Sauer macht lustig Der Zusatz von schwefel säure hilft, Verluste an - biocover.dk
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PfLanze + Technik sauer macht lustig Der Zusatz von Schwefel säure hilft, Verluste an Stickstoff beim Einsatz von Gülle und Gärresten ordentlich zu senken und Mineraldünger zu sparen. Das hat seit der Novelle der Düngeverordnung allerhöchste Priorität. D ie Verluste sind oft hoch. Entweder Salden im Nährstoffvergleich und in der wird Stickstoff (N) mit dem Sicker- Stoffstrombilanz. wasser in tiefere Bodenschichten Auf den Punkt verlagert oder er entweicht als Lachgas und ph-Wert der gülle absenken Ammoniak. Ammonikentgasung ist men- Nach dem ersten Versuchs- Um gasförmige Verluste zu senken, lohnt genmäßig die größte Verlustquelle. jahr verspricht das Ansäu- sich eine bodennahe streifenförmige Ab- Mit effizienter Technik lassen sich die ern von Gärresten viel. lage, noch besseres direktes Einarbeiten. Nährstoffverluste, die Beeinträchtigung Für Tipps zur Anrechenbar- Das ist in wachsenden Kulturen nur mit In- der Umwelt und die Kosten für Mineral- keit von Stickstoff sind noch jektion möglich. Dabei kommen Schäden dünger deutlich senken. Neben dem boden- mehr Versuche nötig. an den Pflanzen vor und die Arbeitsbreiten nahen Ausbringen oder direkter Injekti- Die optimale Menge der sind begrenzt. Das Potenzial unterscheidet on in den Boden verspricht das Ansäuern Säure ist noch zu prüfen. sich je nach Technik (siehe Tabelle auf Seite Foto: Toft flüssiger Wirtschaftsdünger eine deutlich 87 „Verlustgrößen je nach Ausbringtechnik“). verbesserte N-Ausnutzung. Das senkt die Die Höhe der gasförmigen Verluste hängt 82 agrarheute März 2019
PfLanze + Technik Die Säure im Fronttank senkt die Ammoniakverluste. So kommt mehr Stickstoff an die Kulturen. maßgeblich vom pH-Wert der Gülle ab. Der hinzugefügt, die für den Zielwert von etwa lässt sich durch die Zugabe von Säure absen- pH 6 nötig ist. Somit ist das Ausbringen mit ken. Das verbessert die Ausnutzung. Beson- normaler Technik wie Schleppschlauch- oder ders Gärreste haben häufig hohe pH-Werte Schleppschuhverteilern und entsprechend von 7,5 bis 8. Sie sind somit besonders ver- großen Arbeitsbreiten möglich. Der durch die lustgefährdet. Beim Absenken des pH-Werts Säure zugefügte Anteil an Schwefel (S) von auf 6 reduzieren sich die Verluste deutlich. rund 0,6 kg S/l Säure soll zudem voll dünge- wirksam und pflanzenverfügbar sein. Der Stickstoff besser ausnutzen Grund: Er liegt nach der Reaktion mit Gülle Beim System SyreN der dänischen Firma oder Gärrest als Sulfatschwefel im Boden vor. Biocover wird beim Ausbringen konzentrierte Schwefelsäure aus einem Fronttank in den Was versuche zeigen Güllestrom dosiert. Per Echtzeitmessung des Versuchsergebnisse zum Ansäuern pH-Werts wird immer genau die Säuremenge beim Ausbringen gibt es bereits. Die » agrarheute märz 2019
PfLanze + Technik Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat 2018 erstmals Versuche zum Ansäuern von 1 Gärresten in Wintergerste, Roggen und Wei- zen angelegt (siehe Grafik auf Seite 87 „Gär- restdüngung in Wintergerste im Vergleich“). Verglichen wurden rein mineralisch gedüngte Varianten (blaue Säulen) mit Schleppschlauch, -schuh und Schlitzgerät sowie Ansäuern. Die Versuche enthielten rein organisch gedüngte Varianten, um die Mineraldüngeräquivalente (MDÄ) zu be- rechnen, und mineralisch zu ergänzen. Die MDÄ beschreiben die Ertragswir- kung. Sie geben an, wie der organische Stickstoff (N) im Vergleich zum Mineraldün- ger-N wirkt. Ein MDÄ von 50 Prozent heißt, dass 100 kg N/ha aus Gülle den selben Er- trag bringen wie 50 kg N als Mineraldünger. Die ergebnisse machen Mut Auf Sandboden mit langjährig organischer Düngung in Wehnen sind die Unterschiede 3 in Gerste sehr deutlich. Die orangen Säulen zeigen, dass es bei rein organischer Düngung deutliche Ertragsunterschiede zwischen Schleppschlauch, Schuh- und Schlitztechnik gibt. Das Ansäuern auf pH 6 zeigte sowohl beim Schleppschlauch und -schuh deutlich abgesicherte Ertragsvorteile gegenüber nicht angesäuert (jeweils dunklere Säulen). Wenn zusätzlich zur organischen Düngung eine mineralische Ergänzung auf den Bedarfswert folgte (graue Säulen), sind die Unterschiede tendenziell noch zu sehen. Die positive Ertragswirkung des Ansäuerns bleibt aber bestehen. Weitere Versuche in anderen Ländern zeigen ein ähnliches Bild. Die Ertragsvorteile lassen auf eine erhöhte N-Ausnutzung und damit bessere Ertrags- wirkung der Ansäuerung schließen. Weitere Versuchsjahre müssen aber noch folgen. Säurebedarf je nach gülle hoch Besonders wegen der im Trockenjahr 2018 nicht überschritten werden. Der wird mit 6 Front des Schleppers schreckt oft ab. Hier geringeren Wirksamkeit der N-Dünger bis 6,5 zudem weniger strikt gefasst. Selbst wird an der Technik gearbeitet, um den bleibt abzuwarten, wie sich die Unterschie- unter diesen Bedingungen seien deutlich ge- Säurevorrat besser ins Gespann zu integrie- de in den kommenden Jahren darstellen. senkte Emissionen und verbesserte Wirkgra- ren. Sobald die Säure in die Gülle oder den Zudem schwankt der Säurebedarf für das de zu erreichen. Das ist aber durch weitere Gärrest eingebracht ist, wird die Säure neu- pH-Wert-Absenken je nach Gülle oder Gär- Versuche noch abzusichern. tralisiert. Daher sind keine Folgen mehr auf rest sehr stark. Die im Versuch eingesetzten Boden und Mikroorganismen zu erwarten. Mengen von bis zu 10 l Säure/m³ erschweren schwefelsäure ist ein gefahrstoff Allerdings ist eine leichte Schaumbildung einen ökonomisch sinnvollen Einsatz. Sie Beim Umgang mit Schwefelsäure ist Vor- auf der Oberfläche möglich. wären auch umwelttechnisch fraglich. sicht angeraten. In jedem Fall ist beson- Offen ist die Frage, ob Ansäuern im Blick Fotos: Werkbilder Vom Hersteller werden Säuremengen von nene Arbeit nötig. Spezielle Adapter und auf die Düngeverordnung zu erleichterten 2 bis 4 l/m³ bei Gülle sowie 4 bis 6 l/m³ bei Anschlüsse schützen den Anwender. Im Einarbeitungspflichten führt, wenn es die Gärresten als Zielvorlage genannt. Sie sollen Straßenverkehr ist für Beförderer ein Ge- Emission ähnlich senkt wie das direkte Ein- auch bei Nichterreichen des Ziel-pH-Werts fahrgutschein nötig. Der Anbau in der arbeiten. Dann macht sauer lustig. (kb) ● 84 agrarheute März 2019
2 1 Das SyreN-System 4 wird auch als Light- Version angeboten. 2 Der Sensor am Fass misst laufend den pH-Wert von Gülle oder Gärrest. 3 Das System fasst Säure, Additive und Wasser. Die Palette ist auch mit „Tank im Tank“ zu haben. Der Fahrer tauscht ihn von der Kabine per Frontlift. 4 Für den Frontanbau am Schlepper lassen sich Stützräder an- bauen. Dr. Gerhard Baumgärtel, Kai-Hendrik Howind Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Hannover gerhard.baumgaertel@lwk-niedersachsen.de Versuche und Vergleiche auf Seite 87 »
PfLanze + Technik zwölf Tipps so gelingt das ansäuern von gülle 1 4 7 Schwefelsäure zugeben schein für gefahrgut einplanen Geruchsbelastung abmildern Um den pH-Wert der Gülle zu senken, wird Ätzende Schwefelsäure fordert sorgfältiges Schwefelwasserstoff ist ein starker Geruchs- Schwefelsäure (H2SO4) zugegeben. Durch- Arbeiten. Nötig für das System ist ein ADR- stoff in Gülle. Er riecht wie faule Eier. Dagegen schnittlich sind etwa 2 l /m³ Gülle nötig. Der Schein für die Beförderung gefährlicher Güter lässt sich mit dem System Eisensulfat beim Be- pH-Puffer im Boden sollte sich nicht ändern. auf der Straße. füllen zugeben. Das senkt die Geruchsbelastung. Normal verbraucht 1 l H2SO4 rund 1 kg Kalk. 5 8 2 Mineraldünger sparen Schwefel gleich mitdüngen pH-Wert der Gülle senken Die effektivere Nährstoffausnutzung bedeutet, Der Bedarf an Schwefel (S) liegt je nach Kultur Ammoniak (NH3) und Ammonium (NH4) befinden Mineraldünger einzusparen. Möglich sind den- um die 30 kg S/ha. Mit H2SO4 wird dieser Bedarf sich in der Gülle im chemischen Gleichgewicht. noch Mehrerträge von 4 bis 8 dt/ha. Das bringt mit der Gülle gedeckt. Das spart Überfahrten Durch den gesenkten pH-Wert verschiebt es sich ein Plus von 60 bis 120 Euro/ha. und Mineraldünger im Wert von bis zu in Richtung NH4. Das kann nicht ausgasen. 10 Euro/ha. Möglich ist aber auch die G efahr einer S-Überdüngung bei hohen Säuremengen. 6 3 bilanz und umwelt entlasten Ammonium Sofort verfügbar haben Die Düngeverordnung deckelt die Stickstoff 9 Sobald die Gülle in den Boden einzieht, ist NH4 für (N)-Menge. Verflüchtigt sich NH3, ist dieses gegebenenfalls Additive beimischen die Kulturen verfügbar. Die NH3-Verluste sinken N nicht mehr verfügbar. Er fehlt, um einen Mit dem System lassen sich mit der Gülle auch um bis zu 85 Prozent gegenüber u nbehandelter optimalen Ertrag zu erzielen. gleichzeitig Nitrifikationshemmer, Mikronähr- Gülle. Bei 25 m³/ha Schweinegülle bedeutet das Weniger Emissionen heißt auch weniger stoffe oder andere Zusatzstoffe ausbringen. schnell ein Plus von 12 kg/ha NH4-N, bei Einträge in Gewässer und weniger Feinstäube 30 m³/ha Rindergülle sogar von 25 kg/ha. in der Luft. 10 Kosten im blick halten Das Ansäuern lässt sich an etliche Güllearten und Witterungsverhältnisse anpassen. In Getreide oder auf Grünland sind im Vergleich zur Schlitz- technik oft niedrigere Kosten zu erwarten. 11 Wirtschaftlichkeit verbessern Die Wirtschaftlichkeit hängt von Gülleeigenschaf- ten, Betriebsstruktur, Systemintegration, Kultur Foto: Drücker; Text: karl.bockholt@agrarheute.com und Boden ab. Hilfe finden Sie online unter www.biocover.dk/beratung/syren-estimater. 12 Investition fördern lassen Für die Technik gibt es 20 Prozent I nvestitions- förderung bis Ende 2019 und 60 Euro/ha bis Ende 2021. Das steht im Rahmenplan der Schwefelsäure verschiebt das Verhältnis von Ammonium zu Ammoniak zugunsten des besser nutz- EU-Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung baren Ammoniumstickstoffs. Die Flächenleistung ist mit Ansäuern höher als bei Schlitztechnik. Agrarstruktur und Küstenschutz. 86 agrarheute März 2019
PfLanze + Technik Ansäuern von Gülle im Vergleich und im Versuch Verlustgrößen je nach Ausbringtechnik Gärrestdüngung in Wintergerste im Vergleich Kornertrag [dt/ha] NH3-Verluste NH3-Verluste 80 [% des ausgebrachten [kg N/ha]1) Gülleverteilung NH4-N] 132 kg Gesamt-N org. 70 Oberflächliches Ausbringen Prallteller 50 - 100 32 - 63 60 Schleppschlauch 40 - 80 25 - 50 50 Schleppschuh 20 - 60 13 - 38 Schlitztechnik 10 - 40 6 - 25 40 Ansäuerung < 10
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