Sakramente in Corona-Zeiten 21 2020 - Forum Pfarrblatt

Die Seite wird erstellt Ariane Junker
 
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Sakramente in Corona-Zeiten 21 2020 - Forum Pfarrblatt
3. BIS 16. OKTOBER

                                                      21 2020

Sakramente in Corona-Zeiten
 Schwerpunkt Chancen und Grenzen beim Feiern

 Seelsorgerinnen und Seelsorger berichten, was
 die Pandemie in ihren Liturgien ausgelöst und
 verändert hat.
Sakramente in Corona-Zeiten 21 2020 - Forum Pfarrblatt
EDITORIAL

                                                                     Ende Juli fuhr ich mit meiner
                                                                     Familie nach Deutschland,
                                                                     um das Haus meiner Schwie­
                                                                     germutter zu räumen. Sie
                                                                     war im Januar verstorben, kurz
                                                                     danach kam Corona, und
Manchmal komme ich mir vor wie in einem                              wir mussten die Verteilung
kleinen Boot im medialen Wellenmeer.»                                des Nachlasses auf den
                                                                     Sommer verschieben.
Wechselnde Corona-Nachrichten werfen mich hin und her. Die
Flüchtlings- und Klimaproblematik kommt wieder stärker ins           Das Haus stand seitdem leer,
Bewusstsein. Diktatoren halten uns ihre Menschenverachtung vor       die Blumenrabatten waren
Augen, und in der Schweiz wird unsauberes Geld gewaschen             verwildert und zwischen den
oder vergiftetes Material umweltgefährdend verschoben.               Steinplatten spross das
                                                                     Unkraut.
Es ist notwendig, über das alles informiert zu sein. Aber die        Doch im Haus war alles wie
Wahrnehmung wird auch verzerrt. Denn im digitalen Raum               früher. Wir räumten die
werden die Schrillen, Schrägen und von sich Überzeugten              Schränke, verpackten Geschirr
durch Likes und Weiterverbreitung verstärkt – und durch die          und Gläser und stöberten
Medien in die breite Öffentlichkeit getragen. Dass aber – gerade     in alten Dokumenten und Foto­
was Covid angeht – eine grosse Mehrheit erstaunlich gut und          alben. Die Enkelinnen be­
konstruktiv mit dieser schwierigen Situation umgeht, ist doch das    dienten sich im Kleiderschrank,
eigentlich Erstaunliche – prägt aber nicht unser Bewusstsein.        und Hausrat im Stil der 70er
                                                                     fand neue Liebhaber.
Manchmal sind also die Wellen gar nicht so hoch, wie sie scheinen.   Wie viele Erinnerungen wurden
Manchmal ist es aber auch nötig, die eigenen inneren Kräfte          dabei wach! Die Befürchtung
zu aktivieren, um trotz äusseren und oft genug auch inneren          meiner Schwiegermutter,
Stürmen das eigene Lebensboot kraftvoll zu steuern.                  dass wir sowieso alles weg­
                                                                     werfen würden, hatte sich
«Man verliert niemals seine Stärke. Manchmal vergisst man            nicht bestätigt. Sie kam uns
nur, dass man sie hat.» Dieser Satz fand via Whatsapp seinen         beim Sichten ihrer Dinge
Weg zu mir. Auch solche Botschaften können wir durch die sozialen    auf eine neue Art nahe. Immer
Medien verbreiten – und uns damit stärken.                           wieder erschien es mir zwi­
                                                                     schendurch so, als würde sie
Eine Kraftquelle kann auch der Glaube sein. Nur erwarten wir         uns freudig beim Sortieren
auch hier manchmal das Falsche. Uns selbst zurücklehnen und          zusehen. Und das war, trotz
Gott das Lösen unserer Probleme überlassen funktioniert nicht.       aller Wehmut, eine beglücken­
Pater Ermes Ronchi sagte 2016 in seinen Fastenexerzitien vor         de Erfahrung.
Papst Franziskus und der Kurie: «Gott handelt nicht als unser Er-
s­atzmann, er holt uns nicht aus den Stürmen heraus, sondern
stützt und hält uns in den Stürmen. Gott bewahrt nicht vor allem
Leid, aber er bewahrt und trägt uns in allem Leid. Gott bringt
nicht die Lösung all unserer Probleme, er bringt sich selbst, und
indem er sich selber schenkt, gibt er uns alles.»

Damit können wir weiterrudern und verlieren den Horizont
nicht aus den Augen – und wenn wir uns umschauen, ist das
Meer nicht nur stürmisch und rau, sondern oft auch wunderbar
weit und schön.
                                                                     Petra Kreuzer
                                                                     Religionspädagogin in Hombrechtikon

                                                                                     forum 21 2020    2
Sakramente in Corona-Zeiten 21 2020 - Forum Pfarrblatt
INHALT

                                                           4

                                                                                                                                                                              Foto: Christoph Wider
                 SCHWERPUNKT

             Sakramente in
             Corona-Zeiten
             Das Virus hat gottesdienstliches
             Feiern verändert. Was hat dies in
             Pfarreien ausgelöst? Was wurde
             neu entdeckt oder stärker ins
             Bewusstsein gerückt?

                 BERICHT AUS DEM VATIKAN
                                                            8                                                                   SCHWERPUNKT
                                                                                                                                Gottesdienst ist keine Privatsache
                                                                                                                                Erkenntnisse aus dem Lockdown
                                                                                                                                                                        8

             Der Papst als Navi

                                                                                                                    26
             Was hat der Papst in diesem                                                                                        AUS DEN PFARREIEN               9–24
             Sommer so gemacht – und was ist
                                                                                           IM ZÜRIPIET DIHEI
             grundsätzlich seine Aufgabe?                                                                                       GLAUBEN HEUTE                        25
                                                                                           Wie kommt das                        Gleichnisse aktuell
Foto: kna-bild

                                                                                                                                Vom Weltgericht
                                                                                           forum an?
                                                                                           Ergebnisse aus der repräsentativen
                                                                                           Leserschaftsbefragung des            KURZNACHRICHTEN                      28
                                                                                           Meinungsforschungsinstituts          Bischofskonferenz und Frauenbund
                                                                                           gfs.bern vom Januar 2020.            Ein erster Schritt
                                                                                                                                Synode der Kath. Kirche Kanton Zürich
                                                                    Foto:Christoph Wider

                                                                                                                                Ethikpreis und dringlicher Appell

                                                                                                                                BOUTIQUE                             29
                                                                                                                                Inegüxle
                                                                                                                                Kunst und Religion im Dialog

                                                                                                                                AGENDA                               31
                                                                                                                                SCHLUSSTAKT                          32
                                                                                                                                Was ich einmal war ...
                                                                                                                                Hochbauzeichner: Marcel von Holzen

                                                                                                                                 ONLINE + 

                                                                                                                                 Bühne frei für den
                                                                                                                                 Gottesdienst
                                                                                                                                 Was erwarten die Menschen in den
             Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 22. September 2020
                                                                                                                                 Kirchenbänken von der Liturgie?
             Titel: Pfingstgottesdienst in Collombey
                                                                                                                                 www.forum-pfarrblatt.ch
             Foto: Keystone

                                                                                                                                                         forum 21 2020    3
Sakramente in Corona-Zeiten 21 2020 - Forum Pfarrblatt
SCHWERPUNKT

Sakramente in Corona-Zeiten
Eigentlich ist das Leben mit dem Corona-Virus komplizierter geworden. In die
Liturgien und Gottesdienste scheint es hingegen eine gewisse Leichtigkeit
gebracht zu haben. Zwei Priester und zwei Pfarreiseelsorgerinnen erzählen.

               Weihnachten steht vor der Türe – zumindest was die   Stens denkt seine Erfahrung weiter auf das, was
               Planung angeht. Denn wenn an jenem Fest, an          Sakramente sind und sein könnten: «Sakra-
               dem normalerweise die meisten Menschen in die        mente und Seelsorge gehören zusammen, sie
               Kirchen kommen, nicht alle kommen dürfen,            ergänzen sich, die Grenzen sind fliessend. Ein
               dann braucht es rechtzeitig kreative Lösungen.       Sakrament ohne menschliche Nähe und Zu-
               In der Pfarrei Johannes XXIII. in Greifensee will    wendung bleibt ein leeres Ritual.»
               man Quartierweihnachten feiern, an verschiede-           Das müsse doch eigentlich Folgen haben für
               nen Standorten auf dem Pfarreigebiet. Im Ideal-      die Frage, wer Sakramente feiern könne. «Coro-
               fall unter Einbezug von möglichst vielen Freiwil-    na hat eine Türe geöffnet. Sie könnte uns zu ei-
               ligen, die in ihrem Quartier Mitverantwortung        nem neuen Denken in der Theologie führen,
               für diese Feiern übernehmen.                         auch zur Frage nach der Legitimation der Spen-
                                                                    dung eines Sakraments», so Stens.
               An Ostern ist etwas passiert                             Wer darf, wer kann Sakramente feiern? Hel-
               Das ist etwas Neues. Schon an den vergangenen        la Sodies sagt dazu: «Für mich persönlich ist
               Kar- und Ostertagen hatte man völlig anders fei-     noch viel klarer und spürbarer geworden, dass
               ern müssen, gezwungen durch den Lockdown.            es darum gehen müsste, die Menschen selbst zu
               Gemeindeleiterin Hella Sodies: «Junge Erwach-        ermächtigen, Sakramente zu feiern, miteinan-
               sene bis hin zu den älteren haben uns zurückge-      der und füreinander.» Sie sei sich dessen be-
               meldet, dass sie noch nie so intensiv erlebt ha-     wusst, dass das kirchenrechtlichen und dogma-
               ben, wie sich das biblische Ostergeschehen mit       tischen Grundsätzen widerspreche, aber «das ist
               ihrem eigenen Leben verbunden hat.» Dabei            die Erfahrung, und die ist erst einmal da.»
               hatte man ja nicht einmal in der Kirche zusam-
               menkommen können. Gefilmt und übertragen             Begegnung unter dem Vordach
               auf die Laptops und Computer der Menschen,           Pfarreiseelsorgerin Heidi Kallenbach von St. Mar­
               wurde die Osterliturgie naturgemäss anders ge-       tin in Meilen erzählt: «Seit es wieder erlaubt
               staltet, «mit klassischen Elementen, aber eben       ist, machen wir mit den Menschen draus­sen ab
               viel freier und sehr abgespeckt».                    und treffen uns dann unter dem Vordach oder an
                   Ähnlich alternativ ist die Erfahrung von         der Haustüre. Wir beten miteinander und spen-
               Oliver Stens: «Ich hätte mir nie in meinen Träu-     den ihnen die Kommunion.» Passanten nickten
               men ausgemalt, dass ich einmal eine Osternacht       freundlich, manche werfen einen überraschten
               alleine bei mir zu Hause am Küchentisch feiere»,     Blick. Ein «riesengrosser Aufwand» zwar, die
               sagt der Priester und Spitalseelsorger. So war es    Kommunion im Pfarreigebiet auszutragen, aber
               aber, als er eben an jenem Karsamstag 2020 von       einer, den sie mit ihren beiden Kollegen gern auf
               einem Einsatz in einem Zürcher Alterszentrum         sich nimmt. «Die Leute sollen spüren, dass wir für
               nach Hause gekommen war.                             sie da sind, auch wenn sie nicht in die Kirche kom-
                   Als diensthabender Priester war er über das      men können.»
               Priesterpikett in eines jener Häuser aufgeboten           Seit Pfingsten ist es wieder möglich, gemein-
               worden, in denen mehrere Menschen an den             sam Gottesdienste zu feiern. Dass die Leute nun
               Folgen einer Infektion mit Covid-19 sterben soll-    auch wieder kämen – mit Ausnahme einiger aus
               ten. Oliver Stens ging hin, um für sie da zu sein,   der Risikogruppe – freut und überrascht Heidi
               das Sakrament der Krankensalbung zu spenden,         Kallenbach. «Wir können davon ausgehen, dass
               eingepackt in Schutzkleidung, mit Handschu-          die Kommunion in Gemeinschaft eine grössere
               hen, das Krankenöl in einem Einweggefäss.            Bedeutung hat als angenommen. Das Feiern zu
                                                                    Hause hat die Sehnsucht nach der gemeinsa-
               Sakrament ist Zuwendung                              men Eucharistiefeier verstärkt.»
               Zurück zu Hause am Küchentisch, still für sich
               die Osternacht begehend, sei ihm etwas neu be-       Sakramente sind gefragt
               wusst geworden: «Mein Dienst am Nächsten,            Ebenso sei es mit dem Sakrament der Taufe: «Tauf-
               das war mein heutiger Ostergottesdienst.» Oliver     familien sind mit Kindern gekommen, die schon

                                                                                                    forum 21 2020    4
Sakramente in Corona-Zeiten 21 2020 - Forum Pfarrblatt
Foto: Christoph Wider

                        älter sind. Sie haben plötzlich gemerkt, dass sie das   ihm stärker nachgefragt. «Man darf nicht verges-      Heidi Kallenbach, René
                        brauchen und gerade jetzt dieses Fest feiern möch-      sen, dass durch Corona Druck auf den Leuten las-      Sager, Hella Sodies und
                        ten.» Und die Beichte: «Die Menschen haben neu          tet, auch wenn er nicht sichtbar ist.»                Oliver Stens
                        entdeckt, dass die sakramentale Lossprechung in
                        der Not eine Befreiung bringen kann. Ich glaube,        Altes neu entdeckt
                        manche sind sich bewusst geworden, wie endlich          Die Notwendigkeit, Abstand zu halten, hätte dabei
                        das Leben ist», deutet die Pfarreiseelsorgerin.         einer alten Tradition neuen Sinn gegeben: dem
                            Eine Erfahrung, die ähnlich auch René Sager         Beichten im Beichtstuhl.Von Anfang an in die Ka-
                        gemacht hat. Der Priester hat im Zürcher Nieder-        pelle eingebaut, sei der Beichtstuhl bislang selten
                        dorf ein ehemaliges Ladenlokal in eine Kapelle          genützt worden. Ausgerechnet dieser habe es nun
                        verwandelt. «Oremus» heisst der Ort, an den             erlaubt, einfach eine Schutzfolie zwischen Pries-
                        Menschen zur Anbetung vor dem Allerheiligsten           ter und Gläubigen anzubringen. «Einige sind da-
                        kommen können, zum Gebet vor der gewandel-              bei auf den Geschmack gekommen, dass das
                        ten Hostie. Auch während des Lockdowns, aller-          Beichten an diesem Ort kostbar sein kann, weil es
                        dings mit Zugangsbeschränkung. Deutlich mehr            verborgener ist.» Vom Beichtstuhl aus kann dann
                        Menschen seien bereit gewesen, eine Stunde des          auch die Krankensalbung gespendet werden: «Ich
                        Gebets zu übernehmen, so Sager, und: das Beicht-        mache den Schieber auf und salbe Stirn und Hän-
                        sakrament und die Krankensalbung seien bei              de», erzählt Sager von seiner aktuellen Praxis.

                                                                                                                                            forum 21 2020    5
Sakramente in Corona-Zeiten 21 2020 - Forum Pfarrblatt
SCHWERPUNKT

                                Und was, wenn das Spenden von Sakramen-                «Erstaunlich ist, dass sich die Leute wieder
                            ten wegen des Risikos einer Übertragung eine           mehr Gedanken machen, was ihnen zum Bei-
                            Zeit lang nicht erlaubt wäre? René Sager bringt        spiel die Kommunion bedeutet. Ich glaube, vie-
                            einen Vergleich: «Wenn einem Arzt verboten             le haben Vertrautes in seiner Bedeutung wie-
                            würde, einem Herzkranken zu helfen – könnte            derentdeckt, als es plötzlich weggebrochen
                            er sich das verbieten lassen?»                         war», sagt Heidi Kallenbach.
                                Dass die veränderten Bedingungen auch den              «Das Bedürfnis nach dem Sakrament und
                            Umgang mit Sakramenten verändern könnten, sei          nach der damit verbundenen Nähe ist deutlich
                            ihm bisher nicht in den Sinn gekommen. «Theo-          gestiegen», sagt Oliver Stens.
                            retisch ist ja gegeben, was ein Sakrament ist und          «Viele haben existenziellere Erfahrungen ge-
                            wie man es spenden soll. Wenn es dann wirklich         macht als sonst. Zu spüren, ich darf das und kann
                            ganz unmöglich werden würde, es zu spenden,            das und es ist auch nicht weniger wert, wenn ich
                            dann müsste wohl geforscht werden, wo noch Po-         zu Hause im ganz kleinen Mahl feiere, das ist für
                            tenzial ist, das wir noch gar nicht entdeckt haben.»   viele wertvoll geworden», sagt Hella Sodies.
                                                                                       «Ich habe gemerkt, dass die Leute Halt fin-
                            Angebot und Nachfrage                                  den im Gebet, in der Gemeinschaft, wenn sie
Das Liturgische Institut    Die Erfahrungen sind also vielfältig. Ebenfalls,       merken, andere sind mit ihnen im gleichen Geist
sucht gute Erfahrungen      was Seelsorgerinnen und Seelsorger davon ab-           unterwegs», sagt René Sager.
und Ideen rund um die       leiten. Auch die Angebote sind je nach Schwer-             Sakramente zu feiern, ist also neu und wei-
Gestaltung von Gottes­      punkte des Seelsorgeteams unterschiedlich. Ei-         terhin ein Bedürfnis. Bleibt zu hoffen, dass sich
diensten – zum Teilen und   nes scheint gemeinsam: die Menschen reagieren          immer wieder Menschen finden (dürfen), sie
gegenseitig Profitieren:
                            darauf, suchen und schätzen es, miteinander Sa-        miteinander zu feiern.
www.liturgie.ch             kramente zu feiern.                                                                             Veronika Jehle

 Liturgisches Institut

 Gottesdienst ist keine Privatsache
 Liturgie in Zeiten der Pandemie. Welche           Dass wir Gottesdienst nicht alleine      meinschaft, im gemeinsamen Singen,
 Erkenntnisse drängen sich dem Theo­           feiern und uns Sakramente nicht alleine      im Verkünden des Wortes, im Auflegen
 logen Martin Conrad auf?                      spenden können, dass also beides we-         von Händen, im Salben mit Öl, im
     Unmittelbar nach dem Lockdown             sentlich Begegnung ist, hat einen zutiefst   Übergiessen mit Wasser, im Essen von
 begann die Pfarrei St. Peter und Paul in      geistlichen Grund: Die menschliche Be-       Brot und im Trinken von Wein …
 Zürich mit dem Streamen der täglichen         gegnung, das Wort, das wir hören, die Be-        Im Corona-Lockdown waren diese
 Eucharistiefeier bei verschlossenen Tü-       rührung, die wir spüren, lassen uns et-      Zeichen nur sehr reduziert einsetzbar.
 ren. Nie waren mehr als die erlaubten         was erfahren von dem Angesprochen-           Gemeinschaft und Begegnungen, von
 fünf Personen dabei. Als wir nun den          Werden und Angerührt-Sein von Gott.          denen die Liturgie lebt, sollten auf ein
 ersten Gottesdienst feierten, in der abge-    Die menschliche Hinwendung wird zum          Minimum reduziert werden. Und auch
 schlossenen Kirche, hörten wir plötzlich,     Zeichen für die Hinwendung Gottes zu         jetzt noch soll in den Gottesdiensten
 wie von draussen jemand an der Tür des        uns. Davon leben Sakramente, davon le-       Abstand gehalten und auf Berührun-
 Hauptportals rüttelte. Es hallte durch die    ben unsere Gottesdienste.                    gen verzichtet werden. Und doch gilt –
 fast leere Kirche. Ich werde dieses Ge-           Das Zweite Vatikanische Konzil hat       während Corona – und erst recht da-
 räusch wohl nie vergessen.                    die Liturgie einmal so charakterisiert:      nach: Wir müssen alles daransetzen,
     Dieses Rütteln an der Tür von je-         «durch sinnenfällige Zeichen wird in         dass diese Zeichen gut und verständ-
 mandem, der auch teilnehmen wollte, ist       ihr die Heiligung des Menschen be-           lich gefeiert werden. Wir müssen uns
 für mich zu einem Zeichen der Erinne-         zeichnet und in je eigener Weise be-         ehrlich fragen: Wird Gottes Nähe wirk-
 rung an eine wesentliche Eigenschaft          wirkt». Das klingt etwas verschwurbelt,      lich erfahrbar in der Art und Weise, wie
 von Gottesdienst geworden: Gottes-            meint aber genau dies: Gott handelt im       wir Gottesdienst feiern? Und die nächs-
 dienst ist nie privat! Gottesdienst ist im-   Gottesdienst, Gott handelt in den Sa-        te – und ebenso wichtige Frage – lautet
 mer öffentlich, ist immer Gemeinschaft.       kramenten an uns Menschen.                   dann: Was können wir dazu beitragen?
 Letztlich geht diese Überzeugung zu-              Dieses Handeln wird erfahrbar in         Lassen wir zu, dass an dieser Tür gerüt-
 rück auf das Wort Jesu im Matthäus-           menschlicher Zuwendung und in                telt wird!
 Evangeliums: «Wo zwei oder drei in mei-       menschlichen Gesten, die wir hören,                                        Martin Conrad
 nem Namen versammelt sind, da bin ich         sehen, spüren und schmecken kön-                                 Liturgisches Institut der
 mitten unter ihnen.» (Mt 18,20)               nen: im Zusammenkommen als Ge-                                deutschsprachigen Schweiz

                                                                                                                    forum 21 2020    6
Sakramente in Corona-Zeiten 21 2020 - Forum Pfarrblatt
FORUM
  BISCHOFSWAHL
       IM FORUM

Aus dogmatischer Sicht

Ein eigenes Wahlgremium
Das Zweite Vatikanische Konzil hat in manchen As­

                                                       Zeichnung: R. Stecher aus «Fröhlich und ernst unter der Mitra» © Tyrolia-Verlag 1997
pekten ein zwiespältiges Erbe hinterlassen. Auf der
einen Seite entwarf das Konzil eine Vision der Kir-
che, die unter dem Leitbegriff «Volk Gottes» steht.
Die Kirche ist keine päpstliche Monarchie und
auch keine bischöfliche Aristokratie, sondern die
Gemeinschaft aller Getauften, die an Christus
glauben. Auf der anderen Seite kann man nicht
verschweigen: So sehr das Konzil die Gemein-
schaft der Getauften zu würdigen versuchte, so
sehr hat es auch das Bischofsamt in zuvor unge-
ahnte Sphären emporgehievt. In der Kirchenkon-
stitution heisst es, die Bischöfe stehen den Gläubi-
gen «an Gottes Stelle» vor und Christus sei «in den                                                                                                                                              Richtig:
Bischöfen» gegenwärtig.                                                                                                                                                                          Antenne für den Funkver­
                                                                                                                                                      Falsch:
                                                                                                                                                                      ttes                       kehr mit dem Heiligen Geist
     Wer die Entstehung der konziliaren Doku-                                                                                                         Marschallstab Go
mente betrachtet, sieht, dass es nicht darum ging,
die Bischöfe persönlich zu überhöhen. Hinter der
Theologie des Bischofsamtes stand eine andere                                                                                                 Die beiden Karikaturen stammen von Reinhold Stecher (1921–2013), der von 1981 bis
Frage, nämlich: Wie gestaltet sich das Verhältnis                                                                                             1997 als Bischof die Diözese Innsbruck leitete.

zwischen der universalen katholischen Kirche
und der regional bestimmten katholischen Kirche,                                                                                         teressen vertreten, könnte man diese auch an der
die sich in den Bistümern darstellt? Dem Konzil                                                                                          Bischofswahl beteiligen. Das ist anspruchsvoll: Re-
war es wichtig zu betonen, dass die Bistümer kei-                                                                                        gionale Gesichtspunkte müssen in Einklang damit
ne Filialen Roms sind. Kein Bistum allein ist die                                                                                        gebracht werden, dass der zu wählende Bischof
ganze Kirche, da diese Kirche aus vielen Bistü-                                                                                          Teil eines weltweiten Kollegiums wird, weshalb er
mern besteht, aber jedes Bistum ist ganz Kirche,                                                                                         nicht nur ortskirchlich, sondern auch vor diesem
weil Einheit, Heiligkeit, Katholizität und Apostoli-                                                                                     Kollegium als akzeptabel erscheinen muss.
zität keine von Rom geliehenen Eigenschaften                                                                                                 Wenn ich meiner Fantasie freien Lauf lasse,
sind, sondern die eine, heilige, katholische und                                                                                         schiene mir folgender Modus bedenkenswert und
apostolische Kirche in jedem Bistum anzutreffen                                                                                          aus dogmatischer Sicht verantwortbar: Vor einer
ist. Theologisch abgesichert wurde diese Einsicht                                                                                        Bischofswahl wird ein Gremium gebildet, das die                Michael Seewald
                                                                                                                                                                                                        (*1987) ist seit 2016
durch eine Stärkung des Bischofsamtes. Der Diö-                                                                                          verschiedenen Gruppen des Gottesvolkes – Pfar-                 Professor für Dogmatik
zesanbischof ist kein Zweigstellenleiter eines                                                                                           reien und Räte,Verbände und Vereine, Priester und              und Dogmengeschich­
durch den Papst geführten Weltkonzerns, sondern                                                                                          Ordensleute innerhalb des Bistums – möglichst                  te und seit 2013 Pries­
                                                                                                                                                                                                        ter. Der Theologe, Poli­
in der Bischofsweihe – nicht durch einen Rechts-                                                                                         breit repräsentiert. Dieses Gremium besteht nicht
                                                                                                                                                                                                        tikwissenschaftler und
akt des Papstes – wird dem Bischof die Aufgabe                                                                                           dauerhaft und ist nicht mit einem bereits vorhan-              Philosoph wurde mit
übertragen, für eine Ortskirche in der Verkündi-                                                                                         denen identisch, sondern bildet sich nur zu dem                dem Karl-Rahner-Preis
                                                                                                                                                                                                        für Theologische For­
gung des Glaubens und der Feier der Sakramente                                                                                           Zweck, einen Bischof zu wählen. Auf diese Weise
                                                                                                                                                                                                        schung sowie mit dem
leitend Verantwortung wahrzunehmen.                                                                                                      lassen sich die Parteiungen vermeiden, die sich in             Heinz-Maier-Leibnitz-
     Daraus ergeben sich Konsequenzen für die                                                                                            Dauergremien fast notwendigerweise ergeben. Ein                Preis ausgezeichnet.
Frage, welche Instanzen bestimmen sollten, wer                                                                                           Organ hingegen, das divers zusammengesetzt ist                 Seewald ist Principal
                                                                                                                                                                                                        Investigator am Exzel­
Bischof wird. In den meisten Ländern ist es üblich,                                                                                      und dessen einzige Aufgabe in einem Wahlakt be-                lenzcluster «Religion
dass der Papst ohne Mitwirkung örtlicher Räte al-                                                                                        steht, wäre freier, sich intellektuell wie spirituell          und Politik».
lein (faktisch: der päpstliche Verwaltungsapparat)                                                                                       auf sein Ziel, die Suche nach einem geeigneten
die Bischöfe auswählt. Diese Praxis mag in man-                                                                                          Kandidaten für das Bischofsamt, zu konzentrieren.
chen Situationen berechtigt sein. Wenn etwa auto-                                                                                        Wird ein Kandidat gewählt, hat der Papst ein Prü-
ritäre Regime versuchen, die Kirche durch Einfluss                                                                                       fungsrecht. Er kann als Haupt des Bischofskollegi-
auf ihre Personalpolitik gefügig zu machen, ist der                                                                                      ums mit Blick auf Glaubenslehre oder Lebensfüh-
Papst gefordert, sich diesem Druck entgegenzu-                                                                                           rung des Kandidaten ein Veto einlegen. Ein solches
stellen. In Ländern hingegen, wo die Kirche sich                                                                                         Veto würde eine Neuwahl erfordern. Legt der Papst
ungehindert entfalten und die Getauften in freier                                                                                        kein Veto ein, wird der Gewählte Bischof.
Abstimmung Gremien wählen können, die ihre In-                                                                                                                                        Michael Seewald

                                                                                                                                                                                                             forum 21 2020    7
Sakramente in Corona-Zeiten 21 2020 - Forum Pfarrblatt
KOLUMNE

                                                                                                                                               aus deamn
                                                                                                                                               Vatik
Bericht aus dem Vatikan

Der Papst als Navi
                                                                                                                   rinnen und Berater beigezogen, die sich
                                                                                                                   mit der Materie gut auskennen. In die-
                                                                                                                   sem Fall handelt es sich um Mediziner
                                                                                                                   und Wirtschaftswissenschaftler, denn
                                                                                                                   der Papst will sich in seinem neuen
                                                                                                                   Schreiben mit den Folgen des Corona­
                                                                                                                   virus auseinandersetzen.
                                                                                                                       Dazu tauschte sich Franziskus in
                                                                                                                   den vergangenen Wochen mit Fach­
                                                                                                                   leuten aus, die zum Beispiel Infizierte
                                                                                                                   pflegten, oder mit Ökonomen, welche
                                                                                                                   die wirtschaftlichen Folgen der Krise
                                                                                                                   abschätzen.

                                                                                                                   Ein Papst – egal welche theologische Hal­

                                                                                             Foto: Mario Galgano
                                                                                                                   tung er einnimmt – muss immer auch auf
                                                                                                                   Stimmen anderer Fachbereiche hören,
                                                                                                                   um sinnvolle Aussagen machen zu kön-
                                                                                                                   nen. Wer Papst wird, ist a priori kein
Auch die neuste Papst-Enzyklika beginnt mit einem Zitat des Hl. Franziskus.                                        Universalgenie. Auch ein Franziskus
Im Bild die ihm geweihte Basilika in Assisi.                                                                       nicht. Deshalb trifft er regelmässig Wirt-
                                                                                                                   schaftsleute, Kulturschaffende oder
Ein Bäcker macht Brot. Die Friseurin            seinem Pontifikat bisher zwei Enzykli-                             Wissenschaftler, bei denen es sich längst
schneidet Haare. Lehrerinnen und Lehrer         ken herausgegeben. Frisch gewählt,                                 nicht immer um Katholiken handelt.
unterrichten. Aber was macht eigentlich         präsentierte er sich 2013 mit «Lumen fi-                               Es ist Aufgabe des Papstes zuzuhö-
der Papst den lieben Tag lang?                  dei». Es ist die erste Enzyklika, die von                          ren, Schlüsse zu ziehen und sie dann in
    Wenig überraschend: Wie jeder an-           einem Papst – Benedikt XVI. – angefan-                             Lehrschreiben zu erläutern, welche die
dere Priester betet er und feiert täglich       gen und von seinem Nachfolger – Fran-                              Haltung der katholischen Kirche zu-
Eucharistiefeier. Doch was kennzeich-           ziskus – fertig gestellt wurde.                                    sammenfassen sollen. Es geht darum,
net den Papst? Im Grunde genommen                   Die erste eigenhändig von Franzis-                             der Menschheit zu helfen, «auf dem
ist er so etwas wie der irdische Medien-        kus verfasste Schrift ist 2015 erschie-                            richtigen Weg» zu bleiben. Der richtige
sprecher Jesu Christi und seiner Kirche.        nen und darin geht er auf die sozialen                             Weg ist für uns Christen eine Person –
Es geht also darum, dass der Papst sei-         und ökologischen Fragen unserer Zeit                               aber nein, nicht der Papst – es ist Jesus
nen Kopf hinhält und den Menschen               ein. Nach «Laudato si’» wird er uns nun                            Christus. Und deshalb besteht die Auf-
«urbi et orbi» – also in Rom und auf der        am 3. Oktober «Fratelli tutti» schenken.                           gabe des Papstes darin, mitzudenken,
ganzen Welt – erläutert, was er als Wil-        Wieder kein lateinischer Titel und wie-                            wo es konkret langgehen könnte. Der
le Gottes erkannt hat.                          der wie «Laudato si’» ein Zitat des hei-                           Papst ist sozusagen ein Navi für Gläu-
    Seine stärkste Waffe dabei ist die so-      ligen Franz von Assisi.                                            bige, und die Fachleute, die ihn beraten,
genannte Enzyklika, also ein Lehr-                                                                                 helfen ihm, ein funktionierendes Up-
schreiben. Dieser Text, der meist einen         Wie seine Vorgänger hat Papst Franziskus                           date hochzuladen.
lateinischen Titel trägt, richtet sich vor      den Sommer damit verbracht, die Ab-                                                              Mario Galgano

allem an alle Gläubigen, aber auch an           schrift fertig zu verfassen. Dazu hat er –
alle «Menschen guten Willens». Damit            ebenfalls wie seine Vorgänger – Berate-
sind also nicht nur Katholiken gemeint.

                                                                        Mario Galgano
Pius XI. hatte sich 1937 mit der Enzyklika
                                                                        (*1980), ehemaliger Sprecher der Schweizer Bischofskonferenz,
«Mit brennender Sorge» (der Titel war
                                                                        ist seit 2006 als Redaktor bei Vatican News tätig. Vatican News
ausnahmsweise deutsch) an die Men-
                                                                        entstand 2017 als Nachfolgeorganisation von Radio Vatikan. Galgano
schen im Dritten Reich gewandt. Johan-
                                                                        lebt mit seiner Familie in Rom. Er wird in Zukunft regelmässig
nes Paul II. prangerte mit seiner Enzyk-                                exklusiv für das forum in einer persönlichen Kolumne aus dem
lika «Redemptor hominis» von 1979 den                                   Vatikan berichten.
Kommunismus an. Franziskus hat in

                                                                                                                                          forum 21 2020    8
Sakramente in Corona-Zeiten 21 2020 - Forum Pfarrblatt
GLAUBEN HEUTE

                               Gleichnisse
                                  GLAUBENaktuell
                                           HEUTE➜ Vom Weltgericht                                                                        MATTHÄUS 25,31–36

                                                                                                                                         Vom Weltgericht
Illustration: Nadja Hoffmann

                                                                                                                                         Jesus sagte:Wenn der Menschensohn
                                                                                                                                         in seiner Herrlichkeit kommt und alle
                                                                                                                                         Engel mit ihm, dann wird er sich auf
                                                                                                                                         den Thron seiner Herrlichkeit setzen.
                                                                                                                                         Und alle Völker werden vor ihm ver-
                                                                                                                                         sammelt werden und er wird sie von-
                                                                                                                                         einander scheiden, wie der Hirt die
                                                                                                                                         Schafe von den Böcken scheidet. Er
                                                                                                                                         wird die Schafe zu seiner Rechten
                                                                                                                                         stellen, die Böcke aber zur Linken.
                                                                                                                                             Dann wird der König denen zu
                                                                                                                                         seiner Rechten sagen: Kommt her,
                                                                                                                                         die ihr von meinem Vater gesegnet
                                                                                                                                         seid, empfangt das Reich als Erbe,
                                                                                                                                         das seit der Erschaffung der Welt für
                                                                                                                                         euch bestimmt ist!
                                                                                                                                             Denn ich war hungrig und ihr
                               Macht hoch die Tür                                                                                        habt mir zu essen gegeben; ich war
                                                                                                                                         durstig und ihr habt mir zu trinken
                               Zu meinen schönsten kirchenpädagogi­                ner Klosterkirche war das einmal so dar-              gegeben; ich war fremd und ihr habt
                                Spiritualität
                               schen            ganzgehört
                                       Erlebnissen     alltäglich
                                                             es, im Sommer         gestellt: Jene, die nicht gehandelt haben,            mich aufgenommen; ich war nackt
                               «Macht hoch die Tür» zu singen. Das irri-           stehen zur Linken und haben verhüllte                 und ihr habt mir Kleidung gegeben;
                               Macht hoch die Tür…
                               tiert zunächst, löst dann aber bei Kindern,
                               Jugendlichen und oft auch bei Erwachse-
                                                                                   Hände; jene, die sich eingesetzt haben,
                                                                                   nehmen teil an der Herrschaft und tragen
                                                                                                                                         ich war krank und ihr habt mich be-
                                                                                                                                         sucht; ich war im Gefängnis und ihr
                               nen die neugierige Frage aus: «Was soll             Herrscherstäbe in der Hand.                           seid zu mir gekommen.
                               Zu meinen schönsten kirchenpädago-                  einer Klosterkirche war das einmal so
                               das   mitten im Sommer, der Advent ist
                               gischen Erlebnissen gehört es, mitten im            dargestellt: Die nichts getan haben, ste-
                               doch noch weit weg?»                                Es hat mich immer beeindruckt, dass das
                               Hochsommer „Macht hoch die Tür“ zu                  hen zur Linken und haben verhüllte
                                                                                   Gleichnis vom Weltgericht den Impuls                      Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, voll­
                               singen. Das irritiert zunächst, aber löst           Hände, die etwas getan haben, nehmen
                               Die Antwort ist ganz einfach: Jede Kirche           enthält, die Welt im Hier und Jetzt zum               ständig durchgesehene und überarbeitete Ausgabe
                               dann bei Kindern und Jugendlichen, oft              teil an der Herrschaft und tragen Herr-
                               ist das himmlische Jerusalem in Minia-              Guten zu verändern. Das himmlische Je-
                               auch bei Erwachsenen die neugierige                 scherstäbe in der Hand.                                © 2016 Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart
                               turformat. Um daran zu erinnern, singe              rusalem und das Weltgericht wollen Sym-
                               Frage aus: „Was soll das mitten im Som-             Es hat mich immer beeindruckt, dass                                             Alle Rechte vorbehalten
                               ich gerne vor der Tür oder im Eingang               bole der Hoffnung auf eine bessere Welt
                               mer, der Advent ist doch noch so weit               das Gleichnis vom Weltgericht den Im-
                               dieses bekannte Adventslied, wenn wir               sein und auf einen guten Ausgang der
                               weg?“ Die Antwort ist ganz einfach:                 puls enthält, die Welt im Hier und Jetzt
                               im Juni, meistens zum Ende des Schul-               Geschichte. Das heisst aber nicht, dass
                               Wenn wir im Juni, meistens zum Ende                 zum Guten zu verändern. Das himmlis-
                               jahrs, unsere kühle Kirche besuchen und             wir die Beine hoch und die Arme in den
                               des Schuljahrs, unsere kühle Kirche be-             che Jerusalem und das Weltgericht sind
                               an der Schwelle des Hauptportals stehen.            Schoss legen dürfen. Vielmehr sollen wir
                               suchen und an der Schwelle des Haupt-               Symbole der Hoffnung auf eine bessere
                                                                                   Hungrige speisen, Durstigen zu trinken
                               portals stehen, singe ich gerne vor der             Welt und einen guten Ausgang der
                               Weil früher am Eingang des Jerusale-                geben und Fremde bei uns aufnehmen.
                               Tür oder im Eingang dieses bekannte                 Geschichte. Das heisst aber nicht, dass
                               mer Tempels die Tore nicht mit zwei                 Das ist heute aktueller denn je und zeigt:
                               Adventslied, um daran zu erinnern, dass             wir die Beine hoch und die Arme in den
                               Türflügeln geöffnet, sondern «hochge-               Mystik geht nicht ohne Politik, Frömmig-
                               jede Kirche das himmlisches Jerusalem               Schoss legen dürfen. Vielmehr sollen
                               macht»    wurden, ist ist.
                               im Miniaturformat        diese Wortwahl
                                                            Und             der
                                                                  weil früher      keit ohne
                                                                                   wir         Werkespeisen,
                                                                                         Hungrige       ist leer. Durstigen zu
                               Bibel  bis heute   in  unserem
                               am Eingang des Jerusalemer TempelsAdventslied       trinken geben und Fremde bei uns auf-
                               stehen
                               die Toregeblieben.
                                         nicht mit zwei Türflügeln geöff-          Schön, dass
                                                                                   nehmen.     Dasdas    Gleichnis
                                                                                                    ist heute        vom denn
                                                                                                                aktueller   Weltge-je
                               net, sondern „hochgemacht“ wurden, ist              richtzeigt:
                                                                                   und   in denMystik
                                                                                                  Gottesdiensten
                                                                                                          geht nichtam    Christkö-
                                                                                                                       ohne   Poli-       Anleitung zum Bastelbogen (oben links)
                               Ich
                               dieseerzähle  dann der
                                       Wortwahl     weiter  vonbis
                                                         Bibel   derheute
                                                                       Fassade
                                                                             in    nigssonntag
                                                                                   tik, Frömmigkeitvorgelesen    wird, dem
                                                                                                         ohne Werke          letzten
                                                                                                                        ist leer.
                                                                                                                                          «Mach deine eigene Kirchentüre hoch»
                               gotischer   Kathedralen     wie  zum
                               unserem Adventslied stehen geblieben.  Beispiel     Sonntag    im  Jahreskreis.   Am   Sonntag
                                                                                   Schön, dass das Gleichnis vom Weltger-         da-
                                                                                                                                          mit diesem Bastelbogen. Kopiere die
                               Notre-Dame
                               Ich erzähle dann de Paris.
                                                    weiterVor
                                                            vondem      Eintritt
                                                                 der Fassade       nach   ist 1. Advent    und   wir erinnern
                                                                                   icht in den Gottesdiensten am Christ-         uns
                                                                                                                                          Vorlage auf deine gewünschte Grösse,
                               «ins  himmlische
                               gotischer            Jerusalem»
                                            Kathedralen      wie ist
                                                                   z.B.dort das
                                                                         Notre     im Schein der ersten
                                                                                   königssonntag              Kerze sicher
                                                                                                       vorgelesen     wird,andemdie-
                                                                                                                                          male und schneide die Einzelteile aus
                               biblische
                               Dame deGleichnis
                                           Paris, aufvomder Weltgericht   nach
                                                            vor dem Eintritt       sen Moment
                                                                                   letzten          mitten
                                                                                              Sonntag     imimJahreskreis.
                                                                                                                  Sommer, alsAm   wir     und klebe die Wände zusammen.
                               Matthäus    25 zu Jerusalem
                               ins himmlische      sehen: Da das
                                                               sitztbiblische
                                                                      Christus     sangen    «Macht   hoch    die Tür».
                                                                                   Sonntag danach ist 1. Advent und wir er-               Der Bastelbogen steht auf der Website
                               als Menschensohn        und  Weltenrichter
                               Gleichnis vom Weltgericht (Mt 25,31-46)        in   innern uns im Schein der ersten Kerze                  des forums auch im A4-Format als
                               der Mitte auf
                               zu sehen    ist.dem   Thron
                                               Da sitzt     und scheidet
                                                          Christus          die
                                                                     als Men-      sicher an diesen MomentChristian    mittenCebulj
                                                                                                                               im         PDF zum Download bereit.
                               Menschen
                               schensohnjeund  nachWeltenrichter
                                                       ihrem ethischen  in Ver-
                                                                            der    heissen
                                                                                      RektorSommer,      als wirHochschule
                                                                                             der Theologischen   sangen „Macht
                                                                                                                           Chur und
                                                                                                                                          www.forum-pfarrblatt.ch
                               halten  in zwei
                               Mitte auf    demGruppen.
                                                  Thron und Im Türbogen
                                                                scheidet die ei-   hoch   die Tür…!“
                                                                                     Professor für Religionspädagogik und Katechetik

                               Menschen je nach ihrem ethischen Ver-                                        Prof. Dr. Christian Cebulj
                               halten in zwei Gruppen. Im Türbogen                        Rektor der Theologischen Hochschule Chur                                    forum 21 2020    25
Sakramente in Corona-Zeiten 21 2020 - Forum Pfarrblatt
IM ZÜRIPIET DIHEI

Wie kommt das forum an?
Das forum wird geschätzt. Das sagen uns Gefühl und Erfahrung. Aber Gefühl
und Erfahrung können trügen. Deshalb haben wir dem Markt- und Meinungs-
forschungsinstitut «gfs.bern» den Auftrag zu einer repräsentativen Leser-
schaftsbefragung gegeben. Hier präsentieren wir die wichtigsten Ergebnisse
dieser Umfrage.
                                             Zusammensetzung
                                              der Leserschaft?
                                                                                                  6%     keine Antwort
                                                                                         4%
                                                                                   nie

                                                                                                                         23%
                                       10%                                                                                 1x die Woche
                                              18 bis 39                                                                    oder öfters
                                                                         25%
                                                                      nur zu                  Kirchenbesuche
                                                                      speziellen
                                                                      Anlässen
                                                                                                                           18%
   40%                        Alter                                                                                       mind. 1x im
  über 65                                                                                                                 Monat
                                                      50%
                                                     40 bis 64                      24%
                                                                               mehrmals jährlich

                                                                              «Das forum verfügt über eine
                                                                     grundsätzlich sehr zufriedene und interessierte
                                                                  Leserschaft. Das Interesse an der Zeitschrift ist stark
                                                            abhängig von der persönlichen Nähe zur Kirche und von Lebens-
                                                            zykluseffekten. Dies ist neben der Themen- und Interessensbreite
                                                              aufgrund der Altersstruktur der Zielgruppe eine Herausforde-
                                                                  rung, welche die Zeitschrift aus Sicht der interessierten
                sehr       9%                                                Leser*innen adäquat adressiert.»
                schlecht
                                                                                           gfs.bern
                                                                                            gfs.bern
   eher 14%                                          37%
   schlecht                                               sehr gut
                              Wie gut
                            kennen Sie
       5%                                                            Welche der folgenden Eigenschaften ist Ihnen wichtig?
weiss nicht/               die Zeitschrift
keine Antwort                  forum?
                                                                                                                69     Aktualität

       35%                                                                                                 62        Hintergrundinfos
      eher gut
                                                                                                   47        Unabhängigkeit

                                                                                                41       Interviews

                                                                                         27        attraktive Aufmachung

                                                                                   19          passende Bebilderung
                                                                           7             Tabellen/Grafiken

                                                                                                        Mehrfachnennungen möglich

                                                                                                                      forum 21 2020    26
24%
                                                                        gar nicht/
 Infos zur Umfrage                                                      nur wenige
                                                                                                                                                                                                            27%
 Die Leserschaftsbefragung wurde von «gfs.bern» im                      Minuten                                                                                                                              bis 15 min
 Auftrag der «Stiftung forum – Pfarrblatt der katho­
 lischen Kirche im Kanton Zürich» durchgeführt. Es
                                                                                                                       Durchschnittliche
 konnten zwischen dem 9. und dem 31. Januar ins­               weiss nicht2%                                              Lesedauer
 gesamt 662 Leserinnen und Leser schriftlich – per                   länger 2%
 Brief oder online – befragt werden. Die Zahl der Teil­           als 1 Std.
 nehmerinnen und Teilnehmer liegt deutlich höher als                           6%
 2003 bei der letzten Befragung. Stichprobenfehler                     bis 1 Std.
 laut gfs: ±3,8 Prozent bei 50/50 und 95-prozentiger                                                                                                                                                       30%
 Wahrscheinlichkeit.
                                                                                     9%                                                                                                              bis 30 min
                                                                                    bis 45 min

                                                                                                                                                                                                      Allgemein:
                                                                                                                                                           Durchschnittliche Lesedauer abonnierte
                                                                                                                                                          oder gekaufte Titel: 30 Minuten (BfS: 2018)
Welche Rubriken des forum lesen Sie?
                                                                                                                                                 Durchschnittliche Lesedauer Gratiszeitungen:
                                                                                                                                                      14 Minuten (Leonarz, Maria: 2002)
 Pfarreiseite Gottesdienste   44                                    20
  Pfarreiseite Pfarreileben   40                                  24
         Titelgeschichten     24                 35
                Interviews    21               37
              Reportagen      24                 34
                  Porträts    18             37                                                  «Das forum ist die
         Kurznachrichten      18             32                                         wichtigste Informationsquelle zur
                  Editorial   24                 25                                 katholischen Kirche generell und zur eige-
                   Agenda     21               28                                    nen Pfarrei. Dieser zentrale Nutzen führt
               Kulturtipps    17             29                                 Neuleser*innen niederschwellig an die Zeitschrift
                                                                              heran, sobald sich in der Lebenssituation ein Interesse
              Spiritualität   20               25
                                                                             an der Kirche eröffnet. Neben dieser Informationsfunkti-
               Leserbriefe    16        17
                                                                                on wird insbesondere die Themenauswahl von den
 ■■■ lese ich fast immer           ■■■ lese ich meistens                         Leser*innen gelobt. Ein minimaler Graben inner­-
                                                                                  halb der Leserschaft verläuft in Bezug auf die
                                                                                      Kirchenorientierung der Zeitschrift.»

                                                                                                                                                                                   gfs.bern

 forum im Web
 Neben der quantitativen und qualitativen Beurtei­
 lung des Printmagazins diente die Leserschafts­
 befragung auch dazu, Erkenntnisse für die weitere
 Entwicklung des forum zu gewinnen. Es wurde
 dabei deutlich, dass die Printausgabe des forum
 nach wie vor sehr geschätzt und genutzt wird.
 78 % der Leserschaft sieht es als Vorteil, dass ihnen
                                                                                                                                                                                                                            g 2020
 das Heft bequem nach Hause geliefert wird. Eine                                                                                                                                                                      fragun
                                                                                                                                                                                                               eserbe
                                                                                                                                                                                                     nen- und L
                                                                                                                                                                                             Leserin
 Printausgabe ist damit nach wie vor unverzichtbar.                                                                                                    ANTO   N ZÜR
                                                                                                                                                                    IC   H

                                                                                                                                          RCH   E IM K
                                                                                                                                    EN KI

 64 % nutzen aber auch täglich Websites. Und da­
                                                                                                                   AT H O   LISCH
                                                                                                             DER K
                                                                                                  B L AT T
                                                                                       P FA R R

 mit zeigt sich grosses Potential im Online-Auftritt.
 Die Herausforderung wird darin bestehen, mit
 einer klugen Strategie eine optimale gegenseitige
 Ergänzung von Print und Online zu entwickeln.
 Ziel dieser Strategie muss es sein, die bestehende
 treue Leserschaft zu pflegen und gleichzeitig
 neue, jüngere Leserinnen und Leser zu gewinnen,
 deren Nutzungsverhalten stark online geprägt ist.                                                                                                                                                                                            2020
                                                                                                                                                                                                                                     August
                                                      bit/ak
                                                                                                                                                                                                20
                                                                                                                                                                                        forum 20
                                                                                                                                                                             efragung
                                                                                                                                                              d Leserb
                                                                                                                                           nen- un
                                                                                                                            Leserin

                                                                                                                                                                                                                  forum 21 2020    27
KURZNACHRICHTEN

Bischofskonferenz und Frauenbund               Synode der Katholischen Kirche im Kanton Zürich

Ein erster Schritt
                                               Ethikpreis und dringlicher Appell
Zum ersten Mal trafen sich Mitte
September die Schweizer Bischöfe
mit einer Frauendelegation.

Simone Curau-Aepli, als Präsidentin
des Frauenbundes fordern Sie Gleich­
berechtigung für Frauen in der Kirche.
Ist die Botschaft angekommen?
Curau-Aepli: Wir waren sehr klar und
haben sehr persönlich kommuni-
ziert. Wir haben von den Verletzun-
gen erzählt, die wir als Frauen in der

                                                                                                                                                Foto: Simon Spengler/zvg
katholischen Kirche empfinden. Ich
habe gemerkt: Da passiert etwas bei
den Bischöfen. Ihnen wird klar: Es
kann so nicht weitergehen, es muss
sich etwas ändern und wir müssen
die Veränderungen aktiv gestalten.
                                               (v. l. n. r.): Simone Müller, Selma Hadzic, Saphir Ben Dakon, diesjährige Ethik-Preisträgerin­
                                               nen. Nicht auf dem Bild ist die ebenfalls prämierte Selina Scheiwiller.
Hat ein Bischof gesagt: Ich würde
euch sofort weihen, wenn ich dürfte?
Die Weihe war kein Thema. Das haben            Mit Blick auf das Drama im griechischen          Projekte der Sans-Papiers Zürich (SPAZ)
wir bewusst ausgeklammert, aber wir            Flüchtlingslager Moria forderte die Synode       und Soforthilfe an Schweizer Jenische,
haben sehr wohl über sakramentale              in einem dringlichen Appell die kantonalen       Sinti und Roma unterstützt werden.
Beauftragungen gesprochen. Das                 und eidgenössischen Behörden auf, um-                Die Synodalen nahmen jeweils ein-
heisst, dass Menschen aus den Pfar-            gehend ein Kontingent von Flüchtlingen           stimmig Kenntnis von den Jahresbe-
reien oder Gemeinschaften – also von           aufzunehmen. «Die Katholische Kirche             richten der Rekurskommission, der
unten! – beauftragt werden, gewisse            im Kanton Zürich verpflichtet sich ihrer-        Personalombudsstelle und der Katholi-
Sakramente zu spenden.                         seits, umgehend Unterbringungsmög-               schen Kirche im Kanton Zürich. Eben-
                                               lichkeiten für Flüchtlinge zu finden und         falls einstimmig hiess das Parlament die
Haben sich die Bischöfe über den               die Behörden bei der Versorgung und Be-          Jahresrechnung 2019 der Zentralkasse,
Austausch gefreut?                             gleitung der Flüchtlinge zu unterstüt-           den Finanzplan für die Jahre 2021–2023
Die Bischöfe diskutieren nicht gerne           zen», betonte Synodalratspräsidentin             und den Antrag gut, 2021 keinen Teue-
über Machtstrukturen. Sie sprechen             Franziska Driessen-Reding.                       rungsausgleich auszurichten.
lieber über Mission und Nächstenlie-
be. Das ist wichtig, aber nicht genug.         Coronabedingt wurde die Synodensitzung           Die Jahresrechnung 2019 schliesst mit ei­
Wir spüren immer wieder eine Mau-              vom 10. September nicht wie gewohnt im           nem Aufwand von 58,8 Millionen Franken
er: Bis hierhin und nicht weiter. Diese        Rathaus, sondern im grossen Saal des             und einem Ertrag von 63,5 Millionen Fran­
Mauer ist aus Angst gebaut. Und das            reformierten Kirchgemeindehauses von             ken mit einem Ertragsüberschuss von 4,7
tut weh. Missbrauch und Machtmiss-             Winterthur-Stadt durchgeführt – ohne             Millionen Franken ab. Das sind gute drei
brauch werden durch geschlossene,              die elektronische Abstimmungshilfe und           Millionen Franken besser als budge-
intransparente Strukturen begünstigt.          ohne Mikrofone an jedem Platz.                   tiert. Der Beitragssatz der Kirchgemein-
                                                   Die Synodalen beschlossen ein-               den an die Zentralkasse wird belassen.
Kam auch etwas konkret heraus – oder           stimmig, die 2015 errichtete Professur                                                    pd/bl

ging es darum, Vertrauen aufzubauen?           ad personam für Spiritual Care an der            www.zhkath.ch

Vertrauen aufbauen und sich kennen             Theologischen Fakultät der Universität
lernen war ein wichtiges Ziel, das nicht       Zürich weiterzuführen. Völlig unbe-                Die Synode vergab dieses Jahr ihre Ethik­
unterschätzt werden darf. Konkret ha-          stritten war auch der Antrag des Syno-             preise an vier junge Frauen (Bild), für
ben wir beschlossen: Es geht weiter.           dalrats für einen Sonderbeitrag in der             ausgezeichnete Bachelor-Arbeiten zur
                                                                                                  Arbeitsintegration von Flüchtlingen und
Die paritätisch besetzte Arbeitsgruppe         Höhe von 300 000 Franken für weitere
                                                                                                  körperlich behinderten Frauen, Ermessens­
arbeitet weiter. Auch das ist ein No-          soziale Projekte im Zusammenhang mit
                                                                                                  spielräume in der Sozialhilfe und eine
vum. Wir werden jetzt die nächsten             der Coronakrise. Damit sollen beste-
                                                                                                  Analyse der ökumenischen Bildungsland­
Schritte planen.                               hende Aktionen wie die Gassenarbeit                schaft Schweiz.
           Interview: Raphael Rauch, kath.ch   von Sr. Ariane an der Langstrasse oder

                                                                                                                         forum 21 2020    28
Inegüxle ➜ Kunsthaus Zürich

Kunst und Religion
im Dialog
Kunstwerke beinhalten oft auch religi-
öse Inhalte und Vorstellungen. In the-
matischen Führungen ergründet Sibyl
Kraft vom Kunsthaus Zürich abwech-
selnd mit Lars Simpson (christkatho-                                                    Führungen
lisch), Matthias Berger (reformiert)         Foto: Kunsthaus Zürich/zvg                 1. November: Heilig oder profan?                           Jeweils Sonntag,
und Meinrad Furrer (römisch-katho-                                                      Hans Leu der Jüngere, Johannes                             15.00–16.30 Uhr
lisch) die Bedeutungsschichten von                                                      der Täufer und Maria mit dem
                                                                                        Jesuskind / Bruce Nauman, Modell                           Treffpunkt: Eingangshalle
ausgewählten Werken im Dialog zwi-                                                      für Tunnel. Quadrat zu Dreieck                             Kunsthauses Zürich
schen theologischer und kunsthistori-                                                                                                              Eintritt inkl. Führung: CHF 16. –/11. –
scher Perspektive. «Sich Zeit nehmen                                                    10. Januar 2021: Glück                                     Keine Anmeldung.
                                                                                        Mattia Preti, Christus und die Ehe­
für nur zwei Werke ist faszinierend»,                                                   brecherin / Augusto Giacometti,                            Infos über allfällige Änderungen
sagt der Theologe Meinrad Furrer von                                                    Die Nacht                                                  aufgrund der momentanen
Katholisch Stadt Zürich. «Wir können                                                                                                               Lage zeitnah auf der Agenda des
                                                                                        7. März: Schichten                                         Kunsthaus Zürich.
sie auf uns wirken lassen und sie mit
                                                                                        Nicolas de Staël, Composition en
einem kunsthistorischen und einem                                                       noir / Max Ernst, Die ganze Stadt                          Kunsthaus Zürich
theologischen Auge betrachten.» Eine                                                                                                               Heimplatz 1
solche Führung erschliesse garantiert                                                   9. Mai: Liebe                                              044 253 84 84
                                                                                        Angelika Kauffmann, Amor und Psy­                          www.kunsthaus.ch
neue Blickwinkel und Erkenntnisse,                                                      che / Albert Anker, Die Ziviltrauung
ist er überzeugt.                   bl

Schaufenster ➜ Serie                                                                                                                            Auf Sendung

Ted Lasso                                                                                                                                       Kirchenfrauen(t)räume
                                                                                                                                                1958 öffneten Frauen mit dem Saf­
                                                                                                                                                fa-Kirchlein neue Räume. Das Be­
                                                                                                                                                dürnis danach ist immer noch da.
                                                                                                                                                     So, 4. Oktober – 8.30 – SRF 2 Kultur

                                                                                                                                                Myanmar – Die Shwedagon-Pagode
                                                                                                                                                Auf einem Hügel in Rangun (Myan­
                                                                                                                                                mar) thront die goldene Shweda­
                                                                                                                          Foto: apple tv+/zvg

                                                                                                                                                gon-Pagode, einer der berühmtes­
                                                                                                                                                ten und grössten Stupas der Welt.
                                                                                                                                                   So, 4. Oktober – 10.30 – SRF 1

                                                                                                                                                Mit Tieren sprechen
Ted Lasso soll einen Club der englischen                                  gleichzeitig rührend. Seine Liebens-                                  Kann man mit Tieren sprechen? Der
Premier League vor dem Abstieg retten. Der                                würdigkeit in Person ist weder ober-                                  «Dok»-Film zeigt Formen der Kom­
Amerikaner kennt sich allerdings nur im                                   flächlich noch langweilig.                                            munikation zwischen Mensch und
American Football aus und hat von Fuss-                                       Und damit ist «Ted Lasso» nicht                                   Tier: spielerisch, methodisch, wis­
ball «made in Europe» keine Ahnung.                                       bloss für Fussballfans ein Stimmungs-                                 senschaftlich bis telepathisch.
Und er hat erst recht keinen blassen                                      aufheller in schwierigen Zeiten. Er lässt                                Do, 8. Oktober – 0.05 – SRF 1
Schimmer, dass genau seine Unwissen-                                      uns alle davon träumen, dass auch net-
heit Teil eines Racheplans ist.                                           te Menschen Gewinner sein können.                                     Neuer Gesang für lebendige Kirche?
    «Ted Lasso» zelebriert zwar die üb-                                                                             bit                         Singen schafft Gemeinschaft, ist ak­
lichen Kulturschock-Klischees, vor al-                                    «Ted Lasso»                                                           tive Beteiligung im Gottesdienst und
lem aber wird der Beweis erbracht, dass                                   USA 2020, Besetzung: Jason Sudeikis,                                  Ausdruck des Glaubens. Doch der
auch unglaublich sympathische Figu-                                       Hannah Waddingham, Brendan Hunt, Brett                                Kirchgesang wandelt sich ständig.
ren eine Serie tragen können. Jason                                       Goldstein, Phil Dunster, Nick Mohammed …                                 So, 11. Oktober – 8.30 – SRF 2 Kultur
Sudeikis ist als Ted Lasso lustig und                                     1. Staffel bei Apple TV+

                                                                                                                                                                     forum 21 2020    29
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        Für Ihre Steuern und Erbschaftssachen
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                          (ehem. Steuerkommissäre)                                 Fr. 4. Dez.– So. 6. Dez. 2020
      Tel. 044 308 25 50     8052 Zürich       www.sdf-treuhand.ch                  Auskunft und Anmeldung:
   Steuern       Erbsachen        Altersvorsorge         Liegenschaften             B. Romano 044 381 98 24

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                                     Post-Spendenkonto: 87-2430-9
                                                                                                                     www.sorgentelefon.ch
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Das forum im Netz                             www.forum-pfarrblatt.ch           forum@c-media.ch                      www.telebibel.ch

 « Armut ist,  wenn deine Familie sich
               für dich schämt.»
               Armut ist Alltag. Für über 100 000 Menschen
               im Kanton Zürich.

                                                     Spenden Sie jetzt: www.caritas-zuerich.ch /armut

                                                                                                                                  Zürich

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3. BIS 16. OKTOBER

Kunst                                                Marc Chagall – Gottesbilder                          Gottesdienste
                                                     Was ändert sich in Chagalls Bildern,
                                                                                                          Im slawisch-byzantinischen Ritus
                                                     und wie verändert sich sein Gottesbild?
                                                                                                          Mo, 5.10., 19.00: Dreikönigskirche Zürich
                                                     Mi, 7.10., 19.00–21.00, Pfarreisaal St. Peter
                                                     und Paul, Werdgässchen 26, Zürich. Fr. 15.–.         Politischer Abendgottesdienst in ZH
                                                     www.zentrum-spiritualitaet.ch                        Fr, 9.10., 18.30: Gift in unserem Essen.
                                                                                                          Pfarreisaal Liebfrauen, Weinbergstr. 36.
                                                     Kurse                                                Feierliches lateinisches Choralamt
                                                                                                          Sa, 17.10., 18.00, St. Peter und Paul, Zürich.
                                                     Studiengang Theologie
                                                     15 Vorlesungen oder Fernkurs für Gast-               Hochschulgottesdienst
                                                     hörende über «Jesus Christus» (Mon-                  Je So, 20.00, Liebfrauenkirche, Zürich
Aus Feuerkraft                                       tagabend) oder «Paulus und die Anfän-                Online-Gottesdienste
Bildhauer Andreas Biank war rund um                  ge der Kirche» (Donnerstagabend).                    www.mutterkirche.ch
den Flughafen unterwegs und stellt                   Mo, 19.10.–8.2.2021, 19.00–20.45;                    www.kloster-einsiedeln.ch/live
nun seine Skulpturen aus dem gefun-                  Do, 22.10.–11.2.2021, 19.00–20.45. Pfingst­
                                                     weidstr. 28, Zürich. Fr. 500.– (Fernkurs 460.–).     www.altstadtkirchen-live.ch
denen Material aus.
                                                     Anmeldung bis 12.10.: 044 525 05 40.
                                                                                                          TV-/Radio-Gottesdienste
Do, 8.10., 16.15, Bushaltestelle Zürich Flughafen,   www.tbi-zh.ch
Werkhof: Besuch beim Künstler im Wald.                                                                    Röm-kath. Gottesdienst: So, 4.10., 9.30, ZDF
                                                                                                          Radiopredigt: Je So, 10.00, Radio SRF 2 Kultur,
Do, 12.11., 17 Uhr: Gespräch mit dem Künstler        Gesprächsführung
                                                                                                          Musikwelle; Tel. 032 520 40 20
Di, 8.12., 18.00: Adventsanlass                      Schwierige Gespräche kompetent und
Do, 18.3.2021: Finissage                                                                                  Sonntagslesungen: www.bibelwerk.ch
Alle im Andachtsraum Flughafenkirche.
                                                     empathisch führen. Für Personalver-
www.flughafenkirche.ch
                                                     antwortliche, Lehrpersonen, im Ge-
                                                     sundheitswesen Tätige, Eltern usw.                   Seelsorge-Gespräche
aki classics                                         Di, 3./10./17.11., 9.00–12.30, Zeltweg 27, Zürich.
                                                     Fr. 300.–. Anmeldung bis 6.10.: 043 244 80 80;       Bahnhofkirche
Anri Lepetit (Klarinette) und Diana Kis­
                                                     zuerich@143.ch                                       Mo – Fr, 7.00 –19.00, Sa/So, 10.00 –16.00
lovskaja (Piano) spielen Werke von Bern-
                                                     www.zuerich.143.ch
stein, Barber, Copland und Gershwin.                                                                      Predigerkirche
Fr, 2.10., 19.00, aki, Hirschengraben 86, Zürich.                                                         Mo – Fr, 14.00 –18.00
Eintritt frei, Kollekte
                                                                                                          jenseits im Viadukt
www.aki-zh.ch
                                                                                                          Di –Fr, 11.00 –18.00, Sa, 14.00 –18.00

Gespräche                                                                                                 Gebete und Meditation
Buch mit Kaffee                                                                                           Meditationen
Buchbesprechung von Eveline Haslers                                                                       Do, 8.10., 19.00, Pfarreisaal St. Peter+Paul:
«Die Wachsflügelfrau» und «Anna Göldi».                                                                   Feierabend für Leib und Seele
Mi, 7.10., 14.00–16.30, Schober, Napfgasse 4,                                                             Do,15.10., 19.00, Werdstr. 53, ZH: Da-Sein
Zürich. Teilnahmegebühr.                                                                                  www.zentrum-spiritualitaet.ch
Anmeldung 044 369 55 66. Kurzfristige
Änderungen möglich, Website beachten.                                                                     Bahnhofkirche
www.frauenbund-zh.ch
                                                      Zürich liest                                        Mo – Fr, 7.00, 7.30, 8.00, 8.30: Wegworte
                                                      Katholisch Stadt Zürich stellt Texte von            Mo–Fr, 18.45. Sa/So, 15.45: Abendgebet
Im Reich der Widersprüche                             jungen Menschen vor und lädt zu wei-
Tischgespräch der Religiös-Sozialisti-                teren Veranstaltungen mit Autoren.                  Mittagsgebet in der Predigerkirche
schen Vereinigung mit Kurt Seifert, Pu-               Mi, 21.10., 19.00, Bogen D, Viadukt, Zürich:
                                                                                                          Mo – Fr, 12.15 – 12.35
blizist, über China.                                  Mutmacher-Texte von Jungen.
                                                                                                          Haltestille Bahnhofstrasse
Sa, 17.10., 15.00–17.00, Gartenhofstr. 7, Zürich.     Do, 22.10., 20.00, Jesuitenbibliothek, Hir­
                                                                                                          Do, 12.15 –12.35, Augustinerkirche
www.kirchgemeinde.ch/resos/                           schengraben 74, Zürich: «Demokratie in
                                                      der Schweiz» mit Joe Lang.
                                                      Fr, 23.10., 19.00, Pfarrei Felix und Regula,        Vernetzt
Spiritualität                                         Zürich: «Die Nachkommende» – Autoren­
                                                      gespräch mit Ivna Zic.                              Jugendseelsorge
Engelwelten                                           Sa, 24.10., 19.00, Jesuitenbibliothek, Hir­         www.jugendseelsorge.ch
                                                      schengraben 74, Zürich: «Die archaische
MontagsMusik mit Gesang und Orgel,
                                                      Kraft des Monotheismus», mit Eckhard                Spitalseelsorge
Lyrik und Prosa.                                      Nordhofen.                                          www.zh.kath.ch/spitalseelsorge
Mo, 5.10., 12.15–12.45, Kirche St. Peter und          Keine Anmeldung, Eintritt frei.
Paul, Zürich.
                                                      www.zuerich-liest.ch
                                                                                                          Anderssprachige Gottesdienste
www.zentrum-spiritualitaet.ch                                                                             www.zh.kath.ch/migrantenseelsorge

                                                                                                                                   forum
                                                                                                                                    forum21 2017    31
                                                                                                                                          222020   
WAS ICH EINMAL WAR ...
PFARRBLAT T DER KATHOLISCHEN KIRCHE

                                                                                                                                                                       Foto: Christoph Wider
IM KANTON ZÜRICH

Gültig für die Sonntage vom 4. und 11. Oktober

Herausgeberin
Stiftung forum – Pfarrblatt der katholischen
Kirche im Kanton Zürich
Redaktionsadresse
Hirschengraben 72, 8001 Zürich
044 266 12 72, redaktion@forum-pfarrblatt.ch,
www.forum-pfarrblatt.ch
Sekretariat: Di/Do 8.30 –11.30 Uhr,
Di/Do 13.30–16.30 Uhr
Stiftungsratspräsident: Pfr. Andreas Rellstab
Geschäftsführung: Anita Koch
Redaktionssekretariat: Rita Grob
Chefredaktion: Thomas Binotto (bit)
Redaktion: Pia Stadler (ps), Beatrix Ledergerber (bl),
Veronika Jehle (vej)
Fotografie: Christoph Wider
Grafik: Angelika Dobner
                                                                       Hochbauzeichner
Abo-Service und Adressmutationen                                       Marcel von Holzen, Pfarrer und Dekan
Stadt Zürich: 043 322 18 18, info@i-kg.ch
Zürich-Land: Direkt beim Pfarramt Ihres
Wohnortes (Adresse auf Pfarreiseiten ersichtlich)
Stadt Winterthur: 052 224 03 80,
                                                                      Kathedralen errichten, den Churer Dom        von Holzen doch noch ein Theologiestu-
mitgliederverwaltung@kath-winterthur.ch
Bezahlte Abos: 044 266 12 72,                                         umbauen, der Kirche St. Peter und Paul ei­   dium. Heute ist er dankbar für die Berufs-
redaktion@forum-pfarrblatt.ch
                                                                      nen zweiten Turm anbauen? Kein Prob-         lehre: «Sie hat mir Einblicke in die Ge-
Abopreise: Jahresabo Inland Fr. 38.–, Ausland Fr. 77.–
Anzeigenverkauf                                                       lem für Marcel von Holzen. «Ich war          schäftswelt gegeben – und Hochachtung
creative media gmbh, Schützenstrasse 19,                              schon immer ein Visionär, hatte Ideen,       für die Freiwilligen, die sich neben dem
8902 Urdorf, 043 322 60 30, Fax 043 322 60 31
forum@c-media.ch, www.c-media.ch                                      die ich in Zeichnungen umsetzte», sagt       Berufsleben in der Pfarrei engagieren.»
                                                                      der Pfarrer von Heilig Geist in Höngg
Druck
AVD Goldach AG, 9403 Goldach, www.avd.ch                              und Dekan der Stadt Zürich.                  Die Faszination für Architektur begleitet
Pfarreiseiten: Text&Gestaltung jeweiliges Pfarramt                                                                 ihn bis heute: «Qualitätsvolle Architek-
65. Jahrgang, erscheint 14-täglich, ISSN 1420-2212                    Bereits mit zwölf Jahren entwarf und         tur lässt den menschlichen Geist auf-
                                                                      baute er einen 3,5 Meter langen Schnee-      blühen. Sie kann ihn zum Träumen und
                                                                      dom – mit Seitenkapellen für alle Welt­      in Begegnung mit Gott führen.»
                                                                      religionen.                                      Dabei erlebt er hochstehende Archi-
                                                                          Seine kreative Begabung sei ihm in       tektur keineswegs nur in Kathedralen,
                                                                      die Wiege gelegt worden: «Mein Vater und     sondern auch etwa in Thermen: «Man
                                                                      mein Bruder waren technische Zeichner        sollte ein Spa so bauen, dass sich nicht
                                                                      und mütterlicherseits gibt es Zeich-         nur der Körper, sondern auch der Geist
                                                                      nungslehrer und Maler in der Familie.»       regenerieren kann. Wenn ich mich nach
                                                                          Im Kindergarten entstanden aus           intensiven Wochen hie und da in eine
                                                                      Klötzchen Hochhäuser – «eine statische       Wellnessoase zurückziehen, den Körper
                                                                      Herausforderung, mit der die Liebe zur       einfach Körper sein lassen und die Spie-
                                                                      Architektur erwachte», schmunzelt er.        gelungen des Lichtes im Wasser betrach-
                                                                      Schnell habe er gemerkt, dass Architek-      ten kann, hat das für mich etwas sehr Spi-
                                                                      tur sichtbar machen könne, was in Wor-       rituelles – ein sinnlicher Kult, der in mir
                                                                      ten nicht zu fassen sei. «Sakrale Gebäu-     nicht nur das Lebensgefühl erneuert,
                                                                      de haben mich fasziniert, längst bevor       sondern auch die Gottesfrage weckt.»
                                                                      ich deren theologischen Hintergrund              Dabei werde ihm wieder bewusst,
                                                                      verstand.» Doch auch zur Theologie           wieso er das Priestertum beruflich der
                                                                      fühlte er sich früh hingezogen: «Seit der    Architektur vorgezogen habe: «Gebäude
                                                                      4. Klasse wollte ich Pfarrer werden. Da      sind vergänglich. Ich aber wollte mich an
                                                                      ich aber kein strebsamer Schüler war,        etwas binden, das ewig ist.»
                                                                      stand ein Übertritt ins Gymnasium nicht                                           Pia Stadler

                                                                      zur Diskussion. Also beschloss ich, mit
                                                                      einer Hochbauzeichner-Lehre meine                Nicht nur nach Rom führen viele Wege,
                                                                      Leidenschaft fürs Zeichnen zum Beruf             sondern auch zur Theologie.
                                                                      zu machen.»                                      Wir porträtieren in loser Folge Seel­-
                                                                                                                       sor­gerinnen und Seelsorger im Kanton
                                                                          Als sich nach Lehrabschluss am
                                                         Post CH AG

                                                                                                                       Zürich, die zuvor einen anderen Beruf
                                                                      Priesterseminar in Chur die Gelegenheit
                                                                                                                       erlernt haben.
                                                                      zum Quereinstieg bot, absolvierte Marcel

                                                                                                                                             forum 21 2020    32
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