Detox-Zwischenbilanz: Supermärkte werden sauberer - Greenpeace teilt die Supermärkte in Trendsetter und Schlusslichter - Greenpeace Schweiz
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Detox-Zwischenbilanz: Supermärkte werden sauberer Greenpeace teilt die Supermärkte in Trendsetter und Schlusslichter www. greenpeace . de
GR E E N PE AC E DE TOX -Z W ISCHENB ILANZ 2 Einleitung Supermärkte verkaufen Lebens- Detox-Kampagne hat Greenpeace im Die Reaktion der Kunden war eindeu- mittel? Ja, aber nicht nur. Mit Klei- Oktober 2014 das Textilangebot der tig: Reihenweise brachten sie Gum- dung, Schuhen, Duschvorhängen Supermarkt-Discounter Aldi Nord und mistiefel, Kinderjacken und Schuhe und Tischdecken erwirtschaften die Aldi Süd/Hofer, Lidl, REWE/Penny, zurück in die Läden, die Hotlines der Händler milliardenschwere Umsät- Tchibo und Interspar unter die Lupe Händler liefen heiß. Die Discounter ze. Denn auf der Suche nach Brot genommen. Dafür wertete Green- reagierten prompt: Innerhalb weniger und Butter werfen wir Konsumenten peace öffentlich verfügbare Daten aus, Monate verpflichteten sich Tchibo, schnell den supergünstigen Kinder- befragte die Unternehmen und testete Lidl, Rewe/Penny und Aldi, bis 2020 pyjama in den Einkaufswagen, die stichprobenartig Kinderkleidung und giftfrei zu produzieren. Die Unterneh- Kinder-Winterstiefel auf die Tiefkühl- Schuhe. Das Ergebnis war deutlich – men legten sich fest, Schritt für Schritt erbsen. Nach dem Motto: Schnell im und schockierte die Konsumenten: aus den gefährlichsten Chemikalien Vorbeigehen zugreifen, denn morgen In mehr als der Hälfte der Proben auszusteigen und haben umfangreiche könnte es ja schon ausverkauft sein. fanden unabhängige Labore um- Listen aller gefährlichen Substanzen Ein jede Woche wechselndes, extrem welt- und gesundheitsschädliche veröffentlicht, die aus der Produktion billiges Massenangebot an Kleidung Chemikalien oberhalb der Ver- verschwinden sollen. Außerdem haben und Heimtextilien gehört längst fest ins gleichs- und Vorsorgewerte. sie sich verpflichtet, ihre Abwasserda- Sortiment der Supermärkte. Mit dem Einige dieser Stoffe gelten als krebser- ten zu veröffentlichen. Darüber hinaus „Nebenbei-Geschäft“ verdienen die regend, schädigen die Fortpflanzung kündigten sie an, Recycling- und Vollsortimentanbieter richtig Geld: oder die Leber. Diese Chemikalien Rücknahmesysteme in ihr Geschäfts- Je etwa eine Milliarde Umsatz gelangen über Produkte und Fabriken modell einzubauen. Denn mit den ex- machen Aldi, Lidl und Tchibo mit in die Umwelt und die Nahrungskette. trem billigen Aktionspreisen animieren Textilien. Die drei Unternehmen Das betrifft vor allem die Menschen in die Unternehmen ihre Kunden, immer gehören damit zu den zehn größten den Produktionsländern: In China sind mehr Kleidung zu kaufen und schnell Modehändlern in Deutschland. bereits zwei Drittel der Gewässer mit wegzuschmeißen. Das ist alles andere schädlichen Chemikalien verschmutzt. als nachhaltig. Jetzt, nach Ablauf Gefährliche Chemie in Aber auch bei uns sind viele der Che- etwa eines Jahres, überprüft Green- Kinderkleidung mikalien nachweisbar – in der Kleidung peace, ob die Discounter ihre Worte Höchste Zeit für Greenpeace, diesen und der Umwelt. in erste Taten umgesetzt haben. Marktriesen auf die Finger zu schau- Denn auf Papierversprechen ruhen en. Denn: Kann ein Paar Kinderstiefel wir uns nicht aus. für 9,99 Euro sauber und fair produ- ziert sein? Mit welchen Chemikalien wurde die Regenjacke traktiert? Und was steckt in dem bunten Aufdruck auf dem Pyjama? Im Rahmen der
GR E E N PE AC E DE TOX -Z W ISCHENB ILANZ 3 Detox-Trendsetter und Detox-Schlusslichter Erste Bilanz – ein Jahr nach Start des Discounter-Checks Trendsetter Schlusslichter Kaufland will entgiften Von den großen Supermärkten aus Dagegen haben die schweizerische Kaufland dagegen hat sich aktuell im Deutschland, Österreich und der Migros und der österreichische Inter- Dezember 2015 für ein ehrgeiziges Schweiz haben Lidl, Aldi Nord und Aldi spar nicht reagiert. Die übrigen großen Entgiftungsprogramm entschieden. Süd/Hofer, Tchibo, Rewe/Penny und Supermärkte Metro, Norma und Edeka Bis 2017 will Kaufland zudem das Coop inzwischen Detox-Verpflichtun- sind bislang ebenfalls nicht bereit, sich Angebot von ökologisch einwandfreien gen unterzeichnet. Alle verpflichteten auf eine giftfreie Produktion festzu- und langlebigen Textilien steigern – ein Firmen haben bei der Entgiftung gute legen. All diese Unternehmen stuft deutliches Zeichen gegen schnelllebi- Fortschritte erzielt – und werden des- Greenpeace daher als Detox-Schluss- ge Wegwerfware. Allerdings lässt sich halb als Detox-Trendsetter geführt. lichter ein. die praktische Umsetzung der aktuel- len Kaufland-Verpflichtung erst Ende 2016 bewerten.
GR E E N PE AC E DE TOX -Z W ISCHENB ILANZ 4 Detox-Trendsetter in alphabetischer Reihenfolge Aldi auch vertraglich mit den Lieferanten Abwasserdaten abgesichert und schult die Lieferanten Bis Ende März 2016 werden 80 Prozent dementsprechend. der Lieferanten ihre Abwasserdaten Link zu den Detox-Fortschrittsberichten: offenlegen. Aldi Nord: http://www.aldi-nord.de/ oekologische-produktionsstandards.html Kreislauffähige Produkte Aldi Süd: https://detox.aldi-sued.de Unter dem Stichwort „Systemischer Aldi Wandel“ gibt Aldi an, das Produktdesign Chemikalien von Textilien und Schuhen zu prüfen. Das Die beiden Aldi-Ketten Nord und Süd Laut dem Fortschrittsbericht „Roadmap Ziel sei, das verwendete Material erneut sind Deutschlands führende Discounter. to detox“ von Aldi werden die verein- zu nutzen – durch Sammlung und Recy- Aldi Nord betreibt rund 5.000 Märkte in barten Zwischenziele erreicht. Bis Ende cling. In Pilotprogrammen sollen anhand Europa, Aldi Süd ist in neun Ländern mit 2016 sollen die APEO-Chemikalien aus ausgewählter Produkte „geschlossene über 5.100 Fiilialen vertreten, darunter der Produktion entfernt sein, bis Ende Produktlebens- und Wertstoffzyklen“ auch in den USA und Australien. 2016 sollen die Textilien frei von per- und erprobt werden. polyfluorierten Chemikalien sein. Detox-Fortschrittsbericht Angesichts der Unmengen von Aktions- Die Handelsgiganten Aldi Nord und Aldi MRSL ware, die Discounter wie Aldi verkaufen, Süd haben sich im März 2015 verpflich- Aldi hat eine Liste mit gefährlichen können solche Pilotprogramme allenfalls tet, bis 2020 weltweit auf den Einsatz Substanzen (Manufacturing Restricted ein Anfang sein. Aldi hat wie die Firmen, gefährlicher Chemikalien in der Herstel- Substances List - MRSL) veröffentlicht die im Folgenden beschrieben werden, lung von Bekleidung, Heimtextilien und und wird diese weiter aktualisieren. Die noch einen gewaltigen Spielraum, quali- Schuhen zu verzichten und diese Schritt MRSL entspricht allerdings noch nicht tativ bessere, langlebigere und kreislauf- für Schritt durch unbedenkliche Alterna- hundertprozentig den Vorstellungen von fähige Textilien anzubieten. tiven zu ersetzen. Diese Verpflichtung hat Greenpeace. aus seiner Produktionskette verbannt. Link zur COOP-MRSL: http://www.coop. Um sicherzustellen, dass auch sämtli- ch/content/dam/act/themen/hauptthe- che PFCs aus den Produkten eliminiert men/textil/M-RSL-d.pdf werden, hat COOP eng mit den Lieferan- ten zusammengearbeitet, genaue Tests Abwasserdaten durchgeführt und nach PFC-Alternativen COOP hat auch die Abwasserdaten gesucht. seiner zwölf wichtigsten Lieferanten (ent- Der Fahrplan lässt sich hier abrufen: sprechen 80% der Lieferanten) auf der Coop http://www.coop.ch/content/act/de/ Datenplattform der chinesischen Nicht- grundsaetze-und-themen/hauptthemen/ regierungsorganisation IPE veröffentlicht Mit gut 2000 Verkaufsstellen ist COOP textil/detox.html und wird seine Lieferanten in Chemical der zweitgrößte Einzelhändler der Input Management weiterbilden. Schweiz und verkauft in seiner Eigen- MRSL marke auch Textil-Produkte. Im Januar Im Oktober 2015 hat COOP eine über- Kreislauffähige Produkte 2013 hat sich COOP gegenüber der arbeitete umfangreiche MRSL (Manu- Im Bereich Förderung der langen Le- Öffentlichkeit verpflichtet, bis 2020 bei facturing Restricted Substances List) bensdauer von Produkten und geschlos- der Herstellung sämtlicher Textilien und präsentiert, die nun nicht nur Nachweis- senen Kreisläufen im Textilsektor zeigt Schuhe seiner Eigenmarke auf umwelt- grenzen für Produkte, sondern auch für COOP Engagement mit einer Dauerkol- und gesundheitsschädliche Chemikalien Abwasser und Chemikalien festhält. lektion von hohem ökologischem Niveau zu verzichten. Letztere sind aber noch zu hoch, doch (Naturaline), die mittlerweile 30% ihres COOP sieht die MRSL als dynamisches Eigenmarken-Sortimentes ausmacht. Fortschrittsbericht/Chemikalien Werkzeug, das stets verbessert werden Auch bei der konventionellen Eigen- COOP hat seinen Aktionsplan publik muss. Greenpeace ermuntert COOP, in markte wird COOP den Fokus auf die gemacht und seine Zwischenziele um- diesem Punkt ehrgeiziger zu sein und Qualität setzen und die Kollektion zudem gesetzt. 2013 hat COOP die besonders stets die tiefst möglichen Nachweisgren- reduzieren. gefährliche Chemikaliengruppe APEOs zen zu verwenden.
GR E E N PE AC E DE TOX -Z W ISCHENB ILANZ 5 Aktionsplan/Chemikalien Abwasserdaten Im Dezember 2015 verpflichtete sich Bis zum 1. September 2016 wird Kauf- Kaufland, bis 2020 auf alle gefährli- land Abwasserdaten von 80 Prozent chen Chemikalien in der Produktion zu seiner Lieferanten in China offenlegen. verzichten und legt eine weitreichende Verpflichtung vor. APEOs werden bis Juli Kreislauffähige Produkte 2016 verbannt sein, der Verzicht auf alle Kaufland verpflichtet sich, bis Juli 2016 Kaufland PFCs folgt bis Ende 2016. Außerdem ein Rücknahmeprogramm zu entwickeln, arbeitet Kaufland daran, die Transparenz mit dem mindestens 80 Prozent der Kaufland betreibt Warenhäuser in sieben seiner Lieferkette gegenüber den Kunden Kunden bis Ende 2016 erreicht werden Ländern und hat 1.300 Filialen, allein zu verbessern, etwa über das Veröffentli- sollen. Der Verkauf ökologisch einwand- 650 davon in Deutschland. International chen von Lieferanten-Listen. freier und langlebiger Textilprodukte soll ist Kaufland auch in Polen, Tschechien, sukzessive gesteigert werden, um den Slowakei, Rumänien, Bulgarien und Kro- MRSL nachhaltigen Textilkonsum zu fördern. atien vertreten. Schwerpunkt im Textil- Die MRSL(Manufacturing Restricted Ende 2017 sollen diese Produkte zwi- bereich sind Strumpfwaren und Schuhe, Substances List) von Kaufland ist auf schen 25 und 50 Prozent des gesamten aber auch Bekleidung und Heimtextilien dem von Greenpeace gewünschten Sortimentes umfassen. werden verkauft. Stand. www.kaufland.de/textilstandards Der Fahrplan lässt sich hier abrufen: Abwasserdaten http://www.lidl.de/de/gemeinsam-vera- In puncto Transparenz hat Lidl seine endern/s7372519 Ziele eingehalten und wird wie vereinbart bis Ende 2015 Abwassertests von 80 Chemikalien Prozent seiner Lieferanten mit „Nasspro- Auch Zwischenziele beim Bann von zessen“ (etwa Färben und Drucken) auf gefährlichen Chemikalien wird Lidl der Informationsplattform der chinesi- Lidl erreichen. Im Januar 2016 wird Lidl zwei schen Nichtregierungsorganisation IPE Fallstudien zu Alternativen von Weich- offenlegen. Der Discounter Lidl ist in 26 Ländern machern und PFCs veröffentlichen. Bis weltweit aktiv. Allein in Deutschland 1. Juli 2016 werden APEOs aus der Kreislauffähige Produkte hat Lidl 3.300 Filialen, in denen neben Produktion verbannt und entsprechen- Lidl hat 2015 ein Konsumenten-Informa- Lebensmitteln auch sogenannte Akti- de Tests/Fallstudien veröffentlicht. Der tionsprogramm gestartet, um Kunden onsware verkauft wird, darunter Textilien Bann aller PFCs wird laut Lidl bereits vorim Internet und auf Handzetteln über und Schuhe. Im Dezember 2014 hat Lidl dem vereinbarten Termin bis Juli 2017 umweltfreundliche Materialien (etwa Ten- auf Druck von Greenpeace zugesagt, erreicht. cel) und Textilsiegel wie Fairtrade bei Lidl Textilien und Schuhe seiner Eigenmarken aufzuklären. Parallel arbeitet Lidl zusam- bis 2020 ohne umwelt- und gesundheits- MRSL men mit der Modehochschule ESMOD schädliche Chemikalien produzieren zu Lidl überarbeitet seine bestehende MRSL in Berlin, um recyclingfähiges Design bei lassen. (Manufacturing Restricted Substances Lidl-Textilien voranzutreiben. Als erstes List) und wird noch im Dezember 2015 Pilotprojekt wird ein voll recyclingfähiges Detox-Fortschrittsbericht eine aktualisierte Fassung präsentieren, T-Shirt mit kompostierbaren Druckfarben Lidl hat einen Fortschrittsbericht veröf- mit der der Bann aller gefährlichen Che- entwickelt, dass bis 2018 in den Läden fentlicht (Detox Compliance Road), um mikalien in der Produktion sichergestellt sein soll. zu zeigen, wie weit die Umsetzung des werden soll. Allerdings entspricht diese Detox-Commitments tatsächlich ist und MRSL noch nicht hundertprozentig den was 2016 geplant ist. Anforderungen von Greenpeace.
GR E E N PE AC E DE TOX -Z W ISCHENB ILANZ 6 Detox-Fortschrittsbericht MRSL REWE hat daher einen ehrgeizigen REWE hat seine MRSL (Manufacturing Bericht veröffentlicht, um zu zeigen, wie Restricted Substances List) erweitert. sie das Detox-Programm weltweit um- Auf einer Extra-Liste sind gefährliche setzen wollten. Auch die Lieferanten der Chemikalien erfasst, die überprüft wer- REWE haben sich auf dieses Programm den sollen, um sie nach und nach auf die verpflichtet – das stellt sicher, dass an ei- REWE MRSL zu übernehmen. Rewe nem Strang gezogen wird. REWE ist sehr transparent und veröffentlichte ein um- Abwasserdaten Die REWE-Group ist in zwölf europä- fangreiches Update auf der Firmenweb- REWE hat bereits Tests von Wasser- und ischen Ländern aktiv. Mit insgesamt seite. Darin wird auch sichtbar, welche Schlammproben in 80% der Zulieferer- fast 15.000 Märkten und über 327.000 Zwischenziele bereits erreicht wurden. betriebe innerhalb der Nassproduktion Beschäftigten erwirtschaftete REWE Der Fortschrittsbericht ist abrufbar unter: durchgeführt. Die Ergebnisse werden International 2014 einen Gesamtumsatz http://www.rewe-group.com/de/nach- Angaben von REWE zufolge vollständig von über 50 Milliarden Euro. Zur REWE haltigkeit/gruene-produkte/sitex-unsere- auf der IPE-Plattform veröffentlicht. Die Group gehören nicht nur die REWE- verpflichtung-zu-sicheren-chemikalien meisten dieser Fabriken sind in China. Supermärkte und REWE Center, sondern auch die Discounterkette Penny und die Chemikalien Kreislauffähige Produkte TOOM-Baumärkte. Ab 1.Januar 2016 sind die Detox-An- REWE hat im Bereich der erweiterten Im Dezember 2014 verpflichtete sich forderungen auch in den Verträgen mit Unternehmensverantwortung eine Studie REWE, die Lieferkette der Eigenmarken allen REWE-Zulieferern festgeschrieben. an der Uni Hong Kong in Auftrag gege- für Heimtextilien, Schuhe und Kleidung Die Meilensteine zum Bann von APEOS ben, um den wirtschaftlichen Vorteil des zu entgiften. Wie die anderen Mitglieds- (Mitte 2016) und PFCs (Mitte 2017) wer- Sammelns und Recycelns von Kleidung unternehmen der Detox-Kampagne wol- den nach Angaben der REWE erreicht zu errechnen. Außerdem wird 2016 ein len sie bis zum Jahr 2020 ohne umwelt- werden. Pilotprojekt zur Rücknahme von Kleidung und gesundheitsschädliche Chemikalien in REWE-Märkten anlaufen mit dem Ziel, produzieren. die Kleidung zu recyceln. verbannt sein. Auch die Alkylphenole und Entgiftungsziel im Jahr 2020 wirklich zu deren Ethoxylate (APEOs) werden bis Juli erreichen. 2016 vollständig ausgeschlossen sein. Tchibo wird bis Ende 2015 zu allen elf Abwasserdaten von Greenpeace als prioritär festgelegten Tchibo wird bis Ende Juni 2016 die Substanzgruppen Fallstudien zu deren Abwasserdaten von 80 Prozent der Lie- Ersatz vorlegen. feranten offenlegen. Tchibo fährt seit län- Tchibo gerem den Kurs, mit weniger Lieferanten MRSL zu arbeiten, zu diesen aber langjährige Tchibo hat 700 Filialen in Deutschland Um die Chemie in der Lieferkette zu und vertrauensvolle Beziehungen aufzu- und 300 weitere in vielen Teilen Europas, kontrollieren, hat Tchibo eine MRSL bauen. Das vereinfacht die Umsetzung darunter auch Schweiz und Österreich. (Manufacturing Restricted Substances der Detox-Verpflichtung. Darüber hinaus betreibt Tchibo 16.500 List) basierend auf den Empfehlungen Depots im Fach- und Lebensmittelhan- von Greenpeace entwickelt. Diese Liste Kreislauffähige Produkte del, wo neben Kaffee auch sehr viele umfasst potenziell gefährliche Substan- Neben dem Ausschluss gefährlicher Textilien angeboten werden. zen, die bei der Herstellung von Textilien Chemikalien ist der verantwortungsvolle Tchibo war der erste große Händler, der eingesetzt werden. Tchibo wendet dabei Umgang mit Ressourcen das Ziel von auf den Greenpeace-Produkttest von die von Greenpeace empfohlene Me- Tchibo. Produkte – nicht nur Textilien Kinderkleidung und Schuhen reagiert thodik an und nutzt den „Greenscreen – sollen so gestaltet, produziert und wie- hat. Der von Tchibo veröffentlichte List Translator“, um die Gefährlichkeit derverwertet werden, dass geschlossene Fortschrittsbericht zeigt, dass sie mit von Chemikalien zu bewerten. Die Liste Produktkreisläufe entstehen. So lässt geringen Verspätungen im Plan sind dient der Kontrolle, Überwachung und sich der Rohstoffverbrauch senken und und ihre Verpflichtung ernst nehmen. Eliminierung der gefährlichen Chemika- Abfall vermeiden. Bis Ende März 2016 Der Detox-Fortschrittsbericht ist hier lien in der Tchibo-Produktion. Auf diese wird ein Bericht vorliegen, der analysiert, abrufbar: http://www.tchibo.com/ Substanzen analysiert Tchibo zunächst welche Produkte besonders geeignet content/1119124/-/de/nachhaltigkeit/ die Produktion, die Emissionen (Abwas- sind um das „Closed Loop“-Programm wertschpfungskette-gebrauchsartikel/ ser, Schlamm), sowie die fertigen Pro- umzusetzen. Parallel sammelt das Unter- detox-projekt.html dukte. Tchibo arbeitet eng mit den Ana- nehmen in Lernprojekten dazu Erfahrun- lyselaboren zusammen, um die jeweils gen. Erste Produkte werden Ende 2016/ Chemikalien beste verfügbare Technik anzuwenden Anfang 2017 im Handel sein. Auch an Tchibo hat bereits seit einigen Jahren be- und die strengen Nachweisgrenzen von Rücknahmesystemen arbeitet Tchibo. gonnen, per- und polyfluorierte Chemika- Greenpeace umzusetzen. Das Vorge- Details werden allerdings erst bis Ende lien (PFC) aus der Produktion zu eliminie- hen von Tchibo ist in dieser Hinsicht 2016 im Projektplan veröffentlicht. ren. Bis Juli 2016 werden sie endgültig besonders proaktiv und geeignet, das
GR E E N PE AC E DE TOX -Z W ISCHENB ILANZ 7 Detox-Schlusslichter reagiert. In einer Presseaussendung in Österreich erklärte Interspar, bei den getesteten Produkten die vorgege- benen Grenzwerte – dort, wo welche existieren – einzuhalten. Allerdings ver- langt Greenpeace, dass die betreffen- den Chemikalien gar nicht eingesetzt Interspar werden. Greenpeace fordert Interspar Edeka, Metro, auf, seine Textilproduktion zu entgiften Interspar hat nach Veröffentlichung des Greenpeace-Reports kein Interesse und eine Detox-Verpflichtung einzuge- hen. Bis dahin wird Interspar als Detox- Norma an Detox gezeigt, jedoch öffentlich Schlusslicht eingestuft. Im Oktober 2015 forderte Green- peace auch die anderen großen Supermarktketten und Händler auf, ihre Produktion zu entgiften und sich der Detox-Kampagne Auch die internationalen Supermarkt- anzuschließen. Doch Edeka, riesen Wal-Mart (USA), Carrefour Metro und Norma erteilten Green- (Frankreich) und Tesco (Großbritan- peace eine Absage – trotz Vorbil- nien) haben sich noch nicht auf den dern in der Branche, die zeigen, Entgiftungspfad begeben. Greenpeace dass das Programm in der Praxis fordert auch diese drei Unternehmen umzusetzen ist. Greenpeace auf, ihre gesamte textile Lieferkette zu Tesco, Walmart, entgiften und eine Detox-Vereinbarung fordert, dass auch diese Händler nachziehen. einzugehen. Weg vom Viel&Billig- Carrefour Schick, diese Haltung ist bei allen großen Einzelhändlern gefordert. Chemikalien gesamte Gruppe der PFC verbannt. Die Migros hat nur eine Negativliste mit Greenpeace kritisiert zudem, dass die Grenzwerten in Produkten publiziert. Sie Negativliste der Migros nicht für Schuhe ist der Öffentlichkeit gegenüber aber gilt – anders als bei den Detox-Verpflich- nicht transparent, ob und in wie fern sie tungen. umwelt- und gesundheitsschädliche Chemikalien aus der gesamten Produk- Abwasserdaten Migros tionskette verbietet. Doch nur mit einer Greenpeace kritisiert, dass Migros die ganzheitlichen Eliminierung kann das Abwasserdaten seiner Produktionsketten Die Migros-Genossenschaft ist das größ- Problem der Umweltverschmutzung nicht öffentlich gemacht hat. te Einzelhandelsgeschäft der Schweiz, durch die Textilproduktion glaubhaft und das neben Lebensmitteln und weiteren effizient angegangen werden. Weil die Migros diese fehlenden Entgif- Non-Food-Artikeln auch Textil-Produkte tungs-Angaben und Maßnahmen nicht und Schuhe vertreibt. Die Migros ist Zudem verbietet die öffentlich zugängli- vorgewiesen hat, hinkt sie den meisten jedoch einer der wenigen europäischen che Negativliste der Migros nach wie vor marktstarken Supermärkten Europas Supermärkte, die die Detox Verpflichtung weniger Substanzen, als dies die Detox- hinterher und wird als Detox-Schlusslicht nicht unterzeichnet haben. Ihre eigenen Verpflichtung vorsieht. Insbesondere eingestuft. Richtlinien sind in wesentlichen Punkten hat die Migros gemäß den Greenpeace schwächer: bekannten Daten noch immer nicht die
GR E E N PE AC E DE TOX -Z W ISCHENB ILANZ 8 Schluss Die größten deutschen Supermärkte lich ist, muss auch für die anderen dass sie das ambitionierte Detox- sind mit ihren Entgiftungsverspre- Supermärkte und Handelsriesen zu Entgiftungsprogramm kaum umsetzen chen also im Plan – und werden von machen sein! können, wenn sie weiterhin Kleidung in Greenpeace daher als Detox-Trend- Millionen-Schlagzahl produzieren. Im setter geführt. Tchibo, Aldi Nord und Kreislauffähige Produktion Gegenzug erhalten sie aber bessere Aldi Süd/Hofer, Lidl, Rewe/Penny Die Trendsetter haben auch begon- Qualität – und das werden die Kun- und Coop haben bisher umgesetzt, nen, Verantwortung für den gesamten den honorieren. Denn dann sind die was sie versprochen haben: Die ersten Lebenszyklus der Produkte zu über- Schuhe sind nicht nur giftfrei, sondern besonders gefährlichen Chemikalien nehmen. Die Discounter beginnen halten länger, der Pyjama stinkt nicht werden pünktlich aus der Produktion Rücknahmesysteme für ihre Textilien mehr beim Auspacken und behält die verbannt, die MRSL-Liste der gefährli- aufzusetzen und Recycling zu organi- Form, und die Regenhose reißt nicht chen Stoffe wird gemäß Greenpeace- sieren. Dafür müssen die Produkte von gleich an den Nähten. Ein paar Euro Forderungen erweitert, Abwasserdaten vornherein so entworfen werden, dass mehr dürfen Schuhe, Jacke, Hose veröffentlicht. Und darüber hinaus sie am Ende auch recycelbar sind. dann kosten – dafür halten sie dann ja übernehmen alle Unternehmen mehr Kreislauffähige Kollektionen sind bei länger. Und die Umwelt wird geschont. und mehr Verantwortung für den Lidl oder Tchibo geplant, Upcycling- gesamten Lebenszyklus der Produkte. Kleidung ist etwa bei Rewe in Planung, Discounter: Vorbilder Kaufland hat sich ebenfalls entschlos- Kaufland bietet sukzessive ökologisch für Fast Fashion-Ketten sen, zu den Trendsettern zu gehören höherwertige und langlebigere Kollekti- Damit gehen die Discounter voran – und wird im nächsten Jahre erstmals onen an. Greenpeace ist gespannt. und zeigen den Fashion-Unternehmen einen Fortschrittsbericht vorlegen. den Weg. Denn H&M, Zara, Adidas Qualität statt Quantität oder Primark haben sich zwar auch Die Detox-Schlusslichter in Sachen Qualität statt Quantität – das beginnt alle verpflichtet, bis 2020 giftfrei zu saubere Produktion sind dagegen Greenpeace bei den Discountern produzieren. Aber neben ersten Schrit- die anderen Supermarkt-Riesen: durchzusetzen. Statt billiger, dreckiger ten haben sie noch keine ausreichende Edeka, Norma und die Metro in Massen-Wegwerfware soll auch die Verantwortung für Recycling- und Deutschland, Migros in der Schweiz Kleidung aus dem Supermarkt sauber Rücknahme, sogenannte „closed und Interspar in Österreich. Interna- und fair produziert werden. Mit ihren loop“-Systeme, übernommen. Ein tional gehören auch Tesco, Walmart Detox-Verpflichtungen haben sich Umbau ihrer Geschäftsmodelle hin zu und Carrefour dazu. Greenpeace nun auch Billigmärkte und Händler mehr Qualität und weniger Quantität fordert sie auf, endlich Transparenz wie Aldi, Lidl und Tchibo darauf ver- ist noch weniger erkennbar. Green- in ihre Lieferketten zu bringen und pflichtet – und beginnen zu erkennen, peace fordert die großen Fashion-Un- die gefährlichsten Chemikalien nach ternehmen auf, nachzuziehen. Denn: einem vereinbarten Entgiftungsplan Greenpeace bleibt dran. Bis 2020 schrittweise bis 2020 auszusortieren. bleibt noch viel zu tun. Wir werden Was Aldi, Lidl, Rewe und Tchibo mög- nicht lockerlassen.
GR E E N PE AC E DE TOX -Z W ISCHENB ILANZ 9 gen, damit die Giftstoffe nicht weiter Perfluorierte Chemikalien (PFC) Glossar im Umlauf bleiben. Zudem dürfen beim PFC dienen dazu, Textil- und Lederpro- Textilrecycling keine problematischen dukte wasser- und schmutzabweisend MRSL Chemikalien in die Umwelt oder in die zu machen. Sie sind langlebig und rei- (Manufacturing Restricted Produkte gelangen chern sich im menschlichen Gewebe und Substances List) Nach der Devise „reduce, reuse, recycle“ im Blut an. Sie können die Leberfunktion Statt Grenzwerte für gefährliche Stoffe kann Recycling immer nur die drittbeste schädigen und das körpereigene Hor- in den fertigen Produkten festzulegen, Lösung sein. Einige Hersteller bieten monsystem stören. Perfluoroctansulfonat dringt Greenpeace auf einen Paradig- erste Garantien an und kostenlosen (PFOS) ist durch die Stockholm Konven- men-Wechsel und eine Entgiftung der Reparaturservice für die gesamte Le- tion global beschränkt und in Europa für Produktion. Dazu arbeiten die Firmen mit bensdauer des Produkts. Eine wichtige bestimmte Anwendungen verboten. einer sogenannten MRSL – also einer Voraussetzung für die lange Haltbarkeit Liste gefährlicher Stoffe, die in der Textil- von Textilien ist zudem ein zeitloses und Phthalate (Weichmacher) fertigung komplett verbannt sind. Dieser reparaturfreundliches Design. Phthalate dienen als Weichmacher, zum Bann wird kontrolliert mit Tests der Beispiel für das Hartplastik PVC. In der eingesetzten Chemikalien, mit Abwasser- Textilindustrie werden sie für Kunstleder, und Schlammtests und auch mit Tests Die wichtigsten Chemikalien Gummi sowie in Farbstoffen genutzt. Als des fertigen Textils. gefährlich gelten speziell Diethylhexylph- Alkylphenole thalat (DEHP) und Dibutylphthalat (DBP), Recycling Zu den Alkylphenolen zählen Nonylphe- da sie die Entwicklung der Geschlechts- Recycling ist kein Wert an sich, sondern nol, Octylphenol und ihre Ethoxylate. organe bei Säugetieren hemmen. Nach nur dann sinnvoll, wenn es unter dem Nonylphenole (NP) werden in der Textilin- EU-Chemikalienrecht REACH sind sie ab Strich Energie und Ressourcen spart. dustrie viel genutzt, etwa zum Waschen 2015 verboten. Das setzt nicht nur voraus, dass die der Textilien während des Färbens. Sie Energiebilanz des Verfahrens stimmt, wirken ähnlich wie Östrogene und kön- Eine Übersicht der wichtigsten Detox- sondern auch, dass am Ende hochwer- nen die Entwicklung der Geschlechtsor- Chemikaliengruppen, auf die sofort tige Produkte entstehen, nach denen ein gane von Fischen und anderen Wasser- verzichtet werden muss, finden Sie hier: wirklicher Bedarf besteht. Mit toxischen tieren stören. Seit 2005 ist der Verkauf https://www.greenpeace.de/themen/ Substanzen belastete Alttextilien sollten von Produkten mit Nonylphenolen in der endlager-umwelt/gefahrliche-substan- nicht in den Recyclingkreislauf gelan- EU verboten. zen-der-textilindustrie Impressum: Greenpeace e. V., Hongkongstr. 10, 20457 Hamburg; V.i.S.d.P.: Dr. Kirsten Brodde; Fotos: Titel Greenpeace, S. 2 + 8 Fred Dott, S. 9 Greenpeace; Gestaltung: Johannes Groht Kommunikationsdesign; Stand 12/15
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