg/kg wurden in zwölf Proben nachgewiesen. Impressum T-Shirts, Kleider und Unterwäsche – sowohl aus Kunst- als • Die Kleidungsstücke mit den höchsten NPE-Konzen Deutsche Ausgabe Orginalausgabe auch aus Naturfasern. 31 der untersuchten Textilien waren trationen stammen von den Marken C&A (1 Artikel) und Giftige Garne – Der große Textilien-Test Toxic Threads: bedruckt (Plastisol-Aufdruck): Dieser Teil des Gewebes von Greenpeace The Big Fashion Stitch-Up Mango (3), Levi’s (2), Calvin Klein (1), Zara (1), wurde auf Weichmacher (Phthalate) und Nonylphenoletho- JN 429a Metersbonwe (2), Jack & Jones (1) und Marks & Stand November 2012 xylate (NPE) getestet. Weichmacher sind ebenso wie No- Spencer (1). Herausgeber by Greenpeace International nylphenole (NP) – ein Abbauprodukt von NPE – hormonell Greenpeace e.V. Ottho Heldringstraat 5 wirksam. • Phthalate wurden in allen 31 Proben mit Plastisol- Große Elbstr. 39 1066 AZ Amsterdam Aufdruck gefunden, das Maximum liegt bei 37,6 The Netherlands In vier Kleidungsstücken wurden hohe Konzentrationen 22767 Hamburg Gewichts-Prozent im Aufdruck-Bereich des Tel. 040/306 18-0 gesundheitsschädlicher Phthalate4 gefunden. Zwei Klei- greenpeace.org dungsstücke enthielten krebserregende Amine, die bei der Kleidungsstückes. Die vier Artikel mit den höchsten Neue Adresse ab Frühjahr 2013 Phthalat-Konzentrationen stammen von den Marken Greenpeace e.V. Creative Direction by Verwendung bestimmter Azofarbstoffe entstehen.5 Nonyl- Tommy Crawford phenolethoxylate (NPE) wurden in 89 Kleidungsstücken Tommy Hilfiger (2 Artikel, 37,6 % und 20 %), Hongkongstraße 10 20457 Hamburg (knapp zwei Drittel der getesteten Artikel) gefunden.6 Im Armani (22,3 %) und Victoria’s Secret (0,52 %). Design, Art Direction and Crime Scene concept by Screening-Verfahren wurden weitere industrielle Chemika- • Zwei Produkte von Zara enthielten Azofarbstoffe, die Politische Vertretung Berlin Toby Cotton @ Arc Communications lien nachgewiesen. krebserregende Amine freisetzen. Die gefundenen Marienstraße 19-20 10117 Berlin Konzentrationen befinden sich noch innerhalb Front and back cover images © Lance Lee/Greenpeace gesetzlicher Grenzwerte – diese sind für einen mail@greenpeace.de, www.greenpeace.de krebserregenden Stoff nach Auffassung von Greenpeace Acknowledgements jedoch zu hoch. V.i.S.d.P. We would like to thank the following people who Christiane Huxdorff contributed to the creation of this report. If we have • Im Screening-Verfahren wurden viele weitere industrielle Redaktion forgotten anyone, they know that our gratitude is also Chemikalien oder Chemikaliengruppen nachgewiesen, extended to them. Simone Miller von denen einige als „giftig“ oder „sehr giftig für Kevin Brigden, Kristin Casper, Madeleine Cobbing, Grafische Überarbeitung Wasserorganismen“ eingestuft werden. Beim Screening- Tommy Crawford, Alexandra Dawe, Steve Erwood, sichtagitation, Erik Tuckow Marietta Harjono, Martin Hojsik, Yifang Li, Tristan Verfahren werden allerdings keine Konzentrationen für Tremschnig, Ieva Vilimaviciute, Yuntao Wang, die nachgewiesenen Chemikalien ermittelt. Matthias Wüthrich 2 Greenpeace International Toxic Threads: The Big Fashion Stitch-Up Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace 3
executive summary Anzahl der ge- Anzahl positiv Anteil (%) positiv Anzahl positiv auf Anzahl positiv auf testeten auf NPE auf NPE getestet Phthalate getes- krebserregende Artikel getestet – je Marke tet, über 0,5 Ge- Amine (durch Azofar- wichtsprozent ben) getestet Tabelle 1 Markenkleidung mit 9 5 55% 1 Rückständen von NPE, Phthalaten und 9 3 33% karzinogenen Aminen Fast Fashion – schnelllebige Mode 4 2 50% Einige der untersuchten Modemarken gehören zum „Fast Fashion“-Segment: Diese Marken bringen in kurzen Abständen neue Trendartikel heraus und reagieren damit 6 5 83% auf die Wünsche ihrer Kunden. Durch den Produktions- druck der „Fast Fashion“ werden Lieferanten zur Ein Übersicht zum Detox-Status haltung immer knapperer Liefertermine gedrängt. Dies der einzelnen Marken 8 7 88% fördert Lohnkürzungen und ökologisch unverantwortliche Engagierte Detox-Marken sind diejenigen, die sich Praktiken.8 glaubwürdig zum Verzicht auf gefährliche Chemikalien 9 3 33% Pro Jahr werden weltweit rund 80 Milliarden Kleidungsstücke verpflichtet haben. Dazu zählen die Sportartikelher- produziert.9 Die Massenproduktion in den zumeist asiati- steller Puma, Nike, Adidas und Li-Ning sowie die schen Herstellungsländern erfordert einen hohen Chemi- Modehäuser H&M, C&A und Marks & Spencer. Die 9 6 67% Implementierungspläne dieser Marken sind auf dem kalieneinsatz. Selbst geringe Chemikalienrückstände in einzelnen Textilien führen bei der Masse von Kleidung zur richtigen Weg, müssen jedoch noch konkreter und großflächigen Verbreitung schädlicher Substanzen auf der zügiger umgesetzt werden. Beispielsweise sollten 9 7 78% ganzen Welt. Puma, Nike, Adidas und Li-Ning bezüglich Transpa renz mit H&M, C&A und Marks & Spencer gleich- 6 2 33% ziehen. Sie müssen zeitnah veröffentlichen, welche Zeit für Führungsverantwortung gefährlichen Chemikalien aus ihrer Produktion freige- und Transparenz setzt werden. Alle vier Sportmarken und C&A sollten 5 3 60% Als weltweite Akteure haben Modemarken die Möglichkeit, zudem dem Beispiel von H&M und Marks & Spencer an globalen Lösungen zu arbeiten, gefährliche Stoffe aus folgen und konkrete Zeitpläne und Ausstiegsdaten für ihren Produktreihen zu verbannen und die Praktiken in breit eingesetzte Substanzen wie NPE festlegen. 11 7 64% ihren Lieferketten zu verbessern. Als Teil dieser Führungs- Detox-Greenwasher wie G-Star Raw, Jack Wolf- verantwortung müssen sich die Marken verpflichten, keine skin und Levi’s haben eine Absichtserklärung zum 10 6 60% gefährlichen Chemikalien mehr zu verwenden. Diese Ver Entgiften ihrer Produktion abgegeben und beteiligen pflichtung muss ehrgeizige Maßnahmen beinhalten, die der sich an der sogenannten „Joint Roadmap“-Gruppe. Dringlichkeit der Situation entsprechen und zum raschen Glaubhafte individuelle Verpflichtungen oder eigene 6 4 67% Verzicht auf alle gefährlichen Stoffe führen. Sie muss außer- Maßnahmenkataloge haben diese Marken noch nicht dem transparente Informationen über die verwendeten und abgegeben. Sie sollten ihre individuelle Verpflichtung eingeleiteten Chemikalien bis zu deren Eliminierung enthal- für eine saubere Produktion überarbeiten und Aktions 4 3 75% ten. Solange Modemarken unsere Wasserläufe als private pläne für die Umsetzung der Detox-Verpflichtungen Abwasserkanäle missbrauchen und die Lebensgrundlage vorlegen. und Gesundheit von Menschen gefährden, haben wir ein 4 4 100% Detox-Zauderer sind Marken, die noch keine Recht darauf zu erfahren, welche Chemikalien sie freiset- zen. glaubhafte Verpflichtung zum Verzicht auf gefährliche Chemikalien abgegeben haben. Dazu zählen PVH 9 6 67% 2 Auch Verbraucher können ihren Einfluss geltend machen (Calvin Klein, Tommy Hilfiger), Mango und GAP. Auch und Regierungen und Marken auffordern, Umwelt und Esprit, Metersbonwe und Victoria’s Secret widerset- Kleidung zu entgiften. Im vergangenen Jahr unterzeich- zen sich bisher einer Verbesserung ihrer Produktion. 4 4 100% neten bereits sechs internationale Marken – Puma, Nike, Diese Marken haben gar kein oder ein unzureichen- Adidas, H&M, Li-Ning und C&A – die Greenpeace „Detox des Chemikalien-Management und verzichten nicht 5 4 80% Challenge“ und verpflichteten sich, gemeinsam mit ihren auf Problemstoffe. Diese Unternehmen müssen eine Lieferanten an einer giftfreien Produktion zu arbeiten. öffentliche und glaubhafte Detox-Verpflichtung abge- ben und ihren Umgang mit gefährlichen Chemikalien 4 2 50% 1 grundsätzlich ändern. 10 6 60% 2 4 Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace 5
image © Lance Lee / Greenpeace Toxic Kapitel one introduction Threads #1 Einleitung Im Anschluss an den Textilien-Test vom August 2011 10 AB (Inhaber der Marke H&M), Inditex (Inhaber der Marke hat Greenpeace erneut Rückstände von umwelt- und Zara), Levi Strauss & Co (Inhaber der Marke Levi’s), Limi- gesundheitsschädlichen Chemikalien in Alltagstextilien ted Brands (Inhaber der Marke Victoria’s Secret), Mango gefunden. Nonylphenolethoxylate (NPE) wurden in 89 der Group (Inhaber der Marke Mango), Marks & Spencer 141 getesteten Kleidungsstücke gefunden – die Ergeb Group Plc (Inhaber der Marke Marks & Spencer), Meters- nisse stützen die Befunde aus dem Test 2011. Rückstände bonwe Group (Inhaber der Marke Metersbonwe), PVH dieser Stoffe wurden in Produkten aller Marken und fast Corp (Inhaber der Marken Calvin Klein und Tommy Hilfiger) aller in der Studie berücksichtigten Herstellungs- und Ein- und VANCL (Inhaber der Marke Vancl). kaufsländer nachgewiesen. Dies zeigt, dass die Verwen- Die Schadstoffe werden entweder bewusst in den dung von NPE in der Textilbranche und bei einer Vielzahl Materialien eingesetzt oder sie sind Rückstände aus dem internationaler Bekleidungsmarken immer noch weit ver- Herstellungsprozess. In beiden Fällen landen die Sub breitet ist. stanzen bei der Produktion in Gewässern wie Flüssen, Seen In vier Kleidungsstücken wurden hohe Konzentrationen und Meeren. Abwasser-Untersuchungen von Greenpeace gesundheitsschädlicher Phthalate gefunden. Zwei in China im Jahr 2011 haben ergeben, dass NPE und Kleidungsstücke enthielten krebserregende Amine, wie andere Alkylphenolethoxylate (APEO) sowie weitere ge- sie bei der Verwendung bestimmter Azofarbstoffe fährliche Stoffe in Flüsse eingeleitet wurden.11 Ein anschlie- entstehen. Darüber hinaus wurden in einer ganzen Reihe ßender Greenpeace-Test zeigte, dass ein hoher Anteil der getesteter Produkte weitere gefährliche Industrie-Chemi- NPE-Rückstände in Kleidung bei der Haushaltswäsche kalien nachgewiesen. herausgewaschen wird und auch in deutschen Gewässern feststellbar ist.12 Laut Umweltbundesamt sind Import- Verkauft wurden die Kleidungsstücke von den Modefirmen Textilien die maßgebliche Quelle für NPE und Nonylphenol Benetton Group (Inhaber der Marke Benetton), Best- in deutschen Gewässern.13 Auch andere wasserlösliche seller A/S (Inhaber der Marken Jack & Jones, Only und Textil-Chemikalien werden auf diese Weise ausgewaschen. Vermoda), Blažek Prague Inc (Inhaber der Marke Blažek), Phthalate aus Textilien entweichen ebenfalls in die Umwelt, Cofra Holding AG (Inhaber der Marke C&A), Diesel SpA auch dann noch, wenn die Textilien längst auf einer Müll- (Inhaber der Marke Diesel), Esprit Holdings Ltd (Inhaber der Deponie liegen. Marke Esprit), Gap Inc (Inhaber der Marke GAP), Georgio Armani SpA (Inhaber der Marke Armani), Hennes & Mauritz image © Alex Stoneman / Greenpeace image © Alex Stoneman / Greenpeace Bild Wissenschaftler Kevin Brigden forscht im Greenpeace- Labor an der Universität Exeter, Großbritannien. 6 Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace 7
Kapitel Eins Einleitung Kapitel Eins Einleitung Der giftige 2 4 5 7 Weg der Schwache Gesetze und das Die Textilindustrie liefert Kleidung Verbraucher werden zu unwissenden Klärwerke sind in der schlechte Chemikalienmanagement mit Phthalaten, Rückständen von Komplizen im Kreislauf der toxischen Regel unwirksam im von Modemarken führen dazu, dass NPE und anderen gefährlichen Che- Wasserverschmutzung, wenn sie Umgang mit NPE. Sie Klamotten Chemikalien durch das Fabrikab- mikalien an Märkte rund um die Welt ihre neue Kleidung waschen. Beim beschleunigen viel- wasser in die Umwelt eingeleitet (einschließlich EU-Länder, Waschen von Textilien, die NPE mehr die Umwandlung werden. Die Chemikalien reichern die diese Chemikalien in der eigenen enthalten, werden diese mit dem in NP. sich in Flüssen, Seen und Trinkwas- Textilproduktion verbieten). Abwasser freigesetzt. Import-Tex- ser an. tilien sind die maßgebliche Quelle für die Verschmutzung deutscher Gewässer mit Nonylphenol. Phtha- late können während des gesamten Lebenszyklus von Textilien aus dem Plastisol-Druck entweichen. 1 Chemische Formulierungen, die No- nylphenolethoxylate (NPE) enthalten, werden an Textilfabriken geliefert. Dazu zählen Waschmittel. Einige Azofarbstoffe, die krebser- regende Amine freisetzen können, werden zum Färben verwendet. Plastisol-Formulierungen, die to- xische Weichmacher (Phthalate) enthalten, werden für Textildrucke eingesetzt. 3 6 8 NPE bauen sich zu Nonylphenol (NP), Ausrangierte Kleidung landet auf Gefährliche Chemikalien, einer giftigen, persistenten und Mülldeponien. Hier werden bei- die aus neuen Textilien hormonell wirksamen Chemikalie ab. spielsweise Phthalate freigesetzt ausgewaschen werden, Diese reichert sich in Sedimenten, und erreichen das Grundwasser. fließen in Flüsse, Seen und in der Nahrungskette, in Fischen und andere öffentliche Wasser- in Wildtieren an. Greenpeace hat im wege – auch in Ländern, Abwasser von Textil-Fabriken eben- die die Verwendung von falls giftige Phthalate, krebserzeu- Risiko-Chemikalien wie gende Amine, hormonell wirksame NPE in der Textilherstel- perfluorierte Chemikalien und weitere lung verbieten. Schadstoffe nachgewiesen. 8 Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace 9
image © Alex Stoneman / Greenpeace GeTfä ohxric Section X Xxxx lich Umw Threea ltg dsift #2 Methodik und Ergebnisse Im April 2012 kauften Greenpeace-Mitarbeiter in 29 Ländern insgesamt 141 Kleidungsstücke von 20 Modemarken in lizenzierten Fachgeschäften. Dazu zählten Kleidungsstü- cke für Männer, Frauen und Kinder, darunter Jeans, Hosen, T-Shirts, Kleider und Unterwäsche sowie andere Arten von Bekleidung. Laut Etiketten wurden die Produkte in mindestens 18 verschiedenen Ländern hergestellt. Für 25 Kleidungsstücke ist kein Herkunftsland angegeben. image © Alex Stoneman Greenpeace Die gekauften Artikel wurden sofort versiegelt und an das Greenpeace-Labor an der Universität Exeter in Groß- britannien geschickt. Sie wurden in Exeter und weiteren unabhängigen und akkreditierten Laboren auf Chemikalien untersucht.14 In allen 141 Kleidungsstücken wurden NPE-Konzentra- tionen gemessen. Gefärbte Kleidungsstücke wurden auf karzinogene Amine untersucht, die aus Azofarbstoffen freigesetzt werden. 31 Kleidungsstücke mit Plastisol- Aufdruck wurden darüber hinaus auf Phthalsäureester (als Phthalate bezeichnet) untersucht. Außerdem wurden 63 der Produkte einer breit angelegten, nicht-quantitativen chemischen Untersuchung (Screening) unterzogen, um das Vorhandensein weiterer Chemikalien nachzuweisen. Bild Wissenschaftlerin Melissa Wang untersucht Textil-Proben in Exeter. 10 Greenpeace International Toxic GiftigeThreads: Garne: Der Thegroße Big Fashion Textilien-Test Stitch-Up von Greenpeace Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace 11
Kapitel Zwei Methodik und Ergebnisse Kapitel Zwei Methodik und Ergebnisse Table 2 Anzahl der Anzahl der Prozentanteil der Marken, in denen NPE getesteten positiv getesteten positiv getesteten gefunden wurden, unter Artikel Artikel Artikel Angabe des prozentualen Anteils positiver 9 5 56% Ergebnisse pro Marke 9 3 33% Wichtige Ergebnisse Nonylphenolethoxylate (NPE) 4 2 50% Bei der Mehrzahl der Kleidungsstücke (110 von 141) kam • Die Kleidungsstücke mit den höchsten NPE- ein Ausschnitt neutralen Gewebes in den Test. Bei den Konzentrationen stammen von den Marken C&A (1 6 5 83% restlichen 31 Produkten wurde ein Gewebeausschnitt mit Artikel), Mango (3), Levi’s (2), Calvin Klein (1), Zara (1), dem Plastisol-Aufdruck eines Bildes, Logos oder Textes Metersbonwe (2), Jack & Jones (1) und Marks & untersucht. Als inhärent gefährlicher Stoff (siehe Infokasten Spencer (1). 8 7 88% 1) ist NPE generell inakzeptabel. Einmal in die Umwelt frei- • NPE-Konzentrationen über 1 mg/kg wurden in gesetzt, werden NPE zu Nonylphenol (NP) abgebaut, einer 20 Prozent der in dieser Studie getesteten Artikel 9 3 33% persistenten und bioakkumulativen Chemikalie, die das nachgewiesen. NPE-Konzentrationen von über Hormonsystem schädigen kann. In dieser Studie wurden 1.000 mg/kg wurden in zwölf Proben nachgewiesen. NPE-Konzentrationen oberhalb der Nachweisgrenze von 9 6 67% 1 mg/kg quantifiziert. 15 • Geringe NPE-Konzentrationen in anderen Artikeln lassen • NPE wurden in insgesamt 89 Artikeln (63 % aller jedoch nicht darauf schließen, dass auch geringere getesteten Produkte) gefunden. Die Werte reichten von Mengen NPE bei der Fertigung eingesetzt wurden. 9 7 78% knapp über 1 mg/kg bis zu 45.000 mg/kg.16 Das meiste NPE wird während der Nassprozesse in die Umwelt freigesetzt. • Alle Modemarken haben mindestens ein oder mehrere 6 2 33% Produkte mit nachweisbaren Konzentrationen an In einigen Ländern bestehen seit fast 20 Jahren Restriktio- NPE verkauft. NPE wurden in Artikeln aus 13 der 18 nen in einzelnen Bereichen für die industrielle Verwendung Herstellungsländer17 und 25 der 29 Verkaufsländer von NPE.20 Auch wenn es zurzeit noch keine gesetzlichen 5 3 60% nachgewiesen. Bestimmungen gibt, die den Verkauf von Produkten mit NPE-Rückständen beschränken, sind solche Maßnahmen • Die höchste Konzentration (45.000 mg/kg) wurde in derzeit innerhalb der EU in Vorbereitung.21 11 7 64% der Gewebeprobe eines in Mexiko hergestellten und verkauften T-Shirts der Marke C&A mit Plastisol-Aufdruck gefunden.18 Einen hohen Wert (9.800 mg/kg) wies auch 10 6 60% ein unbedrucktes, in der Türkei hergestelltes und in Spanien verkauftes T-Shirt von Mango auf.19 6 4 67% 4 3 75% 4 4 100% 9 6 67% 4 4 100% 5 4 80% 4 2 50% 10 6 60% 12 Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace 13
X Xxxx SectionZwei Kapitel Methodik und Ergebnisse Kapitel Zwei Methodik und Ergebnisse Section X Xxxx Anzahl von Proben, in denen GB Belgien Deutschland Norwegen Finnland Tschech. Rep. NPE gefunden wurden, nach Verkaufsort, unter Angabe des prozentualen Anteils positiver Ergebnisse pro Ver- Niederlande Dänemark Schweden Österreich kaufsort Russland China Kanada Taiwan USA Hongkong Mexiko Philippinen Thailand Legende negativ getestet Indonesien positiv getestet Spanien Schweiz Ungarn Israel Türkei Frankreich Italien Südafrika Libanon 14 Greenpeace GreenpeaceInternational International Toxic GiftigeThreads: Garne: Der Thegroße Big Fashion Textilien-Test Stitch-Up von Greenpeace Greenpeace International Greenpeace International Giftige Garne: Toxic Der große Threads: Textilien-Test The Big Fashion Stitch-Up 15 von Greenpeace
X Xxxx SectionZwei Kapitel Methodik und Ergebnisse Kapitel Zwei Methodik und Ergebnisse Section X Xxxx Anzahl von Proben, in denen NPE gefunden wurden, nach Herstel- lungsland, unter Angabe des prozentualen Anteils positiver Er- gebnisse pro Land Marokko Spanien Tunesien Rumänien Türkei Jordanien Unbekannt auf Schadstoffe negativ getestet auf Schadstoffe positiv getestet China Vietnam Philippinen Indonesien Mexiko Ägypten Pakistan Indien Sri Lanka Bangladesch Thailand Kambodscha 16 Greenpeace International Toxic GiftigeThreads: Garne: Der Thegroße Big Fashion Textilien-Test Stitch-Up von Greenpeace Greenpeace International Greenpeace International Giftige Garne: Toxic Der große Threads: Textilien-Test The Big Fashion Stitch-Up 17 von Greenpeace
Kapitel Zwei Methodik und Ergebnisse Kapitel Zwei Methodik und Ergebnisse image © Alex Stoneman / Greenpeace Infokasten 1. Nonylphenol (NP) und Nonylphenolethoxylate (NPE) image © Alex Stoneman / Greenpeace Nonylphenolethoxylate (NPE): NPE bezeichnen Ein Ziel des OSPAR-Abkommens ist es, bis zum Jahr Bild Wissenschaftlerin Samantha Hetherington untersucht eine Probe in Exeter. eine Gruppe künstlich hergestellter Chemikalien. Diese 2020 jegliche Einleitungen, Emissionen und Verluste Verbindungen gehören zu einer breiteren Gruppe von aller gefährlichen Stoffe in die Meeresumwelt des Chemikalien, die als Alkylphenolethoxylate (APEO) Nordost-Atlantiks zu stoppen. NP und NPE stehen in bekannt sind und hauptsächlich als Tenside in Wasch- der ersten Liste prioritärer Chemikalien, für die drin- mitteln eingesetzt werden. Wenn NPE in Kläranlagen gender Handlungsbedarf zur Erreichung dieses Ziels oder direkt in die Umwelt gelangen, werden sie zu No- besteht.24 In der EU-Wasserrahmenrichtlinie wird NP nylphenol abgebaut. Aufgrund der möglichen gefährli- ebenfalls als „prioritär gefährlicher Stoff“ geführt.25 Bild Wissenschaftlerin Iryna Labunska arbeitet im chen Eigenschaften bestehen in einigen Regionen seit Innerhalb der EU dürfen Produkte (von der Industrie Greenpeace-Labor an der Universität Exeter, Großbritannien. fast 20 Jahren Beschränkungen in der Verwendung benutzte Rezepturen), die mehr als 0,1 Prozent an von NPE. NP oder NPE enthalten, seit Januar 2005 nicht mehr in den Verkehr gebracht werden, mit wenigen Aus- nahmen für geschlossene Industriesysteme.26 Be- Nonylphenol (NP): NP wird für zahlreiche spezielle schränkungen für importierte Textilien, die aus Ländern Phthalate Industrieanwendungen hergestellt, unter anderem außerhalb der EU stammen, müssen jedoch noch für die Produktion von NPE. Nach der Verwendung Alle 31 Artikel mit einem Plastisol-Aufdruck (Bild, Logo oder (BBP). DEHP und BBP sind für ihre toxische Wirkung ausgearbeitet werden. Darüber hinaus stehen NP und können sich NPE wieder zu NP zersetzen, aus dem sie Text) wurden auf eine Reihe von Phthalaten im bedruckten auf das Fortpflanzungssystem bekannt und werden in NPE neuerdings auf der Liste giftiger Chemikalien, hergestellt wurden. NP ist persistent, bioakkumulativ Stoff untersucht. Für diese Studie lag die Nachweisgrenze der europäischen Chemikalienverordnung REACH als deren Import und Export in China streng begrenzt ist. und toxisch und kann das Hormonsystem stören.22 für einzelne Phthalate bei 3 mg/kg. „besonders besorgniserregende Stoffe“ geführt. DINP Für ihre Einfuhr oder Ausfuhr über chinesische Gren- NP reichert sich im Gewebe von Fischen und ande- • Phthalate wurden in allen 31 Proben mit Plastisol- ist in hohen Dosen ebenfalls giftig und löst hormonelle zen hinweg ist nun eine Genehmigung erforderlich, ren Organismen an – je höher das Lebewesen in der Aufdruck gefunden. Sehr hohe Konzentrationen von Störungen aus. Phthalate in Plastisol-Rezepturen sind obwohl ihre Herstellung, Verwendung und Freisetzung Nahrungskette steht, desto stärker. NP wurde auch in bis zu 37,6 Prozent des Produktgewichtes weisen vier nicht eng an den Kunststoff gebunden und können daher in China derzeit nicht reguliert wird.27 menschlichem Gewebe nachgewiesen.23 Proben auf. Dies lässt auf den absichtlichen Einsatz im Lauf der Zeit aus dem Produkt freigesetzt werden als Weichmacher im Plastisol-Aufdruck schließen. Von (siehe Infokasten 2). diesen vier Artikeln wurden zwei für Tommy Hilfiger Phthalate wurden in weiteren 27 Artikeln in geringen Kon- (37,6 % und 20 %), einer für Armani (22,3 %) und einer zentrationen gefunden, die nicht auf einen absichtlichen für Victoria’s Secret (0,52 %) hergestellt. Einsatz als Weichmacher schließen lassen. Die identifi- • Zwei der vier Kleidungsstücke wurden in den USA zierten Phthalate könnten aus Verunreinigungen der zur verkauft, eines in Österreich und eines in Italien. Plastisol-Herstellung eingesetzten Chemikalien stammen. Hergestellt wurden sie in der Türkei, auf den Philippinen, Denkbar ist auch eine Verunreinigung durch Phthalate aus in Bangladesch und in Sri Lanka. anderen Chemikalien, die in der Fabrik eingesetzt werden. Oder es kam erst nach der Herstellung zu einem Kontakt • Bei den in hoher Konzentration gefundenen Phthalaten mit phthalathaltigen Stoffen, zum Beispiel auf dem Trans- handelt es sich um Di-2-Ethylhexylphthalat (DEHP), port, in der Lagerung oder im Geschäft. Selbst bei der Diisononylphthalat (DINP) und Benzylbutylphthalat Beschaffung und Versiegelung der Proben können Konta- minationen auftreten. 18 Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace 19
Kapitel Zwei Methodik und Ergebnisse Kapitel Zwei Methodik und Ergebnisse Markenprodukte mit hohen Konzentrationen an Phthalaten, ihr Herstellungs- und Absatzland Infokasten 2: Phthalsäureester (Phthalate) Phthalate werden überwiegend als Weichmacher in Andere häufig verwendete Phthalate, darunter die Kunststoffen, vor allem in PVC (zum Beispiel in Ka- isomeren Formen Diisononylphthalat (DINP) und Diiso- beln oder anderen flexiblen Komponenten) sowie als decylphthalat (DIDP), sind aufgrund der beobachteten Inhaltsstoff in Pflegeprodukten, Tinten, Klebstoffen, Auswirkungen auf Leber und Nieren, speziell in höherer Dichtmitteln und Oberflächenbeschichtungen einge- Dosis, problematisch. DINP übt nachgewiesenerma- setzt. Die Verwendung von Phthalaten, insbesondere ßen40 eine antiandrogene Wirkung auf die Fortpflan- TX12115 Hergestellt in Bangladesch als Weichmacher in PVC, führt zu umfangreichen Frei- zung von Wistar-Ratten aus, wenn auch in geringerem Verkauft in Österreich setzungen in die Umwelt über die Lebensdauer des Maß als DEHP, DBP und BBP. Es sollten jedoch wei- 32 % DINP, 5.6 % DEHP Produkts und dessen Entsorgung hinweg. Phthalate tere Bewertungen bezüglich der Sicherheit von DINP können sich aus Lebensmittelverpackungen lösen und vorgenommen werden. die verpackten Lebensmittel kontaminieren28 sowie Gegenwärtig gibt es kaum Kontrollen bezüglich des aus Schläuchen lösen, die in der Medizin verwendet Inverkehrbringens und der Verwendung von Phtha- werden29 und aus PVC-Blutbeuteln, die überwiegend laten, trotz ihrer Toxizität, der verwendeten Mengen Di-2-Ethylhexyl-Phthalat (DEHP) enthalten.30 Phthalate und ihrer Eigenschaft, sich im Lauf der Lebensdauer finden sich breitflächig im Innenbereich, einschließlich aus den Produkten zu lösen. Von den bestehenden TX12119 in Luft und Staub31 in Konzentrationen, die häufig mit Hergestellt in Sri Lanka Kontrollen ist vermutlich das EU-weite Verwendungs- dem Vorhandensein von Kunststoffen und bestimmten verbot von sechs Phthalaten in Kinderspielzeug und Verkauft in USA 20 % DINP, 0.52 % DEHP Textilien in den untersuchten Räumen zusammenhän- Kinderpflegeprodukten das bekannteste. Es wurde gen.32 Werden Kunststoffprodukte auf Mülldeponien 1999 zunächst als Notmaßnahme vereinbart und 2005 TX12008 entsorgt, können Phthalate – insbesondere Diiso- Hergestellt in der Türkei endgültig verabschiedet.41 Eine wichtige Quelle ist Verkauft in Italien butylphthalat (DIBP) und Di-n-Butylphthalat (DNBP) damit zwar ausgeschaltet – andere Verbraucherpro- 20 % DEHP, 2.3 % BBP – weiter entweichen und schließlich das Grundwasser dukte unterliegen aber bisher keinerlei Regelungen. erreichen.33 Phthalate sind häufig in menschlichem Innerhalb der EU sind vier Phthalate (DBP, BBP, DEHP Gewebe zu finden, unter anderem im Blut, in der Mut- und DIBP) in die Kandidatenliste der „besonders be- termilch und als Stoffwechselprodukte im Urin34; dabei sorgniserregenden Stoffe“ aufgenommen worden. sind die berichteten aufgenommenen Mengen bei Kin- Das heißt, dass eine Weiterverwendung dieser Stoffe dern erheblich höher.35 Im Stoffwechsel von Menschen gerechtfertigt werden muss und einer Autorisierung TX12110 Hergestellt auf den Philippinen und Tieren werden sie relativ schnell in ihre Monoester- im Rahmen der REACH-Verordnung bedarf.42 DEHP Verkauft in USA formen abgebaut, die jedoch häufig schädlicher als die wird in der EU-Wasserrahmenrichtlinie, einer Richtlinie 20 % DINP Ausgangsverbindung sind.36 zur Verbesserung der EU-Wasserqualität, als „stark Es ist bekannt, dass sich beispielsweise DEHP, eines wassergefährdender Stoff“ geführt.43 DEHP und DNBP der am häufigsten verwendeten Phthalate, schädlich wurden zudem im Rahmen des OSPAR-Abkommens auf die Fortpflanzung bei Säugetieren auswirkt und als prioritäre Stoffe identifiziert, für die dringender (in seiner Monoesterform MEHP) die Entwicklung der Handlungsbedarf besteht. Die Unterzeichnerländer Hoden im frühen Kindesalter beeinträchtigen kann.37 des OSPAR-Abkommens haben vereinbart, bis zum Darüber hinaus wurden negative Auswirkungen auf die Jahr 2020 die Einleitungen, Emissionen und Verluste weibliche Fortpflanzungsfähigkeit ausgewachsener aller gefährlichen Stoffe in die Meeresumwelt des Ratten und die Entwicklung von Jungtieren nach Kon- Nordost-Atlantiks zu stoppen, und diese Absicht als takt mit dieser Chemikalie berichtet.38 Benzylbutylph- „One Generation“-Ziel formuliert.44 Im August 2012 thalat (BBP) und Dibutylphthalat (DBP) sollen ebenfalls gab das dänische Umweltministerium – trotz einer fortpflanzungsschädigend wirken.39 Entscheidung der Europäischen Kommission vom Juni 201245 – Pläne bekannt für ein weiterreichendes Verbot zum Handel und zur Verwendung von vier Phthalaten (DEHP, DBP, BBP und DIBP), die hormonelle Störun- gen auslösen können.46 TX12008 TX12110 TX12119 TX12115 20 Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace 21
Kapitel Zwei Methodik und Ergebnisse Kapitel Zwei Methodik und Ergebnisse Infokasten 3: Von Azofarbstoffen freigesetzte karzinogene Amine Amine aus Azofarbstoffen Bestimmte Azofarbstoffe können aromatische Amine schen durch epidemiologische Studien nicht abschlie- freisetzen. Diese Freisetzung kann unter verschie- ßend nachgewiesen worden; zum Teil ist dies darauf • Mit Ausnahme von sieben weißen Kleidungsstücken denen Bedingungen stattfinden, unter anderem im zurückzuführen, dass der Stoff zusammen mit anderen wurden alle farbigen Produkte auf krebserregende Körper. Die Reduktion kann in vielen verschiedenen Aminen, die als Karzinogene beim Menschen bekannt Amine untersucht, die aus bestimmten Azofarbstoffen Zelltypen auftreten, unter anderem in Darm- und sind, hergestellt und verwendet wird. So ist schwer freigesetzt werden können. Hautbakterien.52 Einige aromatische Amine, die aus nachzuweisen, dass o-Dianisidin zu den bei Arbeitern • Amine wurden in zwei der 134 Artikel in Konzentrationen Azofarbstoffen freigesetzt werden können, sind krebs- beobachteten Krebserkrankungen beigetragen hat.56 oberhalb der Nachweisgrenze von 5 mg/kg gefunden: erregend.53 Azofarbstoffe werden mittels der gleichen Die International Agency for Research on Cancer Beide Produkte wurden in Pakistan für Zara hergestellt Amine hergestellt, die später durch Reduktion frei- (IARC) hat o-Dianisidin als möglicherweise krebser- und im Libanon und in Ungarn verkauft. gesetzt werden können. Daher ist es möglich, dass regend beim Menschen eingestuft (Klasse 2B),57 und kommerzielle Azofarbstoff-Rezepturen Rückstände auch das US-Gesundheitsministerium führt o-Dianisi- • Die für diese beiden Artikel nachgewiesenen von Aminen enthalten, die bei ihrer Produktion ein- din und Farbstoffe, die zu o-Dianisidin abgebaut wer- Konzentrationen lagen unterhalb des EU-Grenzwerts gesetzt wurden. Darüber hinaus wurden bestimmte den, als Stoffe, bei denen davon ausgegangen werden (30 mg/kg) 47 und ebenfalls unterhalb der Grenzwerte, TX12130 krebserregende Amine als Rückstände in anderen zur kann, dass sie beim Menschen krebserregend sind.58 die für chinesische Produkte gelten (20 mg/kg).48 Hergestellt in Pakistan Herstellung von Azofarbstoffen verwendeten Aminen Verkauft in Ungarn Einige Länder (darunter EU-Mitgliedsstaaten und Amine werden bei der Herstellung von Azofarbstoffen 9 mg/kg o-Diansidin entdeckt; dies ist eine weitere Erklärung für die Kon- China) verbieten den Verkauf von Produkten, wenn verwendet und können bei chemischer Spaltung wieder taminierung kommerzieller Azofarbstoff-Rezepturen sie Farbstoffe enthalten, die unter bestimmten Test- freigesetzt werden (siehe Infokasten 3).49 Das in den Proben mit karzinogenen Aminen.54 Diese Quellen könnten bedingungen zu krebserregenden Aminen in Konzen- gefundene Amin – o-Dianisidin – ist als möglicherweise dazu beitragen, dass in Textilien karzinogene Amine im trationen oberhalb der Grenzwerte abgebaut werden beim Menschen krebserregend eingestuft. Bestimmte Ver- Spurenbereich enthalten sind. In Tierversuchen wurde können. Dies gilt für Textilien, die in direkten Kontakt wendungen dieses Amins sowie anderer krebserregender nachgewiesen, dass 3,3´-Dimethoxybenzidin (auch mit menschlicher Haut kommen können. Die EU- Amine sind in der EU und anderen Ländern reguliert.50 o-Dianisidin genannt) zusammen mit bestimmten Verordnung listet 22 Verbindungen (einschließlich o-Di- TX12128 anderen Benzidinen eine karzinogene Wirkung haben anisidin) mit einem Grenzwert von 30 mg/kg auf.59 Die Die in den Proben gefundenen Konzentrationen lagen Hergestellt in Pakistan Verkauft im Libanon kann und das Auftreten von Tumoren in vielen Organen Verordnung in China legt einen Grenzwert von 20 mg/ unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte51, allerdings sind 7 mg/kg o-Diansidin begünstigt.55 Es gibt eindeutige Nachweise dafür, dass kg fest und führt neben den gleichen Verbindungen wie jegliche nachweisbaren Rückstände karzinogener Verbin- der Kontakt mit Farbstoffen auf Benzidinbasis Blasen- die EU-Verordnung zwei weitere Verbindungen auf.60 dungen problematisch. Selbst wenn die Konzentration des krebs beim Menschen verursacht. Die karzinogene freigesetzten Amins behördlich festgelegte Grenzwerte Wirkung von o-Dianisidin allein ist allerdings beim Men- nicht überschreitet, sollten Textilhersteller den Einsatz von Farbstoffen verhindern, die karzinogene Verbindungen aus Kleidung freisetzen können. Zum Risiko für den Verbrau- cher in Bezug auf die festgestellten Aminkonzentrationen (7 bzw. 9 mg/kg) können hier keine Aussagen getroffen werden. Zara-Textilien mit nachweisbaren Aminkonzentrationen, produziert in Pakistan, verkauft im Libanon und in Ungarn TX12128 TX12130 22 Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace 23
Kapitel Zwei Methodik und Ergebnisse Kapitel Zwei Methodik und Ergebnisse Einige der untersuchten Markenartikel TX12002 TX12015 TX12041 TX12058 TX12070 TX12137 TX12115 TX12008 TX12025 TX12040 TX12054 TX12134 TX12096 TX12075 TX12010 TX12121 TX12140 TX12043 TX12021 TX12110 TX12032 TX12099 TX12059 TX12076 TX12139 TX12103 TX12037 TX12133 TX12026 TX12120 TX12067 TX12085 TX12119 TX12023 TX12138 TX12087 TX12047 TX12122 TX12102 TX12029 24 Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace 25
Kapitel Zwei Methodik und Ergebnisse Kapitel Zwei Methodik und Ergebnisse Wichtigste Ergebnisse Rückstände von Produktionschemikalien in Textilien deu- vorliegende Untersuchung weist im Vergleich 63 Prozent des Chemikalien-Screenings ten generell darauf hin, dass diese Chemikalien bei der positive NPE-Funde auf. Die Konzentrationen reichen von Herstellung verwendet wurden. Meistens verschmutzen knapp über 1 mg/kg bis zu 45.000 mg/kg. frühere Studie 67% Das Chemikalien-Screening der vorliegenden Studie zeigt die Chemikalien mit den Produktionsabwässern auch Allerdings weist in der aktuellen Untersuchung ein ver- schlaglichtartig die große Zahl an chemischen Rückstän- lokale Wassersysteme. In vielen Fällen lässt die Konzentra- gleichsweise größerer Prozentsatz der getesteten Artikel den, die in Textilien vorhanden sein können. In 63 Proben tion einer bestimmten Chemikalie in einem Produkt jedoch (neun Prozent) NPE-Konzentrationen von über 1.000 mg/ – repräsentativ ausgewählt nach Marken – wurden bei keine Rückschlüsse auf die Menge zu, die verwendet kg auf. Im vorangegangenen Test überschritten nur drei einem qualitativen Screening ein oder mehrere weitere wurde oder über ein Abwasserrohr an einem bestimmten Chemikalien gefunden. Zwar wurden die Konzentrationen Produktionsstandort in das lokale Wassersystem gelangt Prozent der Proben diesen Wert. . test. dieser Chemikalien nicht ermittelt – die Ergebnisse zeigen ist. So werden NPE beispielsweise bei der Herstellung Insgesamt enthielten im aktuellen Test 28 Artikel NPE- allerdings, dass eine komplexe Mischung aus Produktions- in einem oder mehreren Produktionszyklen aus den Ma- Chemikalien als Rückstände in fertigen Textilien auftreten terialien herausgewaschen, was zu unterschiedlichen Konzentrationen über dem von Öko-Tex festgelegten „Business as usual“-Grenzwert von 100 mg/kg66 , den Positiv kann. Die eingesetzten Chemikalien können auch aus NPE-Konzentrationen in den fertigen Produkten führt. auch einige Modemarken in ihren sogenannten „Restric- Textilfabriken freigesetzt werden oder nach dem Verkauf Daher kann auch ein fertiges Produkt mit niedriger NPE- ted Substances Lists“ (RSL) festgelegt haben. So gibt der Produkte beim Wäschewaschen in Gewässerkreisläufe Konzentration mittels größerer Mengen an NPE hergestellt beispielsweise C&A einen Grenzwert von 100 mg/kg67 vor, aktuelle Studie 63% gelangen. worden sein. während Mango erklärt, dass keine NPE in der Herstellung nachgewiesen werden dürfen.68 C&A hat bereits im Jahr • Am häufigsten nachgewiesen wurden Alkane.61 Eine Die Ergebnisse der NPE-Rückstände entsprechen in etwa 2011 weitreichende Zusagen für eine saubere Produktion oder mehrere dieser Chemikalien wurden in 59 der 63 dem Greenpeace-Test vom August 201165, der bei 67 gemacht – Greenpeace überprüft mit der vorliegenden getesteten Artikel gefunden. Bestimmte Alkane können . Prozent der Textilproben NPE-Rückstände (über 1 mg/ Untersuchung, ob den Zusagen auch Taten folgen, und schädliche Auswirkungen haben – auch wenn Alkane an sich biologisch abbaubar sind. kg) feststellte. Die Konzentrationen reichten im 2011er Test von knapp über 1 mg/kg bis zu 27.000 mg/kg. Die konfrontiert die Hersteller mit den Test-Ergebnissen. test. • Benzylbenzoat war die am zweithäufigsten Die vorliegende Studie kann nicht aufzeigen, in welchem Ausmaß NPE oder andere gefährliche Stoffe in der Pro- Positiv image © Alex Stoneman / Greenpeace identifizierte Verbindung. Sie wurde in zwölf Artikeln duktion verwendet oder freigesetzt wurden. Auch wurde gemessen. Auch wenn es sich um einen biologisch nicht untersucht, ob die Chemikalien bei der Produkther- abbaubaren Stoff handelt, der in bestimmten stellung für einzelne Marken oder generell an bestimmten Farbstoffrezepturen verwendet wird62, gilt er als giftig für Produktionsstätten eingesetzt wurden. Die Ergebnisse be- Wasserorganismen.63 legen jedoch, dass in der globalen Textilindustrie von einer • Weitere 13 industrielle Chemikalien oder Vielzahl internationaler Marken nach wie vor zahlreiche Chemikaliengruppen wurden in kleineren Stückzahlen gefährliche Stoffe verwendet oder geduldet werden. der getesteten Artikel gefunden; vier von ihnen werden als giftig oder sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung eingestuft: Benzophenon, image © Alex Stoneman / Greenpeace 1,1’-Biphenyl, butyliertes Hydroxytoluol (BHT), Benzylnaphthylether.64 • Nonylphenol wurde in einer Probe festgestellt, obwohl hier keine NPE in Konzentrationen oberhalb der Nachweisgrenze vorlagen. Bild Vorbereitung der Textil-Extraktion im Greenpeace-Labor an der Universität Exeter, Großbritannien. Bild Greenpeace-Labor in Exeter 26 Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace 27
image © Lance Lee / Greenpeace GeTfä ohxric Section X Xxxx lich Umw Threea ltg dsift #3 Fast Fashion: Giftige Kleidung am laufenden Band Für den vorliegenden Report hat Greenpeace vor allem Milliarden Kleidungsstücke gekauft, darunter eine Milliarde Kleidung der sogenannten Fast-Fashion-Modemarken T-Shirts – dies entspricht im Schnitt 70 Teilen pro Person.71 unter die Detox-Lupe gelegt. Globale Marken wie Mango, Die Massenproduktion – über 800.000 Tonnen Textilien Zara, H&M, GAP und Benetton bringen in kürzester Zeit importiert Deutschland jedes Jahr – in den zumeist asiati- die neuesten Laufstegtrends in ihre Filialen. So werden schen Herstellungsländern erfordert einen hohen Chemi- Kunden mit immer neuer Ware in die Läden gelockt – und kalieneinsatz. kaufen selbst dann, wenn der Kleiderschrank schon voll Weggeworfen werden in Deutschland jedes Jahr rund eine ist. Deutsche Verbraucher haben heute vier Mal so viel Klei- Million Tonnen Kleidung72, ebenso viele sind es in Großbri- dung wie noch 1980 im Schrank. Darunter im Schnitt 20 tannien.73 US-Amerikaner warfen im Jahr 2010 13,1 Millio- Teile, die nie getragen werden. Angesichts des Preisdrucks nen Tonnen Textilien weg. Dies entsprach 5,3 Prozent des in der Branche und der Konkurrenz durch Discounter wie Hausmülls.74 Vor allem Fast-Fashion-Modeartikel werden KiK & Co. lassen die Modeunternehmen vor allem in den massenhaft produziert, verkauft und weggeworfen. Die kostengünstigeren asiatischen Ländern produzieren. Kombination aus schlechter Qualität und niedrigen Preisen Schnell kopiert und zum Spottpreis verkauft – so lautet das führt zu einer kürzeren Nutzungsdauer der Kleider und Erfolgsrezept der Fast-Fashion-Branche. Die Marken prä- Wegwerfmentalität. sentieren laufend neue Trends: Mittlerweile sind sechs bis Fast Fashion verbreitet sich inzwischen weit über die tradi- acht neue Kollektionen innerhalb eines Jahres die Regel. tionellen Verbrauchermärkte der nördlichen Erdhalbkugel: Dafür müssen Fast-Fashion-Marken die Zykluszeiten vom Allein Zara produziert aktuell rund 850 Millionen Kleidungs- Design bis zum fertigen Produkt immer weiter verkürzen. stücke pro Jahr75 und eröffnete in den vergangenen Jahren Zara, die führende Fast-Fashion-Marke, kann innerhalb auch Filialen in Bulgarien, Kasachstan und Indien (2010) von sieben bis 30 Tagen eine Bekleidungslinie zusam- sowie in Australien, Taiwan, Aserbaidschan, Südafrika und menstellen und Bestseller innerhalb von nur fünf Tagen an Peru (2011).76 2006 hielt der spanische Konzern mit einem Filialen nachliefern. Durch den Produktionsdruck werden Geschäft in Shanghai auch Einzug auf dem chinesischen Lieferanten zur Einhaltung immer knapperer Liefertermine Markt. Mittlerweile betreibt das Unternehmen über 100 gedrängt. Dies fördert Lohnkürzungen und ökologisch un- Läden in mehr als 40 chinesischen Städten. China zählt verantwortliche Praktiken.69 nun zum größten Zara-Markt außerhalb Spaniens.77 Weltweit werden jedes Jahr rund 80 Milliarden Kleidungsstü- cke produziert – im Schnitt elf Stück für jeden Menschen.70 Der Kleiderkonsum ist jedoch keineswegs gleichmäßig verteilt. In Deutschland wurden im Jahr 2011 rund 5,97 28 Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace 29
Kapitel Drei Fast Fashion Kapitel Drei Fast Fashion Der Fast-Fashion Kreislauf Übersicht zum Detox-Status der Steigender einzelnen Marken Designer der Modemarken Konsum und Rohstoffe, Re-design Entsorgung handgemachte und natürliche Fasern Garn- entstehung image © Alex Stoneman / Greenpeace Steigender Zeitdruck Textil- entstehung Nass- Kunden- feedback Prozesse Bild Automatisierte Probenextraktion im Greenpeace Forschungslabor Laden Ökologische Auswirkungen Fabrikproduktion – Die wachsenden Kleiderberge verursachen große Umwelt- welt lange genug, um sich in Sedimenten und Organismen Färben, probleme: Schon bei der Produktion von Baumwollfasern anzureichern und über große Distanzen transportiert zu Konfektionieren, werden enorme Mengen an Wasser und Pestiziden einge- werden. Außerdem verursachen bestimmte Stoffe auch in Ausrüsten, Drucken setzt. Auch beim Färben und Veredeln von Textilien werden scheinbar geringer Konzentration erhebliche Schäden. (Einsatz von erhebliche Wassermengen verbraucht: 200 Tonnen Was- Produkt So können kumulierende Mengen von geringen NPE- Chemikalien und ser pro eine Tonne produzierter Textilien.78 Dazu kommt Rückständen in Kleidungsstücken zur großflächigen Ver- eine große Anzahl von Chemikalien und Chemikalien- großen Mengen Fabrikation: breitung der Chemikalien beitragen. Die Freisetzung in die Schneiden und Mischungen: So gibt es beispielsweise über 10.000 ver- Wasser) Nähen Umwelt erfolgt nicht nur über die Betriebe, in denen die schiedene Farbstoffe, die man zum Färben und Bedrucken Kleidung hergestellt wird, sondern auch über die Milliarden nutzen kann. 79 von Kleidungsstücken, die mit NPE-Rückständen verkauft Wenig Bestellungen, Wenn persistente, toxische und bioakkumulative Chemi- werden. Die Chemikalien gelangen beim Wäschewaschen limitierter Vorrat kalien für Fast-Fashion-Modeartikel verwendet oder freige- oder bei der Entsorgung in die Umwelt. setzt werden, bauen sich die ökologischen Auswirkungen über die Jahre auf. Die Schadstoffe überdauern in der Um- 30 Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace 31
Kapitel Drei Fast Fashion Kapitel Drei Fast Fashion Höchste Zeit, unsere Kleidung zu Neu hinzugekommene Mitglieder der gemeinsamen Initi- Dennoch wurde ein entscheidender Aspekt des Vorsor- Ein verantwortlicher Umgang mit Chemikalien sollte ohne- entgiften ative wie Levi Strauss82 und G-Star Raw83 punkten zwar geprinzips noch nicht ausreichend – wenn überhaupt – in hin über die Veröffentlichung einer Restricted Substances öffentlich durch Nichteinleitungs-Erklärungen. Bisher legen das Beschaffungswesen einiger Unternehmen integriert: List hinausgehen: Die Marken müssen eine Bestands- Die Freisetzung gefährlicher Chemikalien in der Textilher- die Marken – im Vergleich zu Puma, Adidas, H&M & Co. – Bisher werden inhärent gefährliche Stoffe nur „gemanagt“ aufnahme durchführen, aus der klar hervorgeht, ob und stellung lässt sich nur durch einen raschen und transpa- jedoch keine glaubhafte Selbstverpflichtung vor, die anstatt komplett ausgeschlossen. Für die Verwendung und welche Chemikalien mit gefährlichen Eigenschaften an renten Verwendungsstopp dieser Stoffe eindämmen. Eine mit einem umfassenden Paradigmenwechsel bezüglich Einleitung gefährlicher Schadstoffe gibt es jedoch keine welchem Ort der Lieferkette verwendet werden. Jeder Reihe von Sportbekleidungs- und Modemarken verpflich- gefährlicher Stoffe einhergeht. 84 „ökologisch annehmbaren“ oder „sicheren“ Mengen. Betrieb innerhalb der Lieferkette muss die betroffenen tete sich 2011 gegenüber Greenpeace, die Einleitung ge- Parteien, eingeschlossen die Gemeinde vor Ort, regel- Obwohl mehrere Marken bereits seit einiger Zeit Alkylphe- Während die genannten Firmen Risiko-Chemikalien zumin- fährlicher Stoffe bis zum 1. Januar 2020 zu beenden.80 mäßig und aktuell über die Verwendung und Einleitung nolethoxylate (APEO) verbannen85 und Nachweisgren- dest noch managen, gibt es auch Unternehmen, die deren Sechs dieser Marken – die Sportartikler Puma, Nike, zen und -verfahren eingeführt haben, sind sie von einer problematische Verwendung in Textilien völlig ignorieren. gefährlicher Chemikalien informieren. Dafür müssen Adidas und Li-Ning sowie die Modemarken H&M und Nichteinleitung noch weit entfernt. Die Firmen müssen die Viele andere Marken in diesem Sektor veröffentlichen nicht die Marken sorgen. Diese Maßnahme würde maßgeb- C&A – arbeiten nun gemeinsam an der Weiterentwick- Emissionen dieser Stoffe – ob aus ihren Produkten oder einmal vollständige RSL oder Informationen darüber, ob lich dazu beitragen, dass Marken und ihre Lieferanten lung und Implementierung sowohl ihrer individuellen als Produktionsbetrieben – deutlich absenken, auf das Niveau sie die Verwendung von Chemikalien wie NPE begrenzen. Rechenschaft gegenüber Anliegern und Beschäftigten auch gemeinschaftlicher Pläne zum Verbot gefährlicher der technisch erreichbaren Nachweisgrenze. Dazu gehören auch einige Marken, die in dieser Studie ge- ablegen. Außerdem würde sie das allgemeine Bewusst- Chemikalien.81 In ihre Initiative „Joint Roadmap“ laden sie nannt sind: Zara (Inditex) legt seine RSL nicht offen,88 GAP sein für die örtliche Wasserverschmutzung schärfen. Es sind jedoch auch Fortschritte zu verzeichnen. Ein auch weitere Unternehmen ein. Während die individuellen beschreibt zwar seine RSL, stellt sie jedoch nicht öffentlich Beispiel: Nachdem Greenpeace die Verunreinigung von Verpflichtungen der Firmen ambitioniert sind, verwässern zur Verfügung.89 PVH erwähnt seine RSL und seine dies- H&M-Produkten durch NPE aufgedeckt hatte86, wurde die Kompromisse des gemeinsamen „Fahrplans“ einige mit bezügliche Richtlinie, veröffentlicht aber keine der beiden.90 das Unternehmen aktiv: Es verpflichtete sich zu einem Ver- Greenpeace ausgehandelte Detox-Maßnahmen. Bisher Weitere Marken dieser Studie wie Esprit, Metersbonwe fahren, alle NPE in seiner Lieferkette zu untersuchen und gibt es in der „Joint Roadmap“ keine eindeutigen Daten und Victoria’s Secret zeigen darüber hinaus überhaupt kein auszuschließen.87 und Zeitrahmen für den vollständigen Verwendungsstopp Bewusstsein zur Problematik gefährlicher Chemikalien in weit verbreiteter gefährlicher Chemikalien. Es werden auch Neben H&M haben C&A, Mango und Marks & Spencer ihren Produkten und ihrer Beschaffungskette. keine konkreten Zusagen zur Veröffentlichung von Chemi- gegenwärtig eine Vorreiterfunktion in Sachen saubere kalien gemacht, die an Produktionsstandorten eingeleitet Produktion: Sie haben vergleichsweise fortschrittliche werden. Programme für das Chemikalien-Management, detaillierte Protokolle für das Lieferantenmanagement und veröffentli- chen Listen für nur eingeschränkt zu nutzende Substanzen (Restricted Substances Lists – RSL). 32 Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace Greenpeace International Giftige Garne: Der große Textilien-Test von Greenpeace 33
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