PROGRAMMÜBERSICHT WOCHE 1 / BÜHNENPROGRAMM - Feist - Kampnagel

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INTERNATIONALES SOMMERFESTIVAL KAMPNAGEL
4. BIS 22. AUGUST 2021
TOGETHERNESS

PROGRAMMÜBERSICHT
WOCHE 1 / BÜHNENPROGRAMM
Feist
MULTITUDES
FEAT. TODD DAHLHOFF AND AMIR YAGHMAI
Mi 04.08. – So 08.08. / k6
Weltpremiere und Koproduktion

Im intimen Rahmen mit reduzierter Sitzplatzkapazität lädt Feist das Publikum ein, gemeinsam mit
ihr die Bühne zurückzuerobern – in einer musikalischen Performance mit komplett neuen Songs.
Weltpremiere!

Leslie Feist, eine der gefeiertsten Musik-Künstlerinnen Nordamerikas, eröffnet das
Sommerfestival mit MULTITUDES. Konzipiert während und als Antwort auf eine Pandemie
bedingte Zeit, in der die Bühnen leer bleiben und Gemeinschaftserlebnisse ausfallen mussten,
schafft MULTITUDES eine gemeinschaftliche Rückeroberung der Bühne. Mit komplett neuer
Musik, geschrieben und aufgeführt von Feist, und begleitet von Todd Dahlhoff und Amir Yaghmai,
entwirft die kanadische Künstlerin eine intime, radikal gemeinschaftliche und auf den Kopf
gestellte Produktion, die die Rollen zwischen Publikum und Performer, Beobachter und Subjekt
durcheinander bringt. Das Publikum lädt sie ein, sich zurückzulehnen und zuzusehen oder die
Stimme in kollektiver Anonymität zu erheben. Ein neuer Möglichkeitsraum.
„Wir betreten einen höhlenartigen Raum, der unerklärlich durcheinander ist, und fragen uns, ob
es sich um eine Reihe von Hinweisen, eine Schnitzeljagd oder die geläuterte Luft einer Auktion
handelt. Der Auftritt der Musikerin ist getarnt als fast traditionelle Soloshow, sie singt aus einem
zentralen Kreis, wie zur Vorlesestunde in der Bibliothek. Innerhalb einer Kaskade archaischer
Technologien und einer an das Heidentum erinnernden Erdverehrung werden Themen wie
Kommunikation, schwerwiegende Konsequenzen und gewählter Optimismus, Empathie und
Individualismus, Tod und die Unlust zu reifen erkundet. Die Worte betreten den Raum, um auf
den Detritus der Bedeutungsgebung zu treffen, und wir sind frei, entweder zu beobachten oder
dazuzugehören. Durch eine Makro-Linse, die so intim ist wie Bettgeflüster, betrachten wir die
Beziehung zwischen dem Subjektiven und dem Universellen, den Rubik's Cube jedes einzelnen
Lebens und unsere vielschichtigen Beziehungen zueinander.“ Leslie Feist

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Susie Wang
LICHT UND LIEBE
Do 05.08. – So 08.08. / k1
Deutschlandpremiere

Die Deutschen und ihr Urlaub: Im neuen Bühnen-Streich der norwegischen Theaterkampfgruppe
Susie Wang geht das nicht gut – sehr zum Spaß des Publikums.

Nach dem überraschenden Horror-Theater-Festival-Hit von 2019, MUMMY BROWN, kommt
Susie Wang mit einer neuen Arbeit zurück nach Hamburg. Die norwegische Gruppe besteht zum
Teil aus Mitgliedern der legendären Baktruppen, die in den 90er Jahren mit der Zerstörung aller
Bühnen-Standards Theatergeschichte geschrieben haben, und widmet sich nun dem
perfektionierten Schauspiel-Illusionstheater. Basierend auf der traditionellen Horrorformel “take a
happy place and take the happy out of it” transformieren sie Avantgarde-Theater in nicht
Spitzenunterhaltung mit übernatürlichen Phänomenen.
In den Arbeiten von Susie Wang geht es um verborgene Emotionen und Sehnsüchte, und mit
LICHT UND LIEBE hat die Gruppe nun ein unterhaltsames Psycho-Kammerspiel über die
Urlaubs-Sehnsucht in Zeiten globaler Katastrophen inszeniert. Der Text ist für den renommierten
Ibsen-Preis nominiert: Ein deutsches Pärchen sitzt mit Sonnenbrand im fernen Urlaubsparadies
und die beiden machen sich Gedanken, ob sie kochen oder essen gehen sollen. Da kommt die
Vermieterin vorbei, informiert die beiden über die bevorstehende Sonnenfinsternis – und die
Dinge fangen an, schief zu laufen.

Christoph Marthaler
DAS WEINEN (DAS WÄHNEN) – NACH TEXTEN VON DIETER ROTH
Fr 06.08. - So 08.08. / k2
Deutschlandpremiere und Koproduktion

„Marthaler at his best“ beschrieb der Deutschlandfunk diesen Theater-Abend – ein
künstlerisches Gipfeltreffen der Schweizer Alltags-Transzendierer Christoph Marthaler und
Dieter Roth in der Apotheke.

Niemand rechnete mit einer Pandemie, als Christoph Marthaler seine neue Produktion in einem
Apotheken-Bühnenbild plante und im Januar 2020 auf Kampnagel zu proben anfing. Die
aseptische, neutrale Apotheke war für Marthaler ein Raum, mit dem er sich Dieter Roth annähern
konnte: Dieser andere große Schweizer Künstler hatte mit seinen Schimmelbildern die Kunst des
20. Jahrhunderts geprägt und ist mit seiner Verneigung vor dem Schmutz und dem Nicht-
Perfekten ein künstlerischer Seelenverwandter von Marthaler. Diesem schenkte Roth, der als
interdisziplinär arbeitender Künstler auch ein großes dichterisches Werk hinterließ, zu Lebzeiten
sein Buch „Das Weinen (Das Wähnen), Band 2A (Tränenmeer 4)“ – eine Sammlung
wortakrobatischer Szenen mit Rollenbezeichnungen wie „Setzei“, „Dochherein“ oder
„Einerdemschwindelt 1“.
In Marthalers Inszenierung wird aus dieser Vorlage durch fünf Schauspielerinnen und einen eher
stummen Mann virtuose Sprachkunst; die Roth’schen Texte offenbaren gesprochen ihre
polysemantische Qualität, gleichzeitig konkret und abstrakt, eindeutig und vieldeutig zu sein. Hier
wird auch einmal mehr das musikalische Gestaltungsprinzip deutlich, das wesentlich für

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Marthaler-Inszenierungen ist, jüngere Theatermacher wie Thom Luz geprägt hat und einen
fließenden Übergang von gesprochenem zu gesungenem Text schafft. Eine Art Leitmotiv ist in
DAS WEINEN (DAS WÄHNEN) das Lacrimosa aus dem REQUIEM – Mozarts Totenmesse, die
auch die Grundlage für die Uraufführung von Kyle Abraham und Jlin in der dritten Festivalwoche
ist.
Mit einem Jahr Verspätung zeigt Marthaler nun sein „Stück der Stunde“ (SRF) am Entstehungsort
Kampnagel – in der Stadt, mit der Marthaler seit längerem privat und beruflich verbunden ist. So
wie es auch Dieter Roth war, in dessen Hamburger Museum das Sommerfestival weitere
künstlerische Arbeiten präsentiert.

Patrick Folkerts, Jan Logemann und Manuel Muerte
ILLUSIONEN
Do 05.08. – So 08.08. / P1
Weltpremiere und Koproduktion

Drei Meisterzauberer gehen dem Wesen der Täuschung auf den Grund und reflektieren ihre
eigene Rolle in Zeiten von Fake News.

Kann man eine Pistolenkugel mit den Zähnen fangen? Wie sieht das Unsichtbare aus? Was ist
schöner –Täuschung oder Enttäuschung? In ILLUSIONEN re-enacten die drei Meistermagier
Patrick Folkerts, Jan Logemann und Manuel Muerte – letzterer mit dem wichtigen Siegfried and
Roy Award ausgezeichnet und bekannt durch zahlreiche Salonformate auf Kampnagel –
historische Tricks aus der glanzvollen Geschichte der Zauberei und reflektieren gleichzeitig über
die Realität und Wahrnehmung der Gegenwart. ILLUSIONEN ist dabei genauso Zaubershow wie
auch eine Show über das Zaubern. In der Zauberei drücken sich häufig der technische
Fortschritt, die Politik und Geisteshaltung ihrer jeweiligen Zeit aus. Bevor Zauberei zum bloßen
Entertainment degradiert wurde, hatte sie lange eine vermittelnde Rolle zwischen Aufklärung und
Mystizismus, Wissenschaft und Magie. In Zeiten einer Politik der Fake News wird ihr wieder die
Aufgabe zuteil, trickreich unseren Blick für die Wahrheit zu schärfen und unsere Grenzen der
Wahrnehmung neu auszuloten.

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WOCHE 2 / BÜHNENPROGRAMM
BALLET NATIONAL DE MARSEILLE - (LA)HORDE
CHILDS / CARVALHO / LASSEINDRA / DOHERTY
Mi 11.08. - Sa 14.08. / k6
Deutschlandpremiere

Das Ballet national de Marseille zeigt eine Feier der Tanz-Stile mit vier neuen Arbeiten von der
Postmodern Dance Ikone Lucinda Childs bis zur Voguing-Größe Leissendra Ninja.

Das französische Trio (LA)HORDE steht für eine der wirksamsten Frischzellenkuren im
zeitgenössischen Tanz der vergangenen Jahre und war bereits mit drei eigenen Arbeiten auf dem
Sommerfestival zu Gast. Inzwischen hat das Kunst-Kollektiv die Leitung des Ballet national de
Marseille übernommen und präsentiert nun einen Abend mit neuen Arbeiten von vier
stilprägenden Choreografinnen verschiedener Stile und Generationen.
Die Ikone des Postmodern Dance Lucinda Childs hat zuletzt 2015 mit AVAILABLE LIGHT ein
Meisterwerk der Tanzgeschichte auf die Sommerfestival-Bühne gebracht. Vor 11 Jahren hat sie
TEMPO VICINO für das Ballet national de Marseille entworfen und jetzt mit dem jungen
Ensemble in die Gegenwart überführt: Ein gleichberechtigter Dialog zwischen Childs‘
geometrisch-präzisen choreografischen Patterns und den unregelmäßigen Rhythmen des
Minimal-Musik-Protagonisten John Adams.
ONE OF FOUR PERIODS IN TIME (ELLIPSIS) von der formstrengen Expressionistin Tânia
Carvalho skizziert einen geisterhaften Gruppentanz, in dem die ausdruckstarken Gesten der
einzelnen Tänzer*innen zu choreografischen Tableaus und Erzählungen verbunden werden.
Die allererste Gruppenchoreografie der Ballroom-Größe Frankreichs und Mother des „House of
Ninja“ Lasseindra Ninja, MOOD, ist eine Feier inklusiver, befreiter Sexualität und der Voguing-,
Ballroom-, Club- und Fetischkultur.
Und die Belfaster Sozialrealsitin Oona Doherty hat Teile ihres energischen Solos über die
ambivalenten Konstruktionen von Geschlecht und Klasse HOPE HUNT, mit dem sie bereits 2020
Sommerfestival-Publikum und Nachbarschaft beeindruckte, jetzt unter dem Titel LAZARUS zu
einer Gruppenchoreografie weiterentwickelt. Und verleiht damit dieser vierteiligen Feier der
Unterschiedlichkeit ein fast spirituelles Ende.

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Gisèle Vienne
DER TEICH (von Robert Walser)
Do 12.08. - So 15.08. / k2
Deutschlandpremiere und Koproduktion

„Ein Ereignis“ (Nachtkritik): Gisèle Vienne, Theaterkunst-Spezialistin für seelische Abgründe,
zeigt ein verstörend-beglückendes Kammerspiel mit den Schauspielerinnen Adèle Haenel und
Ruth Vega Fernandez.

Mit der Party-in-Slow-Motion-Choreografie CROWD schuf Gisèle Vienne 2018 beim
Sommerfestival einen Meilenstein der jüngeren Tanz-Geschichte, der auch fürs Kino verfilmt
wurde. Drei Jahre später kehrt die französisch-österreichische Bühnenkünstlerin, die Philosophie,
Musik und Puppenspiel studierte, mit einem psychoaktiven Kammerspiel nach Hamburg zurück.
In dem Stück, das Robert Walser in Berner Mundart geschrieben und Vienne auf Französisch
inszeniert hat, täuscht ein Junge seinen Selbstmord vor, weil er sich ungeliebt fühlt. Vienne zoomt
in den Kopf des Jungen, lässt Monolog und Dialog verschwimmen und zeigt, wie sich das Selbst
im emotionalen Taumel auflöst und die Realität verschwimmt. Wie bereits bei CROWD entwirft
Vienne in DER TEICH ein komplexes Psychogramm mit den Mitteln des Theaters: der Variation
der Bewegungs-Tempi, tranceartigem Lichteinsatz und einer raumgreifenden Psychoakustik ihres
langjährigen Vertrauten und Drone-Metal Halbgotts Stephen O’Malley. Zum „Ereignis“
(nachtkritik.de) machen den Abend auch die beiden Protagonistinnen: Auf der Bühne stehen
Adèle Haenel („Porträt einer jungen Frau in Flammen“) und die schwedisch-spanische Film- und
Theaterschauspielerin Ruth Vega Fernandez.

Miet Warlop
AFTER ALL SPRINGVILLE
Fr 13.08. - So 15.08. / k1
Weltpremiere & Koproduktion

Ein anarchisches Theaterbühnenhappening mit einem laufenden Tisch, einem bunt-rauchenden
Häuschen und einem frustrierten Sicherungskasten über das Scheitern einer Gemeinschaft.

Miet Warlop bevölkert mittlerweile bereits seit über 20 Jahren die europäischen Performance-
und Galerie-Bühnen mit ihren absurd-bunten Figuren, lebendigen Objekten und Form- und
Farbspektakeln. Auch die Zuschauer*innen des Sommerfestivals hat sie schon dreimal in ihre
anarchischen Fantasiewelten entführt (2013 mit MYSTERY MAGNET, 2016 mit FRUITS OF
LABOR und 2018 mit dem Kinder-Bühnenhappening BIG BEARS CRY TOO). Eine ihrer ersten
Arbeiten, die 2009 internationale Aufmerksamkeit erlangte, heißt SPRINGVILLE. Darin entwickelt
sich eine explosive Erzählung rund um ein bunt-rauchendes Papp-Häuschen, seine
Bewohner*innen und die Nachbarschaft: Ein eleganter laufender Tisch, der nichts lieber möchte,
als gedeckt zu werden, ein Mann, der den Müll rausbringen will, ein frustrierter Sicherungskasten
und eine sehr lange Hose durchlaufen große und kleine Dramen mit unterschiedlichem Slapstick-
und Katastrophen-Potenzial. Mit der Leichtigkeit eines Zeichentrickfilms wird die tragische
Geschichte einer gescheiterten Gemeinschaft erzählt. Und weil das alles aktueller kaum sein
könnte, inszeniert Warlop ihre ikonische Arbeit 12 Jahre nach der Weltpremiere jetzt unter dem
Titel AFTER ALL SPRINGVILLE noch einmal neu.

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Konferenz
THE FUTURE OF CODE POLITICS
Neue Zukunftsvisionen von Künstlicher Intelligenz, Algorithmen und Codes
Fr 13.08. – So 15.08. / P1
Themenschwerpunkt / Konferenz

Neue Zukunftsvisionen von Künstlicher Intelligenz, Algorithmen und Codes.

THE FUTURE OF CODE POLITICS ist ein 3-tägiger Schwerpunkt zu neuen Perspektiven auf
Technologien und ihre gesellschaftspolitischen Auswirkungen: Im Mittelpunkt der Debatte um
Künstliche Intelligenz, Codes und algorithmische Systeme stehen in Europa meist Fragen nach
Effizienz und technischem Fortschritt – selten geht es um Resilienz und Nachhaltigkeit. Aber der
Einfluss neuer Technologien auf soziale Systeme, Politiken, gesellschaftliche Prozesse und unser
Zusammenleben nicht erst seit der Pandemie massiv. Technologien schaffen neue Realitäten und
verfestigen Strukturen, die längst abgeschafft zu sein schienen. Sie können diskriminieren, haben
ökologische Folgen, sind in neo-kolonialen Strukturen verankert, und das Machtmonopol über
unsere Daten liegt bei großen Tech-Firmen. Diese Technologien bilden dabei aber
Infrastrukturen, die unser Leben für die Zukunft ordnen und die Bedingungen unseres
Zusammenlebens nachhaltig bestimmen.
THE FUTURE OF CODE POLITICS stellt darum jetzt Protagonist*innen in den Mittelpunkt, die
sich genau mit diesen, für Laien oft undurchsichtigen, Strukturen kritisch und aus oft
marginalisierten Perspektiven auseinandersetzen. Die eingeladenen Speaker*innen und
Künstler*innen arbeiten an der Dekolonisierung von Technologien und an transfeministischen
Zukunftsvisionen, und sie zeigen die gesellschaftlichen und planetaren Kosten der
technologischen Infrastruktur unserer täglichen Umgebung auf.

Das Programm aus Vorträgen, Diskussionen, Workshops und künstlerischen Interventionen
entsteht in Kooperation mit der Gründerin der Ethical Tech Society Lorena Jaume-Palasí, der
Techniksoziologin Fiona Krakenbürger und den global vernetzten Initiativen CodingRights, Musea
M.A.M.I. und Indigenous AI. Zu den eingeladenen Speaker*innen zählen die nigerianisch-
amerikanische Autorin Nnedi Okorafor, eine der wichtigsten Vertreter*innen des Africanfuturism
und u.a. Miterfinderin des Wakanda-Universums (Marvels „Black Panther“); die australische
Publizistin, Komponistin, Journalistin und Autorin des kürzlich erschienenen „Atlas of AI“ (April
2021), Kate Crawford; die Informatikerin und Forscherin auf dem Gebiet der künstlichen
Intelligenz Timnit Gebru, die bis Anfang Dezember 2020 Co-Leiterin der Abteilung für Ethik in
der KI (Ethical AI Intelligence Team) bei Google war und in einem weltweit diskutierten Skandal
entlassen wurde; die amerikanische Aktivistin und Autorin Jillian C. York („Silicon Values”, März
2021); Wendy Hui Kyong Chun (u.a. Autorin von „Discriminating Data“, Nov. 2021); der Maori-
Linguist Prof. Hēmi Whaanga; der Softwaredesigner, Data Scientist und Dichter Jason Edward
Lewis und viele mehr.

Das gesamte Programm mit allen Daten und Uhrzeiten wird am 1. Juli hier veröffentlicht.

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WOCHE 3 / BÜHNENPROGRAMM
Kyle Abraham / A.I.M
REQUIEM: FIRE IN THE AIR OF THE EARTH
Fr 20.08. bis So 22.08. / K6
Weltpremiere & Koproduktion

Mit formaler Coolness und inhaltlicher Relevanz choreografiert Kyle Abraham weltweit
zeitgenössischen Tanz und Ballett – und entwirft nun ein postpandemisches Requiem für die
große Bühne zur Mozart Re-Komposition der Footwork-Pionierin Jlin.

In seiner fluiden choreografischen Sprache bedient sich Kyle Abraham stilsicher aus dem
Repertoire des klassischen Ballett, des HipHop, des Modern Dance und von Volks- und
Straßentänzen. Neben zahlreichen Aufträgen für große Ensembles wie das New York City Ballet,
entwickelt Abraham mit seiner eigenen Company A.I.M politisch-poetische Arbeiten, die sich mit
den Themen Schwarzer Communities in den USA beschäftigen. Für REQUIEM arbeitet er
erstmals mit Jlin zusammen: Die Dance-Music Produzentin aus Indiana hat auf dem Fundament
des in den 90er Jahren in Chicago entstandenen House-/Street-Dance Stils, Chicago-Footwork
einen einzigartig experimentellen Sound mit Einflüssen aus Drum Corps, Fife-and-Drum-Blues,
westafrikanischer Perkussion und Free-Jazz-Drumming entwickelt und war bereits 2018 mit der
Komposition zu Wayne McGregors AUTOBIOGRAPHY beim Sommerfestival zu hören. Nun re-
komponiert sie Mozarts Totenmesse-Klassiker zu einem elektronischen Tanzstück, aus dem die
Vorlage als Geist aus der Vergangenheit erscheint.
In Folge des Jahres 2020 – geprägt durch die COVID-19 Pandemie und die weltweiten Black
Lives Matter Proteste – beschäftigen sich Abraham und Jlin aus explizit Schwarzer Perspektive
mit dem zentralen Thema eines der kanonischsten Werke der weißen, westlichen klassischen
Musik: dem Tod und den Mythen von Reinkarnation. In Zusammenarbeit mit dem Fashion
Designer Giles Deacon, der mit seinen ausladenden Prints und Pop-Referenzen für sein eigenes
Label und zahlreiche Modehäuser als Erneuerer der Pariser Couture Szene gilt, Lichtdesigner
und Bühnenbildner Dan Scully und 10 Tänzer*innen wird die Arbeit in Hamburg geprobt, und
anschließend auf der großen Bühne uraufgeführt.

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Thom Luz
LIEDER OHNE WORTE
Do 19.08. - Sa 21.08. / K2
Deutschlandpremiere in Kooperation mit Hellerau - Europäisches Zentrum der Künste Dresden

Der Unfall der Gegenwart lässt sich am besten mit einer Inszenierung aus großen Bildern und
Musik überwinden: Thom Luz zeigt sein neustes Bühnenkunststück!

Der Schweizer Regisseur Thom Luz entwirft Theaterbühnenkunstwerke, in denen die Metaphysik
des Alltags hör- und sichtbar wird. Wie auch die anderen diesjährigen Schweizer Festival-
Künstler, Christoph Marthaler, Dieter Roth und Brandão/Faber/Hunger, verarbeitet Luz die Tragik
des Lebens mit seelenvollem Humor – oder zumindest einem guten Song. Nachdem seine
vorerst letzte Sommerfestival-Arbeit über eine Nebelmaschinenfabrik 2019 zum Berliner
Theatertreffen eingeladen wurde, kommt Thom Luz jetzt zurück nach Hamburg mit einem Unfall:
Die Gegenwart ist gegen die Wand gefahren und auf der Bühne steht ein rauchendes
Autowrack, aus dessen Autoradio Felix Mendelssohn Bartholdys Klavierzyklus „Lieder ohne
Worte“ tönt. Diese musikalischen Salonträume sind die Grundlage einer
Katastrophenrekonstruktion von fünf Musik- und Illusionsexpert*innen in Form einer
bildgewaltigen Inszenierung; sie zeigt einmal mehr das Potential des Mediums Theater, den
Schock der Gegenwart mit Musik, Texten und Nebelmaschinen zu überwinden.

Gabriela Carneiro da Cunha
ALTAMIRA 2042
Do 19.08. – So 22.08. / k1
Europapremiere

In einem techno-schamanistischen Ritual bringt die brasilianische Künstlerin Gabriela Carneiro
da Cunha den bedrohten Fluss Rio Xingu in den Amazonas-Gebieten zum Sprechen.

Die Künstlerin, Schauspielerin und Regisseurin Gabriela Carneiro da Cunha arbeitet seit acht
Jahren an einem künstlerischen Forschungsprojekt zu den bedrohten Flusslandschaften in
Brasilien. Dafür bereist sie regelmäßig die Amazonas-Gebiete und vernetzt sich
Widerstandskämpfer*innen im ganzen Land. In ALTAMIRA 2042 beschäftigt sie sich mit einem
Nebenfluss des Amazonas, dem Rio Xingu, und dem Belo Monte Dammbau-Projekt, das die
Lebensräume und Regenwaldgebiete an seinen Ufern massiv bedroht.
Als Zeremonienmeisterin in einem techno-schamanistischen Ritual präsentiert Gabriela Carneiro
da Cunha dokumentarisches Material über den Fluss selbst, die indigenen Bewonhner*innen
seiner Ufer und deren mythische Wesen. Aus bunt leuchtenden LED-Lautsprechern dringen die
Stimmen des Wassers, der Tiere, der Pflanzen, der Anwohnerinnen und der Vertriebenen und
Verstorbenen, aber auch die Sounds der Maschinen und der Krach der Zerstörung. Es entfaltet
sich eine vielstimmige mythologisch-spirituelle Erzählung über die Bedeutung des Flusses als
Träger der Geschichte, für das Biotop und die Umwelt – und über die Möglichkeiten des
Widerstandes und einer anderen Zukunft im spekulativen Jahr 2042.

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Christoph Faulhaber
SAAI - SUPER ARTISTIC AI - FACTORY
Hackaton on ART & AI
Fr 20.08. bis So 22.08. / P1

In seiner neusten Aktion bringt Christoph Faulhaber Künstler*innen und Programmier*innen
zusammen, um das Potenzial von künstlicher Intelligenz für die künstlerische Praxis zu
untersuchen.

Mit seinen überraschenden Aktionen treibt der Hamburger Künstler Christoph Faulhaber immer
wieder interessante gesellschaftliche und künstlerische Debatten voran. Seine neuste Aktion
beschäftigt sich mit dem (u.a. auch auf unserer Festival-Konferenz) viel diskutierten
Themenkomplex der künstlichen Intelligenz (KI) und mit künstlerischer Produktion – vor dem
Hintergrund, dass KI selbstständig neue Welten schaffen kann und damit altgediente
Definitionen des Verhältnises von Werk und Autor*innenschaft vollkommen hinter sich lässt.
Faulhaber bringt per weltweiter Ausschreibung und mit einem Netzwerk internationaler Partner-
Institutionen Künstler*innen aus verschiedenen Disziplinen mit Programmierer*innen zusammen,
die gemeinsam auf einem hybriden und weltweit an unterschiedlichen Orten zeitgleich
stattfindenden Hackathon künstlerische Arbeiten mit Hilfe von künstlicher Intelligenz kreieren.
Begleitet wird der Prozess von Expert*innen aus den Bereichen Kunst, Künstliche Intelligenz,
Technologie und Wissenschaft, die den Teams beratend zur Seite stehen. Auf dem
Internationalen Sommerfestival kann das Publikum in einer raumgreifenden Installation zwei Tage
lang den Entstehungsprozess der künstlerischen Arbeiten begleiten. Dafür werden die
verschiedenen Kunst- und Programmier-Teams in einem moderierten Prozess persönlich oder via
Videostream in der Kampnagel Halle arbeiten. Im Anschluss an den Hackathon werden die
fertigen digitalen Arbeiten u.a. im Hertz-Labor des ZKM in Karlsruhe zu sehen sein.

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WOCHE 1 BIS 3 / AUF KAMPNAGEL
Susanne Kennedy & Markus Selg mit Rodrick Biersteker
I AM (VR)
Mi 04.08. – So 22.08. / k4
Koproduktion

Psychedelische Virtual Reality Performance über die Untiefen der menschlichen Sehnsucht von
drei der innovativsten Bühnenkünstler*innen des europäischen Theaters.

Die Theatermacherin Susanne Kennedy ist bekannt für ihre hyperrealistisch-verfremdenden
Inszenierungen auf den großen Schauspiel-Bühnen Europas, mit denen sie das Medium Theater
in die digitale Gegenwart gebracht und eine breite Diskussion über die Zukunft des Theaters
angestoßen hat. Seit einiger Zeit arbeitet sie mit dem Künstler Markus Selg und an experimentell-
immersiven Spiel-Settings; nun setzt die mehrfach zum Berliner Theatertreffen eingeladene
Regisseurin zum ersten Mal auf die Synthese aus Virtual Reality und Theater. In Kooperation mit
Selg und dem VR-Designer Rodrik Biersteker kreiert sie mit I AM (VR) einen psychedelischen
Selbsterfahrungstrip für je eine Person über die ältesten philosophischen Fragen der Menschheit:
Wo fange ich an, wo höre ich auf? Was macht die Realität aus, und was ist Fiktion, was ist
virtuell? Auf einem meditativen Weg durch eine Art digitale Version des Höhlengleichnisses
werden visuell überhöhte spirituell-mythologische Settings durchlaufen, und die Grundannahmen
des menschlichen Bewusstseins hinterfragt. Bis die Teilnehmenden endlich bereit sind, dem
digitalen Orakel gegenüber zu treten und die Frage aller Fragen zu stellen.

Abhishek Thapar
BELASTBAR UND SAUBER, DRINGEND GESUCHT
Mi 04.08. – So 21.08. / Piazza
Weltpremiere und Koproduktion

Audio-Installation für je eine Person mit unerzählten Geschichten aus den lokalen Restaurant-
Küchen von besseren Restaurants – über unsichtbare Arbeit und das Leben im Exil.

In Kooperation mit der Körber-Stiftung laden Kampnagel und Sommerfestival seit diesem Jahr
unter dem Titel EXIL HEUTE regelmäßig Theatermacher*innen zu Residenzen ein, um Arbeiten
über das Leben im Exil zu entwickeln. Mit Abhishek Thapar ist ein Künstler zu Gast, der im
indischen Bundesstaat Punjab geboren und aufgewachsen ist, welcher Schauplatz einer der
größten Massenmigrationen der Geschichte war. Nach über 13 Stationen in verschiedenen
Städten der Welt hat er in Amsterdam seinen Lebensmittelpunkt gefunden. In BELASTBAR UND
SAUBER, DRINGEND GESUCHT thematisiert er die Lebenserfahrung vieler exilierter Menschen
in Europa: Unabhängig von Ausbildung, Wissen und Erfahrung arbeiten sie häufig als
sogenannte „Geringqualifizierte“ in Hilfsjobs – zum Beispiel als Küchenhilfen oder Spülkräfte.
Was für die Restaurantgäste nur selten sicht- bzw. hörbar wird, wenn sie zufällig an den
Hintereingängen dieser Etablissements vorbeigehen, wird jetzt zum Thema einer Audio-
Installation für jeweils eine Person: An einem elegant gedeckten Tisch bekommen Sie ein Menü
serviert, das aus den Geschichten und Erzählungen von Küchenkräften in Hamburger
Restaurants besteht. Die Träger*innen dieser Geschichten mögen unsichtbar sein und ihre Arbeit
auch. Und dennoch sind sie real. Ihre Stimmen fordern Sie auf, genau zuzuhören und sich hinter
die geschlossenen Küchentüren zu versetzen.
Am FR 21.08. sind die Gäste außerdem zum Abendessen mit den Performer*innen im Festival-
Avant-Garten eingeladen, um die Stimmen hinter der Installation kennenzulernen.

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PROGRAMM IN DER STADT
Nesterval & Queereeoké
SEX, DRUGS & BUDD’N‘BROOKS
Do 05.08. – 22.08. / Club Uebel&Gefährlich
Weltpremiere und Koproduktion

Zusammen mit dem Karaoke-Party-Urgestein Queereoké erzählt die queere Volkstheater-Guerilla
Nesterval die Buddenbrooks weiter – als immersives Theaterstück im Hinterzimmer des
Hamburger Vergnügungsviertels.

Nachdem das Wiener Performance Ensemble Nesterval auf dem vergangenen Sommerfestival
die europäische Sozialdemokratie in die Zukunft gerettet hat (und dafür den österreichischen
Nestroy-Theaterpreis bekam), knöpfen sie sich dieses Mal in Zusammenarbeit mit dem queeren
Hamburger Karaoke-Party-Urgestein Queereeoké die Buddenbrooks von Thomas Mann vor. Das
norddeutsche Nationalepos bildet aber nur den Ausgangspunkt für ein immersives Theater-
Game, mit dem die kanonische Untergangs-Geschichte der Kaufmanns-Familie Buddenbrook im
St.Pauli der Gegenwart weitererzählt wird: Am Rande des Vergnügungsviertels kommen im
Budd’n’brooks (angesiedelt im Hamburger Club Übel&Gefährlich) allabendlich die Gestrandeten
der Gesellschaft zusammen, um im Schutze des Neon-Lichts ihr Stück vom Glück zu finden.
Lange überstrahlte das glänzende Licht des Big Business der Vergnügungsindustrie die
Schattenseite des familiär geführten Etablissements. Die Regeln des Marktes sind die gleichen
geblieben, doch die Geschäfte laufen nicht mehr. Manch eine*r hat viel zu verlieren, viele aber
auch nichts mehr. Wer profitiert also von der Ohnmacht der Untergehenden, wer unterwirft sich
den Verlockungen des Aufstiegs? Und wer entscheidet darüber, wie es weitergeht? Die
Theaterbesucher*innen treffen in dieser aufwendigen immersiven Theater-Game-Produktion auf
bekannte Charaktere, Sexarbeit und Rave-Exzesse; und sie werden selbst zu Protagonist*innen,
die das Schicksal Einzelner bzw. der gesamten Familie und dieses Theaterstücks verändern
können.

LIGNA
DIE GESPENSTER DES KONSUMISMUS
Do 05.08. – So 22.08. / Kaufhof in der Mönckebergstraße
Weltpremiere & Koproduktion

Per Kopfhörer leitet LIGNA das Publikum durch den leerstehenden Kaufhof in der Innenstadt:
eine Audiowalk-Performance über die ereignisreiche Vergangenheit des Gebäudes und die
Zukunft der Innenstadt.

Das Hamburger Medien- und Performancekunst Kollektiv LIGNA erforscht in Performances für
die Bühne und den Stadtraum die Handlungsmöglichkeiten zerstreuter oder temporär
assoziierender Kollektive. Mit dem Publikum in Bewegung entstehen so kluge Reflektionen, die
Gesellschaftskritik mit wissensreichen Referenzen aus z.B. Film, Literatur und Kunst
zusammendenken, diese aber oftmals in überraschend sinnlichen Momenten auflösen. Unter dem
Titel DIE GESPENSTER DES KONSUMISMUS laden LIGNA auf der diesjährigen

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Festivalausgabe zu einem performativen Audiowalk in die verborgenen Abgründe unter dem
glänzenden Pflaster der Innenstadt. Im Souterrain des ehemaligen Kaufhofs tun sich die Pforten
zu einer Unterwelt auf: Die Hamburger Stadtgeschichte mit dem Wüten der Cholera, dem Abriss
der Gänge und der Vertreibung der verarmten Bevölkerung aus der Innenstadt, sowie dem Bau
des Klöpperhauses – einem Wollhandelskontor – durch Fritz Höger wird gespiegelt mit der
Entwicklung des Warenhandels und der internationalen Immobilienspekulation. Nach der von
zahlreichen Stadtdiskursen und Arbeitskämpfen begleiteten Schließung des Hauses in seiner
bisherigen Form, bietet sich jetzt die Chance über eine Utopie jenseits der warenförmigen Stadt
nachzudenken. Welche Räume braucht die Hamburger Innenstadt in der Zukunft?

N. Breithaupt, A. Kahrs, F. Kubin, M. Melián, W. Müller, J. Palminger
FÜR DIETER ROTH
Do 05.08. – So 15.08. / DIETER ROTH MUSEUM (Abteistraße 57)
Koproduktion

Das Sommerfestival hat sechs künstlerische Arbeiten in Auftrag gegeben, die in Form von Audio-
Guides durch das Hamburger Dieter Roth Museum führen.

Der Schweizer Künstler Dieter Roth hat das 20. Jahrhundert mit einem umfangreichen Werk
geprägt, das neben Zeichnungen, Malerei und Skulpturen auch Tonkunst, Film und Texte
umfasst. Im Hamburger Dieter Roth Museum, das der Künstler zu Lebzeiten hier in einem
mehrstöckigen Privathaus einrichtete und das heute von der Dieter Roth Foundation betreut wird,
sind signifikante Roth-Arbeiten zu sehen, darunter Schokoladenskulpturen, Schimmelbilder und
Instrumenten-Reliefs. Wie auch die anderen Schweizer Festivalkünstler Thom Luz («Lieder ohne
Worte») und Christoph Marthaler, der das Sommerfestival mit einer Inszenierung von Dieter Roth
Texten eröffnet, hat Roth mit subtilem Humor den Alltag künstlerisch verarbeitet und der Musik
eine entscheidende Rolle eingeräumt – im eigenen Tonstudio oder als Teil des Kollektivs «Selten
gehörte Musik».
In Kooperation mit der Dieter Roth Foundation, hat das Sommerfestival nun sechs Künstler*innen
aus Bildender Kunst und Musik eingeladen, sich mit dem Werk Roths in Form von künstlerischen
Audioguides auseinanderzusetzen: die bildenden Künstlerin Annika Kahrs, den
Experimentalmusiker Felix Kubin, die Künstlerin Michaela Melián in einem Gespräch mit dem
Künstler Wolfgang Müller, die Soundkünstlerin Nika Breithaupt und den Humorkünstler Jaques
Palminger. Ihre Audio-Arbeiten, welche die vielfältige künstlerische Praxis Dieter Roths
reflektieren und die anhaltende Relevanz seiner Arbeit für die zeitgenössische Kunst
verdeutlichen, sind exklusiv zu hören bei einem Rundgang durch die Dieter Roth Foundation in
Hamburg Harvestehude.

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Juan Dominguez & Arantxa Martínez
THIS IS NOT NORMAL
Mi 04.08. – Sa 21.08. / Gerhart-Hauptmann-Platz / Hein Köllisch Platz / Schwanenwik
Weltpremiere & Koproduktion

Das charmante Konzeptkunst-Duo Juan Dominguez & Arantxa Martínez beleben den
postpandemischen Stadtraum mit lebendigen Skulpturen und zwischenmenschlicher Nähe.

Im Sommer 2017 war Juan Dominguez in ganz Hamburg zu sehen: Als Portrait im Politiker-Stil
der Sommerfestival-Plakat-Kampagne, und als Künstler im Festivalgarten, wo er bereits
lebendige Skulpturen inszenierte. In die Herzen des Publikums hatte er sich schon in den Jahren
davor gespielt mit seiner mehrteiligen, humorvoll-konzeptuellen Community-Building-Serie
CLEAN ROOM. Nun kehrt der Konzeptkünstler, Kurator und Performance-Humorist Juan
Dominguez mit seiner künstlerischen Partnerin Arantxa Martínez nach Hamburg zurück, um die
Stadt als postpandemische Bühne zu bespielen. Mit acht lokalen Performer*innen entwerfen die
beiden in Hamburg über drei Wochen lebendige Skulpturen, die Intimität, Sexualität und
zwischenmenschliche Nähe in den Hamburger Stadtraum zurück bringen. Während in den
Monaten des Social Distancing der öffentliche Raum zur potenziellen Gefahr und körperliche
Nähe zum absoluten No-Go geworden ist, begegnet THIS IS NOT NORMAL dem Verlust der
Nähe mit choreografierter Intimität als Intervention im öffentlichen Raum.

Graindelavoix
THE LIBERATION OF THE GOTHIC
Sa 07.08. und So 08.08. / St. Gertrud Kirche

Das aktuell innovativste Vokalensemble für Alte Musik aus Antwerpen inszeniert Konzerte als
raumgreifende Performances und schafft entfesselte Klangerlebnisse. In der St. Getrud-Kirche
präsentiert es mit The Liberation of the Gothic ein Programm mit überwältigender englischer
flamboyanter Polyphonie, die von Thomas Ashwell und John Browne kurz vor der englischen
Reformation im 16. Jahrhundert geschrieben wurde und wie durch ein Wunder den Bildersturm
überlebte.
Der belgische Musiker, Anthropologe und Musikethnologe Björn Schmelzer gilt mit seinem 1999
gegründeten Vokalensemble Graindelavoix als Spezialist auf dem Gebiet der sogenannten Alten
Musik, also der Musik des ausgehenden Mittelalters, der Renaissance und des Barock. Statt des
Versuches exakter Reproduktion historischer Stücke setzt das Ensemble auf eine
zeitgenössische Aufführungspraxis mit Stimmen verschiedener Geschlechter und musikalischer
Kulturen, deren besondere Gesangstechniken, Ornamentierungen und Improvisationsmethoden
das vokale Klangspektrum beeindruckend erweitern. Im heterogenen Klangbild drückt sich die
Individualität der Beteiligten aus und ermöglicht eine emanzipatorische Teilhabe anstatt der
bloßen Unterwerfung vor der historischen Größe des Ausgangsmaterials. Eine intensive
Auseinandersetzung mit der Architektur und dem Klang der Aufführungsorte hat Graindelavoix zu
einem der Aufsehen erregendsten und unkonventionellsten Ensembles gemacht, in deren Live-
Interpretationen die Qualität der Stücke auch physisch erfahrbar wird. Nachdem die Gruppe um
Schmelzer bereits im vergangenen Jahr mit einer Arbeit im Hamburger Kunstverein beim
Sommerfestival vertreten war, kommt sie jetzt für zwei Konzerte nach Hamburg in die St. Gertrud
Kirche. The Liberation of the Gothic wurde 2019 auch als Album veröffentlicht und euphorisch in
der Presse besprochen.

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Michael Schönheit & P.A. Hülsenbeck
REAPING FROM THE CONFLUX
Di 17.08. / St. Gertrud Kirche

Im Aufeinandertreffen des Gewandhaus-Organisten Michael Schönheit und des
Multinstrumentalisten P.A. Hülsenbeck entsteht Genre übergreifende Musik zwischen Sakralität,
Popharmonik und freier Improvisation.

REAPING FROM THE CONFLUX ist eine Zusammenarbeit zwischen dem Gewandhaus-
Organisten Michael Schönheit und dem Multiinstrumentalisten P.A. Hülsenbeck. Die beiden
Musiker entstammen aus komplett unterschiedlichen musikalischen Welten und Generationen,
aber beide eint eine große Lust an musikalischen Experimenten. Auf der Grundlage von
Improvisation, die im Orgelspiel traditionell eine große Rolle spielt, entstand eine Genre
übergreifende Musik zwischen Sakralität, Popharmonik und freier Improvisation.
P.A. Hülsenbeck spielt Gitarre und Electronics u.a. bei der Indie-Formation Jungstötter und
seinem eigenen Bandprojekt (beide zu Gast auf dem Internationalen Sommerfestival 2019),
beschäftigte sich darüber hinaus aber auch immer mit zeitgenössischen Komponisten wie Philip
Glass oder Clara-Lis Coverdale und den unendlichen klanglichen Ausdrucksmöglichkeiten eines
Modular-Synthesizers. Michael Schönheit ist Organist im Leipziger Gewandhausorchester und
als künstlerischer Leiter außerdem für die Merseburger Orgeltage verantwortlich. Von 1998 bis
2005 leitete er außerdem den Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg, mit dem er zahlreiche
Werke der Oratorienliteratur des 18. und 19. Jahrhunderts zur Aufführung brachte. Im Rahmen
des diesjährigen Internationalen Sommerfestivals gibt es in der wunderschönen St. Gertrud
Kirche nun die seltene Gelegenheit die beiden live zu hören.

Rimini Protokoll
THE WALKS
04.08. – 22.08 / in der Stadt
Koproduktion

Die Theatererneuerungs-Gruppe Rimini Protokoll verwandelt mit einer App und zehn Audio-
Walks das pandemie-sichere Ritual des Spaziergangs in ein Theaterstück und verbindet
Menschen auf der ganzen Welt.

Mit ihren vielfach ausgezeichneten und aufwendig recherchierten dokumentarischen
Theaterarbeiten gehört die Berliner Gruppe Rimini Protokoll zu den Stammgästen weltweiter
Festivals und Theaterhäuser und war 2000 erstmals auf Kampnagel zu Gast. Auf dem
Internationalen Sommerfestival haben sie mit ihrer aufwendigen iPad-Inszenierung SITUATION
ROOMS im Jahr 2014 in die Untiefen des Waffenhandels entführt, mit DO’S AND DON’TS
2018 in einer Bustour Kinder als Expert*innen der Stadt ernstgenommen und zuletzt mit
UNCANNY VALLEY ein elektronisches Double des Autors Thomas Melle in der K1 inszeniert.
Ihre neuste Arbeit THE WALKS ist eine App für zehn ca. 20-minütige Audio-Walks als
Kurzhörspiele für bestimmte Orte in Hamburg, die zeitgleich von Menschen in anderen Städten
weltweit an ähnlichen Orten erlebt werden können – und so durch die gemeinsame Handlung
des Gehens miteinander verbinden. Das in der Pandemie so zentral gewordene Ritual des
Spaziergangs als sichere soziale Interaktion wird dadurch zu einem theatralen Szenario, versetzt
mit Erzählungen, dialogischen Situationen und choreografischen Erkundungen.

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Yolanda Gutierrez
BISMARCK-DEKOLONIAL ALS LIVE-FORUM
Fr 13.08. – So 15.08 / Bismarck Denkmal
Weltpremiere

Mit Videomappings und Performances setzen sich acht Künstler*innen aus fünf ehemaligen
deutschen Kolonien kritisch mit der Bismarck-Statue und dem Umgang Deutschlands mit seiner
eigenen Kolonialgeschichte auseinander. Otto von Bismarck ist eine der Schlüsselfiguren der
Kolonialisierung Afrikas. Und die riesige Bismarck-Statue mitten in Hamburg wird von 2020 bis
2022 für rund neun Millionen Euro restauriert. Sie steht aktuell symbolisch im Mittelpunkt der
Debatte darum, wie wir als Gesellschaft mit der deutschen Kolonialgeschichte umgehen.
Mit BISMARCK DEKOLONIAL wird jetzt ein Perspektivwechsel angeregt und künstlerische
Narrative ehemals Kolonisierter rücken ins Zentrum der Auseinandersetzung: Seit April diesen
Jahres arbeitet die mexikanisch-deutsche Choreografin und Kuratorin Yolanda Gutiérrez mit dem
Musiker und Tänzer „Stone“ aus Kamerun, der bildenden Künstlerin Vitjitua Ndjiharine aus
Namibia, dem Musiker, Tänzer und Choreografen Isack Peter Abeneko aus Tansania, dem Tänzer
und Choreografen Moussa Issiaka aus Togo, dem ruandischen Illustrator Dolph Banza und dem
mexikanischen Multimedia Künstler Fabian Villasana aka Calavera in Form eines Labs an
kollektiven, dekolonisierenden künstlerischen Gegenstimmen. Diese werden im August in Form
von Videomappings auf der Statue selbst und live als Interventionen und Performances rund um
ihren Sockel zur Aufführung gebracht.

Kotka Gudmon
AGENCY (Installation) / AGENTS (VR-Performance)
Sa 14.08. – Mi 01.09. / Magellan-Terrassen (in zwei Containern)

Die Hamburger Künstlerin zeigt zwei Arbeiten zu kollektiver Handlungsfähigkeit: eine begehbare
Installation an den Magellan-Terrassen und eine immersive VR-Performance in der Hauptkirche
St. Katharinen.

Mit der Installation AGENCY und der partizipativen VR-Performance AGENTS eröffnet die
Künstlerin Kotka Gudmon mit ihrem deutsch-kanadisch-ungarischen Team immersive Räume, die
sich mit dem Konzept der „Agency“ beschäftigen – also der Handlungsfähigkeit von Subjekten.
Wo die Handlungs- und Gestaltungsfähigkeit von Einzelnen anfängt und aufhört, ist eine zentrale
Frage in der weltweiten Pandemie, stellt sich aber auch im Kontext des Klimawandels oder
staatlicher Strukturen, denen Menschen ausgeliefert sind.
In der multimedialen Installation AGENCY an den Magellan-Terrassen können die
Zuschauer*innen in Form eines multimedialen Agent*innen-Eignungstests an der Schwelle von
Digitalität und Realität zu zweit die Handlungs- und Kooperationsfähigkeit testen. In der
Hauptkirche St. Katharinen Hamburg wiederum können alle Agent*innen werden und sich in der
immersiven Performance AGENTS einem Agent*innen-Training unterziehen: Zwischen VR-
Game-Event, Detektiv-Thriller und Elektro-Jazz-Oper werden Handlungsfähigkeit und Glaube an
eine kollektive Zukunft getestet. Wer Agent*in werden will, braucht keine technischen Expertisen,
nur Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die Bereitschaft zur Transformation. VR-Brillen gibt
es vor Ort.

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Geheimagentur
HAMBURGER SEEFRAUENPARADE
So 08.08. / Online-Syposium
So 22.08. / Parade

Die erste Hamburger Seefrauen*parade setzt ein Zeichen für feministische Perspektiven auf Meer
und Hafen.

Auf allen sieben Meeren und auch in Hamburg haben sich in den vergangenen Jahren
Künstler*innen, Aktivist*innen und Forscher*innen aufs Wasser aufgemacht. Sie setzen sich für
ein Recht auf Hafen ein, für die Wiedergewinnung des Wassers als öffentlichen Raum, für
Seenotrettung, fairen Handel, für die Aufarbeitung kolonialer Strukturen und gegen die
Zerstörung maritimer Lebensräume. Die patriarchale Geschichte der See ist kein maritimes
Abenteuer, sondern von Krieg, Kolonialismus und Ausbeutung geprägt. Auch der Hamburger
Hafen steht in dieser patriarchalen Tradition, und weiterhin sind HPA, Eurogate, Hapag Lloyd und
so mancher Bootsverein männlich dominiert. Gibt es eine alternative, feministische Perspektive
auf Meer und Hafen? Mit der 1. HAMBURGER SEEFRAUEN*PARADE soll ein Zeichen dafür
gesetzt werden. Macht die Synchronschwimmstaffeln und die Leuchtraketen klar!
Die 1. HAMBURGER SEEFRAUENPARADE wird vom Hamburger Kollektiv geheimagentur im
Kontext des Projekts „Women of the Seven Seas“ initiiert. Mit dem alternativen Kreuzfahrtterminal
AKT war die geheimagentur bereits 2015, mit PORTS 2016, und dem FREE PORT Baakenhöft
2017 auf dem Internationalen Sommerfestival zu Gast und hat sich für ein Recht auf Meer und
Hafen eingesetzt. Mit dem Projekt „Women of the Seven Seas“ bringt die geheimagentur
Künstler*innen und Forscher*innen und Seefrauen aus aller Welt zusammen, und zwar zunächst
online auf der gleichnamigen Online-Plattform. Am 8. August von 14:00 bis 18:00 wird die
Plattform mit einer Reihe von maritimen, feministischen Dialogen gelauncht. Und am 22.08., zum
Abschluss des Festivals, zieht sie mit der Seefrauen*parade durch die Wasserwege Hamburgs.

Ein Kurzfilm-Parcours von A Wall is a Screen.
IT’S A MATCH! BRENNENDE FRAGEN DER KUNST.
SERIE 0: CHOREOGRAF*INNEN
Fr 20.08 / in der Stadt

Das Hamburger Künstler*innen-Kollektiv A Wall is a Screen, berüchtigt für seine Interventionen
im Stadtraum, projiziert die Kurzfilmserie IT’S A MATCH! BRENNENDE FRAGEN DER KUNST
auf Gebäude und urbane Strukturen. Die Zuschauer*innen wandern in einer Kombination aus
Stadtführung, Filmnacht und Demonstration auf unbekannten Wegen durch die Stadt und sehen
die Gedanken und Bewegungen von Choreograf*innen auf den dunklen Fassaden tanzen.
Vorab haben fünfzig Künstler*innen unterschiedlichster Stilrichtungen und Generationen eine
Streichholzschachtel mit Fragen zu ihren aktuellen Projekten, den Auswirkungen der Pandemie
auf ihre Arbeit, zu gesellschaftlichen und persönlichen Themen erhalten. Für die Dauer der
brennenden Streichhölzer enthüllen sie ihre Erfahrungen in Zeiten des Stillstands und werden
dabei gefilmt. Das sichtbare Ablaufen der Zeit beschleunigt ihre Antworten. Zweifel, Geistesblitze
und andere ungeahnte Bewegungen kommen zum Vorschein. Und zeichnet ein vielschichtiges
Porträt aus Stimmen u.a. aus dem Kampnagel-Programm bekannter Choreograf*innen und
einiger Special Guests, die auch im Festival-Programm zu sehen sein werden.

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PROGRAMM IM AVANT GARTEN
Hamburgs Perle der künstlerischen Freiheitsparks wird wie im vergangenen Jahr
von JASCHA&FRANZ gestaltet – konzeptuell begleitet von der langjährigen Festival-
Performancegruppe JAJAJA (die an allen Festivalabenden ab 22:00 Programm mit wechselnden
Gästen macht) und erweitert um eine neue Waldbühne von Urs Amadeus Ulbrich und Gras &
Steine. Mit Referenzen an Jahrmärkte und Freizeitparks und einem Konzept für Barrierefreiheit
bietet der Festival Avant-Garten diverse Spielflächen mit Installationen, Performances, Kulinarik
vom Peacetanbul-Restaurant und einem täglich wechselnden Programm auf mehreren Open-Air-
Bühnen und dem Migrantpolitan-Gebäude (Details in der Programmübersicht auf kampnagel.de).

SOMMERFESTIVAL KONZERTE IN KOOPERATION MIT DER
ELBPHILHARMONIE

Dino Brandão, Faber, Sophie Hunger
ICH LIEBE DICH
Do 05.08. / Elbphilharmonie

Selten ist die Liebe so herzzerreißend, klug und selbstironisch in Töne gebettet worden wie von
der Schweizer Supergruppe aus Dino Brandão, Faber und Sophie Hunger. Die drei trafen sich im
vergangenen Sommer nach abgesagten Tourneen und Alben am Zürichsee und beschlossen, die
Kälte und Distanz des Pandemie-Lockdowns mit einem Liebesmanifest aus 12 Liedern in
Schweizer Mundart zu überwinden. „Ich liebe Dich“ heißt es bestechend einfach und ist geprägt
von lyrischer Ehrlichkeit, die in Mundart eine Manni-Matter-hafte poetische Klangwucht erreicht:
"Ich ha probiert mich selber zsi, aber ich han g'merkt es isch de Horror" singt Faber, „S'tropft
Bluet vu eusem Rosegarte / S'Läbe isch es Risiko / Was hesch erwartet“ singt Brandão,
„Z'Glück isch Begehre / S'wird grösser wenn's schwer isch“, singt Hunger. Die Unmittelbarkeit
und Fragilität der Lieder wird verstärkt, weil die drei alle Instrumente (bis auf die
Streicherarrangements) selbst spielen. Nun führen Brandão, Faber und Hunger ihr
Liebesmanifest im Großen Saal der Elbphilharmonie auf – das erste von vier Kooperations-
Konzerten mit dem Kampnagel Sommerfestival.

Martha & Rufus Wainwright
MOTHER
Mi 11.08. / Elbphilharmonie

"I will try to stay alive / To see as much through your eyes / But one day you know I will go" singt
Martha Wainwright mit atemberaubend durchdringender Stimme. Der Song, in dem sie sich
selbst als Mutter spiegelt, ist einer von fast 20 (eigenen und gecoverten) Songs und klassischen
Liedern über Mütter und Mutterschaft, mit denen Martha und ihr Bruder Rufus ihrer verstorbenen

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Mutter gedenken – der legendären Folksängerin Kate McGarrigle. „Mother“ wurde erstmals
2019 für die Kathedrale in St. Denis konzipiert, wo traditionell die französischen Adeligen
beigesetzt wurden. Nun kommen die Geschwister in den Großen Saal der Elbphilharmonie, wo
Rufus bereits 2017 ein umjubeltes Konzert gab, ebenfalls in Zusammenarbeit mit dem
Kampnagel Sommerfestival. Begleitet vom Pianisten und Arrangeur Laurence Bekk-Day lassen
die beiden in persönlichen Anekdoten, Geschichten und Liedern von Gounods "Ave Maria" über
Queens "Bohemian Rhapsody" bis zu John Lennons "Mother" alle Mütter lebendig werden.
Rufus, dessen Werk als Sänger und Komponist zwei Opern, sinfonische Werke, Filmmusik und
inzwischen neun Studioalben umfasst, sagt: "Kate liebte es, Martha und mich zusammen singen
zu hören, genau wie sie mit ihrer Schwester Anna sang. Sie ist leider verstorben, bevor wir
diesen Abend entworfen haben; aber sie ist überall in diesem Programm, und ich hoffe, dass sie
da oben zuhört und zu uns herunter lächelt."

Dave Longstreth / Dirty Projectors acoustic / stargaze
THE SONG OF THE EARTH IN CRISIS
Do 12.08. Elbphilharmonie

"Let’s do something new", sagten sich Dave Longstreth von den Dirty Projectors und André de
Ridder, Leiter des experimentierfreudigen Berliner Orchesterkollektivs Stargaze, als sie sich 2013
beim Sidney Festival trafen. Und tatsächlich hielt der Komponist und Frontmann der berühmten
amerikanischen Rockband Wort: Anschließend an eine seiner jüngsten Singles "Earth
Crisis" schuf er für die Musikerinnen und Musiker von Stargaze nun "Song of the Earth in Crisis".
Longstreth, der die Dirty Projectors bereits 2002 in New York gründete, erklärt: "In den 111
Jahren seit der Uraufführung von Gustav Mahlers „Lied von der Erde“ hat sich unser Verhältnis
zur Erde dramatisch verändert. Es schien also an der Zeit, diese Idee neu zu formulieren."

Gaye Su Akyol
REBELLION MANIFESTO
Di 24.08. / Elbphilharmonie

Die Musikerin Gaye Su Akyol zählt zu den aktuell interessantesten künstlerischen Stimmen der
Türkei. In ihrer Musik verbinden sich Einflüsse aus nahöstlicher Volksmusik mit Post-Punk,
Grunge oder psychedelischem Surf-Rock zu einem kosmopolitischen Soundentwurf. Nach ihrem
ausverkauften Konzert im Knust 2019 spielt sie mit ihrer Band nun in Kooperation mit dem
Kampnagel Sommerfestival zum ersten Mal im Großen Saal der Elbphilharmonie. Mit einer
starken Livepräsenz und avantgardistischen Musikvideos erspielte sich die gelernte Malerin aus
dem hippen Kadiköy-Viertel Istanbuls heraus eine globale Anhängerschaft. Lobeshymnen unter
anderem in der New York Times beschrieben sie als "Turkish rock music’s biggest hope", die an
die Psychedelic-Musik der 70er in der Türkei und an Folk-Ikonen wie Selda Bağcan anknüpfe.
Iggy Pop sagte über Akyols Musik, sie sei "viel erfüllender als jede populäre Musik aus dem
erschöpften Westen heute".

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