KLIMA-BOOKLET KLIMAWANDEL UND KLIMASCHUTZ IN DER SCHWEIZ - MYCLIMATE
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«Das Thema Klimawandel ist viel zu ernst, um es den Langweilern zu überlassen.» Mit diesem Satz haben wir 2007 die erste Edition des Klima- booklets in den (klimaneutralen) Druck geschickt. Seitdem ist nun einige Zeit vergangen. Heute ist der Klimawandel längst nicht mehr nur ein Thema, das Wissenschaftler*innen und Studierende beschäftigt. Den allermeisten Menschen ist der Einfluss, den wir auf das weltweite Klima haben, bewusst. Teilweise erleben sie ihn am eigenen Leib. Doch wie genau war das noch mit den Treibhausgasen? Was kann ich tun? «Was die Erde befällt, Was hat Strom mit Kohlendioxid zu tun? Ist CO 2 der einzige Verursacher von Klimaschwankungen? Wie ist unser Klima befällt auch die Söhne entstanden? Wie funktioniert es? und Töchter der Erde.» Sie wollen Ihr Wissen auffrischen und vertiefen? Wir haben unser Klimabooklet aufgefrischt, vertieft und um konkrete Handlungstipps erweitert – für Sie und unser Klima. Rede des Häuptlings Seattle, 1855 Viel Spass beim Lesen wünscht Ihr myclimate-Team. die-klimaschutz-baustelle.de 2 3
Was ist «das Klima» überhaupt? 7 Kategorie «Wohnen» 38 Kategorie «Konsum» 40 Der Unterschied zwischen Wetter und Klima 8 Ernährung 43 Das Klima auf der Erde 12 Veganer Burger versus Fleisch-Burger 46 Die Treibhausgase 14 Lebensmittelverschwendung 48 Kleidung 50 Der Klimawandel 17 Secondhand 53 Der Einfluss des Menschen 19 Emissionen pro Aktivität 54 Aktuelle Klimaveränderungen 20 Die Folgen des Klimawandels 22 Wie kann ich Verantwortung übernehmen? 57 Globale Erwärmung und die eigene CO2-Bilanz 58 Das Problem: die Emissionen 25 Die Entwicklung der letzten 164 Jahre 60 Treibhausgasemissionen in der Schweiz 26 Extremwetterereignisse, Risiken und Klimawandel 62 Energieverbrauch in der Schweiz 28 Die Arbeit von myclimate 64 Internationaler Flugverkehr in der Schweiz 30 Klimaschutzprojekte 66 Wie trage ich zum Klimawandel bei und 33 Glossar 74 was kann ich tun? Literaturverzeichnis 76 Kategorie «Mobilität» 34 Wie weit kommen vier Personen 36 mit einer Tonne CO 2e? 4 5
«So etwas wie Klima gibt es nicht. Alles, was wir draussen durch unsere Sinne erleben, sehen und fühlen, ist Wetter – Hitze, Wärme, Regen oder Schnee.» Was ist «das Klima» überhaupt? Unter dem Begriff «Klima» fasst die Wissenschaft Wetter- entwicklungen über einen längeren Zeitraum zusammen. Obwohl dieser Begriff nicht direkt fassbar ist, hat er ganz reale Auswirkungen. In den reichen, entwickelten Ländern merken wir den Wandel des Klimas auch, werden auf abseh- bare Zeit aber mit ihm umgehen können. In ärmeren Ländern oder bei einigen Inselstaaten sieht die Situation anders aus. Auch spüren Tiere und Pflanzen die Auswirkungen eines sich ändernden Klimas viel stärker. Im Gegensatz zu den Menschen, speziell denen in entwickelten Ländern, können Quelle: Eigenes Zitat sie sich nicht in der gleichen Geschwindigkeit anpassen. 6 7
Der Unterschied zwischen Wetter und Klima 30 1,5 Temperaturschwankung in °C 25 1,0 Temperatur in °C 20 0,5 15 0,0 10 –0,5 5 –1,0 1000 1200 1400 1600 1800 2000 0 Jahr Der Temperaturverlauf im Juni 2019 in Zürich-Fluntern Der Temperaturverlauf in Mitteleuropa der letzten 1000 Jahre Wetter Klima Die Zustände in der Atmosphäre, die wir aktiv fühlen und Unter der Bezeichnung «Klima» versteht man den Durch- miterleben können, sind Wettererscheinungen (zum Beispiel schnitt der Wettererscheinungen an einem ausgewählten Ort, Temperatur, Niederschlag, Luftfeuchtigkeit, Windgeschwin- in einer Grossregion oder auch auf dem gesamten Globus digkeit und -richtung etc.). Diese beziehen sich immer auf über einen Zeitraum von mindestens 30 Jahren. Diese einen vergleichsweise kurzen Zeitraum von einigen Stunden, Zeitspanne ist definiert als eine Klimanormalperiode. Tagen oder wenigen Wochen und werden für einen bestimm- Aufgrund des grossen Zeithorizonts ist das Klima ein träges, ten Ort bzw. eine bestimmte Region angegeben. Veränderun- stabileres System. Veränderungen treten auf, gehen aber gen des Wetters mit grosser Amplitude (Schwankungsbe- wesentlich langsamer vonstatten und der Schwankungsbe- reich) und hoher Geschwindigkeit sind normal, zum Beispiel reich ist ebenfalls deutlich kleiner. Das Klima wird dabei von der Tag-Nacht-Rhythmus oder die Jahreszeiten. vielen Faktoren bestimmt. meteoschweiz.admin.ch 8 9
Klimafaktoren und -treiber Das Erdklima ist das Ergebnis all dieser Einflüsse. Die Verän- derung eines einzelnen oder mehrerer Faktoren zieht also Das vorherrschende Klima auf unserem Planeten wird durch auch eine Veränderung des Klimas nach sich. Einzelne Ein- die folgenden physikalischen Faktoren bestimmt: flussfaktoren, beispielsweise Vulkanausbrüche, haben nur eine kurzfristige Auswirkung über einige Jahre. Schwankun- gen der Erdumlaufbahn hingegen verändern das Klima sehr langsam über Hunderttausend Jahre hinweg. Atmosphäre Sonne Die Konzentration der Treibhausgase in Die Sonnenstrahlung ist die der Atmosphäre spielt für die globale wichtigste Wärmequelle für Durchschnittstemperatur eine wichtige das Klimasystem. Die von Rolle. der Sonne ausgehende Strahlung unterliegt Exzentrizität (Milanković-Zyklen) zyklischen Schwankungen. Die Erdumlaufbahn um die Sonne Strömungen im Ozean verändert sich im Lauf von rund Strömungen wie der 100 000 Jahren. Sie wird erst runder Golfstrom transportieren Atmosphärische Zirkulation und dann wieder elliptischer. grosse Energiemengen und Sie verteilt Gase, Wasser prägen das Klima und Energie innerhalb der ganzer Regionen. Atmosphäre und bestimmt vor allem das regionale Präzession Klima. In rund 21 000 Jahren taumelt die Erdachse wie ein lahmer Kreisel Landschaft einmal um die und Vegetation Senkrechtachse. Die Bodenbeschaffenheit und der Bewuchs entscheiden, wie viel Strahlung von der Erdober- fläche aufgenommen wird. Neigung der Erdachse Der Winkel der Erdachse variiert im Lauf von 41 000 Jahren zwischen Schwankungen von Tektonik 22,5 und 24 Grad. Erdbahn und Erdachse Die Verschiebung der Landmassen beinflusst, bewirken Veränderungen wie viel Strahlung auf Meeresflächen und wie der Sonneneinstrahlung viel auf Landmassen fällt. Meeresflächen auf die Erde und damit erwärmen sich stärker als Landmassen. des Klimas. 10 11
0,90 % Argon Das Klima auf der Erde 0,04 % Kohlendioxid 0,06 % Rest Eine zentrale Rolle für das vorherrschende Klima spielen die 78 % Atmosphäre und ihre Zusammensetzung. Diese Gashülle Luft Stickstoff macht das Leben auf der Erde überhaupt erst möglich, da sie 21 % uns vor einigen schädlichen äusseren Einflüssen wie der Sauerstoff UV-Strahlung schützt. In ihrer untersten Schicht, der «Tropo- Dazu kommen 1–4 % Wasserstoff, sphäre», spielt sich das Wettergeschehen ab. Winde sorgen regional sehr unterschiedlich verteilt. dort auch für den Wärmeaustausch zwischen kalten und warmen Regionen. Neben den Hauptbestandteilen Sauer- stoff und Stickstoff enthält die Atmosphäre auch die soge- g un st e nannten Treibhausgase Wasserdampf (H 2 O), Kohlendioxid e g hl en llig ch lun e ra nn nn we flä ah (CO 2), Methan (CH 4) und Lachgas (N 2 O). Diese Gase besitzen So rd rüc ge So urz er tr ob ks die physikalische Eigenschaft, langwellige, von der Erdober- r E e lli K de ärm we fläche abgegebene Wärmestrahlung aufzunehmen und W ang L abzugeben. Ein Teil dieser Strahlung wird dabei zur Erdober- fläche zurückgesandt und bewirkt eine höhere Temperatur, indem dort die Abkühlung durch Wärmeabstrahlung vermin- ng lu dert wird. ah tr -S Dieser natürliche Prozess wird als Treibhauseffekt bezeichnet H₂O ht UV ic ch und bewirkt eine Zunahme der globalen Durchschnitts- ₂ ns temperatur um etwa 33 °C. Etwa zwei Drittel davon werden CO zo O durch Wasserdampf verursacht. Für das restliche Drittel sorgen CO2 (22 Prozent), Ozon (7 Prozent), N2O und CH4. Deshalb herrscht auf der Erde eine globale Durchschnittstem- O₃ peratur von angenehmen +15 °C und nicht etwa von –18 °C. Diese Temperatur würde sich ohne den natürlichen Treibhaus- effekt einstellen. ₄ CH de Er Der Ausstoss von Treibhausgasen durch den Menschen verstärkt diesen natürlichen Effekt. N₂O 12 13
Die Treibhausgase Die Konzentration der Treibhausgase beeinflusst nicht nur CO₂ 1 die Temperatur auf der Erde, sondern Temperaturschwankun- gen durch natürliche Klimafaktoren (siehe Seite 10) verän- dern im Gegenzug auch diese Konzentrationen. Für die Treibhausgase letzten 800 000 Jahre konnten CO 2 -Konzentrationen CH₄ 25 zwischen 180 und 300 ppm (parts per million) aus arktischen Eisbohrkernen und Sedimentbohrungen rekonstruiert werden. N₂O 298 Vorindustrielle Konzentration 0 60 120 180 240 300 Erwärmungspotenzial im Vergleich CO 2 , CH 4 und N 2 O haben einen unterschiedlich starken Einfluss auf das Klima. Dementsprechend tragen CH 4 und N 2 O trotz ihrer vergleichsweise geringen Atmosphärenkon- zentration in grossem Masse zum Treibhauseffekt bei. Um die Klimawirksamkeit der Treibhausgase miteinander vergleichen und deren Erwärmungspotenzial definieren zu können, werden Methan und Lachgas in sogenannten CO 2 - Äquivalenten (CO 2 e) angegeben. Hierfür werden die Emissio- nen mit dem jeweiligen Klimawirkungsfaktor multipliziert. Die Basis bildet dabei CO 2 mit einem Erwärmungspotenzial von 1. CO2 N2O CH4 0,018–0,03 % 0,000 027 % 0,000 072 % 14 15
«Wir sind reich genug, den Klimawandel zu entschärfen, aber wir sind zu arm, es nicht zu tun.» Abgewandeltes Zitat von Sigmar Gabriel, Deutscher Bundesminister für Wirtschaft und Energie, 2008 Der Klimawandel Wenn wir den Klimawandel entschärfen wollen, gilt es, ihn zu verstehen! Der Begriff ist heute in aller Munde. Dabei ist das Thema sehr komplex. Was ist der Klimawandel? Wodurch wird er verursacht? Welche Gefahren und Chancen verbergen sich dahinter? Was haben wir alle damit zu tun? Schauen wir die-klimaschutz-baustelle.de es uns an! 16 17
Seit der industriellen Revolution im 18. Jahrhundert wird der Der Einfluss des Menschen über Jahrmillionen in Steinkohle, Braunkohle, Erdöl und Erd- gas fixierte Kohlenstoff durch Verbrennung als CO 2 in die 6%2% 6% 4% Atmosphäre abgegeben. Aufgrund des starken Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums steigt der jährliche Energiebedarf, 10 % 16 % den wir zu einem grossen Teil aus eben diesen «fossilen Trägern» decken. Somit wachsen auch die globalen jährlichen CO 2 -Emissionen. Im Jahr 2018 wurden rund 52 Milliarden Tonnen CO 2e durch anthropogene (menschliche) Aktivitäten in Global Schweiz die Atmosphäre abgegeben. China, die USA und die Europäi- sche Union zählen dabei zu den grössten Emittenten. Sie allein sind für mehr als 50 Prozent der weltweiten Treibhaus- 76 % gasemissionen verantwortlich. 80 % 160 000 80 000 CO₂ CH₄ N₂O Sonstige Die Zusammensetzung der Treibhausgasemissionen 140 000 70 000 – global und in der Schweiz 120 000 60 000 Auch die atmosphärische Methan- und Lachgaskonzentration Megatonnen (Mt) CO2e 100 000 50 000 beeinflusst der Mensch durch sein Handeln. Methanemissio- nen (CH 4) dominieren in der Landwirtschaft vor allem in der TWh 80 000 40 000 Viehhaltung. Diese ist mit einem hohen Methanausstoss verbunden. Aber auch der Reisanbau führt zu einer hohen 60 000 30 000 Freisetzung von Methan. Lachgas (N2O) entsteht ebenfalls vorwiegend in der Landwirtschaft und zwar durch die Verwen- 40 000 20 000 dung von Stickstoff- bzw. Nitratdünger. Im Allgemeinen lassen 20 000 10 000 sich die steigenden Emissionen von Methan und Lachgas auf die zunehmende Weltbevölkerung und die veränderten 0 0 Ernährungsweisen zurückführen. 2000 2010 2016 Primärenergieverbrauch weltweit (TWh) Emissionen (Mt CO2e) IEA, UNEP (2019), bafu.admin.ch 18 19
400 2000 Aktuelle Klimaveränderungen Kohlendioxid (CO2) Lachgas (N20) Die Aufzeichnungen des globalen Klimas dokumentieren seit Methan (CH4) 1600 CO2 (ppm), N2O (ppb) Beginn des vorletzten Jahrhunderts zunehmende Verände- 350 rungen. Es können bedeutende Anstiege in der Konzentration CH4 (ppb) der Treibhausgase CO 2 , CH 4 und N2O festgestellt werden. Gleichzeitig steigt die globale Durchschnittstemperatur 1200 ungewohnt schnell an. 300 Natürliche Klimaschwankungen gab und gibt es immer wieder (siehe Seite 9). Der starke Temperaturanstieg seit 800 Mitte des 20. Jahrhunderts kann dem Weltklimarat (IPCC) 250 zufolge nur durch menschliche Aktivitäten erklärt werden. Ursachen sind der rapide Anstieg der Treibhausgaskonzen- Jahr tration und der dadurch verstärkte Treibhauseffekt. 500 1000 1500 2000 Landoberfläche Land- und Ozeanoberfläche Wärmegehalt des Ozeans 2 2 20 Temperatur (°C) Temperatur (°C) 1 1 OHC (1022 J) 10 0 0 0 –10 –1 –1 1910 1960 2010 1910 1960 2010 1910 1960 2010 Beobachtungen Modelle, die nur die natürlichen Antriebe berücksichtigen Modelle, die sowohl die natürlichen als auch die anthropogenen Antriebe berücksichtigen UBA (2017), IPCC (2013c), ipcc.ch (Grafik vereinfacht) 20 21
Die Folgen des Klimawandels Die direkten Folgen des Klimawandels lassen sich durch Beobachtung verschiedener klimatischer und geologischer Parameter feststellen. Die steigenden Treibhausgaskonzen- trationen in der Atmosphäre erhöhen die Luft- und Meeres- temperaturen. Dadurch reduzieren sich die gesamten globalen Schnee- und Eismassen (Meereis, Polkappen und Gletscher). In Kombination mit der Volumenzunahme von Wasser mit erhöhter Temperatur steigt deshalb der Meeres- spiegel an. Auch bewirken die erhöhten Temperaturen eine Beschleunigung des globalen Wasserkreislaufs. Die Verduns- tungsraten und damit der Wassergehalt in der Atmosphäre sowie die Häufigkeit und Intensität von Starkniederschlägen nehmen zu. Durch die erhöhten Verdunstungsraten und vermehrte Trockenheit werden Süsswasserreservoirs reduziert und die Um Schäden durch die bereits erfolgten und zukünftigen landwirtschaftliche Produktivität wird vermindert. Hunger- Klimaveränderungen einzudämmen, müssen heute bereits und Wasserkrisen sowie zunehmende Hitze beeinträchtigen überall auf der Welt Anpassungsmassnahmen eingeleitet und die Lebensqualität, erhöhen die Sterblichkeit und bewirken umgesetzt werden, die hohe Kosten verursachen. Migrationsströme. Durch veränderte klimatische Bedingun- gen wird die für lokale Ökosysteme typische Biodiversität Trotz der aktuell schon zu verzeichnenden Klimaveränderun- (Artenvielfalt) aufgrund begrenzter Anpassungsfähigkeit teils gen kann der Klimawandel durch weitreichende Klimaschutz- dramatisch gemindert. Schädlinge und Krankheitserreger massnahmen von uns gemildert und damit die Lebensqualität treten in vorher nicht betroffenen Gebieten auf und richten zukünftiger Generationen erhalten werden. Dafür muss sich dort Schäden an. Heftigere Stürme und Starkniederschläge jede Person ihres Einflusses sowie ihrer individuellen Verant- führen zu häufigeren Problemen in der Infrastruktur. Strom- wortung für das Klima bewusst sein und für dessen Schutz ausfälle, Einschränkungen des Bahnverkehrs und über- aktiv werden. schwemmte Strassen beeinträchtigen das tägliche Leben zunehmend. IPCC (2013a)/https://images.nasa.gov 22 23
«Wir sind die letzte Generation, die noch die Möglichkeit hat, eine Wende herbeizu- führen.» Sofia (18 Jahre) Das Problem: die Emissionen Der zunehmende Energiehunger der stetig wachsenden Weltbevölkerung sowie der Lebensstil einiger weniger bedrohen die Zukunft unseres Planeten und damit auch die Zukunft uns nachfolgender Generationen. Die Menschen in den Industrieländern sehen es als ihr Recht an, jetzt und heute ein angenehmes, privilegiertes Leben zu führen. Sie vergessen dabei aber ihre Pflicht, dies auch anderen Men- die-klimaschutz-baustelle.de schen und den folgenden Generationen zu ermöglichen. 24 25
Treibhausgasemissionen in der Schweiz 5% 3% Die Treibhausgasemissionen können verschiedenen Ver- 7% 25 % brauchssektoren zugeordnet werden: Die meisten Emissio- nen verursacht mit fast 40 Prozent der Verkehr, gefolgt von Industrie und Gewerbe. Zu all diesen Emissionen tragen wir direkt und indirekt durch 11 % unsere alltäglichen Aktivitäten, unseren Lebensstil und unser Gesamtemissionen Konsumverhalten bei. Wir dürfen uns somit nicht der Verant- 52,1 Mt wortung entziehen, sondern müssen erkennen, dass wir alle zu den aktuellen Klimaveränderungen beitragen. Bereits CO₂e durch kleine Veränderungen hin zu einem bewussteren und nachhaltigeren Lebensstil kann jede*r für sich – und damit in der Summe wir alle gemeinsam – für das globale Projekt 13 % 21 % Klimaschutz aktiv werden. 15 % Industrie und Gewerbe Flugverkehr Personenwagen Übriger Verkehr Haushalte Abfall Landwirtschaft Übrige 1 t CO2e = Produzieren 1 t CO2e = Heizen 1 t CO2e = Betreiben Treibhausgasemissionen in der Schweiz, unterteilt nach einzelnen von 80 kg Rindfleisch einer 55 m² grossen von Elektrogeräten in Sektoren (2018) inklusive Flugverkehr energetisch sanierten einem Haushalt für Wohnung für ein Jahr 350 Tage bafu.admin.ch 26 27
Energieverbrauch in der Schweiz 0 2 4 6 8 10 12 14 t CO₂e Weltweit Der Primärenergieverbrauch in der Schweiz lag im Jahr 2018 bei 304 Terawattstunden (TWh), der Endenergieverbrauch bei 231. Schweiz 1% 0 10 000 20 000 30 000 40 000 kWh 17 % t CO₂e* kWh Inkl. im Ausland verursachter Emissionen durch Importgüter * Vergleich des globalen Pro-Kopf-Energieverbrauchs und der Treib- 35 % hausgasemissionen mit den Pro-Kopf-Angaben für die Schweiz (2017) Gesamtendenergie 18 % 231 TWh Es lebt im Durchschnitt nur eine*r von 1000 Weltbewohner- *innen (0,1 Prozent) in der Schweiz. Unser Energieverbrauch pro Person ist um 70 % höher als der globale Durchschnitt, was auch an unseren Treibhausgasemissionen zu sehen ist. Bis zum Jahr 2050 soll die Schweiz treibhausgasneutral sein. Um die von der Schweiz benannten Treibhausgasreduktions- 29 % ziele zu erreichen, müssten die Emissionen pro Kopf (man spricht auch vom CO2-Fussabdruck) unter der Annahme einer Verkehr Haushalte Gewerbe und Industrie rückläufigen Bevölkerungsz ahl in der Schweiz in den Jahren Dienstleistungen Statistische Differenz inklusive Landwirtschaft ab 2015 auf etwa 0,6 Tonnen CO2e pro Jahr reduziert werden. Endenergieverbrauch in der Schweiz nach Sektoren (2018) bfs.admin.ch bafu.admin.ch, IEA (2018), UNEP (2019) 28 29
Internationaler Flugverkehr in Da die Erfassung der Treibhausgasemissionen eine nationale der Schweiz Angelegenheit ist, der internationale Verkehr jedoch über Landesgrenzen hinweg stattfindet, ist die Zuordnung dieser Emissionen schwierig und wird meist separat durchgeführt. Da das internationale Luftverkehrsaufkommen stetig zu- nimmt und damit auch die hierdurch verursachten Emissio- 4 100 000 000 nen steigen, spielt dessen nähere Betrachtung eine wichtige Flugpassagiere weltweit (2017) Rolle, wenn wir das Klima schützen und unsere Emissionen vermindern wollen. Weltweit beträgt der Anteil der Flugver- kehrsemissionen an den Gesamtemissionen in etwa 2–3 Prozent, in der Schweiz hingegen liegt er bei mehr als 11 Prozent. 58 600 000 Entspricht rund dem Siebenfachen der Fluggäste in der Bevölkerungszahl Schweiz (2019) der Schweiz 1 400 000 Entspricht 3835 Flügen pro Tag oder 160 Flügen Das entspricht der Hälfte der Weltbevölkerung. Allerdings Flüge im schweizerischen pro Stunde werden diese Flüge hauptsächlich von Menschen aus den Luftraum reicheren Ländern getätigt. Diese fliegen mehrmals pro Jahr. icao.int bfs.admin.ch 30 31
«Wenn an vielen kleinen Orten viele kleine Menschen viele kleine Dinge tun, wird sich das Angesicht unserer Erde verändern.» Afrikanisches Sprichwort Wie trage ich zum Klimawandel bei und was kann ich tun? Durchschnittlich verursacht jeder Mensch in der Schweiz 14 Tonnen CO 2 e pro Jahr. Vertretbar im Sinne einer nach- haltigen Verhaltensweise ist jedoch nur weniger als eine die-klimaschutz-baustelle.de Tonne pro Person und Jahr. 32 33
Kategorie «Mobilität» Rund 86 Terawattstunden Endenergie lassen sich dem Ver- kehrssektor zuordnen, das entspricht fast 37 Prozent des Um unseren individuellen CO 2 e-Fussabdruck zu senken, gesamten Endenergieverbrauchs in der Schweiz für das Jahr müssen wir unsere alltägliche Mobilität überdenken und 2017. Etwa 32,1 Prozent der Treibhausgasemissionen in der verändern. Schweiz im Jahr 2018 entstanden im Verkehr, das sind rund 14 900 Kilotonnen CO2e. Dazu kommen 5700 Kilotonnen aus dem internationalen Flugverkehr (Flüge ab Schweizer Flug- häfen). Allein für die Mobilität werden also rund 2,4 Tonnen an Treibhausgasemissionen pro Jahr und Kopf in der Schweiz 23 % ausgestossen. Liefer-/Lastwagen und Bus 65 Prozent der im Inland zurückgelegten Kilometer wurden 1,5 % mit dem Auto bewältigt, nur 24 Prozent durch Nutzung des Motorräder öffentlichen Verkehrs (Bus, Tram, Bahn). Die durchschnittliche Gesamtemissionen Jahresmobilität pro Person betrug ca. 25 000 Kilometer, 1,7 % 14 900 kt Schiffs-/Inlandsflug- davon 45 Prozent im Ausland bzw. 35 Prozent im Flugzeug. CO₂e und Schienenverkehr Tipps CO2-Einsparung 0,8 % Sonstige Nutzen Sie den öffentlichen Bis zu 69 % im Vergleich zum Nahverkehr privaten Pkw 73 % Nehmen Sie den Reisebus oder Im Durchschnitt 77 % weniger Personenwagen den Fernzug für die Fahrt in den Emissionen (im Vergleich zum Urlaub Pkw) bzw. mehr als 660 % (im Vergleich zum Flugzeug) Treibhausgasemissionen in der Schweiz im Verkehrssektor (2018) – ohne internationalen Flugverkehr, dieser verursacht Achten Sie beim Kauf eines Autos Je grösser und schwerer das Auto, Gesamtemissionen von 5700 kt CO₂e auf den Emissionswert desto höher der Verbrauch und desto höher die Emissionen Passen Sie Ihre Fahrweise und Mit 110 km/h statt 120 km/h auf Geschwindigkeit an Autobahnen können pro Fahrzeug rund 30 kg CO 2 e pro Jahr einge- spart werden bfs.admin.ch 34 35
Tromsø Kirkenes Wie weit kommen vier Personen mit einer Tonne CO 2 e? Da die Treibhausgasemissionen in Abhängigkeit vom Ver kehrsmittel und von dessen Auslastung variieren, zeigt die nebenstehende Abbildung, welche Strecke eine vierköpfige Familie zurücklegen kann, ohne mehr als eine Tonne CO2e freizusetzen. Mit Start in Zürich ist es mit dem Flugzeug nur möglich, die Schweizer Nachbarländer zu erreichen. Mit der Bahn sind hingegen selbst Ziele in Südspanien oder nördlich des nördlichen Polarkreises erreichbar. Die Wahl des Verkehrsmittels für die Fahrt in den Urlaub kann somit einen grossen Einfluss auf die Treibhausgasbilanz der Reise und Oslo Helsinki Stockholm damit den eigenen CO2e-Fussabdruck haben. 210 Inverness CO₂e in g/Personenkilometer Riga 180 Edinburgh Kopenhagen 150 Kaunas Rügen Minsk 120 Dublin Galway Warschau 90 London 60 Frankfurt Ternopil 30 Brest Luxemburg Zürich Salzburg Budapest 0 Bahn* Reisebus* Pkw** Flug*** Lyon Venedig Genua * Bei durchschnittlicher Auslastung und mit landestypischem Strommix ** Angabe bezieht sich auf eine Person im Wagen, bei mehr Insassen sinkt der Split Sofia individuelle CO₂-Fussabdruck Nizza *** Bei durchschnittlicher Auslastung, Economy und Business Class gemittelt Barcelona Neapel Madrid Vergleich der durchschnittlichen Emissionen einzelner Lissabon Verkehrsmittel je zurückgelegtem Kilometer myclimate Palermo UBA (2018e), myclimate Gibraltar 36 37
Kategorie «Wohnen» Rund 27 Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs in der Schweiz lassen sich auf die privaten Haushalte zurückführen. In der Schweiz werden immer noch nahezu zwei Drittel aller 4% 3% Gebäude mit fossilen Energieträgern beheizt (Heizöl und 2% Gas). Daraus ergeben sich hohe Emissionen. 2% 2% Beim Strom sieht es ein wenig anders aus: Im Jahr 2018 lag 3% der Anteil der erneuerbaren Energien am schweizerischen 4% Strommix bei 62 Prozent – damit zählt die Schweiz zu den Staaten mit dem höchsten Anteil an regenerativen Energien. Die Wasserkraft allein ist mit 50 Prozent die wichtigste 15 % 62 TWh Stromerzeugungsart der Schweiz. Tipps Einsparung 65 % Senken Sie Ihre Heiztemperatur Je zusätzlichem Grad steigt der Energieverbrauch um rund 6 % Raumwärme ≅ 350 kg CO 2 e pro Jahr und Warmwasser Haushalt Kochen, Geschirrspülen Trocknen Sie Ihre Wäsche an der Etwa 130 kg CO 2 e pro Jahr und Unterhaltung, Information und Kommunikation Luft anstatt im Trockner Haushalt (4 Personen) Beleuchtung Tauschen Sie ineffiziente und 1 Glühlampe rund Klima, Lüftung und Haustechnik veraltete Glühbirnen durch 6,96 kg CO2e pro Jahr; Waschen und Trocknen moderne LED-Lampen aus bei 20 Glühlampen pro Haus etwa 140 kg CO2e pro Jahr Kühlen und Gefrieren Sonstige Elektrogeräte Endenergieverbrauch im Sektor Privathaushalte (2018) bfe.admin.ch strom.ch, bfe.admin.ch 38 39
Kategorie «Konsum» Produkt Ressourcen Design Als Reaktion auf den hohen Verbrauch verschiedenster Güter in unserer globalisierten Konsumgesellschaft ist immer wieder von einem nachhaltigen Konsum die Rede, also einer Ökobilanz bewussten und ressourcenschonenden Lebensweise. Die Herstellung eines jeden Produkts benötigt Energie und setzt Recycling Produktion damit Emissionen frei. Dabei gerät die für die Herstellung, den Transport, die Lagerung, den Verkauf und die Entsorgung notwendige Energie, die sogenannte graue Energie, gern in Vergessenheit. Der Energieverbrauch wird in der Regel nur Lebenszyklus- mit Elektrogeräten assoziiert, die bei den Verbraucher*innen Gebrauch analyse laufende Kosten verursachen. Verpackung Der Aspekt «klimafreundlicher Konsum» lässt sich auf Vertrieb/ deutlich mehr Bereiche als nur den Elektrobereich über- Verwaltung tragen. Von grundlegenden, meist unbewusst getroffenen Transport Entscheidungen im Haushalt hinsichtlich der Ausstattung und Grösse der Wohnung über die Nutzungszeit und Entsor- gung sowie das Recycling bis hin zum alltäglichen Kaufver- Die graue Energie umfasst den Energieaufwand verschiede- halten von Lebensmitteln, Kleidung und Schuhen wird der ner Aktivitäten und der CO2-Fussabdruck deren Emissionen. individuelle CO 2 e-Fussabdruck bestimmt. Ein nachhaltiger Importierte Produkte bringen also einen unsichtbaren «Ruck- Konsum orientiert sich also an dem Aspekt der Suffizienz sack» an bereits emittierten Gasen mit, die nicht in der (das richtige Mass). Schweiz entstanden sind. Diese Emissionen werden in den Herstellerländern verursacht. Auch deshalb ist China der grösste Emissionsverursacher der Welt, da der überwiegende Teil der Emissionen aufgrund der Herstellung von Produkten für Industrieländer wie die Schweiz entsteht. 40 41
Rinderfilet Ernährung Rindfleisch Schweinefleisch Die Ernährung hat einen grossen Einfluss auf Schweineschnitzel den individuellen CO 2 e-Fussabdruck eines Pouletbrust jeden Menschen. Die Treibhausgasbilanz Butter verschiedener Lebensmittel variiert von Hartkäse knapp 150 Gramm CO 2 (frisches Gemüse) bis Weichkäse hin zu 12 000 Gramm CO 2 (Butter) pro Kilo- Feta (Kuhmilch) gramm. Speziell tierische Lebensmittel wie Mozzarella (Kuhmilch) Fleisch- und Milchprodukte weisen eine Rahm (Vollfett) schlechte Klimabilanz aufgrund von Methan- Hafersahne und Lachgasemissionen, aber auch aufgrund Eier (Freiland) der vergleichsweise aufwendigeren Produk- Quark tionsprozesse auf. Werden die Produkte Joghurt (natur) anschliessend auf dem internationalen Markt Milch (UHT, vollfett) gehandelt, erhöhen sich die Treibhausgas- Sojadrink bilanzen der einzelnen Nahrungsmittel durch Teigwaren, Spaghetti die langen Transportwege zusätzlich. Brot Brötchen (Weissmehl) Für ein Sandwich mit Ei, Speck und Wurst Pommes frites ergeben sich beispielsweise Emissionen in Kartoffeln (frisch) Höhe von fast 1,5 Kilogramm CO 2 – das Tomaten entspricht der CO 2 e-Bilanz eines Personen- Karotten wagens auf einer rund 19 Kilometer langen Lauch Strecke. Für den individuellen CO 2 e-Fussab- Tomatenkonzentrat druck ist also nicht nur – wie häufig ange- Avocados nommen – die Nutzung des eigenen Autos Bananen ausschlaggebend. Die Ernährungsweise ist Äpfel ebenfalls ein bedeutender Faktor, hier lassen 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 sich mit wenigen, einfachen Massnahmen viele Emissionen einsparen. eaternity.ch kg CO₂e/kg Lebensmittel 42 43
Tipp Einsparung Bei einer klimaverträglichen Ernährungsweise spielen neben der Entscheidung für überwiegend pflanzliche Produkte auch Reduzieren Sie Ihren Fleisch- 344 kg CO 2 e-Einsparung pro Jahr die Herkunft und der Zeitpunkt im Jahr eine grosse Rolle. Bei konsum um 100 g pro Tag. Zum und Person möglich, bei 100 g Vergleich: Ein Burger Patty weniger Fleisch pro Tag regional erzeugten Nahrungsmitteln reduzieren sich die besteht im Schnitt aus 150 g Treibhausgasemissionen durch die kurzen Transportstrecken. Fleisch Saisonale Produkte können in der Schweiz und im Ausland ohne zusätzlichen Aufwand (beispielsweise das Beheizen von Bevorzugen Sie biologisch 5–15 % CO 2 e-Einsparung möglich erzeugte Produkte beim Einkauf Gewächshäusern) erzeugt werden und sind deshalb emis- sionsarm in der Herstellung. Auch der Konsum von zertifizier- Bevorzugen Sie frische und wenig Frische Kartoffeln etwa 200 g ten Bioprodukten, hergestellt unter ökologischer Bewirt- verarbeitete Zutaten anstelle von CO 2 e pro kg; tiefgekühlte Tiefkühlprodukten Pommes 5,7 kg CO 2 e pro kg. schaftung, kann den individuellen CO 2 -Fussabdruck deutlich Also 96 % Einsparung vermindern. Im Gegensatz zur konventionellen Landwirt- schaft wird in der ökologischen Bewirtschaftung auf den Reduzieren Sie Ihren Konsum Im Durchschnitt 16 % CO 2 e-Ein- weiterer tierischer Produkte sparung möglich durch vegane Einsatz von Stickstoff- und Nitratdünger verzichtet. Hier- statt vegetarischer und 26 % durch werden die Emissionen des besonders klimaschädli- CO 2 e-Einsparung durch vegetari- chen Treibhausgases N2O deutlich reduziert. sche Ernährung statt Fleisch- konsum (CH-Durchschnitt) eaternity.ch, wwf.ch, bmu.de CareElite (2018), myclimate, Scarborough et al. (2014), Lindenthal et al. (o. J.) 44 45
Veganer Burger versus Fleisch-Burger f Die Ernährung hat eine starke Auswirkung auf unsere per- pt au sönliche CO₂-Bilanz. Vegetarische Alternativen zu Fleisch- Re ze te .o r g / im a produkten, wie zum Beispiel myclimates «Zero Burger», sind myc l o b u r g e r schmackhaft und zudem deutlich klimafreundlicher. So ver- z r e ursacht ein veganes Burger Patty weniger als ein Sechstel der CO₂-Emissionen, die auf ein Patty aus Fleisch entfallen. Dieser Vergleich zeigt, dass bereits eine vegane Alternative zu einem Fleischgericht pro Woche zu einer deutlichen CO₂- Reduktion führt – und dies, ohne dass man auf Genuss verzichten muss. Zero Burger Patty (175 g) 198 g CO₂ Fleisch-Patty (175 g) 1258 g CO₂ 0g 100 g 200 g 300 g 400 g 500 g 600 g 700 g 800 g 900 g 1000 g 1100 g 1200 g Zero-Burger-Rezept: myclimate Deutschland, Fleischrezepte: swissmilk.ch, bettybossy.ch, myclimate-Berechnungen, Foto: roberthoernig.com 46 47
Lebensmittelverschwendung Fleisch, gemischt total In unserer Gesellschaft schwindet das Bewusstsein für den Frischgemüse Wert alltäglicher Dinge stark. Speziell Lebensmittel können Fisch, in grosser Auswahl und zu günstigen Preisen überall erwor- Meerestiere ben werden, was einen unbedachten Lebensstil fördert. Welt- Brote und weit gehen pro Jahr rund 1,3 Milliarden Tonnen an Lebensmit- Backwaren teln verloren, in der Schweiz etwa 2,8 Millionen Tonnen. In Exotische Früchte Bezug auf den schweizerischen Gesamtverbrauch wird somit etwa ein Drittel aller produzierten Lebensmittel nicht im Milch vorgesehenen Sinn verwendet, sondern schlicht weggewor- Teigwaren fen. Rund 1,7 Millionen Tonnen aus diesem Verlust, das heisst mehr als 66 Prozent, können den vermeidbaren Verlusten Öle und Fette (pflanzlich) zugeordnet werden. Rund 30 Prozent der vermeidbaren Verluste sind dabei auf uns als individuelle Endverbrau- Eier cher*innen zurückzuführen. Schaffen wir es, nur ein Drittel Reis der heutigen Lebensmittelverluste zu verhindern, können wir beispielsweise die Menge an CO2e einsparen, die 500 000 Frischobst Autos verursachen. Zucker Kartoffeln Hülsenfrüchte Mais 2,8 Mio. t 1,3 Mrd. t 0 300 000 600 000 900 000 1 200 000 pro Jahr pro Jahr Emissionen in t CO₂e/Jahr Menge in t/Jahr Foodwaste in der Schweiz – Klimawirkung und Menge wwf.ch BAFU (ETH-Bericht Foodwaste) 48 49
Kleidung Der Kleidungskonsum ist in den letzten Jahrzehnten stark angestiegen, innerhalb der letzten 15 Jahre hat sich der globale Absatz beinahe verdoppelt. Schweizer*innen kaufen 4,8 kg durchschnittlich 65 bis 70 neue Kleidungsstücke pro Jahr, CO₂e motiviert durch das grosse und häufig wechselnde Angebot und die günstigen Preise. Häufig bleibt bei solch intensivem Made in China Konsumverhalten das Bewusstsein für den hohen Wasser- und Energieverbrauch, der von der Produktion der Rohstoffe 33,4 kg über die internationale Distribution bis hin zum Beseitigungs- CO₂e aufwand anfällt, unbeachtet. Statistisch betrachtet werden 40 Prozent der gekauften Kleidung gar nicht getragen. Auch 0,84 kg im Bereich der Kleidung lassen sich bei angepasstem Verhalten und bewusstem Konsum massiv Treibhausgas- CO₂e emissionen einsparen. Bei Produktion einer Jeans Made in Switzerland (Bio) verursachte Emissionen Tipp Einsparung Weitere Tipps Achten Sie beim Einkauf Ein T-Shirt aus biologischer auf das Material, dessen Baumwolle, das in der Schweiz – Achten Sie beim Kauf auf die Qualität und Verarbeitung. Herkunft und den produziert wird, hat einen ca. Je länger Sie das Kleidungsstück tragen, umso besser ist Verarbeitungsort der 80 % geringeren CO2-Fussab- sein CO2e-Fussabdruck. Textilien druck als ein vergleichbares Baumwollshirt aus China, das – Wägen Sie zwischen Onlineeinkauf und dem Einkauf im per Flugfracht in die Schweiz nächsten Geschäft ab. transportiert wird – Tätigen Sie Sammelbestellungen. Wenn Sie sich für den Einkauf im nächsten Geschäft entscheiden, so kombi- nieren Sie diesen am besten mit weiteren Terminen und nutzen Sie den öffentlichen Nahverkehr. greenpeace-magazin.ch Paper: Elemental LCA, publication, Studie von myclimate und Tutti.ch, 2019 50 51
Secondhand Fernseher 638 Um den eigenen CO 2 e-Fussabdruck zu Kühlschrank 437 senken, gibt es vielerlei Möglichkeiten. Sofa 378 Obwohl es primär um die Reduktion des Ressourcenverbrauchs geht, muss ein klima- Hometrainer 297 verträglicher Lebensstil nicht zwingend mit einem Verzicht einhergehen. Es geht viel- Laptop 210 mehr darum, das Kaufverhalten bewusst und nachhaltig zu gestalten. Dies wird zum Fahrrad 109 Beispiel durch den Erwerb von Gebraucht- artikeln (Secondhand) möglich. Durch den Staubsauger 98 ausgeprägten Konsum landen in der Schweiz viele noch brauchbare Produkte und voll Tablet 91 funktionsfähige Elektrogeräte im Müll. Dabei lohnt sich der geringe Aufwand eines Ver- Tisch 80 kaufs oft finanziell (für Käufer*innen und Verkäufer*innen) und gleichzeitig können Digitalkamera 77 enorme Mengen an CO 2 e eingespart werden. Durch den Erwerb eines gebrauchten Fern- Nähmaschine 75 sehers können die Emissionen von rund 640 Kilogramm CO2e für ein neues Gerät einge- Handy 50 spart werden. Je nach Allokation kann von einer CO2e-Einsparung der gesamten 640 Kommode 48 Kilogramm CO2e gesprochen werden. Eine Kalkulation der die CO 2 e-Einsparungen durch Kaffeemaschine 39 Secondhandverkauf über Onlineplattformen in Europa mit rund 60 Millionen Nutzer*innen 0 100 200 300 400 500 600 700 pro Monat beziffert die jährlichen Emissions- kg CO₂e/Stk. einsparungen auf etwa 16,3 Millionen Tonnen. Durchschnittliche CO₂e-Emissionen von Neugeräten/Artikeln Studie von myclimate und Tutti.ch, 2015, Schibsted 2017 52 53
Emissionen pro Aktivität Onlineshopping: 1116 t CO₂e Circa 7 Mio. Zalando-Rücksendungen 250 ml Milchkaffee = pro Jahr pro Jahr bei einem durchschnittlichen 0,16 kg CO₂e/Inhalt Paketgewicht von 3 kg 250 ml Kaffeebecher = 0,015 kg CO₂e/Kartonbecher Am Gesamtprodukt gemessen ist der Inhalt Emissionen Tumbler 10-mal so umweltschädlich (Energieklasse B): wie die Verpackung! 542 g CO₂e/Tumblergang Kochen mit Deckel spart 20 % CO₂e ein Papierverpackung vs. Plastikfolie vs. Aluverpackung 1 kg 1 kg 25 g CO₂e/l 20 g CO₂e/l 1 kg kochendes Wasser kochendes Wasser 1,1 kg CO₂e 2–3 kg CO₂e 19 kg CO₂e Eine Google-Suche erzeugt rund 10 g CO2e. Bei 2 Billionen Suchanfragen jährlich weltweit Google ≈ 20 Mio. t CO2e oder bei 20 Anfragen pro Tag Vegan Vegetarisch Flexitarisch Fleischkonsum 73 kg persönliche CO2e-Emissionen pro Jahr 100 km pro Person im 100 km pro Person im durchschnittlichen 1050–1125 kg 1280–1390 kg 1500–1700 kg 1800–2600 kg CH-Durchschnitt Regio- und Fernverkehr (SBB) CO2e pro Jahr CO2e pro Jahr CO2e pro Jahr CO2e pro Jahr Die Zahlen geben eine Bandbreite der Treibhausgasemissionen verschiedener Ernährungsformen im Schweizer Durchschnitt in Kilogramm CO₂e pro Person und Jahr an. ekz.ch, ecoinvent.org, wwf.ch, fea.ch, logistik-watchblog.de, blog.carpathia.ch, mobitool.ch, 18 kg CO₂e ICE 0,7 kg CO₂e web.de, myclimate-Berechnungen, Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (Zahlen gerundet), bafu.admin.ch, naturwissenschaften.ch 54 55
«Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt, der andere packt sie kräftig an und handelt.» Dante Alighieri, italienischer Dichter, 1265–1321 Wie kann ich Verantwortung übernehmen? Auf den vorangegangenen Seiten wurden einige Möglichkei- ten aufgezeigt, wie man CO 2 e einsparen kann. Leider ist es aber auch den sparsamsten Menschen nicht möglich, keine Emissionen auszustossen. Man kann jedoch trotzdem Verantwortung übernehmen. 56 57
Globale Erwärmung und Dabei dürfen und müssen wir nicht auf Anweisungen von die eigene CO2-Bilanz oben warten. Jede*r Einzelne kann etwas tun. Die Möglich- keiten, den individuellen CO 2 e-Fussabdruck zu reduzieren, sind vielfältig und häufig mit nur geringem Aufwand verbun- Um den globalen Temperaturanstieg auf das international den. Meist können ein bewussteres Handeln im Alltag und ausgerufene Ziel von 2, besser von 1,5 °C gegenüber dem das Überdenken verschiedener Angewohnheiten schon vorindustriellen Niveau von 1850 zu beschränken, muss einen grossen Effekt erzielen. innerhalb der nächsten Jahre der CO 2 e-Fussabdruck pro Person weltweit deutlich reduziert und eine tendenzielle Klimaneutralität erreicht werden. Laut den neuesten Berich- ten des Weltklimarats IPCC haben menschliche Aktivitäten bisher zu einer globalen Temperaturerhöhung von ungefähr 1 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau geführt. Regional schwankt diese Angabe jedoch deutlich, in nördlichen Regio- nen, beispielsweise in Kanada, lagen die Temperaturen gegen Unvermeidbare Emissionen Ende des 20. Jahrhunderts bereits um 3 bis 4 °C über dem vorindustriellen Niveau. In der Schweiz betrug der Tempera- turanstieg bislang ungefähr 2 °C. Selbst bei einem klimabewussten Lebensstil mit eingeschränktem Konsum können heutzutage die Bleiben die globalen Emissionen auf dem aktuellen Level, Emissionen nicht gänzlich reduziert werden. Beim so kann die weltweite Erwärmung schon ab dem Jahr 2030 Wohnen, bei der Ernährung, der Mobilität und der 1,5 °C betragen. Um den globalen Temperaturanstieg auf Energienutzung entstehen dennoch sogenannte unter 1,5 °C zu beschränken, sind somit innerhalb der nächs- unvermeidbare Emissionen. Aber es besteht die ten Jahre auf internationaler Ebene umfassende Mass- Möglichkeit, über Klimaschutzprojekte, zum Bei- nahmen zur Emissionsreduktion notwendig. spiel die von myclimate, die Verantwortung für die eigenen unvermeidbaren Emissionen zu über- nehmen und diese auszugleichen. IPCC Special Report (2018). Global Warming of 1.5 ºC 58 59
Die Entwicklung der letzten 164 Jahre 60 14,8 N₂O-Emissionen Der globale Temperaturanstieg verläuft CH₄-Emissionen seit den 1970er-Jahren exponentiell! 1850–2014: 1 °C CO₂-Emissionen 14,6 50 Globale Durchschnittstemperatur 14,4 Globale Durchschnittstemperatur im Mittel Jährliche Emissionen (Gt CO₂e/Jahr) 40 14,2 30 14,0 20 13,8 10 13,6 0 13,4 1850 1858 1866 1874 1882 1890 1898 1906 1914 1922 1930 1938 1946 1952 1962 1970 1978 1986 1994 2002 2014 Climatewatch (o. J.), PIK (2017), IPCC (2013c), ACIA (2004) 60 61
Extremwetterereignisse, Extremwetterereignisse verursachen grosse Schäden. Eine Risiken und Klimawandel Zunahme von Stärke und Häufigkeit solcher Ereignisse durch den Klimawandel sorgt deshalb auch für eine Zunahme der Schäden. Die beobachtete starke Zunahme dieser Schäden lässt sich jedoch nicht nur auf den Klimawandel zurückfüh- ren, sondern zum grossen Teil auch auf die globale Zunahme vorhandener Sachwerte (Häuser, Strassen, Infrastruktur allgemein). Welchen Anteil der Klimawandel an der Zunahme der Schäden hat, ist sehr schwierig zu bestimmen. In einzel- nen Regionen kann eine Zunahme von Stärke oder Häufigkeit bestimmter Extremereignisse gezeigt werden, in einzelnen Fällen auch Schäden wie Todesfälle aufgrund von Hitzewellen. 2020er-Jahre: 20 Mrd. CHF/Jahr 2050er-Jahre: 100–160 Mrd. CHF/Jahr 2080er-Jahre: 640–2700 Mrd. CHF/Jahr Die Hitzewellen von 2003 und 2015 haben in der Schweiz zu rund 1000 zusätzlichen Todesfällen geführt. Die Wahrschein- ? lichkeit solcher Hitzewellen in Europa hat sich durch den Klimawandel bis Anfang des 21. Jahrhunderts in etwa ver- Kalkulierte Entwicklung der Kosten durch doppelt und seither noch einmal verzehnfacht. Klimawandelfolgen für Europa im 21. Jahrhundert nature.com UBA (2012) , BCG (2018) 62 63
Die Arbeit von myclimate Bildung myclimate ist eine gemeinnützige Organisation und Ihr Wir ermutigen mit unseren Partner für wirksamen Klimaschutz – global und lokal. handlungsorientierten und Gemeinsam mit Partnern aus der Wirtschaft sowie interaktiven Bildungsange- Privatpersonen will myclimate durch Beratungs- und boten jede*n, einen Beitrag Bildungsangebote sowie eigene Projekte die Zukunft für unsere Zukunft zu leis- der Welt gestalten. ten. Klimaschutzprojekte Mit unseren Projekten höchster Qualität treiben wir weltweit messbaren Klima- Die Umsetzung der myclimate-Klimaschutzprojekte erfolgt in schutz und eine nachhaltige der Regel in Entwicklungsländern, denn dort lässt sich durch Entwicklung voran. vergleichsweise günstige Massnahmen nicht nur das Klima schützen. Auch tragen diese Massnahmen nachweislich zum Erreichen der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs) bei. Hierzu gehören Beratung und Lösung beispielsweise die Bekämpfung von Armut, Hunger, Krank- heit und Arbeitslosigkeit, die Verbesserung der Schulbildung Wir beraten Unternehmen oder auch die Verbesserung der Geschlechtergleichheit. Für zu integriertem Klimaschutz das Klima spielt es keine Rolle, wo die Treibhausgasemissio- mit greifbarem Mehrwert. nen reduziert und eingespart werden; wichtig ist nur, dass Dieser entsteht durch diese in der Summe abnehmen. Analysen, IT-Lösungen, Auszeichnungen und Ressourcenmanagement. 64 65
Klimaschutzprojekt «Solarenergie für Bildung und Jobs» Etwa 2,5 Milliarden Menschen, das entspricht rund einem Die Menschen sind nicht mehr vom Licht des Tag-Nacht- Drittel der Weltbevölkerung, leben ohne zuverlässige Strom- Rhythmus abhängig, Kinder können in den Abendstunden versorgung. Oft wird Kerosin als Brennstoff für die Produk- länger lernen, Erwachsene ein Zusatzeinkommen generieren. tion von Elektrizität verwendet, welches jedoch teuer und Die Installation erfolgt durch die lokale Bevölkerung, wodurch emissionsintensiv ist. In Tansania können Menschen durch Arbeitsplätze geschaffen werden. Der Beitrag für den Klima- das myclimate-Projekt an ihren Energiebedarf angepasste schutz beläuft sich aktuell auf rund 10 000 Tonnen CO 2 e-Ein- Solarpanele mit Batterie, Lichtquelle und einem Ladegerät sparung pro Jahr. für Mobiltelefone vergünstigt erwerben. Die Mikrofinanzie- rungssysteme im Rahmen des Projekts helfen zusätzlich dabei, die Investition zu tätigen. Licht steigert das Sicherheitsgefühl. Foto: mobisol/myclimate Solarenergie eröffnet Einkommensmöglichkeiten. Foto: mobisol/myclimate 66 67
Klimaschutzprojekt «Sauberes Trinkwasser für Schulen und Haushalte» In vielen Regionen der Welt, speziell südlich der Sahara, besteht immer noch kein bzw. nur eingeschränkter Zugang zu sauberem Trinkwasser. Ohne chemische oder physikalische Behandlung des Wassers vor Verwendung als Trinkwasser oder zum Kochen besteht ein hohes Risiko für verschiedene Erkrankungen. In Uganda kochen rund 40 Prozent der Bevölkerung das Wasser vor Gebrauch ab, wobei überwie- gend Brennholz genutzt wird. Daher werden grosse Waldflä- chen immer weiter abgeholzt. Zudem wird das Sammeln von Brennholz wegen längerer Distanzen zum Haus für die Menschen vor Ort zunehmend zeitintensiver. Die 900 Kinder der Kawempe Mbogo School können jederzeit Wasser trinken. Foto: myclimate Mit verschiedenen simplen, jedoch sehr effektiven Filtertech- nologien hat myclimate bereits vielen Menschen den Zugang zu sauberem Trinkwasser ermöglicht und dadurch deren Lebensbedingungen deutlich verbessert. Aufgrund weniger Erkrankungen können Kinder beispiels-weise regelmässiger die Schule besuchen. «Früher mussten wir das Wasser mit chemischen Tabletten reinigen, da wir nicht genügend Was- ser abkochen konnten. Es schmeckte schlecht, die Tabletten waren teuer und nicht immer verfügbar», erklärt Mulindwa Muhammed Noor, Schulleiterin der Kawempe Mbogo School. Die jährliche Reduktion an CO 2 e-Emissionen beläuft sich durch dieses Projekt auf rund 61 500 Tonnen. Wasseraufbereitungssystem der Nkumba Talemwa Junior School in Entebbe. Foto: myclimate 68 69
Klimaschutzprojekt «Effiziente Kocher retten Lebensraum für letzte Berggorillas» Ineffiziente Kocher mit Holz als Brennstoff verursachen in vielen Regionen der Erde grosse Probleme. Neben der Rauchbelastung durch den Verbrennungsprozess werden mit dem stetig zunehmenden Holzbedarf durch steigende Bevölkerungszahlen die umliegenden Ökosysteme, speziell die Regenwälder, gefährdet. Dies betrifft in Ruanda vor allem die Berggorillas, von denen es weltweit nur noch rund 1 000 Exemplare gibt. myclimate arbeitet mit lokalen Akteur*innen zusammen und entwickelt effiziente, kostengünstige Kocher für die Bevölke- rung. Diese reduzieren den Holzverbrauch um rund zwei Drittel, wodurch sowohl der Regenwald und damit die Berg- gorillas geschützt als auch die Lebensbedingungen der örtlichen Bevölkerung verbessert werden. Zeit- und Geldersparnisse durch geringeren Holzbedarf ermöglichen Frauen und Kindern andere Aktivitäten, fördern die Schulbildung und schaffen neue Arbeitsplätze, da die Kocher durch die Bevölkerung selbst hergestellt und instal- liert werden. Die deutlich geringere Rauchentwicklung in den Hütten verbessert die Lebensqualität und ganz massgeblich die Gesundheit vor allem von Frauen und Kindern. Durch das Projekt können insgesamt 72 000 Tonnen CO 2 e pro Jahr eingespart werden. Fotos: Likano/myclimate 70 71
Klimaschutzprojekt «Mangroven- aufforstung und Frauenförderung» Ziel ist es, gesunde Mangrovenwälder an einer Küstenregion in Myanmar zu schaffen, die CO₂ aufnehmen, die Bevölkerung vor Naturkatastrophen schützen und die Biodiversität fördern, indem sie einen wichtigen Lebensraum für bedrohte Arten darstellen. Das Projekt bindet die lokale Bevölkerung bei der Wiederherstellung der degradierten Mangroven- ökosysteme ein und steigert gleichzeitig ihre Lebensqualität. CO 2 CO 2 CO 2 CO 2 CO 2 CO 2 C C C C C C C C C 72 73
Glossar Fossile Energie: Energie aus Brennstoffen, die durch den bakteriellen Abbau toter Pflanzen und Tiere entstanden sind. CH 4 : Methan – chemische Verbindung von Kohlenstoff und Fossile Energie ist nicht erneuerbar. Beispiele sind Braunkoh- Wasserstoff. Hauptbestandteil von Erdgas. Zweitwichtigstes le, Steinkohle, Erdgas und Erdöl. Auch Uran, wenngleich ein durch menschliche Aktivitäten emittiertes Treibhausgas. Element, zählt hierzu. CO 2 : Kohlendioxid – chemische Verbindung von Kohlenstoff Graue Energie: Energiemenge, die für die Herstellung, den und Sauerstoff. Weitaus wichtigstes durch menschliche Aktivi- Transport, die Lagerung, den Verkauf, die Entsorgung usw. täten emittiertes Treibhausgas. von Gütern verbraucht wird. CO 2 e: Sogenannte CO2-Äquivalente. Für die Emissionen Gt: Gigatonne (Faktor 109) anderer Treibhausgase als CO2 wird – entsprechend ihrer kWh: Kilowattstunden (Faktor 10³) unterschiedlichen Treibhauswirkung – diejenige Menge an CO2 berechnet, die der Treibhauswirkung dieser Gase ent- Mt: Megatonne (Faktor 10 6) spricht. Diese «virtuellen» CO2-Emissionen werden dann N 2 O: Lachgas addiert und ergeben die Menge an CO2-Äquivalenten. OHC: Ocean Heat Content (Wärmegehalt des Ozeans) Emission: Die Freisetzung von Gasen (hier Treibhausgasen) oder deren Vorläufersubstanzen in die Atmosphäre über einem ppb/ppm: parts per billion/million. Teilchen pro Milliarde/ bestimmten Gebiet und in einem bestimmten Zeitraum. Million. Relative Massangabe für die Konzentration von Gasen in der Luft. Endenergie: Die Energieform, die von den Verbraucher*innen genutzt wird (zum Beispiel Heizöl, Benzin, Strom usw.). Primärenergie: Primärenergie ist die direkt in den Energie- quellen vorhandene Energie (zum Beispiel Brennwert von Energieeffizienz: Verhältnis von Energieaufwand und Nutzen. Kohle). Die Primärenergie wird in Kraftwerken, Raffinerien Je grösser der Nutzen der eingesetzten Energiemenge, desto und so weiter in die sogenannte Endenergie (nutzbare Ener- grösser ist die Energieeffizienz. gie wie Strom oder Wärme) umgewandelt. Dabei kommt es zu Erneuerbare Energie: Energieformen, die sich selbst Umwandlungsverlusten. regenerieren, zum Beispiel Sonne, Wind oder Erdwärme. kt: Kilotonne (Faktor 10³) Erwärmungspotenzial: Das Erwärmungspotenzial bezieht die TWh: Terawattstunde (Faktor 10 12) Klimawirksamkeit einer Einheit eines Treibhausgases auf die Klimawirksamkeit einer Einheit von CO 2 . Anhand des Erwär- mungspotenzials lassen sich CO2-Äquivalente berechnen. 74 75
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