Rundbrief MAI 2022 - Publik-Forum
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| Deutscher Katholikentag 2022
Unsere Veranstaltungen und Programmtipps
| Sieben Fragen an ...
Klaus Höflich
Rundbrief
MITGLIEDER
MAI 2022
2
INHALT
Editorial 3
Publik-Forum 5
Unser neuer Redakteur
Constantin Wißmann stellt sich vor
Sieben Fragen an … 6
Klaus Höflich
Deutscher Katholikentag 2022 8
Unsere Veranstaltungen und Programmtipps
Leserinitiative Publik-Forum e.V. 10
Unsere neue Herausgeberin
Cornelia Füllkrug-Weitzel stellt sich vor 10
Unser neuer Herausgeber
Klaus von Stosch stellt sich vor 12
Nachtrag zum Protokoll
der letzten Mitgliederversammlung 14
Publik-Forum-Gesprächskreise 15
Miteinander ins Gespräch kommen
Zeitenwende? 16
Gedanken zum Krieg in der Ukraine
IMPRESSUM
Leserinitiative Publik-Forum e. V., Postfach 2010, 61410 Oberursel
IBAN: DE52 4006 0265 0003 6450 00, BIC: GENODEM1DKM
Hans-Jürgen Günther (Vorsitzender)
Satz und Layout: Andreas Klinkert Titelkarikatur: Nel Ioan Cozacu
Leserinitiative Publik-Forum
3
EDITORIAL
Liebe Mitglieder der
Leserinitiative Publik-Forum e. V.,
Zeitenwende und Wendezeit. Zwei Wörter in
unterschiedlicher Reihenfolge. Zwei Begriffe mit
verschiedenen Inhalten. Zwei Sichtweisen mit ent-
gegengesetzten Erfahrungen. Eine Zeitenwende hat
sich gerade unerwartet ereignet. Die Wendezeit in
Ostdeutschland war damals ein nicht für möglich
FOTO: PRIVAT
gehaltenes Ereignis. Zeitenwende steht für eine un-
klare Zukunft. Wendezeit für ein dankbares Ge-
schehen in der Vergangenheit. Für mich als ehemali-
gen DDR-Bürger ist sie gefüllt mit befreienden Er-
fahrungen. Ich lebte mit meiner Familie in der Wen-
dezeit an der innerdeutschen Grenze. Als die Mauer
in Berlin fiel und die Grenze sich öffnete, fuhr ich
mit Frau und Kindern am nächsten Tag im Trabant
von Thüringen in das fränkische Coburg. Einfach so
und ohne Angst. Mit Freudentränen in den Augen
und entgegenkommenden Westdeutschen, die uns
jubelnd begrüßten. Da hat sich die biblische Ge-
schichte vom Durchzug der Israeliten durch das Ro-
te Meer wiederholt. Das Wasser teilte sich und die
Verfolgten erreichten wohlbehalten das Ufer der
Freiheit. Aus dem Todesstreifen der innerdeutschen
Grenze wurden Straßen und Wege zueinander.
Noch heute reichen Worte nicht aus, um diese Er-
fahrung ganz zu beschreiben. Zeitenwende wirkt
Mitgliederrundbrief Mai 2022
4
dagegen für mich als schon lange angeschlossenen
Bundesbürger bedrohlich. Der Krieg in der Ukraine,
die Aufrüstung der Bundeswehr und die Angst vor
einem 3. Weltkrieg haben die bisher erlebte Frie-
denszeit überfallen. Was daraus werden könnte, be-
reitet mir Sorge. Frieden schaffen ohne Waffen war
ein Kennzeichen der Wendezeit. Wird Frieden ver-
teidigen mit Waffen in der Zeitenwende die einzige
Alternative sein? Mehr zu dieser Frage in einem
Beitrag am Ende des Rundbriefes.
Wir sind dankbar und freuen uns über eine neue
Herausgeberin und einen neuen Herausgeber: Prof.
Dr. h. c. Cornelia Füllkrug-Weitzel und Prof. Dr.
Klaus von Stosch. Sie stellen sich Ihnen im Rund-
brief vor.
Franziska Wintermantel, die bisherige Assistentin
des Vorstandes, hat gekündigt und arbeitet ab Mai
bei der Caritas in Emmendingen. Wir danken ihr
für die gemeinsame Zeit und ihr Engagement bei
der Leserinitiative und wünschen ihr alles Gute in
den neuen beruflichen Aufgaben und Herausforde-
rungen.
Save the date: Mitgliederversammlung der Leser-
initiative Publik-Forum e. V. in Verbindung mit ei-
ner Veranstaltung zu 50 Jahren Vereinsgründung und
Publik-Forum findet vom 9. bis 10. September 2022
im Dominikanerkloster in Frankfurt am Mai statt.
Es grüßt Sie herzlich im Namen des Vorstandes
Ihr Hans-Jürgen Günther
Leserinitiative Publik-Forum
5
PUBLIK-FORUM
Die Welt ein bisschen besser verstehen –
und ein bisschen verständlicher machen
Unser neuer Redakteur Constantin Wißmann stellt sich vor
Meinen ersten Impuls in Richtung Jour-
nalismus bekam ich schon in der Kind-
heit – und er war rein egoistisch. Als klei-
ner Junge schaute ich mir gern fast alles
an, was mit Sport zu tun hatte, und las
dann darüber, den Sportteil der FAZ vor
mir ausgebreitet, auf dem Wohnzimmer-
boden. Bei Olympia oder Wimbledon live
dabei sein können und auch noch dafür
bezahlt zu werden – ich konnte mir nichts
Schöneres vorstellen. Abitur und mein
Geschichtsstudium absolvierte ich dann
in England und machte Praktika bei ver-
FOTO: PRIVAT
schiedenen Sportredaktionen. Eher zufäl-
lig wurde ich Redakteur eines Anzeigen-
blatts in meiner Geburtsstadt Hamburg.
Die Arbeit bei einem »Käseblatt« war Constantin Wißmann: Aufgewachsen in Hamburg,
nicht besonders glamourös, aber extrem Ausbildung an der Berliner Journalisten-Schule. Freier
lehrreich. Als Lokalredakteur berichtete Reporter unter anderem für Die Zeit, Frankfurter
ich über alle möglichen Themen, vom ver- Allgemeine Zeitung, Süddeutsche Zeitung, die
kaufsoffenen Sonntag bis zu komplizier- tageszeitung, Spiegel Online, Zeit-Online. Redakteur
ten Bauverfahren. Und ich merkte, wie beim Cicero-Magazin (Leitung Online-Redaktion),
vielseitig dieser Beruf sein kann und auch, seit 2021 Redakteur Politik & Gesellschaft bei
dass er in der Gesellschaft eine wichtige Publik-Forum. Autor des Buches: Bedingt
Rolle spielt. Was in der Zeitung steht ist einsatzbereit – wie die Bundeswehr zur Schrottarmee
wichtig, meistens jedenfalls. Das gefiel wurde (Riva-Verlag, 2019).
mir. In der intensiven Ausbildung an der
Mitgliederrundbrief Mai 20226
Berliner Journalisten-Schule wurde mein SIEBEN FRAGEN AN …
Bewusstsein dafür noch einmal geschärft.
Danach arbeitete ich als freier Reporter
über unzählige Themen für viele verschie-
dene Medien, mein Beruf brachte mich in
Klaus Höflich
die Welt, auch an exotische Orte wie Af-
ghanistan und Südamerika. Schließlich 1. Wie sind Sie zu Publik-Forum und zur
wurde ich angestellter Redakteur, zu- Leserinitiative Publik-Forum gekommen?
nächst beim Cicero-Magazin und jetzt bei Ich habe vor vielen Jahren irgendwo einen
Publik-Forum. Und auch hier schätze ich Artikel von Wolfgang Kessler gelesen, war
besonders die Vielfalt. Es gibt viele Sonn- bei einigen seiner Vorträge, da mich das
tagsreden über die Relevanz von Journa- Thema Globalisierung sehr beschäftigt
lismus, über seine Funktion in der Demo- hatte. In unserem Kirchengemeinderat
kratie, und das ist alles wichtig. Aber ich war Publik-Forum auch bekannt.
muss zugeben: Noch immer geht der erste
Impuls meist von mir selbst aus. Ich inte- 2. Was ist für Sie das Besondere an
ressiere mich für ein Thema oder ich ver- Publik-Forum?
stehe eine Sachlage nicht. Dann habe ich Die Auswahl der Themen, oft auch The-
das unfassbare Privileg, Menschen, die men, die in der Tagespresse untergehen
sich damit auskennen, dazu zu befragen, und der etwas andere Blick auf die Dinge.
so lange und so ausführlich, bis ich es ver- Toll ist auch die Möglichkeit, sich bei
stehe. Danach gebe ich mein Verständnis Treffen mit anderen Leserinnen und Le-
so gut ich kann an Sie, werte Leserinnen sern über diese auszutauschen.
und Leser, weiter. So versuche ich, jeden
Tag die Welt ein bisschen besser zu verste- 3. Was heißt kritisches Christentum
hen und hoffentlich ein bisschen ver- für Sie?
ständlicher zu machen. Das heißt für mich kritische Betrachtung
Constantin Wißmann unserer Welt, ein Beleuchten und Versuch
des Verstehens gegensätzlicher Positionen
und Lebenseinstellungen.
»Das Christentum muss aus der Berg-
predigt neu geboren werden«, schrieb Die-
trich Bonhoeffer an Gandhi. Das ist in
unserer Zeit wieder hochaktuell: Frie-
densstifter sollen »Gottes Kinder« heißen,
die Sanftmütigen sollen das Erdreich be-
sitzen, die hungern und dürsten nach Ge-
Leserinitiative Publik-Forum7
haltigkeitsziele zu einer schönen Ausstel-
lung zusammengefasst hat. Hier sind die
Themen Gerechtigkeit, Frieden und Kli-
maschutz in einem überzeugenden Ge-
samtkonzept vereint.
5. Welches Buch empfehlen Sie?
»Christsein ist keine einfache Sache. Mit
Dietrich Bonhoeffer auf dem Weg zu ei-
ner erneuerten Kirche« von Klaus Pfeffer.
6. Gibt es eine Bibelstelle oder ein
anderes Zitat, das Ihnen besonders am
Herzen liegt, und wenn ja, welche(s)?
FOTO: PRIVAT
Die Seligpreisungen (Matthäusevangeli-
um 5) und die »Regeln für ein gemeinsa-
mes Leben« in Römerbrief 12.
Klaus Höflich, 53 Jahre alt, lebt mit seiner Frau in
Stuttgart, ist beruflich als Maschinenbau-Ingenieur 7. Was wünschen Sie sich?
tätig, und in der Freizeit engagiert er sich unter ? Aktive Kooperationen und Berichte in
anderem im Kirchengemeinderat und im Publik-Forum über Initiativen und deren
Dietrich-Bonhoeffer-Verein. Letzterer kooperiert Themen
regelmäßig mit der LIP bei unseren Veranstaltungen. ? Inhaltliche Erneuerung des christlichen
Glaubens zur Förderung der praktischen
Gestaltung eines weltoffenen, lebensdien-
rechtigkeit sollen satt werden, die um der lichen Christentums (zum Beispiel Berich-
Gerechtigkeit willen verfolgt werden, de- te über mutmachende Beispiele wie zum
nen ist das Himmelreich. etwa die Initiative Glaubensreform.de)
Hier finde ich in Publik-Forum immer ? Förderung des gesellschaftlichen Zu-
wieder mutmachende Beispiele und eine sammenhalts durch Interviews auch mit
Plattform, um mit Gleichgesinnten in umstrittenen Personen, offene Pro&Con-
Dialog zu kommen. tra-Diskussionen und Aufzeigen von Lö-
sungsansätzen für bestehende Konflikte
4. Welches Projekt würden Sie gern ? Regelmäßige Kooperationen zu diesen
(noch mehr) unterstützen? Themen zwischen Publik-Forum und Kir-
Die Initiative Friedensklima der Friedens- chengemeinden vor Ort überall im Land
initiative Bodensee, die die 17 Uno-Nach-
Mitgliederrundbrief Mai 2022Leserinitiative
Publik-Forum
Katholikentag 2022
art
U n se re O nVelrain stna lteu n-g e n Vor Ort in Stuttg ? Vortrag und Gespräch
Von einem geerdeten
? Podiumsdiskussion ? Podiumsdiskussion
Christsein und von einer
Synodaler Weg oder Irrweg? Frau. Macht. Religion. Kirche, die für andere da ist
Ein Streitgespräch Die Frauenfrage im interreligiösen Mit Dietrich Bonhoeffer ökumenisch
AM: Freitag, 27.5.2022 Dialog. Der Synodale Weg im unsere Kirche(n) erneuern
AM: Freitag, 27.5.2022
UM: 10.00 bis 11.30 Uhr Kontext
UM: 17.00 Uhr
MIT: Mara Klein, Norbert Lüdecke, Andrea AM: Donnerstag, 26.5.2022
MIT: Klaus Pfeffer
Qualbrink UM: 16.30 bis 18.00 Uhr
WO: Gemeindezentrum
MODERATION: Christoph Fleischmann MIT: Dina El Omari, Aurica Jax,
ANMELDUNG: www.publik-forum.de/22kt2 Ulrike Offenberg Bonhoefferkirche, Wormser Str. 23,
MODERATION: Mechthild Klein
70499 Stuttgart-Weilimdorf
? Vortrag KONTAKT: Dietrich-Bonhoeffer-
WO: IHK Stuttgart, 2. OG, Raum 232,
von Wolfgang Kessler mit anschließendem Gemeinde, Tel. 0711/8873876
Jägerstr. 30, 70174 Stuttgart
Podium
Eine gemeinsame Veranstaltung ? Bibelgespräch
Gerecht wirtschaften – Leben teilen
des Katholikentages und der Für alle, was nötig ist
AM: Freitag, 27.5.2022
Leserinitiative Publik-Forum e.V. Politisches Nachtgebet zum
UM: 14.00 bis 16.00 Uhr
MIT: Susanne Lutz, Ulrich Hemel, Wolfgang ? Wanderausstellung
Katholikentag
AM: Freitag, 27.5.2022
Kessler Dietrich Bonhoeffer
UM: 19.30 Uhr
MODERATION: Barbara Tambour VON: Donnerstag, 26.5.2022
MIT: Petra Pau, Franz Segbers
ANMELDUNG: www.publik-forum.de/22kt3 (14.00-18.00 Uhr)
MODERATION: Frank OltmannBIS:
Samstag, 28.5.2022
? Podiumsdiskussion WO:Ev. Gemeindehaus Martinskirche,
(14.00-17.00 Uhr)
Ungläubig glauben – Gibt es Nordbahnhofstr. 58, 70191 Stuttgart
WO: Gemeindezentrum
ein christliches Leben nach der Kirche? KONTAKT: Bund der Religiösen
Bonhoefferkirche, Wormser Str. 23,
AM: Samstag, 28.5.2022 Sozialisten,Reinhard Muth,
70499 Stuttgart-Weilimdorf
UM: 11.00 bis 12.30 Uhr 07183/41092
KONTAKT: Dietrich-Bonhoeffer-
MIT: Maria Widl, Detlef Pollack
Gemeinde, Tel. 0711/8873876 ? Ökumenischer Gottesdienst
MODERATION: Matthias Drobinski
AM: Sonntag, 29.5.2022
ANMELDUNG: www.publik-forum.de/22kt4 ? Podiumsdiskussion
UM: 10.45 Uhr
Zachäus würde gerechte
Eintritt: Die Veranstaltungen sind frei PREDIGT: Hermann Häring
Steuern zahlen
Spenden: WO: Gemeindezentrum
Wer finanziert die notwendige
Zur Finanzierung unserer Veranstaltungen Bonhoefferkirche, Wormser Str. 23,
sozial-ökologische Transformation?
bitten wir um Spenden auf unser Konto mit dem 70499 Stuttgart-Weilimdorf
AM: Freitag, 27.5.2022
Stichwort »Katholikentag«: KONTAKT: Dietrich-Bonhoeffer-
UM: 16.00 bis 18.30 Uhr
Leserinitiative Publik-Forum e. V. Gemeinde, Tel. 0711/8873876
MIT: Mechthild Schrooten, Franz
bei der Darlehnskasse Münster Segbers, Martin Gück, Stefan Eirich, ? Gespräche am Jakobsbrunnen
IBAN: DE 52 4006 0265 0003 6450 00 Klaus Schilder, Bernd Riexinge r VON: Donnerstag 26.5.2022
Alle Infos auch auf: WO: Bürgerzentrum West, Hajek-Saal, BIS:
Samstag, 28.5.2022
www.publik-forum.de/22kt Bebelstr. 22, 70193 Stuttgart WO: 2-SG-58 auf der Kirchenmeile
KONTAKT: Rosa Luxemburg Stiftung, KONTAKT: www.wir-sind-kirche.de/
Tel. 0711/99797090 stuttgart2022
amstag
Donnerstag bis S
Publik-Forum Unsere Infostände finden Sie:
? Publik-Forum Medienmeile Königstraße, 4-KS-02
? Leserinitiative Publik-Forum e. V. Kirchenmeile Berliner Platz, 1-LH-10
Wir freuen uns über Ihren Besuch.10
LESERINITIATIVE PUBLIK-FORUM E.V.
»Die Glut kommt
von unten«
Unsere neue Herausgeberin
Cornelia Füllkrug-Weitzel stellt sich vor
Publik-Forum kenne ich seit den Tagen
meines Studiums – also schon ziemlich
lange … – als wir politisch orientierten
FOTO: PRIVAT
Studentinnen und Studenten der evange-
lischen Theologie dankbar waren für jede
Publikation, die die uns wichtigen The-
men der internationalen Gerechtigkeit Frau Prof. Dr. h. c. Cornelia Füllkrug-Weitzel
und Solidarität und einer Friedensord- wurde vom Vorstand der LIP zum 1. Februar 2022
nung, die allen Völkern und allen Men- zur Herausgeberin von Publik-Forum berufen.
schen Sicherheit schenkt, befreiungs-
theologisch-ethisch reflektiert hat. Wir
haben alles intellektuell aufgesogen, was Was hat mich geprägt?
Kirche gleich welcher Konfession »von 1. Freiwillige Arbeit mit obdachlosen
unten« vom gemeinsamen Auftrag her Mädchen als Schülerin: die Erkenntnis,
versucht hat, zu denken und zu organisie- dass weder alles gut-bürgerlich, noch die
ren – frei nach dem Motto von Carlos Welt heil ist. Und dass sie für Mädchen
Mesters: »Die Glut kommt von unten.« und Frauen besondere Härten bereithält.
Dabei war damals Publik-Forum neben 2. Ein studentisches Praktikum bei Wal-
den evangelischen Publikationen, na- densern in Italien, wo a) chilenische Fol-
mentlich dem rheinischen »Fluchblatt« teropfer Pinochets gerade in Sicherheit
und der »Jungen Kirche«, hilfreich. Pu- gebracht worden waren und wo b) anal-
blik-Forum – besonders die Themenhef- phabetische Arbeiter aus dem Süden Ita-
te – ist seitdem immer wieder Resonanz- liens das für ihr Leben und Arbeiten
medium und Anstoß zum Weiterdenken Wichtige lernten: 1. militärische Gewalt
und aufschlussreiche Informationsquelle und Menschenrechtsverletzungen sichern
gewesen. die Interessen der Reichen im Inland und
Leserinitiative Publik-Forum11
weltweiter Unternehmen. Sie hinterlassen Was habe ich beruflich damit
tiefe Traumata bei den Opfern; 2. Ken- angefangen?
nenlernen der Befreiungspädagogik von Evangelische Theologie und Politik (und
Paolo Freire und Ivan Illich. Nebenfach Erwachsenenpädagogik) stu-
3. Studium und Zeit als Assistentin bei diert mit Magisterabschluss, Kirchlichen
Professor Helmut Gollwitzer an der Dienstexamina und Ordination. Assisten-
Freien Universität: Lehren aus der Beken- tin am Seminar für Evangelische Theolo-
nenden Kirche 1933-45 – aus dem Glau- gie der Freien Universität. Frauenreferen-
ben lebensfeindlichen Kräften und Ent- tin im Berliner Missionswerk und später
wicklungen widerstehen. Biblische Texte entwicklungsbezogene Inlands- und Aus-
in ihrem biblischen und sozialen/politi- länderarbeit und stellvertretende Direkto-
schen Kontext (damals und heute) ausle- rin, Menschenrechtsreferentin im Kir-
gen. Zeitungslektüre und Bibellektüre ge- chenamt der Evangelischen Kirche in
hören zusammen. Deutschland. 21 Jahre lang (bis 2/2021)
4. Vielfältige internationale und interkon- Chefin der evangelischen Hilfswerke
fessionelle Begegnungen im Rahmen des »Brot für die Welt« (Entwicklungs-, Men-
europäischen Zweiges des Christlichen schenrechts-, Friedensarbeit, Engagement
Welt-Studentenbundes und Mitarbeit in für Klimagerechtigkeit und Klimaanpas-
der weltweiten Ökumene im Kontext des sung, für Biodiversität, für die Stärkung
Ökumenischen Rates der Kirchen und des und Rechte der Zivilgesellschaft, der
Konziliaren Prozesses: Gerechtigkeit, Frauen und der besonders vulnerablen
Frieden und Bewahrung der Schöpfung Gruppen) und Diakonie Katastrophenhil-
gehören untrennbar zusammen; das Ein- fe (Humanitäre Hilfe). Doktor(in) ehren-
treten dafür braucht Bündnisse und Zu- halber an einer indischen Hochschule, vie-
sammenarbeit über nationale und kirchli- le nebenamtliche Lehraufträge an ver-
che Grenzen hinweg. Um Gottes Weis- schiedenen Hoch- und Fachhochschulen,
heit und Willen zu erkennen und zu fol- seit 2020 Honorarprofessorin für Interna-
gen, brauchen wir die Perspektiven aller tionale Sozialarbeit. Mitarbeit in verschie-
und sind wir aufeinander angewiesen. denen Kommissionen der Bundesregie-
5. Als manchmal die erste und immer eine rung und des BMZ und in vielen interna-
der wenigen Frauen in Leitungsgremien tionalen ökumenischen (katholisch würde
oder Positionen: Diskriminierung von man sagen: weltkirchlichen) Gremien.
Frauen ist in den Köpfen und Strukturen
von Kirche und Gesellschaft nach wie vor Was beschäftigt mich gerade?
präsent und deren Überwindung erfordert Als Mitglied des »Rates für Nachhaltige
von allen Geschlechtern mehr Engage- Entwicklung« vor allem die internationa-
ment für Gleichberechtigung. len Dimensionen eines nachhaltigen En-
Mitgliederrundbrief Mai 202212
gagements unseres Landes; als »Climate
Justice Ambassador!« der weltweiten ACT
Alliance (eines weltweiten Zusammen-
schlusses kirchlicher Entwicklungs-und
humanitärer Hilfswerke aller nicht-katho-
lischen Kirchen) die internationale Klima- LESERINITIATIVE PUBLIK-FORUM E.V.
gerechtigkeit – wie natürlich nach wie vor
alle internationalen Gerechtigkeitsfragen;
als »Thursday in Black Ambassador« des
Ökumenischen Rates der Kirchen das
»Publik-Forum
Thema Gewalt gegen Frauen und Gender
Justice. In Vorbereitung auf ein globales
war für mich
Projekt aus Anlass des 150. Paulskirchen-
jubiläums 2023 das Thema Demokratie
eine Befreiung«
global und der Zustand der globalen Zivil- Unser neuer Herausgeber
gesellschaft. Als Kuratorin eines Frauen- Klaus von Stosch stellt sich vor
klosterstifts das Empowerment von Frau-
en und das Pilgern. Und noch das eine
oder andere mehr. Publik-Forum war für mich eine Befrei-
ung, weil es mir zeigte, dass es auch inner-
Was bringe ich als Herausgeberin ein? halb der Kirchen Menschen gab, die aus
Erfahrungen und Wissen aus vielen Jah- christlicher Motivation heraus ökologi-
ren Engagement in den oben genannten sche, friedens- und entwicklungspolitische
Themenfeldern, zivilgesellschaftlichen Themen angingen und in der Kirche für
und ökumenischen Bezügen; Kenntnisse emanzipatorische und partizipative Anlie-
der Kämpfe und Perspektiven vieler mar- gen eintraten. Diese Befreiung stärkte
ginalisierter Gruppen weltweit und der mich auf meinem politischen und spiritu-
Intersektionalität von Marginalisierung ellen Weg. Für meinen Vater waren die
und Diskriminierung; ein großes ökume- Grünen Babymörder und die alternative
nisches (weltkirchliches und interkonfes- Bewegung ein Frontalangriff auf alle
sionelles) Herz, Wissen und Netzwerk. christlichen Werte. Da war es für mich als
Ein evangelisch »unverfrorenes« weib- Jugendlicher, der sich Ende der 1980er-
liches Selbstbewusstsein und unerschro- Jahre intensiv mit ökologischen Themen
ckenes Engagement für Rechte und Be- wie Klimawandel, Ozonloch und Wald-
teiligung von Frauen. Viel Neugierde und sterben beschäftigte, ganz schön schwierig,
Interesse am Weiterlernen! meine politischen Einsichten mit der
Cornelia Füllkrug-Weitzel christlichen Prägung meines Elternhauses
Leserinitiative Publik-Forum13
ellen Weg. Auch wenn viele Anliegen von
Publik-Forum inzwischen im Mainstream
von Kirche und Gesellschaft angekommen
sind, ist das Blatt für mich immer noch ei-
ne wichtige Gegenöffentlichkeit, die gera-
de in ihrer korrigierenden Funktion die
Weite des Katholischen zeigt und dem
Christentum im deutschen Sprachraum
guttut. Ich lese die Zeitung nun schon seit
mehreren Jahrzehnten und entdecke im-
mer wieder Facetten, die mich bereichern
und mir Denkanstöße bieten. Gerade weil
die Qualität der Berichterstattung zu reli-
gionsbezogenen Themen in den letzten
FOTO: PRIVAT
Jahren gestiegen ist und die Zeitschrift
auch sonst immer mehr an Format ge-
winnt, freue ich mich, sie nun auch als He-
Herr Prof. Dr. Klaus von Stosch wurde rausgeber unterstützen zu dürfen.
vom Vorstand der LIP zum 1. April 2022 zum Noch ein paar Daten zu meiner Person:
Herausgeber von Publik-Forum berufen. Geboren 1971 in Köln, verheiratet und
sechs Kinder, Schlegel-Professor für Sys-
tematische Theologie unter besonderer
zusammenzubringen. Publik-Forum war Berücksichtigung gesellschaftlicher He-
für mich in diesem Kontext eine Befrei- rausforderungen an der Katholisch-Theo-
ung, weil es mir zeigte, dass es auch inner- logischen Fakultät der Universität Bonn,
halb der Kirchen Menschen gab, die aus ebenda auch Vorsitzender des Internatio-
christlicher Motivation heraus ökologi- nal Center for Comparative Theology and
sche, friedens- und entwicklungspolitische Social Issues; zahlreiche Veröffentlichun-
Themen angingen und in der Kirche für gen zu den Themen Komparative Theolo-
emanzipatorische und partizipative Anlie- gie, Theologie der Religionen, islamisch-
gen eintraten. Diese Befreiung stärkte christlicher Dialog und christliche Dog-
mich auf meinem politischen und spiritu- matik. Klaus von Stosch
Mitgliederrundbrief Mai 202214 NACHTRAG ZUM PROTOKOLL DER LETZTEN MITGLIEDERVERSAMMLUNG Stefan Bär, Vorsitzender der LIP von 2008 bis 2012, teilte in einer E-Mail dem gegenwärtigen Vorstandsmitglied Magdalene Bußmann Folgendes mit. Nach Beschluss des Vorstandes der LIP wird der Nachtrag zum Protokoll der Mitgliederversammlung vom 3. Juli 2021 hier im Rundbrief veröffentlicht. Liebe Magdalene, ich grüße Dich aus dem der Meinung, dass sie für die LIP einen Süden Deutschlands und hoffe, dass es Gewinn darstellen würde. Ich hielt über Dir gut geht und das Virus um Dich he- Monate telefonisch Kontakt zu ihr. Sie rumging. Schön, dass Du Dich weiterhin war aufgrund der Pflegebedürftigkeit ihrer für Publik-Forum einsetzt. Schön war Mutter zunächst gebunden. Schließlich auch, dass Du den Abschied von Agnes so konnte ich sie für die LIP gewinnen. 2011 ausführlich würdigen konntest. kandidierten wir gemeinsam für den Vor- Weniger schön fand ich Deinen Rück- stand. Sie als Beisitzerin ich zum 2. Mal blick auf den Wechsel von mir zu Agnes. für den Vorsitz, jedoch mit der Ansage, Auf Seite 17 wirst Du wie folgt zitiert: dass ich das Amt nach einer gewissen Zeit »… Denn die LIP befand sich damals in niederlegen würde. 2012 konnte ich guten schwerem Fahrwasser: personelle und in- Gewissens das Amt niederlegen, weil ich haltliche Querelen belasteten eine kon- einen vollständigen und kompetenten struktive Arbeit …« Vorstand übergeben konnte. Während Ich stelle fest: Diese Analyse trifft auf meiner Vorsitzenden-Zeit hat sich vieles die Zeit zu, als ich 2008 den Vorsitz nach beruhigt und konnte auf den Weg ge- einer Kampfabstimmung übernahm! bracht werden. Der Wechsel zu Agnes war lang vorbe- Die Rücktritte von Vorstandsmitglie- reitet und vollzog sich fließend. Die His- dern, die Wechsel auf der Referentinnen- torie, wie Agnes zur LIP und zum Vorsitz Stelle, die Kündigungen von Redakteurin- kam, hast Du auch verkürzt dargestellt. nen, die Rücktritte von Herausgeberinnen Es war vermutlich im Jahr 2009, als in den letzten zehn Jahren haben nichts Agnes Vertreter von Publik-Forum bezie- mit mir zu tun. hungsweise der LIP für ihr Lesertreffen in Ich wäre Dir sehr verbunden, wenn Du Ravensburg einlud. Werner Zapf und ich die entsprechende Aussage über die LIP zu gingen als Vertreter der LIP zu diesem meiner Zeit im Protokoll korrigieren lässt. Lesertreffen. Dort haben wir Agnes ken- Herzliche Grüße nengelernt und waren übereinstimmend Stefan Leserinitiative Publik-Forum
PUBLIK-FORUM-GESPRÄCHSKREISE
Miteinander ins Gespräch kommen
Achern Göppingen Ravensburg
Magdalena Seiser, Thomas Meyer-Weithofer, Agnes Frei,
07841/24636 07161/96367-12 07504/7301
Aschaffenburg Hamburg Reutlingen
Joachim Matthes, Peter Hild, 07123/41300
Walther Peeters, 0151/42540423
jo.matthes@gmx.de
Rheinstetten
Bad Kreuznach Ute Heberer,
Dietgard Heine, Heidenheim 0162/4922620
0671/21041960 an der Brenz
Monika Frey, 07328/6520 Rudolstadt
Bielefeld Hans-Jürgen Günther,
Manfred Dümmer, Kaiserslautern 03672/828986
0521/325385 Eberhard Dehn,
06305/206381 Saarlouis
Marianne Demann,
Bonn Marianne.Demann@t-online.de
Gerhard Dorsch, 0228/624254 Koblenz
Julia Schmenk,
0178/5338290;
Scheidegg
Dortmund Frank Weiland,
Gisela Gauder-Wolf, Tilmann
Dr. Michael Lippa, Wolf, 01577/6088145 und
0151/15688046
0231/691795 0152/52473620
Köln Stuttgart
Dresden Agnes Grevers, Barbara Stein, 0711/429517
Sabine Harms, 0351/4404720 0221/3989084
Titisee-Neustadt
Düsseldorf Lörrach Günter Kranzfelder,
Axel Jassoy, Dr. Hans-Georg Wittig, 07651/7853
axeljassoy1958@posteo.de 07621/84860
Wachenheim
Eltmann am Main München Hendrik und Beate Hoffmann,
Gerold Jakob, Hans-Joachim Schemel, 06322/92177
0157/30073424 PuFoLT-Muc@gmx.de Werl
Hanna und Lothar Drewke,
Ensdorf Münster/Westfalen 02922/5544
P. Alfred Lindner, Franz Maxwill,
09624/920032 fmaxwill@web.de Wetterau
Gottfried Krutzki,
Fulda Oldenburg 06031/6870295;
Dr. Gerd Stern, Barbara Löbner, Gerhard Herbert,
0661/2929987 0441/51501 06007/363Zeitenwende? Auch mich hat der russische Angriffs- hat – und betreue als persönliche Antwort krieg gegen die Ukraine kalt erwischt. auf dieses Versagen seit jetzt mehr als zwei 1988 habe ich – kurz vor dem vorläufigen Jahrzehnten einen Freundeskreis mit ver- Ende des Kalten Krieges – in meiner schiedenen Gemeinden in Ruanda. In all Kriegsdienstverweigerung versucht zu diesen Fällen war ich sicher, welche Ant- begründen, wieso ein passiver Wider- wort richtig ist. stand in den Fußstapfen Gandhis die ein- Beim Krieg in der Ukraine ist es anders. zig richtige Reaktion auf einen sowjeti- Sicher ist es ein völkerrechtswidriger An- schen Angriff wäre. Und 2001 habe ich griffskrieg, der durch nichts gerechtfertigt nach der Rostocker Bundesdelegierten- ist. Sicher verdient die Ukraine unsere So- konferenz der Grünen, die den Weg für lidarität und hat das Recht sich zu vertei- die deutsche Beteiligung am Afghanis- digen. Aber bedeutet das, dass wir der tankrieg frei gemacht hat, meinen Mit- Ukraine Panzer zur Verfügung stellen gliedsausweis verbrannt und frustriert der müssen? Sollten wir alles tun, was möglich Politik den Rücken gekehrt. Auch hier ist, ohne die Gefahr eines Atomkriegs zu war ich sicher, dass die politische Ent- beschwören? Aber wer kann wissen, scheidung für den Krieg falsch war und welches Ausmaß an militärischer Unter- die Lösung nicht in militärischen Maß- stützung der Ukraine dazu führen würde, nahmen liegen konnte. dass Putin einen Atomkrieg beginnt? Trotzdem war ich nie ein richtiger Pazi- Einer meiner theologischen Lehrer hat fist. Dietrich Bonhoeffers Unterstützung neulich gepredigt, dass es allein das Gebet des Attentats auf Adolf Hitler hat mich der Christen gewesen sei, das die Kubakri- immer sehr beeindruckt. Wie Bonhoeffer se beendet habe. Mir ist nur noch die Ge- würde ich selbst den Tyrannenmord für wissheit geblieben, dass es so einfach nicht falsch halten und doch zugeben, dass es ist. Und doch bete ich – hilflos, suchend, historische Situationen gibt, in denen es hoffend, ratlos, zweifelnd. Und ich ver- unausweichlich ist, sich an einer solchen traue auf die Zeitenwende, die immer Tat zu beteiligen. Beim Völkermord an noch unsere Zeitrechnung begründet und den Tutsi im Jahr 1994 war ich entsetzt, die verspricht, dass dieses Gebet nicht ver- dass die Uno nicht militärisch eingegriffen geblich ist. Klaus von Stosch
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