S Sparkassen-Finanzgruppe - Dachdeckerei und Zimmerei - BranchenReport 2014

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S Sparkassen-Finanzgruppe - Dachdeckerei und Zimmerei - BranchenReport 2014
S Sparkassen-Finanzgruppe

   Dachdeckerei und Zimmerei

   BranchenReport 2014         WZ-Code 43.91
Inhalt

      BranchenReport
  1   Branche in Kürze                                              3
  2   Branchenbeschreibung                                          4
  3   Branche in Zahlen                                             5
3.1   Volkswirtschaftliche Kennzahlen                               5
3.2   Branchenspezifische Kennzahlen der Sparkassen-Finanzgruppe    9
  4   Branchenwettbewerb                                           13
4.1   Wettbewerbssituation                                         13
4.2   Bedeutende Unternehmen                                       14
  5   Rahmenbedingungen                                            15
  6   Trends und Perspektiven                                      18
      Glossar                                                      23
Sparkassen-Finanzgruppe                                                       BranchenReport | WZ 43.91 | Bund

1 Branche in Kürze
Im Wirtschaftszweig „Dachdeckerei und Zimmerei“         eher durchwachsen, sind aber für die Zukunft opti-
war die Entwicklung zuletzt nicht einheitlich. Wäh-     mistisch. Im dritten Quartal 2013 ging zwar die An-
rend die Branche der Zimmereien und des Ingeni-         zahl derer, die ihre derzeitige Geschäftslage als
eurholzbaus zuletzt Umsatzzuwächse verbuchte,           „sehr gut“ oder „gut“ einstufen, leicht zurück. Was
mussten Dachdeckereien und Bauspenglereien ei-          aber die künftigen Geschäftsaussichten angeht,
ne Verkleinerung des Marktvolumens hinnehmen.           zeigte man sich optimistisch. Die eigenen Erwar-
Positiv für beide Wirtschaftszweige ist das gesunde     tungen für „sehr gut“ hielten mehr als 16% der Be-
bauwirtschaftliche Umfeld, das sowohl vom priva-        fragten und annähernd 49% gaben „gute“ Aussich-
ten Wohnungsbau als auch vom Bereich Sanierung          ten für die Zukunft an. Damit ist die Anzahl der Op-
getragen wird. Sorge bereitet hingegen die zurück-      timisten in der Summe um etwa 6% gestiegen. Der
gehende Rentabilität, welche auf eine sich ver-         allein schon witterungsbedingte gute Start ins Jahr
schlechternde Kostenstruktur zurückzuführen ist.        2014 dürfte diesen Optimismus forciert haben.

Sowohl unter den Dachdeckereien als auch unter
den Zimmereien sind es vor allem die kleinen, hand-
werklich strukturierten Betriebe, die den Ton ange-
ben. Für beide gilt nach wie vor der Pflichtmeister-
brief, was den Marktzugang erschwert. Dennoch ist
die Wettbewerbsintensität aufgrund einer Vielzahl
an Anbietern sehr hoch, drückt die Preise für die
angebotenen Bauleistungen und schmälert die Ge-
winne.

Gestiegene Personalaufwendungen bereiten
Probleme
Die Kennzahlenauswertung der Sparkassen-Fi-
nanzgruppe hat zuletzt einen sinkenden Cashflow
und eine nachlassende Umsatzrentabilität erge-
ben. Waren es vor Jahren noch die hohen Material-
aufwendungen, die sich negativ in den Gewinn- und
Verlustrechnungen der Handwerksunternehmen
niederschlugen, so bewirkten dies zuletzt vor allem
steigende Personalkosten.

Auch die Liquidität der Zimmereien und Dachde-
ckereien hat sich tendenziell zuletzt verschlechtert
und die Wirtschaftsauskunftei Creditreform stuft
die Ausfallwahrscheinlichkeit bei der Kreditzurück-
zahlung für das Jahr 2013 als „erhöht“ ein. Auf der
anderen Seite wiesen die Betriebe tendenziell zu-
letzt eine verbesserte Bilanzstruktur und eine leicht
erhöhte Anlagendeckung aus. Eine einheitliche
Entwicklung bei der betriebswirtschaftlichen Aus-
wertung ist demzufolge nicht erkennbar.

Verhalten optimistische Aussichten
Die Betriebsinhaber des Dachdeckergewerbes
selbst sehen ihre derzeitige wirtschaftliche Lage

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2 Branchenbeschreibung
Der Wirtschaftszweig WZ-Code 43.91 „Dachdecke-         Dachteererei und Dachschindlerei. Dazu zählen die
rei und Zimmerei“ ist nach der aktuell maßgebli-       Deckung von Steildächern, die Reetbedachung, die
chen Wirtschaftszweige-Klassifikation von 2008         Begrünung von Dächern sowie der Einbau von Fer-
dem Bereich „WZ 43 Vorbereitende Baustellenar-         tigdachgauben und Dachflächenfenstern, das Be-
beiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbauge-        kleiden von Fassaden und Schornsteinköpfen, Ge-
werbe“ zuzuordnen. Er stellt einen Teilbereich der     rüstbauarbeiten sowie Feucht- und Nassraumab-
„Sonstigen, spezialisierten Bautätigkeiten“ (WZ        dichtungen. Zu diesen üblichen Dachdeckerarbei-
41.9) dar. Damit wird die Branche der Dachdecker       ten kommen die anfallenden Metallarbeiten am
und Zimmerer nicht mehr dem Hochbau zugerech-          Dach, auf die sich auch der Bauspengler speziali-
net.                                                   siert hat, die Sanierung von Dächern – zunehmend
                                                       unter energetischen Gesichtspunkten – und die In-
Dieser Bericht umfasst die zwei untergeordneten        stallation von Fotovoltaikanlagen sowie Sonnen-
Wirtschaftszweige „Dachdeckerei und Bauspengle-        kollektoren zur Warmwassergewinnung. Hier steht
rei“ (WZ 43.91.1) sowie „Zimmerei und Ingenieur-       der Wirtschaftszweig im engen Wettbewerb zu an-
holzbau“ (WZ 43.91.2). Nicht integriert in den Wirt-   deren Gewerken wie Elektro- und Heizungsinstalla-
schaftszweig sind die Abdichtungsunternehmen.          teuren.
Diese finden sich in der aktuellen Systematik inner-
halb des Wirtschaftszweigs „43.99.9 Baugewerbe,        Auch der Zimmerer hat in erheblichem Maße mit
anderweitig nicht genannt“ wieder und spielen in       Dachbauarbeiten zu tun und erstellt traditionell
diesem Bericht keine Rolle.                            den Dachstuhl. Darüber hinaus umfasst sein Auf-
                                                       gabengebiet die Erstellung von Treppen und Ein-
Die Kennzahlen beziehen sich auf den gesamten          bauten bis hin zur Überdachung von Hallen durch
Wirtschaftszweig, wenn nicht ausdrücklich ein spe-     den Ingenieurholzbau und die Errichtung von Brü-
zieller Teil des Wirtschaftszweigs erwähnt ist. Ein-   cken, Türmen und Tribünen aus Holz. Trockenbau,
zelanalysen des Bereichs Dachdecker schließen          Modernisierung, Denkmalpflege und Bauwerkser-
Bauspenglereien grundsätzlich mit ein. Individuel-     haltung sowie Wärme- und Feuchteschutz, Impräg-
le Analysen für Zimmereien beinhalten ohne Aus-        nierung, Bauholzzurichtung, Schall- und Brand-
nahme auch den Ingenieurholzbau.                       schutz runden das Aufgabenprofil des Zimmerers
                                                       ab (B Abbildung 1, S. 4 ) .
Der Dachdecker lebt in erster Linie von Aufträgen
rund um Dacheindeckungen aller Art einschließlich

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3 Branche in Zahlen
B Die Zimmerer verbuchten zuletzt Zuwächse, die
3.1 Volkswirtschaftliche Kennzahlen

                                                       Dachdecker musste hingegen leichte Umsatzver-
  Dachdecker hingegen Einbußen.                        luste hinnehmen.
B Der Wirtschaftszweig weist eine stark fragmen-
  tierte Struktur auf.                                 Insgesamt ist der Wirtschaftszweig stark abhängig
B Die Ausfallwahrscheinlichkeit wird von Credit-       von der gesamtkonjunkturellen Entwicklung. Wie
  reform als „erhöht“ bezeichnet.                      aus Abbildung 4 hervorgeht, zeigt die Veränder-
B Die Rentabilität der Unternehmen hat sich zu-        ungsrate des Bruttoinlandsproduktes und die des
  letzt leicht verschlechtert.                         Wachstums im Wirtschaftszweig einen jeweils ähn-
B Anlagendeckung und Bilanzstruktur weisen ei-         lichen Verlauf. Der außergewöhnliche Spitzenwert
  ne positive Tendenz auf.                             bei der Umsatzsteigerung im Wirtschaftszweig im
                                                       Jahr 2011 von etwa 12% resultiert aus den Auswir-
3.1 Volkswirtschaftliche Kennzahlen                    kungen der Konjunkturpakete, die während der
Insgesamt erwirtschaftete der Wirtschaftszweig         Wirtschaftskrise von 2009 geschnürt wurden. De-
„Dachdeckerei und Zimmerei“ einen Umsatz von           ren Wirkung war bis zum Jahr 2012 allerdings auf-
geschätzten 17,0 Mrd. € im Jahr 2013. Davon ent-       gebraucht, sodass in den letzten Jahren nur noch
fielen 63% auf Dachdecker- und Bauspengler-Be-         geringe Steigerungsraten verbucht wurden. Das
triebe und 37% auf Zimmereien und den Ingeni-          Wirtschaftswachstum lag zu diesem Zeitpunkt
                                                       oberhalb der 2-Prozent-Grenze und damit etwas
eurholzbau (B Abbildung 2, S. 5 ) . Die Umsatzent-
wicklung im Wirtschaftszweig zeigt eine leicht stei-   höher (B Abbildung 4, S. 6 ) .
gende Tendenz. Während in den Jahren 2010 und
2011 noch vergleichsweise große Umsatzsprünge          Ebenfalls mit abnehmenden Steigerungsraten ist
vollzogen wurden, wuchs der Umsatz in den letzten      die Anzahl der Beschäftigten und die Anzahl der
                                                       Betriebe im Wirtschaftszweig „Dachdeckerei und
zwei Jahren nur noch in geringem Maße (B Abbildung
                                                       Zimmerei“ in den letzten Jahren gestiegen. Abbil-
3, S. 6 ) .
                                                       dung 5 macht allerdings das zuletzt verlangsamte
                                                       Tempo deutlich. Nach Hochrechnungen bzw.
Bei separater Betrachtung der einzelnen Wirt-
                                                       Schätzungen der BranchenPrognose der Sparkas-
schaftszweige zeigen sich allerdings Unterschiede:
                                                       sen-Finanzgruppe waren im Jahr 2013 gut 30.000
Nach Angaben der vierteljährlichen Handwerksbe-
                                                       Betriebe im Wirtschaftszweig aktiv, in denen knapp
richterstattung des Statistischen Bundesamtes
                                                       129.000 Mitarbeiter beschäftigt waren. Damit lag
stiegen die Umsätze der Zimmerer um 1,5% und
                                                       die durchschnittliche Betriebsgröße bei 4 bis 5 Be-
haben dadurch zum Anstieg des Gesamtumsatzes
im Wirtschaftszweig beigetragen. Das Gewerbe der       schäftigten (B Abbildung 5, S. 7 ) .

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Allerdings zeigt sich auch bei der Beschäftigtenzahl   gibt der Verband an, dass vor allem die witterungs-
anhand der vierteljährlichen Handwerksberichter-       bedingten Einflüsse in den beiden ersten Quartalen
stattung des Statistischen Bundesamtes, dass le-       ein besseres Ergebnis verhindert haben. Auf der
diglich die Zimmerei-Betriebe im Jahr 2013 eine        anderen Seite weist der Fachverband darauf hin,
Steigerungsrate von gut einem Prozent verbuch-         dass zumindest bei der Anzahl der Betriebe und der
ten. Die Dachdeckereien haben hingegen weniger         Beschäftigten zum Jahresende 2013 eine positive
Mitarbeiter beschäftigt als im Vorjahr.                Tendenz erkennbar wurde.

Die Angaben und Prognosen der Fachverbände un-         Nach Angaben des für die Zimmereien zuständigen
termauern weitgehend diese Zahlen und Tenden-          Bundes Deutscher Zimmermeister (BDZ) haben die
zen. Der Zentralverband des Deutschen Dachde-          Mitgliedsbetriebe ihre Umsätze im Durchschnitt
ckerhandwerks (ZVDH) geht für das Jahr 2012 von        um 2,0% im Jahr 2013 steigern können. Für das
einem deutlichen Umsatzminus aus, das im Kontext       Jahr 2014 wird optimistisch mit einer Zuwachsrate
der hohen Steigerungsraten in den Vorjahren rela-      von 3,5% gerechnet. Die Anzahl der Betriebe ist
tiviert werden muss. Trotz des positiven bauwirt-      nach Verbandsangaben im Jahr 2013 um mehr als
schaftlichen Umfeldes mussten auch im Jahr 2013        200 angestiegen.
leichte Umsatzverluste hingenommen werden. Hier

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Für die Zukunft sieht man insbesondere Wachs-                  lediglich 2,5% des Gesamtumsatzes. Knapp 44%
tumspotenzial bei Mehrfamilienhäusern. In Häu-                 der Unternehmen im Dachdecker- und Zimmerer-
sern mit mehr als drei Wohneinheiten liegt die Holz-           gewerbe liegen bei ihrem Jahresumsatz zwischen
bauquote bei 2,6%. Bezüglich aller erstellten Ge-              100.000 € und 500.000 €. Sie vereinigten genau
bäude ist von einer Quote von etwa 15% auszuge-                20% des Gesamtumsatzes auf sich. Diese Zahlen
hen, die zuletzt konstant geblieben ist.                       belegen, dass es so gut wie keinen Konzentrations-
                                                               prozess im Wirtschaftszweig gibt. Dieser ist nach
Wirtschaftszweig ist stark fragmentiert                        wie vor stark fragmentiert.
In der Branche der Dachdecker und Zimmerer do-
minieren die sehr kleinen, die kleinen und die mitt-           Bundesweit kommen gerade einmal 67 Unterneh-
leren Unternehmen. Die im Frühjahr 2014 von der                men auf einen Jahresumsatz von mehr als 10 Mio. €.
Umsatzsteuerstatistik des Statistischen Bundes-                Das entspricht einem minimalen Anteil von gut
amtes veröffentlichten Daten für das Jahr 20121                0,2% aller Betriebe des Wirtschaftszweigs, der ins-
weisen aus, dass mehr als ein Viertel der umsatz-              gesamt etwas mehr als 8% des Gesamtumsatzes
steuerpflichtigen Betriebe einen Jahresumsatz von              auf sich vereint (B Abbildung 6, S. 7 ) .
weniger als 100.000 € verbucht. Auf sie entfallen

1   Aktuelle Umsatzsteuerstatistik des Statistischen Bundesamtes März 2014 (Bilanzjahr 2012).

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Erhöhtes Ausfallrisiko im Wirtschaftszweig                    verzeichnete im Jahr 2013 einen CRI von 2,05%
Das Forderungsausfallrisiko im Wirtschaftszweig               (mittleres Ausfallrisiko) (B Abbildung 7, S. 8 ) .
der Dachdecker und Zimmerer wird von der Wirt-
schaftsauskunftei Creditreform – bezogen auf das              Im Gegensatz zu den Vorjahren sind die Unterschie-
Jahr 2013 – als „erhöht“ eingestuft.                          de innerhalb des Wirtschaftszweiges kaum mehr
                                                              vorhanden. Der Bereich Zimmerei und Ingenieur-
Der Creditreform-Risiko-Indikator (CRI)2, der sich            holzbau, welcher im Jahr 2012 noch einen CRI von
aus dem Verhältnis von Unternehmen mit Risiko-                mehr als 3% zu verzeichnen hatte, steht nunmehr
merkmalen zu allen Unternehmen der Branche er-                mit 2,83% sogar leicht besser da als der Branchen-
rechnet, liegt im Jahr 2013 bei 2,88%. Das ent-               durchschnitt. Auffällig ist aber nach wie vor, dass
spricht in etwa dem Vorjahreswert. Die Prognose für           der übergeordnete Bereich „Sonstige spezialisierte
2014 liegt bei 2,85%. Die Entwicklung ist also als            Bautätigkeiten“ mit 3,16% eine deutlich höhere
konstant zu bezeichnen, signalisiert potenziellen             Ausfallwahrscheinlichkeit aufweist als der unter-
Kreditgebern aber nach wie vor ein erhöhtes Aus-              suchte Wirtschaftszweig und seine Teil-Branchen
fallrisiko. Zum Vergleich: Das gesamte Baugewerbe             (B Abbildung 8, S. 8 ) .

2   CRI = Ausfallwahrscheinlichkeit der Branche in Prozent.

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Die Ausfallwahrscheinlichkeit bei der Rückzahlung
3.2 Branchenspezifische Kennzahlen der Sparkassen-Finanzgruppe

                                                                                                                            Wert von 8,4% des Jahres 2011 konnte bei Weitem
von Krediten ist auch regional unterschiedlich                                                                              nicht gehalten werden. Mit nunmehr ermittelten
hoch. Am meisten müssen Kreditgeber in Sachsen-                                                                             7,9% fiel die Umsatzrentabilität auf einen Stand der
Anhalt (CRI: 4,40%) und in Berlin (3,87%) um ihr                                                                            vorigen Jahre zurück (B Abbildung 9, S. 9 ) .
Geld fürchten. Deutlich besser ist die Zahlungsmo-
ral dagegen in Baden-Württemberg (1,71%) und in                                                                             Hauptursache für diese Entwicklung liegt in der ge-
Sachsen (1,88%).                                                                                                            stiegenen Personalaufwandsquote. Diese ist zu-
                                                                                                                            letzt um 1,4 Prozentpunkte auf knapp 30% geklet-
3.2 Branchenspezifische Kennzahlen der                                                                                      tert. Hier schlägt zu Buche, dass die Beschäftigten-
    Sparkassen-Finanzgruppe                                                                                                 zahlen bis zuletzt im gesamten Wirtschaftszweig
Im zuletzt vom Branchendienst der Sparkassen-Fi-                                                                            leicht und im Zimmerergewerbe im Speziellen deut-
nanzgruppe ausgewerteten Bilanzjahr 2012 ist es                                                                             lich angestiegen sind. Dazu kommen Tarifsteige-
zu einem Rückgang der Umsatzrentabilität gekom-                                                                             rungen und Mindestlöhne.
men.3 Der auch im Vergleich zu den Vorjahren hohe

3                                                                Wenn nicht weiter genannt, beziehen sich sämtliche Bilanzkennzahlen auf die Auswertung Stand 05/2014 (Bilanzjahr 2012).

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Bei Betrachtung der Personalaufwandsquote nach        von dieser guten Entwicklung betroffen. Dennoch
Betriebsgrößen wird deutlich, dass fast alle Grö-     ist anzumerken, dass gerade die kleinen Unterneh-
ßenklassen – außer der mit einem Jahresumsatz         men die betriebswirtschaftlich anzustrebende 100-
von unter 100.000 € und von über 12,5 Mio. € – von    Prozent-Deckung ihrer Anlagen mehrheitlich nicht
der Steigerung betroffen waren. Insbesondere die      erreichen und damit Gefahr laufen, beim Auslaufen
kleinen Unternehmen, welche zwischen 100.000 €        von Krediten dringend benötigtes Anlagevermö-
und 500.000 € pro Jahr umsetzten, litten im beson-    gen verkaufen zu müssen. Hier sticht vor allem die
deren Maße unter einem überproportional wach-         Umsatzklasse 500.000 € bis 2,5 Mio. € ins Auge, die
senden Anteil an Personalkosten (B Abbildung 10,      gegenüber dem Vorjahr deutliche 5 Prozentpunkte
S. 9 ) .                                              verlor. Erst ab einer Größenklasse von 2,5 Mio. €
                                                      Umsatz im Jahr liegt der Medianwert oberhalb der
Aufgrund dieser Entwicklung fiel der Rückgang der     100% und signalisiert, dass mehr als die Hälfte der
Materialaufwandsquote um 0,7 Prozentpunkte im         Unternehmen ihre Anlagen decken können (B Ab-
materialintensiven Handwerk der Dachdecker und        bildung 11, S. 10 ) .
Zimmerer vergleichsweise wenig ins Gewicht. Tra-
ditionell konstant zeigten sich die Aufwandsquoten    Auf der anderen Seite ist die kurzfristige Liquidität
für Zinsen, Mieten und Abschreibungen, wobei die      im Wirtschaftszweig „Dachdeckerei und Zimmerei“
beiden letztgenannten eine leicht zunehmende          um 1,4 Prozentpunkte auf unter 18% zurückgegan-
Tendenz aufwiesen.                                    gen. Sie befindet sich damit auf dem Stand von 2010
                                                      und gleichzeitig auf dem niedrigsten Niveau inner-
Unter dem Strich hat sich die Aufwandsstruktur je-    halb der letzten fünf Jahre. Bei dieser Kennziffer
doch verschlechtert, wodurch nicht nur die Umsatz-    zeigt sich, dass gerade in kleineren Betrieben ein
rentabilität deutlich zurückgegangen ist, sondern     erhöhtes Insolvenzrisiko besteht, welches anhand
auch die Cashflow-Rate spürbar nachgab.               des CRI (siehe Kap. 3.1), der ebenfalls als erhöht
                                                      eingestuft wird, deutlich wird (B Abbildung 12,
Keine einheitliche Entwicklung bei                    S. 11 ) .
Anlagendeckung und Liquidität
Eine in Teilen positive Tendenz zeigte hingegen die   Kontinuierliche Verbesserung der Bilanzstruktur
Kennziffer Anlagendeckung. Sie blieb zwar auf ei-     Die andere Kennziffer, welche die Insolvenzquote
nem ähnliche Niveau wie im Jahr 2011 (-0,4 Pro-       maßgeblich beeinflusst, zeigt hingegen eine posi-
zentpunkte), insbesondere die kleinsten Unterneh-     tive Entwicklung auf: Die Eigenkapitalquote hat sich
men im Wirtschaftszweig waren – mit gemessen am       zwischen den Jahren 2008 und 2012 von knapp 9%
Medianwert zum Teil deutlichen Zuwachsraten –         auf knapp 13% verbessert.

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Auch im zuletzt berechneten Jahr 2012 wurde eine        Mehr gebundenes Kapital im Wirtschaftszweig
Steigerung von fast einem Prozentpunkt ermittelt.       „Dachdeckerei und Zimmerei“
Die Auswertung der mittleren Streuungsbreite            Trotz einer Verkürzung der Debitorenlaufzeiten auf
zeigt andererseits, dass es noch immer zahlreiche       22,6 Tage im Jahr 2012 hat sich die Laufzeit des
Unternehmen gibt, die überhaupt kein bilanzielles       bereinigten Nettoumlaufvermögens zuletzt um an-
Eigenkapital ausweisen. Gerade solche Unterneh-         nähernd 12 Tage erhöht. Ausschlaggebend für die-
men sind darauf angewiesen, bei der Erteilung von       se Entwicklung ist der Anstieg der Lagerdauer auf
Krediten über einen persönlich vollhaftenden Ge-        über 88 Tage nach gut 76 Tagen im Jahr 2011. Da-
sellschafter zu verfügen.                               mit war im Wirtschaftszweig „Dachdeckerei und
                                                        Zimmerei“ zuletzt mehr Kapital gebunden, das den
Mit dem Anstieg der Eigenkapitalquote sind die          Unternehmen nicht zur Finanzierung zur Verfügung
Bankverbindlichkeiten in den Unternehmen zu-            stand. Die Laufzeit des bereinigten Nettoumlauf-
rückgegangen. Diese wurden zuletzt mit einem            vermögens hat damit den höchsten Stand der letz-
Wert von 23% festgestellt. Noch im Jahr 2009 lagen      ten Jahre erreicht und liegt noch oberhalb des ur-
sie bei 26%. Damit hat sich die Bilanzstruktur in den   sprünglichen Spitzenwertes aus dem Jahr 2010 (B
letzten Jahren spürbar und kontinuierlich verbes-       Abbildung 14, S. 12 ) .
sert (B Abbildung 13, S. 11 ) .

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Insgesamt haben sich wichtige Bilanzkennziffern
zuletzt negativ entwickelt. Die Cashflow- und die
Rentabilitätskennzahlen litten unter dem Anstieg
der Personalaufwendungen. Die Liquidität ging
ebenfalls zurück. Auf der anderen Seite zeigte die
Eigenkapitalquote eine spürbar positive und die
Anlagendeckung in Teilen eine leicht positive Ten-
denz. Für die kommenden Jahre wird es entschei-
dend darauf ankommen, große Steigerungsraten
der wichtigen Aufwandsquoten für Personal und
Material zu verhindern, um wieder rentabler arbei-
ten zu können. Da die Bauwirtschaft insgesamt für
die Zukunft eine positive Entwicklung verspricht,
werden die zu erwartenden Umsatzzuwächse aller
Voraussicht nach ihren Teil dazu beitragen, Cash-
flow und Rentabilität in den Unternehmen nicht
weiter zu verschlechtern und ggf. für Zuwachsraten
zu sorgen.

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4 Branchenwettbewerb
B Die Wettbewerbsintensität ist nach wie vor als
4.1 Wettbewerbssituation

                                                      Meisterbrief als wichtigste Zugangsbarriere
  hoch einzustufen.                                   Zur Gründung eines Betriebs sowohl im Zimmerer-
B Die Eintrittsbarrieren erschweren den Zugang        als auch im Dachdeckergewerbe ist grundsätzlich
  zum Markt.                                          der Meisterbrief notwendig, wenn normale Tätig-
B Im Dachdecker- und Zimmerergewerbe gilt wei-        keiten dieses Berufs ausgeübt werden sollen. Beide
  terhin die Meisterpflicht.                          Tätigkeitsbereiche gehören zu den 41 Berufen, in
B Preissteigerungen auf der Einkaufsseite belas-      denen der Meisterbrief auch nach der Handwerks-
  ten vor allem das Zimmerergewerbe.                  reform von 2004 Pflicht ist. Damit gibt es eine
B Es gibt keine marktbeherrschenden Unterneh-         streng formale Markteintrittsbarriere.
  men im Wirtschaftszweig.
                                                      Eine weitere Eintrittsbarriere stellt der Kapitalbe-
4.1 Wettbewerbssituation                              darf dar. Für die Eröffnung eines Dachdeckerunter-
Die Wettbewerbsintensität ist insgesamt als hoch      nehmens und einer Zimmerei darf der finanzielle
einzustufen. Das gilt im besonderen Maße für das      Aufwand nicht unterschätzt werden, zum einen we-
Dachdeckerhandwerk, in dem die Umsätze zuletzt        gen der maschinellen Ausstattung, zum anderen
zurückgegangen sind. Aber auch im Zimmererge-         wegen des Personalbedarfs.
werbe muss trotz der zuletzt leichten Umsatzgew-
inne nach wie vor von einem intensiven Wettbewerb     Beispielsweise ist für Dachdecker die Nutzung von
ausgegangen werden.                                   Lasten- und Schrägaufzügen praktisch unumgäng-
                                                      lich, um Dachziegel und andere Materialien auf Ar-
Wettbewerbsfördernd wirkt nach wie vor auch die       beitshöhe zu bringen. Damit die benötigten Mate-
Handwerksnovelle aus dem Jahr 1998, nach der Tä-      rialien auf dem Dach an ihren endgültigen Platz
tigkeiten artverwandter Handwerker jeweils über-      transportiert werden können, ist bei weiten Wegen
nommen werden können. Dadurch stehen Dachde-          und effizienter Arbeit der Einsatz mehrerer Perso-
cker und Zimmerer nicht nur gegenseitig in Kon-       nen, die Hand in Hand arbeiten, vorteilhaft. Beides –
kurrenz, sondern müssen sich auch gegen andere        das Anlagevermögen und das Personal – muss fi-
Handwerker wie z.B. Tischler durchsetzen. Dazu        nanziert werden.
kommen ausländische Konkurrenten, die den Wett-
bewerb besonders in grenznahen Regionen zusätz-       Zimmerer können ihre Kernaufgabe, die Errichtung
lich anheizen.                                        von Dachstühlen, ebenfalls erst nach Anschaffung
                                                      von Anlagevermögen in Angriff nehmen. Denn häu-
Auch die illegale Konkurrenz in Form von Schwarz-     fig werden Dachkonstruktionen am Unternehmens-
arbeit ist traditionsgemäß sowohl im Dachdecker-      sitz vormontiert. Daraus resultieren Kosten für Ge-
und im Zimmererhandwerk als auch in anderen           bäude und Grundstücke wie Miete und Abschrei-
Handwerksbereichen allgegenwärtig. Zwar geht          bungen. Transportfahrzeuge sowie Kräne sind er-
der Anteil der Schattenwirtschaft am Bruttoinlands-   forderlich, um die vormontierte Holzkonstruktion
produkt nach Angaben des Tübinger Instituts für       an ihren Ort zu befördern. Zudem müssen dabei im-
angewandte Wirtschaftsforschung seit dem              mer mehrere Personen mit anfassen, wodurch wie-
Höchststand von 2009 wieder zurück und liegt im       derum Personalkosten entstehen.
Jahr 2014 bei vorläufig berechneten 12,2%, was ein
Gesamtvolumen von etwa 339 Mrd. € ausmacht. Al-       Bei den Investitionen in das Anlagevermögen be-
lerdings ist davon auszugehen, dass durch steigen-    steht jedoch die Möglichkeit, sich die notwendigen
de Personalkosten und die Einführung der umstrit-     Fahrzeuge und Maschinen durch Leasing zu be-
tenen Rente mit 63 der Anreiz, schwarz zu arbeiten,   schaffen. Das verteilt die Anfangsinvestitionen auf
wieder erhöht wird.                                   mehrere Jahre und gibt dadurch mehr finanziellen
                                                      Spielraum.

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In beiden Branchen kommt es bei der Erbringung          auseinandersetzen. In den Jahren 2011 und 2012
                                                        4.2 Bedeutende Unternehmen

der jeweiligen Dienstleistung zu Lerneffekten. Das      wurde dieser Trend gestoppt, wobei die Preisent-
hat die Auswirkung, dass sich die Effizienz im Laufe    wicklung zuletzt wieder Fahrt aufgenommen hat:
der aktiven Jahre eines Handwerkers steigert. In der    Zwischen März 2013 und März 2014 kam es für ge-
Regel fallen die Kosten und der Zeitaufwand sinkt.      sägtes und imprägniertes Holz zu einem Preisan-
Auch unter diesem Gesichtspunkt sind die Hürden         stieg von immerhin 4,7%, im Vorjahreszeitraum
in den Anfangsjahren nicht zu unterschätzen.            waren es noch 1,1%. Dieser jüngste Preisanstieg
                                                        konnte nur zum Teil an die Kunden weitergegeben
Insgesamt sind die Eintrittsbarrieren in den Wirt-      werden: Die Preise auf der Verkaufsseite stiegen
schaftszweigen Dachdeckereien/Bauspenglereien           zwischen Februar 2013 und Februar 2014 nach An-
sowie Zimmereien/Ingenieurholzbau als recht hoch        gaben des Statistischen Bundesamtes um 2,8%.
einzustufen.                                            Dieses Missverhältnis dürfte sich im Zimmererge-
                                                        werbe auf die Rentabilität im Jahr 2013 ausgewirkt
Relativ schwache Marktposition                          haben.
Auf der Beschaffungsseite sind Dachdecker Kun-
den von z.B. Industrieunternehmen, die Dämmma-          Leistungen sind schwer ersetzbar
terialien, Dachfenster sowie Dachpfannen und            Die Dienstleistungen von Zimmerern und Dachde-
Schiefer herstellen. Dieser Markt ist oligopolistisch   ckern sind nicht ohne Weiteres ersetzbar. Beide Be-
geprägt. Wenige Hersteller wie Braas, Isover und        rufe setzen jede Menge Fachwissen voraus, das zu-
Velux geben den Ton an. Daher ist der Dachdecker        dem durch einen Meisterbrief belegt werden muss.
in Sachen Preisgestaltung in einer eher schwachen       Ein Bauträger, Bauherr oder Generalunternehmer
Position. Zudem muss er sich als Subunternehmer         kann in der Regel nicht auf die Dienstleistungen von
von Bauträgern ohnehin den Rahmenbedingungen            Dachdeckern und Zimmerern verzichten.
eines Generalunternehmervertrages beugen, in
dem nicht selten die Hersteller der Materialien ver-    Ausweichmöglichkeiten bestehen dennoch, insbe-
bindlich festgelegt werden.                             sondere wenn der Bauherr selbst handwerklich ver-
                                                        siert ist: Er kann das Projekt in Eigenleistung er-
Zusätzlich wird die Marktposition der Dachdecker        richten oder Nachbarschaftshilfe in Anspruch neh-
dadurch geschwächt, dass die Einkaufspreise, bei-       men. Das betrifft allerdings in erster Linie Dachde-
spielsweise für Ziegel, in den letzten Jahren deut-     ckerarbeiten. Der „Do-it-yourself-Aspekt" spielt bei
lich – wenn auch zuletzt mit abnehmender Tendenz        den Zimmerern im Kerngeschäft dagegen eine un-
– gestiegen sind. Zwischen März 2013 und März           tergeordnete Rolle; die Errichtung eines Dach-
2014 betrug der Anstieg nach Angaben des Statis-        stuhls ohne „schweres Gerät“ vom Fachmann ist
tischen Bundesamtes 2,3%. Auf der anderen Seite         praktisch nicht möglich. Eine weitere, gerade in Kri-
konnten Dachdeckungs- und Dachabdichtungsar-            senzeiten häufig genutzte Ausweichmöglichkeit
beiten zwischen Februar 2013 und Februar 2014           besteht darin, auf Schwarzarbeit zurückzugreifen.
um 1,9% teurer verkauft werden. Diese offiziellen
Zahlen decken sich weitgehend mit den Ergebnis-         Insgesamt spielen Ersatzprodukte eine unterge-
sen der ZVDH-Quartalsumfrage III/2013. Nach die-        ordnete Rolle.
ser haben 55% der Betriebe den Eindruck von zu-
letzt gestiegenen Einkaufspreisen und 33% von zu-       4.2 Bedeutende Unternehmen
letzt gestiegenen Verkaufspreisen.                      Auffällig große und marktbeherrschende Unterneh-
                                                        men sind in der Dachdecker- und Zimmererbranche
Zimmerer sind vor allem Kunden der Holzindustrie        – wie in einem so stark fragmentierten Wirtschafts-
und greifen auf polypolistische Marktstrukturen zu-     zweig zu erwarten – nicht bekannt. Auch innerhalb
rück. Damit können sie – räumliche und zeitliche        einzelner Bundesländer treten keine Unternehmen
Flexibilität vorausgesetzt – ihre Lieferanten eher      als Marktführer hervor.
wechseln und Preisunterschiede nutzen. Allerdings
mussten sich die Betriebe bis zum Jahr 2010 inner-
halb dieser Rahmenbedingungen mit zum Teil im
zweistelligen Prozentbereich steigenden Preisen

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5 Rahmenbedingungen
B Mietpreisbremse und Zahlungsverzugsrichtli-          decker und Zimmerer. Ein diesbezüglicher Geset-
  nie beeinflussen den Wirtschaftszweig.               zesentwurf wurde im März 2014 vom Justizminis-
B Die Mindestlöhne sind 2014 angestiegen.              terium vorgelegt und zur Abstimmung in andere
B Vor allem das Dachdeckerhandwerk wird tech-          betroffene Ressorts weitergereicht. Die Bundeslän-
  nologisch immer anspruchsvoller.                     der sind ebenfalls aufgefordert, Stellung zu bezie-
B Die Abhängigkeit von der gesamtwirtschaftli-         hen. Die Meinungen zum Entwurf gehen grundsätz-
  chen Entwicklung ist groß.                           lich auseinander: Während Mieterverbände die Plä-
B Die demografische Entwicklung bringt Nach-           ne stützen, kommt es in der Immobilien- und Bau-
  wuchsprobleme, aber auch Absatzchancen.              wirtschaft überwiegend zu Kritik. Es wird befürch-
                                                       tet, dass eine Mietpreisbremse Investitionen in
Politische und rechtliche Rahmenbedingungen            neue Wohnungen hemmt, die Bauwirtschaft darun-
Da das Ziel der Bundesregierung, die Abschrei-         ter leidet und sich die Wohnungsnot in den Bal-
bungsmöglichkeiten für Sanierungskosten deut-          lungszentren weiter vergrößert.
lich zu verbessern, nicht erreicht werden konnte,
weil sich Bund und Länder nicht über die Finanzie-     Mit erheblicher Verzögerung hat die Bundesregie-
rung einig wurden, gibt es seit Januar 2013 ein        rung einen weiteren Gesetzentwurf vorgelegt: Die
neues KfW-Programm. Dieses stellt acht Jahre Mit-      „Richtlinie zur Bekämpfung von Zahlungsverzug im
tel für die energetische Gebäudesanierung in Höhe      Geschäftsverkehr"(EU-Zahlungsverzugsrichtli-
von jährlich 300 Mio. € zur Verfügung. Darüber hi-     nie) soll nun in nationales Recht umgesetzt werden.
naus wurde Ende 2013 im Koalitionsvertrag verein-      Der Entwurf sieht vor, Zahlungsfristen von bis zu 60
bart, das Gebäudesanierungsprogramm aufzusto-          Tagen nur noch nach gemeinsamer Vereinbarung
cken, zu verstetigen und zu vereinfachen. Sowohl       zuzulassen und darüber hinausgehende Fristen
für das Dachdeckerhandwerk als auch für das Zim-       ganz zu verbieten. Insbesondere für öffentliche Auf-
merergewerbe ist die energetische Sanierung ein        traggeber gilt im Regelfall eine Zahlungsfrist von
wichtiges Geschäftsfeld. Insofern ist eine angemes-    maximal 30 Tagen. Darüber hinaus ist es laut vor-
sene und transparente Förderung, die Planungssi-       liegendem Gesetzesentwurf nicht möglich, unan-
cherheit für Betriebe und Kunden bringt, in beiden     gemessene Zahlungsfristen in den Allgemeinen Ge-
Branchen von großer Wichtigkeit. Angesichts von        schäftsbedingungen festzulegen. Ziel der Richtli-
20 bis 30 Mio. Wohneinheiten, die in Deutschland       nie ist es, vor allem die Zahlungsmoral der öffentli-
unter energetischem Blickwinkel sanierungsbe-          chen Hand zu verbessern.
dürftig sind, und der ehrgeizigen CO2-Einspa-
rungsziele der Bundesregierung dürfte dieser Be-       Im Dachdeckerhandwerk und im Zimmererhand-
reich noch über viele Jahre subventioniert werden.     werk, das zum Baugewerbe gerechnet wird, gelten
                                                       Mindestlöhne. Für Dachdecker gilt 2014 ein Stun-
Die Arbeitnehmerfreizügigkeit gilt in den meisten      denlohn von 11,55 €, die Stundenlöhne im Bauge-
osteuropäischen EU-Staaten bereits seit Beginn         werbe variieren je nach Lohngruppe bzw. Tätigkeit
des Jahres 2011 und wurde seit dem 1.1.2014 auf        und Region zwischen 10,50 € und 13,95 €. Daher
die Länder Bulgarien und Rumänien ausgedehnt.          wird der branchenunabhängige Mindestlohn von
Die Regelung ermöglicht die Beschäftigung aus-         8,50 € kaum Spuren hinterlassen.
ländischer Arbeitskräfte ohne gesonderte Arbeits-
genehmigung. Seit Inkrafttreten ist es in den Grenz-   Mit der Ausweitung des Steuerbonus für Hand-
gebieten zu Osteuropa einfacher, dem Fachkräfte-       werkerleistungen hat der Bundesfinanzhof ein weit
mangel mit einer Auslands-Akquise von Arbeits-         reichendes Urteil gefällt. Bislang war umstritten, ob
kräften entgegenzutreten.                              beispielsweise eine Maßnahme, die zu Herstel-
                                                       lungskosten führt, vom Steuerbonus erfasst wird.
Die im Koalitionsvertrag Ende 2013 ausgehandelte       Das gilt beispielsweise für den Dachgeschossaus-
sog. Mietpreisbremse hat ebenfalls Einfluss auf        bau oder für die Errichtung eines Wintergartens.
den Bausektor und den Wirtschaftszweig der Dach-       Die damit entstehenden Kosten können jetzt durch

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die Kunden als Handwerkerleistungen angesetzt          gigkeiten von der Jahreszeit festgestellt werden.
werden.                                                Wie die Monats- und Quartalsauswertungen des
                                                       Statistischen Bundesamtes zeigen, stellt die Jah-
Technologische Rahmenbedingungen                       reswende den größten Bruch bei der Umsatzent-
Immer mehr Unternehmen der Branche arbeiten auf        wicklung dar. Während die Umsätze vom Jahresbe-
technisch hohem Niveau. Das gilt vor allem für         ginn bis zum Sommer recht stark und bis zum Jah-
Dachdecker, die in der Lage sind, Sonnenkollekto-      resende etwas schwächer ansteigen, erfolgt ein
ren zur Warmwassergewinnung und Fotovoltaikan-         deutlicher Umsatzeinbruch bei den Dachdeckern
lagen zu installieren und ggf. anzuschließen. Nach     und Zimmerern zwischen Dezember und Januar des
der Quartalsumfrage III/2013 des ZVDH haben 65%        Folgejahres. Dass sich die positive Entwicklung bis
der Dachdeckerbetriebe bereits Erfahrungen mit         weit in den Herbst und Winter hineinzieht, ist zu-
Fotovoltaik und Solarthermie. Gegenüber den bei-       nächst überraschend, hat aber letztlich zwei Ursa-
den Vorjahren entspricht dies einem leichten Rück-     chen:
gang, der davon zeugt, dass die Euphorie durch Un-
sicherheit bei den Fördermöglichkeiten vorüberge-      B Dachdecker und Zimmerer sind, soweit sie ihre
hend gebremst wurde. Nach Verbandsangaben hat            traditionellen Tätigkeiten ausüben, von den Ge-
ein Dachdeckerbetrieb im Jahr 2013 im Durch-             werken abhängig, die ihrer Tätigkeit vorgela-
schnitt 6,9 Solaranlagen installiert.                    gert sind. Sie müssen insbesondere die Fertig-
                                                         stellung eines – möglicherweise im Spätsom-
Weitere Technologiefelder sind moderne Dachent-          mer/Herbst errichteten – Rohbaus abwarten.
moosungssysteme und selbstreinigende Ziegel-           B Handwerker des Wirtschaftszweigs müssen da-
oberflächen. Dazu kommt das weite Feld der Ener-         mit rechnen, dass im Schnitt etwa drei Wochen
gieeffizienz, das für Zimmereien, aber auch für          zwischen Rechnungsstellung und Zahlungsein-
Dachdeckereien eine immer wichtigere Rolle spielt.       gang vergehen. Da die Rechnung im Regelfall
                                                         erst nach kompletter Ausführung des Auftrags
Nur wer ausschließlich sein traditionelles Hand-         gestellt wird und es aus verschiedenen Gründen
werk ausübt, ist kaum gravierenden technologi-           zu Verzögerungen am Bau kommen kann (Wet-
schen Prozessen unterworfen. Eine Fokussierung           ter, Abstimmung der Gewerke, Nachbesserun-
auf klassische Tätigkeiten ist allerdings nicht zu       gen), können zwischen Ausführung und Zah-
empfehlen, da Auftraggeber immer komplexere              lungseingang mehrere Monate liegen. Die Um-
Wünsche haben und gerne nach dem Motto „Alles            sätze der Monate November und Dezember sind
aus einer Hand“ verfahren.                               also zum Teil auf Arbeiten während der warmen
                                                         Jahreszeit zurückzuführen.
Ökonomische Rahmenbedingungen
Die Abhängigkeit von ökonomischen Rahmenbe-            Soziale Rahmenbedingungen
dingungen ist durch die Nähe zum Baugewerbe            Der demografische Wandel beeinflusst den Wirt-
überdurchschnittlich groß. Damit bilden sich ge-       schaftszweig „Dachdeckerei und Zimmerei“ mehr-
samtwirtschaftliche Auf- und Abschwungphasen im        fach:
Dachdecker- und Zimmererhandwerk ab. Das wurde
auch während der Wirtschaftskrise 2009 und der         Zum einen gibt es immer weniger geeignete Be-
sich anschließenden Erholungsphase deutlich. Ab-       werber um Ausbildungsplätze als Dachdecker bzw.
bildung 4 belegt, dass der Wirtschaftszweig mit sei-   Zimmerer und das Interesse junger Menschen an
nen Veränderungsraten bei der Umsatzentwick-           handwerklichen Berufen lässt grundsätzlich nach.
lung überdurchschnittlich stark auf verhältnismä-      Auch wird der Arbeitskräftemangel bei ausgebilde-
ßig leichte Schwankungen des Bruttoinlandspro-         ten Kräften im handwerklichen Bereich generell
dukts reagiert.                                        spürbar. Facharbeiter sind schwer zu akquirieren –
                                                       ein Trend, der sich in den nächsten Jahren verstär-
Innerhalb eines Kalenderjahres können im gesam-        ken wird.
ten Wirtschaftszweig zudem gravierende Abhän-

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Insofern sind zahlreiche Unternehmen im Wirt-
schaftszweig bestrebt, selbst mehr auszubilden
und damit für die eigene Zukunft zu sorgen, sehen
sich aber mit einer demografischen Entwicklung
konfrontiert, die dem entgegensteht. Allerdings ist
es sowohl dem Zimmerergewerbe als auch dem
Dachdeckerhandwerk bislang gelungen, die Ge-
samtzahl an Auszubildenden bis ins Jahr 2013 hi-
nein zu steigern. Ob dieser Trend fortgesetzt wer-
den kann, bleibt aus oben genannten Gründen al-
lerdings mehr als fraglich (B Abbildung 15, S. 17 ) .

Zum anderen geht die Bevölkerungszahl insgesamt
zurück, sodass langfristig der Bedarf an neuem und
saniertem Wohnraum sinken wird. Positiv kann sich
dagegen die bevorstehende Vererbungswelle beim
Wohneigentum auswirken. Häufig sind damit Sa-
nierungs- und Ausbauwünsche verbunden, von de-
nen das Dachdecker- und Zimmerergewerbe profi-
tieren kann.

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6 Trends und Perspektiven
B Chancen ergeben sich in der energetischen Sa-        Für Unternehmen bedeutet das die Notwendigkeit
  nierung und in der Solarenergienutzung.              einer Abkehr vom traditionellen Kerngeschäft –
B Demografische Entwicklung und Unwetternei-           dem Anfertigen von Dachstühlen bzw. dem Einde-
  gung generieren zusätzliche Umsätze.                 cken von Dächern als einziges oder Hauptbetäti-
B Steigende Personalkosten und mäßige Zah-             gungsfeld. Der Trend geht in die Richtung, einen
  lungsmoral stellen aktuell Probleme dar.             Allround-Sanierer zu engagieren, der in der Lage
B Der Fachkräftemangel weitet sich aus.                ist, alles aus einer Hand anzubieten. Das setzt ge-
B Differenzierungspotenzial ist im Wirtschafts-        werkeübergreifende Fähigkeiten und Kooperatio-
  zweig vorhanden.                                     nen mit angebotsergänzenden Partnern voraus.

Chancen des Dachdecker- und                            Sanierungsgeschäfte entstehen auch teilweise aus
Zimmererhandwerks                                      einem Notstand heraus. Denn es ergibt sich für
Aufgrund des hohen potenziellen Auftragsvolu-          zahlreiche Hausbesitzer, die vor dem Jahr 1993 ge-
mens und der Fördermöglichkeiten (vgl. Kap. 5) hat     baut oder gekauft haben, ein Problem durch As-
der Wirtschaftszweig Dachdecker und Zimmerer           bestverwendung auf dem eigenen Dach. Auch der
großes Umsatzpotenzial im Sanierungsbereich.           kompetenteste Heimwerker ist schlecht beraten,
Das wirkt sich auch auf die Auftragsbestände aus.      wenn er die verwendeten Asbestplatten selbst ent-
Diese lagen nach einer ZVDH-Umfrage zum Jahres-        fernen will, da er sich damit in Lebensgefahr bege-
anfang 2013 hier bei 37 Tagen (2012: 36 Tage). Zum     ben würde. Die Sünden der 70er- und 80er-Jahre
Vergleich: Im Neubaubereich wurden 23 Tage er-         sind heute Chancen für Fachleute der Bedachung
mittelt, was jedoch einen Anstieg um 4 Tage be-        und Sanierung. Vorausgesetzt, ein Unternehmen
deutet. Gerade das Dach und der Dachstuhl stehen       hat die Qualifikation, das Spezialgerät und die ent-
häufig im Mittelpunkt einer energetischen Sanie-       sprechende Schutzkleidung, kann es sich als Sanie-
rung, sodass eine Zusatzausbildung zum Energie-        rungsbetrieb für solche Spezialfälle am Markt etab-
berater für Marktteilnehmer zu empfehlen ist. Der      lieren.
ZVDH geht davon aus, dass zwischen den Jahren
2008 und 2018 etwa 10 Mio. Energieausweise aus-        Holz ist dagegen ein umweltfreundliches Baumate-
gestellt werden und beruft sich dabei auf Zahlen des   rial, das nachwächst und die Ressourcen schont.
Volkswirtschaftlichen Instituts für Mittelstand und    Zudem gelten Holzhäuser als gesund und sind für
Handwerk in Göttingen. Das sorgt für Zusatzge-         viele potenzielle Bauherren optisch ansprechend.
schäfte von ausgewiesenen Energieberatern, die         Im Jahr 2012 wurden nach Angaben des BDZ 15,2%
sich aus den Handwerksbereichen Zimmerei und           aller Wohnhäuser in Holzbauweise erstellt. Das ent-
Dachdeckerei rekrutieren können.                       spricht genau dem Vorjahresniveau. Bei den Nicht-
                                                       wohngebäuden waren es 18,6% (Vorjahr 18,1%).
Der Sanierungsdruck auf Immobilienbesitzer ist         Bei Nichtwohngebäuden ist somit wieder eine stei-
groß und machte diesen Bereich in den letzten Jah-     gende Tendenz erkennbar. Daraus ergeben sich zu-
ren zum entscheidenden Wachstumsfaktor für             sätzliche Chancen für Zimmereien, die sich auf die
Dachdecker und Zimmerer. Dieser Trend wird aller       Errichtung ganzer Gebäude spezialisiert haben (B
Voraussicht nach anhalten und denjenigen Betrie-       Abbildung 16, S. 19 ) .
ben des Wirtschaftszweigs „Dachdeckerei und Zim-
merei“, die den Bereich Sanierung in ihr Tätigkeits-   Besonders hohes Potenzial sieht der BDZ beim Bau
feld einbeziehen, zusätzliche Aufträge bringen. Der    von Mehrfamilienhäusern. Hier liegt die Holzbau-
BDZ rechnet beispielsweise mit 1,4 Mio. Wohnun-        quote bislang gerade einmal bei 2,6%, wobei der
gen, die jährlich in Zukunft saniert werden müssen.    hohe Vorfertigungsgrad und kurze Montagezeiten
Der ZVDH geht von ca. 26 Mio. Wohnungen in             dafür sprechen, dass der Anteil noch deutlich er-
Deutschland insgesamt aus.                             höht werden kann.

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Große Chancen ergeben sich nach wie vor auf dem          keit von Gewittern sowie damit verbundene Schä-
Solarmarkt. Nach einer Umfrage des ZVDH im               den durch Blitzeinschläge, Regen und Hagel.
3. Quartal 2013 haben 65% aller Dachdeckereien
bereits mindestens eine Solarthermie- oder Foto-         Zugute kommt dem Wirtschaftszweig auch das der-
voltaikanlage installiert. Dies zeigt – trotz jüngster   zeit sehr niedrige Zinsniveau. Da für das Zimme-
Rückgänge –, wie prädestiniert und anerkannt der         rerhandwerk und die Dachdeckerbranche vor allem
Beruf des Dachdeckers für entsprechende Tätigkei-        private Auftraggeber wichtig sind, profitieren die
ten ist. Gerade in Deutschland, wo künftig auf die       Unternehmen davon, dass Sparvermögen und
Kernenergie verzichtet wird, gilt dieser Markt als       Rücklagen auf einem Konto kaum noch Zinserträge
zukunftsträchtig. Mittlerweile steht oftmals nicht       bringen. Dadurch entsteht die Tendenz, das Geld
mehr die Einspeisung in das Stromnetz und die da-        lieber z.B. für Wohnraum auszugeben und gegebe-
mit verbundene Vergütung im Vordergrund, son-            nenfalls durch einen (ebenfalls zinsgünstigen) Kre-
dern die Nutzung für den Eigenverbrauch.                 dit aufzustocken.

Auch die demografische Entwicklung und der da-           Risiken für das Dachdecker- und
mit einhergehende Bedeutungszuwachs der älte-            Zimmererhandwerk
ren Generation können dem Wirtschaftszweig               Die Rentabilität des Dachdecker- und Zimmerer-
„Dachdeckerei und Zimmerei“ zugutekommen.                handwerks ist vor allem durch die zuletzt deutlich
Schließlich macht diese Entwicklung Umbaumaß-            gestiegene Personalaufwandsquote unter Druck
nahmen und Speziallösungen im Bestand ebenso             geraten. Sowohl die Mindestlöhne als auch die Ta-
notwendig wie die Errichtung von neuen Wohnge-           rifentgelte werden regelmäßig erhöht, womit die
bäuden und Wohnparks für Senioren. Altersgerech-         wirtschaftliche Entwicklung vieler Unternehmen
te Wohnlösungen werden im gesamten Wohnungs-             nicht mithalten kann. Das gilt im besonderen Maße
bau und allen damit verbundenen Gewerken deut-           für das Dachdeckergewerbe, das zwei Jahre in Folge
lich an Bedeutung zulegen.                               Umsatzeinbußen hinnehmen musste. Die gestie-
                                                         genen Personalaufwendungen und die sinkenden
Ein weiterer Aspekt, der dem Gewerbe der Zimme-          Umsätze drücken in der Folge die Umsatzrentabili-
rer und vor allem dem Gewerbe der Dachdecker zu-         tät nach unten und schmälern die Gewinne der Be-
gutekommen könnte, sind die bisweilen extremen           triebe. Zudem besteht die Gefahr, dass auch bei gu-
Unwetter. Die Abstände zwischen schweren Stür-           ter Auftragslage zu zögerlich Personal eingestellt
men, die enorme Schäden verursachen, sind zum            wird – auch weil die Suche nach qualifizierten Kräf-
Teil sehr kurz. Das kann die Nachfrage nach Fach-        ten angesichts des allgemein grassierenden Fach-
leuten für die Beseitigung von Schäden, aber auch        kräftemangels mühsam geworden ist.
nach qualitativ guter Dachdeckerarbeit bei der Erst-
eindeckung forcieren. Gleiches gilt für die Häufig-

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Der Fachkräftemangel selbst stellt ein weiteres         form ermittelte, als erhöht einzustufende Ausfall-
Problem der Bauwirtschaft insgesamt und der Zim-        wahrscheinlichkeit im Dachdecker- und Zimmerer-
merer- sowie Dachdecker-Branche im Speziellen           gewerbe (vgl. Kap. 3.1) ist auch darauf zurückzu-
dar. Die in Abbildung 15 dargestellten Ausbil-          führen, dass Teile der Kundschaft ihre Rechnung
dungszahlen machen zwar deutlich, dass die Ge-          mit zum Teil erheblicher Verspätung bezahlen.
samtzahl der Auszubildenden bis zum Jahr 2013
nach oben ging. Dennoch werden bei Weitem nicht         Möglichkeiten zur Differenzierung sind
so viele Auszubildende eingestellt wie Ausbil-          vorhanden
dungsplätze ausgeschrieben werden. Die Betriebe         Sowohl Zimmerer als auch Dachdecker sollten ihre
haben die Zeichen der Zeit durchaus erkannt und         Dienstleistungen so variieren, dass auch Restau-
wollen dem Fachkräftemangel qualifizierte Ausbil-       rierungsarbeiten rund um das Dach und den Dach-
dungsarbeit entgegensetzen. Allerdings ist davon        boden geleistet werden können. Das betrifft vor al-
auszugehen, dass vor allem aus demografischen           lem die Bereiche Dachdeckung und -aufstockung,
Gründen ab dem Jahr 2014 die Gesamtzahl an Aus-         Dachbodenausbau, Einbau von Fenstern, Entfernen
zubildenden zurückgeht und der Wirtschaftszweig         von Asbestplatten, Installation von Sonnenkollek-
frei gewordene Stellen nicht ausschließlich mit ehe-    toren sowie Abdichtung und Isolierung. Eine Diffe-
maligen Azubis besetzen kann. Dabei ist zu beach-       renzierung des eigenen Angebots, verbunden mit
ten, dass zahlreiche Handwerker – vor allem im          einer Reduzierung des Kerngeschäfts, ist sowohl in
Dachdeckergewerbe – frühzeitig in Rente gehen, da       der Dachdecker- als auch in der Zimmererbranche
sie den körperlichen Anforderungen nicht mehr ge-       dringend zu empfehlen.
wachsen sind. In der Folge muss Personal aufwen-
dig und zu vergleichsweise hohen Preisen akqui-         Das gilt insbesondere für den Umgang mit Fotovol-
riert und eingestellt werden. Das belastet die oh-      taik und Solarthermie. Der Staat fördert über das
nehin zuletzt gestiegene Personalaufwandsquote.         Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz, das seit dem
                                                        1.1.2009 in Kraft ist, nach wie vor, wenn auch im
Gefährlich für die Handwerker im untersuchten           abnehmenden Maße, die Nutzung erneuerbarer
Wirtschaftszweig ist zudem eine Konzentration auf       Energien. Es ist das Ziel, bis zum Jahr 2020 insge-
das Kerngeschäft. Unternehmen, die sich auf Mo-         samt 14% der Wärme über erneuerbare Energien
dernisierung, Energieeffizienz und Fotovoltaik          zu gewinnen. Die Diskussion über den Klimawandel
nicht einlassen und ausschließlich traditionell ar-     – auch infolge des Reaktorunfalls von Fukushima,
beiten, gefährden mittelfristig ihre Existenz, da der   der politischen Umwälzungen in Nordafrika und
Kunde oftmals alles aus einer Hand erledigt haben       dem Konflikt zwischen Russland und der Ukraine
möchte und natürlich auch Spezialwünsche hat, die       mit entsprechenden Auswirkungen auf die Roh-
technische Kompetenz voraussetzen.                      stoff- und Energiepreise – dürfte die Bedeutung der
                                                        Solartechnik weiter steigern und dem qualifizierten
Auch die Zahlungsmoral in der Branche stellt nach       Handwerker Aufträge bescheren.
wie vor eine Gefahr für den Wirtschaftszweig dar.
Das belegen regelmäßig die Umfragen des ZVDH.           Bei der Fähigkeit, schnell auf Kundenwünsche zu
Vor allem öffentliche Auftraggeber erweisen sich        reagieren, was beispielsweise bei undichten Dä-
als unzuverlässig, wenn es um das pünktliche Be-        chern eine zwingende Notwendigkeit ist, befindet
zahlen von Rechnungen geht. Zwei Wochen nach            sich der kleine und regional bekannte Betrieb im
Eingang sind nach der ZVDH-Jahresumfrage                Vorteil. Seine Flexibilität und das damit verbundene
2012/2013 gerade einmal 23% aller Rechnungen            Differenzierungspotenzial sollte der regional ver-
beglichen. Jeder vierte öffentliche Auftraggeber        wurzelte Unternehmer nutzen.
lässt sich sogar zwischen 4 und 12 Wochen Zeit.
Auch gewerbliche Kunden lassen sich verhältnis-         Die Differenzierungsmöglichkeiten beim Preis
mäßig viel Zeit, während private Auftraggeber am        und bei den Zahlungsbedingungen sind einge-
schnellsten bezahlen. Durch die Verzögerung ver-        schränkt, da die Gewinnspannen niedrig sind. Al-
stärkt sich die Gefahr einer Verringerung der Liqui-    lerdings lassen sich ggf. Zahlungsbedingungen da-
dität und die Insolvenzwahrscheinlichkeit erhöht        zu einsetzen, um Auftragnehmer zum früheren Be-
sich. Die von der Wirtschaftsauskunftei Creditre-       zahlen der Rechnungen zu bewegen.

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Aufgrund der von kleinen Unternehmen geprägten           47.000 Besucher gezählt. Die Anzahl der Aussteller
Branchenstruktur (vgl. Kap. 4.2) besteht nur gerin-      ging ebenfalls zurück: von gut 600 im Jahr 2012 auf
ges Markenbildungspotenzial. Überregionale               nunmehr 575.
Werbekampagnen spielen eine geringe Rolle. Öf-
fentlichkeitsarbeit und Markenbildung finden in der      Meisterbrief bleibt erhalten: Nach monatelangen
Regel bundesweit auf Verbandsebene statt. So un-         Diskussionen auf EU-Ebene um den Meisterbrief im
terstützt der BDZ die Zertifizierungen „Meisterhaft“     deutschen Handwerk kann seit März 2014 Entwar-
und „ZI“ (Zimmerer-Innung), um in der Bevölkerung        nung gegeben werden. Die EU-Kommission gab be-
ein Bewusstsein für Qualität im Holzbau zu schaf-        kannt, dass sie den Meisterbrief nicht abschaffen
fen. Darüber hinaus versucht die Dachdeckerbran-         oder aufweichen wolle. Von dieser Entscheidung ist
che, gezielt junge Menschen auf die Karrieremög-         sowohl dass Dachdecker- als auch das Zimmerer-
lichkeiten im Dachdeckerhandwerk hinzuweisen.            handwerk betroffen, da in beiden Wirtschaftszwei-
Mit der Kampagne „Dachdecker – dein Beruf“ will          gen ein Gewerbe nur mit Meisterbrief eröffnet wer-
man auf das Dachdeckerhandwerk als Arbeitgeber           den kann.
aufmerksam machen. Die Kampagne umfasst On-
lineaktivitäten, Präsenzen bei Facebook und Twit-        Zahl der Baugenehmigungen im Jahr 2013 weiter
ter sowie gedruckte Aufkleber mit jugendgerechten        gestiegen: Im Jahr 2013 wurde in Deutschland der
Motiven.                                                 Bau von fast 240.300 Wohnungen in neu errichte-
                                                         ten Gebäuden genehmigt. Das entspricht einer
Der traditionelle Vertriebsweg des Dachdeckers           Steigerung von 11%. Damit setzt sich der Aufwärts-
und des Zimmerers, die noch immer übliche Mund-          trend der letzten Jahre fort (B Abbildung 17, S. 22 ) .
zu-Mund-Propaganda, reicht mittlerweile im Regel-
fall allerdings nicht mehr aus. Als Alternative stehen   Steigende Auftragseingänge: Nach Angaben des
der Branche Ausschreibungsdatenbanken im Inter-          Statistischen Bundesamtes sind die Auftragsein-
net zur Verfügung. Zugenommen hat die Bedeu-             gänge im Bauhauptgewerbe im Jahr 2013 preisbe-
tung von Onlineplattformen, über die Handwerks-          reinigt im Vergleich zum Vorjahr um 1,9% gestie-
betriebe ihre Dienste anbieten können, indem sie         gen. Diese Entwicklung geht überwiegend auf den
einen bestimmten Preis unterbieten. Diese Form           Hochbau zurück, in dem eine Zunahme der Bau-
der Auftragsvergabe hat sich in Teilen des Hand-         nachfrage um 2,2% verzeichnet wurde.
werks bereits etabliert und erfreut sich zunehmen-
der Beliebtheit. Beispiele großer Auftragsportale        Folgende Trends sind zurzeit im Dachdecker- und
sind my-hammer.de und blauarbeit.de. Dabei darf          Zimmerergewerbe erkennbar:
die Gefahr des Preisdumpings allerdings nicht            B Sowohl energetische Sanierungen als auch der
übersehen werden. Auch aus diesem Grunde lehnt             Neubaumarkt spielen zumindest mittelfristig
der Zentralverband des Deutschen Handwerks                 eine wichtige Rolle und sorgen für Umsatzim-
(ZDH) eine Kooperation mit MyHammer ab. Die                pulse.
Sparkassen sind Partner des Portals handwerker-          B Der Fachkräftemangel und die Besetzung von
finden.com, auf dem allerdings keine „Versteige-           Ausbildungsplätzen sind die größten Heraus-
rungen“ stattfinden.                                       forderungen der Zukunft.
                                                         B Der Technisierungsgrad nimmt – gerade im Hin-
Das Differenzierungspotenzial im Wirtschaftszweig          blick auf Solarenergienutzung und energeti-
ist insgesamt recht hoch.                                  sche Gesichtspunkte – weiter zu.
                                                         B Die Kostensituation bleibt angespannt und
Aktuelle Meldungen                                         drückt auf die Rentabilität.
Dach und Holz 2014 mit Besucherrückgang: Die
Leitmesse der Dachdecker- und Zimmererbranche            Die separat erscheinende BranchenPrognose der
„Dach + Holz“ fand im Februar 2014 in Köln statt.        Sparkassen-Finanzgruppe gibt einen Überblick
Nach dem Besucherrekord des Jahres 2012 mit              über die zu erwartende Entwicklung.
55.000 Interessierten wurden in diesem Jahr gut

© 2014 Deutscher Sparkassen Verlag GmbH                                                       Stand: 06/2014 | 21
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