SCHLAFES BRUDER Robert Schneider - Vorarlberger Landestheater

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SCHLAFES BRUDER Robert Schneider - Vorarlberger Landestheater
SCHLAFES BRUDER
Robert Schneider
Großes Haus | 14+

Begleitmaterial zum Stück

Premiere _ Do, 29.4.2021, 18.00 Uhr, Großes Haus

Vorstellungstermine _ Fr 30.04. | So 02.05., 15.00 Uhr und 18.00 Uhr
                      Di 04.05. | Mi 05.05. | Do 06.05., 18.00 Uhr
                      Fr 07.05. | Sa 08.05. | So 09.05., 15.00 Uhr und 18.00 Uhr
                      Großes Haus

Inszenierungsmitschnitt Online: Fr 14.05., 19.30 Uhr (verfügbar für 24 h)

Dauer _ ca. 95 min, keine Pause

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SCHLAFES BRUDER Robert Schneider - Vorarlberger Landestheater
Es spielen

Johannes Elias Alder _ Luzian Hirzel
Peter Elias Alder _ Nico Raschner
Elsbeth Alder _ Maria Lisa Huber
Seff Alder _ Tobias Krüger
Agathe Alder, genannt Seffin _ Natalina Muggli
Hebamme _ Maria Lisa Huber
Oskar Alder _ Nico Raschner, Mario Levstok (in Weihnachtsmette)
Schauprediger Corvinus Feldau von Feldberg _ Tobias Krüger
Burga _ Natalina Muggli
Kurat Elias Benzer _ Nico Raschner
Erscheinung in Kirche _ Natalina Muggli
Friedrich Fürchtegott Bruno Goller _ Tobias Krüger
Virgina Alder, genannt Nulfin _ Maria Lisa Huber
Nulf Alder _ Winfried Szymnau
Kinder _ Natalina Muggli, Tobias Krüger
Dorfbewohner:innen von Eschberg _ Ulrike Hampel, Stephanie von Hoyos, Mario
Levstok, Susanne Sustersic, Winfried Szymnau, Elisabeth Türk-Saggel, Ernst
Walser (Mitglieder des Bürger:innenchors)
und
Luzian Hirzel, Maria Lisa Huber, Tobias Krüger, Natalina Muggli, Nico Raschner

Inszenierung, Choreographie & Fassung _ Teresa Rotemberg
Bühne & Kostüm _ Sabina Moncys
Musik _ Marcel Babazadeh
Orgeleinspielungen _ Pater Theo Flury
Licht _ Arndt Rössler
Dramaturgie & Fassung _ Ralph Blase

Regieassistenz _ Angela Dockal
Ausstattungsassistenz _ Leslie Bourgeois
Inspizienz _ Eva Lorünser
Koordination Bürger:innenchor _ Stefanie Seidel und Susanne Sustersic
Theaterpädagogik _ Katherine Kügler, Stefanie Seidel

Aufführungsrechte bei Felix Bloch Erben GmbH & Co. KG | www.felix-bloch-erben.de
Bild- und Tonaufnahmen während der Aufführung sind nicht gestattet.

Fotos _ © Anja Köhler

Herzlichen Dank an:

Dr.inTheresia Anwander vom vorarlbergmuseum,
für die Beratung in Kostümangelegenheiten
Dr.in Annemarie Bösch-Niederer vom Landesarchiv Vorarlberg,
für die Beratung bei der Suche nach traditionellen Liedern mit regionalem Bezug.

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SCHLAFES BRUDER Robert Schneider - Vorarlberger Landestheater
Liebe Lehrerinnen und Lehrer,
„Das ist die Geschichte des Musikers Johannes Elias Alder, der zweiundzwanzigjährig
sein Leben zu Tode brachte, nachdem er beschlossen hatte, nicht mehr zu schlafen.“ –
Robert Schneider

Die Geschichte von Johannes Elias Alder, der im Jahr 1803 in einem Dorf im
Vorarlbergischen das Licht der Welt erblickt, erzählt von seiner hohen Sensibilität, seiner
ausgeprägten Fähigkeit des Hörens und seinem damit verknüpften musikalischen Talent,
das in seinem virtuosen Orgelspiel Ausdruck findet. Obwohl er sogar zwischenzeitlich die
Ämter des Organisten und des Dorfschullehrers ausübt, bleibt Elias ein Außenseiter in der
Dorfgemeinschaft. Erzählt wird von seiner großen Liebe zu Elsbeth, der er diese aber nie
wirklich vermitteln kann … Ein genialisches Talent in einer Welt der geistigen Enge,
zwischen der unbarmherzigen Härte eines Bergbauernlebens im frühen 19. Jahrhundert
und der entrückten Sphäre der Musik, der Kunst. Zwischen Liebe und Verrat, zwischen
wildem Schaffensdrang und unstillbarer Todessehnsucht.

Als das Erstlingswerk des in Bregenz geborenen Robert Schneider 1992 erschien, war es
nichts weniger als eine literarische Sensation. Die fiktive Biografie seines Elias Alder
entzieht sich jeder Genreeinordnung, ihr Umgang mit der Sprache ist
unerhört: Selbstbewusst spielt Schneider mit archaisch anmutenden Konstruktionen
und Neologismen ebenso wie mit dem hiesigen Dialekt – und kennt dabei keine Angst
vor Pathos. Mit den verwendeten Ortsnamen und der konkreten Verortung im
Vorarlbergischen stellt der Roman zudem einen eindeutigen regionalen Bezug her, der
sicherlich einen guten Anknüpfungspunkt für Schülerinnen und Schüler bietet.

Die Regisseurin und Choreographin Teresa Rotemberg erzählt SCHLAFES BRUDER für
die Bühne indem sie Erzählung, Drama und choreografische Ausdrucksformen
zusammenführt. Spannend ist es, sich eingehender damit zu beschäftigen, wie die
Umsetzung des Romans auf der Bühne stattgefunden hat. Die in der Inszenierung
verwendeten Orgelmusiken wurden von Pater Theo Flury an der Mauritiusorgel der
Stiftskirche des Kloster Einsiedeln eigens für die Produktion SCHLAFES BRUDER am
Vorarlberger Landestheater eingespielt und dort von Marcel Babazadeh aufgenommen.
Sämtliche Einspielungen sind Improvisationen von Pater Theo Flury über Themen und
Motive aus dem Roman SCHLAFES BRUDER. Die Musik bietet dabei einen weiteren
Anknüpfungspunkt für die Beschäftigung mit Schülerinnen und Schüler im Unterricht.

Das vorliegende Begleitmaterial zur Inszenierung richtet sich an Lehrerinnen und Lehrer,
die mit ihrer Klasse eine Vorstellung im Vorarlberger Landestheater besuchen und diese
vor- oder nachbereiten wollen. Das Material liefert Ihnen Informationen zum Autor Robert
Schneider, zur Adaption des Romans für die Bühne sowie zu den Gestaltungsmitteln
Sprache, Musik und Choreografie. Darüber hinaus beinhaltet es ein Interview, das einen
tieferen Einblick in die Arbeit mit dem Bürger:innenchor gibt. Als Anregung bietet dieses
Begleitmaterial für Sie thematische Anknüpfungspunkte und Fragestellungen sowie
spielpraktische Übungen, die zu einer intensiven Beschäftigung mit dem Stück in Ihrem
Unterricht einladen.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß!

                        Ralph Blase, Katherine Kügler, Katrin Malang-Rüf, Stefanie Seidel
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SCHLAFES BRUDER Robert Schneider - Vorarlberger Landestheater
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SCHLAFES BRUDER Robert Schneider - Vorarlberger Landestheater
Inhalt

Zum Autor……………………………………………………....……………………….. Seite 6

      Robert Schneider – ein Werküberblick*…………………………………….. Seite 6

Zur Inszenierung………………………………………………………………..............Seite 8

      Die Regisseurin………………………………………..................................... Seite 8
      Die Kostüme…………………………………..……........................................ Seite 8

      Stationen der Bühnenhandlung*…………..………………………………….. Seite 9
      Ausgelassene Roman-Episoden*..…………...…………………………….... Seite 10
      Ein Romantext auf der Theaterbühne*..……………………………………... Seite 11

      Wo die Sprache aufhört*--……………………………………………………... Seite 13
      Der Herzschlag der Musik*..…………………………………………………... Seite 13

      Ein Einblick vom Bürger:innenchor – Interview mit Ulrike Hempel….…….. Seite 16

Zur Theaterpädagogik………………………………………………………………….. Seite 19

      Themen | Bildungsplanbezug | Theaterpädagogische Angebote…………. Seite 19
      Fragen zur Vor- und Nachbereitung………………………………..………… Seite 20
      Theaterpädagogische Übungen………………………………………………. Seite 28

Glossar…………………………………………………………………………………... Seite 37

Zu Ihrer Sicherheit……………………………………………………………………… Seite 39

Literaturnachweis

*Originalbeitrag von Ralph Blase.
Zitate aus SCHLAFES BRUDER nach: Schneider, Robert: Schlafes Bruder, Leipzig 1992.
„Komm, o Tod, du Schlafes Bruder“ ist zitiert nach dem Schlusschoral der Kantate „Ich will
den Kreuzstab gerne tragen“ von Johann Sebastian Bach (BWV 56)

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SCHLAFES BRUDER Robert Schneider - Vorarlberger Landestheater
Zum Autor

Robert Schneider – ein Werküberblick
Im November 2020 erschien „Der Schneeflockensammler“, ein Buch mit Bildern von Linda
Wolfsgruber. Erzählt wird die Geschichte eines Jungen, der die Schönheit von
Schneeflocken festhalten will und so lange mit Mikroskop und Fotoapparat experimentiert,
bis es ihm gelingt. Das Buch lädt ein, genau hinzuschauen und die Wahrnehmung für
kleine Dinge und Vorgänge zu schärfen.

Der 1992 erschienen der Roman SCHLAFES BRUDER hat bisher von Robert Schneiders
Büchern die größte Resonanz hervorgerufen und ist, wie sich an den vierundzwanzig
Übersetzungen in andere Sprachen festmachen lässt, ein sehr großer internationaler
Erfolg.

1993 kam es zu einer Aufführung von SCHLAFES BRUDER als Ballett, 1995 folgte eine
prominent besetzte Verfilmung von Joseph Vilsmaier, die ebenfalls zur Popularität von
SCHLAFES BRUDER beitrug. Im Auftrag des Opernhaus Zürich komponierte 1996
Herbert Willis eine Opernversion mit einem Libretto von Robert Schneider. Am Theater St.
Gallen hatte im Jahr 2018 ein Tanzstück nach SCHLAFES BRUDER Premiere. So wurde
der Roman immer wieder in andere Kunst- und Erzählformen übertragen.

1998 erscheint der zweite Roman „Die Luftgängerin“ und 2000 der Roman „Die
Unberührten“. Diese beiden Titel bilden mit SCHLAFES BRUDER „Die Rheintalische
Trilogie“. 2001 erscheint die Erzählung „Der Papst und das Mädchen“, 2002 gefolgt von
dem Roman „Schatten“ und 2004 erscheint der Roman „Kristus“. Mit „Die Offenbarung“ ist
2007 der bis heute letzte Roman von Robert Schneider erschienen. Das 1993 am Thalia-
Theater Hamburg uraufgeführte Theaterstück „Dreck“ avancierte im gleichen Jahr zum
meistgespielten Theaterstück auf deutschsprachigen Bühnen.
Ebenfalls wurde 1993 „Traum und Trauer des jungen H.“ am Schauspielhaus Hannover
uraufgeführt. 1999 kam am Schauspielhaus Zürich das Theaterstück „Komödie vom
deutschen Heimweh“ zur Uraufführung.

Weitere Titel fürs Theater sind „Hitlermein. Eine Liebesrede“, uraufgeführt 1989 in Götzis,
Alte Krone und „Alte Tage“, uraufgeführt 1994 in Götzis, Am Bach.

Eine Liste mit einer Auswahl von Auszeichnungen und Preisen:

      1989 Stipendiat der Abraham-Woursell-Stiftung/New York
      1990 Filmdrehbuchpreis des österreichischen Fernsehens
      1993 Robert-Musil-Stipendium der Stadt Wien, Literaturpreis der Salzburger
       Osterfestspiele und Civis-Hörspielpreis des WDR
      1994 Premio Grinzane Cavour (Italien) und Premio Libro di Montagna
      1995 Marieluise-Fleißer-Preis der Stadt Ingolstadt, Prix Medicis für den besten
       ausländischen Roman (Frankreich)

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SCHLAFES BRUDER Robert Schneider - Vorarlberger Landestheater
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SCHLAFES BRUDER Robert Schneider - Vorarlberger Landestheater
Zur Inszenierung

Die Regisseurin
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                                   zeichnet ein besonders vielgestaltiges Arbeiten aus.

                                   Mit ihrer eigenen, 1999 gegründeten und in Zürich
                                   beheimateten Company MAFALDA produziert sie
                                   regelmäßig Tanzstücke; zuletzt lag dabei ein
                                   besonderer Schwerpunkt auf Produktionen für junges
                                   Publikum, mit denen das Ensemble auch international
                                   (u. a. Argentinien, Panama, Peru, Südafrika) stark
                                   nachfragt wird. Rotemberg engagiert sich darüber
                                   hinaus in Vermittlungsprojekten und hat Stücke mit
                                   Laien, Jugendlichen und Kindern kreiert.

                              Das künstlerische Profil der Regisseurin/Choreografin
                              Teresa Rotemberg gibt zusätzlich Auskunft, aus
                              welchen choreografischen Hintergründen die
Inszenierung von SCHLAFES BRUDER zusammengesetzt wird.

Teresa Rotemberg durchlief von Kindesbeinen an eine klassische Ballettausbildung, der
eine Karriere als Tänzerin folgte, in der sie vor allem in Compagnien tanzte, die ihren
Schwerpunkt im Tanztheater hatten, aber auch im klassischen Ballett.

Während dessen machte sie erste Erfahrungen als Choreografin, auch indem sie immer
wieder für Choreografien innerhalb von Schauspielinszenierungen angefragt wurde. Nach
der Phase als Tänzerin arbeitete Teresa Rotemberg als Choreografin mit Tänzer:innen,
aber auch sehr viel im Musiktheater, wo die Choreografie großer Opernchören ganz
andere Anforderungen stellt und sie erarbeitete bereits zahlreiche Projekte mit Laien.

Mit ihrer Company MAFALDA erforscht sie immer wieder verschiedene Ausdrucksformen
des Tanzes und kreierte auch bereits viele Arbeiten für junges Publikum. Auch das
Regieführen im Bereich Schauspiel und Musiktheater gehört seit vielen Jahren zu ihrem
Arbeitsspektrum.

Sämtliche Erfahrungshintergründe – und dazu soll diese Aufzählung dienen – fließen in
die Arbeit mit den Darsteller:innen an SCHLAFES BRUDER ein.

Die Kostüme
Die Kostüme sind von den traditionellen Kleidungen aus dem W alsertal inspiriert.
Das fiktive Eschberg des Romans lässt sich durchaus mit dem Ort Meschach in der
Gemeinde Götzis in Verbindung bringen. Bei dieser Recherche – unterstützt von
Dr.inTheresia Anwander vom vorarlbergmuseum – hat Sabina Moncys sich für das
Kostümbild an Traditionen orientiert, die sich dieser Gegend zuordnen lassen.

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SCHLAFES BRUDER Robert Schneider - Vorarlberger Landestheater
Stationen der Bühnenhandlung
Johannes Elias Alder wird geboren und fünf Tage später sein Cousin Peter Elias Alder.
Zwei Wochen später werden sie gemeinsam getauft.

Im Alter von fünf Jahren gehen körperliche Veränderungen mit Elias vor. Seine zuvor
gläserne Stimme entwickelte sich zu einer voll tönenden Bassstimme. Als vielbetuscheltes
Rätsel von Eschberg wird er und von seinen Eltern über zwei Winter weggesperrt. Peter
erscheint immer wieder unter Elias Fenster.

Elsbeth wird geboren.

Elias formt durch Übungen seine Stimme, deren allerwärmster Ton seine Mitmenschen
anrührt.

In seinem zwölften Lebensjahr wird Elias Blasbalgtreter an der Orgel zu Eschberg. Er
bittet den Organisten Oskar Alder, ihm das Orgelspielen beizubringen, was dieser aber
verweigert. In Nächten bringt Elias sich heimlich selber das Orgelspielen bei.

Aus Rache für die Misshandlung durch seinen Vater, setzt Peter zur Weihnacht das Dorf
in Brand. Elias rettet Elsbeth aus den Flammen.

Elias und Elsbeth freunden sich an. Und Elias, der mittlerweile siebzehn Jahre alt ist, liebt
Elsbeth.

In der Messe am Karsamstag spielt Elias zum ersten Mal öffentlich die Orgel. Seine
Fähigkeit bringt ihm Ansehen, er wird zum Organisten und Dorfschullehrer ernannt.

Elsbeth beginnt eine Beziehung mit einem Anderen, wird schwanger und heiratet diesen.

Elias gibt die Hoffnung auf eine Erfüllung seiner Liebe zu Elsbeth auf.

Friedrich Fürchtegott Goller, Domorganist und Cantor zu Feldberg, hört Elias‘ Orgelspiel
bei Elsbeths Hochzeit und lädt Elias zur Teilnahme an einem Orgelwettbewerb nach
Feldberg ein.

Nach bravouröser Teilnahme, Elias geht aus dem Wettbewerb als Sieger hervor, malt
Peter eine Zukunft, in der Elias viel Geld und Ruhm verdienen wird und Peter ihn auf
seinen Reisen begleitet.

Elias glaubt während seines Orgelspiels in Feldberg erkannt zu haben, dass er „Elsbeth
nur mit halbem Herzen geliebt habe“ und Gott ihm daher Elsbeth verweigert. Elias fasst
die Absicht, nicht mehr zu schlafen, um Elsbeth gemäß seiner neu gewonnenen
Auffassung voll und ganz lieben zu können – „denn im Schlaf liebt man nicht.“

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SCHLAFES BRUDER Robert Schneider - Vorarlberger Landestheater
Ausgelassene Roman-Episoden
Für die Inszenierung wurde der Romantext auf die Ereignisse konzentriert, die Elias‘
Lebensweg direkt betreffen.

Zu diesen Episoden zählt der in „Das letzte Kapitel“ (das zweite Kapitel des Romans)
erwähnte Tod von Cosmas Alder dem letzten Dorfbewohner, womit auch die endgültige
Auslöschung des Dorfes, in dem die Handlung spielt, gleich zu Beginn des Romans
erzählt wird. Der Roman startet also mit einem Ausblick auf eine Episode, die annähernd
neunzig Jahre nach Elias Tod die Geschichte endgültig beschließt. Cosmas ist der älteste
Sohn von Elsbeth, wird also beinahe 90 Jahre alt. In Schlussszene der Inszenierung tritt
Cosmas mit seiner Mutter auf.

Die Gedanken der Hebamme, im Kapitel „Die Geburt“, über ihr eigenes Leben, während
sie die Vorbereitungen zur Geburt von Johannes Elias Alder trifft, zeigen sie gedanklich
eloquent und anscheinend nicht auf die bevorstehende Geburt konzentriert – eine
farbenreiche Episode.

Die Seelenzilli-Episode, schildert den beinahe Lynchmord an einer alten Frau, die Kontakt
mit den Toten zu haben behauptet und einen Weg gefunden hat, sich von den anderen
Dorfbewohner:innen für deren Erlösung „bezahlen“ zu lassen. Dann wird sie aber von den,
nicht zuletzt von einer Predigt des Kuraten – der allzu gerne in seiner Predigt von einer der
letzten Hexenverbrennungen Vorarlbergs berichtete – aufgebrachten Dorfbewohner:innen,
fast umgebracht. Nur fast – weil die Dorbewohner:innen nur wegen der vermeintlichen
Pesterkrankung der Seelenzilli zurückschreckten. Mit der Verbrennung von Roman
Lamparter, der als Sündenbock für den ersten Dorfbrand ermordet wird, findet so ein
Lynchvorgang Eingang in die Inszenierung.

Unter dem Namen Schwefelsonntag ist ein Pfingstsonntag in die Dorfgeschichte
eingegangen, an dem der Kurat seiner Predigt Nachdruck verleihen wollte, indem er mit
einem kleinen Schwarzpulverfässchen eine kleine Sprengung vor der Kirche inszenieren
wollte. Diese Sprengung riss aber tatsächlich die Kirchentür ein und verursachte eine
Katastrophe mit Verletzten und einem Erblindeten unter den Messbesucher:innen.

In dem Kapitel „Die Stimme, die Tiere und die Orgel“ wird geschildert wie Elias sich nach
seiner Zeitrafferpubertät (abnormal) zum Mannkind entwickelt, seine Stimme (sich)
entwickelt und er mit den Tieren kommunizieren kann – in der Inszenierung zeigen sich
die Konsequenzen dieser Entwicklung in der Epistelepisode.

Im Kapitel „Der Winter 1815“ nach dem 1. Feuer leben viele Familien in der Schankstube
des Gasthauses, dort bekommt Elias` Mutter ein weiteres Kind.

„In der Fremde“ erwähnt wie Modernisierungen das Dorfleben beeinflussen – indem es mit
Ideen von außen infiziert wird, worauf Köhler Michel sich auf die Suche nach dem Land
der Kalifornier macht von denen er in Herders „Die Idee zur Philosophie der Geschichte
der Menschheit“ gelesen hat. Seine Suche wird zu einer kleinen Odyssee, samt Rückkehr
nach Hause.

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Zentral in Roman und Inszenierung ist das von Peter gelegte erste Feuer, das große Dorf
Teile des Dorfes zerstört. Es ist im Roman das erste von drei Feuern von denen erzählt
wird. Mit diesen drei Feuern gestaltet Schneider im Roman eine zusätzliche Struktur. –
Eine entscheidende „Botschaft“, die Schneider mit den Feuern verbindet: „… dass Gott
dort den Menschen nie gewollt hatte.

Ein Romantext auf der Theaterbühne
Einen Roman auf die Bühne zu bringen ist immer eine Arbeit an einem Text, der zunächst
für ein Lesepublikum gedacht war. Es muss also eine Übertragung der Inhalte des Textes
auf die Theaterbühne stattfinden, so auch im Fall der Inszenierung von Robert Schneiders
SCHLAFES BRUDER am Vorarlberger Landestheater.

Dieser Prozess beginnt – wie könnte es anders sein – mit dem eingehenden Lesen des
Romantextes, dem Nachspüren seiner Motive und Themen, dem Aufnehmen der Verläufe
seiner Handlungen, der Wahrnehmung seiner Figuren etc. Soweit handelt es sich um
einen Vorgang, der dem aufmerksamen Lesen durch Leser:innen ähnlich ist.

Dann beginnen die Überlegungen, die ein intensiviertes Lesen erfordern: Was soll von
diesen reichhaltigen Angeboten, die der Romantext macht, auf die Bühne gebracht
werden? Und wie soll das geschehen?

Bei der Romanbearbeitung von SCHLAFES BRUDER für die Inszenierung am
Vorarlberger Landestheater waren neben den Entscheidungen für Figuren, Handlungen
und Episoden, die Überlegungen zum Umgang mit der Sprache des Romans von zentraler
Bedeutung. Schnell war die Absicht klar, die Sprache des Romans möglichst wenig –
eigentlich gar nicht – zu verändern.

Durchaus naheliegend wären im Fall einer Romanbearbeitung Überlegungen, aus
Erzähltexten Szenen und Dialoge zu formen und dazu Texte in die direkte Rede zu
übertragen. Genau dieser Weg wurde nicht gewählt, um ein herausragendes Merkmal des
Romans SCHLAFES BRUDER, das in seiner Sprache liegt, auch in der
Theaterinszenierung erfahrbar zu machen.

So sprechen die Figuren, neben ihren Äußerungen, die auch im Roman als direkte Rede
geschrieben stehen, Passagen aus dem Erzähltext des Romans. Es ergeben sich
Konstellationen, in denen die Figuren zuweilen im Spiel Szenerien beschreiben, in denen
sie sich gerade selber befinden oder sogar Auskunft über sich selber geben. Die
Erzähltexte sind auf diese Weise sprachlich unverändert in die Dialogtexte integriert.

Andere Erzählpassagen werden wiederum direkt an das Publikum gerichtet – aber auch in
diesen Fällen sind die Texte im Bühnengeschehen stets an Figuren und Situationen
gebunden, nie werden sie als bloße Erzähltexte wiedergegeben.

So verteilt sich die Position des Erzählers, von dem die Leser:innen des Romans durch die
Handlung geführt werden, auf die Figuren, die auf der Bühne agieren.

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Es handelt sich somit um eine Übertragung des Romantextes auf die Bühne, indem dieser
in eine Szenerie überführt wird, ohne dass die Textgestalt selber verändert wird. Diese
Möglichkeit nahm bei der Erstellung der Textfassung für die Inszenierung immer mehr
Gestalt an. In der gemeinsamen Arbeit mit den Schauspieler:innen erwies sich dieser Weg
als fruchtbar.

Nachdem schon in diesem Entstehungsprozess ein reger Austausch zwischen Regie,
Bühnen- und Kostümbildnerin, Musik und Dramaturgie stattfindet, vervielfältigte sich
spätestens mit Beginn der Proben die Anzahl der Leser:innen, die als Beteiligte an so
einem Projekt zusammenkommen. Schließlich sind da die Schauspieler:innen, die Figuren
des Romans spielen, die ihnen mit ihren Körpern, ihrer Sprache und ihren Gedanken
Ausdruck verleihen. Es gibt das Bühnenbild und das Kostümbild. Es gibt die Musik. Es gibt
das Licht, dessen Stimmungen, wie es im Theaterjargon treffend heißt, die gesamte
Atmosphäre entschieden mitgestalten.

Diese verschiedenen Perspektiven bereichern den Prozess der Inszenierung zusätzlich
und finden Eingang in die Phantasien, die mit dem ersten Lesen des Romans begonnen
haben.

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Wo die Sprache aufhört …
„Sprachlos waren diese Menschen, ja sprachlos bis in den Tod.“

Der körperliche Ausdruck bekommt in dieser Inszenierung von Robert Schneiders
SCHLAFES BRUDER eine besondere Bedeutung, indem Sprache, Musik und
Choreografie sich ergänzen.

Eine Vielfalt der Darstellungsformen wird dann möglich, wenn die Schauspieler:innen, wie
die an dieser Inszenierung beteiligten, im hohen Maß sprachlich als auch körperlich
sensibel sind. Es bedarf weiter ein besonderes musikalisches Feingefühl, das es ihnen
u. a. ermöglicht mit der Regisseurin/Choreografin die oftmals tänzerischen
Bewegungsabläufe zu erarbeiten.

Wie lässt sich nun dieser Prozess im Fall der Inszenierung von SCHLAFES BRUDER
beschreiben? Es kommt die Erfahrung der Choreografin zum Tragen, die verschiedenen
Körper in der Besonderheit ihres Ausdrucks „lesen“ zu können.

Es beginnt ein intensiver Austausch in dem die Möglichkeiten des körperlichen Ausdrucks
gemeinsam erforscht werden – es geht eben nicht um ein bloßes einstudieren vorher von
der Choreografin erdachter Bewegungsabläufe.

Für die Arbeit an SCHLAFES BRUDER hat sich auf diese Weise ein Spektrum von
Szenen entwickelt, in denen ein besonderes Augenmerk auf dem Ausdruck der Körper,
dem Tempo der Bewegungen und Gänge, den Konstellationen der Figuren im Raum etc.
liegt.

Noch deutlicher tritt das choreografische Element hervor, wenn Tanz das vorrangige
Ausdrucksmittel der Darsteller:innen wird, wie z. B. in Szenen, in denen durch das
Orgelspiel von Elias die Musik im Zentrum steht.

So entstand im künstlerischen Schaffensprozess ein körperlicher Ausdruck, der in vielen
Passagen der Inszenierung die Szenerie oftmals vielsagend ohne gesprochene Worte
auskommen lässt und auch die im Roman immer wieder erwähnte Sprachlosigkeit der
Figuren spürbar macht.

Der Herzschlag der Musik
„Es ist alles eine Sache des Hörens.“

Die Musik ist ein zentrales Motiv in Robert Schneiders SCHLAFES BRUDER. Es wird für
das Leben von Elias sogar eine schicksalhafte Konkurrenz zwischen seinem
musikalischen Genie und seiner Liebe zu Elsbeth beschrieben.

Eine Musikbeschreibung aus dem Roman verdeutlicht die Aufgabe, die sich für die
Umsetzung der Musik in einer Inszenierung von SCHLAFES BRUDER stellt. Über das
Spiel von Elias auf dem Orgelfest heißt es dort:

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„Er spielte nun schon länger denn eine halbe Stunde und ein Ende war nicht abzusehen.
Aber aus dem breiten, dunklen Chaos regten sich allmählich versöhnlichere Stimmen. Den
Melodien folgten andere Melodien, duftig und weich wie das im Frühlingswind wogende
Gras. Und diesen Melodien folgten wiederum neue Melodien. Es waren Elsbeths
Melodien. Und Elsbeths Melodie folgte die Melodie des Chorals.“

An vielen anderen Stellen des Romans finden sich ähnliche Beschreibungen der von Elias
gespielten Musik. Es scheint unausweichlich, dass auch die in einer Inszenierung zu
verwendende Musik im Idealfall eigens für diesen Anlass entwickelte sein sollte.

Aus solchen und ähnlichen Gedanken heraus entstand bei Marcel Babazadeh die Idee zu
der Zusammenarbeit mit Pater Theo Flury, einen Experten für Orgelimprovisation. Beide
kannten sich von gemeinsamen Orgelaufnahmen in der Vergangenheit.

Ein Treffen des Produktionsteams mit Pater Theo Flury, bei dem ein intensiver Austausch
über Inhalte und Motive des Romans sowie Absichten für die Umsetzung auf der Bühne
stattfand, führte dann tatsächlich zu der Zusammenarbeit.

In den Improvisationen, die Pater Theo Flury in einer Nachtsession einspielte, bündelt er
eindrucksvoll die Ansprüche, die der Roman an eine musikalische Umsetzung stellt –
verleiht den im Roman naturgemäß als Beschreibungen vorhandenen Musik eine Gestalt
und Anwesenheit.

Neben den Musikbeschreibungen zu Elias’ Spiel nennt der Roman Musik aus liturgischen
Kontexten, wie Te deum, Kyrie, Gloria, oder den mit dem Titel des Romans verbundenen
Choral „Komm, o Tod, du Schlafes Bruder“ und weitere Titel, wie „Christ lag in
Todesbanden“. Auch diese Musik ist in die Improvisationen und die Inszenierung
einflossen.

Das im Roman zentrale Motiv des Herzschlagens erfuhr durch vielfältige musikalische
Umsetzungen in den Improvisationen, eine Präsenz in der Musik. So ist das Motiv des
Herzschlagens auch über die Musik in die Inszenierung eingewoben.

Ebenso erfuhr das im Roman zentrale Motiv des Herzschlagens durch vielfältige
musikalische Umsetzungen in den Improvisationen eine Präsenz in der Musik und wird so,
neben weiteren Motiven, musikalisch in die Inszenierung eingewoben.

Pater Theo Flury ist Benediktinermönch, Organist, Theologe, Dozent für Orgel und
Improvisation an Pontificio Instituto di Musica Sacra in Rom. Er ist Stiftsorganist der
Benediktinerabtei Einsiedeln in der Schweiz, ein bekannter Improvisator, Interpret
zahlreicher Orgelkonzerte im In- und Ausland sowie Komponist. Seinen Bezug zur Musik
hat Pater Theo Flury folgendermaßen in Worte gefasst haben: „Ich liebe Musik, weil ich sie
geniessen kann, weil sie mich anregt, erschüttert, herausfordert, weil sie Bilder, Gefühle,
Erinnerungen in mir aufsteigen lässt, weil sie mich von einer ganz anderen Seite her
erreicht als Wort und Begriff.“

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Ein Einblick vom Bürger:innenchor –
Interview mit Ulrike Hempel
Der Bürger:innenchor spielt immer wieder eine Rolle am Vorarlberger Landestheater – mal
bei großen Produktionen, mal bei kleineren Projekten. Dabei steht vor allem das chorische
Sprechen im Fokus der gemeinsamen Arbeit.

Diese Spielzeit stand der Bürger:innenchor gemeinsam mit dem Ensemble bei BELLA
CIAO schon auf der großen Bühne. In der Spielzeit 2019/2020 war der Chor Teil von
COLD SONGS: ROM, wobei er den Auftakt zu Beginn des Stückes CORIOLANUS bestritt.
Teresa Rotemberg führte – unterstützt von Katherine Kügler – bei beiden Projekten Regie.
In ausgewählten Produktionen ist der Bürger:innenchor somit immer wieder Teil des
professionellen Ensembles am Vorarlberger Landestheater.

Liebe Ulrike, für welches Projekt warst du zum ersten Mal beim Bürger:innenchor
dabei?
BELLA CIAO 2020.

Wodurch kamst du auf die Idee beim Bürger:innenchor mitzuwirken?
Eine Freundin hatte mich darauf aufmerksam gemacht. Ich habe schon einige Jahre zuvor
im Laientheater gespielt und fand die Idee gemeinsam chorisch etwas aufzuführen sehr
reizvoll.

Wie gefällt es dir bei SCHLAFES BRUDER mitzuwirken? Wie hast du den
Probeprozess empfunden? Wie hast du die Entwicklung von der ersten Probe an bis
zu den Endproben empfunden?
Es hat nach und nach mehr Spaß gemacht, da immer mehr Schauspieler:innen und
Kulissen sowie Requisiten eingebunden wurden, sodass alles nach und nach mehr Gestalt
annahm.

Was hast du für dich mitgenommen?
Meine Motivation für SCHLAFES BRUDER war das Trainieren meiner Stimme, meine
Sprechqualität und das Stimmvolumen. Dabei bemerke ich einen großen Unterschied.
Außerdem ist der Kostümbereich im Vorarlberger Landestheater für mich neu.

Beschreibe welche Szene, bei der du mitwirkst, dir persönlich am besten gefällt und
warum.
5 Einwohner:innen besuchen die Familie des Elias und wollen einen Blick auf ihn
erhaschen. In diese Szene kann ich mich gut hineinversetzen und finde schön, etwas
mehr im Fokus zu sein.

Gibt es einen Unterschied zu den bisherigen Produktionen?
BELLA CIAO habe ich im Konzept freier und mehr als ein Konzert empfunden, da es eine
Abfolge von Liedern und Texten ist/war.

Welche Szene fordert dich am meisten heraus und warum?
Orgelfest – Den Körper lange angespannt zu halten ist nicht meine Stärke.

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Wie empfindest du die Zusammenarbeit mit den Schauspieler:innen vom Theater?
Ich finde es großartig, dass wir mit professionellen Schauspieler:innen zusammenarbeiten
dürfen. Natürlich gibt es dabei durch Corona Einschränkungen, aber grundsätzlich bin ich
sehr glücklich, nach dem langen Lockdown Teil solch eines Projektes zu sein.

Wie ist es für dich die Regieanweisungen der Regisseurin umzusetzen?
Gut – sie gibt uns Laien geduldig immer wieder Zeit, die Abläufe zu wiederholen.

Wie veränderte sich für dich die Probearbeit, als du ein Kostüm bekommen hast?
Ich habe mich mehr auf die Handlung einlassen können und habe mich gut darin gefühlt.

Wie fühlte es sich für dich an, als du nach der Probearbeit zum ersten Mal auf der
großen Bühne gestanden hast?
Es hat sich großartig angefühlt – realistischer – und ich habe einige Details besser
verstanden.

Würdest du wieder bei einer Produktion vom Landestheater mitspielen?
Ja gerne, wenn es sich zeitlich ausgeht.

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Zur Theaterpädagogik

Themen
Musikalisches Genie | Talent und Schaffensdrang | Sensibilität | Empathie | Dorfmilieu |
Gemeinschaft | Bergbauernleben | Regionaler Bezug | Rolle in der Gesellschaft |
Ausgrenzung | Unterdrückung | Ungerechtigkeit | Kampfgeist | Freiheit | Familie |
Freundschaft | Unerfüllte Liebe und Sehnsucht | Glaube, Religion und Kirche | Sünde und
Verrat | Schlaf und Todessehnsucht | Gestaltungsmittel: Sprache, Musik und Choreografie
| Romanadaption

Bildungsplanbezug
Deutsch | Geschichte und Sozialkunde | Religion | Ethik | Musik

Theaterpädagogische Angebote
Stückeinführung oder Nachgespräch:

In diesen Gesprächsformaten treten Lehrer:innen und Schüler:innen vor oder nach der
Vorstellung mit Dramaturg:innen, Schauspieler:innen oder Theaterpädagog:innen in
Dialog über das Gesehene, den Produktionsprozess und die Themen der Inszenierung.

Digitale Version: Das Gesprächsformat findet via Zoom oder Teams statt.

Vor- oder Nachbereitung

In einem Workshop erhalten Ihre Schüler:innen einen vertiefenden Zugang zu Werk,
Inszenierung und verhandelten Themen. Dauer: 1 Schulstunde im Klassenzimmer als Vor-
oder Nachbereitung. Beim Besuch einer Vorstellung ist dieses Angebot kostenlos.

Digitale Version: Der Workshop findet via Zoom oder Teams statt.

AKTION: WORKSHOP & SCHAUSPIEL = 4,50€ / KARTE
Sie buchen zum Vorstellungsbesuch einen Workshop, der Ihre Klasse auf das Stück
vorbereitet, und zahlen für die Karte nur 4,50€ pro Person. Gefördert durch den
Vorarlberger Kulturservice. Buchen Sie frühzeitig, das Angebot ist begrenzt!

Kontakt für alle theaterpädagogischen Angebote:         info.junges@landestheater.org

                                                                                      19
Fragen zur Vor- und Nachbereitung
Zum Stück:

   •   Wie hast du das Stück empfunden? Beschreibe kurz deine Eindrücke.

   •   Beschreibe die Szene, die dir am meisten in Erinnerung geblieben ist. Warum
       kannst du dich an diese Szene besonders gut erinnern?

   •   Wie würdest du die Erzähler-Positionen im Stück beschreiben?

   •   Welche Gestaltungsmittel wurden im Stück eingesetzt?

   •   Wie haben die choreografischen Elemente auf dich gewirkt?

   •   Wie wurden die Übergänge zwischen den einzelnen Szenen gestaltet?

Zum Inhalt:

   •   Was sind für dich die wichtigsten Themen des Stückes?

   •   Was assoziierst du mit diesen Themen?

   •   Wie würdest du die Handlung des Stückes in wenigen Sätzen zusammenfassen?

   •   Was sind für dich die wichtigsten Stationen der Bühnenhandlung?

   •   Wer sind die Figuren, die im Laufe des Stückes auftauchen?

   •   Wie würdest du ihre Körperhaltung, ihre Gestik und Mimik beschreiben?

Zur Musik und den musikalischen Elementen:

   •   Wie würdest du die verwendeten Geräusche und Musik beschreiben?

   •   Wann wurden sie eingesetzt? Welche musikalischen Elemente tauchen noch auf?

   •   Was ist dir besonders in Erinnerung geblieben?

   •   In welche Stimmungen haben dich die Geräusche, die musikalischen Elemente und
       die verwendete Musik versetzt?

Zur Bühne:

   •   Wie würdest du das Bühnenbild beschreiben? Welche Bühnenelemente waren zu
       sehen?

   •   Welche Assoziationen hattest du dazu?

   •   Welche Effekte und technische Besonderheiten wurden auf der Bühne eingesetzt?

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•   An welchen Orten hat die Geschichte für dich gespielt?

•   Wir würdest du die Stimmungen beschreiben, die das Bühnenbild in dir ausgelöst
    hat?

•   Welche Szenen kannst du an folgenden Bühnenbildern erkennen? Beschreibe kurz,
    was jeweils passiert.

                                                                                     21
Zum Kostüm:

  •   Wie würdest du die Kostüme beschreiben?
         o Beschreibe die Assoziationen, die du zu den Kostümen hast.
         o Welche Kopfbedeckungen fallen dir dabei auf?
         o Wie finden die Kostümwechsel statt?

  •   In welche Zeit würdest du die Kostüme einordnen?

  •   Erkennst du einen Bezug der Kostüme zu Vorarlberg?

  •   Beschreibe die abgebildeten Figuren auf den folgenden Seiten.
         o Welche Besonderheiten fallen dir dabei auf?
         o Welche Rollen kannst du anhand des Kostümes erkennen?
         o Wie könnten die Figuren heutzutage gekleidet sein?

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Zum Thema: Romanadaption

   •   Welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede erkennst du zwischen der
       Romanvorlage und der Bühnenfassung?

   •   Was zeichnet die verwendete Sprache auf der Bühne aus? Was bewirkt sie?

Zu den Figuren:

   •   Wie würdest du die einzelnen Figuren charakterisieren?

   •   Verändern sich diese Charaktereigenschaften im Laufe des Stücks?

   •   Welcher Charakter hat dich am meisten überrascht und warum?

   •   Welche Stimmung assoziierst du mit den einzelnen Figuren?

   •   Wen stellt der Bürger:innenchor für dich da?

   •   Wie empfindest du die Stimmung und wie verändert sich die Atmosphäre, wenn der
       Bürger:innenchor auftritt? Welche Wirkung hat das chorische Sprechen und der
       Chor-Gesang auf dich?

   •   In welcher Beziehung stehen die Figuren zueinander?

   •   Wie hat sich das auch auf der Bühne gezeigt?

Zu Elias:

   •   Wie würdest du Elias Leben und sein Schicksal in wenigen Worten beschreiben?

   •   Was für eine besondere Gabe bringt Elias mit sich? Was sind die Reaktionen
       darauf?

   •   Wie würdest du die Beziehung zwischen Elias und seinen Eltern beschreiben?
       Inwiefern verändert sich diese im Laufe des Stückes?

   •   Welche Rolle hat Elias in der Dorf-Gemeinschaft inne?

   •   Welche Zustände provozieren Elias? Wie würdest du diese beschreiben?

   •   Wie drückt sich die Freundschaft zwischen Elias und Peter aus?

   •   Was sind Peters Pläne für den weiteren Lebensweg von Elias und ihm?

   •   Wie zeigt Elias seine Liebe Elsbeth gegenüber? Wie reagiert Elsbeth auf Elias?

   •   Was wird über Elsbeths Geschichte erzählt?

   •   Was aus Elias Lebensgeschichte sind zeitlose Erfahrungen, die damals wie heute
       (und auch dazwischen) zutreffen?

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Zum Thema Sünde und Verrat, Schlaf und Todessehnsucht

   •   Was ist für dich im Stück der schlimmste Verrat im Stück?

   •   Warum setzt Peter zu Weihnachten das Dorf in Brand?

   •   Was hätten sich die auftauchenden Figuren von Elias Alder vor seinem Tod
       gewünscht?

   •   Was war der Grund für Elias seinen Tod?
         o Wie ist er gestorben?
         o Beschreibe kurz die letzten zwei Szenen und was du dabei empfunden hast.

Zum Thema: Historischer und regionaler Bezug

   •   War die Geschichte der Walser bei euch schon mal Thema im Unterricht? Was
       weißt du über die Walser Siedlungen in Vorarlberg?

   •   Wie wird das Leben der Menschen damals historisch beschreiben?

   •   Wie haben die Menschen nach der Darstellung im Roman gelebt?

   •   Was hat das Dorfleben – gerade das der Bergbauern – damals geprägt?

   •   Welche Rolle hatten die Kirche und der Glaube an Gott dabei inne?

   •   Welche Rolle hat Musik damals gespielt?

Zum Thema: Bezug zur Gegenwart

   •   Welche Parallelen aus dem Text kannst du zu den heutigen Ortsnamen finden?

   •   Wie würdest du das Leben auf dem Dorf im heutigen Vorarlberg beschreiben?

   •   Gibt es Parallelen zum Roman?

   •   Oder zum historischen Dorfleben? Wenn ja, welche?

   •   Was bedeutet für dich Heimat?

   •   Das Umfeld, in dem wir aufwachsen, prägt uns genauso wie die Menschen, die uns
       dabei umgeben. Welche Menschen waren das in deinem Leben?

   •   Welche Werte sind dir als junger Mensch besonders wichtig?

   •   Und was würdest du selbst an deinem Leben ändern, wenn du es könntest?

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Zum Thema: Eigene Fähigkeiten und Talente

   •   Was ist dein besonderes Talent oder deine persönliche Stärke? Was kannst du
       deiner Meinung nach besonders gut?

   •   Welche Talente und Stärken sehen andere in dir? Wie reagieren deine
       Mitmenschen darauf?

   •   Machst du das, was du gut kannst, auch gerne? Stimmen deine Interessen mit
       deinen Talenten und Stärken überein?

   •   Was würdest du für dein Talent aufgeben?

   •   Und umgekehrt: für was würdest du dein Talent aufgeben?

   •   Welche Talente und Stärken schätzt du besonders bei anderen?

   •   Welche Talente und Stärken sind besonders wichtig, damit wir gut miteinander
       leben können?

   •   Hattest du auch schon mal das Gefühl alles um dich herum zu vergessen, weil du
       dich so sehr auf eine Sache konzentriert hast? Beschreibe wie du dich dabei gefühlt
       hast.

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27
Theaterpädagogische Übungen
Im folgenden Teil finden Sie einige theaterpädagogische Übungen, die Sie zur praktischen
und kreativen Vor- und Nachbereitung des Vorstellungsbesuches verwenden können. Wir
empfehlen einen größtmöglichen Raum für die theaterpädagogische Vor- oder
Nachbereitung zu nutzen. Tische, Stühle und sonstige Gegenstände sollten dafür zur
Seite geräumt werden, damit eine möglichst große freie Fläche in der Mitte des Raumes
entsteht, in der alle Teilnehmenden den Mindestabstand einhalten können.

Durch die Einbettung des Stückes in Ihren Unterricht in Form einer Vor- oder
Nachbereitung erleichtern Sie Ihren Schüler:innen den Zugang zum Stück sowie den darin
verhandelten Themen und ermöglichen einen tieferen Einblick in die Figuren und ihre
Geschichten. Dadurch werden Anknüpfungspunkte zwischen den Teilnehmenden und den
Figuren im Stück geschaffen, wodurch sich diese leichter mit dem Geschehen auf der
Bühne identifizieren können.

Bei einer theaterpädagogischen Vor- oder Nachbereitung empfiehlt es sich, immer mit
einem Warm-up zu beginnen, um die Teilnehmenden aus dem Schulalltag herauszulösen
und eine offene und konzentrierte Atmosphäre zu schaffen, die den Einstieg ins Spiel
erleichtert. Generell gilt, dass kein absoluter Spielzwang herrschen sollte, sondern an
einzelnen Stellen auch Beobachterpositionen von den Schüler:innen eingenommen
werden können. Grenzen sollten hierbei unbedingt akzeptiert werden.

Am Ende einer spielerischen Einheit empfehlen wir, das Erlebte mit den Teilnehmenden
zu reflektieren und die Rückkehr von der Spiel- in die Alltagswelt mit einem gemeinsamen
Abschlussritual zu begleiten. Hierbei ist zu beachten, dass in der Theaterarbeit die
subjektiven Empfindungen des Einzelnen im Vordergrund stehen und es hier keine
richtigen oder falschen, sondern lediglich unterschiedliche Erfahrungen gibt. Viele der
theaterpädagogischen Übungen sind für Schüler:innen neu, deswegen ist es wichtig, sie
zu ermutigen, sich spielpraktisch auszuprobieren und behutsam mit Kritik umzugehen. Bei
der Reflexion einer Übung sollte es in erster Linie um die Beschreibung des Gesehenen
gehen, nicht um eine Beurteilung.

Digitale Version von theaterpädagogischen Übungen
In der aktuellen Situation rund um die COVID-19-Pandemie und den damit verbundenen
Maßnahmen, muss nicht auf Theaterpädagogik verzichtet werden! Wir
Theaterpädagoginnen haben einige der theaterpädagogischen Übungen adaptiert, sodass
sie auch über Zoom oder Teams funktionieren. Gerne unterstützen wir Sie mit einem
Lehrer:innen-Coaching, in dem wir die Übungen mit Ihnen spielerisch durchgehen!

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Ausprobieren mit Ihren Schüler:innen!

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Warm-up:

1. Gefühlskreis

Alle Teilnehmenden stehen mit genügend Sicherheitsabstand zueinander im Kreis. Die
Spielleitung beginnt und sagt zu der Person neben sich einen Satz oder ein Zitat aus dem
Stück in einer bestimmten Emotion und mit passender Gestik. Die danebenstehende
Person gibt den gleichen Satz in einer anderen Emotion mit der entsprechend passenden
Gestik weiter. So wandert der Satz durch den Kreis, bis er wieder bei der Spielleitung
ankommt und ein neuer Satz losgeschickt werden kann.

Beispielzitate aus dem Stück:
   • „Obwohl sie einander in inniger Freundschaft zugetan waren, verheimlichten sie
       einander doch ihre bedeutsamen Gefühlsregungen.“
   • „Wie kann ein Mann reinen Herzens behaupten, er liebe sein Weib ein Leben lang“
   • „Sprachlos waren diese Menschen, ja sprachlos bis in den Tod.“
   • „Es ist alles eine Sache des Hörens.“
   • „… dass Gott dort den Menschen nie gewollt hatte.“
   • „Ja, die Liebe, die Liebe sei ein traurig Ding.“

Digitale Version: Das Spiel funktioniert auf Zoom oder Teams fast ähnlich, nur das die
Reihenfolge, wer als nächster den Satz sagt, vorher genau festgelegt wird.

Thema: Unerfüllte Liebe und Sehnsucht

2. Herzklopfen

„Und Elsbeths Herzschlagen ging in Elias Herzschlagen.“

Die Teilnehmenden stehen mit genügend Sicherheitsabstand zueinander im Kreis. Eine
Person steht als Elias in der Mitte. „Elias“ sucht sich eine Person im Kreis als Elsbeth aus,
zu der er bis auf zwei Meter ran treten kann und versucht sie mit dem Satz: „Hey Babe! Ich
lieb dich! Und wenn du mich auch liebst, schenk mir ein Lachen!“ zum Lächeln oder zum
Lachen zu bringen und somit den Platz mit dieser Person zu wechseln. Erlaubt ist alles
ohne direkte Berührung. Die lachende Elsbeth wird dann zum neuen Elias und versucht ihr
Glück mit einer neuen Elsbeth.

Digitale Version: Das Spiel funktioniert auf Zoom oder Teams fast ähnlich, nur das Elias
den Spruch in die ganze Runde sagt. Somit sind alle Elsbeth und wer zuerst lacht, wird
zum neuen Elias.

3. Rastloses Umwerben

„Aber das rastlose Werben um Elsbeth, dem nun mehr heiratsfähigem Weib, zehrte an
ihm wie eine heimtückische Krankheit.“

Alle Teilnehmenden suchen sich wahllos einen Gegenstand aus, den sie zufällig gerade
dabeihaben. Dieser Gegenstand verwandelt sich dann in etwas, mit dem sie versuchen,
Elsbeths Herz zu erobern. Ihre Aufgabe ist es nun, in 60 Sekunden den Gegenstand so
anzupreisen, dass Elsbeth ihn unbedingt haben möchte. Am Ende entscheidet die
Gruppe, ob das Werben erfolgreich war oder vergebens. Im Anschluss kann gemeinsam
reflektiert werden, wie Elias versucht Elsbeth zu gewinnen.
                                                                                           29
Digitale Version: Jede:r nimmt sich einen willkürlichen Gegenstand zur Hand, der sich in
Reichweite befindet. Dann funktioniert die Übung genauso auch über Zoom oder Teams.

Thema: Verrat

4. Liebe – Hass – Angst

„Den einst so geliebten Seff, den Mörder des Roman Lamparters, mied er.“

Emotionen wie Liebe, aber auch Hass, welcher entsteht als Peter aus Rache für die
Misshandlung durch seinen Vater die Kirche in Brand setzt, spiegeln sich im Stück wieder.

Alle gehen mit genügend Sicherheitsabstand zueinander durch den Raum. Wenn die
Spielleitung "Liebe" sagt, suchen sich die Teilnehmenden so schnell wie möglich jeweils
eine andere Person aus und stellen sich mit genügend Sicherheitsabstand zueinander zu
einem Paar zusammen. Das Paar schmachtet sich dann gegenseitig verliebt an – dabei
dürfen sie alle pantomimisch Bewegungen machen, außer sich zu berühren und den
Abstand zu verringern. Nach circa einer halben Minute wird aufgelöst und alle gehen
wieder mit genügend Sicherheitsabstand zueinander im Raum umher.

Wenn der die Spielleitung „Hass“ sagt, müssen alle sich sofort wieder eine neue Person
suchen und sich gegenseitig richtig verabscheuen und anfeinden – auch wieder mit
Sicherheitsabstand und ohne Berührung. Dann wird wieder aufgelöst und alle gehen mit
genügend Sicherheitsabend zueinander durch den Raum.

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„Liebe“ und „Hass“ werden ein paar Mal wiederholt, wobei immer wieder die gleichen
Partner:innen wie beim ersten Mal zusammenkommen. Danach sagt die Spielleitung
"Angst" und jede:r sucht sich eine:n dritten Partner:in (anderen als bei „Liebe“ und „Hass“).
Dabei fürchtet man sich voreinander – wieder ohne Berührung und mit genügend Abstand.

Am Ende sagt die Spielleitung hintereinander "Liebe", "Hass", "Angst" in wechselnder
Abfolge und lässt die Teilnehmenden immer schneller abwechselnd zusammenkommen
(die gleichen Personen zu den gleichen Gefühlen). Zum Schluss wird richtig schnell
gewechselt, bis man am Ende dann etwa nur noch 2 - 5 Sekunden für jedes Gefühl hat.

Digitale Version: Über Zoom oder Teams, ist jede:r Teilnehmende Partner:in der Anderen.
Dabei wird durch den eigenen Raum gegangen und auf die entsprechenden Kommandos
geht man so schnell wie möglich in den genannten Gefühlen vor den Bildschirm und
macht die entsprechenden pantomimischen Bewegungen.

5. Freund:in und Feind:in

„Peter jedoch fühlte mit Gewissheit, dass der Freund ihn niemals verraten würde.“

Alle gehen in Schritttempo mit genügend Sicherheitsabstand zueinander durch den Raum.
Die Teilnehmenden suchen sich dabei gedanklich einen anderen Teilnehmenden als
"Feind:in" aus. Nun suchen sich alle Spieler:innen noch eine andere Person als
"Freund:in" aus. Dann versuchen alle, so zu gehen, dass die/der „Freund:in“ immer
zwischen einem selbst und dem/der Feind:in ist. Danach wird die Frage in den Raum
gestellt, wer seine:n Feind:in oder seine:n Freund:in erkannt hat und welche Gefühle dabei
entstanden sind.

Digitale Version: Leider ist diese Übung digital nicht möglich.

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Thema: Gemeinschaft

6. Zusammen ist man weniger allein

„Elias wurde zum vielbetuschelten Rätsel von Eschberg.“

Die Kirchengesellschaft in Eschberg tuschelt viel über den „Sonderling.“ Doch wie fühle es
sich an „anders“ zu sein oder gar ausgelacht zu werden?

Bei dieser Übung steht das Nachempfinden des Unterschieds zwischen "zusammen
lachen" und "zusammen jemanden auslachen" im Vordergrund. Die Schüler:innen
verteilen sich mit genügend Sicherheitsabstand zueinander im Raum. Nach einem Signal
der Spielleitung sollen sie anfangen zusammen zu lachen. Danach werden die
Schüler:innen in zwei Gruppen aufgeteilt, die „Lachenden“ und die „Ausgelachten“. Die
eine Gruppe bleibt mit jeweils Abständen zueinander in der Mitte. Sie sollen das
“Sonderbare“ wie Elias es ist, darstellen. Die andere Gruppe bildet mit Abstand zueinander
einen Kreis um sie herum. Diese stellen die tuschelnde Gesellschaft dar. Die äußere
Gruppe zeigt mit ausgestrecktem Zeigefinger auf die Gruppe in der Mitte und beginnt erst
zu tuscheln, dann zu lachen. Die Intensität wird alle paar Sekunden gesteigert. Danach
tauschen die Gruppen, so dass alle Schüler:innen beide Erfahrungen machen können.

Im Anschluss daran kann gemeinsam reflektiert werden: Wie hat es sich angefühlt, als wir
zu Beginn der Übung alle zusammen gelacht haben? Was war es dagegen für ein Gefühl,
ausgelacht zu werden? Oder das Gefühl zu haben, dass andere über einen tuscheln? Wie
hast du dich gefühlt, über andere zu tuscheln und sie auszulachen? Welche Rolle war
einfacher und warum?

Digitale Version: Das Spiel funktioniert auf Zoom oder Teams genauso. Nachdem alle
miteinander gelacht haben, werden zwei Gruppen gebildet. Die eine Gruppe tuschelt und
lacht die andere Gruppe aus. Danach werden die Gruppen ebenfalls getauscht, sodass
alle Schüler:innen beide Erfahrungen machen können.

7. Eschberg- Fotos

„Obwohl sie einander in inniger Freundschaft zugetan waren, verheimlichten sie einander
doch ihre bedeutsamen Gefühlsregungen.“

Die Teilnehmenden werden in Gruppen mit jeweils drei Personen aufgeteilt und
bekommen jeweils drei Figuren aus dem Stück (z.B. Elsbeth, Elias, Peter) zugeordnet.
Jede Gruppe erarbeitet mit Sicherheitsabstand ein gemeinsames Standbild zum Verhältnis
der Figuren zueinander. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Die Konstellationen
dürfen auch gern Seff, Seffin und Burga mit einbeziehen, wenn die Gruppengröße mehr
als drei Personen beträgt.

Ein Standbild funktioniert dabei wie ein Foto: ohne Bewegung und ohne Sprache – die
Situation und die Figuren sollten durch die entsprechende Körperhaltung, die Mimik und
Gestik trotzdem deutlich werden.

Zum Abschluss präsentieren alle Gruppen mit entsprechendem Sicherheitsabstand ihr
Standbild. Anschließend können die Standesbilder miteinander verglichen und diskutiert
werden.

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Digitale Version: Die Teilnehmer:innen werden in Gruppen mit jeweils 3 Personen
aufgeteilt und für ca. 5 Minuten bei Zoom in Breakout-Rooms geschickt, um ihr Standbild
zu erarbeiten. Bei Teams können dafür verschiedene Kanäle genutzt werden.

Thema: Schlaf und Todessehnsucht

9. Ein Blick sagt mehr als tausend Worte

„Elias´ musste reden, musste ihm wenigstens ein Wort geben, ein Wort. Sie schwiegen.“

Die Teilnehmenden stehen mit genügend Sicherheitsabstand zueinander im Kreis und
schauen zu Boden. Die Spielleitung zählt auf drei, bei drei heben alle Teilnehmenden
ihren Blick und schauen jemand anderen aus dem Kreis an. Begegnen sich zwei Blicke,
sterben diese beiden Teilnehmenden so theatral wie möglich und scheiden somit aus. Die
Teilnehmenden, die keinem Blick begegnet sind, senken den Blick, auf 3 heben sie ihn
wieder und fixieren jemand anderen. Blickt diese Person zurück, sterben wieder beide so
theatral wie möglich, bis nur noch zwei Personen im Kreis übrig sind. Die Spielleitung kann
zudem zum Beispiel absurde Anweisungen geben, an was gestorben wird, z.B. an einem
Wattestäbchen im Ohr oder einem zu langen Rückenhaar.

10. Tod in einer Minute

„Sprachlos waren diese Menschen, ja sprachlos bis in den Tod.“

An diesem Spiel sind jeweils immer zwei Spieler:innen in einer vorher festgelegten Rolle
aus dem Stück (z.B. Elias und Peter, Elias und Elsbeth, etc.) beteiligt. Diese spielen zu
einer von den Mitschüler:innen genannten Situation aus dem Stück eine Szene. Aufgabe
ist, dass eine:r von beiden innerhalb einer Minute sterben muss. Der Überlebende oder die
Überlebende spielt Solo weiter, bis die Spielleitung die Szene beendet.

Digitale Version: Die digitale Version funktioniert genauso. Super ist es, die zwei
Spieler:innen, die die Szene spielen, z.B. bei Zoom zu „Pinnen“ (= in Sprecheransicht zu
geben), sodass nur diese zwei sichtbar sind.

Thema: Genie, Talent und Schaffensdrang

11. Summ-Tore

„Es ist alles eine Sache des Hörens.“

Mit dieser Übung können Aufmerksamkeit, Vertrauen und Wahrnehmung trainiert werden.
Die Teilnehmenden stehen sich mit genügend Sicherheitsabstand und Masken zu zweit
gegenüber. Die Paare sind überall im Raum verteilt.

Jeweils ein Paar summt einen Ton in beliebiger Tonhöhe. Eine weitere Person „Elias“
summt nicht, er steht irgendwo im Raum verteilt und hat die Augen geschlossen. Die
Aufgabe von „Elias“ ist es, auf das Summen zu hören und sich jeweils aufgrund des
Summens zu orientieren und in die Richtung zu gehen bzw. zu zeigen aus der das
Summen kommt. Hat „Elias“ deren "Ton" getroffen, können diese beiden mit dem
Summen aufhören und ein anderes Paar beginnt zu summen. „Elias“ versucht nun den
nächsten "Ton" zu orten. Das geht so lange, bis alle "Töne" gefunden wurden. Gern darf
sich jeder einmal in die Position von „Elias“ hineinfühlen.
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