ENERGETISCHE QUARTIERSKONZEPTE FÜR ALTONA - Op'n Hainholt

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ENERGETISCHE QUARTIERSKONZEPTE FÜR ALTONA - Op'n Hainholt
Op‘n Hainholt

                           Schenefelder Holt

                 ENERGETISCHE
                QUARTIERSKONZEPTE
                    FÜR ALTONA
ENERGETISCHE QUARTIERSKONZEPTE FÜR ALTONA - Op'n Hainholt
IMPRESSUM
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Weitere Informationen unter www.hamburg.de/altona/energetische-quartierskonzepte

V.i.S.d.P.: Mike Schlink, Bezirksamt Altona

Stand: Oktober 2021

Redaktion und Gestaltung: ZEBAU GmbH / Averdung Ingenieure & Berater GmbH

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Bildnachweise:

Titelbild: GeoBasis-DE / BKG 2020, bearbeitet ZEBAU GmbH
Abb. 1: Begleitforschung Energetische Stadtsanierung, unter www.energetische-stadtsanierung.info
Abb. 2, 12: FHH Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung, bearbeitet ZEBAU GmbH
Abb. 3, 4, 8, 13, 14, 15, 16, 18: Bezirksamt Altona
Abb. 5, 6, 7, 9, 10: Averdung Ingenieure & Berater GmbH
Abb. 12, 17: ZEBAU GmbH

Klimaneutral gedruckt auf 100% Recyclingpapier
ENERGETISCHE QUARTIERSKONZEPTE FÜR ALTONA - Op'n Hainholt
INHALT
Grußwort

// STARTPUNKT

01 Worum geht es? Klimafreundliche Quartiere im Fokus                                 Seite 5

02 Energiequartiere Op‘n Hainholt und Schenefelder Holt                               Seite 6

03 Unter‘m Strich: Wie viel CO2 -Ausstoß verursachen die Quartiere?                   Seite 8

// ZIELSETZUNG

04 Wärmeversorgung heute und morgen                                                 Seite 10

05 Nachhaltige Stromversorgung                                                      Seite 14

06 Eine Karte für die Zukunft                                                       Seite 16

07 Modernisierung im Gebäudebestand                                                 Seite 18

08 Klimafreundlich unterwegs von A nach B                                           Seite 22

09 Klimafolgenanpassung & Biodiversität am Gebäude und im Quartier                  Seite 26

// ZUKUNFTS-FAHRPLAN

10 Los geht‘s: Das energetische Quartiersmanagement                                 Seite 28

11 Maßnahmenkatalog                                                                 Seite 29

                    QUARTIERSKONZEPTE ONLINE!
                    Die ausführlichen Berichte zu den energetischen Quartierskonzepten für die
                    Quartiere Op‘n Hainholt und Schenefelder Holt können Sie hier abrufen:
                    www.hamburg.de/altona/energetische-quartierskonzepte

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ENERGETISCHE QUARTIERSKONZEPTE FÜR ALTONA - Op'n Hainholt
GRUSSWORT
                          Der     Klimawandel      Klimafolgenanpassung. Der Klimaschutz ist
                          ist längst spürbar       vielfältig möglich und geht über breit angeleg-
                          bei uns in Hamburg       te Mittel, wie die Schaffung neuer Quartiers-
                          angekommen. Wir          Nahwärmenetze unter Einbindung von erneu-
                          haben in den letzten     erbaren Energien über die Nutzung alternativer
                          Jahren zunehmend         Mobilitätsangebote bis zum individuellen Ener-
                          extrem heiße Tage        giesparen im Haushalt.
                          und milde Winter
                          mit wenig Schnee         Einen Schwerpunkt bildet in den beiden unter-
                          erlebt. So, wie wir      suchten Quartieren der Wohnungsbau. Gerade
                          alle unmittelbar von     in diesem Feld müssen Klimaschutz und soziale
                          den Folgen des Kli-      Gerechtigkeit Hand in Hand gehen. Eine mög-
                          mawandels betrof-        lichst warmmietenneutrale Gebäudesanierung
                          fen sind, müssen wir     soll dem sozialen Aspekt gerecht werden.
alle unseren Beitrag dazu leisten, dem Klima-
wandel entschieden zu begegnen. Dazu gehört,       Und: In jedem Quartier gibt es ein Bedürfnis an
dass Treibhausgasemissionen reduziert wer-         Mobilität. Im Zentrum steht die Frage, wie die
den müssen, um die Natur und in der logischen      Anwohner:innen und Gewerbetreibenden sich
Konsequenz auch uns Menschen zu schützen.          innerhalb des Quartiers sowie in andere Quar-
Um diesen Beitrag auf gesamtstädtischer Ebe-       tiere fortbewegen. Deshalb ist es ebenso wich-
ne anzugehen, wurde der Klimaplan der Freien       tig, die Mobilitätsangebote ganz im Sinne des
und Hansestadt Hamburg 2015 entwickelt und         energetischen Quartierskonzeptes klimafreund-
zuletzt 2019 fortgeschrieben. Im Hamburger         lich zu gestalten.
Klimaplan sind die Mittel festgelegt, um die
gesetzten Klimaziele zu erreichen. Eines der       In ihrem Status quo sind die beiden Quartie-
Mittel ist die Weiterentwicklung der energeti-     re bereits durchgrünt und heben sich durch
schen Quartiersansätze, über die diese Kurz-       ihre Lage am Landschaftsschutzgebiet hervor.
broschüre informiert.                              Um die Begrünung und die damit verbundene
                                                   Lebensqualität der Anwohner:innen auf einem
Quartierskonzepte konzentrieren sich auf ein       hohen Niveau zu halten, werden Maßnahmen
bestimmtes Quartier, das kleiner als ein Stadt-    der Klimafolgenanpassung berücksichtigt. Sie
teil ist. Das eigene Quartier ist das vertrau-     dienen dazu, extreme Wetterlagen und bereits
te Wohnumfeld, in dem gewohnt und gelebt           spürbare Folgen des Klimawandels abzufedern.
wird. In der Quartiers-Perspektive lassen sich     Gemeinsam mit dem energetischen Quartiers-
Synergien erzeugen und Handlungsstrategien         management des Bezirksamtes Altona, den
entwickeln. Das Ziel der energetischen Quar-       Anwohner:innen und den Akteur:innen vor Ort
WLHUVNRQ]HSWHLVWHVGLH4XDUWLHUHNOLPDŪWXQG   soll die Umsetzung vorangetrieben werden. Wir
somit gleichzeitig zukunftsfähig zu machen.        sind gespannt auf den Austausch und freuen
In der vorliegenden Kurzbroschüre werden die       uns auf die gemeinsame energetische Gestal-
Konzepte für die Quartiere „Op´n Hainholt“ und     tung der Quartiere. Lassen Sie uns zusammen
„Schenefelder Holt“ vorgestellt.                   einen großen Beitrag dazu leisten, Altona noch
                                                   grüner und lebenswerter zu machen!
Wir möchten individuell angepasste Lösungen
pro Quartier mit einem ganzheitlichen Ansatz
erarbeiten. Dazu gehören die Felder der ener-
getischen Gebäudesanierung, der Wärmever-
sorgung, der verstärkte Einsatz von erneuer-                           Ihre Dr. Stefanie von Berg
baren Energien, klimafreundliche Mobilität und                        Bezirksamtsleiterin Altona
ENERGETISCHE QUARTIERSKONZEPTE FÜR ALTONA - Op'n Hainholt
01                      WORUM GEHT ES?
                        KLIMAFREUNDLICHE QUARTIERE IM FOKUS
(QHUJLH HLQ]XVSDUHQ (QHUJLHHIŪ]LHQ] ]X             Gefördert wird dieser Quartiersansatz über das
steigern und den Ausstoß von CO2 zu senken              KfW-Förderprogramm „Energetische Stadt-
sind die zentralen Aufgaben, um dem Klima-              sanierung“ (432). Das Förderprogramm unter-
wandel zu begegnen und die Energiewende zu              VWºW]W6W¢GWHXQG.RPPXQHQŪQDQ]LHOOEHLGHU
meistern. Große CO2 -Minderungspotenziale               Erstellung von energetischen Quartierskonzep-
zum Erreichen der Klimaschutzziele liegen im            ten und bei dem anschließenden Einsatz eines
Gebäudebereich, der für ein Drittel der CO2 -           energetischen Quartiersmanagements. Anhand
Emissionen verantwortlich ist. Die Einspar-             des Zusammenspiels der energetischen Gebäu-
potenziale zu aktivieren ist im Interesse der           demodernisierung mit einer nachhaltigen Ener-
Umwelt und der Bewohner:innen, die dadurch              gie- und Wärmeversorgung sowie dem Ausbau
ihre Energiekosten senken können.                       Erneuerbarer Energien kann für Quartiere eine
                                                        NOLPDJHUHFKWH XQG HQHUJLHHIŪ]LHQWH :HLWHU-
Der Hamburger Klimaplan sieht vor bis 2030              entwicklung des Gebäudebestandes aufgezeigt
55 % der CO2 -Emissionen (im Vergleich zum              werden.
Referenzjahr 1990) zu reduzieren, bis 2050 soll
Hamburg klimaneutral werden. Um dieses Kli-             Für den erforderlichen Wandel zu klimafreund-
maschutzziel für den Sektor „Bauen und Woh-             lichen Quartieren spielt auch der Verkehrssek-
nen“ zu erreichen, richtet sich der Fokus zuneh-        tor eine wichtige Rolle. Das Quartierskonzept
mend auf die integrierte Betrachtung ganzer             zeigt auf, wie die Rahmenbedingungen für den
Quartiere anstatt einzelner Gebäude.                    Fuß- und Radverkehr verbessert, der öffentli-
                                                        che Personennahverkehr gestärkt, Carsharing-
In Altona wurden von 2020 bis 2021 parallel             Konzepte eingerichtet oder die Infrastruktur für
zwei energetische Quartierskonzepte für Pro-            E-Mobilität ausgebaut werden können. Darüber
jektgebiete in Sülldorf und Iserbrook erarbei-          hinaus werden weitere Aspekte wie die Anpas-
tet. Während der Konzepterstellung zeigt sich           sung an die Folgen des Klimawandels und die
bereits der Vorteil des Quartiersansatzes: eine         Biodiversität in den Quartieren betrachtet.
Kooperation der zentralen Akteure wird ange-
stoßen, die Bewohner:innen können Ihre Wün-             Damit die Potenziale und Maßnahmen vom
sche einbringen und letztendlich können Maß-            Papier in die Praxis getragen werden, braucht
nahmen mit vereinten Kräften wirtschaftlicher           es das Engagement aller Akteur:innen im
realisiert werden.                                      Quartier. Was nun getan werden muss, wird in
                                                        dieser Broschüre beschrieben – auf geht’s!

                                                                                    

                                                                                 :RKQXQJV
                                                                                         ZLUWVFKDIW

                                                            
                                                                                   'HPRJUD¿VFKH
                                                                                        (QWZLFNOXQJ

Abbildung 1: Konzept der Energetischen Stadtsanierung

                                                                                                           5
ENERGETISCHE QUARTIERSKONZEPTE FÜR ALTONA - Op'n Hainholt
02                   ENERGIEQUARTIERE OP‘N HAINHOLT UND
                     SCHENEFELDER HOLT
Im Westen des Bezirks Altona liegen die Gebie-                 deutlich erkennbar. Neben den hauptsächlich
te der energetischen Quartierskonzepte „Op’n                   zwei- bis dreigeschossigen Gebäuden markiert
Hainholt“ und „Schenefelder Holt“. Durch die                   ein neunstöckiges Hochhaus mit angeglieder-
Lage am Stadtrand trifft das Grün der angren-                  tem Nahkauf das Zentrum des Quartiers. Wie
zenden Landschaftsschutzgebiete Sülldorf                       eine eigene kleine Welt wirkt das Wohngebiet
und Osdorf auf die zwei Quartiere, die durch                   rund um den Fuhlendorfweg mit seinen zweige-
eine aufgelockerte und heterogene Bebauung                     schossigen sogenannten Duplex-Häusern und
aus Ein- und Mehrfamilienhäusern geprägt                       dem kleinen Quartiersplatz an der Ecke zum
sind. Aber so ähnlich sich die beiden Quartiere                Mestorfweg. Eine weitere Besonderheit sind
durch ihre Größe und bauliche Struktur auch                    die eingeschossigen Atrienhäuser am Klobben-
sind, so unterschiedlich ist ihr Charakter.                    heeg. Prägend für das Quartier sind zudem die
                                                               Bildungseinrichtungen: die Schule Iserbrook mit
OP’N HAINHOLT                                                  ihren zwölf Einzelgebäuden samt Sportplatz
                                                               und Pausenhof, die Elbkinder-Kita „Iserbroo-
Das Quartier „Op’n Hainholt“ liegt auf der
                                                               ker Weg“, das „Kinderhaus Löwenberg“ und die
Grenze der Stadtteile Iserbrook und Sülldorf.
                                                               „Kita zur Förderung der Waldorfpädagogik“.
Zwischen Landschaftsschutzgebiet im Norden
                                                               ,Q GLUHNWHU 1DFKEDUVFKDIW EHŪQGHW VLFK GDV
und S-Bahntrasse im Süden erstreckt sich das
                                                               „Klimamodellquartier Op’n Hainholt“, das
durchgrünte Wohngebiet. Reihen- und Mehrfa-
                                                               durch den Bau aus recycelten und nachhaltigen
milienhäuser der 1950er und 1960er sowie zum
                                                               Baustoffen sowie einem innovativen Energie-
Teil Gebäude der 1970er sind hier anzutreffen.
                                                               konzept rund um einen Solar-Eis-Speicher ein
Dabei ist das damalige Leitbild der aufgelocker-
                                                               zukunftsweisendes Beispiel für eine klima-
ten, gegliederten Stadt der Nachkriegszeit noch
                                                               gerechte Stadtentwicklung darstellt.

           Op‘n Hainholt

                                                       Schenefelder Holt

Abbildung 2: Projektgebiete der energetischen Quartierskonzepte in Sülldorf und Iserbrook
ENERGETISCHE QUARTIERSKONZEPTE FÜR ALTONA - Op'n Hainholt
SCHENEFELDER HOLT
                                                   Weiter östlich wird es im „Schenefelder Holt“
                                                   etwas urbaner. Das Wohnquartier Schenefelder
                                                   Holt des Bauverein der Elbgemeinden an der
                                                   Metrobus-Endhaltestelle mit der Bäckerei und
                                                   dem 14-geschossigen Hochhaus ist zumindest
                              Abbildung 3: Platz   das gefühlte Zentrum des Quartiers. Hoch hin-
                              am Mestorfweg
                                                   aus geht es auch in den Wohnungen der SAGA
                                                   rund um den Heerbrook mit neungeschossi-
                                                   gen Punkthochhäusern und Zeilenbauten der
                                                   1960er Jahre. Der „Buchenhof“ des Bauverein
OP‘N HAINHOLT                                      der Elbgemeinden ist das jüngste Glied in der
                                                   baulichen Entwicklung und fällt im Luftbild
                                                   besonders durch die (halb)runden Grundrisse
Fläche des Quartiers: 39 ha
                                                   der fünf Wohngebäude auf.
Einwohner:innen: 3.046
Anzahl der Gebäude: 241                            Die Baugemeinschaft Brachvogel eG hat rund
                                                   um den Zassenhausweg eine Passivhaussied-
(davon 91 % Wohngebäude)
                                                   lung errichtet. Westlich neben der Bauge-
Pkw-Dichte: 379 Pkw je 1.000 Einwohner:innen       meinschaft liegen das Kirchengrundstück der
Und was gibt es hier noch?                         Martin-Luther-Kirche und die Schule Schenefel-
                                                   der Landstraße. Nördlich des Untersuchungs-
Nahkauf, Schule Iserbrook, Elbkinder Kita          JHELHWHV ŪQGHW VLFK LQ 6FKHQHIHOG HLQ JURHV
„Iserbrooker Weg“, „Kinderhaus Löwenberg“,
                                                   Gewerbegebiet sowie der Forschungscampus
„Kita zur Förderung der Waldorfpädagogik“
                                                   European XFEL mit einer internationalen Rönt-
                                                   genlaser-Forschungseinrichtung.

    SCHENEFELDER HOLT
    Fläche des Quartiers: 36 ha
    Einwohner:innen: 3.115
    Anzahl der Gebäude: 297 (davon 94 % Wohngebäude)
    Pkw-Dichte: 371 Pkw je 1.000 Einwohner:innen
                                                                    Abbildung 4: Hochhaus Schenefelder Holt
    Und was gibt es hier noch?
    Ganztagsschule Schenefelder Landstraße, Martin-Luther-Kirche, Jugendzentrum Kiebitz,
    Kinderhaus Iserbrook-Sülldorf e.V., Montessori Kinderhaus Iserbrook, „Frühe Hilfen Iser-
    brook“ vom Deutschen Kinderschutzbund, Diakoniestation Elbgemeinden e.V., Zirkus
    Mignon, Bäckerei Hansen, SAGA- und BVE-Nachbarschaftstreffs

                                                                                                              7
ENERGETISCHE QUARTIERSKONZEPTE FÜR ALTONA - Op'n Hainholt
03                 UNTER‘M STRICH: WIE VIEL CO2-AUSSTOSS
                   VERURSACHEN DIE QUARTIERE?
Alle Welt spricht davon, dass CO2 -Emissio-      der durchschnittlichen täglichen Wegestre-
nen reduziert werden müssen, um die Klima-       cken in die Berechnung der Energieverbräuche
schutzziele zu erreichen. Aber woher wissen      ein. Der Modal Split gibt dabei die Anteile des
wir überhaupt, wieviel CO2 ausgestoßen wird?     Verkehrsaufkommens nach Fuß- und Radver-
Dafür wird in den energetischen Quartiers-       kehr, öffentlichem Verkehr oder motorisiertem
konzepten eine Gesamtenergie- und CO2 -          Individualverkehr an. Vereinfachend nutzt der
Bilanz erstellt. Diese bildet die Grundlage      Verkehrswenderechner bundesweite Durch-
IºU %HUHFKQXQJHQ ZLH GLH (QHUJLHHIŪ]LHQ]   schnittswerte für Mobilität, die auf der Studie
gesteigert werden und CO2 -Emissionen ein-       „Mobilität in Deutschland 2017“ des Bundesmi-
gespart werden können. Die Gesamtenergie-        nisteriums für Verkehr und digitale Infrastruk-
und CO2 -Bilanz setzt sich zusammen aus den
                                                 tur basieren.
Energieverbräuchen in den Sektoren Wärme,
Strom und Verkehr.
                                                 OP’N HAINHOLT
                                                 Mit gut 18 GWh/a weist der Sektor Wärme den
                                                 größten Endenergieverbrauch aller drei Sekto-
                                                 ren für das Quartier auf. Gefolgt wird er vom
                                                 Sektor Verkehr mit etwa 16 GWh/a. Der kleins-
                                                 te Endenergieverbrauch mit 3,6 GWh/a besteht
                                                 im Stromsektor. Insgesamt ergeben sich für das
                                                 Quartier in den Sektoren Strom, Verkehr und
                                                 Wärme CO2 -Emissionen in Höhe von 10.680
                                                 Tonnen pro Jahr. Bei 3.046 Einwohner:innen
                                                 entspricht dies etwa 3,5 t CO2 pro Kopf und
                                                 Jahr. Die größten Anteile mit jeweils über 42 %
                                                 tragen dazu die Sektoren Wärme und Verkehr
                                                 bei, 16 % entfallen auf den Sektor Strom.

Abbildung 5: Bilanzierungsschema                    ANTEILE DER JÄHRLICHEN CO2-EMISSIONEN
                                                             IM QUARTIER OP‘N HAINHOLT
Die CO2 -Emissionen wurden nach dem Verur-
sacherprinzip bilanziert. Berücksichtigt wur-
den die Wärme- und Stromverbräuche, die
durch Bewohner:innen und ansässige Firmen
und Einrichtungen im Quartier entstehen und                         4.496 t CO2          4.475 t CO2
die durch die Netzbetreiber zur Verfügung
                                                                        42%                  42%
gestellt werden. Diese wurden durch weite-
re Angaben ergänzt und plausibilisiert. Im
Bereich Strom wurde der gesamte Stromver-                                          16%
EUDXFKLP4XDUWLHUPLWGHPVSH]LŪVFKHQ&22 -
                                                                               1.684 t CO2
Emissionsfaktor des deutschen Strommixes
bewertet, im Sektor Wärme die Verbräuche an
Erdgas, Heizöl und Heizstrom mit den jeweili-                        Verkehr        Strom          Wärme

gen Faktoren. Für den Sektor Verkehr wur-
                                                    Abbildung 6: Anteile der CO2-Emissionen im Quartier
den alle Fahrten der Quartiersbewohner:innen
mithilfe eines Berechnungstools ermittelt.
+LHU ūLHHQ LQVEHVRQGHUH $QJDEHQ ]XP
Modal Split, der Einwohner:innenzahl sowie
ENERGETISCHE QUARTIERSKONZEPTE FÜR ALTONA - Op'n Hainholt
SCHENEFELDER HOLT
                                                                  ANTEILE DER JÄHRLICHEN CO2-EMISSIONEN
Im Schenefelder Holt benötigt der Sektor Ver-
                                                                        IM QUARTIER SCHENEFELDER HOLT
kehr die meiste Energie mit fast 17 GWh/a.
Geringfügig weniger Endenergieverbrauch ver-
ursacht die Wärmebereitstellung mit fast 16
GWh/a. Der kleinste Endenergieverbrauch mit
                                                                                                    2.971 t CO2
rund 4 GWh/a besteht auch hier im Stromsek-
                                                                                  4.598 t CO2            31%
tor. Insgesamt ergeben sich für das Quartier in
                                                                                      49%
den Sektoren Strom, Verkehr und Wärme CO2 -
Emissionen in Höhe von 9.580 Tonnen pro Jahr.
Bei 3.115 Einwohner:innen entspricht dies etwa                                                    1.880 t CO2

3,1 t CO2 pro Kopf und Jahr für die drei Sekto-                                                         20%

ren. Fast die Hälfte dieser Emissionen entste-
hen im Sektor Verkehr, 31 % entfallen auf den
Sektor Wärme und 20 % für Strom.                                                 Verkehr        Strom          Wärme

Nicht enthalten in den jeweiligen Pro-Kopf-
Emissionen sind zusätzliche individuelle CO2 -                   Abbildung 7: Anteile der CO2-Emissionen im Quartier

Emissionen der Einwohner:innen, die durch
ihren täglichen Konsum, die Ernährung, das                   könnte somit auch durch diese Faktoren ein kli-
öffentliche Leben und Flugreisen entstehen und               maneutraler Gebäudebestand möglich sein.
ca. zusätzliche zwei Drittel des gesamten CO2 -              Im Bereich des Verkehrs wird die Entwicklung der
Fußabdrucks jedes Menschen ausmachen.                        CO2 -Emissionen maßgeblich von den gewählten
                                                             Verkehrsmitteln und den damit zusammenhän-
POTENZIALE FÜR KLIMANEUTRALE                                 genden Emissionen bestimmt. Auf Grundlage
QUARTIERE                                                    der Ziele des Hamburger Klimaplans im öffentli-
                                                             chen Nah- und Radverkehr und der gesetzlichen
Um die Klimaziele zu erreichen und aus den                   Bestimmungen für neu zugelassene Autos, kann
beiden Gebieten klimafreundliche Quartiere zu                für 2030 eine Reduktion von 50 % der CO2 -
machen, wurde jeweils ein Bündel an Maßnah-                  Emissionen gegenüber 1990 bzw. dem Bestand
men entwickelt, die aufzeigen, wie der Weg zur               ermittelt und für 2050 eine Einsparung von 98 %
CO2 -Minderung ermöglicht werden kann. Diese                 für beide Quartiere prognostiziert werden.
werden in den folgenden Kapiteln beschrieben.                Im Gegensatz zun Verkehrs- und Wärmesektor
Um die Berechnungsergebnisse vorwegzuneh-                    wird im Stromsektor nicht mit Energieeinspa-
men: durch die Kombination aus Gebäudemo-                    rungen gerechnet – zwar verbessert sich die
dernisierung (zur Einsparung von Wärmeverlus-                (QHUJLHHIŪ]LHQ] JOHLFK]HLWLJ QLPPW DEHU DXFK
ten) und der Umstellung der Wärmeversorgung                  z.B. die Anzahl an Elektrogeräten zu. Daher ist
können die CO2 -Emissionen bis 20501 (im Ver-                im Bereich Strom alleinig durch den steigenden
gleich zu 1990) deutlich reduziert werden. Für               Anteil an Erneuerbaren Energien des Strommi-
Op’n Hainholt würde das Ziel mit 92 % Redukti-               xes von einer Minderung der CO2 -Emissionen
on knapp verfehlt werden. Für den Schenefelder               auszugehen. Für die Quartiere bedeutet das
Holt kann das Ziel eines nahezu klimaneutra-                 eine Reduktion von 98 % der CO2 -Emissionen
len Wärmesektors mit 95,5 % Einsparung laut                  bis 2050 im Vergleich zu 1990.
dem erstellten quartiersbezogenen Dekarboni-
sierungsfahrplan erreicht werden. Hierbei hat                Die Kombination der vorgeschlagenen Maß-
jedoch die Entwicklung des Anteils an Erneuer-               nahmen ermöglicht es gemeinsam mit über-
baren Energien im deutschen Strommix und die                 geordneten Maßnahmen, wie der Veränderung
Entwicklung der CO2 -Emissionen in der Fern-                 der Stromerzeugung in Deutschland, bis 2050
Z¢UPHJURHQ(LQūXVVXQGMHQDFK(QWZLFNOXQJ                die Klimaziele zu erreichen.

1
  Die Konzepterstellung basiert auf den Zielwerten des Hamburger Klimaplans vor der Anpassung an die novellierte Fassung
des Klimaschutzgesetzes der Bundesregierung (Mai 2021)

                                                                                                                           9
ENERGETISCHE QUARTIERSKONZEPTE FÜR ALTONA - Op'n Hainholt
04                  WÄRMEVERSORGUNG
                    HEUTE UND MORGEN
Etwa ein Viertel der gesamten Hamburger                       größeren Nahwärmenetzen, kleineren Gebäu-
CO2 -Emissionen stammen aus der Bereitstel-                   denetzen und zum Teil dezentralen Wärmever-
lung von Raumwärme und Warmwasser. Auch                       sorgungslösungen. Ein Großteil der Gebäude im
die CO2 -Bilanz der beiden Quartiere zeigt es                 südlichen Teil des Quartiers ist bereits an das
deutlich – die Wärmebereitstellung verursacht                 städtische Fernwärmenetz angeschlossen.
zu viel schädliches Treibhausgas. Um die Kli-
PDVFKXW]]LHOHLQ$OWRQDV4XDUWLHUHQHIŪ]LHQW                 Das Wärmenetz nördlich davon betreibt der
zu erreichen, ist es daher unumgänglich, er-                  Bauverein der Elbgemeinden (BVE) und versorgt
neuerbare Energien in die Wärmeversorgung                     damit die eigenen Mieter:innen. Das Wärmenetz
einzubinden und diese dadurch klimafreund-                    wird durch ein Blockheizkraftwerk und Erdgas-
lich zu gestalten.
                                                              kessel versorgt. Die Liegenschaften nördlich
                                                              des Nahwärmenetzes vom BVE werden dezen-
Aktuell werden so gut wie keine erneuerbaren
                                                              tral durch drei Erdgaskessel versorgt. Diese
Energiequellen in den Quartieren zur Wärme-
                                                              Erdgaskessel müssen zeitnah ersetzt werden.
versorgung genutzt. In der Vergangenheit wur-
                                                              Daher ist bereits eine Erweiterung des Nahwär-
GH DXI HLQH HIŪ]LHQWH JHNRSSHOWH :¢UPH XQG
                                                              menetzes geplant, um die weiteren 99 Wohnun-
Stromerzeugung gesetzt. Dadurch konnten
                                                              gen ebenfalls an die Nahwärme anzuschließen.
Emissionen eingespart werden. Für die Zukunft
                                                              Auch am Iserbrooker Weg versorgt der BVE
führt jedoch der Weg fort von der Energie aus
                                                              weitere Wohnungen über eine leitungsgebun-
fossilen Quellen wie Öl oder Gas und hin zu
                                                              dene Wärmeversorgung. Auch hier wird die
erneuerbarer CO2 -freier Wärme. Wie das gelin-
                                                              Wärme zentral über eine Energiezentrale mit
gen kann, wurde im Rahmen des energetischen
                                                              Blockheizkraftwerk und Erdgaskesseln erzeugt.
Quartierskonzepts untersucht.
                                                              Weitere ansässige Wohnungsunternehmen, die
WOHER KOMMT DIE WÄRME IM                                      Kitas und die Grundschule Iserbrook sowie die
QUARTIER OP’N HAINHOLT?                                       Eigenheime erzeugen ihre Wärme zumeist über
Im Quartier Op’n Hainholt bestehen unter-                     Gaskessel.
schiedliche Wärmeversorgungslösungen mit

Abbildung 8: Heizzentrale des Bauverein der Elbgemeinden Op‘n Hainholt
Außenluft                                      Abwärme XFEL
                                        (unabhängig
             Geothermie                 vom Standort)

                                                                                                       Abwasser-
                                                                             Solarthermie
                                                                                                       wärme

                             Solarthermie

                                                                Außenluft                          Geothermie
                                                                (unabhängig
                                                                vom Standort)
                  Fernwärme

                                                                                          Solarthermie

                                                                   Fernwärme

Abbildung 9: Potenzialkarte Wärmeversorgung

WOHER KOMMT DIE WÄRME IM                            ERNEUERBARE WÄRMEQUELLEN
QUARTIER SCHENEFELDER HOLT?                         UND ABWÄRMEPOTENZIALE
Das Herz des Wohngebiets „Schenefelder Holt“        Die Wärmeerzeugung in beiden Quartieren
des Bauverein der Elbgemeinden (BVE) schlägt        basiert derzeit also noch auf fossilen Energie-
in der Energiezentrale am Schenefelder Holt         trägern, die hohe Treibhausgasemissionen ver-
135 – es versorgt die rund 660 Wohnungen            ursachen. Um dies in Zukunft zu ändern, wurden
mit Wärme. Derzeit wird die Wärme durch ein         Quellen für erneuerbare Wärme aus dem Erd-
Blockheizkraftwerk und Erdgaskessel erzeugt.        reich, der Sonne, der Abwärme aus Betrieben in
Zusätzlich arbeitet hier in einem Gebäude eine      der Nähe oder dem Abwasser gesucht.
Abluft-Wärmepumpe, um das Trinkwasser zu
erwärmen. Eine Modernisierung des Nahwärme-         Die Wärme aus dem Erdreich – auch geother-
netzes, um Verteilungsverluste zu reduzieren,       mische Energie genannt – kann mit Hilfe von
EHŪQGHWVLFKGHU]HLWLQ3ODQXQJ:HLWHUH:RK-       Erdsonden nutzbar gemacht werden. Die Vor-
nungen des BVE im südlichen Teil des Quartiers      aussetzungen für die Einbringung von Erdson-
werden ebenfalls durch ein Wärmenetz mit            den sind für beide Quartiere sehr gut. Die geo-
Wärme versorgt.                                     ORJLVFKHQ %HJHEHQKHLWHQ VRZLH GLH )UHLū¢FKHQ
                                                    zwischen den Mehrfamilienhäusern oder wei-
Auch die Gebäude der SAGA im Zentrum des            WHUH )UHLū¢FKHQ LQ XQPLWWHOEDUHU 1¢KH ]X GHQ
Quartiers sind durch Wärmeleitungen mitein-         Quartieren eignen sich für den Einsatz der Erd-
ander verbunden und werden über fünf einzelne       sonden. Diese könnten in dem Gebiet bis zu 150
Heizzentralen mit Wärme versorgt. Die Wärme-        Meter tief eingebracht werden.
bereitstellung erfolgt hier ausschließlich über
Gaskessel. Die Schule Schenefelder Landstraße       Für die Gewinnung von Wärme aus Sonnenener-
und die Kita im Südwesten des Quartiers wer-        gie werden Solarthermieanlagen eingesetzt.
den dezentral mit Gas versorgt, ebenso wie die      Dieses Potenzial könnte ebenfalls in beiden
Ein- und Mehrfamilienhäuser in der südlichen        Quartieren genutzt werden. Es sind viele Flach-
Spitze des Quartiers. Ein paar Liegenschaften       dächer vorhanden, die sich für die Aufstellung
verwenden derzeit sogar noch Heizöl oder Heiz-      von Solarthermie-Anlagen eignen würden.
strom zur Wärmeversorgung.                          Dabei steht die Eignung für die Installation von

                                                                                                          11
Solaranlagen stets unter dem Vorbehalt einer     WIE WIRD DIE WÄRME
ausreichenden Statik des Gebäudes.               KLIMAFREUNDLICHER?
Auch die Wärme in der Außenluft kann durch       Im Rahmen der energetischen Quartierskonzep-
Wärmepumpen und den Einsatz von Strom auf        te wurde untersucht, welche Möglichkeiten zum
ein ausreichendes Temperaturniveau zum Hei-      Zusammenschluss und zur Erweiterung der ein-
zen angehoben werden. Dies ist theoretisch       zelnen vorhandenen Wärmenetze bestehen, um
überall dort in den Quartieren möglich, wo       weitere Gebäude zu versorgen. Für beide Quar-
genügend Fläche für die Installation verfügbar   tiere wurde der Aufbau einer quartierseigenen
ist.                                             Wärmeversorgung mit Einbindung lokaler
                                                 erneuerbarer Wärmequellen untersucht und mit
Besonders Industriebetriebe und andere Ein-      einem Anschluss an die Fernwärmeversorgung
richtungen mit einem hohen Energieverbrauch      gegenübergestellt. Unter wirtschaftlichen und
VLQG K¢XŪJ HEHQIDOOV JHHLJQHWH :¢UPHTXHO-    ökologischen Gesichtspunkten wurden die Vari-
len. In der Produktion oder bei der Kühlung      anten bewertet, um die klimafreundlichste und
von anderen Prozessen entsteht Abwärme, die      JOHLFK]HLWLJ ŪQDQ]LHOO XPVHW]EDUH /´VXQJ ]X
genutzt werden kann. Auch die höhere Tempe-      ŪQGHQ'LH:¢UPHNRQ]HSWHIºUHLQHTXDUWLHUV
ratur des Abwassers in Abwassersielen kann zur   eigene Wärmeversorgung integrieren die Nut-
Beheizung der Gebäude nutzbar gemacht wer-       zung von lokal erzeugter erneuerbarer Wärme
den. Für das Quartier Schenefelder Holt liegt    XQG $EZ¢UPH LQ .RPELQDWLRQ PLW HIŪ]LHQWHQ
dadurch ein großes Potenzial in der Abwärme-     und zum Teil strommarktorientieren Blockheiz-
nutzung vom XFEL-Forschungscampus nördlich       kraftwerken.
des Quartiers. Zudem verläuft ein Abwassersiel
                                                 Für das Quartier Op’n Hainholt hat sich bei
mit Wärmepotenzial östlich des Quartiers.
                                                 der Gegenüberstellung von unterschiedlichen
                                                 lokalen erneuerbaren Energiequellen mit einer
                                                 Vollversorgung durch das städtische Fernwär-
                                                 menetz gezeigt, dass für dieses Quartier der

    MASSNAHMEN ÜBERSICHT

     Ŗ Erarbeitung einer Wärmenetze 4.0 Studie
     Ŗ Wärmenetzerweiterung und Wärmenetzzusammenschluss
     Ŗ Integration erneuerbarer Wärme in das erweiterte Wärmeverteilnetz
     Ŗ Umstellung der Wärmeversorgung auf 100 % Erneuerbare Energien
     Ŗ Anschluss und Wärmelieferung über das Fernwärmenetz von Wärme Hamburg
     Ŗ Umstellung der Wärmeversorgung in dezentral mit Wärme
       versorgten Bereichen
     Ŗ Technische Zusatzmaßnahmen (z.B. Hydraulischer Abgleich, Rohrdämmung)

                                                 Spezifische Maßnahme im Schenefelder Holt
                                                 Spezifische Maßnahme in Op‘n Hainholt
Anschluss an die Fernwärme ökologisch vorteil-
haft ist, da sich mit den lokal verfügbaren Ener-
gieressourcen langfristig keine klimafreund-
lichere Wärmeversorgung realisieren lässt.
Das Fernwärmesystem wird vom stadteigenen
Unternehmen Wärme Hamburg betrieben und
soll bis 2050 klimaneutrale Wärme liefern. Mit
der Installation neuer Erzeugungsanlagen und
der Stilllegung oder Umwandlung bestehender
Kraftwerke wird die Fernwärme in den kommen-
den Jahren bereits klimafreundlicher. Mit Hilfe
eines Dekarbonisierungsfahrplans wird Wärme
Hamburg aufzeigen, wie die Fernwärme in den
nächsten Jahren bis 2050 weitestgehend CO2 -
frei gestaltet werden kann. Auf Basis der lau-
fenden Verträge und des Alters der Heizungs-
anlagen ist der Anschluss an die Fernwärme je
nach Gebäude und Wärmenetz zwischen 2025
und 2030 möglich. Für eine wirtschaftliche
Erschließung des Gebietes sollten sich mög-
lichst viele Anschlussnehmer:innen zeitgleich
für einen Fernwärmeanschluss entscheiden, wie
zum Beispiel die Schule Iserbrook oder Wohn-
gebäude des BVE. Die Fernwärme kann als
Wärmequelle zur Einspeisung in die bestehen-
den Wärmenetze genutzt werden, die Wärme-
                                                    Potenzial zur Wärmenetzerweiterung
versorgungsstrukturen bleiben bestehen.
                                                           Bestehende Wärmenetze
Für das Quartier Schenefelder Holt wird der
Aufbau einer quartierseigenen leitungsge-                  Potenzielle Wärmenetzerweiterung
bundenen Wärmeversorgung empfohlen. Das             Abbildung 10: Karte zur Wärmenetzerweiterung im
                                                    Schenefelder Holt
bereits bestehende Wärmenetz des BVE kann
dafür nach Süden hin erweitert werden, um           um die in Zukunft CO2 -freie Wärme im Quartier
zusätzlich auch die einzelnen Gebäudenetze          zu verteilen. Wirtschaftlich realisierbar wird das
der SAGA mit erneuerbarer Wärme zu versor-          quartierseigene Wärmenetz durch das Förder-
gen. Auch ein Anschluss des Schulgeländes           programm „Wärmenetze 4.0“ des Bundesamts
und des Kirchenstandortes in der Schenefelder       für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA)
Landstraße ist anzustreben. Das Wärmeversor-        oder durch das Nachfolge-Programm der Bun-
gungskonzept sieht die Integration von min-         GHVI´UGHUXQJIºUHIŪ]LHQWH:¢UPHQHW]H %(: 
destens 50 bis 60 % erneuerbarer Wärme bzw.         In beiden Quartieren ist für die Einfamilien-
Abwärme vor. Durch Erdwärmesonden oder die          hausgebiete weiterhin eine dezentrale Wärme-
Einbindung von Abwärme des XFEL-Forschungs-         versorgung sinnvoll. Diese sollte allerdings suk-
campus können die lokalen Potenziale erschlos-      zessive klimafreundlich umgestaltet werden.
sen werden. Auf Basis der laufenden Verträge        Neben der Installation von Solarthermieanlagen
und des Alters der Heizungsanlagen ist der Auf-     zur Deckung des sommerlichen Wärmebedarfs
bau einer neuen Wärmeversorgung voraussicht-        wird vor allem der Einsatz von Wärmepumpen
lich zu 2025-2030 realisierbar. Die bestehenden     eine wichtige Rolle bei der Dekarbonisierung der
Energiezentralen können umgestaltet werden,         dezentralen Wärmeversorgung einnehmen.

                                                                                                         13
05               NACHHALTIGE
                 STROMVERSORGUNG
Die Stromversorgung in den Quartieren er-           ist, dass der durchschnittliche Wirkungsgrad
folgt zurzeit ausschließlich über das Strom-        von Photovoltaik-Modulen im Laufe der Jahre
netz der allgemeinen Versorgung und variiert        immer besser geworden ist und auch die Inves-
je nach gewähltem Stromanbieter. Die Nut-           titionskosten stetig sinken. In jedem Fall muss
zung von Photovoltaik und zukunftsweisende          aber die Statik des Gebäudes individuell über-
Konzepte für Mieterstrom könnten dazu bei-          prüft werden.
tragen, maßgebliche Teile des Strombedarfes
direkt vor Ort zu erzeugen.                         WAS IST MIETERSTROM?
                                                    Während Hauseigentümer:innen sich schon seit
WO BESTEHEN SOLARPOTENZIALE
                                                    vielen Jahren mit eigenen Solaranlagen unab-
IN DEN QUARTIEREN?                                  hängiger vom Energieversorger machen und
In beiden Quartieren lassen sich unterschiedli-     mit eigenem, klimafreundlichen Solarstrom
che technische Potenziale zur Gewinnung von         versorgen konnten, war dies Mieter:innen lan-
6RODUVWURP LGHQWLŪ]LHUHQ 'LH WHFKQLVFKHQ 6R-   ge Zeit nicht möglich. Hier tut sich aber zurzeit
larstrompotenziale wurden im Rahmen des             einiges bei den gesetzlichen und wirtschaftli-
energetischen Quartierskonzeptes für die            chen Voraussetzungen, sodass der sogenannte
'DFKū¢FKHQ GHU 6FKXOHQ .LWDV GHU JU´WHQ    œ0LHWHUVWURPőEDOGK¢XŪJHUūLHHQN´QQWH$OV
Wohnungsunternehmen (SAGA und BVE) und              Mieterstrom wird Strom bezeichnet, der von
für private Eigentümer:innen erfasst. Das tech-     Solaranlagen auf dem Dach eines Miet-Wohn-
nisch realisierbare Gesamtstrompotenzial be-        gebäudes erzeugt und direkt im Gebäude ver-
läuft sich im Quartier Schenefelder Holt auf un-    braucht wird.
gefähr 2.500 MWh, womit rein theoretisch ca.
62 % des Strombedarfes im Quartier gedeckt
werden können. Im Quartier Op’n Hainholt                          SOLARSTROM
könnten rund 3.000 MWh solar erzeugt wer-
den, was ca. 80 % des aktuellen Strombedarfes                     VOM EIGENEN DACH
im Quartier entspricht.                                           Auch für Mieter:innen
Bei der direkten Nutzung des Solarstroms im                       interessant
Quartier läge der Anteil des Strombedarfs, der
durch den im Quartier erzeugten Solarstrom
gedeckt werden kann, deutlich niedriger. Grund      Dadurch, dass der Strom vor Ort verbraucht
dafür ist der zeitliche Unterschied zwischen der    wird und nicht durch das öffentliche Netz
Stromerzeugung und der Stromnachfrage. Ein-         geleitet werden muss, entfallen einzelne Kos-
fach gesagt, läuft die Waschmaschine nicht un-      tenbestandteile. Zudem wird zusätzlich für
bedingt gerade dann, wenn die Sonne scheint.        jede Kilowattstunde Mieterstrom durch das
Der überschüssige Strom, der über den Tag           Erneuerbare-Energien-Gesetz eine Förderung
produziert wird, muss ins Netz eingespeist oder     gewährt – der sogenannte Mieterstromzu-
gespeichert werden.                                 schlag. Die Mieter:innen können den Stroman-
                                                    bieter jedoch weiterhin frei wählen.
Wie viel Strom eine Photovoltaik-Anlage tat-
sächlich erzeugen kann, ist zudem abhängig von      Ein besonders großes Potenzial zur Erzeugung
den jahres- und tageszeitlichen Schwankungen        von solarem Strom gibt es in beiden Quartieren
der Sonneneinstrahlung. Die gute Nachricht          auf den Dächern der Mehrfamilienhäuser.
Abbildung 11 : Photovoltaik-Module auf einem Gründach

MASSNAHMEN ÜBERSICHT

Ŗ Mieterstromkonzepte für Mehrfamilienhäuser
Ŗ Photovoltaik zur Bereitstellung von E-Ladestrom
Ŗ Eigenstromversorgung für Einfamilienhäuser sowie öffentliche und kommunale
   Liegenschaften

                                                                                15
06     EINE KARTE FÜR DIE ZUKUNFT

                                                                                          Energieeffizienter
                                                                                          Neubau
                                  Quartiersweiter Anschluss an
                                  das Hamburger Fernwärmenetz

                                                                                                                              Wärmenetzerweiterung und
                                                                                                                              -zusammenschluss
             Potenzielle neue
             Quartiersbus-Linie
                                                                                                                              Nachhaltige Wärmeversorgung mit
                                                XXX                                                                           erneuerbarer Wärme/Abwärme

                                                                                                                             Neue „Mobilstation“ der SAGA
                                                                                                                             mit Carsharing-Fahrzeug

                                                                                                                             Verbesserungen für
 Potenzielle neue
                                                                                                                             den Radverkehr
 StadtRAD-Station                                        XXX                                          Machbarkeitsstudie
                                                         Energetische
                                                                                                      für Mobility Hub
                                                         Modernisierung
                                                         von Schulgebäuden
                                                                             Energetische Modernisierung
                                                                             von Schulgebäuden

                                                      Potenzielle neue
                                                      Expressbus-Linie

                                                                                              Potenzielle neue
                                     Neuer„Mobilitätshub“ des
                                                                                              StadtRAD-Station
                                     Bauverein der Elbgemeinden

   Einrichtung von
   Mobilitätspunkten
                                                                                        Bestand Wärmenetze

   Modernisierung von                Modernisierung von
   Geschosswohnungsbauten            Einfamilien-/Reihenhäusern                         Bestehender Anschluss an die Fernwärme
                                                                                                                                                            Geodaten:
                                                                                                                                                            © GeoBasis-DE / BKG
                                                                                                                                                            2020
   Maßnahmen
          XXX zu Klima-              Umsetzung von                                                                                                          © FHH Landesbetrieb
                                                                                        Potenzielle Erweiterung Wärmenetze
   anpassung & Biodiversität         Mieterstromkonzepten                                                                                                   Geoinformation und
                                                                                                                                                            Vermessung

                                                                                                                                                                                  17
07                 MODERNISIERUNG IM
                   GEBÄUDEBESTAND
Die energetische Modernisierung des Gebäu-      möglichst gut gedämmt sein und die Fenster
debestandes und die damit einhergehen-          sollten einen hohen Energiestandard aufweisen.
de Reduzierung des Energiebedarfes für
die Beheizung der Gebäude ist ein weiterer      Die Dämmebene umschließt dabei alle beheiz-
Bestandteil zur klimafreundlichen Transfor-     ten Räume. Wärmebrücken durch ungedämmte
mation der Quartiere. Da sowohl die lokalen     Ecken und Anschlüsse oder auskragende Bau-
als auch die allgemeinen Ressourcen erneu-      teile sollten reduziert werden – auch um Schim-
erbarer Energien begrenzt sind, können erst     melbildung vorzubeugen. Ein Lüftungskonzept
durch die Senkung des Wärmebedarfes der         rundet die energetische Modernisierung ab und
Gebäude durch eine optimierte Gebäudehülle      verbessert die Luftqualität. Eine Lüftungsan-
die angestrebten Anteile erneuerbarer Wärme     lage mit Wärmerückgewinnung           ermöglicht
erreicht werden. Ein klimaneutrales Quartier    zusätzliche Energieeinsparungen. Die Opti-
ist ohne Modernisierungsmaßnahmen nicht zu      mierung der Wärmeverteilung mit modernen
erreichen.                                      Heizkörpern und Thermostaten, gedämm-
                                                WHQ /HLWXQJHQ HIŪ]LHQWHQ 3XPSHQ XQG HLQHP
Die Gebäudehülle aus Außenwand, Dach oder       abschließenden hydraulischen Abgleich des
oberster Geschossdecke sowie Kellerdecke oder   Heizsystems ist dabei obligatorisch.
Gebäudesohle und Kellerwänden sollte daher

Abbildung 12: Untersuchte Mehrfamilienhäuser
MODERNISIERTE                                          kommenden Jahren stetig steigende CO2 -
WOHNUNGSBAUTEN                                         Bepreisung insbesondere höhere energetische
                                                       (IŪ]LHQ]KDXV6WDQGDUGV PLWWHO ELV ODQJIULVWLJ
An vielen Gebäuden der ansässigen Wohnungs-            wirtschaftlich werden können. Entscheidend
baugesellschaften SAGA Hamburg und dem                 tragen die auf Bundes- und Landesebene für
Bauverein der Elbgemeinden eG (BVE) wurden             den Mietwohnungsbau zur Verfügung stehen-
in den letzten Jahren bereits Modernisierungs-         den und zum 01.07.2021 weiter erhöhten För-
maßnahmen durchgeführt. In manchen Fällen              dermittel zur Finanzierbarkeit der Maßnahmen
wurden allerdings nur an einzelnen Bauteilen,          bei. Um die zusätzlichen Investitionskosten
wie dem Dach oder den Fenstern, Modernisie-            der energetischen Maßnahmen zu reduzieren,
rungen vorgenommen oder die Dämmung ent-               sollten diese primär durchgeführt werden,
spricht nicht dem heutzutage üblichen Stan-            wenn Instandhaltungsarbeiten vorgesehen sind
dard, so dass sich weitere Potenziale ergeben.         („Kopplungs-Prinzip“).

Um diese Modernisierungspotenziale bewerten
zu können, wurden für verschiedene Gebäude                        Ein ambitionierter
der beiden Wohnungsbaugesellschaften soge-
nannte „Mustersanierungskonzepte” erstellt,
                                                                  EFFIZIENZHAUS-STANDARD
mit denen mögliche Maßnahmen in verschiede-                       wird besonders gefördert
nen Varianten berechnet wurden.
                                                       Dadurch lassen sich sozialverträgliche Umlagen
Anhand dieser zeigt sich, dass mit einer Moder-        der energetischen Mehrkosten auf die Miete
nisierung der kompletten Gebäudehülle und              realisieren.
weiteren baulichen und technischen Optimie-
rungen dieser Bauten je nach aktuellem Zustand         Als förderlich für die Umsetzung von Moderni-
65 bis 85 % des Heizwärmebedarfes und etwa             sierungsmaßnahmen können sich auch Projekte
50 bis 75 % des Endenergiebedarfes einge-              der Innenentwicklung und der Aufstockung von
spart werden können. Mit diesen umfassenden            Bestandsgebäuden sowie serielle Modernisie-
Modernisierungsmaßnahmen ist der Standard              rungen erweisen.
(IŪ]LHQ]KDXV    XQG GDPLW GHU =LHOVWDQGDUG
des Hamburger Klimaplans erreichbar.

Die musterhaften Berechnungen der jeweils
notwendigen Investitionskosten und der ein-
gesparten Energiekosten zeigen, dass sich
durch die seit 2021 eingeführte und in den

    MASSNAHMEN ÜBERSICHT
    Umsetzung von energetischen Modernisierungsmaßnahmen an Mehr- und
    Einfamilienhäusern sowie einzelnen Schulgebäuden

                                                                                                             19
Abbildung 13: Mehrfamilienhaus des BVE in Op‘n Hainholt, Kamerstücken

KLIMAFREUNDLICHES EIGENHEIM                                  Für die Bungalowbauten und einfachen Einfa-
                                                             milienhäuser mit einheitlicher Bauweise ist der
Freistehende Einfamilienhäuser sowie Reihen-
                                                             6WDQGDUG (IŪ]LHQ]KDXV  UHDOLVWLVFK XPVHW]-
häuser stellen zwar nur einen geringen Anteil
                                                             bar. Für ältere Gebäude und für solche mit zahl-
der Wohnungsbauten der beiden Quartiere dar,
                                                             reichen Um- und Anbauten ist dagegen oftmals
bieten dennoch durch die Betrachtung von wie-
                                                             QXUGHU6WDQGDUG(IŪ]LHQ]KDXV]XHUUHLFKHQ
derkehrenden Typologien wertvolle Informati-
                                                             Wegen der im Gegensatz zum Mietwohnungs-
onen zum Einsparungspotenzial des Gesamt-
                                                             bau weniger umfangreichen Förderung der
quartiers. Daher wurden sowohl die für die
                                                             hohen Energiestandards sind die rechnerischen
beiden Quartiere typischen Bungalows als auch
                                                             Amortisationszeiten im Einfamilienhausbereich
einzelne Doppelhaushälften bewertet. Von die-
                                                             oftmals länger. Trotzdem stellten sich auch bei
VHQ EHŪQGHQ VLFK YLHOH LQ HLQHP EDXOLFK JXWHQ
                                                             den meisten dieser Gebäude in den Berechnun-
Zustand, bei den meisten Gebäuden wurden
                                                             gen die hohen Standards aufgrund der hohen
allerdings bisher nur einzelne Bauteile energe-
                                                             Fördersätze als die wirtschaftlichste Variante
tisch modernisiert, z. B. durch die Dämmung
                                                             heraus. Nur bei einzelnen größeren Einfamilien-
des Daches oder den Austausch von einzelnen
                                                             häusern lassen sich wegen der Begrenzung der
Fenstern. Daher ist der Wärmebedarf pro Qua-
                                                             Fördersummen die Investitionen durch die ein-
dratmeter dieser Häuser bisher noch höher als
                                                             JHVSDUWHQ(QHUJLHNRVWHQQLFKWUHŪQDQ]LHUHQ
jeder der Mehrfamilienhäuser. Durch eine Kom-
plettmodernisierung mit der Dämmung aller
                                                             Eine besondere Herausforderung stellt die
Gebäudeteile lassen sich hier 60 bis 85 % des
                                                             Umsetzung von Modernisierungsmaßnahmen
Heizwärmebedarfes und bis zu 80 % des End-
                                                             im Rahmen von Wohnungseigentümergemein-
energiebedarfes einsparen.
                                                             schaften dar, da hier eine gemeinsame Ent-
                                                             scheidung und eine abgestimmte Planung zwi-
Für eine langfristig klimafreundliche Wärme-
                                                             schen den unterschiedlichen Eigentümer:innen
versorgung bieten sich insbesondere Solar-
                                                             herbeigeführt werden muss. Aber auch hier gibt
thermieanlagen oder eine Versorgung über
                                                             es viele gute Beispiele erfolgreicher Moderni-
Wärmepumpen mit Erdwärme oder Luft als
                                                             sierung.
Wärmequelle an.
INFORMATIONS- UND
BERATUNGSANGEBOTE

Zur Unterstützung individueller Gebäudemodernisierungen und Ener-
giesparmaßnahmen im Haushalt werden in Hamburg bereits zahlreiche
Beratungsformate angeboten.

Die Hamburger Energielotsen bieten in Kooperation mit der bun-
desgeförderten Energieberatung der Verbraucherzentrale zahlreiche
Beratungen für Hamburger Bauherr:innen, Hauseigentümer:innen,
Mieter:innen und Gewerbetreibende: von der telefonischen Erstbe-
ratung über den Basis-Check Stromsparen zu Einsparmöglichkeiten
beim Strom- und Wärmeverbrauch und den Gebäude-Check als Vor-
Ort-Beratung zu den Themen Heizungsanlage, baulicher Wärmeschutz
und erneuerbare Energien bis zu speziellen Angeboten wie dem Heiz-
Check, dem Eignungs-Check Solar zu Solarthermie und Photovoltaik
und dem Solarwärme-Check. Neben der technischen Beratung wird
umfassend über Fördermöglichkeiten für energiesparende Maßnah-
men auf Bundes- und Landesebene informiert.

                                   www.hamburg.de/energielotsen

Das SolarZentrum informiert und berät am Standort ELBCAMPUS zu
allen Fragen der Nutzung von Sonnenenergie (Photovoltaik und Solar-
thermie) in und um Hamburg.

                                   www.solarzentrum-hamburg.de

Haushalte mit geringem Einkommen können mit Hilfe des Stromspar-
Checks des Deutschen Caritasverbandes Energie- und Wasserkosten
einsparen und einen Beitrag zum Umweltschutz leisten.

                                         www.stromspar-check.de

                                                                      Abbildung 14: Hochhaus Op‘n Hainholt

                                                                                                   21
08              KLIMAFREUNDLICH UNTERWEGS
                VON A NACH B
Damit sich alle gerne für den klimafreundli-      RADFAHREN ALS
chen Gang zu Fuß, einen Einkauf per Fahrrad,      KLIMAFREUNDLICHE ALTERNATIVE
eine Fahrt mit dem Bus oder die Nutzung eines
Sharing-Fahrzeugs entscheiden, müssen die         Durch einen Ausbau der Radwegeinfrastruk-
Infrastruktur und Mobilitätsangebote rund um      tur können Anreize geschaffen werden, um die
den Wohnort attraktiv sein. Ein komfortables      Verkehrsmittelwahl zugunsten des Fahrrads
und nutzerorientiertes Mobilitätsangebot zu       zu erleichtern. Eine Priorität sollte dabei auf
fördern, ist wichtig für eine klimafreundliche    GHU%HVHLWLJXQJYRQ.RQūLNWVWHOOHQXQG6FKDI-
Quartiersentwicklung.                             fung einer Durchgängigkeit des Radverkehrs
                                                  sowie den Zubringerrouten zu Velorouten und
Eine klimafreundliche Mobilität zielt dabei zum   Umsteigepunkten zum ÖPNV gesetzt werden.
einen auf die Vermeidung von unnötigen Wegen      Im Rahmen des stadtweiten Ausbaus des
durch eine nutzungsgemischte “Stadt der kur-      Bike+Ride-Angebotes sollten die bestehen-
zen Wege” und andererseits auf die Verlagerung    den Standorte an den Bahnhöfen Iserbrook
vom privaten Autoverkehr auf den sogenannten      und Sülldorf modernisiert und durch moderne
“Umweltverbund” aus Fuß- und Radverkehr,          Abstellplätze ergänzt werden.
dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV),       Damit die spontane Nutzung des Fahrrades
Sharing-Angeboten sowie die Nutzung alterna-      noch leichter fällt, wird die Einrichtung von
tiver Antriebe wie der Elektromobilität ab. Um    neuen StadtRAD-Stationen an den S-Bahn-
die Hamburger Klimaschutzziele zu erreichen,      Haltestellen sowie zentralen Punkten im Quar-
soll im Jahr 2030 laut dem Hamburger Klima-       tier angestrebt. Über eine neue StadtRAD-
plan der Anteil des öffentlichen Verkehrs auf     Station am Bahnhof Iserbrook können sich die
30 % und der Anteil des Radverkehrs auf 25 %      Bewohner:innen bereits freuen:
sowie perspektivisch (bis 2050) auf ebenfalls
30 % ausgeweitet werden.                            BVE-MOBILITÄTS-HUB
                                                    WIR (T)EILEN RICHTUNG ZUKUNFT –
ZU FUSS GEHT’S SCHNELLER?                           GEMEINSAM BEWEGEN
Wir sind alle Fußgänger:innen – zumindest star-
ten wir jeden Weg zu Fuß. In den untersuchten       Der Bauverein der Elbgemeinden (BVE) baut
Quartieren ist das Fußwegenetz abseits der          die „Zukunft der Mobilität“ für alle Men-
straßenbegleitenden Gehwege vor allem im            schen im Quartier. Ab September 2021
Bereich der Mehrfamilienhäuser ausgeprägt           können am Heidrehmen 1 alle Interessier-
und verbindet so viele Parallelstraßen mitein-      ten am ersten Mobilitäts-Hub des BVE ver-
ander. Zu Fuß können zahlreiche Abkürzungen         schiedene Sharing-Angebote nutzen und
genutzt werden. Diese Durchlässigkeit des           sich nachhaltig im Quartier bewegen. Ein
Quartiers für Fußgänger:innen ermöglicht einen      Beitrag zur Mobilitätswende, der auch das
]ºJLJHQXQGūH[LEOHQ)XYHUNHKULQQHUKDOEGHV      Teilen wieder in den Vordergrund bringt.
Quartiers.                                          Machen Sie mit!
                                                    Ŗ Carsharing von cambio
Jedoch sind die Ziele außerhalb des Quartiers,
                                                                    www.cambio-carsharing.de
zum Beispiel die Einkaufsmöglichkeiten entlang
                                                    Ŗ E-Lastenräder von sigo
der Sülldorfer/Osdorfer Landstraße, nur über
                                                                    www.sigo.green
lange Umwege zu erreichen. Deshalb sollte bei
                                                    Ŗ StadtRAD-Station
der Schaffung von attraktiven Fußwegeverbin-
                                                                    www.stadtrad.hamburg.de
dungen aus den Quartieren zu den Nahversor-
                                                    Ŗ Foodsharing von Foodsharing e.V.
gungszentren entlang der Osdorfer und der
                                                                    www.foodsharing.de
Sülldorfer Landstraße angesetzt werden.
Abbildung 15: Vorbildliche Fahrradhäuser des BVE im Schenefelder Holt

Ein Baustein zur Förderung des Radverkehrs ist                das Angebot des ÖPNV auch in diesen Teilen
das sichere Fahrradparken. Um eine wachsen-                   von Hamburg dichter werden. Ziel des Hamburg-
de Fahrradnutzung zu fördern, sind qualitativ                 Takts ist, dass alle Hamburger:innen innerhalb
hochwertige Fahrradabstellanlagen im direkten                 von fünf Minuten ein öffentliches Verkehrsan-
Wohnumfeld wichtig. Diese sollten möglichst                   gebot erreichen. Dies könnte in den Quartieren
sicher und witterungsgeschützt und daher                      durch neue Buslinien erfolgen, die Verbindun-
überdacht sein. Denn die einfache Zugänglich-                 gen zur S-Bahn und Zielen entlang der Osdor-
keit von Fahrradabstellanlagen spielt bei der                 fer und Sülldorfer Landstraße schaffen.
Verkehrsmittelwahl eine bedeutende Rolle.
                                                                                      Mit dem
Im Optimalfall sind die Stellplätze den jeweili-
gen Hauseingängen zugewiesen und ebenerdig                                            HAMBURG-TAKT
anfahrbar. Eine niedrigschwellige Maßnahme                                            schneller ans Ziel
wäre der Ersatz von unsicheren und schadens-
trächtigen Bodenbügeln durch komfortablere                    Zum Beispiel können kleinere Quartiersbusse
Anlehnbügel. Die weitere Installation von Fahr-               die Wohnquartiere erschließen, die bisher nicht
radabstellanlagen im Umfeld des Geschoss-                     mit dem HVV erreichbar sind. Neue zuschlags-
wohnungsbaus sollte bedarfsgerecht erfolgen.                  freie Expressbusse erreichen Ziele in der Innen-
                                                              stadt schneller, da sie nur Haltestellen bedie-
MIT BUS UND BAHN                                              nen, die viele Fahrgäste nutzen.
Ein wichtiger Aspekt einer klimafreundlichen
                                                              Daneben werden aktuell immer mehr Angebo-
Mobilität ist der ÖPNV. Aufgrund der relativ
                                                              te des Poolings und Ridesharings getestet. Sie
weiten Fußwege aus den nördlichen Bereichen
                                                              bieten eine Ergänzung zum klassischen ÖPNV
der Quartiere zu den S-Bahn-Haltestellen Süll-
                                                              oder versuchen, Fahrten durch mehrere Fahr-
dorf und Iserbrook kommt der multimodalen
                                                              gäste besser auszunutzen. Die beiden Quartie-
Verknüpfung mit dem Radverkehr und der Bus-
                                                              re sind bisher in keinem der Geschäftsgebiete
anbindung eine besondere Bedeutung für eine
                                                              der beiden Ridesharing-Anbieter ioki und MOIA
klimafreundliche Fortbewegung zu.
                                                              enthalten.
Durch den sogenannten „Hamburg-Takt“ soll

                                                                                                                 23
Abbildung 16: SAGA-Garagenhof am Heerbrook

CARSHARING & CO.                                  ALLES AN EINEM ORT
Der Trend zum „Nutzen statt Besitzen“ kann zu     Als „Mobility Hub” wird die Kombination von
einer Reduzierung des motorisierten Individual-   PKW-Stellplätzen mit weiteren Mobilitätsan-
verkehrs (MIV) beitragen, da durch Carsharing-    geboten als „Quartiersgarage plus” bezeich-
Angebote die Anschaffung eines Zweitwagens        net. Diese soll den Umstieg auf andere Mobi-
vermieden werden kann oder die meisten Fahr-      litätsarten (ähnlich einem Park+Ride-Angebot)
ten per Rad oder ÖPNV geleistet werden kön-       vereinfachen. So können „Mobility Hubs” als
nen, ohne dass auf die Nutzung eines Pkw voll-    multifunktionale Quartiers- und Mobilitätszen-
ständig verzichtet werden muss.                   tren den ruhenden Verkehr des Stadtteils auf-
                                                  nehmen, ergänzende Mobilitätsangebote bieten
Als Standorte für Sharing-Fahrzeuge bieten        und in Kombination mit weiteren Nutzungen
sich zentrale Orte im Quartier sowie größere      zu lebendigen Orten der nachbarschaftlichen
bestehende Stellplatzanlagen an. Während der      Begegnung werden. Weitere Angebote könn-
Konzepterstellung konnte bereits ein Carsha-      ten unter anderem sein: Bike- und Carsharing,
ring-Fahrzeug im Schenefelder Holt neu plat-      Fahrradreparaturdienstleistungen oder ein
ziert werden:                                     automatisierter Lastenradverleih.

                                                  Neben dem geplanten Mobilitäts-Hub am Bahn-
                                                  hof Iserbrook sollte die Einrichtung verschie-
                                                  dener Mobilitätsangebote im Quartier geprüft
SAGA-MOBILSTATION                                 werden. So könnte an unterschiedlichen Stand-
                                                  orten ein stationäres Carsharing mit weiteren
6HLW$XJXVWŪQGHQ6LHDP6$*$6WDQG-         Mobilitätsangeboten     kombiniert werden, so
ort “Am Botterbarg 85” ein Carsharing-            dass der Standort zu einem Mobilitätspunkt
Fahrzeug von greenwheels. Testen Sie doch         werden kann. Wünschenswert wären in einem
gerne das neue Mobilitätsangebot.                 weiteren Schritt Räume für die Unterbringung
                                                  von Fahrzeugen wie Lastenrädern oder Fahr-
Weitere Informationen erhalten Sie online         radanhängern oder für eine Fahrradreparatur-
unter: www.greenwheels.de                         Werkstatt. Darüber hinaus sollte Informati-
                                                  onsmaterial zu weiteren Mobilitätsangeboten
                                                  bereitgehalten werden.
EIN BISSCHEN „E“ GEFÄLLIG?
E-Mobilität ist derzeit in aller Munde, wenn es
um die Mobilitätswende geht. Das Netz der
Ladeinfrastruktur vergrößert sich in der Hanse-
stadt stetig. Auch in Sülldorf und Iserbrook dür-
fen Ladestationen natürlich nicht fehlen. Daher
wurden in beiden Quartieren geeignete Stand-
RUWHLGHQWLŪ]LHUWXP%HZRKQHULQQHQGDV/DGHQ
von elektrischen Fahrzeugen zu ermöglichen.

Dabei wurden einerseits zentrale Orte für
öffentliche Ladestationen ermittelt, beispiels-
weise angrenzend an den Nahkauf in Op’n Hain-
holt oder die Metrobus-Station am Schenefelder
Holt. Andererseits sollten für das bedarfsge-
rechte und wohnortnahe Laden auch nicht-
öffentliche Lademöglichkeiten für Mieter:innen
ermöglicht werden.

                                                      Abbildung 17: Beispielhafte Ladesäule von Stromnetz Hamburg

    MASSNAHMEN ÜBERSICHT

     Ŗ Koordination der Maßnahmen durch ein übergeordnetes Mobilitätsmanagement
     Ŗ Machbarkeitsstudie zur Gestaltung eines Mobility Hubs
     Ŗ Einrichtung einer Mobilitätsstation und einer Carsharing-Station
     Ŗ Verbesserung der Fuß- und Radwegeinfrastruktur sowie der ÖPNV-Anbindung
     Ŗ Ausbau sicherer und komfortabler Fahrradabstellanlagen
     Ŗ Einrichtung neuer StadtRAD-Stationen
     Ŗ Einrichtung öffentlicher und nicht-öffentlicher Ladepunkte zum Ausbau der
       Ladeinfrastruktur

                                                    Spezifische Maßnahme im Schenefelder Holt

                                                                                                               25
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